Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt - Gestaltungsmöglichkeiten zwischen individueller Leistung und Unternehmenserfolg - Institut für ...

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Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt - Gestaltungsmöglichkeiten zwischen individueller Leistung und Unternehmenserfolg - Institut für ...
Sven Hille | Andreas Feggeler | Ioannis Kiourtides | Amelia Koczy | Michael Schlack

Kennzahlenbasiertes
Leistungsentgelt
Gestaltungsmöglichkeiten zwischen individueller
Leistung und Unternehmenserfolg
Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt - Gestaltungsmöglichkeiten zwischen individueller Leistung und Unternehmenserfolg - Institut für ...
Themenfelder des ifaa                                                        Inhalt
     arbeitsbezogene psychische Belastung

     Arbeitsgestaltung/Ergonomie                                             Vorwort5

                                                                             1 Einleitung                                                                                       6

     Arbeits- und Gesundheitsschutz                                          2 Vorzüge und Risiken der Nutzung von Kennzahlen für die Entgeltgestaltung                         8

                                                                             3 Kennzahlen und Arbeitsorganisation                                        10
                                                                               3.1 Kennzahlen in der modernen Arbeitswelt10
     Arbeitswelt der Zukunft (Arbeit 4.0)                                      3.2 Kennzahlen und Führung12
                                                                               3.3 Rahmenbedingungen für den Einsatz von Kennzahlen zur Entgeltgestaltung13

                                                                             4 Entwicklung eines durchgängigen Kennzahlensystems           16
     Arbeitszeitgestaltung                                                     4.1   Anforderungen an Kennzahlen für die Entgeltgestaltung17
                                                                               4.2   Unternehmensbezogene Kennzahlen18
                                                                                     4.2.1 Erfolgskennzahlen18
     betriebliches Gesundheitsmanagement                                             4.2.2 Praxisbeispiel »Rohergebnis«20
                                                                               4.3   Bereichs- und personenbezogene Kennzahlen22
                                                                                     4.3.1 Aufbau durchgängiger Ziele23
                                                                                     4.3.2 Strukturierung von Kennzahlen24
     Digitalisierung/Industrie 4.0                                                   4.3.3 Praxisbeispiel »Produktivität«26
                                                                               4.4   Kombinierte Kennzahlen26
                                                                                     4.4.1 Kombinationsarten der Kennzahlen26
     Entgelt und Vergütung
                                                                                     4.4.2 Wechselwirkungen bei Kennzahlenkombinationen29
                                                                                     4.4.3 Praxisbeispiel »Overall Equipment Effectiveness«30
                                                                               4.5 Praxisbeispiel »Vorgehensweise bei der Kombination von ertragsbezogenen
                                                                             		    und individuellen Kennzahlen«32
     Industrial Engineering
                                                                             5 Leistungsvergütung als Komponente eines Entgeltsystems 36
                                                                               5.1 Methodische Grundlagen36
                                                                               5.2 Datenermittlung37
     künstliche Intelligenz                                                    5.3 Verteilung von Gruppenentgelten38
                                                                               5.4 Leistung-Entgelt-Relation40
                                                                               5.5 Abrechnungszeiträume42
     Planspiele                                                              6 Fazit                                                                                          44

                                                                             Literatur45

     Produktions- und Unternehmens­systemgestaltung                          Anlagen46
                                                                               Anlage 1: Beispiele Kriterien für die Leistungsentgeltgestaltung46
                                                                               Anlage 2: Prüfliste zur Einführung eines kennzahlenbasierten Leistungsentgelts54
Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.arbeitswissenschaft.net
                                                                             Impressum58

                                                                                                                                          ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   3
Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt - Gestaltungsmöglichkeiten zwischen individueller Leistung und Unternehmenserfolg - Institut für ...
Vorwort

                  Wir gestalten die Arbeitswelt der Zukunft –
                          kompetent und praxisnah.

                                                                Ein hoher Wettbewerbsdruck, gekennzeichnet durch        Auf der einen Seite werden in vielen Veröffent­
                                                                kürzere Lieferzeiten, individuelle Produkte, kleinere   lichungen bereits Lösungsansätze zur leistungsbe­
                                                                Losgrößen, internationale Konkurrenz und die            zogenen Gestaltung von Prämien, Leistungszulagen
                                                                voranschreitende Digitalisierung und Vernetzung auf     und Boni vorgestellt, auf der anderen Seite existieren
                                                                der einen Seite, sowie die sich verändernden Erwar-     auch bereits Publikationen zur Gestaltung soge-
                                                                tungen der Beschäftigten an ihre Arbeit auf der         nannter Erfolgsbeteiligungen, bei denen die Mitar-
                                                                anderen Seite zwingen Unternehmen dazu, sich            beiter in Abhängigkeit von der Gesamtleistung, dem
                                                                permanent mit der Weiterentwicklung ihrer Prozesse      Ertrag oder dem Gewinn des Unternehmens Vergü-
                                                                zu beschäftigen. Die Umsetzung des Lean-Gedankens       tungsbestandteile erhalten. Zwischen der Möglich-
                                                                hat in den vergangenen Jahren in vielen Unterneh-       keit, das Entgelt an die individuelle oder Gruppen-
                                                                men dazu geführt, dass Entscheidungen und Verant-       leistung einerseits und an den Unternehmenserfolg
                                                                wortlichkeiten bis auf die Mitarbeiterebene herun-      andererseits zu binden, existiert jedoch noch ein
                                                                tergebrochen wurden.                                    breites Gestaltungsfeld. Die vorliegende Broschüre
                                                                    Das erfordert von den Beschäftigten, verstärkt      soll Geschäftsführern, Personalleitern, Betriebsräten
                                                                selbst unternehmerisch zu denken und zu handeln.        und allen am Thema Interessierten helfen, diese
                                                                Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Entgelt als      Spielräume zwischen den beiden Polen der Individu-
                                                                strukturales Führungsinstrument unternehmerisches       alleistung und der unternehmensbezogenen Leistung
                                                                Denken und Handeln der Mitarbeiter sowohl fördern       als Grundlagen für das Entgelt zu erkennen und zu
                                                                als auch behindern kann. Daher stellt sich — ausge-     nutzen. Anhand praktischer Lösungen werden von
                                                                hend von der notwendigen Abstimmung von Ar-             Verbandsingenieuren und Mitarbeitern des ifaa —
                                                                beitsorganisation, Arbeitszeitsystem, Anforderungen     Institut für angewandte Arbeitswissenschaft Mög-
                                                                der Arbeitsaufgabe und Leistungsziel — die Frage,       lichkeiten der Gestaltung leistungs-, ergebnis- und
                                                                wie Entgelt unter diesen sich verändernden Rahmen-      erfolgsabhängiger Entgeltbestandteile und deren
                                                                bedingungen gestaltet werden kann. Ziel sollte es       sinnvolle Kombination dargestellt.
                                                                dabei immer sein, den Mitarbeitern einen Anreiz zu
                                                                geben, einen zum einen spezifischen, individuellen      Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser
                                                                Leistungsbeitrag zu erbringen und zum anderen ein       Direktor des ifaa — Institut für angewandte Arbeitswissenschaft
                                                                hohes Gruppen- bzw. Teamergebnis zu erreichen, um
                                                                dadurch einen dauerhaften Erfolg des Unternehmens
                                                                zu gewährleisten.

4   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                        ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   5
1 Einleitung                                                                                                                Jahr
                                                                                                                                                                  Arbeitnehmerstruktur nach Entgeltmethoden (Anteile in %)

                                                                                                                                                          Zeitentgelt/              Kennzahlenvergleich/                Zielvereinbarung/
                                                                                                                                                           Beurteilen              Akkord-/ Prämienentgelt                   -entgelt
                                                                                                                                 2008                        72,1                           27,0                                0,9
                                                                                                                                 2009                        72,8                           26,7                                0,5
                                                                                                                                 2010                        72,7                           26,9                                0,5
                                                                                                                                 2011                        73,1                           26,3                                0,5
     Die Gestaltung der Grund- und leistungsbezogenen           bis heute nicht an Attraktivität eingebüßt. Mehr                 2012                        74,4                           24,1                                1,5
     Vergütung ist eine wesentliche Aufgabe der Perso-          noch, in Zeiten zunehmender Digitalisierung und                  2013                        78,6                           20,9                                0,5
     nalarbeit. Sie beeinflusst in hohem Maß das Ar-            Automatisierung, stellt sich häufiger die Frage nach
                                                                                                                                 2014                        79,7                           19,7                                0,6
     beits- und Leistungsverhalten der Mitarbeiter. Ein         Maßstäben, anhand derer die Arbeit des Beschäf-
     auf die Unternehmensstrategie und -ziele ausge-            tigten bewertet werden kann.                                     2015                        80,2                           18,7                                1,1
     richtetes Vergütungssystem unterstützt nicht nur               Vor dem Hintergrund einer zunehmenden sowohl                 2016                        80,6                           18,3                                1,1
     den Führungsprozess, indem es einen definierten            organisatorischen als auch technischen Vernetzung
                                                                                                                                 2017                        79,9                           17,7                                2,4
     Orientierungsmaßstab bietet, sondern hilft auch,           von Arbeitsbereichen treten Aspekte wie Kommuni-
     die Blickrichtung aller Beschäftigten auf eben diese       kation, die Weitergabe von Wissen und bereichs-                  2018                        79,7                           17,4                                2,9
     Ziele zu lenken.                                           übergreifende Zusammenarbeit in den Vordergrund.        Tabelle 1: Arbeitnehmerstruktur nach Entgeltmethoden in der M+E-Industrie (Gesamtmetall 2019)
         Die variable Vergütung auf Basis von Kennzah-          Arbeitsplätze, an denen Leistungsergebnisse auto-
     len hat in der Metall- und Elektroindustrie eine           nom und unabhängig von anderen Bereichen erzielt
     lange Tradition. Gemäß der wissenschaftlichen              werden, finden sich immer seltener. Selbst in der       unternehmensbezogene Ziele und Kennzahlen, zu                In den nachfolgenden Betrachtungen wird das
     Betriebsführung nach Taylor (1911) wurden manu-            direkten Fertigung, die jahrzehntelang als typischer    richten und diese in die Gestaltung des Leistungs-           Leistungsentgelt als eine leistungsabhängige variable
     elle Tätigkeiten in der Fertigung, Montage und             Anwendungsbereich des individuellen Leistungsent-       entgelts miteinzubinden.                                     Komponente der Gesamtvergütung betrachtet, die
     Logistik schon früh auf Basis von mengenbezoge-            gelts galt, ist der Output mehr und mehr von                                                                         sich auf Basis von mess- und zählbaren Bestim-
     nen Kennzahlen wie der Ausbringungsmenge                   benachbarten Bereichen, wie der Instandhaltung,                                                                      mungsgrößen ergibt.
     vergütet. Auch wenn der Großteil der heutigen              der Arbeitsvorbereitung oder der Logistik, abhängig.    Aufbau der Broschüre                                             Die Bemessung des Leistungsentgelts über
     Arbeitsplätze ganz anders aussieht als zu Taylors              Da erscheint es nur folgerichtig, den Blick weg     Diese Broschüre möchte die Breite an Möglichkeiten           Kennzahlen ist als tarifliche Entgeltmethode in der
     Zeiten — die Idee, Kennzahlen zu definieren, die das       von ausschließlich individuellen, arbeitsplatzbezoge-   darstellen, die sich bei der Gestaltung des Leistungs-       Metall- und Elektroindustrie definiert. Die Ergebnisse
     Leistungsergebnis der Beschäftigten widerspiegeln          nen Mengenkennzahlen auf alternative Größen,            entgelts bietet. Hierzu werden zunächst die arbeitsor-       der jährlichen Effektiventgelterhebung, die von
     und diese Beschäftigten danach zu vergüten, hat            auch übergreifende gruppen-, bereichs- oder             ganisatorischen Rahmenbedingungen diskutiert sowie           Gesamtmetall, dem Gesamtverband der Arbeitgeber-
                                                                                                                        die Frage nach der Bedeutung von Kennzahlen in der           verbände der Metall- und Elektro-Industrie, durch-
                                                                                                                        heutigen Arbeitswelt. Darauf aufbauend werden die            geführt wird, zeigen, dass im Jahr 2018 rund 17 %
                                                                                                                        Anforderungen an Kennzahlen dargestellt, die sich            der Beschäftigten mit einem kennzahlenbasierten
                                                                                                                        ergeben, wenn diese als Berechnungsgrundlage für             Leistungsentgelt vergütet wurden (s. Tabelle 1).
              ggf. freiwilliges arbeitsmarktbezogenes                 z. B. Arbeitsmarktzulage, Erfolgsbonus
                                                                                                                        das Entgelt genutzt werden sollen. Hierzu gehört u. a.           Der in der vorliegenden Schrift genutzte Begriff
              zusätzliches Entgelt                                                                                      auch die Durchgängigkeit des betrachteten Systems,           des kennzahlenbezogenen Leistungsentgelts umfasst
                                                                                                                        die Beeinflussbarkeit sowie die Relevanz der gewählten       die Methoden des Kennzahlenvergleichs sowie des
                                                                                                                        Werte. Anhand mehrerer Beispiele wird die Ausgestal-         Akkord-/Prämienentgelts. Die nachfolgenden
              leistungsabhängiges Entgelt                             z. B. auf Basis von Qualitäts- oder               tung von Kennzahlen auf Unternehmens-, Bereichs-             Ausführungen basieren auf den gewonnenen
                                                                      Produktivitätskennzahlen                          und individueller Ebene veranschaulicht. Auch die            Erfahrungen der Gestaltung von kennzahlenbasier-
                                                                                                                        Möglichkeit einer Kombination unterschiedlicher              ten Leistungsentgelten in der Metall- und Elektro­
                                                                                                                        Kennzahlen wird dem Leser aufgezeigt. Abschließend           industrie. Sie sind in dieser Branche teils im tarif­
                                                                                                                        wird in Kap. 5 auf die methodischen Grundlagen der           lichen, teils im außertariflichen Bereich einsetzbar
                                                                                                                        Leistungsentgeltgestaltung eingegangen.                      sowie auf andere Branchen übertragbar.

              anforderungsabhängiges Entgelt                          Grundentgelt gemäß Entgeltgruppe                  Kennzahlenbasiertes Leistungs­entgelt als
                                                                                                                        Komponente der Gesamtvergütung
                                                                                                                        Den mengenmäßig größten Anteil an der Vergütung
                                                                                                                        bildet üblicherweise das Grundentgelt, welches sich
                                                                                                                        aus der übertragenen Arbeitsaufgabe ergibt und in
                                                                                                                        der Regel über den zeitlichen Verlauf konstant bleibt
     Abbildung 1: Grundsätzlicher Aufbau eines Entgeltsystems                                                           (s. Abbildung 1).

6   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                              ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   7
2 Vorzüge und Risiken der
       Nutzung von Kennzahlen
       für die Entgeltgestaltung

     Kennzahlen sind charakteristische Zahlenwerte, die      Leistung-Entgelt-Relation mit dem Betriebsrat zu        ■■ Aufwand für dynamische Anpassung der Vorgaben
     der Information, der Entscheidungsfindung, der          vereinbaren (s. auch Kap. 5).                              aufgrund von organisatorischen und technischen
     Begründung und Bewertung von Maßnahmen                     Wie alle Entgeltmethoden beinhaltet die Nutzung         Veränderungen im Arbeitssystem
     dienen. Sie können sich auf den Betrieb insgesamt,      von Kennzahlen für die Entgeltgestaltung sowohl         ■■ hohe Anforderungen an die Datenqualität

     auf einzelne Abteilungen, Bereiche, Arbeitsplätze       Vorzüge als auch Risiken.                                  und Nachvollziehbarkeit zur Sicherung der
     oder aber auch auf mehrere bzw. einzelne Beschäf-                                                                  Transparenz
     tigte beziehen. Kennzahlen werden eingesetzt,           Zu den Vorzügen zählen:
     um Daten und Informationen aufzubereiten und                                                                    Die Auswahl der richtigen Kennzahlen ist nicht
     zueinander in Beziehung zu setzen, um betriebliche      ■■ Einsatz objektiver, mess- und/oder zählbarer         immer einfach, aber wesentlich für die Angemessen-
     Gegebenheiten (z. B. Arbeitsaufwand, Durchlaufzeit)        Bestimmungsgrößen                                    heit und die Nützlichkeit ihrer Aussagen.
     zu beschreiben und zu bewerten. Darauf basierend        ■■ Anwendung vielfältiger Bestimmungsgrößen                 Ein auf Kennzahlen gestütztes Leistungsentgelt
     können Maßnahmen zur Optimierung der Ge-                   möglich                                              ermöglicht eine relativ objektive Leistungsmessung,
     schäftsprozesse abgeleitet, realisiert und deren        ■■ Kombination mehrerer Bestimmungsgrößen               bedingt dazu aber eine gute Datenqualität. Diese
     Umsetzungsergebnisse wiederum erfasst werden               möglich (dadurch Vorgabe mehrdimensionaler           Datenqualität auf Dauer sicherzustellen, kann, trotz
     (Südwestmetall 2016).                                      Zielrichtungen)                                      sich stetig entwickelnder technischer Möglichkeiten,
         Der Zweck von Kennzahlen ist somit die effiziente   ■■ hohe Transparenz bei klar herausgearbeitetem         einen nicht unerheblichen Aufwand darstellen.
     Steuerung und Überwachung eines Unternehmens               Zusammenhang von Leistungsergebnis und Entgelt       Aus diesem Grund wird oftmals empfohlen, bei der
     und seiner Leistungserstellungsprozesse. Kennzahlen     ■■ häufig zeitlich aktuelle Ermittlung der Leistungs­   Entgeltgestaltung auf Daten zurückzugreifen, die
     sollen eine Kommunikation auf Basis von Zahlen,            ergebnisse möglich                                   im Unternehmen ohnehin bereits erhoben werden.
     Daten und Fakten unterstützen:                          ■■ Unterstützung der strukturalen Führung bei Wahl

                                                                geeigneter Kennzahlen
     ■■ Gemeinsame Kommunikationsbasis:                      ■■ vielseitige Anwendungsbereiche, auch bei einem            Hinweis:
        Worüber reden wir?                                      hohen Anteil unbeeinflussbarer Zeiten                     Der Normalfall im Betrieb sollte sein, dass
     ■■ Handlungsbedarfe erkennen:                              (z. B. lange Maschinenlaufzeiten)                         Kennzahlen für die Ermittlung von Leis­
        Wo müssen wir uns verbessern?                        ■■ Unterstützung des Erreichens der gewählten                tungsergebnissen mit Ziel der Entgelt­
     ■■ Maßnahmen ableiten: Was müssen wir tun?                 Kennzahl für den betrieblichen Erfolg durch               findung Ableitungen der vorhandenen
     ■■ Erfolgskontrolle: Waren Maßnahmen erfolgreich?          finanziellen Anreiz                                       betrieblichen Kennzahlen sind!

     Bei der Anwendung eines kennzahlenbasierten             Zu den Risiken zählen:
     Leistungsentgelts wird das Leistungsergebnis                                                                    Wichtig ist dabei jedoch, die Anreizwirkung dieser
     anhand ausgewählter Merkmale durch einen                ■■ teilweise hoher Aufwand für die Ermittlung und       Kennzahlen zu beachten, das heißt, sich zunächst
     Vergleich mit zuvor festgelegten Vorgaben ermittelt.       Pflege von Soll-Werten sowie die Erfassung und       die grundsätzliche Frage zu stellen: »Für was möchte
     Diese Vorgaben (Leistungserwartungen, »Soll«)              Auswertung von Ist-Werten                            das Unternehmen überhaupt eine Extravergütung
     werden entweder methodisch ermittelt oder auf der       ■■ frühe Festlegung der Soll-Vorgaben (unvorher­        zahlen?« An den Antworten auf diese Frage sind die
     Grundlage von Daten vereinbart. Wichtig ist jedoch,        gesehene Entwicklungen können zu Verwerfungen        Kennzahlen für Abteilungen, Gruppen und Beschäf-
     dass sie bereits vor der Ausführung des Arbeits­           im Entgelt führen)                                   tigte auszurichten.
     auftrags bekannt und angemessen sind. In einer          ■■ Gefahr eines »sich Einschließens« der Mitarbeiter

     Betriebsvereinbarung sind die Leistungsmerkmale            auf die festgelegten Kennzahlen (Ziele und Auf­
     und deren Konkretisierung durch Kennzahlen sowie           gaben, die davon nicht betroffen sind, werden
     das Verfahren zur Festlegung der Vorgaben und die          weniger beachtet)

8   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                             ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   9
3 Kennzahlen und                                                                                                             Bereich

                                                                                                                                                                                            Management
                                                                                                                                                                                            Supply Chain
                                                                                                                                                                    management

                                                                                                                                                                                                           tung/Service

                                                                                                                                                                                                                                                             Entwicklung
                                                                                                                                                                                                           Instandhal-
        Arbeitsorganisation

                                                                                                                                                                                                                                                Verwaltung
                                                                                                                                                                                                                                    Steuerung
                                                                                                                                                                    Qualitäts-
                                                                                                                                              Fertigung

                                                                                                                                                                                                                                                Adminis-
                                                                                                                                                                                                                                    Planung/
                                                                                                                                                          Montage

                                                                                                                                                                                 Logistik

                                                                                                                                                                                                                                                tration/

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Summe
                                                                                                                         Betrachtungs-

                                                                                                                                                                                                                            Lager
                                                                                                                         umfang

                                                                                                                                               9           -           9          1             5             -              -         1            3         1                    29
                                                                                                                         Unternehmen
                                                                                                                                              (8)         (-)         (8)        (1)           (4)           (-)            (-)       (1)          (2)       (-)                  (24)
                                                                                                                                               7           2           3          2             1             1              2         1            -         -                    19
                                                                                                                         Bereich
                                                                                                                                              (7)         (2)         (3)        (2)           (1)           (1)            (2)       (1)          (-)       (-)                  (19)
                                                                                                                                              13           4           3          1             1             2              2         -            -         1                    27
                                                                                                                         Abteilung
                                                                                                                                             (12)         (3)         (3)        (1)           (1)           (2)            (2)       (-)          (-)       (-)                  (24)
                                                                                                                         Verbund von          15           7           2          2             -             1              2         1            -         -                    30
                                                                                                                         Arbeitsplätzen      (14)         (6)         (1)        (1)           (-)           (-)            (1)       (-)          (-)       (-)                  (23)
      Um die Vorzüge eines kennzahlenbasierten Leis-         besser zu begegnen und ihre Organisation zu-
      tungsentgelts auszunutzen und die genannten            kunftsfähig aufzustellen. Der Grundidee der                                      21           7           2          1             -             2              1         -            -         -                    34
                                                                                                                         Arbeitsplatz
      Risiken zu minimieren, ist die Gestaltung eines        Agilität liegt die Annahme zugrunde, dass die                                   (20)         (6)         (2)        (-)           (-)           (2)            (1)       (-)          (-)       (-)                  (31)
      solchen Vergütungssystems im Kontext der betrieb­      Anforderungen der Kunden vielschichtig und
      lichen Situation und der Arbeitsorganisation zu        individuell sind und sich mit einer zunehmenden                                   1           -           1          -             -             1              -         -            -         -                     3
                                                                                                                         Keine Angabe
      betrachten. Diese Aspekte werden nachfolgend           Geschwindigkeit verändern. Zur Bewältigung dieser                                (1)         (-)         (1)        (-)           (-)           (1)            (-)       (-)          (-)       (-)                   (3)
      dargelegt.                                             Anforderungen wird daher kein starrer Plan ent­
                                                                                                                                              66           20        20           7             7             7              7         3            3         2                   142
                                                             wickelt, sondern die Arbeits­aufgaben werden durch          Summe
                                                                                                                                             (62)         (17)      (18)         (5)           (6)           (6)            (6)       (2)          (2)       (-)                 (124)
                                                             flexibel handelnde Teams ständig an die neuen
      3.1 Kennzahlen in der modernen                         Bedingungen angepasst (Offensive Mittelstand
                                                             2019). In Anbetracht dieser hohen Volatilität der                                                              x = Anzahl erfasster Kennzahlen
      Arbeitswelt                                            Umwelt und der Forderung nach flexibel entschei-
                                                                                                                                                             (y) = Anzahl konkret beschriebener Kennzahlenausprägungen

                                                             denden Einheiten kommt die Frage auf, wie zu-                 sehr viele Kennzahlen                        viele Kennzahlen                                  wenige Kennzahlen                                gar keine Kennzahlen
      Die Arbeitswelt war schon immer ein Abbild gesell-     künftig Kennzahlen, ihre Erhebung, Aufbereitung
      schaftlicher, technologischer und kultureller Ent-     und Nachverfolgung auszugestalten sind.                 Abbildung 2: Anzahl angegebener und konkret beschriebener Kennzahlen je Unternehmensbereich und
      wicklungen, weswegen es nicht verwunderlich ist,           Aktuelle Erhebungen zum Kennzahlenmanage-           Stufe des Betrachtungsumfangs (Weber et al. 2017)
      dass z. B. Digitalisierung, globale Abhängig­keiten    ment in den Unternehmen (s. z. B. Weber et al.
      und der demografische Wandel auch die Organisati-      2017) zeigen, dass die Erfassung und die Auswer-
      onsformen und Strukturen der Unter­nehmen prägen.      tung von Kennzahlen in ihrer Bedeutung nicht            datenerfassung (BDE) ausgestattet, welche Daten                                         Beschäftigten nachvollziehbar und beeinflussbar sind.
          Unternehmen begegenen einem zunehmend              gesunken sind. Insbesondere in der Fertigung            über Sensoren aufnehmen und an einen zentralen                                          Aus diesen beiden Polen ergeben sich bestimmte
      steigenden Termin- und Kostendruck sowie der           werden nach wie vor auch sehr spezifische, bis auf      Server schicken, um sie für die Produktionssteuerung                                    Anforderungen an Kennzahlen für die Entgelt­
      Forderung nach individualisierten, auf den einzel-     die Ebene des einzelnen Arbeitsplatzes bezogene         oder andere Unternehmensbereiche zugänglich zu                                          gestaltung, die in Kap. 4.1 näher erörtert werden.
      nen Kunden abgestimmten Produkten. Diese               Kennzahlen erhoben, wie beispielsweise Nutzungs-/       machen. Zukünftig könnten sie als wesentliche                                               Neben den neuen Möglichkeiten der Datener­
      Individualisierung, gepaart mit erhöhten Flexibili-    Leistungsgrade, die Auslastung oder der Output          Planungs- und Steuerungsgrundlage ein echtzeit­                                         fassung haben technologische Weiterentwicklungen
      tätsansprüchen, führt zu einem starken                 bezogen auf einen definierten Betrachtungszeit-         fähiges Abbild der Produktion liefern, anhand dessen                                    einen großen Einfluss auf die eigentlichen Wert-
      Komplexitäts­anstieg in der industriellen Fertigung.   raum. Auch in fertigungsnahen Bereichen wie der         Prozesse überwacht und gesteuert werden können.                                         schöpfungs- und Unternehmensprozesse und damit
      Zukünftig wird sich die Produktion mit einer noch      Montage, dem Qualitätsmanagement oder der                  Die zunehmende Automatisierung und Vernet-                                           auch auf die Arbeitsaufgaben der Beschäftigten.
      höheren Häufigkeit und Geschwindigkeit auf neue        Logistik sowie in planenden, steuernden und             zung der Produktion, die stärkere Verzahnung von                                        Während ursprünglich das klassische Anwendungs-
      Produkte und Prozesse umstellen müssen. Parallel       administrativen Bereichen erfolgt die Messung von       Unternehmens-IT und Maschinendaten über das                                             gebiet des Leistungsentgelts die Akkordarbeit war,
      werden in neuen Ent­wicklungen der Informations-       Produktivitätskennzahlen, wobei sich die Betrach-       Internet sowie die kontinuierliche Überwachung der                                      lösten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte »neue
      und Kommunikations­technik sowie innovativen           tungsebene von dem einzelnen Arbeitsplatz oder          Fertigung mittels Sensoren, produzieren eine große                                      Formen der Arbeitsorganisation«, wie Gruppenarbeit,
      Internettechnologien zunehmend Potenziale für die      einem Verbund an Arbeitsplätzen hin zu ganzen           Menge an Daten. Diese Daten und insbesondere die                                        Flexibilisierung der Arbeitszeit und Lean Production,
      industrielle Fertigung gesehen. Durch die weitere      Abteilungen, Bereichen oder gar dem Gesamtunter-        Ableitung von Informationen aus ihnen werden                                            die klassische Akkordarbeit weitgehend ab. Stattdes-
      Digitalisierung von sowohl ausführenden als auch       nehmen ausweitet (s. Abbildung 2).                      zunehmend als erfolgskritisch für Unternehmen                                           sen wurden Fertigungs- und Wertschöpfungsprozesse
      planenden und steuernden Tätigkeiten sollen                Als eines der wesentlichen Potenziale der Digita-   gewertet. Eine große Menge an Produktionsdaten                                          zunehmend detailliert aufeinander abgestimmt, um
      Organisationen mit ihren Beschäftigten beweg­          lisierung für die Kennzahlenerfassung wird insbeson-    steht heute schon theoretisch zur Verfügung. Im                                         beispielsweise Bestände und Durchlaufzeiten zu
      licher, die Komplexität beherrschbarer und Kunden      dere die Möglichkeit gesehen, mehr und präzisere        Kontext des Kennzahlenmanagements und insbe­                                            reduzieren. Mehr noch als der Output, den der
      noch stärker in die Prozesse einbezogen werden,        Daten in kürzerer Zeit mit weniger manuellem            sondere der Entgeltgestaltung stellt sich die Frage,                                    einzelne Mitarbeiter erzeugt, rückt die Erreichung
      um möglichst früh auf Änderungswünsche reagie-         Aufwand bzw. manuellen Eingriffen zu erfassen.          welche dieser Daten zu aussagefähigen Kennzahlen                                        von Gruppen- oder Abteilungszielen in den Vorder-
      ren zu können. In diesem Kontext fällt immer           Insbesondere in der Produktion werden Maschinen,        verdichtet werden können, sodass sie auf der einen                                      grund. Dies ist bei der Frage, in welche Richtung der
      wieder der Begriff der Agilität, ein Ansatz den        Anlagen und Werkzeuge zunehmend mit weiterent-          Seite betriebliche Zielrichtungen abbilden, auf der                                     Anreiz über das Leistungsentgelt wirken soll, zu
      Unternehmen verfolgen, um Kundenanforderungen          wickelten automatischen Systemen zur Betriebs­          anderen Seite aber auch durch den einzelnen                                             berücksichtigen.

10   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                                                                   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt    11
3.2 Kennzahlen und Führung                              ■■ zeitnahes Feedback geben, bei positiven             wenn der regelmäßige persönliche Austausch oder         3.3 Rahmenbedingungen für
                                                                 Ergebnissen in Form von Anerkennung                 das informelle Gespräch entfällt. In diesem Zusam-      den Einsatz von Kennzahlen zur
      Neben dem monetären Anreiz über das Leistungs-          ■■ zeitnahes Feedback geben, bei negativen             menhang gewinnen insbesondere ziel- und ergeb-
      entgelt ist auch die Motivation der Mitarbeiter über       Ergebnissen in Form von konstruktiver Kritik        nisorientierte Führungsmodelle (»Management by
                                                                                                                                                                             Entgeltgestaltung
      die personelle Führung von wesentlicher Bedeutung.         und Unterstützung, damit betriebliche Ziele         Objectives«) wieder an Bedeutung. Das Ziel dieser       Neben geeigneter Führung bestehen weitere organi-
      Dieser Aspekt wird nachfolgend näher betrachtet.           wieder erreicht werden                              Art von Führung ist es, die strategischen Ziele des     satorische Rahmenbedingungen, die den Einsatz
         In der betrieblichen Praxis wird ein Leistungsent-   ■■ kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung        Gesamtunternehmens aufzubrechen und an die              eines kennzahlenbasierten Leistungsentgelts unter-
      gelt, das auf Kennzahlen beruht, häufig als unper-         der Abläufe und entsprechende Anpassung der         Mitarbeiter weiterzugeben, damit diese sie wiede­       stützen und die nachfolgend dargelegt werden.
      sönliches System wahrgenommen, bei dem die                 Leistungserwartung an veränderte Rahmen­            rum in ihrer täglichen Arbeit umsetzen. Eine
      Führungskraft weniger gefordert ist. Teilweise             bedingungen                                         wesentliche Voraussetzung hierfür ist die Entwick-
      verleitet das zu der Annahme, Kennzahlen würden         ■■ solide Kenntnisse der Prozesse                      lung eines durchgängigen Kennzahlensystems mit          Planbarkeit der Arbeitsausführung
      eine solche strukturale Führung entfalten, dass eine                                                           einer klar definierten Zielstruktur, wie in Kap. 4      und -ergebnisse
      personale Einflussnahme durch die Führungskraft         Kennzahlen ersetzen nicht die Mitarbeiterführung.      dargestellt wird.                                       Werden Kennzahlen zur Entgeltgestaltung einge-
      weitgehend entfallen könne. Diese Fehleinschätzung      Die Kommunikation in positiven und negativen               Bei der Frage nach geeigneten Kennzahlen spielt     setzt, wird im Vorfeld festgelegt, bei welcher
      hat in der Vergangenheit häufig zu Misserfolg           Fällen ist wesentlich und sollte möglichst zeitnah     jedoch weniger die Art der Arbeitsweise (mobil oder     Kennzahlenausprägung welches Entgelt gezahlt
      kennzahlenbasierter Entgeltsysteme geführt.             erfolgen. Kennzahlen unterstützen aber den Füh-        im Unternehmen) eine Rolle als vielmehr das Ziel        wird. Dies setzt eine gewisse Planbarkeit und
         Richtig ist, dass die Orientierung an konkreten,     rungsprozess durch die Schaffung von Fakten, mit       und der Zweck der Arbeitsaufgabe. Die in Kap. 4.1       Vorherbestimmbarkeit der Arbeit und ihrer Rah-
      kennzahlenbasierten Leistungszielen den Füh-            denen positive und negative Ergebnisse belegt          genannten Anforderungen an Kennzahlen gelten            menbedingungen voraus. Wird beispielsweise die
      rungsprozess unterstützt. Die Führungskraft kann        werden können.                                         gleichermaßen für alle Arbeitsaufgaben — unab­          Kennzahl »Auftragseingang« für den Vertrieb
      auch bei solchen Systemen jedoch nicht darauf               Um den Führungsprozess stärker in das Bewusst-     hängig von dem Ort ihrer Ausführung.                    festgelegt, sollten zumindest Erfahrungswerte
      verzichten, die Beschäftigten zu befähigen und          sein der Führungskräfte zu rücken, kombinieren             In der Praxis ist es jedoch zunehmend so, dass      vorliegen, sodass eine realistische Schätzung oder
      anzuhalten, ständig ihre Leistung so gut wie            Betriebe kennzahlenbasierte Entgelte zunehmend         Kennzahlen insbesondere dort nachgefragt werden,        Annahme von Werten möglich wird. Ist das Unter-
      möglich auf die Erreichung der betrieblichen Ziele      mit Leistungsbeurteilungen zur Ermittlung des          wo Führungskräfte oder Personalverantwortliche          nehmen gerade erst in einen neuen Markt einge­
      auszurichten. Werden die Ziele des Betriebs, die in     individuellen Leistungsbeitrags bzw. -verhaltens.      das Gefühl haben, die Leistung der Mitarbeiter          treten, von dem nicht bekannt ist, wie sich die
      den Kennzahlen und damit im Leistungsentgelt            Auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden             nicht mehr einschätzen zu können, weil zum              Auftragseingänge in diesem Segment entwickeln
      ihren Niederschlag finden, erreicht oder sogar          Schwerpunkts auf weiche Faktoren, wie der Kommu-       Beispiel die Arbeitsausführung nicht mehr direkt        werden, ist es schwierig, diese als entgeltrelevante
      übertroffen, hat das Auswirkungen auf die Höhe          nikation und Zusammenarbeit mit Kollegen und           sichtbar ist (wie bei mobiler Arbeit). Insbesondere     Kennzahl festzusetzen. Dies bedeutet nicht, dass
      des Leistungsentgelts. Bei Nichterreichung sinkt        Kunden, werden Leistungsbeurteilungen im Rahmen        in administrativen Bereichen, die sich erfahrungs-      eine solche Kennzahl in diesem Fall nicht festgelegt
      das Leistungsentgelt entsprechend. In beiden            der Entgeltgestaltung genutzt.                         gemäß am ehesten für mobile Arbeit eignen, wird         oder vereinbart werden kann — nur sollte den
      Fällen hat die Führungskraft zeitnah zu handeln.                                                               das leistungsbezogene Entgelt jedoch in vielen          Beteiligten die Unsicherheit und das damit verbun-
      Im positiven Fall muss kommuniziert werden,                                                                    Fällen gar nicht an Kennzahlen, sondern an dem          dene Risiko klar sein und auch die Höhe des Ent-
      welche Ursachen bzw. Parameter für den Erfolg           Kennzahlen und Führung bei mobiler Arbeit              Ergebnis einer Leistungsbeurteilung festgemacht —       gelts entsprechend ausgelegt werden.
      verantwortlich waren und wie dieses Ergebnis            Mobile Arbeit bezeichnet eine Arbeitsform, bei der     das heißt an der Beurteilung durch den direkten
      gehalten oder gar verbessert werden kann. Insbe-        die Beschäftigten ihre Aufgaben an unterschied­        Vorgesetzten.
      sondere bei regelmäßigem Übertreffen der Soll-          lichen Orten erledigen können, auch außerhalb des          Um diese Beurteilung vornehmen zu können,           Einfachheit und Transparenz
      Vorgaben ist eine Überprüfung und Anpassung             regulären Arbeitsplatzes im Unternehmen. Dies          sind Mitarbeitergespräche gerade im mobilen             Die Überschaubarkeit und Verständlichkeit der
      derselben zu empfehlen. Im negativen Fall ist es        kann beispielsweise beim Kunden, auf Dienstreisen      Zeitalter zentrale Führungselemente. Sie dienen         Vorgaben als Voraussetzung für ihre Wirksamkeit
      die Aufgabe der Führungskraft zu analysieren,           im Hotel oder in der Bahn sowie von Zuhause aus        nicht nur der Durchsprache des Beurteilungsergeb-       als Anreiz- und strukturales Führungsinstrument
      welche Ursachen bzw. Parameter den Erfolg               sein. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass mobiles         nisses, hier erfährt der Vorgesetzte Hintergründe       bedingen einfache Gestaltungslösungen. Kompliziert
      beeinträchtigt haben. Auf dieser Grundlage sind         Arbeiten zunehmend an Bedeutung gewinnt.               über Verhaltensweisen des Beschäftigten und kann        gestaltete Lösungen mit zum Teil mehreren Anreiz-
      Maßnahmen zu entwickeln und einzuleiten, um die         Gründe dafür sind zum einen die technischen            wünschenswerte Verhaltensänderungen einleiten.          richtungen zersplittern letztlich den Leistungsprozess
      Erreichung der betrieblichen Ziele zu verbessern,       Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten,         Der Beschäftigte lernt auf der anderen Seite die        und führen zu kontraproduktiven Ergebnissen.
      diese mit den Beschäftigten zu kommunizieren            die es ermöglichen, unabhängig vom Arbeitsort          Anforderungen und die damit verbundenen Erwar-          Das Leistungsentgeltsystem und insbesondere die
      und die weitere Entwicklung zu überwachen.              beispielsweise E-Mails zu empfangen, Dokumente         tungen an ihn kennen — und kann sich darauf             Relation von Leistung und Entgelt sowie die Mög-
         Insgesamt ergeben sich als Voraussetzung für         zu bearbeiten oder an virtuellen Meetings teilzu-      einstellen. Er weiß, wo er steht und wie ihn sein       lichkeiten zur Beeinflussung müssen vor allem für
      eine erfolgreiche Anwendung eines kennzahlen­           nehmen. Auf der anderen Seite steht auch der           Vorgesetzter einschätzt. Diese Orientierung führt       die betroffenen Mitarbeiter verständlich und nach-
      basierten Leistungsentgelts folgende Aufgaben für       Wunsch vieler Beschäftigter nach mehr Flexibilität     zu einer höheren Zufriedenheit und Verbesserung         vollziehbar sein.
      die Führungskraft:                                      bei der Gestaltung ihrer Arbeit.                       des Betriebsklimas. Gleichzeitig sollte das Mitarbei-
                                                                  Die Einführung mobiler Arbeit stellt Führungs-     tergespräch genutzt werden, gemeinsam in die
      ■■ Sicherstellen der Aktualität der zugrunde            kräfte häufig vor die Fragestellung, wie sie die       Zukunft zu schauen — und hierfür entsprechende          Arbeitsform und Arbeitszeit
         gelegten Kennzahlen                                  Leistung von örtlich und zeitlich flexibel arbeiten-   Ziele festzulegen. Insbesondere dort, wo Beschäf-       Die Wirksamkeit einer eingesetzten Kennzahl hängt
      ■■ Gewährleisten eines gleichen Verständnisses          den Beschäftigten messen können. Ist diese Frage       tigte ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort eigenver-   stark von der vorliegenden Arbeitsform und dem
         bezüglich der Kennzahlen und ihrer Wirkung           auch bei vor Ort arbeitenden Beschäftigten nicht       antwortlich planen, bieten diese Ziele eine wert­       Arbeitszeitsystem ab. So kann eine auf Gruppen-
         auf allen Ebenen                                     einfach zu beantworten, wird sie noch schwieriger,     volle Orientierung.                                     oder Bereichsleistungen ausgerichtete Kennzahl

12   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                    ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   13
sinnvoll sein, wenn die Beschäftigten eng zusam-                                                              Akzeptanz
      menarbeiten und gegenseitige Unterstützung und                                                                Die Wirksamkeit eines Leistungsentgeltsystems ist
      Kommunikation im Vordergrund stehen. Auf der                               Entgeltgestaltung                  letztlich nicht nur von seiner »inneren« Konstruktion
      anderen Seite kann dieselbe Kennzahl zu Unzufrie-                                                             abhängig, sondern wird maßgeblich beeinflusst von
      denheiten führen, wenn die Mehrheit der betroffe-                        Kennzahlenermittlung                 der Akzeptanz aller daran Beteiligten. Für den
      nen Beschäftigten ihre Tätigkeiten in Einzelarbeit                                                            Arbeitgeber ergibt sich seine Akzeptanz vordergrün-
      verrichtet.                                                           Mitarbeiterqualifizierung               dig aus der Erfüllung der Anforderungen hinsicht-
          Hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung ist die                                                            lich seiner Erwartungen an die Leistungs- und
      Frage zu stellen, inwiefern die Beschäftigten selber                                                          Ergebnisorientierung, an die Variabilität und Flexibi-
                                                                         Arbeitsbewertung
      die Möglichkeit haben, sich ihre Arbeitszeit einzu-                                                           lität sowie an die Unterstützung von Standards und
      teilen und ggf. am betrieblichen Bedarf auszurich-                                                            kontinuierlichen Verbesserungen. In diesem Kontext
      ten. So ist z. B. ein auf die Verbesserung von Pro-             Arbeitsumgebungsgestaltung                    erhöht sich die Akzeptanz beim Betriebsrat, wenn es
      duktivität ausgerichtetes Entgelt nicht zielführend,                                                          sich um einfach gestaltete, für die Beschäftigten
      wenn die angewandten Arbeitszeitregelungen                   Arbeitsplatzgestaltung                           verständliche Entgeltsysteme handelt, die bei
      starren Charakter besitzen. Produktivitätskennzah-                                                            entsprechender Leistung den Beschäftigten ange-
      len stellen den geleisteten Output dem Input, häufig       Arbeitsorganisationsgestaltung                     messene Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Für die
      in Anwesenheitszeit der Beschäftigten ausgedrückt,                                                            Beschäftigten ist maßgeblich, im Rahmen eines
      gegenüber. Dies erfordert allerdings, dass die                                                                überschaubaren und verständlichen Entgeltsystems
      Führungskräfte und die Beschäftigten auch über         Abbildung 3: Arbeitswirtschaftliche Vorgehensweise     die Leistungsziele zu erkennen und davon ausge-
      Möglichkeiten verfügen, die Arbeitszeiten an die       (Grob und Haffner 1982)                                hend durch entsprechende Leistungen höhere
      unterschiedlich hohen Kapazitätsanforderungen                                                                 Verdienste zu erzielen.
      und den Arbeitsanfall anzupassen. Eine hohe
      Anwesenheitszeit bei gleicher Ausbringung würde        Teamarbeit als festes Organisationselement ist dafür
      in diesem Beispiel die Produktivität und somit auch    keine zwingende Voraussetzung. Entscheidend sind       Berücksichtigung von Standards und
      das Leistungsentgelt der beteiligten Mitarbeiter       der Leistungsanreiz und das angestrebte wirtschaft-    kontinuierlichen Verbesserungen
      reduzieren. Auf diese Weise würde für die Beschäf-     liche Ergebnis, das mit dem variablen Entgelt          Das dem Entgelt zugrunde gelegte Leistungsniveau
      tigten ein Anreiz geschaffen werden, ihr Arbeits-      erreicht werden soll. Auch bei Gruppenorientierung     repräsentiert einen bestimmten Leistungsstandard.
      zeitverhalten am aktuellen Arbeitspensum zu            sollte jedoch die Wirksamkeit individueller Leis-      Sein Wirkungsmechanismus sollte so ausgerichtet
      orientieren und das »Ansammeln von Stunden«,           tungskomponenten nicht unterschätzt werden. Der        sein, dass dieser Leistungsstandard möglichst dauer-
      wie es in der Praxis immer wieder anzutreffen ist,     Erfolg von Gruppenprämien scheitert nicht selten an    haft erreicht und überschritten wird. Der Weg dahin
      zu vermeiden.                                          der Anonymität einhergehend mit einer Nichtbe-         besteht in der Regel aus vielen kleinen, gegebenen-
                                                             rücksichtigung der Einzelleistungen.                   falls auch versteckten kontinuierlichen Verbesse­
                                                                                                                    rungen durch die Mitarbeiter. Insbesondere diese
      Leistungs- und Ergebnisorientierung                                                                           kleinen Verbesserungen (z. B. leistungsfähigere
      Bei der Gestaltung und Anwendung von variablem         Passgenauigkeit und Flexibilität                       Schneidstoffe, kürzere Transportwege, weniger
      Entgelt sollte den Beteiligten von vornherein klar     Ein Entgeltsystem im Unternehmen anzuwenden,           Stillstände …) summieren sich über den Zeitverlauf
      sein, welche betrieblichen Zielstellungen mit dieser   bedeutet nicht, in allen Betriebsbereichen die         häufig auf und können dazu führen, dass sich das
      Form des Leistungsentgelts verfolgt werden. Wichtig    gleiche Ermittlungsmethode (Messen, Vereinbaren,       Niveau des Leistungsentgelts erhöht und dann
      ist, Leistungsentgelt nicht zum Selbstzweck (Siche-    Beurteilen) nutzen zu müssen. In vielen Fällen         verstetigt, ohne dass eine Mehrleistung der Beschäf-
      rung eines höheren Entgeltniveaus) anzuwenden,         kann es sinnvoll sein, betrieblich dezentrale          tigten dahintersteht. Jede betriebliche Veränderung
      sondern mit eindeutigen betrieblichen Zielstellungen   Entgeltstrukturen mit unterschiedlichen Kennzah-       sollte daher als Anlass genutzt werden, die betrieb­
      zu versehen. Soll ein kennzahlenbasiertes Entgelt      len aufzubauen. Abhängig von der angestrebten          lichen Vorgaben zu überprüfen.
      eingeführt und angewendet werden, ist von vorn­        Leistungswirkung sollten bereichs-, segment- oder          Davon abgesehen ist darauf hinzuweisen, dass ein
      herein darauf zu achten, dass es im Anwendungs­        gruppenadäquate Entgeltsysteme gegenüber               neues Entgeltsystem nicht dazu geeignet ist, Schwä-
      bereich durchgängig und konsequent an Unterneh-        bereichsübergreifenden Lösungen bevorzugt              chen in der Führung, der Prozesse und der Organisa-
      menszielen ausgerichtet wird.                          werden, da letztere für die Betroffenen oft nicht      tion zu kompensieren. Viele häufig mit einem neuen
                                                             überschaubar und nachvollziehbar sind. Mit             Entgeltsystem verfolgten Ziele, z. B. Senkung der
                                                             individuell angepassten Gestaltungslösungen ist        Fertigungskosten, Senkung der Durchlaufzeiten oder
      Individueller Anreiz und Gruppen­                      zugleich eine wichtige Grundlage geschaffen,           eine Erhöhung der Mengenleistung, können und
      orientierung                                           schneller auf Veränderungen in der Technik, der        sollten zunächst durch Maßnahmen der Prozess­
      Die Orientierung an Prozessen im Leistungsentgelt      Technologie, der Organisation und damit auf            gestaltung angestrebt werden. Grundsätzlich gilt
      macht es in vielen Fällen sinnvoll, größere organi­    geänderte Leistungsbedingungen zu reagieren.           immer die Maßgabe: erst die Prozesse optimieren,
      satorisch oder technologisch zusammengehörige          Sie erleichtern notwendige Anpassungen oder            dann das passende Entgeltsystem einführen
      Beschäftigtengruppen einzubinden. Gruppen- oder        die Neueinführung eines Entgeltsystems.                (s. Abbildung 3).

14   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                             ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   15
4 Entwicklung eines durchgängigen                                                                                            schaftliches Optimum zu erreichen. Analog zu den
                                                                                                                                   drei aus dem Lean Management bekannten Zielgrö-
                                                                                                                                   ßen — Kosten, Qualität, Zeit — geht auch in Unter-
                                                                                                                                                                                                konnte. Heute verbreitete Formen der Arbeitsorgani-
                                                                                                                                                                                                sation liefern jedoch häufig andere Rahmenbedin-
                                                                                                                                                                                                gungen. Nichtsdestotrotz, sind viele Faktoren und
        Kennzahlensystems                                                                                                          nehmensprozessen häufig das Verfolgen eines Ziels
                                                                                                                                   zulasten eines anderen. So kann beispielsweise in
                                                                                                                                                                                                Kennzahlen (auch erfolgsorientierte) durchaus von
                                                                                                                                                                                                dem Beschäftigten mit beeinflussbar.
                                                                                                                                   der Produktion eine Zerspanungsmaschine auf die
                                                                                                                                   höchste Vorschubgeschwindigkeit eingestellt werden
                                                                                                                                   (Verfolgen des Ziels »Zeit«), was allerdings mit hoher       Relevanz
                                                                                                                                   Wahrscheinlichkeit zu einer niedrigeren Oberflächen-         Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung von
                                                                                                                                   qualität des Werkstücks führen würde (Vernach­               Maschinen und Arbeitsprozessen wird eine wachsende
                                                                                                                                   lässigung des Ziels »Qualität«). Um dies zu vermei-          Anzahl von Daten im Prozess generiert und vorgehal-
      Der Einsatz eines kennzahlenbasierten Leistungsent-                 auf Bereichs-/Team- oder individueller Ebene             den, werden häufig Ziele oder Kennzahlen vorge­              ten. Nicht alle diese Daten sind jedoch zur Bildung
      gelts unterstützt die Führungsaufgabe, indem den                    abgeleitet werden können. Auf diese Weise ent-           geben, die in mehrere Zielrichtungen weisen und              einer zielgerichteten Kennzahl geeignet. Es bedarf,
      Mitarbeitern in Form eines Kennzahlensystems                        steht eine sogenannte Zielpyramide, in der die           im Einzelfall ein Abwägen erfordern.                         unter Berücksichtigung der vorliegenden Zielstruktur,
      konkrete Ziele als Orientierungsmaßstab angeboten                   Leistungsbeiträge der Organisationseinheiten zur                                                                      einer Analyse, welche Kennzahlen die Zielerreichung
      werden. Die Entwicklung eines solchen Systems zur                   Erreichung der Unternehmensziele abgebildet                                                                           am besten unterstützen. In Abhängigkeit von der
      Steuerung von Beschäftigten, Teams oder Organisa-                   werden (s. Abbildung 4).                                 4.1 Anforderungen an Kennzahlen                              konkreten Organisationsstruktur sind die Kennzahlen
      tionseinheiten erfordert jedoch zunächst eine klare                    Watzka (2017) nennt dabei zwei Voraussetzungen                                                                     dann so auszuwählen, dass sie die Leistung der
      Strukturierung der Ziele für alle Unternehmensebe-                  für eine funktionierende Zielkaskadierung:               für die Entgeltgestaltung                                    Mitarbeiter innerhalb eines bestimmten Arbeitssys-
      nen, d. h. die Ableitung unterer Ziele aus den oberen                                                                                                                                     tems bzw. Prozessabschnittes erkennbar widerspiegeln
      Zielen unter Berücksichtigung der zwischen ihnen                    ■■ Zweck-Mittel-Beziehung in der vertikalen Betrach-     Die Anknüpfung der Entgeltwirkung ist prinzipiell an         und ihre Steigerung gewollt ist. Wenn beispielsweise
      bestehenden Wechselwirkungen.                                          tung: Ziele untergeordneter Abteilungen dienen        jeder Stelle der Zielstruktur denkbar, sowohl auf            aufgrund betrieblicher Gegebenheiten eine Arbeits-
         Die Erarbeitung einer Zielstruktur (auch:                           der Zielerreichung der nächsthöheren Abteilung.       individueller, auf gruppen-/bereichsbezogener als            aufgabe in einem vorgegebenen Taktrhythmus zu
      Zielkaskade) beginnt mit der Definition der Unter-                  ■■ Widerspruchsfreiheit in der horizontalen Betrach-     auch auf Unternehmensebene.                                  erledigen ist, eignen sich mengenbezogene Kennzah-
      nehmensziele. Diese sollten klar formuliert werden,                    tung: Ziele innerhalb einer Abteilung widerspre-         In der Praxis haben sich jedoch einige Rahmen­            len eher weniger, da in diesem Fall eine Steigerung
      um Ansätze zur Ableitung von Kennzahlen in den                         chen sich nicht gegenseitig.                          bedingungen als Voraussetzung für entgeltrelevante           der Mengenleistung des Einzelnen nicht gewollt oder
      Unternehmensbereichen zu bieten. Die Unterneh-                                                                               Kennzahlen bewährt, die nachfolgend in Anlehnung             nicht möglich ist. In solchen Fällen kann z. B. der
      mensziele werden schrittweise entlang der Hierar-                   In der betrieblichen Praxis gibt es durchaus Fälle, in   an ifaa (2000) dargestellt werden.                           Einsatz qualitätsbezogener Kennzahlen sinnvoller sein.
      chieebenen (vertikal) und Organisationseinheiten                    denen konkurrierende, also scheinbar widersprüch­
      (horizontal) aufgegliedert, sodass konkrete Ziele                   liche Ziele verwendet werden, um ein betriebswirt-
                                                                                                                                   Beeinflussbarkeit                                            Aufwand
                                                                                                                                   Die gewählte Kennzahl sollte durch den Mitarbeiter           Der Aufwand für die Generierung, Erfassung, Aufbe-
                                                                                                                                   im Rahmen der Ausführung seiner Arbeitsaufgabe               reitung, Meldung und Darstellung der Kennzahlen ist
                                               Führungsebenen           Zielebenen                                                 zumindest teilweise beeinflussbar sein. Hierbei geht         abhängig von den an ihre Wirksamkeit gestellten
                                                                                                                                   es insbesondere um eine positive Beeinflussbarkeit,          Ansprüchen und von den technischen und organisa-
                                                                                                                                   d. h., er sollte in der Lage sein, durch persönliche Leis-   torischen Voraussetzungen ihres Einsatzes zu bewer-
                                                                                                                                   tungssteigerung gegenüber einer zu vereinbarenden            ten. Zwecks eines langfristigen und aufwandsarmen
                                                                                                                                   Bezugsleistung1 die Kennzahl zu verbessern.                  Betriebs des Leistungsentgeltsystems ist zunächst zu
                                       Unternehmen                               Unternehmensziele
                                                                                                                                       Grundsätzlich sind relevante Kennzahlen häufig           prüfen, welche Kennzahlen im Rahmen des Control-
                                                                                                                  Zweck-Mittel-    von vielen Faktoren abhängig, von denen die korrek-          lings, der Prozessverbesserung oder anderer betrieb-
                                                                                                                  Beziehung        te und effiziente Aufgabenerfüllung durch den                licher Funktionen und Maßnahmen ohnehin erhoben
                                    Bereich                                              Bereichsziele                             betrachteten Mitarbeiter nur eine Komponente ist.            und auf welcher Detaillierungsstufe sie ausgewertet
                                                                                                                                   Äußere Einflüsse wie das Kundenverhalten oder das            werden. Bestenfalls lassen sich hier Synergien nutzen
                                                                                                                                   Verhalten der Kollegen können ebenfalls dazu
                                                                                                                                   beitragen, dass eine Kennzahl sehr hoch oder niedrig
                                                                                                                                   ausfällt. Die Idealvorstellung einer Kennzahl, die
                                                                                                                                   vollständig und ausschließlich durch die Arbeit eines
          Team/Mitarbeiter                                                                           Team-/Mitarbeiterziele
                                                                                                                                                                                                1
                                                                                                                                                                                                 Die Bezugsleistung stellt in diesem Zusammenhang die
                                                                                                                                   betrachteten Beschäftigten beeinflusst wird, findet          Ausgangsleistung dar, also das »normale« Leistungsniveau, das
                                                                                                                                   sich in der Praxis heute kaum noch wieder. Die Idee          mindestens erreicht werden sollte. Sie ist in Tarifverträgen der
                                                                                                                                   rührt ursprünglich aus der Akkordarbeit, in der die          Metall- und Elektroindustrie definiert als diejenige Leistung, die
                                                                                                                                   Kennzahl »mengenmäßiger Output« bei rein manu­               »bei menschengerechter Gestaltung von Arbeitsplatz, Arbeits­
                                                                                                                                                                                                ablauf und Arbeitsumgebung von durchschnittlich geeigneten
                                                         Widerspruchsfreiheit                                                      ellen Tätigkeiten und unter Voraussetzung eines              Beschäftigten ohne gesteigerte Anstrengung auf Dauer zu
                                                                                                                                   entsprechenden Materialnachflusses tatsächlich               erreichen ist.« (Tarifliche Bezugsbasis der Entgeltregelung,
      Abbildung 4: Organisations- und Zielstruktur (in Anlehnung an ifaa 2000, S. 39)                                              vollständig durch den Arbeiter beeinflusst werden            § 3 Entgeltrahmenabkommen Baden-Württemberg)

16   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                                             ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   17
4.2 Unternehmensbezogene                                     entsprechend geringes (oder kein) Leistungsentgelt                     ■■ Erfolgsbeteiligungen werden fast ausschließlich an
                                                                    Kennzahlen                                                   ausgeschüttet.                                                            die Stammbelegschaft mit einer zuvor definierten
                                                                                                                              ■■ Selektionsfunktion: Erfolgsorientierte Leistungs-                         Mindestdauer der Betriebszugehörigkeit gezahlt.
                                                                    Auf oberster Unternehmensebene finden sich häufig            entgelte sprechen insbesondere diejenigen Be-                          ■■ Die Basis bildet in der Regel ein zwischen den

                                                                    erfolgs- oder ertragsorientierte Ziele, die in Kenn-         schäftigten an, die an die Zukunft des Unterneh-                          Betriebs- oder Tarifparteien ausgehandelter
                                                                    zahlen bzw. Kenngrößen wie dem Jahresüberschuss,             mens glauben und bereit sind, mit einem gewissen                          Kollektivvertrag (z. B. Betriebsvereinbarung oder
                                                                    EBIT oder dem EBITDA den Erfolg des gesamten                 unternehmerischen Risiko umzugehen — häufig ist                           Tarifvertrag).
                                                                    Unternehmens bzw. der betrachteten Unterneh-                 das genau die Zielgruppe, die Unternehmen                              ■■ Bemessungsgrundlage für die Höhe des Erfolgs­

                                                                    mensgruppe widerspiegeln. Variable Sonderleistun-            gewinnen möchten.                                                         entgelts sind in erster Linie finanzwirtschaftliche
                                                                    gen, die abhängig von der Erreichung solcher                                                                                           Kennzahlen (einzeln oder kombiniert), z. B. EBIT,
                                                                    Kennzahlen an die Mitarbeiter ausgeschüttet               Konzeptionell war das Erfolgsentgelt ursprünglich                            EVA oder Umsatzrendite. Häufig werden »Mindest-
                                                                    werden, sind in der Praxis weit verbreitet. Insbeson-     insbesondere für das obere Management angedacht,                             schwellen« festgelegt, die für eine Auszahlung
                                                                    dere Großunternehmen der chemischen Industrie,            da hier ein direkter Einfluss auf Unternehmens-                              erreicht werden müssen.
                                                                    des Bankgewerbes sowie die deutschen Automobil-           oder Bereichsergebnisse möglich ist. Zunehmend
                                                                    hersteller nutzen diese Art der Vergütung. In der         wird es jedoch auch im tariflichen Bereich genutzt.                       Abbildung 6 zeigt die am weitesten verbreiteten
                                                                    Metall- und Elektroindustrie schütten knapp die           So sind Erfolgsentgelte beispielsweise in der chemi-                      Kennzahlen, die der erfolgsorientierten Vergütung
                                                                    Hälfte aller Unternehmen erfolgsbezogene Zahlun-          schen Industrie und dem Bankgewerbe als tarifliche                        zugrunde gelegt werden. Am häufigsten findet sich
                                                                    gen aus, wobei der Anteil mit steigender Führungs-        Entgeltkomponenten festgelegt. In der Metall- und                         hier die Kennzahl EBIT (Earnings before Interest and
      Abbildung 5: Visualisierung von Kennzahlen in der Fertigung   ebene wächst (ifaa 2017).                                 Elektroindustrie gelten Erfolgsbeteiligungen bis auf                      Taxes, deutsch: Gewinn vor Zinsen und Steuern),
                                                                                                                              wenige Ausnahmen als übertarifliche Leistung.                             deren Berechnung sich nach Wöhe et al. (2016)
                                                                                                                              Insbesondere in diesem Bereich (der tariflich Be-                         wie folgt ergibt:
      bzw. können Kennzahlen für die Entgeltgestaltung              4.2.1 Erfolgskennzahlen                                   schäftigten) ist die Beeinflussbarkeit der erfolgsori-
      genutzt werden, die bereits im Unternehmen vor-               Eine kürzlich im Auftrag des Bundesministeriums für       entierten Kennzahlen als gering einzustufen. In der                       EBIT
      handen sind.                                                  Arbeit und Soziales (BMAS) durchgeführte Studie           Praxis werden diese daher häufig mit weiteren,                            = Umsatzerlöse
                                                                    zeigt, dass vom Unternehmens- oder Teamerfolg             bereichsbezogenen oder individuellen Kennzahlen                           ± Bestandsveränderungen
                                                                    abhängige Zahlungen an Bedeutung gewinnen. So             kombiniert.                                                               + aktivierte Eigenleistungen
      Qualität der Basisdaten                                       steige die Arbeitszufriedenheit und das Commitment           Haipeter und Slomka (2014) haben weitere empiri-                       – Materialaufwand
      Die Wirksamkeit von Kennzahlen zur Steuerung des              gegenüber dem Unternehmen, wenn die variable              sche Befunde zur Nutzung erfolgsbezogener Kennzah-                        – Personalaufwand
      Leistungsverhaltens ist stark von der Qualität der            Vergütung stärker am Erfolg des Gesamtunterneh-           len für die Entgeltgestaltung zusammengetragen:                           – Abschreibungen auf das Anlagevermögen
      Eingangsdaten (insbesondere bezüglich Aktualität              mens bemessen wird (BMAS 2018).                                                                                                     – sonstige betriebliche Aufwendungen
      und Nachvollziehbarkeit) abhängig.                                Weitere Vorteile des Einsatzes erfolgsorientierter    ■■   Die Auszahlung erfolgt meist als jährliche Sonder-                   + sonstige betriebliche Erträge
                                                                    Leistungsentgelte sind (in Anlehnung an Trost 2018):           zahlung, entweder in Form eines einheitlichen                        + Zuschreibungen zum Anlagevermögen
                                                                                                                                   Betrags oder nach Entgeltgruppen gestaffelt.                         + Erträge aus Finanzanlagen
      Visualisierung                                                ■■ Stärkung der Zusammenarbeit: Durch die Heraus-
      Die genutzten Kennzahlen sollten so aufbereitet                  stellung des gemeinschaftlichen Erfolgs, an dem
      werden, dass sie die Adressaten mit der größtmögli-              alle Beschäftigten partizipieren, entsteht ein                                 9
      chen Wirkung erreichen. Häufig werden hierzu                     höherer Anreiz zur Kooperation und Unterstützung
      Anzeigen in der Fertigung verwendet, die Mitarbeiter             auch über Abteilungsgrenzen hinweg.                                            8
      über die aktuelle Ergebniserreichung und Trends (ggf.         ■■ Stärkung der Identifikation: Ziel von Erfolgsentgel-
                                                                                                                                                      7
      sogar in Echtzeit) informieren (s. Abbildung 5). Darü-           ten ist es auch, dass Beschäftigte sich intensiver
                                                                                                                                                      6
      ber hinaus wird empfohlen, nicht nur Zahlen, sondern             mit dem Unternehmen, seiner Entwicklung und

                                                                                                                                   Anzahl Nennungen
      einfache visuelle Zeichen zu verwenden, um über den              seinem Erfolg auseinandersetzen und identifizie-                               5
      gegenwärtigen Zustand des Prozesses zu informieren.              ren. Hängt ein Teil der eigenen Vergütung bei-
                                                                                                                                                      4
      So kann beispielsweise ein lächelnder Smiley angezeigt           spielsweise an Aktienverläufen oder Gewinnen,
      werden, wenn sich die Produktion im Plan befindet.               werden Beschäftigte diese häufiger prüfen, als                                 3
                                                                       wenn das nicht der Fall wäre. Damit rückt die
                                                                                                                                                      2
                                                                       Entwicklung des Unternehmens immer wieder
      Variabilität                                                     in das Bewusstsein.                                                            1
      Nicht zuletzt ist, aufgrund der wachsenden Dynamik            ■■ »Atmendes« Unternehmen: Das unternehmerische
                                                                                                                                                      0
      der Märkte, eine Variabilität der Kennzahlen vorzu­              Risiko wird zu einem Teil auf mehrere Schultern                                      EBIT/      EVA/     Umsatz-    ROCE   EBT         Jahres-     Divi-   EBITDA         Free         keine
      sehen. Diese müssen sich analog zu Unterneh-                     verteilt. Geht es dem Unternehmen gut, erhalten                                    Operation   Wert-     rendite/                     überschuss   dende                  Cash       genannt/
                                                                                                                                                           Profit     beitrag     ROS                                                            Flow          zu
      menszielen anpassen können. Bei der Vereinbarung                 die Beschäftigten ein hohes Leistungsentgelt.                                                                                                                                       bestimmen
      der betrieblichen Kennzahlen ist daher von vornher-              Musste das Unternehmen dagegen Verluste
      ein auch der entsprechende Zeithorizont festzulegen.             einfahren, wird auch an die Beschäftigten ein          Abbildung 6: Bemessungsgrundlage für erfolgsorientierte Vergütung (Haipeter und Slomka 2014)

18   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                                                  ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   19
facher mit dem Betriebsrat zu vereinbaren. Dies ist               enz um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr. Bei einer
           Beispiel: Bau eines Kraftwerkes                                                                                         insbesondere dann der Fall, wenn Tarifverträge eine               Steigerung des Personalaufwands um 11 % stieg die
           Das vorliegende Beispiel betrachtet den Bau eines Kraftwerks mit einer Bauzeit von 5 Jahren und einem                   erfolgsbezogene Hauptkennzahl für die Entgeltge-                  Kennzahl »Rohergebnis zu Personalaufwand« um
           Wert von 5.000 Tsd. Euro. Die Schlussrechnung wird im letzten Jahr gestellt, die Gesamtkosten belaufen                  staltung ausschließen.                                            4,4 %, was auf eine überproportionale Steigerung
           sich auf 4.500 Tsd. Euro. Der Bau des Kraftwerks und die Kosten verlaufen in diesem vereinfachten                          Die Kennzahl »Rohergebnis« wird insbesondere                   des Rohergebnisses zurückzuführen ist. Diese
           Beispiel linear. Das Unternehmen beschäftigt 50 Mitarbeiter.                                                            dann interessant, wenn ihre Veränderung zum Vorjahr               Steigerungen können auf eine gestiegene Effizienz
                                                                                                                                   betrachtet und der Grad der Veränderung als Maßstab               im Unternehmen hindeuten.
                                                                                    2019     2020    2021     2022    2023         für die Entgeltgestaltung herangezogen wird.                          Das Unternehmen B hat im Vergleich zum Vorjahr
                     Umsatzerlöse (in Tsd. Euro)                                      0        0       0       0      5 000           Die Veränderungsrate ist branchen- und betriebs-               seinen Umsatz um 2,7 % und seine Gesamtleistung
                     Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und                                                       größenübergreifend vergleichbar, auch dann wenn                   um 2,2 % gesteigert. Für das Rohergebnis ergab sich
             +/–                                                                     900      900     900     900     -3 600
                     unfertigen Erzeugnissen (in Tsd. Euro)                                                                        das eigentliche Rohergebnis aufgrund unterschiedli-               eine Steigerung von 4,6 %. Der Personalaufwand
              +      andere aktivierte Eigenleistungen (in Tsd. Euro)                 0        0       0       0        0          cher Rahmenbedingungen (z. B. der Personal- oder                  erhöhte sich um 5,4 % und die Anzahl der Mitarbei-
                                                                                                                                   Materialintensität) nicht vergleichbar ist. Dies soll an          ter um 4,5 %. Auch hier werden die Entwicklungen
              +      sonstige betriebliche Erträge (in Tsd. Euro)                     0        0       0       0        0
                                                                                                                                   nachfolgendem Beispiel deutlich gemacht werden.                   für die Kennzahlen »Rohergebnis je Mitarbeiter« und
              =      Gesamt­leistung (in Tsd. Euro)                                  900      900     900     900     1 400                                                                          »Rohergebnis zu Personalaufwand« betrachtet. Je
              –      Gesamtaufwand (in Tsd. Euro)                                    900      900     900     900      900                                                                           Mitarbeiter wurde ein Rohergebnis von 74,5 Euro im
              =      Gewinn oder Verlust (in Tsd. Euro)                               0        0       0       0       500         Rechenbeispiel zum Rohergebnis                                    Vergleich zu 74,4 Euro im Vorjahr erwirtschaftet.
                                                                                                                                   Tabelle 3 zeigt zwei Unternehmen, die unterschied­                Setzt man das Rohergebnis jedoch in Verhältnis zum
           Tabelle 2: Fallbeispiel Kraftwerksbau
                                                                                                                                   liche Entwicklungen der Kennzahlen »Rohergebnis zu                genannten Personalaufwand, wird eine Reduzierung
                                                                                                                                   Personalaufwand« bzw. »Rohergebnis je Mitarbeiter«                der Personaleffizienz um 0,7 % gegenüber dem
           Es wird deutlich, dass in 4 von 5 Jahren weder Umsatzerlöse noch ein Gewinn anfallen. Würde also in                     aufweisen.                                                        Vorjahr sichtbar. Obwohl das Rohergebnis je Mitar-
           diesem vereinfachten Fall die Kennzahl »Umsatz pro Mitarbeiter« berechnet werden, so wäre das Ergebnis                      Das Unternehmen A hat im Vergleich zum                        beiter sich absolut gesehen um 0,1 Euro erhöht hat,
           4 Jahre lang 0 Euro/Mitarbeiter und im letzten Jahr 100 Tsd. Euro/Mitarbeiter, was die Realität nicht                   Vorjahr seinen Umsatz um 10,3 % und seine Ge-                     hat sich der Aufwand für diese Mitarbeiter überpro-
           wirklich abbilden würde.                                                                                                samtleistung um 12,1 % steigern können. Für das                   portional erhöht, sodass das Rohergebnis im Bezug
                                                                                                                                   Rohergebnis ergab sich eine Steigerung von 16,0 %.                zum Personalaufwand gesunken ist. Das kann auf
                                                                                                                                   Der Personalaufwand erhöhte sich um 11 % und die                  Ineffizienzen innerhalb der Prozesse hindeuten.
                                                                                                                                   Anzahl der Mitarbeiter um 5,7 %. Interessant sind                     Aus den Beispielen wird deutlich, dass sowohl
      4.2.2 Praxisbeispiel »Rohergebnis«                                   + sonstige betriebliche Erträge                         diese Entwicklungen für die Kennzahlen »Rohergeb-                 eine Steigerung des Umsatzes als auch des Roher-
      Die Bildung erfolgsbezogener Kennzahlen auf Basis                    – Materialaufwand                                       nis je Mitarbeiter« und »Rohergebnis zu Personal-                 gebnisses nicht zwingend etwas über die Effizienz im
      von Umsatzerlösen bzw. Gewinnen, wie sie im                                                                                  aufwand«. Je Mitarbeiter wurde ein Rohergebnis                    Unternehmen aussagt. Erst wenn dieses Rohergebnis
      vorherigen Kapitel dargestellt wird, ist in vielen                   Das Rohergebnis ist somit die Größe, die für die        von 163,5 Euro im Vergleich zu 149 Euro im Vorjahr                in Relation zu den Input-Faktoren (Anzahl Mitarbei-
      Unternehmen verbreitet. Insbesondere bei Unter­                      Deckung aller betrieblichen Aufwendungen zur            erwirtschaftet. Dies entspricht einer Steigerung                  ter, Personalaufwand) gesetzt wird, lassen sich
      nehmen, die ein Produkt über einen längeren                          Verfügung steht, unabhängig von Schwankungen            von 9,7 %. Das Rohergebnis im Verhältnis zu den                   Aussagen über die Entwicklung der Effizienz treffen.
      Zeitraum fertigten, kann dies jedoch zu Fehlinter­                   der Materialpreise und der zugekauften Leistungen.      Personalkosten zeigt, dass für jeden Euro Personal-                   Bei einer solchen Betrachtungsweise kann man
      pretationen führen, wie in oben dargestelltem                        Wird das Rohergebnis in Bezug zu den Anwesen-           aufwand fast 2 Euro Rohergebnis erwirtschaftet                    zudem unterstellen, dass alle etwaigen Ereignisse, die
      Beispiel verdeutlicht wird.                                          heitsstunden aller Beschäftigten einschließlich         wurden. Dies ist eine Steigerung der Personaleffizi-              häufig als Probleme aufgeführt werden (z. B. fehlen-
                                                                           Zeitarbeitnehmer gesetzt, gibt diese Kennzahl den
      In Fällen wie dem oben beschriebenen werden                          erwirtschafteten Stundensatz an, der von allen
      alternative Kennzahlen, wie die Gesamtleistung oder                  Mitarbeitern in ihrer Anwesenheitszeit erwirtschaf-                                                          Unternehmen A                              Unternehmen B
      das Rohergebnis empfohlen. Die Gesamtleistung ist                    tet wurde — sie ist eine Effizienzkennzahl.                                                     Bezugsjahr      Vorjahr     Veränderung    Bezugsjahr       Vorjahr       Veränderung
      im Gegensatz zum Umsatz eine periodenbezogene                            Der wesentliche Vorteil dieser Kennzahl ist, dass    Kenngrößen
                                                                                                                                                                              (Bj)           (Vj)        Bj zu Vj        (Bj)            (Vj)          Bj zu Vj
      Größe und somit besser für periodenbezogene                          die im Betrachtungszeitraum erbrachte Leistung im
                                                                                                                                    Umsatz [Tsd. Euro]                       817,0          741,0       + 10,3 %        462,0           450,0           + 2,7 %
      Vergleiche geeignet. Auch das Rohergebnis wird                       Vordergrund steht und sie nicht durch nachgelager-
      periodenbezogen ermittelt und ist zudem bereinigt                    te Berechnungen (z. B. Investitionen, Abschreibun-       Gesamtleistung [Tsd. Euro]               899,0          802,0       + 12,1 %        465,1           454,9           + 2,2 %
      um die Positionen des Materialaufwands.                              gen, Zinsen) beeinflusst wird. Dadurch ist sie für       Materialaufwand [Tsd. Euro]              405,0          376,0        + 7,7 %         73,0           80,0            - 8,8 %
          Die Berechnung des Rohergebnisses erfolgt nach                   Beschäftigte leichter nachvollziehbar als beispiels-     Rohergebnis [Tsd. Euro]                  494,0          426,0       + 16,0 %        392,1           374,9           + 4,6 %
      § 276 HGB für kleine und mittelgroße Kapital­                        weise die Kennzahlen Jahresüberschuss oder Bilanz-
                                                                                                                                    Personalaufwand [Tsd. Euro]              252,0          227,0       + 11,0 %        314,0           298,0           + 5,4 %
      gesellschaften nach der folgenden Formel:                            gewinn. Zudem ist das Rohergebnis ohnehin im
                                                                           Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung zu                Anzahl der Mitarbeiter                   3 022          2 860        + 5,7 %        5 261           5 036           + 4,5 %
      Rohergebnis                                                          ermitteln, was den Anforderungen hinsichtlich einer      Kennzahlen
      = Umsatzerlöse                                                       aufwandsarmen Ermittlung gerecht wird. Die               Rohergebnis je Mitarbeiter [Euro]        163,5          149,0       + 9,7 %          74,5           74,4           + 0,1 %
      ± Erhöhung oder Verminderung des Bestands                            Veröffentlichung und Art der Errechnung sind im
                                                                                                                                    Rohergebnis zu Personalaufwand [%]       196,0          187,7         + 4,4         124,9          125,8             - 0,7
        an fertigen und unfertigen Erzeugnissen                            Handelsgesetzbuch einheitlich definiert. Aufgrund
      + andere aktivierte Eigenleistungen                                  dessen ist die Kennzahl in vielen Fällen auch ein­      Tabelle 3: Rechenbeispiel Rohergebnis

20   ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt                                                                                                                                                                            ifaa | Kennzahlenbasiertes Leistungsentgelt   21
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