KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz

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KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
HORIZONTE
Horizonte

KAPUZINER
FRANZISKANERINNEN
2019 I 2020
KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
JAHRESBERICHT 2019 I 2020                       Jahresbericht
Bericht über die Missionsarbeit der Deutschen Kapuzinerprovinz und der Fran-
ziskanerinnen von Reute in Albanien, Brasilien, Chile, Deutschland, Indonesien
und Mexiko.

                         INHALT                 Kapuziner l Franziskanerinnen

                               Vorwort      3

                            Indonesien     4              www.kapuziner.de
                   Hilfe zur Selbsthilfe    4             kapuzinermission@kapuziner.org
     25 Jahre Kinderdorf San Antonio        8
     Die politische Lage in Indonesien     11
Missionarinnen auf Zeit im Kinderdorf      12
         Neue Leitung für Indonesien       14
     Missionshilfswerk der Kapuziner 15                    www.kloster-reute.de
             Geburtstage und Jubiläen 16                   mission@kloster-reute.de
                                Hut ab 17

                              Albanien 18  Herausgeber
         Kirche aus lebendigen Steinen 18  Missionssekretariat der Kapuziner · Kloster Reute
     Wohncontainer für Erdbebenopfer 20    Klostergasse 6 · 88339 Bad Waldsee
Br. Christian Albert geht nach Albanien 21
                                           Redaktion
         Nachrichten aus Deutschland 21
                                           Br. Helmut Rakowski
             Berufungen in Indonesien
                      und Deutschland 23   Sr. Margot Spinnenhirn

                                  Chile    24   Layout
                                                Grafikdesign Monzillo · www.monzillo.de
           Zwischen Mut und Staunen        24
            Eindrücke von Br. Marinus      26
                                                Druck
                               Mexiko      30   Druck-Design Gebhart-Renz, Unterankenreute
  „Die Letzten zuerst“ – Erfahrungen     Fotos
      deutscher Kapuziner in Mexiko 30   Missionssekretariat der Kapuziner;

                            Brasilien 34 Missionsprokur Franziskanerinnen von Reute;
                                         Tina Trippen; ranarex Kommunikationsdesign,
              Projeto Nova Esparança 34  Michele Cappiello
Pastoral da Juventude – Jugendarbeit 36
                         Informationen     38   Titelbild
                            Anschriften    39   „Gemeinsam unterwegs“

2   Impressum · Inhalt
KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE
UNSERER MISSIONSARBEIT !                         Vorwort
Papst Franziskus beschreibt Christsein als      Das goldene Priesterjubiläum von Chilemis-
einen Zustand permanenter Mission: Wir          sionar Juan Bauer ist Anlass, auf das Leben
sind auf dieser Welt, Licht zu bringen, zu      eines Missionars zwischen „Mut und Stau-
segnen, zu beleben, aufzurichten, zu hei-       nen“ zu blicken.
len, zu befreien.
                                                Rückblick hält auch Br. Arno Dähling in sei-
Aus Anlass der Corona-Pandemie haben auch       ner Missionschronik, die er 2019 veröffent-
wir in Deutschland und Europa bemerkt, wie      lichte. Unter dem Titel „Die Letzten zuerst“
angreifbar und zerbrechlich unser Leben ist.    berichtet er über die Erfahrungen der Kapu-
Wenn die Sorge um unsere Gesundheit, um         ziner in Mexiko.
uns liebe Menschen, um die Arbeit und die
Zukunft sogar uns trifft, können wir uns        Das Projekt Nova Esperança, in Brasilien,
vorstellen, wie es Menschen geht, die in        bietet Kindern eine Schulbildung und ist für
Ländern leben, die ärmer sind.                  viele auch Ersatzfamilie. Mit der „Pastoral
                                                da Juventude“ leistet Sr. Petra einen wichti-
Mit HORIZONTE informieren wir Sie, wie          gen Dienst an der Jugend.
wir gemeinsam mit Ihnen Menschen helfen.
Im Blick auf Indonesien berichtet Br. Had-      Liebe Förderinnen und Förderer unseres
rian Hess, wie missionarischer Einsatz im-      Missionshilfswerkes, liebe Missionsfreunde,
mer auch Hilfe zur Selbsthilfe ist. Konkretes   liebe Wohltäter! Wir sind auf dieser Welt,
Beispiel ist das Kinderdorf San Antonio, in     Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, auf-
Hiliweto, das seit 25 Jahren Kindern eine       zurichten, zu heilen, zu befreien. Mission ist
Heimat bietet.                                  eine Art Gegengift gegen viele Leiden. Auch
                                                wenn wir selbst gerade von großen Sorgen
Was einst Missionarinnen begonnen haben,        geplagt werden, vergessen wir nicht die Ar-
führen heute einheimische Schwestern, unter     men! Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Führung der neuen Regionalleitung, kom-
petent weiter, unterstützt auch von jungen
Frauen aus Deutschland, die im Kinderdorf
als „Missionarinnen auf Zeit“ mitarbeiten.
Einer, der für viele Unterstützerinnen und
Unterstützer aus Deutschland steht, ist der
                                                Sr. Margot Spinnenhirn
Orthopäde Dr. Stephan Bago, der regelmäßig
                                                Missionsprokuratorin
zu medizinischen Einsätzen nach Indone­
sien aufbricht. Vor ihm ziehen wir, stellver-
tretend für Sie alle, den Hut.
Ebenfalls seit 25 Jahren besteht in Albani-
en die Missionsstation in Fushë­Arrëz. Wie
Kirche aus lebendigen Steinen wächst, be-
richtet Br. Andreas. Er bekommt jetzt Ver-      Br. Christophorus Goedereis
stärkung durch einen jungen Kapuziner aus       Provinzialminister
Deutschland.

                                                                                  Vorwort   3
KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
Indonesien
                 Indonesien
                      Indonesien
                 Hilfe zur Selbsthilfe
                 Der Staat will es, die Kirche tut es –
                 Beispiele aus unserer Sibolga­mission.
                 Br. Hadrian Hess war 39 Jahre Missionar in Indonesien. 2013 kehrte
                 er zurück nach Deutschland und lebt heute in seiner badischen
                 Heimat im Wallfahrtskloster „Maria zu den Ketten“ in Zell am
                 Harmersbach.

Die modernen Kommunikationsmittel er-          Geld fehlt, aber vor allem, weil die Struk-
lauben ihm, auch von Deutschland das           turen fehlen und Korruption bereitgestellte
Leben der Kirche in Indonesien und be-         Mittel auf dem Weg versickern lässt. Oft
sonders der Diözese Sibolga zu verfolgen.      haben Projekte auch nicht den ganzheitli-
Weiterhin hilft er in kleinem Rahmen den       chen Menschen, mit seinen leiblichen und
Menschen dort. Er hat sich über den Bei-       geistlichen Bedürfnissen, im Auge, oder es
trag der Missionarinnen und Missionare         werden Dinge gefördert, die die Kultur der
für die Entwicklung eines Landes Gedan-        einheimischen Bevölkerung zerstören.
ken gemacht.
Angesichts des großen Andrangs von             Als 2005 das große Erdbeben Nias und die
Flüchtlingen aus den Kriegs- und Krisen-       umliegenden Inseln verwüstete, zeigte sich,
gebieten im Nahen Osten, in Afrika und         dass die Hilfe von Nichtregierungsorgani-
den armen Ländern Europas wird die For-        sationen (NGOs) oft gar nicht ins unwegsa-
derung immer lauter, den Menschen in ih-       me Hinterland kam. Die Folge waren Unge-
rem ureigenen Gebiet zu helfen und dort
für soziale und wirtschaftliche Entwicklung    2004 zerstörte ein Tsunami weite Küstengebiete in Asien.
zu sorgen. Wer aber vollbringt diese Rie-
senaufgabe? Sicher dürfen wir Missionare
sagen, dass die Kirche weltweit schon im-
mer genau das getan hat.
Gerade in Krisengebieten ist der Staat viel-
fach nur beschränkt einsatzfähig, u. a. weil

4   Indonesien
KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
Nur wenige Monate nach dem Tsunami brachte ein Erdbeben weitere Verwüstung.

rechtigkeiten, die zu Wanderbewegun­    gen            jungen Menschen aber auch eine sinnvolle
in die Städte führten. Zugleich hatte man              und bereichernde Freizeitgestaltung. Viele
nur den materiellen Wiederaufbau im Blick.             der ehemaligen „Auszubildenden" ernäh-
Solidarität und Verantwortungsbewusst-                 ren heute ihre Familie mit einem kleinen
sein wurden nicht vermittelt. Ein solcher              Handwerksbetrieb. Es gingen aber auch
moralischer Aufbau gehört bei religiös mo-             Ordensbrüder aus dieser Schule hervor. Ei-
tivierter Hilfe stärker dazu. Wo das nicht             nige davon geben jetzt selbst ihr Wissen an
geschah, wurden viele traditionelle Werte
über Bord geworfen. Die Caritas, seit jeher
ein integraler Bestandteil der Kirche, ging
damals einen anderen Weg. Über die be-
stehenden Pfarrstrukturen kam ihre Hilfe in
die entlegensten Gebiete der Insel. Durch
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
der Gemeinde kannte man die individuel-
len Bedürfnisse der Familien, half gezielt
und effizient und verlangte immer die Zu-
sammenarbeit der Dorfgemeinschaft beim
Wiederaufbau.                                          Ein Denkmal erinnert in der Handwerkerschule Mela an
                                                       die Brüder Heinrich Schlüchter und Bernhard Götte.
Seit dem Beginn unseres missionarischen
Einsatzes in Sibolga engagierte sich die               Jugendliche weiter. Erinnert sei an Frater
Kirche für die ganzheitliche Entwicklung               Amator Hems, der einem Schulorden ent-
der Menschen. So errichteten die beiden                stammt. Er gründete, nach dem Vorbild der
Kapuzinerbrüder, Heinrich Schlüchter und               Raiffeisengenossenschaft, eine Kreditunion,
Bernhard Götte, eine Art Berufsschule mit              die bis heute Kleinbauern Mikrokredite­
Wohnheim, in der Generationen von jun-                 ermöglicht. Sie fand im ganzen Gebiet
gen Indonesiern zu Schreinern und Mau-                 der Diözese Sibolga, vor allem bei den
rern ausgebildet wurden. Die beiden waren              Hausfrauen, großen Zuspruch. Das Unter-
selbst gut ausgebildete Handwerksmeister               nehmen fördert darüber hinaus mit Bil-
und legten das Hauptgewicht auf prakti-                dungsprogrammen die wirtschaftliche und
sche, nicht auf theoretische Ausbildung.               menschliche Entwicklung der Menschen, in
Neben der Schule ermöglichten sie den                  dem z.B. Dialogfähigkeit trainiert wird.

                                                                                           Indonesien    5
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Ähnlich erfolgreich waren Ordensschwes-                37 darauf hin, dass die Kirche immer schon
tern mit Haushaltskursen für Mädchen aus               das glanzvolle und geistige Erbe der Völker
dem Landesinneren, die oft nicht lesen und             und Stämme gepflegt und gefördert hat.
schreiben konnten. Koch- und Hauswirt-                 In der Nr. 119 wird festgestellt, dass die
schaftskurse kamen der Familie zugute,                 verschiedenen Musiktraditionen der Völ-
schenkten den Frauen aber auch Selbstbe-               ker im Gottesdienst Heimatrecht haben. In
wusstsein und einen gesunden Stolz, um                 diesem Zusammenhang darf man auch an
in der Ehe mitreden zu können. Damit ver-              den Kapuzinermissionar Sebastian Englert
änderte sich der vorherrschende Machismo               erinnern, der nicht direkt in Sibolga tätig
und die Würde der Frauen wurde gefördert.              war. Er hat den größten Teil seines Lebens
                                                       auf der Osterinsel verbracht und neben der
Inzwischen ist es Allgemeinwissen, dass                Missionsarbeit die Sprache und Kultur, aber
Schul- und Berufsausbildung der Weg aus                auch Fauna und Flora gewissenhaft studiert
Armut und Elend sind. Die Kirche geht                  und für die Nachwelt festgehalten, während
schon lange diesen Weg. So ist es nicht                zuvor diese Insel den europäischen Staaten
verwunderlich, dass die etwa 20 Schulen                in übelster Weise als Sklavendepot gedient
der Diözese fast immer zu den Besten ge-               hat, aber auch durch Fehler der Einheimi-
hören, genauso wie die kirchlichen Kran-               schen das Eiland zur Wüste geworden war.
kenstationen und Kliniken einen herausra-              Ähnlich hat sich auch der Kapuziner Ernst
genden Dienst tun. Glaube ist ein integraler           Alois Wilhelm für die indigenen Völker-
Bestandteil aller kirchlichen Einrichtungen            schaften Chiles als Philologe, Ethnograph
und schafft das notwendige Fundament ei-               und Naturforscher einen Namen gemacht.
nes würdigen, verantwortungsvollen und
liebevollen Lebens.                                    Was vor allem die Gesangs- und Musikkul-
                                                       tur der vielen indonesischen Völkerschaf-
Ein weiteres, wichtiges Gebiet ist das Kul-            ten angeht, ist bis heute Pater Karl-Edmund
turschaffen. Die Liturgiekonstitution des              Prier SJ der überragende Forscher und
Zweiten Vatikanischen Konzils weist in Nr.             Sammler, der aber diese Kulturen in seinem

                                                       Heute sind es oft die Missionare, die helfen, das kulturelle
Die Förderung von Mädchen und Frauen beginnt mit der   Erbe wertzuschätzen. Ein Blick ins Museum Niaserbe
Schulausbildung.                                       von P. Johannes M. Hämmerle.

6    Indonesien
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kirchenmusikalischen Institut nicht nur        Werte der Urbevölkerung verschwinden.
zugänglich macht, sondern auch versucht,       Konnte man früher den Missionaren vor-
sie durch Neukompositionen auf dem Bo-         werfen, dass sie den Menschen eine euro-
den der alten Tradition in die Zukunft zu      päisch-westliche Lebensart aufzwangen, so
führen. Dasselbe versucht mit Erfolg auch      ist die Kirche heute zur Verteidigerin der
Pater Johannes M. Hämmerle OFMCap be-          einheimischen Völker und ihrer Kultur ge-
züglich der reichen Niaskultur, die er in      worden.
jahrzehntelanger fleißiger Arbeit erforscht
und gesammelt hat und sie nun zuerst der       All diese Projekte der Kirche gelingen nur,
eigenen Bevölkerung, dann aber auch der        wenn die Protagonisten oder Frontkämp-
Weltöffentlichkeit in seinem mit viel L
                                      ­ iebe   fer, seien es Ordensleute und Priester, aber
und Sachverstand errichteten Museum            auch die Katechisten, eine gute Ausbildung
Nias­erbe zugänglich macht.                    haben und materiell und geistig unterstützt
                                               werden. Weil wir alle auf einem Planeten
Haben früher die Kolonialmächte die Na-        leben, sind wir nicht nur füreinander ver-
turvölker vielfach für ihre Bedürfnisse aus-   antwortlich. In einer globalisierten Welt
gebeutet und missbraucht, so haben heute       bekommen wir auch immer mehr zu spü-
die modernen Kommunikationsmittel eine         ren, dass, wenn ein Glied leidet, alle Glie-
ähnliche Wirkung. Sie kommen bis in den        der leiden. Zusammen können wir viel für
letzten Winkel der Erde und lassen die         unser gemeinsames Haus tun.              ■

                                                                              Indonesien   7
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25Jahre  Kinderdorf
     25 JAHRE KINDERDORF

 25 Jahre Kinderdorf San Antonio in Hiliweto / Indonesien
                      1994 – 2019

Zum 25-jährigen Kinderdorfjubiläum gab es eine Festtagstorte.

Das Kinderdorf feierte 25 Jahre seines Be-
stehens. Dank der anhaltenden Unterstüt-
zung von vielen „Kinderdorf-Freunden“
konnten die verantwortlichen Schwestern
den Kindern stets den nötigen Lebensun-                                                          rius
terhalt beschaffen und ihnen auch den                                            Libertus Safa
notwendigen Lebensraum ermöglichen, in
dem sie einerseits behütet und aufgehoben                 schen unserer näheren und weiteren Um-
sind, den sie aber durch ihr Dasein auch                  gebung dazu eingeladen oder sind zu den
mitprägen und mitgestalten.                               Leuten gegangen.
                                                          Versteigerungen, Begegnungen mit Grup-
Libertus Safarius, ein inzwischen „groß ge­               pen in anderen Pfarrgemeinden und vie-
wordenes Kinderdorfkind“ schreibt über                    lerlei musikalische Auftritte von uns waren
das Jubiläum mit seinen verschiedenen                     angesagt.
Vor­bereitungen:                                          Das erste Ziel war aber, dass wir anläss-
„Es gab einige Aktivitäten zur Vorberei-                  lich dieses Dankfestes unser Kinderdorf auf
tung. Wir wollten selbst dazu beitragen,                  Nias bekannt machen wollten und mit den
das Fest zu stemmen und haben die Men-                    Menschen beten und danken wollten.

8    Indonesien
KAPUZINER FRANZISKANERINNEN 2019 I 2020 - Deutsche Kapuzinerprovinz
Eine beachtenswerte Sache, bei der Jugendliche vom Kinderdorf sich einsetzten, war die Müllaufräumaktion auf dem
Marktgelände und den umliegenden Straßen.

Es war erstaunlich, wie sehr sie uns materi-
ell und ideell unterstützten.
Diese Besuche waren für mich spannend,
denn ich erhielt einen Einblick in andere
Orte und Gemeinden meiner Heimatinsel
und begegnete vielen Menschen und ihren
Lebensrealitäten“.

Der große Jubiläumsfesttag
war Sonntag, der 21. Juli 2019
Bischof Anicetus war eigens zu diesem An-
lass nach Nias gereist. Alle Kinderdorfbe-
wohner, Freunde und Bekannte, Nachbarn,
ehemalige Kinder, als auch Vertreter der
Öffentlichkeit sind nach Hiliweto gekom-
men, um den Festgottesdienst mitzufeiern
und sich über viele Darbietungen der Kin-
derdorfkinder, aber auch über die Beiträge                Bischof Anicetus erinnert daran, wie Sr. Ingeborg mit
vieler Gäste, zu erfreuen.                                drei Kindern aus dem Kinderheim Tetehösi 1994 in dem
                                                          neuen Kinderdorf startete.

Jubiläumsgottesdienst im Kinderdorf San Antonio.          Traditionelle Tänze wurden beim Jubiläum dargeboten.

                                                                                                Indonesien    9
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Tulus mit seinem Sohn Charles.                           Herlina mit ihrem Baby.

Vielen Kindern ist das Kinderdorf in den                 Auch 25 Jahre nach der Gründung ist das
25 Jahren zur Heimat geworden; viele sind                Kinderdorf ein notwendiger Ort. Weiterhin
inzwischen erwachsen und haben eigene                    soll es möglich sein, dass hier Kinder auf-
Familien gegründet.                                      genommen werden können, dass sie Förde-
Doch nach wie vor ist die Müttersterblich-               rung, Betreuung und Zuwendung erfahren,
keit „ein Thema“ auf Nias. Männer, die ihre              dass sie eine Heimat finden. Somit verbin-
Frauen bei der Geburt eines Kindes verloren              den wir mit herzlichem Dank für alle erhal-
haben oder auch überforderte Großmütter,                 tene Hilfe die Hoffnung, dass sich auch in
suchen im Kinderdorf einen sicheren Ort für              Zukunft Menschen hierzulande von der Not
die Babys.                                               der Kinder anrühren, ansprechen lassen. ■

Die Region Sibolga               · Franziskanerinnen / Reute

     Schwestern:      107 Schwestern, davon eine Deutsche. Dazu 14 Novizinnen und 16 Postulantinnen.
     Stationen:       16 Stationen mit sozial-caritativen und pastoralen Aufgaben:
                      • Sumatra:	Padangsidempuan, Pandan, Sibolga, Pangaribuan,
                                   Tumbajae, Nagahuta/Pematangsiantar, Medan
                      • Nias:      Gunungsitoli, Tetehösi, Hiliweto
                      • Tello
                      • Java:      Yogyakarta
                      • Flores: Nangaroro, Mataloko
     Einrichtungen:	Klinik, Polikliniken, Entbindungskliniken, Kindergärten, Kinderdorf mit Säuglings-
                     und Kleinkinderheim (Diözese), Grundschule, Schülerinnenwohnheime (Asramen),
                     Nähschulen, Bildungshaus Nagahuta.
                                                                                         Stand: 31.12. 2019

10    Indonesien
Die politische Lage in Indonesien
Im April 2019 wählte Indonesien eine neue Regierung

Mit 55 % der Stimmen gewann Joko
­Widodo, genannt „Jokowi“. Es gab keine
 allzu großen Unregelmäßigkeiten bei der
 Wahl und trotzdem wurden in den Medi-
 en heftige Auseinandersetzungen um den
 Wahlausgang geführt. Erst als im Oktober
 die Wahl vom zuständigen Gericht aner-
 kannt wurde, konnte die Regierung ihre
 Arbeit aufnehmen.

Der „alte“ neue Präsident war klug: Sei-
nen größten Gegner, der die Wahl lange
angefochten hatte, wurde mit guten Wor-
ten und gewinnendem asiatischen Lächeln       Joko Widodo, Präsident der Republik Indonesien und
zum Verteidigungsminister ernannt. Damit      sein Stellvertreter. In der Mitte das Staatswappen.
hat er ein wichtiges Ministerium mit einem
der größten Einzeletats innerhalb der Re-
gierung.
                                              Durch Ernennung eines Finanzfachmannes
Die Wirtschaft braucht ausländische In-       zu seinem Stellvertreter, der ursprünglich
vestoren. Diese fürchten nichts mehr als      ein hohes Amt innerhalb der Muslime in-
Korruption und eine instabile Lage. In der    nehatte und ebenfalls sehr ehrlich und
Vergangenheit bedienten sich viele Poli-      transparent ist, sind die Voraussetzungen
tiker mit dem gesamten Familienclan oft       für Investoren gut.
schamlos am Reichtum des Landes. Dazu
sorgten sie mit Schlägertrupps oftmals für    Die großen Städte scheinen derzeit beruhigt.
Unruhen, um ihre Interessen durchzuset-       Auf den weiter entfernten Inseln brodelt es
zen.                                          immer wieder, da die „Unruhen in Indone-
                                              sien leicht zu entzünden“ sind. Religiöse
Jokowi bemüht sich um ein Klima, das der      Intoleranz, eigentlich untypisch für Indo-
Bevölkerung und den Investoren hilft. Er      nesien, wird mit Geld und Manipulation
hat seinen Freund, und einstigen Gouver-      geschürt. Die Mächtigen hoffen, dass die
neur der Hauptstadt Jakarta, zum Präsiden-    Menschen, wenn sie um Religion streiten,
ten der staatlichen Gas- und Ölförderungs-    die Korruption übersehen. Wo es Armut
gesellschaft Pertamina ernannt. Der Christ    gibt, sind viele käuflich und manipulierbar.
Ahok ist ein Mann, der mit Mut, Klugheit
und ungewöhnlicher Ehrlichkeit die Ein-       Als im Mai 2019 die offiziellen Wahlergeb-
nahmen des Staates verwaltet und im Inter-    nisse verkündet wurden, rief der Präsident
net für Transparenz der Staatsgelder sorgt.   die Menschen zu Dankbarkeit und Zufrie-
Wiederholt hat er die Ölpreise gesenkt und    denheit auf: „Wir haben die Pflicht, dem
gewinnt dadurch nun erneut großen Rück-       Allmächtigen für seinen Segen und Schutz
halt im Volk.                                 für unser Volk zu danken.“             ■

                                                                                    Indonesien      11
Missionarinnen auf Zeit im Kinderdorf

Laura und Johanna mit ihrer Begleiterin Sr. Veronika.   Johanna mit kleinem Kind im großen Laufstall.

Seit August 2019 sind Johanna Wahl und                  liebenswürdigen Schwestern bei. Hier als
Laura Keller als „Missionarinnen auf Zeit“              Ordensfrau tätig zu sein heißt mit Sicher-
im Kinderdorf Hiliweto/Nias im Einsatz.                 heit, Mutter vieler Kinder zu werden.
Sie berichten über ihre Erfahrungen:
                                                        Zumindest die Hausgemeinschaft St. Matias,
Johanna erzählt aus ihrer ersten Zeit, in der           in der ich seit September arbeite, fühlt sich
sie zunächst im Babyhaus, später in einer               für mich sehr nach Familie und Zuhause
Kinderdorffamilie eingesetzt war:                       an. Die Kinder leben hier immer zusammen
Die Tätigkeit bei Kleinkindern und Babys                mit einer Kakak (ältere Schwester), die ge-
kann man sich so vorstellen: Kinderbetreu-              meinsam mit einer Ordensfrau die Mutter-
ung, füttern, wickeln, waschen und alles,               rolle übernimmt und sich um die kleine-
was eben drum herum ansteht. Die Arbeit                 ren Kinder kümmert. In meinem jetzigen
mit den 17 Kleinen hat mir unglaublich                  Haus leben Suri, eine sehr nette Zwanzig-
viel Spaß gemacht und vor allem die Fort-               jährige, Schwester Irene, neun Kinder zwi-
schritte beim Krabbeln und Liegen zu be-                schen 4 und 15 Jahren und jetzt auch ich.
obachten, fand ich sehr spannend. Wobei                 Mich beeindruckt, dass die Kinder überaus
ich mich wahrscheinlich mehr als die Kin-               hilfsbereit sind. Das zeigt sich vor allem im
der selbst gefreut habe. Bald mussten wir               Haushalt, der bei neun Jungen und Mäd-
uns von einem der Kinder verabschieden.                 chen und ohne Waschmaschine viel Zeit in
Kristof konnte endlich wieder zu seinen                 Anspruch nimmt. Selbst die zwei kleinen
Eltern nach Hause. Das Kinderdorf steht                 Jungs Joshua und Elman sind sehr auf-
nicht nur elternlosen Kindern offen, son-               geweckt und immer motiviert. Zu meiner
dern auch Kindern, deren Familien es ge-                Freude gefallen den Kindern viele Dinge,
rade nicht mehr möglich ist, sie zu versor-             die auch mir damals schon großen Spaß
gen. Das können finanzielle Gründe sein,                gemacht haben. Das heißt lesen, malen,
aber auch zum Beispiel, wenn ein Elternteil             Musik machen, aber auch Badminton spie-
nicht mehr da ist. Trotz der Trennung von               len, kicken auf dem eigenen Sportplatz
ihren Eltern, scheinen die Kinder hier aber             oder als Ninja auf geheimer Mission hinter
glücklich zu sein. Dazu tragen, meiner Mei-             Suri und mir durch die Küche schleichen.
nung nach, neben den sympathischen Mit-                 Suri ist eine super Köchin und auch wenn
arbeiterinnen und Mitarbeitern, auch die                es hier immer Reis gibt, schafft sie es, dem

12    Indonesien
Trotz vielen Kindern und viel Wäsche
ist Sr. Odilia fröhlich gestimmt.    Laura mit Kind.                 Liebevolle Zuwendung.

Essen das gewisse Etwas zu verleihen. Ne-              meine Nachmittage meistens mit Spielen
ben der Mithilfe im Haushalt gebe ich drei             oder Lernen verbracht habe. Die Kinder
Mal die Woche Geigenunterricht, und zeige              hier lernen stattdessen nach dem Abendes-
den Kindern Fechten und andere Dinge.                  sen noch über eine Stunde.
Auch Laura war in der ersten Zeit bei den              Obwohl der Tag sehr durchstrukturiert ist
kleinen Kindern eingesetzt und erzählt da-             und wenig freie Zeit zum Spielen bleibt,
von, dass sie die meiste Zeit bei den Kin-             scheint es den Kindern an nichts zu feh-
dern verbringt.                                        len und sie sind glücklich, ein Zuhause
Wenn diese aber schlafen, heißt es Wäsche              zu haben. Aber es gibt auch Momente, in
versorgen. Man merkt vor allem bei der                 denen man sieht, dass hier jeder mit einer
Kleidung, dass sie meist bis zum Ende und              Geschichte kommt. Das ist der schwierigere
auch mit Löchern oder Flecken getragen                 Teil an meiner Arbeit. Ich will den Kindern
wird. Der Tagesablauf ist sehr regelmäßig,             eine Stütze sein, eine Vertrauensperson,
wobei Sr. Odilia versucht, Abwechslung in              zu der sie immer kommen können und
den Alltag zu bringen. Nachmittags ge-                 mit der sie über alles reden können. Dabei
hen wir zum Beispiel mit den Kindern, die              hilft manchmal schon eine einfache Umar-
schon laufen können, nach draußen. Wenn                mung. Gerade am Anfang war das für mich
es morgens nicht regnet oder zu heiß ist,              sehr schwierig, aber je länger ich die Kin-
essen wir auch mit den Kindern auf der                 der kenne und mit ihnen zusammen bin,
Terrasse Nudeln. Das ist immer ein riesen              weiß ich besser, wie ich reagieren muss.
Spaß! Denn meist landen die Nudeln nicht               In der ersten Woche erzählte mir ein Mäd-
im Mund, sondern auf dem Boden, im Ge-                 chen beim Kochen, dass ihre Eltern und ihr
sicht oder an sonstigen Körperstellen.                 kleiner Bruder tot sind. In diesem Moment
                                                       konnte ich es zunächst nicht verstehen, wie
Ein halbes Jahr später teilt Laura weitere             ich diese Info mit einem solch fröhlichen
Erfahrungen mit: Ich finde es jeden Tag                Kind in Verbindung bringen soll. Und dann
aufs Neue beeindruckend, wie viel die Kin-             vertraut mir dieses Mädchen weiter an,
der im Haushalt helfen. Wenn ich an meine              dass sie ihre Mama vermisst. Wie reagiert
Schulzeit zurückdenke, muss ich mir ehr-               man in einem solchen Moment? Ich habe
lich eingestehen, dass ich nicht annähernd             sie einfach lange umarmt, bis wieder ein
so viel zu Hause geholfen habe, sondern                Lächeln auf ihrem Gesicht war.

                                                                                        Indonesien   13
Kirche und Glaube                                Neue Leitung für Indonesien
Laura erlebt es so: Ich bin mit dem Leitspruch
„Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten“ nach
Indonesien ausgesandt worden. Den Aspekt
„Mitbeten“ habe ich vor allem in Pandan er-
lebt, wo wir immer bei den täglichen Gebe-
ten der Schwestern dabei waren. Aber auch
im ­Kinderdorf spielt der Glaube eine große
Rolle. Es ist faszinierend, zu sehen, wie
intensiv der Glaube hier gelebt wird. Das
merkt man meiner Meinung nach am meis-
ten daran, wie oft Gottesdienst gefeiert
wird. Wir haben hier vier Mal in der Woche
Messe und zwei Mal Rosenkranz, bei denen
                                                 Die im September 2019 neu gewählte Leitung in
fast immer alle Kinder dabei sind. Bei der
                                                 Indonesien sieht sich vor großen Herausforderungen.
Sonntagsmesse ist dann noch die restliche
Gemeinde mit dabei.
                                                 Beim 15. Regionalkapitel der Franziskaner­
Johanna ergänzt: Der Glaube ist im Kinder­-
                                                 innen von Reute, im indonesischen Pandan,
dorf überall präsent. Die Selbstverständ­
                                                 wurde im September 2019 eine neue Lei-
lichkeit, mit der er im Alltag dazugehört,
                                                 tung für die Region Sibolga gewählt.
beeindruckt mich. In den Gottesdiensten
sieht man fast mehr junge als alte Men-
                                                 Regionaloberin wurde Sr. M Yosefin Naing-
schen und die Treffen der katholischen
                                                 golan; sie war zuvor die Verantwortliche
Jugend sorgen dafür, dass die Kirche nicht
                                                 des Yayasan, des Trägervereins für alle so-
nur ein Kontaktpunkt mit Gott ist.
                                                 zialen Aufgaben der Gemeinschaft.
Wir wünschen den beiden jungen Frauen            Ihre Vikarin ist Sr. M Hermin Situmorang,
weiterhin eine gute Zeit im Einsatz für die      sie war bisher Noviziatsleiterin.
Kinder und noch viele gute Erfahrungen           Weitere Regionalrätinnen sind Sr. M. Karla
als Bereicherung für ihr eigenes Leben. ■        Manaö; sie ist Krankenschwester und Heb-
                                                 amme in der Poli- und Entbindungsklinik in
                                                 Tetehösi/ Nias, Sr. M. Dominika Nababan;
                                                 sie arbeitet im Dienst der Diözese ­Sibolga
                                                 und ist dort vor allem die Ansprechpart-
                                                 nerin für das päpstliche Missionswerk
                                                 der Glaubensverbreitung. Sr. M. Roberta
                                                 Zalukuh ist Schulleiterin in der Diözesan-
                                                 schule in Padangsidempuan.

                                                 In der stetig wachsenden Ordensgemein-
                                                 schaft sehen sich die Schwestern der Re­
                                                 gio­
                                                    nalleitung vor großen Aufgaben und
                                                 Heraus­forderungen.
                                                 Unter dem Leitwort „Freudig unterwegs mit
                                                 Christus“ machten sie sich mutig und ver-
Johanna mit größeren Kindern.                    trauensvoll auf den Weg in die Zukunft. ■

14   Indonesien
Missionshilfswerk
MISSIONSHILFSWERK DER KAPUZINER

Das „Missionshilfswerk der Kapuziner“        Im täglichen Gebet und in der Feier der
wurde zur Unterstützung der weltweiten       Eucharistie empfehlen wir Kapuziner Ihre
missionarischen Arbeit der Kapuziner ge-     Anliegen und die Verstorbenen der Barm-
gründet. Die Beiträge der Mitglieder sind    herzigkeit Got­tes. Auf diese Weise wollen
die finanzielle Grundlage unserer Arbeit.    wir für Ihre Hilfe danken.
Mission ist Weitergabe des Glaubens. Dies
bedeutet einerseits den Aufbau einer ein-    Sie können auch Spenden geben…
heimischen Kirche unter Einbeziehung der
                                             • f ür die Ausbildung und den Unterhalt
vorhandenen Kultur und Traditionen und
                                               eines Katechisten: monatlich 100 Euro.
andererseits die Solidarität mit den Armen
                                             • f ür die Ausbildung eines Priesters und
und Entrechteten. Aus dem Glauben heraus
                                               eines Kapuziners: monatlich 50 Euro.
wird Nächstenliebe konkret: es werden
                                             • f ür die Ausbildung von Schülerinnen
Krankenhäuser, Schulen und Behinderten­
                                               und Schülern in unseren Internaten und
heime errichtet, Landwirtschafts- und Men­
                                               Hauswirtschaftsschulen: monatl. 30 Euro.
schenrechts­projekte werden gefördert…
                                             • f ür dringende Soforthilfemaßnahmen
Wir Kapuziner der Deutschen Provinz            und soziale Notfälle.
sind besonders der Kirche in Indonesien,     • f ür den Unterhalt der Priester in Form
Mexiko, Albanien und Chile verpflichtet.       von Messstipendien: mindestens 5 Euro.

                                             Sollten Sie den Wunsch haben…
Aufnahme in das Missionshilfswerk
                                             … unsere Arbeit durch eine Erbschaft zu
Wenn Sie Mitglied im Missionshilfswerk
                                             unterstützen, melden Sie sich bitte beim
wer­den möchten, können Sie sich an das
                                             Missionssekretariat der Kapuziner in Bad
Missionssekretariat der Kapuziner in Bad
                                             Waldsee (Kloster Reute).
Waldsee (Kloster Reute) oder an ein Kapu­
zinerkloster wenden. Die Mitgliedschaft
vermitteln außerdem Förderinnen und För-
derer in vielen Gemeinden Deutschlands.        Weitere Informationen:
Der Jahresbeitrag beträgt 5 Euro.
                                               Missionssekretariat der Kapuziner
                                               Klostergasse 6
Hilfe für Menschen statt Kranzspende           88339 Bad Waldsee
Wenn Sie beim Tod von Verwandten oder Be-
                                               Tel.    0 75 24 -708 333
kannten den Angehörigen Ihre Anteilnahme
                                               E-Mail: kapuzinermission@kapuziner.org
ausdrücken möchten, können Sie statt eines
                                               Konto: DKM Darlehnskasse Münster eG
Kranzes auch eine Spende für unsere Missi-
                                                       IBAN: DE75 4006 0265 0003 2141 00
onsarbeit geben (mindes­tens 20 Euro). Sie
                                                       BIC: GENODEM1DKM
erhalten von uns eine Kondolenzkarte, die
Sie den Hinterbliebenen zusenden können.

                                                                        Missionshilfswerk   15
..
                      GEBURTSTAGE • JUBILAEN
                     Geburtstage ·Jubiläen

                          P. Juan Bauer seit 50 Jahren Priester

                              Am 29. Juni 1969 wurde       mission nach Chile. 2019 feierte er in seiner
                              P. Juan Bauer zum Priester   Heimat das goldene Priesterjubiläum.
                              geweiht. Fünf Jahre später   Im Abschnitt über Chile lesen Sie mehr über den
                               ging er in die Araukaner-   Jubilar.

                                                           galt er als Spätberufener. 1955 legte er die ein-
                         Bischof Sixtus
                                                           fache Profess ab. Nach dem Studium folgte am
                         Parzinger feiert                  29. Juni 1960 die Priesterweihe in Freising, die
                          Doppeljubiläum                   er gemeinsam mit seinem leiblichen Bruder An-
                                                           ton empfing. Keine fünf Jahre später brach er
                           2020 feiert Bischof Sixtus      nach Chile auf, wo er zunächst als Spiritual und
                           Parzinger das eiserne Or-       Pfarrseelsorger tätig war. U. a. engagierte er sich
                            dens- und das diamantene       für die Lehrer, die aus der Missionsarbeit der
                            Priesterjubiläum. Geboren      Kapuziner hervorgegangen sind. Am 15. März
                        in Tirol, wuchs er im Kreis        1978 wurde er in Villarica zum Bischof geweiht.
      Laufen in Oberbayern auf. Nach dem Abitur trat       Das damalige Apostolische Vikariat wurde 2002
      er 23-jährig in den Kapuzinerorden ein. Damals       zur Diözese erhoben.

16   Geburtstage · Jubiläen
Ein Leben lang heimatverbunden
                            				                – Dr. Stephan Bago
                                                          medizinisch geholfen, jetzt jedoch wollte er
                                                          mehr tun. Auf Anraten von guten Freun-
                                                          den und Nachbarn gründete er den Verein
                                 HUT AB !                 „Freundeskreis Indonesienhilfe“. Auf der ei-
                                                          nen Seite um Spenden zu bündeln und Hilfe
                                                          unbürokratisch nach Indonesien zu bringen,
                                                          auf der anderen Seite um Spendenbeschei-
                                                          nigungen ausstellen zu können. Mit den
Mit Hilfe der Kapuziner von Münster hat-                  zahlreichen und oft großzügigen Spenden,
te der damals 24-jährige Indonesier, Dr.                  welche zu 100% in Indonesien ankommen,
Stephan Bago, ein Wagnis auf sich ge-                     werden Schüler, Studenten und Familien un-
nommen und war 1966 nach Deutschland                      terstützt sowie medizinische Hilfe finanziert.
gekommen, um dort Medizin zu studieren.                   Bei seinen jährlichen Reisen, immer in Be-
Anfangs hätte sich Dr. Bago sicherlich nicht              gleitung von Kollegen und Helfern, kann
vorstellen können in Deutschland Wurzeln                  sich Dr. Bago Gott sei Dank auf die große
zu schlagen. Über Umwege jedoch fand er                   Hilfe der Franziskanerinnen von Reute ver-
hier seine Frau und gründete eine Familie,                lassen. Angefangen vom regen Austausch
um sich schließlich in Oberschwaben als                   mit der Missionsprokur in Reute, der Hilfe der
Orthopäde niederzulassen und die deutsche                 Schwestern in Indonesien selbst bis hin zur
Staatsbürgerschaft anzunehmen.                            stets allumfassenden Fürsorge von Schwes-
Seine alte Heimat und seine Heimatinsel                   ter Ingeborg Meroth direkt in der Schwes-
­Pulau Tello hat er trotzdem nie vergessen.               ternstation St. Raphael, Pulau Tello. Mit die-
 Als 2004 der Tsunami Indonesien verwüs-                  sem Fels als Anker kann Dr. Bago hoffentlich
 tete, beschloss Dr. Bago etwas zurückzuge-               noch viele Jahre in Indonesien karitativ und
 ben. Zuvor hatte er auf seinen Heimatreisen              medizinisch tätig sein!

                                                          Von Seiten der Franziskanerinnen von Reute
                                                          ein ganz großes Vergelts Gott an Dr. Bago
                                                          samt Familie für diese Verbundenheit über
                                                          Jahrzehnte hinweg, für seine unendlich
                                                          große Hilfsbereitschaft! Und wir teilen den
                                                          Wunsch, dass das „bewährte Team“ in der
Dr. Stephan Bago mit seinem Sohn, ebenfalls Arzt, im OP   Klinik auf Tello noch lange für viele Kranke
von Tello.                                                ein Segen sein kann.                     ■

                                                                                             Hut ab   17
Albanien
                Albanien
                   Albanien
                Kirche aus lebendigen Steinen
                25 Jahre Missionsstation in Fushë-Arrëz / Albanien

                Seit über 10 Jahren arbeitet Br. Andreas Waltermann in Fushë-­
                Arrëz, Albanien. Die Missionsstation selbst feiert in diesem Jahr
                bereits ihr 25-jähriges Bestehen.

Am 26. April 1995 kamen die beiden               Bedingungen Zwangsarbeit leisten musste.
deutschen Franziskanerinnen Sr. Gratias          Papst Franziskus hat ihn 2016 zum Kardi-
Ruf und Sr. Bernadette Ebenhoch in               nal erhoben.
die heruntergekommene kommunistische             Die Schwestern begannen mit Kinder- und
Ar­beiterstadt im Nordosten Albaniens.           Jugendarbeit und gaben Religionsunter-
Br. Andreas berichtet zum Jubiläum über          richt. Von Anfang an organisierten sie
das Wirken der Kirche an diesem Ort und          Lebensmittel, Bekleidung, Matratzen und
                                                 ­
blickt in die Zukunft.                           andere soziale Hilfen. Mit Unterstützung
                                                 aus Italien konnte die jetzige Missionssta­
Fushë-Arrëz entstand 1953 auf dem Reiß-          tion gebaut werden. Ein integrativer Kin-
brett. Hier sollten Menschen aus den um-         dergarten folgte.
liegenden Dörfern Arbeit finden. Damals          Nachdem sich das kirchliche Leben in Fushë-­
hatte das Städtchen ca. 9.500 Einwohner.         Arrëz etabliert hatte, konnte 2005 die
Eine Kirche war nicht geplant. Im stali-         Pfarr­kirche St. Josef eingeweiht werden.
nistischen Albanien sollte eine Stadt ohne       Sie überragt heute mit ihren beiden Türmen
Gott entstehen. Fushë-Arrëz und die um-          die schäbigen Wohnblocks der Stadt. Die
liegenden Dörfer sind bis heute sehr arm         Kirchengemeinde ist lebendig. Es gibt v­ iele
und fast niemand wollte freiwillig dorthin       Ministranten und Lektoren, einen Chor,
gehen. Nur die deutschen Schwestern, die         über 20 Katechisten und weitere Helfer.
der Einladung des Bischofs folgten. Unter-       Am 18. Oktober 2008 kam ich als Kapu-
stützt wurden sie in der Anfangszeit von         ziner und Priester nach Fushë-Arrëz. Der
Don Ernest Troshani, einem albanischen           Pfarrei wurden bald weitere Gemeinden
Priester, der fast dreißig Jahre im Straflager   hinzugefügt. Zum Pfarrgebiet mit einem
der Kommunisten unter unmenschlichen             Durchmesser von 70 Kilometern gehören

18   Albanien
Nicht alle Dörfer haben ein Gotteshaus, trotzdem ist die Kirche lebendig.

heute neben der Kleinstadt Fushë-Arrëz 22                   4.500 Katholiken. Die Infrastruktur, wie z. B.
arme Bergdörfer. In den kleinen Dörfern                     Straßen, Bewässerungskanäle und Strom-
sind wir zweimal monatlich mit Katechese                    versorgung, verschlechtert sich immer mehr.
und einmal im Monat mit einer Eucharis-                     In den meisten Dörfern gibt es keine Schule
tiefeier präsent, in Breg und Kreyezi feiern                und keinen Laden. Der Staat investiert fast
wir alle 14 Tage Gottesdienst und in der                    nichts in die Bergregion um Fushë-Arrëz,
Hauptpfarrei Fushë-Arrëz jeden Sonntag.                     die als die ärmste in Albanien gilt. Dafür ist
Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit be­                die Korruption allgegenwärtig.
wirken gerade einen erneuten Umbruch                        Für die meisten Menschen ist die Kirche
im Leben unserer Region. Viele Bewohner                     der einzige Hoffnungsträger. Wenn etwa
ziehen weg, die Dörfer entvölkern sich zu-                  in einem Dorf ein Haus abbrennt und die
sehends, es gibt immer weniger Kinder und                   Kommune nicht mehr als eine symbolische
es werden kaum noch Familien gegründet.                     Spende anbietet. Wenn jemand ins Kranken-
Oft bleiben nur die Alten, Behinderten und                  haus muss und die Sozialhilfe nicht einmal
Menschen, die zu arm sind zum Umziehen.                     für den Krankentransport nach Puka reicht.
Jugendliche sehen in ihrer Heimat kaum                      Wenn ein begabter Schüler kein Abitur ma-
noch eine Chance. In den letzten 15 Jah-                    chen kann, weil die Eltern zu arm sind.
ren ist die Bevölkerung in Fushë-Arrëz um                   Seit Jahren unterstützen uns sehr viele
mehr als 6.000 Menschen geschrumpft.                        Einzelpersonen, Pfarrgemeinden, Vereine
In unserem großen Pfarrgebiet leben jetzt                   und Gruppen aus Deutschland und Öster-

Männer tragen Dachlatten nach       Mit seinem Schweineprojekt unter­stützt   Lebensmittelspenden werden verteilt.
Hause und machen die Häuser         Br. Andreas Familien.
winterfest.

                                                                                                  Albanien    19
reich. Nur deshalb können wir Menschen                 vergessenen Bergregion in den nächsten
in Notsituationen unterstützen. Wir bauen              Jahren aussehen? Seit September bieten
Häuser, reparieren Dächer, zahlen Aus-                 wir für mehrere Dörfer gemeinsamen Re-
bildungshilfen, helfen beim Transport ins              ligionsunterricht an. Das wird auf Dauer
Krankenhaus. Ich bin sehr dankbar für die              auch bei den Gottesdiensten geschehen.
vielen Menschen, die unsere Arbeit hier                Dafür wollen wir die Arbeit mit jungen Fa-
mittragen.                                             milien und mit Erwachsenen verstärken.
Seit 2016 leben nur Sr. Gratias und ich dauer­         In Zukunft werden wir immer mehr auf
haft auf der Missionsstation. Zwischenzeit-            die Zusammenarbeit mit Laien angewiesen
lich war auch Br. Jens Kusenberg aus der               sein. Da ist unser Bistum mit den derzeit
deutschen Kapuzinerprovinz acht Monate                 15 hauptamtlichen Pastoralassistenten auf
lang hier. Sr. Gratias ist bei guter Gesund-           einem guten Weg. Mit einem von ihnen,
heit, aber mittlerweile 78 Jahre alt und ich           Franc Doda, arbeite ich täglich eng zusam-
bin 62. Wir halten seit über einem Jahr                men.
er­folglos Ausschau nach einer anderen                 Am 26. April 2020 begehen wir die Grün-
fran­ziskanischen Schwesterngemeinschaft.              dung der Missionsstation vor 25 Jahren
Von­seiten der Kapuziner verstärkt Br. Chris-          und damit den Wiederbeginn kirchlichen
tian Albert pünktlich zum Silberjubiläum               Lebens nach der Zeit des brutalen Kom-
der Missionsstation unsere Präsenz.                    munismus in Albanien. Das ist ein Grund
Wie können wir in Zukunft Menschen für                 zu feiern und zu danken: Gott, dem Geber
ein Leben als Christen und für den Glauben             alles Guten, der uns Menschen mit seinem
an Gott und seine Liebe gewinnen? Welche               missionarischen Geist bewegt, und den vie-
Veränderungen sind notwendig, um das re-               len Menschen, die uns mit ihrem Gebet und
ligiöse Leben bei aller Schwere des Alltags            ihrer Solidarität begleiten und unterstüt-
zu fördern? Wie wird die Pastoral in dieser            zen. Gehen wir mutig in die Zukunft. ■

Wohncontainer für Erdbebenopfer

Vom Erdbeben zerstörte Häuser.   Wohncontainer für Erdbebenopfer.     In der neuen Bleibe.

Es war das schwerste Erdbeben in Albanien              Arbeit der Ordensschwestern Christina und
seit Jahrzehnten, das am 26. November                  Michaela unterstützt, die sich in den Dör­-
2019 den kleinen Balkanstaat mit einer                 fern bei Thumane um obdachlos gewor­de­­ne
Stärke von 6,4 getroffen hatte. Es gab ca.             Familien kümmerten. Verbands­material und
50 Todesopfer, viele Verletzte und Schäden             Medikamente hatte Br. Andreas bereits un-
an zahlreichen Häusern. Bruder Andreas                 mittelbar nach dem Beben in die Unglücks-
Waltermann hat mit Spendengeldern fünf                 region geschickt. Allen Spenderinnen und
Wohncontainer angeschafft und damit die                Spendern ein herzliches Dankeschön.     ■

20   Albanien
Br. Christian Albert geht nach Albanien                     schaft. In Münster absolvierte er eine zu-
                                                            sätzliche Ausbildung zum Koch, bevor er
Sobald die Corona-Krise es erlaubt, wird                    nach Stühlingen (Südschwarzwald) kam.
Br. Christian Albert zum missionarischen                    Ein Auslandsjahr führte ihn ins lateiname-
Dienst nach Albanien aufbrechen. Der                        rikanische Peru. Dort arbeitete er in Lima
34-jährige Ordensmann entschied sich                        in einem Kinderheim. 2018 startete Bru-
nach einer Ausbildung zum Bankkauf-                         der Christian das Projekt podkap, um vor
mann 2008 für ein Leben als Kapuziner. Im                   allem junge Menschen am Glauben und
                                                            ­
Orden war er an verschiedenen Stationen,                    Leben der Kapuziner teilhaben zu lassen.
u. a. in Brig in der Schweiz, in Salzburg                   In Zukunft wird er hoffentlich regelmäßig
und Münster. Kochen ist seine Leiden-                       aus Albanien berichten.                 ■

                      Nachrichten
   NACHRICHTEN AUS DEUTSCHLAND

Neue Provinzleitung                                         mit Sitz in Rom. Ebenfalls in den Provinz-
Die deutschen Kapuziner haben auf ihrem                     rat wurden gewählt: Br. Bernd Beermann,
Provinzkapitel, Anfang Juni 2019 im Klos-                   Br. Norbert Schlenker und Br. Stefan Wal-
ter Reute, Br. Christophorus Goedereis zum                  ser. Br. Bernd war in Genf bei Franciscans
neuen Provinzial gewählt. Er hatte dieses                   International für Umweltfragen zuständig,
Amt bereits von 2004 – 2013 inne. Sein                      danach im Generalat der Kapuziner für
Stellvertreter, Br. Helmut Rakowski, war                    den Bereich Gerechtigkeit, Frieden und
von 1991 – 1999 Seelsorger in der Indioge­                  Bewahrung der Schöpfung. Br. Norbert
meinde San Mateo Peñasco in Südmexiko.                      ist der stellvertretende Wallfahrtsleiter
Nach seiner Rückkehr war er zunächst Mis-                   von Deutschlands größtem Wallfahrtsort
sionssekretär in Münster und dann von                       Altötting und Br. Stefan setzt sich neben
2003 – 2013 Generalsekretär für die mis-                    der theologischen Lehrtätigkeit u. a. für die
sionarische Arbeit der Kapuziner weltweit                   ­Berufungspastoral ein.                   ■

Die neue Leitung der Deutschen Kapuziner (v.l.n.r.): Br. Norbert Schlenker, Br. Helmut Rakowski, Br. Pio Murat
(Generalrat), Br. Christophorus Goedereis, Br. Bernd Beermann, Br. Stefan Walser.

                                                                                                  Deutschland    21
Nachrichten
     NACHRICHTEN AUS DEUTSCHLAND

UN-Auszeichnung                               Br. Jeremias unterstützt Kapuziner-
für Klostergarten Münster                     gemeinschaft am Jakobsweg
„Dieser Garten ist ein Geschenk“, sagte
Bundesumweltministerin Svenja Schulze,
die am 2. Februar 2020 die Auszeichnung
der UN-Dekade für biologische Vielfalt für
den Klostergarten der Kapuziner in Münster
verlieh. Neben mehr als 150 verschiedenen
Kräutern finden auf der 1,5 Hektar großen
Fläche auch alte, regionale und inzwischen
selten gewordene Obstsorten ihren Platz.
Außerdem gibt es bienenfreundliche Wie-
sen, Nisthilfen für Vögel, Totholzecken für
Insekten, Igel und andere Kleintiere. Bis     Br. Jeremias Borgards wird in Zukunft in
heute werden Menschen mit körperlichen        der europäischen Kapuzinergemeinschaft
oder geistigen Einschränkungen in die         in León / Spanien leben. Die Brüder aus
Gartenpflege miteinbezogen. Zudem wer-        verschiedenen Ländern kümmern sich am
den Kinder, Jugendliche und Erwachsene        Jakobsweg um Pilger und begleiten ver-
für einen wertschätzenden Umgang mit der      schiedene soziale Projekte.
Natur sensibilisiert und ökologisches Wis-    Der gebürtige Oberhausener war seit 2013
sen vermittelt.                         ■    in Altötting tätig, zunächst in der Beru-
                                              fungspastoral, dann als Wallfahrtsseelsor-
                                              ger. Besonders engagierte sich der gelernte
                                              Krankenpfleger für Geflüchtete und beglei-
                                              tete junge Menschen, die bei den Kapuzi-
                                              nern Kirchenasyl gefunden hatten.       ■

                                              Missionare auf Heimaturlaub
                                              Im Sommer 2019 waren mehrere Missio-
                                              nare zum Heimatbesuch in Deutschland.
                                              Br. Martinian Grützner und P. Theophil
                                              Odenthal kamen aus Indonesien. P. Juan
                                              Bauer aus Chile feierte in der Heimat sein
                                              goldenes Priesterjubiläum. Wir gratulieren
                                              von Herzen und wünschen allen Missiona-
                                              ren Gottes Kraft und Segen.             ■
Bundesumweltministerin mit Bruder Bernd
bei der Besichtigung des Klostergartens.

22   Deutschland
Berufungen
BERUFUNGEN IN INDONESIEN & DEUTSCHLAND

Nias / Indonesien                                       seinem Schweizer Mitbruder Pascal Mettler
Drei Kapuziner und ein Weltpriester wur-                die zeitlichen Ordensgelübde ab. 150 Fest-
den am 14. Mai 2019 in Gunung Sitoli                    gäste aus dem gesamten deutschsprachigen
(Nias) zum Priester geweiht.                            Raum kamen in die gut gefüllte Kapuzi­
Ende Juni 2019 begannen 12 junge Män-                   nerkirche, zahlreiche weitere verfolgten die
ner ihr Postulat ebenfalls in Gunung Si-                Feier via YouTube-Livestream. Die Brüder
toli. Knapp drei Wochen danach mussten                  Julian und Pascal studieren seit Oktober
bereits zwei von ihnen wegen einer Hepa-                2019 in Münster Theologie. Br. Andreas
titiserkrankung nach Hause zurückkehren.                Mayer aus Österreich gehört auch zur Juni-
Gelbsucht ist aufgrund der hygienischen                 oratsgemeinschaft.
Verhältnisse auf Nias noch weit verbreitet.             Am 21. September 2019 wurde am Grün-
Erst im Kloster wurde die Krankheit erkannt             dungsort der Kapuziner in Camerino/ Ita-
und kann nun behandelt werden. Ebenfalls                lien Br. Michael Masseo Maldacker einge-
in Gunung Sitoli wurden im Juli 2019 sie-               kleidet. Mit ihm absolviert zum ersten Mal
ben neue Novizen eingekleidet. Mit ihnen                ein Ordenskandidat aus Deutschland sein
wurde das erste Noviziat auf Nias eröffnet.             Noviziatsjahr außerhalb des deutschsprachi-
                                                        gen Raumes. Das internationale Noviziat in
Sibolga / Indonesien                                    Camerino ist ein wichtiger Schritt beim Zu-
                                                        sammenwachsen des Ordens in Europa.
Am 20. Juli 2019 legten vier Mitbrüder ihre
                                                        Am 28. September band sich Br. Jens Ku-
feier­liche Profess in Sipea-pea ab, im August
                                                        senberg in Münster mit den ewigen Gelüb-
banden sich 14 Novizen mit zeitlichen Gelüb-
                                                        den für immer an die Kapuziner. Br. Jens
den für drei Jahre an den Orden. Im Herbst
                                                        stammt aus Oberhausen und hatte vor sei-
wurden mehrere Brüder zu Diakonen geweiht.
                                                        nem Ordenseintritt ein Lehramtsstudium
                                                        abgeschlossen. Nach der Diakonenweihe
Deutschland                                             am 12. Oktober begann für ihn ein Pasto-
Am 7. September 2019 legte im Noviziats-                ralpraktikum in Frankfurt.
kloster Salzburg Br. Julian Kendziora (24)              Ebenfalls in Münster nahm zum Franziskus-
aus Dorsten bei Münster gemeinsam mit                   fest Provinzial Br. Christophorus Goede­reis
                                                                              drei junge Männer
                                                                              ins Postulat der Deut-
                                                                              schen Kapuzinerpro-
                                                                              vinz auf. In diesem
                                                                              ersten Ausbildungs-
                                                                              jahr lernen die Kan-
                                                                              didaten verschiedene
                                                                              Klöster kennen und
                                                                              er­halten eine erste
                                                                              Einführung ins Or-
                                                                              densleben.         ■
Br. Jens bei seiner ewigen Profess    Postulatsaufnahme 2019 in Münster.
in der Kapuzinerkirche Münster.

                                                                           Indonesien I Deutschland   23
Chile
              Chile
                Chile
             Zwischen Mut und Staunen
             Zum goldenen Priesterjubiläum des Chilemissionars Juan Bauer
             Am 29. Juni 1969 wurde P. Juan Bauer zum Priester geweiht.
             Fünf Jahre später ging er in die Araukanermission nach Chile. Im
             ­vergangenen Sommer hielt P. Othmar Noggler die Festpredigt bei
             dessen goldenem Priesterjubiläum. Wir zitieren daraus:

Als P. Juan vor 45 Jahren in die Mission         eine Berufung zum Kapuziner wurde mit-
nach Araukanien/Chile ging, wusste er sich      getragen. Dafür musste der Volksschüler
der ursprünglichen Bevölkerung des Lan-         Hans Bauer zunächst jedoch nach Dillingen
des, ob christlich oder nicht, besonders ver-   aufbrechen. Später wechselte er nach Re-
pflichtet. Er begegnete dabei dem Volk der      gensburg, wo im Eingangsbereich des Ka-
Mapuche, dem von der Republik Chile sein        puzinerseminars eine Missionsausstellung
Land und seine Würde geraubt worden war.        die faszinierende Welt Araukaniens zeigte.
Ihm sollte endlich der Platz als Volk einge-    Täglich ging der Gymnasiast an den Figu-
räumt werden, der ihm in der Kirche und in      ren einer Familie in typischer Kleidung, an
der chilenischen Gesellschaft zusteht.          einem präparierten Condor und einem aus-
Die Kapuziner hatte P. Juan schon auf dem       gestopften Puma vorbei. Vielleicht wurde
elterlichen Hof in Böhmfeld bei Eichstätt       hier der Wunsch geweckt, all das in der
kennengelernt. Dort, beim „Kapuzinerbauer“,     ­Realität zu erleben.
lagerten die Sammelbrüder die erhaltenen
Spenden zwischen, die dann mit dem elter-       Nach dem Abitur folgte der Eintritt in den
lichen Fuhrwerk ins Kapuzinerkloster Eich-      Orden. Aus Hans wurde Frater Gerhard,
stätt gebracht wurden. Für den Bauernbu-        dann kam das Studium und schließlich
ben eine Gelegenheit, Stadt und Kapuziner       1969 in Eichstätt die Priesterweihe. Da-
zu erkunden. Für die Eltern von neun Kin-       mals lag in der bayrischen Kapuzinerpro-
dern war klar, dass nur eines ihrer Kinder      vinz die „Araukanermission“ immer noch
den Hof übernehmen kann, die anderen ei-        in der Luft. Das Apostolische Vikariat hatte
nen Beruf erlernen mussten. Ein Studium         sich insgesamt gut entwickelt. Pastorale
war durchaus eine Möglichkeit und auch          und soziale Dienste waren erfolgreich. Und

24   Chile
P. Juan im Gespräch mit Lehrerinnen und Studierenden einer Schule des Vikariates.

der Zeit voraus, fanden sich Frauen und                   Bedeutung. Mit dem „Vikariat der Solida-
Männer, die auch ohne sonntägliche Messe                  rität“ bot die Kirche juristischen Beistand
Gemeinden geistlich lebendig hielten. Auch                für Verfolgte durch die Militärregierung,
das erst 1958 geschaffene Noviziat für                    Hilfe für Gefangene, technisch und wirt-
­Kapuziner zeigte erste Früchte. Als letzter              schaftliche Unterstützung für die Familien
 bayerischer Kapuziner brach P. Gerhard                   Inhaftierter, Hilfe bei der Suche nach Ver-
 Bauer nach Chile auf.                                    schwundenen. Als die Regierung Pinochet
                                                          Indianerland, das bis dahin geschützt war,
Seine Vorbereitung als Missionar bei den                  zum Kauf freigab, reagierten die Bischöfe
Mapuche-Indianern bekam er in Kenia und                   mit einem deutlichen Hirtenbrief, unter
Tansania, wo er mit der „Bantu-Philoso-                   ihnen auch der Apostolische Vikar von
                                                          ­
phie“ des Franziskaners Placides Tempels                  Araukanien, Bischof Sixtus Parzinger.
in Berührung kam. Dieser hatte 1945 in
­einem bahnbrechenden Buch ein generelles                 P. Juan, wie er jetzt in Chile heißt, hat sich
 Umdenken von Europäern, auch von Mis-                    in dieser Zeit ebenfalls durch Mut ausge-
 sionaren, in der Begegnung mit einheimi-                 zeichnet: Als einem Exilchilenen, der als
 schen, schriftlosen Völkern gefordert. Für               Fotograf und Designer für den sozialisti-
 den künftigen Indianermissionar ein wich-                schen Präsidenten Allende Plakate gestaltet
 tiger Hinweis, besonders für seine Begeg-                hatte, in Deutschland der Antrag auf poli-
 nung mit dem Mapuchevolk.                                tisches Asyl abgelehnt wurde, zögerte Juan
                                                          Bauer nicht, in der deutschen Botschaft auf
Sein Einsatz in Chile begann kurz nach dem                die Gefahr für Leib und Leben des Geflüch-
Putsch des Generals Pinochet in einer von                 teten aufmerksam zu machen. Nicht unge-
Angst und gegenseitigem Misstrauen ver-                   fährlich bei den damaligen Verhältnissen.
gifteten Zeit. Im Kampf gegen den Kommu-
nismus schien - von Washington unterstützt                Juan Bauer ist tief beeindruckt von der in-
- jegliche Scheußlichkeit gerechtfertigt.                 dianischen Spiritualität, die in der Verbin-
                                                          dung mit der Botschaft Jesu eine fruchtba-
Für die Kirche Chiles war es auch eine                    re Zukunft für das Individuum wie für das
Zeit, auf die sie stolz sein darf. Die 1968               ganze Volk Chiles bieten kann. Ein prägen-
in Medellín formulierte „vorrangige Option                des Erlebnis war für ihn die Initiationsfeier
für die Armen“ hatte in Chile durch den                   einer jungen Frau als Machi. Machis wissen
Staatsstreich Pinochets 1973 eine besondere               sich in erster Linie für das geistige Wohl

                                                                                               Chile   25
Chile        CHILE

einer Region, einer Großfamilie, zuständig      Schweizern, Mapuche, Hulliche und Chile-
und verbinden mit ihrem morgendlichen           nen zu der einen, chilenischen Kapuzi­ner­
Beten die irdische Gemeinschaft mit dem         provinz.
Himmel. An ihrer Berufung haben auch
Missionare der ersten Generation aus Bayern     Wo immer Juan Bauer auch wirkt und
nicht gezweifelt und zudem gerne ihre heil-     welche Aufgabe er hat: Als Priester und
kundlichen Dienste in Anspruch genom-           Missio­nar wirbt er in franziskanischer
men. Besonders nachdenklich stimmte den         Bescheidenheit mit dem Gedanken des
                                                ­
Neuling aber eine fast zufällige Begegnung      hl. Paulus für die Einheit in Vielfalt: „Ihr
mit einer Machi. Sie war feierlich gekleidet    alle seid einer in Christus.“            ■
und auf dem Weg zur Messe . P. Juan kam
mit ihr ins Gespräch und fragte nebenbei,
ob sie verheiratet sei. Die Antwort klingt in
ihm bis heute nach: „Ich habe nicht gehei-
ratet, denn ich bin berufen, die Krankheiten
und Leiden meines Volkes zu heilen.“

In der Pfarrei Padre Las Casas begann unser
Missionar seinen Dienst. Später wirkt er in
verschiedenen Pfarreien, als Oberer im Or-
den, kommt glaubhaft mit seinen Mitbrü-
dern gut zurecht. Als der Generalminister
Pascal Rywalski mit Chile das erste multi­
kulturelle Gebilde einer Kapuzinerprovinz
in Angriff nimmt, erhält er wohl seine hei-     Dankbar für 50 Priesterjahre entzündet Juan Bauer eine
kelste Aufgabe: Die Zusammenführung von         Kerze in St. Anton in München. Hier war er vor seinem
Bayern, Spaniern, Belgiern, Niederländern,      Aufbruch nach Chile stationiert.

Kirche und Staat in Chile vor großen Herausforderungen
Reiseeindrücke von Br. Marinus
Mit dem Provinzkapitel 2019 endete die          Drei Wochen durfte ich zum Abschluss
sechsjährige Amtszeit von Br. Marinus           meiner Sabbatzeit durch Chile reisen. Es be-
Parzinger als Provinzial. Bevor er neue         gann in Pucón, wo wir den 90. Geburtstag
Auf­gaben in Altötting übernahm, konnte er      von Br. Severiano, dem ersten Mapuche-­
sich zunächst an Leib und Seele erneuern. In    Priester in unseren Reihen, mitfeierten.
seiner Sabbatzeit reiste Br. Marinus auch       Br. Juan Bauer hatte uns am neuen Flug-
nach Chile, um dort u. a. seinen Onkel          hafen in Temuco abgeholt. Wie gewohnt
Bischof Sixtus Parzinger zu besuchen,           hat er sich viel Zeit genommen und sich
der 2020 sein 65-jähriges Ordens- und           als guter Führer und „Reiseleiter“ gezeigt.
60-jähriges Priesterjubiläum feiert.            Beim Besuch einer Reihe von ehemaligen

26   Chile
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