St. Veit in Reichenau - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz, ehem. Glatzer Visitatur

 
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RUNDBRIEF
D ES G R O SS D EC H A N T E N
und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V.

                                St. Veit
                                in Reichenau

   Rundbrief 1/2021                           Heft 1/2021
                                                       1
                                              ISSN 1865-4312
St. Veit in Reichenau - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz, ehem. Glatzer Visitatur
Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit
Den Weg Jesu mitgehen.....................................................................................................................             3
„Geborgenheit und Hoffnung“ – Ostergruß des Vertriebenenbischofs..............................................                                         4

Heimatwerk
Frohbotschaft.....................................................................................................................................     5

Aus dem Glatzer Land
Reichenau...........................................................................................................................................   6

Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz
Gabriele Gräfin von Magnis (1896–1976).........................................................................................                        8

Künstler und ihre Werke
Franz Jaschke (1775–1842)............................................................................................................... 13

Aus den Grafschafter Gruppen
Wir erinnern uns. Als der Rundbrief noch ein Heftchen der Jungen Grafschaft war ....................... 14

Jubiläen und Geburtstage .............................................................................................................. 16

Heimgänge ....................................................................................................................................... 18

Sie gehören zu uns ........................................................................................................................... 20

Buchtipps ......................................................................................................................................... 21

Wichtige Informationen/Impressum ............................................................................................. 23

Termine ............................................................................................................................................ 24

    Zum Titelbild: Die Pfarrkirche St. Vitus wurde im Zeitalter der Renaissance erbaut und 1623 geweiht.
    Der Turm stammt aus neuerer Zeit.                                                            Foto: zg.

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Zum Geleit

Den Weg Jesu mitgehen
Ostererfahrungen 1946 und heute

In den Wochen dieses Frühjahrs jährt sich für        Mit der Erfahrung des totalen Verlustes, aller
die Grafschaft Glatzer zum 75. Mal die Vertrei-      Sicherheit und Geborgenheit, häufig auch dem
bung aus der Heimat und die Ankunft im neuen,        Verlust geliebter Menschen, blickten sie auf den
unbekannten Lebensumfeld. Die Bewohner der           Gekreuzigten. Es ist ihnen danach sicher nicht
Stadt Glatz, zu denen auch die Familie meiner        leichtgefallen, die jubelnden und triumphalen
Mutter gehört, mussten Anfang März ihren             Osterlieder mitzusingen. Nicht schon am dritten
Wohnort verlassen und kamen nach einer mehr-         Tag, sondern erst ganz langsam konnten mit
tägigen Fahrt in Viehwaggons im nordwestdeut-        zunehmendem Einleben am neuen Ort, dem
schen Bereich in der Umgebung von Osnabrück          Entstehen neuer Kontakte und wachsender
an. Etwa sechs Wochen nach der Ankunft, am           Anerkennung auch persönliche Ostererfahrun-
21. April 1946, einem sehr späten Ostertermin,       gen entstehen. Sie konnten spürbar werden im
wurde am Ostersonntag das Fest der Auferste-         gegenseitigen Zusammenhalt unter den Vertrie-
hung Christi gefeiert.                               benen und in der Bereitschaft zu Vergebung und
                                                     Versöhnung. Bereits im Juli 1946 fand schließ-
Ich stelle mir vor, dass die Vertriebenen nach den   lich in Emsbüren die erste gemeinsame Wall-
schweren Erfahrungen der vergangenen entbeh-         fahrt der Grafschaft Glatzer statt – für alle, die
rungsreichen Wochen und Monate den Weg Jesu          dabei waren, mag das eine österliche Erfahrung
in der Karwoche, seine Entäußerung und Ernie-        neuen Lebens gewesen sein.
drigung am Kreuz, in besonders eindrücklicher
Weise mitvollzogen haben und sich im leiden-         75 Jahre später scheint uns in der Corona-Pan-
den Herrn selbst haben erkennen können.              demie die Fastenzeit nun schon viel länger
                                                     gedauert zu haben als seit dem Aschermittwoch.
Mit welchen Gefühlen haben die Grafschaft            Menschen, die in Krankenhäusern, zu Hause
Glatzer an ihren neuen Wohnorten wohl die Kar-       oder in Senioreneinrichtungen das Alleinsein
woche und das Osterfest gefeiert? Sie mussten        besonders stark spüren, können sich in die Ver-
nicht nur ihr neues Lebensumfeld kennenlernen,       lassenheit Jesu intensiv einfühlen. Die Möglich-
auch ihre kirchliche und gottesdienstliche           keit der Impfung gegen das Virus wird ja noch
Heimat hatten sie verloren und mussten in der        nicht gleich zu befreienden Ostererfahrungen
Fremde erst heimisch werden. Das Kirchen-            führen.
gebäude am neuen Wohnort war ihnen noch
fremd, in der Regel in einem anderen Stil            Den Weg Jesu durch seinen Tod in die Auferste-
gebaut und ausgeschmückt; sie mussten sich           hung hinein mitzugehen, ist damals wie heute
darin erst ihren Platz suchen. Häufig mussten        ein Weg des Vertrauens und der Hoffnung. Ich
sie weite Wege zur Messfeier auf sich nehmen,        wünsche Ihnen, dass Sie an diesem Osterfest
vor allem in den mehrheitlich evangelisch ge-        spüren können, dass der auferstandene Herr
prägten Gegenden. Manche Lieder im Gottes-           Ihnen in allen Situationen nahe ist und die Er-
dienst waren ihnen wahrscheinlich erst einmal        fahrung neuen Lebens schenkt!
fremd, ebenso wie Osterbräuche in ihrem neuen
Lebensumfeld.                                                                  Ihr Marius Linnenborn

Rundbrief 1/2021                                                                                     3
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Ostergruß

„Geborgenheit und Hoffnung“
In der Allerheiligenkirche zu Erfurt wurde 2007      eine Frau, die sich mit ihrem Mann in der Aller-
ein Kolumbarium eingerichtet. Die gotische           heiligenkirche einen Platz erworben hatte. Die
Kirche besteht aus zwei Kirchenschiffen. Das         oft bekannte Sprachlosigkeit über diese beiden
rechte Kirchenschiff wird weiterhin als Gottes-      Themen wurde gebrochen, als das Angebot für
dienstraum für das monatliche Totengedenken,         einen solchen Urnenplatz durch die Domgemein-
für die Heilige Messe und für Andachten ge-          de unterbreitet wurde. Wenn dieser Kirchenraum
nutzt. Der barocke Hochaltar zeigt in seinem         den Gedanken an Geborgenheit und Hoffnung
Altarbild die große Schar der Heiligen beim          über den Tod hinaus vermitteln kann, dann be-
Lobgesang vor dem Thron Gottes. Im linken            steht auch die Bereitschaft, darüber nachzuden-
Seitenschiff sind 15 Stelen aufgestellt, die Platz   ken und mit größerer Zuversicht in die persön-
für 630 Urnen bieten. Christen und auch Nicht-       liche Zukunft zu schauen.
christen, die mit dem katholisch gestalteten
Kirchenraum einverstanden sind, können hier          Dass unser Leben endlich ist, ist eine schwer zu
einen Urnenplatz erwerben und für 20 oder auch       verkraftende Tatsache. Daher müssen auch wir
mehr Jahre in dieser Kirche zum Gedenken an          Christen die Trauer zulassen und gestalten. Das
ihr eigenes Leben, aber grundsätzlich auch an        tun wir im Totengedenken und mit den christli-
Tod und Auferstehung einladen.                       chen Traditionen, wie sie sich in den verschie-
                                                     densten Ländern und Kulturen entwickelt haben.
„Endlich konnte ich mit meinem Mann über das         Nicht alles passt zu unserer Art. Die meisten
Thema ‚Tod‘ und ‚Sterben‘ sprechen!“ – sagte         Menschen brauchen bei diesen Themen Stille

Allerheiligenkirche                                                             Foto: Peter Weidemann

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Heimatwerk

oder gute Texte oder Musik. Wir sind traurig,
wenn wir dazu keine Zeit haben. Leider war es
                                                   Frohbotschaft
in den letzten Monaten so, dass Angehörige kei-
ne Gelegenheit bekommen konnten, von ihren         Wir haben einen neuen Präses. Die Deutsche
Verstorbenen in gebührender und bekannter          Bischofskonferenz hat uns in Pfarrer Marius
Weise Abschied zu nehmen. Es ist dann hilf-        Linnenborn nach dem Rücktritt von Pfarrer
reich, dass es beim Totengedenken und Toten-       Martin Karras, der Krankenhausseelsorger in
gebet am Grab oder im Gottesdienst der Kirch-      Lüneburg geworden ist, einen Nachfolger als
gemeinde die Möglichkeit dazu gibt – auch          Präses bzw. Geistlichen Beirat des Heimatwer-
Monate und Jahre später. Es ist immer hilfreich,   kes Grafschaft Glatz e.V. ernannt.
wenn dann das persönliche Gebet durch eine
christliche Gemeinde unterstützt wird. Anderen     Marius Linnenborn wurde 1968 geboren und 1996
geht dann das österliche Halleluja besser über     in Essen zum Priester geweiht. Seine Mutter
die Lippen als den trauernden Angehörigen.         Hannelore stammt aus Glatz und ist eine ge-
Das ist eine der Kostbarkeiten, die uns Christen   borene Sobotta, sie lebt in Essen-Werden. Sein
geschenkt ist: die Gemeinschaft im Glauben,        Onkel war Dr. Joachim Sobotta, jahrelang Chef-
Hoffen und Lieben.                                 redakteur der „Rheinischen Post“ sowie allen
                                                   Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den Se-
Tod und Auferstehung sind Wirklichkeiten, die      minaren des Pastoralrats in Günne am Möhne-
wir durchleben müssen und dürfen. Das Oster-       see bekannt. Linnenborns Vater ist vor einigen
fest 2021 hat einen eigenen Charakter, denn der    Jahren in Essen verstorben.
Tod und die Todesgefahr standen uns in den
letzten Monaten näher als sonst. Das Oster-Hal-    Wir freuen uns über die Ernennung unseres nach-
leluja wird vielleicht etwas vorsichtiger gesun-   geborenen Theologen, der seit vier Jahren das
gen, wenn wir an die Verstorbenen in unseren       Deutsche Liturgische Institut in Trier im Auftrag
Pfarrgemeinden und in der ganzen Welt denken       der Deutschen Bischofskonferenz leitet und seit
und in die Gesichter der Angehörigen schauen.      Jahren an der Priesterkonferenz in der Osterwo-
Aber die Wirklichkeit des neuen Lebens mit         che und bei der Telgter Wallfahrt dabei ist.
Christus ist die gleiche Wirklichkeit wie immer,
denn sie besteht in der Zusage Jesu, dass er für   Unser Vertriebenenbischof Dr. Reinhard Hauke
uns beim Vater im Himmel eine Wohnung mit          will gerne die offizielle Einführung im Auftrag
unglaublicher Geborgenheit geschaffen hat.         der Deutschen Bischofskonferenz übernehmen,
                                                   und zwar am Tag der Telgter Wallfahrt, sofern
Gesegnete Ostertage und ein mutiges Halleluja      diese wegen Corona im Jahr 2021 stattfinden darf.
wünscht                                            Wir haben nur einen Wallfahrtstag festgelegt und
              Weihbischof Dr. Reinhard Hauke       das ist Sonntag, der 29. August 2021. Propst Dr.
                                                   Michael Langenfeld ist damit einverstanden und
                                                   wir können den Festgottesdienst wegen des not-
                                                   wendigen Abstandes vielleicht draußen halten,
                                                   und zwar um 11:30 Uhr.

                                                   Wir werden in den nächsten Ausgaben des Graf-
                                                   schafter Boten mitteilen, ob die Wallfahrt über-
                                                   haupt stattfinden kann. Als Ausweichtermin für
                                                   die Einführungvon Marius Linnenborn als neuer
                                                   Präses kommt die „Christkindl-Messe“ am Sonn-
                                                   tag, dem 9. Januar 2022 in St. Johann in Osna-
                                                   brück in Frage.
                                                                           Franz Jung, Großdechant

Rundbrief 1/2021                                                                                   5
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Reichenau

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Reichenau liegt am südöstlichen Fuße des Heu-     Rittersitz
scheuergebirges, zehn Kilometer westlich von      Ende des 14. Jahrhunderts gehörte der Ritter-
Glatz und gehört zur Gemeinde Rückers.            sitz vermutlich dem Konrad von Nimptsch.
                                                  Später kam er an den böhmischen König und
Das Dorf wurde erstmals 1337 schriftlich er-      gehörte 1499 als Teil der Herrschaft Koritau der
wähnt.                                            Königlichen Kammer. 1577 verkaufte Kaiser
                                                  Rudolf II. die Herrschaft Koritau mit Reichenau
Erste bekannte Besitzerin Reichenaus war um       und weiteren Kammerdörfern zur Bestreitung
1350 Katharina von Richnow. Später bestand        der Kosten des Türkenkrieges seinem Mund-
der Ort aus mehreren Anteilen, die zumeist ver-   schenk Friedrich von Falkenhain. Dessen Sohn
schiedene Besitzer hatten. Zu diesen gehörten     Seifried verkaufte sein Reichenauer Gut 1612
u. a. die Familien von Nimptsch, von Falken-      dem Christoph Donig von Zdanitz auf Nieder-
hain, Donig, Hofer von Hoferburg, von Ratschin,   steine. Diesem gehörte bereits ein Gutshof in
von Fitsch, von Reden, von Hartig sowie die       Oberschwedeldorf, mit dem er sein Reichenauer
Glatzer Augustiner und deren Rechtsnachfolger,    Gut vereinte. Wegen dessen Beteiligung am
die Jesuiten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden    böhmischen Ständeaufstand wurden seine Güter
die Anteile unter dem Besitzer Anton Franz ver-   1625 vom Kaiser konfisziert und er selbst zu
eint. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742     lebenslangem Gefängnis verurteilt. 1628 er-
und endgültig mit dem Hubertusburger Frieden      hielt Reichenau anstatt einer Schuldforderung
1763 kam Reichenau zusammen mit der Graf-         der Freiherr Carl von Strasolde als ein Erbgut.
schaft Glatz an Preußen.                          Dieser verkaufte es 1629 dem kaiserlichen Rat
                                                  Johann Angelo von Morgante auf Volpersdorf
Für das Jahr 1796 sind nachgewiesen: eine         und Schlegel, nach dem sein Oberschwedel-
Filialkirche, ein Vorwerk, ein Schulhaus, eine    dorfer Gut als Engelhof bezeichnet wurde.
Wassermühle, zwölf Bauern sowie 26 Gärtner        Nächster Besitzer war 1637 Georg von Gro-
und Häusler. 1939 wurden 523 Einwohner            nenberg, der es 1640 dem kaiserlichen Obristen
gezählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die      Wolfgang Ferdinand von Fitsch verkaufte.
Zahl der Einwohner deutlich zurück.               Dieser wurde 1642 Kommandant der Festung

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Aus dem Glatzer Land

Glatz und erwarb 1647 die Herrschaft Koritau.
Ihm folgte 1652 sein Sohn Otto Heinrich von
Fitsch, der Reichenau 1675 seinem gleichnami-
gen Sohn abtrat. Dieser verkaufte es 1685 dem
Johann Isaias von Hartig, der im selben Jahr
von Wolfgang Ferdinand von Fitsch auch die
Herrschaft Koritau erwarb. Anschließend war
Reichenau wiederum mit der Herrschaft Koritau
vereint. Nach rund 75 Jahren ohne ruhigen Zeit
ohne 1761 verkaufte Anton Casimir von Hartig
die Herrschaft Koritau mit Reichenau dem Neu-
roder Kommerzienrat Leopold Genedel, Erbherr
auf Niederrathen. Dessen Erben verkauften es
dem Oberamtsrat Anton Graf von Haugwitz,
Erbherr auf Pischkowitz. Er veräußerte 1796 die
Dörfer Reichenau, Kamnitz und Ludwigsdörfel
sowie die beiden Vorwerke in Oberschwedel-
dorf dem Anton Franz.

Freirichtergut
Zum Freirichtergut gehörten neben einem Vor-
werk mit Wirtschaftsgebäuden eine Mehlmühle,
die Handwerker und vier Häusler. Für 1402 ist        Pfarrkirche St. Veit                   Foto: zg.
als Besitzer Nikolaus Walter verzeichnet, in des-
sen Familie es mehrere Generationen lang ver-        Pfarrkirche
blieb. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erwarb         Für 1384 ist in einem Verzeichnis des Prager
das Richtergut der Glatzer Dechant Chrysosto-        Erzbistums die dem hl. Veit geweihte Pfarr-
mus Langer, Pfarrer zu Habelschwerdt. Nach           kirche nachgewiesen, die zum Glatzer Dekanat
dessen Tod 1667 ging es an Johann Heinrich           gehörte. Zu ihr waren auch die Ortschaften
Hofer von Hoferburg auf Oberwernesdorf (Wallis-      Stolzenau und Rolling gepfarrt. Während der
furth), dem 1674 dessen Schwiegersohn Georg          Zeit der Reformation diente die Reichenauer
Friedrich von Ratschin folgte. Er verkaufte          Kirche als evangelisches Gotteshaus. Im Zuge
1681 das Gut mit allem Zubehör dem Freiherrn         der Rekatholisierung wurde sie 1623 wiederum
Ferdinand von Fitsch, von dem es 1685 Johann         den Katholiken zugewiesen, verlor jedoch den
Isaias von Hartig erwarb.                            Status einer Pfarrkirche und wurde Filialkirche
                                                     von Oberschwedeldorf. Das Kirchenhaus wurde
                                                     in diesem Jahr auch neu errichtet und 1787 dann
                                                     erweitert. In der Außenwand sind Grabmäler
                                                     aus der Renaissancezeit eingemauert.

                                                           Zusammengestellt von Nicola von Amsberg

                                                     Quellen:
                                                     • Peter Güttler et al. (Hg.): Das Glatzer Land.
                                                       Ein Reiseführer, Düsseldorf 1995, S. 89
                                                     • Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft
                                                       Glatz. Neu bearbeitet von Dieter Pohl. Band
                                                       3, S. 68–72 und 75–78
Pfarrhaus neben der Kirche               Foto: zg.   • https://de.wikipedia.org/wiki/Niwa_(Szczytna)

Rundbrief 1/2021                                                                                   7
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Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

Gabriele Gräfin von Magnis (1896–1976)
Stille Helferin in bedrängter Zeit
„Von 1937 an, bei der Caritas Beuthen, war mein      Ihr Engagement konnte nicht öffentlich sein,
Leben ausgefüllt im Kampf um die Juden. Das          und Gräfin Magnis sprach nie über ihre Erleb-
war ein Kampf ohne Hoffnung, man konnte nur          nisse. Die junge Historikerin Jana Leichsenring
mitleiden.“ Elf Jahre nach dem Ende des Dritten      hat ihr Leben im Rahmen eines Kardinal-Bert-
Reiches vertraute Gabriele Gräfin Magnis diese       ram-Stipendiums des Institut für ostdeutsche
Sätze 1956 ihrem Tagebuch an. Wer war diese          Kirchen- und Kulturgeschichte nachgezeichnet
Frau?                                                und für „Schlesien in Kirche und Welt“ zusam-
                                                     mengefaßt.“
Pater Franz Magnis-Suseno schrieb dazu: „Grä-
fin Gabriele Magnis ist die Schwester meines         Mein besonderes Interesse an jüdischer Ge-
Vaters, [...], also meine Tante; sie war wohl eine   schichte veranlasste mich Anfang 2003, mit der
der ganz großen Frauen in der Nazizeit und           Autorin Jana Leichsenring Verbindung aufzu-
auch wieder in der Nachkriegszeit.“                  nehmen und sie zu einem Vortrag zum 16. Bil-
                                                     dungswochenende des Pastoralrats der Graf-
Im „Lexikon der Grafschaft Glatz“ von Aloys          schaft Glatz Ende Januar 2004 ins Heinrich-
Bernatzky findet sich folgende Kurzbiographie        Lübke-Haus der KAB in Möhnesee-Günne
zu Gabriele Gräfin von Magnis: „geb. 1896 in         (Kreis Soest) einzuladen. Erfreulicherweise
Eckersdorf, gest. 1976 in Andernach – Sozial-        sagte sie zu und überraschend erschien als Gast
fürsorgerin – Im oberschlesischen Industrie-         Josepha Freifrau von Loe, geborene von Mag-
gebiet tätig. Ab 1938 mit Sonderauftrag von          nis, eine Nichte von Gabriele.
Kardinal Bertram (Breslau) in Beuthen als
Betreuerin christlicher Nichtarier und verfolgter
Juden eingesetzt. Unter schwierigsten, gefahr-
vollen Bedingungen leistete sie Hilfe bei der
Auswanderung von Mischehepaaren, der Über-
nahme von Vormundschaften und Suche nach
Arbeitsstellen für junge Mischlinge, der Unter-
bringung von Säuglingen, deren Mütter nach
Auschwitz verschleppt worden waren, der Be-
stattung von Toten aus den Lagern um Beuthen
auf dem jüdischen Friedhof in Beuthen und den
Versuchen, Juden zu retten. Von 1946 bis 1958        Josepha Freifrau von Lohe, geb. von Magnis (lks.) und
aufopferungsvolle Arbeit in der Vertriebenenfür-     Jana Leichsenring (re.)     Foto: Sammlung Magnis
sorge im Diaspora-Bistum Hildesheim.“
                                                     Im Rundbrief 2/2003 des Großdechanten hatte
In der Ausgabe 2/2001 von „Schlesien in Kirche       ich bereits eine kurze Buchbesprechung ver-
und Welt“ stieß ich auf den Beitrag: „Mein Le-       öffentlichen können, in der es u. a. hieß, der
ben war ausgefüllt im Kampf um Juden“ Gabri-         Wunsch von Gabriele Magnis, „arm zu sein
ele Gräfin Magnis: Sonderbeauftragte Kardinal        vor Gott“ sollte sich erfüllen; und weiter: „In
Bertrams 1937–1945“. Darin heißt es eingangs:        der Schrift von Jana Leichsenring finden sich
„Im Auftrag des Breslauer Erzbischofs küm-           Aussagen von wenigen lebenden Zeitzeugen
merte sich die Fürsorgerin um die Katholiken,        und Gesprächen mit Familienangehörigen, die
die nach den Nürnberger Rassegesetzen als            eine überzeugende Selbstlosigkeit und den Mut
„Nichtarier“ der Verfolgung ausgesetzt waren.        einer starken Persönlichkeit erkennen lassen.

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Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

Sie selbst hat sich außer in Tagebuchnotizen nie      „Waisenhauses zum Hl. Schutzengel“ 1892 in
zu ihrer menschenrettenden Tätigkeit geäußert.        Niedersteine sowie beim Unterhalt des „Kran-
(…) Es wäre zu wünschen, dass dem Andenken            kenhauses“ in Niedersteine in den Kriegsjahren
von Gabriele Gräfin Magnis eine größere Auf-          1914/18.
merksamkeit zuteil würde.“
                                                      Bereits frühzeitig offenbarte sich Gabrieles sozia-
Im Band 10 „Schlesische Lebensbilder“ las ich         les Engagement in der liebevollen Sorge um ihre
2013 wiederum einen Beitrag von Jana Leich-           jüngeren Geschwister. Als sie 1921 ihr Eltern-
senring über Gabriele Gräfin von Magnis. Mit          haus verließ, lebten jedoch vier ihrer neun Ge-
Kopien aus diesem Text nahm ich E-Mail-Kon-           schwister nicht mehr; so erlebte sie 1904 als
takt mit P. Franz Magnis-Suseno auf, der mir          Achtjährige schmerzhaft den frühen Tod ihrer
spontan antwortete: „Lieber Herr Schindler,           älteren zehnjährigen Schwester.
danke sehr für ihre Sendung über meine Tante
Gabriele. Ja, ich glaube, den Artikel von Frau        Ihren Weggang aus Eckersdorf erklärte sie später
Leichsenring habe ich gelesen. Das erstaunliche       mit dem Versuch, der Konfrontation mit künfti-
und für mich auch etwas beschämende war, dass         gen Todesfällen geliebter Menschen auszuwei-
unsere ganze Familie, und jedenfalls ich selbst,      chen. Andererseits wollte sie „ihrem Ruf“ fol-
keine Ahnung von ihrem Einsatz für Juden hat-         gen und ihr Leben jenen widmen, die zu den
ten. In der Nazizeit hat sie das aus guten Grün-      Außenseitern der Gesellschaft zählten. Sie be-
den total verheimlicht, und danach nie darüber        gann eine Gartenbaulehre auf dem Gut der
gesprochen. Jetzt tut es mir leid, dass ich sie nie   Gräfin Dohna in Weimar, besuchte 1922/23 die
gefragt habe.“                                        Säuglingspflegeschule und anschließend bis
                                                      1925 die Soziale Frauenschule (Westfälische
Herkunft von Gabriele Magnis                          Wohlfahrtsschule) in Münster, mit deren Lei-
Geboren wurde                                         terin Therese Maßing sie bis zu deren Tod aufs
Gabriele Gräfin von                                   Engste verbunden blieb. Mit einem abschließen-
Magnis am 24. März                                    den einjährigen Praktikum beim Landesjugend-
1896 als zweites von                                  amt Berlin beendete sie ihre berufliche Aus-
zehn Kindern des                                      bildung. Es folgte bis Februar 1928 ihr Wirken
Juristen Dr. Anton                                    in der Frauenhilfsstelle Berlin; hier sammelte
Franz Graf von                                        sie erste berufliche Erfahrungen, indem sie sich
Magnis und Bian-                                      mit großem Einsatz der Krankenhausfürsorge
ka Gräfin Magnis,                                     sowie der Betreuung Prostituierter und straffäl-
geb. Gräfin Deym                                      lig gewordener Jugendlicher widmete. In ihren
auf dem elterlichen                                   Tagebuchaufzeichnungen von 1956 äußerte sie
Gut in Eckersdorf                                     ihre Abneigung gegen Tätigkeiten bürokrati-
(Kreis Glatz). Dort      Gabriele Magnis, um 1925     scher Art, „eine sehr menschliche Arbeit ohne
verbrachte sie auch          Foto: Sammlung Magnis    Bürokratismus sie dagegen am glücklichsten
die ersten fünfund-                                   gemacht hätte“.
zwanzig Jahre ihres Lebens. Sie besuchte keine
öffentliche oder private Schule, sondern erhielt      Sozialarbeit in Beuthen
Privatunterricht, der sie insbesondere auf die        Aufgrund ihrer erfolgreichen Sozialarbeit in
zukünftigen Pflichten als Angehörige ihres            Berlin erhielt Gabriele Magnis Anfang 1928 den
sozialen Standes vorbereiten sollte.                  Auftrag zur Einrichtung einer Polizeifürsorge-
                                                      stelle beim Staatlichen Polizeiamt in Beuthen –
Ihre Familie war gegenüber den Dorfbewoh-             sie war die erste Frau in einer solchen Leitungs-
nern sozial eingestellt; so beteiligte sie sich mit   position. Damit beginnt ihr vorbildliches sozia-
erheblichen finanziellen Mitteln am Bau des           les Wirken im oberschlesischen Industriegebiet.
„Ludmillastifts“ 1884 in Ludwigsdorf und des          Gabriele Magnis lebte in Beuthen in Wohnge-

Rundbrief 1/2021                                                                                       9
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Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

meinschaft mit Therese Maßing, die 1927 zur           Gestapo für die erwünschte Auswanderung von
Leiterin der Oberschlesischen Fachschule für          Nichtariern erteilen zu lassen. Für den einzelnen
soziale Berufe ernannt worden war. Nach dem           Menschen, der mit seinen Sorgen und Nöten zu
Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde       ihr gekommen war, versuchte sie immer so viel
die Polizeifürsorgestelle in Beuthen aufgelöst.       zu tun, wie möglich war, wenn es sein musste
Gabriele Magnis lehnte eine weitere Tätigkeit         auch über die Grenzen der Legalität hinaus.
in staatlichen Einrichtungen ab: „Diesem Staat
kann ich nicht dienen.“ Stattdessen stellte sie ihr   Magnis forderte von Kardinal Bertram, der als
soziales Engagement in den Dienst der katholi-        Erzbischof von Breslau auch Vorsitzender der
schen Kirche und arbeitete als Gemeinde-              Fuldaer Bischofskonferenz war, ein entschie-
schwester im noch ländlichen Gleiwitz-Richters-       deneres Eintreten für alle Verfolgten. In ihren
dorf. Dort lag auch die Betreuung der polni-          Bemühungen richtete sie sich innerhalb ihres
schen Minderheit in ihrem Aufgabenbereich,            Verständnisses von christlicher Nächstenliebe
obwohl ihr die polnische Sprache irgendwie            nicht nur gegen den NS-Staat, sondern auch
unzugänglich blieb. Wie ein polnischer Pfarrer        gegen gewisse institutionelle Auffassungen der
bescheinigte, spürte man in ihr einen „einzig-        katholischen Kirche. Dabei arbeitete Gabriele
artigen, gütigen Menschen“, der ungeachtet der        Magnis vertrauensvoll mit Dr. Gertrud Luck-
Politik Hitlers sich des polnischen Volkstums         ner (1900–1995) in Freiburg zusammen, die
annahm.                                               für diese Aufgabe im Süden Deutschlands
                                                      zuständig war, sowie mit der in Berlin für die
Ihre guten Kontakte zu staatlichen Institutionen      katholischen Nichtarier verantwortlichen Dr.
konnte Gabriele Magnis in ihrer späteren Tätig-       Margarete Sommer (1893–1965). Diese drei
keit hilfreich nutzen, vor allem als sie im April     Frauen waren die Repräsentanten eines reichs-
1937 zur Geschäftsführerin des Caritasverband-        weiten katholischen Hilfsnetzes für Verfolgte
es der Stadt Beuthen ernannt wurde. Die Beu-          der NS-Rassenideologie. Gabrieles Kontakte
thener Geschäftsstelle war zugleich eine Neben-       reichten darüber hinaus bis nach Wien und zur
stelle des St.-Raphaels-Vereins in Breslau, der       holländischen Caritas.
sich um die Belange jener bemühte, die die Ab-
sicht hatten auszuwandern. Magnis war demnach         Schwester Gabriele übernahm die Vormund-
auch Ansprechpartnerin für Katholiken, die auf        schaft für Säuglinge und Kinder, deren Eltern
Grund der rassistischen Maßnahmen Deutsch-            im Zuge der beginnenden Deportationen ver-
land verlassen mussten, also jene „nicht-ari-         schleppt worden waren. Sie versuchte für diese
schen“ Katholiken, die im Zentrum von Kardi-          Kinder Unterbringungen in Heimen zu ermögli-
nal Bertrams Auftrag standen.                         chen; die Nichte Josepha von Loe hat bestätigt,
                                                      sie habe Kinder und Jugendliche nach Eckers-
Sonderauftrag des Kardinals Bertram                   dorf geschleust, wo niemand wusste, wer sie
Ihr engagiertes Auftreten für Hilfsbedürftige         waren und wo sie in der Menge von „landver-
und Verfolgte überzeugte Kardinal Bertram, sie        schickten“ Kindern aus dem Westen nicht auf-
1938 als „Sonderbeauftragte zur Betreuung der         fielen. Manchen konnte Schwester Gabriele
katholischen Nichtarier Oberschlesiens“ zu er-        zur Auswanderung verhelfen. Als ein Beispiel
nennen, bald auch für alle verfolgten Juden.          sei das Schicksal der Familie des jüdischen
Bertram unterstützte ihre schwierige Arbeit „sehr     Arztes Auerbach genannt, die sich zunehmen-
großzügig (mit) Geld aus einem Sonderfonds            der NS-Repressalien ausgesetzt sah. Zwischen
für Nichtarier“. „Schwester Gabriele“, wie sich       Gabriele Magnis und den Auerbachs, deren
die charismatische Gräfin nennen ließ, war in         Kindern Johanna, geb. 1930, und Ludwig, geb.
der Verfolgung ihrer oft gefahrvollen Ziele un-       1926, entwickelte sich ein „freundschaftliches
bürokratisch, diskret, diplomatisch und durch-        Verhältnis“. Ludwig wurde von ihr ein oder
setzungsstark. Sie schreckte nicht davor zurück,      zwei Wochen auf dem Gut Magnis in Eckers-
sich listig die Bestätigung der sie bespitzelnden     dorf versteckt. Von Dr. Auerbach erfuhr Magnis,

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Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

Schloss Eckersdorf im Jahr 1880                                              Abb.: Sammlung Duncker

welches Schicksal jene erwartete, die „umgesie-     Rückkehr nach Eckersdorf
delt“ werden sollten. Als Arzt war er seit Beginn   Gabriele Magnis verließ Beuthen erst nach Über-
der Deportationen „zur Untersuchung“ der Be-        nahme der Stadt durch die Rote Armee Ende
troffenen bestellt worden. Aus Bemerkungen von      Januar 1945. Sie kehrte auf das verwaiste elter-
SS-Wachmannschaften hatte er entnehmen müs-         liche Gut in Eckersdorf zurück, dessen Verwal-
sen, dass sein Klientel zum Tode bestimmt war.      tung sie anstelle ihres zur Wehrmacht eingezo-
Magnis wusste auf Grund der Aussagen von            genen Bruders Ferdinand übernahm. Durch ihr
Dr. Auerbach, was sich im Vernichtungslager         fürsorgliches Engagement wurde sie in Eckers-
Auschwitz abspielte. Es soll ihr einmal gelun-      dorf Ansprechpartnerin für Hilfsbedürftige. Das
gen sein, Zugang zu erhalten und ein Kind aus       galt vor allem den Flüchtlingen, die bei dem
dem Lager herauszubringen. Sowohl über ihren        Versuch, der heranrückenden Roten Armee nach
Aufenthalt dort, als auch über die Rettung des      Westen zu entkommen, durch die Grafschaft
Kindes, verweigerte sie bei späteren Nachfra-       Glatz zogen. Für jene, die den Strapazen der
gen ihrer Angehörigen weitere Auskünfte. Die        Flucht nicht mehr gewachsen waren, richtete sie
Nichte Josepha Freifrau von Loe berichtete,         in einem ehemaligen Kindergarten ein Alters-
„daß in den 1960er Jahren, als sie in München       heim ein. Die aus Breslau gekommenen Armen
lebte, ein Mann bei ihr geläutet habe und fragte,   Schulschwestern halfen ihr dabei. Das tägliche
ob sie mit Gabriele Gräfin Magnis verwandt sei      Überleben in den Wirren der ersten Nachkriegs-
und daß er von ihr gerettet worden sei. Es war      zeit zu sichern, forderte Gabriele Magnis alles
Ludwig Auerbach, worauf sie ein Telefonge-          ab. Für die Bevölkerung Eckersdorf wurde sie
spräch mit ihrer Tante vermittelte“.                zum Informations- und Handlungsmittelpunkt.

Rundbrief 1/2021                                                                                 11
Persönlichkeiten aus der Grafschaft Glatz

Da polnische Behörden kurz nach Kriegsende           erfahren hatten. Heimgeholt von ihrer Familie
Schloss Eckersdorf beschlagnahmt hatten, blieb       liegt ihr Grab an der Dürrhofkapelle in Freuden-
der gräflichen Familie nur ein zugewiesenes          berg-Rauenberg im Maintal oberhalb von Wert-
Nebengebäude. Im Februar 1946 erging die An-         heim, wo die Adelsfamilie Ferdinand von Mag-
weisung an die Eckersdorfer Bevölkerung, ihr         nis ihren neuen Wohnsitz gefunden hatte.
Dorf innerhalb weniger Stunden zu verlassen. Ge-
meinsam mit ihrer jüngeren Schwester und Frau        Literarische Würdigungen
Massing vertrieben, gelangte Gabriele Magnis         Nach ihrem Tod erfuhr Gabriele Gräfin von
nach Schneeren, Kreis Nienburg an der Weser.         Magnis mehrere literarische Würdigungen. Den
                                                     ersten Aufsatz über diese selbstlose Frau schrieb
Sozialarbeit im Bistum Hildesheim                    Dr. Elisabeth Nerlich 1979, in dem sie über die
Bereits im April 1946 setzte sie das dort zustän-    soziale Tätigkeit von Gabriele Magnis in Beu-
dige Generalvikariat Hildesheim in der Fürsorge      then und in Hildesheim berichtete. Elisabeth
für Vertriebene ein. Im Lauf des Jahres 1949         Nerlich hatte Schwester Gabriele persönlich ge-
wechselte Schwester Gabriele ihren Wohnsitz          kannt und erhielt von ihr nach dringenden Bitten
nach Wunstorf, Kreis Neustadt am Rübenberge,         einen Bericht über ihre Nichtarier-Fürsorge. Darin
wo ihr die Flüchtlingsfürsorge im dortigen Kreis-    schrieb Gabriele abschließend diese bemerkens-
gebiet übertragen wurde. Es wurden bittere Jahre     werten Worte: „Wir Christen wissen, leider meist
für Gabriele Magnis, denn mangelnde Akzeptanz        nur theoretisch, daß man nicht hassen soll und
ihrer Arbeit, schlechte Entlohnung seitens des       daß man seine Feinde lieben muß. Für mich war
Caritasverbandes und spürbare körperliche Be-        das auch nur Theorie, bis ich christliche und
lastung führten die 62-Jährige 1958 auf eigenen      jüdische Nichtarier in dieser namenlosen Todes-
Wunsch in den Ruhestand.                             angst erlebte. Denn es gab unter ihnen Men-
                                                     schen, die bis in den bitteren Tod frei und in der
Familiäre Pflegearbeit im Ruhestand                  Liebe blieben, die der Haß nicht vergiften und
Gabriele Magnis zog in die Nähe von Würzburg         mitreißen konnte. Ihnen sei hier Dank gesagt“.
und pflegte zehn Jahre ihre Mutter Bianka, bis
diese 1968 im Alter von 93 Jahren starb. Ob-         Jana Leichsenring hat nach umfangreichen Re-
wohl Gabriele selbst oft krank war, stellte sie      cherchen und Interviews mit Familienangehöri-
weiterhin ihre eigenen Bedürfnisse in den Hin-       gen und anderen Zeitzeugen das Lebensbild von
tergrund und widmete sich der Pflege ihrer elf       Gabriele Gräfin von Magnis der breiten Öffent-
Jahre jüngeren Schwester Anna (1907–1976).           lichkeit durch mehrere Publikationen bekannt
Gabriele Magnis litt während der letzten Jahre       gemacht. Inzwischen gibt es auch einen um-
ihres Lebens zunehmend unter der Sehnsucht           fangreichen Eintrag zu Gabriele von Magnis im
nach Schlesien, unter der räumlichen Trennung        Internetlexikon Wikipedia.
von ihrer Freundin und Geistesverwandten The-
rese Maßing und auch als bekennende Katho-           Für die Grafschaft Glatz war Gabriele Gräfin von
likin unter der protestantischen Umgebung            Magnis eine „stille Helferin“ und ein „Vorbild
Niedersachsens. Ihr Handeln habe sie nie als         an gelebter Mitmenschlichkeit in bedrängter Zeit“.
Widerstand angesehen, da sie als Widerstand po-                                Reinhard Schindler in:
litisches Handeln und Eingreifen in die Politik          AGG-Mitteilungen, Heft 18 (2019), S. 53-60
verstand. Zeit ihres Lebens hatte sie mit Beharr-
lichkeit das Ziel verfolgt, aus christlicher Moti-   Quellen, u. a.
vation sich für andere einzusetzen und fürsorg-      Leichsenring, Jana: Gabriele Gräfin Magnis
lich tätig zu sein. Anfang 1976 schwer erkrankt      – Sonderbeauftragte Kardinal Bertrams für
starb Gabriele Gräfin von Magnis am 8. März          die Betreuung der katholischen „Nichtarier“
1976 in einer Klinik in Andernach im Beisein         Oberschlesiens: Auftrag – Grenzüberschreitung
einer von jenen, die als verfolgte katholische       – Widerstand? Stuttgart 2000 (= Arbeiten zur
„Nichtarier“ Hilfe während der Beuthener Jahre       schlesischen Kirchengeschichte Band 9)

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Künstler und ihre Werke

Franz Jaschke (1775–1842)
Der Landschaftsmaler Franz Jaschke wurde            Slavonien (11 Bl.)
1775 in Rosenthal, Grafschaft Glatz geboren.        umfasste. Josef Frei-
Er studierte ab 1794 Malerei an der Akademie        herr von Hormayr’s
der bildenden Künste in Wien und wurde dort         „Archiv für Geo-
zweimal mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.     graphie, Historie,
                                                    Staats- und Kriegs-
In den Jahren 1807 und 1808 begleitete Jaschke      kunst“ (erschienen
den Erzherzog Ludwig auf seiner Reise längs         1821) gibt dazu eine
der türkischen Grenze, 1810 den Erzherzog           ausführliche Be-
Rainer durch die Bukowina und einen Teil von        schreibung.
Galizien, Siebenbürgen und Unterungarn. Die
künstlerische Ausbeute beider Fahrten bestand       Von anderen Arbei-
in einer reichen Folge von Landschaften und         ten des Künstlers,      Franz Jaschke, gemalt von
Volkstrachten, von denen Jaschke viele Blätter      welcher zum Kam-        Ernst Stöhr (1887)
auch geätzt hat. Die Originalzeichnungen ge-        mermaler Ihrer
langten in den Besitz Ihrer kaiserlichen Hohei-     kaiserlichen Hoheiten der beiden Herren Erz-
ten. Im Jahre 1816 begleitete Jaschke den Erz-      herzoge ernannt worden war, sind zu nennen:
herzog Rainer auf der Reise durch Oberitalien.      sein „Panorama von Mailand“, die „Ruinen
Dabei entstanden wiederum zahlreiche Ansich-        der Villa des Catullus am Gardasee“, „Petrar-
ten und Trachtenbilder in Aquarell, Gouache und     cas Wohnung“, „Petrarcas Grab“, die „Burg
Öl. Erzherzog Ludwig sandte ihn auch allein in      Aggstein“, ein Cyclus kleiner in Wasserfarben
alle Teile des Reiches, um weitere Ansichten        gemalter „Ansichten des Salzkammergutes“.
malen zu lassen.                                    „Vues pittoresques dans la haute Italie“ (1817),
                                                    „Schönbrunn in 16 Ansichten“ (1821) und „An-
Jaschke brachte 1821 ein Werk heraus, das 66        sicht von Pisa“ (1822).
Blätter mit Ansichten und Kleidertrachten von
Siebenbürgen (12 Bl.), aus der Bukowina (9 Bl.),    Näheres ist über Franz Jaschke nicht bekannt.
aus Ungarn (12 Bl.), aus der Karlstädter Militär-   Er verstarb am 6. November 1842 in Wien.
grenze (10 Bl.), aus dem Banat (12 Bl.) und aus                                   Quelle: Wikipedia

Rundbrief 1/2021                                                                                  13
Aus den Grafschafter Gruppen

Wir erinnern uns
Als der Rundbrief noch ein Heftchen der Jungen Grafschaft war

Zwar wurde erst vor 23 Jahren aus dem Rund-         meines Mitmenschen schon an? Wir kümmern
brief der Jungen Grafschaft der „Rundbrief          uns nicht um die Anliegen unserer Mitmen-
des Großdechanten“ doch bleiben manche              schen. Jeder lebt sein Leben ohne Rücksicht auf
Gedanken aus früherer Zeit uneingeschränkt          mitmenschliche Verluste. Vielleicht sollte uns
gültig. Und da im Moment wegen der Corona-          das zu denken geben, wie eng drüben die Men-
Pandemie keine Begegnungen stattfinden dür-         schen durch die Verfolgung zusammenwachsen.
fen, weshalb auch in diesem Rundbrief die Be-       Sie erleben heute, was es heißt, in Unfreiheit zu
richte von Wallfahrten, Heinattreffen, Wander-      leben. Sie haben ihre Wertskala recht einge-
wochenenden, Schlesischen Andachten und             stellt. Nicht die Dinge dieser Welt sind für sie
Jahresabschlussveranstaltungen fehlen, ist es       bestimmend, sondern sie haben erkannt, daß der
eine interessante Alternative, wenigstens in        Mensch nicht vom Brot allein lebt.
alten Rundbriefen der Jungen Grafschaft zu
stöbern. In alten Rundbriefen aus einer Zeit,       Hier liegt wiederum die Anklage gegen uns.
als die meisten jetzigen Leser jung waren, sie      Leider müssen wir das sagen. Welche Opfer
sich regelmäßig bei Bezirks-, Regional- und         sind wir bereit für unseren Glauben zu brin-
Bundestreffen sahen und der Verlust der Heimat      gen? Welche Haltung würden wir einnehmen?
gerade einmal 15 Jahre zurücklag.                   Müssen die Menschen im Osten nicht gerade
                                                    darum so leiden, weil wir vollständig in unserer
Für uns Nachgeborene, die Kinder und Enkel          Lebensweise Materialisten geworden sind? Wir
der Kriegskinder, ist diese Zeit nur durch Erzäh-   können nicht Teilerscheinungen betrachten,
lungen unserer Eltern und Großeltern lebendig       sondern sollten jedem Menschen seinen Teil am
geblieben. Entweder waren wir noch gar nicht        Gelingen der Erlösung zusprechen oder aber am
geboren oder sehr klein. Wirklich nachempfin-       Verlieren.
den können wir den gewaltsamen Verlust der
Heimat, der Grafschaft Glatz deshalb nicht.         Zum Schluß aber wollen wir aber noch etwas
Aber wir wissen seit Corona, was es heißt, ein-     anderes uns vor Augen halten. Jede Verfolgung
gesperrt zu sein. Nur so lebensbedrohlich wie       zeigt die Schwächen der Menschen. Es ist leider
die Vertreibung oder der Eiserne Vorhang ist        so, daß bei sehr großem heldenmütigem Wider-
der Lockdown nicht. So unerträglich die Situ-       stand gegen die kommunistischen Machthaber
ation scheint, so sehr bietet sie uns die Chance    auch sehr viele Menschennicht den Mut und
zur Besinnung auf Gott. Ganz im Sinne dessen,       die Kraft haben, gegen die Verfolgung anzu-
was ich in einem alten Rundbrief lesen konnte:      kommen. Sie geben auf. Sie verleugnen ihren
                                                    Glauben. Es war stets das Problem der Kirche
„Das Kreuz, Zeichen der Erlösung“                   bei einer Verfolgung. Sehr viele laue Christen
                                                    liefen zum Feind über. Mit menschlicher Kraft
„Wir leben in einer Zeit der Gegensätze. Drüben     allein kann der Christ eine Verfolgung nicht
leben die Menschen in der Unfreiheit, wir im        durchstehen. Wenn dem Menschen die Gnade
Westen besitzen die Freiheit. Dort Entbehrun-       Gottes fehlt, wird er kaum bestehen können.
gen, hier Überfluß. Dort schwere Lasten und         Bauen wir allein auf unser Tun, so werden wir
Leiden, hier der Wille, das Kreuz abzuwerfen.       verlieren. Darum auch hier wieder der Anruf an
Auch wir Christen sind leider Gottes in Gefahr,     uns alle, für die Menschen zu beten, die verfolgt
das Kreuz nicht mehr als Kernpunkt unseres          werden. Auch hier können wir mitbestimmen,
Lebens zu betrachten. Das Leben ist auch ganz       wie die Menschen die Verfolgung durchstehen.
schön ohne Kreuz. Was geht mich das Kreuz           Es kommt nicht auf unser Tun an, sondern

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Aus den Grafschafter Gruppen

wir müssen alles demütig von Gott erbitten.         bedeutsamer und wichtiger; denn alle unsere
Glauben wir nur fest daran. Niemals wird Gott       geretteten Dinge werden von der Geschichte
Menschen verlassen, die ihn suchen, die ihn         weggeweht – der Glaube an Gott aber, die tiefe
über alles lieben.                                  immer wieder neu errungene und gestaltete
                                                    Frömmigkeit unserer Art ist etwas Lebendiges,
Deshalb sind alle religiösen Probleme, wo sie       geistig Vererbtes und Weitergegebenes. Das
auch auftauchen, Probleme der ganzen Kirche         muß bleiben. Und unser Glaube wird bleiben,
und gehen uns darum an. Wir können nicht            wenn wir ihn lebendig bezeugend weitergeben
daran vorbei.“                                      und weiterschenken.
        fb in: RB Nr. 3/4, Dezember 1960, S. 8/9
                                                    So ist die Frage an uns jedes Jahr neu fordernd
Wir wissen nicht, ob die diesjährige 74. Graf-      und streng: Wie ist der echte und treue Glaube
schafter Wallfahrt nach Telgte, die 2021 auf        in meinem Herzen? Kann ich das neue Land
einen Tag beschränkt werden soll, überhaupt         meiner Familie und Umgebung formen und ge-
durchgeführt werden darf. Der Rückblick auf         stalten aus dieser inneren Haltung der lebendi-
die 25. Wallfahrt las sich im Rundbrief so:         gen Treue an Gestern und zugleich aus Zuver-

„25 Jahre Telgte“

„Nun sind es schon
25 Jahre her, seitdem
die Grafschafter zur
Schmerzensmutter
nach Telgte pilgern.
Wer diese Tage heuer
miterlebt hat, wird neu
erstaunt sein über den
treuen Glauben und die
fröhliche Gelassenheit
der Grafschafter. Vier
große Schaufenster
am Markt von Telgte
zeigten – gut zusam-
mengestellt – ,gerette-
te‘ Dinge aus dem reli-
giösen und kulturellen
Leben unserer Heimat.
Neben den Werken der Dichter Hermann Stehr          sicht auf Morgen. Dazu dient alles, was wir tun
und Joseph Wittig stand bescheiden in der Ecke      in Rundbrief, Treffen und persönlicher Begeg-
eine kleine Glasvitrine mit der Aufschrift: ,Hei-   nung. Wünschen wir von Gott und bitten wir
materde‘ – und darin eine Handvoll Erde – ein       ihn, daß wir alle im lebendigen Strom der Ge-
rührendes Zeichen, das dazugehört. Ein Stück        schlechter Glaube weiter vermitteln und so zum
Land, eine winzige Krume, hat man mitgenom-         Heil werden für viele im Unheil unserer Zeit.“
men und hingestellt, alle Sehnsucht, alle Treue                  br in: RB Nr. 2, Oktober 1971, S. 31
und Liebe zur Heimat mit dazu.

Aber noch bedeutsamer schien mir eine unsicht-
bare Vitrine über dem Ganzen zu stehen mit der
Aufschrift: Heimatglaube! Und das scheint mir

Rundbrief 1/2021                                                                                  15
Jubiläen und Geburtstage

Jubiläen                                       60 Jahre

                                                               29.06.1961 Bischof em.
                                                               Joachim Reinelt aus Neurode,
Priesterjubiläen                                               jetzt: Hans-Böhm-Str. 1, 01309
                                                               Dresden
25 Jahre
              16.05.1996 Pater Andreas
              Rupprecht aus Rheine (Vater
              aus Glatz-Hassitz, Mutter aus                    09.07.1961 Pater Willibald
              Salzbergen) jetzt: Kroken 15,                    Pietsch aus Grenzeck, jetzt:
              Maristene NO- 1466 Strom-                        Kloster Ensdorf, Hauptstr. 9,
              men (Norwegen)                                   92266 Ensdorf/Oberpfalz

              24.05.1996 Dr. Marius Lin-
              nenborn aus Essen (Mutter
              aus Glatz, Vater aus Essen)      Priestergeburtstage
              jetzt: Weberbach 17, 54290
              Trier                            60 Jahre
                                                               27.05.1961 Pater Norbert-
                                                               Maria Kuschel aus Leipzig
              26.05.1996 Dr. Jochen Reide-                     (Vater aus Plomnitz, Mut-
              geld aus Greven, jetzt: Pasto-                   ter aus Schweidnitz), jetzt:
              ratsweg 8, 48565 Steinfurt                       Karmeliterkloster Landstr. 33,
                                                               4020 Linz/Österreich
                                               65 Jahre
                                               25.04.1956 Pfr. Andreas Gottschalk aus
50 Jahre                                       Braunschweig (Eltern aus Bad Landeck), jetzt:
              03.07.1971 Pfr. i. R. Johan-     Kuhnenstr. 11 a, 54290 Trier
              nes Linner aus Glatz, jetzt:
              Rossbergstr. 17, 87484 Nessel-                   06.08.1956 Pfr. Dozent
              wang                                             Dr. Bernhard Scholz aus
                                                               Bad Lauchstedt (Mutter aus
                                                               Gabersdorf) jetzt: Neustädter
                                                               Bierweg 5, 39110 Magdeburg
              10.07.1971 Pater Michael
              Knappe aus Habelschwerdt,
              jetzt: Klosterweg 1, 57518       85 Jahre
              Betzdorf-Bruche                                  01.05.1936 Prof. Dr. Klemens
                                                               Jockwig aus Glatz, jetzt:
                                                               Convent St. Alfons, Nordallee
                                                               1, 54292 Trier
              11.07.1971 Pater Hubertus
              Tommek aus Albendorf, jetzt:
              Leipziger Str. 55, 10117
              Berlin

16                                                                            Rundbrief 1/2021
Jubiläen und Geburtstage

                   26.05.1936 Prof. Dr. Franz        95 Jahre
                   Magnis-Suseno aus Eckers-
                   dorf, jetzt: STF Driyarkara,                      15.05.1926 Sr. M. Hadwig
                   Cempaka Putih 100 A, 10520                        (Maria) Wolf aus Ebersdorf
                   Jakarta (Indonesia)                               Krs. Habelschwerdt, jetzt:
                                                                     Mutterhaus, Paderborner Str.
                                                                     7, 33154 Salzkotten
                   10.06.1936 Diakon Heinz
                   Wilde aus Bad Landeck, jetzt:
                   Bukarester Str. 14, 99091                         24.06.1926 Sr. Paula (Ger-
                   Erfurt                                            trud) Opitz aus Altlomnitz,
                                                                     Krs. Habelschwerdt, jetzt:
                                                                     Wehrbüschstr. 18, Konvent St.
                                                                     Katharina, 54550 Daun /Eifel
Den Jubilaren und Geburtstagskindern
herzliche Glück- und Segenswünsche.
                                                                     08.07.1926 Sr. Heribaldine
Schwesternjubiläen                                                   (Ursula) Schulz aus Neurode,
                                                                     jetzt: Marien-Krankenhaus,
60 Jahre                                                             Mendener Str. 52, 58739
03.08.1961 Schwester M. Irmtrudis (Maria)                            Wickede/Ruhr
Zwerschke aus Altwaltersdorf, jetzt:
Paderborner Str. 7, 33154 Salzkotten
                                                     Den Jubilarinnen und Geburtstagskindern
65 Jahre                                             herzliche Glück- und Segenswünsche.
                   28.06.1955 (Tag der Einklei-
                   dung – 02.10.1957 Tag der         Da fast alle Orden unserer Grafschafter Schwes-
                   Profess) Sr. Alfonsa (Regina)     tern verschiedene Termine für die Jubiläen ha-
                   Berger aus Altweistritz, jetzt:   ben und uns kaum noch Anzeigen für die Feiern
                   Santa Maria, Dreilindenstr.       der Jubiläen erreichen, ist es schwierig, den
                   24/26, 14109 Berlin               richtigen Termin des Jubelfestes anzugeben. Bei
                                                     einigen Schwestern geht man vom Eintritt ins
70 Jahre                                             Kloster aus, bei anderen vom Tag der Profess.
                   01.08.1951 Sr. Ancilla (Edel-
                   traut) Pätzold aus Baum-          Darum bitten wir zu entschuldigen, wenn
                   garten Krs. Frankenstein/Bad      einige Daten zu spät kommen. Oder Sie, liebe
                   Landeck, jetzt: Bruno-Möh-        Schwestern bzw. Angehörige, geben uns
                   ring-Str. 17, 12207 Berlin        Anfang des Jahres den richtigen Termin
                                                     bekannt. Danke!

Schwesterngeburtstage
85 Jahre
                   29.05.1936 Sr. M. Reginate
                   (Ingeborg) Adler aus Glatz-
                   Hassitz, jetzt: Klosterstr. 14,
                   49832 Thuine

Rundbrief 1/2021                                                                                 17
Heimgänge

Heimgänge                                         Manfred ging zur Volksschule und lernte Schrei-
                                                   ner. Durch Messdienerarbeit und Pfadfinder-
                                                   schaft war er als Kind schon im kirchlichen
                                                   Bereich und entschied sich als Ordensbruder
Priester Franz Tonke                               bei den Missionaren des Heiligen Franziskus
                  Erst nach Weihnachten 2020       von Assisi zu leben. Er ging nach Haselünne
                  erfuhr ich vom Tod des ältes-    und legte sein erstes Gelübde 1960 ab. Er absol-
                  ten Priesters aus der Graf-      vierte sein Studium für die sogenannte „missio
                  schaft Glatz. In Grafrath bei    cannonica“ und durfte damit Religionsunterricht
                  München starb im Alter von       erteilen. 1963 erfolgte seine Erstaussendung als
                  96 Jahren Oberstudiendirektor    Missionar nach Paraguay und Bolivien.
                  Franz Tonke aus Reichenau. Er
war noch Soldat in Russland und kam 1946 aus       1973 wurde er Deligierter für Südamerika in
der Gefangenschaft, lernte Bäcker und wurde        Indien und stieg auf zum Generalrat. 1978–1980
1961 im Bamberg im Orden der Karmeliter zum        studierte er Theologie in Bad Leutershofen und
Priester geweiht.                                  empfing 1980 im Dom zu Bamberg die Diako-
                                                   natsweihe. 1995 nahm er teil am Ausbildungs-
Er war zunächst Kaplan in Fürth, dann Reli-        leiterkursus für Ordensnachwuchs in Santiago
gionslehrer in Bad Reichenhall sowie München       de Chile. Dann wurde er als Generalrat zum
und wurde 1978 Studiendirektor. Seine Liebe        Generalkapitel entsandt. Dann kam eine Neu-
zur Heimat, die er oft besuchte, zeigte sich       aussendung nach Bolivien und erneute Teilnah-
daran, dass er für den 1941 verstorbenen Pfarrer   me am Generalkapitel in Indien. Bruder Georg
Josef Rose, Dechant und Erzbischöflichen           stand immer an vorderster Front in der Mission
Konsistorialrat eine neue Grabplatte in Grafrath   und an der Seite der Armen. Um 1990 erhielt
erstellen ließ und diese persönlich mit seinem     der Großdechant die Nachricht von seiner Mis-
Auto nach Reichenau brachte. Etliche Male          sionsarbeit und pflegte einen intensiven Kontakt
haben wir ihn in der Grafschaft mit unserer Pil-   zu ihm. Durch die Spendenfreudigkeit der Graf-
gergruppe in der Heimat erlebt, auch noch 2019.    schafter war es möglich, ihm so manche Hilfe
Er verstarb am 30. November 2020 in Feldafing.     zukommen zu lassen. Bruder Georg bedankte
Gott schenke ihm die ewige Ruhe.                   sich für jede Spende.
                        Franz Jung, Großdechant
                                                   Seit zirka zehn Jahren war der Missionar dann
                                                   in ärztliche Behandlung. Mit viel Energie und
Diakon und Bruder Georg Koldert                    Hoffnung kämpfte er gegen den Lymphdrüsen-
                Mit dem Heimgang von Dia-          krebs und seine Blutarmut. Vor Weihnachten
                kon und Ordensbruder Georg         schrieb er noch voller Hoffnung auf einige Jahre
                (Manfred) Koldert verlieren        Einsatz in der Mission. Doch am 5. Januar 2021
                die Grafschafter einen Lands-      holte ihn der Herr in das Leben ohne Krankheit
                mann von Welterfahrung. Als        und schenkte ihm das Leben in Fülle.
                viertes Kind der Eheleute Max                              Franz Jung, Großdechant
                und Vinzenzia Koldert geb.
Bittner wurde Manfred am 25. August 1939 in
Gellenau bei Lewin geboren. Der Vater musste
in den Krieg und kam nicht wieder. Die Mutter
wurde im April 1946 mit den Kindern vertrie-
ben und fand in Marbeck bei Borken eine neue
Heimat.
                                                   Redaktionsschluss für den nächsten
                                                   Rundbrief: 30. Juni 2021

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Heimgänge

Pfr. i. R. Ernst-Günther Winkler                     Dieses heimatliche Treffen des Glatzer Klerus
                   Der Tod hinterlässt auch im       hatte Ernst-Günther Winkler unter Großdechant
                   Grafschafter Klerus seine Spu-    Leo Christoph im Osnabrücker Raum eingeführt
                   ren. Der Herr über Leben und      und Jahrzehnte lang durchgehalten.
                   Tod hat nun den fast 90-jähri-
                   gen Pfarrer i. R. Ernst-Günther   Gott nehme den Verstorbenen auf in die Herr-
                   Winkler am 13. März 2021 in       lichkeit des Himmels.
                   die Ewigkeit gerufen.                                   Franz Jung, Großdechant

Die Wiege des Verstorbenen stand in Insterburg/
Ostpreußen. Dort wurde er am 20. August 1931
geboren. Wohl durch die Kriegsereignisse be-
dingt wurde sein Vater als Lehrer in Thanndorf
Krs. Habelschwerdt eingesetzt. Pfarrer Winkler           Im Abendrot
fühlte sich stets den Grafschaftern zugehörig.
Er machte sein Abitur in Königstein im Taunus,
studierte an der dortigen Hochschule mit den             Wir sind durch Not und Freude
anderen Grafschafter Theologen. Prälat Dr.               Gegangen Hand in Hand,
Franz Monse fühlte sich für die Grafschafter
Theologen zuständig und bat sie, in die Diaspo-          Vom Wandern ruhen wir beide
ra Norddeutschlands zu gehen, um den vielen              Nun überm stillen Land.
Landsleuten in der Diaspora beizustehen.

So ließ sich Ernst-Günther Winkler am 21. De-            Rings sich die Täler neigen,
zember 1957 in Osnabrück für das Erzbistum
Prag weihen, nahm Kaplansstellen in Hamburg,             Es dunkelt schon die Luft,
Melle und wieder in Hamburg-Bramfeld an, um              Zwei Lerchen nur noch steigen
1967 Pastor in Trittau Bez. Hamburg zu werden.
1984 wurde er Pfarrer in Bad Essen und ging im           Nachträumend in den Duft.
Jahr 2000 in den Ruhestand nach Bielefeld in
die Nähe seines Bruders.
                                                         Tritt her und laß sie schwirren,
Sein Lebensmotto lautete: Ich möchte zu einem            Bald ist es Schlafenszeit,
fröhlichen christlichen Leben beitragen. Uns
Geistlichen wird sein herzhaftes fröhliches
                                                         Daß wir uns nicht verirren
Lachen in Erinnerung bleiben.                            In dieser Einsamkeit.
Zirka zehn Jahre hat er für den Grafschafter
Boten jeweils die Prediger für die Heimatkanzel          O weiter, stiller Friede!
engagiert, nahm an den Priestertreffen in Ost-
                                                         So tief im Abendrot ,
berlin und dann im ganzen Bundesgebiet teil.
                                                         Wie sind wir wandermüde –
Die Beerdigung auf dem Senne-Friedhof in Bie-
                                                         Ist das etwa der Tod?
lefeld fand wegen der Corona-Situation nur in
kleinem Kreis statt. Der Großdechant hielt die
Beisetzung und mit dem Ehepaar Barbara und                    Joseph von Eichendorff (1788–1857)
Arnold Bittner kam die dankbare Erinnerung an
das halbjährige Klerustreffen der Grafschafter
im Bistum Osnabrück, Paderborn und Münster.

Rundbrief 1/2021                                                                                   19
Sie gehören zu uns

Elfrieda Rathmann, Haushälterin des                 Missionsschwestern. Kein Grafschafter Buch
Großdechanten und Mitarbeiterin in                  wurde so oft gedruckt wie das Grafschafter
der Grafschafter Arbeit                             Kochbuch.

                46 Jahre lang stand die im Al-      Die Corona-Pandemie verhinderte eine große
                ter von 85 Jahren am 7. Januar      Beteiligung der Grafschafter Landsleute an der
                2021 im Altenwohnheim St.           Beisetzung. Der Großdechant hielt die Beerdi-
                Augustinus in Nordwalde ver-        gung und würdigte das Leben der Verstorbenen
                storbene Elfrieda Rathmann an       als ein großes Geschenk für das Grafschafter
                der Seite von Franz Jung, Kap-      Volk. Den Sarg trugen ihre Neffen, denen sie
                lan in Moers und Goch, Pfarrer      eineinhalb Jahre eine Ersatzmutter war, als ihre
in Duisburg-Walsum, Diözesan-Präses der KAB         Schwägerin mit 33 Jahren plötzlich an Lungen-
(Kath. Arbeitnehmerschaft) und Großdechant.         embolie starb und ihr Bruder mit vier kleinen
                                                    Kindern allein stand. Frau Rathmann hatte im-
Frau Rathmann sah ihren Dienst als Berufung in      mer ein besonderes Verhältnis zu ihrer Familie.
der Kirche an. Sie stellte sich an jedem Ort auch
in den Dienst der Gemeinde. Sie war als Köchin      In der Predigt dankte der Großdechant dem
in Ferienlagern tätig. In ihrem erlernten Beruf     Ehepaar Annelies und Heinz Kordes (Schwester
als Näherin fertigte sie mit Freude Kleider,        und Schwager) für die liebevolle Betreuung der
Hosen und Hemden für Missionsbasare. Frau           Verstorbenen in Nordwalde und auch dem Per-
Rathmann war immer voller Einsatzbereitschaft.      sonal des Augustinus-Hauses für die gute Be-
                                                    treuung. Sechs Jahre hatte Frau Rathmann noch
Elfrieda Rathmann, vielen besser bekannt als        in diesem Altenwohnheim gelebt, als Krankheit
„Friedel“, wurde am 10. Juli 1935 in Pohldorf       und Alter ihr den Verbleib im Pfarrhaushalt un-
bei Bad Altheide geboren. Als unser Glatzer         möglich machten.       Franz Jung, Großdechant
Büro in Münster 1983 eröffnet wurde, half sie,
die Namen und Kontaktdaten aller Schwestern
aus der Grafschaft Glatz zu sammeln und einen       Ein Freund der Grafschafter – Zum Tod
Schwestern-Personalschematismus zusammen-           von Prof. Dr. Joachim Kuropka
zustellen. So konnte jeder Schwester zu be-
sonderen Geburtstagen und Jubiläen gratuliert                         Prof. Dr. Joachim Kuropka,
werden. Insgesamt wurden 270 Schwestern für                           der am 22. Februar 2021
                                                                   Foto: Michael Hirschfeld

den Schematismus ermittelt, davon leben heute                         nach kurzer schwerer Krank-
nur noch 90.                                                          heit im 80. Lebensjahr starb,
                                                                      war nicht nur einer der re-
Die Glatzer Landsleute erfreuten sich der Gast-                       nommiertesten Experten für
freundschaft und der Konsult (Priesterrat) be-                        das Verhältnis von katholi-
dankte sich immer sehr für „doas Worschtfell-       scher Kirche und NS-Regime, insbesondere für
sel“. Einer der Mitbrüder verriet mir einmal in     Kardinal Clemens August von Galen, sondern
Anerkennung des guten Essens: „Ich komme            auch ein beständiger Streiter für die Anliegen
nicht wegen der Versammlung der Grafschafter        der deutschen Vertriebenen und ein Freund der
Priester, sondern wegen des guten Essens.“          Grafschaft Glatz.

Frau Rathmann ist auch die Verfasserin unseres      Der am 20. September 1941 in Namslau gebo-
Grafschafter Kochbuchs „Asu schmeckt’s der-         rene Schlesier war nach Flucht und Vertreibung
hääme“, mit dem sie allen anderen Grafschafter      zunächst in einem Dorf in Oberfranken und ab
Büchern den Rang ablief. Mehr als 4.000 Exem-       Anfang der 1950er Jahre in Münster aufgewach-
plare sind in alle Welt gegangen. Der kleine        sen, wo er nach dem Abitur am Ratsgymnasium
Erlös an jedem Buch ging an die Grafschafter        auch sein Studium der Geschichte, Germanistik

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