Kein Stillstand - GREGOR - Draussenseiter
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28. Jahrgang Nr. 209 April 2020 AU s S E N S E I T E R D R D A S K Ö L N E R STR A S S E N M A G A Z IN Foto: Ingo Pertramer Kein Stillstand GREGOR VRINGS- THEES GOG TREFF UHLMANN
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INHALT Vorwort Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Schwerpunkt: Vagabunden 4 Interview – Thees mehr als fünf Jahre ist es her, dass der Sänger Thees Uhlmann seine Sing-Stimme erhob. Jetzt ist sein gefeiertes Album „Jun- Uhlmann über die kies und Scientologen“ erschienen, mit dem er gerade durch Schwere seines Europa tourt und – by the way – auch die Toten Hosen auf neuen Albums ihrer Tour begleitet. Der ehemalige Tomte-Sänger ist nur noch unterwegs, dafür genießt er den „späten Ruhm“ sehr. und die Leichtig- Doch: „So hoch war der Preis noch nie“, verrät der Künstler, keit des Seins der inzwischen auch Vater einer Tochter ist, in Berlin lebt und doch in ganz Europa zu Hause ist. Foto: Ingo Pertramer Fahrende Leute, Vaga- Foto: Anemone Träger bunden, Berber – was sind das für Leute, die sich – manchmal sogar 8 „Was ich geschrieben ganz bewusst – für ein habe, gehört dir.“ Leben „on the road“ ent- Gregor Gog in Majdanek scheiden? Gregor Gog Illustration: Bea Davies beispielsweise galt schon in der Weimarer Vorwort ................................................................... 3 Christina Bacher traf Thees Uhlmann vor einer Lesung in Köln Republik als „König der Interview: Thees Uhlmann ........................................ 4-7 Vagabunden“, Anar- Gregor Gog: „König der Vagabunden“ ........................ 8-11 chist, Bürgerschreck. Gleichzeitig war er Chefredakteur des Vorläufers aller Straßenzeitungen und Organisator des „Ers- Vagabundenkongress 2020 .......................................... 12 ten Internationalen Vagabundenkongresses“. Spuren der Armut ................................................. 14-15 Ein Comic zeichnet nun seine politische Biografie und damit 20 Jahre Malgruppe im Vringstreff ................................. 16 einen fast vergessenen Teil deutscher Sozial- und Bewegungs- geschichte nach. Wir haben darin geblättert. Gutes Projekt ........................................................... 17 Cartoon | Kolumne .................................................... 18 „Nur kein Stillstand“ lautet unsere Devise im April! Lothars Marsch ........................................................ 19 Ein Hoch auf die Vagabunden! Aus den Einrichtungen .......................................... 20-21 Ihre In eigener Sache ....................................................... 22 Buchtipps ............................................................... 23 Christina Bacher Abo | Impressum ...................................................... 24 Kulturtipp .............................................................. 25 Vorschau ................................................................ 25 Service: Adressen ................................................. 26-27 Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3
VAGABUNDEN „Ich wollte nie die Welt verändern“ Mehr als fünf Jahre ist es her, dass der Sänger Thees Uhlmann seine Sing-Stimme erhob. Jetzt ist sein gefeiertes Album „Junkies und Scientologen“ (Grand Hotel van Cleef) erschienen, mit dem er gera- de durch Europa tourt und – by the way – auch die Toten Hosen auf ihrer Tour begleitet. Der ehema- lige Tomte-Sänger hat in der Zwischenzeit einen erfolgreichen Roman geschrie- ben, die Autobiografie von Bruce Springsteen eingesprochen, ein komplettes Album geschrieben und wieder in die Tonne gekloppt. „So hoch war der Preis noch nie“, verrät der Künstler im Gespräch mit Christina Bacher und redet ganz offen über spä- ten Ruhm, Brüche im Leben und die neue Gelassenheit,die – mit Verlaub – unglaublich gut zu seiner neuen Frisur passt. VON CHRISTINA BACHER Foto: Ingo Pertramer 4
VAGABUNDEN D RAUSSENSEITER: Herzlichen Glück- te mir da vor-werfen, dass ich mich mit Nest im Landkreis Cuxhaven. Und dann wunsch zum Erfolg deines neuen solchen Songs neu erfunden habe. Oder hatte ich eben – im Nachhinein betrachtet Albums „Junkies und Scientologen“, dass ich zu offen bin in meiner Kunst, mich – gut 25 Jahre lang Zeit zu üben. Und das mit dem du dieses Jahr auf großen Festivals in meinen Texten plötzlich auch an die war enorm wichtig. Jeder 27-Jährige will tourst, nachdem du die Plattencharts im dunklen Plätze des Lebens traue. Das doch heute sofort die große Karriere Sturm erobert hast. Man könnte meinen, kannte man so vielleicht nicht von mir. machen. Auch, wenn ich das nachvollzie- dass sich die fünfjährige künstlerische Schaf- Aber mal ganz ehrlich: Ich lehne es ab, hen kann, bin ich froh, dass es bei mir – fenspause gelohnt hat. Dabei warst du ja dass Künstler normal und berechenbar übrigens ähnlich wie bei Marcus Wie- gar nicht untätig in der Zwischenzeit. Man sein müssen. Meine erste Aufgabe als busch und Sven Regener – aus irgendei- hört, du hast weiterhin wie der Teufel Lieder Künstler ist es doch nicht, erfolgreich zu nem Grund anders gelaufen ist: Es ist geschrieben und sie dann tatsächlich alle sein, sondern da hinzugehen, wo sich zwi- wirklich wunderschön, dass ich mit 46 so wieder in die Tonne gekloppt. Stimmt das? schenmenschliche Phänomene abspielen. berühmt bin wie noch nie. Heute sind Thees Uhlmann: Ja, so war das tatsächlich. Meinetwegen auch menschliche Tragödi- Rockbands ja oft zwischen 25 und 35 Jah- Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich en. Den Blick dafür zu schärfen und sich re alt, powern sich aus, lösen sich auf, weil keine Verbindung mehr zu den Songs hat- dabei selbst auch mal zurücknehmen zu irgendjemand keinen Bock mehr hat und te, die ich geschrieben habe. Vielleicht können, das ist eine Art von Gelassenheit, wenige Jahre später ist von dem ganzen hätte ich da mehr auf mich hören sollen die ich erst an mir entdecken musste. Ruhm und Geld nichts mehr übrig. Da ist und nach dem Schreiben meines Buches es doch viel lustiger, wenn das umgekehrt „Sophia, der Tod und ich“ mal eine Pause DRAUSSENSEITER: Du stammst aus dem passiert: Denn das ist normalerweise im machen sollen. Aber irgendwie dachte ich, kleinen Ort Hemmoor in Niedersachsen und Rock’n’Roll gar nicht vorgesehen. Wenn es muss sofort weitergehen. Es gibt offen- hast bereits zu Schulzeiten angefangen, bei anderen die Karrieren schon vorbei bar ein künstlerisches Grundgefühl, das Musik zu machen. Unter anderem wegen sind, lege ich los. Und das genieße ich gera- man nicht ignorieren sollte. Auch thema- deiner Band Tomte, die du 1994 gegründet de sehr. Und: Ich glaube, dass mein Gehirn tisch habe ich mich zu der Zeit als Mensch hast, hast du schließlich dein Lehramtsstu- inzwischen so gefestigt ist, dass ich den in eine ganz neue Richtung entwickelt. dium aufgegeben, um weiterhin nur noch Rummel ganz gut aushalten kann. Während ich in meinen Songs immer noch Musik zu machen. Was bedeutet dir das, Ein großer Vorteil, wenn man ein so unste- die ganz großen Themen angepackt habe, dass du jetzt – mit 46 Jahren – sowohl als tes Künstlerleben führt und heute mal habe ich mich in Wirklichkeit eher für die Buchautor als auch als Solokünstler eine hier ist und morgen dort. kleinen, greifbaren Dinge des Lebens inte- größere Wertschätzung bekommst als je ressiert. Je älter ich werde, desto mehr zuvor? DRAUSSENSEITER: Aber je berühmter man möchte ich mich offenbar an Dingen abar- Thees Uhlmann: Eigentlich habe ich mit ist, desto mehr hat man vielleicht auch eine beiten, die ganz konkret sind. Mal ganz Musik machen angefangen, weil mir ein- Vorbildfunktion als Künstler. Viele Bands, davon abgesehen, dass ich mich seit fünf fach unfassbar langweilig war in meinem wie beispielsweise die von dir sehr geschätz- Jahren nicht mehr verliebt habe. Warum sollte ich also darüber singen? Momentan sind mir beispielsweise meine Freunde Sie ist die Frau, die ich nach HipHop-Videodrehs nach Hause fahre vielleicht wichtiger, überlege ich dann. Und sie fragt mich müde: „Warum hast du keine Tattoos?“ Die umgedrehte Kamera des Handys als Schminkspiegel „Warum bist du nicht tätowiert?“ DRAUSSENSEITER: Deshalb also dann zum Ich sag: „Ich bin so hart geworden in all der Zeit Beispiel ein Lied über einen Mann, der Frau- In meinem Herzen ist seit Jahren nichts mehr passiert en nach Hiphop-Videodrehs nach Hause Die Farbe ist einfach an meiner Haut abgeplatzt fährt? Ist der neue Thees Uhlmann ein Fla- Deswegen bin ich nicht tätowiert“ neur und Beobachter von Alltagsszenen? Sie sagt: „Es ist gut wie du schweigst, es ist gut wie du fährst Thees Uhlmann: Vielleicht. Nimm den Du siehst aus, als ob du lieber alleine wärst“ Song „Junkies und Scientologen“, nach Ich hab‘ die Antwort vergessen, weil mich selten jemand fragt dem ja auch das neue Album benannt ist. Aber ich fahr‘ uns jetzt nochmal eine Runde um die Stadt Darin geht es ja wirklich von der größten Das ist das, was wir tun Ordnungseinheit Gott bzw. Kirche bis hin Müde und benommen zur kleinsten Mikroeinheit – Freund- Das ist das, was wir tun Um über die Runden zu kommen schaft. Ich zähle darin Namen von Freun- den auf, die keiner kennt. Gut, man könn- Aus: „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop-Videodrehs nach Hause fährt“ 5
VAGABUNDEN Christina Bacher traf Thees Ullmann vor seiner Lesung aus dem Buch „Die toten Hosen“, das im Kiepenheuer & Witsch- Verlag erschienen ist. ten Toten Hosen, nutzen ihre Konzerte, um politische Statements zu verbreiten und vor ihren Fans Haltung zu zeigen. Wie ist da dein Anspruch? Thees Uhlmann: Natürlich bin auch ich Foto: Anemone Träger ein politischer Mensch und habe eine eige- ne Meinung. Aber – und das habe ich schon häufiger gesagt – ich sehe mich nicht in dieser Tradition von Bands, bei denen die politische Agitation total in der DNA verankert ist und auch zur Bühnen- präsenz gehört. Ich würde es fast als Frevel müssen und lange über das Angebot nach- spricht. Bis heute sind wir befreundet – das gegenüber den Toten Hosen oder Bands gedacht. Diese Band hat mich, wie keine alles verdanke ich meiner Kölner Zeit. wie Feine Sahne Fischfilet empfinden, die andere, mehr als 30 Jahre meines Lebens sich da seit Jahren an der politischen Front begleitet und mich musikalisch sehr DRAUSSENSEITER: Du hast ja nach deinem engagieren, wenn ich ab und zu mal von geprägt. Mein allererstes Konzert war ein abgebrochenen Studium zunächst in der der Bühne herunter ein schlaues Statem- Hosen-Konzert! Und plötzlich hat es mich Altenpflege gearbeitet und dich dann als ent loslassen würde. Das käme mir vor wie selbst interessiert, mein Leben zu erzählen Künstler durchgeschlagen. Dabei hast du so ein PR-Gag, eine miese Marketing- und die Toten Hosen dabei in den Fokus nicht nur rosige Zeiten erlebt und – so habe Aktion. Und ich bin mir ziemlich sicher, zu nehmen. Das Ganze ist mir fast ein ich jedenfalls gelesen – sogar mal Besuch dass ich damit sowieso rein gar nichts bisschen peinlich, weil es sich wie der von einem Gerichtsvollzieher gehabt. Hast bewirken würde. Mein Weg ist da ein bekannte amerikanische Traum anfühlt. du deshalb vielleicht auch eine Vorstellung anderer. Ich versuche, meine Kunst so gut Der Deal, auf den ich mich einlassen konn- davon, wie es sich anfühlt, wenn sich die zu machen, wie es irgendwie geht. Ich te, lautete: Ich schreibe das Buch, die Band Abwärtsschraube zu drehen beginnt und möchte die Menschen einladen, daran liest das Manuskript und kann es komplett man beispielsweise obdachlos wird, wie vie- teilzuhaben. Und wenn sie verstehen, dass ablehnen – dann erscheint es auch nicht. le unserer Straßenzeitungsverkäufer? sie auf meinen Konzerten die besseren Das haben sie aber nicht getan. Und letz- Thees Uhlmann: Ja und nein. Grundsätz- Geschichten, die schöneren Gedichte und tens nach einer Lesung aus dem Buch lich hat Geld in meinem Leben nie eine die interessanteren Menschen kennenler- haben sie mich tatsächlich gefragt, ob ich große Rolle gespielt, ich kann damit ein- nen als beispielsweise bei AfD-Kundge- sie auf der „Ohne Strom“-Tour begleiten fach nichts anfangen. Ich weiß, dass ich als bungen, dann habe ich mein Ziel erreicht. möchte. Ich werde sie also im August auf Altenpfleger damals 100 D-Mark schwarz Ich glaube nämlich fest daran, dass viele der Waldbühne in Berlin und auf der verdient habe. Dann hört es auch schon Menschen, die rechtsradikale Parteien Loreley Freilichtbühne wiedersehen. auf mit der Einschätzung, was jemals so wählen, kein politisches, sondern ein psy- reingekommen und rausgegangen ist. Ich chisches Problem mit sich herumtragen. DRAUSSENSEITER: Du hast ja eine Zeit lang hatte nie teure Hobbys. Ich besitze kein Denen geht es nicht gut. Man sollte ihnen in Köln gelebt und hier studiert. Wie erin- Auto. So bin ich immer irgendwie über die bunte, farbenfrohe Alternativen bieten. nerst du dich an diese Zeit vor 20 Jahren? Runden gekommen. Dafür hatte ich Thees Uhlmann: Ich habe zwei Jahre in immer schon Probleme damit, meine Brie- DRAUSSENSEITER: Dennoch hast du – par- Köln gelebt. Im Nachhinein kommt mir fe zu öffnen. Ich weiß also, was passiert, allel zum neuen Album – gerade ein neues diese Zeit so unglaublich reich und voll wenn du die Post einfach ungeöffnet lie- Buch vorgestellt, das quasi eine Hommage vor, als wären es fünf Jahre gewesen. Allei- gen lässt. Dann kommt tatsächlich irgend- an die Toten Hosen darstellt, deren Fan du ne schon der unlimitierte Zugang zu Kon- wann der Gerichtsvollzieher. Der hat sich bereits als Junge warst und in deren Vorpro- zerten, den ich aus der Provinz ja nicht übrigens ziemlich gewundert, dass ich die gramm du in diesem Sommer auftreten kannte. Ich lernte plötzlich Leute kennen, ausstehenden Rechnungen sofort begli- wirst. Was für ein Ritterschlag! Wie kam es die mir ähnlich waren oder die mich inte- chen habe, als er danach fragte. Und natür- denn dazu? ressierten. Unter anderem habe ich in lich erinnere ich mich noch gut an Zeiten, Thees Uhlmann: Es ist ja nicht meine Idee dieser Zeit Linus Volkmann kennenge- in denen ich keine Krankenversicherung gewesen, dieses Buch zu schreiben. Ich lernt und ich konnte das erst gar nicht hatte und mir mein Freund Marcus wäre niemals so vermessen gewesen, das glauben, dass es einen Menschen wie ihn Wiebusch Pizza gebacken hat, weil ich vorzuschlagen. Ich wurde von meinem gibt. Ich hatte zuvor noch nie jemanden nichts zu essen im Haus hatte. Aber: Ich Verlag gefragt, habe erst einmal schlucken getroffen, der eine so eigene Sprache habe auch damals keine wirklich existen- 6
VAGABUNDEN Wärst du nur zu mir gekommen Hättest mich gefragt Eine Gallenblase ist nicht wichtig Nur der nächste Tag Wir grüßen dich, Avicii zielle Not empfunden, sondern – im Rück- Mit der Faust fest erhoben blick betrachtet – den Lebensstil eines Spiel noch einen Song Künstlers auch ein bisschen zelebriert. Alles Gute kommt von oben Du wartest auf die Liebe Und ich auf das letzte Bier DRAUSSENSEITER: Du bist ja heute selbst Der Platz am Tresen neben mir bleibt heute leider leer Vater einer 14-jährigen Tochter. Welche Eine gute letzte Reise, zum Abschied leise winken Werte möchtest du ihr mitgeben? Elektronische Musik kann man sich so selten schön trinken Thees Uhlmann: Ich möchte ihr vor allem das Gefühl geben, dass sie sich bei mir Aus: „Avicii“ sicher fühlt. Und dass sie es mir immer sagen kann, wenn es ihr nicht gut geht. Meine Tochter hat mich schon häufiger schon besser als vorher. Warum? Weil er Thees Uhlmann: Ich möchte mich weiter- gefragt, wie man auf der Straße landet und seine Furcht vor Sanktionen überwunden hin selbst spüren. Als Künstler ist es mir wie man aus so einer Situation wieder hat. Davor habe ich einen großen Respekt. gerade nicht vergönnt, ein normales rausfindet. Wir wohnen ja in Berlin, da Scham und Angst entstehen ja nur durch Leben zu führen – ich meine damit ein gehört Armut mit zum Stadtbild. Ehrlich die diffuse Angst vor Sanktionen. Und bürgerliches Leben, das ja viele anstreben. gesagt, empfinde ich die Kreuzberger wenn man sich erstmal traut, über seine Und dennoch mag ich mein Leben, so, wie manchmal als sehr pseudo-liberal und Probleme zu sprechen, ist das ein guter es jetzt ist, sehr. Und ich möchte mir die hippiemäßig verpeilt, im Sinne von „jeder, erster Schritt, sich in Zukunft wieder mehr Erkenntnis bewahren: Mal ist das Leben so wie er will“, dass die ihre direkte Umge- zuzutrauen. gut und mal ist es schlecht. Mit diesem bung mit all diesen Problemen noch nicht Wissen kann ich sehr gelassen in die mal mehr wahrnehmen. Niemand scheint DRAUSSENSEITER: Apropos Zukunft: Was Zukunft schauen. Relativ neu ist für mich etwas dagegen zu unternehmen, dass es wünschst du dir? Auch und gerade, wenn auch, dass ich dieses Streben nach Glück immer mehr Junkies gibt. Exkremente in der Erfolg anhält? komplett aufgegeben habe. Und das den U-Bahn-Stationen, Spritzen auf dem macht mich tatsäch- Bahnsteig, Heroinrauchen nachmittags lich glücklicher – so um drei auf Parkbänken – alles egal. absurd es klingt. Danke für die Angst Manchmal denke ich, ich habe in Berlin Überhaupt finde ich, Die mich noch manchmal überkommt inzwischen mehr offene Beine gesehen als Ist es wirklich sicher dass das Leben durch mein Großvater im Ersten Weltkrieg. Aber Dass alles wiederkommt? den drohenden Tod scheinbar ist das allen egal. Die Stadt freut Was ich übers Leben weiß automatisch immer sich, dass es sich auf Kreuzberg beschränkt, Weiß ich aus „Stand by me“ ein bisschen sexyer die Kreuzberger freuen sich, dass sie das Ich hab‘ ein‘ Hund, der „Cujo“ heißt wird. Und das sind als tolerant wahrnehmen. Und mein Auto heißt „Christine“ doch phantastische Wenn du schreiben kannst, dann schreibe Aussichten. DRAUSSENSEITER: Im Grunde ist das ja auch Wenn du singen kannst, dann sing die Botschaft deines Songs über den schwe- Und wenn du nicht mehr weiter weißt DRAUSSENSEITER: Frag Stephen King dischen Musiker Avicii, der sich mit 28 Jah- Herzlichen Dank ren das Leben nahm. Trotz seines großen Aus: „Danke für die Angst“ fürs Gespräch. Erfolgs und seines Reichtums hat er es nicht geschafft, über sein psychisches Tief hinweg- zukommen. Offenbar hatte er da nieman- den, an den er sich wenden konnte … lll INFO Thees Uhlmann: Ja, darum handelt dieser Thees Uhlmann - Junkies und Scientologen Song. Selbst, wenn die Kacke am Dampfen Label: Grand Hotel Van Cleef / Indigo ist, kann man Hilfe von irgendwoher Erscheinungsdatum: 20. September 2019 bekommen, davon bin ich überzeugt. Und erhältlich als CD, Vinyl, Digital Download ganz ehrlich: Wenn mir jemand erzählt, dass er an einer psychischen Erkrankung leidet oder das Konto mal wieder leer ist, finde ich diesen Menschen automatisch 7
VAGABUNDEN „Wo der Bürger aufhört, beginnt das Paradies“ „König der Vagabunden“, Anarchist, Bürgerschreck, Chefredak– teur des Vorläufers aller Straßenzeitungen, Organisator des „Ersten Internationalen Vagabundenkongresses“ - Gregor Gog ist in der Weimarer Republik so prominent wie gefürchtet. Ein Comic zeichnet nun seine politische Biografie und damit einen fast vergessenen Teil deutscher Sozial- und Bewegungsgeschichte nach. VON BASTIAN PÜTTER, ILLUSTRATIONEN: BEA DAVIES, FOTOS: BERTHOLD LEIBINGER STIFTUNG, FRITZ-HÜSER-INSTITUT E s ist die Zeit tischen Biografie. „Gog ist spätestens wäh- der gesell- rend des Ersten Weltkrieges mit anarchis- schaftlichen tisch gesinnten Matrosen zusammenge- Transformationen, kommen und hat dort einen illegal der Revolutionen und der organisierten Lesezirkel besucht“, sagt Menschheitskatastrophen Patrick Spät, Autor des soeben im in Europa, in die Gregor Gogs Avant-Verlag erschienenen Comics „König Lebensspanne fällt. 1891 in der Vagabunden“. „Ab da war er, um es Schwerin an der Warthe (heutiges kurz zu machen, Anarchist.“ Skwierzyna in West-Polen) geboren und Mehrmals steht Gog wegen Anstiftung in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, zur Meuterei und der Verbreitung antimi- ist Gogs Biografie selbst geprägt von litaristischer Propaganda vor Militärge- Umbrüchen und Richtungswechseln, richten, wird in „Irrenhäuser“ eingewie- von kurzem Ruhm – und von Leid und sen, nierenkrank durch Entbehrungen bis zum frühen Tod die Haft wird er 1917 als im sowjetischen Hinterland 1945. „dauernd kriegsun- Eigentlich will Gog nur die Welt brauchbar“ entlassen. 1918 sehen. Mit 19 zu alt zum Anheu- beteiligt er sich am Kieler ern auf Handelsschiffen, geht er Matrosenaufstand und zur Kriegsmarine und wird 1914 wandert nach dem unfreiwillig zum Kriegsteilneh- Scheitern der Revolu- mer - der Beginn seiner poli- tion ins schwäbische 8
VAGABUNDEN Gregor Gog (1891–1945), Matrose, Gärtner und Hans Tombrock (1895–1966), Zeichner und Maler Jo Mihaly (1902–1989), Tänzerin, Schauspielerin Schriftsteller und Dichterin Bad Urach. Die „Kommune am Grünen Weg“ ist Anziehungspunkt für Anarchis- ten, Kommunisten, Künstler, Proto-Hip- pies, Lebensreformer, Wanderprediger. Herberge für alle Der Comic zeigt Gog mit seiner Frau Anni Geiger-Gog, mit dem Dichter und Rätere- publikaner Erich Mühsam, mit dem Wan- derprediger und „Vater der Alternativbe- wegungen“ Gusto Gräser und dem späte- ren DDR-Hymnendichter und -Kulturmi- nister Johannes R. Becher in einer Art libertärem Paradies. Gog verlässt es, weil er die Wanderschaft und die praktische Politik den neochristlichen Heilslehren vorzieht. Unterwegs lernt er den Dort- munder Maler Hans Tombrock und die Tänzerin und Dichterin Jo Mihaly kennen. Die „Tippelschwester“ mit dem angenom- menen Roma-Namen wird viele Gedichte für Gogs Zeitschrift „Der Kunde“ schrei- ben. Ihre Bücher werden von den Nazis 1933 verboten und verbrannt. Tombrock war 1920 im Kampf gegen den Kapp-Putsch mit der Roten Ruhrar- mee in Dortmund einmarschiert und hat- te dafür bis 1924 im Gefängnis gesessen. Seitdem war er auf Wanderschaft und lebte vom Verkauf seiner Zeichnungen. Wie Mihaly und Gog gelang ihm 1933 die Flucht in die Schweiz. Im späteren schwe- dischen Exil lernte er Bertolt Brecht ken- nen und arbeitete mit ihm zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er 9
VAGABUNDEN Anni Geiger-Gog (1897–1995 li.), Kindergärtnerin und -buchautorin, 1924 Heirat mit Gregor Gog. Nach der Scheidung 1934 kümmerte sie sich weiter um Gogs Sohn Gregor jr. aus erster Ehe, der am 3. Vagabunden-Kunstausstellung, Pfingsten 1929 in Stuttgart. Hans Tombrock (2. von li.) und Gregor Gog (r.) Januar 1963 verstarb. die „Schule für Bildende und Angewand- uns ein weiterer Motivationspunkt, diesen es durch die Polizeisperren. Ein großer te Kunst Dortmund“, bevor er 1949 in die Comic zu machen“, sagt Patrick Spät. „Wir Erfolg und ein weiterer Popularitätsschub DDR übersiedelte. Tombrocks Nachlass schätzen Produktionen wie ‚Babylon Ber- für den „König der Vagabunden“. Sogar wird wie der Gregor Gogs und vieler Pro- lin‘, aber der Fokus liegt sehr oft auf die- in einem Stummfilm spielt Gog gemein- tagonisten der Vagabundenbewegung im sem bürgerlichen Glanz-und-Glamour-Le- sam mit Tombrock. Dortmunder Fritz-Hüser-Institut gepflegt. ben, was wirklich toll, aufregend und „Ich mag Tombrocks Arbeiten sehr“, progressiv ist“, sagt Spät. „Was jedoch Barbarei und Wirkung sagt Bea Davis, die den „König der Vaga- häufig unter den Tisch fällt, ist das massi- Was dann folgt, ist der vielleicht drastischs- bunden“ gezeichnet hat. „Seine Zeichnun- ve soziale Elend, das in Deutschland und te Bruch im Leben Gregor Gogs. Auf einer gen sind ja sehr schwarz und rau in ihrer Europa herrschte. Das zu zeigen, buch- Reise in die Sowjetunion im Juli 1930 wird Ausarbeitung. Ich habe mit einem Pin- stäblich zu zeigen, weil es ja ein Comic ist, aus dem Antiautoritären, dem Anarchis- selstift gearbeitet, der sehr feine und sehr lag uns sehr am Herzen.“ ten ein Parteikommunist, der mit der genaue Linien macht, die aber auch eher 1927 gründet Gregor Gog die „Interna- grundlegend gewendeten Straßenzeitung rau und nicht so kontrolliert sind. Viel- tionale Bruderschaft der Vagabunden“. „die Vagabunden in eine Reservearmee leicht spiegelt sich das nicht so in meiner Patrick Spät: „Die Haltung der Bruder- des kämpfenden Proletariats zu verwan- Arbeit, aber ich wurde sehr durch ihn ins- schaft war: Wir erwarten überhaupt nichts deln“ trachtet. Viele bisherige Weggefähr- piriert.“ mehr vom Staat. Wir wollen keine Hilfe, ten wenden sich enttäuscht und irritiert die ohnehin nicht kommt, und wenn doch ab. Generalstreik ein Leben lang verbunden mit Repressalien ist. Wir orga- Gog hatte früh geahnt, was eine Macht– Im vom Hüser-Institut herausgegebenen nisieren uns zur Selbsthilfe.“ Kurz darauf übernahme der Nazis bedeuten würde. Sammelband zur „Epoche der Vagabun- wird Gog Chefredakteur der Zeitschrift Wenige Wochen nach der Machtübernah- den“ beschreiben die Autoren die Wan- „Der Kunde“. „Die Straßenzeitung liefer- me der Nazis wird er festgenommen, derschaft, auf der nun auch Gregor Gog te Lebens- und Überlebenstipps, empfahl kommt ins KZ und wird gefoltert. Unter ist, als „ein Pendeln zwischen Reflexion Kunstausstellungen und Begegnungsorte, abenteuerlichen Umständen gelingt ihm und Widerstand, Arbeitslosigkeit und denn allein die physische Begegnung ist Heiligabend 1933 die Flucht in die Arbeitsverweigerung, zwischen Entwurze- sehr wichtig, wenn es darum geht, sich zu Schweiz. In seinem Tagebuch schreibt er: lung und Aufbruch, Isolation und Frei- organisieren“, sagt Patrick Spät. Und in „Die Landstraße verlor sich im Dschungel heit“; das alles radikalisiert durch die der Tat entwickeln sich Vagabundenaben- faschistischer Barbarei (…). Konzentrati- Armut in den vorgeblich Goldenen Zwan- de, bis schließlich an Pfingsten 1929 zum onslager, Zwangsarbeit und Prügel: Die zigern. In Folge der Weltwirtschaftskrise „Ersten Internationalen Vagabundenkon- deutsche Bourgeoisie hat uns das schon wuchs die Zahl der Obdachlosen von gress“ in Stuttgart aufgerufen wird. Die immer gewünscht.“ Über Paris gelangt er 70.000 auf 450.000 an. „Dass momentan Behörden reagieren fast panisch, die Medi- in die Sowjetunion, wo er schwerkrank so etwas wie die Wiederentdeckung der enresonanz ist international und feindse- unter immer schwierigeren Bedingungen Weimarer Republik stattfindet, war für lig. Rund 600 TeilnehmerInnen schaffen lebt. Einen Suizidversuch 1945 überlebt 10
VAGABUNDEN er, stirbt aber zwei Wochen später in Taschkent. „Die Jahre des Leidens im sowjetischen Exil haben wir im Comic ausgespart, für uns stand die Bruderschaft und auch die Wende zum Kommunisten im Vorder- grund“, sagt Patrick Spät. „Wir haben die Geschichte mit der Flucht vor den Nazis in die Schweiz gerahmt, denn das war uns wichtig. Obdachlose, Vagabunden und ,Landstreicher‘ werden als Opfergruppe der Nationalsozialisten bis heute weitge- hend ignoriert.“ Und was bleibt sonst von Gregor Gog? „Bei allen Widersprüchen war er eine gute Person mit einem klaren Blick auf die Welt“, sagt Bea Davis. „Und mit der Pers- pektive auf heute: Ich sehe seinen Mut nicht. Diese Gesellschaft ist so informiert, aber trotzdem so stumm. So kommt es mir vor. Gogs Ansatz, auf den Staat ,zu pfeifen‘ erscheint extrem. Aber schaue ich die Regierungen der Welt an, denke ich mir schon: Wir machen das besser selbst.“ Pat- rick Spät: „Gog hat für eine Zeit erfolg- reich vermocht, Obdachlose, Vagabunden, Ausgeschlossene zusammenzuführen und zu organisieren. Das verdient Bewunde- rung.“ lll INFO Bea Davies, geboren 1990 in Italien, ist freie Illustratorin und Comiczeichnerin in Berlin. Sie studierte in New York und Berlin und zeichnete unter anderem für das ehemalige Berliner Straßenmagazin Strassenfeger. Patrick Spät, geboren 1982 in Mannheim, ist Journalist, unter anderem für Spiegel Online und Zeit Online, und Buchautor. Für „König der Vagabunden“ wurde er gemeinsam mit Bea Davis als Finalist des Comicbuchpreises der Berthold Leibinger Stif- tung ausgezeichnet. Patrick Spät, Bea Davies: Der König der Vagabun- den. Gregor Gog und sei- ne Bruderschaft. Avant, 160 Seiten, 25,-€, ISBN 978-3-96445-015-9 11
VAGABUNDEN FOTO/GRAFIK: UNTER DRUCK Die Renaissance der Vagabunden Ein Kongreß in Berlin wird im August zum Treffpunkt für alle, die wandelbar bleiben wollen – sich selbst und der Gesellschaft zuliebe I n Kooperation mit dem Obdachlo- sionen berücksichtigen und einen zelung bekämpfen, um mit einer kon- senverein Unter Druck - Kultur von Raum für Solidarität, Austausch und struktiven Sichtweise das Leben auf der der Straße e.V. und einem Netzwerk Selbstorganisation schaffen. Straße zu beleuchten. (or) aus Einzelpersonen realisieren wir den Wir wollen Menschen zusammenbrin- Vagabundenkongress 2020. Das Pro- gen, die auf der Straße leben, die kei- jekt wird gefördert durch Aktion nen festen Wohnsitz haben, die mate- Mensch. Im Rahmen des Kongresses, riell in ihrer Existenz bedroht sind, um lll INFO der im August 2020 in Berlin stattfinden gemeinsam Strategien gegen Verdrän- Der Vagabundenkongress findet vom 22.- wird, möchten wir durch künstlerische gung, Diskriminierung und Ausgren- 23.8.2020 in Berlin statt. Das Projekt von und soziokulturelle Aktivitäten Ideen zung zu entwickeln. Auch sprechen wir Unter Druck – Kultur von der Straße e.V. wird für eine bessere Zukunft entwickeln, in diejenigen an, die aufgrund selbstbe- gefördert von der Aktion Mensch. Der Kon- der die mobilen Lebensformen ihren stimmter Entscheidung nicht sesshaft gress versteht sich als Diskussionsforum für Platz haben, ohne ständig in ihrer Exis- sind, umherziehen und sich für alter- Einzelpersonen, Kollektive, Bündnisse oder tenz bedroht zu werden. native Wohn- und Lebensentwürfe Projekte, die daran interessiert sind, Woh- nungslosigkeit abzuschaffen und sozialer Wir möchten mit dem Kongress das entschieden haben. Mit dem Kongress Ungerechtigkeit den Kampf anzusagen. Thema Wohnungslosigkeit aus ver- wollen wir die Vielfalt an mobilen schiedenen Perspektiven und Aus- Lebensformen zusammenbringen, Mehr darüber unter: gangspunkten betrachten, alle Dimen- gemeinsam die Isolation und Verein- https://vaga2020.de 12
IN DUNKELHEIT 13
SPUREN DER ARMUT Das Haus Im Ferkulum 29 (früher 15) in der Kölner Südstadt heute. An dieser Stelle befand sich einst das Marthastift. 14
SPUREN DER ARMUT Marthastift Köln – vom Mädchen zur Magd „Wir wollen stellenlosen und dienstsuchenden Mägden einen zeitweiligen, billigen, vor den Versuchungen der Großstadt schüt- zenden Aufenthalt gewähren und sodann heranwachsenden Mädchen in den praktischen Arbeiten des häuslichen Lebens unterrichten und also zu einem selbständigen Broderwerb (sic) befähigen.“ (Aus dem Jahresbericht des Marthastifts/1888) VON IRENE FRANKEN E nde des 19. Jahrhunderts bildeten übernahm ein Komitee aus Unterneh- Irene Franken, geboren 1952 in Düsseldorf, Dienstmädchen die größte Migrati- mern und Juristen die Verwaltung und ist Historikerin, Publizistin und Mitbegründe- onsgruppe Deutschlands überhaupt! später die Vereins Gründung. rin des Kölner Frauengeschichtsvereins. Immer mehr Mädchen und junge Frauen Wurde anfangs nur ein kleines Heim für Im Jahre 2017 wurde sie mit der Alternativen vom Land waren aus Armut gezwungen, 10-12 Mädchen intendiert, wurde dann Ehrenbürgerschaft in Köln ausgezeichnet. sich einen Arbeitsplatz als Magd oder doch für 24.000 Mark ein großes Haus Köchin in der Stadt zu suchen. Hier arbei- erworben. Das Kölner Marthastift – teten sie für ihre Aussteuer und hatten in benannt nach einer Zeitgenossin von der Regel vor, in die Heimat zurückzukeh- Jesus, die ihn in ihrem Haushalt bewirtete ren. Unzählige Mädchen kamen zunächst - eröffnete 1865 seine Pforten. Standort ohne Perspektive im Bahnhof an – viele war ein Viertel mit vielen Fabriken mit Kölner Fabriken warben die billigen, weil Frauenarbeitsplätzen, die Südstadt. Im ungelernten Arbeitskräfte sofort an und Ferkulum 15 (später war es Hausnummer machten den Haushalten Konkurrenz, 29) lautete die Adresse. denn in der Industrie war zumindest am Das Heim diente einerseits als soge- Sonntag und nachts arbeitsfrei. nannte Mägdeausbildungsstätte, dazu 1863 entwickelten rund 30 begüterte nahm man Aufträge an, an denen die jun- Kölnerinnen des Evangelischen Frauen- gen Frauen im Haus Waschen, Bügeln und vereins die Idee, ein Heim zu gründen, in Nähen übten – ein Bleichplatz war ja vor- dem die neu Zugezogenen den Umgang handen. Zudem bestand die Möglichkeit, mit kostbaren Textilien erlernen konnten. Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Viele evangelische Damen hatten geklagt, Dem Heim wurde schließlich eine Stellen- die Provinzmädchen hätten nur sehr vermittlung angedockt durch die zahlrei- geringe Kenntnisse in Hausarbeit, auch che junge Frauen in den Kölner Arbeits- fehle es ihnen an einer positiven Haltung markt vermittelt werden konnten. Man zum Dienen. Da großbürgerliche Frauen weiß, dass 1889 schon insgesamt 4.230 wie sie keine juristischen Ämter anneh- Frauen vorübergehend oder über einen FOTO: CHRISTINA BACHER men konnten und kaum Fähigkeiten hat- längeren Zeitraum das Marthastift als ten, mit größeren Summen umzugehen, Sprungbrett zu nutzen wussten. 15
GUTES PROJEKT 20 Jahre Malgruppe im Vringstreff Maria und Attila malen seit 20 Jahren in der Malgruppe. Ingrid Bahß durfte den Hobby-Künstlern mit ihrer Kamera mal über die Schulter schauen und bei der Arbeit ein paar Fragen stellen. W ie habt ihr die Malgruppe entdeckt? Wir kamen 1999 kurz nach der Eröffnung in den Vringstreff. Kurze Zeit chen Lebens- und Arbeitswelten. Zwei- bis dreimal im Jahr arbeiten wir zu vorgege- benen Themen, um die Arbeiten dann in lassen hat. Man darf nicht vergessen, dass die meisten von uns ein Talent mitbringen, das aber selten gefördert wurde. Jeder gibt später wurde die Malgruppe von Uli Rich- einer Ausstellung im Vringstreff zu zeigen. in unserer Gruppe an Offenheit und Kre- ter angeboten. Wir waren von Anfang an Nicht selten stehen wir dann staunend vor ativität, was er kann. dabei. Seit September 2019 ist es Marion unseren Arbeiten und sind stolz, uns der Schmidt. Öffentlichkeit vorstellen zu können. Die Was bedeutet euch beiden das künstlerische Besucher des Vringstreffs haben die Mög- Tun? Was bedeutet euch die Malgruppe? lichkeit, unsere Ausstellung zu sehen. Die Künstlerisches Tun bedeutet eine Freiheit Die Malgruppe hat uns von Beginn an viel Einladungen und das Plakat werden von für uns, die uns vor vielen Zwängen bedeutet; daran hat sich nichts geändert. Nicole van Achten und unserer Leiterin bewahrt. Die Malerin Renate Friedländer Wir treffen uns, arbeiten an unseren Marion Schmidt gestaltet und ver- hat unser künstlerisches Talent erkannt Bildern und erzählen dabei. schickt; wir helfen beim Ver- und uns ermutigt, zu malen. Bei ihr haben Das Miteinander schätzen teilen mit. Nicole und wir gelernt, wie wir eine Bildidee verwirk- wir sehr. Jeder bringt Marion kümmern sich lichen können. Später haben wir unser sein eigenes Tempera- dann auch um die Können in Kursen bei der Malerin Petra ment mit. Auf diese Auf hängung der Rodewald vervollkommnet. Wir verbrin- Weise lernen wir uns Arbeiten. Und auch gen einen großen Teil unserer Zeit zu kennen und schät- auf der Website des Hause mit dem Malen. Bei schönem Wet- zen. Es gibt ein Wir- Vringstreffs wird auf ter bietet sich auch der Garten an. Maria Gefühl in unserer die Ausstellungen liebt es, neben Blumen auch Landschaften Gruppe, eine Offenheit aufmerksam gemacht. zu malen, bei Attila sind es die Natur, Mee- für den anderen. Als wir Die Eröffnung der Aus- reslandschaften, aber auch Bilder mit die Ausstellung zum Thema stellung ist schließlich der Menschen. Wenn Zeit bleibt, besuchen wir Sonnenblumen Karneval vorbereitet haben, war von Maria Erdik Höhepunkt für uns. Neben dem eine Ausstellung im Museum. Dabei ich erst einmal zögerlich. Doch kreativen Miteinander im Mal- haben es uns die Impressionisten beson- dann sind Arbeiten entstanden, mit denen kurs unterstützen wir uns gegenseitig, ders angetan, Emil Nolde zum Beispiel. ich jetzt zufrieden bin. Attila hat ein sehr wenn es nötig ist. Als Jürgen gestorben ist, schönes Karnevalsbild gemalt, das dann kamen auch Mitglieder der Malgruppe zur lll INFO auch für die Einladung und das Plakat Beerdigung. Ich habe eine kleine Anspra- verwendet wurde. che gehalten und gesagt: „Lieber Jürgen, Offene Malgruppe Vringstreff male weiterhin Bilder, die leuchten, damit Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln Was ist das Besondere an der Malgruppe im wir dieses Leuchten im Abendrot sehen FOTOS: INGRID BAHSS Jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr. Vringstreff? können.“ In der Karnevalsausstellung ist In unserer Malgruppe begegnen sich ein unvollendetes Bild von Irmela zu https://vringstreff.de/mahlzeit- KünstlerInnen aus völlig unterschiedli- sehen, die uns vor Kurzem für immer ver- freizeit/malgruppe/ 16
GUTES PROJEKT Die Freikonzerte des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now“ finden in sozialen Einrichtungen wie Seniorenhäusern, Hospizen, Haftanstalten oder Krankenhäusern statt. „Jacques Offenbach“ im Haus Stipendiaten des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now“ spielten D ie stadtweiten Feierlichkeiten anlässlich des letztjährigen Jacques Offenbach-Jahres machten neben den gro- gen ist ein wertvoller Prozess, der durch solche Aktionen gefördert wird“, sagte die Leiterin des Sozialdienstes. für Bewohner des Johanniter-Stift ßen Hallen und Konzertsälen auch in klei- neren Locations halt, so etwa im Poller Musik, die bewegt VON THOMAS DAHL Johanniter-Stift. Stipendiaten des gemein- „Oh, ich liebe Musik. Vor allem, wenn es nützigen Vereins „Yehudi Menuhi Live heitere Klänge sind. Das Konzert ist eine Music Now“ präsentierten auf zwei Celli willkommene Abwechslung, da ich und im Rahmen des 45-minütigen Auftritts auch viele meiner Mitbewohner nicht Auszüge aus dem Schaffen des Operet- mehr so gut zu Fuß sind“, berichtete Erika ten-Erfinders, darunter die „Barcarolle“ Zomm. Die 84-Jährige lebt seit 2013 in der aus dem weltberühmten Tanz „Cancan“. Stätte auf der Jakob-Kneip-Straße und Darüber hinaus boten die Studenten der begrüßte das Engagement der Musiker Musikhochschule Köln ihren Zuhörern sowie des Vereins: „Klasse, dass es so was Melodien von George Bizet, Franz Haydn gibt! Ich bin sicher nicht die Einzige hier, und Felix Mendelsohn. Die eintrittslosen die sich auf solche Veranstaltungen schon Konzerte in verschiedensten sozialen Ein- Tage vorher freut. Früher bin ich auch richtungen ermöglichen seit 18 Jahren gerne in die Oper gegangen. Heute dudelt Konzerterlebnisse für Menschen, die dafür bei mir das Radio jeden Tag vom öffentliche Veranstaltungen, etwa in der Morgen bis in den Abend“, sagt die Rent- Philharmonie oder im Gürzenich, auf- nerin lachend. grund der Lebensumstände nicht mehr Nach einer kurzen Vorstellung des Pro- besuchen können. Die Künstler treten jekts durch Live Music Now-Koordinato- ohne Gage auf. Für die geförderten Nach- rin Barbara Molineus-Gallhöfer gewan- wuchstalente ergibt sich die Chance, regel- nen Roger Morelló Ros und Javier Huerta mäßig vor Publikum auftreten zu können. Gimeno an den Violincelli schnell die Die Finanzierung der Tätigkeiten erfolgt Sympathien der mehr als 40 Zuhörer im durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Saal. Das aus Spanien stammende „Offen- Jährlich organisiert der Verein in Köln und bach Cello-Duo“ äußerte sich vor dem Region 120 bis 150 Konzerte. Auftritt über die Besonderheit der Kon- „Das ist eine wichtige Gelegenheit für zertreihe: „Es ist sehr bereichernd für uns unsere Bewohner, Unterhaltung mit Emo- als Künstler, solch eine Nähe und eine tionen zu vereinen. Durch die bekannten Direktheit zum Publikum zu erleben. In Klänge der klassischen Werke werden den großen Konzertsälen ist das kaum nicht selten lang verschüttete Erinnerun- möglich. Man spürt auch förmlich, wie die gen freigelegt, beispielsweise an einen Musik die Menschen bewegt und Gefühle Tanzabend in der Jugend oder einen freisetzt. Das ist unbeschreiblich und Opernbesuch“, erklärte Haus-Mitarbeite- unglaublich motivierend auch für uns Javier Huerta Gimeno (l.) und Roger Morelló Ros spielten für die Bewohner des Johanniter-Stift auf. rin Kathrin Kaczmarzyk. „Die Auseinan- Musiker“, so Roger Morelló Ros. FOTOS: T. DAHL dersetzung mit biographischen Erfahrun- www.livemusicnow-koeln.de 17
CARTOON | CLAYD VON HEIKO SAKURAI Liebe Freunde, oft werden Frauchen und ich auf engen Gänge bis sie einen Platz für gut befin- passiert und sie will das nie wieder erleben. Vorträge eingeladen. Da steht det, wo auch ich mich lang machen kann. Deshalb ist sie auch immer schnell wieder sie dann an so einem lan- Meistens ist es so ein Vierertisch. Da mache ich zurück. Wenn der Zug länger an einem Bahnhof gen Stiel – Mikrofon heißt es mir unter dem Sitz gemütlich. Manchmal hält, geht sie mit mir kurz raus. Das klappt alles das wohl – und spricht vor kommen Leute zu uns und beschweren sich. schon ganz gut. Aber am Schönsten ist immer anderen Menschen. Ich lie- Eigentlich müsste ich wohl im Zug einen Maul- die Ankunft. Da geht es nämlich meistens mit ge meist daneben, passe auf korb tragen, weil ich eine bestimmte Größe dem Auto weiter. Im Auto kann ich wenigstens sie auf und höre zu. So weit so habe. Frauchen nimmt mir meist eine Maul- aus dem Fenster schauen. Im Zug geht das nicht gut. Aber wegen dieser Vorträge schlaufe mit. Auch sonst ist sie gut vorbereitet. so einfach. Und für den Schoß bin ich zu groß. müssen wir oft mit der Bahn fahren. Und Wenn ich Durst habe, schaue ich sie an und sie Darum fahre ich lieber mit dem Auto – stressfrei, dafür wiederum sehr früh aufstehen. Das mag weiß, dass ich Wasser haben möchte. Für sich mit schön vielen Pausen. ich gar nicht. Aber der Zug wartet ja nicht, sagt selbst hat sie natürlich Kaffee mit. Sie sagt, im Von unterwegs grüßt euer Clayd Frauchen. Auch doof: Auf dem Gleis ist es total Zug will sie auf nichts verzichten. FOTO: NICOLE HOMBURG laut, überall sind Menschen. So ein Gewusel. Wenn sie mal zur Toilette muss, fragt sie immer lll Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort Wenn der Zug kommt, hilft mein Dosenöffner einen netten Menschen in der Nähe, ob er auf bin ich zu meinem Frauchen, der DRAUSSENSEITER-Ver- mir die Stufen hoch, oder sie hebt mich einfach mich aufpasst. Sie hat große Angst, jemand käuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne gleich ganz rein. Drinnen laufen wir durch die könnte mich klauen. Das ist ja schon einmal erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe. 18
BERICHT Lothars Marsch Von Honzrath bis Körprich: 21,7 km – 4 Stunden, 20 Minuten Laufzeit Mittwoch, 16. Mai 2018 Gerade habe ich in Honzrath die Kneipp- So bleibt mir Merzig in guter Erinnerung. anlage für Füße und Waden genutzt. Heu- Amen. Nach dem Ort geht es schnell in te Morgen hat es noch viel geregnet. Kurz die Höhe Richtung Merchingen. Ich ver- vor acht Uhr konnte ich aber aufbrechen. suche heute noch bis Schmelz oder Rich- Diesmal hatten nachts nur eine Schabe tung Tholey zu kommen. Noch hält das und drei Schnecken meine Nähe gesucht. Wetter und die Wolken machen das Lau- Beim Aufstehen musste ich sehr vorsichtig fen angenehm. sein, um kein Tier zu verletzen. In Merzig Um halb sieben stoppt mich das Wetter habe ich mir Wasser und ein Brötchen mit dann doch in Körprich. Außerdem habe Lyoner geholt. Fehlt nur noch ein Kaffee. ich den Weg nach Schmelz verpasst. So FOTO: CHRISTINA BACHER Die nächste Bäckerei will 1,90 Euro für hatte ich mich nach Nalbach, an der B269, die kleine Tasse haben. Das ist mir zu viel. verirrt! Aber die B269 ist sogar noch bes- Ich frage mich durch, ob ich irgendwo ser, denn sie führt durch Tholey und endet Kaffee für 1 Euro bekomme. Endlich ent- bei Bernkastel-Kues an der Mosel. Ich decke ich ein bekanntes Symbol - Tchibo. laufe weiter nach Nohfelden, wo ich die Leider ist es nur ein Shop ohne Kaffeeaus- B269 wieder erreiche. Es ist kurz vor sie- schank. ben Uhr. In drei Stunden kommt hier der Doch die Betreiberin macht mir an einzige und zugleich letzte Bus vorbei. Da ihrer Vorführmaschine einen Gratiskaffee. kann ich ja gleich hier nächtigen. Am 5. Juli 2016 bricht Lothar zum ersten Mal auf und läuft von Köln nach Ham- burg über Schleswig bis nach München – fast 2.000 Kilometer. Seit diesem Tag lebt er auf der Straße und hält sich, wenn er mal nicht unter- wegs ist, im Kölner Stadtteil Zollstock auf. Den „Aufbruch“ nutzt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur ganz im wörtlichen Sinn: „Nicht in Altem ver- harren, sondern Neues ergründen.“ Seit 2018 ist Lothar beim DRAUSSENSEITER und auch als Stadtführer der Sozialen Stadtrundgänge dabei. Karte openstreetmap.org opendatacommons.org creativecommons.org 19
AUS DEN EINRICHTUNGEN Letzte Runde! P lattenpolizist Burkhard Jahn dreht seine letz- ten Runden über die Plätze und Straßen der Innenstadt. Nach Ostern ist Schluss mit Dienst, er geht in den Ruhestand. Am Veilchendienstag hat er sich im Gubbio bei der Obdachlosenseel- sorge verabschiedet und sich den Segen für die kommende Zeit geholt. Band of Plenty – Acoustic-Band mit Spaß an der Freud FOTO: DANIEL STEH JECKE ENTERN BAD MÜNSTEREIFELS SCHMUCKSTÜCK Steinsmühle-Thekenmäd- Burkhard Jahn arbeitete zuletzt 12 Jahre im Bereich Dom/Hauptbahnhof als Streifenpolizist, Netz- chen sind keine Sünderlein werkvertreter und Interessenvermittler. In seinem Ruhestand möchte er sich verstärkt um seine Familie kümmern, ganz viel lesen und auch mög- S o ein schmuckes Etablissement hat „Loss mer singe“ wohl selten gesehen: das Landgasthaus Steinsmühle in Bad Münstereifel beherbergte erstmalig „Mönster sing met“ und hatte sich beein- lichst oft seine alten Wirkstätten um den Dom druckend herausgeputzt. Und alle, die gekommen waren, bereuten herum besuchen. Er will sich z.B. regelmäßig ihr Kommen nicht, sondern genossen das Ambiente und die tolle Verpflegung durch die fleißigen Thekenmädchen (und -jungen), davon überzeugen, dass das Püppi-Bild am denen mit Eldorados Tagessieg mal wieder ein kleines Denkmal Gulliver gut sichtbar bleibt. Schutzmann Jahn gesetzt wurde. Alle waren mit Herz und Seele und mit Ohr und blickt mit großer Dankbarkeit und Freude auf die Mund dabei. Arbeit im Milieu und mit den vielen engagierten Die neuen Lieder wurden begierig aufgenommen und mitgesun- gen. Miljös „Liebesleed“ – die Hommage an die vielen kölschen Menschen und Kooperationspartnern zurück. Er Evergreens, die selber das Zeug zum Evergreen hat – wurde sogar sagt: „Ich habe hier richtig tolles köl- a capella weitergesungen und regelrecht zelebriert. Am Ende lang- sches Zusammenstehen erlebt. In te es für Miljö (punktgleich mit Kasallas „Pommes und Champag- diese Kreise aufgenommen wor- ner“) für Platz 3 ganz knapp hinter Brings „Sünderlein“, zum dem im großen Saal der Steinsmühle noch genug Platz zum Tanzen den zu sein, ist eine unschätzbare FOTOS: PRIVAT gefunden wurde, und Eldorados „Verlieb Dich nie“ auf Platz 1. Anerkennung und ein großes In der Auszählpause demonstrierte der Sieger des „Kölsche Musik Glück. Ich wünsche mir, dass die Bänd Kontest“ 2018, Band of Plenty, dass sie absolut keine Eintags- Hilfseinrichtungen und Ämter fliege darstellen. Die 6 Jungs zeigten unter dem Kronleuchter, dass weiterhin vertrauensvoll und mit ihnen auch in Zukunft zu rechnen ist – vor allem mit dem neuen Song „Wie Kölle klingk (1000 Leeder)“, aber auch z.B. mit konstruktiv zusammenarbei- dem aktuellen Hit „Einer jeiht noch“. ten und den Leitspruch von Band of Plenty traten umsonst und für den guten Zweck auf, Altkardinal Frings mit Leben denn wie immer bei „Sing met“ wurde für die OASE, die Anlauf- füllen – (übersetzt): „Für die stelle für Wohnungslose gesammelt. Ganze 615,- € kamen zusam- men – Danke an alle Spender, an alle Mitsängerinnen und Mitsän- Menschen bestellt!“ (or) ger, an Band of Plenty und an Sabine und das ganze Team der Steinsmühle! (or) 20
AUS DEN EINRICHTUNGEN Loss mer singe- Sitzung am Kölner Tanzbrunnen A uch in diesem Jahr durfte die OASE gemeinsam mit dem DRAUSSEN- SEITER-Team wieder bei der Loss mer singe-Sitzung in den Tanzbrunnen einziehen – neben all den anderen Veranstaltern und Kneipen, in denen in der Session die neuen Lieder einge- sungen wurden. Und in diesem Jahr war es eine ganz besonders wunder- bare Jubiläumssitzung – lustig, melan- cholisch, stimmungsvoll und u.a. mit Bläck Föös, Querbeat und Kasalla hoch- karätig besetzt. (cb) In der Session 1999/2000 lud Georg Hinz seinen Freundeskreis in seine Privatküche in Nippes ein, um mit Hilfe von Textzetteln neue kölsche Lieder zu singen. Die selben Leute standen im Jubiläumsjahr wieder auf der Bühne und schauten in einer musikalischen Hommage zurück. Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag, Loss mer singe! FOTOS: PRIVAT 21
IN EIGENER SACHE Neue Ausweise für DRAUSSENSEITER- Fettes Dankeschön Verkäufer und ein herzliches A b März 2020 erhalten unsere Verkäu- ferInnen neue Betriebsausweise. Auch Willkommen! um möglicher missbräuchlicher Verwen- dung durch Dritte vorzubeugen, bekom- men die neuen Verkäuferausweise eine neue Farbe. Nach wie vor sind unsere N ach mehr als 10 Jahren geht unsere Gra- fikerin Petra Piskar nun neue Wege, für die wir ihr von Herzen alles Gute wünschen. VerkäuferInnen dazu verpflichtet, beim Straßenzeitungs-Verkauf einen Ausweis Dadurch, dass sie das Layout der Innenseiten bei sich zu tragen und diesen auf Verlan- des DRAUSSENSEITER immer kontinuierlich und gen vorzuzeigen. zuverlässig weiterentwickelt hat, hat sie unserem Die Ausweise stellt Rudolf Fronczek Straßenmagazin im Laufe der Zeit ein unverwechselbares Gesicht während der regulären Öffnungszeiten der OASE aus. Friederike Bender über- gegeben. Zunächst als selbstständige Grafikerin, hat sie ihr Her- nimmt gerne auf Anfrage die Beratung für zensprojekt später als angestellte Mitarbeiterin der Agentur de haar rumänische VerkäuferInnen. (cb) weiterführen können. Neben der (privaten!) Teilnahme an den INSP-Konferenzen in München und Manchester, hat sie sich auch Verkäufer-Regeln um die Akquise ehrenamtlicher MitarbeiterInnen verdient gemacht Der Verkäufer muss seinen und sich durch die Teilnahme an Zukunftswerkststätten und Round Ausweis gut sichtbar tragen. Tables für das Projekt stark gemacht. Als Freundin und Unterstütze- Der Verkauf der Zeitung in den rin wird sie dem DRAUSSENSEITER zum Glück erhalten bleiben. Fahrzeugen der KVB ist nicht gestattet. Seit März 2020 ist nun Edgar Lange als neuer Gra- Jeder Verkäufer hat sich ord- fiker im Boot und bereichert unser Magazin nungsgemäß zu verhalten. Insbesondere sollte der Ver- durch konstruktive Vorschläge und ein fach- käufer während des Verkaufs kundiges Layout. Der 56jährige Mediengestal- nüchtern sein und nicht betteln. ter ist seit über 30 Jahren in seinem Design- büro selbstständig tätig und spezialisiert auf Verstoß gegen die Regeln kann zum Verkaufsverbot führen. Kommunikationsprojekte für Print und Online. FOTOS: PRIVAT Der Verkäufer bezieht die Zeitung Der begeisterte Musikliebhaber ist übrigens „ganz für 1,10 € und der Verkaufspreis nebenbei“ oft als DJ bei Events und Partys hinter beträgt 2,20 €. dem Mischpult anzutreffen und präsen- Der Verkäufer bekommt ein tiert zudem als Sendungsmacher seine Idee von Bonusheft pro 10 verkaufte Hefte. „guter Musik“ in der monatlichen Radio- Show KILLING TIME beim freien Kölner Inter- netsender 674FM. Herzlichen willkommen, Edgar! (cb) www.674.fm/killing-time/ Für die Titelgestaltungen ist seit vielen Jahren die Grafikerin Deborah Keser zuständig. 22
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