MITTEILUNGEN OSTERN 2013 - INDIVIDUALITÄT UND GEMEINSCHAFT RUDOLF STEINER SCHULE BERNER OBERLAND
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HEUTE aus dem schullebenSeite 2 Wenn aus vielen Individualitäten eine Gemeinschaft wird pädagogikSeite 7 Einweihungsfest neuer Kindergarten pädagogikSeite 11 Einblicke in die Kinderstube SchullebenSeite 13 Bildgalerie 8. Klass-Spiel ElternSeite 16 Die Schule: Letzte Gemeinschaftsinsel ... ElternSeite 19 Das Haus des Widders ElternSeite 21 Filzhutprojekt Filzhüte am Basar 2013 ElternSeite 25 Ein Montag im Leben von... Impressum 30. Jahrgang, Nr. 125 Herausgeber Abonnementspreis Kollegium und Vereinigung Richtpreis Jahresabonnement verabschiedungen Seite 28 Rudolf Steiner Schule Fr. 20.– Seite 31 Berner Oberland PC 34-4839-5 büchertipp Astrastrasse 15 redaktionelles Seite 32 CH-3612 Steffisburg Redaktionsschluss/Themen 1. Mai (Johanni) leserbrief Seite 33 Beiträge und Artikel Die Inhalte werden von den Inserate AutorInnen selbstverantwortet. Gabriele Ortner-Rosshoff Morgen - Vorschau Seite 34 c/0 Rudolf Steiner Schule Redaktion Berner Oberland Sommerspiel Donath Aebi, Sonja Bärtschi, mitteilungen@steinerschulebo.ch Galadinner Matthias Giger, Gabriele Ortner-Rosshoff, Rebecca Romano, 1 Seite 121 x 180 mm Fr. 280.– Pascaline Rubin, Christian Wirz ½ Seite 121 x 90 mm Fr. 150.– zukunft Seite 36 mitteilungen@steinerschulebo.ch ¼ Seite 121 x 45 mm Fr. 80.– Unterstützen Bildredaktion Layout Gabriele Ortner-Rosshoff Gabriele Ortner-Rosshoff zeitlos - zu guter letztSeite 37 info@bilder-spektrum.ch www.bilder-spektrum.ch Spitze Feder Fotos Druck INSERATESeite 38 G. Ortner-Rosshoff, Titel, S. 7-18, Copyquick Thun 21-25,29, 33, 34 www.copyquick-thun.ch adressenSeite 50 zVg S. 20, 31, 32, 35, 36 FerienordnungSeite 51 Erscheinungsweise Vierteljährlich zu Michaeli, Weihnachten, Ostern und Johanni Beilagen Kulturfensterkarte Auflage 1200 Ex.
editorial Liebe Leserrinnen, liebe Leser Stellen sie sich vor, sie werfen einen Stein ins Heilsam ist nur Wasser. Der Stein durchbricht die Wasseroberfläche und es bilden sich Ringe. Wenn im Spiegel der Menschenseele Aus diesem einen Ring entstehen immer mehr Sich bildet die ganze Gemeinschaft Ringe, es entsteht eine Fülle von Ringen- eine Gemeinschaft. Die Ringe durchdringen sich Und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele und die ganze Wasseroberfläche wird Kraft durchrhythmisiert. Was hier wie von selbst geschieht, braucht im Sozialen – unter Rudolf Steiner Menschen – eine Anstrengung. Im Bilde gesprochen könnte man den ersten Diese Ausgabe trägt den Titel: Individualität Ring als Zentrum, als individuellen Impuls und Gemeinschaft . eines Menschen sehen. Eine Fülle solcher Einzelimpulse würde dann eine Gemeinschaft Die Artikel bieten Gelegenheit, sich auf dieses entstehen lassen. Zusammenspiel einzulassen, verschiedenste Blickwinkel dazu einzunehmen, unterschied- Wie kann ein einzelner Mensch in einer lichste Äusserungen dazu zu lesen. Gemeinschaft leben, wie lebt die Gemeinschaft im einzelnen Menschen? Wir wünschen Ihnen beim frühlingshaften Aufkeimen der Natur viele anregende Rudolf Steiner sprach von dem Auftreten einer Gedanken. weiteren Kunst in der Gegenwart. Er nannte diese: „Die Kunst des sozialen Bauens“ und schrieb dazu den folgenden Spruch, das so genannte Motto der Sozialethik : Rebecca Romano und Donath Aebi 1
HEute - aus dem schulleben Wenn aus vielen Individualitäten eine Gemeinschaft wird Wollte man alle Individualitäten zählen, die zu lingsthema erzählte. Diese Lektionen und auch unserer Schulgemeinschaft gehören, so müs- was uns vorgetragen wurde haben sich häufig sten wir lange, lange zählen. so tief bei uns eingeprägt, dass wir uns das Jeder einzelne Mensch bringt etwas in die ganze Leben daran erinnern, ganz unabhängig Gemeinschaft ein, was nur er bringen kann: vom vermittelten Thema und ob es unser Lieb- lingsfach war. Umgekehrt können auch freudig Den Kindern sollte man sagen: “Weißt Du auch, aufgeregte SchülerInnen oder ein unterstüt- was Du bist? Du bist ein Wunder! Du bist ein- zendes Umfeld LehrerInnen so beflügeln, dass malig! Auf der ganzen Welt gibt es kein zweites solche Sternstunden möglich werden. Kind, das genau so ist wie du. Und Millionen Wir waren der Begeisterung auf der Spur und von Jahren sind vergangen, ohne dass es je haben im Kollegium nachgefragt: ein Kind gegeben hätte wie dich. Schau deinen Körper an, welch ein Wunder! Deine Beine, deine Arme, deine geschickten Finger, deinen Für welche Themen sind Sie Feuer und Gang. Aus dir kann ein Shakespeare werden, Flamme? ein Michelangelo, ein Beethoven. Es gibt nichts, Ich bin Feuer und Flamme für alles was mit was du nicht werden könntest. Jawohl, du bist Kunst zusammenhängt; Lebenskunst, Bildende ein Wunder.“ Kunst – Darstellende Kunst und Soziale- Kunst. Ich lasse mich befeuern von der Bildhauerei, Diese eindrücklichen Worte von Pablo Casals singe mit Leidenschaft in verschiedenen For- sagen in schönster Weise aus, welches Poten- mationen und in verscheidenden Stilrichtungen, tial in einem einzelnen Menschen steckt. spiele Gitarre, Mandoline und Cello. Ich tanze Die Schule soll ein Ort sein, wo diese Entwick- gerne Tango Argentino und freue mich wenn es lung gefördert wird und: gelingt meine Schülerinnen zu begeistern und mit dem „Kunst - Virus“ anzustecken. „Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden“ (Francois Rabe- Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- lais, Arzt und Priester vor 500 Jahren) geln in unserer Schulgemeinschaft? Ich lasse mich begeistern vom anthroposo- Um eine Fackel entzünden zu können muss phischen Hintergrund der Schule, von Kunst- auch das Streichholz brennen. Nur eine Lehr- projekten wie Theaterspiel, Musicals und der kraft, die selber vom zu vermittelten Stoff begei- handwerklich-künstlerischen Arbeit. stert ist, ist in der Lage auch bei den SchülerIn- Gute Zusammenarbeit zwischen Lehrer und nen Begeisterung zu wecken. Wir alle erinnern Schüler/in, die kollegiale Zusammenarbeit unter uns vielleicht an eine oder mehrere Sternstun- Lehrerkollegen/innen mit Eltern erfreut und den unserer Schulzeit, als wir eine begeisterte begeistert mich. Beflügelnd wirkt auf mich, Lehrkraft vor uns hatten, die uns von ihrem Lieb- wenn ich auf das schaue, was uns allen täglich 2
HEUTE - aus dem schulleben gelingt; wenn ich merke, dass wir am „gleichen mein innerer Antrieb und daraus entsteht aus Strick“ ziehen, wenn ich auf humorvolle, freund- meinem Beruf eine Berufung. liche Menschen treffe und ich bemerke, dass die Schule zu strahlen beginnt. Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- geln in unserer Schulgemeinschaft? Donath Aebi Wenn ich spüre, dass uns eine Grundhaltung den jungen Menschen gegenüber verbindet. Für welche Themen sind Sie Feuer und Gabi Aeschbacher Flamme? Wenn ich mich mit einem Thema intensiv beschäftige, selber Tätigkeiten ausprobiere, Für welche Themen sind Sie Feuer und vergleiche, abwäge und übe, dann fange ich Flamme? mehr und mehr Feuer für dieses Thema und Ich brenne vor allem für das Lernen im Handeln. freue mich, mit den Kindern daran zu arbeiten. Dazu verwende ich oft das Theaterspiel. Dieses Medium erleichtert einem den Zugang zu einem Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- Schulstoff oder auch zu sozialen Themen. Im geln in unserer Schulgemeinschaft? Spiel kommt man auf eine andere Ebene und Wenn ich erkenne, warum ich etwas wie tue; der kognitive Teil von uns wird durch die Freude von der Begeisterungsfähigkeit der Kinder; und Lust am Spiel ersetzt. Der Humor, die von der Zusammenarbeit mit den Eltern, wenn Freude und Begeisterung haben im Theater- wir zusammen auf einem Weg sind. spiel viel Platz und geben uns zusätzlichen Raum einzutauchen. Gabriela Gurtner Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- geln in unserer Schulgemeinschaft? Für welche Themen sind Sie Feuer und Als ich an die Schule kam, fühlte ich eine Flamme? gemeinsame Ebene in der Haltung dem Kinde Ich bin immer wieder zu tiefst berührt, mit wie und Menschen gegenüber. Ich erfahre jeden viel Vertrauen die Kinder und Eltern sich auf uns Tag tiefe und bewegende Gespräche. Ich lasse einlassen. Es ist mir stets ein Anliegen, diesem mich gerne durch poetische, philosophische Vorschuss an Vertrauen gerecht zu werden und visionäre Gedanken beflügeln. und dem Geheimnis der Kinder auf die Spur zu kommen. Ich übe mich in der Zurückhaltung, Rebecca Romano dass ich dem Kind genügend Raum lasse, dass es seine Entwicklungsschritte zu seiner Zeit machen kann. Diese Beobachtungen sind 3
HEute - aus dem schulleben Für welche Themen sind Sie Feuer und Für welche Themen sind Sie Feuer und Flamme? Flamme? Jedesmal kann ich mich für die neue Epoche so Die Anthroposophie verbindet durch ihren Pra- begeistern, dass ich über drei Wochen für diese xisbezug, was zusammengehört, nämlich Wis- Inhalte brenne. Im Moment ist dies gerade Men- senschaft, Kunst und Religion. Deshalb ist schenkunde, in der dritten Woche Sinneslehre. sie eine Art Lebensbaum, der unendlich viele Es ist eine Freude, mit den Kindern solche Früchte frei der Menschheit schenken kann – Inhalte zu erleben, Neues zu entdecken, neue auch solchen Menschen, die gar keine Ahnung methodische Wege zu finden. davon haben, aus welchen Quellen sie profi- tieren. Anthroposophie befriedigt Sehnsüchte Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- und Ahnungen, sie spendet den Lebensrätseln geln in unserer Schulgemeinschaft? Erfüllung. Bei Anlässen, wo Eltern und Kollegium mitein- Wissenschaft, Kunst und Religion sind in der ander anpacken, seien es Elternabende, Bazar Kulturgeschichte der Menschheit auseinander- oder anderes. Immer entsteht die Wärme der gefallen und haben deshalb auch aufgehört Gemeinschaft. einander zu befruchten. Es war der Philosoph Immanuel Kant, der diese Trennung durch eine Magdalena Reinhard theoretische Begründung so in Stein gemeisselt hat, dass sich bis heute kaum ein Hochschul- professor daran gewagt hat, an dieser Trennung Für welche Themen sind Sie Feuer und zu rütteln. Flamme? Die Lebensfelder, die durch Anthroposophie Kommunikation, Sprache, Kreativität in Wort befruchtet werden, sind Pädagogik, Heilpäd- und Hand. agogik, Medizin, Landwirtschaft, Philosophie, Erkenntnistheorie, Wirtschaft, soziales Leben, Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- Kunst, Religion, Architektur und vieles mehr. geln in unserer Schulgemeinschaft? Wir Menschen des 21. Jahrhunderts sind immer - Basar noch kaum in der Lage, das Riesenvermächtnis - Die „Unersetzbarkeit“ und treffende Kompe- von Rudolf Steiner in gebührender Weise aus- tenz vieler Menschen hier an ihrem Platz zuschöpfen und anzuwenden. Deshalb finde - Die Offenheit für Initiativen ich es hoch interessant Anthroposophie als - Aktionen wie das Kerzenziehzelt und der methodischen Hintergrund für den Unterricht Samichlaus zur Verfügung zu haben. Ich finde die Mathematik brennend interessant, Verena Ganter weil sie die Menschen schult für das Wesen der Wahrheit. Ihre ewigen Gesetze behalten ihre Gültigkeit bis in höchste Regionen der geistigen 4
Heute - aus dem schulleben Welt und können den Menschen (auch wenn sie ich, welche Erscheinungsform die nächste sein gar nicht wissen wofür Mathematik gut sein soll) wird. Durch geschickte Versuchsanordnungen Leitsterne in der geistigen Orientierung sein. Ich kann ich immer wieder Schüler ins Erstaunen beobachte oft, dass mathematisch geschulte versetzen. Menschen einen ausgeprägteren Gerechtig- Ich liebe die Geographie mit ihrem Teilgebiet keitssinn entwickeln. Ich liebe auch ihr Teilge- Geologie. Wer sich mit der Erde beschäftigt, biet, die Geometrie. Ihre Geraden führen in die erlebt, dass Mensch und Welt zusammengehö- Unendlichkeit. Das hat beruhigende Wirkung ren. In den Ländern der Welt ist einer unglaub- für Menschen, die zur Hysterie neigen. An der lichen Vielfalt der Kultur Schauplatz gegeben. Geometrie kann man sich orientieren, „wo es Das Nebeneinander der Kulturen lädt ein zum lang geht.“ Ihre Formen führen oft zu vollen- friedlichen Miteinander der Völker. Alle haben deter Schönheit. (Wieder verbinden sich Kunst ihre Eigenarten, dadurch ergänzen sie sich und Wissenschaft) gegenseitig zum Menschenideal. Die Geologie Ich liebe die Physik, Sie beschäftigt sich mit beflügelt meine Phantasie – welche dramati- den Kräften dieser Welt. Wer in ihre tiefsten schen Umwälzungen haben stattgefunden, bis Geheimnisse schaut, bekommt eine leise wir heutzutage ein Stück Boden unter den Ahnung vom Wesen des Vatergöttlichen. Wer Füssen fühlen? Auffaltungen, Abtragungen, Atomkraft entfesselt, weiss in Wirklichkeit nicht, Kontinentalschollentriften, Vulkanismus usw. was er tut! Wenn sich die Menschheit einen Dieser Planet birgt ein Geheimnis – doch dieses Schritt der Weltenmacht aneignet, muss sie auszusprechen wage ich nicht. drei Schritte in ihrer moralischen Entwicklung Ich liebe die Menschenkunde. Der Mensch vorangehen. Wer sich beispielweise mit dem ist wie der Zusammenklang aller Naturwissen- Licht befasst, der kann erkennen, dass das schaft, aller Kunst und aller Weisheit. Anthro- Licht eine übersinnliche flutende Weisheit ist, posophie ermöglicht mir tiefe Einblicke in die denn das Licht, das man selbst nicht sehen Zusammenhänge. Erkennen ist eine spannende kann, macht uns vertraut mit allen Gegenstän- Entdeckungsreise. Ich liebe es, wenn Schüler den dieser Welt. angezündet werden vom Feuer der Erkenntnis Ich liebe die Chemie sie beschäftigt sich mit und wir gemeinsam ringen um ein tieferes Ver- der Materie. Das Wort Materie hat mit dem ständnis von Mensch und Welt. Wort Mutter zu tun. Beim Ausführen chemischer Prozesse lerne ich die Klänge der Weltenme- Wovon lassen Sie sich begeistern und beflü- lodie kennen. So wie eine Melodie nach stren- geln in unserer Schulgemeinschaft? gen Gesetzen von einem Thema zum anderen Die grossen Feste und Aufführungen in unse- führt, so führt der chemische Prozess von einer rer Schule erfüllen mich mit Freude und Stolz. Erscheinungsform des Stoffes zu einer anderen. Dazu gehören der Bazar, das Achtklassspiel, Aber der Komponist darf ich selbst sein, durch das Musical der 10. Klasse, die Weihnachts- die Anordnung des Experimentes entscheide spiele, der Sponsorenlauf, die Quartalsfeiern, 5
heute - aus dem schulleben das Sommerfest, die Präsentationen der 10. Klass-Arbeiten und noch vieles mehr. Rudolf Ortner Herzlichen Dank für die interessanten und begeisternden Lehrerbeiträge! Weitere Antworten (auf die oben gestellten Fragen) aus dem Kollegium, der Schulverwal- tung und der Elternschaft werden in den näch- sten Mitteilungsnummern erscheinen, damit wir immer besser Wissen, welches Potential in den einzelnen Menschen, beziehungsweise in unse- rer Gemeinschaft steckt. Eine Gemeinschaft wird gebildet durch viele Individualitäten und aus dem Motiv, was die einzelnen Menschen verbindet. In einer Schulgemeinschaft ist sicherlich das zentralste Motiv die Bildung der Kinder und der Jugendlichen. Und wenn wir erwachsenen Menschen genau hinschauen, entdecken wir, wie auch wir (nebenbei) gebildet werden oder merken, dass wir vielmehr eine gute Umge- bung abgeben dürfen, damit sich Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstützt fühlen können. Donath Aebi 6
heute - pädagogik Einweihungsfest im neuen Kindergarten Alpenstrasse 7 in Thun Liebe größere Kinder - erwachsene Gäste Wir freuen uns heute das Einweihungsfest des neuen Kindergartens mit ihnen zu feiern. Seit alters her haben die Menschen bei einem Haus - Einweihungsfeste eine Feier gemacht um die Hausgeister gut zu stimmen. Mit Musik kann das gelingen: Carola, Carla und Sophie und ich spielen ein Allegro von Antonio Vivaldi. Alllegro heisst: „rasch, munter, heiter, fröhlich“ Ein wunderbarer Cellist, Pablo Casals schrieb in „Wie wars in diesem Hause doch vordem sein Lebensbuch: mit Heinzelmännchen so bequem! Denn war man müd’ man legte sich „Ich selbst habe die letzten 80 Jahre jeden hin auf die Bank und pflegte sich: Morgen auf die gleiche Weise begonnen, nicht Da kamen bei Nacht, etwa mechanisch, aus bloßer Routine, sondern ehe man´s gedacht, weil es wesentlich ist für meinen Alltag. Ich gehe die Männlein und schwärmten ans Klavier und spiele zwei Präludien von Bach. und klappten und lärmten Anders kann ich es mir nicht vorstellen. und rupften und zupften Es ist so etwas. wie ein Haussegen für mich; und hüpften und trabten aber es bedeutet mir noch mehr: die immer und putzten und schabten, neue Wiederentdeckung einer Welt, der anzu- und eh´ ein Schläfer noch erwacht, gehören ich mich freue. Durchdrungen von war all sein Tagewerk - bereits gemacht! dem Bewußtsein, hier dem Wunder des Lebens selbst zu begegnen, erlebe ich staunend das Liebe Kinder schier Unglaubliche, ein Mensch zu sein”. Wie ihr soeben gehört habt, wohnen in diesem Nach alter Tradition haben die Menschen Haus ganz fleißige Heinzelmännchen. Das sind ihren Häusern einen Haussegen gegeben. Sie gute und liebe Hausgeister die hier vor ein paar haben Worte auf Balken geschnitzt oder beim Wochen eingezogen sind. Diese haben den Hauseingang in schöner Schrift Sprüche auf- Kindergarten vorbereitet damit hier viele Kinder geschrieben. Die Sprüche sollen das Haus freudig arbeiten und spielen können. und den unter einen göttlichen Schutz stellen und sollen Kindergärtnerinnen bei so mancherlei Dingen helfen, dass die Menschen friedlich miteinander helfen können. leben können. 7
heute - pädagogik Wir kennen den Volksmund; „Der Haussegen Nun übergebe ich den Spruch den Kindergärt- hängt schief“, was soviel bedeuten kann: „Hier nerinnen. ist im Moment keine schöne Stimmung“. Sie werden nun zusammen mit den Kindern ein Bild daraus machen und später wollen wir den Wie schnell das geschehen kann wissen wir Spruch im Hauseingang aufhängen! aus eigener Erfahrung. Wir können es nicht vermeiden, dass so etwas Donath Aebi auch passiert – aber wir können uns jeden Tag wieder bemühen. Wenn diese Bemühung zu spüren ist, dann bekommen wir auch Hilfen von unseren lieben Heinzelmännchen und allen guten Haus- geistern. Wir haben einen Spruch auch für dieses Haus ausgesucht, der heisst: Friede walt‘ in diesem Haus; Das bedenk‘ ein jedermann, Der da gehet ein und aus, Herzhaft stark, so viel er kann 8
heute - pädagogik Mit diesem Haussegen und einem musi- kalischen Einstieg wurde der Tageskinder- garten an der Alpenstrasse von Kindern, Eltern, Grosseltern, Freunden und den drei liebevollen Kindergärtnerinnen Sabi- na, Christina und Gabriela eingeweiht. Falls der kleine Hunger kam, konnte man sich eine Pizza ganz nach seinem Ge- schmack kreieren und sie von Housi, im Holzofen backen lassen. Natürlich gab es noch vieles mehr: Popcorn essen, Pup- penspiel hören, Osterkränzli basteln, Fa- denhaar knüpfen etc. Verschiedene Aktivitäten luden an diesem Nachmittag zum Verweilen ein. Im grossen Sandkasten wurde nach Schätzen gegra- ben, um die Ecke waren Schülerinnen der Oberstufe welche den Kindern Schmetter- linge, Herzen oder kleine Löwen auf die Gesichter zauberten (schminkten). 9
heute - pädagogik Viele bekannte und vor allem viele neue Gesichter besuchten dieses Fest. Und es ist eine Freude, dass einige dieser neuen Gesichter auch bald in diesen liebevoll eingerichteten Kindergarten an der Alpen- strasse gehen dürfen. Stephanie Kofinas 10
heute - pädagogik Einblicke in die Kinderstube Eine gelebte Gemeinschaft mit Raum für die Entfaltung der Individualität. Kürzlich hatte ich das Glück einen Einblick in den Alltag der Kinderstube tun zu dürfen. Beim Betreten der Räume kam mir eine beson- dere Atmosphäre entgegen. Es war eine ruhige – ich könnte sagen – es war „ehrfurchtsvolle Stimmung“ spürbar. Ich setzte mich also auf ein kleines Stühlchen und beobachtete. Einzelne Kinder waren eher verträumt – still, andere verabschiedeten sich gut hörbar von ihren Eltern oder begrüssten Ohne äussere Aufforderung begannen die froh ihre Kindergärtnerinnen. Ein Mädchen blieb Kinder ebenfalls zu malen. Sie tauchten die noch eine ganze Weile auf dem Bänkchen in Pinsel in die Farben und malten. Nachdem die der Garderobe sitzen, während andere Kinder Kinder fertig waren, brachten sie ihr Malbrett mit bereits zu spielen begannen. dem Bild zum Trocknen. Die Betreuerinnen waren da, ganz präsent, Inzwischen hatte ein Junge im Gang mit einem auch wenn sie nur ganz wenig sprachen. Sie Bänkchen ein Häuschen gebaut - ein freudiges bildeten den Rahmen, schafften die Stimmung Lachen ertönte von diesem Ort her. Einige und gaben Orientierung. Sie waren da und spielten mit, andere schauten zu oder spielten es war, als ob sie immer gerade an der rech- an einer anderen Stelle mit Klötzen und Holz- ten Stelle stünden – um die Bedürfnisse der stücken. Ein Kind war gewissermassen der Kinder wahrzunehmen; hier dem einem Kind, Baumeister, die anderen halfen mit. Ein friedli- die nassen Söckchen wechselnd, da sich zum ches, ruhiges Miteinander. Mädchen in der Garderobe wendend. Plötzlich kam ein laut plapperndes Mädchen Ein Kind stand zum Beispiel mitten im Raum von ihrer Mutter begleitet zur Türe hinein. und schaute verträumt zu, wie die andern spiel- Dieses Kind fügte sich ganz natürlich in die ten. Es wurde ihm von Kindern und Betreuerin- Gruppe ein, wobei schon bald bemerkt werden nen alle Zeit gelassen um richtig anzukommen. konnte, dass sie nun zur Baumeisterin gewor- Plötzlich sang die Kindergärtnerin ein Liedchen den war. von einem Malermeister, der seine Gesellen Mittlerweile war ich ohne es zu bemerken auch zum Arbeiten suchte. Einzelne Kinder gingen in das bunte Treiben integriert und spielte mit zum vorbereiteten Maltisch. Nachdem die Mal- den Kindern mit. schürzen angezogen waren und alle einen Pinsel hatten, begann die Kindergärtnerin leise weitersingend zu malen. 11
heute - pädagogik Schon war meine Besuchszeit um und ich ver- In der Tiefe der Erinnerung abschiedete mich aus einer wunderbaren Welt. Soll sich stark erweisen, Im Nachklang zu diesem Erlebnis wurden ver- Was die Seele durfte finden schiedene Gedanken in mir wach. In Herzenskreisen - Was war es denn, was mich zutiefst berührte? Durch die Geistesführerschaft, Es war der “innere Raum“, den ich erlebte. Eine In den Kräften Wohltat selbst für mich erwachsenen Men- Lieber Lebensschulung. schen. Es war keine Hektik vorhanden - es lebte eine herzliche warme Stimmung. Es entstand Dieser Spruch spricht für mich das aus, was wir ein “ausgesparter Raum“ in heutiger Zeit, ein durch die ganzen Stufen der Vorschule – der Raum, der die individuelle Entwicklung begün- ganzen Schule den Kindern und Jugendlichen stigt und worin eine Gemeinschaft entstehen als Grundlage auf den Lebensweg mitgeben kann. wollen: Eine kraftvolle Erinnerung an eine „gol- dene Kindheit “ Ich erinnerte mich an den Begriff „ goldene Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass eine Kindheit“. solche Erinnerung im späteren Leben über Ich meine, wenn Kinder Orte der Ruhe, der manchen Abgrund hinweghelfen kann. Herzlichkeit finden, wenn sie erwachsene Men- schen erleben, die ohne viele Worte eine Stim- Donath Aebi mung schaffen, wo Wärme, Liebe und Gebor- genheit zu spüren sind, dann bekommen sie etwas mit auf ihren Weg, was sie gleich einem Goldgrund durch das ganze Leben begleiten kann. Rudolf Steiner gab den Schülern der 12. Klasse den folgenden Spruch auf ihren Lebensweg: In den Weiten der Lebenswege Soll sich spiegeln, Was im lieben Jugendhause Wie das Siegel Echten Menschenwesens In das Herz Sich geprägt. 12
Schulleben Bildgalerie 8. Klass - Spiel Fast ein Jahr hat sich die achte Klasse, un- ter der Leitung ihres Klassenlehrers Martin Carle, intensiv mit dem Stück „Das Haus der Temperamente“ von Johann Nepomuk Nestroy befasst. Das Resultat begeister- te an den Spieltagen anfangs März 2013, auch als Gesamtkunstwerk (Gestaltung, Spiel, Musik, Bewegung, Kostüme usw.), zu welchem viele Lehrkräfte, Schüler und Eltern grosse Beiträge geleistet haben! In der verwirrenden Liebeskömodie leben die Menschen mit unterschiedlichen Tem- peramenten zuerst schön nebeneinander in ihren Häusern, die auch dem Tempera- ment gemäss ausgestattet sind (dominie- rend blau für die Melancholiker, rot für die Choleriker, grün für die Phlegmatiker und gelb für die Sanguiniker). Mit der Zeit be- ginnen sich die Temperamente durch kom- plizierte Beziehungen mehr und mehr zu mischen, was interessante Konflikte aber auch unerwartete Freundschaften zur Fol- ge hat. Matthias Giger 13
schulleben Bildgalerie 8. Klass - Spiel 14
schulleben 15
heute - Eltern Schule: Letzte Gemeinschaftsinsel in der individualisierten Welt In unserer Evolutionsgeschichte lebten wir wurde die Volksschule geschaffen, für die aus- Menschen zu 99% als Jäger und Sammlerge- gedienten Arbeitskräfte die 2. und 3. Säule und meinschaften in mobilen Gruppen von 50-150 die Altersheime. Von den Senioren entlastet Stammesmitgliedern. Vor 10‘000, in manchen reichte nun das Einkommen des Mannes zur Gegenden Europas erst vor 4‘000 Jahren Ernährung von Frau und Kindern. Damit wurde begannen die Menschen sesshaft zu werden, das Gemeinschaftsmodell Kleinfamilie geboren, Ackerbau- und Viehzucht zu betreiben. Damit dass seine Blütezeit erst nach dem 2. Welt- begann der Mensch die Welt zu besitzen, in krieg erlebte. Territorien aufzuteilen und diese zu verteidigen oder zu vergrössern. Das wirkliche Gefühl von Die uns so vertraute Familienform ist also blut- sozialer Nähe und Geborgenheit erweiterte sich jung und noch nie dagewesen in der Mensch- aber so nicht auf die Ebene von Königreichen heitsgeschichte. Und sie ist bereits daran sich oder Nationalstaaten. Die gefühlte Gemein- aufzulösen. Der Fernseher hat den Familien- schaft blieb das Dorf oder das Stadtquartier, kreis zu einem Halbkreis gemacht, sagte man also immer noch die vertraute Gruppengrösse in den 80-er Jahren. Im Multimedia-Zeitalter der früheren Stammesgruppen. Gleichzeitig besitzt jedes Familienmitglied mehrere Geräte, gewann aber mit dem territorialen und materiel- die die Gemeinschaftszeit reduzieren. Und len Besitz die Familienzugehörigkeit, die Sippe wann sind schon mal alle gleichzeitig offline? an Bedeutung. Man handelte, wirtschaftete und Gemeinsam gekocht und gegessen wird auch heiratete zunehmend im eigenen Familienin- immer weniger, da mittlerweile eben nicht mehr teresse, so dass die 3 aktuell lebenden Famili- nur der Mann, sondern zunehmend auch die engenerationen immer mehr zur existenziellen Frauen wieder arbeiten. Dies ist ja auch nötig, Gemeinschaftsgrösse wurden. Dabei blieb es damit wir auch die Konsumenten bleiben, die es dann in etwa bis zu Beginn der Industrialisie- braucht, damit die Wirtschaft im Interesse einer rung vor 200 Jahren. immer kleineren Anzahl Personen stetig wächst. So geben auch je länger je mehr Frauen dem Mit der Zerstückelung der Arbeitsabläufe in gesellschaftlichen Druck nach, die berufliche Fabriken wurde auch die Familiengemeinschaft Laufbahn trotz Mutterschaft nicht zu unterbre- zerlegt. Das Leben von Frauen, Männern und chen. Immer mehr Babies werden sehr früh Kindern bestand plötzlich aus sehr viel Arbeits- ausserhalb der Familie professionell betreut. und sehr wenig Freizeit, alte Menschen verloren an Zugehörigkeit und wurden zunehmend zur „Was kommt, wenn Familie geht – Erfahrungs- Last. Die Weltwirtschaft erblühte. Man erkannte, berichte aus den skandinavischen Ländern“. dass Fabrikarbeit die Kinder kaputtmachte und So lautet der Titel einer Tagung des Famili- dass Kinderbetreuung und Fabrikarbeit zusam- ennetzwerkes und des Instituts für Bindungs- men die Frauen überlastete. Für die Kinder wissenschaften am 25. Mai 2013 an der Goe- 16
HEUTE - eltern the-Universität Frankfurt. Was bei uns zurzeit figsten Todesursachen von Jugendlichen in der geschieht, geschah in Skandinavien vor 25 westlichen Welt. Und auch immer mehr ältere Jahren und wird immer als vorbildlich zitiert. Menschen scheiden freiwillig aus dem Leben, Dabei zeigt sich schon länger, welche gra- 40 % der Selbstmorde in Deutschland werden vierenden gesellschaftlichen Konsequenzen von über 60-Jährigen verübt. Zunehmend sich er ergeben, wenn Kinder so früh und so scheinen nur noch die fleissig arbeitenden und um fassend fremdbetreut werden: Die Familie konsumierenden Menschen wertvoll und findet nicht mehr statt, nahe Bindungen und gefragt zu sein. Beziehungen aufzubauen lernt man gar nie. Damit sägen wir am Fundament einer gesun- 65 % der Haushalte in Zürich sind Einperso- den kindlichen Entwicklung. Aus persönlichen nenhaushalte. Menschen wären aber immer Begegnungen weiss ich, dass in Finnland noch dieselben Gemeinschaftswesen wie vor Familienfeste nicht üblich sind, man lädt auch wenigen tausend Jahren. Wenn uns die Erst- die eigenen Eltern nicht zum Hochzeitsfest ein. bindung zur Mutter, die Geborgenheit in der Wieso denn auch? Familie und die Zugehörigkeit zum „Stamm“ verloren gehen, verlieren wir nicht nur Lebens- Ganz zu Beginn des Lebens müssen wir erfah- freude und -Sinn. Es geht auch die gegensei- ren, dass wir geliebt, sicher aufgehoben und tige Unterstützung, das Ziel des gemeinsamen willkommen sind auf dieser Welt. Im Schutz der Überlebens und der respektvolle Umgang mit sicheren Bindung in den ersten 3 Lebensjahren der gesamten Schöpfung verloren. Ganz zu bauen wir die Selbstsicherheit und Entdec- schweigen von allem andern, was Kindern in kungsfreude auf, mit der wir dann auf unseren unserer künstlichen Lebenswelt zu einer gesun- Lebensweg gehen und die Welt erobern. Wer den Entwicklung fehlt, in der sie die reale Welt die Wiege der kleinen Gemeinschaft nicht und den eigenen Platz darin entdecken sollten. hatte, wird in der grösseren Gemeinschaft Mühe haben, da er/sie da immer wieder das Deshalb ist es nicht einfach eine schöne unerfüllte frühe Bindungsbedürfnis zu stillen Zugabe, dass unsere Schule nicht nur Wissen versucht. Wer den zwischenmenschlichen vermittelt, sondern eine lebendige Gemein- Austausch schon als Kind online erlernt, wird schaft ist, in der jeder einzeln wahrgenommen später kein tragendes Beziehungsnetz in der wird und seinen Platz hat. Feste, Projekte, wirklichen Welt haben. Der schwedische Psy- Klassenlager, handwerkliche und künstlerische chologenverband forderte 2011 die Regierung Erfahrungen sind weit mehr als besonders freu- auf die „Anstiftung zu Selbstmord zu verbie- dige Spezialprogramme zur Auflockerung des ten“, weil sich Jugendliche in Internetforen Schulalltags. Je länger je mehr sollten sie zum zunehmend dazu anstiften sich das Leben zu wichtigsten Hauptfach werden in der Schule nehmen. Suizid gehört mittlerweile zu den häu- und können gar nicht zu viel Raum einnehmen. 17
HEute - eltern Aber auch ganz alltägliche Dinge können Übrigens: Naturvölker verwenden im Durch- zunehmend nur noch in der Schule gelernt wer- schnitt 3 Stunden pro Person und Tag zur Nah- den: Mit einer Pfanne oder einem Besen umzu- rungsbeschaffung und Existenzsicherung. Die gehen, einen Stuhl zu flicken, ein Fenster zu restliche Zeit dient der Pflege der Gemein- putzen, eine Wand selber streichen dürfen. schaft, Kultur und Religion, also den Dingen, Statt dass wir Erwachsene dies alles tun, sollte die den Menschen eigentlich ausmachen. dies alles als lebenswichtige Lerngelegenhei- Wenn wir eine Zukunft haben wollen, kommen ten verstanden und genutzt werden. Die Schule wir nicht darum herum, zur Besinnung zu kom- ist der letzte Ort, wo altersgemischte und sogar men und im Leben den Dingen wieder mehr generationenübergreifende Gemeinschaft noch Platz einzuräumen, die wirklich wichtig sind. in grösserem Ausmass lebt. Sie muss sich als zu erhaltendes Reservat dafür verstehen, als Christian Wirz letzte Insel auf der man den kommenden Gene- rationen noch Gemeinschafts- und Zugehörig- keitsgefühl vermitteln kann. „Lebensschule“ nennt die 1./2. Klasse die Unterrichtszeit, in der sie im Moment das sozi- ale Miteinander pflegen. Die Schule muss sich immer mehr als Lebensschule für alle Lebens- bereiche verstehen, wo gelernt und geübt wird was das Zusammenleben im Alltag fordert und ermöglicht. Ich bin sehr dankbar, dass unsere Schule diesbezüglich viel bietet und ich freue mich, wenn es noch mehr wird. Alle die sich Sorgen machen, dass ihre Kinder vielleicht auf diese Weise zu wenig lernen, kann ich beruhi- gen: Alle guten Schulen, die vermehrt Zeit in solche Aktivitäten investieren, haben längst begriffen, dass Kinder bei kreativen gemeinsa- men Aktivitäten viel mehr lernen als im eindi- mensionalen Frontalunterricht. Wenn Kinder statt Fächer unterrichtet werden, wirkt sich das auch auf die gefragten, traditionellen „schuli- schen Leistungen“ positiv aus. 18
heute - Eltern Das Haus des Widders - „Ich bin, ich will“ Das Haus des Widders umfasst einen streifen- Mal im Juli 2013). Mira kann dann für einige förmigen Ausschnitt am Himmelsgewölbe, der Wochen gleich hell sein, wie Menkar, die „Nase“ vom Himmelsnordpol (Polarstern) bis zum Him- des Walfisches. melssüdpol (im Oktant) reicht und im Bereich der scheinbaren Sonnenbahn, auch Ekliptik Der Widder selbst besteht aus vier helleren oder Tierkreis genannt, das Tierkreissternbild Sternen und kulminiert hoch über dem Süd- des Widders enthält. Die Sterne in diesem horizont (rund 60° Grad hoch; siehe Bild). Streifen stehen 2 bis 4 Stunden nach dem Der Widder stellt den Beginn des Tierkreises Frühlingspunkt des Tierkreises am höchsten dar und vermittelt eine Aufbruchstimmung und über dem Horizont. Somit sind der Widder und Zukunftsorientiertheit, die auch sehr gut zur dessen Nachbarsternbilder um Martini mitten immer milder werdenden Jahreszeit passt. in der Nacht (nach 24 h) am besten zu beob- achten. Das Sternbild des Widders selbst ist Über dem Widder liegt das markante Stern- von September (Osten) bis März (Westen) am bild des Perseus, der das Haupt der Medusa Abendhimmel zu sehen. mit dem Schlangenhaar in der Hand hält, das Schwert noch hoch erhoben. Auch diese Tat Bei uns gelangen die südlichsten Sternbil- des Sonnenhelden Perseus ist zukunftsweisend der des Widder-Hauses, die kleine Wasser- und soll den Menschen vom magisch-mythi- schlange mit der kleinen Magellanwolke, eigent- schen Bewusstsein wegführen zum mental- lich eine kleine Milchstrasse (Galaxie), der helle philosophischen des Griechentums. Das Auge Stern Achernar am Ende des Himmelsflusses der Medusa wird markiert vom Stern „Algol“ (Eridanus) und der Schwertfisch nie über den (Dämonenstern), der ebenfalls veränderlich ist Südhorizont. Um diese Sterne alle zu sehen und etwa alle 3 Tage für einige Stunden deutlich müsste man in die Äquatorregion reisen. lichtschwächer wird. Über unserem Südhorizont finden sich die nörd- licheren Teile des ausgedehnten Himmelsflus- Mit dem Eintritt in das Sternzeichen des Wid- ses sowie der chemische Ofen, der für Feu- ders am 20. März 2013 erreicht die Sonne den erprozesse und alchimistische Umwandlungen Himmelsäquator. Zugleich ist dieses Datum steht. Noch höher oben steht der Kopf des der Zeitpunkt des astronomischen Frühlingsbe- Ungeheuers Walfisch mit dem recht hellen ginns und der Tag- und Nachtgleiche (rund 12 Stern Menkar („Nase des Walfisches“). Im Wal- Stunden Tag und 12 Stunden Nacht). Um den fisch findet sich auch der „Wunderstern Mira“, Frühlingsbeginn ändert sich die Tageslänge ein veränderlicher Stern, der schon 1596 von in der ersten Jahreshälfte am schnellsten und Fabricius entdeckt wurde. Der Wunderstern ist von Woche zu Woche ist die Zunahme der meist von blossem Auge unsichtbar, erreicht Tageslänge bemerkbar, d.h. die Tageslänge aber alle 11 Monate ein Helligkeitsmaximum, wächst jetzt ca. 25 min pro Woche. Der Eintritt das mehrere Wochen andauert (das nächste der Sonne in das Sternzeichen des Widders ist 19
heute - Eltern auch wichtig für die Bestimmung des Osterda- tums, weil der Sonntag nach dem nächstfol- genden Vollmond der Ostersonntag ist (2013 tritt der Ostervollmond am 27. März ein, das Osterdatum ist der 31. März 2013). Im Sternzeichen des Widders Geborene sind oft zukunftsorientierte Vorkämpfer. Selbstlos, leidenschaftlich und mutig stellen sie sich den Gefahren des Unbekannten. Sie lieben Heraus- forderungen und wirken mit ihren Ideen und der Kreativität oft bahnbrechend. Menschen mit starken Widder-Qualitäten erforschten und Bild: Das Sternbild des Widders. Am deutlich- erforschen nicht nur Wüsten und Polarland- sten sichtbar sind die drei helleren Sterne, schaften, sondern versuchen die Grenzen welche die Hörner des Widders markieren. Oft sportlicher Höchstleistungen zu durchbrechen, wird die Figur des Widders als rückwärtsschau- testen neue Heilmethoden oder stossen in end dargestellt, was die unbändige Widder- Technik, Medizin oder in einem anderen Bereich Kraft etwas ausbalanciert. in noch unbekannte Gefilde vor. Wird aber das „ich will“ zu stark, kann die Balance zwischen Individuum und Gemeinschaft gestört werden: Widder-Menschen erscheinen dann andern Menschen als ungeduldig, egoistisch, aufbrau- send, ja sogar als rücksichtslos. Weiterführende Literatur: Ueli Seiler-Hugova; Sternenkunde integral, AT Verlag Matthias Giger 20
Heute - Eltern Filzhutprojekt - eine induidviduelle Gemeinschaftserfahrung Im Herbst letzten Jahres hatte Nicole Perren, - Spritzfläschchen (wurde früher zum Wäsche die eine Ausbildung als Filzerin in Ballenberg befeuchten benutzt, nicht mehr erhältlich) macht und gerade mit einer Kollektion Hüte - Mittagessen zum Teilen beschäftigt war, die Idee in den Raum gewor- fen auf dem nächsten Basar 2013 einhundert An einem Samstagmorgen um 8 Uhr ging es selbstgemachte Hüte zu verkaufen! Vorausge- los. Wir, 8 Mütter unserer Schule, trafen uns gangen war die Anregung ihrer Kursleiterin, die in der Holzwerkstatt. Glücklicherweise gab es für den Basar der Steinerschule in Wetzikon erst einmal eine Besprechung mit Kaffee und die Idee entwickelte. Dort hatte der Verkauf der Gipfeli, denn 8 Uhr morgens für einen Samstag einhundert Hüte zu einem deutlich erhöhten ist hart. Basarertrag verholfen, so dass Nicole sofort Nicole, unsere Kursleiterin, versicherte uns erst Feuer fing und fragte, ob wir die Idee grundsätz- einmal, dass wir tatsächlich am Ende des lich übernehmen dürften. Daraufhin machte sie Tages (gedacht war 16 Uhr) mit einem Hut nach einen Aufruf an alle Eltern unserer Schule, ob Haus gehen können. Das gab uns den nötigen sie dieses Projekt tatkräftig unterstützen würden Schwung sofort anzufangen. Wir durften zuerst und bot an, ihre Handwerkskunst denjenigen einmal die Hutformen ansehen, ausprobieren weiterzugeben, die an diesem Projekt teilneh- und auswählen. Das war schneller gemacht als men wollten: Am ersten Kurstag würden wir das gedacht, jede Teilnehmerin fand intuitiv sofort Filzen erlernen und einen Hut für uns selbst etwas Passendes und wir richteten unsere herstellen, bei den weiteren Kurstagen stellen Arbeitsplätze ein. wir Hüte für den Basar her, Ziel: 100 Hüte. Nachdem die Vorlage ausgeschnitten war, ging Ich habe mich mit 7 anderen Interessierten es darum die Wolle möglichst fein herauszuzup- gemeldet, - wir machen an einem Tag einen fen und die Vorlage damit zu belegen. Das war Hut-, so zumindest steht es auf dem Programm. eine fast meditative Arbeit, die trotz 8 Personen Als ich die Liste der mitzubringenden Dinge mit leichtem Gespräch untereinander sehr half durchlese, weiss ich nicht recht, ob ich mich da sich mit seiner Arbeit zu verbinden. nicht im Übereifer angemeldet habe, denn wir sollen folgendes mitbringen: - Automatte, es muss keine neue sein, - Bambusrollo, (selbst bei Ikea nicht mehr erhältlich) - 2 Frottierhandtücher, - rückfettende Seife - Stecknadeln - Messband 21
heute - eltern Dem anschliessenden Wenden des Stücks mit Werkstück bei manchen, die die Berretform einem Trick folgte das erneute Belegen der gewählt hatten, wie eine Langspielplatte aus Rückseite, vorausgesetzt man hatte sich über- (wer kennt sie noch die Lp’s?), nicht aber wie legt wie die Innen- und Aussenseite aussehen ein Hut. Wie kriegt man da die 3-Dimensio- soll. nalität hin, fragte ich mich und die anderen immer wieder. Aber, - wir hatten Vertrauen. Und tatsächlich, nach weiterem Walken wurde das Stück immer kleiner und die Vorlage im Inneren passte plötzlich nicht mehr, so dass wir sie entfernen durften. Spätestens dann war mir klar, es wird doch ein Hut, wenn auch (noch) viel zu gross... Ich hatte natürlich im Farbrausch gleich 3 Farben ausgewählt und musste mich entschei- den, ob ich nun die farbigere Version innen oder aussen haben wollte. Nach 8 Lagen und 4- maligem Wenden ging es ans eigentliche Filzen; erst ganz sanft, dann bis hin zum Walken. Letzteres erforderte richtig Kraft und Ausdauer, gut war für eine kleine Pause die Kaffeemaschine da. Allerdings war immer noch fraglich, wie aus einer Scheibe ein Hut entstehen sollte, zumal Nicole uns erklärte, wie man ein 14 cm kreisrundes Loch in die Scheibe schneiden sollte. Spä- testens jetzt sah das 22
Heute - eltern Zum Glück konnten wir uns mittags an einem Dann war der Moment gekommen, dass wir reich gedeckten Tisch stärken… Jede Teilneh- den Hut endgültig auf den Styroporkopf ziehen merin brachte etwas mit, so dass wir eine riesen konnten und nach Herzenslust, Nicole konnte Auswahl hatten, - und es blieb etwas Zeit zum das, weil Profi, eindeutig besser, in Form ziehen, Pläne schmieden, neue Termine vereinbaren rücken, stecken... nach Lust und Laune. und vorwärtsschauen… Das anschliessende Walken hatte fast kein Ende, jedoch nach einigen Durchgängen war plötzlich wie durch ein Wunder die richtige Kon- sistenz und Grösse da. Der spannende Moment, den Hut auf den Styroporkopf zu ziehen, war gekommen. Das sah schon ganz nach Hut aus, Nicole zupfte mit ihre Fingern gekonnt an den Hüten herum, mittlerweile waren fast alle auf dem gleichen Stand, und wir bekamen richtig Freude an den Hüten. Leider war aber die Arbeit noch nicht zu Ende: Obwohl schon längst 16 Uhr überschritten, Somit sind wir tatsächlich mächtig stolz und mussten wir den Hut waschen, anschliessend ziemlich kaputt gegen 19 Uhr mit einem „behü- in Essig legen und wer wollte, 10 Minuten in teten“ Styroporkopf nach Hause gefahren. Lavendel baden. Gabriele Ortner 23
heute - eltern Filzhüte am Basar 2013 Der nächste Basar kommt bestimmt! Wir, 10 Hutfilzfrauen, freuen uns jetzt Vielen Dank für die lobenden Worte, die schon darauf, euch unsere vielen, ver- wir bereits jetzt für unsere ausgestellten schiedenen, kreativen Filzhüte am Basar Hüte erhalten. Das wirkt sehr motivierend 2013 präsentieren zu können. auf uns! Die Hüte werden derzeit im Kreativraum Es macht uns Spass für euch, für die – auch Werkstatt genannt – gemacht, wo Schule, für unsere Kinder kreativ zu sein. sonst Wunderbares durch Kinderhände aus Ton und Holz entsteht. In diesem ge- Die Filzhutgruppe der Rudolf Steiner nialen Raum fliessen uns die Ideen nur so Schule Berner Oberland. durch unsere Hände und es entstehen Filz- unikate für den Kopf! Nicole Perren - Bruhin Im Moment kann man die jeweils frischen Kreationen in der Vitrine im Foyer der Schule bewundern. Unser Ziel ist es am Basar 2013 ein rie- siges Angebot von modischen, farbigen, schicken und tragbaren Hüten anzubieten, zu einem Preis pro Stück von 100 Fran- ken. Wer bereits jetzt eine bestimmte Farbe in der Vitrine gesehen hat, aber vielleicht ein anderes Modell haben möchte, kann uns seinen Kopfumfang mit Farb- und Modell- wunsch mitteilen. Bitte Bestellung mit Namen versehen im Sekretariat abgeben. Wir setzen uns dann mit euch in Verbindung. 24
ein montag im leben von... Ein Montag im Leben von Magdalena Reinhard 25
ein montag im leben von... An allen Arbeitstagen stehe ich um 5.30 Uhr auf, Am Montag sind sie sehr schwatzhaft und haben frühstücke aufgekochte Flocken mit frischen sich viel zu erzählen. Urban Schnidrig kommt Früchten, dazu einen guten Bohnenkaffe und vor dem Unterricht vorbei und begrüsst uns alle. geniesse die Stille des frühen Morgens (im Es ist mir wichtig, vielleicht am Montag am wich- Moment noch ohne Vogelgesang). Am Montag tigsten, dass wir pünktlich mit dem Unterricht habe ich zwei Religionsstunden, daher lese ich beginnen, und deshalb schliesse ich bereits nach dem Frühstück den Text ein drittes Mal während des Läutens die Türe. Wir beginnen durch. mit dem Unterricht. Nach einem Überblick über den Tag, wie auch über die kommende Woche Um 6.30 Uhr mache ich mich zu Fuss auf den sprechen wir stehend den Morgenspruch. Oft Weg zum Bahnhof. Dafür brauche ich, wenn singen wir ein Lied oder sprechen einen Text, ich zügig gehe 12 bis 15 Minuten. Auf diesem der zur Epoche passt,- im Moment ist es „ Der Marsch habe ich die Gelegenheit die Feinheiten Zauberlehrling“ von Goethe. der Unterrichtsvorbereitung festzulegen. Das Danach dürfen sich alle setzen, - eine neue ist vor allem ganz aktuell, wenn eine neue Epoche beginnt oder es findet der Rückblick Epoche anfängt. Ich fahre mit dem Lötsch- vom Freitag statt. Daraus ergibt sich ein mehr bergzug um 6.50 Uhr. Ich besteige einen von oder weniger lebendiges Unterrichtsgespräch. drei Waggons und treffe immer dieselben Men- Im Zusammenhang mit der Chemie gibt es schen, mit denen ich hie und da ins Gespräch eine Weiterführung und Versuche. Die Schüle- komme. Sonst lese ich im Zug oder stricke. In rinnen und Schüler schreiben eine individuelle Thun wechsle ich auf den Bus nach Steffisburg Versuchsbeschreibung ins Notizheft, das dann und komme etwa um Viertel nach Sieben im später korrigiert ins Epochenheft übertragen Schulhaus an. Mein erster Gang führt mich ins wird. Lehrerzimmer, wo ich Mantel und Hut aufhänge. Da treffe ich auch schon die ersten Kollegen, mit Am Montag sind die Schüler dankbar, wenn der denen ich mich kurz austausche. Mit Pascaline mündliche Unterricht nicht zu lange dauert und Rubin bespreche ich oft Administratives des sie Heftarbeit machen können. Nach dem Epo- Tages, manchmal gibt es etwas zu kopieren für chenunterricht kommt die Pause, und da habe die Schüler und den Unterricht. Um 7.25 Uhr ich am Montag Pausenaufsicht, in der Schnee- treffen sich einige Kollegen im Lehrerzimmer ballzeit ein nicht allzu leichtes Unterfangen. zum Lesen des Wochenspruchs, dann kehre Nach der Pause folgt eine Übstunde Mathe- ich zurück ins Klassenzimmer. Einzelne Schüler matik oder Deutsch. Nach dieser Übstunde sind dann schon da. Im Zusammenhang mit übergebe ich die Klasse an Fachlehrkräfte, der Chemieepoche bin froh, wenn sie mir beim erst Französisch und dann Religion. Ich selber Aufbau der Chemieversuche helfen. Nach und begebe mich zu den 5. Klässlern und danach zu nach kommen die Schülerinnen und Schüler an. den 1. und 2. Klässlern zum Religionsunterricht. 26
ein montag im leben von... Am Mittag esse ich mit meiner Klasse im Saal und unterstütze dabei den Essensleiter Arno Reichert. Nach dem Essen bleibt eine Viertel- stunde, um sich einen Kaffee zu genehmigen. Dann hat die 7. Klasse Zeichnen. Sie sind aufgeteilt, eine Gruppe wird von Jürg Voellmy und die andere Hälfte von mir zum Zeichnen angeleitet. Um 14.45 Uhr können die Schüler nach Hause gehen, es kommt aber hie und da vor, dass ich einzelne Vergessenes nachholen lasse. Mir bleibt die Aufgabe, das Klassenzimmer aufzu- räumen, Korrekturarbeiten und Vorbereitungen vorzunehmen. Zwischen 17-18 Uhr trifft sich der Religionslehrer-Kreis zu einer Vertiefungs- arbeit. Nach dieser Stunde kann ich häufig zu einer Gesangskollegin zum Nachtessen gehen, andernfalls kaufe ich mir ein Picknick. Um 19.15 Uhr fahre ich mit dem Bus nach Thun und gehe zu Fuss in das Länggassschulhaus zum Cäci- lienchor. Im Moment üben wir eine Lisztmesse und ein Te Deum von Kodaly. Dieses Singen erfrischt mich jedesmal, auch wenn ich sehr müde bin. Meistens kann ich mit einem Mitsän- ger bis Spiez nach Hause fahren, so dass ich um ca 22 Uhr zu Hause bin. Zu Hause werde ich von meinem Mann Martin empfangen, der immer noch zu einem kleinen Schwatz zu dieser Nachstunde bereit ist. Danach gehe ich schleunigst zu Bett, weil ich merke, dass ich nicht mehr 20 bin und durch- wachte Nächte mir nicht mehr gut bekommen. Aufgezeichnet von Gabi Ortner 27
Verabschiedung Jürg Voellmy - ein Bogen rundet sich Jürg Voellmy wird im Sommer das Pensionsal- Ich habe diese zwei Szenen gewählt, weil darin ter erreichen. viele Fähigkeiten und zugleich Herzensanliegen von Jürg zu finden sind. Hier folgen ein paar Szenen und Skizzen aus seinem Wirken an unserer Schule: In Stichworten: Erste Szene: • Unterwegssein Im Zug von Thun nach Florenz sitzend konnte • Für Schüler da sein. man in den letzten 23 Jahren anfangs Februar • Freude an der Pädagogik ZehntklässlerInnen begegnen, die zusammen • Fremdsprachen – Kommunikation mit mit ihren Lehrern unterwegs waren. Menschen aus der ganzen Welt • Kunst Der „Capo del Gruppo “ war ein gut gekleideter, • Philosophie – Religion. höflicher Herr mit Brille. Nachdem er allen Schü- lerInnen den richtigen Sitzplatz zugewiesen Seine Liebe zur Sache, die pädagogische Arbeit hatte, hörte man ihn mit anderen Fahrgästen mit den Kindern und den Jugendlichen - seine mal portugiesisch, mal spanisch, italienisch, Verantwortung gegenüber dem anthroposophi- dann englisch oder auch französisch sprechen. schen Hintergrund bildeten das Fundament seines Wirkens. Szenenwechsel: Jürg Voellmy steht vor dem Bild „La Trinità “ in Wer mit ihm Kunstgeschichte, Kunstbetrach- der Kirche Santa Maria Novella in Florenz und tung, Malen oder Zeichnen erleben durfte, weißt die Schüler/innen an, das Fresko genau spürte seine große Fachkompetenz und Freude zu betrachten und zu beschreiben. Nachdem an dieser Materie. alle sich in das Bild vertieft haben, spricht er über den Hintergrund dieses Bildes: Viele Schüler/innen hatten und haben ihn „Trinität bedeutet Dreieinigkeit: Vater Sohn und gerne. Von einer ehemaligen Schülerin hörte Heiliger Geist – oder auch ich kürzlich: „Herr Voellmy war für mich ein ganz Glaube, Liebe, Hoffnung – Vergangenheit, wesentlicher Lehrer. Ich habe nicht nur sehr viel Gegenwart, Zukunft“. von ihm gelernt, sondern ich hatte immer das Erst wenn ich an meine Vergangenheit glaube, Gefühl, dass er mein Wesen sehr gut erfasst werde ich liebefähig und wenn ich Liebe in hatte. Er gab mir Sicherheit und er glaubte an der Gegenwart übe, entsteht Hoffnung für die mich als Mensch und an meine Fähigkeiten.“ Zukunft.“ 28
Verabschiedung Jürg Voellmy war in allen Bereichen der Selbst- Im Namen der Schulgemeinschaft von Kolle- verwaltung der Schule, im Kollegium und Ver- gium und Vorstand danken wir ihm sehr herzlich einsvorstand engagiert tätig. für sein treues und engagiertes Wirken an unse- rer Schule und wünschen ihm für seinen näch- Über 20 Jahre vertrat er unsere Schule in der sten Lebensabschnitt alles erdenklich Gute! Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schu- len in der Schweiz. Der Freie Christliche Religionsunterricht, wie ihn Rudolf Steiner inauguriert hatte, war und ist ihm ein Herzensanliegen. Er ist nicht nur ein engagierter Religionslehrer sondern darüber hinaus war er für die schweizerische Religions- lehrerbewegung ein Verantwortungsträger und zentrale Figur. Obwohl Jürg Voellmy im Sommer pensioniert wird, hat er uns angeboten noch ein paar Gast- Kunstepochen in der Oberstufe zu geben. In diesem Sinne werden wir Jürg Voellmy hin und wieder an der Schule begegnen! Für das Kollegium und den Vorstand Donath Aebi 29
verabschiedung Magdalena Jaun-Sedlmeier Im August 2008 ist Magdalena Jaun-Sedlmeier als Klassenlehrerin in unsere Schule einge- treten. Sie führte zum Schuljahresbeginn die erste und zweite Klasse als Doppelklasse. Durch die Aufnahme weiterer Schüler konnten die Klassen alsbald getrennt geführt werden. Die heutige sechste Klasse wurde von ihr mit grosser Sorgfalt und künstlerischem Spürsinn nach oben geführt. Als sichtbares Zeichen ihrer pädagogischen Tätigkeit steht heute im Kinder- garten Rosenhof ein schönes Spielhäuschen. Es ist das Produkt der Hausbauepoche in der dritten Klasse. In den Selbstverwaltungsaufgaben übernahm sie die Aufgabe des Verbindungsglieds zwi- schen der Redaktion und dem Kollegium. Durch ihr fundiertes Urteil hat sie zum Gelingen vieler Schulmitteilungen beigetragen. Im Kollegenkreis leitete sie auch über Jahre hinweg die Unterstufenkonferenz. In diesem Schuljahr hat sie abermals eine Doppelklasse übernommen. Dass diese Aufgabe besonders anspruchsvoll ist, wissen wir alle und manche Kollegen würden sich so etwas auch überhaupt nicht zutrauen. Nun hat sie die Aufgabe der Klassenführung dem Kollegium zurückgegeben und im Januar auf 30. April gekündigt. Kollegen wie auch Eltern haben darauf mit Betroffenheit reagiert. Wir danken Magdalena Jaun-Sedlmeier für die Jahre ihrer engagierten Arbeit und wünschen ihr, dass sie bald wieder erfüllt von ihrer pädago- gischen Aufgabe vor einer Schulklasse steht. Rudolf Ortner 30
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