JAHRESREPORT 2000 - Caritas Wien
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JAHRESREPORT 2000
INHALT Brief des Direktors 3-4 Caritas – Netz der Nächstenliebe 5-7 Pressesplitter 8-9 Caritas in Zahlen 10-11 Familien- und Sozialberatung 12-13 Obdachlos/Arbeitslos 14-16 Ausbildungen 17 Senioren- und Pflegehäuser 18-19 Betreuen und Pflegen Zuhause 20-21 Hospiz 22-23 Für Menschen mit Behinderung 24-25 AusländerInnenhilfe 26-27 Auslandshilfe 28-29 Pfarr-Caritas/Ehrenamt 30-31 Adressen 32-34 Publikationen 35 Caritas hilft 35 2
VORWORT Caritas lebt aus dem Blickkontakt von Mensch zu Mensch. Dem tragen wir auch im neuen Leopold-Ungar-Haus, das wir im Herbst 2000 bezogen haben und das nach dem langjährigen Leiter der Wiener Caritas, Caritaspräsident Prälat Leopold Ungar, benannt ist, in besonderer Weise Rechnung. Unter einem Dach finden sich hier Beratung, Beherbergung und Verwaltung – konkret etwa das Familienzentrum der Caritas in Wien, unsere große Ausländer- beratungsstelle Kompass, die zuvor im neunten Bezirk angesiedelt war, das neue Jugendhaus der Caritas für junge Menschen, die von akuter Obdachlosigkeit bedroht sind (das alte JUCA wird reno- Caritasdirektor DDr. Michael Landau viert und dorthin wird eine Flüchtlingseinrichtung übersiedeln, die heute in einem – vergleichsweise teuren – Mietobjekt unterge- bracht ist), die Leitungen von „Betreuen und Pflegen Zuhause“, der Familienhilfe und alle Bereichsverantwortlichen, etwa für die elf Senioren- und Pflegehäuser oder auch für die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen (ein Bereich unserer Arbeit, der in Wien und Niederösterreich in den vergangenen Jahren zuneh- mend an Wichtigkeit gewonnen hat und heute ein Kernstück der Caritas der Erzdiözese Wien darstellt). In das neue Haus ist zu- sätzlich noch die Österreichische Caritaszentrale übersiedelt. Damit ist auch hier eine wesentliche Voraussetzung für Synergien und Einsparungen im Bereich der Verwaltung, für eine Steigerung der Effizienz und für eine bessere Verzahnung zwischen der Öster- reichzentrale und der Infrastruktur der Caritas der Erzdiözese Wien geschaffen. Und das mit einem gemeinsamen Ziel: Im Ein- satz für die Menschen, egal, ob es um Hilfe in akuter Not oder um soziale Dienstleistungen geht, will die Caritas Partnerin mit Stan- dard und mit hohem Wirkungsgrad sein, rasch, effizient und mit Blickkontakt zu den Menschen. Diesem Ziel soll auch das Leopold-Ungar-Haus als Investition in die Zukunft dienen. Das Jahr 2000 war dabei insgesamt ein gutes Jahr für die Caritas. Das „soziale Netz“ in Österreich wird an wesentlichen Knoten- punkten von der Caritas gehalten. So wurde z. B. im Jahr 2000 die Caritas zum größten privaten Anbieter von Hauskrankenpflege in Wien. Engagement und Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mit- ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 3
arbeiter sind Voraussetzung und Ursache für diese positive Ent- wicklung. Dass es der Caritas immer um den Menschen geht, wird auch in der Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen deutlich. So ist der weitere Ausbau der Hospizangebote z. B. mit dem Tageshospiz, das im September 2000 den Probe- betrieb aufgenommen hat, ein wichtiger Beitrag im Einsatz für die Menschenwürde. Heute schon wird ja jeder zweite Hospizpatient in Wien vom Team des Mobilen Caritas Hospizes betreut und es gibt bewundernswertes Engagement in der Sterbe- und Trauer- begleitung auch im niederösterreichischen Teil unserer Erzdiözese. Was dabei gar nicht so bekannt ist: Etwa 90 Prozent der Caritas- mittel fließen in die stille, alltägliche Hilfe für Menschen hier in Österreich. Die Arbeit der mehr als 2300 angestellten Frauen und Männer in der Caritas der Erzdiözese zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus: in der Hilfe für obdachlose Menschen, in den Häusern für Menschen mit Behinderungen, in der Beratung von Familien in Not oder als Vorreiter in der Hospizarbeit. Und dass wir darüber hinaus auch über die Grenzen unseres Landes blicken, ist eine gute österreichische Tradition. So konnte Dank der Mit- hilfe zahlreicher Spenderinnen und Spender etwa ein Zentrum für Frauen in Notsituationen im Kosovo erbaut werden oder das Über- leben von Straßenkindern in der Ukraine gesichert – auch das ist eine von vielen Investitionen in die Zukunft eines neuen Europas. Dass wir unsere Arbeit tun können, das verdanken wir unseren treuen Spenderinnen und Spendern, das verdanken wir Firmen, die uns als Sponsoren unterstützen. Sie machen es möglich, dass wir auch für die öffentliche Hand ein zuverlässiger Partner sein können, im Einsatz für Menschen, die mit Benachteiligungen zu kämpfen haben. Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen in uns und ich verspreche, wir werden nicht nachlassen im Einsatz, in unse- rem Engagement und in unserem Bestreben nach Qualität und Verlässlichkeit in unserer Arbeit. 4
HILFE FÜR OBDACHLOSE Eine warme Mahlzeit, eine heiße Dusche und ein Bett – keine Selbstverständlichkeit. Die Caritas lässt Menschen nicht fallen. BERATUNG, THERAPIE UND HILFE Ob Sozialberatung, Familientherapie oder Unterstützung bei Problemen mit Wohnung oder Arbeit. Die Caritas hilft kompetent und rasch. HILFE FÜR ARBEITSLOSE Arbeitslosigkeit macht zum Außenseiter und lähmt den Lebenswillen. Die Caritas Langzeitarbeitslosenprojekte öffnen neue Perspektiven für das Leben. HOSPIZ Leben bis zum Tod, nicht Leiden bis zum Tod. Über zehn Jahre Erfahrung hat das Mobile Hospizteam der Caritas in der Begleitung schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen. NETZ DER NÄCHSTENLIEBE 5
FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN Zuerst den Menschen mit seinen Fähigkeiten sehen, dann erst die Behinderung. Caritas tritt für individuelle Förderung ein. SOZIALPSYCHIATRISCHE ANGEBOTE Die Seele spüren, dort wo sie leidet und dort wo sie lacht. PFARR-CARITAS Caritas heißt auch: konkrete Hilfe in 650 Pfarren der Erzdiözese Wien. Denn Caritas gehört zum Christsein. BETREUEN UND PFLEGEN ZUHAUSE Begleiten und ermutigen – und das in den eigenen vier Wänden. Alte Menschen haben ein Recht auf Lebensqualität zuhause. Die Caritas bietet dafür kompetente Unterstützung. 6
HILFE FÜR FAMILIEN Wenn die Mutter ins Spital muss, eine Geburt bevorsteht – Familienhelferinnen der Caritas sind Managerinnen und tatkräftige Entlastung für Kinder und Eltern. HILFE FÜR AUSLÄNDER / INNEN Die Flüchtlingshäuser der Caritas sind Ankerorte für Menschen in Krisensituationen. Caritas kennt keine Grenzen bei der Hilfe, weder Religion, Nationalität, Volksgruppe – gesehen wird der Mensch in Not. HILFE IM AUSLAND Kosovo, Serbien, Albanien, Ukraine, dort hilft die Caritas der Erzdiözese Wien in besonderen Schwerpunktprojekten. Doch Caritas ist in der ganzen Welt bekannt für tatkräftige und schnelle Hilfe. SENIOREN- UND PFLEGEHÄUSER Den Lebensabend genießen im eigenen Appartment. Betreuung mit Herz und Kompetenz auf den Pflegestationen. NETZ DER NÄCHSTENLIEBE 7
STERBEN GEHÖRT ZUM LEBEN KRITIK AM INNENMINISTERIUM „Sterben gehört zum Leben.“ Für Caritas-Hospiz-Koor- Der Wiener Caritas-Chef Landau schlägt Alarm: Das dinatorin Christl Reisner vom „Vikariat Süd“ ist der Tod Innenministerium setze immer mehr Asylwerber auf die eines Menschen schon lange kein Tabu-Thema mehr. Straße, darunter auch hochschwangere Frauen, Ver- Gemeinsam mit sechs geschulten Mitarbeiterinnen gewaltigungsopfer und kleine Kinder. werden seit Herbst des Vorjahres im südlichen Nieder- „Format“, 29.4.2000 österreich alte und todkranke Menschen an ihren letzten Lebenstagen zuhause betreut, bis ihr Herz zu schlagen aufhört. DER TEUFEL STECKT IM DETAIL … „Kurier“, 24.3.2000 … auch bei der so genannten „Ausländerproblematik“. (...) Caritas-Direktor Michael Landau nennt Beispiele: SPEED KILLS Ein – legal in Österreich arbeitender – Türke verlor im Vorjahr beim Erdbeben in seiner Heimat seine Frau. „Wir haben Sorge, dass das Motto ,Speed kills’ allzu Seine beiden minderjährigen Kinder ließ er von einem rasch Wirklichkeit für die Sozial Schwachen werden „Schlepper“ nach Österreich bringen – auf legalem könnte“, meint der Wiener Caritas-Direktor Michael Weg der Familienzusammenführung hätte es zumindest Landau. Er habe zwar Verständnis für die Spar- noch Monate gedauert. Auch wenn der türkische maßnahmen, aber nicht dafür „den Armen die Familienvater wohl so gehandelt hat, wie es vermutlich Zukunft totzusparen“. jeder verantwortungsbewusste österreichische Vater „Der Standard“, 18.6.2000 getan hätte (das Wohl seiner Kinder hat Vorrang) – nach der geplanten Novelle hätte er sich straffällig ge- macht. Mit Konsequenzen bis zum Verlust der Aufent- FAMILIENZUSAMMENFÜHRUNG haltsbewilligung und bis zur Abschiebung. Ist dieser türkische Vater also ein „Krimineller“, ein Täter oder Die Familienzusammenführung für ausländische Arbeit- nicht vielmehr ein Opfer – nämlich des Schleppers und nehmer soll aus der Zuwanderungsquote herausgenom- der strengen Quotenregelung des österreichischen men werden. Diese „Weihnachtsbitte“ richtete Erz- Fremdenrechts. bischof Christoph Schönborn am Mittwoch bei der Aus einem Kommentar von Norbert Stanzel, Integrationstagung der Bischöfe im Wiener Kardinal- „Kurier“, 6.6.2000 König-Haus an die Bundesregierung. Die Zusammenführung von Familien dauert derzeit noch häufig zwei Jahre und länger, kritisierte der Wiener ALLE SIND GEFORDERT Caritas-Direktor Michael Landau. Er sei überzeugt, „dass das Menschenrecht auf Familie zu gewährleisten, Zugleich kann es nicht nur Aufgabe der Caritas und nicht aber nach Maßgabe der Quote zur gewähren ist“. anderer Hilfsorganisationen sein, sich um die Men- „Niederösterreichische Nachrichten“, 20.12.2000 schen zu kümmern, die in unserem Land benachteiligt sind, die keine Stimme mehr haben bzw. denen eine solche Stimme nicht zugesprochen wird. Es ist dies MEDIZINISCHE HILFE unser aller Aufgabe. Caritas-Direktor Michael Landau in einem 5000 Obdachlose leben in der Stadt. Sie werden krank, Gastkommentar „Die Presse“, 14.6.2000 brauchen Medikamente wie jeder Mensch. Die Caritas bietet ihnen eine Arztpraxis auf Rädern. Den „Louise- Bus“. Hier ordinieren die Sandler-Ärzte von Wien. „Die Presse“, 16.5.2000 8
LOKALAUGENSCHEIN STREETWORK 20 Uhr 20. In der Gruft riecht es nach Gulasch. Auf den Tischen wird kräftig zugelangt, zwei ausgemergelte Mädchen hocken auf einer Treppe und löffeln aus dem Suppenteller. Herbert erkundigt sich bei Susi nach dem nächsten Fußballtraining der Gruftianer. „Das Match in München haben sie leider abgesagt“, klagt Susi, zeit- weilige Torfrau und Trainerin der Mannschaft. Beim Fuß- ball spielen sei der alkoholkranke Herbert endgültig auf- getaut, ist sie stolz. Zur selben Zeit wird Hans im Dusch- raum unter die Brause gestellt und entlaust. Erst dann kümmert sich ein Arzt im „Louise-Bus“ vor der Gruft um seine Wunden. Mit Sozialarbeiterin Susanne Peter unterwegs, „Die neue Furche“, 3.8.2000 KEINE STEMPELGEBÜHREN FÜR ARME WARNUNG VOR ARMUTSFALLE Ein Zelt auf dem Stephansplatz war „Für kinderreiche und einkommensschwache Familien, „Kurzfristig, überhastet und unreflektiert“, nennt Zentrum des Aktions- Mindestrentner und Obdachlose bringt das unglaubliche Caritas-Direktor Michael Landau das Sparprogramm der tages „unfrei_willig Härten“, befürchtet der Wiener Caritas-Direktor Michael Regierung. „Ich warne vor einem Armutsschub in Öster- ausgegrenzt“ der Landau. Er schlägt vor: Sozial Schwache sollen – wie bei reich“, sagte Landau am Donnerstag im Rahmen des Caritas der der Rezeptgebühr – von Verwaltungs- und Stempel- Aktionstages der Wiener Caritas „unfrei_willig ausge- Erzdiözese Wien markengebühren befreit werden. grenzt“. Besonders betroffen seien AlleinerzieherInnen, „Die Ganze Woche“, 5.4.2000 MigrantInnen und Flüchtlinge, Familien mit Kindern und geringem Einkommen sowie Langzeitarbeitslose. Aktuelle Daten der Caritas zeigen, dass rund elf Prozent MENSCHEN IM CONTAINER der Bevölkerung, also 900.000 Menschen akut armutsge- fährdet wären, meinte Landau. Das heißt, sie leben un- Am Flughafen Schwechat werden unerwünschte Asyl- ter der Einkommensgrenze von 8600 Schilling im Monat. werber von den Behörden bis zu zwei Monate in einen Die Organisation fordert unter anderem eine „Entschleu- Container, den Sondertransitraum, gesperrt. nigung der Debatte“ und die Einrichtung einer Sozial- Außen blaues Wellblech und dunkles Holz. Innen helle anwaltschaft analog zur Volksanwaltschaft. Spanplatten. Schlafräume mit Stockbetten. Aufenthalts- „Kurier“, 6. 10.2000 raum, kleiner Garten. Nur vier Kameras, dafür aber zwei Duschen. Rundherum eine zwei Meter hohe Mauer. Ein Bericht über den „Social Service“ der Caritas, der BENEFIZAUKTION FÜR HOSPIZ sich in Schwechat um die Menschen im Transitbereich annimmt. Mit 424.800 Schilling verzeichnet die Benefizauktion für „Falter“ 23.6.2000 das Mobile Hospiz einen großen Erfolg. Am 7. November fand im Palais Dorotheum zum sechsten Mal die Benefiz- auktion für das Mobile Caritas Hospiz unter dem Ehren- schutz der Kardinäle Franz König und Christoph Schön- born statt. 888 Objekte konnten versteigert werden. „Kathpress“, 9.11.2000 PRESSESPLITTER 2000 9
AUFWENDUNGEN Seniorenhäuser ATS 443.547.852,– Behinderteneinrichtungen ATS 274.162.016,– Mobile Dienste ATS 294.401.451,– Hilfe für Familien ATS 28.911.851,– Offene Sozialarbeit ATS 144.413.570,– AusländerInnenhilfe ATS 69.251.563,– Ausbildungszentren ATS 15.533.220,– Pfarr-Caritas ATS 1.141.413,– Ausland ATS 49.751.975,– Gesamt ATS 1.321.114.911,– MITARBEITER/INNEN Vollzeit Teilzeit Sonstige* Seniorenhäuser 524 68 18 Behinderteneinrichtungen 340 122 33 Mobile Dienste 76 644 185 Hilfe für Familien 23 56 5 Offene Sozialarbeit 102 49 32 AusländerInnenhilfe 45 23 13 * Junge Menschen, die als Zivildiener, als Ausbildungszentren 4 11 7 Jesuit-Volunteers (JEV) Pfarr-Caritas und zentrale Verwaltung 80 18 16 oder im Rahmen eines Ausland 0 1 0 Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in der Gesamt 1.194 992 309 Caritas arbeiten. 10
SO WIRD DIE ARBEIT DER CARITAS FINANZIERT OFFENE SOZIALARBEIT HILFE IM AUSLAND 22 % 5% private 100 % öffentliche Kostenersätze Spenden Kostenersätze 47 % 4% Spenden kirchliche Beiträge 22 % Subventionen PFARR-CARITAS AUSLÄNDER / INNENHILFE 24 % 10 % private 21 % öffentliche Kostenersätze Spenden Kostenersätze 54 % 44 % 20 % Spenden Subventionen private Kostenersätze 23 % 5% kirchliche kirchliche Beiträge Beiträge FAMILIENHILFE 21 % GESAMTERTRÄGE Spenden 48,1 % 12,5 % öffentliche Spenden Kostenersätze 59 % 5% öffentliche 5,5% Subventionen Kostenersätze Subventionen 5% kirchliche 1,3 % Beiträge kirchliche 11 % private Beiträge Kostenersätze 32,6 % private Kostenersätze Die Caritas leistet kompetente und engagierte Arbeit. Dem wird auch durch Subventionen und öffentliche Kostenersätze Rech- nung getragen. Je nach Bereich und persönlichen Umständen sind auch private Kostenersätze notwendige Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Caritas-Leistung. CARITAS IN ZAHLEN 2000 11
Familien- und Sozialberatung Dasein für Menschen in der Krise Die Zeitungsmeldung klingt erschütternd: Mutter größer. Familien stehen unter Unterstützung kombiniert. Die dem Druck funktionieren zu Betreuerinnen und Betreuer be- legt ihr Baby im Mistkübel ab. „Caritasaugen“ müssen. Dies wird, so die Er- suchen die Familien zuhause. blicken auch auf die Not dahinter. fahrung der Caritasmitarbeite- Dadurch ist es leichter möglich, rInnen vor allem von der Frau, alle Familienmitglieder in die der Mutter erwartet. Schulver- Therapie miteinzubeziehen und S chuldzuweisungen helfen „ nicht weiter“, sagt Haldis Steinböck-Löfström, Leiterin sagen der Kinder, psychische Störungen und Krisen, Drogen- gefährdung der Kinder, unor- vor Ort gemeinsam Lösungs- vorschläge zu erarbeiten. Im Wiener Zentrum werden auch des Familienzentrums der Cari- dentlicher Haushalt, Gewalt, Psychotherapie und Mediation tas in Wien. „Jede einzelne Ge- Geldschwierigkeiten etc. wer- angeboten. Im Herbst 2000 ist schichte ist erschütternd und je- den auf das Nichtfunktionieren das Familienzentrum vom der einzelne Fall ist völlig ver- der Familie, d. h. auf das Versa- 2. Bezirk nach Ottakring in das schieden. Die wesentliche Frage gen der Mütter zurückgeführt. neue Leopold-Ungar-Haus ist: In welcher Ausweglosigkeit übersiedelt. muss sich eine Mutter befinden, Steigender Druck um eine solche Tat zu bege- In den beiden Familienzentren Vielfalt ist unsere Stärke hen?“ Die Kluft zwischen den der Caritas finden Familien, die Die Familienzentren sind aber traditionellen Familienformen aus einem Labyrinth verschie- auch Teil des großen Netzes und -rollen und den Erforder- denster Krisen alleine nicht „Caritas“. Vielfalt in der Kom- nissen der gesellschaftlichen mehr herausfinden, Rat und petenz, das ist die Stärke der Veränderungen wird immer Hilfe. Die Mitarbeiterinnen Caritas. Das breitgefächerte und Mitarbeiter der Familien- Angebot der Caritas ebnet den zentren bieten dabei individuel- Weg zu einer effizienten Unter- le Beratungen an. Denn sie ver- stützung. Bei finanziellen Nö- stehen sich als multifunktionale ten sind etwa in der Sozialbera- Beratungs-, Therapie- und Be- tung die Expertinnen und Ex- treuungszentren für Einzelper- perten für soziale Beratung, sonen, Paare und Familien. Im rechtliche Information und Familienzentrum in Wiener Intervention bei staatlichen An- Neustadt, das im Jahr 2000 sein sprüchen, hier gibt es auch fi- zehnjähriges Bestehen als nanzielle Aushilfen. Wenn der Caritas-Einrichtung gefeiert Vater arbeitslos wird und keine hat, gibt es im im psychothera- Arbeit mehr findet bieten Ar- peutischen Angebot einen be- beitslosenprojekte die Möglich- sonderen Schwerpunkt bei Kin- keit ein Jahr begleitetes Ar- dern, Jugendlichen und Fami- beitstraining zu machen und lien. Im Zentrum in Wien gibt dabei für die Arbeit wieder fit Die Caritas-Familienzentren zeigen Wege aus der Krise, es GENEA, die Beratungsstelle zu werden. Wenn die Familie begleiten und unterstützen für Schwangere und Eltern mit die Wohnung verliert, bietet Kleinkindern. Eine ganz beson- das Startwohnungsreferat be- dere Form der unterstützenden treute Wohnungen an und in Begleitung stellt die Familienin- der Folge einen erleichterten tensivbetreuung dar, die Sozial- Zugang zu einer Gemeinde- arbeit mit therapeutischer wohnung. 12
FAMILIEN MIT KINDERN: Wohnungsnot und soziale Isolation Innere Immigration. „Weil wir sowieso überall Außenseiter sind, gehen wir schon gar nicht mehr Zwei Drittel der KlientInnen sind Frauen, oft Alleinerzieherinnen aus der Wohnung.“ Aus der Sozialberatung Verringerter Lebensstandard. „Nach dem 3. Kind konnten wir die ge- Alleinerzieherin mit zwei Kindern forderte Nachzahlung bei der ersten Strom- und Gas-Jahresabrechnung F rau Z. wohnt in Niederöster- reich. Sie ist alleinerziehen- de Mutter von zwei Volksschul- familiären und finanziellen Si- tuation im Beratungsgespräch wird seitens der Sozialberatung nicht mehr bezahlen.“ Psychische Ausgrenzung. kindern. Vor kurzem hat sie ein Hausbesuch vereinbart, um „Nach der Delogierung wollten unsere eine kleine Wohnung bezogen, einen Eindruck über die Wohn- Freunde nichts mehr mit uns zu tun ihr Einkommen reicht nicht aus verhältnisse zu erhalten. Die haben. Seit dem trinkt mein Mann.“ um diverse Anschaffungen zu Familie bewohnt eine Zwei- tätigen. In einem ersten Ge- Zimmer-Wohnung, die nur sehr Zukunft der Kinder. spräch in der Caritas-Sozialbe- notdürftig eingerichtet ist. Auf- „Unser Ältester war immer gut in der ratung stellt sich heraus, dass fallend sind die fehlende Koch- Schule. Trotzdem können wir ihm sie zwar Alimente und Fami- und Abwaschmöglichkeit in der keine höhere Ausbildung zahlen.“ lienbeihilfe für ihre beiden Küche. Mit Unterstützung der Töchter bezieht, allerdings kei- Sozialberatung werden zu- Zugang zu Sozialleistungen. nen Anspruch auf Notstands- nächst ein Herd und eine Ab- „Ich lebe in einem kleinen Dorf in hilfe bzw. Sozialhilfe hat. Frau wasch angeschafft. Dann wird Niederösterreich. Dort wüsste sofort Z. empfindet großen Druck, da gemeinsam an langfristigen Zie- jeder, wenn ich um Sozialhilfe an- die Kinder aus einer vorange- len gearbeitet. Mit Hilfe von suchen würde.“ gangenen gewalttätigen Bezie- Familientherapie soll die junge hung und auch durch eine feh- Mutter in ihrer Situation entlas- Bewusster Rückzug. lende Vaterfigur Verhaltensauf- tet werden. Ziel ist es, eine ge- „Besser nicht auffallen. Weil man mit fälligkeiten zeigen. Diverse Ar- eignete Arbeitsstelle zu finden so vielen Kindern immer schief ange- beitsplätze lassen sich nicht mit und die Verantwortung der schaut wird, fahr´ ich nicht mehr mit der Kinderbetreuung vereinba- Kinderbetreuung einer Tages- der Straßenbahn.“ ren. Schwierig wird die finan- mutter zu übertragen. zielle Belastung, wenn sich die (Fallgeschichte aus der Broschüre ZAHLEN/DATEN/FAKTEN Alimentationszahlungen verzö- „Unfrei_willig ausgegrenzt in gern. Nach Abklärung der Wien und Niederöstereich“) In den drei Sozialberatungen der Caritas wurden 2479 Erstberatun- gen durchgeführt. Von den dort SOZIALBERATUNG bearbeiteten konkreten Notsitua- Die Caritas-Sozialberatungsstellen verstehen sich als breite Anlaufstellen für in Not geratene tionen betroffen waren 5110 Men- Personen. In einem ersten Beratungsgespräch wird zunächst die aktuelle Lebenssituation der schen. An finanzieller Soforthilfe Person/Familie erhoben. In einer ersten Aufstellung werden Einnahmen und Ausgaben gegen- wurden in 3790 Auszahlungen ins- übergestellt und finanzielle Defizite erfasst. Die persönliche Hintergrundgeschichte hat ebenso gesamt 5.744.265,39 ATS geleistet. große Bedeutung. Sind eigene Möglichkeiten (Verdienst, wirtschaftlicheres Haushalten etc.) bereits ausgeschöpft, so werden Möglichkeiten staatlicher Ansprüche besprochen (Arbeits- Im Familienzentrum der Caritas in losengeld, Notstandshilfe etc.). Hilfe bei rechtlichen Fragen ist ein zentraler Bestandteil der Wien wurden im Jahr 2000 1850 Arbeit. Ziele der drei Sozialberatungsstellen der Caritas in Wien und Niederösterreich sind die KlientInnen in 8130 Beratungen/ Motivation zur Selbsthilfe, die Steigerung der Eigenverantwortlichkeit, die Stärkung der persön- Therapien/Betreuungseinheiten lichen Ressourcen, letztlich also die gesellschaftliche (Wieder)-Eingliederung. unterstützt. ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 13
Das JUCA in der Römergasse Wieder Boden unter den Füßen Hier wohnen junge Männer, die für ihr Leben einen miliensituation erlebt, sind in Jeder hat sein eigenes Zimmer. Heimen aufgewachsen, kämp- In der Küche hat jeder seinen neuen Anfang setzen wollen. Hier haben Canisibus fen mit den unterschiedlichsten eigenen Lebensmittelschrank und Francescobus ihren Stütz- Suchtproblemen. Arbeitslosig- mit Kühlschrank. Viel Wert keit, eine nicht abgeschlossene wird auf gemeinsame Aktivitä- punkt. Hier ist eine Notschlaf- Berufsausbildung, Vorstrafen, ten gelegt. Das erfahrene Team stelle für obdachlose Menschen. Verschuldung, das alles belastet des JUCA versucht mit den oft noch zusätzlich. jungen Männern an der Grund- Im JUCA wird an einem trag- lage für eine gesicherte Exis- I m JUCA leben junge Männer. Sie kommen meist von der Straße, sind also obdachlos. Sie fähigen Netz von Beziehungen gearbeitet. Denn der Grundge- danke des JUCA ist: Hinter den tenz zu arbeiten. Aus- und Weiterbildung wird in Angriff genommen, Arbeitsplätze wer- haben viele Probleme und Ursachen äußerer Obdachlosig- den gesucht. Die Zeit soll nicht Schwierigkeiten hinter sich, keit stehen die seelischen Lei- verrinnen, sie will gestaltet sein. und auch noch vor sich. Doch den einer inneren Obdachlosig- 1983 gründete der Jesuiten- im JUCA leben sie nun, weil sie keit. Wer für niemanden wert- pater Georg Sporschill das Ju- sich diesen Schwierigkeiten voll ist, hat es schwer sich gendhaus der Caritas der Erz- stellen und ihr Leben neu in selbst wertvoll zu fühlen. diözese Wien in der Blindengas- den Griff bekommen wollen. se in Wien 8. Seit damals haben Viele haben eine belastende Fa- Im JUCA versuchen die Beglei- rund 2000 junge Männer im terinnen und Begleiter der jun- JUCA versucht ihr Leben wie- gen Männer zu stützen, zu for- der neu in den Griff zu bekom- dern und zu fördern. Denn die men. Im Jahr 2000 ist das JUCA Kraft zum Durchhalten, den von der alten Adresse Blinden- neuen Anfang auch wirklich zu gasse 8 in den Komplex des setzen, das braucht einen siche- Leopold -Ungar-Hauses in den ren Boden zum Wachsen. Trakt Römergasse übersiedelt. UNFREI_WILLIG AUSGEGRENZT – CARITAS ALS ANWÄLTIN Menschen in Österreich werden ausgegrenzt, Tag für Tag – sei es materiell, psychisch oder sozial. Meist in mehrfacher Weise und nicht freiwillig. Die Unterstützung der Ausgegrenzten, der an den Rand der Gesellschaft Gedrängten gehört zum Kernauftrag der Caritas. Mit einem Aktionstag auf dem Stephansplatz hat am 5. Oktober 2000 die Caritas auf die Situation ausgegrenzter Menschen in Österreich aufmerk- sam gemacht. Caritas-Direktor Michael Landau forderte eine „Entschleu- nigung“ der Sparpläne und warnte „vor einem Armutsschub in Österreich, der durch die Sparpläne der Regierung ausgelöst werden könnte“. Er habe den Eindruck, dass derzeit die Richtung nicht stimmt. „Statt das soziale Netz Bis zu 63 junge Männer finden im JUCA Aufnahme und armutsfest zu machen und vorhandene Lücken zu schließen, wird bei den Begleitung, und sie helfen auch mit: z. B. beim Suppe Schwächsten gespart und neue Lücken geöffnet“, betonte Landau bei der kochen für den Canisibus. Präsentation der Broschüre „Unfrei_willig ausgegrenzt in Wien und Nieder- 14
„ESSEN FÜR DIE SEELE“, HILFE HAT VIELE GESICHTER DAS BRINGEN Im Haus St. Josef in der Lacknergasse in Wien CANISIBUS UND 18, setzt die Caritas auf Vielfalt in der Unterstüt- FRANCESCOBUS. zung für obdachlose Menschen. Hier gibt es eine Tagesheimstätte, hier ist der Stützpunkt des An 365 Tagen im Jahr fahren sozialmedizinischen Busses Louise und hier kön- die beiden Busse acht Stationen nen bis zu 40 Menschen wieder in eigenen vier bzw. Bahnhöfe in Wien an und Wänden wohnen. bringen Suppe und Brot. Doch In die Tagesheimstätte in St. Josef kommen vor- es geht nicht nur um diese kon- wiegend wohnungslose Menschen, um ein paar krete Nahrung. „Essen für die Stunden Zeit gemeinsam mit anderen zu verbrin- Seele“, das ist die Begegnung gen, ein günstiges Mittagessen einzunehmen, sich zwischen den Obdachlosen und Fast ausschließlich ehrenamtliche zu duschen und sich aus dem Fundus von ge- den Mitarbeiterinnen und Mit- HelferInnen fahren mit dem spendetem Gewand neu einzukleiden. Von der arbeitern der Busse. Canisibus Lacknergasse weg startet aber auch fünfmal in „Wir hoffen, dass jeder der un- der Woche der Louisebus, der sozialmedizinische sere Suppe isst auch spürt, dass sames Gebet in der Hauskapel- Betreuungsbus der Caritas. Er bringt Ärzte und er für uns ein liebenswerter le, isst gemeinsam und dann be- medizinische Hilfe zu den Menschen auf der Mensch mit Würde ist, dass er ginnt die nächtliche Tour. Straße. In den Wohnungen ist es auch möglich – von uns geschätzt und geachtet Ein Team von rund 50 Perso- im Unterschied zu anderen Häusern für obdach- wird“, heißt es in einem Infor- nen ist verantwortlich, dass je- lose Menschen mationsblatt für Jugendliche. den Abend die Busse ihre Rou- – Haustiere zu Um 16 Uhr trifft sich das Ta- te absolvieren. Es sind Jugend- halten. gesteam in der Küche im liche, Hausfrauen, ehemalige JUCA. Geschirr wird abgewa- Obdachlose. Rund 300 Men- schen, die Suppe wird gekocht, schen nehmen das Angebot täg- Brot wird geschnitten. An- lich wahr. 110.000 Portionen schließend werden 120 bis 180 Suppe sind im vergangenen Menschen mit Liter Suppe mit dem Brot in Jahr verteilt worden und min- ihren Lebens- die Busse verladen. Das Team destens ebenso viele Portionen geschichten trifft sich dann für ein gemein- Zuwendung und Hinhören. ernst nehmen ZAHLEN/DATEN/FAKTEN österreich“. Mit der Broschüre wird an Hand von konkreten Beispielen aus 359 Menschen finden in den der täglichen Caritasarbeit die Situation benachteiligter Menschen in Öster- fünf Häusern für obdachlose reich sichtbar gemacht. „Die Ausgrenzung von Menschen zu sehen, ihr ent- Menschen einen fixen Platz. gegenzutreten und Unrecht zu beseitigen ist kein Gnadenakt, sondern ein In Summe waren das im Gebot der Menschenwürde“, so Landau im Vorwort zur Broschüre. vergangenen Jahr 110.650 Bei der Pressekonferenz im Rahmen des Aktionstages verwies Landau dar- Nächte im Bett und nicht auf, dass elf Prozent der Bevölkerung oder 900.000 Menschen armutsgefähr- „unter der Brücke“. det und vier Prozent oder 330.000 Menschen akut arm sind. Er berichtete aus der täglichen Caritas-Arbeit und betonte, dass inländische Klienten der Be- Für 186 Menschen hat die ratungsstellen monatlich mit etwas mehr als 5.700 S (414 Euro) pro Kopf und Caritas im Rahmen des ausländische Klienten mit knapp 4.300 S auskommen müssen. Nach Abzug betreuten Wohnens den Weg der Fixkosten blieben pro Kopf und Tag für einen Inländer damit nur rund in Startwohnungen ermög- 80 S und für nicht-österreichische Klienten gar nur 50 S. lichen können. ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 15
Projekte für Langzeitarbeitslose Arbeitslos – die Caritas zeigt Perspektiven Frauen und Männern, die oft seit Jahren arbeits- rbeitslos – Hoffnungslos: ohne Job, desto größer die Pro- los sind, bieten vier Wiener Caritas Betriebe die A Immer mehr Menschen jen- seits der 50, aber auch immer bleme. Schulden, Beziehungs- und Sinnkrisen, Ächtung als Chance auf einen Wiedereinstieg ins Berufsleben. mehr junge Menschen – meist Sozialschmarotzer, Depressionen, solche mit geringer Qualifikation Alkohol, in vielen Fällen auch – schlittern in die Arbeits- Obdachlosigkeit. losigkeit. Sie geraten in einen Gegen Arbeits- und Hoffnungs- Strudel, der sie immer tiefer hin- losigkeit setzt die Caritas in vier unter reißt: Je länger die Zeit ihrer Betriebe ganz konkrete Zeichen – mit insgesamt 53 so ge- INIGO: KARRIERE MIT UND OHNE LEHRE nannten Transitarbeitsplätzen für Männer und Frauen, die seit min- Gleich 20 Transitarbeitsplätze bie- Kundenbefragung wissen nur rund destens einem Jahr als arbeitslos tet das Wiener Innenstadtbeisl „In- 40 Prozent der Gäste über die sozia- gemeldet sind (unter 25-jährige igo“. Unter der Leitung von Ge- le Zielsetzung des Betriebes Be- ein halbes Jahr). In den beiden schäftsführerin scheid. „Unsere Gäste kommen ein- Wiener Spendenlagern, dem Elisabeth Mimra fach deshalb, weil sie sich hier wohl „carla mittersteig“ (1050 Wien) und je zwei fühlen und weil Qualität, Preis und und im „carla nord“ (1210 Wien), hauptamtlich an- Service stimmen.“ der „carla kleidersammlung“ so- gestellten Spit- Und für die Caritasklienten ist das wie im Innenstadtlokal „Inigo“ zenfachkräften Jahr ein eindeutiger Gewinn: finden sie die Chance, ihre in Küche und 70 Prozent, so die Bilanz, schaffen persönliche Hoffnungslosigkeit Service sorgen es, nach dieser Frist einen neuen zu überwinden und den Wieder- 20 vorher langzeitarbeitslose Men- Arbeitsplatz zu haben oder zumin- einstieg ins Berufsleben einzu- schen für das Wohl der Gäste. Was dest so weit zu sein, um in abseh- üben. Finanziert werden die am meisten freut: Laut jüngster barer Zeit einen Job zu finden. Transitarbeitsplätze in der Dauer von jeweils zwölf Monaten von der Caritas, vom Arbeitsmarkt- Ihr Einkauf im CARLA: GUTE STARTMÖGLICHKEITEN service, sowie vom Europäischen Sozialfonds. Darüber hinaus kön- „carla“ finanziert Auch in den beiden carlas, in de- dersortierung, im Möbellager, als nen rund 40 Menschen im Rah- Projekte für nen Sachspenden wie Möbel, Be- Beifahrer bei Transporten, im Verkauf men des Projektes „Pfarren hel- Langzeitarbeitslose kleidung und Hausrat gesammelt oder bei der Reinigung. Rund 270 Alt- fen Arbeitslosen“ einen neuen und verwertet kleidersammelstellen in Wien und Anfang setzen (siehe dazu S. 30). werden, wird Niederösterreich werden von der „Für die Betroffenen ist dies eine das Wiedererler- „carla kleidersammlung“ betreut. Ab- Möglichkeit, neu anzufangen, nen von Arbeits- solventen der Transitjahre haben u. a. und zugleich ein Stück Gerech- tugenden groß die Möglichkeit, als Regalbetreuer, tigkeit“, erklärt Sozialarbeiter geschrieben. Die Tischler- oder Bautischlergehilfen, Andreas Thienel, Verantwort- insgesamt 33 Lagerabeiter, Möbelpacker, ange- licher der Caritas Arbeitsprojek- Transitmitarbei- lernte Verkäufer oder Raumpflege- te. „Mit der Arbeit bekommen terInnen arbeiten unter Anleitung personal zu arbeiten. sie Selbstvertrauen, gesellschaft- fixangestellter – so genannter – Seit Februar 2001 neu: Servicecenter liche Anerkennung und damit Schlüsselarbeitskräfte bei der Klei- für Altmöbelspenden: Tel. 01/256 98 98 Menschenwürde.“ 16
Gute Ausbildung als Ausgangspunkt einer „sozialen Karriere“ Ausbildung Berufe für Engagierte n sozialen Berufen wie Alle Lehrgänge und Fachschulen Fachliche Kompetenz und Persönlichkeitsbildung, das I Familienhilfe, Altenpflege, Behindertenbetreuung, haben einen mehrfachen Effekt und sind keineswegs verloren, bieten die Caritasschulen: das Pädagogik tätig zu sein, verlangt sollte der angestrebte Beruf dann eine hohe Qualifikation. Gerade nicht ausgeübt werden. Sie bil- Caritas-Ausbildungszentrum, weil durch die Fortschritte der den auch die individuelle Persön- die Lehranstalt für heilpäda- Medizin und die sich langsam lichkeit und wirken dadurch ändernde Einstellung der auch gesellschaftsverändernd. gogische Berufe, die Fach- Gesellschaft der Bedarf an sozia- schule für Sozialberufe in ler Arbeit immer größer wird, AUSBILDUNGSANGEBOTE DER CARITAS: genügt es nicht mehr, ein gutes Wiener Neustadt und die Herz und ein freundliches Ausbildungszentrum – Wien Seegasse Kardinal-König-Akademie. Gemüt zu haben. Die qualifizier- Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe – te Ausbildung wird nicht nur Ausbildungszweig: Sozialmanagement von den öffentlichen Fachschule für Sozialberufe Institutionen verlangt, sondern Fachschule für Familien- u. Pflegehilfe ist auch das gute Recht jener, die Fachschule für Altendienste und Pflegehilfe der Serviceleistungen und Hilfe Lehrgang für Heimhilfe bedürfen. Hohe Qualifikation gehört heute Ausbildungszentrum – Wiener Neustadt für Familienhelferinnen, Alten- Schule für Sozialdienste betreuerinnen und im Hospiz- Fachschule für Sozialberufe dienst (Sterbebegleitung) zum Fachschule für Altendienste u. Pflegehilfe Standard. Auch ÄrztInnen, Lehrgang für Heimhilfe Krankenschwestern oder Pfleger, die in ihrem Beruf mit einer spe- Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe – Wien ziell zu betreuenden Gruppe zu tun haben, lassen sich von der Kardinal-König-Akademie Caritas ausbilden. In einer der Akademie für Sozialmanagement – Wien drei Schulen zu lernen, bedeutet Hospiz und Palliative Care – Wien Auch in Sozialberufen gibt es mehr als purer Wissenserwerb eine „Karriereleiter“ oder schnelle Berufsausbildung. ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 17
Senioren- und Pflegehäuser Häuser mit familiärer Atmosphäre ach einer wolkenverhange- wohl fühlen. Die MitarbeiterIn- Senioren- und Pflegehäuser der Caritas bürgen für Qualität. N nen Woche ein schöner herbstlicher Nachmittag. Das nen des Hauses beschreiben bei einer Hausbesichtigung den Gespräche am „Tag der offenen Senioren- und Pflegehaus Tagesablauf für die Bewohner St. Elisabeth in der Nusswald- – und man spürt die Wärme Tür“ bestätigen: hier ist es gut gasse begrüßt interessierte und die Freude mit der sie ihre zu leben. Besucher zu einem Gottes- Arbeit tun. Schnell kommt man dienst mit Caritasdirektor miteinander ins Gespräch; man Dr. Michael Landau; einer erfährt von Angehörigen; wie Vorstellung des Hauses und zu froh sie sind; ihre Verwandten einem gemütlichen gemeinsa- hier zu wissen, wo modernste men Nachmittag. Und man Pflegeeinrichtungen in die spürt auch als Besucher, in Gemütlichkeit des Hauses inte- diesem Haus kann man sich griert sind und jeder Einzelne mit seinen Besonderheiten wahrgenommen und geschätzt wird. Schautafeln berichten von den vielfältigen Aktivitäten im Haus; die BewohnerInnen sind stolz auf die selbst herge- stellten Kunstwerke; die in einem Schrank im Eingangs- bereich ausgestellt sind. Spricht man mit den Mitarbei- terInnen, so erzählen sie vom Leben der Bewohner und es wird deutlich; die Bewohner sind hier nicht nur gut aufge- hoben, sie leben hier und füh- len sich zuhause. Martha Depaoli; die Leiterin des Hauses bringt es kurz auf den Punkt: „Wir sind hier eine große Familie.“ Das Haus St. Elisabeth bietet verschie- denste Wohnformen vom aktiven Wohnen im eigenen Appartement bis zum „betreu- ten Wohnen“ für pflegebedürf- tige Bewohner an. Leben in einem Seniorenhaus der Caritas – persönlicher Freiraum und alle Bequemlichkeiten der guten Infrastruktur 18
Alte Menschen – sie haben ein Recht, umsorgt und gepflegt zu werden Umfassendes Angebot Ihr Wohlbefinden ist uns ein Anliegen Wir betreuen Sie im Apparte- Wir betreuen Sie im Tageszen- Kurzaufenthalte für pflegebe- ment. In einer eigenen, selbst- trum. Sie leben zuhause, ver- dürftige Menschen und ihren eingerichteten Wohnung gestal- bringen aber den Tag bei uns. von der Pflege ermüdeten An- ten Sie Ihr Leben selbst und In unserem Tagszentrum finden gehörigen. nehmen alle Bequemlichkeiten Sie Abwechslung vom Alltag. der Caritas-Seniorenhäuser in Wir bieten Entlastung, Hilfe, ES GEHT OFT SO SCHNELL ... Anspruch. Gedankenaustausch und die Möglichkeit, andere Menschen Ich wollte nie in ein Heim. Aber dann Wir pflegen Sie rund um die zu treffen. hatte ich einen Schlaganfall, später Uhr. In gemütlich und zweck- einen schweren Sturz. Ich lag in mäßig eingerichteten Betreu- Wir umsorgen Sie – meiner Wohnung am Boden und ungseinheiten werden Sie rund Sie erholen sich konnte mich nicht mehr rühren. Die um die Uhr individuell ge- In einigen unserer Häuser bie- Polizei musste die Türe aufbrechen pflegt. ten wir Erholungswochen und und brachte mich ins Spital. Ich kann nicht mehr gehen, und meine Woh- nung liegt im 4. Stock, ohne Lift. Jetzt ERÖFFNUNG DES TAGESZENTRUMS sitze ich im Rollstuhl und bin im Im Süden Wiens, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Erlaa, hat Heim. Aber ich glaube ganz fest die Caritas im Frühjahr 1999 ein Seniorenhaus mit Pflegeangebot er- daran, dass ich wieder gehen kann. öffnet. Seit Ende 2000 gibt es hier auch ein Tageszentrum. Wer tagsüber Dann werde ich in meine Wohnung Abwechslung im Alltag sucht oder Betreuung und Hilfe braucht, ist hier zurückkehren. herzlich willkommen. Das Tageszentrum ist auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt: Neben einem vielfältigen Programm gibt es für Sie auch die Möglichkeit sich in Ruhepausen zu erholen. Hilfs- und pflegebedürftige Menschen ZAHLEN/DATEN/FAKTEN finden hier professionelle und individuelle Betreuung durch geschultes 387 Plätze für Senioren Personal. Die Mitarbeiterinnen des Tageszentrums St. Barbara unterstützen 774 Pflegeplätze durch ihren Einsatz auch pflegende Angehörige, die ihre pflegebedürftigen 122.856 geleistete Tage im Angehörigen tagsüber nicht selber versorgen können. Pflegende Ange- Bereich Seniorenbetreuung hörige können beruhigt ihren Verpflichtungen nachgehen und wissen ihre 293.858 geleistete Tage im Angehörigen gut versorgt. Bereich Pflege ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 19
Caritas Mobile Dienste Die gute Adresse für Pflege und Betr Helfen, unterstützen, begleiten und befähigen, diese Worte beschreiben worum es der Caritas A us unserer langjährigen Erfahrung gerade in der Arbeit mit alten Menschen ist immer auch um den offenen Blick auf das konkrete Umfeld und das soziale Netz der im Umgang mit Menschen geht. So auch im aber noch etwas zu erwähnen: Betroffenen. Hier bedeutet Die Caritas hat nie nur den ein- Caritasarbeit nicht zuletzt: Umgang mit Menschen, die Pflege und zelnen Menschen allein und Entlastung von pflegenden Betreuung brauchen, unabhängig vom Alter. isoliert vor Augen. Es geht Angehörigen oder Freunden. Professionelle und kompetente Hilfe heißt: Wir ergänzen und unterstützen das Engagement jener, die wesentlich das soziale Umfeld der Betroffenen tragen. Der Mensch hat Vorrang. „Betreuen und Pflegen Zuhau- se“ setzt sich zum Ziel, kranke, alte und pflegebedürftige Men- schen in ihrer Wohnung best- möglich zu unterstützen. Die Caritas bietet ein vielfälti- ges Angebot und bedarfsge- rechte Unterstützung. Gearbeitet wird stets in einem Team von diplomierten Gesund- heits- und Krankenpflegeperso- nen, PflegehelferInnen, Heim- hilfen und manchmal auch Physiotherapeuten. Die Zufrie- denheit der von uns betreuten Menschen steht an oberster Den Lebensabend genießen – Caritas will zufriedene Menschen Stelle. In eigenen Caritasschulen wird SICHERHEIT IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN: höchster Wert auf bestmögliche NOTRUFTELEFON – SCHNELLE HILFE RUND UM DIE UHR Aus- und Fortbildung gelegt. Es gibt immer wieder Notsituationen, in denen es nicht Wir pflegen durch diplomierte möglich ist, selbst telefonisch Hilfe zu holen. Gesundheits- und Kranken- Das Notruftelefon ist eine Zusatzeinrichtung zum Telefon pflegepersonen und Pflege- und besteht aus einem fix montierten Basisgerät und einem helferInnen. Sender, der direkt am Körper (als Armband um das Handge- Die Hauskrankenpflege um- lenk oder mit einer Kordel um den Hals) getragen wird. fasst u. a. Blutdruckkontrolle, Bei Knopfdruck im Notfall wird vom Telefon automatisch eine Notrufzentrale angewählt Wundversorgung, Verband- und Verbindung hergestellt. So ist eine schnelle Hilfe auf Knopfdruck gewährleistet. wechsel, Injektionen, 20
euung Familienhilfe: Die Familie in guten Händen Katheterversorgung, Blut- zuckermessen u. v. a. sowie Die Anzahl der Großfamilien sinkt, informelle Hilfe wird weniger. Wenn heute kompetente, individuelle und ein Elternteil ausfällt, schlittern Familien – wenn auch oft nur kurzzeitig – umsichtige Beratung und Anlei- tung, nicht nur zur akuten in die Krise. Gibt es keine schnelle Hilfe, weitet sich die Krise oft aus. Versorgung, sondern auch zur Vorbeugung gesundheitlicher Risiken. F amilienhelferInnen der Caritas sind erfahren im Krisenmanagement. Sie brau- Die MitarbeiterInnen halten chen keine Eingewöhnungs- ihre Arbeitsschritte direkt vor phase, haben Erfahrung mit Ort in einer Mappe fest, so dass Kindern, Haushalt und die Betreuten, die Angehörigen Pädagogik und stabilisieren so und der Arzt immer nachlesen schnell und kompetent die können, was getan wurde. Familie. Sie kommen direkt in die Familie und betreuen und Wir betreuen und unterstützen unterstützen in der für die durch Heimhelferinnen, Kinder gewohnten Umgebung. wenn der Alltag beschwerlich wird. Unterstützung erfolgt u. a. Die FamilienhelferInnen über- in folgenden Bereichen: Anzie- nehmen Kinderbetreuung und hen, Körperpflege, Organisation je nach Notwendigkeit auch des Haushalts, Besorgungen wie den Haushalt, Ämter- und Be- Damit die Kinder nicht aus dem Gleichgewicht geraten Einkäufe, Arztbesuche etc. hördenwege etc. Sie sorgen für Im Vordergrund steht die die Aufrechterhaltung oder MitarbeiterInnen der Familien- Selbstständigkeit der Kunden Wiederherstellung eines stabi- hilfe arbeiten stellvertretend, zu unterstützen und immer ein len häuslichen Umfelds. entlastend, ergänzend und offenes Ohr für Fragen und unterstützend. Die Familiehilfe Sorgen zu haben. Haupt- und Wann ist eine FamilienhelferIn der Caritas versteht sich nicht ehrenamtliche MitarbeiterIn- sinnvoll? als Dauerlösung, sondern als nen bieten zusätzlich noch Bei kurzzeitigen familiären Brücke über Krisen hinweg. Besuchsdienste an. Krisensituationen: Erkrankung von Mutter oder Unsere MitarbeiterInnen Vater; Krankenhaus- oder Kurauf- beraten, informieren und unter- enthalt der Eltern; bei einer Risi- ZAHLEN/DATEN/FAKTEN stützen pflegende Angehörige, koschwangerschaft oder nach ob es nun um richtige Pflege- der Geburt In 43 Sozialstationen in Wien und Niederösterreich materialien, pflegetechnisches Bei sehr starken Krisensituationen: bieten 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Pflege und Können oder körperliche und wie Tod eines Elternteils Betreuung, die den ganzen Menschen in den Blick seelische Belastungen geht. Bei psychischen oder sozialen nimmt. 830.608 Einsatzstunden wurden hier geleistet. Sie stehen den Angehörigen Krisensituationen: Die Caritas hatte im Jahr 2000 insgesamt einfühlsam mit Verständnis, Überforderung in der Familie, 741 Notruftelefone angeschlossen Erfahrung und Wissen zur schwierige psychische Situatio- 60 Mitarbeiterinnen der Caritas-Familienhilfe leisteten Seite. nen (z. B. Scheidung) usw. im Jahr 2000 in 600 Familien 54.000 Einsatzstunden. ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 21
Caritas-Hospiz Leben bis zum Tod Das Caritas-Hospiz hilft schwerkranken Menschen ihr Lebensende möglichst ohne Schmerzen und Ängste zu erleben. Die MitarbeiterInnen begleiten Kranke und deren Angehörige mit liebevoller Fürsorge, auch wenn Heilung nicht mehr möglich ist. An der Hand eines Menschen sterben, nicht durch die Hand … A bschiednehmen ist immer traurig und schmerzhaft. Für, die, die gehen müssen und Fragen auf, die nur mit Unter- stützung zu beantworten sind. Vor allem dann, wenn die Mitarbeiter (Ärzte, Diplom- krankenpflegerInnen und eh- renamtliche HelferInnen) enga- für die, die bleiben dürfen. Angehörigen die Schwerkran- gieren sich in der Betreuung Besonders weh tut der endgül- ken zu sich nach Hause holen. und Pflege Schwerkranker und tige Abschied, der Tod. Als Zuflucht bietet sich in ihrer Angehörigen. Über zehn Darüber spricht niemand gern. Österreich eine gute Adresse Jahre Erfahrung in der medizi- Und doch ist auch der Tod ein an: Das Mobile Hospiz der nischen, pflegerischen, psychi- wichtiges Stück des Lebens. Zu Caritas Wien. Die Ärzte, schen, sozialen und seelsorg- begreifen und zu dulden, dass Schwestern, BetreuerInnen lichen Betreuung prägen die Ar- der Tod ganz eng zum Leben können helfen, die Schmerzen beit. Damit Schwerkranke die gehört, Scheu und Angst zuzu- und Ängste der Sterbenden zu letzte Zeit ihres Lebens nicht in lassen, auszusprechen und lindern, damit auch die letzten unbekanntem, fremdem Umfeld damit umzugehen, ist schwierig Monate, Tage oder Stunden verbringen müssen, sondern in und oft schmerzhaft. Nicht nur menschenwürdig gelebt werden vertrauter Umgebung mit ge- medizinische Hilfe ist deshalb können. liebten Menschen sein dürfen, notwendig, auch soziale, psy- helfen die MitarbeiterInnen chische und spirituelle. Nicht Bis zuletzt zuhause vom Mobilen Hospiz durch nur die Sterbenden brauchen Das Mobile Hospiz ist jedoch persönliche Besuche auf vielfäl- diese Hilfe, sondern vor allem kein Ort, sondern ein Team, tigste Weise. Ungezählte Pro- auch die Angehörigen. Die das alles tut, um PatientInnen bleme gilt es zu lösen, wie die ärztliche Diagnose „Nur noch und Angehörigen das Lebens- Beschaffung eines Spezialbettes geringe Lebenserwartung”, ende zuhause zu erleichtern. oder der zustehenden sozialen wirft auch viele praktische Etwa 50 Mitarbeiterinnen und Unterstützung; die Abklärung, 22
HOSPIZ STATT STERBEHILFE In der Lebensbegleitung bis zuletzt liegen der Hospizbewegung in Ver- (oder Sterbebegleitung) tätige bindung mit der Palliativmedizin be- Menschen wissen aus Erfahrung, rücksichtigen. Dies zeigt auch die dass durch liebevolle und ganzheit- von Univ.-Prof. DDr. Paul M. Zuleh- liche Betreuung sowie optimale ner durchgeführte Studie: „Religion medizinische und pflegerische im Leben der Österreicher“ auf: Maßnahmen es häufig gelingt, die Wenn die Befragten über Hospiz- große Angst vieler Schwerkranker angebote und die Möglichkeiten der vor möglichen qualvollen Sympto- Behandlung bei schwerem Leid men und Schmerzen zu lindern. informiert sind, reduziert sich der Befragungen der Bevölkerung hin- Wunsch nach Legalisierung der gegen sind irreführend und einsei- direkten aktiven Sterbehilfe tig, wenn sie nicht die großen An- (Euthanasie) beachtlich. Dem Leben in die Augen schauen welche anderen Hilfsdienste ZAHLEN/DATEN/FAKTEN nötig sind und wie die Ange- hörigen mit der Situation zu- WIEN: rechtkommen. Die Dienste des In Wien gibt es drei stationäre Hospize, doch jeder zweite Patient wird Mobilen Hospizes sind für alle vom Mobilen Hospizteam der Caritas betreut. Im Jahr 2000 sind 509 Menschen kostenlos. Patienten vom Mobilen Hospiz Team der Caritas Wien betreut worden. Darüber hinaus sind immer auch Angehörige durch die Mitarbeiterin- Was nicht bedeutet, dass sie nen und Mitarbeiter der Caritas unterstützt worden. Der älteste Patient nichts kosten. Einen Teil des war 96 Jahre alt, der jüngste 20 Jahre. Durchschnittlich dauerte die Aufwandes bezahlt die Gemein- Betreuung 63 Tage. Das Team umfasst zehn Pflegekräfte, vier Ärzte, einen Viele Faktoren de Wien, ärztliche Leistungen Seelsorger, vier MitarbeiterInnen in Koordination und Administration, sowie für Hospizarbeit werden mitunter von der Kran- 45 ehrenamtliche MitarbeiterInnen. 18.988 Betreuungstage weist die Statistik Quelle: Sr. Hildegard Teuschl, CS, Dachverband Hospiz Österreich kenkasse abgegolten, der nicht aus. Ein Einsatz, der ohne Spenden nicht denkbar wäre. unbeträchtliche Rest muss je- Niederösterreich doch durch Spenden, Sponso- In den Teilen Niederösterreichs, die zur Erzdiözese Wien gehören, Weinviertel, ren und Benefizveranstaltungen Marchfeld und Industrieviertel, ist die Caritas Hospizinitiative NÖ seit Ende 1998 aufgebracht werden. Viel Not- mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen neben der Begleitung von sterbenden wendiges kann aus Geldmangel Menschen und ihren Angehörigen auch in der Unterstützung Trauernder enga- nicht verwirklicht werden. Des- giert. Nach einer Aufbauphase begleiteten im Jahr 2000 bereits 51 Ehrenamtli- halb setzt sich die Caritas auch che 55 schwerkranke, sterbende und trauernde Menschen. Es wurden durch- in der gesellschaftspolitischen schnittlich 220 ehrenamtliche Stunden im Monat geleistet. Im Jahr 2000 waren Diskussion für einen Ausbau drei Teilzeitkoordinatorinnen mit insgesamt 55 – 60 Wochenstunden tätig. Vor- der Hospizangebote in ganz bereitungskurse für ehrenamtliche HospizmitarbeiterInnen (67 Stunden) sowie Österreich ein. Fort- und Weiterbildungsangebote wurden ebenfalls 2000 durchgeführt. ALLE ADRESSEN AUF SEITE 32-34 23
Caritas-Einrichtungen – gute Orte für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung Erfahrungen in Lanzendorf Lebensqualität selbst bestimmen Nicht allein, aber dennoch mit dem notwendigen habe ich auch noch regelmäßi- brauche, kann ich sie auch in persönlichen Freiraum, auch der Möglichkeit, sich gen Kontakt zu meinen beiden ihrem Büro in Lanzendorf er- Geschwistern. Die haben ihre reichen. Außerdem gehe ich so- zurückzuziehen. Leben in Lanzendorf. eigenen Familien und mein Zu- wieso weiterhin dort in die hause ist jetzt Lanzendorf. Werkstätte, denn da arbeite ich Ich habe in der Wohngruppe seit fünf Jahren in der Keramik- M ein Name ist Rosemarie N., ich lebe seit 21 Jahren in Lanzendorf bei der Caritas. vieles gelernt, was früher meine Mama für mich gemacht hat, und vor drei Jahren bin ich in gruppe, was mir großen Spaß macht. Momentan lerne ich grade Duftlampen herzustellen, Hierher bin ich gekommen, da eine Trainingswohnung gezo- im Herbst werde ich gemein- meine Eltern krank wurden gen, um noch mehr von dem zu sam mit meiner Betreuerin auf und mich nicht mehr genug lernen, was jeder erwachsene einen Töpferkurs in die Steier- unterstützen konnten, z. B. Mensch zum selbstständigen mark fahren. Irgendwann wird beim Fahren in die Werkstätte Wohnen können muss, z. B. das Töpfern aber nur mehr oder wenn ich einen Epi-Anfall Wäsche waschen, kochen oder mein Hobby sein, denn schon hatte. telefonieren. Ich wünsche mir jetzt gehe ich zweimal in der Zuerst habe ich in Lanzendorf nämlich eine eigene Wohnung, Woche als Raumpflegerin zu ei- mit 11 anderen Menschen in ei- in der ich dann in der Nähe nem Optiker im nächsten Ort ner Wohngruppe im Haus von Lanzendorf leben werde. arbeiten, und meine Arbeitsas- Anna gewohnt. Am Anfang hat- Ich glaube, bald fühle ich mich sistentin und ich sind schon da- te ich großes Heimweh und sicher genug, um dorthin zie- bei, einen Ganztagsjob für Angst vor den vielen fremden hen zu können. Dann wird mich zu finden. Ein Bewer- Menschen, aber meine Betreue- mich zweimal in der Woche bungsgespräch habe ich schon rinnen und die anderen Bewoh- meine persönliche Assistentin in drei Wochen, nach dem Ur- ner haben mir sehr geholfen, besuchen und mit mir auf die laub in Griechenland mit der und bald hatte ich viele Freun- Bank gehen oder mit mir meine Trainingswohngruppe, da wird de und Freundinnen. Meine El- Einkaufsliste für den Wochen- mich die Arbeitsassistentin be- tern habe ich bis zu ihrem Tod einkauf zusammenstellen. gleiten. Ich freue mich schon alle 14 Tage besucht und jetzt Wenn ich zwischendurch etwas darauf. 24
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