Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien

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Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
genau hinschauen?

Jahresreport 2007
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
■ k irchliche Beiträge und
                                                                                                     öffentliche Subventionen
                                                                                                   ■ Spenden und Erbschaften
                                                                                                   ■ öffentliche Kostensätze
                                                              Erlöse 2007
                                                                                                   ■ private Kostensätze
                                                                         7,7 %
                                                                   22,8%     7,5 %

                                                                               62 %

Zusammensetzung der Einnahmen 2007                            Zusammensetzung der Erlöse in ausgewählten Bereichen
Die Caritas übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben im                    oziale arbeit
                                                                     ks
Auftrag der öffentlichen Hand, im Bereich der Betreuung               wohnungslosenhilfe, ausländer/Innenhilfe,
und Pflege alter und kranker Menschen ebenso wie bei                  sozialökonomische Projekte, Familienhilfe
der Unterstützung für Menschen in sozialen Notlagen
(Arbeitslosenprojekte, Unterbringungsmöglichkeiten für
wohnungslose Menschen). Dementsprechend groß ist                                    19,4 %
der Anteil der öffentlichen Kostenersätze an den Ein-                        17,6 %       13,8 %
nahmen: er lag im Jahr 2007 bei 62 Prozent, gefolgt von
22,8 Prozent privater Kostenersätze, das sind die Beiträge,
die zum Beispiel im Pflegebereich von den betreuten
                                                                                     49,2 %
Personen selbst geleistet werden. 7,7 Prozent machen
kirchliche Beiträge und öffentliche Subventionen aus.
12,2 Millionen Euro lukriert die Caritas in Form von Spen-             ienstleistungen
                                                                     kD
den und Erbschaften für ihre Projekte für Menschen in                 mobile betreuung und pflege, seniorenhäuser,
Not im In- und Ausland, das ist ein Anteil von 7,5 Prozent.           behinderteneinrichtungen

Die Bilanz der Caritas wird jährlich von beeideten Wirt-                             2,6 %
schaftsprüfern geprüft und mit einem uneingeschränkten
Bestätigungsvermerk versehen.                                                  25,2 % 2,1 %
                                                                                        70,1 %
                                                                       uslandshilfe
                                                                     kA
                                                                      Osteuropa, Afrika, Asien, Lateinamerika

                                                                               3,7 %              96,3 %
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
wir schauen hin,
                       wenn andere wegsehen.
Fotos: Andreas Nader

                                                           handeln.
                               Caritas heißt Not sehen und
                                           Wie wir helfen, lesen Sie
                                        auf den folgenden Seiten.
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
wir
 schauen
 hin!
cariTas-hiLFe isT
VieLFÄLTig

cariTas in ZahLen
Rasche Hilfe für Menschen in Not, rund um die Uhr und rund um die Welt:
Das ist der Auftrag der Caritas. Für ihre Arbeit hat die Caritas der Erzdiözese
Wien im Jahr 2007 insgesamt 163 Millionen Euro aufgewendet.

              LeisTungen der cariTas iM Jahr 2007                                              sPendenVerwendung
              k Mehr als 1.200 Plätze in zwölf Senioren- und Pflegehäusern                     Mehr als die Hälfte der Spenden wird von der Caritas für
              k Über 1 Million Stunden mobile Betreuung und Pflege                             die Hilfe für Menschen in Not in Österreich eingesetzt.
              k Begleitung von 1.500 Menschen durch unsere Hospiz-Teams                        So werden allein von den Sozialberatungsstellen mehr
              k Über 1.000 Wohn- und Betreuungsplätze für behinderte Menschen                  als 550.000 Euro an Überbrückungshilfen ausbezahlt. Mit
              k Rund 830 Plätze in Flüchtlingshäusern                                          über 3 Millionen Euro hat die Caritas der Erzdiözese Wien
              k Fast 80.000 Beratungen für AsylwerberInnen und MigrantInnen                    im Jahr 2007 Projekte in aller Welt unterstützt. In ihren
              k Mehr als 730 Wohnmöglichkeiten für obdachlose Menschen                         Projektländern Moldawien, Ukraine, Bosnien, Serbien und
              k Über 8.600 Beratungen bei sozialen und finanziellen Problemen                  Kosovo. Aber auch in der Katastrophen- und Nothilfe in
              k Fast 730.000 Euro Überbrückungshilfen für Menschen in sozialen Notlagen        Afrika, Asien und Lateinamerika.

              auFwendungen nach einZeLnen arBeiTsBereichen 2007
              Insgesamt hat die Caritas der Erzdiözese Wien 163.628.572 Euro für ihre Arbeit aufgewendet. Sparsamkeit und Effizienz
              sind dabei wichtige Kriterien: Der Anteil der zentralen Verwaltungskosten beläuft sich auf 3,54 Prozent.

                            Senioren- und Pflegehäuser ¶ 42.168.747,–
                                        Mobile Dienste ¶ 36.708.256,–
                             Behinderteneinrichtungen ¶ 31.364.403,–
AusländerInnenhilfe inkl. Grundversorgungsauszahlungen ¶ 26.121.480,–
                                   Wohnungslosenhilfe ¶ 10.623.460,–
                  carla und sozialökonomische Projekte     ¶ 7.128.679,–
                        Beratung, Therapie und Familie     ¶ 4.842.710,–
                                          Auslandshilfe    ¶ 3.193.473,–
                                    Ausbildungszentren      ¶ 808.224,–
                                           Pfarr-Caritas    ¶ 669.140,–

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Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
JahrEsrEport 2007
                                                                                                                 inhalt

                                                                                                                 2 caritas in zahlEn
                                                                                                                 3 Vorwort
                                                                                                                 4 danKE an die SpenderInnen

                                                                                                                 schwErpunKtE
                                                                                                                  6 armut in ÖstErrEich
                                                                                                                   EssEn odEr hEizEn?
                                                                                                                   Steigende Preise für Wohnen,
                                                                                                                   Energie und Lebensmittel tref-
                                                                                                                   fen Haushalte mit geringem
                                                                                                                   Einkommen besonders. Immer
  caritasdirektor landau und ein zivildiener in der
  canisibus­Küche. 50 Kilo brot und 180 liter suppe                                                                mehr Menschen wenden sich
  werden jeden abend an bedürftige verteilt.                                                                       an die Caritas, weil sie nicht
                                                                                                                   wissen, wie sie über die
                                                                                                                   Runden kommen sollen.
                                                                                                                 12 intEgration
                                                                                                                   Von dEr hErstEllung
                                                                                                                   EinEs ganzEn
                                                                                                                   Die Caritas der Erzdiözese
sEhr gEEhrtE lEsErinnEn und lEsEr!                                                                                 Wien beschreitet mit der 2007
liEbE untErstützEr/innEn dEr caritas­arbEit!                                                                       eröffneten brunnen.passage
                                                                                                                   am Ottakringer Brunnenmarkt
Als Caritas sehen wir: die Not wächst – weltweit,      treuung alter Menschen hat die Bundesregierung              sowie mit dem ebenfalls 2007
aber auch bei uns in Österreich. Immer öfter kom-      mit der Regelung der 24-Stunden-Betreuung einen             gestarteten Projekt „Tanz die
men Menschen zu uns, etwa in die Sozialbera-           längst fälligen Schritt getan. Doch ein österreich-         Toleranz“ neue Wege beim
tungsstellen, weil sie sich Miete und Energiekosten    weites Gesamtkonzept mit einheitlichen Qualitäts-,          Thema Integration.
nicht mehr leisten können. Und auch die Preise für     Versorgungs- und Finanzierungsstandards steht
Grundnahrungsmittel steigen. Wenn die Dinge des        weiter aus.                                               18 bEtrEuEn und
täglichen Bedarfs teurer werden, trifft das Haus-                                                                   pflEgEn
halte mit geringem Einkommen ganz besonders.           Ähnliches gilt für das Thema Integration. Die In-           pflEgE gEht uns allE an
Da lautet die Frage dann: Essen oder heizen? Ar-       tegrationsplattform ist ein wichtiges Signal, doch          Alte und pflegebedürftige
mut und Kinderarmut sind auch hierzulande eine         müssen konkrete Maßnahmen folgen. Dass Integra-             Menschen und ihre Familien
Realität. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Es      tion gelingen kann, zeigt etwa ein neues Projekt der        brauchen ihren Bedürfnissen
gilt hinzusehen und nicht wegzusehen! Um helfen        Caritas in Ottakring, mitten am Brunnenmarkt. Im            entsprechende flexible und vor
zu können sind wir als Caritas auf die Hilfe anderer   KunstSozialRaum brunnen.passage begegnen sich               allem leistbare Unterstützung.
angewiesen, auf Ihre Hilfe und Unterstützung, Ihre     Menschen mit unterschiedlicher sozialer und kul-            Die gesetzliche Regelung der
Spenden für Menschen in Not.                           tureller Herkunft, um sich auszutauschen, mitein-           24-Stunden-Betreuung ist ein
                                                       ander zu tanzen, zu singen: Sie leben Integration!          erster Schritt, weitere müssen
Das gleiche gilt für unsere Arbeit weltweit. Caritas   Aus der Erfahrung der täglichen Arbeit weiß ich:            folgen.
heißt Not sehen und handeln – rund um die Uhr          Integration ist möglich und wo sie gelingt, ist sie für
                                                                                                                 24 mEnschEn mit
und rund um die Welt. Im Jahr 2007 galt unsere         alle Beteiligten ein Gewinn!
                                                                                                                    bEhindErung
Aufmerksamkeit den Kindern, die am stärksten un-
ter Armut, Not und Hunger leiden. 18.000 Kinder        Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Unter-         26 pfarrcaritas
sterben weltweit täglich an Nichts und ihre Zahl       stützung für unsere Arbeit für Menschen in Not,           28 auslandshilfE
wird steigen, wenn wir nicht alle unsere Anstren-      die Sie auf den nächsten Seiten nachlesen können!         30 mitarbEit und
gungen vervielfachen! Die Hilfe aus Österreich ist                                                                  ausbildung
lebens- und überlebenswichtig, deshalb müssen die
                                                                                                                 31 adrEssEn
Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit drin-
gend aufgestockt werden!                                                                                         32 KontaKt

2007 haben uns aber auch zwei andere Themen            Ihr Michael Landau
in Österreich sehr bewegt: Bei der Pflege und Be-      Caritasdirektor der Erzdiözese Wien                                                          3
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
danKE!

                              wir schauEn hin:
                              mEnschEn, diE hElfEn
                                                     Ohne die Hilfe unserer Spenderinnen und Spender wäre
                                                     vieles nicht möglich. Stellvertretend für die Tausenden,
                                                     die uns regelmäßig unterstützen, möchten wir uns für
                                                     besonderes Engagement bedanken!

                                                     prÄlat­lEopold­ungar­Journalist/innEnprEis
Foto: kathbild.at/Rupprecht

                                                     Bereits zum vierten Mal wurde im Jahr 2007 der Preis von Caritas der Erzdiözese Wien
                                                     und Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien für engagierten Journalismus mit sozialem Gewis-
                                                     sen vergeben. Die vier PreisträgerInnen teilten sich die Preissumme von 16.000 Euro.
                                                     Ausgezeichnet wurde unter anderem Barbara Stöckl für ihre Sendung „Help-TV“, im
                                                     Bild (von links nach recht) mit Dr. Gerhard Rehor, Vorstandsdirektor der Raiffeisen-
                                                     landesbank Niederösterreich-Wien, Juryvorsitzender Barbara Coudenhove-Kalergi und
                                                     Caritasdirektor Michael Landau.

                                                     malworKshops mit dEm musEum Essl
                                                     Frauen aus dem Haus Miriam, Männer aus dem Vinzenzhaus, Männer und Flüchtlings-
                                                     kinder aus den unterschiedlichen Häusern der Flüchtlingshilfe konnten mehrmals im
                                                     Jahr kostenlos an Malworkshops im Museum Essl teilnehmen. Die entstandenen Werke
                                                     tragen Zeugnis von einer unbeschwerten, kreativen Zeit und sind Teil einer Patenschaft
                                                     zwischen dem Museum Essl und der Caritas unter dem Namen „Freiraum“.

                                                     Einsatz für Ein lEbEn in würdE bis zulEtzt
Foto: kathbild.at/Rupprecht

                                                     Mehr als 1.500 Menschen am Ende des Lebens hat das Mobile Caritas-Hospiz im ver-
                                                     gangenen Jahr begleitet. Dass dieser Dienst für die Betroffenen und ihre Angehörigen
                                                     kostenlos angeboten werden kann, verdanken wir zahlreichen treuen Spendern wie der
                                                     Mediaprint (Kronenzeitung und Kurier) sowie UNIQA und Raiffeisenzentralbank, die
                                                     das Hospiz jedes Jahr mit je 70.000 Euro unterstützen. Stellvertretend für alle anderen
                                                     ein Danke an Dr. Konstantin Klien (UNIQA, links im Bild) und Dr. Walter Rothenstei-
                                                     ner (RZB) für ihre wertvolle Unterstützung.

                                                     mobilitÄt schafft lEbEnsqualitÄt
Foto: kathbild.at/Rupprecht

                                                     Rund 3 Millionen Kilometer legen die MitarbeiterInnen der Caritas der Erzdiözese
                                                     Wien jährlich zurück, um hochbetagte, pflegebedürftige Menschen in deren eigenen
                                                     vier Wänden zu betreuen. Mit Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung
                                                     AG Vienna Insurance Group konnten fünf neue Pflegeautos angekauft werden. „Ich
                                                     danke der Wiener Städtischen, dass wir mit ihrer Hilfe unser mobiles Angebot für pfle-
                                                     gebedürftige Menschen weiter ausbauen können“, freut sich Caritasdirektor Michael
                                                     Landau mit Wiener Städtische-Generaldirektor Dr. Günter Geyer.

                                                     haubEnKoch manfrEd buchingEr KochtE für
                                                     obdachlosE
                                                     Von einem Haubenkoch sind Anfang November obdachlose Menschen in Wien ver-
                                                     wöhnt worden. In der Küche der Caritas hat der Wirt des Jahres 2006, Manfred Buchin-
                                                     ger, eine herzhafte Gemüseerdäpfelsuppe mit Fleischeinlage gekocht. Gemeinsam mit
                                                     Caritasdirektor Michael Landau wurde sie dann beim Canisibus verteilt.

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Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
RUMÄNIEN                                                   ÄGYPTEN                                                                                                                           TEILEN SIE IHR GLÜCK
                                                                  Kennwort: Wetschehaus/Waisenhaus                          Kennwort: Alexandria/Straßenkinderzentrum

                                                                                                                                                                                                                                                             KINDERPATENSCHAFTEN
                                                                                    Simona war noch ein ganz                                       Straßenkinder führen einen
                                                                                    kleines Baby, als sie im Cari-                                 täglichen Kampf ums Über-                                                                                 DER CARITAS
                                                                                    tas-Waisenhaus abgegeben                                       leben – ihr Zuhause ist die
                                                                                    wurde. Die große Not macht                                     Straße, ihr Bett ein Stück                                                                               In vielen Ländern der Welt leben Kinder unter un-
                                                                                    noch immer viele Kinder in                                     Karton. In Alexandria leben                                                                              mensch lichen Bedingungen. Ob als Straßenkind
                                                                                    Rumänien zu Sozialwaisen.                                      tausende Kinder auf der                                                                                  oder als Waisenkind – alle haben eines gemeinsam:
                                                                                    Lange Zeit hat das kleine                                      Straße und sind täglich                                                                                  Sie sind darauf angewiesen, dass sich jemand ihrer
                                                                                    Mädchen nur geweint. Heute                                     großen Gefahren ausge-                                                                                   annimmt. Caritas-Projekte versuchen dort anzu-
                                                                                    ist sie ein fröhliches Kind und   setzt. Im Tageszentrum der Caritas in Alexandria erhal-                                                                               setzen, wo das Leid der Kinder am größten ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                Damit sich Kinder eine Zukunft ausmalen
                                                                                    gut entwickelt. In der Sozial-    ten die Kinder Essen, Kleidung, schulische Förderung
                                                             station der Caritas im kleinen Ort Wetschehaus hat       und die so notwendige Zuwendung. Um die Kinder auch                                                                                   DIE CARITAS BIETET PROJEKTPATEN-
                                                             sie gemeinsam mit mehr als 20 anderen Kindern ein        langfristig von der Straße wegzubringen, wurde das                                                                                    SCHAFTEN FÜR KINDER AN.
                                                             familiäres Zuhause gefunden. Für die Betreuung und       Angebot nun um eine betreute Wohngemeinschaft er-                                                                                     Durch die Unterstützung eines Patenschaftsprojekts

                                                                                                                                                                                                                                                                können
                                                             Förderung, sowie medizinische Versorgung der Kinder      gänzt, in der bis zu 16 Kinder Aufnahme finden können.                                                                                ist gewährleistet,
                                                             werden dringend Spenden benötigt.                                                                                                                                                              > dass allen Kindern eines Projekts gleichermaßen ge-
                                                                                                                      UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND                                                                                                              holfen wird.
                                                             UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND                               pro Monat             Euro             30,–                                                                                           > dass infrastrukturelle Maßnahmen oder Anschaffun-

                                                                                                                                                                                                                                                                Ende Mai startete die Caritas ihr neues Kinderpa-
                                                             pro Monat             Euro            20,–                                                                                                                                                       gen von Materialien finanziert werden können.
                                                                                                                                                                                                                                                            > dass die Hilfe nachhaltig und langfristig wirkt.
                                                                                                                        ÄTHIOPIEN
                                                                        KONGO                                          Kennwort: Addis Abeba/Ha
                                                                                                                                                nnas     Family Home                                                                                        WIE FUNKTIONIERT EINE PATENSCHAFT

                                                                                                                                                                                                                                                                tenschaftsprogramm. Patinnen und Paten helfen
                                                                                                                                                                                                                                                            DER CARITAS?
                                                            Kennwort: Lubumbashi/Schulbildung                                                                                                                                                               Als Patin oder Pate übernehmen Sie symbolisch den
                                                                                                                      Zwei Jahre ist es jetzt her,                                                                                                          monatlichen Unterhalt eines Kindes in dem von Ihnen
                                                             Die Demokratische Republik                               dass die kleine Mehmed                                                                                                                ausgesuchten Projekt. Einmal im Jahr erhalten Sie

                                                                                                                                                                                                                                                                verlässlich mit, dass die Caritas Kinder in den Pro-
                                                             Kongo zählt zu den ärmsten                               vor Hanna Teshomes Tür                                                                                                                einen Bericht in Form eines Patenbriefes. Die Paten-
                                                             Ländern der Welt. Kinder mit                             saß. Hungrig, schmutzig,                                                                                                              schaft bietet die ideale Möglichkeit, Ihre Spende dort-
                                                             Sehbehinderungen sind mit                                krank. Eine Aidswaise –                                                                                                               hin zu bringen, wo sie gebraucht wird. Sie gehen keine
                                                             fast unüberwindbaren Schwie-                             wie 250.000 Kinder in                                                                                                                 vertragliche Verpflichtung ein und können Ihre Zah-
                                                                                                                                                                                                                       KINDER
                                                                                                                                                                                  WERDEN SIE PATE,
                                                                                                                                                                                                                        Ohne Ihre Hilfe sind wir hilflos.

                                                                                                                                                                                                                                                                jektländern mit dem Lebensnotwendigsten versor-
                                                             rigkeiten konfrontiert, zumal                            Äthiopien. Die Krankheit hatte ihre Eltern dahingerafft                                          PATENSCHAFTEN                        lungen jederzeit einstellen. Ihre Patenschaft kann als
                                                             Behinderungen in vielen Ländern Afrikas als schwerer     und ihre Zukunft war vorgezeichnet – ein Leben auf der                                                                                Dauerauftrag oder Einziehungsauftrag organisiert

                                                                                                                                                                                 DAMIT SICH KINDER
                                                             Makel angesehen werden, für den man sich schämt. In      Straße. Doch Hanna Teshome nahm sich ihrer an, gab                                                                                    werden. Bitte füllen Sie den Einziehungsauftrag auf
                                                             der Provinzhauptstadt Lubumbashi erhalten Kinder         ihr Liebe, Fürsorge … ein Zuhause. Hanna hat in den 15                                                                                Seite 8 aus oder fordern Sie telefonisch Ihren Dauer-

                                                                                                                                                                                                                                                                gen kann – mit Essen, einem Dach über dem Kopf,
                                                             und Jugendliche mit Sehbehinderung eine fundierte        Jahren ihres außergewöhnlichen Engagements vielen                                                                                     auftrag unter der Hotline-Nr. 0800/880 280 an. Beide
                                                             schulische Ausbildung, um sie in weiterer Folge auf      Kindern ein Leben in der Prostitution und Kriminalität        EINE SCHÖNE ZUKUNFT                                                     Formulare stehen Ihnen auch zum Download auf un-
                                                             ein selbstständiges Leben vorzubereiten, das ihnen       erspart. Für Essen, medizinische Versorgung und den                                                                                   serer Homepage zur Verfügung.
                                                             bis dahin meist verwehrt wird.                           Besuch der Schule werden dringend Spenden benötigt.          AUSMALEN KÖNNEN.

                                                                                                                                                                                                                                                                medizinischer Hilfe und einer Schulausbildung.
                                                                                                                                                                                                            INFO HOTLINE:                                   Mehr über die Caritas-Kinderpatenschaften auf
                                                                                                                                                                                    WWW.PATENSCHAFTEN.AT
                                                             UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND                               UNTERSTÜTZUNG FÜR EIN KIND                                                            0800 880 280                                    www. patenschaften.at
                                                             pro Monat             Euro            25,–               pro Monat             Euro             15,–
                                                                                                                                                                                                       supported by

                                                       105238_car_Folder_oesterreich_102 2
                                                                                                                                                                                                                                                                www.patenschaften.at                      04.07.2007 18:17:19

                       Einsatz gegen die                                                                                                                                                                                                                        Christkind unterwegs
                                                                                                                                                                                                                                                                In vielen Einrichtungen der Caritas leben Kinder,
                       ­Armut in Österreich                                                                                                                                                                                                                     deren Eltern sich keine Weihnachtsgeschenke leis-
                                                                                                                                                                                                                                                                ten können. Damit auch diese Kinder ein schönes
                       Unter dem Motto „Armut kann man abschaffen“ sammelte                                                                                                                                                                                     Weihnachtsfest erleben können, sucht die Caritas
                       die Caritas im November für Menschen in Not. Am Freitag,                                                                                                                                                                                 jedes Jahr Christkinder, die ihnen ihren sehnlichs-
                       den 16. November 2007, setzten hunderte Freiwillige und                                                                                                                                                                                  ten Wunsch erfüllen. Mehr als 2.500 Weihnachts-
                       Jugendliche im Rahmen der europaweiten Caritas-Aktion                                                                                                                                                                                    wunschbriefe wurden weitergeleitet – Danke!
                       „Eine Million Sterne“ mit Kerzen auf öffentlichen Plätzen
                       ihr persönliches Zeichen der Mitmenschlichkeit. Sonnentor                                                                                                                                                                                Hoffnung für morgen
                       kreierte einen eigenen „Elisabeth-Tee“ (zum 800. Geburts-                                                                                                                                                                                Die Initiative „Hoffnung für morgen, dem Leben
                       tag der Caritas-Schutzheiligen). Die Kronen-Zeitung sam-                                                                                                                                                                                 wieder Zukunft geben“ von Caritas und Pfizer er-
                       melte im Dezember für Menschen in Österreich, die sich das                                                                                                                                                                               möglicht Psychotherapie für Kinder und Jugend-
                       Heizen nicht leisten können. Mit Unterstützung von vielen                                                                                                                                                                                liche, die von Armut und Wohnungslosigkeit be-
                       großzügigen LeserInnen und SpenderInnen wurden mehr                                                                                                                                                                                      droht sind. Teil der Betreuung im Familienzentrum
                       als 305.000 Euro gesammelt, die wir an Menschen in Not                                                                                                                                                                                   der Caritas ist auch eine Maltherapie. Aus einigen
                       auszahlen konnten.                                                                                                                                                                                                                       ausgewählten Bildern ist ein Kalender entstanden.
Foto: kathbild.at/Rupprecht

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
wir schauEn hin:
armut in ÖstErrEich

                                       EssEn odEr hEizEn?
                                              Steigende Preise für Wohnen, Energie und Lebensmittel treffen Haus-
                                              halte mit geringem Einkommen besonders. Immer mehr Menschen
                                              wenden sich an die Caritas, weil sie nicht wissen, wie sie über die
                                              Runden kommen sollen.
                      Foto: kathbild.at/Rupprecht

              1 Million Sterne
           Am 16. November 2007 leuchteten
                                         te
             auf dem Stephansplatz hunder
           Kerzen, um auf die wachsende
                                        h
             Armut und Not in Österreic
           aufmerksam zu machen.
6
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
Rund 1 Million Menschen in Österreich sind ar-        Steigende Preise für die grundlegenden Dinge
mutsgefährdet, 460.000 gelten als akut arm (Quelle:   des täglichen Bedarfs – Wohnen, Heizen, Essen
EU-SILC 2006). Betroffen sind vor allem Langzeit-     – treffen diese Haushalte besonders. Doch die Ar-
arbeitslose, Alleinerziehende, Menschen mit Mig-      mutsberichterstattung in Österreich und in der EU
rationshintergrund und Haushalte mit vielen Kin-      nimmt nur die Einnahmen eines Haushaltes in den
dern. Und das ist besonders erschreckend: Rund        Blick, nicht aber die Ausgaben. Und deshalb ist
100.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren        sie „blind“ für die Entwicklung der Preise bei den
leben in Armut.                                       grundlegendsten Lebenshaltungskosten.            k
                                                                                                           datEn und faKtEn 2007
                                                                                                           so hilft diE caritas

                                                                                                           mehr als 8.500 sozial­
                                                                                                           bEratungEn für
                                                                                                           Österreicherinnen in not

                                                                                                           3.000 beratungen der gEnEa
                                                                                                           für schwangere und junge
                                                                                                           Eltern

                                                                                                           rund 730.000 Euro
                                                                                                           an finanziellen
                                                                                                           übErbrücKungs­
                                                                                                           hilfEn ausbezahlt

                                                                                                           mehr als 1.200 menschen in
                                                                                                           den familiEnzEntrEn
                                                                                                           betreut

                                                                                                           36.000 Einsatzstunden der
                                                                                                           familiEnhilfE und
                                                                                                           familienhilfe plus

                                                                                                                    wohnungs­
                                                                                                           730 plätze für
                                                                                                           losE mEnschEn

                                                                                                           rund 82.000 warme mahl­
                                                                                                           zeiten im betreuungszentrum
                                                                                                           gruft ausgegeben

                                                                                                           fast 70.000 mahlzEitEn
                                                                                                           bei den Essensbussen canisi­
                                                                                                           und francescobus

                                                                                                           mehr als 6.000 mEdizinischE
                                                                                                           bEhandlungEn beim
                                                                                                           louisebus

                                                                                                           245 bEfristEtE arbEits­
                                                                                                           plÄtzE für langzeitbeschäf­
                                                                                                           tigungslose menschen.

                                                                                                           24.000 gratisKlEidEr­
                                                                                                           paKEtE für not leidende
                                                                                                           menschen

                                                                                                                                          7
Genau hinschauen? - Jahresreport 2007 - Caritas Wien
„   armut ist das Entwick­
    lungsrisiko nummer 1
    für Kinder. Kinderarmut
    ist auch bei uns realität,
    und damit dürfen wir
    uns nicht abfinden!“,
    Caritasdirektor
    Michael Landau.
wir schauEn hin:
armut in ÖstErrEich

                                 k rEalistischEr warEnKorb                                kaum Fleisch und auch selten gesundes, aber teures
                                   Die Caritas plädiert daher für eine qualifizierte      Obst und Gemüse.
                                   Warenkorb-Diskussion, wenn es darum geht, Exis-
                                   tenzminima festzulegen. Haushalte mit geringem         armut macht KranK
                                   Einkommen haben nichts davon, wenn Computer            Weil die Lebensbedingungen und Ernährungsge-
                                   und Flugreisen billiger werden – die im derzeitigen    wohnheiten ungesund sind, weil sie gesellschaftlich
                                   Warenkorb zur Inflationsberechnung einen wich-         isoliert und psychisch belastet. Und Armut bedeu-
                                   tigen Stellenwert einnehmen. Steigen jedoch die        tet immer auch Chancenarmut, schlechtere Aus-
                                   Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Kartof-       bildungs- und damit Entwicklungschancen für die
                                   feln oder Reis und die Kosten für Miete und En-        Kinder.
                                   ergie, schlägt das sofort voll auf ein ohnehin spär-
                                   liches Haushaltsbudget durch.                          mindEstsichErung
                                                                                          Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung ge-
                                   Als Caritas erheben wir nicht nur die Einkommen        hören ganz oben auf die politische Agenda. Ein
                                   unserer KlientInnen, sondern auch deren Fixaus-        Schritt in diese Richtung ist die Einführung der
                                   gaben, schließlich sind Einnahmen- und Ausgaben-       „Bedarfsorientierten Mindestsicherung“, die im
                                   Gegenüberstellungen ein wesentlicher Bestandteil       Juli 2009 eingeführt werden soll. Damit soll über
                                   der sozialarbeiterischen Unterstützung in unseren      die Sozialhilfe – bisher Sache der Länder – weitge-
                                   Sozialberatungsstellen. Und hier zeigt sich zum Bei-   hend harmonisiert werden. Dazu zählen die Verein-
                                   spiel, dass die Wohnkostenbelastung unserer Kli-       heitlichung der Vermögensverwertungsbestimmun-
                                   entInnen durch Miete und Betriebskosten im Jahr        gen ebenso wie die Höhe der Sozialhilfe-Richtsätze.
                                   2006 bei 37 Prozent lag. Das heißt, dass unseren       Außerdem wird die Rückzahlungsverpflichtung
                                   KlientInnen und ihren Familien nach Abzug der          (Regress) abgeschafft.
                                   Fixkosten rund ums Wohnen nur ein sehr geringes,
                                   frei verfügbares Einkommen verbleibt: 15 Prozent       Die Sozialhilfe ist das letzte Netz im Sozialstaat.
                                   der Haushalte jener KlientInnen, die in unseren So-    Nach ihr kommt nichts mehr, sieht man von den
                                   zialberatungsstellen beraten und betreut werden,       Einrichtungen der Caritas, wie den Sozialbera-
                                   stehen pro Person täglich weniger als 2 Euro zur       tungsstellen, und vergleichbaren Einrichtungen
                                   Verfügung. Ein Viertel unserer KlientInnen hat we-     anderer sozialer Nichtregierungsorganisationen ab.
                                   niger als 4 Euro, mehr als 40 Prozent verfügen über    Österreichweit bieten 32 Caritas-Sozialberatungs-
                                   weniger als 6 Euro pro Person und Tag.                 stellen Hilfe und Beratung an. Rund 42.000 Frauen
                                                                                          und Männer in Krisensituationen werden dort jähr-
                                   VErzicht odEr VErschuldung                             lich unterstützt.
                                   Von diesem „frei verfügbaren Einkommen“ sind
                                   nicht nur die Lebensmittel zu zahlen, die in den       Und klar ist auch: Die Caritas kann kein sozialstaat-
                                   letzten Monaten immer teurer geworden sind,            liches System funktionierender materieller Exis-
                                   sondern auch alles andere: Bekleidung, Windeln,        tenzsicherung ersetzen. Ein funktionierender So-
                                   Spielsachen und Schulbedarf für die Kinder, Re-        zialstaat ist ein notwendiger Ausdruck der Würde
                                   paraturen, und auch das, was die Sozialhilfege-        des und jedes Menschen, der ein Recht auf Sicher-
                                   setze sehr allgemein als „angemessene soziale und      heit und Chancen, auf Schutz und Perspektive hat.
                                   kulturelle Teilhabe“ bezeichnen: die Chance, dass
                                   Kinder ein Instrument erlernen, dass Eltern die        Die Sozialhilfe nimmt also mit ihrer Aufgabe, all
                                   Zeitung kaufen und lesen können, dass wenigstens       jene aufzufangen, die durch die Maschen der vor-
                                   manchmal Freunde zum Essen eingeladen wer-             gelagerten Sicherungssysteme gefallen sind, und
                                   den können, oder dass der Sohn, die Tochter, die       bei denen auch sonst alle Stricke gerissen sind, eine
                                   zu einem Geburtstagsfest eingeladen ist, auch ein      unglaublich wichtige Rolle bei der Armutsbekämp-
                                   Geschenk mitbringen kann. Das kann sich nie und        fung im österreichischen Sozialstaat ein. Man kann
                                   nimmer ausgehen. Und das tut es auch nicht. Des-       auch sagen: Ohne ein funktionierendes Sozialhilfe-
                                   halb lauten die Alternativen auch: Verzicht oder       system gibt es keine effiziente Armutsbekämpfung.
                                   Verschuldung. Bei vielen unserer KlientInnen kom-      Strukturelle Probleme erfordern strukturelle Lö-
8                                  men ständig Nudeln und Kartoffeln auf den Tisch,       sungen.                                            v
Spenden –
kaufen – helfen                                            Haus JONA                                              Notquartier U 63
In den carlas, den Caritas-Läden, wurden 2007 rund         Ein neues Zuhause für bis zu                           Und noch eine neue Einrichtung
1.300 Tonnen an Waren verarbeitet, davon 242 Tonnen        50 ältere ehemals obdachlose                           für wohnungslose Menschen in
Textilien, die zum größten Teil in den carlas zu günsti-   Menschen mit Pflegebedarf ist das                      Wien: im Dezember 2007 wurde ein
gen Preisen weiterverkauft werden. Ein anderer Teil        Caritas-Haus Jona im 14. Bezirk.                       neues Notquartier in der Unteren
kommt in der Gratiskleiderausgabe bedürftigen Men-         Hier können die BewohnerInnen                          Meidlinger Straße 63/Kastanien­allee
schen zugute. Die Gratiskleiderausgabe hat 2007 ihren      so selbstständig wie möglich leben                     besiedelt. Das Quartier ersetzt die
20. Geburtstag gefeiert. 24.000 Kleiderpakete wurden       und erhalten dabei soviel Betreu-                      Räumlichkeiten im Alten AKH, die
allein im vergangenen Jahr an Not leidende Menschen        ung und Pflege wie nötig.                              vier Jahre lang als Übergangs­lösung
ausgegeben.                                                                                                       gedient haben.

                                                                                                                  Endlich wieder
                                                                                                                  Arbeit!
                                                                                                                  In sieben sozialökonomischen
                                                                                                                  Projekten bietet die Caritas 245
                                                                                                                  befristete Arbeitsplätze für langzeit-
                                                                                                                  arbeitslose Menschen an. Mehr als
                                                                                                                  700 Menschen haben vergangenes
                                                                                                                  Jahr diese Chance genutzt, um wie-
                                                                                                Hausleiterin
                                                                                                Karin Thallauer   der am Arbeitsmarkt Fuß fassen zu
                                                                                                mit einer         können. Die Vermittlungsquote der
                                                                                                Bewohnerin.       einzelnen Projekte betrug bis zu 53
                                                                                                                  Prozent. Das Projekt benefit_work
                                                                                                                  wurde mit jobStart_carla fusioniert
                                                                                                                  und in die carlas eingegliedert. Im
                                                                                                                  Rahmen von jobStart_carla werden
                                                                                                                  nun 120 Arbeitsplätze in der Spen-
                                                                                                                  denannahme, Verkauf, Transport
                                                                                                                  und Service angeboten.

                                                                                                                  Mehr Essens­
                                                                                                                  ausgaben
                                                                                                                  Ein deutliches Zeichen für die
                                                                                                                  wachsende Not in Österreich
                                                                                                                  ist für die Caritas die steigende
                                                                                                                  Zahl der Mahlzeiten, die bei den
                                                                                                                  beiden Essens­bussen Canisi- und
                                                                                                                  Francesco­bus und in den beiden
                                                                                                                  Betreuungseinrichtungen Gruft und
                                                                                                                  St. Josef ausgegeben werden. Fast
                                                                                                                  70.000 Mahlzeiten waren es bei den
                                                                                                                  ­Bussen, fast 82.000 – das sind 228
                                                                                                                   täglich – in der Gruft.
                                                                                                                                                       
„      Keine arbeit zu haben
       bedeutet in unserer
       gesellschaft auch,
       sich nicht gebraucht
       zu fühlen, nicht

                                        Endlich arbEit!
       dazuzugehören.“
       Caritasdirektor
       Michael Landau.
wir schauEn hin:                        In sieben Projekten unterstützt die Caritas langzeitarbeits-
armut in ÖstErrEich
                                        lose Menschen beim (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben.
                                        Von stundenweiser Beschäftigung bis hin zu Trainings-
                                        arbeitsplätzen reicht das Angebot.

Michael Kozeluh                         Trixi Pech
lEitEr dEs                              assistEntin dEs
proJEKts h|K|E                          bErEichlEitErs für sozial­
                                        ÖKonomischE proJEKtE
Viel Erfahrung in der Arbeit mit
Menschen, die mit schwierigen Le-       „Jeder Mensch hat seine Qualitäten,
benssituationen zu kämpfen haben,       davon bin ich überzeugt“, sagt So-
hat Michael Kozeluh. Seit 24 Jahren     zialarbeiterin Trixi Pech. „Ideal ist
arbeitet der diplomierte Sozialarbei-   es, wenn wir die Menschen mit für
ter bei der Caritas der Erzdiözese      sie passenden Projekten fördern
Wien, seit 12 Jahren beschäftigen       können.“ Seit sieben Jahren arbeitet
ihn die Probleme der von Arbeits-       die zweifache Mutter für die Caritas
losigkeit betroffenen Menschen.         mit arbeitslosen Menschen, sowohl
„Ich habe verschiedene sozial-          im Projektmanagement als auch als
ökonomische Projekte mitkonzipiert      Sozialarbeiterin. „Da lernt man die     Robert Untermarzoner
und gemeinsam mit Kolleginnen           kleinen Erfolge zu schätzen. Und
und Kollegen aufgebaut“, erzählt        überhöhte Ansprüche zu reduzieren.“     lEitEr dEs proJEKts JE_tzt
er. Es gibt viele Gründe dafür, dass    Vor allem der Bedarf an sogenann-
Menschen ihren Job verlieren oder       ten „niederschwelligen“ Projekten       „Es ist schön zu sehen, wie schnell es bei einigen Teil-
erst gar keinen bekommen, ebenso        sei groß. „Manche Menschen sind         nehmerinnen und Teilnehmern bergauf geht“, sagt Robert
viele Probleme gehen mit der Ar-        noch nicht in der Lage, ganztags zu     Untermarzoner, Leiter des Projekts JE_TZT. „Unsere Auf-
beitslosigkeit einher. „Es braucht      arbeiten, haben ein ganzes Bündel       gabe bei JE_TZT ist es, arbeitslose Menschen zwischen
daher viele verschiedene Angebote,      an Problemen zu bewältigen.“ Im         18 und 30 Jahren dabei zu unterstützen, ihren Platz am
um die Menschen dort abholen zu         Projekt Arbeit und Umwelt können        Arbeitsmarkt zu finden“. Im Gemeinschaftsprojekt mit der
können, wo sie stehen“, erklärt er.     sie zunächst stundenweise beschäf-      Volkshilfe-Beschäftigung werden junge Sozialhilfeemp-
Wichtig war ihm die Entwicklung         tigt werden. In Zusammenarbeit mit      fängerInnen an Praktikumsplätze in der Privatwirtschaft
eines Projektes für Menschen, die       dem Wiener Stadtgartenamt werden        vermittelt. „So bekommen sie wieder einen Fuß in die
den Anforderungen in einem sozial-      sie für Arbeiten im Grünflächenbe-      Türe – und im Idealfall werden sie im Anschluss an das
ökonomischen Betrieb einfach noch       reich eingesetzt. Unterstützt durch     Praktikum in ein ordentliches Dienstverhältnis übernom-
nicht gewachsen sind. „Wenn ein         fachliche und pädagogische Arbeits-     men“. Während ihres befristeten Praktikums werden die
solches Projekt dann läuft und gut      anleitung wird der Wiedereinstiegs-     TeilnehmerInnen von den JE_TZT-Coaches begleitet und
angenommen wird, ist das ein schö-      prozess in die Arbeitswelt gefördert    beim (Wieder-)Einstieg unterstützt. „Manchmal bedarf es
nes, motivierendes Gefühl.“             und erleichtert.                        nur einiger Erfolgserlebnisse und die jungen Menschen
                                                                                blühen richtig auf“, schildert Untermarzoner.

10
Elisabeth Schmid                         Birgit Lederer
                                                              Sozialarbeiterin                         Outplacement
                                                              jobStart_carla                           jobStart_carla

                                                              „Erfolg ist nicht nur ein vermittelter   Birgit Lederer ist seit einem Jahr
                                                              Folgearbeitsplatz, sondern auch,         Outplacerin in den Beschäftigungs-
                                                              wenn einer stolzer und aufrechter        projekten jobStart_carla und Stadt-
                                                              das carla verlässt, als er zu uns        beisl inigo und unterstützt rund 20
                                                              gekommen ist“, sagt Elisabeth            Arbeitskräfte bei der Suche nach
                                                              Schmid. jobStart_carla bietet mit        einem Folgearbeitsplatz. „Wenn es
                                                              befristeten Arbeitsplätzen in den        bei jemandem geklappt hat, freue ich
                                                              Caritas-Spendenlagern langzeit-          mich so, als hätte ich selbst die Stelle
                                                              arbeitslosen Männern und Frauen          bekommen“, erzählt die 34-Jährige.
                                                              Praxis, Qualifizierung und Begleitung    Hilfe bei der Erstellung von Bewer-
Sonja Grafl                                                   durch SozialarbeiterInnen. Die stell-    bungsunterlagen und der gezielten
                                                              vertretende Leiterin kümmert sich        Stellensuche gehören ebenso zu
Teilnehmerin des Microsoft Computer-ABCs                      um die Aufnahme von Arbeitskräften,      ihren Aufgaben wie Telefontraining
für frauen                                                    pflegt Kontakt zum AMS und ist in        oder Pflege von Betriebskontakten.
                                                              der sozialarbeiterischen Betreuung       „Ich halte das persönlichkeitsorien-
„Ur-arm bin ich nicht“, sagt Sonja Grafl (26). Ihren Opti-    tätig. „Immer mehr wollen zwar ar-       tierte Arbeiten mit den Menschen
mismus hat sich die allein erziehende Mutter eines fünf-      beiten, können aber nicht mithalten      sowie die Integration des Outplace-
jährigen Sohnes trotz aller Probleme bewahrt. Wegen ih-       mit den Anforderungen, die heute         ments in ein Arbeitsprojekt für sehr
rer Epilepsie musste die gelernte Friseurin ihren Job auf-    im regulären Arbeitsleben gestellt       sinnvoll“, meint die Germanistin, die
geben. Durch die Arbeit im Caritas-Beschäftigungsprojekt      werden“. Das betreffe etwa jene, die     außerdem künftige Kindergartenpäd-
Carla Nord in Wien erfuhr die junge Frau dann auch vom        in ihrem Leben nie die Chance hatten,    agogInnen in Deutsch unterrichtet.
„Caritas-Microsoft Computer-ABC“, einer Kooperation           sich höher zu qualifizieren und deren    Neben Wertschätzung ist ihr wichtig,
von Caritas, Microsoft und Fujitsu Siemens Computers.         Arbeitsplätze abgesiedelt wurden.        das Ziel der Vermittlung in den ersten
Die maßgeschneiderten EDV-Schulungen helfen sozial            Schmid ist überzeugt: „Es braucht        Arbeitsmarkt konsequent im Blick zu
benachteiligten Frauen, Anschluss an die Anforderungen        mehr und dauerhaftere geförderte         behalten.
des Arbeitsmarktes zu finden. Grafl: „Der Kurs ist echt ein   Angebote für die, die am ersten
Hammer. Man fühlt sich ja als Nichts, wenn man selber         Arbeitsmarkt nicht mehr Fuß fassen
nichts zusammenbringt.“ Im Kurs hat sie auch die Jobbör-      können“.
sen im Internet kennengelernt, ihre Freundin borgt ihr den
PC für die Arbeitssuche. Denn zu Hause türmen sich die
Absagen. „Viele glauben immer noch, Epilepsie ist eine
Geisteskrankheit.“

                                                                                                                                          11
Von dEr hErstEllung E
wir schauEn hin:
intEgration

                   Die Caritas der Erzdiözese Wien beschreitet mit der 2007
                   eröffneten brunnen.passage am Ottakringer Brunnenmarkt
                   sowie mit dem ebenfalls 2007 gestarteten Projekt „Tanz die
                   Toleranz“ neue Wege beim Thema Integration.

12
inEs ganzEn

                                                                                      intEgration
                                                                                      so hilft diE caritas
                               Das Schlagwort Integration geistert durch die Me-      asyl, migration, integration:
                               dien, ist fester Bestandteil des politischen und öf-
                                                                                      diE auslÄndEr/innEn­
                               fentlichen Diskurses und doch bleibt die Bedeutung
                                                                                      hilfE der caritas wien
                               häufig seltsam diffus. Nicht zuletzt deshalb hat die
                               Caritas 2007 eine umfassende Broschüre mit dem
                                                                                      in 18 EinrichtungEn
                               Titel „unfrei_willig ausgegrenzt – angekommen,
                                                                                      in wien, teilen niederöster­
                               aber nicht aufgenommen“ publiziert. Die konkrete       reichs und des burgenlandes
                               Situation von AsylwerberInnen und MigrantInnen         betreut die caritas der Erz­
                               wurde beleuchtet, Begriffe definiert, Erkenntnisse     diözese wien im bereich der
                               und Beobachtungen von externen ExpertInnen             ausländerinnenhilfe migran­
                               finden sich in der Broschüre ebenso wie die Positi-    tinnen und asylsuchende.
                               onen und Forderungen der Caritas Wien.
                                                                                      die spannbreite reicht
                               „Integration“ meint dem Wortsinn nach schlicht         von wohngEmEin­
                               und einfach die Herstellung eines Ganzen. In-          schaftEn für
                               tegration muss gelebt werden, miteinander, nur         unbEglEitEtE mindEr­
                               dann kann und wird sie funktionieren. Und Inte-        JÄhrigE flüchtlingE
                               gration ist ein wechselseitiger Prozess, eine Her-     – für diese zielgruppe ste­
                               ausforderung für beide Seiten, für Mehrheiten          hen 25 plätze zur Verfügung
                               und Minderheiten. Gelebte Integration bedeutet,        – bis hin zu traditionellen
                               AusländerInnen einen gleichberechtigten Zugang         flüchtlingshÄusErn
                               zu Bildung zu gewährleisten, MigrantInnen müs-         (855 plätze), in denen fami­
                               sen an sozialen Errungenschaften teilhaben und         lien, allein stehende mütter/
                               politisch eingebunden werden, etwa durch ein           Väter mit Kindern und Einzel­
                               verbrieftes Wahlrecht. Ebenso kann und muss            personen unterkunft finden.
                               auch von MigrantInnen etwas verlangt werden:
                                                                                      Eine spezielle form von
                               Grundrechte wie Religionsfreiheit, Rechtsstaat-
                                                                                      quartier stellt der caritas­
                               lichkeit, der Respekt zwischen den Geschlechtern,
                               all das muss auch sie verpflichten. Es geht um das     flughafEn­sondEr­
                               Einhalten einer „gemeinsamen Hausordnung“.             transit (48 plätze) dar, in
                               Das ist etwas anderes als eine Monokultur, die         dem menschen beraten und
                                                                                      versorgt werden – bis klar ist,
                               allen gleichsam übergestülpt wird. Das bedingt
                                                                                      ob sie nach Österreich ein­
                               ein Ernstnehmen, ein Begegnen auf Augenhöhe.
                                                                                      reisen dürfen oder nicht.
Seit 1 Jahren bietet das
                               Die Grundhaltung des Miteinanders, der gleichen
                               Würde des und jedes Menschen ist hier bestim-
                                                                                      in den @homE­start­
Karwanhaus Flüchtlingen aus    mend. Gelungene Integration ist für alle Beteilig-
                                                                                      wohnungEn, die vom
aller Welt ein neues Zuhause   ten ein Gewinn. Österreich und Europa sind ohne
                                                                                      migrantinnenzentrum betreut
                               Migration und Integration nicht zu denken und          werden, wohnen laufend ca.
in einem noch fremden Land.    nicht zu verstehen.                                    900 personen, die meisten
                                                                                      bewohnerinnen sind migran­
                               Gefordert ist aber auch ein Blickwechsel in der in-    tinnen in sozialen notlagen,
                               tegrationspolitischen Debatte: Weg vom Schüren         die auf dem ersten wohnungs­
                               der Ängste und hin zu einem lösungsorientierten        markt aus unterschiedlichen
                               Dialog, der Chancen, wie auch Probleme benennt.        gründen nicht unterkommen.
                               Integration beginnt in den Köpfen und in den Her-
                               zen der Menschen. Dazu will die Caritas Wien mit
                               der brunnen.passage einen Beitrag leisten.       k                                     13
„       integration ist möglich
        und gelungene
        integration ist für
        alle beteiligten ein
        gewinn“,
        Caritasdirektor
        Michael Landau.

 wir schauEn hin:
 intEgration

„wer miteinander tanzen kann,                                                            caritasdirektor landau und hausleiter ante glamuzina vor dem
kann auch miteinander leben!“                                                            renovierten haus neudörfl im burgenland.
royston maldoom

                                  k Kunst und Kultur als motor ErfolgrEichEr             mit unterschiedlichsten Hintergründen – junge un-
                                    intEgration                                          begleitete Flüchtlinge, Sacre Coeur-SchülerInnen,
                                    Mit der brunnen.passage mitten am Ottakringer        MigrantInnenkinder – haben gemeinsam getanzt,
                                    Brunnenmarkt hat die Caritas ein Beispiel geben-     das Ergebnis begeisterte bei der Eröffnung der Wie-
                                    des Projekt gestartet. Durch regelmäßige Angebote    ner Festwochen 2007 am Rathausplatz sowie im ORF
                                    für die Bevölkerung rund um den Brunnenmarkt         ein großes Publikum. Der Choreograph Royston
                                    und partizipative Kunst- und Kulturveranstaltun-     Maldoom hat es auf den Punkt gebracht: Mit
                                    gen werden hier gelebte Integration und ein koo-     einem gemeinsamen Ziel vor Augen braucht Inte-
                                    peratives Miteinander ermöglicht. Seit Juni 2007     gration gerade einmal zwei Stunden – kulturelle,
                                    begegnen sich hier Menschen der unterschiedlichs-    sprachliche und soziale Barrieren wurden tanzend
                                    ten Bevölkerungsgruppen – ÖsterreicherInnen und      überwunden. Denn schon nach dieser kurzen Zeit
                                    AusländerInnen, Menschen mit unterschiedlicher       waren die Jugendlichen im Gespräch und haben
                                    Religionszugehörigkeit und unterschiedlichem Bil-    Integration und Toleranz vorgelebt!
                                    dungsgrad, Jung und Alt, Männer, Frauen, Kinder
                                    – um unter der Leitung professioneller Künstlerin-   gElEbtE intEgration im haus nEudÖrfl
                                    nen und Künstler gemeinsam zu proben, zu pro-        Im Caritas-Haus Neudörfl leben 60 Menschen aus
                                    duzieren, aufzuführen oder die Veranstaltungen       elf Nationen – vom Kosovo über Tschetschenien bis
                                    anderer zu besuchen.                                 Nigeria oder die Mongolei – mit unterschiedlichs-
                                                                                         ten kulturellen, religiösen und sozialen Hintergrün-
                                    Die brunnen.passage ermöglicht ihnen den Zugang      den unter einem Dach. Mit einem großen Hoffest
                                    zum Kulturgut zeitgenössische Kunst. Egal ob Tanz,   wurde 2007 die Fertigstellung der Renovierung der
                                    Theater, Musik oder bildende Kunst: jeder und jede   historischen Fassade des Hauses, eines ehemaligen
                                    kann mitmachen. Denn es gibt Angebote, wo man        Esterhazy-Grenzkastells, gefeiert, zugleich konnte
                                    ohne Voraussetzungen und auch kurzfristig teilneh-   der ausschließlich spendenfinanzierte Integrations-
                                    men kann, und auch durchaus intensive Projekte, in   Sportplatz – der allen Menschen in Neudörfl of-
                                    denen die Teilnehmenden kontinuierlich miteinan-     fen steht – eröffnet werden. Auch die beiden neu
                                    der arbeiten. Die gemeinsame Arbeit am Kunstwerk     gebauten Integrationswohnungen für anerkannte
                                    fördert soziale Integration und Inklusion.           Flüchtlinge, die einzigen im gesamten Burgenland,
                                                                                         wurden bezogen. Das Haus Neudörfl als Beispiel
                                    Dass und wie Integration funktionieren kann, hat     für gelungene Integration wurde vom ORF mit
                                    auch das Projekt „Tanz die Toleranz“ eindrucksvoll   dem Film „Fremd und daheim – Zuwanderer im
14                                  bewiesen. Mehr als 200 Kinder und Jugendliche        Dorf“ vorgestellt.
Foto: K. Tischlinger

                                                                                                                                 Die brunnen.passage –
                                                                                                                                 KulturSozialRaum mitten am
                                                                                                                                 Ottakringer Brunnenmarkt.

                   Hilfsangebote auf unterschiedlichen                     bei der Anamnese ihres Berufs- und Bildungshin-
                   ­Ebenen                                                 tergrundes, beim Sichtbarmachen ihrer Kompe-
                   Die Caritas ist in der AusländerInnenhilfe auf vielen   tenzen, bei der Berufsorientierung und Erstellung
                   unterschiedlichen Ebenen aktiv: Im Asylzentrum          eines Bildungsfahrplanes, bei der Suche nach Qua-
                   werden AsylwerberInnen aus aller Welt beraten           lifizierungsmaßnahmen, bei der Anerkennung von
                   und betreut, es geht vorwiegend um rechtliche Fra-      Bildungsabschlüssen und der Suche nach einem
                   gen und Hilfe, aber auch um die Auszahlung von          Arbeitsplatz sozialarbeiterisch beraten und beglei-
                   Grundversorgungsleistungen im Auftrag des Fonds         ten zu lassen.
                   Soziales Wien. In ihren Flüchtlingshäusern bietet
                   die Caritas der Erzdiözese Wien mehreren hundert        In allen Einrichtungen der AusländerInnenhilfe
                   Menschen ein Dach über dem Kopf, einen Platz,           geht es auch darum, die Menschen zu integrieren,
                   um zur Ruhe zu kommen, Betreuung und Hilfe bei          ihnen Angebote zu eröffnen, damit sie sich zumin-
                   der Klärung von Perspektiven; oft genug nach den        dest auf Zeit oder auch auf Dauer in Österreich
                   traumatisierenden Erfahrungen der Flucht.               zuhause fühlen können. Wenn ein dauerhafter
                                                                           Aufenthalt in Österreich nicht sinnvoll oder mög-
                   In der psychosozialen Servicestelle überstiegen die     lich ist, unterstützt die Rückkehrhilfe Menschen,
                   Anfragen 2007 alle Erwartungen, sehr viele Klien-       die freiwillig in ihre Heimat zurück wollen. 2007
                   tInnen haben um psychologische Unterstützung            wurden 709 Menschen aus 50 Ländern erstmalig
                   gebeten. Viele von ihnen warten bereits jahrelang       beraten, 476 Menschen wurden bei der Rückkehr
                   auf den Abschluss ihres Asylverfahrens. Die lange       in ihre Heimatländer unterstützt.
                   Verfahrensdauer und die damit verbundenen Pro-
                   bleme (wie zum Beispiel Erwerbslosigkeit) stehen        Flüchtlingsbetreuung und Integrations­
                   einer psychischen Gesundung der KlientInnen             arbeit in Niederösterreich
                   entgegen und führen häufiger noch zu einer Ver-         Im Auftrag des Landes Niederösterreich berät und
                   schlechterung der psychischen Stabilität.               unterstützt die Mobile Flüchtlingsbetreuung der Ca-
                                                                           ritas AsylwerberInnen, die im Rahmen der Grund-
                   Im MigrantInnenzentrum werden jene beraten und          versorgung in organisierten Quartieren oder priva-
                   betreut, die bereits eine Aufenthaltsberechtigung       ten Unterkünften untergebracht sind. Nach dem
                   haben und nun Hilfe und Unterstützung rund              erfolgreichen Abschluss der Pilotphase im Jahr 2006
                   um die Themen Wohnen und Arbeiten brauchen.             wurden alle bestehenden Integrationsangebote der
                   Die Berufs- und Bildungsberatung bietet Klien-          Caritas in Niederösterreich (Sprachkurse, Sozialbe-
                   tInnen die Möglichkeit, sich bei Spracherwerb,          ratung etc.) verlängert und weiter ausgebaut.   v                                 15
„    in den iran
     zurückkehren
     wäre selbstmord
     gewesen“,
     Said K.

wir schauEn hin:
intEgration

                                                                                               Kindern
                                                                    Einem Mann und seinen vier
                                                               gelingt die Flucht nach Österreich.
                                                               Doch es dauert sieben Jahre bis sein
                                                                       Asylantrag anerkannt wird.

siEbEn JahrE wartEn
Vor sieben Jahren ist Said K. aus dem Iran nach Österreich
geflüchtet. Jahrelang musste er um sein Leben in Sicherheit
zittern – jetzt gehört er zu den wenigen Glücklichen, die in
Österreich als Flüchtling anerkannt wurden und Asyl erhiel-
ten. Von Nina Horaczek (Text) und Christian Müller (Foto).
                         Als Said K. auf österreichischem Boden das erste       zu sein. Er verbrachte dreieinhalb Jahre im Ge-
                         Mal seine Augen öffnete, konnte er gar nichts seh-     fängnis, wurde gefoltert. Noch heute fällt es dem
                         en. „Wir waren zuvor von einem Schlepper acht          53-Jährigen nicht leicht, über die erlebten Qualen
                         Tage lang in einen mit Möbel vollgestopften Gü-        zu sprechen. „Mir wurden meine Zähne ausge-
                         terwaggon eingesperrt worden, wo es kein Tages-        schlagen und ich wurde mit gefesselten Händen
                         licht und nicht einmal eine Kerze gegeben hat“,        an der Zimmerdecke aufgehängt“, sagt er nur. Als
                         erinnert sich der Flüchtling aus dem Iran, „und als    er schriftlich erklärte, dass er nicht weiter politisch
                         Eisenbahnbedienstete unser Klopfen hörten und          aktiv sein werde, wurde er freigelassen und konn-
                         die österreichische Polizei holten, damit diese die    te seine vier Kinder wiedersehen. Von der Mutter
                         Waggontür öffnen, war das Licht für meine an die       seiner Kinder war er geschieden, die Söhne und
                         Dunkelheit gewöhnten Augen so wahnsinnig grell,        Töchter wuchsen bei den Großeltern auf, während
                         dass ich nichts erkennen konnte“. Es war fünf Uhr      ihr Vater in Haft war.
                         nachmittags am 24. Februar 2000 in Wien. Die Be-
                         amten nahmen K. und seine drei Kinder mit aufs         illEgalE EinrEisE
                         Wachzimmer, gaben ihnen zu essen und zu trinken.       „Im Iran konnten wir aber nicht weiter leben“, er-
                         Denn der Schlepper hatte ihnen nur Lebensmittel        zählt K. Und so machten sich alle fünf auf den Weg
                         für 24 Stunden mit in den Waggon gegeben, ob-          in ein sicheres Land, in dem eine politische Über-
                         wohl die Odyssee von Moldawien bis nach Wien           zeugung nicht mit Folter bestraft wird. Das jüngste
                         acht Tage dauerte.                                     Kind war damals 12 Jahre alt, der Älteste 22. Auf der
                                                                                Flucht verlor K. auch noch einen seiner Söhne. „Als
                         am EigEnEn lEib                                        wir vom Iran in die Türkei kamen, hatten wir keine
                         Und das war auch nur die halbe Reise. Denn Said        Papiere“, erinnert sich der Vater. Die Familie fand
                         K. ist politischer Flüchtling aus dem Iran. Herr       einen Menschenschlepper, der allerdings in seinem
                         K. ist Anhänger der Monarchisten, jener Grup-          Auto nur mehr einen Platz frei hatte. Daraufhin be-
                         pe, die sich Schah Reza II., den ältesten Sohn des     zahlte K. die illegale Reise für seinen ältesten Sohn,
                         persischen Schahs, der im Jänner 1979 als letzter      in der Hoffnung, ihn gleich darauf in Moldawien
                         Herrscher über Persien das Land verließ, als Staats-   wieder zu treffen. Zumindest der Älteste sollte eine
                         oberhaupt wünschen. Danach folgte die islamische       Chance kriegen, er werde sich mit den jüngeren Kin-
                         Revolution, Schah Reza II. lebt im Exil in den USA     dern schon irgendwie nach Europa durchkämpfen,
                         und auch Said K. musste am eigenen Leib erfah-         dachte er sich damals. „Doch mein Sohn wurde,
16                       ren, was es bedeutet, Gegner des Mullah-Regimes        wie wir erst viel später erfuhren, als er in einem Ho-
telzimmer in Moldawien auf uns wartete, von der       Iran der Tod erwarten würde. „Die ganzen Jahre
                      Polizei verhaftet und wegen illegaler Einreise ins    hindurch war ich im Dauerstress und hatte Angst.
                      Gefängnis gesteckt“. Erst zwei Jahre später konnte    Ich konnte nicht schlafen, litt unter Konzentrati-
                      auch er nach Österreich nachkommen. Damals hat-       onsschwierigkeiten, war in ärztlicher und psycho-
                      te Herr K. schon um Asyl angesucht und wartete        logischer Behandlung“, sagt K. Auch eine seiner
                      bereits zwei Jahre lang auf eine Entscheidung der     beiden Töchter konnte die Ungewissheit in einem
                      Asylbehörden. Es sollte aber noch fünf weitere Jah-   fremden Land nicht ertragen: „Sie ist seelisch
                      re dauern, bis er Asyl bekam. Zu Beginn lief alles    krank geworden“, sagt K. und zeigt ein ärztliches
                      sehr gut. „Die Polizisten, die uns in dem Waggon      Attest, auf dem eine „schwere Zwangsstörung und
                      gefunden hatten, waren sehr nett und hilfsbereit      paranoid-psychotische Episoden“ diagnostiziert
                      zu uns“, erinnert sich der vierfache Vater. Gleich    wurden. Hinzu kam, dass der Geschäftsmann
                      am Polizeikommissariat beantragte er Asyl für sich    aus dem Iran, der in seiner Heimat für rund 180
                      und seine Familie. Trotzdem wurde Herr K. sofort      Mitarbeiter verantwortlich war, als Asylwerber in
                      in Schubhaft genommen, die Kinder wurden von          Österreich kaum Zugang zum Arbeitsmarkt hatte.
                      ihm getrennt und kamen in ein Heim. Nach einem        Der ehemalige Spediteur mit einem international
                      Monat wurde er aus dem Schubhaftgefängnis ent-        gültigen Führerschein hatte sich bei zahlreichen
                      lassen und stand lediglich mit dem Gewand, das er     Firmen beworben, „aber ich wurde nicht genom-
                      am Körper trug, auf der Straße. „Da bin ich zum       men, weil man als Asylwerber keine Arbeitserlaub-
                      Westbahnhof gefahren und wurde von dort zur Ca-       nis bekommt“. Eine Zeit lang hat Herr K. dann in
                      ritas geschickt“, erinnert sich der Iraner. Und bei   Österreich Straßen gekehrt und für die Gemeinde
                      der Caritas sollte er dann auch vier Jahre bleiben.   Wien geputzt, dreimal die Woche je sechs Stunden
                      Mindestens einmal im Monat besuchte er in dieser      lang. „Dann ist uns aber gesagt worden, dass nur
                      Zeit seinen Betreuer, der im Asylzentrum der Ca-      mehr Österreicher für diesen Job genommen wer-
Noch heute fällt es   ritas Wien arbeitete. Neben einer Rechtsberatung      den“, und Said K. saß wieder ohne Beschäftigung
nicht leicht über     und Hilfe bei kleineren und größeren Problemen        zu Hause. „Dort haben mich dann die Erinne-
die erlebten Qualen   bekam K. im Caritas-Asylzentrum auch die von          rungen wieder eingeholt. Ich musste ständig daran
zu sprechen.
                      Bund und Ländern festgeschriebene Mietbeihilfe,       denken, was aus mir und den Kindern wird, wenn
                      die für Familien 220 Euro beträgt, sowie eine Mo-     wir in Österreich kein Asyl bekommen“, sagt er.
                      natskarte, damit er die öffentlichen Verkehrsmittel   „Dann wäre ich mit meinen Kindern in ein anderes
                      benützen kann.                                        europäisches Land gegangen und hätte nochmals
                                                                            versucht, als politischer Flüchtling anerkannt zu
                      ENDLICH ANERKANNT                                     werden. In den Iran zurückkehren wäre Selbst-
                      Im Februar 2007 konnte die Familie endlich auf-       mord gewesen.“
                      atmen: Herr K. wurde offiziell als Flüchtling aner-
                      kannt. Er kann in Österreich bleiben und genießt      ZWEITE HEIMAT
                      dieselben Rechte wie ein Österreicher. Damit ist      Die übrigen Kinder fanden sich in Österreich
                      er in guter Gesellschaft von genau 38 anderen         leichter zurecht. Eine Tochter studiert Architektur
                      Iranern, die im Jänner und Februar 2007 Asyl be-      und engagiert sich ehrenamtlich in einem Hilfsver-
                      kommen hatten. Im Jahr 2006 durften 211 von K.s       ein für iranische Christen, einer der Söhne arbeitet
                      Landsleuten als Flüchtlinge in Österreich bleiben,    als Pizzakoch. Beide wurden schon vor zwei Jah-
                      bei 62 wurde der Asylantrag abgelehnt.                ren als Flüchtlinge anerkannt. Der zweite Sohn hat
                                                                            eben erst Asyl bekommen und sucht nun Arbeit in
                      QUÄLENDE UNGEWISSHEIT                                 einem Restaurant. Nur seine kranke Tochter wartet
                      Dabei lautete die erste Entscheidung der Behör-       immer noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens.
                      den noch ganz anders: Herr K. habe keine asylre-      Auch wenn Said K. richtiggehend aufgeblüht und
                      levanten Gründe, sei nicht politisch verfolgt und     erleichtert ist, seitdem er seinen positiven Asylbe-
                      könne in sein Heimatland abgeschoben werden,          scheid in den Händen hält und Österreich seine
                      hieß es im Juni 2002. „Natürlich ist jeder traurig,   zweite Heimat nennt, weil ihn dieses Land aufge-
                      der Schutz sucht und abgelehnt wird“, sagt K. über    nommen hat als er Schutz suchte, eines kann der
                      die damalige Entscheidung. Noch schlimmer fin-        53-jährige Familienvater bis heute nicht verstehen:
                      de er aber, welche Auswirkungen dieses jahrelange     „Meine Kinder und ich sind eine Familie – und
                      Warten und das Leben in ständiger Angst auf einen     trotzdem lässt man uns nicht nur jahrelang in Un-
                      Menschen habe. Schließlich habe er gewusst, dass      gewissheit, sondern gibt einer Familie gleich vier
                      ihn als politischen Gegner, der noch dazu in den      verschiedene Asylentscheidungen. Welches Land
                      Westen geflohen war, bei einer Rückkehr in den        tut denn so etwas?“                              v
Foto: Fröse
wir schauEn hin:
bEtrEuEn und pflEgEn

                                     pflEgE gEht uns allE an
                                     Alte und pflegebedürftige Menschen und ihre Familien brauchen ihren
                                     Bedürfnissen entsprechende flexible und vor allem leistbare Unter-
                                     stützung. Die gesetzliche Regelung der 24-Stunden-Betreuung ist ein
                                     erster Schritt, weitere müssen folgen.

     Menschen wollen in Würde alt werden.
 Dazu gehört qualitätsvolle und
   finanzierbare Betreuung und Pflege.

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datEn und faKtEn
                                                         bEtrEuEn und pflEgEn

                                                         1.870 hauptamtlichE
                                                         mitarbEitEr/innEn in
                                                         der mobilen und stationären
Mehr als acht Jahre lang kümmern sich Katharina          betreuung und pflege
M. und ihre beiden Schwestern abwechselnd um
die 99-jährige Mutter. Die betagte Dame braucht          12 sEniorEn­ und
Hilfe beim Aufstehen und Anziehen, im Haushalt           pflEgEhÄusEr mit etwa
und bei der Körperpflege. „Im Sommer wurde eine          1200 plätzen in wien und
meiner Schwestern krank und wir schafften es nicht       niederösterreich
mehr ohne fremde Hilfe. Wir brauchten schnell
eine verlässliche Betreuerin, die einspringt“, erzählt   mehr als 1
                                                                million
Frau M., für die nur ein legales Betreuungsverhält-      EinsatzstundEn im
nis in Frage kam. Wie das zu organisieren ist, kann      bereich caritas betreuen und
ihr vorerst keiner sagen. Hilfe findet sie schließlich   pflegen zuhause
beim Verein „Rundum Zuhause betreut“, den die
Caritasverbände der Diözesen Wien und St. Pölten         46 sozialstationEn in
im Zuge der gesetzlichen Regelung zur 24-Stun-           wien und niederösterreich
den-Betreuung im Juli 2007 gegründet haben. Der
                                                         mit 240 haupt­ und ehren­
Verein vermittelt Betreuungskräfte, hilft bei der
                                                         amtlichen mitarbeiterinnen
administrativen Abwicklung, aber auch bei der Le-
                                                         begleitete das mobilE
galisierung von bestehenden Betreuungsverhältnis-
sen. „Der Informationsbedarf in der Bevölkerung          caritas hospiz 1.568
                                                         sterbenskranke menschen
war enorm. Wo finde ich geeignete Betreuungs-
                                                         in der letzten lebenspha­
kräfte, was kostet das, wo kann ich um Förderung
                                                         se – palliativ­medizinisch,
ansuchen?“ schildert Hans Thoma von „Rundum              palliativpflegerisch, psycho­
zuhause betreut“. Die Hotline des Vereins ist für        sozial und seelsorgerisch. das
KundInnen, BetreuerInnen und Institutionen eine          sind fast 20 prozent mehr als
kompetente Anlaufstelle. „Rundum Zuhause be-             im Jahr davor.
treut“ etabliert sich in Wien und Niederösterreich
als seriöser und preisgünstiger Serviceverein und        Kostenlose psYcho­
dehnt seine Dienstleistungen auf die Diözesen Salz-      sozialE angEhÖrigEn­
burg und Linz aus.                                       bEratung durch persön­
                                                         liche beratungsgespräche (in
gEfordErt ist Ein gEsamtKonzEpt                          wien auch hausbesuche)
Die 24-Stunden-Betreuung ist jedoch nur ein Mo-
saikstein im Komplex Betreuung und Pflege. Die           „angEhÖrigEn­
Caritas fordert ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept,       tElEfon“ und eine ge­
mit österreichweit einheitlichen Qualitäts-, Versor-     sprächsgruppe für angehörige
gungs- und Finanzierungsstandards sowie einen            von dEmEnzKranKEn
Pflegelastenausgleichsfonds. Denn Pflegebedürftig-
keit ist kein individuelles, sondern ein strukturelles   2.010 angeschlossene
Problem geworden. Fast 400.000 Menschen in Ös-           caritas­notruf­
terreich beziehen Pflegegeld. Schon aufgrund der         tElEfonE in wien, nieder­
demografischen Entwicklung ist davon auszugehen,         österreich und dem burgen­
dass ihre Zahl weiter steigen wird. Insbesondere bei     land, die älteren, allein leben­
den Demenzerkrankungen ist mit einer Zunahme             den menschen sicherheit rund
von derzeit etwa 100.000 auf mehr als 230.000 Be-        um die uhr geben
troffene im Jahr 2050 zu rechnen. Die Caritas k                                        1
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