JOURNAL 20 - Naturstiftung David
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
JOURNAL 20 SOMMER 2020 Erlebnispfad Rabenswald Neues Familienangebot bei Garnbach .......Seite 4 Baggern für den Artenschutz Mehr Wasser für das Plateau ..................... Seite 12 Ausflugsziel Bachra Geschichte und Tipps ................................ Seite 20 Hängeseilbrücke Auf vielen Wegen erreichbar ...............Seite 24 Preisrätsel ........................................ S. 27 Herausgegeben von der Naturstiftung David und dem Verein „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“
ZU DI E SE M H E FT Liebe Anwohnerinnen, liebe Anwohner, liebe Gäste, liebe Leserin, lieber Leser, Ende Mai, als gerade die Lockerungen in der Corona-Krise einsetzten, fand die Bun- desumweltministerin ein sehr treffendes Bild. Im Kampf gegen den Klimawandel wirke der Naturschutz wie ein Impfstoff. Eine Natur mit intakten Mooren, Auen und naturnahen Wäldern sei Vorausset- zung für eine krisenfeste Gesellschaft. Was das für die Hohe Schrecke bedeutet, davon berichtet dieses Heft einmal mehr. Der neue Familien-Rundweg im Rabenswald wird den naturnahen Freiluft-Tourismus weiter fördern, genauso der Parkplatz und das neu gestaltete Umfeld der Hängeseil- brücke. Auch der eigentliche Naturschutz kommt nicht zu kurz. Wussten Sie, dass fast alle in Deutschland vorkommenden Spechtarten auch in der Hohen Schrecke heimisch sind? Das ist ein Erfolg der bishe- rigen Schutzbemühungen. Geschützt wer- den müssen aber auch die Besucher: Das Thema Verkehrsweges icherung betrifft nach den trockenen Sommern viele Wald- gebiete härter als bisher. Apropos Tro- ckenheit: Auch die im Winter umgesetz- ten Maßnahmen zur Wiedervernässung auf dem Plateau dienen dem Artenschutz. Dort sind es Libellen, Schmetterlinge und Lurche, die profitieren sollen. Ob das ge- lingt? Schauen Sie selbst in diesem Heft und lieber noch bei einem Ausflug in un- ser wundervolles Waldgebiet zwischen Unstruttal und Thüringer Becken. Viel Freude beim Lesen wünschen Naturstiftung David Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft e.V. 2 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
Foto: Simone M.Neumann – www.simone-m-neumann.de Liebe Leserin, lieber Leser, vor wenigen Wochen hat die Bundesum- weltministerin den Bericht zur Lage der Na- tur in Deutschland vorgestellt. Dieser zeich- net ein sehr gemischtes Bild. Trotz einiger wichtiger Erfolge beim Schutz von Arten unsere Spendengelder hier richtig und effi- und Lebensräumen geht es der Natur in zient eingesetzt werden. Das bestätigen uns Deutschland keinesfalls gut, die roten Lis- auch unsere Spenderinnen und Spender, für ten der vom Aussterben bedrohten Tier- und die wir in den letzten Jahren gemeinsam mit Pflanzenarten werden immer länger. Die der Naturstiftung David Reisen in die Hohe Zahlen in dem Bericht offenbaren, dass viele Schrecke organisiert haben. Die Besucherin- Zukunftsfragen im Naturschutz in Deutsch- nen und Besucher aus dem gesamten Bundes- land immer noch unbeantwortet sind. gebiet waren neben dem Projekt auch von der Beispielhafte Antworten auf die Heraus- vielfältigen und naturnahen Landschaft be- forderungen der Zukunft können Projekte geistert. Ich bin mir sicher, dass sie im Freun- wie das in der Hohen Schrecke geben. Seit des- und Bekanntenkreis für einen Besuch in vielen Jahren verfolge ich mit großem Inte- der Hohen Schrecke geworben haben. resse, wie hier Naturschutz und Regional- In meiner Funktion als Mitglied im Prä- entwicklung aber auch Wildnis und natur- sidium der Naturstiftung David möchte ich nahe Forstwirtschaft gemeinsam gedacht mich an dieser Stelle abschließend auch und umgesetzt werden. Vor allem bin ich noch einmal bedanken. Ohne die großzügige begeistert, wie in der Hohen Schrecke Kom- Unterstützung des Bundesumweltministeri munen und Naturschutzorganisationen eng ums, des Bundesamtes für Naturschutz und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Das und des Umweltministeriums in Thüringen ist bundesweit beispielhaft. Den Grundstein wären die bisherigen Projekterfolge nicht hierfür hat Mitte der 2000er Jahre der BUND umsetzbar gewesen. Mein Dank gilt aber na- Thüringen gelegt, der damals erste Gesprä- türlich auch den Kommunen sowie den Bür- che mit den Gemeindevertretern führte und gerinnen und Bürgern rund um die Hohe sich dafür eingesetzt hat, dass der urwüch- Schrecke, die frühzeitig den Wert dieses sige Wald nicht privatisiert wird. Später hat Waldes erkannt haben und sich für dessen die Naturstiftung David als Stiftung des Schutz einsetzen. BUND Thüringen den Staffelstab übernom- In der Hoffnung, dass der Zauber der men und setzt bis heute sehr erfolgreich das Hohen Schrecke auch für künftige Ge von Bundes- und Landesregierung geför- nerationen noch lange erhalten bleibt, wün- derte Naturschutzgroßprojekt um. sche ich Ihnen viel Freude beim Lesen des Seit vielen Jahren engagieren wir vom Heftes. BUND uns auch finanziell für das Natur- schutzgroßprojekt. Damit helfen wir der Na- Ihr Olaf Bandt turstiftung David den für die Finanzierung Vorsitzender Bund für Umwelt und Natur- des Projektes erforderlichen Eigenanteil auf- schutz Deutschland (BUND) zubringen. Die BUND-Gelder für die Hohe Schrecke stammen übrigens nicht alleine nur vom Bundesverband. Auch viele BUND- Landesverbände geben Spendengelder dazu. Das zeigt, welch guten Ruf das Projekt in un- serem Verband hat. Da ich auch Mitglied im Präsidium der Naturstiftung David bin, kann ich mich regelmäßig davon überzeugen, dass Foto: Thomas Stephan Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 3
A KTU E L L E S Ein Erlebnispfad für die ganze Familie Neben der Hängeseilbrücke im Bärental wird die Hohe Schrecke bald eine weitere Attraktion bekommen. Im Rabenswald bei Garnbach entsteht ein ganz besonderer Natur-Erlebnisweg. Die Bauarbeiten stehen kurz vor dem Abschluss, im August ist die offizielle Eröffnung geplant. Mitten im Wald steht ein merkwürdiges benswald-Erlebnisweg war Teil des im benswald-Verein bei der finanziellen Ab- Gerät aus Holz. Es sieht aus wie ein gro- Jahr 2012 erstellten umfangreichen Pro- wicklung des Projektes. ßes Fernrohr und lässt sich seitlich und jektplans für das Naturschutzgroßpro- nach oben und unten bewegen. Man jekt. Denn Ziel des Projektes ist nicht nur Kletterpartie mit Erkenntniswert kann auch wie durch ein Fernrohr hin- der Naturschutz, sondern genauso das Na- Auch wenn der Umweltverband WWF durchschauen. Doch viel eindrucksvoller turerleben und die Unterstützung der re- formal Träger des Projektes ist, liegt die ist der Effekt, wenn man sein Ohr an die gionalen Wirtschaft und Kultur. Der Plan Umsetzung vor Ort ganz in der Hand der schmale Öffnung legt und in den Wald wurde bewilligt, doch für die Umsetzung Vereinsmitglieder. Michael Krüger kam hineinhorcht. Das trichterförmige Rohr des Erlebnisweges fand sich zunächst hierbei zu Gute, dass er als Tischler und wirkt wie ein Verstärker. Auf diese Art kein Partner. Bis im Jahr 2016 ein paar Holzkünstler schon öfters Holzgeräte für lassen sich Waldgeräusche, wie beispiels- Einwohner von Garnbach die Idee auf- Spielplätze gebaut hat. Doch was ist nun weise der Gesang einer Amsel, herausfil- griffen und umsetzen wollten. „Die Idee, das Besondere am Rabenswaldweg? Der tern. Das Fern- und Horchrohr ist eine einen Verein zu gründen, entstand hier Weg sei als Familienwanderweg konzi- von zwanzig Stationen, die seit Anfang bei uns am Stammtisch“, erinnert sich Mi- piert, erklärt Krüger. Kinder sollen die dieses Jahres im Rabenswald bei Garn- chael Krüger. Nach der anfänglichen Be- Möglichkeit haben, den Wald spielerisch bach errichtet wurden. Noch sperrt ein geisterung kam dann allerdings eine ge- zu erkunden. So haben viele Stationen rotweißes Band die Anlage ab. „Wir sind wisse Ernüchterung. „Wir hatten ja nicht Kletterelemente. „Auf diese Weise kön- noch nicht fertig“, erklärt Michael Krü- viel Erfahrung, wussten nicht genau, wie nen wir auch die Natur schützen, indem ger. Er arbeitet nicht nur wie sein Vater man einen Antrag stellt, um Gelder für die Kinder nicht überall herum klettern, als Kettensägenkünstler, sondern ist zu- solch ein Projekt zu bekommen.“ Doch es sondern nur an bestimmten Stellen.“ Die gleich auch der Vorsitzende des Rabens- fanden sich auch schnell viele Unterstüt- 20 Stationen stehen fast alle in Sicht- wald-Vereins. So koordiniert und über- zer. Allen voran die Naturstiftung David. weite voneinander entfernt. „Da kommt wacht er die Bauarbeiten im Wald. Dort freute man sich besonders, dass Ak- bei den Kindern keine Langeweile auf“, teure aus der Region die Idee des Projekt- ist Krüger überzeugt. „Am Ende entlastet Unerwartete Hürden plans aufgegriffen haben. Aber auch die das auch die Eltern. Die Kindern sind be- Im August soll der Familienwanderweg Waldeigentümer, darunter die Landesent- schäftigt und die Erwachsenen können in eröffnet werden. „Der Aufbau der Statio- wicklungsgesellschaft Thüringen und die Ruhe die Natur genießen.“ nen war fast der einfachste Teil des Pro- Stadt Wiehe, standen dem Projekt aufge- jektes“, schmunzelt Krüger junior. Denn schlossen gegenüber und gaben unbüro- Ein Klassenzimmer im Wald bis das Projekt konkret umgesetzt wer- kratisch ihre Zustimmung. Ein Höhepunkt des Weges ist das Wald- den konnte, mussten viele Hürden über- Nachdem der Antrag eingereicht und klassenzimmer. Unweit der Ruine der wunden werden. Alles begann mit einer genehmigt war, tauchte die nächste Hür- Rabenswaldburg stehen eine große Ta- Idee der Naturstiftung David. Der Ra- de auf. Der Verein sollte als Projektträger fel, ein Lehrerpult die gesamten Baukosten zunächst ausle- und rundherum gen. So schreiben es die Förderrichtlini- Bänke. Ein idealer en vor. Geld, das der Verein nicht hatte. Ort, um den Schul- Glücklicherweise sprang die Naturschutz- unterricht auch organisation WWF (World Wide Fund einmal im Freien for Nature) ein und unterstützte den Ra- abzuhalten. An 4 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
einer anderen Stelle führt eine Leiter aus Um Gefahren rechtzeitig zu erkennen, Holzstelen können die Besucher schrei- Holzbohlen auf einen Erdhügel neben werden die Vereinsmitglieder den Weg ben oder ritzen – ganz wie es ihnen be- dem Weg. Dort stehen mehrere kleine zweimal pro Woche ablaufen. An einigen liebt. „Wir müssen wahrscheinlich schon Holzverschläge. Michael Krüger erklärt, Stellen weichen die Wege nach starkem bald ein paar weitere hölzerne Seiten was es mit dieser Station auf sich hat. Regen mitunter auf, das Wasser sammelt hinzufügen“, so Michael Krüger. Trotz Früher gab es im Rabenswald viele Koh- sich in den Fahrrinnen. Solange Teile der vielen Besucher wurden bisher we- lemeiler. Hier wurde in großen Mengen des Weges noch mit Fahrzeugen genutzt der Holzteile entwendet noch Müll liegen Holzkohle hergestellt und teilweise bis werden, ließe sich das nicht vollständig gelassen. „Darin sehe ich auch eine Wert- nach Halle transportiert. So erfährt der vermeiden, erklärt Krüger. Der Vereins- schätzung unserer Arbeit“, freut sich der Wanderer auch etwas über die frühere vorsitzende hofft darauf, dass nach Er- Garnbacher. Nutzung des Waldes. öffnung möglichst wenige Fahrzeuge den Die Stationen wurden und werden Weg benutzen. „Ein Verbot zur Befahrung größtenteils von einer Firma aus Naum- des Weges zum Zweck der Jagd oder Forst- Warum der Rabe? burg gebaut, die auf den Bau von Spiel- wirtschaft können wir nicht aussprechen Seit Alters her trägt der plätzen spezialisiert ist. Gefertigt sind – wir können nur appellieren, vorsichtig Wald hinter Garnbach den sie aus dem besonders widerstandsfähi- zu fahren oder alternative Wege zu nut- Namen „Rabenswald“. Woher der gen und festen Holz der Robinie. Um die zen“. Um die Konflikte zu minimieren, Name stammt – darüber schweigen Festigkeit zu demonstrieren, stellt sich plant der Verein an besonders feuchten sich die historischen Quellen aus. Be- der Vereinsvorsitzende auf einen recht Stellen einen festen Pfad anzulegen, so reits im Jahr 1233, als Graf Albert von schmal ausschauenden Holzbalken und dass die Wanderer auch nach einem län- Wiehe hier eine Burg errichten ließ, wippt auf und ab. Das Holz hält. Robini- geren Regen trockenen Fußes ihr Ziel er- benannte er diese nach dem Wald. enholz habe zudem den Vorteil, dass es reichen. Die Rabenswaldburg trotzte mit ih- wesentlich langlebiger und weniger an- ren hohen Mauern und tiefen Wall- fällig gegen Schimmel und Schädlinge Viele positive Reaktionen gräben über 100 Jahre allen Feinden sei, erklärt Michael Krüger. Die Konst- Obwohl er offiziell noch nicht eröffnet bis sie im Thüringer Grafenkrieg ruktionen würden mindestens 20 Jahre ist, hat der fast fertige Erlebnispfad in 1342 zerstört wurde.“ halten. Für den Verein ist das ein wich- den vergangenen Wochen bereits zahlrei- tiger Punkt, denn die Vereinsmitglieder che Wanderer angezogen. Die ersten Be- sind nicht nur für den Bau, sondern für sucher haben sich schon in das hölzerne den Unterhalt des Weges verantwortlich. Gästebuch eingetragen. An mehreren Probleme aufweichen – nicht Fahrrinnen! Dazu zählt auch das wichtige Thema Sicherheit. Denn wie in allen anderen Wäldern kön- nen auch im Rabenswald alte Äste abbrechen oder Bäume umfallen. Eine Gefahrenquelle für die Wanderer. Fotos: David Johst (6), Thomas Stephan (1) Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 5
I NTERVI EW Fledermausfreundlich – trotz Corona Über Jahrzehnte hinweg ist es Fledermausforschern wie Wolfgang Sauerbier und Wigbert Schorcht gelungen, das Image der Fledermaus aufzubessern. An die Stelle von diffusen Vampir- Mythen trat das facettenreiche Bild eines faszinierenden fliegenden Säugetiers. Durch das Co- rona-Virus scheinen die Erfolge akut gefährdet. Seit Beginn der Corona-Epidemie wird immer wieder diskutiert, ob der Virus von der Fledermaus auf Menschen über- tragen wurde. Geht von Fledermäusen eine Gefahr aus? Wigbert Schorcht: Zunächst einmal gibt es nicht „die“ Fledermaus. Weltweit gibt es rund 1.400 verschiedenen Fledermausar- ten. Da gibt es enorme Unterschiede. Was die Wildtierforschung durch wissenschaft- liche Studien sicher weiß: Dieser spezielle für Covid-19 verantwortliche Corona-Virus kommt bei keiner der 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten vor. Lässt sich also ausschließen, dass Fleder- mäuse hierzulande den Covid-19-Erreger Wolfgang Sauerbier Wigbert Schorcht übertragen können? (Dipl.-Ing.), Jahrgang 1951, 1990–2010 (Dipl.-Biologe), Jahrgang 1972, seit W. Schorcht: Also nach allem, was wir Leiter der Naturschutzbehörde des 1997 Mitglied der Interessengemein- wissen, geht von den heimischen Fleder- Kyffhäuserkreises, seit 1965 ehren- schaft Fledermausschutz, seit 2000 mäusen keine Gefahr für diese Erkran- amtlich im Natur- Fledermausschutz Mitinhaber des Fachbüros NACHT- kung aus. tätig, seit 2009 Mitglied im Kurato- aktiv, Mitglied im Präsidium der Na- rium der Stiftung Fledermaus turstiftung David Erleben Sie als Fledermausforscher der- zeit eine wachsende Verunsicherung im Umgang mit Fledermäusen? Was sollte man jetzt grundsätzlich beim zieren, welchen ökonomischen Nutzen Wolfgang Sauerbier: Ja, ganz eindeutig. Umgang mit Fledermäusen beachten? Fledermäuse weltweit für die Landwirt- In den letzten Wochen haben mich ver- W. Schorcht: Fledermäuse sind Wildtiere schaft haben. Das sind mehrere Milliar- mehrt Bürgerinnern und Bürger aus der und sollten auch so behandelt werden. den von US-Dollar pro Jahr. Außerdem Kyffhäuserregion angesprochen. Man- Das sind keine Kuscheltiere, auch wenn sind Fledermäuse wichtige Indikatoren cher ist verunsichert. Darum ist es wich- sie manchmal in der Nähe des Menschen für den Zustand unseres Ökosystems. tig aufzuklären und die Menschen zu leben. Wenn man eine verletzte Fleder- Vereinfacht gesagt: Wenn es den Fleder- beruhigen: Von unseren heimischen Fle- maus findet, sollte man sie möglichst nur mäusen gut geht, dann geht es auch den dermäusen geht keine Gefahr aus. mit Handschuhen anfassen, in einen Kar- Menschen gut. ton legen und einen Fachmann anrufen. In Österreich soll es zu Tiertötungen ge- W. Sauerbier: Wir haben für solche Fälle Jenseits von Vandalismus – Wodurch kommen sein, in Bayern zur vereinzelten ein Notfalltelefon eingerichtet, da kann sind Fledermäuse gefährdet? Zerstörung von Fledermausquartieren. sich jeder melden, wenn er eine verletzte W. Sauerbier: Vor allem der Verlust von Ist so etwas aus unserer Region bekannt? Fledermaus gefunden hat oder Fragen Lebensstätten. Nebengelasse und Scheu- W. Sauerbier: Nein. Da sind mir keine zum richtigen Umgang mit Fledermäu- nen verschwinden, viele Gebäude wer- Fälle bekannt. Wir haben in den letzten sen hat den saniert. Dadurch fallen die für Fle- Jahren viel Aufklärungsarbeit geleistet. dermäuse so wichtigen Spaltenquartiere Ich denke in unserer Region gibt es nach Warum ist der Schutz von Fledermäusen weg, also Lücken und Spalten im Mau- Foto: Naturkundemuseum Erfurt; Jana Planek wie vor eine große Akzeptanz für Fleder- aus Sicht des Naturschutzes so wichtig? erwerk und unter dem Dach. Ein ande- mäuse. W. Schorcht: Fledermäuse haben eine res Problem stellt vielerorts die inten- W. Schorcht: Es muss auch darauf hinge- enorm wichtige Funktion für das Öko- sive Forstwirtschaft dar. In den Wäldern wiesen werden, dass jeder der in Deutsch- system. In einigen Ländern spielen sie gibt es immer weniger Baumhöhlen – die land Fledermäuse tötet oder Quartiere eine zentrale Rolle bei der Bestäubung beispielsweise für die Bechsteinfleder- zerstört, eine Straftat begeht. Das ist im bestimmter Pflanzen. Hierzulande gehö- maus sehr wichtig sind. Zugleich gibt es Bundesnaturschutzgesetz eindeutig gere- ren sie zu den wichtigen Vertilgern von in ganz Europa immer weniger Insekten. gelt. Schadinsekten, wie beispielsweise des Dadurch ist die Nahrungsgrundlage der Borkenkäfers. In einer wissenschaftlichen Fledermäuse gefährdet. Studie wurde einmal versucht, zu bilan- 6 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
In letzter Zeit wird auch vermehrt die schungsvorhabens, aus dem Empfeh- Beratungssystem etabliert. Da- Frage gestellt, welchen Einfluss Windrä- lungen für ganz Deutschland abge- mit können die Fledermaus- der auf die heimischen Fledermäuse ha- leitet wurden. schützer heute viel besser mit ben. Stellen sie eine Gefahr für Fleder- den zuständigen Behörden mäuse dar? Die Hohe Schrecke gilt als eines und Ämtern zusammenar- W. Schorcht: Ein Teil der Fledermausar- der fledermausreichsten Gebiete beiten. Auch wurde damit ten, nämlich die, die oben im freien Luft- in Deutschland. Was ist der in der Bevölkerung viel raum unterwegs sind, können von Wind- Grund hierfür? Akzeptanz für die Fleder- rädern erschlagen werden. Das ist ein W. Sauerbier: Das sind zum ei- mäuse geschaffen. Problem. Allerdings gibt es seit einigen nen die historisch gewachse- Jahren erfreulicherweise immer mehr nen Wälder der Hohen Schre- Sind die Maßnah- Windkraftanlagen, die über einen fleder- cke mit ihrem hohen Anteil men ausreichend mausfreundlichen Betrieb verfügen. an Laubbäumen. Zum ande- oder müsste noch mehr ren haben sich die Dörfer für den Schutz der Fle- Was heißt in diesem Fall fledermaus- in den letzten Jahrhunder- dermäuse getan werden? freundlicher Betrieb? ten nicht so stark verän- W. Schorcht: Was die W. Schorcht: Wenn wenig Wind weht dert, wie in anderen Teilen Hohe Schrecke als Re- und viele Fledermäuse unterwegs sind, Deutschlands. So gibt es gion betrifft, muss ganz also in milden, windarmen Nächten, beispielsweise klar gesagt werden, dass werden die Windräder vorüberge- hier bereits Außerge- hend abgeschaltet. Dadurch lässt wöhnliches geleistet sich die Zahl der verunglück- wurde. Im Regional- ten Fledermäuse pro Windrad museum Bad Fran- deutlich reduzieren. Das führt kenhausen gibt dann natürlich auch zu wirt- es eine tolle Fle- schaftlichen Einbußen bei den dermausaus- Windkraftbetreibern – aber stellung mit diese Einbußen spielen sich in sogenann- der Regel im geringen einstelli- ten Flat- gen Bereich ab. noch alte terpoints. Scheunen, Mopsfledermaus Auch über Zum Thema Windräder und Fledermäuse die den Fleder das Natur- gab es ja vor einigen Jahren in der Hohen mäusen Unterschlupf bieten. Die Hohe schutzgroßprojekt wurde viel für den Schrecke einen Modellversuch. Mit wel- Schrecke ist durch ein mosaikartiges Bio- Schutz der Fledermäuse getan. Die Hohe chen Ergebnissen? topsystem charakterisiert: Es gibt Wälder Schrecke ist also eher ein deutschland- W. Schorcht: Wir haben damals einen 60 und Wiesen im Wechsel, Waldteiche und weites Beispiel, wie man es machen kann. Meter hohen Mess-Mast errichtet, um he- Bäche – für die Fledermäuse ist das ein Es ist wirklich ein Leuchtturm. rauszufinden, in welcher Höhe waldtypi- idealer Lebensraum. sche Fledermäuse fliegen. Da zukünftig Die Fragen stellte David Johst Windkraftanlagen nicht nur im Offen- Seit vielen Jahren werden in der Hohen land, sondern auch an oder in Waldge- Schrecke Projekte realisiert, um die hei- bieten errichtet werden, ist es wichtig zu mischen Fledermäuse zu schützen. Zei- wissen, welche Fledermäuse in welcher gen diese Maßnahmen bereits Wirkun- Höhe über den Bäumen unterwegs sind. gen? Unsere Untersuchung hat beispielsweise W. Schorcht: Noch gibt es hierzu keine be- ergeben, dass die Mopsfledermaus in ei- lastbaren Zahlen. Aber es gibt Hinweise, Fledermäusen helfen ner Höhe von ca. 30 Metern fliegt und dass sich die Situation verbessert hat. Da Das Fledermaus-Nothilfetelefon jagt. Sie wäre also durch den Bau von ist zum Beispiel die kleine Hufeisenfle- ist unter 0361 2669 1379 oder Windkraftanlagen in Waldnähe nicht be- dermaus, die fast verschwunden war und 0175 4068503 erreichbar. sonders gefährdet. Andere Arten dage- seit einigen Jahren wieder vermehrt auf- gen aber schon. getreten ist – vielleicht auch weil in der Informationen zum Schutz von Fle- Foto: Torsten Pröhl / fokus-natur.de Hohen Schrecke mehr als 1.000 Hektar dermäusen und einer fledermaus- Es ist aber nicht geplant, in der Hohen Waldfläche aus der forstlichen Nutzung freundlichen Bauweise bietet die Schrecke Windkraftanlagen zu errichten? genommen worden sind. Außerdem hat thüringenweite „Aktion Fledermaus- W. Schorcht: Nein – das ist komplett aus- man sich hier mit den Waldbesitzern auf freundlich“ geschlossen. Es handelt sich ja um ein bestimmte Regeln zum Schutz der Fle- www.aktionfledermausfreundlich.de Naturschutzgebiet. Diese sind für die dermäuse geeinigt. Windkraftnutzung generell tabu. Der W. Sauerbier: Zugleich wurde nicht nur Mess-Mast war lediglich Teil eines For- in der Hohen Schrecke ein umfassendes Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 7
R EPORTAG E Waldgefahren auf Wanderwegen Trockene Äste oder schräg stehende Bäume können leicht zur Gefahr für Wanderer werden. Wie können Wege gesichert werden, ohne gleich Schneisen zu schlagen? Eine Fachexkursion im Nationalpark Hainich gab Antworten. Marcus Menneke, Ranger im National- tensäge nachhelfen. Etwa wenn Äste un- ren. Im Austausch mit den Rangern des park Hainich, gibt ein Zeichen. Die Mo- ter großer Spannung stehen und sich Hainich-Nationalparks erfährt Krüger viel torseilwinde beginnt zu drehen, das Seil nicht ohne Gefahr für die Waldarbeiter Interessantes und Nützliches für seine Ar- spannt sich und zieht am Stamm der ab- durch Herabziehen beseitigen lassen. beit. Dabei stellen die Ranger des Hainichs gestorbenen Buche. Ein immer lauter Man achte in solchen Fällen aber darauf, nicht nur die verschiedenen Techniken werdendes Knarren ist zu hören, dann dass Schnittspuren für den Besucher des und Geräte vor, sondern zeigen auch, wie bricht plötzlich mit einem lauten Knall Nationalparks möglichst unsichtbar blei- sich Gefahren erkennen und einschätzen der Stamm auf halber Höhe ab und zer- ben, so Wilhelm. Doch solche spurlosen lassen. Denn es bedarf eines geschulten splittert – fast wie Glas. Einzelne Holz- Baumfällarbeiten haben einen Nachteil: Blicks, um anhand von Faulstellen, Baum- splitter fliegen viele Meter weit. Sie sind meist deutlich aufwendiger. Im pilzen und anderen Merkmalen zu erken- In einem Nationalpark werden norma- Nationalpark Hainich übernimmt ein Teil nen, ob ein Baum bald umstürzen wird lerweise keine Bäume gefällt, der Wald der Ranger diese Aufgabe. Zu ihnen ge- oder größere Äste abbrechen könnten. bleibt sich selbst überlassen. Doch es gibt hört auch Marcus Menneke. Für ihn han- eine Ausnahme: Überall dort, wo fest- delt es sich um eine Routinearbeit. Er Natur und Besucher schützen gestellt wird, dass Wanderer unmittelbar und seine Kollegen haben mittlerweile Hinzu kommt, dass Bäume ganz unter- gefährdet sind, muss auch gehandelt wer- viele Erfahrungen sammeln können, wie schiedlich altern. Eine abgestorbene Ei- den. In diesem Fall stand die abgestor- man solche sogenannten Waldgefahren che steht aufgrund ihrer tiefen Wurzel bene Buche gefährlich nah an einem der auf möglichst schonende Weise beseiti- viel länger als andere Baumarten, Ast- Hauptwege, der durch den Nationalpark gen kann. brüche kommen seltener vor. Die Buche führt. dagegen ist weniger stabil, abgestorbe- Mit Gefahren umgehen nen Äste und Kronen brechen deutlich Schnittspuren vermeiden Aus diesem Grund haben sich mehrere schneller. Doch die Baumart ist nur ein Doch wäre es nicht viel einfacher, den Mitarbeiter der Naturstiftung David und Anhaltspunkt. Manchem Baum sieht Baum einfach abzusägen, anstatt ihn Mitglieder des Hohe-Schrecke-Vereins zu man die Gefahr, die von ihm ausgeht, mit Hilfe einer Seilwinde zu Fall zu brin- einer Exkursion angemeldet. Denn auch schlicht nicht an. Andere Bäume wiede- gen? Der Nationalpark versucht, mit sol- in der Hohen Schrecke sollen die notwen- rum sind viel stabiler, als es den Anschein chen Methoden die Natur zu imitieren. digen Eingriffe in die Natur – vor allem in hat. Jedem Waldbesucher muss klar sein: Man möchte möglichst auf sichtbare den Wildnisflächen – möglichst unsicht- Kein Wald ist frei von Gefahren! Und menschliche Eingriffe, wie etwa Säge- bar bleiben. Einer der Exkursionsteilneh- dort, wo der Wald sich selbst überlassen Fotos: Dr. Dierk Conrady spuren, verzichten, so Revierförster Jens mer ist Dieter Krüger. Er ist der Wander- bleibt, häufen sich diese naturgemäß. Wilhelm. Auf diese Weise bleibt der Ein- wegewart und kontrolliert im Auftrag des Denn hier werden alte Bäume bewusst druck eines naturbelassenen Waldes er- Hohe-Schrecke-Vereins regelmäßig alle stehen gelassen. Zum natürlichen Pro- halten. Manchmal müssen jedoch auch wichtigen Wanderwege im Gebiet. Wo zess gehört eben auch, dass die Bäume die Nationalparkmitarbeiter mit der Ket- möglich, beseitigt er auch die Waldgefah- 8 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
oder vom Umsturz gefährdete Bäume – zu zwei Enkel und ich möchte nicht, dass ir- beseitigen. Das gleiche gilt für sogenannte gendjemandem im Wald etwas passiert, „Megagefahren“. Eine solche Gefahr be- weil ich nachlässig gewesen bin und eine steht etwa, wenn ein Baum durch einen mögliche Gefahr übersehen habe.“ Eine Sturm teilweise entwurzelt wurde und un- Auffassung, die auch Marcus Menneke mittelbar auf einen ausgewiesenen Wan- vom Nationalpark Hainich teilt: „Wir derweg zu fallen droht. Wird eine solche wollen hier ja nicht nur Dienst nach Vor- dann einfach irgendwann umfallen oder akute Gefahr erkannt, muss sie möglichst schrift machen, ich möchte auch morgens zusammenbrechen. schnell beseitigt werden. noch in den Spiegel schauen können“. Doch eine hundertprozentige Sicher- Waldtypische Gefahren Gemeinsame Entscheidungen heit, darin sind sich alle Teilnehmer der Doch ab wann ist der Waldeigentümer Doch solche Fälle sind eher die Aus- Exkursion einig, kann es im Wald nicht verpflichtet, eine Gefahr zu beseitigen? nahme. „In der Regel sind die Gefahren geben. Darum sollten auch die Wanderer Laut Bundeswaldgesetz geschieht die Be- nicht immer so eindeutig. Darum treffen umsichtig handeln und nicht etwa bei Ge- nutzung des Waldes auf eigene Gefahr. wir solche Entscheidungen meist nicht witter oder Sturm in den Wald gehen. Ver- Im Klartext heißt das: Jeder, der im Wald allein“, so Ranger Menneke. Die Verant- schiedene Waldeigentümer in der Hohen spazieren geht, muss beispielsweise mit wortung liegt letztlich bei den Revierlei- Schrecke haben inzwischen auch Schilder herabstürzenden Ästen oder umstürzen- tern beziehungsweise der Nationalpark- angebracht, die auf die waldtypischen Ge- den Bäumen rechnen – egal ob im forst- verwaltung Dadurch werde der einzelne fahren hinweisen und zur Vorsicht mah- lich genutzten Wald oder in einem Wild- Ranger entlastet. Ein Eindruck, den We- nen: „Die Waldeigentümer erhoffen sich nisgebiet. Die Juristen sprechen hierbei gewart Dieter Krüger teilen kann. Er be- davon eine höhere Sensibilität im Um- von waldtypischen Gefahren. Etwas an- rät sich in Zweifelsfällen mit Forstexper- gang mit Gefahren“, so Forstexpertin Ger- ders stellt sich die Sache indessen dar, ten der Naturstiftung David. Für Krüger linde Straka von der Naturstiftung David. wenn Personen durch Unterstände, Bänke ist dies eine große Hilfe. Denn bei sei- Und wer meint, eine Gefahr erkannt zu oder Rastplätze zu bestimmten Orten hin- ner Tätigkeit gehe es ja nicht nur um die haben, der könne neben dem Wegewart gelenkt werden. An diesen Orten ist der Frage der juristischen Haftung. Als We- auch die zuständigen Förstereien infor- Waldeigentümer verpflichtet, in einem gewart trage er auch eine moralische Ver- mieren. Die Verantwortlichen sind über Umkreis von 30 Meter potentielle Gefah- antwortung. „Ich bin eher der vorsichtige jeden Hinweis dankbar. ren – etwa durch herabhängende Äste Typ“, bekennt Krüger, „ich habe selber Schäden und Gefahren können Sie direkt melden an Dieter Krüger, entweder per E-Mail wegewart@hohe-schrecke.de oder per Telefon: 0170 – 811 96 86 Wegepate werden Wenn Sie gern und viel in der Hohen Schrecke unterwegs sind, können Fotos: David Johst (4); Thomas Stephan (1) Sie den Wegewart unterstützen und die Patenschaft für bestimmte Wege oder Gebiete übernehmen. Wegepa- ten kontrollieren Rastplätze, Weg- weiser und natürlich die Wege. In- teresse? Nehmen Sie einfach direkt Kontakt mit dem Wegewart auf. Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 9
A RTE NSC H UTZ Trommeln und trillern – Spechte in der Hohen Schrecke Spechte scheinen Gewinner der Dürresommer zu sein. Wo viele trockene Bäume sind, finden sie viele Insekten. Die Vögel mit den Hammerschnäbeln gehören auch zu den Zielarten des Na- turschutzgroßprojektes – im Wald und im Offenland. Von weither schallt ein markantes Trom- höhlen es in großer Dichte braucht, meln durch den Wald. Schnell, mecha- damit der Käfer überleben nisch, in Intervallen. Als wollte je- kann“, zeigt sich Dierk Con- mand klarmachen: „Hoppla, hier rady fasziniert. Genau da- bin ich! Und das Revier gehört für sei es auch notwendig, mir!“. Spechte hämmern nicht dass es in der Hohen nur, um Würmer aus der Rinde Schrecke ausreichend zu picken oder Höhlen in das Wildniszonen mit ge- Stammholz zu hacken. „Sie nügend Alt- und Tot- nutzen trockene Zweige holzbäumen gibt. oder Stämme als Klangholz, Im Bereich des als Resonanzboden für ihre Wiegentals lassen Botschaften an die Artgenos- sich beispielsweise sen“, erklärt Dierk Conrady, viele Bäume sehen, wissenschaftlicher Mitarbei- die wie Skulpturen ter im Team der Naturstiftung bearbeitet erschei- David. Bis zu zwei Kilometer nen: Spechthöh- weit trage der Schall solcher len aus vielen Jah- Schlagwerke. Das Trommeln an ren durchziehen die diesem Frühlingstag in der Hohen alten Stämme und Baum- Schrecke kommt von einem Schwarz- t stümpfe. Auch in den forst- ch specht. Beim Näherkommen ist sein z s pe lich genutzten Waldgebieten ar schwarz-mattes Gefieder zu sehen. „Bis S ch w der Hohen Schrecke finden Spechte zu 50 Zentimeter lang kann er werden günstige Strukturen, nicht nur in den – also etwa krähengroß“, sagt der Bio- Altholzinseln und Habitatbäumen. loge Conrady. Typisch für die Männchen des Schwarzspechtes ist die karminrote Baum-Wohngemeinschaften Stoßdämpfer extraweich Kopfplatte, beim Weibchen ist dagegen Tatsächlich profitieren viele Waldbewoh- Zu den erstaunlichen Anpassungsleis- nur eine kleine Stelle des Hinterkopfes ner von der Aktivität der Schwarzspechte: tungen der Spechte gehört die „Aufhän- rot gefärbt. „Wenn sie ihre Höhlen verlassen, werden gung“ ihres Gehirns. Damit sie keine Ge- sie sofort besiedelt von ganzen Lebensge- hirnerschütterung beim Hacken ihrer Alfred Brehms Weitsicht meinschaften. Waldkauz, Hohltaube und Höhlen bekommen, ist der Schnabel in Schwarzspechte hämmern Löcher in das viele andere Höhlenbrüter nutzen die einem komplizierten Gewirr aus Sehnen Holz, um dann im Stamm nach dessen Quartiere“, erläutert Dierk Conrady. Er und Knorpel gelagert. Jeder Schnabel- Innenleben zu bohren. Rossameisen sind verweist in diesem Zusammenhang auf hieb wird dadurch abgepuffert und teils seine Lieblingsspeise – so hat es schon Al- den seltenen Knochenglanzkäfer. Dieser in Drehbewegungen umgewandelt. Die Foto: ginger/pixabay.com;; JCLeroi/pixabay.com;; Schwoaze/pixabay.com fred Brehm in der Mitte des 19. Jahrhun- ist darauf angewiesen, dass ein Schwarz- Schwanzfedern sind deutlich härter als derts beobachtet. „Es kann gar nicht oft specht eine Höhle in den Baum häm- bei anderen Vögeln, sie stützen den Vo- genug wiederholt und eindringlich genug mert, in die nach seinem Auszug zuerst gel, wenn er sich am Stamm festkrallt. versichert werden, dass uns die Spechte ein Waldkauz und dann eine Hohltaube Selbst die Krallen sind abgewandelt: Für nur Nutzen, niemals aber Schaden brin- einziehen. Anschließend muss ein klei- besseren Halt beim Klettern an der Rinde gen.“, schreibt Brehm in Richtung der nes Säugetier wie zum Beispiel ein Sie- sorgen zwei rückwärts gewandte Krallen Förster, die damals in jedem Baumpicker benschläfer darin wohnen. Und erst dann – bei anderen Waldvögeln ist es nur eine. einen Schädling sahen, der ja schließlich findet der Knochenglanzkäfer in den Fe- wertvolles Nutzholz ramponiere. Brehm der- und Fellresten dieser Baumhöhle ge- Vogelzählung auf dem Plateau weiter: „Die Spechte sind bis jetzt die al- nau die richtigen Bedingungen für seine Während der Planungsphase im Natur- leinigen Erbauer der Wohnungen unse- Vermehrung. „Wenn man nun weiß, dass schutzgroßprojekt wurden alle in der rer nützlichen Höhlenbrüter (…) und des- der Aktionsradius des Käfers nur 500 Me- Hohen Schrecke vorkommenden Vögel halb sollte man umso mehr bedacht sein, ter beträgt und sich gleichzeitig bewusst erfasst – darunter auch die Spechte. An die Spechte gewähren zu lassen.“ macht, dass die sehr spezielle Reihenfolge ausgewählten Stellen erfolgten in den der Höhlen-Nachnutzer auch nicht sehr letzten Jahren weitere Beobachtungen. häufig ist, wird deutlich, wieviel Specht- Verantwortlich dafür war und ist der Bio- 10 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
loge Michael Striese. „Spechte lassen sich wie der etwas klei- am besten im Frühjahr erfassen. Denn nere und selte- von Anfang März bis Ende April ist ihre nere Grauspecht Paarungszeit und sie markieren ihre Re- zu den „Erd viere durch Rufe und Trommeln“, erklärt spechten“. der aus der Lausitz stammende Ornitho- Beide finden loge. Zuletzt kartierte Striese 2015 und Ameisen 2016 auf dem Plateau der Hohen Schre- – Haupt- cke im Bereich des ehemaligen Schieß- bestand- platzes und in den benachbarten Wald- teil ihrer flächen. Bei den Begehungen von März Nahrung bis Juli auf der rund 600x1.000 Meter – und de- großen Fläche konnte er 36 Vogelarten ren Larven sicher nachweisen – darunter neben dem vor allem am Schwarzspecht auch den Grauspecht Boden. „Sehr und den Buntspecht. Letztere haben so- typisch für den Gr gar eine Hornspitze mit Widerhaken auf Grünspecht“, sagt ün ec sp ihrer Zunge. Wie mit einer Harpune an- Striese, „ist sein ht geln sie damit Bockkäferlarven aus ihren Balzruf, der wie ein ver- Gängen im Holz. Um die Zunge etwa fin- wieherndes Gelächter glichen. gerlang ausfahren zu können, reicht die klingt“. Weil der Grünspecht Erst dann Muskulatur einmal um den ganzen Schä- häufig auf den oft ameisenreichen lasse sich ein- del herum. „Der Bestand des Buntspech- Grasflächen zu finden ist, heißt er auch schätzen, ob die im Projekt tes scheint sich sehr positiv zu entwi- Wiesenspecht. Mit seiner mehr als zehn realisierten Naturschutzmaßnahmen die ckeln, bei Schwarz- und Grauspecht sieht Zentimeter langen klebrigen Zunge fährt erhoffte Wirkung entfalten. „Die Erhe- die Situation nicht ganz so gut aus“, fasst er in die Baue der Insekten, um sie und bungen werden uns sicherlich auch ge- der Vogelkundler die ersten Ergebnisse ihre Larven herauszuholen. Nach Anga- nauere Anhaltspunkte dafür liefern, wie seiner Untersuchungen zusammen. ben des Dachverbandes Deutscher Avi sich die zunehmende Trockenheit auf faunisten hat sich seine Zahl in den letz- die Vogelwelt auswirkt – und hier spezi- Die vielen Farben der Natur: ten beiden Jahrzehnten mehr als ver- ell auch auf die Spechte“, ist sich Dierk Bunt und Grün und Grau doppelt. Der Grünspecht scheint vom Conrady sicher. Unabhängig von der Ge- „Während Bunt- und Schwarzspecht typi- Klimawandel und den damit verbunde- samt-Kartierung wird Michael Striese im sche Waldbewohner sind, kommen viele nen milderen Wintern zu profitieren. Frühjahr 2021 erneut die Vogelwelt des andere Specht-Arten vor allem am Wald- Plateaus untersuchen. Schon jetzt freut saum vor“, erklärt Michael Striese. Die Profiteure der Trockenheit? er sich darauf, wenn er dabei die Spechte Streuobstwiesen an den Randgebieten Haben auch die anderen Spechtarten ei- beim trommeln beobachten kann. der Hohen Schrecke seien beispielsweise nen Vorteil von der Trockenheit und den ein bevorzugter Lebensraum des Grün- plötzlich reichlich vorhandenen Totholz- spechtes und des ebenfalls zur Specht- bäumen? „Das lässt sich noch nicht ein- Spechtarten im Gebiet familie gehörenden Wendehalses. Der deutig sagen“, so Michael Striese. Er ver- Von den neun in Deutschland vor- Grünspecht zählt weist allerdings auf ein Beispiel im Natio- kommenden Spechtarten sind sieben nalpark Sächsische Schweiz. Dort ha- in der Hohen Schrecke nachgewie- be sich der Bestand des Schwarz- sen, und zwar die Arten Buntspecht spechtes innerhalb weniger ( Dendrocopos major ), Grauspecht Jahre von 18 auf 53 Brut- (Picus canus), Grünspecht (Picus viri- paare erhöht. „Wenn das dis), Kleinspecht (Dryobates minor), Naturschutzgroßprojekt Mittelspecht (Dendrocopos medius), in den nächsten Jah- Schwarzspecht (Dryocopus martius) ren ausläuft, werden und der Wendehals (Jynx torquilla). wir auf jeden Fall Weißrückenspecht und Dreizehen- auch noch einmal specht kommen nicht in Thüringen eine umfassende vor – und damit auch nicht in der vogelkundliche Hohen Schrecke. Erhebung beauf- tragen“, verspricht Dierk Conrady von der Naturstiftung David. Die flächen- deckenden Erhebun- gen aus dem Jahr 2011 werden dann mit den aktuellen Beobachtungen t ch ts pe Bun Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 11
R EPORTAG E Mehr Wasser für das Plateau Das Plateau der Hohen Schrecke war und ist ein besonderer Ort. Das sumpfige Gebiet wurde in den 1950er Jahren für einen Panzerschießplatz entwässert. Jetzt wurde die Fläche mit Mit- teln des Naturschutzgroßprojektes renaturiert. Es ist ungemütlich Mitte Februar im Wald und – das Drainagesystem auf dem Pla- 20.000 Euro aus Mitteln des Naturschutz- oberhalb von Garnbach. Der Boden ist teau. großprojektes wurden hier investiert. An schlammig. Bei Temperaturen knapp über Im feuchten Winter finden sich über- sechs verschiedenen Punkten rund um dem Gefrierpunkt pfeift ein kalter Wind. all auf der Hochfläche Wasserstellen und das Plateau wurde gebaut. Beispielsweise Für wenige Minuten kommt auch noch kleine Teiche. Der Biologe Dierk Conrady, auch an dem Abfluss ins Leintal Richtung Schneeregen dazu. In ihrer Mittagspause spricht von einem „mineralischen Nasss- Garnbach. Hier sammelt sich das Wasser ziehen sich die drei Männer, die in die- tandort“. Er betreut für die Naturstiftung in einem aus Ziegelsteinen gemauerten sen Tagen im Wald arbeiten, deshalb in David die Arbeiten zur ökologischen Sa- Schacht. An der Stelle wird ein großes das Fahrerhaus ihres Lastkraftwagens zu- nierung. Das Plateau sei eine Art Zwi- u-förmiges Betonteil eingesetzt. Damit rück. „Wiederherstellung eines naturna- schending zwischen einem normalem soll das Wasser bis zu einer bestimmten hen Wasserhaushaltes“ heißt das Projekt, Waldboden und einem Moor, führt Con- Höhe angestaut werden. Erst nach Er- für das sie hier arbeiten. Man muss schon rady aus. Der Standort halte zwar deut- reichen dieses neuen Pegels fließt es ab. etwas genauer hinsehen, um zu erkennen, lich länger als normal das Wasser, trockne Auch die anderen Arbeiten zielen darauf wofür die Männer hier tätig sind. Denn dann aber im Spätsommer oder Herbst ab, das Wasser auf dem Plateau zu halten es ist nur ein kleines Rinnsal, das sich auch aus. Ursache sind die Maßnahmen bzw. dessen Abfluss zu verzögern – so über den laubbedeckten Waldboden sei- zur Trockenlegung durch die Sowjetar- etwa durch den Bau kleinerer Erdwälle, nen Weg bahnt. Nicht zu hören und kaum mee „Das war unvorstellbar viel Arbeit die als Dämme dienen. Bis zu eineinhalb zu sehen. Erst am Waldweg sammelt sich gewesen, aber sie hatten Zeit, Leute und Meter soll der Wasserspiegel auf dem Pla- das Wasser und es ist zumindest ein Plät- Technik“, sagt Conrady mit Blick auf den teau ansteigen. Die Höhe, bis zu der das schern zu vernehmen, weil es hier in ei- damals betriebenen Aufwand. Das Drai- Wasser im Gebiet gehalten wird, wurde nen Schacht fällt. Genau um diesen Weg nagesystem bestand unter- und oberir- in enger Absprache mit den unteren Was- des Wassers geht es. Es soll anders fließen, disch. In bis zu vier Metern Tiefe liegt serbehörden festgelegt. später abfließen. Ziel des Projekts ist der noch heute ein Rohrsystem, von dem Rückbau eines Drainagesystems, das hier man nicht weiß, wie weit es in die Flä- Gewinn für Kammmolch und Co. gar nicht hingehört und über Jahrzehnte che hinein reicht. Bereits 2017 wurden Einer, der solche Nass-Standorte beson- massiv in das Ökosystem auf dem Plateau die Rohre wieder verschlossen und damit ders liebt, ist der Kammmolch. Gerade eingegriffen hat. der unterirdische Wasserabfluss gekappt. mal um die 15 Zentimeter groß, sieht er Jetzt geht es um das System oberhalb. aus wie eine Eidechse. Der Kammmolch Panzergranaten ist die größte einheimische Molchart. aus dem Kalten Krieg Den Wasserspiegel Der gezackte Kamm auf dem Rücken Nach dem zweiten Weltkrieg wird das Ge- steigen lassen der männlichen Tiere, der während der biet der Hohen Schrecke von der Sowjet- Durch die Baumaßnahmen soll der Ab- Fortpflanzungszeit zu sehen ist, gibt ihm armee besetzt. Fast 2.000 Hektar Wald lauf des Wassers verzögert und das seinen Namen. Dieser kommt zum Vor- werden gerodet, das Holz als Teil von Re- Feuchtgebiet damit in seine ursprüngli- schein, wenn sich die Tiere im Wasser parationszahlungen verwendet. Ein Pan- che Form zurückverwandelt werden. Gut aufhalten. An Land legt sich der Kamm zerschießplatz soll entstehen. Das Pla- teau der Hohen Schrecke ist die einzige ebene Fläche in dem sonst sehr stark von Bergen und Tälern geprägten Gebiet. Die ebene Fläche hat nur einen Nachteil. Sie ist feucht und sumpfig. Deshalb wird ein Drainagesystem errichtet, um die Hoch- fläche zu entwässern. Gelohnt hat sich der Aufwand allerdings nicht. Panzer fah- ren hier nur wenige Jahre. Später finden hier Schießübungen mit Handfeuerwaf- fen statt. Deshalb muss das Gebiet nach der militärischen Nutzung aufwendig entmunitioniert werden. Russische Pan- zergranaten, Panzersprenggranaten, aber auch deutsche Bomben und Bombenteile aus der Zeit der Nutzung durch die Wehr- macht werden geborgen und unschädlich gemacht. Zurück bleiben Bunkeranlagen, Panzersperren, verschiedene Bauwerke 12 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
Aus der Vogelperspektive offenbaren sich die Spuren der einstigen militärischen Nutzung. Genau auf diesem Weg war sehr wahr- Brütende Kraniche? scheinlich eines der Tiere, als während Mehrfach konnten im April auf dem der Bauarbeiten auf dem Plateau ein Be- ehemaligen Schießplatz Kranichrufe tonteil am Abfluss zum Leintal einge- registriert werden. Gerlinde Straka Kammmolch setzt wird. Die Bauarbeiter entdecken das von der Naturstiftung David vermu- kleine Tier und sind sich wohl der Beson- tet, dass sich ein Brutpaar angesiedelt flach auf den Rücken und ist dann nicht derheit der Situation bewusst. Sofort hal- hat – was als schöner Erfolg gelten mehr zu sehen. Aber nicht nur der ten sie den Moment mit ihrem Smart- könnte. „Den Beweis müssen wir vor- Kammmolch liebt solche sumpfigen und phone fest. Das scheue Tier zeigt sich nur erst schuldig bleiben – es wäre unver- feuchten Gebiete. Auch andere Tierarten kurz und ist dann wieder verschwunden. antwortlich, in der Brutzeit nach den finden hier ihr Zuhause. So zum Beispiel Für wenige Sekunden wurde sichtbar, störanfälligen Vögeln im Gelände zu der Fadenmolch, verschiedene Insekten- wofür die Männer hier arbeiten. suchen.“ arten, Spinnen, Schnecken und Libellen. Sie alle werden die Veränderungen ihres Lebensraumes deutlich spüren und da- von profitieren. „Der Schutz des Kamm- molches liegt uns aber besonders am Herzen. Denn er ist europaweit geschützt und steht in Deutschland auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tier- arten“, so Dierk Conrady. Der Biologe kennt das Kammmolch-Vorkommen auf dem Plateau schon seit vielen Jahren und Fotos: Fabian Brenner (1); Thomas Stephan (3) ist froh, dass mit den Renaturierungs- maßnahmen der Lebensraum des Molchs jetzt langerfristig gesichert ist. Denn der Kammmolch verbringt den größten Teil seines Lebens im Wasser. Oft schon im Februar wandert er aus seinem Winter- quartier ins Gewässer. Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 13
R E GIO NAL E S Einst trutzig, zwingend und wehrhaft, heute einladend, freundlich und voll frischer Jugendlichkeit: Die Wasserburg Heldrungen ist ein Gemäuer voller Geschichte. Der Bauernkriegs-Anführer Thomas Müntzer wurde hier vor seiner Hinrichtung 1525 festgehalten. Heute sind Teile der Burg eine Jugend- herberge, der Wassergraben lädt zu Bootspartien ein und nur manchmal noch, bei den jährlichen Ritterfesten, spiegelt ein Fackelschein von finsterem Mittelalter über der Wasserfläche… 14 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
Aktiv für die Region Die letzte Ausgabe des Journals erschien im Herbst 2019. Ein reichliches halbes Jahr später wirkt vieles gebremst durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie. Dass sich trotzdem erstaunlich viel in der Entwicklung der Region getan hat, dokumentiert der aktuelle Rückblick. November Januar Erfahrungsaustausch Natur- und Naturführerlehrgang – Kommunalwald Kalbsrieth Landschaftsführer dritte Auflage wird wild Am 19. November trafen sich die Natur- Zahlreiche Interessierte waren am 17. Ja- Ende Februar unterzeichneten die Ge- und Landschaftsführer der Hohen Schre- nuar der Einladung zur Informationsver- meinde Kalbsrieht und die Naturstif- cke zum alljährlichen Erfahrungsaus- anstaltung für den neuen Lehrgang zum tung David einen Kaufvertrag. Mit Mit- tausch im Gutshaus von Bismarck. Alle Natur- und Landschaftsführer in der Ho- teln des Naturschutzgroßprojektes hat Teilnehmer zogen für das Jahr 2019 eine hen Schrecke gefolgt. Nach den Lehrgän- die Stiftung den 15 Hektar großen Kom- positive Bilanz. So seien sowohl die Fami- gen 2010 und 2015 wird der Kurs nun munalwald am Rande des Wiegentals er- lien- und Kräuterwanderungen als auch zum dritten Mal in Folge angeboten. Die worben. Er wird ab sofort forstlich nicht die angebotenen Seminare sehr gefragt Ausbildung wird vom Heimatbund Thü- mehr genutzt. Die neue Wildnisfläche gewesen – wie auch die im Rahmen der ringen e.V. in enger Abstimmung mit steht auch Besucherinnen und Besuchern kulinarischen Wochen durchgeführten dem Projektbüro Hohe Schrecke durch- offen: Durch den (nun ehemaligen) Kom- Workshops. Für 2020 wurden Themen- geführt. Innerhalb kürzester Zeit waren munalwald führt der Kleine-Hohe-Schre- wanderungen zur Hängeseilbrücke im alle 15 Ausbildungsplätze belegt. Leider cke-Rundweg und der Wiegental-Wild- Bärental erarbeitet. Außerdem wurde auf musste der Kurs aufgrund der Corona- nisweg. dem Treffen über das Thema Wald und Beschränkungen nach den ersten Treffen Trockenheit diskutiert. Im Mittelpunkt bis auf weiteres ausgesetzt werden. März stand der richtige Umgang mit den durch Hohe Schrecke Veranstaltungs- die anhaltende Trockenheit erhöhten Februar kalender 2020 erschienen Waldgefahren. Parkscheinautomat Unter dem Titel „Erlebnis Hohe Schre- für die Hängeseilbrücke cke“ hat die Naturstiftung David gemein- Quartierskonzept für Langenroda Seit dem Frühjahr werden auf dem Wan- sam mit dem Hohe-Schrecke-Verein ei- Das Thüringer Institut für Nachhaltigkeit derparkplatz in Braunsroda von den Be- nen Veranstaltungskalander für das Jahr und Klimaschutz (ThINK) hat im Auf- suchern der Hängeseilbrücke Parkgebüh- 2020 herausgegeben. In gewohnter Qua- trag der Stadt Wiehe und in Zusammen- ren erhoben. Für diesen Zweck wurde ein lität enthält die handliche Broschüre ein arbeit mit der Naturstiftung David ein Parkscheinautomat aufgestellt. Mit einer großes Angebot an geführten Themen- Quartierskonzept für den Ortsteil Langen- Parkgebühr von 3 bzw. 5 Euro unterstüt- wanderungen, Kräuterseminaren, Rad- roda erarbeitet. Am 21. November wurde zen die Besucher den Hohe-Schrecke-Ver- touren, Märkten, Festen und weiteren das Konzept und vor allem das Teilpro- ein bei der Unterhaltung der Hängeseil- Veranstaltungen in der Region. Der Ver- jekt „Nahwärmenetz“ den Einwohnern brücke. Mit den Gebühren werden unter anstaltungskalender ist in den Tourist-In- vorgestellt. Ziel ist eine verstärkte Nut- anderem die regelmäßig vorgeschriebe- formationen rund um die Hohe Schrecke zung erneuerbarer Energien für die lokale nen Sicherheitsprüfungen mitfinanziert. (Wiehe, Sömmerda, Bad Frankenhausen, Nahwärmeversorgung. Unter den rund 30 Die Höhe der Gebühr richtet sich nach Bad Bibra) erhältlich und auf der Home- Teilnehmern der Einwohnerversammlung der Parkdauer. Der Automat akzeptiert page www.hohe-schrecke.de als Down- gab es viel Zustimmung für die Pläne. Münzen, Scheine sowie Kartenzahlung. load verfügbar. Fotos: Thomas Stephan (1); Naturstiftung David (3) Bürgerversammlung Langenroda, Parkscheinautomat „Hängeseilbrücke“ Erlebnis Hohe Schrecke, Veranstaltungen 2020 Vorstellung der Quartierskonzeptes am Wanderparkplatz Braunsroda Hohe Schrecke Journal | Nr. 20 15
März April Hohe Schrecke Wegewart Einschränkungen durch bekommt Verstärkung Coronavirus-Pandemie Seit März gibt es zwei neue Wegepaten Die Einschränkungen durch die Coro- in der Hohen Schrecke. Die beiden ehren- navirus-Pandemie haben auch den Ter- amtlichen Helfer werden regelmäßig be- minplan in der Hohen Schrecke tüchtig stimmte Wanderwege im Waldgebiet der durcheinandergewirbelt. Die Hängeseil- Hohen Schrecke ablaufen und nach mög- brücke wurde zwischen April und Mitte lichen Schäden oder bestehen Waldge- Mai für den Besucherverkehr gesperrt fahren schauen. Zu den Aufgaben, die die und alle Naturführungen bis in den Mai Wegepaten übernehmen, gehört auch die hinein abgesagt. Gestrichen wurden auch regelmäßige Kontrolle der Rastplätze und die Bauernmärkte in Braunsroda und die Wegweiser. Mit ihrem freiwilligen Enga- geplante Spenderreise des BUND. Auch gement unterstützen die Wegepaten den der Hohe-Schrecke-Erlebnistag fand Wegewart der Hohen Schrecke. Sie infor- nicht statt. Dafür soll es aber im Herbst mieren den Wegewart über Schäden und wie geplant einen weiteren Holzmarkt in Gefahren. Heldrungen geben. Der Hohe-Schrecke- Verein hofft, dass sich die Lage im Laufe des Monats Juni wieder normalisiert – Mai/Juni und der „Urlaub vor der Haustür“ viel- Werbefilme für Weidewonne leicht noch mehr Menschen motiviert, Schafe sorgen dafür, dass Wiesen und die Hohe Schrecke zu besuchen. Weiden nicht verbuschen. Um die Schä- fer bei ihrer zum Erhalt der Kulturland- Neue Ansprechpartnerin schaft wichtigen Arbeit zu stützen, soll für den Tourismus eine Kampagne noch mehr Kunden Seit dem 1. April dieses Jahres ist Grit von Schafprodukten und Weidewonne- Böttger die neue Tourismusmanagerin Lammfleisch überzeugen. Dafür wur- der Stadt Roßleben-Wiehe mit Sitz im den im Mai und Juni rund um die Hohe Stadtpark Wiehe. Da ihr Arbeitsbeginn Schrecke mehrere Werbefilme gedreht. von der Corona-Krise überschattet wurde, Im Sommer sollen sie veröffentlicht wer- nutzte sie die ersten Wochen um sich den. Die damit beauftragte Filmproduk- mit der Region und den hiesigen Akteu- tionsfirma Werkblende hat vor einigen ren vertraut zu machen. Dafür bekam sie Jahren bereits zwei eindrucksvolle Kurz- zwei Wochen das Elektroauto der Natur- filme über die Hohe Schrecke gedreht. stiftung David zur Verfügung und wurde www.region.hoheschrecke.de/ Foto: Schaefer Landesverband Thüringer Schafzüchter (1); Patrick Weisheit/Thüringer Allgemeine (1); Stefanie Schröter (1) so zugleich Testern und Botschafterin für lage/imagefilm Elektromobilität in der ländlichen Re- gion. Mit ihrer Vollzeitstelle tritt die stu- dierte Tourismus- und Eventmanagerin Weidewonne-Lamm jetzt online die Nachfolge von Karin Jordanland an, Ausblick Mit der Marke Weidewonne unterstützt die diese Funktion viele Jahre lang nur das Thüringer Umweltministerium Schä- stundenweise ausfüllen konnte. Zugleich Sommer fereibetriebe bei der Vermarktung ihrer wird Grit Böttger auch die Bibliothek in ThüringenForst unterstützt Produkte und somit bei der Landschafts- Wiehe betreuen. Hohe Schrecke pflege. Bisher war hochwertiges Lamm- Zur Verbesserung der Qualität des fleisch mit dem Weidewonne-Siegel nur Wiegental-Wildnisweges wird Thü- über ausgewählte Verkaufsstellen zu be- ringenForst den Sandweg oberhalb ziehen. Durch ein Projekt der Naturstif- vom „Haus am Berg“ im Sommer sa- tung David kann seit dem 1. März das nieren. Der Wanderweg verläuft hier Lammfleisch aus heimischer Produktion auf einen alten Hohlweg. Kommt es auch online erworben werden. Über die zu anhaltendem Regen, schwemmen Weidewonne-Internetseite können drei die Abläufe mit Sand zu. Da das Re- Paketgrößen mit verschiedenen Fleisch- genwasser nur noch schlecht ablaufen teilen bestellt werden. Die Lieferung er- kann, bilden sich große schlammige folgt in einer Kühlbox frei Haus. Der Pfützen und der Weg ist nur noch Onlinevertrieb des Weidewonne-Lamm- schlecht begehbar. Damit das Wasser fleisches wird über das EU-kofinanzierte an dieser Stelle zukünftig ungehin- Naturschutzprogramm „Entwicklung Na- dert abfließen kann, soll ein Graben tur und Landschaft“ des Freistaates Thü- gezogen werden. Bis August 2020 soll ringen sowie durch die Stiftung Natur- die Maßnahme abgeschlossen sein. schutz Thüringen gefördert. www.weidewonne.de/lammpakete-kaufen 16 Hohe Schrecke Journal | Nr. 20
Sie können auch lesen