Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen

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K A P I T EL Ü B ER S C H R I F T

Pastorale Dienste

I/23

Klangraum Kirche
Kirchenmusikalische Mitteilungen
Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
I N H A LT

Inhalt
  Vorwort..........................................................................................................4

   1. Allgemeine Berichte............................................................................8

   2. Berichte aus den Dekanaten..........................................................11

   3. Rezensionen..........................................................................................28

   4. Konzerttermine..................................................................................36

   5. Fortbildungen..................................................................................... 50

   Anschriften................................................................................................ 57

   Impressum................................................................................................ 59

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
VO R WO R T                                                                                                                                                                                                                 VO R WO R T

Vorwort                                                                                                          Gerade inmitten der Krise ermutige ich dazu,
                                                                                                                 wieder in Utopien zu denken, sich auf das We-
                                                                                                                 sentliche, die grundsätzliche Faszination für die
                                                                                                                                                                     ferischen Gestaltung in den Blick genommen,
                                                                                                                                                                     die im Hinblick auf die Zukunft ein wichtiger
                                                                                                                                                                     Baustein der Kirchenmusik sein könnten.
                                                                                                                 Musik im Raum der Kirche, zu besinnen. Auf die-
                                                                                                                 se Weise werden auch Aspekte der kulturschöp-       Es grüßt Sie herzlich
                                                                                                                                                                     Ihr

          Liebe Leserinnen
          und Leser,                                                                                                                                                 Dominik Susteck

                                                                                                                 PS: Die Rede von Claudia Roth zur Zukunft der Orgeln enthält bemerkenswerte Aspekte zum Ins-
          im September 2022 habe ich einen Vortrag zur                                                           trument Orgel. Als Abschluss des Projekts „Orgelmusik in Zeiten von Corona“ im September 2022
          Zukunft der Kirchenmusik vor dem Zentralver-                                                           (u. a. gefördert von der Deutschen Bischofskonferenz) sei dieser Text als „zweites Vorwort“ an die-
          band der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der                                                          ser Stelle abgedruckt.
          katholischen Kirche Deutschlands in Köln ge-
          halten. In den Nöten des Berufszweiges habe
          ich über die Wurzeln der Kirchenmusik, die
          Wurzeln der Musik im Raum der Kirche nachge-
          dacht. Deshalb stelle ich auch Ihnen, den Lese-                                                        CLAUDIA ROTH ZUR ZUKUNFT DER ORGELN
          rinnen und Lesern unseres Heftes „Klangraum                                                            Rede von Staatsministerin Claudia Roth MdB,
          Kirche“, die Frage: Wo sehen Sie den Ursprung       Dominik Susteck an einer Orgel | © Besim Mazhiqi   Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
          dieser Musik? Wo liegt Ihre persönliche Faszina-                                                       und Medien, anlässlich des Abschlusskonzerts
          tion, wofür brennen Sie?                            Allerdings bilden wir stark nach dem Service-      des Projekts „Orgelmusik in Zeiten von Corona“
                                                              Prinzip aus, nach dem, was vermeintlich vor Ort    am 18. September 2022 im Augsburger Dom.
          Fallen Ihnen vielleicht auch die Orgeln in Paris,   abgefragt wird. Durch Corona und die Ukraine       Der Deutsche Musikrat führte gemeinsam mit
          der Komponist Olivier Messiaen, Bachs Johan-        sowie die Kirchenkrise ändern sich die Vorzei-     der Deutschen Bischofskonferenz und der Evan-
          nespassion oder Werke von Arvo Pärt ein? Alles      chen manchmal jedoch schneller, als sich die       gelischen Kirche in Deutschland dieses Projekt
          Ausdrucksformen, die das Unsagbare vermit-          Ausbildungssituation anpassen kann.                als Beitrag zum „Jahr der Orgel“ 2021 durch. Es
          teln, die etwas über das Jenseitige sagen. Es ist                                                      wurde durch die Bundesbeauftragte für Kultur
          die Musik, die die große Sehnsucht des Men-         Jetzt denken einige Hochschulen mittlerweile       und Medien gefördert. Die 17 Kompositionen
          schen ins Spirituelle hin ausdrückt. Es sind die    darüber nach, den Ausbildungsgang Kirchen-         wurden in einem Sammelband beim Carus-
          großen Kathedralen, die mit ihrer besonderen        musik zu einem eher schöpferischen Studien-        Verlag veröffentlicht. Herausgeber sind Prof.
          Akustik das Charisma eines „Andersraumes“           gang zu erweitern, der Kirchliche Komposition,     Richard Mailänder und LKMD Kord Michaelis.
          beschwören. Und so mag es ein erster Aspekt         Improvisation und auch populäre Genres aus
          der Kirchenmusik sein, diese Brücke über die        einer klangschöpferischen Perspektive in den       Orgelmusik berührt. Wenn Luft in die Pfei-
          Musik ins Mystische zu bilden.                      Blick nimmt.                                       fen strömt und sie so zum Tönen bringt, dann
                                                                                                                 macht das etwas mit uns Menschen. Und mit           Kulturstaatsministerin Claudia Roth | © Sven Teschke
          Der zweite Aspekt ist eher pädagogischer und        Auch in unserem Erzbistum haben wir einen          dem Raum. Das hat auch der junge Bertold
          sozialer Natur: Zusammenkommen, Gemein-             Lehrgang für „Kirchliche Komposition“ einge-       Brecht hier in Augsburg so empfunden. In
          schaft im Musizieren und Feiern erfahren, in        führt, die mit dem Organisten und Komponis-        seinem Gedicht „Die Orgel“ beschreibt er es:        Diese Wirkung entfaltet die Orgel nicht nur in
          einer besonderen Atmosphäre, sei es im Got-         ten Michael Schultheis das Schöpferische in        „Wenn der preisende Orgelton aufschwillt, dun-      den Kirchen, sondern auch in Konzerten und
          tesdienst, in der Andacht oder im Konzert, ge-      den Blick nimmt. DKM Johannes Krutmann hat         kelt der Raum / Schweben die Decken lautlos         Theatervorstellungen – die Orgel verbindet
          meinsam zusammenzuwirken.                           bei Butz ein neues Choralbuch herausgegeben,       empor, werden gläsern die Wände und weisen          Raum und Klang, sie geht durch Mark und Bein.
                                                              das 16 neue Werke enthält. Das Erzbistum Pa-       das dunkle Land: / Erde. Meer. Äcker. Wälder.       Ich hatte das Glück und das Vergnügen, das
          Es ist ganz klar, dass die Kirchenmusik ein wich-   derborn vergibt Kompositionsaufträge für elek-     Darüber ein endloser Himmel gespannt. / Blau        ziemlich früh in meinem Leben zu spüren.
          tiger Kulturträger und Kulturplayer ist.            tronische Musik.                                   wölbt sich über Erde und Meer der Traum.“

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
VO R WO R T

          Mein Großvater war Lehrer, Organist und Kir-       Es war deshalb eine wunderbare Idee, aus An-
          chenmusiker. Die Klänge der Gabler-Orgel in der    lass des Jahres der Orgel ein Buch mit neuen
          Klosterkirche St. Georg in Ochsenhausen waren      Orgelkompositionen herauszubringen, das
          himmlisch. Als Kind wirkten diese riesigen Ins-    bundesweit verbreitet wird. Einen herzlichen
          trumente ja noch gewaltiger, als sie ohnehin       Dank an den Deutschen Musikrat für die Idee
          schon sind, fast unendlich hoch. Und die Töne      und die Aufträge und an die evangelische und
          erst – der Körper bebte. Bis heute übt die Orgel   katholische Kirche für die Mitfinanzierung. Ich
          eine echte Faszination auf mich aus.               finde es wichtig und richtig, dass im Engage-
                                                             ment für die Orgel hier die beiden großen Religi-
          Allein in Deutschland gibt es etwa 50 000 dieser   onsgemeinschaften zusammenwirken, so wie
          atemberaubenden Instrumente. Und dass es           es mit diesem Konzert im katholischen Dom
          dabei nicht auf die Ausmaße des Instruments        und im zweiten Teil dann in der evangelischen
          ankommt, das beweist die Maerzorgel hier im        St.-Anna-Kirche zum Ausdruck kommt. Und ich
          Augsburger Dom. Als eine der kleinsten Domor-      freue mich natürlich, dass auch mein Haus mit
          geln Deutschlands beeindruckt sie trotzdem         Mitteln aus NEUSTART KULTUR einen Teil dazu
          mit vollem Klang, wie wir heute hören können.      beitragen konnte.
          Der Reichtum der Orgellandschaft in unserem
          Land verpflichtet uns aber auch. Wenn die Or-      In den Zeiten von Corona war nicht nur der Be-
          gel eine Zukunft haben soll, dann müssen ers-      such von Kirchen eingeschränkt, es war auch
          tens all diese großartigen Instrumente immer       das Singen der Gemeinde und von Chören
          wieder gewartet und restauriert werden. Der        zeitweilig verboten und später nur unter ganz
          Unterhalt der Königin der Instrumente ist kost-    strengen Regeln möglich. Der „Atem“ einer Or-
          spielig, wie für jede Königin. Gut, dass sie uns   gel kann – Gott sei Dank − keine Viren verbrei-
          immer wieder mit ihrem unnachahmlichen,            ten.
          einmaligen Klang dafür entschädigt.
                                                             Und so war ihre Stimme, die Stimme der Orgel,
          Und zweitens müssen Orgeln natürlich auch          auch in der Stille vielfach der einzige Begleiter
          gespielt werden. Der Nachwuchs fehlt an vie-       der Spiritualität, der religiösen Einkehr und
          len Orten, und damit kommt die Frage, wie          Besinnung. Ich bin gespannt, wie viel sich von
          die kirchenmusikalische Arbeit, die Begleitung     diesen Pandemie-Erfahrungen in den 17 Kom-
          der Gottesdienste weiter sichergestellt wer-       positionen mitteilt.
          den kann. Ich weiß, dass es hier Initiativen der
          Kirchen gibt, dass sich der Deutsche Musikrat      Und ich hoffe natürlich sehr, dass möglichst
          für diese Thematik unter anderem im Arbeits-       viele der Auftragskompositionen in den kir-
          kreis Kirchenmusik unter der Leitung von Prof.     chenmusikalischen Alltag einfließen. Vielen

                                                                                                                         1. Allgemeine Berichte
          Christian Höppner einsetzt − aber der Mangel       Dank an die beteiligten Komponistinnen und
          an Kirchmusiker:innen dürfte in den kommen-        Komponisten für ihre Werke und natürlich auch
          den Jahren noch zunehmen. Man wird deshalb         an die heute Konzertierenden an den Orgeln.
          auch unkonventionelle Wege prüfen müssen,
          zum Beispiel die Digitalisierung in der Steue-     Sie zeigen die Möglichkeiten dieses tollen Ins-
          rung von Orgeln.                                   truments, Sie geben der Orgelmusik ein Ge-
                                                             sicht und ihren Sound − und damit auch eine
          Und drittens muss sich auch das Repertoire wei-    Zukunft!
          terentwickeln. Wir lieben alle Bach und Händel
          oder auch die Orgelsymphonie von Saint-Saëns.      Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle der
                                                             Bundesregierung für Kultur und Medien
          Aber Orgelmusik muss ein lebendiges Reper-
          toire bleiben, sie muss die Herausforderungen
          und Erfahrungen der Zeit und ihrer Menschen
          aufnehmen.

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A L LG E M EI N E B ER I C H T E                                                                                                                                                                    A L LG E M EI N E B ER I C H T E

            MENDELSSOHN-CD                                       Vincent Vogelsang, Marco Düker, Christian        ZUM 350. TODESTAG VON HEINRICH SCHÜTZ            KOMPOSITIONSWETTBEWERB
            Zum 175. Todestag von Felix Mendelssohn Bar-         Ortkras, Ján Blahuta, Ralf Borghoff und Ange-    Georg Gusia hat in der musica sacra 5/22 so-     SAARLOUIS FÜR ORGEL+
            tholdy am 4. November 2022, aus dessen Orato-        lika Ritt-Appelhans. Die Informationen für das   wie auf unserer Homepage einen Text zum          Die katholische Kirchengemeinde Saarlouis-
            rium „Paulus“ u. a. der „Libori-Tusch“ stammt, ha-   Booklet stammen von Prof. Paul Thissen und       350. Todestag von Heinrich Schütz (+ 16. No-     Lisdorf schreibt mit der Kreisstadt Saarlouis für
            ben Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker           Jörg Kraemer. Der Leiter des Fachbereichs Kir-   vember 1672) verfasst. Dieser kann auf unserer   das Jahr 2023 den 10. Orgel-Kompositionswett-
            des Erzbistums Paderborn eine CD mit den ge-         chenmusik, Dominik Susteck, dankt allen Inter-   Homepage www.klangraum-kirche.de unter           bewerb aus. Wettbewerbsberechtigt sind Stü-
            samten Orgelwerken aufgenommen. Für dieses           pretinnen und Interpreten sowie Gemeinden        „Blickpunkt“ nachgelesen werden.                 cke für Orgel + 1 oder 2 Solo-Instrumente. Die
            Projekt wurden vier bedeutende historische           und zuständigen Mitarbeitenden vor Ort für ihr                                                    Dauer sollte zwischen acht und zehn Minuten
            Orgeln ausgesucht. Es handelt sich um Eslo-          Engagement, das dieses Projekt ermöglicht hat.                                                    betragen.
            he-Reiste, Orgel von Anton Fischer 1854 (29/II),     Die Doppel-CD kann für 20 Euro inkl. Versand     WERKWOCHE IM HAUS
            Meschede-Calle, Randebrock-Orgel von 1861            auf Rechnung beim Fachbereich Kirchenmusik       IMMACULATA PADERBORN                             Einsendeschluss ist der 31. März 2023. Informa-
            (23/II), Marsberg-Heddinghausen, Randebrock-         bestellt werden.                                 Im Haus Immaculata fand vom 10. bis 14. Ok-      tionen unter www.klingende-kirche.de.
            Orgel von 1864 (15/II) und Paderborn-Dahl,           www.klangraum-kirche.de/service/medien           tober 2022 die Werkwoche des neuen C-Kurses
            Randebrock-Orgel von 1856 (21/II). Interpre-                                                          statt. Die zehn Teilnehmenden erwartete ein
            tinnen und Interpreten der CD sind Christian         Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker aus       gut gemischtes Programm aus Theorie und Pra-     KOMPOSITIONSAUFTRÄGE FÜR
            Vorbeck, Stefan Madrzak, Helga Maria Lange,          dem Erzbistum Paderborn können ein kosten-       xis. Zu den theoretischen Fächern wie Orgelbau   ELEKTRONISCHE MUSIK IM KIRCHENRAUM
            Sebastian Freitag, Simon Brüggeshemke, Tobias        loses Freiexemplar über                          und Musikgeschichte traten praktische Fächer     Das Erzbistum Paderborn hat Kompositions-
            Leschke, Markus Breker, Adam Lennart, Franzis-       kirchenmusik@erzbistum-paderborn.de              wie Chorleitung, Gregorianik und Deutscher       aufträge für Elektronische Musik (4-Kanal-Ton-
            ka Classen, Johannes Krutmann, Jürgen Seufert,       anfordern.                                       Liturgiegesang sowie Orgel und freie Improvi-    band) an renommierte Komponistinnen und
                                                                                                                  sation.                                          Komponisten vergeben. Diese werden beim
                                                                                                                                                                   Spaziergang der elektronischen Musik im Kir-
                                                                                                                  Höhepunkte waren der Besuch im Orgelmu-          chenraum in drei Veranstaltungen im Septem-
                                                                                                                  seum Borgentreich sowie das gemeinsame Vor-      ber 2023 in Paderborn uraufgeführt. Bisher
                                                                                                                  spiel an der großen Orgelanlage im Paderborner   zugesagt haben Florian Zwissler, Oxana Omel-
                                                                                                                  Dom. Als Lehrende waren die Dekanatskirchen-     chuk, Dorothee Hahne, Tobias Tobit Hagedorn,
                                                                                                                  musiker Dr. Christian Vorbeck, Marcel Eliasch,   Ralf Hoyer, Florian Hartlieb, Nicolas Heyduk, Ulf
                                                                                                                  Peter Wagner, Jörg Kraemer und Dekanatskir-      Pleines und Christina Kubisch. Durch das Pro-
                                                                                                                  chenmusikerin Barbara Grundhoff, sowie der       gramm führt Prof. Anna Schürmer (Köln).
                                                                                                                  Leiter des Fachbereichs Kirchenmusik, Dominik
                                                                                                                  Susteck, im Einsatz.

                                                                                                                  BEZUG DER KIRCHENMUSIKALISCHEN MITTEILUNGEN
                                                                                                                  Die Kirchenmusikalischen Mitteilungen sind in voller Länge im Internet einsehbar. Mit Blick auf
                                                                                                                  die Ressourcen bitten wir darum, regelmäßig zu prüfen, ob Sie das Printexemplar wünschen. Sollte
                                                                                                                  dies nicht der Fall sein, bitten wir um Abbestellung unter kirchenmusik@erzbistum-paderborn.de.

                                                                                                                  Vielen Dank!

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

                                Dekanat Büren-Delbrück
                                   BÜRENER KANTOREI-KONZERTE
                                   Vom 24. bis 28. August 2022 fanden in diesem
                                   Sommer zum ersten Mal in Bürens Kirchen und
                                   Kapellen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen
                                   von Mittwoch bis Sonntag jeweils am frühen
                                   Abend Konzertveranstaltungen statt. Veranstal-
                                   ter war in Kooperation mit der Pfarrgemeinde
                                   St. Nikolaus in Büren der Förderverein Johann
                                   Patroclus Möller Orgel e. V.

                                   Die Idee und das Konzept entwickelte Dekanats-
                                   kantor Stephan Wenzel. Grundgedanke war, die
                                   unterschiedlichen Kirchenräume der Stadt mit
                                   entsprechender Musik bzw. Ensembles zu nut-
                                   zen. Stilistisch bildete die Renaissance- und Ba-   © Stephan Wenzel
                                   rockmusik den Schwerpunkt, wobei durch die
                                   verschiedenen Besetzungen der Ensembles die         zu beeindrucken wusste. Mit der abschließen-
                                   Zuhörerinnen und Zuhörern in jedem Konzert          den Darbietung der Toccata und Fuge in d-Moll
                                   neue Klänge erwarteten.                             von J. S. Bach überzeugte Stephan Wenzel nicht
                                                                                       nur durch seine spieltechnischen und musikali-
                                   So viel vorweg – es hat sich gelohnt!               schen Fähigkeiten, sondern spannte den Bogen
                                                                                       auch schon zum folgenden Konzert am Don-
                                   Den Beginn der Konzertreihe gestaltete Stephan      nerstagabend, das in der barocken Jesuitenkir-
                                   Wenzel an der historischen Johann-Patroclus-        che der Stadt stattfand. Genau dieses Musik-
                                   Möller-Orgel selbst als Gesprächskonzert. Pro-      stück sollte nämlich Schlusspunkt des Konzerts
                                   grammatisch schuf er durch seine ausgesuch-         des Posaunenquartetts „Opus 4“ werden – dies-
                                   ten Musikstücke hier schon eine Brücke und          mal natürlich als Bearbeitung.
                                   eine Verknüpfung zu den folgenden Konzert-
                                   abenden, indem er durch kurze Informationen         Die vier Gäste aus Leipzig und Musiker des be-
                                   auf die kommende Musik und die Ensembles            rühmten Gewandhausorchesters hatten ein zu
                                   verwies. Künstlerisch unterstützt wurde er hier-    ihren Instrumenten (barocke Alt-, zwei Tenor-
                                   bei von Carla Scharfen (Gesang) und Lukas Pape      und Bassposaune) passendes Repertoire mit

2. Berichte aus den Dekanaten
                                   (Posaune). Den Klangraum Kirche konnten die         Renaissancetänzen und Madrigalen vorberei-
                                   Zuhörerinnen und Zuhörer dabei neu erfahren,        tet und begeisterten das Publikum sowohl mit
                                   da Herr Wenzel die Gäste bat, im zweiten Teil       ausgewogenen, differenzierten Dynamiken als
                                   des Konzerts im Chorraum der Kirche Platz zu        auch mit homogenem und intonationssicherem
                                   nehmen.                                             Spiel. Eine besondere – aber auch nachdenkli-
                                                                                       che – Wirkung hinterließ die Zugabe mit dem
                                   So konnte – begleitet von der Truhenorgel –         Stück „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von
                                   die ausdrucksstarke und klangschöne Sopran-         F. Mendelssohn, welches das Quartett mit mo-
                                   stimme von Carla Scharfen in der Arie „Vedrò        dernen Posaunen (fast als „Gebet“) intonierte.
                                   con mio diletto“ aus der Oper „Il Giustino“ von     Seit Ausbruch des Ukrainekrieges – so erklärte
                                   Antonio Vivaldi unmittelbar wahrgenommen            der Leiter Jörg Richter – spielt das Quartett die-
                                   werden. Gleiches gilt für den Posaunisten Lukas     sen Psalm zum Abschluss eines jeden Konzerts.
                                   Pape, der mit einer Transkription einer Sonate
                                   für Fagott von Georg Philipp Telemann virtuos

                                                                                                                                               11
Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN                                                                                                                                                       B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

          Eine Art Kontrapunkt zum Klang der Blechblä-      Eine ganz besondere Hörerfahrung mit zum              Es folgten weitere konzertante Pedal-Etüden         100 JAHRE KIRCHENCHOR
          ser bot das Konzert am Freitagabend, welches      Teil ungewohnten Klängen und gleichzeitigem           von Eugène de Bricqueville (1854-1933), Jean-       „ST. JOHANNES BAPTIST“, HAGEN-BOELE
          der Barock-Cellist Ludwig Frankmar aus Berlin     Hörgenuss ermöglichte das junge und mit               Marie Plum (1899-1994) und Daniel Magnus            Im Oktober des vergangenen Jahres 2022
          in der kleinen Kapelle auf Gut Böddeken darbot.   zahlreichen Publikumspreisen ausgestattete            Gronau (1685-1747).                                 konnte der Kirchenchor St. Johannes Baptist in
          Raum und Klang gingen hier eine faszinierende     Ensemble „Cembaless“ im Abschlusskonzert                                                                  Hagen-Boele unter dem Motto „Ein Tag sagt es
          Verbindung ein.                                   der Konzertreihe in der Jesuitenkirche. In der        Ein besonderes Erlebnis war der „Tango im zwei-     jubelnd dem andern …“ sein 100-jähriges Jubi-
                                                            Besetzung Gesang (Sopran), zwei Blockflöten,          ten Ton - für die barbarischen Teutonen, welche     läum begehen. Am Sonntag, dem 16.10.2022,
          Programmatisch bildeten Suiten und Sonaten        Viola da Gamba, Barockgitarre, Theorbe und            die Musik mit Füßen treten“; ein durchaus ironi-    fand zur Eröffnung einer Festwoche ein feierli-
          sowohl von J. S. Bach als auch von seinem Sohn    persische Perkussionsinstrumente, dafür aber          sches Werk aus der Feder von Guy Bovet (* 1942),    ches Hochamt in der Pfarrkirche statt: Der Kir-
          Carl Philipp Emanuel den Schwerpunkt. Durch       ohne das die alte Musik prägende Cembalo,             einem Lehrer Sonnentheils, der dieses Stück für     chenchor führte die „Vater-unser-Messe“ von
          sein differenziertes und technisch überzeugen-    entwickelten die jungen Virtuosinnen und Vir-         seinen ehemaligen Schüler komponierte.              Lorenz Maierhofer auf, dazu spielte ein Kam-
          des Spiel ermöglichte Ludwig Frankmar den Zu-     tuosen die unterschiedlichsten Stimmungen                                                                 merorchester und DKM Dr. Christian Vorbeck
          hörerinnen und Zuhörern die Wahrnehmung           und konnten die zahlreichen Zuhörerinnen und          Nach dem strengen Pedal-Exercitium BWV 598          übernahm den Part an der Orgel. Die Gesamt-
          eines großen klanglichen Ausdrucksspektrums       Zuhörer mit ihrem lebensfrohen Musizieren be-         von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und           leitung hatte Kirchenmusikerin Anna-Katha-
          mit einem einzigen Instrument.                    geistern. Moderner Groove wurde hier mit alter        einem wunderschönen Capriccio für Pedal solo        rina Mergemann, Zelebranten waren Pfarrer
                                                            Musik erzeugt, die so auf diese Weise wieder le-      von Margaretha Christina de Jong (*1961) en-        Franz Drüke und der Präses des DCV, Monsig-
          Das vierte Konzert gestaltete das renommierte     bendig und neu erklang.                               dete das Konzert mit dem fulminanten Inter-         nore Bernhard Schröder. Beim anschließenden
          „Duo Kirchhoff“ am Samstagabend in der klei-                                                            mezzo über eine Fuge von Johann Sebastian           Festakt im Pfarrheim überreichte Monsignore
          nen Sakramentskapelle in der Bürener Innen-       Im Anschluss eines jeden Konzertes lud der För-       Bach für Solo-Pedal von Wilhelm Middelschulte       Schröder dem Vorsitzenden des Kirchenchores,
          stadt. Hier erlebten die Zuhörerinnen und Zu-     derverein Johann Patroclus Möller Orgel e. V. zu      (1863-1943).                                        Herrn Dr. Markus Rembold, eine Jubiläumszu-
          hörer in intimer Atmosphäre „Heilsame Klänge      einem Umtrunk ein, der von allen Zuhörerinnen                                                             wendung des DCV. Es folgten weitere Gruß-
          von Laute und Viola da Gamba“, so der Unter-      und Zuhörern gerne angenommen wurde. Bei                                                                  worte, verbunden mit einem kleinen Umtrunk
          titel des Programms.                              herrlichem Sommerwetter konnte in entspann-                                                               und schließlich die Eröffnung der Ausstellung
                                                            ter Atmosphäre ein guter Austausch – nicht nur                                                            „100 Jahre Kirchenchor“.
          „Die Harmonie der Welt“ – ein großes Thema        über das gerade beendete Konzert – stattfinden
          der Weisen und Gelehrten im alten Europa –        und ließ im Nachklang alle beglückt nach Hau-                                                                                                Christian Vorbeck
          wurde durch eine intensive Verbindung zwi-        se gehen.
          schen Naturbild-Projektionen, Klang, Raum und                                      Johannes Zimmer
          Informationen erfahrbar.

                                                                                                               Dekanat Lippstadt-Rüthen
                                                                                                                  „VON DER EMPORE IN DEN SATTEL“ –                    Am 25. Juni folgte eine Tour durch den Pastora-

Dekanat Hagen-Witten                                                                                              EINE RADTOUR ZU ORGELN
                                                                                                                  IM DEKANAT LIPPSTADT-RÜTHEN
                                                                                                                  So lautete das Motto für eine Radtour in ver-
                                                                                                                                                                      len Raum Erwitte-Geseke. Die Teilnehmenden
                                                                                                                                                                      starteten in der St.-Laurentius-Kirche in Erwit-
                                                                                                                                                                      te an der großen Aubertin-Orgel, welche der
          ORGELKONZERT AM 11.09.2022                        Jürgen Sonnentheil musizierte am elektrischen         schiedenen Bereichen des Dekanates Lippstadt-       DKM Ralf Borghoff vorführte und Einblicke in
          IN ST. MARIEN/WITTEN:                             Spieltisch im vorderen Kirchenschiff: So konn-        Rüthen für Orgelinteressierte und Radfahrbe-        die Technik der Orgel gab. Weitere Instrumente
          „FASZINATION PEDALSPIEL“                          ten alle Interessierten die „Faszination Pedal-       geisterte.                                          in Mönninghausen, Geseke und Störmede stan-
          Am Sonntag, dem 11.09.2022, fand um 16.00 Uhr     spiel“ nicht nur hören, sondern auch aus nächs-                                                           den auf dem Programm.
          in der Marienkirche zu Witten ein besonderes      ter Nähe optisch mitverfolgen.                        Die erste Radtour, welche man mit einem nor-
          Orgelkonzert statt: Unter dem Motto „Faszi-                                                             malen Fahrrad gut bewältigen konnte, startete       Den Abschluss fand die Aktion in Warstein am
          nation Pedalspiel“ bot Jürgen Sonnentheil aus     Das Programm umfasste folgende Stücke für             am Samstag, dem 11. Juni, um 10.00 Uhr an der       2. Juli, wo der neue Kollege Jan Blahuta die Inst-
          Cuxhaven ein hochvirtuoses Programm dar,          Pedal-Solo: Sonnentheil eröffnete das Konzert         Pfarrkirche St. Elisabeth in Lippstadt. Es wurden   rumente in der Pankratiuskirche in Warstein, in
          welches das Auditorium in Staunen versetzte.      mit der Étude Nr. 14 C-Dur Andantino von Si-          verschiedene Instrumente aus dem Lippstädter        Belecke, in Mülheim-Sichtigvor und Hirschberg
          Alle, die der Einladung gefolgt waren, konnten    gismund Ritter von Neukomm (1778-1858) aus            Bereich erkundet. Harduin Boeven führte die         vorstellte.
          miterleben, wie man allein mit den Füßen die      dessen 25 Grandes études pour orgue.                  Instrumente gekonnt und für die Teilnehmen-
          große Marienorgel zum Klingen bringen kann.                                                             den verständlich vor.

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN                                                                                                                                                                B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

          Für die Teilnehmenden bestand zudem die Mög-       WELTTREFFEN DER PUERI CANTORES
          lichkeit, die Instrumente anzuspielen, Fragen zu   IN FLORENZ 2022
          stellen und sich umfassend über die Instrumen-     Am Sonntag, dem 10. Juli 2022, starteten Mit-                    Am Samstagnachmittag veranstalteten die         6. INTERNATIONALER
          te zu informieren.                                 glieder der Jugendchöre St. Laurentius, Erwitte,                 Chormitglieder einen Flashmob auf dem Dom-      ERWITTER ORGELHERBST
                                                             St. Clemens, Rheda, und der Kinder- und Ju-                      platz in Florenz mit anschließendem offenem     Bereits zum sechsten Mal konnte DKM Ralf
                                                             gendchor Rietberg zum 43. Internationalen                        Singen. Mehrere Touristinnen und Touristen      Borghoff Kollegen aus ganz Europa zum Inter-
          „ORGELIMPROVISATION MIT PFIFF“                     Chortreffen, welches in diesem Jahr in Florenz                   blieben begeistert stehen.                      nationalen Erwitter Orgelherbst an der Auber-
          Zu einer zweitägigen Schulungsmaßnahme am          stattfand.                                                                                                       tin-Orgel begrüßen.
          16.09./17.09.2022 mit Wolfgang Seifen hatte                                                                         Krönender Abschluss in Florenz am Sonntag
          DKM Ralf Borghoff an die Aubertin-Orgel nach       Erste Station war die Stadt Ulm, wo die Chöre                    war der Abschlussgottesdienst. Der atembe-      Das Eröffnungskonzert wurde vom niederländi-
          Erwitte eingeladen.                                am Montag auf dem Stadtfest („Schwörerfest“)                     raubende Gesang mit allen 3 000 Teilnehmerin-   schen Fachmann für Orgelimprovisation im al-
                                                             ein weltliches Konzert auf der Open-Air-Büh-                     nen und Teilnehmern in der Kathedrale Santa     ten Stil, Sietze de Vries aus Groningen, gestaltet.
          Die 23 Teilnehmenden aus dem Erzbistum und         ne gaben. Nach einer Nachtfahrt bezogen die                      Maria del Fiore war überwältigend.              Das facettenreiche Programm mit Werken im
          den angrenzenden Diözesen erlebten dann            Chorsängerinnen und Chorsänger das Hotel in                                                                      Stil von Buxtehude, de Grigny u. a. begeisterte
          auch einen Referenten, der die aktiven Teilneh-    Florenz.                                                                                                         das Publikum.
          menden je nach Stand ihrer Vorkenntnisse mo-
          tivierte und förderte. Es wurden verschiedene      Am Dienstag konnte der Chor einen ersten Ein-                                                                    Das zweite Konzert wurde vom Titularorga-
          musikalische Formen erörtert, mit Beispielen       druck von der renaissancegeprägten Stadt Flo-                                                                    nisten der Kirche St. Eustache in Paris, Baptis-
          belegt und Ansätze zum individuellen Üben ge-      renz bekommen. Der Besuch im berühmten Bo-                                                                       te-Florian Marle-Ouvrard, gestaltet. Neben
          geben.Gelegenheit zum Üben gab es dann am          boli-Garten und eine Stadtführung standen am                                                                     Werken von Bach, Buxtehude erklang eine
          Samstagvormittag an verschiedenen Instru-          Mittwoch an. Die Chorgruppen aus Rheda und                                                                       17-minütige Improvisation, die die Klangfarben
          menten im Dekanat.                                 Rietberg unternahmen einen Ausflug nach Pisa.                                                                    der Orgel auf moderne Weise zu Gehör brachte.
                                                             Am Abend versammelten sich ca. 3 000 Jugend-                                                                     Den Abschluss des Orgelherbstes bildete dann
          Am Nachmittag wurde dann in weiteren Ein-          liche aus Europa, Mittelamerika und Asien zur                                                                    das Orgelkonzert mit Wayne Marshall (Malta).
          heiten das Geübte vorgespielt, ggf. korrigiert     Eröffnung des Festivals Pueri Cantores auf der                                                                   Werke von Bach und César Franck bildeten den
          und weitere Tipps zum Selbststudium gegeben.       Piazza della Signoria.                                                                                           Rahmen für weitere Improvisationen. Da waren
          Viele der Teilnehmenden spielten und betei-                                                                                                                         dann auch Bernstein, Gershwin und Beethoven
          ligten sich aktiv am Kursgeschehen. Den Ab-        In der Gemeinschaft wurde für den Weltfrieden      © Ralf Borghoff                                               zu Gast: Themen der bekannten Komponisten
          schluss fand die gelungene Schulungsmaß-           gebetet, gesungen, und im Anschluss wurden                                                                       waren für Marshall die Grundlagen für Orgel-
          nahme mit einem Konzert des Referenten am          Kontakte zwischen den Chören geknüpft und                        Zum Ausklang der Reise brachen die Mitglieder   improvisationen mit Stilmitteln des Barock, des
          Abend in der Laurentiuskirche.                     somit auch zusammen gefeiert.                                    am Sonntagnachmittag zum Gardasee auf, wo       Jazz-Crossover vom Feinsten.
                                                                                                                              ein paar Tage mit Kulturprogramm, Ausflügen
                                                             Zum nächsten Programmpunkt versammelten                          zum Strand und einer Fahrt nach Malcesine auf   Ein außerordentlich gelungener
                                                             sich alle deutschen Chöre in der Basilika Santa                  dem Programm standen.                           6. Erwitter Orgelherbst 2022.
                                                             Maria zum Nationalgottesdienst. Abends war
                                                             Gelegenheit für die Chormitglieder, Florenz                      Der Rückweg am Mittwoch führte die Chöre mit                                           Ralf Borghoff
                                                             auf eigene Faust zu erkunden und einen wun-                      einer Übernachtung in Nürnberg nach zwölf er-
                                                             derschönen Sonnenuntergang auf der Ponte                         eignisreichen Tagen mit viel guter Laune und
                                                             Veccio zu erleben und damit den Tag ausklingen                   toller Musik zurück in die Heimat, wo sie mit
                                                             zu lassen.                                                       läutenden Kirchenglocken empfangen wurden.

                                                             Am Freitag stand ein Abendkonzert in der Basi-
                                                             lica Santa Trinita auf dem Programm. Stehende
                                                             Ovationen der Zuhörenden wurden mit mehre-
                                                             ren Zugaben honoriert. Eine gemeinsame spon-
                                                             tane Chornummer mit den Mädchen der Mäd-
                                                             chenkantorei des Paderborner Doms beendete
          © Ralf Borghoff                                    den erfolgreichen Konzertabend.

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN                                                                                                                                                     B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

Dekanat Hellweg                                              deltes Lindgrün“ oder „Orgellabyrinth“ zeigten
                                                             an, welche Themen und Assoziationsräume mit
                                                                                                                  danach folgten und zahlreiche Querverbindun-
                                                                                                                  gen in der intelligenten Programmgestaltung
                                                                                                                  deutlich werden ließen. Besonders beeindruck-
                                                                                                                                                                     Ein Orgelkonzert in der Nacht des Gründon-
                                                                                                                                                                     nerstags eröffnete die mehr als drei Jahrzehn-
                                                                                                                                                                     te bestehende, von DKM Johannes Krutmann
                                                             diesen neuen Klängen reflektiert wurden. Die
                               FESTIVAL „ORGEL PLUS          Komponistinnen Farzia Fallah (Iran) und Zane-        te die Chromatische Fantasie von J. S. Bach, die   gegründete Konzertreihe mit „Le Chemin de la
                               HAMM“ 2022                    ta Rydzewska (Polen) leben und wirken mitt-          Berben in makelloser, freier und virtuoser Ma-     Croix“ op. 29 von Marcel Dupré (1886-1971).
                               Interessante    Instrumen-    lerweile in der Musikstadt Köln und bringen in       nier auf seinem nicht nur äußerlich beeindru-      Die eindrucksvollen musikalischen Betrach-
                               te, besondere Kombina-        ihrem künstlerischen Schaffen auch ihre kultu-       ckend schönen Cembalo (eine Ruckers-Kopie          tungen des Kreuzwegs wurden durch besinn-
                               tionen, unkonventionelle      rellen Prägungen ein. Auch Dominik Susteck ist       von Keith Hill) darbot. Hier stimmten Timing,      liche Texte zu den einzelnen Stationen ergänzt
                               Programme, renommierte        durch seine langjährige Tätigkeit an der Kunst-      Affekte, interpretatorische Freiheiten und rhe-    (Sprecher: Thomas Höddinghaus) und schufen
                               Interpretinnen und Inter-     Station Sankt Peter eng mit der Kunstszene der       torische Relationen auf beglückende Weise.         eine intensive geistliche Atmosphäre, der sich
                               preten sowie akustisch und    Stadt Köln verbunden, er war in diesem Konzert       Der Schluss mit der berühmten Meditation von       die Zuhörenden nicht entziehen konnten – und
          © Martin Chiang      architektonisch     bemer-    sowohl als Komponist wie auch als Interpret          J.J. Froberger (auf seinen eigenen zukünftigen     wollten: Spätestens zum Schluss des Konzerts,
                               kenswerte Kirchenräume        zu erleben. Die auf Neue Musik spezialisierte        Tod) schloss zuversichtlich und hinterließ be-     als niemand der Anwesenden die dichte Stim-
          möchte das Festival „ORGEL PLUS HAMM“, das         Sängerin Irene Kurka faszinierte mit stimm-          glückte Gesichter beim interessierten und fach-    mung durch Beifall zerstören mochte, wurde
          im Herbst 2022 mit fünf Konzerten stattfand,       licher Modulationsfähigkeit und technischer          kundigen Publikum.                                 dies umso deutlicher: Man ging nach den tiefen
          eröffnen und zu bereichernden Hörerfahrun-         Souveränität. Besonders der junge Nachwuchs-                                                            Eindrücken bewegt und schweigend in die Stille
          gen einladen. Organisiert wird dieses Festival     organist Silvan Meschke, mit 17 Jahren bereits       1000 Jahre Dorfkirche in Uentrop – anlässlich      der Passionsnacht. Helmut Schröder bewies als
          in ökumenischer Zusammenarbeit der beiden          Bundeswettbewerbspreisträger von „Jugend             dieses Jubiläums war auch das Orgelfestival        Interpret an der Orgel wieder einmal seine vir-
          hauptamtlichen Stadtkantoren: Dekanatskir-         musiziert“, beeindruckte durch seine techni-         mit einem Konzert unter der Überschrift „Novas     tuosen Qualitäten.
          chenmusiker Johannes Krutmann und Kreis-           sche Sicherheit, interpretatorische Reife und        Cantigas“ zu Gast in dieser romanischen Kirche.
          kantor Heiko Ittig wurden nicht zuletzt wegen      stilistische Vielseitigkeit. Den Zuhörenden bot      Die auf mittelalterliche Tasteninstrumente         Das zweite Konzert am Sonntag, den 29. Mai
          ihrer außergewöhnlichen gemeinsamen Pro-           sich ein weites Spektrum an neuer Musik, an          spezialisierte Catalina Vicens (Bologna) verzau-   wurde geprägt durch italienische Orgel- und
          jekte und ihres gesellschaftlichen Engagements     Raum- und Klangerlebnissen weitab des Ge-            berte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit mittel-     Vokalmusik des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit
          (wie interkultureller Zusammenarbeit) bereits      wohnten, die Möglichkeiten zum Hören, Re-            alterlicher Musik, die sie auf dem Orgelportativ   der doppelchörigen Messe von Giovanni Giorgi
          im Jahr 2011 als Kulturpreisträger der Stadt       flektieren, Vertiefen und Entdecken einer neuen      spielte. Wie lebendig, atmend, flexibel, gleich-   (um 1690-1762) stand eine echte musikalische
          Hamm ausgezeichnet.                                Klangwelt boten, die man vielleicht nicht sofort     zeitig archaisch und modern dieses Repertoire      Entdeckung im Mittelpunkt des Programms,
                                                             in allen Details verstehen kann oder muss, de-       sein kann, hatte wohl niemand erwartet. Reine      die zugleich für die Cappella vocale Liebfrauen
          Den Auftakt des Festivals 2022 bildete ein Kon-    ren Qualität, Tiefe und Spiritualität jenseits der   pythagoräische Quinten kontrastierten unver-       einen Neuanfang nach der Pandemie darstellte.
          zert in der Pauluskirche mit der Überschrift       Worte gleichwohl deutlich und nachhaltig zu          sehens mit hauchenden, fragilen Teiltönen, wie     Ein voller Ensembleklang entfaltete ein Meister-
          „Cymbals and Drums“. Das Duo Sebastian Go-         erspüren und erfahrbar sind.                         man sie im Konzert mit neuer Musik dank halb       werk des Kontrapunkts, auch alle solistischen
          kus (Percussion) und Harald Gokus (Orgel) hatte                                                         gezogener Registerschleifen zwei Wochen vor-       Teile wurden von Mitgliedern des Ensembles
          natürlich weitaus mehr zu bieten als Zimbeln       Die barocke St.-Peter-und-Paul-Kapelle im Stadt-     her hören konnte.                                  gesungen, unter denen besonders Nils Giebel-
          und Trommeln: Die Bandbreite reichte über          teil Nordherringen, ein Kleinod inmitten eines                                                          hausen als Tenorsolist mit zwei Solomotetten
          Marimbaphon, Kesselpauken oder Djembé bis          industriellen Umfelds, beherbergte das nächste       Altes und Neues ganz nah, Spirituelles und Sä-     von Alessandro Grandi begeistern konnte.
          hin zu synthetisierten Klängen, die den vertrau-   Konzert am Tag des offenen Denkmals, bei dem         kulares verschmolzen und verbunden, ein klei-
          ten Orgelklang um eine neue Klangdimension         barocke „Claviermusik“ mit dem Alte-Musik-           nes Instrument mit ungeahntem, faszinieren-        Die Intention eines Gemeinschaftsprojekts
          erweiterten. Der perfekte musikalische Dialog      Spezialisten Leon Berben auf dem Programm            dem Klangreichtum – magic!                         wurde besonders dadurch deutlich, dass nicht
          von Vater und Sohn Gokus und das abwechs-          stand. Er eröffnete das Programm an der zwar                                                            weniger als eine Interpretin und vier Interpre-
          lungsreiche Programm mit ausnahmslos zeit-         restaurierungsbedürftigen, entgegen manchen                                                             ten sich den Part an den Orgeln der Liebfrauen-
          genössischer Musik bot auch Kennerinnen und        Zweifelnden aber doch immer noch spielbaren          ORGELTRIDUUM IN HAMM –                             kirche teilten: Neben Angelika Ritt-Appelhans
          Kennern viele Entdeckungen und ein Hörerleb-       historischen Orgel von 1836, die aufgrund ihrer      MIT VOKALEM NEUBEGINN                              waren Ulrich Prenger, Vincent Vogelsang, Jörg
          nis, das das Publikum begeisterte.                 traditionellen Bauweise noch in einer barocken       Vertonungen von Kreuzweg, Messe und Psal-          Segtrop und Johannes Krutmann, der auch
                                                             Tradition gesehen und – sogar im jetzigen Zu-        men waren die jeweiligen Themenschwerpunk-         die Gesamtleitung hatte, abwechselnd an den
          Ein Zusatzkonzert mit neuer Musik fand knapp       stand – sehr gut gehört werden kann: Gute Ins-       te in den drei Konzerten des Orgeltriduums         Tasten beteiligt, der Lautenist Stefan Koim ge-
          eine Woche später in der Liebfrauenkirche un-      trumente behalten eben ihre klangliche Aussa-        2022 an der Goll-Orgel in der Liebfrauenkirche     staltete außerdem auf einer Erzlaute den Conti-
          ter dem Titel „Licht – Zeit“ statt und enthielt    ge auch noch in einem hinfälligen Zustand: ein       in Hamm.                                           nuopart mit. Der begeisterte Applaus des best-
          Werke international bekannter NRW-Kompo-           Grund mehr, ihre Substanz jetzt zu pflegen und                                                          besuchten Konzertes der diesjährigen Reihe
          nistinnen und -Komponisten für Sopran und          zu erhalten. Raum und Akustik waren eine per-                                                           ließ keinen Zweifel aufkommen, dass der Neu-
          Orgel. Titel wie „Außerhalb der Zeit“, „Verwan-    fekte Einheit auch für die Cembalowerke, die                                                            anfang gelungen war.

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Klangraum Kirche I/23 - Kirchenmusikalische Mitteilungen
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                                                                                                                        Dekanat Höxter
                                                                     die von asketisch-meditativ über klangvoll-im-                                                         zeitgemäßen Erscheinungsbild insbesondere
                                                                     provisatorisch bis hin zu neuen und avantgar-                                                          die Möglichkeiten der neuen Medientechnik.
                                                                     distischen Bearbeitungen und persönlichen                                                              Die zehnminütige Verfilmung von Kirche, Land-
                                                                     Klangstilen reichen und reichhaltige Facetten         TAG DER OFFENEN TÜR IM                           schaft und der Barockorgel durch den Kölner Ci-
                                                                     darbieten.                                            ORGELMUSEUM BORGENTREICH                         nematographen Krischan Rudolph – zu Klängen
                                                                                                                           Rund 120 Besucherinnen und Besucher fanden       von Dietrich Buxtehudes Präludium in g – fes-
                                                                     Mit einer Choralschola (Leitung: DKM Johannes         anlässlich eines Tags der offenen Tür am letz-   selte die Besucher ebenso wie die „Orgelreisen“,
                                                                     Krutmann) und insgesamt sechs Organisten              ten Septemberwochenende 2022 den Weg ins         die Museumsleiter Jörg Kraemer an der neuen
                                                                     wurde dieses Konzert zu einem wahren Ge-              Orgelmuseum der Orgelstadt Borgentreich, um      virtuellen Orgel gestaltete.
                                                                     meinschaftsprojekt, dem zahlreiche Zuhörende          die modernisierte Dauerausstellung in Augen-
© Astrid Zill                                                        mit großem Interesse lauschten. Obwohl das            schein zu nehmen. Mittel aus dem Förderpro-      Mittels der Software „Hauptwerk“, die den
                                                                     Orgelbuch ursprünglich nicht für eine zyklische       gramm des Landes NRW „Heimat – Zeugnis“,         Klang echter Orgelpfeifen durch Samples wie-
                                                                     Aufführung gedacht ist, konnte die Dramatur-          welches Bemühungen um identitätsstiftende        dergibt, ist es möglich, in die Klangwelt unter-
                Im Abschlusskonzert am 26. Juni spielte der Lü-      gie der Abfolge doch überzeugen und einen mu-         besondere Orte und Bauwerke mit ihrer regio-     schiedlicher Orgelstile verschiedener Epochen
                becker Organist und Orgelprofessor Arvid Gast        sikalischen Spannungsbogen erzeugen, der mit          nalen Geschichte und Tradition, „Zeugen“ ihrer   und Länder einzutauchen und diese vergleichs-
                Werke von Bach, Reubke, Isoir und César Franck       der fragmentarisch-musikalischen Friedens-            Heimat, unterstützt, ermöglichten mit einem      weise authentisch wiederzugeben. 26 Orgeln
                (zum 200. Geburtstag). Wie kaum ein anderes          bitte von Dominik Susteck in einem intensiven,        Volumen von insgesamt 290.000 € neben diver-     aus vielen Ländern Europas sind derzeit abruf-
                Instrument im Umkreis bietet die Goll-Orgel mit      offenen Schluss endete.                               sen Brandschutzmaßnahmen, der Erneuerung         bar, darunter Instrumente so bedeutender Or-
                ihren außergewöhnlich expressiven Klangfar-                                                                der Sanitäranlagen und Sanierung der Außen-      gelbauer wie Arp Schnitger, Eberhard Friedrich
                ben und ihrem großen dynamischen Spektrum            Es dauerte eine geraume Zeit, bis sich die Stil-      treppe auch die Überarbeitung von ca. 50 % der   Walcker oder Aristide Cavaillé-Coll.
                die besten Voraussetzungen zur Interpretation        le und musikalische Spannung löste und letzt-         Ausstellungsfläche mit einem Volumen von
                stilistisch vielfältiger Ansprüche, von denen sich   endlich Beifall für die Komponisten Michael           rund 130.000 €.                                  Ein „Trumpf-Ass im Kulturland Kreis Höxter“, das
                der Lübecker Orgelprofessor begeistert zeigte.       Schultheis, Christoph Althoff, Sascha Mücke,                                                           „bundes- und vermutlich auch europaweit sei-
                Gast nutzte die klanglichen Möglichkeiten und        Thorsten Maus, Gereon Krahforst und Dominik           Die Besucherinnen und Besucher zeigten sich      nesgleichen sucht“, so lautete am Ende das eu-
                wählte jeweils epochentypische Klänge und            Susteck sowie die ausführenden Organisten Sil-        im Rahmen von Führungen und Vorführungen         phorische Fazit eines begeisterten Besuchers.
                Registrierungen, sodass man beinahe glauben          van Meschke, Marco Düker, DKM Martin Geisel-          durchweg begeistert und lobten neben dem
                konnte, mit jedem Stilwechsel im Programm            hart, DKM Johannes Trümpler, Michael Schult-                                                                                                  Jörg Kraemer
                ein anderes Instrument zu hören. Seine Regist-       heis und Vincent Vogelsang aufkam und allen
                rierkunst war getragen von gut dosiertem, aber       Beteiligten Anerkennung zollte.
                stets intensivem interpretatorischem Gestus,
                bester Stilkenntnis und makelloser spieltechni-
                scher Beherrschung. Entsprechend dankte das
                Publikum nach der abschließenden virtuosen
                                                                     Organistinnen und Organisten des Erzbistums
                                                                     Paderborn können auf Anfrage ein Freiexem-
                                                                     plar des Orgelbuches „Nova ex antiquis“ über
                                                                                                                        Dekanat Siegen                                      Die Musikerinnen und Musiker eröffneten das
                                                                                                                                                                            Konzert mit viel Verve mit der Kantate zum
                                                                                                                                                                            Erntedankfest „Nun danket alle Gott“ (TVWV
                Darbietung der großen Psalm-Sonate von Julius        den Fachbereich Kirchenmusik im Erzbischöf-           KAMMERCHOR WEIDENAU ERFREUTE                     1:1166) vom „Vielschreiber“ Georg Philipp Tele-
                Reubke mit stehendem Beifall.                        lichen Generalvikariat Paderborn erhalten. Ein        MIT WUNDERSCHÖNER CHORMUSIK                      mann. Der Liedtext ist fast 400 Jahre alt! Mu-
                                                                     Mitschnitt der Uraufführung lässt sich auf der        Am dritten Juniwochenende hatte es doch et-      sikalisch zeichnet sich das Werk durch zwei
                                                                     Website www.klangraum-kirche.de anhören.              liche Zuschauerinnen und Zuschauer in die        schwungvolle, trompetenverstärkte Chorsätze
                URAUFFÜHRUNG                                         Die Ausführbarkeit bewegt sich in etwa auf            Kühle von St. Joseph gezogen, die sich mit ba-   aus. In zwei weiteren Sätzen setzten Sopranis-
                „NOVA EX ANTIQUIS“ IN HAMM                           dem Niveau des C-Examens, die Sätze sind je           rocker und klassischer Musik verwöhnen lassen    tin Andrea Artmann und Altistin Stefanie Geue-
                16 Uraufführungen standen auf dem Programm           nach Fertigkeit und Übung mit verhältnismä-           wollten. Händel, Telemann und Mozart standen     ke mit ihren Stimmen Glanzpunkte. Der zweite
                eines Orgelkonzerts am 1. Oktober 2022, dem          ßig wenig bis mittlerem Aufwand realisierbar          auf dem Programm – offenbar beliebte Kompo-      Satz der Kantate war ein Duett mit Thomas Iwe
                16. Weihetag der Goll-Orgel in der Liebfrauen-       und von ihrer Faktur her nicht nur konzertant,        nisten. Dekanatskirchenmusikerin Helga Maria     (Tenor) und Dr. Gerhard Pauli (Bass).
                kirche in Hamm. Mit Unterstützung des Erz-           sondern auch und vor allem im Gottesdienst            Lange hatte den Kammerchor Weidenau und
                bistums Paderborn konnte dieses Projekt mit          verwendbar.                                           die Camerata Instrumentale Siegen bestens auf    Georg Friedrich Händels Suite in D-Dur (HWV
                neuen Orgelwerken zu gregorianischen Melo-                                          Johannes Krutmann      ihre Aufgabe eingestellt. Das Quartett aus So-   341) war für Giselher Pankratz eine tolle Gele-
                dien aus dem „Gotteslob“, das von DKM Johan-                                                               listinnen und Solisten tat sein Übriges dazu.    genheit, auf der B-Trompete solistisch zu brillie-
                nes Krutmann (Hamm) initiiert und im Verlag                                                                                                                 ren. Das Stück, umrahmt von den Streichern der
                Dr. Butz (Bonn) herausgegeben wurde, realisiert                                                                                                             Camerata, war für das Publikum ein absoluter
                werden. Sechs Komponisten leisteten Beiträge,                                                                                                               Hörgenuss.

  18                                                                                                                                                                                                                                19
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN                                                                                                                                                      B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

                                                                                                                  „SPÄTSOMMERLICHES KLANGFEST“                        Programm titelte „Jubilare und Kontraste“ und
                                                                                                                  MIT DEM ABTEIORGANISTEN VON                         versprach, ein „spätsommerliches Klangfest“ zu
                                                                                                                  MARIA LAACH IN ST. MARIEN/SIEGEN                    werden.
                                                                                                                  Seit 28 Jahren feiern die Gemeinden der drei
                                                                                                                  Siegener Stadtkirchen Nikolai, Martini und          Das Versprechen wurde gehalten: 13 zum Teil
                                                                                                                  St. Joseph (während der Kirchenrenovierung          mehrsätzige Kompositionen aus Barock, Ro-
                                                                                                                  vertreten durch St. Marien) in beispiellos ver-     mantik und Gegenwart von Geburts- oder To-
                                                                                                                  gnüglichen Konzerten ihre immobilen Klang-          desjahr-Jubilarinnen und Jubilaren wechselten
                                                                                                                  körper – und als Abschlussevent treffen sich        sich kontrastreich ab. Hell und zungenbetont
                                                                                                                  die regionalen Musikerinnen und Musiker zum         etwa der Beginn, ein Sonnentanz vom 1955
                                                                                                                  langen Gemeinschaftskonzert mit abschließen-        in Plymouth geborenen ehemaligen Tenor der
          © Johanna Schirmacher                                                                                   dem Imbiss und Talk-In. Am Samstag, den 17.         King’s Singers, Bob Chilcott, gefolgt von einer
                                                                                                                  September konzertierte in St. Marien in der Alt-    Choralpartita vom 1981 gestorbenen Gabriel
          Höhepunkte des Abends waren sicherlich die         Dienst zu gehen. Seine Salzburger Krönungs-          stadt, die 2022 auch den Veranstaltungsort der      Verschraegen und einem Choralvorspiel vom
          drei Werke von Wolfgang Amadeus Mozart,            messe nutzte Mozart sechs Jahre später und           „Siegener Orgelnacht“ am 2. Oktober stellte, der    kanadischen Komponisten James Healey Wil-
          dessen Werke nach wie vor Publikum anziehen.       „recycelte“ Teile daraus in „Figaros Hochzeit“.      1973 in Bonn geborene Gereon Krahforst. Krah-       lan. Kleine Flöten flatterten los in Johann Adam
          Das bekannte „Laudate Dominum“, der fünfte         Nach Mozarts Tod wurde die Krönungsmesse             forst, der seit 2015 Organist der berühmten Be-     Reinckens feiner Fuga in g-Moll, so filigran re-
          Satz aus den Vesperae solennes de confessore       häufig bei Gottesdiensten aufgeführt. Auch           nediktinerabtei in der Vulkaneifel ist, zeichnet    gistriert, dass wirklich helle Spätsommerstrah-
          (KV 339), wurde wunderbar einfühlsam von der       heute noch erfreut sich dieses Werk großer Be-       sich durch eine vielseitige Vita aus, konzertier-   len alle hörenden Herzen erreichten. Wie Puste-
          Camerata, dem Chor und der Sopranistin mu-         liebtheit bei ambitionierten Kirchenchören.          te, lehrte und dozierte in Bonn, Mönchenglad-       blumensamen blies das daran anschließende
          siziert.                                                                                                bach, Minden und Paderborn, dann parallel an        Trumpet Tune in F-Dur von David Johnson die
                                                             Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus        der Costa del Sol in Marbella und in Hannover,      heitere Melancholie hinweg, und die frühbaro-
          Es folgte die heute bekannteste und am häu-        – Agnus Dei, das sind die üblichen Sätze einer       schließlich erfolgte ein langjähriger Aufenthalt    cke Canzone in Sol von Paulo Quagliati tanzte,
          figsten aufgeführte Vertonung des „Ave verum       Messe. Die Camerata Instrumentale, der vier-         in Saint Louis, Missouri, den er 2014 beendete.     wie von einem halben Dutzend mittelalterli-
          corpus“ (KV 618) von Mozart, ebenfalls intona-     stimmige Kammerchor und die vier Solistinnen                                                             chen Instrumenten gespielt, durch St. Marien.
          tionssicher und schön gestaltet vom Chor, hier     und Solisten brachten diese feierliche Musik                                                             Nächster Kontrast: Romantik. Breit und selbst-
          sind insbesondere die sonoren Männerstim-          unter dem engagierten Dirigat von Helga Ma-                                                              bewusst emotional registriert, feierte Krahforst
          men zu erwähnen.                                   ria Lange in St. Joseph klangvoll zur Geltung.                                                           César Francks mitunter gaukelnde Melodien,
                                                             Das Schlussstück „Dona nobis Pacem“ passt in                                                             die er mit der Toccata A-Dur vom Barockkompo-
          Das Hauptwerk des Abends bildete die Messe         unsere Zeit, Wechsel zwischen Dur und Moll si-                                                           nisten aus dem Erzgebirge, dem Universalgenie
          in C-Dur (KV 317), fertiggestellt von Mozart am    gnalisieren Hoffnung und Hoffnungslosigkeit.                                                             Johann Kuhnau kontrastierte. So fröhlich ver-
          23. März 1779. Landläufig ist sie als „Krönungs-   Der Schluss ist eine fast trotzige Bitte um Frie-                                                        spielt wechselten sich die Musikkontraste ab,
          messe“ bekannt geworden, was auf einem             den.                                                                                                     so schafften schnelle Registrierungen, kräftig
          Gerücht beruht, das sich hartnäckig hält: Der                                                                                                               in den Bauch gehende Pedalarbeit und augen-
          Mozart-Enthusiast Johann Evangelist Engl be-       Das Publikum dankte mit stehendem Applaus                                                                zwinkernde Phrasierungen ein vorüberfliegen-
          hauptete im Jahre 1907, diese Messe sei für das    den Mitwirkenden, die sich mit der Wiederho-         © Olaf Neopan Schwanke                              des Konzertstündchen, mal mit Bach-Epigonen,
          ab 1779 alljährlich stattfindende Krönungsfest     lung des ersten Satzes der Telemann-Kantate                                                              mal von Komponistinnen (wie Rosalie Boning-
          im Wallfahrtsort Maria Plain komponiert wor-       revanchierten. Nach dem Konzert blickte man          Dekanatskirchenmusikerin Helga Maria Lan-           ton und Emma Lou Diemer), und immer wieder
          den, was aber nicht belegt werden kann. Ver-       rundum in lächelnde Gesichter.                       ge als Gastgeberin begrüßte den engagier-           hatten technische Besonderheiten der neuen
          mutlich sollte die Messe im Ostergottesdienst                                                           ten Organisten und Festivalleiter, stellte ihn      Siegener Sauer-Orgel wie die Spanischen Fan-
          am 4. April 1779 im Salzburger Dom aufgeführt                                     Johanna Schirmacher   einem interessierten Konzertpublikum vor und        faren, das Glockenspiel oder der Zimbelstern
          werden. Mozart war nun eigentlich ein lebens-                                                           schwärmte von seinen originellen und vergnüg-       ihre akustischen Sternstunden. Stürmischer
          lustiger Mensch, ein Spötter gar und Freimau-                                                           lichen Programmzusammenstellungen und               Applaus der Orgelfans wurde mit einer kinder-
          rer, der nicht in erster Linie wegen seiner kir-                                                        virtuosen Improvisationskünsten. Davon konn-        spielamüsanten Zugabe belohnt, in der der ge-
          chenmusikalischen Kompositionen berühmt                                                                 ten sich alle Freundinnen und Freunde der seit      niale Improvisator Gereon Krahforst bekannte
          wurde, sondern eher für seine Opern. Nachdem                                                            2020 nach St. Marien translozierten Sauer-Or-       Melodien von Bach über Elgar und Widor zitier-
          er in Mannheim und Paris nicht engagiert wor-                                                           gel von 1997 überzeugen, denn das kurzweilige       te … eben Orgelspaß pur.
          den war, blieb ihm nichts anderes übrig, als in
          Salzburg bei einem knauserigen Erzbischof in

 20                                                                                                                                                                                                                          21
B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN                                                                                                                                                        B ER I C H T E AUS D EN D EK A N AT EN

          28 klingende Register auf zwei Manualen und                                                                Genauso ruhig und gelassen wie seine mit          2. Miserere von Hugo Hammerström, dirigiert
          einem Pedalwerk, dazu Zimbelstern und Glo-                                                                 leicht finnischem Akzent gefärbte Sprache         von Britta; 3. Pulchra es von Jaako Mäntyrjärvi,
          ckenspiel: Mit so vielen musikalischen Möglich-                                                            war die einfühlsame Arbeit des Musikprofes-       dirigiert von Prof. Nuoranne; 4. I Himmelen von
          keiten wusste Abteiorganist Gereon Krahforst                                                               sors bei seinen intensiven Stimmübungen           Edvard Grieg, dirigiert von Nina) zeigen, dass die
          als Gast der 28. Siegener Orgelwochen Ver-                                                                 und beim Einüben der Chorliteratur mit teils      Stunden eifrigen Übens Früchte getragen hat-
          gnüglich-Berückendes anzufangen.                                                                           lateinischen, teils schwedischen Texten. Prof.    ten. Allen Teilnehmenden haben die intensiven
                                                                                                                     Nuorannes Präzision beim Dirigieren, sein aus-    Stimmübungen, das fleißige Proben enorm viel
                                         Olaf Neopan Schwanke                                                        gezeichneter Gesang in allen Stimmlagen und       Spaß gemacht. Auch die Besucherinnen und Be-
                                                                                                                     sein fantastisches Gehör haben mich als Chor-     sucher des Gottesdienstes waren beeindruckt
                                                                                                                     sänger begeistert, obgleich ich einige Male an    und dankten mit Applaus. Mir hat der Chorpro-
          „STABAT MATER“ VON                                                                                         meine chormusikalischen Grenzen gestoßen          fessor vor allem beim Vortrag des letzten Liedes
          JENKINS GING UNTER DIE HAUT                                                                                bin. Dass unser Kirchenmusiker ein Schüler von    besonders geholfen, als er neben mir als Bass-
          Karl Jenkins’ Lebenswerk ist fast schon als Le-                                                            Prof. Nuoranne an der Düsseldorfer Musikhoch-     sänger auf der Chorempore mitgesungen hat.
          gende zu bezeichnen. Der 78-jährige Kompo-                                                                 schule war, konnten ich und sicher auch ande-     Da konnte eigentlich nichts mehr schief gehen,
          nist ist mit Filmmusiken, als Jazz-Oboist, aber       © Carsten Schmale                                    re Teilnehmende an vielen Stellen des Unter-      und plötzlich erreichte ich auch die höchsten
          auch mit klassischen Werken zum populärsten                                                                richts erkennen: Methodik, Gestik und Dirigat     Töne. Kein Wunder, denn Prof. Nuoranne ist
          lebenden Komponisten (Classic FM) und fünf-           Ergreifend schön sang Başak Ceber die arabi-         ähneln sich sehr; da können wir dankbar sein,     auch ausgebildeter Countertenor.
          fach zum Ehrendoktor ernannt worden, um               schen Teile mit ihrer „ethnic voice“ in Brust-       dass Christopher Bönninghoff während seines
          nur einige der vielen Ehrungen zu nennen. Sein        stimme, um in den anderen Solostücken mit            Studiums solch einen tollen Chorleitungslehrer    Etwas stolz auf unsere Leistungen und ermüdet
          „Stabat Mater“ erklang am 30. Oktober in der          warmem Mezzo zu glänzen. Ihr Partner an der          hatte.                                            von den Arbeitstagen, haben die Sängerinnen
          voll besetzten St.-Michaels-Kirche zum ersten         Ethnischen Flöte (Ney), Murat Cakmaz, be-                                                              und Sänger die Pfarrkirche nach dem Gottes-
          Mal in Siegen. Helga Maria Lange hatte ihren          zauberte durch nasale, weiche Tongirlanden.                                                            dienst verlassen, nicht ohne großen Dank an
          Kammerchor Weidenau für das zwischen west-            Die Camerata Instrumentale Siegen und zwei                                                             unseren Lehrmeister Prof. Nuoranne auszuspre-
          lichen, leicht geschärften Harmonien und ara-         Percussionisten mit arabischem Schlagwerk                                                              chen. Dank auch an die beiden Sängerinnen,
          bischen Tonfolgen changierende Werk ton- und          gaben den zwölf Sätzen Klangfarbenreichtum                                                             die sich trauten, in wenigen Tagen Chorstücke
          textsicher einstudiert. Auf Latein, Aramäisch,        und Chorbegleitung. Nach dem wuchtigen, ein-                                                           mit uns einzuüben und zu dirigieren. Beide ha-
          Griechisch, Englisch, Arabisch erklangen Verse        dringlichen Schlussgesang „Paradisi Gloria“ gab                                                        ben einen großen Beitrag zum Gelingen dieses
          aus dem babylonischen Gilgamesch-Epos, dem            es Standing Ovations. Erst nach der Wiederho-                                                          Workshops geleistet. Hut ab! An unseren Kir-
          Stabat- Mater-Text und persische Zeilen des           lung eines Satzes gaben sich die Zuhörerinnen                                                          chenmusiker Christopher Bönninghoff geht der
          13. Jahrhunderts. Der Chor bewältigte seine           und Zuhörer zufrieden.                                                                                 Dank für die Idee zu diesem Workshop, den er
          große Aufgabe in allen Stimmlagen tonschön                                                Isabel Lippitz                                                     ausgezeichnet umgesetzt und organisiert hat.
          und mit langem Atem.                                                                                       © Tobias Strunck                                  Nicht zuletzt darf sich die Pfarrei für die Unter-
                                                                                                                                                                       stützung dieses abwechslungsreichen Wo-
                                                                                                                     Zwei Sängerinnen hatten an diesem Wochen-         chenendes beim Fachbereich Kirchenmusik des
                                                                                                                     ende auch das zusätzliche Angebot von Prof.       Erzbistums Paderborn für die finanzielle Unter-
                                                                                                                     Nuoranne angenommen und sich „aktiv“ am           stützung bedanken.

Dekanat Dortmund                                                                                                     Workshop beteiligt: Stunden bevor sich die
                                                                                                                     Chorgemeinschaft auf Zeit an den Arbeitstagen
                                                                                                                     im Saal versammelte, durften beide Damen
                                                                                                                                                                                                            Reinhard Dicke

          FINNISCHER MUSIKPROFESSOR BEGEISTERT                  eingeladen, mit interessierten Sängerinnen           unter fachkundiger Anleitung des Musikpro-
          TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER EINES                  und Sängern vom 15. bis 17. September skandi-        fessors das Dirigieren üben und erlernen. Das
          CHORWORKSHOPS                                         navische Chormusik einzuüben, um das Gelern-         Gelernte haben beide anhand verschiedener
          Ruhig und leise sprach Prof. Timo Nuoranne, als       te einen Tag später im Gottesdienst in unserer       Musikstücke anschließend mit dem Chor ange-
          er den viertägigen Chorworkshop im Aplerbe-           Pfarrkirche vorzutragen. Solch eine Veranstal-       wendet.
          cker Gemeindesaal eröffnete. Unser Kirchen-           tung gab es zum ersten Mal in unserer Pfarrei,
          musiker Christopher Bönninghoff hatte den             die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren          Zum Abschluss des Workshops konnte der Chor
          finnischen Professor für Chorleitung an der           am Ende begeistert und haben die anstrengen-         auf Zeit im Sonntagsgottesdienst mit vier mu-
          Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf              den Stunden nicht bereut.                            sikalischen Beiträgen (1. Dina tankar, o Gud
                                                                                                                     von Sven-David Sandström, dirigiert von Britta;

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