ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - 07/2017 Juli 2017 27. Jahrgang
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25. Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Parodontologie versus Implantologie Vom 15. bis 17. September 2017 in Wernigerode Harzer Kongresshotel, Pfarrstraße 41, 38855 Wernigerode WISSENSCHAFTLICHES PROGRAMM PROGRAMM FÜR PRAXISMITARBEITERINNEN zwölf Vorträge, drei Seminare Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Ralf Roessler, Heidelberg sieben Vorträge, vier Seminare Referenten: Referenten: Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Halle (Saale) Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Halle (Saale) Dr. med. Thomas Barth, Leipzig DH Sylvia Fresmann, Dortmund Dr. Christina Erbe, Mainz Prof. Dr. Georg Gaßmann, Köln Prof. Dr. Georg Gaßmann, Köln RA Torsten Hallmann, Magdeburg Dr. Gorden John, Düsseldorf Prof. Dr. Lutz Jatzwauk, Dresden ZA Frederic Kaufmann, Würzburg Ute Rabing, Dörverden PD Dr. Christoph A. Ramseier, MAS, Bern Sabine Urban, Bremen Prof. Dr. Ralf Roessler, Heidelberg Sylvia Wuttig, Heidelberg Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Hamburg Priv.-Doz. Dr. Dirk Ziebolz, M.Sc., Leipzig FESTVORTRAG AUSKUNFT/ANMELDUNG: Gerlinde Kaltenbrunner, Oberösterreich: Veranstalter: Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt „Die hohen Berge – meine Lehrmeister“ Postfach 39 51, 39104 Magdeburg pro Tag erhalten Sie 6 Fortbildungspunkte Gesamttagung: 15 Punkte RAHMENPROGRAMM Für Zahnärzte Stephanie Hofmann, Telefon 0391 7393914 Bierabend im Hotel hofmann@zahnaerztekammer-sah.de Grillabend im Hotel Dental-Schau Für Praxismitarbeiterinnen Astrid Bierwirth, Telefon 0391 7393915 bierwirth@zahnaerztekammer-sah.de
INHALT ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN 07/2017 KulTOUR SACHSEN-ANHALT FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH Ausstellung über Gesellschaftsspiele Fortbildungsprogramm für Zahnärzte.......................... 24 aus Ost und West auf dem Petersberg....................Seite 4 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen.... 26 EDITORIAL Vorschau 25. Fortbildungstage in Wernigerode........... 28 (K)ein schattiges Plätzchen! MITTEILUNGEN DER ZÄK SACHSEN-ANHALT von Dr. Jochen Schmidt...................................................... 5 92 ZFA-Azubis starten ins Berufsleben.......................... 31 BERUFSSTÄNDISCHES Kammer wirbt bei „Vocatium“ um Azubis................... 33 Verbesserung der Mundgesundheit als oberstes Aus der Vorstandssitzung................................................ 35 Ziel: KZBV-Vertreterversammlung in Köln.................... 6 Neue Meldeordnung der ZÄK........................................ 36 Auf Zahnärzte warten viele Aufgaben: Bericht MITTEILUNGEN DER KZV SACHSEN-ANHALT von der Kammerversammlung......................................... 8 Leserbrief und Aushang zum vdek................................ 39 Schlechte Karten für die Bürgerversicherung: Fragen und Antworten zur Telematik........................... 40 Podiumsdiskussion vor der Bundestagswahl.............. 12 Der Zulassungsausschuss informiert............................. 43 Viele Besucher beim Tag der Offenen Tür Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt............... 44 bei der KZV in Magdeburg.............................................. 18 MITTEILUNGEN DES FVDZ SACHSEN-ANHALT KOLLEGEN Da müsst Ihr doch was tun!............................................. 46 Alexander Klatte ist jüngster Delegierter SACHSEN-ANHALT in der Kammerversammlung.......................................... 20 Termine/Service................................................................ 47 NACHRICHTEN UND BERICHTE Zum Titelbild: Lutherorte – Schloss Annaburg............ 48 Bild des Heilberuflers wandelt sich............................... 21 Sieben Sachsen-Anhalter unter Top-Zahnärzten.......... 22 Titelbild: Fredi Fröschki, Lehrpreis für Prof. Dr. Hans-Günter Schaller............... 23 Schloss Annaburg In eigener Sache Liebe Leserinnen, liebe Leser, WWW.ZA EK-SA .DE WWW.KZ V-LSA .DE nach knapp einem Jahr Vorarbeit ist es soweit: Ab Heft 8/2017 präsen- JAHRG ANG 27 // AUGUST 2017 08 / 2017 tieren die Zahnärztekammer und die Kassenzahnärztliche Vereinigung ZAHNÄRZ TLICHE N Sachsen-Anhalt als Herausgeber ihr Mitteilungsblatt mit amtlichen Be- SACHSEN ACHRICH - A N H A LT TEN kanntmachungen, die Zahnärztlichen Nachrichten, in einem neuen, fri- THEMA S.06 schen Gewand. WOHLKLINGE 24. ZAHNÄR NDES ZUM ZTETAG Zahnärztetag Sachsen-Anhalt mit interessant en Vorträgen und viel Unte Keine Sorge: Mit dem neuen Layout wird sich an Inhalten und Blatt- rhaltung struktur Ihrer zn nichts ändern. Wohl aber soll das Heft mit neuen Schriften, mehr Bildern und einem einheitlichen Farbkonzept an Über- sichtlichkeit, Lesefreundlichkeit und Modernität gewinnen. Ob dieser Plan aufgeht, wollen wir zeitnah mit einem Barometer erfragen. Bis da- hin viel Vergnügen beim Lesen und einen erholsamen Sommer, Lutherorte: Sterbehaus Martin Luther s in Eisleben Ihre Redaktion Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 3
KulTOUR „Spiel mit!“ auf dem Petersberg Ausstellung über Gesellschaftsspiele aus DDR und BRD G esellschaftsspiele aus Deutsch- land-Ost und -West laden der- zeit im Museum Petersberg zum Würfeln, Rausschmeißen oder Kno- beln ein. „Spiel mit!“ heißt es noch bis 22. Oktober 2017 in einer Son- derausstellung auf dem 250 Meter hohen Petersberg, der auf seinem Breitengrad die höchste Erhebung zwischen Harz und Ural ist. Das dortige Museum befindet sich in ei- nem geräumigen Vierseitgehöft, das mehr als 220 Jahre lang als königlich preußisches Forsthaus der Domäne Petersberg diente. Mit vielfältigen und interessanten Sonderausstellun- gen lockt das vom Förderverein Er- holungsgebiet Petersberg getragene Noch bis Ende Oktober auf dem Petersberg bei Halle zu sehen: Gesellschaftsspiele aus Museum immer wieder Besucher Ost- und Westdeutschland. Foto: Förderverein Erholungsgebiet Petersberg e.V. auf den nördlich von Halle die Land- schaft prägenden Petersberg. Derzeit heißt es dort: „Spiel mit!“ stellungsbesuchern nostalgische Er- wie zu Zeiten der alten Förster mit In Petersberg zu sehen sind Spiele innerungen, wie Spiele zu Sendun- Holz geheizt und nach überliefer- aus der DDR und der Bundesrepu- gen wie „Lassie“, „Fury“ „Dallas“ ten Rezepturen Brot gebacken. Seit blik, die mit ihren reich und fanta- oder dem „Denver-Clan“. 1998, dem damals 900. Geburtsta- sievoll illustrierten Verkaufskartons Das Motto „Spiel mit!“ darf in der ges Konrads von Wettin, ist auf dem und Spielbrettern nicht nur den da- Ausstellung durchaus wörtlich ge- Peterberg zudem die ständige Aus- maligen Zeitgeist dokumentieren nommen werden: Verschiedene Spie- stellung „Konrad von Wettin. Das und schön anzuschauen sind, son- le, darunter auch Klassiker, die einst Augustiner-Chorherrenstift auf dem dern auch Unterschiede und Berüh- in beinahe jedem Haushalt zu finden Petersberg“ zu besichtigen. Seit ver- rungspunkte der beiden unterschied- waren, können ausprobiert und Kin- gangenem Jahr vermittelt eine wei- lichen politischen Systeme aufzeigen. dern oder Enkeln so vermittelt wer- tere Dauerausstellung über „Die So ging es für DDR-Bürger in den den, dass in der heutigen digitalen Blechspielwarenfabrik Josef Kraus & 1950er Jahren zumindest per Würfel Welt auch althergebrachte Spielfor- Co, Nürnberg“ einen interessanten und Spielfigur noch „Rund um die men immer noch großen Spaß berei- Einblick in die Zeit- und Wirtschafts- Welt“. Einige Jahre später blieben ten können. geschichte der 20er, 30er und 40er sie dann vorwiegend in heimischen Jahre des 20. Jahrhunderts. Gefilden und inzwischen „wandern“ Historischer Hügel Der Petersberg ist Ausgangspunkt Spielbegeisterte durch Sachsen-An- der ersten menschlichen Besiedlung halt, Brandenburg oder Thüringen. Die Dauerausstelllung im Museum in dieser Region. Heute hat sich Durch reizvoll mit zeitgenössischen Petersberg, dessen Gebäude – die der Ort Petersberg als Zentrum des Autotypen bebilderte „Verkehrs- ehemalige Försterei – als kulturge- sanften Tourismus etabliert. Zu den spiele“ sollten Kinder einst mit den schichtlich und städtebaulich bedeu- Anziehungspunkten gehören ne- Gefahren des damals schnell zuneh- tendes Baudenkmal geschützt ist, ben dem Museum ein Tierpark mit menden Straßenverkehrs vertraut widmet sich der Geschichte des his- weißen Wölfen als besonderer At- werden und selbst der Wettlauf zum torischen Saalkreises, einer der ältes- traktion, ein Walderlebnispark, eine Mond wurde thematisiert: „Welt- ten historisch gewachsenen Gebiets- Sommerrodelbahn sowie zahlreiche raumspiele“ entführten die Spieler körperschaften Mitteldeutschlands. Reit- und Wanderwege. Wer nur per Sputnik und Apollo-Mondrakete „Kultur- und Sozialgeschichte des Stille und Ruhe sucht, ist bei den in die unendlichen Weiten des Welt- 19. Jahrhunderts“ ist im Stallraum Brüdern der Christusbruderschaft raums. des früheren Wirtschaftsgebäudes in Petersberg gut aufgehoben. Sie Gesellschaftsspiele, die sich um be- zu sehen. An der Stirnseite des Ge- kümmern sich um den Erhalt des kannte Fernsehserien und TV-Shows bäudes steht den Besuchern die Tür romanischen Klosters mit der Fürs- drehen, gab es zwar nur in der Bun- zu einer historischen Backstube of- tengrabstätte der Wettiner und er- desrepublik, wecken auch bei vielen fen. An manchen Sonntagen im möglichen Besichtigungen der Kir- in der DDR aufgewachsenen Aus- Jahr wird der altdeutsche Backofen che St. Petrus. oe 4 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
EDITORIAL (K)ein schattiges Plätzchen! Liebe Kolleginnen und Kollegen, Plakativ folgte das Totschlagsargu- ment des möglichen (oder doch nur der längste Tag des Jahres ist eingebildeten) Potentials zur Kos- auch schon wieder vorbei, der Ur- teneinsparung. Solche Milch-Mäd- laub steht vor der Tür! chen-Rechnungen kennen wir ja schon zur Genüge. Wirklich Normalerweise hat die Politik in schlimm dabei ist: Wir wissen, wer dieser Jahreszeit Sommerpause, sie am Ende auszubaden hat. gleichwohl läuft sie derzeit auf Hochtouren. Die Bundestags- Im Schattenwurf der Politik ste- wahlen am 24. September werfen hen auch die elektronische Ge- bereits ihre Schatten voraus. Ge- sundheitskarte und der Start ihrer wöhnlich treibt es uns gerade bei Online-Funktionen. Das Bundesge- allzu hitzigen Aktivitäten an schat- sundheitsministerium hat sich den tige Orte – Schutz und Ruhe finden Erfolg der Einführung schon auf die wir im Schatten der Wahlverspre- Fahnen geschrieben. Sie wird die chen des linken Parteilagers jedoch Einführung daher auch weiter mit nur wenig. aller (Gesetzes-)Macht forcieren. Auch wenn die anfallenden Kos- Bei der politischen Diskussions- ten für die technische Ausstattung runde in der Zahnärztekammer am durch die Krankenkassen finanziert Von 21. Juni mit den Gesundheitsex- werden sollen, bleibt uns statt des Dr. Jochen Schmidt perten von CDU, FDP, SPD und versprochenen Effizienzgewinns Vorsitzender der den Linken – auch andere Parteien am Ende ein deutlicher personeller waren eingeladen, zeigten jedoch und zeitlicher Mehraufwand! Kassenzahnärztlichen kein Interesse an einer Teilnahme Vereinigung – wurde uns wieder einmal mit- Die Erprobung der Telematikinfra- Sachsen-Anhalt geteilt, dass endlich Schluss sein struktur ist im Dezember 2016 mit muss mit der Zwei-Klassen-Me- 500 Erprobungsteilnehmern gestar- dizin in Deutschland. SPD und tet. Die für die so genannte „Last- Die Linke zeichneten ein düsteres phase“ geforderten 80 Prozent an Bild vom Gesundheitssystem und Testteilnehmern waren vor dem der medizinischen Versorgung in Quartalswechsel 1/2017 erreicht! Ihnen gerne weiter! unserem Land. Auf ihrem Rezept Aber: zertifizierte eHealth-Kar- steht deswegen erneut die Bür- tenterminals sowie für ein für den In diesem Sinne wünsche ich gerversicherung. Vertreter der FDP Wirkbetrieb zertifizierter Konnektor Ihnen einen wohlverdienten und und der CDU würdigten dagegen werden erst im Sommer verfügbar erholsamen Urlaub für einen kraft- die Erfolgsgeschichte der dualen sein! Mobile Kartenterminals kön- vollen Start danach in einem der Patientenversorgung. Nicht die gro- nen gar nicht erprobt werden, da schönsten Berufe, die es gibt. ße Reform, sondern die Stärkung es sie noch nicht gibt. des Zwei-Säulen-Systems steht Ihr im Wahlprogramm dieser beiden Liebe Kolleginnen und Kolle- Parteien. gen, wir werden Sie rechtzeitig und umfassend über die weitere Über den Begriff der Bürger- Entwicklung und die notwendigen versicherung lässt sich trefflich Handlungsschritte informieren! Bit- streiten, allerdings konnten selbst te lassen Sie sich von der Industrie die Befürworter in dieser Runde nicht verunsichern und zu unnöti- seinen Inhalt – abseits der bekann- gen „Prüfverfahren“ oder „Checks“ ten Plattitüden – nicht verifizieren. treiben. Bei Unklarheiten helfen wir Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 5
BERUFSSTÄNDISCHES Verbesserung der Mundgesundheit als oberstes Ziel Vertreterversammlung der KZBV in Köln Die Delegierten der Vertreterversammlung der KZBV verabschiedeten im Juni in Köln die Agenda Mundgesundheit 2017-2021. D ie Unwetter im Norden und Osten der Republik hatten auch Auswirkungen auf die Früh- nehmigt wurden. Außerdem hat der Satzungsausschuss getagt und die Ergebnisse werden in der nächsten für eine Richtlinie zur Verhältnis- mäßigkeitsprüfung vor Erlass neuer Berufsreglementierungen“. Es wird jahrs-Vertreterversammlung (VV) Versammlung bekanntgegeben und befürchtet, dass die zunehmend der Kassenzahnärztlichen Bundes- beraten. wirtschaftlich orientierten Ansätze vereinigung (KZBV) in Köln. So ka- Anschließend betonte der Vor- sowohl die Patienten als auch die men Delegierte zu spät bzw. konnten standsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer Gesundheitsberufe gleichermaßen gar nicht anreisen, da Bahnstrecken energisch den Willen des Vorstandes, vernachlässigen. Zum Schluss wies gesperrt waren. Leider traf es auch alles im Kampf um das Recht auf er auf das Bundesschiedsamt hin, die schon wegen Krankheit dezi- Selbstverwaltung zu tun. Er infor- welches dieses Jahr noch tagt und mierte Delegation aus Sachsen-An- mierte nochmals die VV-Delegierten dessen Entscheidungen die Arbeit halt. Trotz allem war die VV be- über die Arbeitsverteilung der Vor- der KZVen beeinflussen wird. Zu- schlussfähig und konnte pünktlich standsmitglieder und die Aufgaben sammen mit dem Präsidenten der beginnen. für die Zukunft. Dabei legte er einen BZÄK, Dr. Peter Engel, gratulierte er Der Vorsitzende der Vertreterver- großen Wert auf eine engere Zusam- Prof. Dr. Rainer A. Jordan zu dessen sammlung, Dr. Karl-Friedrich Rom- menarbeit mit dem Beirat und den Berufung zum Professor an der Uni- mel, begrüßte die Teilnehmer und Arbeitsgruppen der KZBV. Weiter- versität Witten/Herdecke. wies nochmals darauf hin, dass die hin ging er auf die sich bildende Al- VV notwendig geworden war, um lianz Gesundheitskompetenz ein. Hilfe bei Heilmitteln aktuelle Fragestellungen zu beraten Sehr erfreut zeigte er sich, dass der und Beschlüsse zu fassen, welche für Erste Bericht zum Stand der zahn- Anschließend übernahm Vorstands- die Herbstvertreterversammlung zu ärztlichen Patientenberatung vorliegt mitglied ZA Martin Hendges den spät kommen würden. Im Hinblick und in einer bundesweiten Presse- Bericht und ging nun genauer auf die auf die Finanzsituation der KZBV mitteilung vorgestellt wird. Dr. Eßer vorliegenden Entscheidungen des im Frühjahr und den damit verbun- wies auf die Wichtigkeit der Zusam- Bundesschiedsamtes ein. Er verdeut- denen Sanktionshaushalt wurde die menarbeit mit der Bundeszahnärzte- lichte, dass es bester Vorbereitung VV als eintägige Arbeitssitzung ein- kammer (BZÄK) bei der Bewertung auf die Auseinandersetzung bedarf, berufen. und Bearbeitung von Problemen der wenn solche Themen wie Gleichbe- Rommel wies in seinem Bericht Europapolitik hin, so aktuell die Be- rechtigung von MDK-Gutachtern darauf hin, dass die neuen Vor- denken der deutschen Zahnärzte- oder Einbehaltungsrecht der Kran- standsverträge am 11. April 2017 ge- schaft hinsichtlich des „Vorschlags kenkassen im Mittelpunkt stehen. ▶ 6 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Dr. Wolfgang Esser ZA Martin Hendges Die Delegation der KZV Sachsen-Anhalt (v.l.): Dr. Bernd Dr. Karl-Georg Dr. Karl-Friedrich Hübenthal, Dr. Kay-Olaf Hellmuth und KZV-Vorstandsvor- Pochhammer Rommel sitzender Dr. Jochen Schmidt. Fotos: KZBV/Darchinger Weiter ging er auf die neuen Heilmit- über die Grundsatzfinanzierungsver- wird als Chance zur Stärkung der telrichtlinien ein und stellte klar, dass einbarung, also die Finanzierung der Patientenkompetenz gesehen, unter auch für die KZVen die Verordnung technischen Einführung in den Pra- Gewährleistung von Datenschutz- von Heilmitteln Neuland ist. Er kün- xen, diskutiert. Angedacht ist eine standards und Datensicherheit. Ein digte Hilfestellung für den Umgang Pauschal-Vereinbarung, die Finanzie- pluralistisches Gesundheitswesen damit an, so z. B. Ausfüllhinweise rung des günstigsten Standard-Aus- mit freiberuflicher Struktur, frei- für die neuen Formulare. Es wird stattungspaketes, wahrscheinlich er Arztwahl des Patienten und ein eine Broschüre dafür erarbeitet, die in Höhe von 2640 Euro. Weiter ging selbstverwaltetes System müsse das sowohl digital als auch als Printver- Dr. Pochhammer auf die Finanzen Ziel politischen Handelns sein. sion zur Verfügung gestellt wird. Es im Allgemeinen und den Sanktions- ZA Martin Hendges übernahm folgten Informationen zur elektroni- haushalt im Speziellen ein und ver- die Aufgabe, den Plan zur Um- schen Gesundheitskarte (eGK) und kündete, dass dieser vom Tisch sei. stellung der Kostenstrukturanaly- die Diskussion über Ersatzverfah- Anschließend wurde der Bericht des se auf eine Panelerhebung „ZäPP“ ren bei Nichtfunktion derselben, der Vorstandes diskutiert und die vorlie- (Zahnärzte-Praxispanel) zu erklären. Qualitätsprüfung im Einzelfall, wo- genden Anträge beschlossen. Grund dafür ist die wesentliche hö- bei die Stichprobengröße bleiben soll Einen großen Zeitraum nahmen here Akzeptanz dieser Erhebungs- und den zu bildenden Datenannah- die Vorstellung und anschließende form und deren Ergebnisse bei den mestellen QS. Diskussion der Agenda Mundge- Punktwertverhandlungen mit den Dr. Karl-Georg Pochhammer als sundheit 2017-2021, des Grundsatz- Krankenkassen. Starten soll das dritter Vorstand im Bunde ging auf programmes der KZBV, durch Dr. ZäPP 2018 mit der Teilnahme von die Problematik der Telematik, also Eßer in Anspruch. Die obersten Ziele idealerweise 15 Prozent der Praxen der eGK, ein. Der Online-Produktiv- sind die Verbesserung der Mundge- bundesweit, was bedeutet, dass ca. betrieb ist vom 1. Juni 2017 an freige- sundheit der Bevölkerung sowie die 100 Praxen in kleineren KZVen und geben, aber das Jahr bis zum 30. Juni Sicherstellung einer wohnortnahen 500 Praxen in größeren KZVen teil- 2018 werde für die Umsetzung nicht flächendeckenden Versorgung vor nehmen müssten. Die nächste Ver- ausreichen, vor Oktober sei keine dem Hintergrund des demografi- treterversammlung der KZBV fin- Installation möglich. Deshalb, so schen Wandels. Die Konzentration det am 8. und 9. November 2017 in Pochhammer, gebe es Verhandlun- liegt auf der weiteren Eindämmung Frankfurt/Main statt. n gen, um die technische Umsetzung der Karies und erfolgreichen Be- in den Praxen um ein weiteres Jahr kämpfung der Parodontitis. Die Di- Dr. Kay-Olaf Hellmuth, zu verschieben. Außerdem wird gitalisierung im Gesundheitswesen KZV Sachsen-Anhalt Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 7
BERUFSSTÄNDISCHES Auf Zahnärzte kommen viele Aufgaben zu Kammerversammlung diskutiert über Telematik, Notdienst und ZFA-Vergütung Die Kammerdelegierten verabschiedeten einstimmig eine Resolution im Vorfeld der Bundestagswahlen. Fotos: Andreas Stein E in Jahr geht schnell vorbei – das stellten auch die Delegier- ten der Kammerversammlung am den Prüfauftrag an die nationalen Gesetzgeber, ob diese hinsichtlich der freien Berufe nicht doch euro- (vier bestanden), in diesem Jahr bislang zwei. Dr. Hünecke hob in diesem Zusammenhang die gute 21. Juni 2017 fest. Zur selben Zeit päisches Recht umsetzen können Zusammenarbeit mit dem Landes- vor einem Jahr hatte sich die Kam- – eine Bedrohung quasi „durch die verwaltungsamt hervor, das bei der merversammlung neu konstituiert Hintertür“, warnte Dr. Hünecke. Erteilung von Approbationen nicht und einen neuen Vorstand um den Ein weiteres Thema, das Europa nur formal nach Aktenlage ent- Präsidenten Dr. Carsten Hünecke mitbringt, ist die Anerkennung von scheide, sondern mit Blick auf den gewählt. Nun war die Sitzung, bei Berufsabschlüssen. Abschlüsse aus Patientenschutz regelmäßig die der urlaubsbedingt 41 von 48 De- EU-Ländern werden überall aner- Kenntnisprüfung anordne. legierten anwesend waren, von kannt, dazu kommt eine Drittstaa- reichlich regionalen und überregio- tenregelung. Wahl steht vor der Tür nalen Arbeitsthemen geprägt. In Deutschland ist die Berufsan- erkennung Ländersache. Per Erlass Mit Blick auf die nahende Bundes- „EU durch die Hintertür“ durch das Landesverwaltungs- tagswahl im September stellte Dr. amt führt die Zahnärztekammer Hünecke den Kammerdelegierten Kammerpräsident Dr. Carsten deshalb Gleichwertigkeits- und anschließend ein Strategiepapier Hünecke begann nach der Fest- Sprachprüfungen durch, wobei die mit zehn gesundheitspolitischen stellung von Anwesenheit und Be- Zahl letzterer spürbar zunimmt: Kernforderungen der Bundeszahn- schlussfähigkeit seinen Bericht mit Waren es 2015 noch zwei Prüfun- ärztekammer (BZÄK) für die Legis- einem Blick nach Brüssel, wo die gen, stieg ihre Zahl 2016 bereits auf laturperiode bis 2022 vor, die das EU-Kommission einen möglichst 11, im ersten Halbjahr 2017 wurden deutsche Gesundheitssystem zu- freien Austausch von Dienstleis- bereits neun Prüfungen durchge- kunftsfest machen sollen. Auf die- tungen gewähren will. Obwohl führt, berichtete Kammerpräsident sen fußt auch die Resolution, die der die freien Berufe in Deutschland Dr. Hünecke. Die Teilnehmer kä- Kammervorstand den Delegierten bisher ausdrücklich nicht als reine men überwiegend aus Syrien, aber später zur Abstimmung vorlegte: Dienstleistung galten, sollen nun auch aus den GUS-Staaten. 1. Patientenrechte wahren Verhältnismäßigkeitsprüfungen Auch Gleichwertigkeitsprüfun- 2. Freiberuflichkeit und Selbst- übermäßige nationale Regulierung gen nehmen zu, wenn auch in ge- verwaltung schützen (die Bü- verhindern, hofft die Kommission. ringerem Maße: 2015 gab es zwei rokratie belastet Praxen immer Dies beinhaltet einen umfassen- Prüfungen, 2016 sechs Prüfungen mehr) ▶ 8 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Der Notdienst sorgt weiter für Diskussionen unter den Zahn- Dr. Jochen Schmidt, Kammerdelegierter und Vorstandsvor- ärzten.. „Wir müssen das umsetzen, was wir selbst festgelegt sitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, mahnte in haben“, forderte Kammerpräsident Dr. Carsten Hünecke. Sachen Telematikinfrastruktur zur Gelassenheit. 3. Vergütung an wirtschaftli- ell beschäftigt. Ein Beispiel, so Dr. hört auch eine entsprechende Ho- che Entwicklung anpassen Hünecke, sei die Approbationsord- norierung, aber bei GOZ und GOÄ (die GOZ wurde seit 1991 nur nung, die Bundesgesundheitsminis- tue sich wenig. Bei der HOZ soll um 9,2 Prozent angehoben, ter Hermann Gröhe (CDU) eigent- es 2018 eine Aktualisierung geben, der Verbraucherpreisindex lich noch vor der Wahl fertigstellen kündigte Dr. Hünecke an. Sie bilde stieg im gleichen Zeitraum wollte, die aber immer noch im Re- weiterhin den „Goldstandard“, was um mehr als 50 Prozent, die ferentenentwurf feststecke. Zuletzt moderne Zahnheilkunde zu ange- Stromkosten haben sich mehr habe es über 1000 Änderungsanträ- messenen Honoraren leisten kann. als verdoppelt) ge vom Justizministerium gegeben. Erfreulicheres gibt es auf Landes- 4. Mundgesundheit: Präventive Die Approbationsordnung wird ebene zu berichten: Seit Ende Fe- Konzepte weiterentwickeln deshalb frühestens Thema in der bruar 2017 gibt es auf Wirken der 5. Qualität in der Zahnmedizin: letzten Bundesratssitzung kurz vor Zahnärztekammer einheitliche Re- Fortschritt auch in der Ausbil- der Bundestagswahl im September gelungen zur Behandlung von Asyl- dung verankern sein, wahrscheinlich wandere das bewerbern, das laufe offenbar pro- 6. Krankenversicherung: Dua- Thema aber in die neue Legislatur- blemlos. Wenn es Schwierigkeiten les System patientenorientiert periode, bedauerte Dr. Hünecke. gebe, bitte melden, bat Dr. Hünecke ausbauen Bei der Bundestagswahl sei die die Delegierten. 7. Zahnärztliche Versorgung: Gesundheitspolitik zwar nur ein Richtige Weichenstellungen Rand- Telematikinfrastruktur vornehmen thema, sagte der Kammerpräsident. 8. Junge Zahnärzte: Rahmenbe- Dennoch seien Einheitsgebühren- Viele Zahnärzte im Land bewegt dingungen für Beruf und Um- ordnung und Bürgerversicherung, zurzeit die bevorstehende Einfüh- feld verbessern wie sie ein rot-rot-grünes Regie- rung der Telematikinfrastruktur. Der 9. Praxis-Team: Durch attraktive rungsbündnis auf den Weg bringen Termin steht noch: Ab 1. Juli 2018 Aus- und Fortbildung fördern würde, aus seiner Sicht nicht das muss das System in den Praxen lau- 10. Europa: Aushöhlung des deut- probate Mittel, um das deutsche fen, sonst müsse die KZV pauschal schen Qualitätsniveaus ver- Gesundheitswesen auf dem jetzigen ein Prozent des Honorars abziehen. hindern hervorragenden Stand zu halten, er- Bereits jetzt sollten Zahnärzte den ▶ klärte Dr. Hünecke (mehr zum The- In den zehn Punkten findet sich ma Wahlen ab S. 12 dieser zn). vieles wieder, was die BZÄK aktu- Zu guter zahnärztlicher Arbeit ge- Fortsetzung auf S. 10 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 9
BERUFSSTÄNDISCHES Maik Pietsch Dr. Carsten Hünecke und Öffentlichkeitsreferent Dr. Dirk Wagner würdigten das Engagement Dr. Mario Dietze von Dr. Eckart Bohley in der Patientenberatungsstelle Halle (Saale). den elektronischen Heilberufeaus- Zahnarzt selbst für seine Patienten weis beantragen, um sich zu legiti- Die Beschlüsse der zuständig und könne auch nachts mieren und die Hard- und Software Kammerversammlung rausgeklingelt werden, betonte der zu beantragen. Dr. Hünecke mahnte, Kammerpräsident. Vertretungen bei • Resolution (Text siehe Ruhe zu bewahren – entscheidend Schließzeiten und Urlaub müssten rechts) – einstimmig sei, dass das Einlesen der Karten und benannt werden, auch an der Praxis- damit die Abrechnung gesichert sei. • Antrag zur Änderung der tür und auf dem Anrufbeantworter. Das Thema führte unter den Kam- Meldeordnung (zn 7/2017, Verweigerungen oder ein Nicht- merdelegierten zu vielen Fragen S. 36-38) – einstimmig antreten des Notdienstes seien kein und Diskussionen, z. B. über Daten- Kavaliersdelikt, das die Kammer auf schutz, Patientenrechte oder schlech- • Antrag zur Ausbildungsver- sich beruhen lassen könne. „Nichts te Internetanbindungen in manchen gütung – einstimmig wäre abträglicher als eine Auflage Regionen des Landes. der Aufsichtsbehörde“, warnte Dr. Dr. Jochen Schmidt, Kammerdele- Hünecke. Man brauche keine neue gierter und Vorstandsvorsitzender Ordnung, sondern müsse das um- der für die Umsetzung verantwort- versprach der Vorstandsvorsitzende setzen, was wir selbst festgelegt ha- lichen KZV, machte an dieser Stelle (siehe auch Fragen und Antworten ben, erklärte der Kammerpräsident. Ausführungen zur Materie: Jede Pra- auf den Seiten 40-42 dieser zn). Allein 2016 gab es in Sachsen-Anhalt xis bekomme zur Vorbereitung auf 50.000 Notdienstfälle mit 1246 teil- den Rollout einen USB-Stick oder ei- Notdienst ist Pflicht nehmenden Praxen (Deutschland: ne DVD mit einem Erklär-Video zu- 1,4 Millionen zahnärztliche Not- geschickt, das zurzeit im Auftrag der Ein weiteres Thema, das den Kam- dienstbehandlungen). KZV Sachsen produziert werde. Das mervorstand beschäftigt und bereits Die Probleme mit der Erreichbar- könne sich dann jeder so oft ansehen, in der Vergangenheit die Gemüter keit des Notdienstes wurzeln auch wie er wolle. Da die Einführung der erregte, ist die Sicherstellung des auf der aus Wendezeiten stammen- Telematik-Infrastruktur ein Jahr im Notdienstes. „Grundsätzlich ist jeder den Kreisstellenstruktur. Durch spä- Verzug sei, geht Dr. Schmidt von ei- Zahnarzt zur Sicherstellung des Not- tere Kreisgebietsreformen sei es hier ner Verschiebung des Rollout-Termi- dienstes verpflichtet, das steht schon zu Verzerrungen der Organisations- nes aus. Ansonsten werde die KZV in der Berufsordnung“, erklärte Dr. strukturen gekommen, die Probleme in Kürze noch einmal in allen Praxen Hünecke. Wenn die Kreisstelle kei- mit Kommunikation und Erreichbar- die Internetverfügbarkeit abfragen, nen Notdienst organisiere, sei jeder keit verursachen. ▶ 10 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Resolution der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt „Die Kammerversammlung der Zahn- Gesundheitssystem zu bekennen, wirtschaftlich unzureichende Gebüh- ärztekammer Sachsen-Anhalt stellt welches die freiberufliche, unabhängi- renordnung für Zahnärzte (GOZ) ste- fest: ge und eigenverantwortliche Berufs- hen dem entgegen. ausübung der Zahnheilkunde sowie Die zahnmedizinische Versorgung in das vertrauensvolle Zahnarzt-Patien- Statt einer Bürgerversicherung bedarf Deutschland belegt einen Spitzenplatz ten-Verhältnis stärkt. Patientenrech- es der Weiterentwicklung des dualen in der Welt. Im Bereich der Präventi- te, wie das Recht auf freie Arztwahl, Krankenversicherungssystems mit on setzt die Zahnmedizin international dürfen nicht durch selektivvertragliche seinen Säulen aus Gesetzlicher Kran- anerkannte Maßstäbe und ist damit Strukturen beschränkt werden. kenversicherung (GKV) und Privater beispielgebend für unser Gesund- Krankenversicherung (PKV). Es sichert heitswesen. Die zahnärztliche Selbstverwaltung eine herausragende Leistungsfähig- muss in Zukunft stärker den notwen- keit und eine zahnmedizinische Ver- Darauf aufbauend gilt es auch in Zu- digen Stellenwert erhalten, um zum sorgung auf einem aktuellen Stand kunft, die notwendigen politischen Wohle von Patienten und Zahnärzten der Wissenschaft für alle Versicherten. Rahmenbedingungen zu schaffen, den zukünftigen Herausforderungen um die gewaltigen Herausforderun- erfolgreich zu begegnen. Die Kammerversammlung Sach- gen, insbesondere durch den demo- sen-Anhalt begrüßt und unterstützt grafischen Wandel, die Zuwanderung Zahnärztliche Therapiefreiheit und die Gesundheitspolitischen Perspek- und die Herstellung gesundheitlicher qualitativ hochwertige Leistungen tiven der Bundeszahnärztekammer Chancengleichheit, zu lösen. begründen das Vertrauensverhältnis 2017-2021 „Zehn gute Gründe für von Patientinnen und Patienten. Dazu eine zukunftsfeste Zahnmedizin“ als Die Kammerversammlung der Zahn- bedarf es eines ausreichenden finan- notwendigen Beitrag des Berufsstan- ärztekammer Sachsen-Anhalt fordert ziellen Rahmens und einer angemes- des für die politische Debatte zum deshalb alle politisch Verantwortli- senen Honorierung. Budgetierung und Erhalt und Ausbau einer hochwertigen chen auf, sich zu einem freiheitlichen eine nicht zeitgemäße und betriebs- zahnmedizinischen Versorgung.“ Validierung gut gestartet begeistern. „Wir brauchen Azubis Anstieg von 100 Euro pro Monat im und Personal“, sagte Dr. Dietze mit ersten und zweiten Ausbildungs- Seit kurzem bietet die Zahnärzte- Blick auf viele Kollegen, die es im- sowie 80 Euro im dritten Ausbil- kammer den Praxen einen hilfrei- mer schwerer hätten, geeignete und dungsjahr. chen Service an: Die Validierung motivierte Mitarbeiter zu finden. Ein dritter Antrag des Kammer- der Aufbereitung von Medizinpro- In Sachsen-Anhalt liege das durch- vorstandes betrifft die Meldeord- dukten. Vizekammerpräsident Maik schnittliche ZFA-Bruttogehalt derzeit nung: Hier soll die Zahnärzte- Pietsch erläuterte den Kammer- bei 1524,24 Euro pro Monat, damit kammer berechtigt sein, die im delegierten das neue Angebot. „Wir sei Sachsen-Anhalt bundesweites Meldebogen erfassten Daten künf- können uns von einer einheitlichen Schlusslicht. Der Delegierte Dr. Jo- tig in begründeten Fällen auch an deutschlandweiten Begehungs- chen Schmidt bemerkte, es könne die Kassenzahnärztliche Vereini- grundlage verabschieden“, so Maik nicht sein, dass Angestellte beim gung weiterleiten zu dürfen. Die Pietsch. Auch in Sachsen-Anhalt Friseur mehr verdienten als in der Delegierten gaben auch dafür ihr werde sich künftig die Begehungs- Zahnarztpraxis. Er warnte vor einem einstimmiges Votum ab. frequenz verstärken, warnte der Absinken des Qualitätsniveaus. „Mit Eine besondere Ehrung und Blu- Vizepräsident. Vor diesem Hinter- schlechtem Personal sägen wir un- men gab es im Zuge der Kammer- grund sei das Angebot der Kammer seren eigenen Stuhl ab“, warnte Dr. versammlung für den Delegierten sehr attraktiv. Schmidt. Dr. Eckart „Elle“ Bohley. Er ist seit Das sieht der Kammervorstand langem in KZV und Kammer en- Mehr Geld für Azubis ähnlich. Um den Beruf und die Aus- gagiert, zuletzt auch als Patienten- bildung attraktiver zu machen, sol- berater in der Beratungsstelle Hal- Dr. Mario Dietze, Vorstandsreferent len die Ausbildungsvergütungen le (Saale). Aus gesundheitlichen für das Praxispersonal, berichtete für bisher bestehende Verträge und Gründen gibt er dieses Ehrenamt den Delegierten, dass viele Kollegen neue Verträge ab dem 1. August nun auf, was für den Kammerprä- aktuell bezüglich der Azubi- und 2017 wie folgt aussehen: sidenten Dr. Hünecke und Öffent- ZFA-Vergütung verunsichert seien. • 1. Ausbildungsjahr: 650 Euro lichkeitsreferent Dr. Dirk Wagner Mit einer neuen Ausbildungsver- • 2. Ausbildungsjahr: 700 Euro Anlass war, ihm für seine Arbeit zu gütung wolle die Kammer deshalb • 3. Ausbildungsjahr: 760 Euro danken. „Elle“ besitze großes Fach- Klarheit schaffen und junge Leu- Die Kammerdelegierten stimmten wissen und viel Sozialkompetenz, te für das Berufsbild des oder der dem Antrag des Vorstandes ein- sagte Kammervorstand Dr. Dirk Zahnmedizinischen Fachangestellten stimmig zu. Das entspricht einem Wagner. n Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 11
BERUFSSTÄNDISCHES Schlechte Karten für die Bürger- versicherung Zahnärzte diskutieren bei Podiumsdiskussion vor der Bundestagswahl angeregt mit Kandidaten Vertreter von CDU, SPD, FDP und der Linken waren der Einladung der Zahnärztekammer zur Podiumsdiskussion gefolgt. Fotos: G. Oelze D rei Tage und drei Monate vor der Bundestagswahl wollten etliche von Sachsen-Anhalts Zahn- Wahlprogramm der Parteien: CDU Die Christdemokraten Raum, heißt es im am 3. ärztinnen und Zahnärzten erfahren, sind der Meinung, das Juli veröffentlichten Wahl- mit welchen gesundheitspolitischen deutsche Gesundheits- programm. Die Regelver- Zielstellungen die einzelnen Par- wesen mit freiberuflicher sorgung soll durch eine teien dieses Mal um Stimmen beim Ärzteschaft, Selbstverwal- bessere Verzahnung der Urnengang am 24. September wer- tung, GKV und PKV habe sich be- Versorgung durch niedergelassene ben. Denn seit 20 Jahren habe er währt, das Gesundheitssystem sei Ärzte und Krankenhäuser sowie eine das Gefühl, „dass die Politik nichts stabil und leistungsfähig. Die Einfüh- verstärkte Zusammenarbeit unter- rung einer Bürgerversicherung lehnt schiedlicher Facharztrichtungen und unversucht lässt, mir das Arbeiten die CDU ab. Die Partei bekennt sich Berufsgruppen grundlegend weiter- schwerer und unangenehmer zu zur Freiheit der Arztwahl und zum entwickelt werden. machen“, sprach einer aus, was vie- Wettbewerb unter Krankenkassen le der rund 40 Zuhörenden bei der und -versicherungen. Weitere Schwerpunkte sind die Podiumsdiskussion am 21. Juni in Stärkung der Pflege, die Nachwuchs- Magdeburg dachten. Eingeladen Die Partei garantiere eine gute gewinnung für Berufe im Gesund- hatte die Zahnärztekammer neben ärztliche Versorgung im ländlichen heitswesen sowie die Digitalisierung. Kolleginnen und Kollegen aus den eigenen Reihen vor allem Repräsen- tanten von CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne und AfD, aber auch die Spit- im Landesfachausschuss Gesund- ne brachte Dr. Eberhard Brecht zen der anderen Heilberufler. heit, Pflege und Verbraucherschutz mit zum Forum nach Magdeburg. Während die Grünen und die sowie im Bundesfachausschuss Der diplomierte und promovierte AfD gar nicht reagierten, schick- Gesundheit und Pflege seiner Par- Physiker war Mitglied der letzten te die CDU mit dem langjährigen tei. Dort hatte er mitgewirkt am Volkskammer, von 1990 bis 2001 Landeschef der Techniker Kran- „Gesundheits“-Teil des CDU-Pro- des Deutschen Bundestages und kenkasse, Jens Hennicke, einen ge- gramms zur Bundestagswahl. danach 14 Jahre lang Oberbürger- sundheitspolitischen Insider – und Keine gesundheitspolitischen, meister von Quedlinburg. dies nicht nur wegen seiner berufli- wie er selbst eingestand, aber par- Nun kandidiert er für die SPD, chen Kenntnisse und Erfahrungen, lamentarische Erfahrungen auf die ihn auf Listenplatz 5 setzte, im sondern auch seiner Mitwirkung Bundes- und kommunaler Ebe- Harzkreis, in Aschersleben und ▶ 12 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Jens Hennicke ist Leiter der TK-Landesvertretung und bringt Dr. Eberhard Brecht saß bereits bis 2001 im Bundestag und als Vorsitzender des CDU-Landesfachausschusses Gesund- war bis 2015 Oberbürgermeister von Quedlinburg. Der pro- heit, Pflege und Verbraucherschutz viel Fachwissen mit. movierte Physiker will erneut für die SPD in den Bundestag. ten die Ergebnisse am Wahlabend Wahlprogramm der Parteien: SPD denen der „Sonntagsfrage“ vom Die Sozialdemokraten set- der Versicherungsart richten, Juni ähneln. zen in ihrem am 25. Juni so die SPD. veröffentlichten Wahlpro- Interessierte Zahnärzte gramm auf eine paritätische Mit einer integrierten Be- Bürgerversicherung, in die darfsplanung der gesamten zn-Redakteur Andreas Stein, der Arbeitgeber und Versicher- medizinischen Versorgung die Diskussion moderierte, erin- te wieder den gleichen Anteil ein- soll die Gesundheitsversorgung nerte daran, dass die CDU nach zahlen. Auch Beamte und bislang auch im ländlichen Raum sicher- dieser Umfrage drei Monate vor privat Versicherte sollen wechseln gestellt werden. Dazu brauche es dem entscheidenden Urnengang können, Selbstständige mit gerin- mehr Hausärzte, auch Apotheker bundesweit auf 38, in Sachsen-An- gem Einkommen werden entlastet. sollen verstärkt in die Versorgung halt sogar auf 45 Prozent, und die Im Zuge dessen soll es eine einheit- mit eingebunden werden. Weite- liche Honorarordnung für Ärzte ge- re Themen sind ähnlich wie bei der FDP auf jeden Fall in den Bundes- ben: Die Vergütung medizinischer Union die Digitalisierung im Ge- tag käme. Dass die Zahnärzteschaft Leistungen soll sich nach dem Be- sundheitswesen und die Stärkung in Sachsen-Anhalt interessiert ver- darf der Patienten und nicht nach von Patientenrechten. folgt, was in Berlin geschieht, hatte das jüngste zn-Barometer bewie- sen: nur 3,2 Prozent der Befragten räumten ein, dass sie sich gar nicht Seeland erneut für den Bundestag. land-Saalekreis – Wahlkreis 73 – an. für die Bundespolitik interessier- Über reichlich parlamentarische Direkt daneben, im Wahlkreis 72 ten. Die anderen „sehr“ (zur Erin- Erfahrungen, bislang allerdings mit Halle und Umland, hat Frank nerung: 71 Prozent) und „weniger“ nur auf Landesebene, verfügt auch Sitta, Landesvorsitzender der Frei- (25,8 Prozent) an dieser Thematik Birke Bull-Bischoff von der Partei en Demokraten und auf Listenplatz Interessierten erwarten in der kom- Die Linke. Die langjährige Landes- 1 seiner Partei, gute Aussichten menden Legislaturperiode gesund- vorsitzende zieht es nun aber eben- auf ein Bundestagsmandat in der heitspolitisch vor allem eines: Er- falls nach Berlin. Sie hat als Dritte nächsten Legislaturperiode – wenn halt von Selbstverwaltung und ▶ auf der Landesliste auch einen der die FDP im September die 5-Pro- aussichtsreichsten Plätze. Als Di- zent-Hürde überwindet. Die Chan- rektkandidatin tritt sie im Burgen- cen dafür sind nicht schlecht, soll- Fortsetzung auf S. 14 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 13
BERUFSSTÄNDISCHES Der Hallenser Unternehmer Frank Sitta (38) ist seit 2015 Birke Bull-Bischoff sitzt bereits seit 1994 als Abgeordnete im Landesvorsitzender der FDP Sachsen-Anhalt und hat mit Landtag von Sachsen-Anhalt und war bis Mai 2017 Landes- Listenplatz 1 gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen. vorsitzende der Linken. Nun will sie in den Bundestag. Fortsetzung von S. 13 Freiberuflichkeit. Und wie stehen Wahlprogramm der Parteien: Die Linke die Vertreter der Parteien dazu? Die CDU hatte zum Zeitpunkt Für die Linke haben len, alle Leistungen des Forums bei der Zahnärztekam- sich die Ungerech- sollen wieder ohne mer ihr Wahlprogramm zwar noch tigkeiten im Gesund- Zuzahlung gewährt nicht veröffentlicht, aber „Mitautor“ heitssystem ver- werden. PKVen sol- Hennicke konnte versichern, dass schärft. Gesundheit len auf Zusatzleis- dürfe nicht zu einem Markt verkom- tungen beschränkt werden. seine Partei festhalten wolle am bis- men, in dem Profite mehr zählen als herigen, freiberuflichen System mit Menschen – das Gesundheitssys- Zur Sicherstellung der ambulanten Wettbewerb, und die Selbstverwal- tem müsse deshalb als Teil des So- Versorgung will die Linke Arztsitze tung weiter stärken wolle. zialstaats öffentlich organisiert wer- gleichmäßiger verteilen und Über- Für das am 3. Juli dann offiziell den, heißt es im Wahlprogramm. versorgung abbauen. Neue Versor- vorgestellte Wahlprogramm von gungsformen wie Patientenbusse, CDU und CSU hatte ein 16 Seiten Die Partei setzt deshalb auf eine Gemeinschafts- und Teilzeitpraxen starkes Papier zu gesundheitspoli- solidarische Gesundheitsversiche- oder MVZ in öffentlicher Hand sol- tischen Themen vorgelegen, berich- rung, in die alle entsprechend ihres len Ärzten die Arbeit im ländlichen tete Jens Hennicke. Er ließ vorab gesamten Einkommens einzah- Raum attraktiver machen. durchblicken, dass der Status Quo aufrechterhalten, es bei dem freien, selbstverwalteten System bleiben und hinsichtlich der Freiberuflich- Veto. Warum aber will die Linke stark, viele Menschen hätten das keit keineswegs an der Schraube das System dann verändern, frag- Gefühl, ihnen werde etwas vorent- gedreht werden solle. „Wir haben te Moderator Stein. Soziologin halten. eines der besten Gesundheitssys- Bull-Bischoff, die sich selbst als Gesundheitspolitisch sei die teme, das sich seit Jahrzehnten be- „liberale Linke“ bezeichnete, kann Bürgerversicherung für die Lin- währt hat“, so der Christdemokrat. zwar „mit Wettbewerb viel anfan- ke daher das zentrale Thema beim gen“, doch finde der derzeit nicht Wahlkampf zum 19. Deutschen Das beste System zwischen PKV und GKV statt, Bundestag. Ihre Partei wolle die meinte sie, da die Rahmenbedin- horizontale Zwei-Klassen-Medizin Dazu kam von den Parteienver- gungen zu verschieden seien. Die abschaffen, doch ein staatliches Ge- tretern aller Couleur kein direktes sozialen Unterschiede seien zu sundheitswesen könne sie in ▶ 14 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Nachdenklich: Gastgeber und Kammer- Knapp 40 Zahnärzte und Heilberufler nahmen an der Podiumsdiskussion teil präsident Dr. Carsten Hünecke. Auch er und diskutierten fleißig mit, darunter auch KZV-Vorstandsvorsitzender Dr. stellte Fragen an die Politiker. Jochen Schmidt und Matthias Tamm, Landesvorsitzender des Freien Verbandes. Wahlprogramm der Parteien: FDP keine überzeugende Antwort war. Gänzlich schuldig bleiben müsse Die FDP will in der Ge- völkerung. Bürger sollen sie diese auf die Frage nach dem sundheitspolitik das Di- künftig über Behand- Standpunkt ihrer Partei zur Budge- ckicht aus Vorschriften lungen mitentscheiden tierung zahnärztlicher Honorare, lichten. Außerdem soll es können, Leistungen und räumte Bull-Bischoff ein. wieder mehr Wettbewerb Kosten sollen transparent Ein klares Nein zur Bürgerversi- zwischen den Kranken- werden, Tarife und Selbst- cherung kam von Frank Sitta. Der kassen geben. GKV und PKV sollen beteiligungen frei wählbar sein. diplomierte Politikwissenschaft- zukunftsfest weiterentwickelt wer- den, bei beiden gebe es Reformbe- Die Budgetierung im Gesundheits- ler aus Halle betonte, dass die darf, so die Liberalen. wesen will die FDP abschaffen. Die FDP eine solche getarnte staatliche ambulante ärztliche Versorgung und Zwangskasse ablehne. Eine Bürger- Einer „als Bürgerversicherung ge- Niederlassung in eigener Praxis mit versicherung wie von den Linken, tarnten staatlichen Zwangskasse“ Übernahme langfristiger, wohnortna- den Grünen und auch der SPD fa- erteilt die FDP eine Absage, diese her Verantwortung für Patientenver- vorisiert, würde eine Verschlech- führe zu einer drastischen Versor- sorgung soll wieder an Attraktivität terung der Patientenversorgung gungsverschlechterung der Be- gewinnen – wie, bleibt jedoch offen. zur Folge haben, fürchtet die FDP. Sachsen-Anhalts Landesvorsitzen- der räumte auf dem Wahlforum bei der Zahnärztekammer zwar einen der Bürgerversicherung nicht er- denen in gewisser Weise durchaus gewissen Reformbedarf bei PKV kennen, sagte die Linke-Politikerin. Wettbewerb stattfinden und die und GKV ein, doch sollten beide Versicherten auch Zusatzleistun- bestehen bleiben. Seine Partei sei Wer soll das bezahlen? gen in Anspruch nehmen könn- dafür, den Weg in die private Kran- ten?, meinte sie. Auf die Frage: Wer kenversicherung unabhängig von „Zwang heißt nicht gleich Staat“, soll das bezahlen? verwies sie auf den Einkommensverhältnissen für versicherte sie. Warum sollte es un- Millionen zusätzlicher Versicher- jedermann zu ebnen. Zudem ▶ ter dem Dach der Bürgerversiche- ter, die wie alle einen bestimm- rung nur eine Einheitskasse und ten Prozentsatz vom Einkommen nicht zwei oder drei verschiedene einzahlen müssten – was für die Krankenkassen geben, zwischen Zahnärzteschaft im Auditorium Fortsetzung auf S. 16 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 15
BERUFSSTÄNDISCHES Skeptischer Blick: Dr. Jens-Andreas Münch, Präsident der Ebenfalls Gast bei der Podiumsdiskussion: Dr. Burkhard Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. John, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt. Fortsetzung von S. 15 sollte das Kostenerstattungsprinzip Wahlprogramm der Parteien: Bündnis 90/Grüne auch bei gesetzlichen Kassen einge- führt werden, so ein weiteres ge- Die Grünen wollen GKV Zuzahlungen für Me- sundheitspolitisches Anliegen der und PKV ähnlich wie die dikamente und andere FDP. Sozialdemokraten zu ei- Selbstbeteiligungen wol- ner Bürgerversicherung len die Grünen abschaf- Wie die Versorgung sichern? weiterentwickeln. Alle fen. Bürger, auch Beamte, Selbständige und Gutverdienende, Um auch dünner besiedelte Regi- Beim GKV-Patienten ein Kosten-Be- sollen sich beteiligen. Auf Aktien- onen besser zu versorgen, brau- wusstsein für die von ihm genutzten gewinne und Kapitaleinkünfte wer- chen Kommunen und Regionen medizinischen Leistungen zu entwi- den ebenfalls Beiträge erhoben. laut den Grünen mehr Einfluss und ckeln, dafür plädierte der SPD-Ver- Die paritätische Finanzierung soll sollten innovative Lösungen wie treter. In der von seiner Partei ange- wieder eingeführt und Zusatzbei- die Gründung lokaler Gesundheits- strebten Bürgerversicherung, in der träge abgeschafft werden. Bei den zentren vorantreiben. Stationäre Versicherte Zusatzleistungen in An- Arzthonoraren soll nicht mehr zwi- und ambulante Versorgung sollen spruch nehmen könnten, könne es schen gesetzlich und privat Ver- besser vernetzt und gemeinsam auch zwei oder drei Krankenkassen sicherten unterschieden werden. geplant werden. geben – wenn diese nur gleich auf- gebaut seien. Eine Abschaffung der Budgetierung lehnt Dr. Brecht nicht grundsätzlich ab, fürchtet aber Kon- der Telemedizin eine denkbare Vari- im Bereich der Zahnmedizin viel- sequenzen und sieht daher derzeit ante für die Gesundheitsversorgung leicht etwas schwierig sei. keine Möglichkeit für ein Ende der in strukturschwachen Regionen, „Keinen Plan in der Schublade Budgetierung. Hinsichtlich der me- was er sich für den zahnärztlichen zur Lösung dieses schwierigen Pro- dizinischen Versorgung stellte der Bereich allerdings nicht vorstel- blems“ hatte Birke Bull-Bischoff da- Sozialdemokrat zunächst fest, dass len könne, so Dr. Brecht. Auch der bei. Die Linken-Politikerin verwies es in Deutschland derzeit so viele FDP-Vertreter Sitta sprach sich dafür auf Aufwertung ländlicher Räume, Ärzte pro Patient gebe wie nie zu- aus, für die ambulante Versorgung Schaffung von Anreizen für Nie- vor, räumte aber ein, dass ländliche im ländlichen Raum die Chancen derlassungen und auf Medizinische Bereiche nicht sehr attraktiv für Nie- der Digitalisierung verstärkt zu nut- Versorgungszentren. Es überrasche derlassungen seien. Die SPD sehe in zen, was auch nach seinen Worten sie nicht, dass Ärzte und Zahnärzte 16 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Miteinander lachen, den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen: Auch wenn es bei der Podiumsdiskussion mitunter hitzig zu- ging, ließen die Teilnehmer den Dialog nicht abreißen. Anders als Grüne und AfD, die der Veranstaltung fernblieben. Wahlprogramm der Parteien: AfD dem Geld hinterhergelaufen werden müsse. Am Vergütungssystem an Das deutsche Gesund- und Doppeluntersuchun- sich wolle die CDU vom Grundsatz heitssystem ist laut AfD gen vermieden werden. her jedoch nichts ändern, sei aber durch den demografischen Das Kostenbewusstsein für eine sektorenübergreifende ein- Wandel und politische und die Eigenverantwort- heitliche Vergütung im ambulanten Fehlentwicklungen be- lichkeit des Bürgers sollen und stationären Bereich. Die Bud- droht. Die Partei will sich deshalb für gestärkt werden. Die freie Arztwahl gets werden nicht angefasst, sie blei- eine leistungsfähige, flächendecken- müsse sichergestellt sein, so die AfD. ben, betonte Jens Hennicke. Deren de und möglichst wohnortnahe Ver- Ärzte und Therapeuten sollen über sorgung im ambulanten und statio- gute Deutschkenntnisse verfügen. Höhe aber sei Sache der Selbstver- nären Bereich einsetzen. Die AfD will waltung, da werde sich die Politik dazu beitragen, es für Ärzte attrakti- Den Ausbau der Telematik-Infra- nicht einmischen. ver zu machen, sich wieder vermehrt struktur über eine zentrale Daten- Welche Partei die Interessen der auf dem Land niederzulassen. Durch bank lehnt die AfD ab. Stattdessen Zahnärzteschaft in der kommenden das flächendeckende Angebot eines sollen Daten wie z.B. eine Patien- Legislatur wohl am besten vertreten Hausarztsystems sollen ambulan- tenverfügung auf der eGK gespei- werde, konnte bei der Podiumsdis- te Behandlungen besser koordiniert chert werden. kussion sicher nicht abschließend geklärt werden. Wir wollen nicht mehr Staat und keine Budgetierung, aber Erhalt von Freiberuflichkeit von den MVZ nicht begeistert seien, ches Problem. Er plädierte dafür, und Selbstverwaltung, waren sich doch ihre Partei stehe dennoch für dass bei der Zulassung zum Medi- die Teilnehmenden im Auditorium derartige Einrichtungen. zinstudium nicht nur die Abitur- einig. Für gute „weiche“ Standort- note zählen sollte. Für Studierende faktoren, damit zahnärztliche und Gesellschaftliches Problem müsse Sachsen-Anhalt attraktiver ärztliche Niederlassungen auch auf werden, das Land insgesamt durch dem Lande attraktiv werden, habe Für den CDU-Politiker Hennicke positivere Berichte sein „Schmud- die Politik zu sorgen, so die einhel- ist die Sicherung der medizini- del-Image“ abstreifen. Das betreffe lige Meinung. Wer auch dafür künf- schen Versorgung auf dem Lande auch Verhandlungen zu den ärztli- tig zuständig ist, das werden die kein rein gesundheitspolitisches, chen Vergütungen. Es sei kein gutes Ergebnisse der Bundestagswahl am sondern ein gesamtgesellschaftli- Aushängeschild für ein Land, wenn 24. September zeigen. oe Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2017 17
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