KIRCHENBLATT - KATHOLISCHE KIRCHE ...
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Doppelnummer Nr. 51/52 Sonntag, 26. Dezember 2010 / 2. Jänner 2011 Nr. 51 Preis: € 1,30 / 52 (Abonnement), € 2,- (Einzelverkauf) I Sonntag, 25. Dezember 2012 2011 / 1. Jänner www.kirchenblatt.at Preis: € 0,65 (Abonnement), € 1,- (Einzelverkauf) I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt 2 Mitten in der Welt. Die Menschwerdung Gottes verankert den Glauben im konkreten Heute. 6 Gespürig und friedfertig. Weit besser als sein Ruf: Welche Rol- le dem Esel in der Bibel zu- kommt. 12 Ein harter Kampf für ein besseres Leben. Die Bau- ern in Guatemala brauchen unsere Solidarität. Die Sternsinger bit- ten Sie um Ihre Unterstützung. 30 Mit dem Kirchen- Blatt Europa er- leben. Unsere Reisen 2011. 32 Eine Art Herber- ge. In der Frau- ennotwohnung finden Frauen Schutz vor Ge- walt. WOLF HUBER, ANBETUNG DER KÖNIGE, DETAIL, FELDKIRCHER DOM GOOD_GRIEF / PHOTOCASE.COM Er undistder da.Mensch Wird die Gott fragte Welt-wärts. Gottden wird Menschen: Mensch. Der Maler Wolf Huber„Wie geht bettet es dir?“ dieses Geschehen im Feldkircher DomUnd um düstere in eine es genau zu sehen, kam Kirchenruine ein.er Gott lässt sich persönlich von der Notvom nichtHimmel herunter, abhalten, er kommt ganz Welt heißt durchdringen Mensch dorthin, am Rand wo der zur Welt. Mensch Seine ist. bringt die Men- Ankunft schenErinsah es und sagte: Bewegung. Die Hirten, die Magier, Maria und „Ich Josef,bleibe da, sie alle sind ichunterwegs. werde wie Unddu, manche sind ich werde Mensch. so bewegt, dass sie zu singen beginnen. Die Ichvon Weisen geheJerusalem mit dir - aber, bis indie deninTod den und lesen, Büchern durch bleiben den Todsitzen. bis zum Leben. Weih- weilLicht er irrtfindet und weil er kämpft, Weg. Woweil er hofft Gottund weil er liebt, weil ...wollen? er Das seinen würde heute Mensch werden So geht nachten es dir jedoch ist gut!“ die Einladung Got- m m tes, mehr und ganz Mensch zu wer- nu el den,BISCHOF sich bewegen zu lassen. KLAUS HEMMERLE pp Do (1929-1994) KLAUS GASPERI
2 Weihnacht 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt Das Weihnachtsevangelium nach Lukas (Kapitel 2, Verse 1-14) AUF EIN WORT Übers Jahr Und auf Erden ist Friede bei V ergangenes Wochenende sind zwei Männer gestor- ben, die die Geschichte ihrer den Menschen seiner Gnade Länder in den letzten Jahr- zehnten entscheidend beein- In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus die Betlehem heißt; denn er war aus dem flussten: Vaclav Havel und Kim den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich Jong Il. Der literarische Dissi- Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, dent und der unberechenbare ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter die ein Kind erwartete. Diktator. Beide waren geprägt von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ih- vom Kommunismus. Beide sich eintragen zu lassen. rer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, waren über lange Jahre Präsi- den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Win- denten. Nur: die beiden Ge- So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Ga- deln und legte ihn in eine Krippe, weil in der schichten gingen gänzlich un- liläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, Herberge kein Platz für sie war. terschiedlich aus. Hier der Hoffnungsträger, dort der iso- In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem lierte Machthaber. Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Her- de. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und G roße Spannungen kenn- zeichneten auch zwei Ka- tastrophen des Jahres 2011. Im der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürch- teten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch März bebte vor der japanischen eine große Freude, die dem ganzen Volk zu- Küste der Meeresgrund, der teil werden soll: Heute ist euch in der Stadt nachfolgende Tsunami forder- Davids der Retter geboren; er ist der Messias, te 15.000 Menschenleben und der Herr. Und das soll euch als Zeichen die- das AKW Fukushima geriet au- nen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Win- ßer Kontrolle. Im Sommer er- deln gewickelt, in einer Krippe liegt. regte die Hungersnot am Horn von Afrika die Aufmerksamkeit Und plötzlich war bei dem Engel ein gro- der Weltöffentlichkeit. Die Eu- ßes himmlisches Heer, das Gott lobte und ro-Krise hält seit Monaten die sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und Politiker auf Trab. Fazit 2011: Die Geburt Jesu. Piero della Francesca, Öl auf Holz, zwischen auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Natur, Technik, Ökonomie, sie 1460 und 1475, National Gallery London. WIKIMEDIA COMMONS Gnade. stehen am Abgrund? U nd in Vorarlberg? Aus kirchlicher Sicht ist vor allem die Seligsprechung Carl AUS DEM INHALT Lamperts zu nennen. Er hat die Menschen in diesem Land er- griffen und wünscht sich - vom Himmel aus - für 2012 viel- 3 Bethlehem. 13 Erlesen. 30 Jahresrückblick. leicht mehr denn je: dass Men- frauenZEIT Nummer 10 | 25. Dezember 2011 Gedanken zu Exklusive Lesung Die wichtigsten schen wieder Menschen wer- Weihnachten mit Arno Geiger Momente und Er- den. Und es dann bleiben. von Diözesan- am 17. Jänner in eignisse in der Liebe Leserin, lieber Leser, blei- administrator Bregenz. Anmel- Kirche und der ben Sie gesund, das vor allem! Benno Elbs. den und zuhören! Welt 2011. Und uns auch im kommenden „Dann wird Gott in uns geboren, wenn alle Kräfte unserer Seele, die vorher gebunden und gefangen waren, ledig und frei werden, Jahr gewogen. 4 Christ-Sein. 14 Draht nach oben. 34 Dankbarkeit. und in uns ein Stillschweigen aller Absicht eintritt.“ Meister Eckhard _ editoriALIA _ frauenTERMINE _ eintauchen & auftauchen Pfarrer Peter Ma- Eine Sozialrepor- Klaus Christa hat thei zur Heilszu- tage aus dem Kap- ein Buch über die sage Gottes an lan-Bonetti-Haus, Lebenskunst Josef Heute mit die Menschen an das allen Men- Haydns geschrie- frauenZEIT Weihnachten. schen offen steht. ben. 19-22 8 Emeritierung. 16 Reiselust 2012. 35 Heller werden. Dankgottesdienst Mit dem Kirchen- Weihnachtsbrief mit Alt-Bischof Blatt Spanien, Is- von Sr. Regina DIETMAR STEINMAIR Elmar Fischer am rael, Frankreich Bachmann (Ixo- dietmar.steinmair@kath-kirche-vorarlberg.at letzten Sonntag und Deutschland po / Südafrika) an in Feldkirch. entdecken. die Redaktion.
Vorarlberger KirchenBlatt 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Weihnacht 3 MEDITATION Vor 60 Jahren, zum Weihnachts- fest 1951, schrieb der Theologe Karl Rahner SJ (1904-1984) eine Betrachtung, die zu einem sei- ner bekanntesten Texte werden sollte. G ott ist gekommen. Er ist da. Darum ist alles anders, als wir meinen. Wenn wir sa- gen: Es ist Weihnacht, dann sa- gen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in Augenblicke des „Ich bin da“ dürfen wir erleben, wenn wir wie die Hirten einen Blick in den Stall von die Welt hineingesagt, ein Wort, Bethlehem werfen. KATHOLISCHE KIRCHE VORARLBERG / JURIATTI das nicht mehr rückgängig ge- macht werden kann, weil es Got- tes endgültige Tat, weil es Gott Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs wünscht allen Leser/innen eine gesegnete Weihnacht selbst in der Welt ist. Und die- ses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Bleibt einzig der Stall D as ist ein ganz unerwarte- tes, ein ganz unwahrschein- liches Wort. Denn wie kann man dieses Wort sagen, wenn man den Menschen und die Welt und „In jenen Tagen“, mit diesen drei kleinen seit langem. Und doch nützt sich ihre Bot- beider grauenvolle und leere Ab- Worten beginnt der Evangelist Lukas eine schaft nie ab. gründe kennt. Gott aber kennt der schönsten Geschichten, die wir bis sie besser als wir. Und er hat die- heute kennen. Es ist diese zeitlose Botschaft, dass Je- ses Wort doch gesagt, indem er sus Christus zu uns gekommen ist. Nicht im selbst als Kreatur geboren wurde. BENNO ELBS prunkvollen Ornat eines Königs, nicht in Dieses fleischgewordene Wort hochherrschaftlichen Gemäuern. Nein, in der der Liebe sagt, dass es eine Ge- Es ist die Geschichte von der Krippe, zu der Krippe im Stall. Er ist zu jenen gekommen, meinschaft Aug‘ in Aug‘, Herz wir - gemeinsam mit den Hirten - gehen dür- die seiner am dringendsten bedürfen - zu den zu Herz zwischen dem ewigen fen, und es ist die Geschichte der bedingungs- Verstoßenen, zu den Geächteten, zu jenen, Gott und uns geben soll, ja dass losen Liebe, die Gott mit den Menschen ver- denen die Gesellschaft den Rücken zugekehrt sie schon da ist (wir können uns bindet. Es ist eine Geschichte, die sich nicht hat. Und: er ist als einer von ihnen gekom- höchstens noch wehren gegen auf jene fernen Tage beschränkt, sondern bei men, arm und verletzlich. den Kuss der Liebe, der schon uns sein will und bei uns ist - jeden Tag. auf unserem Munde brennt). Wagen wir das Experiment und sehen uns diese Geschichte einmal genauer an. Auch vor mehr als 2000 Jahren war der Alltag oft D ieses Wort hat Gott in der Geburt seines Sohnes ge- sagt. Und jetzt ist nur mehr eine mühsam, die Sorgen drückten. Die Menschen „Fürchtet euch nicht, kleine Weile eine lautlose Stille hatten Angst, sie fürchteten sich davor, was denn ich bin da“, sagt in der Welt, und aller Lärm, den der nächste Tag wohl bringen würde, sie plag- uns das Kind in der man stolz die Weltgeschichte ten sich mit jenen Problemen, die auch uns Krippe. IONIAN oder das eigene Leben nennt, ist nicht unbekannt sind. Es waren Menschen, nur die List der ewigen Liebe, die wie wir heute auch. Menschen, die lachten, Das ist eine zentrale Botschaft des Weih- eine freie Antwort des Menschen die weinten, die auch verzweifelten. Und es nachtsgeschehens: Gott ist da für uns, er ist ermöglichen will auf ihr letztes waren Menschen, die warteten. Lange hatten bei uns. Nicht als Herrscher, als kleines Kind, Wort. [...] sie bereits gewartet, auf den König, der sie ret- das die Not, Armut, Kälte und die Sorgen der ten würde. Mitten in diesem Warten begegnen wir zwei anderen Menschen: Maria und Josef. Auch sie Menschen kennt. „Fürchtet euch nicht“, be- ruhigen die Engel die Hirten. „Fürchtet euch nicht, denn ich bin da. Ich liebe euch - im- W eihnachten. Zündet die Kerzen an. Sie haben mehr recht als alle Finsternis. warten - auf die Geburt eines Kindes. mer“, sagt uns das Kind in der Krippe. Doch die Herbergen sind voll. Bleibt einzig Augenblicke dieses „Ich bin da“ wünsche ich der Stall von Bethlehem und die Krippe. Der Ihnen, liebe Leser/innen des Vorarlberger Aus: Karl Rahner, Das große Kir- Stern geht auf, die Engel erscheinen, die Hir- KirchenBlattes, während des ganzen Jahres - chenjahr. Geistliche Texte, hg. v. ten eilen - wir kennen die Geschichte gut und aber im Speziellen zu Weihnachten. Albert Raffelt, Herder 1987, 77-84.
Was heißt Christ-Sein? Weihnachten ist mehr als Kerzenduft und Tannenbaum. Wer sich mit der Menschwerdung Gottes - gefeiert an Weihnachten - und in der Folge mit Jesus Christus auseinandersetzt, stößt dabei letztlich auch auf die theologische Grundfrage nach „Jesus als Heiland“: Warum wurde Gott Mensch? Was ist seine Absicht dabei? Und wie würde Gott zu mir - ganz persönlich - sprechen? PETER MATHEI * Vor jeder Taufe eines Kindes frage ich mich Kindern und den Schwachen.“ - „Überwinde opferbereite Liebe in einer Welt, die nur öko- neu: „Was heißt Christ-Sein?“ Und das ist Böses mit Gutem. Tu den ersten Schritt. Rich- nomisch denken kann. Es ist die Liebe, die die Frage jetzt zu Weihnachten. Die Traditi- te nicht, kennst du das Herz des Andern?“ sagt: Vergleiche dich nicht mit diesem oder on der Kirche antwortet: „Ihm ähnlich wer- - „Wenn du die Last der Andern nicht mit- jenem. Es gilt nur ein Vergleich: der mit Gott. den“. Eine kleine französische Schauspiele- trägst, bist du nicht wert, Brüder und Schwes- Es ist die Liebe, die sagt: Ertrage geduldig die rin, Gabrielle Bossis (1874-1950), lässt Jesus tern zu haben.“ - „Gib, wie ich gegeben habe. Schwierigkeiten eines jeden Tages; das wird in ihrem geistlichen Tagebuch „Er und Ich“ Das heilt dich von deinem Egoismus.“ deine Seele zur höchsten Tugend führen. Und sagen (und ich werde noch öfter daraus zitie- Und gleichsam als Zusammenfassung heißt wenn du arbeitest, kommt es nicht darauf an, ren): „Du siehst, in der Krippe bin ich euch es da: „Was bleibt dir auf Erden anders zu tun, was du tust, sondern auf die liebevolle Art, ähnlich geworden in eurer Armut. Warum? als deine Nächsten um meinetwillen zu lie- mit der du es tust. Und es ist die Liebe, um de- Damit ihr mir ähnlich werdet.“ ben? Und wenn du mir nicht in der Kirche retwillen du Liebeleien hinter dir lässt.“ begegnen kannst, kannst du mir in den An- Kurzum: Zu Weihnachten feiern wir , dass in Und wie werde ich Ihm ähnlich? In dem dern begegnen.“ Christus Gott selbst das Beispiel der Nächs- besagten Tagebuch „Er und Ich“ lese ich so tenliebe geworden ist. glaubwürdige Antworten wie: „Du wirst mir An dieser Stelle frage ich laut: Kann man ähnlich, indem du dich fragst: Was hätte er Weihnachten feiern, ja, kann man Jesus ver- Der bekannte Liedermacher Wolf Bier- (an meiner Stelle) gesagt? Was hätte er ge- ehren, ohne an seine Gottheit zu glauben? mann wurde einmal gefragt: „Warum sind Sie tan?“ - „Etwas aus Güte tun, heißt mir ähn- Ich wage zu antworten: Ja! So viele Nicht- als Atheist so milde mit den Christen?“ „Weil lich werden.“ - „Handle wie ich, mit der- Gläubige „glauben“ an diesen Jesus von Na- die das Himmelreich im Himmel lassen. Und selben Einfachheit, derselben Liebe zu den zareth als das größte Beispiel des Mensch- weil mir egal ist, mit welcher Krücke jemand seins und der Nächstenliebe, und zwar indem sie ähnlich „Es ist die Liebe, die sagt: Vergleiche dich nicht mit diesem Er und ich handeln wie Er: Ohne eigens oder jenem. Es gilt nur ein Vergleich: der mit Gott.“ daran zu denken: „Wann ha- Inmitten eines betrieb- ben wir dir zu essen gegeben? Wann haben läuft, solange er zu den Menschen hält. Am samen Lebens gelingt wir dich besucht?“ (vgl. Mt 25). Zur Fußwa- Ende kommt es doch darauf an, ob der Glau- es der Schauspielerin schung, beim Letzten Abendmahl, sagt Jesus: be einem hilft, menschlich zu sein. Wenn und Mystikerin Gabri- „Ich habe Euch das Beispiel der Liebe gege- ich früher einen Pfarrer traf, dann war mein elle Bossis (1874-1950), ben.“ - Über Steve Jobs, den großen Apple- Gedanke: Ach, dieser arme irrende Mensch! die Erfahrung der Ge- Computer-Chef sagt seine Schwester in der Heute denke ich: Hoffentlich glaubt er we- genwart Gottes leben- Grabrede: „Steve wandte so viel Zeit dafür nigstens an Gott.“ dig zu halten. In ihrem auf, über die Liebe zu sprechen, wie es nor- geistlichen Tagebuch malerweise nur Frauen tun. Liebe war seine Die Tagebucheintragung von Gabrielle „Lui et moi“, das zwi- oberste Tugend, sein oberster Gott.“ Bossis an einem 24. Dezember lautet: „Mond- schen 1936 und 1950 entstanden ist, zeichnet licht auf den Straßen. In einigen Stunden sie ihre mystischen Erfahrungen in Form eines Aber, was ist das für eine Liebe, die Chris- heißt es: Fröhliche Weihnacht! Und ich höre Zwiegespräches auf. Das Tagebuch ist im Verlag tus in die Welt gebracht hat? In „Er und Ich“ Ihn sagen: O ja, freue dich! Weißt du, was „Topos Plus“ in drei Bänden erschienen. lese ich: „Es ist die Liebe, die gerne dient - die Welt vor meiner Ankunft war? Da gab es und an das Glück der Andern denkt. Es ist die Gott - und es gab die Menschen. Nun aber
Vorarlberger KirchenBlatt 10. 12. 2011 Weihnacht 5 Zwiegespräch zwischen Gott und Mensch: „Weißt du, was die Welt vor meiner Ankunft war? Da gab es Gott - und es gab die Menschen. Nun aber ist Gott einer der Menschen geworden, einer von euch. Was für eine Liebe!“ (Gabrielle Bossis) - Im Bild die über- dimensionale Christusstatue in Rio de Janeiro. FEHLE ist Gott einer der Menschen geworden, einer (zufälliges) Bild von Gott gemacht. Er „ist“ in Während ich das schreibe, sterben vie- von euch. Was für eine Liebe! Und welche Person das lebendige Bild Gottes. le Menschen auf der Welt. Von einer Fami- Möglichkeit der Vereinigung zwischen euch lie weiß ich, dass sie jetzt in dieser Stunde um und ihm. Denn das Leben zwischen Schöp- Geradezu enttäuscht war ich kürzlich das Sterbebett ihrer Mutter versammelt sind, fer und Geschöpf hätte erst im Himmel be- über die doch einfältige Gottesvorstellung ei- die ihnen geboten hat, „Großer Gott, wir lo- ginnen können, so aber beginnt es schon hier nes so großartigen Filmschauspielers wie Mi- ben dich“ zu singen, wenn sie im Sterben ist. und heute.“ chel Piccoli, wenn er sagt: „Der Bruder mei- ner Mutter ist im Ersten Weltkrieg gefallen Die tiefste Dimension der Weihnacht Doch zum Christ-Sein gehört mit dem und mein eigener Bruder musste mit sechs aber ist der Glaube, dass Er die „Vergebung „Ethischen“ zugleich auch das „Mystische“: Jahren an Hirnhautentzündung sterben. Ein Gottes“ ist, der „Heiland“. Und das in der Be- Das Gefühl des Glaubens, dass Gott gegen- Trauma für uns alle. Schon damals war mir deutung, wie Gabrielle Bossis Ihn sagen hört: wärtig ist. Die Physiknobelpreisträger 2011 klar, dass ich mit einem Gott, der uns so et- „Meine Heilsmacht war unendlich und mei- haben entdeckt, dass das Universum sich was antut, nichts zu tun haben will.“ ne Gottheit hat sich nie von seiner Mensch- immer rascher ausdehnt. Ein Wissenschaft- Geehrter Michel Piccoli! wollte ich rufen. heit getrennt. Behandelt mich wie den Ver- ler zieht daraus den Schluss, dass es „völlig Was für einen Gott würden Sie unsinnig“ sei, im Lichte der Raumzeitstruk- sich denn wünschen? Einen Was für eine armselige Aufklärung! Nein, Christus hat tur der Welt zu meinen, da sei ein Gott „ge- Schlaraffenland-Gott, der macht, sich nicht bloß ein subjektives (zufälliges) Bild von Gott genwärtig“ und wirke zugleich von „außen“. dass es keine Hirnhautentzün- gemacht. Er „ist“ in Person das lebendige Bild Gottes. Und ebenso sei es unsinnig, etwas als „über- dung gibt, keine Krebskrankheit? natürlich“ oder als „Wunder“ zu bezeichnen. Einen Gott, der macht, dass alle Menschen trautesten, der nicht nur die Fehler verzeiht, ungereift in die andere Welt eintreten: Also die man ihm anvertraut, sondern sie auch auf Christ-Sein aber ist diese „Verrücktheit“ ohne hier durch die Krise von Krankheit und sich nimmt, um für sie die Vergebung des Va- einer Mystik, die glaubt, dass Gott in Christus Not und Alter gegangen zu sein? ters zu erlangen.“ wirklich (da) „ist“. In „Er und Ich“ heißt es Er sagt da aber auch: „Wann werden sie den dazu: „Du siehst mich nicht, du spürst mich In dem Spielfilm „Marias letzte Reise“ Gedanken annehmen, dass das Leben auf Er- nicht, aber ich bin da. Glaube an meine un- will eine krebskranke Frau Schluss machen den so kurz ist und dass die gegenwärtige sichtbare Gegenwart, die voll Zuneigung ist. mit der Chemotherapie. Sie will nicht mehr, Existenz nicht das Ziel ist, sondern das ihnen Du tust alles, Arbeit, Gedanken, Gespräche, was alle Welt will: Um jeden Preis das Leben zugedachte Mittel, um das andere Leben zu Gebet, als wenn ich da wäre und - ich bin erhalten. Die Frau will sich anfreunden mit gewinnen?“ da. Wenn du erwachst, bin ich da. Wenn du dem Sterben. Sie wird nach Hause geholt, um ruhst , bin ich da. Du kannst sagen, er lässt dort ganz „wach“ den Tod als letzte Reise an- Am Heiligabend 1938 findet sich im Tage- mich nie allein.“ treten zu dürfen. Denn: Gott ist Mensch ge- buch von Bossis folgende Eintragung: „Ich worden, damit der Mensch den Tod als „Letz- dachte: Warum hat sich der kleine Jesus in Und noch einmal der oben zitierte Wissen- te Heim-Reise“ glauben kann. der Krippe nicht viel mehr als Gott gezeigt? schaftler: „Jesus hat uns sein Gottesbild ver- Dazu „Er und Ich“: „Glaube, dass Ich es bin in Seine Antwort: Damals hat er es noch nicht mittelt. Er hat sich, wie jeder Mensch , eben den Ereignissen deines Lebens und ich wer- getan. Das ist seinem zweiten Kommen vor- auch Bilder von Gott gemacht ...“ - Was für de es in deinem Tod sein. Warum solltest du behalten.“ eine armselige Aufklärung!, sage ich. Nein, über den Tod erschrecken, wenn du weißt, Christus hat sich nicht bloß ein subjektives dass ich es bin.“ * PETER MATHEI IST PFARRER IN ALBERSCHWENDE
6 Weihnacht 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt Adventstimmung des Künstlers Zaki Baboun: Die Tren- nungsmauer ist offen, Menschen können in beiden Richtungen nach Bethlehem zur Krippe gehen: „Alle Völker werden von dem Licht angezogen, das sich über Dich ergießt!“ Jesaja 60,3.
Vorarlberger KirchenBlatt 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Weihnacht 7 Lasset uns gehen nach Bethlehem Immer noch kein Platz in der Herberge Vorweihnacht in Bethlehem und Jerusalem – werden mehrfach überprüft, inklusive den kein Platz in der Herberge – bzw. „for Jews Erfahrungen einer freiwilligen Beobachterin Fingerabdrücken. Alles, was Metall enthält, only“, nicht für Palästinenser! des Ökumenischen Begleitdienstes für ist abzulegen, der Gürtel und manchmal auch Frieden in Israel und Palästina. die Schuhe, Body-Scan …! Morgens kann die- Stadt Davids. Die Familie Sumrain lebt seit se „Tor-tour“ schon einmal eine Stunde und vielen Generationen in Silwan, einem Dorf HILDEGARD LORENZ länger dauern, und das jeden Tag. Da kommt südlich der historischen Altstadt Jerusalems. bei Christen selten Adventstimmung auf. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 wurde es annek- Als Pilgerin komme ich bequem nach Beth- tiert und der Stadt Jerusalem eingegliedert. lehem: Im Reisebus passiere ich beim Check- Aufgeben. Auch Palästinenser, deren Fami- Seit Jahrhunderten leben dort muslimische, point die Mauer, die Bethlehem von fast lien seit Jahrhunderten in Jerusalem ansässig christliche und jüdische Familien eng ge- allen Seiten umgibt, und werde an der Ge- sind und einen blauen israelischen Personal- drängt, aber in friedlicher Nachbarschaft. burtskirche mitten in Bethlehem abge- ausweis haben, leben in Unsicherheit. Sie ha- Für das Anwesen der Familie Sumrain, das di- setzt: Doch Vorsicht! Bitte tief beugen, da- ben keine Bürgerrechte, sondern nur ein Blei- rekt unterhalb des Eingangs zur sogenannten mit man sich nicht am niedrigen steinernen berecht (residency). Nach dem Masterplan „City of David“ liegt, für dieses und für wei- Eingangstor den Kopf blutig stößt! der Stadt Jerusalem soll bis 2020 die nicht- tere 87 Häuser in Silwan interessiert sich die jüdische Bevölkerung von derzeit 38 auf 20 ultra-rechte jüdische Organisation El-Ad. Für Adventstimmung getrübt? Sich anstel- Prozent schrumpfen. Es wird alles unternom- die 88 Häuser gibt es seit 2009 Räumungs- len, warten, Fotos von der Geburtsgrotte, an- men, um den in Jerusalem lebenden Paläs- und Abrissbescheide. El-Ad behauptet mit schließend schnell eine Krippe aus Oliven- tinensern das Leben schwer zu machen. Sie archäologischen, scheinwissenschaftlichen holz gekauft und vor Anbruch der Dunkelheit sollen möglichst selber aufgeben und von Argumenten, dass hier die historische Stadt geht’s zurück. Die Rückfahrt nach Jerusalem sich aus gehen. Im Lande Jesu ist immer noch Davids ist. Es gibt auch Funde, die belegen, dauert etwas länger – lange Autoschlangen dass hier lange vor David eine kanaanäische am Checkpoint, endlich ist der Touristenbus Besiedlung war. Einige Häuser sind schon dran. Ein bewaffneter israelischer Soldat und von israelischen Siedlern besetzt, beschützt eine Soldatin prüfen den Bus, schauen ober- von bewaffneten Soldaten. flächlich nach Waffen und auf die Pässe. Alles klar, weiterfahren! Pilger-Adventstimmung Räumungsbescheid. Für den 28. Novem- etwas getrübt?!? – Ja, aber nicht wirklich! ber war für die Familie Sumrain die Räumung angesetzt. Drei Familien wohnen im Haus, Immer getrübt. Anders die tägliche Wirk- insgesamt zwölf Erwachsene und zwölf Kin- lichkeit der Palästinenser. Wer wie Jesus in der. Der alte Großvater ist schwer krank. Eine Bethlehem geboren wurde und dort wohnt, der jungen Frauen ist hochschwanger – Ge- hat kaum eine Chance nach Jerusalem zu burtstermin 24. Dezember. Sie sind Muslime, kommen; der darf/muss „lebenslänglich“ in vermissen also keine Advent-Hoffnung. Sie der palästinensischen Stadt Bethlehem blei- wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Zusam- ben. Egal ob Christ oder Muslim, sie können men mit israelischen Friedensinitiativen wa- nur in der Westbank reisen oder über Am- chen wir in Schichten rund um die Uhr bei man/Jordanien ins sonstige Ausland. Das nur der Familie und versuchten internationalen wenige Kilometer weit entfernte Mittelmeer, Druck zu erzeugen. Bis jetzt konnten wir die die Grabeskirche oder der Tempelberg in Jeru- Räumung verhindern. Aber wie lange noch? salem sind unerreichbar. Reiß ab. Wie vor 2000 Jahren: Unter- Arbeitsglück. „Glücklich“ die Palästinenser, drückung, Hass, Gewalt, Vertreibung ... Es ist die eine Arbeitsstelle in Israel haben oder de- immer noch kein Platz in der Herberge! nen wegen schwerer Erkrankung eine ärztli- Weihnachtshoffnung der palästinensischen Deshalb mein Gebet in dieser Weihnacht: che Behandlung in Jerusalem genehmigt wird. Großfamilie Nassar, die südlich von Bethlehem „Machet die Tore weit und die Türen in der Palästinensisches medizinisches Personal darf auf ihrem Hügelgelände das „Zelt der Nationen“ Welt hoch! Reiß ab, wo Schloss und Riegel auch rüber, denn es wird in Israel gebraucht. gegründet hat: Am Eingang steht in hebräisch, vor …!“ Mit dem richtigen Stempel zwängen sie sich arabisch, englisch und deutsch: „Wir weigern uns durch die langen, käfigförmigen Gänge und Feinde zu sein!“ CH. KLEIN u Infos: www.eappi.org
8 Fotoalbum 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt Der Dom zu Feldkirch war bis auf den letzten Platz besetzt. Feierlich und sehr persönlich war der Dankgottesdienst zur Emeritierung Bischof Elmar Fischers am vergangenen vierten Adventsonntag gestaltet worden. Persönliche Gesten, herzliche Ge Elmar Fischer im Namen der Feierlicher Diözese eine Spende, die den vielen Gottesdienst Sozialprojekten zugute kommen wird. Ein zweites Dankeschön kam Ein Dankeschön stand am Ende des während der Gabenprozession zum Gottesdienstes zur Emeritierung Ausdruck, bei der Mitarbeiter und Bischof Dr. Elmar Fischers am ver- Wegbegleiter Symbole der gemein- gangenen vierten Adventsonntag samen Arbeit für das und am kirch- im Dom zu Feldkirch. Es war ein lichen Leben zum Altar trugen. dreifacher Dank, unter dem der Zu einem dritten Dankeschön fand Chorgesang von der Empore. Kleines Präsent für Bischof Elmar. gesamte, sehr persönlich gestaltete der nunmehr emeritierte Bischof Gottesdienst stand. Elmar Fischer in seinen abschließen- Zum einen hatte Diözesanadminis- den Worten. „Ich danke allen, die trator Dr. Benno Elbs Bischof Elmar mich während der vergangenen Fischer in seiner Predigt gedankt sechs Jahre unterstützt haben. Vor „für die Erinnerung, dass der allem auch den vielen haupt- und Mensch letztendlich aus dem Blick ehrenamtlich Tätigen und den Ver- auf Christus und aus der Eucharistie tretern des Landes Vorarlberg für lebt, weiters für die Erinnerung, die stets gute Zusammenarbeit“, so dass die Zukunft unserer Gesell- Bischof em. Elmar Fischer. schaft wesentlich zusammenhängt Musikalisch eingebettet wurde Mitarbeiter sprachen die Fürbitten. Feierlicher Gottesdienst im Dom. mit der Zukunft unserer Familien dieser große Dank durch den Kir- und der Rahmenbedingungen chenchor Weiler und den Rankwei- für unsere Kinder, und drittens ler Basilikachor unter der Leitung für die Erinnerung daran, dass von Michael Fliri und durch das Menschen immer Menschen Orgelspiel Johannes Hämmerles. bleiben müssen und dürfen und Musikalisch ging es anschließend dass die Solidarität mit jenen, die an den Gottesdienst auch auf dem an den Rand gedrängt werden, Vorplatz des Feldkircher Domes oberstes christliches Prinzip ist.“ weiter. Hier brachte die Stadtmusik Diözesanadministrator Benno Elbs Feldkirch Bischof Elmar Fischer ein überreichte anschließend Bischof Überraschungsständchen. Gespräche auf dem Domplatz. Einladung zur Agape.
Tiroler Sonntag 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Fotoalbum 3 Domorganist Johannes Hämmerle brachte Josef Haydns Im Kreise langjähriger Wegbegleiter nahm Bischof em. Elmar Fischer Abschied von den Menschen „Missa brevis Sti. Joanni de Deo“ zum Klingen. der Diözese Feldkirch. spräche und ein großes Danke Ungezwungene Stimmung. Zum Dankgottesdienst anlässlich der Emeritierung Bischof Elmar Fischers fanden sich Vertreter des kirchli- chen und öffentlichen Lebens am vergangenen Sonntag im Dom zu Feldkirch ein. Als Konzelebranten reisten u. a. Erzbischof Alois Koth- gasser, Diözesanbischof Klaus Küng und Abt Anselm van der Linde nach Feldkirch. Die Politik wurde u.a. durch Landeshauptmann Markus Wallner, Landtagspräsidentin Ber- nadette Mennel, die Landesräte Rainer Gögele und Erich Schwärz- ler, die Alt-Landeshauptleute Herbert Sausgruber und Herbert Kessler sowie durch Bürgermeister Wilfried Berchtold vertreten. Zahlreiche Gläubige waren der Einladung zu Gottesdienst und Agape gefolgt. Organisiert wurde die Agape auf dem Domplatz von Mitarbeiter/innen der Feldkircher Dompfarre und der Diözese Feldkirch. In gelöster und lockerer Atmosphäre ergaben sich so viele kleine Begegnungen und herzliche Gespräche. REDAKTION: VERONIKA FEHLE, DIETMAR MATHIS (FOTOS)
10 Vorarlberg 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt Ein ungewöhnlich dichter Gesellschaftspolitischer Stammtisch widmete sich dem Sorgerecht nach der Scheidung Wenn die Mutter den Kontakt zum Kind verweigert Im Zentrum des Stammtisches vor Weih- nachten standen die Kinder, die nach einer Scheidung oft in den Konflikt der Eltern hineingezogen werden. Stammtisch-Macher Dr. Michael Willam war es wichtig, dass das Thema aus den Perspektiven von Männern, Frauen und Kindern beleuchtet wurde. Es ging und geht darum, was im gerichtli- chen Streitfall das Beste zum Wohl aller Par- teien ist. Am Podium saß auch der Kinderpsy- chiater und Leiter der Kindertherapiestation Carina, Dr. Wolfgang Menz, der als Gutachter vor Gericht arbeitet und als solcher oft aus- schlaggebend dafür ist, wem das Kind im Ob- sorgerechtsprozess zugesprochen wird. Ein harmonisches Miteinander bleibt oft nur Wunschdenken. BILDAGENTUR WALDHÄUSL / INSADCO ARCURS Kinder wollen Liebe. Ein Ergebnis des Auch deswegen war es für Willam „einer der Da gehe es um Missgunst, Kränkungen, Hass Abends war, dass Rechte und Pflichten zu- besten Stammtische, die er organisiert hat“. und Rache. Das Interesse des Kindes wäre es, sammengehören, wie Markus Hofer vom Eine Frage aus dem Publikum war: „Was kann dass ihm jemand Zeit schenkt und es liebe- Männerbüro betonte. Beispielsweise kann die ich tun, damit ich meine Pflichten als Vater voll behandelt. Wo das Obsorgerecht liege, Pflicht zu zahlen ohne das Recht, das Kind zu wahrnehmen kann, wenn die Mutter mir den sei ihm dagegen egal. Das klassische Ideal sehen, schwer begründet werden. Auffallend Kontakt zu meinen Kindern dauerhaft ver- einer funktionierenden Familie sieht Micha- bei diesem Stammtisch war, dass sehr vie- weigert?“ Dr. Menz verwies auf den Fall einer el Willam in diesem Kontext „im Bereich der le Betroffene da waren, die aber nicht emo- Frau, die lieber bis zu 4000 Euro Strafe zahlte, frommen Wünsche“, die in der Realität nur missio-Sammlung_2011 tionalisiert Kirchenbl.196x126_•MISSIO oder gar aggressiv 06 Kirchenbl.190x260 gewesen sind. statt den Ex-Partner das07.12.11 08:19zuSeite Kind sehen 1 lassen. bedingt Relevanz haben. am 6. Jänner Berufung braucht Hilfe In vielen Ländern des Südens sehnen sich junge Männer danach, ihre Berufung zum Priestertum für das Wohl der Menschen leben zu können: als Seelsorger, Sozialarbeiter, Katastrophenhelfer, Dorfentwickler und Anwälte der Ärmsten. Mit der Sammlung am 6. Jänner wird die Ausbildung für Priesterkandidaten in Afrika, Asien und Lateinamerika finanziert. Missio Sammlung für Priester aus 3 Kontinenten Menschen dienen, Gott geben www.missio.at BEZAHLTE ANZEIGE Spendenkonto 11.155.111, BLZ 58.000 HYPO Landesbank Ihre Spende an Missio ist steuerlich absetzbar
Vorarlberger KirchenBlatt 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberg 11 Emotional instabile oder einsame Menschen finden rund um die Uhr Ansprechpersonen vor AUSFRAUENSICHT Caritas zu Weihnachten mit 24 Stunden Service still und nacht Die Weihnachtszeit ist eine hochsensible Zeit, in der bei denjenigen, die nicht auf der But- terseite des Lebens gelandet sind, große Nach- ein persönliches Geschenk bekommt. Eine- Mitarbeiterin erzählt, dass es immer berüh- rend sei, wie sich die Menschen über eine S till und Nacht. Mehr braucht es nicht für das gro- ße Geschehen. Keine Partys denklichkeit herrscht. Das weiß man auch bei Weihnachtsgabe freuen. Schöne Momente und Events. Keine Show und der Caritas. Deswegen ist die Notschlafstelle seien dann, wenn die „harten Jungs“ kom- Inszenierung. Eher Vorgän- am 24. und 25. Dezember rund um die Uhr men und die Caritas-Mitarbeiter/innen umar- ge wie abschalten, leiser dre- geöffnet, am 26. Dezember können Klienten men. Diejenigen, die Weihnachten „normal“ hen, dimmen. Dann das große bis 11 Uhr und wieder ab 16 Uhr jemanden feiern, können hier in puncto Dankbarkeit Lassen und Warten. Wir kön- vorfinden. Im Caritas-Café findet am 24. De- und Demut einiges lernen. nen weder Ort noch Zeit be- zember vormittags von 10 bis 13 Uhr eine u Infos: T 05522 200 DW 1200 (Notschlafstelle) stimmen. Und schon gar nicht Weihnachtsfeier für alle statt, bei der jede/r oder DW 1575 (Caritas-Café) die Art und Weise. Wir müssen alles aus der Hand geben - jede Vorstellung verwischen, Erwar- Adventweg in Langenegg tungen über Bord und Pläne ins Feuer werfen. Gott kommt Eine Freude immer anders. für die Kinder S till und Nacht. Das sagt uns Lukas in seiner Erzählung. So dunkel wie damals wird eine Nacht bei uns kaum sein Zu Weihnachten ist der Adv- können - zu viele Lichter stel- entweg, gestaltet von der Jung- len wir ihr entgegen. Nur die schar und dem Lebens-Wert-Le- inneren Nächte, die sind die- ben Team in Langenegg, heuer selben seit Jahrtausenden. Die eine schöne Abwechslung. Nach Verlorenheit, die Überforde- dem Bilderbuch „Brunis Weih- rung, die Einsamkeit. Auch die nacht“ wurde der Weg an jedem Stille dort ist größer als manch Adventssonntag liebevoll erwei- einer ertragen kann. Oft so tert. Die Geschichte erzählt von groß, dass sie vertrieben wer- den Tieren im Stall, welche nur den muss. Erst nach langem noch von Weihnachten und dem Aushalten wird sie schön. Jesuskind reden. uBis 6. Jänner 2012, Start: Tennis- platz Langenegg, Nähe Hotel Krone. Der Langenegger Adventweg erzählt die Geschichte jener Tiere, deren Ur-Ur-Ur-Großeltern dem Jesuskind in der Krippe halfen. NUSSBAUMER S till und Nacht. Gott wird geboren. Er tritt in die Be- wusstheit, sagen die Mystiker/ innen. Sie nennen es „Gottes- Das Bürgerkraftwerk Vorarlberger Familien- geburt“. Es ist wohl kein alltäg- nimmt Gestalt an verband ausgezeichnet liches Ereignis, und doch ereig- net es sich im ganz normalen Anlässlich einer Pressekonferenz Der Vorarlberger Familienver- Alltag. Gewahr werden, dass in Bregenz wurde der aktuelle band (VFV) ist einer der 58 ausge- das Göttliche in mir zugegen Stand der von der Talentegenos- zeichneten familienfreundlichen ist. Was sich so leicht sagt, ist senschaft geplanten Photovolta- Betriebe in Vorarlberg. Im Fami- gleichzeitig so schwer in Worte ikanlage auf dem Dach des Bre- lienverband besteht eine muster- zu fassen - wie die Liebe. Aber genzer Bauhofes präsentiert. Die gültige Vereinbarkeit von Familie wenn es da ist, ist es klar und Anlage wird im Januar 2012 aus- und Beruf. Dazu Geschäftsführe- wahr. geschrieben und über ein Bürger- rin Barbara Fink: „Von 19 Mitar- Dann leuchtet die Nacht und beteiligungsmodell finanziert. beiter/innen haben viele betreu- Freude beim Famili- die Stille klingt. Über 15 Firmen haben bereits ihr ungspflichtige Kinder. Es gibt enverband: LR Greti Interesse bekundet. Trägerin ist fast ebenso viele individuelle Ar- Schmid überreicht die Talentegenossenschaft, die beitszeitmodelle. Das macht sich GF Barbara Fink die von Gernot Müller-Jochum und für uns auf jeden Fall bezahlt. Urkunde. Helmut Rümmele vertreten wird. Ein sehr motiviertes Team bringt VLK / UDO MITTELBERGER Die Initiative kam von Vizebür- auch eine Fülle an Familienkom- germeister Gernot Kiermayr. Bei petenzen in unsere Arbeit ein.“ der Präsentation knüpfte Pfarrer Auch die Caritas Vorarlberg darf Edwin Matt (Bregenz-Mariahilf) sich, wie berichtet, über die Aus- Verbindungen zur Schöpfungs- zeichnung als familienfreundli- PATRICIA BEGLE verantwortung. cher Betrieb freuen. REDAKTION BERICHTE: WOLFGANG ÖLZ
12 Vorarlberg 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt ZUR SACHE Missio-Sammlung am 6. Jänner Im Einsatz für die Menschen Für Priester aus drei Kontinenten In vielen Teilen der Welt sehnen sich junge Männer da- Am 6. Jänner wird bei der Jahre alt war, brachten Hutu sei- nach, ihren Mitmenschen als Priester zu dienen. Mit Missio-Sammlung in den Gottes- nen Vater um. Die Mutter musste Leib uns Seele setzen sie sich dafür ein, ihnen zu einem diensten für die Ausbildung von nun vier Kinder alleine ernähren. besseren Leben zu verhelfen, weiß Missio Diözesandirek- Priestern in Afrika, Asien und Als Ältester kümmerte er sich um tor Pfarrer Edwin Matt. Sie helfen den Menschen umfas- Lateinamerika gesammelt. seine Geschwister. Eine Missio- send: als Seelsorger, als Helfer bei Katastrophen und Nö- Patenschaft ermöglichte ihm die ten, als Verkünder der Frohen Botschaft. Das Bild auf dem Plakat zur Mis- Ausbildung zum Priester, 1984 Die Missio-Sammlung am 6. Jänner bildet dazu eine ent- sio-Sammlung (siehe S. 10) zeigt wurde er geweiht. scheidende Hilfe. Für alle Spenden bei der Sammlung einen jungen Seminaristen aus 2011 - es waren 61.900 Euro - dankt Pfarrer Matt im Na- Indonesien, einen Bischof aus Die große Katastrophe. 1994 men aller Menschen, die durch den selbstlosen Einsatz Brasilien und den Priester Father brach der Völkermord los. In der von Priestern Unterstützung erfahren. Ubald aus Rwanda. Nach dem Pfarre Father Ubalds wurden in grausamen Völkermord zwischen einer Nacht 40.000 Menschen Hutu und Tutsi 1994 setzt er sich ermordet. Auch die Familie des inmitten einer verlorenen Gene- Priesters wurde ein Opfer der Ge- Aktion Priesterausbildung ration besonders für die Versöh- walt. nung ein. Hinter den drei Por- Nach Jahren der Flucht über Viele Pfarrgemeinden, Gruppen, Paare oder auch Einzel- träts stehen Menschen, die ihr Kongo nach Österreich kehrte personen helfen durch die „Aktion Priesterausbildung“ Leben für den Dienst an Gott er nach Rwanda zurück und be- mit, dass die theologische und pastorale Ausbildung und am Nächsten einsetzen. gann, Versöhnung zu predigen. der Priesterseminaristen ermöglicht wird. Oftmals müs- sen Bewerber abgewiesen werden, weil es an Geld für die Leuchtende Figur der Hoff- Die Versöhnung leben. „Unse- Ausbildung und manchmal auch an Platz für deren Un- nung. Als Father Ubald sieben re einzige Chance als Tutsi und terbringung mangelt. Gegenwärtig sind es fast tausend Hutu ist es, wenn wir es schaffen, Seminaristen, die von Vorarlberg aus in aller Welt unter- einander von Herzen zu verzei- stützt werden. hen, wenn wir ehrlich zugeben, Das jährliche Stipendium für einen Priesterstudenten in was wir getan haben und dann Afrika, Asien, Lateinamerika oder Rumänien beträgt der- einander die Schuld erlassen“, so zeit 570 Euro. Mit diesem Beitrag ist der Grundstock für Father Ubald. Seit Jahren unter- die Lebenshaltungs- und Studienkosten eines Seminaris- stützt er die Kinder des Mörders ten pro Jahr gesichert. seiner Familie in ihrem Studi- um. Deren Mutter war gestorben, Missio Vorarlberg während der Vater seine Strafe Bregenz-St. Kolumban, Weidachstraße 1, T 05574 71742 im Gefängnis verbüßte: „Ich hat- u Spendenkonto 11.155.111 te ihm öffentlich vergeben. Aber Hypo Landesbank Vorarlberg, BLZ 58.000 unseren Worten müssen auch Ta- ubp_196x80_at:bp_anzeige_180x80 08.12.2011 Spenden an Missio sind steuerlich absetzbar. 17:58Father Uhr Ubald Seiteaus 1 Rwanda. MISSIO VORARLBERG ten folgen.“ D.S. Unsere neuen Reisekataloge 2012 sind da! Heiliges Land – Auf den Spuren Jesu Pilgerflugreise 8-tägig, ab € 1.288,- p.P. im DZ Lourdes – Licht für die Menschen Pilgerflugreise ab Österreich 4-tägig, ab € 589,- p.P. im DZ Auf dem Jakobusweg nach Santiago de Compostela Jetzt buchen! Pilger-Wanderreise Unter (0049) 89-54 58 11- 0 9-tägig, ab €1.325,- p.P. im DZ oder www.pilgerreisen.de BEZAHLTE ANZEIGE Pilgerreisen Studienreisen Wanderreisen Kreuzfahrten
Vorarlberger KirchenBlatt 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Kultur 13 ZUR PERSON Arno Geiger wurde 1968 in Bregenz geboren und wuchs in Wolfurt auf. 1993 schloss er das Studium der Deutschen Philologie, Alten Ge- schichte und Vergleichenden Literaturwissen- schaft in Wien und Innsbruck ab. Von 1986 - 2002 Arbeit als Videotechniker bei den Bre- genzer Festspielen. 1996 Einladung zum Inge- borg-Bachmann-Wettbewerb. Arno Geiger lebt als Schriftsteller in Wolfurt und Wien. Auszeichnungen. 1994 Nachwuchsstipendi- um des öst.Bundesministeriums für Kunst. 1998 Abraham-Woursell-Award. 1999 Literatursti- pendium des Landes Vorarlberg. 2001 Carl May- er-Drehbuchförderpreis. 2005 Deutscher Buch- MARCO FLAMMANG preis. 2008 Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg. 2010 Literaturpreis der Vorarlbergs Bestseller-Autor Arno Geiger Vorarlberger Buch- und Medienwirtschaft. Romane. Irrlichterloh (1999). Schöne Freunde Nach allem Schönen (2002). Es geht uns gut (2005). Alles über Sally (2010). Der alte König in seinem Exil (2011). Am 17. Jänner 2012 wird Arno Geiger exklusiv für KirchenBlatt-Leser/innen sowie für Lachen und Hoffnung. Was überwiegt für Sie heute im Umgang mit Ihrem Vater? EXKLUSIVE LESUNG Angehörige und Freunde der Bewohner/ Die Traurigkeit im Untergrund war von An- innen des Hauses Mariahilf in Bregenz fang an da und wird nicht vergehen. In Zusammenarbeit mit dem Haus „Mariahilf“ aus seinem aktuellen Roman lesen. Mit Es ist so schade, dass mein Vater krank ge- der St.Anna-Hilfe in Bregenz liest Arno Geiger dem KirchenBlatt sprach er vorab über die worden ist. Aber im Alltag schiebe ich diese am 17. Jänner um 20 Uhr aus seinem Bestseller- Hintergründe zu seinem Bestseller und seine Traurigkeit beiseite und gehe positiv mit der Roman „Der Alte König in seinem Exil“. persönlichen Highlights 2011. Situation um. Ich kann die Krankheit nicht Der Eintritt ist für KirchenBlatt-Leser/innen ändern, nur meine Einstellung zur Krankheit. frei. Eine Anmeldung zur Lesung ist aus orga- PETRA BAUR Das Verlorene ist verloren, dort ist nicht zu nisatorischen Gründen zwingend erforderlich. gewinnen. „Der alte König in seinem Exil“ wurde mit zahl- Im Alltag zählt das Vorhandene, und da grei- Sie können Sich ab 28. Dezember bis spätes- reichen Auszeichnungen bedacht. Erst kürzlich fen wir nach allem Schönen, nach jedem tens 5. Jänner anmelden: T 05522 3485-211, wurde Ihnen unter anderem der Johann-Beer-Li- Glücksmoment und sind oft fröhlich. E kirchenblatt@kath-kirche-vorarlberg.at teraturpreis verliehen. Hat sich Ihr Leben neben Achtung: begrenzte Teilnehmer/innen-Zahl! den vielen Auszeichnungen und dem damit ver- In Ihren anderen Romanen wie z.B bei „Alles bundenen Interesse der Öffentlichkeit verändert? über Sally“ werden fiktive Personen sehr über- u Di 17. Jänner 2012, 20 Uhr, Sozialzentrum Vorübergehend ja. Die Anforderungen und zeugend und komplex geschildert. In „Der alte Mariahilf, Mariahilferstraße 42, Bregenz. Belastungen, die mit der Veröffentlichung König in seinem Exil“ haben Sie sich der Realität einhergegangen sind, waren enorm. Aber bedient. Welche „Form“ bevorzugen Sie? jetzt wird’s wieder ruhiger, und ich sehe zu, Das autobiographische Schreiben liegt mir, Was waren 2011 Ihre persönlichen Highlights. dass mein Leben wie- weil ich zum selbst Erlebten Distanz neh- Was wünschen sie sich für 2012? der kleiner wird. Die men und Selbstverliebtheiten draußen hal- Als das Buch erschienen war, ist mein Vater viele Anerkennung, ten kann. Gleichzeitig sind nicht nur meine aufgeblüht, er hat gespürt, dass alle im Dorf die ich bekommen Gefühle involviert, sondern auch die Gefühle einen Tick fröhlicher und entspannter auf ihn habe, nehme ich na- von Menschen, die mir nahestehen. Das fik- zugehen. Er war selbstbewusster, ausgegliche- türlich mit, das gibt tionale Schreiben verursacht weniger nächt- ner und oft zum Scherzen aufgelegt. Demenz- ein Gefühl der Gelas- liche Sorgen. Dafür fällt es schwerer, eine er- erkrankungen sind wenig angesehen, und oft senheit. fundene Geschichte so zu erzählen, dass sie wird den Betroffenen der gewohnte Respekt glaubwürdig und in sich stimmig ist. und die gewohnte Zuneigung entzogen. Das Die Krankheit Demenz spüren die Betroffenen. Mein Vater und ich wird in „Der alte Kö- Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Roman ? haben im vergangenen Jahr viele schöne Mo- nig in seinem Exil“ auf Ich bereite immer nebenher verschiedene mente erlebt. Es war ein gutes Jahr. Grund Ihrer persönli- mögliche Projekte vor. Es gibt einen Vorlauf Für 2012 wünsche ich mir nichts Besonderes, chen Erfahrungen mit von drei, manchmal fünf Jahren, bis ich mich nur ein wenig mehr Ruhe. Der alte König in Ihrem Vater sehr facet- ans Schreiben mache. Mal schauen, was als seinem Exil. Hanser tenreich geschildert. nächstes wird. Über noch ungeschriebene Bü- Welches Buch liegt zur Zeit bei Ihnen auf dem Verlag, München 2010. Trotz aller Tragik gibt cher habe ich mich nie viel geäußert und bin Nachtkästchen? 188 S. € 17,90. HANSER es immer wieder Platz gut damit gefahren. Von Joseph Vogl, „Über das Zaudern“.
C hantal M. (Name von der Redaktion geändert) sagt: „Ich schätze dieses Haus sehr, weil ich ab und zu auch auf der Straße gelebt oder einmal bei dem Kol- legen, dann wieder bei einem anderen Kollegen gewohnt habe.“ Um ihre Gesundheit ist es nicht gut bestellt: „Ich bin auch schwer krank. Ich habe eine tödliche Krankheit, wenn ich eine Lungenentzündung bekomme, könnte ich daran sterben.“ Chantal ist HIV-positiv, wie sie bereits zu Beginn unseres Gesprächs in der Kantine des Bonet- ti-Hauses ganz offen erzählt. Sie nimmt deswegen zwar keine Tabletten ein, aber sie muss alle drei Monate nach Innsbruck, wo sie auf den Aidserreger untersucht wird. Der Erreger befindet sich bei ihr im Anfangsstadium, und verringert ihre Lebensqualität nicht, wenn sie sagt, dass es ihr diesbezüglich „tiptop“ gehe. Außerdem bekommt sie als Drogenersatz für die frühere Heroinsucht im Sub- stitutionsprogramm Morphium bzw. Substitol ärztlich verschrieben, das sie in einer Apotheke abholen kann. Dadurch werden die starken Kopf-, Bauch- und Zahn- schmerzen, die sie hat, auf ein erträgliches Maß gelindert. Über ihren jetzigen Freund ist sie ins Kaplan Bo- netti Haus gekommen. „Als ich noch verheiratet war, bin ich zufällig ins Haus der jungen Arbeiter ge- kommen, und habe hier meinen jetzigen Freund ken- nengelernt, in den ich mich gleich verliebt habe. Er hat mich immer in sein Zimmer hineingeschmuggelt. Das Haus hier hat lange die Augen zugedrückt, dann haben sie aber doch gesagt, so geht das nicht, und dann muss- te ich mich hier doch anmelden, und durfte dann mit meinem Freund legal in einem Zimmer sein.“ Nun ist sie 29 Jahre alt und lebt seit einem halben Jahr im Haus. Sie stellt den Betreuer/innen hier ein sehr gutes Zeug- Ja, ich glaube sehr An Weihnachten öffnet das Dornbirner Bonetti-Haus seine Türen auch für nis aus, wenn sie meint: „Ich bin eigentlich froh, weil ich jeden Tag eine tolle Betreuung erfahren darf.“ Menschen, die dort nicht wohnen. Das KirchenBlatt sprach mit einer jungen Die Schweiz schiebt sie ab, weil der Brutkasten für Frau, die auf berührende Weise von ihrem Draht nach oben, ihrem HIV-Positiv- ihr Kind zu teuer war. In ihren früheren Jahren war Chantal in Zürich in der offenen Drogenszene, wo sie Sein und ihrem Kind erzählt, das in der Obhut ihrer eigenen Mutter bzw. seiner auch in einem legalen Heroin- bzw. Methadonprogramm war. Dann ist sie in der Schweiz im Alter von zwanzig Jah- Großmutter aufwachsen kann. ren schwanger geworden. Sie war damals bereits HIV-po- sitiv. Im siebten Schwangerschaftsmonat hatte sie dann WOLFGANG ÖLZ eine schwere, lebensbedrohliche Lungenentzündung, ihr Kind hat sie zwei Monate zu früh mit Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Weil sie Österreicherin ist, wurde sie aus der Schweiz abgeschoben, da die Schweizer der Meinung waren, dass der Brutkasten nicht gezahlt werden könne. Wieder in Vorarlberg hat dann die Mutter von Chantal
Vorarlberger KirchenBlatt 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Thema 15 Chantal M. (Name von der Redaktion geändert) hat im B onetti-Haus eine Heimat gefunden. ÖLZ (2) Zu Weihnachten ein für alle Menschen offenes Haus Peter Mayerhofer als Zeit werden auch Men- Geschäftsführer der schen willkommen ge- „Kaplan Bonetti Sozi- heißen und betreut, alwerke“ und Dekan die nicht im Haus woh- Erich Baldauf als Ob- nen. So schön Weih- mann des „Vereins der nachten für Menschen Freunde Kaplan Bonet- mit Familie ist, so ti“ leiten gemeinsam schlimm ist es für die das Emil-Bonetti-Haus. Einsamen. Im Dienst an ihnen wird das Chris- Weihnachten im Haus. tentum echt. Am Heiligen Abend gibt es hier ein festli- Helfende Hände. Es ches Essen, und jede/r gibt sehr viele, die die bekommt ein persön- Sorge um diese Men- liches Geschenk. Ein schen hier mittragen. Gottesdienst wird am Von den berühmten 25., am Heiligtag, ge- Sockenstrickerinnen feiert. Auch an diesem über eine Basisgrup- Tag gibt es etwas Gu- pe um Pfarrer Helmut tes zu essen. Rohner bis hin zu einer An den Feiertagen sind Frauenrunde von auch mehr Ansprech- St. Martin, die monat- partner im Haus. In lich ein Kaffeekränzle dieser hochsensiblen organisiert. an Gott Pfr. Erich Baldauf und Leiter Peter Mayerhofer. glücklicherweise das Kind adoptiert, und damit verhin- beiter lassen sich viele liebevolle Dinge einfallen für jene dert, dass ihre Tochter zu einem Pflegeplatz musste, und Menschen, die so viel mitgemacht haben. „Das gibt den in ihrer eigenen, leiblichen Familie aufwachsen kann. Leuten wieder Kraft nicht aufzugeben.“ Auch die Bezie- hung zu Gott ist für Chantal eine Kraftquelle. Sie ist als Kind selbst verge- waltigt worden. Chantal er- „Als meine große Liebe gestorben ist, als ich damals schwanger war, da habe ich an das alles zählt fast nebenbei: „Als Kind nicht mehr geglaubt. Ich habe mich nur gefragt, warum nimmt der mir meinen Freund weg?“ wurde ich missbraucht und ver- gewaltigt, deswegen bin ich froh, dass meine Tochter bei Gott ist ein Thema. Sie bekennt: „Ich glaube sehr an meiner Mutter sicher in guten Händen ist.“ An Weihnach- Gott, und ich bete auch fast jeden Tag. Wenn ich sage ten, sagt sie, „bin ich es schon ziemlich gewöhnt, dass ich ‚bitte hilf mir‘, dann hat es in meinem Leben, das klingt alleine bin.“ Am 6. Dezember ist der „Herr Mayerhofer“, vielleicht komisch, auch schon Wunder gegeben. Als in der Tradition von Emil Bonetti, als Nikolaus gekom- meine große Liebe gestorben ist, als ich schwanger war, men, aber, und da lacht sie auch: „Ich habe ihn natürlich da habe ich an das alles nicht mehr geglaubt, und ich gleich erkannt.“ „Man schätzt es“, so Chantal, „dass Sa- habe mich nur gefragt, warum nimmt mir der meinen chen wie der Nikolaus hochgehalten werden“. Die Mitar- Freund weg? Was hat das für einen Sinn? Wo ist Gott?“
16 KirchenBlatt-Reisen 2012 25. Dezember 2011 / 1. Jänner 2012 Vorarlberger KirchenBlatt Montserrat (Spanien) - Berg der Seligpreisungen (Israel) - Aix en Provence (Frankreich) - Kölner Dom (Deutschland). Auch 2012 lohnt es sich wieder, mit dem Vorarlberger KirchenBlatt und kompetenten Begleitern zu reisen. ETTEL, MOSER REISEN, NACHBAUR REISEN (2) Unser Reiseprogramm führt 2012 zu faszinierenden Zielen: Spanien - Israel - Provence - Deutschland Die Vielfalt des Reisens erleben „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, Israel – das Heilige Land ruft. Hier wan- den Ausflüge mit Reiseführung in die Region sieht nur eine Seite davon.“ Nach diesem deln wir auf den Spuren des Alten und Neu- (Avignon, Pont du Gard, St. Paul de Maus- Ausspruch von Augustinus begibt sich das en Testaments, lernen aber auch das heuti- sole, St. Gilles, Arles, Aix-en-Provence) statt, KirchenBlatt auch 2012 mit Ihnen auf ganz ge, moderne Israel kennen. Diese Reise soll unter anderem auch ein Besuch der Abtei besondere Leserreisen. uns neue Horizonte eröffnen und gleichzeitig Senanque. Die Reisebegleitung übernehmen Verständnis für die Probleme anderer Kultur- Dr. Walter Buder und Dr. Benno Elbs. DIETMAR STEINMAIR / MORITZ KOPF kreise wecken. Neben den Besichtigungen be- deutender Stätten werden auch Begegnungen Deutschland – Schätze entlang des Spanien - auf den Spuren großer Heili- mit Menschen angeboten, die einen tieferen Rheins. Sie besichtigen die eindrucksvol- ger. Erleben Sie auf dieser besonderen Reise Einblick in das Leben in Israel und Palästina len sakralen Dombauten von Worms, Mainz, den Charme von Barcelona, Loyola, Javier, ermöglichen. Die Reisebegleiter bieten einen Köln, Aachen und Speyer mit einem Reise- Avila oder Madrid. Tauchen Sie ein in das täglichen biblisch-spirituellen Impuls an. leiter. Wir bringen Ihnen die spirituelle und mediterrane Leben, die Schönheit der Natur, weltkulturgeschichtliche Bedeutung dieser alles umweht von Geschichte und vom Duft Provence – südfranzösischer Zauber. Ent- Kirchenbauten näher. Eine Rhein-Schifffahrt der Kräuter Spaniens. Begleitet werden Sie decken Sie klassische Stätten mit Geschich- wird ebenfalls Teil dieser Tour sein, die im von zwei Kennern dieser sonnigen Region: te und landschaftlichen Besonderheiten. Im Komfortbus von Vorarlberg aus startet. Die KirchenBlatt-Reisebegleiter P. Dr. Reinhold Komfortbus geht es von Vorarlberg zum Ho- KirchenBlatt-Reisebegleitung übernimmt der Ettel SJ und Pfr. Msgr. Eugen Giselbrecht. tel in einem ehemaligen Kloster. Täglich fin- Feldkircher Dompfarrer Msgr. Rudolf Bischof. DIE REISEBEGLEITER P. Dr. Reinhold Ettel SJ Pfr. Mag. Edwin Matt Dr. Walter Buder Msgr. Rudolf Bischof Wenn wir die Spuren der genannten Eine ganz eigene Faszination übt Reisen erinnert mich daran, dass Reisen führen uns über unsern Heiligen aufspüren wollen, wird es das Land Israel auf mich aus. Sie das wirkliche Leben keine Grenzen Horizont hinaus in neue Räume auch um die Geistigkeit mit ihrem erinnert mich an meine Begeiste- kennt, weil es in der Schöpfung und neue Länder. Die Reisen führen Bezug zur damaligen Zeit gehen. rung, biblische Orte zu besuchen, Gottes geborgen ist. Es ist eine aber auch in unser Inneres, das Auf den Reisen ist viel Gelegenheit und an mein Bemühen, Jesus von Übung des Vertrauens, begleitet wir neu entdecken können, um zu persönlichen Gesprächen und seiner jüdischen Herkunft her ken- von der Freude am Sinn und den neue Impulse für die Heimkehr zu zum Erfahrungsaustausch. nenzulernen. Sinnen. gewinnen.
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