Kirche und Welt - Talks zur Jährlichen Konferenz 05/2021 - EMK Schweiz
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05/2021 Kirche und Welt Talks zur Jährlichen Konferenz Interviews mit Hintergründen und persönlichen Einschätzungen SEITE 10–11
4 12 22 INHALT 4 15 Neuanfang mit einem Herzen voller Träume in Ełk David Field ist neuer Ökumenereferent des Bischofsrats «In Partnerschaft mit anderen haben wir Mit einer globalen ökumenischen ‹das Reich Gottes verkündet›» Perspektive 7 16 Ermutigende Begegnungen in Rumänien Start des neuen Angebots der Bethesda Weg-Gemeinschaft war ein Erfolg Alles anders «Im Ruhestand will ich zufrieden aussehen» 8 Eine hilfreiche Themenwoche in Schaffhausen «Komplexe Inhalte dosiert vermittelt» 17 SchöpfungsZeit 2021 Ströme lebendigen Wasser 10 Interviews mit Hintergründen und persönlichen Einschätzungen Talks zur Jährlichen Konferenz 18 Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft zur «Ehe für alle» Die Ungleichbehandlung aufheben 12 Mit Ihrer Unterstützung kann Connexio hope junge Menschen ganzheitlich fördern 22 Jetzt junge Menschen stärken! Wo Menschen aus der LGBTQIA+-Gemeinschaft einen sicheren Ort finden «Safe place to be» 14 Begegnungstage Leben 55+ in Interlaken Tore zum Leben – «Lebensübergänge bewusst gestalten» 2 Kirche und Welt Nr. 05/2021
Gedanken aus Kirche und Gesellschaft Vielklang Editorial Was passiert, wenn man ein Klavierkon- zert von Béla Bartók in seine einzelnen Liebe Leserin, lieber Leser Stimmen zerlegt und diese mit unter- Wir haben einen Sommer erlebt, der vielerorts regelrecht schiedlichen Klangfarben wiedergibt? «ins Wasser gefallen» ist. Das Regenwasser, das gefallen ist, Ein solches Erlebnis wurde mir zuteil an führte mancherorts gar zu katastrophalen Verhältnissen. einem Kammermusikkonzert in Hondrich, Zugleich litten weite Teile von Südeuropa unter einer ebenso nachdem solche Events im kleinen Rah- katastrophalen Hitzewelle. men wieder möglich wurden. Fünf junge Der Anfang August veröffentlichte sechste Bericht des Kli- Musikschaffende, vereint in der Formation marates IPPC beschreibt, wie diese Extremereignisse Teil «Blattwerk», gaben mit grosser Spielfreu- der grundlegenden Veränderungen sind, die als «Klimawan- de einen faszinierenden Vielklang zum del» oder «globale Erwärmung» verhandelt werden. Der Pro- Besten. Facettenreich und unglaublich dy- zess schreitet schneller voran als befürchtet. namisch erklang das «Klavierkonzert» aus Im September und Oktober feiern die Kirchen in der Schweiz Klarinette und Saxophon, Fagott, Bass- die SchöpfungsZeit. Diese reduziert sich in den meisten me- klarinette und Oboe. Der Vielklang dieser thodistischen Gemeinden vermutlich auf das «Erntedank- Schöpfung wurde sinnlich wahrnehmbar fest». Kornfelder, die nicht abgeerntet werden konnten, oder vor Ohren geführt. Gemüsefelder, deren Ertrag aufgrund der anhalten Feuchtig- Ist das nicht ein akustisches Gleichnis für keit zu faulen begann, führen dieses Jahr deutlich vor Augen, den Vielklang der Kulturen, der unter- dass eine nährende Ernte auch ein Geschenk ist. schiedlichen Menschen, ja der ganzen Dennoch frage ich mich: Ist unser Dank zu «kleinräumig» geschöpflichen Mitwelt? In unverwechsel- und «egoistisch»? Machen die Feiern uns einfach zufrieden, baren eigenen Klangfarben folgen sie ei- mit dem, was wir haben, und schotten uns ab gegen drin- ner geheimnisreichen Partitur, welche sie gend notwendige Veränderungen? Haben sie wirklich Kon- in wunderbarem Spiel und dynamischer sequenzen für ein Handeln, das einen von der Hoffnung des Spannung zusammenfügt. Glaubens getragenen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung Also: Ohren und Herzen auf! Denn wer leistet – auch wenn das mit Einschränkungen und Kosten Ohren hat, zu hören … verbunden ist? ERNST HUG Ihr Sigmar Friedrich Redaktor Kirche und Welt Nr. 05/2021 3
Zentralkonferenz AGENDA FREITAG BIS SONNTAG, 3. BIS 5. SEPTEMBER Pilgerwochenende Reckingen – Brig Infos/Anmeldung: LINK pundw.ch, Walter Wilhelm, mail@pundw.ch SAMSTAG., 4. SEPTEMBER Informationstag Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis 9 bis 12.30 Uhr, EMK Zürich Zelthof Infos/Anmeldung: GemeindeEntwicklung, 044 299 30 87, gemeindeentwicklung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 11. SEPTEMBER Religion in Geschichte und Gegenwart Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis 13.30 bis 17, Zürich, Badenerstrasse 69 Dariusz Zuber (m.): «Heute besteht unsere Infos/Anmeldung: GemeindeEntwicklung, Gemeinde hauptsächlich aus neuen Leuten.» 044 299 30 87, gemeindeentwicklung@emk-schweiz.ch Neuanfang mit einem Herzen voller Träume in Ełk SONNTAG, 12. SEPTEMBER Nature of God «In Partnerschaft mit anderen haben wir ‹das EMK Young 19 bis 20 Uhr, EMK Thun Infos: LINK emk-young.ch/thun SAMSTAG, 25. SEPTEMBER Letʼs Love Reich Gottes verkündet›» Vertiefungs- und Inspirationstag für junge Paare 14 bis 20 Uhr, 3x3 EMK, Hunzenschwil VON URS SCHWEIZER Infos/Anmeldung: LINK emk-young.ch/path-landing-page/letslove/ Als Dariusz und Monika Zuber im Juli 2012 als Pastoren-Ehepaar nach Ełk im Nordosten Polens kamen, hatten sie viele Träume. Aber sie hatten auch Augen, SAMSTAG., 23. OKTOBER Seelsorge die die Wirklichkeit sahen. Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis 9 bis 17 Uhr, EMK Burgdorf Der Start an ihrem neuen Dienstort hätte für Dariusz und Monika Zuber einfacher Infos/Anmeldung: GemeindeEntwicklung, sein können. Definitiv. Es war nicht nur so, dass die kirchlichen Räume in Ełk 044 299 30 87, über Jahre hinweg vernachlässigt worden waren und nach einer Erneuerung gemeindeentwicklung@emk-schweiz.ch schrien. Auch die Gemeinde sehnte sich nach neuem Leben. SONNTAG, 24. OKTOBER Herbstpilgerwanderung bei Flums/Mels Renovationen und Reparaturen Pilgern in den vier Jahreszeiten Abgesehen von den Gottesdiensten hatten zuletzt kaum noch Aktivitäten statt- Infos/Anmeldung: LINK pundw.ch, gefunden. Das Pastoren-Ehepaar war vom Wunsch beseelt, John Wesleys Aus- Walter Wilhelm, mail@pundw.ch sage umzusetzen: «Es gibt kein anderes Evangelium als das soziale Evange- SAMSTAG, 13. NOVEMBER lium!» Doch die ersten Jahre waren vor allem geprägt von Renovationen, Theologie Altes Testament Reparaturen und Gesprächen mit Menschen, die nicht mehr in die Kirche gin- Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis gen. «Das war eine sehr schwierige Zeit für mich und meine Familie», sagt 9 bis 17 Uhr, EMK Aarau Dariusz Zuber rückblickend. Infos/Anmeldung: GemeindeEntwicklung, 044 299 30 87, gemeindeentwicklung@emk-schweiz.ch Kirche mit offenen Herzen Der junge Pastor hatte die Vision einer Kirche mit offenen Türen, offenen Herzen und einem offenen Geist. Er sah eine Gemeinschaft, die sich nicht nur für eine positive geistliche Entwicklung der Menschen einsetzt, sondern die sich auch 4 Kirche und Welt Nr. 05/2021
Zentralkonferenz sozial und kulturell engagiert. Eine Kirche, die die Gesell- schaft mitprägt und ein Stück Welt verändert. Partnerschaften aufbauen Aber was tun, wenn man zwar eine Vision hat und konkrete Ideen zum Handeln, wenn aber viele Hände zum Arbeiten aus Altersgründen zu schwach sind – oder sogar gänzlich fehlen? «Sich für andere öffnen!», so bringt es Dariusz Zuber auf den Punkt. Das Pastoren-Ehepaar lud zur Umsetzung der Ideen nicht nur Gemeindemitglieder ein, sondern vor allem auch gemeinnützige Organisationen sowie städtische Einrichtun- gen (Bibliothek, Historisches Museum, Rathaus). Gottes Spuren entdecken «In Partnerschaft mit anderen haben wir ‹das Reich Gottes verkündet›, indem wir zum Beispiel Wohltätigkeitskonzerte, Dariusz und Monika Zuber Kurse der Universität des Dritten Lebensalters, Film-Diskus- mit ihren drei Kindern. sions-Clubs oder Programme für Kinder und Jugendliche organisierten.» Damit verbunden war eine wichtige Lerner- fahrung: «Die Offenheit gegenüber anderen Gruppen und hat unsere Kirche zu einem guten Ort gemacht, der den Dialog Vereinen hat uns gelehrt, Gutes und Spuren von Gottes Wir- lehrt und die Vielfalt verbindet, wo Tradition mit Modernität ken auch in der Tätigkeit sozialer Aktivisten und ihrer Or- und Jugend mit Reife zusammenwachsen. Unsere Gemeinde ganisationen zu sehen.» hat sich einen guten Ruf als offene und kooperative Kirche er- worben, die nicht nur ihre Mitglieder, sondern alle Bedürftigen Die Veränderungen greifen unterstützt.» Dabei denkt er an die Beratungsstelle für Men- Die EMK in Ełk wurde allmählich zu einem Ort für ganz unter- schen, die in Gewalt verwickelt sind. An die therapeutischen schiedliche Menschen guten Willens, die hoffnungsvolle Ideen Angebote für Suchtkranke, die seit einigen Jahren regelmässig haben und an einem vertrauensvollen Miteinander im Blick stattfinden. An den seit drei Jahren existierenden Kindergar- auf deren Verwirklichung interessiert sind. Der Aufbau sozia- ten, der von Mitgliedern der Gemeinde betrieben wird. Und an ler Programme sowie die Zusammenarbeit mit anderen Orga- viele weitere Dinge, die gewachsen sind. nisationen führten dazu, dass, nach entsprechenden Umbau- und Renovationsarbeiten, sehr funktionelle Räume für soziale, Die Gemeinde blühte auf kulturelle und katechetische Aktivitäten entstanden. Als sie nach Ełk gekommen sind, habe es nur zwei Kinder und einen jungen Menschen in der Gemeinde gegeben. Alle Durchhaltewillen war nötig anderen seien im Ruhestandsalter gewesen, oft enttäuscht So ermutigend diese Entwicklungen auch sein mögen – oder gar verbittert aufgrund schwieriger Erfahrungen der Dariusz Zuber weiss auch um Dürrezeiten, die ihm und seiner Vergangenheit. «Jetzt besteht unsere Gemeinde hauptsäch- Frau viel Durchhaltewillen abverlangten. Doch er ist über- lich aus neuen Leuten», sagt Dariusz Zuber. «Wir haben ein zeugt: «Am Beispiel von Jesus wird deutlich, dass unsere gutes Dutzend Kinder, Jugendliche, ein Lobpreisteam und Verantwortung darin besteht, die Werte von Gottes neuer Welt vor allem engagierte, offene Gemeindemitglieder, die unsere in den sozialen Kontext der Menschen einzuführen, ohne auf Gemeinschaft mitgestalten.» unmittelbare Ergebnisse zu warten – egal, ob damit eine be- Ein Herz voller Träume, übrigens, hat Dariusz Zuber noch wusste Hinwendung von Menschen zu Gott, neue Mitglieder immer. der Kirche, die Bildung neuer Gemeinden oder Veränderungen innerhalb von Beziehungen gemeint sind.» Während der letz- ten Jahre seines Dienstes habe er gelernt, geduldig zu sein IHRE SPENDE HILFT! und auf die Früchte der Bemühungen zu warten. «Oft zeigten Dariusz Zuber (43) lebt mit seiner Frau Monika (42) und drei sie sich erst Jahre später.» Kindern in Ełk. Die beiden sind verantwortlich für die Arbeit der EMK in Ełk, Pietky und Stare Juchy. Kooperative Kirche Mit Ihren Spenden für Pastorengehälter in Mittel- und Südeu- ropa unterstützen Sie den vielfältigen und weit in die Gesell- Ohne Hilfe hätten er und seine Frau es nicht geschafft, ist Da- schaft reichenden Dienst vieler Pastor:innen der EMK. riusz Zuber überzeugt. «In den Jahren meines Dienstes in Ełk Spenden an: Connexio hope, Zürich, IBAN CH52 0900 0000 hat Gott mich die Bedeutung der Zusammenarbeit gelehrt. 8753 7056 9, Projekt-Nr.: 20012 Unsere Arbeit, verbunden mit der Offenheit für neue Menschen, Kirche und Welt Nr. 05/2021 5
NACHTRAG SONDERBERICHT JK 2021 Pastorale Mitarbeitende im Ruhestand • Ruth Abächerli, Männedorf • Max Huber, Langnau a. A.* • Ueli Sennhauser, Sternenberg • Elsi Altorfer, Winterthur • Hugh Johnson, Le Poët Laval, F • Peter Siegfried, Kehrsatz • Abdenour Aït Abdelmalek, Algérie • Daniel Keo, Furdenheim, F * • Werner Steiner, Frutigen • Rahel Arn, Flawil • Bernhard Krebs, Enggistein • Peter Steiger, Thalheim an der Thur • Henri Bauer, Schiltigheim, F • Esther Kunz, Schaffhausen • Annemarie Studer, Burgdorf • Heidi Bebion, Männedorf * • Hans Lanz, Zürich • Theophil Tobler, Turbenthal • Pierre Bertololy, Bischheim, F * • Hanna Läng, Wettingen * • Kean Ung, Belp • Margrit Bieri, Interlaken * • Bernard Lehmann, Mulhouse, F • Christophe Waechter, St Rambert • Jean-Marc Bittner, Bourgneuf • Wilfried Meyer, Winterthur d’Albon, F * • Erich Bopp, Neuhausen am Rheinfall • Ruth Moesch, Bubikon • Myriam Waechter, St Rambert • Ernst Brunner, Zofingen • Frédéric Mohr, Männedorf d’Albon, F * • Lisbeth Brupbacher, Wichtrach • Daniel Nussbaumer, Château-d’Oex • Jean-Philippe Waechter, Arles, F • Josua Buchmüller, Basel • Daniel Osswald, Colmar, F • Joseline Waechter, Arles, F • Robert Budry, Hinwil • Evelyne Otge, Langlade, F • Ernst Wäfler, Thun • Peter Caley, Wallenwil • Johann Ottersberg, Solothurn • Hans-Ulrich Wenger, Thun * • Roger Correvon, Château d’Oex • Paul Pieren, Frutigen • Roland Wehrli, Küttigen • Jürg Eschbach, Burgdorf • Theo Rickenbacher, Köniz • Paul Wettstein, Moosseedorf • Urs Eschbach, Liestal • Andreas Röthlisberger, Windisch • Michel Weyer, Strasbourg, F • Werner Friedli, Hausen bei Brugg • Daniel Roman, Waltenheim-Zorn, F • Felix Wilhelm, Biel • Robert Frischknecht, Gränichen • Annemarie Roser, Riehen * • Hanna Wilhelm, Birsfelden • Willy Funtsch, Thun • Lienhard Roser, Aarau • Gerhard Winkler, Huttwil • Walter Gaberthüel, Naters • Martin Roth, Solothurn • Werner Wydler, Uster • Pierre Geiser, St Brévin l’Océan, F • Philippe Schaerer, Basel • Andreas Zimmermann, Thun * • Martin Geu, Löhningen • Barbara Schär, Basel • Ernst Gisler, Winterthur • Ernst Schär, Interlaken • Marc Gorin, Anduze, F • Robert Seitz, Strengelbach * Lokalpfarrer:innen im Ruhestand Kurz notiert Eheverständnis neu formuliert Taufe anerkannt Die britische Methodistenkirche hat an ihrer Konferenz Ende 2016 hat die Neuapostolische Kirche in der Schweiz das Juni mit einer überwältigenden Mehrheit einer Änderung Gesuch gestellt, sich der Riva San Vitale Erklärung zur der Definition von Ehe zugestimmt. Sie machte damit den gegenseitigen Taufanerkennung von 2014 anzuschliessen. Weg frei, dass methodistische Amtsträger:innen in Grossbri- Das Gesuch wurde von den damals sechs Unterzeichnen- tannien auch gleichgeschlechtliche Trauungen vollziehen den, darunter die EMK, angenommen und am 8. Juli 2021 können. Zugleich sucht die Änderung ernst zu nehmen, dass eine entsprechende Erklärung unterzeichnet. eine signifikante Minderheit von Methodist:innen dieser Än- derung nicht zustimmen kann. Es gebe in der Methodisten- kirche zwei Weisen, wie die Ehe verstanden werde, heisst es in der Resolution, nämlich «dass die Ehe nur zwischen einem Korrigendum Mann und einer Frau bestehen kann» und «dass die Ehe zwi- schen zwei beliebigen Menschen bestehen kann». Explizit In Ausgabe 04/2021 wurde Maurice Alig, Romanshorn, in hält die Resolution fest, dass die Britische Methodistenkirche der Liste der neu als Glieder der EMK aufgenommen Per- beide Auffassungen bejahe. Entsprechend werden Regelun- sonen aufgeführt. Das ist nicht zutreffend. gen vorgenommen, die die Gewissensfreiheit von Pfarrper- sonen schützen sollen, die keine gleichgeschlechtlichen Trauungen durchführen wollen. 6 Kirche und Welt Nr. 05/2021
Bischofsbüro Die Romagemeinde in Sibiu, Rumänien, vor dem Rohbau ihres neuen Gemeinschaftszentrums. Ermutigende Begegnungen in Rumänien Alles anders VON BISCHOF PATRICK STREIFF Gemeinden erhalten Raum In einer Romagemeinde stand ich vor wenigen Jahren mit Eine Woche nach dem Lockdown im März letzten Jahres dem Connexio-Vorstand auf einem Stück Land, das sie neu hatte ich eine Reise nach Rumänien geplant. Ich wollte die gekauft hatten. Sie träumten, dort ein Gemeinschaftszentrum dortigen Gemeinden wieder besuchen. Doch es kam anders. mit Kirchenraum zu bauen. Nun haben wir den Rohbau be- Ich verschob die Reise dann auf die Zeit nach der Jährlichen treten und gestaunt, wie viel bereits möglich geworden ist. Konferenz Bulgarien-Rumänien im September. Nach Bul- Und seit Anfang Juli kann die EMK in der nahegelegenen garien konnte ich reisen, doch in Rumänien hatte bereits Stadtgemeinde das Hotel, in dem sie bisher einen Gottes- die zweite Covid-Welle eingesetzt. Wieder nichts. dienstraum gemietet hatten, übernehmen. Sie werden es ei- genständig als Gemeinschaftszentrum und Kleinhotel wei- Ende März dieses Jahres war es noch immer undenkbar, terführen. Eine langjährige Vision hat sich verwirklicht. eine Jährliche Konferenz für die beiden Länder durchzu- Schön mitzuerleben, was Gott in und mit engagierten führen. Doch im Juni war eine Reise nach Rumänien mög- Christ:innen Neues schafft! Alles kann anders werden. lich. Mit meiner Frau haben wir die Gemeinden dort be- sucht. Für sie war es der erste Besuch in diesem Land. Für mich waren es fast überall bekannte Orte und Personen. Und doch: Was hat sich nicht alles seit meinem letzten Be- REISEKALENDER DES BISCHOFS such weiterentwickelt! Und wie viel schöner und motivie- – SEPTEMBER/OKTOBER – render ist es, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen und miteinander auszutauschen, als sich nur auf einem Bild- 1. bis 5. September | Varna Besuche und Jährliche Konferenz Bulgarien-Rumänien schirm digital zu sehen und zu hören. Sich physisch treffen 6. bis 12. September | Strumica zu können, macht alles anders. Besuche in Albanien und Jährliche Konferenz Serbien-Nordmazedonien-Albanien Gemeinde übernimmt Waisenhaus 3. bis 4. Oktober | Reutlingen Eine Gemeinde hat im letzten Jahr die Leitung eines Waisen- Theologische Hochschule Reutlingen 12. bis 17. Oktober | online hauses übernommen, nachdem die Sozialdienste mit der Fonds Mission in Europa und Europäischer Rat Schliessung und Verteilung der Waisen gedroht hatten, weil Methodistischer Kirchen das Heim so schlecht geführt worden war. Wir haben die 21. bis 26. Oktober | Cluj-Napoca RO Freude und Dankbarkeit der Kinder und Teenager erlebt, die Exekutivkomitee der Zentralkonferenz und Süd-Kabinett sich zum ersten Mal wirklich geliebt und wertgeschätzt fühlen. 28. bis 31. Oktober | Warschau Jährliche Konferenz Polen Sie kamen am Sonntag in den Gottesdienst, auch wenn sie vor einem Jahr noch sagten, sie würden nie an Gott glauben. Kirche und Welt Nr. 05/2021 7
EMK-News Eine hilfreiche Themenwoche in Schaffhausen «Komplexe Inhalte dosiert vermittelt» VON PETER SCHLATTER UND SF Das Konzept hat funktioniert Die Corona-Pandemie hatte den Verantwortlichen zusätzlich Zwischen dem 3. und 6. Juni führten das Ehepaar Debora einen Strich durch die Rechnung gemacht. Flexibilität war Sommer (introvertiert und hochsensibel) und Rolf Sommer gefragt. «Das Konzept mit einer Online-Vorbereitung, zwei (extrovertiert) in der EMK in Schaffhausen eine Gruppe zeitlich gestaffelten Seminarteilen und dem abschliessen- von knapp 20 Christ:innen aus der Region durch das «Drei- dem Gottesdienst machte es möglich, die komplexen Inhalte gestirn mit Potential»: Menschen die hochsensibel, intro- dosiert zu vermitteln», sagt Peter Schlatter rückblickend. vertiert oder extrovertiert sind. Das habe den Teilnehmer:innen immer wieder Zeit zum Nachdenken gegeben. Die meisten Teilnehmer:innen bei der Themenwoche der EMK in Schaffhausen befanden sich im dritten Lebensab- Ein starkes Team schnitt. Sie kannten sich mit der Thematik nicht aus. Die Die Teilnehmer:innen konnten sich vorgängig auf einer On- Herausforderung war gross, sich mit sich selbst zu beschäf- line-Plattform Grundlagenwissen aneignen und der Kurs- tigen. Alle haben mit sich gerungen, an sich gearbeitet und leiterin und dem Kursleiter Fragen stellen. Am ersten Kurs- zusammen Lösungsansätze erarbeitet. abend ging es dann um das Thema «hochsensibel». Der Samstagnachmittag war den Gegensätzen «extrovertiert» Es war ein Wagnis und «introvertiert» gewidmet. «Es war absolut spannend wie «Eine solche Seminarreihe mit einer noch nie angebotenen die beiden Kursleitenden im Team-Teaching jederzeit ihre Themenkombination zu lancieren, war für uns Organisa- so unterschiedlichen Veranlagungen praktisch auslebten», toren risikobehaftet», sagt Peter Schlatter. Er war im Vor- sagt Peter Schlatter. Besonders hilfreich sei die Offenheit bereitungsteam der EMK in Schaffhausen für die Abende. gewesen, in der Debora und Rolf Sommer über Erfahrungen «Wir wussten lange nicht, wie das Gefäss ankommen aus ihrem eigenen Familienleben berichteten. wird.» 8 Kirche und Welt Nr. 05/2021
EMK News chen befragt: Wie sie persönlich in ihrer 25-jährigen Ehe in STIMMEN VON TEILNEHMER:INNEN ihrer Familie mit der Thematik umgegangen sind, wie be- troffene Personen mit ihrer Veranlagung umgehen sollten «Aha, meine Empfindungen haben auch andere! Extrover- tierte reagieren schneller, sagen sofort etwas, kommen und wie sie die daraus sich ergebenden Talente in der Ge- dann irgendwann auf andere Ideen und müssen ihre Mei- meinde nutzen könnten. Wie eine Gemeinde mit diesen Un- nung wieder revidieren. Ich merkte, genau so bin ich! – terschieden umgehen kann und welche Herausforderungen Darüber ärgerte ich mich immer wieder.» (Stefan) als Chance gesehen werden könnten. «Ich hatte selten Verständnis für die Verschiedenartigkeiten anderer Menschen. Heute weiss ich, dass dies zu diesen Mutige und berührende Einblicke Menschen gehört – aber auch ich mit meinen Vorlieben bin Die Gottesdienstbesucher:innen erlebten mutige und berüh- gut, so wie ich bin.» (Elisabeth) rende Aussagen von Personen, die sonst meist im Hinter- grund aktiv sind. Die sehr persönlichen Antworten von De- «Ich spüre viel – zum Beispiel, wenn es einer Person bora und Rolf Sommer regten zum Nachdenken über das schlecht geht. Aber ich kann nicht auf den Menschen zuge- hen. Ich muss lernen, nicht zu viel zu denken, was andere eigene Verhalten an. Sie zeigten an praktischen Beispielen denken. Das ist nicht einfach, und das wiederholte Schei- die Herausforderungen in einer Gemeinde und wie diese tern tut weh. Ich werde versuchen, auf den Menschen zu- positiv aufgelöst werden könnten. Nicht nur die Aussagen, zugehen, auch wenn es weh tut! Die angesprochene Person sondern auch die Körpersprache verliehen ihrer Botschaft kann ja nicht mehr als nein sagen – und mir persönlich geht eine besondere Authentizität. es trotzdem gut!» (Martina) «Die Herausforderung von hochsensiblen Personen ist, ihre Vertrauensvoll weiter unterwegs Lebenskraft zu schützen. Andererseits konnte ich das Ver- Als Verantwortliche seien sie glücklich und dankbar, was sie halten meines Mannes nicht verstehen, dass er innerhalb mit den Teilnehmer:innen gemeinsam erleben durften, sagt einer grösseren Gruppe ‹auftanken› kann. Ich weiss heute, dass ich mein eigenes Empfinden nicht einfach anderen Peter Schlatter. «Wir vertrauen auf Gott, dass er den Teilneh- Menschen überstülpen darf.» (Kathrin) merinnen und Teilnehmern in ihrem Alltag helfen wird, ihre Vorhaben umzusetzen, und dass in der Gemeinde Heraus- forderungen einfacher aufgelöst werden können.» Sich selbst bewusst wahrnehmen Mit Einzel- oder Paararbeiten liessen Debora und Rolf Som- mer die Teilnehmer:innen immer wieder die eigene Situa- WEITER VERTIEFEN tion reflektieren und so die eigenen Gaben herausarbeiten. Diese bildeten dann die Grundlage, wie Herausforderungen Wer sich einen Eindruck vom abschliessenden, vielschichti- gen Gottesdienst verschaffen möchte, findet auf der Website im Gemeindeleben zu umschiffen und die Talente dort ein- der EMK Schaffhausen einen Mitschnitt vom Gottesdienst: gesetzt werden könnten. LINK emk-schaffhausen.ch/themenwoche Miteinander feiern Debora Sommer verarbeitet ihre Introversion/Hochsensibili- Ein Gottesdienst am Sonntag schloss die Themenwoche ab. tät durch ihr Schreiben. Sie selbst bezeichnet sich als «Wort- sammlerin». Aus ihrer Feder stammen mehrere Bücher zu Dieser war als «Interview-Gottesdienst» ausgestaltet. den oben erwähnten Themen, einige Bildbände mit lyrischen Teilnehmer:innen erzählten, was ihnen persönlich wichtig Texten und jeweils ein aktueller Kalender. Die Informationen geworden ist und was sie in ihrem Alltag davon umzusetzen hierzu finden sich auf ihrer Website: LINK deborasommer.com gedenken. Debora und Rolf Sommer wurden zu drei Berei- Debora und Rolf Sommer führten durch das Thema.
Jährliche Konferenz ANSCHAUEN Die Videos sind zu- sammengestellt und direkt abrufbar in der EMK-News-Meldung vom 29. Juni. Kurzlink: LINK is.gd/jk21_videos Sie finden die Videos auch im YouTube-Ka- nal der EMK Schweiz. Noch ist der dritte Stuhl leer: Sarina Ottersberg Kurzlink: LINK is.gd/ und Lukas Wyser bereiten sich vor. emk_youtube Interviews mit Hintergründen und persönlichen Einschätzungen Talks zur Jährlichen Konferenz Laienmitglied? Szenario Kaleidoskop? Ordination? Jungschar? – Sarina Ottersberg und Lukas Wyser wollten es wissen. Sie luden «Expert:innen» zu sich ins Studio an der Jährlichen Konferenz in Thun – und liessen sie erklären, was auf der Bühne und hinter den Kulissen lief. Die Gespräche können auf YouTube noch einmal angeschaut werden. (SF) Zu Gast bei Sarina Ottersberg und Lukas Wyser war Kriterien für die Beurteilung Bischof Patrick Streiff. Er erzählte, was ein Bischof kirchlicher Arbeit hatte eine Ar- bei den Methodist:innen macht – und was gerade beitsgruppe ausformuliert. Wozu nicht. Und er erzählte, was zu seinen Lieblingsaufga- dienen die Kriterien? Müssen alle ben gehört. EMK-Gemeinden künftig mit die- sen Kriterien arbeiten? – Serge Frutiger stand im Gespräch Rede und Antwort. Pfarrerin Chae Bin Kim wurde an dieser Jährlichen Konferenz «in die volle Verbindung der Pfarrer:innen» aufgenommen und ordiniert. Sie sprach mit Sarina Ottersberg und Lukas Wyser darüber, wie der Weg zur Pfarrerin in der EMK aussieht. 10 Kirche und Welt Nr. 05/2021
Jährliche Konferenz Die Jährliche Konferenz besteht zu gleichen Teilen aus Pfarrpersonen und «Laienmitgliedern». Konferenzlai- enführerin Lea Hafner erklärte, welche Rolle die «Lai- endelegierten» haben und was ihre Aufgabe ist. Elias Müller sprach darüber, was sich bei der Jungschar verändert hat. Die Jungschar ist neu ein selbstständi- ger Verein. Hatte das Auswirkungen auf das Miteinan- der von Kirchgemeinden und Ortsjungscharen? Claudia Haslebacher schaute im Gespräch zurück auf 10 Jahre als Distriktsvorstehe- rin: Was hat sie gelernt in den 10 Jahren, während derer sie Connexio befindet sich im Umbruch. Neu besteht das diese Aufgabe inne hatte? Und Hilfswerk aus zwei Vereinen. Ulrich Bachmann, Ge- was ist das eigentlich: eine schäftsführer von Connexio, zeigte im Gespräch auf, «Distriktsvorsteherin»? weshalb diese Veränderungen notwendig sind. Wie organisiert man die Verpflegung von Tagungs- teilnehmer:innen, wenn lange nicht klar ist, wieviele Personen kommen? Fünf Planungen hat Michelle Kel- ler, Verantwortliche für den Bereich Verpflegung, er- stellt. Freiwillige Helfer:innen wie sie sind für die Jähr- Viel Zeit wurde während der Tagung dem «Szenario liche Konferenz unverzichtbar. Kaleidoskop» eingeräumt. Worum geht es dabei? Wes- halb heisst dieser Vorschlag «Szenario Kaleidoskop»? – Stefan Zürcher gab im Gespräch einige Antworten. Pfarrer Simon Zürcher sprach über den Gottesdienst als ein Geschehen, in dem sich Men- schen verwandeln – und da- In den Diskussionen zum «Szenario Kaleidoskop» rüber, wo die besonderen He- prallten die Positionen teils hart aufeinander. Verstär- rausforderungen bei einem ken die Diskussionen um «Homosexualität» die Frag- «Abendmahl» via YouTube mentierungstendenzen innerhalb der Methodistenkir- und Zoom liegen. che? Wie geht der Prozess weiter? Pfarrer Markus Da Rugna stellte sich diesen Fragen. In einem zweiten Gespräch blickte Serge Frutiger zurück auf die ge- samte Tagung: Die Diskussionen und Anträge zum «Szenario Kalei- doskop», die Sitzungszeiten mit Berichten, in denen «Fenster auf- Organisation vor Ort und inhaltliche Planung, in die- getan» wurden in die vielfältige sem Jahr die zusätzliche Herausforderung einer hyb- Arbeit von Methodist:innen in der riden Durchführung: einige Teilnehmer:innen vor Ort, Schweiz, in Frankreich, Nordaf- andere via Zoom. Die Person, bei der die Fäden zusam- rika und Belgien, die Zeiten des menfliessen, ist Natascha Bertschinger. gemeinsamen Feierns. Kirche und Welt Nr. 05/2021 11
Auszeit am Jugendtreffen: Die jungen Frauen aus Bolivien studieren in der Stadt und arbeiten meistens halbtags für ihren Lebensunterhalt. Mit Ihrer Unterstützung kann Connexio hope junge Menschen ganzheitlich fördern Jetzt junge Menschen stärken! VON NICOLE GUTKNECHT die Auswirkungen der Pandemie, denn es gibt weniger Ar- beitsplätze und Lehrstellen. Corona hat auch Jugendlichen das Leben erschwert. Vielen fehlen die direkten Kontakte, sie leiden unter der Isolation Corona und die Angst und sorgen sich um ihre Zukunft. Ob Selbstwert stärken in Ramiro Pajzi, Leiter der Jugendarbeit der Methodistenkirche, Bolivien oder Online-Camps in Ungarn – Methodistenkir- meint: «Viele Jugendliche in Bolivien haben Angst. Sie fürch- chen in verschiedenen Ländern entwickeln Initiativen und ten sich vor einer Ansteckung oder noch mehr vor der Iso- lassen die jungen Menschen erleben: wir sind für euch da. lierung wegen der Einschränkungen. Auf dem Land funkti- onieren die familiären Strukturen gut und geben Halt. In Die einen schiessen Tore auf 3000 m. u. M., die andern ver- den Städten fühlen sie sich schneller einsam und sind ohne gnügen sich im Planschbecken mit kühlen Getränken: In tragendes soziales Netz.» Bolivien und in Ungarn fanden im Juli Jugendlager statt. In beiden Camps freuten sich die Jugendlichen, wieder zusam- Mut machen men zu sein, erlebten tiefe Momente mit Gott und fassten Verantwortliche der Jugendarbeit klärten die Jugendlichen neuen Mut für die nächsten Alltagsmonate. über Corona auf und begleiteten sie emotional. An Treffen, die physisch oder online stattfanden, konnten die jungen Anbetung und Fussball Menschen an einem geschützten Ort über ihre Angst spre- Anfang Juli trafen sich in Bolivien an einem regionalen chen und neue Perspektiven aufbauen. Wichtig ist auch, das methodistischen Jugendtreffen rund 200 Jugendliche. Selbstwertgefühl zu stärken. Am Jugendtreffen lernten die «Das Wichtigste», sind sich die Teilnehmer Guido und Luis Jugendlichen im Workshop, dass sie es wert sind, gut für einig, «ist Zeit für Anbetung und Fussball spielen.» Am sich zu sorgen. Sie schauten auf das, was sie selbst gestalten dreitägigen Treffen besuchten sie auch Workshops, freuten oder bewirken können – sich über die Musikgruppe «Friedensprinz» und feierten Wer eine Arbeit sucht, auch wenn ihre Lebens- einen kulturellen Abend bis in die frühen Morgenstunden umstände teilweise wirk- spürt die Auswirkun- hinein. lich schwierig sind. gen der Pandemie, Fern von der Familie denn es gibt weniger Online geht auch Viele Jugendliche in Bolivien haben ihre Familien auf dem Arbeitsplätze und In Ungarn haben sich die Land verlassen, um in der Stadt Arbeit zu finden oder eine Lehrstellen. Verantwortlichen an vie- Ausbildung zu machen. Die meisten, die studieren, mieten len Orten gut auf digitale ein Zimmer und arbeiten halbtags. Der Unterricht findet seit Möglichkeiten umgestellt und anstelle von Gottesdiensten März 2020 meistens virtuell statt, doch Internet ist nicht regelmässige Online-Angebote für Kinder und Jugendliche flächendeckend verfügbar. Auch wer eine Arbeit sucht, spürt entwickelt. Auch ein Winter-Online-Camp und eine mehr- 12 Kirche und Welt Nr. 05/2021
Connexio tägige Online-Konferenz für Jugendliche und junge Erwachsene fanden statt. Impressum Dabei zeigte sich: Die jungen Leute können problemlos mit sozialen Medien um- Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen gehen und sind interessiert an digitalen Veranstaltungen. Kirche in der Schweiz: Erscheint 6 × jährlich Sich endlich wieder sehen Redaktor: Sigmar Friedrich Den Jugendverantwortlichen ist aber klar, wie wichtig es für das Leben und den Glauben ist, einander wieder zu sehen. Deshalb organisierten sie im Juli zwei Redaktionsadresse: Kirche und Welt nationale Camps für Jugendliche und Teenager. Dániel Vadászi, Verantwortlicher Postfach 1328, 8021 Zürich 1 für das Teenie-Camp erzählt: «Unter dem Thema ‹Secret Service› dachten wir Tel. 044 299 30 85 E-Mail: redaktor@emk-schweiz.ch über Fasten, Beten und gute Werke nach. Wir spielten viel, wir hatten intensive Lobpreiszeiten und einige Teenager haben uns gesagt, dass sie ihre Beziehung Abonnement: Schweiz: CHF 35 (für Mitglieder und zu Gott vertiefen möchten.» Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 50 Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 HELFEN SIE MIT! Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Junge Menschen sind in vielen Ländern mit Armut, Arbeitslosigkeit und fehlenden Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Perspektiven konfrontiert. Die Pandemie verstärkt diese Schwierigkeiten. Gerade E-Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch jetzt bietet kirchliche Jugendarbeit Orte, an denen sie ernst genommen sind und Anzeigenverwaltung: auftanken können, und Menschen, die mit ihnen unterwegs sind. In Feriencamps Jordi AG – das Medienhaus oder online, mit Gesprächen und Bibelarbeiten, im Feiern und Austauschen. Con- Urs Scharnowski Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp nexio hope leistet einen wichtigen Beitrag an die kirchliche Jugendarbeit von Part- Tel. 031 818 01 46, Fax 031 819 38 54 nerkirchen in zwölf Ländern. E-Mail: urs.scharnowski@ideaschweiz.ch Bitte helfen Sie Connexio hope, die kirchliche Jugendarbeit zu unterstützen. Sie Insertionsschluss für 06/2021: 13. Oktober 2021 stärken damit junge Menschen und ermöglichen ihnen eine Perspektive. Grafik + Gestaltung: Weitere Informationen online unter LINK connexio-hope.ch. PS Werbung AG, 8184 Bachenbülach psw.ch Druck/Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp jordibelp.ch Pool-Zeit im Jugendcamp in Ungarn: Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: climatepartner.com/de Ort der Erfrischung und der guten Gespräche. Bildnachweise: S. 1, 3, 10, 11, 15, 22 KuW S. 4, 5, 7–9, 12, 13, 16 zVg S. 14 fancycrave1, Pixabay S. 17 Leandro Stefani, Pixabay S. 18 Alvin Mahmudov, Unsplash Kirche und Welt Nr. 05/2021 13
Umschau An den Begegnungstagen erkunden die Teilnehmer:innen Durchgänge vom Bekannten zum Unbekannten. Begegnungstage Leben 55+ in Interlaken Tore zum Leben – «Lebensübergänge bewusst gestalten» VON HANNA WILHELM Entdecken, was trägt Übergänge sind Herausforderungen, manchmal auch Über- Den – manchmal fliessenden, manchmal einschneiden- forderungen. Was trägt in diesen Situationen? Was ermutigt den – Übergang zwischen verschiedenen Lebensphasen uns, Schritte zu tun? – Von solchen Übergängen berichten und Erfahrungen bewusst zu gestalten, laden die Begeg- biblische Geschichten, die den Teilnehmer:innen helfen kön- nungstage Leben 55+ vom 22. bis 24. November in Inter- nen, Schritte zu wagen. laken ein. Referate, Gespräche, Singen, Eigenarbeit und kreatives Gestal- ten sowie Seelsorge werden durch dieses Thema leiten. Übergänge gehören zur menschlichen Existenz. Es gibt Das Team freut sich, viele Teilnehmer:innen im Hotel Artos Lebensübergänge in neue Lebensalter: Kind, Jugendliche, zu begrüssen, mit deren persönlichen Erfahrungen dieses junge Erwachsene, Erwachsener, 55+, Ruhestand, Alter. Es Thema anzudenken und ein wenig tiefer hinein zu hören, was gibt Übergänge in der Biografie: Heirat, Geburt eines Kin- es heisst, Lebensübergänge bewusst zu gestalten. des, Onkel oder Tante werden, Grosseltern werden, das Sterben der eigenen Eltern. Und es gibt von aussen auf uns zukommende Übergänge: Arbeitslosigkeit, Krankheit, das Sterben einer Freundin oder eines Freundes, das Sterben JETZT ANMELDEN! der Partnerin oder des Partners, das Sterben eines Kindes Tore zum Leben – «Lebensübergänge bewusst gestalten» u. a. m. 22. bis 24. November 2021 Nicht mehr und noch nicht Hotel Artos in Interlaken Übergänge sind Situationen des «Nicht mehr und noch Anmeldung für die Teilnahme bis 24. Oktober an: nicht». Wir sind nicht mehr das, was wir waren, aber auch Annemarie Roser, Niederholzstrasse 62, 4125 Riehen annemarie.roser@outlook.com, Tel. 061 601 63 86 noch nicht das, was wir sein werden. Und dazwischen ist vieles aufgebrochen und offen. 14 Kirche und Welt Nr. 05/2021
EMK News David Field ist neuer Ökumenereferent des Bischofsrats Mit einer globalen ökumenischen Perspektive VON KLAUS ULRICH RUOF UND ERIK SENZ ative verschiedener methodistischer Kirchen in Europa zum Fernstudium für Ordinierte und Laien. Damit werden sie für Der Bischofsrat der weltweiten EMK beruft den in Basel den Gemeindedienst mit gesellschaftlicher Relevanz befä- lebenden David Field zum Ökumenereferenten. Unter der higt. Ausserdem ist Field wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leitung von Bischöfin Sally Dyck, der Ökumenebeauftrag- Forschungsinstituts für Theologie und Religion an der Uni- ten des Bischofsrats, gehört Field zusammen mit Jean versität von Südafrika. Darüber hinaus berät der weitgereiste Hawxhurst zum Team des Ökumenereferats. Theologe verschiedene Projekte in Afrika, um die theologi- sche Ausbildung mittels digitaler Angebote und Fernstu- In seiner neuen Funktion wird Field vor allem in den bila- dium zu befördern. teralen Dialogen und den Kommissionen für zwischenkirch- liche Gespräche und Vereinbarungen der UMC mit anderen Lebensmittelpunkt Basel Kirchen mitwirken. Field ist verheiratet mit der evangelisch-reformierten Pfar- rerin des Basler Münsters, Caroline Schröder-Field, und lebt Von Südafrika in die Schweiz in Basel, von wo aus er auch seine neue Aufgabe ausüben Die Biografie des neuen Ökumenereferenten prädestiniere wird. Dort gehört er zur EMK Kleinbasel. ihn geradezu für diese Aufgabe, für die «er eine globale, öku- menische Perspektive mitbringt», erklärte Dyck die Beru- Internationale ökumenische Perspektive fung von Field. Der in Südafrika aufgewachsene 58-jährige Field wirkte auch in der Kommission «Ein Weg in die Zu- Theologe ist promovierter Religionswissenschaftler. Bevor kunft» mit, die für die weltweite EMK einen Weg zur Bewäl- sein Lebensweg ihn nach Europa führte, lehrte er Systema- tigung der strittigen Fragen zur Homosexualität suchte. Aus tische Theologie in Südafrika und an der evangelisch-me- diesen Erfahrungen ist das Buch «Zu lieben sind wir da» thodistischen Afrika-Universität in Simbabwe. Er ist entstanden. Darin beschreibt Field auf Basis methodisti- Schweizer und südafrikanischer Doppelbürger. scher Theologie im Sinne John Wesleys einen Weg, wie ein aufrichtiges Miteinander trotz unterschiedlicher Sichtwei- Ausbildung fördern sen möglich ist. Zurzeit ist er akademischer Leiter der methodistischen «e-Academy». Diese Fortbildungseinrichtung ist eine Initi- Kirche und Welt Nr. 05/2021 15
EMK-News Innerlich und äusserlich bereiteten sich die Teilnehmer:innen auf den Übergang vor. Der Start eines neuen Angebots der Bethesda Weg-Gemeinschaft war ein Erfolg «Im Ruhestand will ich zufrieden aussehen» VON WALTER WILHELM Wilhelm, Pfarrerin im Ruhestand, und ihr Mann, Walter Wil- helm, der die Bethesda Weg-Gemeinschaft leitet, waren für Den Übergang in den Ruhestand zu begehen, war für 13 das Angebot verantwortlich. Personen über Pfingsten buchstäblich Programm und be- stimmte den Tagesablauf: Die Bethesda Weg-Gemeinschaft Vier thematische Etappen gestaltete ein Pilgerseminar für Mitarbeitende der Be- Ausgangsbasis für die täglichen Pilgerwanderungen auf den thesda Betriebe und weitere interessierte Personen, die in vier Etappen auf dem Jakobsweg von Brienz über Oberried, den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Interlaken nach Merligen und von Spiez nach Faulensee war das Hotel Artos in Interlaken. Hanna und Walter Wilhelm Das Leben ist wie ein Weg mit Kurven, Und hinter den Kur- führten mit Kurzreferaten im Hotel in Aspekte des jeweili- ven warten neue Lebensabschnitte darauf, entdeckt und gen Tagesthemas ein. Dabei ging es um die folgenden The- durchschritten zu werden. Der Wechsel vom Berufsalltag in menkreise: den Ruhestand ist so eine Kurve. Eine neue Lebensphase • Wie beginne ich einen Überblick? – Phasen des dritten bahnt sich an. Sie kann ersehnt werden: «Endlich Zeit!» Sie Lebensalters abstecken. kann aber auch Unsicherheit auslösen. Es ist wie auf einem • Was ergibt für mich Sinn? – Woraus ich mir Erfüllung schwankenden Steg zu gehen: Alltägliches und Gewohntes und Bestätigung erhoffe. entschwindet, Unbekanntes und Ungewohntes beginnt. Die- • Wie sieht mein Beziehungsnetz aus? – Am eigenen sozi- sen Lebensübergang gut gestalten: Wie geht das? Es geht, alen Netz knüpfen. wenn man geht! • Wie will ich leben? – Der neuen Lebensphase Konturen geben. Pilgerseminar der Weg-Gemeinschaft Vom 21. bis 24. Mai machten sich 13 Personen auf den Weg. Türen aufstossen «Den Übergang in den Ruhestand begehen, neu starten» war Impulse, Eigenarbeit und Austausch während des pilgern- der programmatische Titel des Pilgerseminars, das durch den Wanderns ermöglichten, das Gehörte zu vertiefen und die Bethesda Weg-Gemeinschaft angeboten wurde. Hanna Türen zum neuen Lebensabschnitt zu beschreiben und auf- 16 Kirche und Welt Nr. 05/2021
EMK News zustossen. So hat für die Teilnehmer:innen der neue Lebens- abschnitt klarere Konturen angenommen. DIE BETHESDA WEG-GEMEINSCHAFT … ist eine geistliche Gemeinschaft, die zusammen mit dem Zufrieden aussehen Diakonat Bethesda der Methodistenkirche nahesteht und in «Durch das Angebot nahm ich mir zum ersten Mal die Zeit einer ökumenisch offenen Haltung lebt. Die Mitglieder ge- und die Ruhe, um mir über den neuen Lebensabschnitt Ge- ben ihre Zusage, Teil der Gemeinschaft zu sein, jeweils für danken zu machen» sagte eine Person im Blick auf das Semi- den Zeitraum eines oder mehrerer Jahre. Die Mitglieder nar. «Mir wurde bewusst, dass einiges noch offen ist, an dem sind volljährige Frauen und Männer jeden Zivilstandes. Eine Beteiligung an der Weg-Gemeinschaft ist möglich unabhän- ich noch arbeiten muss.» Und auf die Frage, was sie aus dem gig vom eignen Wohnort und der Wohnform. Mitglieder der Seminar mitnähmen, schrieb jemand anderes: «Mein inneres Weg-Gemeinschaft sind bereit, die Gemeinschaft finanziell Bild von meinem Ruhestand: Wenn ich alt bin, möchte ich regelmässig zu unterstützen. Die Höhe des Beitrags ist je- nicht jung aussehen, sondern zufrieden.» Die Rückmeldungen dem Mitglied freigestellt. der Teilnehmer:innen zeigen: Der Start des neuen Angebots Weitere Infos erhalten Sie unter LINK bethesda-weg-gemein- der Bethesda Weg-Gemeinschaft ist geglückt. Für 2022 ist schaft.ch oder bei Walter Wilhelm, Leiter der Bethesda eine erneute Durchführung geplant. Weg-Gemeinschaft (w.wilhelm@bethesda-stiftung.ch) SchöpfungsZeit 2021 Ströme lebendigen Wasser Die Kirchen in der Schweiz feiern zwischen dem 1. Sep- zu sorgen, dass lebendiges Wasser auch in Zukunft flies- tember und dem 4. Oktober die «SchöpfungsZeit». Unter sen kann. dem Motto «Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen» lädt der Verein «oeku Kirchen für die Umwelt» dazu ein, Auftakt am Bodensee den Fokus in diesem Jahr auf das Wasser zu legen. Die zentrale Feier zum Auftakt der Schöpfungszeit findet am 4. September mit aufeinanderfolgenden Veranstaltungen in Der Verein «oeku Kirchen für die Umwelt» erarbeitet jeweils Bregenz, Lindau und Österreich statt. Erstmals beteiligen Materialien, die Verantwortliche in Kirchgemeinden dabei sich auch Kirchen aus Österreich und Deutschland an der unterstützen, die SchöpfungsZeit in ihren Gemeinden zu Auftaktveranstaltung.(SF) feiern. In diesem Jahr stehen die Materialien unter dem Motto «Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen». AM 4. SEPTEMBER Wasser als Geschenk Die Alpen seien das Wasserschloss vieler europäischer Die Veranstaltungen in Bregenz, Lindau und Romanshorn können nacheinander besucht werden. Eine Teilnahme an Staaten. «In unseren Seen sammelt sich das Wasser, das einzelnen Veranstaltungen ist ebenfalls möglich. Erforder- Länder und Menschen verbindet», heisst es auf der Website lich ist eine Anmeldung. Weitere Informationen und das des Vereins oeku. Die SchöpfungsZeit biete die Gelegen- Programm finden sich unter LINK oeku.ch. heit, für das Geschenk des Wassers zu danken und dafür Kirche und Welt Nr. 05/2021 17
Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft zur «Ehe für alle» Die Ungleichbehandlung aufheben Am 26. September stimmt die Schweizer Stimmbevölke- Das richtige Heilmittel rung über die «Ehe für alle ab». In kurzen persönlichen Der methodistische Theologe David Field skizziert in seinem Beiträgen befürworten Personen aus dem Ausschuss für längeren Beitrag eigene Erfahrungen, die seinen Glauben Kirche und Gesellschaft die Gesetzesvorlage. und sein Gottesbild tiefgreifend verändert haben. «Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass die zentrale Botschaft des Auf dem Blog des Ausschusses für Kirche und Gesellschaft Evangeliums eine Botschaft der Gerechtigkeit und der In- nehmen einige Ausschussmitglieder Stellung zur Abstim- klusion ist», schreibt Field. Er skizziert Grundlagen für ein mung über die «Ehe für alle». Alle Schreiber:innen spre- an der Bibel orientiertes Verständnis von Ehe. Grundlegend chen sich für die «Ehe für alle» aus. In ihren Beiträgen sei dafür eine Bibelstelle fast am Anfang der Bibel in Gene- werden Argumente, persönliche Erfahrungen und Wün- sis 2,18. Dort wird erzählt, Gott habe bei der Erschaffung des sche vorgebracht. Menschen festgehalten: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.» Darum habe er dem Menschen «eine Hilfe» er- Gerechtigkeit wagen schaffen, «die ihn anspricht». Für eine schwule oder lesbi- «Für mich ist es Zeit, die Ungleichbehandlung von gleichge- sche Person sei eine Person des anderen Geschlechts nie- schlechtlichen gegenüber verschiedengeschlechtlichen mand, der «ihn anspricht». Eine Person des anderen Paaren aufzuheben», schreibt etwa Markus Nagel. Die Un- gleichbehandlung sei sachlich nicht begründbar und ver- stosse gegen das Diskriminierungsverbot. Weniger pointiert, DIE BEITRÄGE aber mit ähnlicher Stossrichtung spricht auch Pfarrerin Alle Beiträge finden Sie auf dem Blog des Ausschusses. Marietjie Odendaal, die Vorsitzende des Ausschusses, davon, Direktlink zum Eintrag: LINK is.gd/kug_efa. Der Beitrag ist dass sich mit der «Ehe für alle» das «Wagnis von mehr Ge- kommentierbar. rechtigkeit» verbinde. 18 Kirche und Welt Nr. 05/2021
EMK News Geschlechts sei nicht das Heilmittel für das Alleinsein für «Collage zum Thema». Entsprechend verzichten die klar schwule oder lesbische Menschen. befürwortenden Äusserungen zum Teil auf eine argumen- tative Auseinandersetzung mit den Einwänden der Menschenfeindliche Sexualpolitik Gegner:innen der Vorlage. An der Tagung der Jährlichen «Dass Liebe in irgendeiner Form als Sünde betrachtet werden Konferenz im Juni in Thun waren am Rande von Diskussi- kann, ist mir unverständlich», schreibt Marcel Schmidt in sei- onen dagegen bereits kritische Stimmen zur «Ehe für alle» nem Beitrag. Es sei höchste Zeit, dass die Kirche ihrer men- zu hören. schenfeindlichen Geschlechter- und Sexualpolitik ein Ende setze. Dem Argument, dass nur aus einer heterosexuellen Weiter diskutieren Beziehung Kinder hervorgingen, diese Form der Ehe daher Im Ergebnis gegensätzliche Stellungnahmen zur Gesetzes- «Keimzelle der Gesellschaft» sei, widerspricht er. Es gebe vorlage hatten bereits die EKS und der Freikirchenverband «auch Ehepaare, die keine Kinder zeugen können oder gar veröffentlicht. Die EMK in der Schweiz gehört zu beiden Ver- nicht erst welche wollen.» Dennoch käme niemand auf den einigungen. Die EKS plant im September in Genf (2. Septem- Gedanken, solchen Paaren die Ehe zu verweigern. Diese Paare ber), Bern (9. September) und Basel (17. September) Podien könnten vielmehr «staatlich und in praktisch allen christli- zur Stellungnahme und zur Abstimmung. chen Konfessionen heiraten, während für homosexuelle Paare Darüber hinaus hat die NZZ am Sonntag am 25. Juli in einem oftmals nicht einmal eine Segnungsfeier möglich ist.» Beitrag auf ein Rechtsgutachten hingewiesen, das mögliche rechtliche Folgen für Pfarrer:innen der Landeskirchen für Eine Collage zum Thema wahrscheinlich hält, die nach einer Annahme die Trauung Im Sinne der Vorsitzenden des Ausschusses für Kirche und gleichgeschlechtlicher Paare verweigern. (SF) Gesellschaft sind die Beiträge der Ausschussmitglieder eine Kirche und Welt Nr. 05/2021 19
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EMK-News Das Seelsorgeteam: Sarah Bach, Dave Jäggi, Andrea Brunner, Damaris Raymann, Nicole Be- cher (hinten, v. l.), Stefan Zolliker, Chae Bin Kim (vorne, v. l.). Nicht auf dem Bild: Peter Gumbal. Wo Menschen aus der LGBTQIA+-Gemeinschaft einen sicheren Ort finden «Safe place to be» Seit kurzem bieten einige methodistische Pfarrer:innen merkt, dass sie beide eine besondere Aufmerksamkeit für Seelsorge für Leute aus der LGBTQIA+-Community. Pfar- Personen am Rand haben. «Es gibt Menschen, die kommen im rerin Nicole Becher hat das Angebot «Safe place to be» zu- Alltag immer zu kurz», sagt Nicole Becher. «Die gehören zu sammen mit einer jungen Kollegin initiiert. Sie erzählt, Minderheiten, müssen sich immer rechtfertigen, zurückhalten wie das Projekt entstand und warum es ein solches Ange- oder mit unangemessenen Bemerkungen rechnen.» bot braucht. Die Fokussierung «Safe place to be» soll, wie der Name sagt, einen sicheren Ort Für solche Personen am Rand wollten sich die beiden Pfar- schaffen, an dem Menschen aus der LGBTQIA+-Gemein- rerinnen einsetzen. «Wir haben in unseren Gesprächen dann schaft sein können. Im englischen Sprachraum gebe es «safe schnell festgestellt: Wir müssen uns fokussieren.» Die inten- spaces», die auch von der Community genutzt werden, erklärt siven Diskussionen in der weltweiten Methodistenkirche um Nicole Becher. Daran lehnt sich der Name an. Einerseits gehe den Umgang mit homosexuellen Personen wurde zu einem es um einen sicheren Raum, in dem Personen aus der wichtigen Impuls. Die beiden beschlossen, ein Angebot für LGBTQIA+-Gemeinschaft wissen können: «Hier bist du wirk- die LGBTQIA+-Gemeinschaft zu entwickeln. lich sicher. Hier kannst du sagen, was dich kümmert oder freut – und musst nicht damit rechnen, dass jemand dumme Die ersten Schritte Bemerkungen macht.» Zugleich stecke darin auch so etwas Die beiden Pfarrerinnen suchten von Anfang an das Ge- wie eine Zusage: «Du kannst damit rechnen, dass die Leute spräch mit den Verantwortlichen von «Bärg u Tal» (s. Info- hier sich auskennen: Was gibt es alles im queeren Spektrum? Box). «Alles, was Chae Bin und ich uns angeschaut und ent- Wie ist das mit Pronomen? Und so weiter.» worfen haben, haben wir immer mit ihnen besprochen.» Daneben haben sie weitere methodistische Pfarrer:innen Ein gemeinsames Anliegen angefragt, ob sie mitarbeiten wollen. Vorerst wurden nur Entstanden ist die Idee aus ersten Gesprächen zwischen Ni- Pfarrpersonen angefragt. «Im Moment fokussieren wir uns cole Becher und ihrer Kollegin Chae Bin Kim. Sie hätten be- auf die Seelsorge durch Pfarrpersonen.» 22 Kirche und Welt Nr. 05/2021
EMK News Das Team wächst Neue Mitglieder So entstand ein Team von acht Pfarrer:innen. «Mit ihnen zusammen haben wir dann die nähere Ausarbeitung des Projekts gemacht», erzählt Nicole Becher. In den meisten Regionen der Schweiz stehen nun Seelsorger:innen zur Verfügung. Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem «Inzwischen haben wir auch noch weitere Anfragen gestartet.» Ausserdem seien Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu nach der Tagung der Jährlichen Konferenz (Synode) im Juni, an der das Projekt ihrem Glauben bekannt und unterstützen vorgestellt wurde, einige interessierte Personen auf sie zugekommen. die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. Ein notwendiges Angebot Matthias Gockel Maria Wunderlin Aber braucht es für die methodistischen Gemeinden in der Schweiz und Perso- Basel Kleinbasel nen an deren Rändern tatsächlich so ein Angebot? – «Ja», antwortet Nicole Be- am 23. Mai 2021 cher prompt und begründet ihre klare Antwort auch gleich: «Das hat mit den Er- fahrungen zu tun, die ich in den letzten Jahren gemacht habe aufgrund der Debora den Toom Diskussionen über Homosexualität.» Joel den Toom Ivan Kohli Nicole Becher war in verschiedenen Gesprächsgruppen, in denen Methodist:innen Josia Kübler mit unterschiedlichen Haltungen zur Homosexualität nach Wegen gesucht ha- Jolanda Kübler ben, wie ein Miteinander innerhalb der methodistischen Kirche trotz unterschied- Roberto Neff licher Positionen in dieser Frage möglich sein kann. «In diesen Zusammenhän- Klingenberg gen habe ich sehr viel mitbekommen, was ausserhalb meines eigenen am 6. Juni 2021 pfarramtlichen Bereichs war.» Auch in ihrer eigenen Arbeit als Pfarrerin sei sie Gabriele Göbel diesen Fragen begegnet. Priska Minder 3x3 (Region Lenzburg) Erste Kontake am 27. Juni 2021 Wie werden denn nun die Leute aus der LGBTQIA+-Community auf dieses Ange- Monika Glombik bot aufmerksam? – «Da müssen wir noch ein wenig dran arbeiten», sagt Nicole Alois Trunz Becher und lacht. Die Vernetzung mit «Bärg u Tal» sei eine wichtige Kontaktstelle. Uzwil «Im Moment sind wir darauf angewiesen, dass die auf uns hinweisen», sagt Ni- am 11. Juli 2021 cole Becher. «Das haben die auch schon gemacht. Daraus gab es bereits erste Kontakte.» Ein Netzwerk wächst Ausserdem hätten sie sich bei verschiedenen Netzwerken vorgestellt, zum Bei- spiel bei «Zwischenraum Schweiz». «Wir haben auch mit Therapeut:innen Kontakt aufgenommen und uns da vorgestellt», sagt Nicole Becher. Dort hätten sie zugleich auch angefragt, ob sie diese Therapeut:innen in eine Liste bei sich aufnehmen können. «Denn wir sind ja keine Therapeut:innen. Wir brauchen Leute im Hin- tergrund, an die wir verweisen, die sich aber auch mit unserer Idee identifizieren können.» Als nächstes sei geplant, Veranstaltungen der Community zu besuchen und bei Angeboten von «Bärg u Tal» mit dabei zu sein. «Natürlich können auch andere Pfarrpersonen uns fragen.» Dies sei mit ein Grund gewesen, weshalb das Projekt an der Tagung der Jährlichen Konferenz vorgestellt wurde. «Und spätestens an der nächsten Pfarrweiterbildung werden wir noch einmal dafür werben. (SF) WEITERE INFORMATIONEN Mehr zu «Safe place to be» erfahren Sie auf der Website des Angebotes: LINK safeplacetobe.ch «Bärg u Tal» ist ein Projekt von «Kirche anders», bei dem Queers und Non-Queers mit ihren Erfahrungen und Fragen – auch rund um den Glauben – als Gemein- schaft unterwegs sind. Weitere Infos: LINK baergutal.net Kirche und Welt Nr. 05/2021 23
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