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No 4/2020 Das Magazin der Arbon Energie AG für Strom, Wasser, Nahwärme und Telekommunikation Wärme – vom Holzherd zur Bodenheizung Seite 8 Der Stör rettet in Frutigen die Forelle Seite 16 Gas ist für Lastwagen ein idealer Treibstoff Seite 19
Mehr zu den Köhlern im Entlebuch: strom-online.ch/holzkohle ive Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch Inklus rt-Bus fo Com igung rt im ht • Fah reibesic swei d h le r t Ros ser • Kö a h n fa h k l . Was d e lb e n i n n s • Go ages rung Mitt ang- orfü h en • 2-G • Mo ervation e R e s t i on •A l l i s a i s e o rgan • Re Die ökologischen und kulturellen Schätze des Entlebuchs Ja, ich bin bei der «Strom»-Leserreise mit dabei! Moor und Kohle Buchen Sie telefonisch unter 056 461 61 61 Der «Wilde Westen von Luzern» ist eine Welt, die mehr an Skandinavien (Kreditkarte bereithalten) und die USA erinnert als an die Schweiz. Die grossen, weiten Moore mit oder online unter strom-leserangebot.ch ihrem Reichtum an Pflanzen und Tieren sind einzigartig. Denn die Region Preis pro Person: CHF 116.– ist eine der wenigen tiefer liegenden Gegenden, die während der letzten inkl. MwSt., bei Kreditkartenzahlung Eiszeit nicht vergletschert waren. Das Entlebuch ist deshalb neben dem (Rechnungszuschlag CHF 10.–). Nationalpark das einzige von der UNESCO anerkannte Biosphären- Keine Reduktion mit Halbtax oder GA. Reservat der Schweiz. Auch das Köhlerhandwerk hat hier überlebt. Weil Ab Aarau / Windisch / Sursee Holzkohle leichter zu transportieren war als Brennholz, lagen die Köhler- Montag, 14. Juni 2021 plätze früher weit verstreut, an schlecht zugänglichen Orten mit viel Mittwoch, 30. Juni 2021 Holz. Abnehmer waren vor allem die lokalen Glasmacher und Schmiede. Dienstag, 13. Juli 2021 Die köhlernden Bauern der Region pflegen deshalb eine Tradition, die Ab Winterthur / Zürich viele Fertigkeiten und Industrien überhaupt erst ermöglichte – von der Mittwoch, 16. Juni 2021 Stahlschmelzerei bis zur chemischen Industrie. Montag, 28. Juni 2021 Wir besuchen auf unserer Fahrt durchs Entlebuch einen aktiven Köhler, Ab Zug / Luzern der uns erklärt, wie er seinen Meiler aufbaut, wie der Holzstoss schwelt, Montag, 21. Juni 2021 aber nicht brennt und was gute Holzkohle ausmacht. Danach fahren wir Mittwoch, 7. Juli 2021 mit der Gondelbahn auf die Rossweid und geniessen da das Mittagessen. Am Nachmittag erfahren wir auf einer Führung durch die Moore der Ab Münchenstein / Pratteln / Liestal Dienstag, 22. Juni 2021 Region, wie diese Landschaften entstanden sind und was sie für die Natur Montag, 5. Juli 2021 so wertvoll und einzigartig macht. Ab Jegenstorf / Solothurn / Olten Dienstag, 29. Juni 2021 Ab Bern / Lyss / Biel Donnerstag, 24. Juni 2021 Montag, 12. Juli 2021 Rückkehr jeweils zwischen 18.00 und 19.30 Uhr. Witterungsbedingte Programmänderungen sind möglich. Wir empfehlen Ihnen warme Kleidung und gutes Schuhwerk. Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Eurobus: 056 461 61 61, leseraktion@eurobus.ch Anmeldebedingungen: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, daher erfolgt die Reservation nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Sie erhalten eine Bestätigung. Annullierung: Eintägige Busreisen können nicht annulliert werden. Es gelten die Vertragsbedingungen der Eurobus-Gruppe, die Sie jederzeit bei Eurobus anfordern oder im Internet unter eurobus.ch einsehen können.
Inhaltsverzeichnis No 4/2020 Liebe Leserin, lieber Leser 4 Spotlights Kurzmeldungen aus nah und fern 8 Die Geschichte der Nestwärme Heizen ist Es wird Winter. Die neuste Ausgabe unseres lebenswichtig und Teil der menschlichen Kul- Magazins steht deshalb ganz im Zeichen tur. War man früher froh, wenn es wenigs- der Wärme. Das Thema liegt uns besonders tens im Bett warm war, werden heute sehr am Herzen, weil wir die Stadt Arbon unter moderne Häuser gar nicht mehr beheizt anderem auch mit Nahwärme versorgen. Somit 12 Infografik Die Heizgewohnheiten der entfällt das lästige Eindecken mit Brennstoff. Schweiz wandeln sich Wie wurde früher geheizt? Wie heizen wir in Zukunft, und wie machen wir unsere Häuser 14 Das ökologische Feriendorf Ein Reka- Feriendorf setzt auf erneuerbare Energie komfortabel, ohne der Umwelt zu schaden? Ebenso wichtig wie das Heizen ist in modernen 16 Wege und Ziele Wohin mit zu viel Wärme? Häusern das Lüften. Luft ist ein «Lebensmittel», Frutigen hat eine kreative Lösung gefunden: das wird aber oft vergessen. Fachgerechtes eine Tropenlandschaft mit Fischzucht Stosslüften spart unter dem Strich wertvolle 19 Der Schwerverkehr gibt Gas Erd- und Bio- Heizenergie. gas sind ideale Energieträger für Lastwagen In der Schweiz gibt es aber auch Orte, an denen 20 Kraftvoll Kraftwerksarchitektur beeindruckt auch noch, wenn die Generatoren nicht so viel Wärme vorhanden ist, dass kreative Lö- mehr brummen sungen nötig sind, damit die Natur nicht leidet. Im Tropenhaus in Frutigen retten eine Störzucht 22 Preisrätsel Gewinnen Sie ein Wochenende in und die Produktion von Kaviar die heimischen Frutigen oder einen Ausflug mit Eurobus Forellen. Denn sie würden das warme Wasser 23 Strooohm! Das europäische Strom-Rütli aus dem Lötschbergtunnel nicht ertragen. liegt in der Schweiz All diese Themen empfehle ich Ihnen wärmstens zur Lektüre. 8 Titelbild: Roswitha Strothenke Fotos: zVg Arbon Energie AG / Roswitha Strothenke / Alamy Silvan Kieber Geschäftsführer Arbon Energie AG Salwiesenstrasse 1 9320 Arbon Tel. 071 447 62 62 20 www.arbonenergie.ch 3
Spotlights 2G Schwimmendes Heizkraftwerk Ab Ende 2020 wird Swisscom das 2G-Mobilfunknetz abschalten. Der über 25 Jahre alte Mobil funkstandard wird abgelöst Die Akademik Lomonossow ist ein schwimmendes Kern- durch Technologien, die deutlich kraftwerk (KKW). Zwei Druckwasserreaktoren mit einer elektrischen Leistung von je 35 Megawatt liefern Strom schneller und zuverlässiger sind. und Wärme für entlegene Gebiete Russlands. Mit dem Bau Durch die Abschaltung werden war schon 2007 begonnen worden, doch der kommerzielle Betrieb startete erst im Dezember 2019. Das Schiff ist Kapazitäten frei für den Ausbau 144 Meter lang und 30 Meter breit. Im Vergleich zu landge- stützten Kernkraftwerken ist die Leistung der Akademik der 4G- und 5G-Netze. Salt Lomonossow eher klein: So hat beispielsweise das hat bereits mit der Abschaltung schweizerische KKW Leibstadt eine elektrische Leistung von 1220 Megawatt. von 2G begonnen. Sunrise will das Netz noch bis mindestens Ende 2022 anbieten. Neben alten Windpark auf dem Gotthard Mobiltelefonen können auch Anwendungen wie Liftnotrufe, Der Tessiner Energieversorger Azienda Elettrica Ticinese (AET) errichtet auf dem Gotthard einen Windpark. Die fünf Windtur- Alarmanlagen, Heizungs- binen haben eine Gesamtleistung von 11,75 Megawatt und wer- den jährlich 16 bis 20 Mio. Kilowattstunden Strom produzieren. steuerungen usw. von der Damit lassen sich rund 5000 Haushalte versorgen.* Das Projekt 2G-Abschaltung betroffen sein. sieht auch vor, Bodensanierungen durchzuführen, alte Lager- häuser abzureissen, Mülldeponien und Schotterpisten zu besei- tigen sowie mehrere Freileitungen unterirdisch zu verlegen. * Die Berechnung von AET basiert auf einem geschätzten durchschnittlichen Verbrauch von 4000 kWh pro Jahr und Haushalt. TREIBSTOFFVERBRAUCH GESTIEGEN Im Jahr 2019 haben der Treibstoffverbrauch Fotos: iStock / zVg Rosatom / zVg AET, Nicola Demaldi und der CO2-Ausstoss neu zugelassener Personen wagen (rund 314 000) leicht zugenommen. Im Hinblick auf die Klimaziele der Schweiz ist das die falsche Richtung. Die Zunahme ist auf den höheren Anteil Allradfahrzeuge, das höhere Leer gewicht und den Rückgang der Dieselfahrzeuge zurückzuführen. Der Anstieg des CO2-Ausstosses ist zwar teilweise auch einer neuen Messmethode geschuldet. Allerdings liefert das neue Messverfahren Werte, die wesentlich näher an der Realität liegen als beim alten Verfahren. 4
Der Meeresspiegel steigt Seit 1993 misst die amerikanische Weltraum- behörde NASA mithilfe von Satelliten die Höhe des Meeresspiegels. Seit Beginn bis zum März 2020 hat sich dieser um 94 Millimeter erhöht; die Schwan- kungsbreite beträgt ±4 Millimeter. Der höhere Pegel ist primär auf zwei Ursachen zurückzuführen, die beide mit der Klimaerwärmung zusammenhängen: das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher so- wie die Ausdehnung des Meerwassers, weil es sich erwärmt. Steigt der Meeresspiegel weiter an, drohen Überflutungen, auch in Europa. Erwähnt seien die Städte Den Haag, Amsterdam, London und Hamburg. Millimeter 100 80 60 40 20 0 1993 2000 2010 2020 Quelle: https://climate.nasa.gov/vital-signs/sea-level
Spotlights «Im Sinn der Vorsorge Ungedämmtes Mehrfamilienhaus ohne CO2-Ausstoss ist es wichtig, Die Standardempfehlung für die energetische Sanierung be- dass ein substanzieller stehender Gebäude lautet: zuerst die Gebäudehülle dämmen. Doch vor allem eine Fassadenisolation, die nicht schon beim Anteil der heutigen Bau des Hauses vorgenommen worden ist, ist arbeitsintensiv und teuer. Dass es auch ohne geht, zeigt ein Mehrfamilienhaus Inlandstromproduktion von 1956 in Glattbrugg. Zwar liess der Besitzer, Walter Schmid von der Umwelt-Arena Spreitenbach, die Fenster ersetzen weiterhin sowie das Dach und die Kellerdecke isolieren, doch die Fassade blieb, wie sie war. Dafür wurden die Dachziegel durch Photo im Inland bleibt.» voltaikmodule ersetzt, und auch die Balkonbrüstungen beste- hen aus Solarstrompanels. Statt einer Ölheizung sorgt jetzt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die mit erneuerbarem Strom Renato Tami, Geschäftsführer der betrieben wird, für warme Zimmer und warmes Wasser. An Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) sehr kalten Tagen erzeugt ein mit Biogas betriebener Motor Strom und Wärme. Der erste Winter, 2019/2020, hat gezeigt, dass der CO2-Ausstoss von bisher 33 Tonnen pro Jahr auf nahezu null gesenkt werden konnte. Hochalpine Solaranlage Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich hat auf der Staumauer Albigna im Bergell eine Photo voltaikanlage realisiert. Die Solarstrommodule wurden an der g egen Süden orientierten Wasser- seite der Staumauer befestigt. Die Spitzenleis- tung der Anlage beträgt 410 Kilowatt, der E rtrag wird bei rund 500 000 Kilowattstunden pro Jahr liegen. Dies ist die Strommenge, welche 210 Stadt- zürcher Haushalte pro Jahr benötigen (rund 2400 Kilowattstunden pro Haushalt). Die Anlage ging im September 2020 ans Netz – der Netz anschluss war ja bereits vorhanden. Photovoltaikanlagen im Gebirge produzieren mehr Strom als gleich grosse Anlagen im Mittel- land. Sie profitieren davon, dass im G ebirge die Sonneneinstrahlung stärker ist, dass es dort Fotos: zVg ewz / zVg Umwelt Arena Schweiz/ zVg EnergieSchweiz, Franz&René / iStock weniger Nebel hat als im Mittelland und dass die Reflexion des Sonnenlichts an Eis und Schnee den Ertrag weiter steigert. Die Frage Was ist der Modalsplit? Der Modalsplit ist ein Begriff aus der Verkehrsstatistik. Er bezeichnet die Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Gesamtverkehr. Er kann auf zwei Arten dargestellt werden: auf Basis der Anzahl Wege/Fahrten oder auf Basis der zurück- gelegten Distanzen. So hatte beispielsweise 2015 in der Schweiz der motorisierte Individualverkehr einen Anteil von 65 Prozent an den zurückgelegten Personenkilometern. Der öffentliche Verkehr lag bei 28 Prozent, der Langsamverkehr bei 6 Prozent (Übrige: 1%). Wollen Sie auch etwas wissen zu einem Energiethema? Senden Sie Ihre Frage an: redaktion@strom-online.ch 6
Energieverbrauch 2019 ENERGIEETIKETTE: leicht gestiegen RÜCKKEHR ZU A–G Der Endenergieverbrauch der Schweiz hat sich Konsumentinnen und Konsumenten können sich anhand 2019 gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent der Energieetikette über die Energieeffizienzklasse eines auf 834 210 Terajoule (TJ) erhöht. Der leichte An- Geräts informieren. Viele Gerätekategorien haben heute eine stieg ist in erster Linie auf die gegenüber 2018 Skala von A+++ bis D. Das ist unübersichtlich. Die EU führt kühlere Witterung zurückzuführen: Die Anzahl deshalb per 1. März 2021 wieder die ursprüngliche Skala von Heizgradtage, ein wichtiger Indikator für den A bis G ein, dies jedoch auf einem höheren Niveau: Aus A+++ Energieverbrauch zu Heizzwecken, nahm gegen- wird B oder C. Die Schweiz hat ihre Energieeffizienzver über dem Vorjahr um 6,1 Prozent zu. Zugenom- ordnung revidiert und übernimmt die neue Etikette zeitgleich. men haben 2019 auch andere Faktoren, die den langfristigen Wachstumstrend des Energie- verbrauchs bestimmen: die ständige Wohnbe völkerung (+0,7%), das Bruttoinlandprodukt (+0,9%), der Motorfahrzeugbestand (+0,8%) und Weihnachtsbeleuchtung: Unnötigen der Wohnungsbestand. Stromverbrauch vermeiden Heizkosten senken in der Zweitwohnung Zweitwohnungen in einem Mehrfamilienhaus oder einem eigenen Chalet werden häufig auch bei Ab wesenheit des Besitzers oder der Besitzerin beheizt. Dies ist ein unnötiger Energieverbrauch, der ebenso unnötige Kosten verursacht. Bei rund 700 000 Zweit- wohnungen in der Schweiz fällt dies ins Gewicht. Mit der Kampagne makeheatsimple.ch zeigt Energie- Schweiz auf, wie Abhilfe möglich ist: durch die In stallation von Steuergeräten, die via Handy fernbe- dient werden können. So lässt sich die Heizung bei Abwesenheit der Bewohner stark zurückfahren oder ganz abstellen und vor einer neuerlichen Ankunft in Für viele ist die Adventszeit untrennbar mit einer festlichen der Zweitwohnung wieder hochfahren. Damit ist Beleuchtung verbunden. Und so werden Häuser, Balkons oder die Wohnung beim Ankommen warm. Die Funktion Bäume mit Lichtgirlanden, Sternen, Schneeflocken, Lichter- der Steuergeräte ist einfach und passt sich jedem vorhängen oder beleuchteten Schneemännern und Rentieren existierenden Heizungstyp an. versehen. Doch manche übertreiben es und lassen das Licht nicht nur Tag und Nacht brennen, sondern auch weit über die makeheatsimple.ch Adventszeit hinaus. Dies führt einerseits zu einem unnötigen Stromverbrauch und sorgt anderseits für Lichtverschmutzung – mit negativen Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen. Bereits 2013 kam das Bundesgericht in einem konkreten Fall zum Schluss, dass eine Ganzjahres-Zierbeleuchtung von 22 Uhr bis 6 Uhr abzuschalten sei. In der Weihnachtszeit (bis und mit 6. Januar) darf die Beleuchtung etwas länger brennen: Sie muss von 1 Uhr bis 6 Uhr abgeschaltet werden. Wenn Sie selbst eine Weihnachtsbeleuchtung vornehmen, dann wählen Sie Produkte mit LED-Leuchtmitteln – diese brauchen pro Lämpchen nur rund ein Zehntel des Stroms eines herkömmlichen Glühbirnchens. Dekorieren Sie zurückhal- tend, denn zu viel Beleuchtung zerstört die besinnliche Atmo- sphäre. Und verwenden Sie eine Zeitschaltuhr, damit die Beleuchtung nur abends und morgens brennt und nicht auch tagsüber und nachts. 7
Heizen ist politisch, Heizen ist ein Statement, und Heizen hat sich massiv gewandelt. Die Geschichte der Nestwärme Text: Andreas Schwander Marc Huber sitzt auf einer Ofenkunst, regional auch «Chust» oder «Chouscht» genannt, einer früher populären Ofenform mit warmer Sitzbank. Die im Bild wurde Fotos: Roswitha Strothenke neu konstruiert aus einem einfachen Ofen und alten Kacheln. Dahinter steht ein Art-déco-Ofen, der schon vor fast 100 Jahren elektrisch beheizt wurde: Ofencharme ohne Dreck. 8
Wärme ist teuer und wertvoll und an- strengend. Die Grossvater-Weisheit sagt, dass Brennholz fünfmal warm gibt: beim Fällen, beim Transport, beim Scheiten, beim Schichten und beim Heizen. Der grosse Aufwand war deshalb immer schon Richtschnur in Alltag und Kul- tur. Bettsocken und Schlafmützen gibt’s nur, weil es nachts so kalt wurde, dass an den Fenstern ganze Eisblumengärten erblühten. Himmelbetten wurden mit Tüchern verhüllt, und in Bayern zwäng- Hafner Joel Schmutz (vgl. Bild unten) Kunstvoll gegossene Feuertürchen ten sich die Leute gemeinsam in Bett- mauert einen alten Ofen neu aus. waren die Visitenkarten der schränke, um sich zu wärmen. Der Stel- Dann kann dieser wieder während Ofenfabrikanten – und machen lenwert der Wärme in der Zeit vor der Jahrzehnten die Stube heizen. noch immer einen guten Eindruck. unsichtbaren Bodenheizung zeigt sich bei der Firma Perler Ofen in Bern, dem grössten Unternehmen für historische In Nordeuropa wurde zudem weiss oder hörbar, das zwei Stockwerke tiefer ge- Öfen in Europa. Geschäftsführer Marc schwarz geheizt. Weiss heizten die Wohl- sprochen wurde. Huber beschäftigt Schlosser, Hafner und habenderen, mit einem teuren Kamin, Mit der industriellen Revolution wurde Kunstmaler. Da gibt es die seltenen Öfen schwarz die Armen. Dabei füllte sich das Heizen billiger, doch die Zwänge blieben. mit Wilhelm Tell und Szenen aus der Haus mit Rauch, sodass sich die Bewoh- Bis in die 1950er-Jahre wurde in der Schweizer Geschichte, die Von-Roll-Öfen ner nur auf Knien unter der Rauchwolke Schweiz noch so gebaut, dass das Koh- mit gezöpfeltem Gussgestell, Jugendstil hindurchbewegen konnten. lefuhrwerk möglichst einfach abladen öfen aus den USA oder einen Art-déco- Gute Isolation und Tiere in der Nähe konnte. Der Fuhrhalter schüttete die Koh- Kachelofen. Er war von Anfang an mit sparen viel Arbeit. Die Wikinger gruben le aufs Trottoir, dann wurde sie durch die elektrischen Heizschlangen ausgerüstet. ihre Häuser in den Boden ein, und im noch immer vorhandenen Fensterchen Die Eleganz der grossen Öfen schätzte russischen fernen Osten, wo die Tem- auf Strassenniveau in die Kohlekeller das Bürgertum in den 1920er-Jahren noch, peraturen auf –50 Grad fallen können, geschaufelt. Die Ölheizung, deren Brenn- aber der Dreck war bereits verzichtbar. wurden die Ställe fürs Vieh U-förmig um stoff über weite Strecken durch Schläu- das einstöckige Wohnhaus mit seinem che gepumpt werden konnte, machte Keine Wärme ohne Russ grossen Ofen herumgebaut und aussen auch eine neue Quartierplanung möglich, In vielen Gebieten der Schweiz hatten mit immer dickeren Schichten von Mist mit weiten, verkehrsfreien Grünflächen. Öfen keine Kamine. Der Rauch zog durchs und Erde isoliert. In Westrussland und Noch bis in die 1970er-Jahre wurden in Dach ab und setzte es bisweilen in Brand. Finnland zimmerten sich die Menschen der Schweiz selbst in Wohnblocks nur dagegen ihre Holzhäuser aus ineinander- einzelne Zimmer mit Briketts, Kohle oder Viele Kachelöfen bestehen aus Keramikkacheln greifenden Holzstämmen und lebten um, Holz in einem gusseisernen «Eskimo»- in einem standardisierten Gestell aus einzelnen Gussrahmen. So sind mit identischen Teilen auf und in riesigen Öfen aus Ziegelstei- Ofen beheizt. Diese Heizwelt liegt in den unterschiedlich grosse Öfen möglich. nen. Obendrauf wurde geschlafen, drin- Depots von Perler Ofen. Rund 600 Stück nen gekocht und Brot gebacken, und oft hat Marc Huber an Lager. Es gibt noch war der Ofen so gross, dass er auch als so viele Öfen, dass er nur die schönsten Sauna diente. kauft. Das gilt auch für die Kochherde. Da gibt es kleine, zierliche mit Messing- Heizung und Lüftung knäufen und zwei Kochstellen oder auch In den Palästen in St. Petersburg gab es riesige kohlenbetriebene «Kochmaschi- ab dem 18. Jahrhundert erste Zentral- nen» aus der Hotellerie. Darin wärmte heizungen mit kombinierter Lüftung. der durchströmende heisse Rauch meh- Feuerungen im Keller wärmten die Wän- rere unterschiedlich heisse stählerne de, ähnlich dem römischen Hypokaus- Kochfelder. Um die Temperatur zu regu- tum. Neben den Rauchkanälen verliefen lieren, schoben die Köche wie Schach- Frischluftkanäle zu den Wohnräumen. spieler ihre Kupferpfannen von einem So strömte kontinuierlich vorgewärm- Feld aufs andere. Solche Monstren fin- te Frischluft ins Haus. Gegen Ende des den immer wieder Liebhaber. Allerdings 19. Jahrhunderts wurden daraus ausge- baut Perler nun Keramikkochfelder ein. klügelte Warmluftheizungen, die unfrei- Und auch die kleinen Gussöfen und die willig als Haustelefon funktionierten. Bauernkochherde bekommen ein zweites Durch die Luftkanäle war jedes Wort Leben: als Outdoor-Küchen. 9
Ohne Lüftung blüht im Bad der Schimmel Doch der Radiatorenmarkt stagniert. Für Zehnder wird das Geschäft mit den Kaum jemand kocht in der Schweiz noch täglich auf einem Holzherd. Tausende Lüftungen immer wichtiger. Allerdings solcher Herde stehen deshalb in Schuppen sind viele heutige Architekten noch weit und Abstellkammern herum. Einige weg vom Wissen der Palastbauer vor wenige erhalten bei Perler ein zweites Leben als Outdoor-Küchen. Doch erst 200 Jahren mit ihren Heiz- und Frisch- schützt Mitarbeiterin Ada Cascione sie luftkanälen. Für Dominik Hof, Leiter mit einer provisorischen schwarzen Marketing-Kommunikation bei Zehnder, Farbschicht, bevor sie definitiv restauriert werden. Und an den wieder auferstande- ist das unverständlich: «Luft ist ein Le- nen Öfen gibt sie den alten Kacheln mit bensmittel wie Wasser. Aber sie wird bei spitzem Pinsel neue farbliche Frische. der Planung oft vernachlässigt.» Das hat Konsequenzen. Neue oder sanierte Häu- ser ohne Zu- und Abluftsystem brauchen mehr Energie und sind oft erstaunlich unkomfortabel. Immer kühlt irgendwo ein Kippfenster das Haus ab, in den Bä- dern blüht der Schimmel, und Abzugs- Fernwärme galt hauben erzeugen einen so starken Unter- als «kommunistisch» druck, dass sich Türen nicht mehr öffnen Ab etwa 1890 gab es Guss-Heizkörper. lassen. Moderne Lüftungen vermeiden Damit konnten ganze Quartiere und auch das alles – mehr noch: Sie entziehen der alte Häuser, in deren Wänden die gemau- Abluft Wärme und Feuchtigkeit und ge- erten Lüftungs- und Heizkanäle fehlten, ben sie an die staub- und pollengefilterte nachgerüstet werden. Eines der ersten Zuluft weiter. Allergiker wissen das zu Fernheiznetze mit Stromerzeugung ent- schätzen. Die modernste Zehnder-Lüf- stand 1898 in Berlin für die Beelitz-Heil- tung macht aus 22 Grad warmer Abluft stätten. Populär wurde die Fernheizung auch im Hochwinter 19 Grad warme Zu- vor allem in Skandinavien und Osteuro- luft und entlastet die Heizung. pa. Kalte Krieger in der Schweizer Lokal- politik lehnten Wärmeverbunde deshalb Und wo bleiben Öl und Gas? lange ab, weil «kommunistisch». Ähnlich Passivhäuser, die mit den Fenstern die politisch aufgeladen waren die Anfänge Wärme der Sonne einfangen und in Bo- des Wärme-Contractings, bei dem Kun- den und Wänden speichern, brauchen den nur noch die Wärme bezahlen und keine Heizung kaufen. Es ist ein Kind der Anti-AKW-Bewegung der 1980er-Jahre. Die Ingenieure unter den Kaiseraugst- Heizkörper können jede Form haben, wie hier als warme Demonstranten rechneten den Strom- Bank im Ausbildungszentrum konzernen vor, dass neue Atomkraft «Zehnder Academy» in Gränichen. werke überflüssig wären, wenn jede Öl heizung auch Strom erzeugen würde. Einen weiteren Modernisierungsschub gab es ab den 1930er-Jahren mit der Er- findung der geschweissten Heizkörper wie jenen der Schweizer Firma Zehnder in Gränichen. Sie lassen sich aus stan- dardisierten Rohren in unzähligen Grös- sen- und Leistungsvarianten herstellen. Zehnder produziert täglich Hunderte solcher Heizkörper. Neben den üblichen Röhrenheizkörpern entstehen hier auch Badradiatoren, und wer will, bekommt ganze Radiatoren-Kunstwerke, etwa Ra- diatoren-Sitzbänke, heizende Treppen geländer oder heizende Skulpturen. 10
«Luft ist ein Lebensmittel wie Wasser. Aber sie wird bei der Planung oft vernachlässigt.» Aus den Blechrollen werden bei Zehnder in Gränichen jene Lamellen, die in den Heizkörpern möglichst Dominik Hof, viel Luft erwärmen. Leiter Marketing-Kommunikation der Zehnder Group AG keine Heizung mehr, nur noch eine Lüf- tung und einen Wassererwärmer, allen- falls in einem Kombigerät. Wärmepum- pen haben in der Energiewende Priorität. Auch Pelletfeuerungen, Cheminées und Holzöfen, teilweise mit eingebauter Heiz- und Brauchwasser-Erwärmung, sind eine Lösung. Dagegen werden klassische Öl- heizungen wohl bald verboten. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Die Sole-Wasser-Wärmepumpen kühlen den Boden stark ab, wodurch Bäume eingehen können. Luft-Wasser-Wärme pumpen brauchen bei Aussentempera- turen unter fünf Grad fast so viel Strom wie die längst verbotenen Elektrospei- cheröfen. Gaswärmepumpen basieren zwar auf fossiler Energie, holen aber viel Wärme ebenfalls aus der Umgebungs- luft. Mit mehr erneuerbarem Gas im Netz sinkt der fossile Anteil in der Wärme der Ältere Häuser und Umbauten werden meist Gaswärmepumpe aufs Niveau von Koh- mit Heizkörpern beheizt, Neubauten eher mit le- und Gasstrom im Winterstrommix Bodenheizungen. Es gibt aber viele Alternativen – für die elektrische Wärmepumpe. Gleich- von der Wandheizung über die Warmluftheizung bis zu gar keiner Heizung. zeitig entlastet die Gaswärmepumpe das Stromnetz. Selbst Ölheizungen sind nicht nur schlecht – etwa in sonnigen Bergdör- fern mit vielen Heiztagen. Bestehende Gut zu wissen Anlagen lassen sich gut mit thermischen Solaranlagen kombinieren, etwa in wenig Kochrezept für ein Passivhaus genutzten Ferienhäusern. Das Solarsys- tem heizt das Haus bis etwa 14 Grad, und Passivhäuser werden kaum geheizt. Dafür gibt’s ein einfaches «Kochrezept», der Ölbrenner läuft nur selten. Das ein- sowohl für Neu- wie für Umbauten. Man nehme eine dichte Gebäudehülle zelne Holzscheit gibt heute nicht mehr und eine sehr gute Isolation, alles aus Materialien, deren Produktion wenig fünfmal warm, doch Arbeit ist noch im- Energie braucht: Kalksandstein, Holz, Isofloc, Schafwolle und Lehm statt mer gefragt – vor allem Denkarbeit. Beton, Ziegel, Steinwolle oder Styropor. Glas ist energieintensiv und isoliert schlechter als jede Wand, hilft aber beim Heizen. Fenster sind darum mög- lichst südlich orientiert, nehmen nicht mehr als ein Drittel der Fassade ein und stehen im Schatten eines Balkons oder Vordachs. So heizen sie nur im Herbst und Winter bei tief stehender Sonne. Eine Komfortlüftung ist wich- Mehr dazu auf strom-online.ch tig. Fehlt sie, stehen zu oft die Fenster offen, und die Isolation wird unwirk- − Anergienetze holen Wärme aus Seen sam. Zum Kühlen im Sommer braucht das Haus grosse Fenster am höchsten und in Flims aus dem Wasserkraftwerk Punkt, um nachts Durchzug zu provozieren. So ist es drinnen immer etwa − Die problematische Beziehung zwischen Strom und Wärme 23 Grad warm, auch bei Aussentemperaturen von +40 oder –10 Grad. − Bodenheizung: Ab in die Wand 11
Infografik Ein warmes Zuhause ist für das Wohlbefinden zentral. Welche Energieträger werden dafür eingesetzt? Ein Vergleich zwischen 1994 und 2019. Womit heizen wir heute? Text: Alexander Jacobi Heizen – immer noch zu oft mit Öl und Gas Im Verlauf der letzten 25 Jahre ist in den Schweizer Haushalten der Energiebedarf fürs Heizen um 7 Prozent gesunken, obwohl die beheizte Wohnfläche (die sog. Energiebezugsfläche) um 39 Prozent gestiegen ist. Doch der Anteil der fossilen Heizungen (Öl und Gas) liegt noch immer bei 64 Prozent. Zur Erreichung der Klimaziele ist es zentral, dass beim Heizungsersatz keine Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. 1994 3080 Heizgradtage Energiebezugsfläche Wohngebäude 369 Mio. m2 Energieverbrauch fürs Heizen Ständige Wohnbevölkerung 53,9 Mrd. kWh 7,0 Mio. Prozentuale Mrd. Kilowattstunden Anteile (= Terawattstunden, TWh) 65% 34,9 TWh Heizöl extraleicht Gas Holz Durch Wärme- 80% pumpen gewonnene Fossile Heizungen Umweltwärme (Öl und Gas) Elektrizität für 15% 8,3 TWh Wärmepumpen Elektrizität für elek- 10% trische Direktheizung 5,4 TWh 2% Fernwärme 1% 0,9 TWh 5% 0,5 TWh 2,5 TWh Thermische Solaranlagen 2% 0% 1,3 TWh 0,07 TWh Um die Heizgradtage zu bestimmen, berechnet man für jeden Tag temperatur von 3 °C am Tag X ergibt für diesen Tag 20 – 3 = 17 Heiz- eines Jahrs die Abweichung der durchschnittlichen Aussentemperatur gradtage.) Die Heizgradtage der einzelnen Tage werden dann über das von einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius. Dabei werden nur jene Jahr aufsummiert. 2019 wies 3067 Heizgradtage auf, 1994 waren es Tage berücksichtigt, bei denen die durchschnittliche Aussentemperatur 3080 (schweizerische Durchschnittswerte). Der Vergleich 1994/2019 höchstens 12 °C beträgt – denn im Durchschnitt muss u nterhalb einer beruht also auf zwei Jahren mit praktisch identischen Heizgradtagen. Aussentemperatur von 12 °C geheizt werden, um eine Raumtemperatur Das heisst, dass die Winter gleich kalt w aren. Differenzen im Energiever- von 20 °C aufrechtzuerhalten. (Beispiel: Eine durchschnittliche Aussen- brauch sind somit nicht auf unterschiedliche Witterung zurückzuführen. 12
Ratgeber Heizungsersatz erneuerbarheizen.ch Informationen zum Heizungsersatzund Beratungsangebote nach Postleitzahl energiefranken.ch Energieförderprogramm nach Postleitzahl energieantworten.ch Antworten auf viele Energiefragen topten.ch → Haus Die besten Heizanlagen mit erneuerbaren Energiequellen 2019 3067 (–0,42%) Heizgradtage Energiebezugsfläche Wohngebäude Ständige Wohnbevölkerung 513 Mio. m2 (+39%) 8,6 Mio. (+23%) Energieverbrauch fürs Heizen 50,0 Mrd. kWh (–7%) Prozentuale Mrd. Kilowattstunden Anteile (= Terawattstunden, TWh) 37% 18,5 TWh (–47%) Heizöl extraleicht 64% Gas Fossile Heizungen (Öl und Gas) Holz Durch Wärme- 27% 13,3 TWh (+60%) pumpen gewonnene Umweltwärme Elektrizität für 10% 5,1 TWh (–6%) Wärmepumpen Elektrizität für elek- 10% 5,0 TWh (+454%) trische Direktheizung 4% 2,2 TWh (+298%) Fernwärme 6% 2,8 TWh (+12%) Thermische Solaranlagen 5% 2,4 TWh (+90%) 1% 0,73 TWh (+928%) Illustration: Pia Bublies Quellen: Bundesamt für Energie (BFE), Schweizerische Gesamtenergiestatistik, Ausgabe 2019; BFE, Schweizerische Elektrizitätsstatistik, Ausgabe 2019; BFE, Schweizerische Statistik der erneuerbaren Energien, Ausgaben 2000 und 2019 (Vorabzug); Bundesamt für Statistik, Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung; Wüest Partner AG: Gebäudebestandsentwicklung/Energiebezugsflächen 1990–2019 13
Träger des Schweizer Solarpreises: Mehr dazu auf strom-online.ch Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp Fotos: zVg Reka − Die Sommersonne heizt im Winter im Wallis ist ein Vorzeigeprojekt punkto Energieeffizienz. Das Reka-Feriendorf Blatten-Belalp nahm 2014 als Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Energieversorgung den Betrieb auf. Hat sich das Konzept bewährt? Und wie reagieren die Gäste? Eine Bilanz nach sechs Jahren. Es geht auch ohne Emissionen Text: Michelle Russi 14
Hält, was es verspricht: das ausgeklügelte Energie konzept mit den unterschiedlichen Komponenten. Petrus meint es gut mit dem Ferienort aus – oder? «Definitiv», sagt der Experte, Blatten oberhalb der Gemeinde Naters im «spätestens nach den ersten zwei Sai- Kanton Wallis: Das auf 1300 Metern über sons, als wir das Heizsystem noch etwas Meer gelegene Dorf gilt als besonders justiert hatten, funktionierte die Anlage sonnenverwöhnt. Diesen Umstand ha- wie geplant.» Statt auf hybride Solarpa- ben sich die Energieplaner beim Bau des nels, die sich zwar bewähren, aber sehr Feriendorfs Blatten-Belalp der Schwei- teuer sind, würde Sulzer bei einem ähn- zer Reisekasse (Reka) zunutze gemacht. lichen Projekt heute eher auf Photovol- Auf sieben der insgesamt neun Gebäu taikanlagen in Kombination mit einem de installierten sie Photovoltaikanlagen, Luftkühler setzen. «Das erzielt ähnlich wobei vier davon als sogenannt hybride gute Resultate und ist erst noch wesent- Solaranlagen funktionieren. Zusammen lich günstiger.» mit einem saisonalen Erdwärmespeicher Dass die Energieversorgung auch in der und einem System zur Wärmerückgewin- Praxis funktioniert, betont Reka-Direktor nung aus dem Abwasser bilden sie die Roger Seifritz: «Die Reaktionen seitens Kernelemente des nachhaltigen Ener der Betreiber und der Gäste sind sehr giekonzepts. Ziel war es, das Feriendorf gut.» Selbst zu absoluten Spitzenzeiten – emissionsfrei und ausschliesslich mit Sonnenverwöhnte Lage: Die Ferienhäuser sind mit dann, wenn 300 Gäste nach dem Ski- erneuerbarer Energie zu betreiben. Solaranlagen ausgestattet. fahren gleichzeitig duschen und ihre Kleider trocknen möchten – laufe die Mehr Energie als geplant Versorgung einwandfrei. «Der Zufrieden- Das Projekt im Wallis überzeugte von falten können. Wir sprechen hier von heitsgrad in Blatten-Belalp liegt sogar Anfang an. Im Dezember 2014 eröffnet, Systeminnovation.» Konkret heisst das: deutlich über dem Durchschnitt unserer galt die Ferienanlage als Leuchtturm- Die hybriden Solarmodule auf den Dä- diversen Reka-Ferienanlagen.» Momen- projekt des Bundesamts für Energie und chern der Wohn- und Gemeinschaftshäu- tan verzeichnet das Walliser Reka-Dorf erhielt 2015 den Schweizer Solarpreis. ser generieren gleichzeitig elektrische rund 40 000 Logiernächte pro Jahr. Ge- Doch wie hat sich die Energiebilanz über und thermische Energie. Etwa 18 Pro- mäss Seifritz sind die 50 Wohnungen be- die Jahre entwickelt, und funktioniert der zent der Sonnenstrahlung werden über sonders in den Wintermonaten gut aus- Betrieb heute tatsächlich CO2-neutral? die Photovoltaikmodule direkt in Strom gelastet, während die Anlage im Sommer Anruf bei Matthias Sulzer. Der Professor umgewandelt, die restliche Strahlung «noch Potenzial nach oben» hat. für Energie- und Gebäudetechnik hat das gelangt in Form von Wärme über einen Projekt damals noch als Geschäftsleiter Wärmetauscher in die Erdwärmesonden der Lauber IWISA mitverantwortet und im Boden. Hier wird die Wärme gespei- stellt klar, dass das Energiekonzept hält, chert und bei Bedarf – zum Beispiel im was es versprochen hat: «Das projektierte Winter – zurück in die Heizungsanla- Gut zu wissen Ziel eines Eigenenergieversorgungsgrads ge des Feriendorfs befördert. Die dritte von 75 Prozent wurde bisher in jedem Komponente schliesslich, die Anlage zur Nachhaltige Ferien Jahr übertroffen.» Konkret heisst das: Abwasserwärmerückgewinnung, entzieht Seit 2015 werden rund 80 Prozent der im dem Abwasser aus dem Reka-Dorf Wär- Die Schweizer Reisekasse (Reka) ver- Feriendorf benötigten Energie vor Ort me, die ihrerseits wiederum zur Aufbe- zeichnet jährlich über eine Million auf dem Areal produziert. Die restlichen reitung des Warmwassers mittels Wär- Übernachtungen in ihren 22 Ferienan- 20 Prozent stammen aus dem Trink- mepumpe genutzt wird. lagen und den vermittelten Ferienwoh- wasserkraftwerk der Gemeinde Blatten. nungen in der Schweiz und im Ausland. Damit wird die Anlage ganz ohne Emis Den Gästen gefällt’s Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstra- sionen betrieben. Ein Blick auf die jährliche Gesamtener- tegie versucht die Genossenschaft, den giebilanz zeigt: Das Reka-Feriendorf Energie- und Ressourcenverbrauch in Eine «Systeminnovation», benötigte im Jahr 2019 wie schon in den den bestehenden Dörfern durch Reno- die gut funktioniert Vorjahren weniger als 800 000 Kilowatt- vationen stetig zu reduzieren. Bei Neu- Wie Sulzer erklärt, sind die im Reka-Dorf stunden Energie – und damit weniger bauten setzt sie auf energieeffiziente eingesetzten Technologien an sich gar als die ursprünglich prognostizierten Gebäude und erneuerbare Energiequel- nicht so innovativ. Das Besondere am 870 000 Kilowattstunden. Laut Matthias len. Ende 2020 waren bereits drei Vier- Energiekonzept liegt in der Kombination Sulzer sind gewisse Schwankungen zwi- tel der Anlagen klimaneutral. Je nach aus hybriden Solarmodulen, Erdwärme- schen den Jahren üblich, denn ein kalter Standort dienen Holz, Bodenwärme sonden und einer Abwasserwärmerück- Winter oder eine hohe Belegung der Fe- oder Sonnenkraft als Energieträger. Zu- gewinnung. «Es ist ein Verbund von Kom- rienwohnungen lässt den Heiz- und den dem wird überall Strom aus Schweizer ponenten, die ortsspezifisch so eingesetzt Warmwasserverbrauch steigen. Insge- Wasserkraft bezogen. werden, dass sie ihre volle Wirkung ent- samt aber zahlt sich das Energiekonzept 15
Frutigen ist eine ideale Ferienbasis und hat mit dem Tropenhaus eine ganz spezielle Attraktion. Der Stör rettet im Berner Oberland die Forelle Frutigen ist mittendrin. Das Eisenbah- und Köche nur verarbeitet oder verpackt Stark gefährdete Tierart nerdorf an der Lötschberglinie ist ein kennen. Gleichzeitig löst das Tropenhaus Die meisten der 26 bekannten Stör-Arten idealer Ausgangspunkt, um die Berner ein ökologisches Problem. sind gefährdet, und es leben mittlerweile Oberländer Bergwelt zu erkunden – sei mehr Störe in Zuchten als in freier Wild- es auf Ski, zu Fuss, kletternd, bikend Warmes Wasser als Gefahr bahn. Gezüchtet werden meist Sibirische oder Gleitschirm fliegend. Philipp Blaser, Beim Bau des Lötschberg-Basistunnels Störe und der langsamer wachsende Rus- Gastgeber im Hotel National in Frutigen, stiessen die Mineure auf warmes Si- sische Stör (Acipenser gueldenstaedtii). erklärt den Reiz der Gegend so: «Man ckerwasser, pro Sekunde zwischen 70 Die letzten grossen Bestände haben sich ist schnell in den Bergen, schnell in der und 100 Liter Wasser mit einer Tempera- im Schwarzen und vor allem im Kaspi- Stadt, schnell am See.» Er ist in vier- tur von 18 Grad. So viel warmes Wasser schen Meer erhalten, auch dank rigoroser ter Generation Hotelier in seinem über darf, auch wenn die Menge inzwischen Schutzmassnahmen. Doch nach dem Zu- 100 Jahre alten Familienbetrieb. Dazu zurückgegangen ist, nicht in die Bergbä- sammenbruch des Sowjetreichs wurde gehört auch eine Confiserie, mit Schwer- che gelangen. Einheimische Fische, ins- unkontrolliert drauflosgefischt, sehr zum punkt Schokolade. besondere die gefährdeten Seeforellen, Ärger der Iraner, die ihre jahrzehntelange Den Anfang aller Schokolade zeigt die in der Kander laichen, ertragen das Aufbauarbeit zerstört sahen. Mittlerwei- die grösste Frutiger Attraktion, das nicht. Die rettende Idee kam schliesslich le ist der Verkauf von Kaviar aus wilden Tropenhaus. In riesigen Gewächshäu- einem fischenden Tunnelbauingenieur. Beständen verboten, der wilde Stör so gut Fotos: zVg Tropenhaus Frutigen sern wachsen Pfeffer und viele andere Eine Zucht für Warmwasserfische sollte geschützt, wie es nur geht. Gewürze, Bananen, Kaffeestauden und die einheimischen Kaltwasserfische ret- Störe züchten ist allein schon deshalb eine eben Kakao. Der Dschungel in den Ber- ten, dazu die Gewächshäuser mit all den Aufgabe, die nicht nur dem Kommerz, gen erklärt die Herkunft, die Ökologie exotischen Alltagspflanzen. Der Fisch sondern auch der Arterhaltung dient. In und die Verwendung all jener Produkte, der Wahl ist der Stör und damit auch die Gefangenschaft in Anlagen wie jener in die durchschnittliche Konsumentinnen Produktion von edlem, schwarzem Kaviar. Frutigen wachsen die Störe schneller als 16
Gut zu wissen Die Störe im Tropenhaus in Frutigen mögen das warme Wasser, das aus Kulturfisch Stör dem Lötschberg-Basis- tunnel strömt. Der Stör war auch bei uns heimisch. Gewässerverschmutzung, Dämme und die Fischerei rotten die «Hausen» aus. Der Atlantische Stör, der es bis Basel schaffte, ist ausgestorben, der Europäi- sche Stör lebt vereinzelt in der Ostsee. Als Knorpelfisch hat er keine Gräten, lediglich ein Stütz- korsett aus Knorpelplatten. Sein Fleisch schmeckt exzellent, die Haut ist begehrt für Leder- waren, und aus den Knorpeln wird Störleim gekocht. In den ägyptischen Gräbern wurden mit Störleim geklebte Holzschatullen gefunden, die noch immer halten. Störleim, obwohl mühsam herzustellen, ist deshalb noch immer die erste Wahl der Restauratoren. Und dann ist da noch der Kaviar – der Inbegriff des Luxus. Das alles ist dem Stör zum Verhängnis geworden. Die Tiere pflanzen sich nur alle zwei bis vier Jahre fort, werden erst nach sechs bis zehn, in Einzelfällen auch erst nach 20 Jahren geschlechtsreif, leben dafür aber 60 bis 150 Jahre lang. Die vielen Störe, die jedes Jahr an den hungrigen Mäulern in Europas Städten vorbeizogen, waren deshalb immer dieselben. Einmal gefangen, waren sie weg. in freier Wildbahn – in grossen Becken, lich angestossen mit Hilfe verschiedener im Freien und in der Halle mit automati- lokaler Investoren, gehört das Tropenhaus scher Futterzugabe. Aber auch hier geht es nun dem Grossverteiler Coop, der auch langsam. Deshalb züchtet das Tropenhaus gewisse Produkte vertreibt. Doch wichtig auch Felchen, Egli und Zander. Die klei- ist vor allem das Erlebnis. Der tropische nen «Stör-Fingerlinge» werden im Al- Wald ist faszinierend, die Tische stehen ter von drei Monaten bei spezialisierten nicht erst seit Corona weit verstreut unter Züchtern eingekauft und wachsen dann Palmen- und Bananenblättern. Alles, was im Berner Oberländer Quellwasser lang- hier wächst, landet früher oder später auf sam heran. Erst mit drei Jahren kann ihr den Tellern der Gäste. Rund 175 Pflanzen Geschlecht bestimmt werden. Von den arten gibt es in den Gewächshäusern, Männchen gibt’s zwar sehr feine Stör- ob Chili, Pfeffer, Paprika oder eben jene Steaks, aber keinen Kaviar – das mit 2000 unscheinbaren Bohnen, die Basis von bis 5000 Franken pro Kilogramm weitaus Philipp Blasers Schoggi-Kreationen. teuerste Produkt des Tropenhauses. Text: Andreas Schwander Wer erkennt hier die Bananen? Das Tropenhaus zeigt eine Fülle unbekannter Geduldige Investoren botanischer Selbstverständlichkeiten wie Pfeffer und Kakao und eben Bananen. Die Weibchen werden noch drei Jahre wei- Alles, was hier wächst, gibt’s auch auf ter gefüttert, und die Männchen kommen der Menükarte des Restaurants. in ein anderes Becken, in dem sie kräftig gegen den Strom schwimmen müssen. Sie bauen Fett ab und Muskeln auf, so wie sie es im Meer und in den Flüssen tun würden. Bei den Weibchen geschieht das erst nach sechs Jahren, bevor sie ge- schlachtet werden. Vorläufig ist das noch nötig. Es wäre viel interessanter, wenn die Weibchen ihren Laich mehrmals ab- geben könnten. Entsprechende Systeme sind in Entwicklung, aber es ist noch nicht klar, was dies für den Kaviar be- deutet und ob er ökologische und lebens- mittelrechtliche Kriterien erfüllen wür- de. So braucht denn ein Projekt wie das Tropenhaus vor allem Geduld und Inves- toren mit sehr langem Atem. Ursprüng- 17
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CNG und LNG sind als Treibstoff für den Schwerverkehr marktreif und ökologisch. Lastwagen geben Gas Elektrifizierung ist nicht die einzige öko- bis zu 1600 Kilometern gehören zu den wagen kommt nur 1000 Kilometer weit. logische Antriebsform. Beim Gütertrans- leistungsfähigsten und modernsten Ag- Wenn wir 600 Kilometer am Tag fahren, port hat der Antrieb mit Erd- und Biogas, gregaten, entwickelt bei FPT Powertrain müssen wir sehr genau planen. Zudem verflüssigt als LNG oder komprimiert als Solutions in Arbon. Die Firma ist aus gibt es nicht so viele Tankstellen; erst CNG, immer mehr Anhänger. Beim Flüs- der Motoren abteilung des ehemaligen recht, weil von den wesentlich selte- siggas ist die Energiedichte höher und Schweizer Lastwagenbauers Saurer her- neren Gastankstellen nur wenige auch damit die Reichweite grösser, bei CNG vorgegangen. Migros Ostschweiz ist sehr für Nutzfahrzeuge eingerichtet sind. gibt es dafür deutlich mehr Tankstellen. zufrieden mit den Gaslastwagen und hat Sonst stehen wir plötzlich irgendwo und Chemisch sind beide identisch. mittlerweile zwei Iveco-Sattelzüge aus können nicht mehr weiter.» Aber Peter Schon das fossile Erdgas emittiert rund dem Testbetrieb fest übernommen. Auch Krummen sieht ein sehr grosses Poten- ein Viertel weniger CO2 und 90 Prozent Transportunternehmer Peter Krummen zial bei den Gaslastwagen. Mit ihnen las- weniger Luftschadstoffe als Diesel oder aus Kerzers setzt schon definitiv auf sen sich Emissionen sehr schnell senken. Benzin. Mit 100 Prozent Biogas, das Klär- Gasfahrzeuge. In seinem Fall sind es Last Allerdings sei auch der Diesel nicht so anlagen oder landwirtschaftliche Be wagen von Volvo, mit denen er haupt schlecht, wie er immer gemacht werde: triebe ins Gasnetz einspeisen, ist der Be- sächlich für Lidl fährt. Die Motoren der «Wir rechnen mit 25 bis 28 Litern auf trieb klimaneutral. Migros Ostschweiz Schweden funktionieren etwas anders 100 Kilometer für einen Vierzigtönner», und Migros Basel betonen denn auch, als jene von Iveco. Sie verbrennen ne- sagt er. Das ist, wie wenn ein grosses Mit- dass ihre Gaslastwagen ausschliesslich ben dem Gas auch noch etwa 10 Prozent telklasseauto mit weniger als anderthalb mit Biogas fahren. Dieselöl. Das macht die Logistik mit ei- Litern auskäme. Wichtig ist für Peter nem zusätzlichen Tankvorgang etwas Krummen, dass die Gastechnologie von Das Tankstellennetz komplizierter, dafür verspricht man sich Volvo ausgereift ist. Die Transportbranche ist entscheidend von dieser Dual-Fuel-Technologie eine rechnet mit winzigen Margen. Darum Technologisch lehnen sich Gasmotoren höhere Effizienz. kennt Peter Krummen die Rentabilität eng an klassische Verbrennungsmotoren bis weit hinters Komma: «Heute haben an. Mittlerweile sind Fahrzeuge und 20 Prozent der Flotte wir mit Gas keinen Kostennachteil mehr, Treibstoff etwa gleich teuer wie bei kon- fahren mit Gas im Ausland dagegen sogar einen Kosten- ventionellen Lastwagen. Doch es hat lan- Von 130 Fahrzeugen fahren bei Krummen vorteil gegenüber Diesel», sagt er. Doch ge gedauert, bis die Motoren den heuti- schon 18 mit Gas, acht weitere sind be- das steht für ihn an zweiter Stelle: «Ent- gen technischen Stand erreicht haben. stellt. «Klar gibt es Einschränkungen», scheidend ist, dass wir mit den Gaslast- Deshalb stellten in den letzten Jahren sagt Peter Krummen. «Ein Diesellaster wagen eine nachhaltige Lösung haben – Busbetriebe, die vor 15 Jahren CNG- hat mit einer Tankfüllung eine Reich- und zwar schon jetzt.» betriebene Fahrzeuge beschafft haben, weite von 3000 Kilometern. Ein Gaslast- Text: Andreas Schwander teilweise wieder auf Diesel um. Frühere Gasmotoren lieferten wesentlich weni- ger Drehmoment. Busse aus den 2000er- Jahren mit Gasantrieb reagieren deshalb auf giftige Steigungen sehr asthmatisch Volvo liefert der Firma Krummen in Kerzers eine und konnten in Städten mit vielen stei- ganze Flotte von gasbetriebenen Lastwagen. len Strassen die Fahrpläne oft nicht ein- halten. Für Lastwagen kommt noch ein weiteres Problem dazu. Busse tanken im- mer an der gleichen Stelle im Busdepot. Lastwagen dagegen müssen unterwegs an verschiedenen Orten tanken können. Da ist ein einigermassen dichtes Tank- stellennetz wichtig. Mittlerweile gibt es das Drehmoment- Fotos: zVg Volvo problem nicht mehr. Die Stralis-Zug maschinen von Iveco mit einer Leistung Es gibt kaum mehr Unterschiede von über 400 PS und einer Reichweite von zwischen Gas- und Dieselantrieb. 19
Das frühere Kohlekraftwerk Battersea Powerstation mitten in London zierte schon ein Album von Pink Floyd. Stadtentwickler tun sich trotzdem schwer mit dem Monstrum. Inzwischen Kraftwerksbauten sollten Macht demonstrieren und dienen heute als sind Läden und Kinos geplant, und Apple will mit Museen und Shoppingcenter. 1400 Angestellten ins Kraftwerk einziehen. Kraft und Architektur Es ist eine lange Liebesgeschichte, jene freiwillig. Die naheliegende Tate Gallery von Strom und Architektur. Schon frühe fürchtete 1927 einen hässlichen Klotz in Kraftwerksbauten waren bis ins Detail ihrer Nähe. Die Kraftwerksgesellschaft durchdesignt. Peter Behrens, ein Lehrer engagierte deshalb den Architekten Giles von Le Corbusier, setzte für AEG nicht Gilbert Scott. Der hatte auch die berühmten nur Fabrikhallen und Bürogebäude in ein roten Telefonkabinen gestaltet und baute einheitliches Design, sondern jedes Detail nach dem Krieg das Ölkraftwerk Bank- – vom Turbinengehäuse über elektrische side Powerstation, das seit seiner Stillle- Schalter bis hin zur Schrift. gung die Tate Modern beherbergt. Auch In den USA, etwa in Austin oder Baltimore, die Schweiz hat ihre Kraft-Architektur. sind eindrückliche ehemalige Kraftwerke Die Kraftwerke der SBB aus den 1910er- zu zentral gelegenen Shoppingcentern ge- und 1920er-Jahren kommen oft in üppigem Das ehemalige Ölkraftwerk worden. Das gigantische, gegenwärtig auf «Bundes-Barock» daher. In Graubünden Bankside Powerstation eine neue Nutzung wartende Londoner gestaltete Nicolaus Hartmann jun. das in London wurde von Battersea-Kraftwerk wurde in grosszügi- Kraftwerk Küblis wie eine Kirche – mit der den Basler Architekten Herzog & de Meuron zur gem Art déco gebaut, allerdings nicht ganz Maschinenhalle als Kirchenschiff und dem Tate Modern umgebaut. Kommandoraum im Chor. Die Kraftwerke Robbia, Palü und Cavaglia und die dazuge- hörigen Staumauern des Lago Bianco auf dem Berninapass zeichnete er so, als wä- ren sie ein zusammenhängender Burgen- komplex, passend zu den ebenfalls von ihm gebauten Hotels und RhB-Bahnstationen der Region. Nach dem Krieg verkroch sich die Grandezza immer mehr ins Berges innere oder versteckte sich hinter simpler Zweckarchitektur – mit einigen schönen Ausnahmen wie die Maschinenhalle des Kraftwerks Birsfelden oder das Gaskraft- werk Lausward bei Düsseldorf. Es strahlt nachts als grüne Lichtskulptur. Text: Andreas Schwander Peter Behrens gestaltete für AEG jedes Detail – vom kleinsten bis zum grössten, wie hier die monumentale Halle mit der Aufschrift «Turbinenfabrik» in Berlin. Sie hat den Krieg überstanden und steht noch heute. 20
Fotos: Alamy / zVg Repower Das Kraftwerk Palü am Berninapass thront wie eine alte Burg am Berg. Die dazugehörige Staumauer des Lago Bianco wurde im gleichen Stil gestaltet, beide vom Engadiner Hotelarchitekten Nicolaus Hartmann. Der Art-déco-Kommandoraum im stillgelegten Kraftwerk Kelenföld in Budapest sieht mit seiner monumentalen Glasdecke aus wie ein Raumschiff aus einem frühen Science-Fiction-Film. 21
Preisrätsel Mitmachen und gewinnen! dänische extremer Depeschen- griechi- Kan- Ort in Münze leichter Fussballfan Grau- Pferde- agentur scher ton gegenseit. Keim- bünden Handel zaum freiheit Ackergerät Meergott 6 Zwei Möglichkeiten, wie Sie Fluss Praktikum mitmachen können: durch den Thuner- eh. Faden- 1. Geben Sie das Lösungs- see 5 stärke (Abk.) wort online ein: Teil eines gross (Abk.) strom-preisraetsel.ch Spreng- körpers König (frz.) 2. Senden Sie uns eine Nische im Postkarte mit der Lösung an brit. Schrift- Staat steller † Lokal (frz.) Infel AG, «Strom»-Preisrätsel, in Süd- («Oliver europa Futter- Postfach, 8099 Zürich. Twist») pflanze 7 Winter- Insel- sportort gruppe im Teilnahmeschluss: im Berner Atlantik 8 Oberland 17. Dezember 2020 Epos von schaumige, Homer Das Lösungswort des letzten lockere Preisrätsels lautete: Süssspeise Hubschrau- ber (Kzw.) «SEILBAHN» Hoch- Kriech- an- Verbund- schule in tier nähernd, linie Wir gratulieren: Lausanne Wasser- ungefähr (Schnei- 1. Preis Ruth Miksovic aus Goldau ge- (Abk.) vogel 1 derei) winnt eine «Buirabähnli-Safari» mit Edelgas Übernachtung in Engelberg. Inhalts- losig- 2. Preis Marc Borner aus Hägendorf ge- keit schmal winnt eine Leserreise für zwei Personen. 2 griech. Sa- gengestalt Afrikan. Union (Abk.) 3 Zeiteinheit (Abk.) Schmerz, Vorhang- Leid stoff 9 britischer Anfängerin Schauspie- auf einem ler («Not- Gebiet ting Hill») Ihr Feedback 4 freut uns. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Schreiben Sie uns Ihre Meinung: Infel AG, Redaktion «Strom», Postfach, 8021 Zürich redaktion@strom-online.ch Impressum 97. Jahrgang | Erscheint vierteljährlich | Heft 4, 27. November 2020 | ISSN-1421-6698 | Verlag, Konzept und Redaktion: Infel AG; Fotos: zVg UNESCO Biosphäre Entlebuch / zVg Tropenhaus Frutigen Redaktion: Andreas Schwander, Alexander Jacobi | Projektleitung: Andrea Deschermeier | Layout: Flurina Frei, Sandra Buholzer | Druckpartner: Brosig GmbH | 1. Preis: Tropenhaus und 2. Preis: Moore und Köhlerkultur Störzucht in Frutigen im «Wilden Westen von Luzern» Mehr Beiträge DIE TROPEN IM BERNER OBERLAND LESERREISE FÜR ZWEI PERSONEN finden Sie online. Weil warmes Wasser aus dem Lötschbergtunnel Im Entlebuch hat sich das alte Handwerk der Beiträge aus vergangenen Ausgaben, nicht in die lokalen Bäche gelangen darf, wurde Köhlerei erhalten. Die Bauern, die es noch Infografiken und die Anmeldung im Berner Oberland eine tropische Erlebniswelt betreiben, erklären, wie der Holzstoss schwelt zum Newsletter finden Sie unter geschaffen. Gewinnen Sie einen Besuch im und nicht verbrennt. Auch landschaftlich ist strom-online.ch Tropenhaus und eine Übernachtung im Hotel die Region mit ihren Mooren und der riesigen National in Frutigen. Pflanzenvielfalt eine Entdeckungsreise wert. tropenhaus-frutigen.ch, national-frutigen.ch eurobus.ch Die Rätselpreise wurden von den Anbietern freundlicherweise zur Verfügung gestellt. 22
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