Iterative optimierungsbasierte Simulation - Entscheidungsunterstützung in der hierarchischen Planung komplexer Produktions- und Logistiksysteme ...

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Iterative optimierungsbasierte Simulation - Entscheidungsunterstützung in der hierarchischen Planung komplexer Produktions- und Logistiksysteme ...
Produktionssysteme

 Iterative optimierungsbasierte
 Simulation
 Entscheidungsunterstützung in der hierarchischen Planung
 komplexer Produktions- und Logistiksysteme
 Patrick Oetjegerdes, Christian Weckenborg und Thomas S. Spengler, Technische Universität Braunschweig

Werden Anpassungen von Produktionssystemen geplant, beispielsweise der Iterative Optimization-based Simulation –
Bau einer neuen Anlage, werden häufig Simulationen für die Prognose der da- Decision Support for Adjustments in Com-
mit verbundenen Auswirkungen genutzt. So wird die Basis für eine betriebs- plex Production and Logistics Systems
wirtschaftliche Bewertung geschaffen. Für die Erstellung der Modelle werden Simulation is frequently used for prediction of the
Entscheidungsprozesse der Produktionsplanung und -steuerung in der Simu- outcome of adjustments in production systems.
lation dargestellt, beispielsweise die Reihenfolgenplanung einer Anlage. Diese Real decision processes must be represented
 in the simulation. To achieve this, complex real
Übertragung der Entscheidungsprozesse in die Simulation führt zu einem ho- decision processes have to be transferred into
hen Aufwand für die Erstellung von Simulationsmodellen. Dieser Aufwand kann the simulation. This leads to a high effort for the
durch die Nutzung iterativer optimierungsbasierter Simulationen verringert creation of simulation models. This is resolved
werden, da hier auf bereits existierende Prozesse zurückgegriffen wird. Statt by the concept of iterative optimization-based
Entscheidungsprozesse in der Simulation neu zu modellieren und lösen, wird simulation. Instead of transferring complex deci-
 sion processes into the simulation, the predicted
die Simulation mit Optimierungsverfahren gekoppelt, die auch im realen Sys- parameters are exported and existing decision
tem zur Entscheidungsfindung genutzt werden. Dieses Konzept wird bei einem processes determine a solution.
Stahlhersteller angewendet und es wird gezeigt, dass so verschiedene operati- Keywords:
ve bis taktische Anpassungen bewertet werden können. optimization-based simulation, production
 planning, discrete-event simulation, produc-
 tion facility planning
Verschiedene interne und externe Faktoren sungen (z. B. Investitionen in
führen dazu, dass Unternehmen ihre strategi- weitere, kleinere Anlagen) notwendig, um
sche Planung anpassen. Beispiele sind die Ver- die strategische Zielsetzung zu erreichen?
fügbarkeit neuer Technologien oder Änderun- • Welche Anpassungsbündel zur Erfüllung
gen des Marktumfelds. Diese Anpassung der der strategischen Zielsetzung sind betriebs-
strategischen Unternehmensplanung bedingt wirtschaftlich optimal?
 M. Sc. Patrick Oetjegerdes ist wissen-
häufig Anpassungen der Produktionssysteme schaftlicher Mitarbeiter an der TU Braun-
 schweig am Lehrstuhl für Produktion
und damit der Produktionsplanung. Um diese Fragen beantworten zu können, ist und Logistik des Instituts für Automobil-
 es zunächst notwendig, die Auswirkungen wirtschaft und Industrielle Produktion.
Auf der strategischen Ebene wird häufig über der Anpassung der strategischen Unterneh-
das grundlegende Portfolio angebotener Pro- mensplanung auf das Produktionssystem zu
dukte oder Dienstleistungen und ihre Zuord- prognostizieren. Da es in komplexen Produk-
nung zu Produktionsstandorten entschieden. tionssystemen nicht möglich ist, diese Auswir-
Die Erbringung dieser Leistungen muss gemäß kungen analytisch zu bestimmen, wird hierzu
dem Prinzip der hierarchischen Planung auf häufig die ereignisdiskrete Simulation (fortan Dr. Christian Weckenborg ist wissen-
 schaftlicher Mitarbeiter an der TU Braun-
taktischer und operativer Ebene ermöglicht als Simulation bezeichnet) genutzt. [1] Die Er- schweig am Lehrstuhl für Produktion
 und Logistik des Instituts für Automobil-
werden. stellung eines geeigneten Simulationsmodells wirtschaft und Industrielle Produktion.
 ist jedoch komplex.
Herausforderungen strategischer
Produktionsplanung Es ist notwendig, dass die operative und tak-
 tische Planung nicht vernachlässigt werden.
Folglich sind im Rahmen der Produktionspla- Gemäß dem Prinzip der hierarchischen Pla-
nung verschiedene Fragestellungen zu adres- nung wird die grobe Planung der strategischen Prof. Dr. Thomas S. Spengler ist Leiter des
sieren: Ebene sukzessiv auf ihre Durchführbarkeit auf Instituts für Automobilwirtschaft und
 Industrielle Produktion sowie Lehr-
• Wo entsteht der Engpass im System? den detaillierteren taktischen und operativen stuhlinhaber für Produktion und Logistik
 an der TU Braunschweig.
• Ist der Engpass weit genug, um die strategi- Ebenen überprüft. [2] Folglich ist es notwen-
 sche Zielsetzung zu erreichen? dig, diese Überprüfung in der Simulation nach- p.oetjegerdes@
 tu-braunschweig.de
• Sind weitere operative (z. B. eine geänderte zubilden und die taktische und operative Pla- www.tu-braunschweig.de/
 Reihenfolgenplanung) und taktische Anpas- nung in der Simulation darzustellen. aip/pl

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 Die Herausforderung besteht also darin, eine Simulationslaufs genutzt. [3] Verschiedene pra-
 Simulation eines Produktionssystems zu erstel- xisnahe Anwendungsbeispiele der hierarchi-
 len, die in der Lage ist strategische Entschei- schen Kopplung von Simulation und Optimie-
 dungen ebenso wie die Auswirkungen takti- rung finden sich in [4].
 scher und operativer Maßnahmen abzubilden.
 Zusätzlich zu der Art der Kopplung, können Si-
 Iterative optimierungsbasierte Simu- mulationen nach ihrem Zweck unterschieden
 lation in der Theorie werden. Die Simulation kann entweder dazu
 genutzt werden einen Zielfunktionswert zu
 Bei der Unterstützung strategischer Entschei- bestimmen, der die Optimierung steuert (Eva-
 dungen durch die Simulation eines Produkti- luierungsfunktion) oder als Modell genutzt
 onssystems ergeben sich einige Herausforde- werden, in dem die Optimierung eine Varia-
 rungen. Während der Laufzeit der Simulation, blenausprägung bestimmt, welche anschlie-
 welche die Reichweite der strategischen Ent- ßend auf die Realität übertragen werden kann
 scheidungen abbildet, müssen eine Reihe (Ersatzmodellfunktion). Auch ist es möglich die
 taktischer und operativer Entscheidungen Simulation zu nutzen, um die Optimierung zu
 getroffen werden. Beispiele hierfür sind Ka- erweitern und zu verbessern, indem z.B. stoch-
 pazitätszuweisungen von Anlagen oder Ver- astische Elemente durch die Simulation einge-
 ladeprobleme auf Transportfahrzeuge. Diese bracht werden (Modellerweiterungsfunktion).
 Planungsprobleme treten auch in der Simula- Auch ist es möglich, dass die Simulation ver-
 tion auf. Typischerweise werden diese in der schiedene Parameter berechnet, die zur Ent-
 Simulation durch einfache Heuristiken gelöst, scheidungsunterstützung benötigt werden,
 beispielsweise Prioritätsregeln, während in der für deren Bestimmung aber auf optimierende
 Realität komplexe Optimierungsverfahren ge- Verfahren zurückgegriffen werden muss (Lö-
 nutzt werden, welche in Produkten des Enter- sungsgenerierungsfunktion) [5].
 prise Resource Planning und der Manufactu-
 ring Execution Systems vorliegen. Somit liegt Im vorliegenden Anwendungsfall der strategi-
 eine Diskrepanz zwischen der realen Planung schen Produktionsplanung wird die Simulation
 und ihrer simulationsbasierten Abbildung vor. genutzt, um zu überprüfen, ob die strategische
 Um eine hohe Realitätsnähe der Simulation Planung umsetzbar ist. Es ist also notwendig
 zu ermöglichen, können die genutzten Opti- verschiedene Kennzahlen zu bestimmen, die
 mierungsverfahren in dedizierter Software ab- abbilden, ob das Produktionssystem überlastet
 gebildet werden. Idealerweise wird die selbe ist. Die Simulation erfüllt damit die Lösungs-
 Software genutzt, wie in der Realität, sodass generierungsfunktion. Die Koppelung von
 vorhandene Schnittstellen genutzt werden Simulation und Optimierung erfolgt in dem
 können. Somit ergibt sich eine Koppelung von Anwendungsfall hierarchisch mit der Simula-
 Simulation und Optimierung. tion als Leitkomponente. Während der Lauf-
 zeit ist es notwendig operative und taktische
 Es werden grundsätzlich zwei Varianten unter- Entscheidungen zu treffen, die mithilfe eines
 schieden: die sequentielle und die hierarchi- optimierenden Verfahrens bestimmt werden.
 sche Kopplung. Bei einer sequentiellen Koppe- Es liegt somit eine optimierungsbasierte Simu-
 lung läuft erst die Simulation komplett ab und lation vor. Der Zweck der Simulation ist die Lö-
 die Optimierung folgt (oder vice versa). Bei der sungsgenerierung. Die resultierende Klasse si-
 hierarchischen Koppelung kann entweder die mulationsbasierter Methoden wird als iterative
 Optimierung oder die Simulation die Leitkom- optimierungsbasierte Simulation bezeichnet.
 ponente darstellen, welche die jeweils andere [5] Bisherige Arbeiten beschränken sich hierbei
 während ihrer Laufzeit mehrfach aufruft. [3] auf die Übertragung einzelner Entscheidungen
 auf optimierende Verfahren und auf operative
 Bei der simulationsbasierten Optimierung gibt Entscheidungen. Um dieses Prinzip jedoch auf
 die optimierende Leitkomponente Werte der die hierarchische Planung zu übertragen, muss
 Entscheidungsvariablen an die Simulation, die der Einbezug mehrerer, operativer und takti-
 hieraus die Qualität der Lösung bestimmt. Die- scher, Entscheidungen ermöglicht werden.
 se wird von der optimierenden Komponente
 erneut aufgegriffen. In der optimierungsba- Iterative optimierungsbasierte Simu-
 sierten Simulation ist die Simulation die Leit- lation in der hierarchischen Produkti-
 komponente und während der Laufzeit der onsplanung
 Simulation werden Teilplanungsprobleme an
 eine optimierende Komponente übergeben, In der hierarchischen Planung wird zunächst
 von dieser gelöst und die Ergebnisse von der das Teilplanungsproblem mit dem längsten
 Simulation in der weiteren Durchführung des Zeithorizont mit starken Vereinfachungen ge-

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 Übertragung des Prinzips der hierarchischen Planung auf die iterative
 optimierungsbasierte Simulation
 Strategische Planung
 § Unternehmensphilosophie und -strategie Aggregierte
 Aufbau-
 § Geschäftsfelder Produktions-
 planung
 planung
 § Unternehmensziele
 § Bereitstellung von Technologien und
 Kapazitäten
 Vorgaben Rückkopplung

 Modellierung
 Iterative Vorgabe der
 Parameter
 Taktische Planung Kapazitäts- optimierungs- Lösungen der

 § Ressourcenallokation zuweisung basierte Teilprobleme

 § Kurzfristige Produktionsziele Simulation Teilplanungsprobleme

 Vorgaben Rückkopplung
 Operative Planung
 § Detailplanung durch Steuerung und Routenplanung Beladung der
 Reihenfolgen- des Transport- Transport-
 Ausführung der taktischen Vorgaben planung
 systems systeme
 § Sicherstellung effektiver und effizienter
 Nutzung der Ressourcen

 Abbildungen Industrie Management | Seite 0

löst. Die resultierenden Parameter stellen dann wird der Aufwand der Modellierung verringert, Bild 1: Übertragung des
eine Zielvorgabe für das Teilplanungsproblem da die Konzeption, Entwicklung und Imple- Prinzips der hierarchi-
auf der nächstdetaillierteren Stufe mit einem mentierung von Heuristiken zur Abbildung schen Planung auf die
kürzeren Zeithorizont dar. Ist diese Vorgabe des Entscheidungsfindungsprozesses entfällt. iterative optimierungs-
nicht umsetzbar, werden die durch das über- Weiterhin vereinfacht die Verwendung der basierte Simulation.
geordnete Teilplanungsproblem aufgeprägten existierenden Prozesse die Validierung, sofern
Restriktionen gelockert. Ist das untergeordnete die Implementierung verifiziert wurde. Die Ve-
Teilplanungsproblem nun lösbar, werden die re- rifizierung stellt sicher, dass die eingesetzten
sultierenden Parameter an das nächstdetaillier- Optimierungsverfahren korrekt verknüpft wur-
tere Teilplanungsproblem mit erneut kürzerem den. Die Validierung komplexer Modelle ist in
Zeithorizont weitergegeben. Dieses Vorgehen der Regel aufwendig, da sichergestellt werden
wird so lange weitergeführt, bis auch alle opera- muss, dass das Verhalten des verifizierten Mo-
tiven Teilplanungsprobleme auf Basis der strate- dells der Realität entspricht. Durch die Verwen-
gischen Zielsetzung lösbar sind und die strategi- dung der realen Optimierungsverfahren, kann
sche Planung somit umsetzbar ist. [2] davon ausgegangen werden, dass dies der Fall
 ist. Im Folgenden wird die vorgestellte Metho-
Dieses Prinzip wird nun aufgegriffen. In der dik auf einen Anwendungsfall in der Stahlin-
Simulation werden zu verschiedenen Zeit- dustrie übertragen.
punkten Parameter bestimmt und exportiert,
beispielsweise Produktmengen, Auftragsdaten Iterative optimierungsbasierte Simu-
oder die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln, die lation in der Praxis
für die Optimierung notwendig sind. Anschlie-
ßend werden diese Parameter als Vorgabe von In diesem Praxisbeispiel wird im Rahmen der
den Teilplanungsproblemen genutzt, um ihre strategischen Planung entschieden, eine neue
Lösung mithilfe der Optimierung zu bestim- Anlage zur Verzinkung von Flachstahl in ein
men. So wird beispielsweise wöchentlich die existierendes Produktionssystem einzufügen.
Kapazitätszuweisung vorgenommen, einmal Die Anlage kann jedoch nicht isoliert betrach-
pro Schicht die Reihenfolgenplanung und tet werden, da nachfolgende und vorangehen-
jedes Mal bei Eintritt eines Transporters die de Anlagen ebenfalls stärker belastet werden.
optimale Beladung. Die Lösungen der Teilpla- Dies resultiert in einem angepassten Produkti-
nungsprobleme werden anschließend an die onsprogramm. Ziel ist es mit dieser neuen An-
Simulation zurückgegeben und im weiteren lage den Output des Produktionssystems um
Verlauf genutzt. Das Prinzip der hierarchischen 20 % zu erhöhen. Zu prüfen ist, ob das Produk-
Planung sowie die Übertragung auf die iterati- tionsprogramm produziert werden kann.
ve optimierungsbasierte Simulation werden in
Bild 1 dargestellt. Hierfür wurde eine rund 125.000 m² große Pro-
 duktionshalle modelliert, in der zu jedem Zeit-
Das eingeführte Vorgehen bietet mehrere Vor- punkt rund 8.000 kundenindividuelle Stahlco-
teile. Zunächst einmal wird ein realitätsnahes ils in verschiedenen Produktionsstufen lagern.
Simulationsmodell erzeugt, indem die in der Diese werden in unterschiedlicher Reihenfolge
Realität vorliegenden Verfahren zur Entschei- von mehreren Anlagen bearbeitet, anschlie-
dungsfindung integriert werden. Des Weiteren ßend verpackt und per Zug, Coiltransporter

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 Ablauf der Lösung eines Teilplanungsproblems während der Laufzeit der
 Simulation

 Bestimmung der optimalen
 Verladung1

 Zug erscheint in der Optimale Verladung
 Simulation wurde eingelesen
 § Auftrag zur Beladung des § Beladung des Zuges unter
 Zuges Berücksichtigung anderer
 Teilplanungsprobleme
 § Export aller Parameter von Daten über: Daten über:
 auf Verladung wartender § Gewicht !" : Entscheidungsvariablen, ob § zu verladene
 Produkte § Dringlichkeit Produkt auf Transporter gelegt wird Produkte
 § Lagerort ! : Gewicht [kg] des Produkts § Waggon-
 " : Kapazität [kg] des Transporters zuordnung
 " : Kapazität [Stk.] des Transporters 

 ILP - Solver
 1Vereinfachtes Modell zur Veranschaulichung

 Abbildungen Industrie Management | Seite 1

Bild 2: Ablauf der Lösung oder LKW abtransportiert. Innerhalb der Pro- zur Abbildung der Entscheidungsprozesse er-
eines Teilplanungspro- duktionshalle werden sie durch Portalkräne, läutert. Züge bestehen aus bis zu 10 Waggons,
blems während des Si- fahrerlose Transportsysteme, Quertransporter die jeweils eine stückbasierte und gewichts-
mulationslaufs. oder Coiltransporter transportiert. Der Betrach- basierte Kapazitätsbegrenzung besitzen. Ein
 tungszeitraum entspricht dem Planungshori- Großteil der Produkte muss mithilfe der Züge
 zont für das Produktionsprogramm, der sechs in eine weiter entfernte Halle transportiert wer-
 Wochen lang ist. Die Laufzeit für die Simulation den. Ziel ist die optimale Auslastung der Züge
 dieses Zeitraums beträgt ungefähr eine Stunde hinsichtlich der transportierten Masse. Um dies
 pro Simulationslauf und ist damit für die Ent- zu erreichen wird jedes Mal, wenn ein Zug zur
 scheidungsunterstützung der strategischen Beladung bereitsteht, eine Liste aller auf die
 Planung angemessen. Verladung wartenden Coils exportiert. Die op-
 timale Zuordnung der Produkte auf die einzel-
 Ausgangspunkt der Simulation ist die reale nen Waggons wird mit einer Software für die
 Lagerbelegung auf Basis des Materialverfol- Lösung mathematischer Optimierungsproble-
 gungssystems. Das Materialverfolgungssystem me berechnet. Diese Zuweisung wird anschlie-
 erfasst in Echtzeit die exakte Position jedes ßend an die Simulation zurückgegeben. Nun
 einzelnen Produkts in der Halle, inklusive des wird auf Basis der aktuellen Lagerbelegung
 Bearbeitungsstands. Zusätzlich werden Daten eine Reihenfolge zur Auslagerung mithilfe der
 über physikalische Größen, wie Gewicht und Portalkräne bestimmt. Dieser Prozess ist in
 Geometrie erfasst, sowie Auftragsdaten. Diese Bild 2 veranschaulicht.
 Daten können innerhalb weniger Minuten in
 die Simulation importiert werden. Während des Fazit und Ausblick
 Simulationslaufs werden unterschiedliche Teil-
 planungsprobleme auf Basis dieser Daten ge- Die Einschätzung über die Vorteilhaftigkeit
 löst. So wird die Reihenfolge der Produktion in des Vorgehens basiert auf der Anwendung
Literatur
 jeder Anlage am Anfang einer Schicht geplant. in einem Unternehmen mit einer umfangrei-
[1] Law, A.: Simulation modeling Die Routen der fahrerlosen Transportfahrzeuge chen Verfügbarkeit von Daten, welche für die
 and analysis, 5. Auflage. New werden stündlich geplant. Jedes Mal, wenn ein Umsetzung der iterativen optimierungsbasier-
 York 2015.
[2] Steven, M.: Hierarchische Pro- Stahlcoil transportiert werden soll, wird mit ei- ten Simulation für notwendig erachtet wird.
 duktionsplanung, 2. Auflage. ner Einlagerungsheuristik der beste Lagerplatz Mithilfe dieses Vorgehens ist es möglich die
 Heidelberg 1994.
[3] Verein Deutscher Ingenieure: für dieses Stahlcoil auf Basis der aktuellen Lager- Auswirkungen strategischer, taktischer und
 VDI-Richtlinie 3633 Blatt 12: belegung und den Eigenschaften des Stahlcoils operativer Entscheidungen darzustellen. So
 Simulation von Logistik-, Ma-
 terialfluss- und Produktions- bestimmt. Durch den Einbezug realer Entschei- wird eine Entscheidungsunterstützung für die
 systemen. Berlin 2020. dungsprozesse wird die Ableitung realitätsna- Bewertung von Anpassungsmaßnahmen im
[4] März, L; Krug, W; Rose, O.; Wei-
 gert, G. (Hrsg): Simulation und her Ergebnisse ermöglicht. Zusammenspiel von Teilplanungsproblemen
 Optimierung in Produktion verschiedener Fristigkeit ermöglicht.
 und Logistik, 1. Auflage. Berlin
 Heidelberg 2011. Der letzte Produktionsschritt einiger Coils in der
[5] Figueira, G.; Almada-Lobo, B.: Halle stellt die Verladung der gefertigten Coils Schlüsselwörter:
 Hybdrid simulation-optimi-
 zation methods: A taxonomy zum Transport auf Züge dar. Anhand dieses Optimierungsbasierte Simulation, Produkti-
 and discussion. In: Simulation Ablaufs wird die Kopplung der hierarchischen onsplanung, Ereignisdiskrete Simulation, Anla-
 Modelling Practice and Theo-
 ry 46 (2014), S. 118-134. Simulation an ein optimierendes Verfahren genplanung

66 Industrie 4.0 Management 37 (2021) 1
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