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Gemeinde Hellikon Jahresrückblick 2020 Dies erfahren Sie im Rückblick: ❙ Von der Deponie zum Naturschutzgebiet ❙ Sanierung Hauptstrasse ❙ Fasnacht im Dorf 2020 ❙ Zahlen und Fakten
Inhaltsverzeichnis Vorwort Gemeindeammann Thomas Rohrer Seite 2–3 Vor 200 Jahren Seite 4–5 Vor 100 Jahren Seite 6–11 Erinnerungen an den Ausbruch Seite 12–17 des zweiten Weltkrieges Von der Deponie zum Naturschutzgebiet Seite 18–25 Sanierung Hauptstrasse Seite 26–27 PWI Seite 28–31 Personalausflug Seite 32 Jahresrückblick MG Hellikon Seite 33 Jahresbericht Feuerwehr Wabrig Seite 34–37 Jahresbericht Jagdverein Seite 38 Jahresbericht Jugendband Seite 39 Jahresbericht Männerriege Seite 40–45 Jahresrückblick Forstbetrieb Region Möhlin Seite 46–47 Jahresrückblick Fledermosti Hellikon Seite 48–51 Jahresrückblick Naturschutzverein Hellikon Seite 52–59 Flederfreunde im Wegenstettertal Seite 60–61 Fasnacht im Dorf Seite 62–65 Impressionen Weihnachtsbaumausgabe Seite 66–67 Veranstaltungskalender 2021 Seite 68 Geburten & Todesfälle, Bestell-Info Seite 69 IMPRESSUM Bilder: Christian Sägesser – saegireport.ch Amandus Brogle, Daniela Rohrer Layout & Gestaltung: Daniela Rohrer – damalara.ch Druck: Brogle Druck AG, Gipf-Oberfrick Jahresrückblick 2020 1
Liebe Hellikerinnen und Helliker Sie haben den Jahresrückblick 2020 Der Inhalt dieses Jahresrückblicks zeigt uns auf, dass trotz der Gemeinde Hellikon in den Händen der eingeschränkten Möglichkeiten die Menschen, Vereine, oder auf Ihrem Bildschirm. Behörden und die Verwaltung im Dorf nicht untätig waren. 2020 ein spezielles Jahr. Wer hätte Lesen Sie nach, was sich bei uns im Jahr 2020 trotz der vor einem Jahr ahnen können, wie sich widrigen Umstände alles getan hat. Die Schreibenden wün- die Welt von einem Virus, weit weg in schen Ihnen viel Lesevergnügen. China, innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellen lässt. Viele waren und sind Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und wünsche Ihnen im in dieser Situation gefordert und durch Namen der Kulturkommission, des Gemeinderates und der die täglichen, zum Teil widersprüchli- Verwaltung ein gesundes, erfülltes und glückliches 2021. chen Informationen verunsichert. Thomas Rohrer, Gemeindeammann Was macht diese Situation mit uns per- sönlich, wie gehen wir damit um? Bleibt uns nur zu resignieren, da alles nichts hilft und wir sowieso machtlos sind? Das Virus hat viele Opfer gefordert und die Menschen in enge Schranken ge- wiesen. Aber auch mobilisiert und mu- tige Entscheidungen erzwungen. Plötz- lich wurde vieles möglich, was bisher scheinbar unmöglich war. Vielleicht kön- nen auch wir persönlich mit sozialerem Verhalten der aktuellen Situation einen positiven Aspekt geben. 2 Jahresrückblick 2020
Vor 200 Jahren 1820 Der Ausbreitung des Corona-Virus ab folgende Bericht von Online Focus vom 16. Febr. 2020 Ende Dezember 2019/Anfang Januar über den Ausbruch der Beulenpest auf Mallorca von 1820: 2020 von China über den ganzen Glo- bus weckt Erinnerungen an vergangene Es war einer der letzten grossen Ausbrüche der Pest in Eu- Pandemien, die mehr oder weniger zu- ropa, des «Schwarzen Todes» wie sie genannt wurde: Im fällig, alle 100 Jahre in einer grösseren Mai 1820 brach im Nordosten Mallorcas noch einmal Intensität auftraten. Am 11. März 2020 die Beulenpest aus und raffte zwei Drittel der Bevölkerung stufte die WHO (Weltgesundheitsorga- dahin. Dass die Infektionskrankheit eingedämmt werden nisation) die Verbreitung des Corona- konnte, hing mit Sperrzonen, Aus- und Einreisekontrollen Virus als Pandemie ein. Bereits waren sowie drastischen Quarantäne-Bestimmungen zusammen – weltweit über 118‘000 Erkrankungs- mithin, wenn auch in anderer Grössenordnung, ähnlichen fälle gemeldet worden. Nach Angaben Massnahmen wie derzeit gegen das Coronavirus weltweit. der WHO hatte sich das Virus bis dahin bereits in 115 Ländern ausgebreitet, «Nicht einmal ein Horrorfilm könnte beschreiben, was fast 4‘300 Menschen waren schon da- damals vor 200 Jahren in Son Servera passiert ist», sag- ran gestorben. te Pere Salas. Er gehört zu einer Gruppe von Histori- kern, die seit Jahren zur «Peste de Llevant» forschen und Um 1720 war die Pest in Marseille und ihre Ergebnisse nun im Gedenkjahr veröffentlichten. der Provence ausgebrochen, zwischen 1817 und 1824 wütete die Cholera in Provinzregierung in Palma reagierte spät auf den Pest- Indien, Südasien, Südostasien und dem Ausbruch! Mittleren Osten. 1820 trat auf der spa- Von den 1‘684 Einwohnern von Son Servera starben nischen Ferieninsel Mallorca die Beu- 1‘040, also rund 60 %. «Die Pest gelangte über Schmug- lenpest wieder auf und von 1918 bis gelrouten auf die Insel, wahrscheinlich mit einem Schiff, 1920 hatte sich die «spanische Grippe» das an der Küste von Son Servera anlegte und Waren aus weltweit verbreitet (siehe Jahresrückblick Nordafrika brachte. Dort war die Epidemie zuvor bereits 2018). ausgebrochen», sagte Isabel Moll, emeritierte Professorin für Zeitgeschichte der Balearen-Universität. Vermutlich sei Die Pest hatte die Insel Mallorca schon das Bakterium über vom Schiff entladene Wachsrollen ins über Jahrhunderte begleitet. Die Liste Dorf gelangt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist bekannt, der dokumentierten Ausbrüche ist lang: 1230, 1362, 1375, 1434, 1494. Be- sonders schlimm erwischte die Seuche die Insel 1348, fast ein Fünftel der Be- wohner starben. Auch im 15., 16. und 17. Jahrhundert kam es zu Pestausbrü- chen. Erst die verbesserten hygienischen Bedingungen liessen die Krankheit lang- sam zum Verschwinden bringen. Ein Beispiel, mit welch drastischen Massnahmen schon vor 200 Jahren eine Weiterverbreitung der Pest be- grenzt werden konnte, zeigt der nach- 4 Jahresrückblick 2020
dass die Pest vor allem durch Flöhe übertragen wird, die hörden den Überlebenden schon damals auch auf Ratten leben. versprochen», so Moll. Die Gesundheitsabteilung der spanischen Provinzregierung Ausgeklügelte Logistik begrenzte in Palma reagierte erst spät auf den Ausbruch. Erst nach- Ausbruch der Pest! dem ab 9. Mai in Son Servera die ersten Pestfälle bekannt Die aktuellen Berichte über das Corona- wurden und sich die Epidemie nach Arta ausgebreitet hatte, virus verfolgen die Historiker eingehend. erklärte die Behörde am 27. Mai beide Gemeinden sowie «Der Mensch – oder genauer gesagt: die Ostküste zu Sperrzonen. Keiner durfte mehr die Dörfer die Wissenschaft – kann den Tod durch verlassen oder betreten. Zudem wurden Warenhandel und die Verbreitung von Infektionen trotz al- Schiffsverkehr untersagt – unter Androhung der Todesstrafe! ler Fortschritte immer noch nicht verhin- dern», sagt Pere Salas. Auch vor dem Alle Bewohner Son Serveras wurden isoliert! Hintergrund seiner Forschung plädiert Als sich die Epidemie dennoch im Juni nach Sant Llorenc er bei Epidemien für strenge Kontrollen. und Capdepera ausbreitete, griff die Provinzregierung zu «Das war damals und ist auch heute die noch drastischeren Massnahmen. Alle Bewohner Son Ser- effizienteste Methode.» veras mussten den Ort verlassen und wurden isoliert in drei Gruppen unter-gebracht: Ein Lager war den Gesunden vor- Dass vor genau 200 Jahren der Ausbruch behalten, eines den von der Pest infizierten und eines den der Pest begrenzt werden konnte, sei nur anderweitig Erkrankten. den Sperrzonen und einer für den dama- ligen Wissensstand sehr ausgeklügelten In Arta wurden die Pestkranken in den Wallfahrtskirchen Logistik zu verdanken. Mallorca hänge Santa Maria de Bellpuig und Sant Salvador untergebracht. als Insel sehr von der Aussenwelt ab, von «Die Ärzte der betroffenen Gemeinden mussten an die Wareneinfuhr und Tourismus – entspre- Zentrale in Palma täglich einen Bericht über den aktuellen chend wachsam müsse man bei einer Gesundheitszustand der Bewohner durchgeben», so Isabel Epidemie sein, sagte Historiker Salas. Moll. Die übrige Bevölkerung Mallorcas wurde via Zeitung und Aushänge informiert. Und wer sich über die Insel be- Autor: Martin Schlienger-Frozza wegen wollte, musste einen Gesundheitsnachweis präsen- (Quelle: Focus Online, von chz/KNA tieren, berichtet die Wissenschaftlerin. Burda) Am ersten Februar 1821 wird Sieg über die Pest gefeiert! In den geräumten Dörfern wurden im Oktober 1820 alle potenziellen Infektionsherde radikal vernichtet. «Katzen, Hunde und andere Haustiere mussten getötet, die Kleider verbrannt und die Häuser gut durchlüftet werden», sagte Pere Salas. Zudem verlegte man die Friedhöfe vom Dorf- zentrum in weiter abgelegene Gebiete. Am 31. Januar 1821 wurde die Epidemie für überwunden erklärt. Tags darauf durften die überlebenden 644 Bewoh- ner von Son Servera in ihre Häuser zurückkehren. Seither feiern die Serverins jährlich am 1. Februar den Sieg über die Pest. «Das hatten die Verantwortlichen der Gesundheitsbe- Jahresrückblick 2020 5
Vor 100 Jahren 1920 Der Waffenstillstand des 1. Weltkrie- waren bei Kriegsende 1918 noch nicht nach Deutschland ges wurde am 11. November 1918 eingedrungen. Aber das wären sie, und das wussten die in einem Eisenbahnwagen im Wald deutschen Militärführer Hindenburg und Ludendorff ganz im nord-französischen Compiègne genau. unterzeichnet. Dieser beendete aber noch nicht den Kriegszustand zwischen Zunächst mal hatte Deutschland durch diesen Vertrag etwa Deutschland und den Alliierten. An den ein Siebtel seines Gebietes verloren. Wobei ein Teil davon anschliessenden Friedensverhandlun- durchaus in Ordnung war: Unter anderem, weil dadurch gen, die im «Versailler Vertrag» mün- Polen wieder entstehen konnte (das hatten ja die Nachbarn deten, durfte die deutsche Delegation über hundert Jahre lang unter sich aufgeteilt). Und im Wes- nicht teilnehmen, sondern konnte erst ten ging Elsass-Lothringen zurück an Frankreich. am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen des Vertrags- Aber dann war da noch als grosses Thema die Zahlung inhalts erwirken. Dieser Friedensvertrag von Reparationen durch Deutschland (für die Kriegsschä- wurde am 28. Juni 1919 auf Schloss den). Zudem mussten sie auch fast die komplette deutsche Versailles unterzeichnet. Nach der Rati- Handelsflotte ausliefern. fizierung und dem Austausch der Urkun- den trat er am 10. Januar 1920 in Kraft. Damit wurde Deutschland praktisch die Alleinschuld am Weltkrieg zugeschoben. Darüber sind ganze Regalwände Der Vertrag konstatierte die alleinige Bücher vollgeschrieben worden. Aber kurz gesagt: Anders Verantwortung Deutschlands und seiner als beim Zweiten Weltkrieg (der ging ja eindeutig von Verbündeten für den Ausbruch des 1. Deutschland aus) war die Sache 1914 deutlich komplexer. Weltkriegs und verpflichtete es zu Ge- Und dass die Deutschen jetzt als Alleinschuldige hingestellt bietsabtretungen, Abrüstung und Repa- wurden, das wurde als grosse Ungerechtigkeit empfunden rationszahlungen an die Siegermächte. – und umgekehrt von manchen auf der anderen Seite als Nach ultimativer Aufforderung unter- Triumph. zeichnete Deutschland den Vertrag unter Protest im Spiegelsaal von Versailles von Und dann blieb ja auch, ganz handfest, die wirtschaftli- Hermann Müller, der gerade erst Aus- che Belastung durch die Reparationen. Das hatte übrigens senminister geworden war, und einem ein junger Wirtschaftsexperte, John Maynard Keynes (der Kabinetts-Kollegen. später sehr berühmt wurde) genau vorhergesehen und die britische Delegation aus Protest verlassen. Sein Argument: Wegen seiner hart erscheinenden Be- «So kann sich Deutschland niemals stabilisieren und wird dingungen und der Art seines Zustande- die anderen mit in den Strudel reissen». kommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes Dieser Vertrag war ein schlechter und trügerischer Friedens- und demütigendes Diktat empfunden. vertrag, mit dem niemand so recht zufrieden sein konnte. Deutschland wurde infolge Gebietsab- In den Köpfen schwelte der Krieg weiter. Die Mehrheit der tretungen kleiner, musste Reparationen deutschen Bevölkerung war entsetzt, als sie von den Frie- zahlen und die «Kriegsschuld» anerken- densbedingungen erfuhren. Und er förderte, da sind sich nen. Deutschland war faktisch gezwun- viele Historiker einig, einen rasanten Aufstieg der National- gen, den Vertrag zu unterzeichnen, sonst sozialisten in Deutschland unter der Führung von Adolf Hit- wäre es von den alliierten Truppen be- ler. Und was dann daraus wurde, ist bekannt – ein zweiter setzt worden. Die gegnerischen Armeen Weltkrieg! 6 Jahresrückblick 2020
Beitritt der Schweiz zum Völkerbund (Vorgänger der Januar1920 mit einer Note zuhanden heutigen UNO) der Schweiz, in der er v.a. ihre Neutra- Die Gründung des Völkerbunds 1919 war eine Reaktion litätsbedenken infrage stellte. Es dräng- auf den Krieg, der während vier Jahren in Europa gewütet ten sich Verhandlungen auf, wollte die hatte. Sie war auch die Antwort auf die sozialen, gar revo- Schweiz ihren Status als Gründungs- lutionären Unruhen, die den Kontinent seit der Machtüber- mitglied des Völkerbundes behalten nahme der Bolschewisten in Russland erschütterten. Letzterer und den Souverän darüber abstimmen bediente sich die Schweizer Regierung auch, um die Bevöl- lassen. In der aus diesen Gesprächen kerung von einem Beitritt zu überzeugen. resultierenden Londoner Erklärung vom 13. Februar 1920, anerkannten die Für die Schweiz stellte sich die Frage, welche Konsequen- Grossmächte ausdrücklich die Schwei- zen ein Beitritt zum Völkerbund bzw. ein Abseitsstehen für zer Neutralität und entbanden das ihre Neutralität und ihre Wirtschaftsbeziehungen haben Land von der Teilnahme an militärischen würde. Dazu äusserte sich der Bundesrat in seiner Botschaft Sanktionen. Dank der in der Erklärung vom 4. August 1919. Er sprach sich für einen Beitritt aus begründeten «differentiellen» Neutralität und beschloss, den Entscheid Volk und Ständen zur Abstim- durfte der Bundesrat auf die Zustimmung mung vorzulegen. Dieser Schritt bedeutete einen Meilen- des Volkes hoffen. An einer ausseror- stein für die Erweiterung der direkten Demokratie auf das dentlichen Sitzung hoben die beiden Feld der internationalen Beziehungen des Landes. Parlamentskammern am 5. März die Amerikaklausel auf und öffneten damit Am 21. November stimmten National- und Ständerat dem den Weg für die Volksabstimmung vom Vorschlag der Regierung zu, unter der Bedingung einer vor- 16. Mai 1920. gängigen Ratifizierung durch die fünf ständigen Mitglieder des Völkerbundsrats. Diese Vorbedingung trug den Wider- Ohne grossen Enthusiasmus hiess das ständen Rechnung, auf die Präsident Wilson in den Ver- Stimmvolk den Beitritt zum Völkerbund einigten Staaten bei der Umsetzung seines Projekts stiess. mit 416‘870 Ja- gegen 323‘719 Nein- Mit der sog. Amerikaklausel drohte aber die Sistierung stimmen bei einem knappen Stände- des Beitrittsprozesses. Auf die schleppende Ratifizierung mehr von 11½ zu 10½ Ständen gut. in der Schweiz reagierte der oberste Alliiertenrat am 2. Die Stimmbeteiligung lag bei 77,5%. Vertragsunterzeichnung in der Spiegelgalerie des Schlosses von Versailles 1919. Jahresrückblick 2020 7
Zwei 1920 geborene Persönlichkeiten: Karol Józef Wojtyla zungsmacht geschlossen. 183 Professoren wurden im Zuge der «Sonderaktion Krakau» verhaftet, ein Teil von ihnen starb Als drittes Kind einer Soldatenfamilie in Konzentrationslagern. Wojtyła führte seine Studien in der wurde am 18. Mai 1920 Karol Józef Untergrunduniversität fort, wurde aber zwangsweise zum Wojtyla in der polnischen Kleinstadt Wa- Baudienst im Generalgouvernement herangezogen und war dowice geboren. Seine Jugend ist vom in einem Steinbruch sowie vom Frühjahr 1942 bis August Sport, der Schule und der Religion ge- 1944 in einer Chemiefabrik eingesetzt; so konnte er seine prägt, aber auch vom frühen Tod seiner Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland verhindern. geliebten Mutter Emilia 1929 und seines Bruders Edmund 1932. Sein Bruder war Wadowice und Krakau sind Orte, die bis zum Zweiten Arzt im Spital von Bielsko, rund 1 Stunde Weltkrieg sehr stark durch die jüdische Kultur beeinflusst von Wadowice entfernt. Er steckte sich waren, was prägend für Wojtyłas positives Verhältnis zum mit dem Scharlachfieber an und verstarb Judentum war. Im Oktober 1942 trat er ins geheime Pries- am 4. Dezember 1932 mit 26 Jahren. terseminar der Erzdiözese Krakau ein. Von August 1944 bis Kriegsende 1945 fand er Zuflucht in der Residenz des Ab 1930 besuchte Karol Józef das Gym- Krakauer Erzbischofs Adam Stefan Sapieha. nasium und wirkte ab 1934 bei Theater- aufführungen mit. Er war Ministrant, galt Priester und Professor als strebsamer Schüler und beendete die Am 1. November 1946 empfing Wojtyła im Geheimen Schule mit Bestnoten. Im Sommer 1938 die Priesterweihe von Adam Stefan Sapieha und promo- siedelte sein Vater mit ihm nach Krakau vierte in den folgenden zwei Jahren auf dessen Anweisung in den Stadtteil «Debniki» über. Wojtyła in Rom am Angelicum über die Glaubensdoktrin beim hei- schrieb sich zum Studium der Philosophie ligen Johannes vom Kreuz. Am 3. Juli 1947 erwarb er das und Polnischen Literatur an der Jagiello- Lizenziat der Theologie, im Juni 1948 das Doktorat der nen-Universität ein. Drei Jahre später, im Philosophie (mit der Note summa cum laude). Jahre 1941, starb auch sein Vater Karol. Im Anschluss war Karol Wojtyła als Kaplan in Niegowic An der Universität schloss sich Wojtyła bei Gdów und später in der Krakauer Studentenkirche St. der Experimentaltheatergruppe «Studio Florian tätig, wo er bald für seine Predigten bekannt wurde. 39» um Tadeusz Kudlinski an, in der er Er wurde Ende 1948 zum Doktor der Theologie promoviert. bis 1943, zuletzt im Untergrund, wirkte. Ab 1953 lehrte Wojtyła als Professor für Moraltheologie Ausserdem verfasste er literarische Tex- te: Neben diversen Gedichten schrieb er 1940 unter dem Pseudonym Andrzej Jawien das dreiteilige Drama Jeremiasz (Jeremia), ein biblisch inspiriertes Myste- rienspiel mit politischem Bezug. Ebenso engagierte er sich im Rhapsodischen The- ater. Sein Mysterienspiel Im Laden des Goldschmied wurde 1960 veröffentlicht. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde die Univer- sität Krakau von der deutschen Besat- 8 Jahresrückblick 2020
in Krakau und bekam 1954 einen Lehrauftrag für Philoso- Baziak ins Amt des Erzbischofs von Kra- phie und Sozialethik an der Katholischen Universität von kau. Am 26. Juni 1967 wurde er zum Lublin, wo er sich 1953 mit einer Arbeit «Beurteilung der Kardinalpriester ernannt. Rekonstruktionsmöglichkeiten einer christlichen Ethik auf der Basis der Voraussetzungen des ethischen Systems von Max Papst Scheler» habilitierte. In dieser Zeit entstand auch sein be- Am 16. Oktober 1978 wurde Karol deutendstes und in Polen am häufigsten aufgeführtes Büh- Wojtyła von den 111 im Konklave ver- nenwerk «Der Bruder unseres Gottes», in dem sich bereits sammelten Kardinälen zum Papst ge- einige zentrale Ansätze seines philosophischen Hauptwerks wählt. Sein Pontifikat unter dem Namen Person und Tat (1969) abzeichneten. Johannes Paul II. dauerte bis zu seinem Tod am 2. April 2005, also 26 Jahre Bischof und Kardinal und 5 Monate. Ein längeres Pontifikat Am 28. September 1958 wurde Karol Wojtyła von Eugeniusz hatte nur Papst Pius IX. ausgeübt. Karol Baziak zum Bischof geweiht, nachdem er am 4. Juli desselben Wojtyla verstarb am 2. April 2005, Jahres zum Weihbischof in Krakau mit dem Titularbistum Ombi im 85. Lebensjahr, in Rom. Am 1. Mai ernannt worden war. Er nahm 1962 bis 1965 am Zweiten 2011 sprach ihn Papst Benedikt XVI. in Vatikanischen Konzil teil; sein Hauptaugenmerk lag dabei auf Rom selig. Am 27. April 2014 wurde den Gebieten Religionsfreiheit und einer zeitgemässen Verkün- Johannes Paul II. vom heutigen Papst digung der kirchlichen Lehre, die die Konzilsdokumente »Dig- Franziskus heilig gesprochen. Sein Ge- nitatis humanae» und «Gaudium et spes» behandeln. Am 13. denktag ist der 22. Oktober, der Tag Januar 1964 folgte Karol Wojtyła auf Erzbischof Eugeniusz seiner Inthronisation im Jahre 1978. Das Attentat Am 13. Mai 1981 (es ist der Gedenktag Fátima) feuerte der Schulter, eine zweite drang in sei- der türkische Rechtsextremist Mehmet Ali Agca um 17:17 nen Unterleib ein. Da er sofort in das Uhr aus nächster Nähe mindestens zwei Pistolenschüsse Gemelli-Krankenhaus gebracht wurde, auf Johannes Paul II. ab, als dieser im offenen Papamobil konnten die Ärzte sein Leben durch eine auf dem Weg zur Generalaudienz, in langsamer Fahrt die fünfstündige Operation, bei der ein auf dem Petersplatz versammelte Menschenmenge passier- Stück des perforierten Darms entfernt te. Eine Kugel traf den Papst an der linken Hand und an wurde, retten. Gegen den Rat der Ärzte kehrte er schon am 3. Juni in den Vati- kan zurück. Eine schwere postoperative Virusinfektion zwang ihn jedoch dazu, sich am 20. Juni für weitere 24 Tage in die Klinik zu begeben. Über die Hinter- gründe dieses Attentats gibt es bis heute viele Vermutungen und Gerüchte, doch kaum handfeste Beweise. Aufsehen erregte der Papst, als er im Dezember 1984 den Attentäter, dem er schon auf dem Krankenbett vergeben hatte, nach Begrüssung der Menge auf dem Petersplatz, 22. April 1987 der Genesung im Gefängnis besuchte. Jahresrückblick 2020 9
Vico Torriani Sänger Mit seinen gesanglichen Fähigkeiten siegte er 1945 bei In der Schweiz erblickte am 21. Sept. einem Talentwettbewerb und tingelte danach durch ganz 1920 Vico Torriani in Genf das Licht Europa. 1949 hatte er in der Schweiz seinen ersten Hit der Welt. Torriani wurde als Sohn eines «Silberfäden». Reit- und Skilehrers geboren und wuchs in St. Moritz und Oberrüti auf. Nach der 1951 kam der erste grosse Erfolg in Deutschland mit «Ad- Schule lernte er Konditor, Koch und spä- dio, donna grazia». Danach nahm Torriani zahlreiche ter noch Kellner. Schallplatten mit Schlagern in verschiedenen Sprachen auf. Bereits als 15-Jähriger gab er private In den 1950er und 1960er Jahren trat er in zahlreichen Konzerte. Später betätigte er sich als Musikfilmen, Operetten und Musicals auf. Er gab Gastspie- selbständiger Gastwirt, unter anderem le in vielen Ländern, darunter sogar auch im Iran. in Basel, und machte sich als Autor von Kochbüchern einen Namen. 1964 schien seine Plattenkarriere zunächst vorbei. 1966 sang er das Lied der ARD-Fernsehlotterie «So schön, so Zwischen 1978 und 1983 führte Vico leicht kann unser Leben sein». Torriani das «Restaurant Bonne Auberge» am Spalenring in Basel. In den 1970er Jahren hatte er wieder grosse Erfolge mit volks- tümlichen Melodien. Sein grösster Erfolg wurde 1976 mit «La Wie erst 2017 bekannt wurde, lebte Vico Pastorella», ein Lied, das inzwischen zu den Evergreens der Torriani gemäss amtlichen Unterlagen zwi- deutschen Unterhaltungsmusik gehört. Das Lied wurde auch schen 1929 und 1933 zusammen mit von zahlreichen anderen Interpreten übernommen. seiner Schwester Sonia als «Kostkind» (Ver- dingkind) auf einem Bauernhof in Oberrüti. Fernsehstar Ab 1952 trat er im Fernsehen auf. 1955 war Torriani der erste zu erratende Gaststar in der Ratesendung «Was bin ich?» bei Robert Lembke. 1958 trat er in der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute: Eurovision Song Con- test) an. Er bekam zunächst in der Schweiz, später auch in Deutsch- land eigene Shows, wie «Grüezi, Vico», «Hotel Victoria» und 1971 die «Vico-Torriani-Show» in denen zahlreiche Gaststars auftraten. Zwischen 1967 und 1970 war er über viele Folgen hin- weg Showmaster in der Fernsehsendung «Der goldene Schuss» im ZDF. 1977 war Torriani in der Tatort-Folge «Drei Schlingen» mit Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp zu sehen. 10 Jahresrückblick 2020
Auszeichnungen und Ehrungen Mit dem Schlager «Capri-Fischer» landete er 1982 auf siert auf der gleichnamigen Fernsehse- Platz eins der vom Zweiten Deutschen Fernsehen produzier- rie, die von 1961 bis 1968 von Vico ten Musikshow «Die schönsten Melodien der Welt». Torriani moderiert wurde. 1995 erhielt er den Bambi Lifetime-Award zusammen mit Vico Torriani verstarb am 26. Februar Caterina Valente und Helmut Zacharias. Im selben Jahr wur- 1998 in Agno (TI) an Krebs. de er mit dem Ehren-Prix-Walo ausgezeichnet. Am 24. Februar 2016 wurde im Hotel «Reine Victoria» in Autor: Martin Schlienger-Frozza St. Moritz das Musical «Hotel Victoria» uraufgeführt. Es ba- (Quelle: Wikipedia) Jahresrückblick 2020 11
Erinnerungen an den Ausbruch des zweiten Weltkrieges Erinnerungen an den Ausbruch des angesichts der Meldungen von einem bevorstehenden zweiten Weltkrieges und die damit not- deutschen Angriff auf Polen, der Grenzschutz einberufen wendige Grenzbesetzung ab 1. Sep- worden. Die internationale Lage hatte sich in den letzten tember 1939 beim Rütihof in Hellikon Augusttagen dramatisch zugespitzt. Am 23. August hatten das Deutsche Reich und die Sowjetunion einen Nichtan- Autor: Richard Müller, Jahrgang 1928, Ehrenbürger griffspakt unterzeichnet. Am 25. August wird der Abschluss von Hellikon, Dorfhistoriker, Zeitzeuge und damali- eines britisch-polnischen Abkommens bekannt. gem (und auch noch jetzigem) betroffenen Bewoh- ner auf dem Rütihof Zur Vorbereitung der Sitzung vom 30. August hatte der Bun- desrat einen Entwurf über Massnahmen zum Schutze des Mit der Aufarbeitung der Berichte über Landes und zur Aufrechterhaltung der Neutralität vorgelegt. das Polenlager im Ischlag (siehe Jahres- Auf Antrag der Sozialdemokraten wurde die Bundesratsvor- berichte 2018 und 2019) wurden mir lage durch Gründung von zwei Vollmachtenkommissionen verschiedene Gedanken an diese Zeit erweitert. Diese bestand aus 25 Mitgliedern des National- geweckt, die die heutige Generation rats und 13 Mitgliedern des Ständerates. Sie waren unter sicherlich in Erstaunen versetzen dürfte. Beachtung der Parteistärken zusammengesetzt. Mit dem Bundesbeschluss vom 30. August bekräftigte die Eidgenos- Einleitung senschaft ihren festen Willen, unter allen Umständen und Am 30. August 1939 trat in Bern um 17 gegenüber allen Mächten, ihre Neutralität zu wahren. Uhr die vereinigte Bundesversammlung zusammen. Sie erteilte dem Bundesrat Der Bundesrat erhielt «Vollmacht und Auftrag, die zur Be- die verlangten, ausserordentlichen Voll- hauptung der Sicherheit, Unabhängigkeit und Neutralität machten und wählte Oberstkorpskom- der Schweiz, zur Wahrung des Kredits und der wirtschaftli- mandant Henri Guisan mit 204 von chen Interessen des Landes und zur Sicherung des Lebensun- 229 Stimmen zum General. 21 Stim- terhalts erforderlichen Massnahmen zu treffen». Über seine men entfielden auf Oberstdivisionär Ju- Entscheidungen hatte der Bundesrat jeweils in der Juni- und les Borel. Am 28. August war bereits, Dezembersession Bericht zu erstatten. 12 Jahresrückblick 2020
Die Auswirkungen auf unser Dorf, den Rütihof und sei- Der unmittelbar darauf begonnene Aus- ne Bewohner bau der Grenzverteidigung war vor- Die Kriegsangst ging also schon lange um. Nun war es bereitet und geschah ausnahmslos auf soweit. Am 1. September 1939 gegen 12 Uhr brachte dem kriegswirtschaftlich bedingten Ver- Posthalter Hellmuth Stocker an Gemeindeammann Theophil ordnungsweg. Das bedeutete, es wurde Müller das Telegramm (siehe Bild unten links). befohlen wer, was, wo, wann zu tun, zu übernehmen und zu dulden hatte. Es Theophil Müller holte unverzüglich auf der Gemeindekanz- durfte keine Zeit verloren gehen! lei das genannte weisse Plakat, schlug es an «Gabelfriedis»- Scheunentor (heute abgerissen, es stand zwischen dem Jedes Dorf hatte zu übernehmen, was Haus von Johann Schlienger-Hasler, «s’Chlause Huus», und ihm zugeteilt war an Mannschaft, Pfer- der heutigen Raiffeisenbank) und läutete die beiden Schul- den, Bunkern, Schützengräben, Tank- hausglocken. Um 18 Uhr abends waren Wehrmänner und sperren, Stacheldrahtverbauungen usw. Pferde bereits unterwegs zu ihren Sammelplätzen. So war auch unser Hof ab Oktober Damals war man vom 20. bis zum 60. Altersjahr wehr- 1939 zeitweise vom Erdgeschoss bis pflichtig. Etliche Betriebe und Landwirtschaftsbetriebe muss- zum Estrich auf verschiedene Art und ten ab sofort von den Frauen geführt werden. Männer und Weise mit militärischem Personal, Tieren Pferde waren im Militärdienst. 450‘000 Soldaten und und Material gefüllt. 200‘000 Hilfsdienstpflichtige wurden in dieser 1. Kriegs- mobilmachung zum Aktivdienst aufgeboten. Pferdestall, Mannschaftskantonnemente, Küche, Kantine, Krankenzimmer, Telefon- Die meisten Wehrmänner unserer Gegend waren damals station, Magazin und Planungsbüro wur- dem Grenzschutz zugeteilt. Auf der ersten Seite im Dienst- den abwechselnd bei uns eingerichtet. büchlein war ein Ort eingezeichnet, der bei Alarm sofort auf dem kürzesten Weg zu erreichen, d.h. zu besetzen war. Eine der leiblichen Notdurft dienende Das bedeutete eben Grenzbesetzung. ca. 3 Meter lange Grube, mit Bengel- Jahresrückblick 2020 13
WC als Latrine und Zeltblachen geschützt, wurde in der Mit- Originalkopien aus der te der Höfe für zwei Zugseinheiten (ca. 70 Mann) angelegt! Schulchronik 1939/1940 Es gab Zeiten, da unsere Mutter, meine beiden älteren Schwestern Gertrud und Margrit und ich noch ein einziges Schlafzimmer mit 4 x 5 m «militärfrei» für uns hatten. Die Wohnstube war tagsüber Büro, worin Sprengpläne ge- zeichnet wurden, um im Ernstfall Haus und Stall in die Luft zu sprengen, da diese im Weg standen, d.h. in der Schusslinie dreier Bunker lagen. Abends waren Stube und Küche gefüllt mit jassenden, rauchenden, Kaffee trinkenden und fluchen- den Soldaten. Die zu oberst in der Mitte der ca. 3.5 x 6 m grossen Küche montierte 15 W schwache elektrische Lam- pe, vermochte den vom Kaffeedampf und Zigarettenrauch geschwängerten Raum nur knapp zu erhellen. Sitzgelegen- heiten reichten nicht für alle. So mussten in einer Ecke der Küche, gut 4 m von dieser Lampe entfernt, meine Schwester Margrit und ich, beide nebeneinander auf einer mit Scheitern gefüllten 60 cm langen Holzkiste sitzend, auf unseren Knien als Tischersatz, jeden Abend unsere Schulaufgaben machen! Die Qualität dieser Arbeiten entsprach wohl den Umständen. Unser Hof und der erste Kilometer des Schulweges waren militärisches Sperrgebiet zwischen Hellikon-Buus-Hemmiken. Um dieses zu verlassen oder zu betreten, z.B. für den Schul- weg, brauchten wir einen gültigen Ausweis (Pass mit Foto So sah 1940 unsere heutige Stube aus! 14 Jahresrückblick 2020
sowie Unterschrift des Kreiskommandos. Siebenmal über- querte eine mehrere Meter breite Stacheldrahtverbauung un- seren Schulweg. Für die Durchgänge gab es sogen. «Spa- nische Reiter» (tragbare Stacheldraht-Wegverschlüsse). Das war eine äusserst mühsame Angelegenheit für uns Schulkin- der. Die Schule selber war auch reduziert, da zeitweise die beiden Schulzimmer als Mannschaftskantonnemente dienen mussten. Die Gemeindekanzlei diente somit als Schulzim- merersatz. Auf allerkleinstem Raum mussten sich Unter- und Oberschule abwechseln. Aber auch die Lehrkräfte mussten sich austauschen. Hier einige Auszüge aus der Schulchronik 1939 / 1940: ›V om 29. August 1939 bis 9. Dezember war der Lehrer im Aktivdienst (Grenzschutz). ›V om 29. August bis 17. September hatte Kollege Ruflin auch noch an der Unterschule zu unterrichten. ›V om 17. September bis 12. Dezember wa- ren alle Schulräume mit Truppen belegt, weshalb gar kein Schulunterricht gehalten werden konnte. (Dies erzählte auch der Aktivdienstler, Werner Ammann, Jahrgang 1923, in der Fernsehsendung 10 vor 10 des Schweizer Fernsehens vom 23. August 2019, der zeit- weise hier in Hellikon einquartiert war.) ›M it dem 12. Dezember konnte in der Oberschule (ge- meint war das Schulzimmer) abwechslungsweise von bei- den Schulen (gemeint waren Unter- und Oberstufe) Unter- richt gehalten werden. ›D ie üblichen Weihnachtsferien fielen weg. ›V om 6. März bis 6. Juli 1940 war der Lehrer wiederum im Aktivdienst (Grenzschutz). Während dieser Zeit hatte Frl. Elsa Frei, Lehrerin aus Aarau, die Stellvertretung inne. Nachdem die Basler Truppen das Dorf verlassen hatten, wurde das Unterschulzimmer geräumt. Am 22. Juli konnte dasselbe bezogen und der normale Schulunterricht wie- der aufgenommen werden. ›V om 11. März bis 4. Juli 1941 war der Lehrer im Grenz- dienst. Vom 25. März bis 9. April und vom 12. Mai bis 26. Mai hatte er Urlaub um Schulunterricht erteilen zu können. ›V om 27. Mai bis 18. Juni hatte Frl. Bertschi aus Buchs die Stellvertretung inne. ›V om 21. Oktober bis 21. November war der Lehrer wie- der im Grenzdienst. Frl. G. Bertschi hatte die Stellvertre- tung inne. Guisan auf einer Postkarte vom 13. September 1939. Jahresrückblick 2020 15
Alle Zivilpersonen erhielten eine Erkennungsmarke, ähnlich der, wie heute jeder Soldat sie tragen muss. Schon damals wurde sie als «Grabstein» bezeichnet. Nur war er nicht aus Leichtmetall und Kettchen, sondern aus «Horn» mit einge- brannten Daten und Kordel. Für den Ernstfall, d.h. für den Fall einer Flucht, wurde die ganze Bevölkerung vorsorglich eingeteilt. Schwester Ger- trud = Sanität (FHD). Unsere Mutter, Schwester Margrit und ich waren als Viehbegleiter (Treiber) vorgesehen. Die Flucht wurde wie folgt geplant: Als erstes in die nächsten Wäl- der, nachher ins Mittelland. Das alles änderte sich radikal nach dem Rütlirapport vom 25. Juli 1940. Der unerwartet schnelle Zusammenbruch Frankreichs innert nur 2 Monaten war der Auslöser dieser 180°-Wende. Die neue Schweizer Strategie war: Erste Priorität: Verteidigung des Reduit! Dies bedeutete, dass im Kriegsfall, d.h. bei einem Überfall durch fremde Truppen, das Mittelland, unter Zerstörungsak- tionen, preisgegeben werden soll! Das Reduit hingegen, im schwer zugänglichen Alpenraum mit seinen wichtigen Nordsüdverbindungen, sollte unter Aufbietung aller Kräf- te verteidigt werden. Die Verteidigungsstellung des Reduit stützte sich im Osten und Westen auf die Befestigungsanla- gen von Sargans und Saint-Maurice VS, den Kern bildete die Gotthardfestung. Truppenführer am Rütli-Rapport am 25. Juli 1940 16 Jahresrückblick 2020
Am 12. Juli 1940 hatte der General dem Bundesrat das Im Dorf Hellikon selber, waren die Ver- neue Verteidigungsdispositiv vorgetragen und dabei ange- hältnisse leicht anders. Es war nicht merkt: «Ziel und Grundsatz unserer Landesverteidigung müs- direktes militärisches Sperrgebiet. Es sen deshalb von nun an sein, unseren Nachbarn zu zeigen, wurden dort keine Verteidigungsbau- dass ein Überfall ein langwieriges und kostspieliges Unter- ten, Schiessbunker, Schützengräben nehmen wäre». Der Reduitplan enthielt drei Widerstands- usw. erstellt. Da waren in erster Linie zonen: Bereich der Grenztruppen, Sicherungsstellung auf eben das Schulhaus sowie die beiden der Linie Zurichsee – Gempen – Jura – Bulle und die Alpen- Wirtshäuser Ochsen und Restaurant oder Zentralraumstellung. Das war strategisch wohl richtig, Reimann gefragt, die möglichst viele für das Mittelland aber ein Schock! Aber eine intakte, funkti- Räume hergeben mussten, zur Verwen- onierende, neutrale Schweiz nützte Freund und Feind mehr, dung für militärische Zwecke. Hinter als eine zerstörte Schweiz! dem Restaurant Reimann wurde 1940 ein Loch in die dortige Felswand ge- Die militärischen Aktivitäten (Ausbau der Grenzverteidi- sprengt, als Notarchiv für die Akten der gung) verlagerten sich nun vom Jura in den Alpenraum. Gemeinde, weil dasjenige im Schul- Das bedeutete, sofortiger Abbruch aller angefangenen Ar- haus zu wenig «bombensicher» war. In beiten in den Randgebieten, d.h. weder Schützenbunker privaten Häusern mussten in erster Linie noch Mannschaftsunterstände in unserer Nähe (Talenacher, leere Zimmer für die Unterkunft von Of- Schnäggestude, Hundstall) wurden fertig gebaut und erhiel- fizieren und Unteroffizieren bereitge- ten weder Fenster noch Türen. Am Auffälligsten jedoch: Der stellt werden. Bau der Panzersperrmauer in der Rüttimatt wurde nach ei- nem Drittel ihrer geplanten Länge gestoppt. Im Parterre von Theophil Müllers Seiden- winderei entstand um die Jahreswende Dagegen intensiver Ausbau im Berginnern des ganzen 1939/1940 eine Soldatenstube und Gotthard-Massives von allen Seiten. Damit änderten sich bei Zimbers «Buttig (Werkstatt)» im En- die Einquartierungen bei uns, was unserer Gegend Entlas- ger, (heute Lehmhaus im Unterdorf), ein tung brachte. Kantonnement (Truppenunterkunft). Der Rapport auf dem Rütli . Jahresrückblick 2020 17
Von der Kehricht- und Aushubdeponie zum Naturschutzgebiet Standortbeschreibung und Nutzungs Der kommunale Kehricht wurde alle 2 Wochen angeliefert, geschichte deponiert und teilweise verbrannt. Da es ab 1982 immer häufiger zu Beschwerden kam, war ab 1983 das Verbren- Die Deponie Neulig liegt auf dem nen von Reifen und gewissen PVC-Produkten nicht mehr Grundstück Nr. 630 / auf Löör inner- erlaubt. 1984 beschloss das kantonale Baudepartement, halb einer Hangmulde. Im Zuge der dass die Deponie auf Ende Jahr zu schliessen und zu re- Deponieeröffnung im Juni 1970 wurde kultivieren sei. Im gleichen Jahr trat die Gemeinde dem eine separate Zufahrtsstrasse entlang des Abfallverband unteres Fricktal (GAV) bei. Nun wurde der Ablagerungsstandortes erstellt, welche Kehricht wöchentlich von der regionalen Kehrrichtabfuhr westlich entlang des Standorts verläuft. abgeholt. Die Deponie Neulig war eine Kehricht- Bis 1994 wurde weiterhin Bauschutt und unverschmutztes und Aushubdeponie, welche durch die Aushubmaterial abgelagert. Da es vereinzelt auch zu un- Baudirektion des Kantons Aargau unter erlaubten Abfallablagerungen durch Private kam, wurde Auflagen bewilligt wurde. Sie sollte eine durch die Abteilung Umweltschutz des Kantons Aargau die geordnete Kehrichtabfuhr durch die Ge- Entfernung der unzulässigen Ablagerungen, die fachkundi- meinde Hellikon ermöglichen und die ge Rekultivierung und vorgesehene Aufforstung angeordnet. bisher genutzte Deponie Widengraben ablösen. In den folgenden Jahren wurde sukzessive mit dem Einbringen von Lesesteinen, Aushubmaterial, Mauerabbruchmaterial, Der anfallende Kehricht sollte in schwerkompostierbarem Garten- und Feldabraummaterial Schichten angeschüttet und zeitnah mit sowie Humus ausgeebnet und rekultiviert. Aushubmaterial oder Erde überdeckt werden. Als oberste Schicht sollte über Dieses Vorgehen, mit der Idee die Mulde zwischen dem den abgelagerten Abfall eine möglichst natürlichen Hang und der inzwischen überdeckten und re- undurchlässige Deckschicht aufgebracht kultivierten Mülldeponie gänzlich auszuebnen und so der werden. Diese war laut den Auflagen Landwirtschaft zur besseren Nutzung zuzuführen, wurde zu humusieren und zu bepflanzen. laufend weitergeführt. 18 Jahresrückblick 2020
Einstellung der Deponie Im April 2017 teilte die Abteilung für Baubewilligungen des Kantons der Gemeinde mit, dass für diese ergänzen- den Ablagerungen keine Bewilligung vorliege und verfügte einen Baustopp. Der Zustand zu diesem Zeitpunkt zeig- te eine überdeckte Deponiefläche, sowie eine zum Teil ausgeebnete und humusierte Fläche zwischen der Deponie und dem Feldweg oberhalb der Mulde. Diese Flächen wurden landwirtschaftlich genutzt und wa- ren durch den Gemeinderat mit freiwilligen Helfern, dem Naturschutzverein und mit finanzieller Unterstützung des Kantons, mit ökologischen Massnahmen und dem Pflanzen von Obstbäumen aufgewertet worden. Auf dem restlichen Gelände befanden sich einerseits eine abhumusierte Fläche, ein Graben, der noch aufgefüllt wer- den sollte, eine Hecke und Holzablagerungen, sowie ein V-Graben der mit einem Feldgehölz aus Eschen bestockt war. Verteilt waren verschiedene Erd-Depots für die Überde- ckung und Rekultivierung dieser restlichen Fläche. Inzwischen hatten sich auf dieser «Baustelle», die weder weiter aufgefüllt werden durfte noch sonst wie genutzt wer- den konnte, eine vielfältige Pflanzenwelt entwickelt und neben den üblichen heimischen Tieren auch zwei seltene Heuschreckenarten niedergelassen. (Neben der noch häu- figer vorkommenden italienischen Schönschrecke wurde Jahresrückblick 2020 19
auch die sehr seltene Blauflügelige Ödlandschrecke gefun- den.) Die zusätzlichen Auffüllarbeiten zur Ausebnung des Geländes wurden von Seite des Kantons Aargau, Abteilung für Baubewilligungen, als eigenständige Deponie angese- hen, für welche es nie eine Bewilligung gegeben habe. Wie weiter Zwei Varianten standen nun 2017 zur Diskussion: Einer- seits das Einholen einer nachträglichen Bewilligung für das Ablagern von Aushubmaterial und somit die Ausebnung des Geländes mit der anschliessenden Rekultivierung und Rückführung zur Landwirtschaftlichen Nutzung. Andererseits das Einreichen eines Rückbaugesuches des nichtbewilligten Teils der Deponie. Da der Kanton schon zum Voraus die Chance für eine nachträgliche Bewilligung als sehr klein beurteilte, empfahlen die Verantwortlichen der Abteilung für Baubewilligungen, auch gleich ein Rückbaugesuch einzu- reichen. Es wurde das folgende Vorgehen beschlossen: Ein- reichung eines Gesuchs für die nachträgliche Bewilligung der Deponie, und Erstellen eines Vorprojekts für verschiede- ne Sanierungsvarianten. Die KSL Ingenieure AG wurde im August 2017 von der Gemeinde Hellikon mit der Erarbei- tung des Vorprojekts beauftragt. Da das «illegal» abgelagerte Material, ca. 16‘000 m³, vor allem aus sogenannt sauberem Aushubmaterial aus dem Dorf oder der Umgebung und Grünabfällen aus dem Dorf besteht, sollten keine negativen Auswirkungen von diesem 20 Jahresrückblick 2020
deponierten Material ausgehen. Insbesondere war auch zu Diese Variante wäre sehr teuer gewesen beachten, dass die bewilligte und inzwischen abgeschlos- und hätte die Gemeinde finanziell sehr sene Kehrichtdeponie daneben wesentlich problematische- stark belastet. Die ganzen Maschinen- und res Material enthält. Auch wurde auf der zu beurteilenden Transportarbeiten hätten diese Variante zu- Fläche in verschieden Sondierschlitzen das abgelagerte dem ökologisch massiv in Frage gestellt. Material untersucht, wobei keine problematischen Materi- alien gefunden wurden. Variante 2: Alle erstellten ökologischen Massnahmen Das Vorprojekt entfernen, Bäume, Hecken, Wieselbur- Die vier erarbeiteten Varianten des vom Kanton verlangten gen, Bienenstandort etc. Vorprojekts zeigen sich in der Übersicht wie folgt: – Weitere Baggerschlitze ausheben für ergänzende Bodenproben. Variante 1: – Ganzes Oberbodenmaterial abtragen Alle erstellten ökologischen Massnahmen entfernen, Bäu- und zwischenlagern. me, Hecken, Wieselburgen, Bienenstandort etc. – Sukzessiver Aushub der unbewilligten – Weitere Baggerschlitze ausheben für ergänzende Boden- Ablagerungen. proben. – Trennung von Grünabfall und – Ganzes Oberbodenmaterial abtragen und zwischenla- Aushubmaterial, Kompostierung der gern. Grünabfälle, Wiedereinbau des Aus- – Aushub der unbewilligten Ablagerungen und Abtransport hubmaterials als bewilligte, fachkundi- zu den jeweiligen, gebührenpflichtigen Abnehmern. ge Terrainanpassung. – Planie erstellen. – Planie erstellen – Oberbodenmaterial und ergänzenden Humus einbringen. – Oberbodenmaterial und ergänzenden – Neubegrünung und Bereitstellung für die Bewirtschaftung Humus einbringen. sowie die Wiederinstandstellung der ökologischen Auf- – Neubegrünung und Bereitstellung für wertungsmassnahmen. die Bewirtschaftung sowie die Wie- Kostenschätzung: CHF 1,6 Mio. derinstandstellung der ökologischen Bewilligungsfähigkeit: sehr gut, Platz 1 Aufwertungsmassnahmen. Jahresrückblick 2020 21
Kostenschätzung: CHF 940‘000 Kostenschätzung: CHF 350‘000 Bewilligungsfähigkeit: gut, Platz 2 Bewilligungsfähigkeit: gut, Platz 3 Auch diese Variante wäre noch sehr teuer gewesen und hätte die Gemeinde Diese Variante wäre ebenfalls noch teuer gewesen und hät- finanziell ebenfalls stark belastet. Ökolo- te die Gemeinde immer noch finanziell stark belastet. Auch gisch immer noch zweifelhaft. hier erschien der ökologische Gewinn noch zweifelhaft. Variante 3: Variante 4: Alle erstellten ökologischen Massnahmen Ausbau der ökologischen Aufwertungsmassnahmen: Ruderal- entfernen, Bäume, Hecken, Wieselbur- fläche, Wasserfläche, Hecken, Hochstammobstbäume etc. gen, Bienenstandort etc. – Es werden keine Materialbehandlungen vorgenommen, – Weitere Baggerschlitze ausheben für sondern nur die vom Naturschutzverein vorgeschlagenen ergänzende Bodenproben. ökologischen Aufwertungsmassnahmen. – Ganzes Oberbodenmaterial abtragen und zwischenlagern. Kostenschätzung: CHF 30‘000 – Teilweiser, gezielter Aushub der unbe- Bewilligungsfähigkeit: zweifelhaft, Platz 4 willigten Ablagerungen. (Ca. 10%) – Trennung von Grünabfall und Diese Variante wäre die günstigste, hätte auch vom ökolo- Aushubmaterial, Kompostierung der gischen Gesichtspunkt her die kleinsten Folgen gehabt, der Grünabfälle, Wiedereinbau des Aus- Gemeinde ein wertvolles Naturschutzgebiet gebracht und hubmaterials als bewilligte, fachkundi- wäre auch bezahlbar. ge Terrainanpassung. – Planie erstellen, Oberbodenmaterial Die Baubewilligung und ergänzenden Humus einbringen. Die Renaturierung der Deponie bedarf in jedem Fall einer – Neubegrünung und Bereitstellung für Baubewilligung, die auch vom Kanton, Departement Bau, Ver- die Bewirtschaftung sowie die Wie- kehr und Umwelt, durch die Abteilung für Baubewilligungen derinstandstellung der ökologischen und die Abteilung Umwelt geprüft wird. Für die Erarbeitung Aufwertungsmassnahmen. des Baugesuches wurde die Firma KSL Ingenieure, Frick be- 22 Jahresrückblick 2020
auftragt. Da möglichst die Variante 4 realisiert werden sollte, wurde die Eingabe minutiös vorbereitet. Neben der vorge- sehenen Bauleitung, KSL Ingenieure, wurde auch die Firma Terre AG aus Muhen als bodenkundliche Baubegleitung, sowie der Naturschutzverein Hellikon für die Beratung zur praxisnahen Umsetzung bei den Vorbereitungen zugezogen. In verschiedenen Sitzungen und Begehungen vor Ort, noch- maligen Bodenproben und Abklärungen, sowie Gesprächen mit den Beteiligten und dem Kanton, konnte ein bewilligungs- fähiger Konsens gefunden werden. Allerdings mit einem wesentlich höheren Kostendach (ca. CHF 100‘000) als ur- sprünglich für die Variante 4 geschätzt wurde. So kam es zu folgendem Entscheid von Seite des Kantons: Die nachträgliche Baubewilligung für die «illegale» Deponie wurde abgelehnt. Zugestimmt wurde durch den Kanton der ökologischen Aufwertung des Deponiegeländes mit klaren Auflagen und Bedingungen, also der angepassten Variante 4: Die Renaturierung hat nach den vom Naturschutzverein geplanten und von der KSL ausgearbeiteten Vorlagen zu ge- schehen. Für die noch auszuführenden Massnahmen (Erdar- beiten) darf keinerlei Aushub- und Grüngutabfallmaterial und kein Bauschutt mehr zugeführt werden. Die Sektion Natur und Landschaft ist bei der Konzipierung beizuziehen. Die Ansaaten müssen mit ursprünglichem Saatgut aus der Region erfolgen. Für die Hecken sind unter anderem auch dornenreiche Pflan- zen zu wählen. Das Unterhaltskonzept sowie die Festlegung als Naturschutzzone sind der anstehenden BNO-Überarbei- Jahresrückblick 2020 23
tung in den Kulturlandplan aufzunehmen. seinen Kerngruppenmitgliedern. Die Bauleitung wurde von Nach der Fertigstellung des Projektes ist KSL Ingenieure Frick, die bodenkundliche Baubegleitung von eine Gewinnberechnung einzureichen, der Terre AG aus Muhen übernommen, Beratung erhielten aus welcher ersichtlich ist, wieviel Rein- wir vom zuständigen Förster und bezüglich der seltenen Heu- gewinn bei der Deponie erwirtschaftet schrecken wurden wir von der spezialisierten Firma Orthop- wurde. (Deponieeinnahmen minus getä- tera unterstützt. tigte Ausgaben für den Deponiebetrieb und den Umbau zum Naturschutzgebiet Die tägliche Baubegleitung und Unterstützung vor Ort wurde mit der ökologischen Aufwertung und vom Naturschutzverein und dem zuständigen Gemeinderat den nötigen Pflegemassnahmen für die erbracht und die geplanten Arbeiten vom erfahrenen Maschi- nächste Zeit.) Der Kanton erwartet einen nisten der Firma Graf umgesetzt. Die Pflanzarbeiten und das Vorschlag wie der restliche Gewinn für Erstellen der geschichteten Steinstruktur wurden ebenfalls vom weitere Projekte wie «Aufwertung von NSV-Hellikon ausgeführt. Fruchtfolgeflächen», «ökologische Auf- wertungen» oder sonstige Naturschutz- Ausblick projekte eingesetzt werden kann. Nun müssen noch das Unterhaltsmassnahmenkonzept und Pflegeverantwortungen mit dem Naturschutzverein geregelt Umsetzung der Renaturierung im 2020 und sichergestellt werden. Auch ist noch ein Pachtvertrag für Nach dem Eingang der Baubewilligung das Wiesland nach Labiola-Richtlinien zu erstellen und mit des Kantons wurden die Erdarbeiten aus- einem engagierten Landwirt abzuschliessen. geschrieben. Den Zuschlag erhielt die Firma Graf aus Buus, welche auch in den Im Frühling müssen noch Ansaaten und ergänzende Auf- letzten Jahren die Erdbewegungsarbei- wertungsmassnahmen vorgenommen werden. Auch müssen ten in der Deponie ausgeführt hatte. Der noch die finanziellen Aspekte entsprechend den kantonalen Forstbetrieb erledigte die Holzfällerarbei- Auflagen geregelt werden. ten. Die Vorbereitungsarbeiten sowie die ökologischen Aufwertungsarbeiten über- Text: Thomas Rohrer, ressortverantwortlicher Gemeinderat nahm der Naturschutzverein Hellikon mit Bilder: Thomas Rohrer, Amandus Brogle, Daniela Rohrer 24 Jahresrückblick 2020
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Sanierung Hauptstrasse «Was lange währt wird bald fertig» Im Frühjahr 2019 begannen die Arbei- durchgebohrt und eingezogen werden konnte. An der tiefs- ten für die Sanierung der Hauptstrasse ten Stelle war man bei 8,50 Meter oder ca. 5 Meter unter- K494 durch unser Dorf. halb der Bachsohle. Geplant war ein Bauende im Oktober Danach wurden die neuen Leitungen provisorisch mit den 2020. Dieses konnte leider nicht einge- alten verbunden, so dass die Neuligdorfseite zu jederzeit halten werden und ein Teil der Arbeiten mit Wasser, Strom und Telefon versorgt werden konnte. kann erst im Frühling 2021 erfolgen. Das schwierige an der ganzen Sache war, dass jeweils für den Hochwasserschutz, die Brücken, die Hauptstrasse, Aber beginnen wir von Anfang an. die Spülbohrung und zu guter Letzt die Schulstrasse, ein Zusammen mit den Arbeiten an der anderes Ingenieurbüro zuständig war. Dies hat die Kommu- Hauptstrasse, hat die ARA Region nikation nicht unbedingt erleichtert. Möhlin mit den Arbeiten für den Hoch- wasserschutz am Bach entlang und dem Insbesondere die Schulstrasse hat uns immer wieder vor Bau zweier neuen Brücken bei der Sagi neue Probleme gestellt. Da mit den Anbindungen der Neu- und bei der Chäsi begonnen. en an die alten Leitungen ein Flickenteppich entstanden wäre, hat der Gemeinderat entschieden, diese zu erneu- Bevor mit derjenigen bei der Chäsi be- ern. Dem Kredit dazu hat die Bevölkerung an der Urne ja gonnen werden konnte, musste die alte zugestimmt. Wasserleitung verlegt werden, da diese sonst quer durch das Fundament der Brü- Die grössten Herausforderungen zeigten sich bei der cke geführt hätte. Einmündung in die Hauptstrasse. Zum Glück für die Gemeinde beteilig- Stiess man doch dabei auf Teile einer alten Panzersperre. ten sich die Swisscom und das AEW Und da in der Hauptstrasse alle Leitungen erneuert wurden, ebenfalls mit neuen Leitungen an diesem mussten in der Einmündung je nachdem welche Leitung ver- Projekt. So dass schlussendlich ein Rohr- legt wurde, immer wieder Gräben ausgebaggert werden, bündel von 12 Rohren unter dem Bach um diese Leitungen miteinander zu verbinden. 26 Jahresrückblick 2020
Vielen Dank noch einmal an die Anwohner dort für ihr Verständnis. Auch bei der Hauptstrasse kam es zu etlichen Verzögerun- gen durch unplanmässige Arbeiten. So ist beim Umbau ei- nes Regenwasserentlastungsschachtes dieser einfach in sich zusammengefallen. Der damalige Baumeister hatte schlicht und einfach die Armierungseisen vergessen. Es hat sich auch herausgestellt, dass die Erneuerung beziehungsweise Vergrösserung der Kanalisation nicht wie geplant an dersel- ben Stelle durchgeführt werden kann. So dass in zwei Ab- schnitten eine komplett neue Leitung neben der Alten erstellt werden musste. Im Grossen und Ganzen kann man aber sagen, das Projekt ist gelungen und die Stossdämpferprüfspur durch unser Dorf ist Geschichte. Im Jahr 2021 wird dann noch die Kanalisation mit einem Roboter saniert, der Installationsplatz unterhalb der Schmitte zurückgebaut – und sobald es die Temperaturen zulassen – der Deckbelag bei der Schulstrasse und der Hauptstrasse eingebaut. Text: Josef Hasler Jahresrückblick 2020 27
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