Exkursion Marseille 14 - JOURNAL - Fachhochschule Erfurt
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Impressum Exkursion nach Marseille vom 20. bis 24. Mai 2014 Studiengang Stadt- und Raumplanung der Fachhochschule Erfurt Studierende Exkursionsleitung und Organisation Ingrid Schwartz-Götz V.-Prof. Dr.-Ing. Celina Kress Anna Hensel mit Marlène de Saussure Paul Neumann Maximilian Stamm Tina Steinke Redaktion Isabelle Tischer Robin Sauerbrey Katharina Geier Anton Bombach Andreas Hehl Susann Hollbach Special Thanks Rhona Wagner to our committed guides, experts, and discussants Christoph Webel Jana Stief Alexandre Sorrentino (Euroméditeranné) Jessika Wolf Frédéric Roustan (AgAM) Prof. Dr. Stephane Hanrot Prof. Dr. Pascal Urbain Tilman Reichert (Studio Ricciotti) Nicolas Mémain (Hôtel du Nord) Abbildungen Prof. Dr. Jean-Lucien Bonillo Das Exkursionsjournal ist ausschließlich zum hochschulinternen Jens Denissen Gebrauch bestimmt. Bildrechte der fotografischen Abbildungen Hendrik Sturm liegen bei den Exkursionsteilnehmer_innen, vor allem bei Anton Bombach (Cover und Leitfotografien)
5 Marseille 2014 - Stadterkundung im Jahr danach ... Wir besuchten Marseille im Frühling 2014 - ein Jahr nachdem die „richtigen“ Seite der Stadt – wirkt es offenbar wenig provokant. Stadt 2013 als Kulturhauptstadt Europas im internationalen Ram- Bei unserem Besuch im Mai 2014 erlebten wir den weit vorange- penlicht stand. Einen Sommer lang hatte Marseille ehrgeizige Ini- schrittenen Umbau der Stadt: die Prestigeprojekte an der Mittel- tiativen und Projekte zur Stadtentwicklung und -erneuerung prä- meer-Promenade, funktionierende Straßenbahnen nur im baulich sentiert und ein Feuerwerk an Kulturveranstaltungen gezündet. und sozial aufgewerteten Zentrum, ebenso wie einen zum groß- Wir wollten wissen, wie es damit weiter geht. bürgerlichen Wohnzimmer umgestalteten Stadthafen, der auch Marseille ist die zweitgrößte und älteste Großstadt Frankreichs, für uns zum allabendlichen Treff- und Aufenthaltsort wurde. die Stadt der sozialen Spannungen und Gegensätze. Die Hafen- Beeindruckende Einblicke und Erfahrungen machten wir auf den stadt war Schlupfloch für Naziverfolgte, Ziel für Franzosen aus Al- Metropolwanderrouten des GR_2013: „Vernutzte Landschaften“ gerien und Migranten aus Marokko. Die Industriestadt wurde im (paysage usage) machen die Komplexität der Städte erst wirklich Strukturwandel der 1970er Jahre stark gebeutelt und repräsen- spürbar und nachvollziehbar, dazu gehören die An- und Abreise- tiert bis heute Europas Tor nach Afrika. routen und -knoten ebenso wie vielfältige Erscheinungsformen In diese Stadt, in die südlich gelegene Hügellandschaft, hatte Le Cor- der Sammelstellen all dessen, was in der urbanen Agglomeration busier einen Ozeanliner gebaut, eine Wohnmaschine, die erste Unité überflüssig und verbraucht ist ... d‘habitation, jenen Prototypen, der noch weitgehend nach seinen In den Gesprächen mit Experten der Stadt- und Regionalplanung, Vorstellungen umgesetzt wurde und bis heute erstaunlich gut funkti- sowie Architekten und Historikern konnten viele Fragen und Zu- oniert - offensichtlich schätzen die Bewohner ihren Architekturdamp- sammenhänge geklärt werden. Es wurden spezifische Eigenschaf- fer, sie nutzen den Müllschlucker und andere Serviceeinrichtungen ten und Besonderheiten der StadtRegion Marseille-Aix deutlich, ebenso gern wie die Dachterrasse mit dem atemberaubenden Blick und wir entdeckten Ähnlichkeiten und aus Deutschland wohl be- über Landschaft und Meer. Das materielle Manifest der städtebauli- 5 kannte Muster in der Stadt- und Regionalentwicklung. chen Moderne ist 1947 im Süden der Stadt gelandet: hier - auf der
6 Exkursionsprogramm Dienstag, 20.05.2014 Time_ Topic_ Site_ Contact_ Expert_ 8:05 Departure: Lufthansa (LH 1086) Frankfurt Int. Airport (FRA) Terminal 1 9:40 Arrival: Lufthansa (LH 1086) Marseille Prov. Apt. (MRS) Terminal 1 10:10-10:40 Transport MP Airport Marseille Saint Charles Platform 2 http://www.marseille-airport.com/access-car-parks/ Train Station access/shuttle-buses/marseille-station-centre 11:00-12:00 Check in accomodation individually: Gr_A Gr_B Gr_C 12:30-13:30 First Encounter Friche La Belle De Mai Rue Joblin Bus 31, 33, 34 49B Stat. Bvd. National 14:00-16:00 Urban Regeneration and Urban Transformation: Euroméditerranée: Les Docks - Place de la Joliette M. Alexandre Sorrentino Euroméditerranée 10; 13567 Marseille 16:00-18:00 Metropolitan area: concept, governance, regional AgAM M. Frédéric Roustan impact, urban and regional identity Louvre & Paix - La Canebière 49; 13001 Marseille Mittwoch, 21.05.2014 9:00-11:00 Centralities: ENSA, Le campus de Luminy Prof. Dr. Stephane Hanrot urban basics (régulation, historical and géogra- 184, avenue de Luminy, 13288 M phical datas,...) and architectural facets 11:00-13:00 Testing modern spaces I: Unité Marseille (Le 280, Boulevard Michelet, 13008 M Paul Neumann, Ingrid Schwartz-Götz Corbusier) ENSA, Le campus de Luminy 184, avenue de Luminy, 13288 M 13:00-13:30 Lunch break Way to Stoa/ 7 rue d’Italie, Marseille 13:30-16:00 Marseille Stoa (with Sandwiches) Prof. Dr. Pascal Urbain 7 rue d’Italie; 13006 Marseille 16:30-18:00 MUCEM 1, esplanade du J4 Guided Tour 13002 Marseille 18:00-19:00 Architecture of the museum Treffpunkt: Foyer des Mucem Tilman Reichert, Senior Architect, Studio Rudy Ricciotti
7 Donnerstag, 22.05.2014 9:00-12:00 Decentralized 9:00 Treffpunkt: U-Bahn M2 „Noailles“, Hotel du Nord Urban geographies: Marseille périphérie nord Boulevard Garibaldi 1, 13001 Marseille Nicolas Mémain Testing modern spaces II 9:30 „Hanoï-Bernabo“ walk (4,4 km) on the 2 Gands Projets: GR2013 (1) GR2013 and through Marseilles north districts 12:00-13:00 Lunch break Lunch 13:30-15:00 Navette From north ends to center/vieux port Marseille 15:30-18:00 French-German Interferences and multiple Vieux Port and Panier Prof. Dr. Jean-Lucien Bonillo modernities in architectural history Regeneration planning: demolition and recon- struction Treffpunkt: vor dem l’Hôtel de Ville Place Villeneuve de Bargemon 13002 Marseille Freitag, 23.05.2014 9:00-10:00 Departure to Aix-en-Provence; TER 80650 Gare Saint-Charles 9:35 (Marseille St-Charles) – 10:09 (Aix-en-Pro- Square Narvik vence-Centre) 13232 Marseille 11:00-13:00 Camp des Milles 40, chemin de la Badesse - CS 50642 Audio Guides 13547 Aix-en-Provence 13:00-14:00 Lunch break Lunch (PicNic) 14:00-18:00 GR2013 (2) Survey with ... Jens Denissen 18:30 and Barbeque Baptiste Lanaspeze, creator of GR2013 Photographer’s meeting Samstag, 24.05.2014 9:00 Departure to Aix-en-Provence; TGV 9860 Gare Saint-Charles Meeting point with Hendrik Sturm 9:12 (Marseille St-Charles) – 9:23 (Aix-en-Pro- Square Narvik vence Gare TGV) 13232 Marseille 9:30-14:00 GR2013 (3) Aix-en-Provence Gare TGV Metropolitan walk with the artist Hendrik Sturm Lunch break Route départementale 9 7 fin 13592 Aix-en-Provence Picnic during the inspection of the GR 14:00 Departure to Marseille Gare Saint-Charles 14:14 (Aix-en-Provence Gare TGV) – 14:26 (Mar- seille St-Charles) 16:35-17:05 Marseille Saint Charles Train Station - Transport Gare Saint-Charles MP Airport Square Narvik; 13232 Marseille 18:50 Departure: Lufthansa (LH 1089) Marseille Prov. Apt. (MRS) Terminal 1 20:30 Arr.: Lufthansa (LH 1089) Frankfurt Int. Airport (FRA) Terminal 1
9 Exkursionsthemen // Inhalt Friche la Belle de Mai und Euroméditerranée 1 Stadterneuerung und Kulturprojekte als Triebkräfte urbaner Transformationsprozesse: Möglichkeiten, Grenzen, Probleme Katharina Geier, Anna Hensel Großprojekte und Urban Icons am Hafen 9 Mucem und J4 (Rudy Ricciotti), CMA CGM Tower (Zaha Hadid etc.), Vieux Port Ombrelle (Norman Foster ) Waterfront Developments: Hafen-Umbau als Instrument der Stadtentwicklung Anton Bombach, Susann Hollbach Regionale Neustrukturierung in Frankreich 17 Umwandlung der Departements in Communautés Urbaines / Metropoles: Metro - Region Marseille - Aix, und Stadtwahrnehmung auf dem GR_2013 Tina Steinke, Isabelle Tischer L’Unite d’Habitation de Le Corbusier á Marseille 25 Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Moderne Paul Neumann, Ingrid Schwartz-‐Götz Grands Projets in den Quartiers Nord 29 Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Wohnquartiere und Initiativen zur Rehabilitation des Nordens von Marseille Jana Stief, Jessica Wolf 9 Vieux Port und das Pannier 37 Stadtumbaupläne, die Zerstörung des Viertels durch die Besatzer und der Wiederaufbau Andreas Hehl, Rhona Wagner Last Exit Marseille: Das Lager Camp des Milles in Aix-en-Provence 45 Maximilian Stamm, Christoph Webel
1 Friche la Belle de Mai und Euroméditerranée Stadterneuerung und Kulturprojekte als Triebkräfte urbaner Transformationsprozesse: Möglichkeiten, Grenzen, Probleme - Katharina Geier, Anna Hensel „Kultur“, wird vom lateinischen „colere“ (pflegen, urbar machen) Auflösung des Kolonialreiches zahlreiche weitere Ethnien dazu bzw. „cultura“ und „cultus“ (das Kultivieren des Bodens) abgeleitet. (Webseite Ernst Klett Verlag). Der Begriff steht heute für die Gesamtheit der geistigen, künstleri- Jede größere europäische Stadt verfügt über eine ihr eigene Kul- schen und gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft. (Websei- turlandschaft. Im Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordnung te Bibliographisches Institut). In diesem Beitrag wird Kultur vor al- fällt jedoch auf, dass es in Marseille weniger staatlich geförderte lem im engeren Sinne ihrer Ausprägung - den Kulturinstitutionen Kulturinstitutionen gibt. Seit der Ernennung zur Kulturhauptstadt und Kulturprojekten, betrachtet. bestehen zwar zahlreiche Museen mehr, jedoch gibt es nach wie vor nur ein Opernhaus und ein Theater. Dies macht die Stadt je- Marseille – Schmelztiegel der Kulturen doch mit einer vielfältigen Off-Kulturszene wett, welche weit über die Grenzen des Landes bekannt ist. Die Weltoffenheit der Stadt Marseille ist die älteste Stadt Frankreichs, ihre Geschichte reicht macht sie außerdem zu einem idealen Ort für die Austragung von 2600 Jahre zurück. Mit knapp einer Million Einwohnern ist sie nach Festivals, wie etwa das Marsatac Musikfestival, das Kirchenmusik- Paris, die zweitgrößte Stadt Frankreichs und die wichtigste Hafen- Festival, das Jazz-Festival oder auch das Dokumentarfilm-Festival. stadt des Landes. In den Vierteln „Le Cours Julien“ und „La Plaine“ ist die Marseiller Sie ist zugleich ein Schmelztiegel der Kulturen des Mittelmehr- Kreativszene ansässig. Im Le Cours Julien ist vor allem die Marseil- raumes. So kommen 90 % der Einwohner Marseilles aus Familien, ler Graffiti-Szene aktiv. Das Viertel La Plaine ist als Treffpunkt für die nicht aus Frankreich stammen. Vor 1960 waren 40 % der Be- die alternative Kunst- und Kulturszene bekannt, als auch für seine völkerung italienischer Abstammung, danach kamen infolge der ausgeprägte Bio-Szene mit den alternativen Läden (Webseite Pas- sage & Co). Kulturhauptstadt Europas 2013 Marseille wurde im Jahre 2013, neben Košice, Kulturhauptstadt Europas. Die Auszeichnung soll ein besseres Verständnis der Eu- ropäer füreinander schaffen und zum Zusammenwachsen Euro- pas beitragen. Mit der Nominierung zur Kulturhauptstadt waren erhebliche Hoffnungen verbunden. Die Stadt nutzte den Titel und damit verbundene finanzielle Mittel, um neue Impulse im Bereich der Kultur zu setzen, sowie den Strukturwandel der Stadt zu be- schleunigen. Auch sollte, durch das dadurch verbessere Image, der Tourismus gefördert werden. Treibende Kraft hinter der Ernennung zur Kulturhauptstadt war Abb. 1: Das MuCEM der Marseiller Bürgermeister Jean-Claude Gaudin, der seit seiner
2 (ersten) Ernennung im Jahr 1995 auf den Titel hingearbeitet hat. Da viele Gelder jedoch an etablierte Kulturinstitutionen fließen, Von ihm stammt der Ausspruch, dass es ohne kulturellen Fort- und nicht an die bestehende „alternative“ Kunstszene, beschließt schritt keine wirtschaftliche Entwicklung geben kann (Webseite diese daher ein Gegenprogramm -„La ville rebelle“ mit eigenen Verlag PBMedia). Sponsoren und hunderten Projekten (Webseite Passage & Co). Es wurden insgesamt 680 Millionen Euro in den Neu- und Umbau von Kultureinrichtungen investiert. Zu den neugebauten, bezie- Kulturzentrum La Friche de la Belle de Mai hungsweise umgebauten Kultureinrichtungen zählen: Musée Borély, Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée Die erste Besichtigung am Tag der Ankunft galt der Kulturmaschi- (MuCEM), Villa Méditerranée (Ausstellungen und Debatten mit nerie La Friche de la Belle de Mai. Diese wurde uns von unserer Themen rund ums Mittelmeer), Villa Met, Musée Regards de Pro- liebenswerten Tutorin - Marlène de Saussure, vorgestellt. Da leider vence, sowie das Kulturzentrum Friche de la Belle de Mai. Es fin- viele der Exkursionsteilnehmer erst spät zum verabredeten Treff- den 650 offizielle Projekte im Laufe des Kulturhauptstadtjahres im punkt fanden, war es nicht mehr möglich sich alle Teile des Gebäu- Stadtgebiet statt. dekomplexes anzusehen. Besichtigt wurde jedoch die weitläufige Abb. 2: Auf der Dachterrasse des La Friche
3 leistet so einen Beitrag zur Völkerverständigung. Die Institution beherbergt außerdem ein Restaurant, einen Kindergarten, einen Kinderspielplatz, eine Bibliothek, einen Supermarkt mit lokalen Lebensmitteln, einen Skatepark, ein urban gardening Projekt und zwei Theaterbühnen. Im Jahre 2013 wurde auf dem Gelände ein Panoramaturm erbaut, welcher 4000 m² zusätzliche Ausstellungsfläche bietet. Des Weite- ren wurde die Dachterrasse ausgebaut - dadurch kann heute eine Fläche von 7500 m² für Veranstaltungen unter offenem Himmel genutzt werden. Die so geschaffene kreative Szene hat, aufgrund der Vielzahl der Abb. 3: Modell des La Friche involvierten Menschen und bereitgestellten Möglichkeiten, zwei- Terrasse, welche einen wunderbaren Ausblick über die Stadt bot. fellos eine große Ausstrahlung für die gesamte Stadt. Wie in der La Friche de la Belle de Mai, oder einfach La Friche, befindet sich Stadtforschung bekannt, spielt es eine unerhebliche Rolle für die in den ehemaligen Produktionsräumen einer Tabakfabrik und Entwicklung einer Stadt, ob, oder wie gut, sich kreative Milieus liegt nahe der Metrostation Saint-Charles. Die gesamte Produkti- entwickeln können. Dies ist mit diesem Marseiller Projekt sicher- onsstätte wurde im Jahre 1992 zu einem Kulturkomplex umfunk- lich auf vorbildliche Weise gelungen. tioniert. Heute bietet der Gebäudekomplex Platz für Kulturveran- staltungen, oder Kulturprojekte aus den verschiedensten Sparten, beispielsweise zeitgenössische Kunst, Tanz, Theater, Musik, Rund- Weblinks und Adressen zu Kultureinrichtungen in Marseille funk. Es bestehen Atelierräume und ein Artist in Residence-Pro- gramm. Dieses bietet vielen internationalen Künstlern Platz und FRAC (Regionalfonds für zeitgenössische Kunst) www.frac-platform.com La Friche, Kulturzentrum (41 Rue Jobin) www.lafriche.org MAC, Musée d‘Art Contemporain (69 Avenue d’Haifa) www.marseille.fr Marseille Expos - Webseite für die alternative Kulturszene www.marseilleexpos.com Mémorial des Camps de la Mort (Quai de la Tourette) www.marseille.fr Abb. 4: Dachterrasse La Friche MuCEM, Museum der Mittelmeerkulturen (1 Esplanade du J4)
4 www.mucem.org Euromediterranée (und Friche la Belle de Mai) Musée Cantini, Sammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts, sowie Thema: Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst (19 Rue Grignan) Im Jahr 1995 startete das größte Stadterneuerungsprojekt in Süd- www.marseille.fr europa – Euromediterranée. Hierbei soll ein ca. 480 ha großes Areal in Marseille renoviert werden und der Stadt bis zum Jahre 2020 ein Musée d’Histoire et Port antique, Museum der Stadt- und Hafenge- neues Gesicht geben. Das Projekt, welches zwischen der City, dem schichte (2 Rue Henri-Barbusse) alten und neuen Hafen sowie dem TGV-Bahnhof realisiert werden www.marseille.fr soll, wurde zu einem Vorhaben nationalen Interesses erklärt und durch das französische Parlament, der Stadt Marseille, der Com- L’Opéra – die Oper (2 Rue Molière) munauté Urbaine Marseille Provence Métropole und der Region www.opera-marseille.fr Provence Alpes Cote d‘Azur sowie dem Conseil General des Dépar- tement Bouches-du-Rhône ins Rollen gebracht. Das Projekt wird Préau des Accoules, Musealer Raum für Kinder, Kunstgarten und zusätzlich durch europäische Fördermittel finanziell unterstützt. Eckdaten zum Projekt: Spielraum (29 Montee des Accoules) www.marseille.fr Fläche: 480 ha Wohnungen: + 18,000 Vieille Charité – interdisziplinäres Zentrum für Kultur und Wissen- Büros und Handelsfläche: + 1.000.000 m2 schaft, Wechselausstellungen, sowie Museum für afrikanische, Geschäfte: + 200.000 m² ozeanische und indianische Kultur und Museum der Archäologie öffentliche Infrastrukturen: + 200.000 m2 des Mittelmeerraumes (2 Rue de la Charité). Grünflächen und öffentliche Bereiche: 60 ha www.vieille-charite-marseille.com Arbeitsplätze: + 35.000 Einwohner: + 38.000 Villa Méditerranée (Centre régional de la Méditerranée CeReM): Investitionen: 7 Milliarden Euro Kulturveranstaltungen und Wissensvermittlung rund ums Mittel- (davon: 1,4 Milliarden öffentlich; 5,1 Milliarden privat) meer (Esplanade du J4) www.villa-mediterranee.org Das urbane Großprojekt soll aus der ungezähmten, lauten, ärm- lichen Hafenstadt eine saubere, nachhaltig bewirtschaftete und Webseite zu Marseille als Kulturhauptstadt: www.mp2013.fr kulturell anziehende Metropole machen. Das dabei verfolgte Hauptziel ist, die Stadt Marseille als ökonomische und kulturel- le Metropole des Mittelmeerraumes zu etablieren und somit die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu soll das Stadtzentrum zum Norden hin erweitert und verlagert werden, um dieses für Bewohner und Touristen attraktiver zu machen und damit gleichzeitig einen wirt- schaftlichen Mittelpunkt der Region rund um Marseille zu schaf- fen. Das Projekt besteht aus mehreren Maßnahmen, die eine nachhal- tige Entwicklung anstreben und ein Gleichgewicht zwischen sozi-
5 aler Gleichheit, wirtschaftlichem Wachstum und dem Schutz der schäftsviertel umgewandelt, wodurch Marseille bereits die Haupt- Umwelt zum Ziel haben sollen. sitze mehrerer internationaler Firmen gewinnen konnte. Der neue Hauptsitz der CMA mit außergewöhnlicher Architektur wird ein Cité de la Méditerranée: Die Trennung der Stadt von den angren- weiteres städtebauliches Highlight schaffen. Das gesamte Viertel zenden Hafenbereichen, die momentan durch eine aufgeständer- „La Joliette“ soll zu einem wirtschaftlichen Zentrum sowie einem te Autobahn sowie durch großflächige Parkplätze und Einrichtun- hochwertigen Wohnstandort ausgebaut werden. gen des Fährhafens besteht, wird in Form einer metropolitanen „Waterfront“ gestaltet und ermöglicht somit wieder einen direkten Rue de la République - eines der umfangreichsten Stadterneu- Zugang zwischen Stadt und Hafen. Für das neue kulturelle Zen- erungsprogramme in Europa: Die strategische Achse der Rue de trum wird der Bau von Veranstaltungszentren, Gastronomiebe- la République, die in den letzten Jahrzehnten eine starke soziale trieben und Shoppingmalls sowie einen Ausbau der momentan und bauliche Degradierung erfahren hat, wird nicht nur grundle- ungenutzten alten Hafenbefestigungsanlage zu einem Museum gend renoviert, sondern gleichzeitig zeitgemäß modernisiert. Die realisiert. mehrspurige Verkehrsachse mit hohem Verkehrsaufkommen wird zugunsten von öffentlichen Räumen, Einkaufsmöglichkeiten und Business District mit internationalem Profil (La Joliette): Die leer- einer modernen Straßenbahn umgestaltet. Diese verbindet über stehenden Docks im Hafenbereich wurden bereits in ein Ge- die Rue de la République auch das Bürozentrum La Joliette mit der Abb. 5: Streetart
6 Innenstadt. Die Verkehrsströme der bisherigen Ausfallstraße wer- berere und schönere Stadt, die Marseille seinen Charme zurück- den zusammen mit der Stadtautobahn unterirdisch geführt. gibt. Kritische Stimmen bemängeln, dass es keinen transparenten Das Projekt Euromediterranée wird sowohl positiv, als auch kritisch Plan über die Umquartierung der Bewohner gäbe, die aus ihren betrachtet. Zum einen ist seit Beginn des Projektes in Marseille ein Häusern vertrieben werden. Der Grund dafür ist, dass diese meist deutlich bemerkbarer Aufwärtstrend festzustellen. So hat sich baufällig sind und daher renoviert werden müssen, wodurch je- beispielsweise das Image von der „ville en crise“ zur dynamischen doch die Mieten steigen und die ehemaligen Bewohner vertrieben „métropole méditerranée“ gewandelt. Außerdem lassen sich die werden („Gentrifizierung“). Einige Marseiller befürchten zudem, positiven Veränderungen auch an den mehr als 6000 neu geschaf- dass durch die neuen Bürotürme und modernen Museen ein Teil fenen Arbeitsplätzen, den mehr als 700 neu gegründeten Unter- des Charakters der Stadt verloren geht und sich zu einer Glamour- nehmen und dem stark anwachsenden Besucherstrom, sowie der Stadt wie Saint-Tropez an der Côte d‘Azur entwickelt. Außerdem Anerkennung Marseilles als Kulturhauptstadt Europas des Jahres verursacht das Großprojekt zusätzliche Staus und Umleitungen, 2013 ablesen. Einige Marseiller erhoffen sich dadurch eine sau- die sich negativ auf den Verkehrsfluss in der Stadt auswirken. Bibliographisches Institut (Hg.) o.J.: (Zugriff: 24.07.2014) Ernst Klett Verlag (Hg.) 2010: (Zugriff: 26.07.2014) Verlag PBMedia (Hg.) 2014: (Zugriff: 26.07.2014) Passage & Co (Hg.) o.J.: (Zugriff: 26.07.2014) Zitate: „Wir bauen eine neue Stadt auf der Stadt. Dieses alte Hafenviertel hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte seine Aktivitäten eingebüßt und ist immer weiter verarmt, mit Wohnungen, die in einem sehr schlechten Zustand sind. Dieser Teil der Stadt wird seit zwölf Jahren komplett neu erschaffen.“ (Präsident von Euroméditerranée Guy Tessier) Textpassagen: „Eine hässliche Stadt“, wird der Besucher sagen und enttäuscht den Weg in die Stadt hinuntergehen. Recht hat er, der Besucher, der erste Blick täuscht nicht, er braucht schon etwas Zeit und Lust, in den Mikrokosmos einzutauchen, um das wahre, das einmalige Marseille zu entdecken. (Website: http://www.mare.de/index.php?article_id=3027&setCookie=1) Links / Websites Offizielle Seite des Projektes: http://www.euromediterranee.fr/ Informationen zum Projekt: http://www.marseille-tourisme.com/al/marseille-entdecken/entdeckung/euromediterranee/
7 Presseartikel „Die doppelte Stadt“: http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/751267/Die-doppelte-Stadt Kommentar „Euromediterranée in Marseille“: http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/geographentag/de/programm/bayconf/vortrag_detail. php?id=203 Kommentar „Die heimliche Hauptstadt des Mittelmeeres“: http://www.mare.de/index.php?article_id=3027&setCookie=1 Kommentar „Marseilles radikales Facelifting“: http://www.dw.de/marseilles-radikales-facelifting/a-16426804 Kommentar „Marseille ist Kulturhauptstadt 2013“: http://www.merian.de/magazin/marseille-ist-kulturhauptstadt-2013.html Kontakte: l‘EPA Euromeditérannée 10 place de la Joliette BP 52620 13567 Marseille Cedex 02 E-Mail: info@euromediterranee.org Anregungen/Infos Downloads zum Projekt: http://www.euromediterranee.fr/downloads.html?L=1
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9 Großprojekte und Urban Icons am Hafen Mucem und J4 (Rudy Ricciotti), CMA CGM Tower (Zaha Hadid etc.), Vieux Port Ombrelle (Norman Foster) Waterfront Developments: Hafen-Umbau als Instrument der Stadtentwicklung - Anton Bombach, Susann Hollbach Der Abschnitt „Waterfront-Developments - Hafenumbau als Inst- schmutzung, Lärm und Gefahren, dienen nach der Transformation rument der Stadtentwicklung, Beispiel Marseille“ beschäftigt sich für Büro-, und kulturelle Nutzungen und gelten als Prestigeobjek- mit der Transformation von Hafengeländen allgemein und spe- te. zifisch in Marseille. Dazu zählt die „Cité de la méditerranée“ des Nachdem die Häfen über mehrere Jahre ungenutzt und brachlie- Großprojektes „Euromediterranée“ und insbesondere das MuCEM gend waren, werden die Projekte mit Vertrauen aufgenommen sowie der Vieux Port. Diese beiden Projekte wurden in der Exkursi- und sollen für Wachstum innerhalb der Stadt sorgen. Zu dem on ausführlich mit lokalen Vertretern begangen und besprochen. Kreislauf des Verfalls, der Missachtung, Planung, Umsetzung und Tilman Reichert, Projektleiter des Architekturbüros „Rudy Ricciotti“, Revitalisierung gehören unterschiedliche Akteure und Interes- führte die Exkursionsteilnehmer am 21.05.2014 durch das MuCEM sen. Die Veränderungen im Schiffbau und in der Hafenindustrie und erklärte Wirkungszusammenhänge sowie Besonderheiten. mit dem verbundenen Verlust an Arbeitsplätzen, sollen durch die Der Vieux Port als historischer Identifikationspunkt Marseilles steht Transformationen kompensiert werden. Mit diesen Projekten soll im Mittelpunkt des Umbauprojektes der Stadt. Durch Fachgesprä- neben der Modernisierung der städtischen Wirtschaft, der Hafen che mit Frédéric Roustan des „AgAM“ und Alexandre Sorrentino in die Gesamtstadt eingefügt und für die Bewohner erlebbar wer- wurden Besonderheiten und Einzelheiten zur Umstrukturierung den. Ziel ist die Revitalisierung und Erweiterung der Hafenareale des Vieux Port aufgezeigt. Aus diesem Grund beschränkt sich das und Uferpromenaden. Journal auf diese beiden Großprojekte. Die Veränderungen in den Hafenstädten sind weniger Ausdruck der Planungen als der sozialen und wirtschaftlichen Prozesse welt- Hafen- Umbau allgemein weit. Nach der Transformation für Arbeit, Wohnen und Erholung werden Die Umnutzung und Transformation industriell genutzter Häfen diese Areale meist von der „kreativen Klasse“ nachgefragt. in Verbindung mit nachhaltiger Entwicklung ist ein aktuelles The- Die Revitalisierungsprozesse beschreiben die Veränderung von ma der Stadtplanung im 21. Jahrhundert. Bei diesen Prozessen Nutzung und die Neugestaltung der Stadt mit unterschiedlichen sollen die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft miteinan- Interessen. Insbesondere müssen die regionalen Bezüge, die Topo- der verbunden werden. Seit einigen Jahren versuchen nationale grafie, die lokale Hafen- und Stadtgeschichte, Planungskulturen, sowie internationale Hafenstädte die brachliegenden Uferareale Regierungsstrukturen etc. betrachtet werden. Die Planung und und Hafenbecken neu zu strukturieren. Der Transformationspro- Umsetzung erfolgt meist in Verbindung mit der Befriedigung der zess der Häfen ist eng verbunden mit der globalen ökonomischen Wohnungs- und Büromärkte. Neustrukturierung und dem technologischen Fortschritt in der Während die alten Hafengebiete eng mit der Stadt und dem Zen- Schifffahrt. In den letzten Jahrzehnten durchliefen die Hafenareale trum verbunden waren, sind die heutigen separiert von der Stadt- die in der Nähe zum Stadtzentrum liegen einen raschen Wandel. struktur. Die ehemaligen Ufer, genutzt für Frachtentransport mit hoher Ver-
10 Abb. 6: IMarseille Vieux Port, J4, CMA CGM Tower Waterfront-Developments in Marseille „Euroméditerranée“ wohl höchste Gebäude in ganz Marseille. Das Großprojekt „Euroméditerranée beinhaltet die gesamte städte- In Marseille ist die Entwicklung des Hafens eng verbunden mit der bauliche Stadterneuerung seit 1995. Es umfasst 480 ha zwischen tiefgreifenden Umgestaltung der Innenstadt. Verschiedene große dem Vieux Port, dem TGV-Bahnhof und dem Handelshafen. Das Architekten sind an dem Prozess der Transformation der Küsten- Unterprojekt „Cité de la méditerranée“ liegt zwischem dem Vieux linie beteiligt. Die neugeformte Skyline und die zeitgenössische Port und Arenc und fasst eine Fläche von 60 ha ein. Dieses Vorha- Architektur renommierter Architekten steigert das Ansehen Mar- ben dient der Wiedervereinigung von Stadt und Hafen sowie der seilles im internationalen Kontext. Der von Zaha Hadid entwor- Sanierung der Flächen zwischen Stadt und Meer. Der Zeitrahmen fene CMA CGM Tower sticht besonders heraus. Das 33-stöckigen beläuft sich von 2006- 2014. Zudem werden öffentliche und pri- Gebäude mit einer Höhe von 148m aus Beton, Stahl und Glas be- vate Kultur-, Wissenschafts-, Freizeit- und Serviceeinrichtungen herbergt 55000m² Büroflächen und steht für die Internationalität errichtet. Die Transformation der Skyline soll die Wiederbelebung und den architektonischen Rufs Marseilles. Das Gebäude wurde im und die Dynamik der Stadt Marseille widerspiegeln. Der Zugang dekonstruktivistischem Stil entworfen und soll Komplexität und zum Wasser und zur Küstenlinie soll für alle Bewohner Marseilles Leichtigkeit widerspiegeln. Zaha Hadid hat mit dieser Leistung den und Touristen erreichbar sein. Lange Zeit war dies den Bewohnern Pritzker-Architektur Preis 2004 gewonnen. Der Turm ist bisher das vorbehalten, welche ein Boot besaßen. Zudem gab es keinerlei öf-
11 Vieux Port Der „Alte Hafen“ (frz. Vieux Port) ist der Ursprung der Stadt. Die na- türliche Bucht wurde früh besiedelt und die umgebenden Anhö- hen boten den Schutz für die Siedlung. Mit der Industrialisierung und dem Ausbau des Industriehafens, verlor der Vieux Port seine Bedeutung. Die Geltung als Zentrum und dadurch als Metapher für den Ursprung der Stadt, erlangte der Ort erst durch die Vorberei- tungen des Kulturjahres 2013. Vor den Veränderungen hatten sich vor allem private Bootsvereine an den Hafenmauern niedergelas- sen und sperrten den Zugang in Richtung Wasser für die Bürger fast vollständig ab. Zudem kam eine immense Verkehrsbelastung in den angrenzenden Straßen. Diese Mängel wurden größtenteils im Rahmen des Umbaus getilgt. Die Projektleitung hatte das Büro „Foster + Partners“, welches das Vorhaben von 2011 bis 2013 umsetzte. Sir Foster wollte den Hafen vor allem mit kleinen Maßnahmen verbessern. Maßgebliche Verän- derungen gab es für die ansässigen Bootsclubs, welche mit ihren Utensilien auf das Wasser verlegt wurden. Hierfür erhielt jeder Club einen Ponton am Beginn des Anlegestegs, auf welchem jeweils ein Kran und ein Gerätehaus etabliert wurden. Somit wurden die Ha- fenmauern größtenteils frei und konnten so umgestaltet werden, dass ein öffentlicher Platz entstand. Ein weiterer Schachzug Fos- ters war der Bau der s.g. Ombrière am östlichen Ende des Hafenbe- Abb. 7: Ombrière am Vieux Port ckens. Dieses Gebilde, welches sowohl als Kunstobjekt als auch als städtebauliches Element verstanden werden kann, fällt dem Be- fentliche Räume zum Verweilen und Erholen. Aus diesem Grund sucher des Vieux Port sofort ins Auge. Die Überdachung mit dem war das Ziel jedes Jahr einen öffentlichen Raum zu errichten. Die- Abmaßen 46x22m aus poliertem Edelstahl wird von acht Stützen se Räume sollen so vielseitig wie möglich sein. Die Fußgängerzone gehalten und wirkt durch die verwendeten Materialien wie ein öffnet die Stadt zum Wasser und bietet Möglichkeiten für Kultur, überdimensionaler, schwebender Spiegel. Durch die anziehende Einkaufen und Unterhaltung. Die Neustrukturierung des Raumes Wirkung hat der Platz wieder die ursprüngliche Verwendung als öf- wird ergänzt durch verkehrsentlastende Infrastruktureinheiten fentlicher Freiraum mit hochfrequenter Nutzung erhalten. Monsi- wie Stellplätze, Tunnel und die Autobahn-Infrastruktur. eur Frédéric Roustan des „AgAM“ bemerkte augenzwinkernd, dass Erstellt wurden die städtebaulichen und architektonischen Pla- der Spiegel sehr gut nach Marseille passe, da sich die ansässigen nungen von führenden Architekten wie Zaha Hadid, Jean Nouvel, Bürger gerne im Spiegel betrachten würden. Massimiliano Fuksas und Rudy Ricciotti. Dies fördert die Transfor- mationsqualität sowie die Attraktivität der Stadt. In die Projekte wurden zudem Notre Dame de la Garde und die Cathedrale de la Major mit eingebunden.
12 Veränderungen an der Verkehrsinfrastruktur bewirkten rund 50% Weiterhin liegt es in der Nähe zu den restlichen öffentlichen Ge- weniger Verkehr um den Vieux Port, jedoch ist dieser immer noch bäuden der „Cité de la méditerranée“. deutlich zu spüren. Abschließend erfolgte eine komplette Umge- Zu dem kubischen Hauptgebäude, mit 72m Länge auf jeder Seite, staltung des Bodenbelages mit beigem Granit, welcher auf die an- zählt das Verwaltungsgebäude Villa Méditerranée, das durch seine tike Pflasterung hinweisen soll. kranförmige Architektur wie eine Anekdote zur früheren Nutzung des Geländes wirkt. Durch eine Brücke ist das MuCEM mit dem an- Das MuCEM grenzenden Fort Saint-Jean verbunden, welches nach langjähriger militärischer Nutzung einen Teil der Ausstellung beherbergt. Das Das „Musée des civilisations de l´Europe et de la Méditerranée“ außergewöhnlichste am MuCEM ist die Fassade. Zwar ist die Form (MuCEM) gilt für Frankreich und Marseille sicher nicht nur archi- des Gebäudes in seiner Gesamtheit sehr unnatürlich und sticht tektonisch als Meilenstein. Es ist das erste staatlich arrangierte deshalb heraus, jedoch wirkt das Bauwerk durch die vorgehangene Museum außerhalb Paris, was in der zentralistisch auf die Haupt- Fassade organisch. Das aus asiatischen Einflüssen hervorgegange- stadt orientierten Grande Nation bis dato nicht denkbar gewesen ne äußere Betongitter schützt das Museum vor Sonneneinstrah- ist. Das Gebäude wurde auf den südlichsten Ausläufer des Indust- lungen. Es beherbergt die Sammlungen des früheren Museum für riehafens gebaut und hat somit eine exponierte Lage, welche vor Volkskunst und des Museums of Man. allem während einer Schiffeinfahrt in den Vieux Port ins Auge fällt. Entwickelt wurde das Museum, welches an einen Meeresfelsen Abb. 8: Fort Saint-Jean und MuCEM bei Nacht
13 erinnern soll, von den renommierten Architekten Rudy Ricciotti „Euromediterranée“ und Roland Carta. Der Bau stellte laut Tilman Reichert, Projekt- leiter des Architekturbüros „Rudy Ricciotti“, eine komplexe tech- Insgesamt wurden alle Projekte des „Euromediterranée“ für die nische Herausforderung dar. Für den Bau wurde ultrahochfester Bevölkerung Marseilles entwickelt, um ihnen die öffentlichen Frei- Beton (UHPC) verwendet, welcher sicher bisher noch in der Ent- räume wieder zu geben. Marseille nimmt dadurch eine wachsende wicklung befindet. Daraus ergeht eine weitere Einzigartigkeit des Rolle im internationalen Geschäft durch Kultur-, Unternehmens-, MuCEM. Der 19m hohe Kubus umfasst eine Fläche von 26000m² und Wohnflächen ein. Diese Projekte sollen der Stadt helfen sich im und kostete in etwa 175 Mio. €. Zudem gilt das Museum als Sym- internationalen Kontext mit den Großstädten messen zu können, bol für die „Cité de la mediterranée“. insbesondere im mediterranen Raum Europas. Für die „Cité de la mediterranée“ wurden insgesamt 169,532,000€ öffentliche und 83,422,000€ private Investitionen verwendet. Schubert, Dirk 2011: Bibliografie: Transformationsprozesse in Seehafenstädte - Revitalisierung von (brachgefallenen) Hafen- und Uferzonen, Hamburg. Klarté (Hg.) o.J.: Euroméditerranée, Cité de la mediterranée, verfügbar: < http://www.euromediterranee.fr/districts/cite-de-la-mediterranee. html?L=1> (Zugriff: 2014-07-07). Établissement Public D´Aménagement Euroméditerranée 2013: Plan des Projets et réalisations, Marseille. Paul Molga 2014: Marseille Euroméditerranée : Un laboratoire de l‘architecture du soleil, Paris. Sorrentino, Alexandro, Euroméditerranée, Marseille, am 20.05.2014. Rousant, Frédéric, AgAM, Marseille, am 20.05.2014. Reichert, Tilman, Projektleiter Rudy Ricciotti, Marseille, am 21.05.2014.
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Konsequenzen Konsequenzen Konsequenzendes des gegenwärtigen desgegenwärtigen Transformationsprozesses gegenwärtigenTransformationsprozesses Transformationsprozessesfür für marginalisierte fürmarginalisierte Bevölkerungsgruppen. marginalisierteBevölkerungsgruppen. Bevölkerungsgruppen.DieDie Die Rue Rue Ruedede delala République laRépublique kann Républiquekann als kannals Symbol alsSymbol Symbolfür für die fürdie vielfältigen dievielfältigen Veränderungen vielfältigenVeränderungen stehen, Veränderungenstehen, die stehen,die Marseille dieMarseille Marseilleinin den inden den 17 17 letzten letzten zweihundert letztenzweihundert Jahren zweihundertJahren durchlaufen Jahrendurchlaufen hat. durchlaufenhat. Daher hat.Daher werden Daherwerden werdendiedie Lebenszyklen dieLebenszyklen des Lebenszyklendes Boulevards desBoulevards auch Boulevardsauch immer auchimmer immerinin in Relation Relation Relationzu zu den zuden Lebenszyklen denLebenszyklen der Lebenszyklender Stadt derStadt sowie Stadtsowie der sowieder Metropolregion derMetropolregion gesetzt. Metropolregiongesetzt. gesetzt. Regionale Neustrukturierung in Frankreich 222 RUE RUE IMPÉRIALE IMPÉRIALE–––EIN RUEIMPÉRIALE EIN NACHGEAHMTER EINNACHGEAHMTER NACHGEAHMTERHAUSSMANNSCHER HAUSSMANNSCHER HAUSSMANNSCHERBOULEVARD BOULEVARD BOULEVARD Um UmUmdasdas Jahr dasJahr 600 600v.v. Jahr600 Chr. v.Chr. wurde Chr.wurde Marseille wurdeMarseille Marseillevon von griechischen vongriechischen Seefahrern griechischenSeefahrern gegründet. Seefahrerngegründet. Entscheidend gegründet.Entscheidend Entscheidendfür für die fürdie Wahl dieWahl Wahl des des des Standortes Standortes Standortes war war war die die die günstige günstige günstige naturräumliche naturräumliche naturräumliche Situation. Situation. Situation. Der Der Der heutige heutige heutige alte alte alte Umwandlung der Departements in Communautés Urbaines / Metropoles: Metro - Region Marseille - Aix, und Stadt- Hafen Hafen Hafen (Vieux (Vieux (Vieux Port) Port) Port) im imim Bereich Bereich Bereich der der Calanque-Küste derCalanque-Küste Calanque-Küstebot bot als als Naturhafen, alsNaturhafen, gesichert Naturhafen,gesichertgesichert durch durch zwei durchzwei Felsbarrieren zweiFelsbarrieren Felsbarrierensowie sowie die sowiedie vorgelagerten dievorgelagerten vorgelagertenInselnInseln wahrnehmung auf dem bot GR_2013 - Tina Steinke, Isabelle Tischer Inseln Iles Iles de Ilesde Frioul deFrioul einen Friouleinen natürlichen einennatürlichen Schutz. natürlichenSchutz. Schutz.Die Die griechische Diegriechische Altstadt griechischeAltstadt befand Altstadtbefand befandsich sich am sicham Südhang amSüdhang nördlich Südhangnördlich nördlichdes des des Hafens Hafens (siehe Hafens(siehe Karte (sieheKarte Karte1).1). Über 1).Über zweitausend Überzweitausend zweitausendJahre Jahre hinweg Jahrehinweg entwickelte hinwegentwickelte entwickeltesich sich die sichdie Stadt dieStadt Marseille StadtMarseille Marseillenurnur wenig. nurwenig. Noch wenig.NochNoch zu zu Beginn zuBeginn Beginn Marseille des des Provence 18. des18. wurdeJahrhunderts 18.Jahrhunderts Jahrhunderts war war warals für das Jahr 2013 sie sie sie kaum kaum kaumüber über überdie Kulturhauptstadt die Umgebung dieUmgebung Umgebung fahren, dass in des des des alten alten Hafens altenHafens Zusammenhang hinausgewachsen. mithinausgewachsen. Hafens Eine der Industrialisierung,Eine hinausgewachsen. Eine dem erhebliche erhebliche erhebliche Zäsur Zäsur Zäsur stellte stellte stellte die die die gravierende gravierende gravierende Pestepidemie Pestepidemie Pestepidemie Europas, ein Titel der jährlich von der Europäischen Union ver- im imim Jahr Jahr Jahr 1720 1720 1720 dar, dar, dar, bei bei bei welcher welcher welcher Marseille Marseille Marseille die die die französischen Kolonialreiches und der Öffnung des Suezkanals. Hälfte Hälfte Hälfte seiner seiner Bevölkerung Bevölkerung seinerwird, geben Bevölkerung verlor. ausgewählt.verlor. verlor. Auf absehbare Zeit werden Marseille Marseille gilt als 5. größte Hafenstadt weltweit. Somit hat die Stadt und dessen umliegende Regionen die einzige Kulturhauptstadt erhebliche Zuwanderungsprozesse und einhergehend damit ein 2.1 2.1 Aufschwung 2.1Aufschwung Aufschwungund und Neubau undNeubau Neubaudes des Hafens desHafens Hafens für Frankreich sein. 2013 erwarteten die Besucher von Marseille, stetiges Stadtwachstum erfahren. Mit Mit Mit dem dem dem Beginn Beginn Beginn der der der Industrialisierung Industrialisierung Industrialisierung begann begann begann Aix-en-Provence, Arles, Aubagne, Gardanne, Istres, La Ciotat, Mar- ein ein ein phänomenaler phänomenaler phänomenaler Aufschwung Aufschwung Aufschwung Ein Gesetz zur Modernisierung der derder der Stadt Stadt Marseille. StadtMarseille. Marseille. Territorialverwaltung Sie Sie (Loi deSie la profitierte profitierte profitierte tigues hierbei hierbei von von ihrer ihrer hierbei von ihrer und Salon-de-Provence hervorragenden hervorragenden hervorragenden verschiedene geostrategischen geostrategischen geostrategischen innovative Projekte in Lage, Lage, Lage, de modernisation die die sich sich dieláction insbesondere insbesondere sich publique insbesondere in in Zusammenhang Zusammenhang in etZusammenhang territoriale d´affirmation des mit mit Kunst der mitder und Erschließung derErschließung Erschließungdes Kultur. des französischen desfranzösischen Kolonialreiches französischenKolonialreiches Kolonialreiches und und undder métropolesder Öffnung Öffnung derduÖffnung 19 décembre des des Suezkanals Suezkanals des2013) Suezkanals (1869) (1869) (1869) trat Ende Januar als als 2014 sehr insehr als sehr Kraft. vorteilhaft vorteilhaft Einhergehend erwies. vorteilhafterwies. erwies. Innerhalb Innerhalb damit wurdeInnerhalb kürzester kürzester die Kulturhauptstadt Zeit kürzesterZeitZeit vervielfachte vervielfachte vervielfachte nicht nur als sich sich sich Hier sowohl sowohl zieltsowohl der der Frankreich der Güterumschlag Güterumschlag Güterumschlag darauf im im ab die öffentlichen Hafen imHafen Hafen als als auch alsauch Verwaltungen auch bei die die Bevölkerung. Bevölkerung. die Bevölkerung. Boomtown sondern auch Die Die zahlreichen zahlreichen Diealszahlreichen neu neu entstandenen entstandenen neu entstandenen Krisenherd betitelt. Arbeitsplätze Arbeitsplätze Ein Drittel der Arbeitsplätze zogen zogen zogen der Erfüllung ihrer Zuwanderer Zuwanderer Zuwanderer Aufgaben, aus aus den den aus den und den wirtscaftlichen hochalpinen hochalpinen hochalpinen demogra- Bereichen Bereichen Bereichen Einwohner Frankreichs Frankreichs Frankreichs Marseilles an, lebt anan, die die zeitgleich diezeitgleich an,Armutsgrenze der zeitgleich einen undeinen Drogen dramatischen einendramatischen dramatischen und phischen Bevölkerungsverlust Bevölkerungsverlust Bevölkerungsverlust erlitten erlitten (Megerle erlitten(Megerle Prozessen ihrer Städte anzupassen. (Megerlegilt Besonders 2011). 2011). 2011). diese Später Später kamen kamen Spätersind Gewalt kamen Arbeitsmigranten Arbeitsmigranten Arbeitsmigranten alltägliche Probleme. zunehmend zunehmend zunehmendaus aus dem ausdem Nachbarland demNachbarland Italien. EntscheidungItalien. Nachbarland Italien. für Der Der rasante Derrasante rasante Metropolregionen Bevölkerungsanstieg mitBevölkerungsanstieg Bevölkerungsanstieg Zuständigkeiten von Ge- führte führte zu führtezu einer zueiner erheblichen einererheblichen Ausdehnung erheblichenAusdehnung Ausdehnungder der Bebauung derBebauung (siehe Bebauung(siehe Karte (sieheKarte meinden, Karte 1). 1). Die 1).Die Departements gleichfalls gleichfalls Dieund rasante Regionen rasante gleichfalls rasante die Entwicklung Entwicklung Entwicklung sich überschneiden. der der Hafenfunktionen derHafenfunktionen Hafenfunktionen Trotzdem hat Marseille einenpositionierte positionierte positionierte phänomenalen Marseille Marseille Marseille Aufschwungim im 19. im19. er- Jahrhundert 19.Jahrhundert Jahrhundert als Dieses Gesetzals führender alsführender des führender Landes Hafenstandort Hafenstandort Frankreich Frankreichs gilt als erstes Frankreichs Hafenstandort Frankreichs von drei Vorha- sowie sowie sowieimim globalen imglobalen Vergleich globalenVergleich Vergleichan an fünfter anfünfter Stelle fünfterStelle (Donzel Stelle(Donzel 1998: (Donzel1998: 63). 1998:63). 63). Karte Karte1:1: Karte Bauliche 1:Bauliche Entwicklung BaulicheEntwicklung des Entwicklungdes historischen deshistorischen Marseille historischenMarseille (Datengrundlage Marseille(Datengrundlage AGAM (DatengrundlageAGAM 2009) AGAM2009) 2009) Abb. 9: Entwicklung Marseille Mit Mit der Mit der Erschließung der Erschließung Erschließung des des sogenannten des sogenannten zweiten sogenannten zweiten französischen zweiten französischen Kolonialreiches französischen Kolonialreiches Kolonialreiches in in Ostasien in Ostasien Ostasien und und Afrika, und Afrika, Afrika, verbunden verbunden verbunden ben mit mit mit zur weiteren steigenden steigenden Dezentralisierung Güterströmen steigendenGüterströmen Güterströmen und und Passagierzahlen Passagierzahlen undgeplante Frankreichs. Weitere Passagierzahlen sowie sowie Genossenschaften größeren sowiegrößeren größeren Schiffen, Schiffen, Schiffen,zu Zusammenschlüsse war war war der der kleine derkleine kleine öffentlichen alte alte alte Körper- Hafen Hafen Hafen mit Gesetze mit sollen seiner mit seiner sich mit relativ seiner relativ der Stärkungengen relativ engen der Zufahrt engen Zufahrt Regionen sowienicht Zufahrt nicht der mehr nicht mehr Neu- ausreichend. mehr ausreichend. ausreichend. Die schaften Die ermöglicht, Entscheidung Die Entscheidung Entscheidung für genannt EPCI für einen für einen (Etablissement neuen einen neuen public neuen de coo- Hafenstandort Hafenstandort Hafenstandort definitionen fiel fiel und Aufgaben auf fielauf die die aufdes die nördlich nördlich nördlich ländlichen angrenzenden angrenzenden angrenzenden Raums Bereiche beschäftigen.Bereiche Bereiche von von La La Joliette LaJoliette (vgl. Joliette(vgl. vonintercommunale). pération Karte DasKarte (vgl. 1), Gesetz1), Karte 1), vom die die naturräumlich 19.naturräumlich die naturräumlich Dezember 2013 wesentlich wesentlich wesentlich Das neue Gesetzgünstigere günstigere günstigere geht sogar Voraussetzungen Voraussetzungen Voraussetzungen boten noch einen Schritt boten botenals weiter, als als die die alsdas sich diesich sich südlich südlich südlich erkennt anschließende anschließende anschließende den Metropolregionen Felsküste. Felsküste. Lyon und In Felsküste. Paris, In Verbindung InVerbindung Verbindung Marseille einen be- Gesetz vom 16. Dezember 2010, welches den interkommunalen sonderen Status zu, welcher es gestattet, bei elementaren Fragen Proceedings 18-20 May 18-20May REAL ProceedingsREAL Proceedings 18-20 2011, May2011, CORP REALCORPCORP2011 Essen. 2011,Essen. 2011 Tagungsband 2011Tagungsband http://www.corp.at Essen.http://www.corp.at http://www.corp.at ISBN: Tagungsband ISBN: Editors: Editors: 978-3-9503110-0-6 ISBN: 978-3-9503110-0-6 Manfred Editors: Manfred SCHRENK, Manfred SCHRENK, (CD-ROM); 978-3-9503110-0-6 (CD-ROM); Vasily SCHRENK, Vasily ISBN: (CD-ROM); ISBN: V. Vasily V. 978-3-9503110-1-3 ISBN: 978-3-9503110-1-3 POPOVICH, V. POPOVICH, Peter POPOVICH, Peter (Print) 978-3-9503110-1-3 (Print) (Print) ZEILE Peter ZEILE ZEILE 533 533 533
18 18 Abb. 10: Die sechs EPCI (établissements publics de coopération intercommunale) der zukünftigen Metropolregion als eine Art Großraumverband tätig zu werden. Auch das öffentli- len 2020 die Vertreter der Metropolregionen in direkt Wahl bestim- che Handeln soll durch die klare Abgrenzung von Regionen und men kömmen. Departments effektiver werden. Wichtigster Punkt des Gesetzes ist allerding der eigene Status Relevante Neuerungen im Gesetz sind einerseits die Gebietskon- der den Metropolregionen anerkannt wird um die dynamischen ferenz, die auf dem Prinzip der freiwilligen Zusammenarbeit der Entwicklungen zu steigern. Es erlaubt den Metropolregionen bei- Gebietskörperschaften beruhen und einen politischen Hand- spielsweise übergreifende kommunale Körperschaften mit dem lungsrahmen verabschieden sollen. Vertreter der Konferenz sind Recht auf Steuererhebung zu schaffen, um gebietsübergreifend aus Regionen, Departements, Metropolen, Umlandverbänden, eine gemeinsame Politik in Bereichen der Wirtschaftsförderung, Gemeinden und zusätzlich Vertreter des Zentralstaats. Das Gesetz Umwelt, Bildung, Kultur und Soziales zu schaffen und umzusetzen. regelt zusätzlich die Personalüberlassungen der Gebietskörper- das fördert die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und interna- schaften an die neu geschaffenen Einheiten und die Kompensa- tionalen Kontext. Hierzu können Regionen und Departments Zu- tion der Kompetenzabtretung. Des Weiteren muss bis 2017 per ständigkeiten an die Metropolregion abtreten. Gesetz festgelegt werden, dass die Bürger bei den Kommunalwah-
19 19 Abb. 11: Besuch le campus de Luminy Begriffserläuterung Bevor die Metropolregionen und ihre Funktionen näher beleuch- Kommune bildet in Frankreich die kleinste Gebietskörperschaft. tet werden können bedarf es eine kurze Definitionen für das Be- In Frankreich gibt es 36.571 Kommunen, in Deutschland hinge- griffsverständnis von Regionen, Kommunen und Departements gen nur 12.007. Der Begriff Metropolregion bezeichnet nicht nur in Frankreich. In Folge des Dezentralisierungsgesetzes bildet die eine Metropole sondern einen größeren Raum, der auch ländliche Region in Frankreich eine territoriale Verwaltungseinheit und Gebiete mit einbezieht. Die Ministerkonferenz für Raumordnung gliedert sich mit den 22 Regionen als Gebietskörperschaften ein. bezeichnet die Metropolregion als Motor der gesellschaftlichen, Das Département besteht aus Abgeordneten wobei die depar- wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung. mentale Executive bei dem Präfekt liegt, welcher durch direkte Wahl gewählt wird und administrative Tätigkeiten übernimmt. Die
20 20 Die Metropolregion Aix-Marseille-Provence der Bevölkerung der Bouches-du-Rhone und 37% der Einwohner- schaft der Gesamtregion Provence-Alpes-Cotesd’Azur. Zum 01. Januar 2016 soll der Großraumverband „Métropole d´Aix- Marseille-Provence gegründet werden und dazu beitragen, die Durch die neuen Mobilitätsbedingungen und die veränderte Grö- wirtschaftlichen Entwicklungen der Region zu beschleunigen und ßenordnung der wirtschaftlichen Aktivitäten entstand der Bedarf, die Wohnraumversorgung, sowie den öffentlichen Nahverkehr zu die lokalen Dienstleistungssektoren durch die Zusammenführung verbessern. und –Wirkung der existierenden Institutionen zu optimieren. In der Die Metropole Aix-Marseille-Provence stellt eine künftige EPCI als Tat wird der Lebensraum jedes einzelnen Bürgers über die Stadt- Zusammenführung des metropolitanen Perimeters um Marseille grenzen hinaus erweitert und neue Metropolisierungsprozesse und Aix-en-Provence herum (DépartementBouches-du-Rhone) kommen durch die globale Städtekonkurrenz zum tragen. Somit dar. Sie entsteht aus der Verschmelzung der verschiedenen EPCI wird die metropolitane Hierarchie des Stadtraumes nach dem des Gebietes sowie die Neudefinition der Aufgaben in der neu- Modell Innenstadt/ Peripherie durch das Entstehen eines neuen en Struktur. Ein EPCI (Interkommunaler Kooperationsverband) ist polyzentralen Ballungsraumes ersetzt. In diesem Zusammenhang eine Verwaltungseinheit im französischen Planungs- bzw. Verwal- bilden die Zusammenführung der regionalen Universitäten und tungsrecht und vereint Kommunen, die sich als themenbezogene der gemeinsame Status als Kulturhauptstadt Marseille Provence Interessengemeinschaft formieren (Bsp. Gemeindeübergreifen- erste Schritte einer metropolitanen Kooperation. Im Dezember des Verkehrswesen). 2013 wurde die Gründung der Metropole Aix-Marseille-Provence durch das Parlament entschieden. Der ursprünglich im März 2014 Die Metropole Aix-Marseille-Provence wird sich aus 93 Gemein- geplante Auftakt des Projekts verschob sich allerdings bis Anfang den und 1,8 Millionen Einwohnern zusammensetzen, sprich 93% 2016. Aufgaben Die Funktionen der neuen Metropolregion werden in sechs Be- reichen gegliedert. Zunächst wird ein Schwerpunkt auf die wirt- schaftliche, soziale sowie kulturelle Entwicklung und Förderung gelegt. Weiter ist der infrastrukturelle Ausbau des metropolitanen Raumes sowie eine lokale Wohnpolitik (u.a. soziales Wohnen) vor- gesehen. Dann soll ein kommunalpolitischer Fokus auf Stadtent- wicklung und soziale Integration gelegt werden. Ergänzend dazu bilden dann der Ausbau öffentlicher Einrichtungen sowie die Stei- gerung der Lebensqualität neue Herausforderungen der Metro- pole. Der Titel Kulturhauptstadt 2013 gab die zusätzlich die Gelegenheit sich mit anderen Themen auseinanderzusetzen, um Wirtschaft und Tourismus zu stärken und als Metropolregion zu funktionie- ren. Zum 01.01.2016 werden folglich sechs Kommunen im Raum Abb. 12: Kulturelle Elemente der Metropolregion Marseille-Aix-en-Provence zusammengeschlossen und somit ins-
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