Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
■ k irchliche Beiträge und öffentliche Subventionen ■ Spenden und Erbschaften ■ öffentliche Kostensätze Erlöse 2007 ■ private Kostensätze 7,7 % 22,8% 7,5 % 62 % Zusammensetzung der Einnahmen 2007 Zusammensetzung der Erlöse in ausgewählten Bereichen Die Caritas übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben im oziale arbeit ks Auftrag der öffentlichen Hand, im Bereich der Betreuung wohnungslosenhilfe, ausländer/Innenhilfe, und Pflege alter und kranker Menschen ebenso wie bei sozialökonomische Projekte, Familienhilfe der Unterstützung für Menschen in sozialen Notlagen (Arbeitslosenprojekte, Unterbringungsmöglichkeiten für wohnungslose Menschen). Dementsprechend groß ist 19,4 % der Anteil der öffentlichen Kostenersätze an den Ein- 17,6 % 13,8 % nahmen: er lag im Jahr 2007 bei 62 Prozent, gefolgt von 22,8 Prozent privater Kostenersätze, das sind die Beiträge, die zum Beispiel im Pflegebereich von den betreuten 49,2 % Personen selbst geleistet werden. 7,7 Prozent machen kirchliche Beiträge und öffentliche Subventionen aus. 12,2 Millionen Euro lukriert die Caritas in Form von Spen- ienstleistungen kD den und Erbschaften für ihre Projekte für Menschen in mobile betreuung und pflege, seniorenhäuser, Not im In- und Ausland, das ist ein Anteil von 7,5 Prozent. behinderteneinrichtungen Die Bilanz der Caritas wird jährlich von beeideten Wirt- 2,6 % schaftsprüfern geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. 25,2 % 2,1 % 70,1 % uslandshilfe kA Osteuropa, Afrika, Asien, Lateinamerika 3,7 % 96,3 %
wir schauen hin, wenn andere wegsehen. Fotos: Andreas Nader handeln. Caritas heißt Not sehen und Wie wir helfen, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
wir schauen hin! cariTas-hiLFe isT VieLFÄLTig cariTas in ZahLen Rasche Hilfe für Menschen in Not, rund um die Uhr und rund um die Welt: Das ist der Auftrag der Caritas. Für ihre Arbeit hat die Caritas der Erzdiözese Wien im Jahr 2007 insgesamt 163 Millionen Euro aufgewendet. LeisTungen der cariTas iM Jahr 2007 sPendenVerwendung k Mehr als 1.200 Plätze in zwölf Senioren- und Pflegehäusern Mehr als die Hälfte der Spenden wird von der Caritas für k Über 1 Million Stunden mobile Betreuung und Pflege die Hilfe für Menschen in Not in Österreich eingesetzt. k Begleitung von 1.500 Menschen durch unsere Hospiz-Teams So werden allein von den Sozialberatungsstellen mehr k Über 1.000 Wohn- und Betreuungsplätze für behinderte Menschen als 550.000 Euro an Überbrückungshilfen ausbezahlt. Mit k Rund 830 Plätze in Flüchtlingshäusern über 3 Millionen Euro hat die Caritas der Erzdiözese Wien k Fast 80.000 Beratungen für AsylwerberInnen und MigrantInnen im Jahr 2007 Projekte in aller Welt unterstützt. In ihren k Mehr als 730 Wohnmöglichkeiten für obdachlose Menschen Projektländern Moldawien, Ukraine, Bosnien, Serbien und k Über 8.600 Beratungen bei sozialen und finanziellen Problemen Kosovo. Aber auch in der Katastrophen- und Nothilfe in k Fast 730.000 Euro Überbrückungshilfen für Menschen in sozialen Notlagen Afrika, Asien und Lateinamerika. auFwendungen nach einZeLnen arBeiTsBereichen 2007 Insgesamt hat die Caritas der Erzdiözese Wien 163.628.572 Euro für ihre Arbeit aufgewendet. Sparsamkeit und Effizienz sind dabei wichtige Kriterien: Der Anteil der zentralen Verwaltungskosten beläuft sich auf 3,54 Prozent. Senioren- und Pflegehäuser ¶ 42.168.747,– Mobile Dienste ¶ 36.708.256,– Behinderteneinrichtungen ¶ 31.364.403,– AusländerInnenhilfe inkl. Grundversorgungsauszahlungen ¶ 26.121.480,– Wohnungslosenhilfe ¶ 10.623.460,– carla und sozialökonomische Projekte ¶ 7.128.679,– Beratung, Therapie und Familie ¶ 4.842.710,– Auslandshilfe ¶ 3.193.473,– Ausbildungszentren ¶ 808.224,– Pfarr-Caritas ¶ 669.140,– 2
JahrEsrEport 2007 inhalt 2 caritas in zahlEn 3 Vorwort 4 danKE an die SpenderInnen schwErpunKtE 6 armut in ÖstErrEich EssEn odEr hEizEn? Steigende Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel tref- fen Haushalte mit geringem Einkommen besonders. Immer caritasdirektor landau und ein zivildiener in der canisibusKüche. 50 Kilo brot und 180 liter suppe mehr Menschen wenden sich werden jeden abend an bedürftige verteilt. an die Caritas, weil sie nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. 12 intEgration Von dEr hErstEllung EinEs ganzEn Die Caritas der Erzdiözese sEhr gEEhrtE lEsErinnEn und lEsEr! Wien beschreitet mit der 2007 liEbE untErstützEr/innEn dEr caritasarbEit! eröffneten brunnen.passage am Ottakringer Brunnenmarkt Als Caritas sehen wir: die Not wächst – weltweit, treuung alter Menschen hat die Bundesregierung sowie mit dem ebenfalls 2007 aber auch bei uns in Österreich. Immer öfter kom- mit der Regelung der 24-Stunden-Betreuung einen gestarteten Projekt „Tanz die men Menschen zu uns, etwa in die Sozialbera- längst fälligen Schritt getan. Doch ein österreich- Toleranz“ neue Wege beim tungsstellen, weil sie sich Miete und Energiekosten weites Gesamtkonzept mit einheitlichen Qualitäts-, Thema Integration. nicht mehr leisten können. Und auch die Preise für Versorgungs- und Finanzierungsstandards steht Grundnahrungsmittel steigen. Wenn die Dinge des weiter aus. 18 bEtrEuEn und täglichen Bedarfs teurer werden, trifft das Haus- pflEgEn halte mit geringem Einkommen ganz besonders. Ähnliches gilt für das Thema Integration. Die In- pflEgE gEht uns allE an Da lautet die Frage dann: Essen oder heizen? Ar- tegrationsplattform ist ein wichtiges Signal, doch Alte und pflegebedürftige mut und Kinderarmut sind auch hierzulande eine müssen konkrete Maßnahmen folgen. Dass Integra- Menschen und ihre Familien Realität. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Es tion gelingen kann, zeigt etwa ein neues Projekt der brauchen ihren Bedürfnissen gilt hinzusehen und nicht wegzusehen! Um helfen Caritas in Ottakring, mitten am Brunnenmarkt. Im entsprechende flexible und vor zu können sind wir als Caritas auf die Hilfe anderer KunstSozialRaum brunnen.passage begegnen sich allem leistbare Unterstützung. angewiesen, auf Ihre Hilfe und Unterstützung, Ihre Menschen mit unterschiedlicher sozialer und kul- Die gesetzliche Regelung der Spenden für Menschen in Not. tureller Herkunft, um sich auszutauschen, mitein- 24-Stunden-Betreuung ist ein ander zu tanzen, zu singen: Sie leben Integration! erster Schritt, weitere müssen Das gleiche gilt für unsere Arbeit weltweit. Caritas Aus der Erfahrung der täglichen Arbeit weiß ich: folgen. heißt Not sehen und handeln – rund um die Uhr Integration ist möglich und wo sie gelingt, ist sie für 24 mEnschEn mit und rund um die Welt. Im Jahr 2007 galt unsere alle Beteiligten ein Gewinn! bEhindErung Aufmerksamkeit den Kindern, die am stärksten un- ter Armut, Not und Hunger leiden. 18.000 Kinder Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Unter- 26 pfarrcaritas sterben weltweit täglich an Nichts und ihre Zahl stützung für unsere Arbeit für Menschen in Not, 28 auslandshilfE wird steigen, wenn wir nicht alle unsere Anstren- die Sie auf den nächsten Seiten nachlesen können! 30 mitarbEit und gungen vervielfachen! Die Hilfe aus Österreich ist ausbildung lebens- und überlebenswichtig, deshalb müssen die 31 adrEssEn Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit drin- gend aufgestockt werden! 32 KontaKt 2007 haben uns aber auch zwei andere Themen Ihr Michael Landau in Österreich sehr bewegt: Bei der Pflege und Be- Caritasdirektor der Erzdiözese Wien 3
danKE! wir schauEn hin: mEnschEn, diE hElfEn Ohne die Hilfe unserer Spenderinnen und Spender wäre vieles nicht möglich. Stellvertretend für die Tausenden, die uns regelmäßig unterstützen, möchten wir uns für besonderes Engagement bedanken! prÄlatlEopoldungarJournalist/innEnprEis Foto: kathbild.at/Rupprecht Bereits zum vierten Mal wurde im Jahr 2007 der Preis von Caritas der Erzdiözese Wien und Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien für engagierten Journalismus mit sozialem Gewis- sen vergeben. Die vier PreisträgerInnen teilten sich die Preissumme von 16.000 Euro. Ausgezeichnet wurde unter anderem Barbara Stöckl für ihre Sendung „Help-TV“, im Bild (von links nach recht) mit Dr. Gerhard Rehor, Vorstandsdirektor der Raiffeisen- landesbank Niederösterreich-Wien, Juryvorsitzender Barbara Coudenhove-Kalergi und Caritasdirektor Michael Landau. malworKshops mit dEm musEum Essl Frauen aus dem Haus Miriam, Männer aus dem Vinzenzhaus, Männer und Flüchtlings- kinder aus den unterschiedlichen Häusern der Flüchtlingshilfe konnten mehrmals im Jahr kostenlos an Malworkshops im Museum Essl teilnehmen. Die entstandenen Werke tragen Zeugnis von einer unbeschwerten, kreativen Zeit und sind Teil einer Patenschaft zwischen dem Museum Essl und der Caritas unter dem Namen „Freiraum“. Einsatz für Ein lEbEn in würdE bis zulEtzt Foto: kathbild.at/Rupprecht Mehr als 1.500 Menschen am Ende des Lebens hat das Mobile Caritas-Hospiz im ver- gangenen Jahr begleitet. Dass dieser Dienst für die Betroffenen und ihre Angehörigen kostenlos angeboten werden kann, verdanken wir zahlreichen treuen Spendern wie der Mediaprint (Kronenzeitung und Kurier) sowie UNIQA und Raiffeisenzentralbank, die das Hospiz jedes Jahr mit je 70.000 Euro unterstützen. Stellvertretend für alle anderen ein Danke an Dr. Konstantin Klien (UNIQA, links im Bild) und Dr. Walter Rothenstei- ner (RZB) für ihre wertvolle Unterstützung. mobilitÄt schafft lEbEnsqualitÄt Foto: kathbild.at/Rupprecht Rund 3 Millionen Kilometer legen die MitarbeiterInnen der Caritas der Erzdiözese Wien jährlich zurück, um hochbetagte, pflegebedürftige Menschen in deren eigenen vier Wänden zu betreuen. Mit Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group konnten fünf neue Pflegeautos angekauft werden. „Ich danke der Wiener Städtischen, dass wir mit ihrer Hilfe unser mobiles Angebot für pfle- gebedürftige Menschen weiter ausbauen können“, freut sich Caritasdirektor Michael Landau mit Wiener Städtische-Generaldirektor Dr. Günter Geyer. haubEnKoch manfrEd buchingEr KochtE für obdachlosE Von einem Haubenkoch sind Anfang November obdachlose Menschen in Wien ver- wöhnt worden. In der Küche der Caritas hat der Wirt des Jahres 2006, Manfred Buchin- ger, eine herzhafte Gemüseerdäpfelsuppe mit Fleischeinlage gekocht. Gemeinsam mit Caritasdirektor Michael Landau wurde sie dann beim Canisibus verteilt. 4
RUMÄNIEN ÄGYPTEN TEILEN SIE IHR GLÜCK Kennwort: Wetschehaus/Waisenhaus Kennwort: Alexandria/Straßenkinderzentrum KINDERPATENSCHAFTEN Simona war noch ein ganz Straßenkinder führen einen kleines Baby, als sie im Cari- täglichen Kampf ums Über- DER CARITAS tas-Waisenhaus abgegeben leben – ihr Zuhause ist die wurde. Die große Not macht Straße, ihr Bett ein Stück In vielen Ländern der Welt leben Kinder unter un- noch immer viele Kinder in Karton. In Alexandria leben mensch lichen Bedingungen. Ob als Straßenkind Rumänien zu Sozialwaisen. tausende Kinder auf der oder als Waisenkind – alle haben eines gemeinsam: Lange Zeit hat das kleine Straße und sind täglich Sie sind darauf angewiesen, dass sich jemand ihrer Mädchen nur geweint. Heute großen Gefahren ausge- annimmt. Caritas-Projekte versuchen dort anzu- ist sie ein fröhliches Kind und setzt. Im Tageszentrum der Caritas in Alexandria erhal- setzen, wo das Leid der Kinder am größten ist. Damit sich Kinder eine Zukunft ausmalen gut entwickelt. In der Sozial- ten die Kinder Essen, Kleidung, schulische Förderung station der Caritas im kleinen Ort Wetschehaus hat und die so notwendige Zuwendung. Um die Kinder auch DIE CARITAS BIETET PROJEKTPATEN- sie gemeinsam mit mehr als 20 anderen Kindern ein langfristig von der Straße wegzubringen, wurde das SCHAFTEN FÜR KINDER AN. familiäres Zuhause gefunden. Für die Betreuung und Angebot nun um eine betreute Wohngemeinschaft er- Durch die Unterstützung eines Patenschaftsprojekts können Förderung, sowie medizinische Versorgung der Kinder gänzt, in der bis zu 16 Kinder Aufnahme finden können. ist gewährleistet, werden dringend Spenden benötigt. > dass allen Kindern eines Projekts gleichermaßen ge- UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND holfen wird. UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND pro Monat Euro 30,– > dass infrastrukturelle Maßnahmen oder Anschaffun- Ende Mai startete die Caritas ihr neues Kinderpa- pro Monat Euro 20,– gen von Materialien finanziert werden können. > dass die Hilfe nachhaltig und langfristig wirkt. ÄTHIOPIEN KONGO Kennwort: Addis Abeba/Ha nnas Family Home WIE FUNKTIONIERT EINE PATENSCHAFT tenschaftsprogramm. Patinnen und Paten helfen DER CARITAS? Kennwort: Lubumbashi/Schulbildung Als Patin oder Pate übernehmen Sie symbolisch den Zwei Jahre ist es jetzt her, monatlichen Unterhalt eines Kindes in dem von Ihnen Die Demokratische Republik dass die kleine Mehmed ausgesuchten Projekt. Einmal im Jahr erhalten Sie verlässlich mit, dass die Caritas Kinder in den Pro- Kongo zählt zu den ärmsten vor Hanna Teshomes Tür einen Bericht in Form eines Patenbriefes. Die Paten- Ländern der Welt. Kinder mit saß. Hungrig, schmutzig, schaft bietet die ideale Möglichkeit, Ihre Spende dort- Sehbehinderungen sind mit krank. Eine Aidswaise – hin zu bringen, wo sie gebraucht wird. Sie gehen keine fast unüberwindbaren Schwie- wie 250.000 Kinder in vertragliche Verpflichtung ein und können Ihre Zah- KINDER WERDEN SIE PATE, Ohne Ihre Hilfe sind wir hilflos. jektländern mit dem Lebensnotwendigsten versor- rigkeiten konfrontiert, zumal Äthiopien. Die Krankheit hatte ihre Eltern dahingerafft PATENSCHAFTEN lungen jederzeit einstellen. Ihre Patenschaft kann als Behinderungen in vielen Ländern Afrikas als schwerer und ihre Zukunft war vorgezeichnet – ein Leben auf der Dauerauftrag oder Einziehungsauftrag organisiert DAMIT SICH KINDER Makel angesehen werden, für den man sich schämt. In Straße. Doch Hanna Teshome nahm sich ihrer an, gab werden. Bitte füllen Sie den Einziehungsauftrag auf der Provinzhauptstadt Lubumbashi erhalten Kinder ihr Liebe, Fürsorge … ein Zuhause. Hanna hat in den 15 Seite 8 aus oder fordern Sie telefonisch Ihren Dauer- gen kann – mit Essen, einem Dach über dem Kopf, und Jugendliche mit Sehbehinderung eine fundierte Jahren ihres außergewöhnlichen Engagements vielen auftrag unter der Hotline-Nr. 0800/880 280 an. Beide schulische Ausbildung, um sie in weiterer Folge auf Kindern ein Leben in der Prostitution und Kriminalität EINE SCHÖNE ZUKUNFT Formulare stehen Ihnen auch zum Download auf un- ein selbstständiges Leben vorzubereiten, das ihnen erspart. Für Essen, medizinische Versorgung und den serer Homepage zur Verfügung. bis dahin meist verwehrt wird. Besuch der Schule werden dringend Spenden benötigt. AUSMALEN KÖNNEN. medizinischer Hilfe und einer Schulausbildung. INFO HOTLINE: Mehr über die Caritas-Kinderpatenschaften auf WWW.PATENSCHAFTEN.AT UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND 0800 880 280 www. patenschaften.at pro Monat Euro 25,– pro Monat Euro 15,– supported by 105238_car_Folder_oesterreich_102 2 www.patenschaften.at 04.07.2007 18:17:19 Einsatz gegen die Christkind unterwegs In vielen Einrichtungen der Caritas leben Kinder, Armut in Österreich deren Eltern sich keine Weihnachtsgeschenke leis- ten können. Damit auch diese Kinder ein schönes Unter dem Motto „Armut kann man abschaffen“ sammelte Weihnachtsfest erleben können, sucht die Caritas die Caritas im November für Menschen in Not. Am Freitag, jedes Jahr Christkinder, die ihnen ihren sehnlichs- den 16. November 2007, setzten hunderte Freiwillige und ten Wunsch erfüllen. Mehr als 2.500 Weihnachts- Jugendliche im Rahmen der europaweiten Caritas-Aktion wunschbriefe wurden weitergeleitet – Danke! „Eine Million Sterne“ mit Kerzen auf öffentlichen Plätzen ihr persönliches Zeichen der Mitmenschlichkeit. Sonnentor Hoffnung für morgen kreierte einen eigenen „Elisabeth-Tee“ (zum 800. Geburts- Die Initiative „Hoffnung für morgen, dem Leben tag der Caritas-Schutzheiligen). Die Kronen-Zeitung sam- wieder Zukunft geben“ von Caritas und Pfizer er- melte im Dezember für Menschen in Österreich, die sich das möglicht Psychotherapie für Kinder und Jugend- Heizen nicht leisten können. Mit Unterstützung von vielen liche, die von Armut und Wohnungslosigkeit be- großzügigen LeserInnen und SpenderInnen wurden mehr droht sind. Teil der Betreuung im Familienzentrum als 305.000 Euro gesammelt, die wir an Menschen in Not der Caritas ist auch eine Maltherapie. Aus einigen auszahlen konnten. ausgewählten Bildern ist ein Kalender entstanden. Foto: kathbild.at/Rupprecht
wir schauEn hin: armut in ÖstErrEich EssEn odEr hEizEn? Steigende Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel treffen Haus- halte mit geringem Einkommen besonders. Immer mehr Menschen wenden sich an die Caritas, weil sie nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Foto: kathbild.at/Rupprecht 1 Million Sterne Am 16. November 2007 leuchteten te auf dem Stephansplatz hunder Kerzen, um auf die wachsende h Armut und Not in Österreic aufmerksam zu machen. 6
Rund 1 Million Menschen in Österreich sind ar- Steigende Preise für die grundlegenden Dinge mutsgefährdet, 460.000 gelten als akut arm (Quelle: des täglichen Bedarfs – Wohnen, Heizen, Essen EU-SILC 2006). Betroffen sind vor allem Langzeit- – treffen diese Haushalte besonders. Doch die Ar- arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit Mig- mutsberichterstattung in Österreich und in der EU rationshintergrund und Haushalte mit vielen Kin- nimmt nur die Einnahmen eines Haushaltes in den dern. Und das ist besonders erschreckend: Rund Blick, nicht aber die Ausgaben. Und deshalb ist 100.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren sie „blind“ für die Entwicklung der Preise bei den leben in Armut. grundlegendsten Lebenshaltungskosten. k datEn und faKtEn 2007 so hilft diE caritas mehr als 8.500 sozial bEratungEn für Österreicherinnen in not 3.000 beratungen der gEnEa für schwangere und junge Eltern rund 730.000 Euro an finanziellen übErbrücKungs hilfEn ausbezahlt mehr als 1.200 menschen in den familiEnzEntrEn betreut 36.000 Einsatzstunden der familiEnhilfE und familienhilfe plus wohnungs 730 plätze für losE mEnschEn rund 82.000 warme mahl zeiten im betreuungszentrum gruft ausgegeben fast 70.000 mahlzEitEn bei den Essensbussen canisi und francescobus mehr als 6.000 mEdizinischE bEhandlungEn beim louisebus 245 bEfristEtE arbEits plÄtzE für langzeitbeschäf tigungslose menschen. 24.000 gratisKlEidEr paKEtE für not leidende menschen 7
„ armut ist das Entwick lungsrisiko nummer 1 für Kinder. Kinderarmut ist auch bei uns realität, und damit dürfen wir uns nicht abfinden!“, Caritasdirektor Michael Landau. wir schauEn hin: armut in ÖstErrEich k rEalistischEr warEnKorb kaum Fleisch und auch selten gesundes, aber teures Die Caritas plädiert daher für eine qualifizierte Obst und Gemüse. Warenkorb-Diskussion, wenn es darum geht, Exis- tenzminima festzulegen. Haushalte mit geringem armut macht KranK Einkommen haben nichts davon, wenn Computer Weil die Lebensbedingungen und Ernährungsge- und Flugreisen billiger werden – die im derzeitigen wohnheiten ungesund sind, weil sie gesellschaftlich Warenkorb zur Inflationsberechnung einen wich- isoliert und psychisch belastet. Und Armut bedeu- tigen Stellenwert einnehmen. Steigen jedoch die tet immer auch Chancenarmut, schlechtere Aus- Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Kartof- bildungs- und damit Entwicklungschancen für die feln oder Reis und die Kosten für Miete und En- Kinder. ergie, schlägt das sofort voll auf ein ohnehin spär- liches Haushaltsbudget durch. mindEstsichErung Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung ge- Als Caritas erheben wir nicht nur die Einkommen hören ganz oben auf die politische Agenda. Ein unserer KlientInnen, sondern auch deren Fixaus- Schritt in diese Richtung ist die Einführung der gaben, schließlich sind Einnahmen- und Ausgaben- „Bedarfsorientierten Mindestsicherung“, die im Gegenüberstellungen ein wesentlicher Bestandteil Juli 2009 eingeführt werden soll. Damit soll über der sozialarbeiterischen Unterstützung in unseren die Sozialhilfe – bisher Sache der Länder – weitge- Sozialberatungsstellen. Und hier zeigt sich zum Bei- hend harmonisiert werden. Dazu zählen die Verein- spiel, dass die Wohnkostenbelastung unserer Kli- heitlichung der Vermögensverwertungsbestimmun- entInnen durch Miete und Betriebskosten im Jahr gen ebenso wie die Höhe der Sozialhilfe-Richtsätze. 2006 bei 37 Prozent lag. Das heißt, dass unseren Außerdem wird die Rückzahlungsverpflichtung KlientInnen und ihren Familien nach Abzug der (Regress) abgeschafft. Fixkosten rund ums Wohnen nur ein sehr geringes, frei verfügbares Einkommen verbleibt: 15 Prozent Die Sozialhilfe ist das letzte Netz im Sozialstaat. der Haushalte jener KlientInnen, die in unseren So- Nach ihr kommt nichts mehr, sieht man von den zialberatungsstellen beraten und betreut werden, Einrichtungen der Caritas, wie den Sozialbera- stehen pro Person täglich weniger als 2 Euro zur tungsstellen, und vergleichbaren Einrichtungen Verfügung. Ein Viertel unserer KlientInnen hat we- anderer sozialer Nichtregierungsorganisationen ab. niger als 4 Euro, mehr als 40 Prozent verfügen über Österreichweit bieten 32 Caritas-Sozialberatungs- weniger als 6 Euro pro Person und Tag. stellen Hilfe und Beratung an. Rund 42.000 Frauen und Männer in Krisensituationen werden dort jähr- VErzicht odEr VErschuldung lich unterstützt. Von diesem „frei verfügbaren Einkommen“ sind nicht nur die Lebensmittel zu zahlen, die in den Und klar ist auch: Die Caritas kann kein sozialstaat- letzten Monaten immer teurer geworden sind, liches System funktionierender materieller Exis- sondern auch alles andere: Bekleidung, Windeln, tenzsicherung ersetzen. Ein funktionierender So- Spielsachen und Schulbedarf für die Kinder, Re- zialstaat ist ein notwendiger Ausdruck der Würde paraturen, und auch das, was die Sozialhilfege- des und jedes Menschen, der ein Recht auf Sicher- setze sehr allgemein als „angemessene soziale und heit und Chancen, auf Schutz und Perspektive hat. kulturelle Teilhabe“ bezeichnen: die Chance, dass Kinder ein Instrument erlernen, dass Eltern die Die Sozialhilfe nimmt also mit ihrer Aufgabe, all Zeitung kaufen und lesen können, dass wenigstens jene aufzufangen, die durch die Maschen der vor- manchmal Freunde zum Essen eingeladen wer- gelagerten Sicherungssysteme gefallen sind, und den können, oder dass der Sohn, die Tochter, die bei denen auch sonst alle Stricke gerissen sind, eine zu einem Geburtstagsfest eingeladen ist, auch ein unglaublich wichtige Rolle bei der Armutsbekämp- Geschenk mitbringen kann. Das kann sich nie und fung im österreichischen Sozialstaat ein. Man kann nimmer ausgehen. Und das tut es auch nicht. Des- auch sagen: Ohne ein funktionierendes Sozialhilfe- halb lauten die Alternativen auch: Verzicht oder system gibt es keine effiziente Armutsbekämpfung. Verschuldung. Bei vielen unserer KlientInnen kom- Strukturelle Probleme erfordern strukturelle Lö- 8 men ständig Nudeln und Kartoffeln auf den Tisch, sungen. v
Spenden – kaufen – helfen Haus JONA Notquartier U 63 In den carlas, den Caritas-Läden, wurden 2007 rund Ein neues Zuhause für bis zu Und noch eine neue Einrichtung 1.300 Tonnen an Waren verarbeitet, davon 242 Tonnen 50 ältere ehemals obdachlose für wohnungslose Menschen in Textilien, die zum größten Teil in den carlas zu günsti- Menschen mit Pflegebedarf ist das Wien: im Dezember 2007 wurde ein gen Preisen weiterverkauft werden. Ein anderer Teil Caritas-Haus Jona im 14. Bezirk. neues Notquartier in der Unteren kommt in der Gratiskleiderausgabe bedürftigen Men- Hier können die BewohnerInnen Meidlinger Straße 63/Kastanienallee schen zugute. Die Gratiskleiderausgabe hat 2007 ihren so selbstständig wie möglich leben besiedelt. Das Quartier ersetzt die 20. Geburtstag gefeiert. 24.000 Kleiderpakete wurden und erhalten dabei soviel Betreu- Räumlichkeiten im Alten AKH, die allein im vergangenen Jahr an Not leidende Menschen ung und Pflege wie nötig. vier Jahre lang als Übergangslösung ausgegeben. gedient haben. Endlich wieder Arbeit! In sieben sozialökonomischen Projekten bietet die Caritas 245 befristete Arbeitsplätze für langzeit- arbeitslose Menschen an. Mehr als 700 Menschen haben vergangenes Jahr diese Chance genutzt, um wie- Hausleiterin Karin Thallauer der am Arbeitsmarkt Fuß fassen zu mit einer können. Die Vermittlungsquote der Bewohnerin. einzelnen Projekte betrug bis zu 53 Prozent. Das Projekt benefit_work wurde mit jobStart_carla fusioniert und in die carlas eingegliedert. Im Rahmen von jobStart_carla werden nun 120 Arbeitsplätze in der Spen- denannahme, Verkauf, Transport und Service angeboten. Mehr Essens ausgaben Ein deutliches Zeichen für die wachsende Not in Österreich ist für die Caritas die steigende Zahl der Mahlzeiten, die bei den beiden Essensbussen Canisi- und Francescobus und in den beiden Betreuungseinrichtungen Gruft und St. Josef ausgegeben werden. Fast 70.000 Mahlzeiten waren es bei den Bussen, fast 82.000 – das sind 228 täglich – in der Gruft.
„ Keine arbeit zu haben bedeutet in unserer gesellschaft auch, sich nicht gebraucht zu fühlen, nicht Endlich arbEit! dazuzugehören.“ Caritasdirektor Michael Landau. wir schauEn hin: In sieben Projekten unterstützt die Caritas langzeitarbeits- armut in ÖstErrEich lose Menschen beim (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben. Von stundenweiser Beschäftigung bis hin zu Trainings- arbeitsplätzen reicht das Angebot. Michael Kozeluh Trixi Pech lEitEr dEs assistEntin dEs proJEKts h|K|E bErEichlEitErs für sozial ÖKonomischE proJEKtE Viel Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, die mit schwierigen Le- „Jeder Mensch hat seine Qualitäten, benssituationen zu kämpfen haben, davon bin ich überzeugt“, sagt So- hat Michael Kozeluh. Seit 24 Jahren zialarbeiterin Trixi Pech. „Ideal ist arbeitet der diplomierte Sozialarbei- es, wenn wir die Menschen mit für ter bei der Caritas der Erzdiözese sie passenden Projekten fördern Wien, seit 12 Jahren beschäftigen können.“ Seit sieben Jahren arbeitet ihn die Probleme der von Arbeits- die zweifache Mutter für die Caritas losigkeit betroffenen Menschen. mit arbeitslosen Menschen, sowohl „Ich habe verschiedene sozial- im Projektmanagement als auch als ökonomische Projekte mitkonzipiert Sozialarbeiterin. „Da lernt man die Robert Untermarzoner und gemeinsam mit Kolleginnen kleinen Erfolge zu schätzen. Und und Kollegen aufgebaut“, erzählt überhöhte Ansprüche zu reduzieren.“ lEitEr dEs proJEKts JE_tzt er. Es gibt viele Gründe dafür, dass Vor allem der Bedarf an sogenann- Menschen ihren Job verlieren oder ten „niederschwelligen“ Projekten „Es ist schön zu sehen, wie schnell es bei einigen Teil- erst gar keinen bekommen, ebenso sei groß. „Manche Menschen sind nehmerinnen und Teilnehmern bergauf geht“, sagt Robert viele Probleme gehen mit der Ar- noch nicht in der Lage, ganztags zu Untermarzoner, Leiter des Projekts JE_TZT. „Unsere Auf- beitslosigkeit einher. „Es braucht arbeiten, haben ein ganzes Bündel gabe bei JE_TZT ist es, arbeitslose Menschen zwischen daher viele verschiedene Angebote, an Problemen zu bewältigen.“ Im 18 und 30 Jahren dabei zu unterstützen, ihren Platz am um die Menschen dort abholen zu Projekt Arbeit und Umwelt können Arbeitsmarkt zu finden“. Im Gemeinschaftsprojekt mit der können, wo sie stehen“, erklärt er. sie zunächst stundenweise beschäf- Volkshilfe-Beschäftigung werden junge Sozialhilfeemp- Wichtig war ihm die Entwicklung tigt werden. In Zusammenarbeit mit fängerInnen an Praktikumsplätze in der Privatwirtschaft eines Projektes für Menschen, die dem Wiener Stadtgartenamt werden vermittelt. „So bekommen sie wieder einen Fuß in die den Anforderungen in einem sozial- sie für Arbeiten im Grünflächenbe- Türe – und im Idealfall werden sie im Anschluss an das ökonomischen Betrieb einfach noch reich eingesetzt. Unterstützt durch Praktikum in ein ordentliches Dienstverhältnis übernom- nicht gewachsen sind. „Wenn ein fachliche und pädagogische Arbeits- men“. Während ihres befristeten Praktikums werden die solches Projekt dann läuft und gut anleitung wird der Wiedereinstiegs- TeilnehmerInnen von den JE_TZT-Coaches begleitet und angenommen wird, ist das ein schö- prozess in die Arbeitswelt gefördert beim (Wieder-)Einstieg unterstützt. „Manchmal bedarf es nes, motivierendes Gefühl.“ und erleichtert. nur einiger Erfolgserlebnisse und die jungen Menschen blühen richtig auf“, schildert Untermarzoner. 10
Elisabeth Schmid Birgit Lederer Sozialarbeiterin Outplacement jobStart_carla jobStart_carla „Erfolg ist nicht nur ein vermittelter Birgit Lederer ist seit einem Jahr Folgearbeitsplatz, sondern auch, Outplacerin in den Beschäftigungs- wenn einer stolzer und aufrechter projekten jobStart_carla und Stadt- das carla verlässt, als er zu uns beisl inigo und unterstützt rund 20 gekommen ist“, sagt Elisabeth Arbeitskräfte bei der Suche nach Schmid. jobStart_carla bietet mit einem Folgearbeitsplatz. „Wenn es befristeten Arbeitsplätzen in den bei jemandem geklappt hat, freue ich Caritas-Spendenlagern langzeit- mich so, als hätte ich selbst die Stelle arbeitslosen Männern und Frauen bekommen“, erzählt die 34-Jährige. Praxis, Qualifizierung und Begleitung Hilfe bei der Erstellung von Bewer- Sonja Grafl durch SozialarbeiterInnen. Die stell- bungsunterlagen und der gezielten vertretende Leiterin kümmert sich Stellensuche gehören ebenso zu Teilnehmerin des Microsoft Computer-ABCs um die Aufnahme von Arbeitskräften, ihren Aufgaben wie Telefontraining für frauen pflegt Kontakt zum AMS und ist in oder Pflege von Betriebskontakten. der sozialarbeiterischen Betreuung „Ich halte das persönlichkeitsorien- „Ur-arm bin ich nicht“, sagt Sonja Grafl (26). Ihren Opti- tätig. „Immer mehr wollen zwar ar- tierte Arbeiten mit den Menschen mismus hat sich die allein erziehende Mutter eines fünf- beiten, können aber nicht mithalten sowie die Integration des Outplace- jährigen Sohnes trotz aller Probleme bewahrt. Wegen ih- mit den Anforderungen, die heute ments in ein Arbeitsprojekt für sehr rer Epilepsie musste die gelernte Friseurin ihren Job auf- im regulären Arbeitsleben gestellt sinnvoll“, meint die Germanistin, die geben. Durch die Arbeit im Caritas-Beschäftigungsprojekt werden“. Das betreffe etwa jene, die außerdem künftige Kindergartenpäd- Carla Nord in Wien erfuhr die junge Frau dann auch vom in ihrem Leben nie die Chance hatten, agogInnen in Deutsch unterrichtet. „Caritas-Microsoft Computer-ABC“, einer Kooperation sich höher zu qualifizieren und deren Neben Wertschätzung ist ihr wichtig, von Caritas, Microsoft und Fujitsu Siemens Computers. Arbeitsplätze abgesiedelt wurden. das Ziel der Vermittlung in den ersten Die maßgeschneiderten EDV-Schulungen helfen sozial Schmid ist überzeugt: „Es braucht Arbeitsmarkt konsequent im Blick zu benachteiligten Frauen, Anschluss an die Anforderungen mehr und dauerhaftere geförderte behalten. des Arbeitsmarktes zu finden. Grafl: „Der Kurs ist echt ein Angebote für die, die am ersten Hammer. Man fühlt sich ja als Nichts, wenn man selber Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß fassen nichts zusammenbringt.“ Im Kurs hat sie auch die Jobbör- können“. sen im Internet kennengelernt, ihre Freundin borgt ihr den PC für die Arbeitssuche. Denn zu Hause türmen sich die Absagen. „Viele glauben immer noch, Epilepsie ist eine Geisteskrankheit.“ 11
Von dEr hErstEllung E wir schauEn hin: intEgration Die Caritas der Erzdiözese Wien beschreitet mit der 2007 eröffneten brunnen.passage am Ottakringer Brunnenmarkt sowie mit dem ebenfalls 2007 gestarteten Projekt „Tanz die Toleranz“ neue Wege beim Thema Integration. 12
inEs ganzEn intEgration so hilft diE caritas Das Schlagwort Integration geistert durch die Me- asyl, migration, integration: dien, ist fester Bestandteil des politischen und öf- diE auslÄndEr/innEn fentlichen Diskurses und doch bleibt die Bedeutung hilfE der caritas wien häufig seltsam diffus. Nicht zuletzt deshalb hat die Caritas 2007 eine umfassende Broschüre mit dem in 18 EinrichtungEn Titel „unfrei_willig ausgegrenzt – angekommen, in wien, teilen niederöster aber nicht aufgenommen“ publiziert. Die konkrete reichs und des burgenlandes Situation von AsylwerberInnen und MigrantInnen betreut die caritas der Erz wurde beleuchtet, Begriffe definiert, Erkenntnisse diözese wien im bereich der und Beobachtungen von externen ExpertInnen ausländerinnenhilfe migran finden sich in der Broschüre ebenso wie die Positi- tinnen und asylsuchende. onen und Forderungen der Caritas Wien. die spannbreite reicht „Integration“ meint dem Wortsinn nach schlicht von wohngEmEin und einfach die Herstellung eines Ganzen. In- schaftEn für tegration muss gelebt werden, miteinander, nur unbEglEitEtE mindEr dann kann und wird sie funktionieren. Und Inte- JÄhrigE flüchtlingE gration ist ein wechselseitiger Prozess, eine Her- – für diese zielgruppe ste ausforderung für beide Seiten, für Mehrheiten hen 25 plätze zur Verfügung und Minderheiten. Gelebte Integration bedeutet, – bis hin zu traditionellen AusländerInnen einen gleichberechtigten Zugang flüchtlingshÄusErn zu Bildung zu gewährleisten, MigrantInnen müs- (855 plätze), in denen fami sen an sozialen Errungenschaften teilhaben und lien, allein stehende mütter/ politisch eingebunden werden, etwa durch ein Väter mit Kindern und Einzel verbrieftes Wahlrecht. Ebenso kann und muss personen unterkunft finden. auch von MigrantInnen etwas verlangt werden: Eine spezielle form von Grundrechte wie Religionsfreiheit, Rechtsstaat- quartier stellt der caritas lichkeit, der Respekt zwischen den Geschlechtern, all das muss auch sie verpflichten. Es geht um das flughafEnsondEr Einhalten einer „gemeinsamen Hausordnung“. transit (48 plätze) dar, in Das ist etwas anderes als eine Monokultur, die dem menschen beraten und versorgt werden – bis klar ist, allen gleichsam übergestülpt wird. Das bedingt ob sie nach Österreich ein ein Ernstnehmen, ein Begegnen auf Augenhöhe. reisen dürfen oder nicht. Seit 1 Jahren bietet das Die Grundhaltung des Miteinanders, der gleichen Würde des und jedes Menschen ist hier bestim- in den @homEstart Karwanhaus Flüchtlingen aus mend. Gelungene Integration ist für alle Beteilig- wohnungEn, die vom aller Welt ein neues Zuhause ten ein Gewinn. Österreich und Europa sind ohne migrantinnenzentrum betreut Migration und Integration nicht zu denken und werden, wohnen laufend ca. in einem noch fremden Land. nicht zu verstehen. 900 personen, die meisten bewohnerinnen sind migran Gefordert ist aber auch ein Blickwechsel in der in- tinnen in sozialen notlagen, tegrationspolitischen Debatte: Weg vom Schüren die auf dem ersten wohnungs der Ängste und hin zu einem lösungsorientierten markt aus unterschiedlichen Dialog, der Chancen, wie auch Probleme benennt. gründen nicht unterkommen. Integration beginnt in den Köpfen und in den Her- zen der Menschen. Dazu will die Caritas Wien mit der brunnen.passage einen Beitrag leisten. k 13
„ integration ist möglich und gelungene integration ist für alle beteiligten ein gewinn“, Caritasdirektor Michael Landau. wir schauEn hin: intEgration „wer miteinander tanzen kann, caritasdirektor landau und hausleiter ante glamuzina vor dem kann auch miteinander leben!“ renovierten haus neudörfl im burgenland. royston maldoom k Kunst und Kultur als motor ErfolgrEichEr mit unterschiedlichsten Hintergründen – junge un- intEgration begleitete Flüchtlinge, Sacre Coeur-SchülerInnen, Mit der brunnen.passage mitten am Ottakringer MigrantInnenkinder – haben gemeinsam getanzt, Brunnenmarkt hat die Caritas ein Beispiel geben- das Ergebnis begeisterte bei der Eröffnung der Wie- des Projekt gestartet. Durch regelmäßige Angebote ner Festwochen 2007 am Rathausplatz sowie im ORF für die Bevölkerung rund um den Brunnenmarkt ein großes Publikum. Der Choreograph Royston und partizipative Kunst- und Kulturveranstaltun- Maldoom hat es auf den Punkt gebracht: Mit gen werden hier gelebte Integration und ein koo- einem gemeinsamen Ziel vor Augen braucht Inte- peratives Miteinander ermöglicht. Seit Juni 2007 gration gerade einmal zwei Stunden – kulturelle, begegnen sich hier Menschen der unterschiedlichs- sprachliche und soziale Barrieren wurden tanzend ten Bevölkerungsgruppen – ÖsterreicherInnen und überwunden. Denn schon nach dieser kurzen Zeit AusländerInnen, Menschen mit unterschiedlicher waren die Jugendlichen im Gespräch und haben Religionszugehörigkeit und unterschiedlichem Bil- Integration und Toleranz vorgelebt! dungsgrad, Jung und Alt, Männer, Frauen, Kinder – um unter der Leitung professioneller Künstlerin- gElEbtE intEgration im haus nEudÖrfl nen und Künstler gemeinsam zu proben, zu pro- Im Caritas-Haus Neudörfl leben 60 Menschen aus duzieren, aufzuführen oder die Veranstaltungen elf Nationen – vom Kosovo über Tschetschenien bis anderer zu besuchen. Nigeria oder die Mongolei – mit unterschiedlichs- ten kulturellen, religiösen und sozialen Hintergrün- Die brunnen.passage ermöglicht ihnen den Zugang den unter einem Dach. Mit einem großen Hoffest zum Kulturgut zeitgenössische Kunst. Egal ob Tanz, wurde 2007 die Fertigstellung der Renovierung der Theater, Musik oder bildende Kunst: jeder und jede historischen Fassade des Hauses, eines ehemaligen kann mitmachen. Denn es gibt Angebote, wo man Esterhazy-Grenzkastells, gefeiert, zugleich konnte ohne Voraussetzungen und auch kurzfristig teilneh- der ausschließlich spendenfinanzierte Integrations- men kann, und auch durchaus intensive Projekte, in Sportplatz – der allen Menschen in Neudörfl of- denen die Teilnehmenden kontinuierlich miteinan- fen steht – eröffnet werden. Auch die beiden neu der arbeiten. Die gemeinsame Arbeit am Kunstwerk gebauten Integrationswohnungen für anerkannte fördert soziale Integration und Inklusion. Flüchtlinge, die einzigen im gesamten Burgenland, wurden bezogen. Das Haus Neudörfl als Beispiel Dass und wie Integration funktionieren kann, hat für gelungene Integration wurde vom ORF mit auch das Projekt „Tanz die Toleranz“ eindrucksvoll dem Film „Fremd und daheim – Zuwanderer im 14 bewiesen. Mehr als 200 Kinder und Jugendliche Dorf“ vorgestellt.
Foto: K. Tischlinger Die brunnen.passage – KulturSozialRaum mitten am Ottakringer Brunnenmarkt. Hilfsangebote auf unterschiedlichen bei der Anamnese ihres Berufs- und Bildungshin- Ebenen tergrundes, beim Sichtbarmachen ihrer Kompe- Die Caritas ist in der AusländerInnenhilfe auf vielen tenzen, bei der Berufsorientierung und Erstellung unterschiedlichen Ebenen aktiv: Im Asylzentrum eines Bildungsfahrplanes, bei der Suche nach Qua- werden AsylwerberInnen aus aller Welt beraten lifizierungsmaßnahmen, bei der Anerkennung von und betreut, es geht vorwiegend um rechtliche Fra- Bildungsabschlüssen und der Suche nach einem gen und Hilfe, aber auch um die Auszahlung von Arbeitsplatz sozialarbeiterisch beraten und beglei- Grundversorgungsleistungen im Auftrag des Fonds ten zu lassen. Soziales Wien. In ihren Flüchtlingshäusern bietet die Caritas der Erzdiözese Wien mehreren hundert In allen Einrichtungen der AusländerInnenhilfe Menschen ein Dach über dem Kopf, einen Platz, geht es auch darum, die Menschen zu integrieren, um zur Ruhe zu kommen, Betreuung und Hilfe bei ihnen Angebote zu eröffnen, damit sie sich zumin- der Klärung von Perspektiven; oft genug nach den dest auf Zeit oder auch auf Dauer in Österreich traumatisierenden Erfahrungen der Flucht. zuhause fühlen können. Wenn ein dauerhafter Aufenthalt in Österreich nicht sinnvoll oder mög- In der psychosozialen Servicestelle überstiegen die lich ist, unterstützt die Rückkehrhilfe Menschen, Anfragen 2007 alle Erwartungen, sehr viele Klien- die freiwillig in ihre Heimat zurück wollen. 2007 tInnen haben um psychologische Unterstützung wurden 709 Menschen aus 50 Ländern erstmalig gebeten. Viele von ihnen warten bereits jahrelang beraten, 476 Menschen wurden bei der Rückkehr auf den Abschluss ihres Asylverfahrens. Die lange in ihre Heimatländer unterstützt. Verfahrensdauer und die damit verbundenen Pro- bleme (wie zum Beispiel Erwerbslosigkeit) stehen Flüchtlingsbetreuung und Integrations einer psychischen Gesundung der KlientInnen arbeit in Niederösterreich entgegen und führen häufiger noch zu einer Ver- Im Auftrag des Landes Niederösterreich berät und schlechterung der psychischen Stabilität. unterstützt die Mobile Flüchtlingsbetreuung der Ca- ritas AsylwerberInnen, die im Rahmen der Grund- Im MigrantInnenzentrum werden jene beraten und versorgung in organisierten Quartieren oder priva- betreut, die bereits eine Aufenthaltsberechtigung ten Unterkünften untergebracht sind. Nach dem haben und nun Hilfe und Unterstützung rund erfolgreichen Abschluss der Pilotphase im Jahr 2006 um die Themen Wohnen und Arbeiten brauchen. wurden alle bestehenden Integrationsangebote der Die Berufs- und Bildungsberatung bietet Klien- Caritas in Niederösterreich (Sprachkurse, Sozialbe- tInnen die Möglichkeit, sich bei Spracherwerb, ratung etc.) verlängert und weiter ausgebaut. v 15
„ in den iran zurückkehren wäre selbstmord gewesen“, Said K. wir schauEn hin: intEgration Kindern Einem Mann und seinen vier gelingt die Flucht nach Österreich. Doch es dauert sieben Jahre bis sein Asylantrag anerkannt wird. siEbEn JahrE wartEn Vor sieben Jahren ist Said K. aus dem Iran nach Österreich geflüchtet. Jahrelang musste er um sein Leben in Sicherheit zittern – jetzt gehört er zu den wenigen Glücklichen, die in Österreich als Flüchtling anerkannt wurden und Asyl erhiel- ten. Von Nina Horaczek (Text) und Christian Müller (Foto). Als Said K. auf österreichischem Boden das erste zu sein. Er verbrachte dreieinhalb Jahre im Ge- Mal seine Augen öffnete, konnte er gar nichts seh- fängnis, wurde gefoltert. Noch heute fällt es dem en. „Wir waren zuvor von einem Schlepper acht 53-Jährigen nicht leicht, über die erlebten Qualen Tage lang in einen mit Möbel vollgestopften Gü- zu sprechen. „Mir wurden meine Zähne ausge- terwaggon eingesperrt worden, wo es kein Tages- schlagen und ich wurde mit gefesselten Händen licht und nicht einmal eine Kerze gegeben hat“, an der Zimmerdecke aufgehängt“, sagt er nur. Als erinnert sich der Flüchtling aus dem Iran, „und als er schriftlich erklärte, dass er nicht weiter politisch Eisenbahnbedienstete unser Klopfen hörten und aktiv sein werde, wurde er freigelassen und konn- die österreichische Polizei holten, damit diese die te seine vier Kinder wiedersehen. Von der Mutter Waggontür öffnen, war das Licht für meine an die seiner Kinder war er geschieden, die Söhne und Dunkelheit gewöhnten Augen so wahnsinnig grell, Töchter wuchsen bei den Großeltern auf, während dass ich nichts erkennen konnte“. Es war fünf Uhr ihr Vater in Haft war. nachmittags am 24. Februar 2000 in Wien. Die Be- amten nahmen K. und seine drei Kinder mit aufs illEgalE EinrEisE Wachzimmer, gaben ihnen zu essen und zu trinken. „Im Iran konnten wir aber nicht weiter leben“, er- Denn der Schlepper hatte ihnen nur Lebensmittel zählt K. Und so machten sich alle fünf auf den Weg für 24 Stunden mit in den Waggon gegeben, ob- in ein sicheres Land, in dem eine politische Über- wohl die Odyssee von Moldawien bis nach Wien zeugung nicht mit Folter bestraft wird. Das jüngste acht Tage dauerte. Kind war damals 12 Jahre alt, der Älteste 22. Auf der Flucht verlor K. auch noch einen seiner Söhne. „Als am EigEnEn lEib wir vom Iran in die Türkei kamen, hatten wir keine Und das war auch nur die halbe Reise. Denn Said Papiere“, erinnert sich der Vater. Die Familie fand K. ist politischer Flüchtling aus dem Iran. Herr einen Menschenschlepper, der allerdings in seinem K. ist Anhänger der Monarchisten, jener Grup- Auto nur mehr einen Platz frei hatte. Daraufhin be- pe, die sich Schah Reza II., den ältesten Sohn des zahlte K. die illegale Reise für seinen ältesten Sohn, persischen Schahs, der im Jänner 1979 als letzter in der Hoffnung, ihn gleich darauf in Moldawien Herrscher über Persien das Land verließ, als Staats- wieder zu treffen. Zumindest der Älteste sollte eine oberhaupt wünschen. Danach folgte die islamische Chance kriegen, er werde sich mit den jüngeren Kin- Revolution, Schah Reza II. lebt im Exil in den USA dern schon irgendwie nach Europa durchkämpfen, und auch Said K. musste am eigenen Leib erfah- dachte er sich damals. „Doch mein Sohn wurde, 16 ren, was es bedeutet, Gegner des Mullah-Regimes wie wir erst viel später erfuhren, als er in einem Ho-
telzimmer in Moldawien auf uns wartete, von der Iran der Tod erwarten würde. „Die ganzen Jahre Polizei verhaftet und wegen illegaler Einreise ins hindurch war ich im Dauerstress und hatte Angst. Gefängnis gesteckt“. Erst zwei Jahre später konnte Ich konnte nicht schlafen, litt unter Konzentrati- auch er nach Österreich nachkommen. Damals hat- onsschwierigkeiten, war in ärztlicher und psycho- te Herr K. schon um Asyl angesucht und wartete logischer Behandlung“, sagt K. Auch eine seiner bereits zwei Jahre lang auf eine Entscheidung der beiden Töchter konnte die Ungewissheit in einem Asylbehörden. Es sollte aber noch fünf weitere Jah- fremden Land nicht ertragen: „Sie ist seelisch re dauern, bis er Asyl bekam. Zu Beginn lief alles krank geworden“, sagt K. und zeigt ein ärztliches sehr gut. „Die Polizisten, die uns in dem Waggon Attest, auf dem eine „schwere Zwangsstörung und gefunden hatten, waren sehr nett und hilfsbereit paranoid-psychotische Episoden“ diagnostiziert zu uns“, erinnert sich der vierfache Vater. Gleich wurden. Hinzu kam, dass der Geschäftsmann am Polizeikommissariat beantragte er Asyl für sich aus dem Iran, der in seiner Heimat für rund 180 und seine Familie. Trotzdem wurde Herr K. sofort Mitarbeiter verantwortlich war, als Asylwerber in in Schubhaft genommen, die Kinder wurden von Österreich kaum Zugang zum Arbeitsmarkt hatte. ihm getrennt und kamen in ein Heim. Nach einem Der ehemalige Spediteur mit einem international Monat wurde er aus dem Schubhaftgefängnis ent- gültigen Führerschein hatte sich bei zahlreichen lassen und stand lediglich mit dem Gewand, das er Firmen beworben, „aber ich wurde nicht genom- am Körper trug, auf der Straße. „Da bin ich zum men, weil man als Asylwerber keine Arbeitserlaub- Westbahnhof gefahren und wurde von dort zur Ca- nis bekommt“. Eine Zeit lang hat Herr K. dann in ritas geschickt“, erinnert sich der Iraner. Und bei Österreich Straßen gekehrt und für die Gemeinde der Caritas sollte er dann auch vier Jahre bleiben. Wien geputzt, dreimal die Woche je sechs Stunden Mindestens einmal im Monat besuchte er in dieser lang. „Dann ist uns aber gesagt worden, dass nur Zeit seinen Betreuer, der im Asylzentrum der Ca- mehr Österreicher für diesen Job genommen wer- Noch heute fällt es ritas Wien arbeitete. Neben einer Rechtsberatung den“, und Said K. saß wieder ohne Beschäftigung nicht leicht über und Hilfe bei kleineren und größeren Problemen zu Hause. „Dort haben mich dann die Erinne- die erlebten Qualen bekam K. im Caritas-Asylzentrum auch die von rungen wieder eingeholt. Ich musste ständig daran zu sprechen. Bund und Ländern festgeschriebene Mietbeihilfe, denken, was aus mir und den Kindern wird, wenn die für Familien 220 Euro beträgt, sowie eine Mo- wir in Österreich kein Asyl bekommen“, sagt er. natskarte, damit er die öffentlichen Verkehrsmittel „Dann wäre ich mit meinen Kindern in ein anderes benützen kann. europäisches Land gegangen und hätte nochmals versucht, als politischer Flüchtling anerkannt zu ENDLICH ANERKANNT werden. In den Iran zurückkehren wäre Selbst- Im Februar 2007 konnte die Familie endlich auf- mord gewesen.“ atmen: Herr K. wurde offiziell als Flüchtling aner- kannt. Er kann in Österreich bleiben und genießt ZWEITE HEIMAT dieselben Rechte wie ein Österreicher. Damit ist Die übrigen Kinder fanden sich in Österreich er in guter Gesellschaft von genau 38 anderen leichter zurecht. Eine Tochter studiert Architektur Iranern, die im Jänner und Februar 2007 Asyl be- und engagiert sich ehrenamtlich in einem Hilfsver- kommen hatten. Im Jahr 2006 durften 211 von K.s ein für iranische Christen, einer der Söhne arbeitet Landsleuten als Flüchtlinge in Österreich bleiben, als Pizzakoch. Beide wurden schon vor zwei Jah- bei 62 wurde der Asylantrag abgelehnt. ren als Flüchtlinge anerkannt. Der zweite Sohn hat eben erst Asyl bekommen und sucht nun Arbeit in QUÄLENDE UNGEWISSHEIT einem Restaurant. Nur seine kranke Tochter wartet Dabei lautete die erste Entscheidung der Behör- immer noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens. den noch ganz anders: Herr K. habe keine asylre- Auch wenn Said K. richtiggehend aufgeblüht und levanten Gründe, sei nicht politisch verfolgt und erleichtert ist, seitdem er seinen positiven Asylbe- könne in sein Heimatland abgeschoben werden, scheid in den Händen hält und Österreich seine hieß es im Juni 2002. „Natürlich ist jeder traurig, zweite Heimat nennt, weil ihn dieses Land aufge- der Schutz sucht und abgelehnt wird“, sagt K. über nommen hat als er Schutz suchte, eines kann der die damalige Entscheidung. Noch schlimmer fin- 53-jährige Familienvater bis heute nicht verstehen: de er aber, welche Auswirkungen dieses jahrelange „Meine Kinder und ich sind eine Familie – und Warten und das Leben in ständiger Angst auf einen trotzdem lässt man uns nicht nur jahrelang in Un- Menschen habe. Schließlich habe er gewusst, dass gewissheit, sondern gibt einer Familie gleich vier ihn als politischen Gegner, der noch dazu in den verschiedene Asylentscheidungen. Welches Land Westen geflohen war, bei einer Rückkehr in den tut denn so etwas?“ v
Foto: Fröse wir schauEn hin: bEtrEuEn und pflEgEn pflEgE gEht uns allE an Alte und pflegebedürftige Menschen und ihre Familien brauchen ihren Bedürfnissen entsprechende flexible und vor allem leistbare Unter- stützung. Die gesetzliche Regelung der 24-Stunden-Betreuung ist ein erster Schritt, weitere müssen folgen. Menschen wollen in Würde alt werden. Dazu gehört qualitätsvolle und finanzierbare Betreuung und Pflege. 18
datEn und faKtEn bEtrEuEn und pflEgEn 1.870 hauptamtlichE mitarbEitEr/innEn in der mobilen und stationären Mehr als acht Jahre lang kümmern sich Katharina betreuung und pflege M. und ihre beiden Schwestern abwechselnd um die 99-jährige Mutter. Die betagte Dame braucht 12 sEniorEn und Hilfe beim Aufstehen und Anziehen, im Haushalt pflEgEhÄusEr mit etwa und bei der Körperpflege. „Im Sommer wurde eine 1200 plätzen in wien und meiner Schwestern krank und wir schafften es nicht niederösterreich mehr ohne fremde Hilfe. Wir brauchten schnell eine verlässliche Betreuerin, die einspringt“, erzählt mehr als 1 million Frau M., für die nur ein legales Betreuungsverhält- EinsatzstundEn im nis in Frage kam. Wie das zu organisieren ist, kann bereich caritas betreuen und ihr vorerst keiner sagen. Hilfe findet sie schließlich pflegen zuhause beim Verein „Rundum Zuhause betreut“, den die Caritasverbände der Diözesen Wien und St. Pölten 46 sozialstationEn in im Zuge der gesetzlichen Regelung zur 24-Stun- wien und niederösterreich den-Betreuung im Juli 2007 gegründet haben. Der mit 240 haupt und ehren Verein vermittelt Betreuungskräfte, hilft bei der amtlichen mitarbeiterinnen administrativen Abwicklung, aber auch bei der Le- begleitete das mobilE galisierung von bestehenden Betreuungsverhältnis- sen. „Der Informationsbedarf in der Bevölkerung caritas hospiz 1.568 sterbenskranke menschen war enorm. Wo finde ich geeignete Betreuungs- in der letzten lebenspha kräfte, was kostet das, wo kann ich um Förderung se – palliativmedizinisch, ansuchen?“ schildert Hans Thoma von „Rundum palliativpflegerisch, psycho zuhause betreut“. Die Hotline des Vereins ist für sozial und seelsorgerisch. das KundInnen, BetreuerInnen und Institutionen eine sind fast 20 prozent mehr als kompetente Anlaufstelle. „Rundum Zuhause be- im Jahr davor. treut“ etabliert sich in Wien und Niederösterreich als seriöser und preisgünstiger Serviceverein und Kostenlose psYcho dehnt seine Dienstleistungen auf die Diözesen Salz- sozialE angEhÖrigEn burg und Linz aus. bEratung durch persön liche beratungsgespräche (in gEfordErt ist Ein gEsamtKonzEpt wien auch hausbesuche) Die 24-Stunden-Betreuung ist jedoch nur ein Mo- saikstein im Komplex Betreuung und Pflege. Die „angEhÖrigEn Caritas fordert ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept, tElEfon“ und eine ge mit österreichweit einheitlichen Qualitäts-, Versor- sprächsgruppe für angehörige gungs- und Finanzierungsstandards sowie einen von dEmEnzKranKEn Pflegelastenausgleichsfonds. Denn Pflegebedürftig- keit ist kein individuelles, sondern ein strukturelles 2.010 angeschlossene Problem geworden. Fast 400.000 Menschen in Ös- caritasnotruf terreich beziehen Pflegegeld. Schon aufgrund der tElEfonE in wien, nieder demografischen Entwicklung ist davon auszugehen, österreich und dem burgen dass ihre Zahl weiter steigen wird. Insbesondere bei land, die älteren, allein leben den Demenzerkrankungen ist mit einer Zunahme den menschen sicherheit rund von derzeit etwa 100.000 auf mehr als 230.000 Be- um die uhr geben troffene im Jahr 2050 zu rechnen. Die Caritas k 1
Sie können auch lesen