Krummer Schnabel, spitze Krallen

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
Krummer Schnabel, spitze Krallen
Greifvögel und Eulen
Im Naturmuseum St. Gallen vom 24. April bis 17. Oktober 2010

Zusammengestellt von Petra Wiesenhütter und Regula Frei, unter Verwendung der
Ausstellungstexte und des Begleitheftes zur Ausstellung.
Das Kopieren mit Quellenangabe ist für schulische Zwecke erlaubt.
Naturmuseum St. Gallen, April 2010

                                                    Bildnachweis:   Fishing4 / Tanja Askani
Krummer Schnabel, spitze Krallen
Inhaltsverzeichnis:                               Seite
Begleitprogramm                                   2
1. Einleitung                                     4
       1.1. Einteilung der Greifvögel und Eulen   5
2. Herrscher der Lüfte                            6
       2.1. Verschiedene Jagdtechniken            7
3. Scharfe Sinne – spitze Krallen                 9
       3.1. Spitze Krallen                        9
       3.2. Scharfe Sinne: Sehen                  10
       3.3. Scharfe Sinne: Hören                  10
4. Kinderstube                                    10
       4.1. Balz                                  11
       4.2. Nestbau und Nistplatz                 11
5. Jagdgründe                                     11
       5.1. Städte und Dörfer                     11
       5.2. Landwirtschaft                        12
       5.3. Wald                                  12
       5.4. Feuchtgebiete                         13
       5.5. Berge                                 13
6. Jäger und Beute                                14
7. Faszination Greifvögel – Kulturgeschichte      15
8. Greifvögel und Eulen in der Dauerausstellung   16
9. Aufgaben                                       19
10. Lösungen                                      37
11. Literatur                                     41

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
Begleitprogramm
Natur am Sibni | Mittwoch, 19 Uhr
Mi 19. Mai 2010 Zur Situation der Greifvögel und Eulen in der Schweiz
Vortrag von Hans Schmid, Schweizerische Vogelwarte Sempach
Mi 16. Juni 2010 Der Bartgeier im Aufwind, eine panalpine Erfolgsgeschichte
Vortrag von Prof. Dr. Klaus Robin, Uznach
Mi 18. August 2010 Faszination Steinadler – der gefiederte König der Lü f te auf Erfolgskurs
Vortrag von Dr. David Jenny, Zuoz
Mi 15. September 2010 Adler und Eulen in Mythologie und Kulturgeschichte
Vortrag von Dr. Clemens Müller, St. Gallen
Mi 13. Oktober 2010 Eulen und Käuze – Auf den Spuren der nächtlichen Jäger
Vortrag von Dr. Adrian Aebischer, Fribourg

Kindernachmittag | Sommerplausch
Ein Museumsabenteuer mit Führung, Geschichten und Basteln (CHF 8.–).
Mit Regula Frei, Museumspädagogin. Anmeldung: T 071 242 06 70
Mi 19. Mai 2010, 14 – 16 Uhr, ab 6 Jahren
Schnelle Adler und lautlose Eulen
Di 6. Juli 2010, 9.30 – 12 Uhr, ab 8 Jahren
Von kräftigen Adlern und lautlose Eulen
Di 6. Juli 2010, 14 – 16 Uhr, ab 5 Jahren
Krummer Schnabel, spitze Krallen
Mi 7. Juli 2010, 14 – 16 Uhr, ab 6 Jahren
Der Bartgeier: Grimmiger Lämmerräuber oder sanfter Knochenfresser?
Mi 29. Sept. 2010, 14 – 16 Uhr, ab 6 Jahren
Steinadler und Murmeli

Mittagstreff | Mittwoch, 12.15 –13 Uhr
Mi 5. Mai 2010 Der Adler auf Wappen und Flaggen
Zu Gast: Anton Rechsteiner, Präsident der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Ostschweiz
Mi 9. Juni 2010 Der Greif auf meiner Hand
Zu Gast: Lorenzo Vinciguerra, Präparator und Falkner
Mi 7. Juli 2010 Vom Bartgeier und anderen wilden Vögeln
Zu Gast: Dr. Jürg Paul Müller, ehemaliger Direktor Bündner Naturmuseum, Chur,
und Präsident der Bartgeier-Stiftung
Mi 8. September 2010 Greifvögel auf dem Krankenbett
Zu Gast: Dora und Christian Müller, Volière-Gesellschaft St. Gallen und Leiter der Vogelpflegestation

Familiensonntag | 10.15 –11.15 Uhr
So 30. Mai 2010 Adlerkü k en und Eulenmü t ter
mit Regula Frei, Museumspädagogin

Sonntagsfü h rungen | 10.15 –11.15 Uhr
So 20. Juni 2010 Schnell, schneller, Wanderfalke – die flinken Jäger der Lü f te
mit Toni Bürgin, Direktor Naturmuseum
So 15. August 2010 Harry Potter und die Eagles – Greifvögel in Literatur und Musik
mit Toni Bürgin, Direktor Naturmuseum

Vernissage
Fr 23. April 2010, 19 Uhr
Begrüssung und Einführung zur Ausstellung: Dr. Toni Bürgin, Direktor Naturmuseum.
Anschliessend Apéro und Besichtigungder Ausstellung.

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
Einfü h rung fü r Lehrpersonen
Mi 28. April 2010, 14 – 16 Uhr
Zur Ausstellung ist die Museumswegleitung Nr. 79 erhältlich (CHF 8.–).
Sie kann auch als PDF-Datei unter www.naturmuseumsg.ch abgerufen werden (kostenlos).
Interaktive Führungen für Kindergärten und Schulklassen
Nach Vereinbarung. Kontakt: bildung@naturmuseumsg.ch oder 071 244 52 16

Museum à la carte
Private Führungen für Sie und Ihre Gruppe durch die aktuellen Sonderausstellungen.
Anmeldung: T 071 242 06 70

Internationaler Museumstag
So 16. Mai 2010, 10 – 17 Uhr
Treffpunkt Museum
mit Präsentation lebender Greifvögel, Schaupräparation, Führungen und Werkstatt für Kinder.

Die Beizjagd
So 29. August 2010, 10 – 17 Uhr Demonstration von Beizvögeln im Stadtpark
Der Falkner Steven Diethelm gibt einen Einblick in die Passion der Falknerei.
Kurzvorträge und Fü h rungen im Naturmuseum

Naturmuseum St. Gallen
Museumstrasse 32, CH-9000 St. Gallen
T 071 242 06 70
www.naturmuseumsg.ch
Bus Nr. 1 /4 / 7 / 11 bis Haltestelle ‹Theater›

Öffnungszeiten
Di – So 10 – 17 Uhr durchgehend geöffnet
Mi 10 – 20 Uhr Abendöffnung
1. August (Nationalfeiertag) geschlossen

                                                                                                3
Krummer Schnabel, spitze Krallen
1. Einleitung
Elegant, rasant, schnell, wendig, akrobatisch – Greifvögel verkörpern wie kaum ein
anderes Lebewesen den Traum vom Fliegen. Es ist ein besonderes Erlebnis, einen
Wanderfalken beim Luftangriff, einen Rotmilan beim eleganten Segeln oder einen
Mäusebussard beim spielerischen Balzflug zu beobachten.
Heute sind alle 22 einheimischen Greifvogel- und Eulenarten geschützt. Doch jede zweite
steht auf der Roten Liste! In den übernutzten und verbauten Landschaften der Schweiz
gibt es zu wenig Nahrung und Nistplätze für sie.

                                                                                      4
Krummer Schnabel, spitze Krallen
1.1. Einteilung der Greifvögel und Eulen

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
2. Herrscher der Lüfte
Es ist ein besonderes Erlebnis, einen Wanderfalken beim Luftangriff, einen Rotmilan beim
eleganten Segeln oder einen Mäusebussard beim spielerischen Balzflug zu beobachten.
Hochentwickelte Flugapparate und ein auf fliegerische Höchstleistungen ausgerichteter
Körperbau machen den Jägern der Lüfte die fantastischen Flugleistungen möglich.
Die unterschiedlichen Flugstile erfordern einen entsprechenden Körperbau: Schnelle
Flieger wie die Falken sind an ihren schlanken, spitzen Flügeln erkennbar. Segelflieger
wie der Bartgeier hingegen haben breite Flügel. Breite und kurze Flügel sind Kennzeichen
von besonders wendigen und beweglichen Jägern wie dem Sperber. Eulen haben
gerundete, breite und stark gewölbte Flügel, die einen langsamen, weichen Flug
ermöglichen.
Kompakt und leicht ist der Körper von Greifvögeln und Eulen gebaut. Am Skelett setzt
die kräftige Muskulatur an. Das Brustbein ist besonders stark entwickelt und mit einem
Kiel in der Mitte versehen. Hier ist die Flugmuskulatur verankert. Weil sich diese am
Rumpf befindet, bleiben die Flügel leicht und schlank und das Gewicht liegt in der Mitte
des Körpers. Dadurch bleibt der Vogel im Flug stabil. Dank der langen Halswirbelsäule ist
der Kopf in alle Richtungen sehr beweglich.
Entsprechend ihrer Funktion gibt es verschiedenste Federtypen: Daunenfedern schützen
den Vogelkörper gegen Kälte; Konturfedern bilden das sichtbare Federkleid. Die
Konturfedern, die den Rumpf bedecken, werden Kleingefieder genannt; die
Schwungfedern des Flügels und Steuerfedern des Schwanzes werden Grossgefieder
genannt.
                                                      Verschiedene Federtypen am
                                                      Beispiel des Habichtgefieders. Die
                                                      Konturfedern, die den Rumpf
                                                      bedecken, lassen sich gut von den
                                                      Schwungfedern der Flügel und den
                                                      Steuerfedern des Schwanzes
                                                      unterscheiden. Die Flügel- und die
                                                      seitlichen Schwanzfedern weisen
                                                      eine schmale und eine breite Seite
                                                      auf. Die schmale Seite ist
                                                      wesentlich stabiler als die breite.
                                                      Je stärker eine Feder dem Wind
                                                      ausgesetzt ist, umso deutlicher ist
                                                      der Unterschied zwischen der
                                                      schmalen und der breiten Seite.

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
Eulen können aus dem Dunkeln dank den fransenartigen Verlängerungen am vorderen
Rand der Federfahnen an den Flügelkanten lautlos angreifen. Diese „Federzähne“ sowie
die flaumig-weiche Oberfläche der Federn wirken als Schalldämpfer und vermindern die
Fluggeräusche. Die Eule fliegt lautlos und hört darum ihre Beute besser.

                                                                  Die Fransen sind an
                                                                  der Aussenfahne
                                                                  sichtbar (Feder der
                                                                  Schleiereule).

                                                 Die Vorderkante der äusseren
                                                 Handschwinge zeigt im Detail die
                                                 kammartig verlängerten Spitzen der
                                                 Federäste (Fransen) an der
                                                 Aussenfahne.

2.1. Verschiedene Jagdtechniken
Greifvögel und Eulen haben ganz verschiedene Jagdtechniken entwickelt: Sperber und
Habichte überraschen ihre Beute mit einem Blitzangriff aus einem Versteck heraus,
Falken schlagen in rasantem Sturzflug zu, Weihen suchen das Gelände im Tiefflug nach
Beutetieren ab. Der Rüttelflug ermöglicht einem Turmfalken, in der Luft an Ort zu
verharren und nach Beute Ausschau zu halten.
Wachsame, gesunde Beutetiere haben trotz allem gute Chancen, den Jägern aus der Luft
zu entrinnen: Verschiedene Eulenarten schlagen, je nach Beute, in zehn Versuchen nur
zwei- bis fünfmal erfolgreich zu. Bei Taggreifen sind die Werte ebenfalls in diesem
Bereich.
                               Der Rüttelflug ist eine typische Jagdtechnik des
                               Turmfalken. Beim Rütteln bleibt der Falke an einem
                               fixen Punkt in der Luft stehen und hält nach Beutetieren
                               Ausschau. Diese Art des Jagens benötigt zwar viel
                               Energie, sie ist aber erfolgreicher als die Jagd von einem
                               Ansitz aus. Im Winter wenn weniger Beutetiere zur
                               Verfügung stehen und der Falke Energie sparen muss,
                               jagt er vermehrt von einem Ansitz aus. Auch Bussarde,
                               Schlangenadler, Kolibris, Seeschwalben, Fledermäuse,
                               Libellen und Schwebfliegen beherrschen den Rüttelflug.

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Die Segelflieger unter den Greifvögeln können in
                                      warmen Aufwinden und in Aufwinden an
                                      Berghängen und Küsten mühelos Höhe gewinnen.
                                      Die besten Segler gibt es unter den Geiern,
                                      Milanen, Bussarden und Adlern. Der Segelflug ist
                                      vor allem auf dem Zug wichtig, weil er den Vögeln
                                      ermöglicht, sich sehr energiesparend
                                      fortzubewegen. Weil es über dem Wasser keine
                                      warmen Aufwinde gibt, umfliegen die meisten
                                      Greifvögel grosse Wasserflächen.

Der Sturzflug ist die Jagdmethode des Wanderfalken.
Mit angezogenen Flügeln stechen die Falken steil nach
unten und prallen mit hoher Geschwindigkeit auf ihre
Beute. Bereits die Wucht des Aufpralls kann tödlich sein.
Es wurde errechnet, dass ein senkrecht fallender Falke
theoretisch Geschwindigkeiten bis zu 600 km/h erreichen
könnte. Experimente mit gezähmten Wanderfalken
ergaben Sturzgeschwindigkeiten von maximal 320 km/h.
Eine Forschungsgruppe der Schweizerischen Vogelwarte
Sempach ermittelte mit einem Zielfolgeradar 184 km/h,
die höchste bisher in freier Wildbahn gemessene
Geschwindigkeit.

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Krummer Schnabel, spitze Krallen
Der Pirschflug lässt sich bei Weihen,
                                            Milanen und Schleiereulen beobachten. Aus
                                            geringer Höhe werden Felder und Wiesen
                                            nach Beutetieren abgesucht. Dabei
                                            wechseln sich Phasen mit aktiven
                                            Flügelschlägen und ruhige Gleitphasen ab.
                                            Der Kopf ist nach unten gerichtet, damit
                                            auch kleine Beute am Boden erspäht
                                            werden kann.

Im Geradeausflug wurden bei Greifvögeln auf dem
Zug Reisegeschwindigkeiten zwischen 30 und 65 km/h
gemessen. Viele Greifvögel nutzen auf dem Zug
warme Aufwinde über erwärmten Stellen: Sie lassen
sich in die Höhe tragen und gleiten dann zur nächsten
Warmluftzone. Auf ihrem Weg ins tropische Afrika nutzen erfahrene Wespenbussarde die
Aufwinde entlang der längeren Route über Land via Gibraltar oder den Bosporus. Junge
Vögel hingegen nehmen den direkten, anstrengenderen und gefährlicheren Weg über das
Mittelmeer.

3. Scharfe Sinne – spitze Krallen
3.1. Spitze Krallen
Der Name Greifvogel weist auf ein typisches Merkmal der Taggreifvögel und Eulen hin:
die krallenbewehrten Füsse. Bei den meisten Arten dienen die Krallen dem Fangen und
Festhalten der Beute. Ein Steinadler kann mit seinen kräftigen Füssen selbst wehrhafte
grössere Tiere wie einen Fuchs überwältigen. Die Krallen des Bartgeiers sind weniger
spitz. Er braucht sie nicht zum Töten, sondern nur zum Festhalten. Bei Taggreifvögeln
sind drei Zehen nach vorne, eine nach hinten gerichtet; bei Eulen je zwei nach vorne und
zwei nach hinten. Die äussere Zehe bei Eulen ist
eine Wendezehe. Je nach Bedarf wird die
Wendezehe nach hinten oder nach vorne gerichtet.

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3.2. Scharfe Sinne: Sehen
Eulen und die meisten Greifvögel jagen lebende Beutetiere. Die Jäger der Lüfte sind
bestens ausgerüstet: Dank scharfem Blick und feinem Gehör, dank Schnelligkeit und
festem Griff ist selbst eine gut versteckte, flinke Maus vor ihnen nicht sicher.
Taggreifvögel sehen wesentlich schärfer als der Mensch. Ihr Kontrast- und
Farbempfinden ist viel feiner und sie können sowohl sehr langsame als auch blitzschnelle
Bewegungen gut wahrnehmen. In den Augen der Taggreifvögel gibt es mindestens fünf
verschiedene Typen farbempfindlicher Sinneszellen. Im Menschenauge sind es drei. Wo
der Mensch nur weiss sieht, kann ein Steinadler leicht ein weisses Alpenschneehuhn im
Schnee erkennen.
Zudem können Taggreifvögel Ultraviolett wahrnehmen. Urinspuren von Mäusen und
anderen kleinen Säugetieren reflektieren ultraviolettes Licht. Sie erkennen die Urinspuren
von Mäusen am Boden und wissen so, ob es in einem Gebiet viele Beutetiere gibt.
Im Gegensatz zu den Taggreifvögeln haben Eulen unbewegliche Augen, was ihnen den
typischen starren Eulenblick verleiht. Dafür ist der Kopf sehr beweglich: Sie können ihn
um 180° neigen und um 270° drehen.
Die Augen der meisten Eulen sind spezialisiert auf das Sehen bei Dämmerung und in der
Nacht. Ihre Augen sind viel lichtempfindlicher als diejenigen des Menschen. Ein Waldkauz
z.B. benötigt in der Dämmerung oder in der Nacht 5-mal weniger Licht, um gleichviel zu
erkennen wie ein Mensch. Dies ermöglicht ihm, auch bei Dämmerung oder in der Nacht
erfolgreich zu jagen. In finsteren Nächten können aber auch Eulen nichts mehr sehen.
Dafür sind Eulen besonders standorttreu und entwickeln in ihren kleinen Revieren eine
grosse Ortskenntnis.

3.3. Scharfe Sinne: Hören
Eulen jagen nachts und können dank ihrem guten Gehör genau orten, woher ein Ton
kommt. Wenn sich das Beutetier durch ein Geräusch verrät, kann eine Eule auch bei
völliger Dunkelheit zielsicher zuschlagen. Das sehr gute Richtungshören ist möglich, weil
sich die Gehöröffnungen auf unterschiedlicher Höhe befinden. Geräusche kommen daher
mit kleinsten Zeitunterschieden in den beiden Ohren an. Dadurch erkennt die Eule sehr
genau woher ein Geräusch kommt. Der bei einigen Eulenarten, z. B. der Schleiereule, als
Schalltrichter geformte Gesichtsschleier verbessert diese hervorragenden Hörleistungen
zusätzlich. Die „Federohren“ bei verschiedenen Eulenarten haben nichts mit dem Hören
zu tun, sondern dienen als optische Signale und tragen möglicherweise zur besseren
Tarnung bei.

4. Kinderstube
Greifvögel und Eulen sind fürsorgliche Eltern. Besonders die Mütter kümmern sich
intensiv um ihre Jungen und lassen sie während Wochen kaum aus den Augen. In den
ersten Tagen werden die Küken nur mit bestem Fleisch gefüttert, das die Mutter
sorgfältig in kleine Portionen zerkleinert und mit dem Schnabel an die Jungen reicht.
Das starke Geschlecht sind bei den meisten Greifvögeln die Weibchen. Besonders gross
sind die Unterschiede beim Sperber. Bei diesem Vogeljäger ist das Weibchen um gut zwei
Drittel schwerer als das Männchen. Das grössere, kräftigere Weibchen beschützt die
Jungen im Horst, während das kleinere, wendigere Männchen in der Umgebung des
Nestes im Wald jagt, um das Weibchen und den Nachwuchs zu ernähren.

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4.1. Balz
Die Balz vieler Greifvögel beginnt im Vorfrühling. Mäusebussarde und andere Arten
vollführen dann spektakuläre Kunstflüge. Damit beeindrucken die Männchen mögliche
Partnerinnen und markieren gleichzeitig ihr Revier. Eulenpaare dagegen finden über
Balzgesänge zueinander. Mit der Balz stimmen sich die Partner auf die Paarung und die
Aufzucht ihres Nachwuchses ein. Viele Greifvogelpaare bleiben das ganze Leben
zusammen, dennoch balzen sie jeden Frühling.

4.2. Nestbau und Nistplatz
Bei den Greifvögeln beginnen oft die Männchen mit dem Nestbau. Wenn sie verschiedene
Nester anlegen, wählt das Weibchen den besten Horst aus und beteiligt sich am Ausbau.
Der Nestrand wird in der Regel mit einem Kranz aus Zweigen gefertigt und das Innere
mit feinerem Pflanzenmaterial ausgepolstert. Rohrweihen kleiden ihr Nest mit
Schilfhalmen aus, Milane verwenden dazu unter anderem auch Abfälle. Wespenbussarde
und Habichte erneuern ihre Horste während der Brut laufend mit frischem Grün. Falken
sammeln kein Nistmaterial. Sie formen eine Nestmulde in lockerem Untergrund auf
einem Felsband, in einer Nische oder am Boden. Oft übernehmen sie auch verlassene
grosse Nester von anderen Greifvögeln oder von Rabenvögeln. Für Wanderfalken, Baum-
oder Turmfalken sind solche verlassene Baumnester wichtig.
Die meisten Eulenarten bauen keine Nester. Das Eulenweibchen wählt den Nistplatz aus,
das kann eine Baumhöhle, ein altes Krähen- oder Greifvogelnest oder ein Felsvorsprung
sein. In Nisthöhlen brüten die Schleiereule, der Waldkauz, die Zwergohreule, der
Sperlingskauz und der Raufusskauz.

5. Jagdgründe
Die verschiedenen Greifvögel und Eulen haben unterschiedliche Ansprüche an ihren
Lebensraum. Darum können in geeigneten Landschaften mehrere Arten nahe beieinander
leben, ohne sich in die Quere zu kommen. Turmfalke und Waldkauz beispielsweise
ernähren sich vor allem von kleinen Säugetieren. Der Turmfalke jagt tags im offenen
Gelände und der Waldkauz nachts im Wald.

5.1. Städte und Dörfer
Verschiedene Greifvögel und Eulen finden in den Städten und in Dörfern einen reich
gedeckten Tisch. Turmfalken und Wanderfalken können mitten in Grossstädten brüten.
Waldkäuze nisten sogar hin und wieder in Stadtparks. Doch in der Nähe des Menschen
lauern auch Gefahren: Zusammenstösse mit spiegelnden oder durchsichtigen
Glasfassaden und mit Fahrzeugen und Leitungen fordern viele Opfer.
Wie schon erwähnt ist der Turmfalke von den tiefen Lagen im Mittelland bis auf über
3000 m ü. M. anzutreffen. In Städten findet der Felsenbrüter an Gebäuden viele
„Felsnischen“, wo er brüten kann.
Ein Wanderfalkenpaar brütete 1995 erstmals mitten in der Stadt Basel in einem
Nistkasten an einem Fernheizkamin. Die vielen Stadttauben sind für diesen noch vor
wenigen Jahren stark bedrohten Greifvogel eine leichte Beute. Inzwischen ist der
Wanderfalke auch in anderen Schweizer Städten heimisch geworden.

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5.2. Landwirtschaft
Im Landwirtschaftsgebiet leben Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Schleiereule und
Steinkauz. Der Rotmilan ist mit einer Flügelspannweite von 160 cm der drittgrösste
einheimische Greifvogel. Der Mäusebussard ist mit über 20'000 Brutpaaren der häufigste
Greifvogel in der Schweiz.
In den 1960er Jahren brüteten nur noch rund 90 Rotmilanpaare in der Schweiz, heute
sind es gegen 1'500! Rotmilane haben gelernt, das reichliche Nahrungsangebot in
Landwirtschaftsgebieten sowie in Dörfern und Städten ganzjährig zu nutzen. Immer
weniger Rotmilane ziehen im Winter in den Süden. Da die Lage für den Rotmilan in den
meisten europäischen Ländern schlechter ist als in der Schweiz, hat unser Land eine
besondere Verantwortung für diese Art.
Die Schleiereule brütet in Kirchtürmen, Scheunen und anderen offenen Gebäuden. Sie
lebt so nahe beim Menschen wie keine andere Eulenart. In den Landwirtschaftsgebieten
jagt sie auch die von Katzen und Füchsen verschmähten Spitzmäuse. Weil Schleiereulen
sich nur kleine Fettreserven anfressen können, fordern harte Winter oft viele Opfer.
Der Steinkauz war in der Schweiz einst weit verbreitet. Heute gibt es nur noch rund 60
Paare. In den heutigen Landwirtschaftsgebieten findet die kleine Eule kaum noch alte
Obstbäume mit Nisthöhlen. Zudem sind grosse Insekten, ihre Hauptnahrung, selten
geworden. Mit Förderungsprogrammen und speziellen Nisthilfen wird versucht, den
Steinkauz wieder anzusiedeln.
Der Turmfalke kommt vom Mittelland bis hoch in die Alpen vor. Er kann vor allem über
Feldern und Wiesen im Landwirtschaftsgebiet beobachtet werden, doch es gibt auch
Turmfalken mitten in Grossstädten.
Die intensive Landwirtschaft macht dem Turmfalken zu schaffen: Das Angebot an
Beutetieren ist kleiner geworden, und rasch wachsende, dichte Kulturen erschweren die
Jagd. Die Bestände sind seit den 1960er-Jahren deutlich zurückgegangen, doch gab es in
den letzten Jahren wieder eine leichte Zunahme.

5.3. Wald
Waldohreule, Habicht, Sperber, Waldkauz und Wespenbussard sind Waldbewohner. Im
Wald gibt es mehr Vogelarten als in jedem anderen Lebensraum. Besonders wertvoll sind
artenreiche Wälder mit Bäumen verschiedenen Alters und mit viel Totholz. Hier finden die
Vögel Nisthöhlen und Nahrung.
Der Waldkauz ist die häufigste und verbreitetste Eule der Schweiz. Unterhalb von 1000 m
ü. M. kommt diese Art in jedem grösseren Wald vor.
Die Waldohreule jagt nachts im offenen Gelände und schläft am Tag. Im Winter
verbringen oft Gruppen von zehn oder mehr Eulen den Tag auf Schlafbäumen in einem
Feldgehölz oder manchmal mitten in einem Wohnquartier.
Der Habicht ist nach dem Steinadler und dem Bartgeier der kräftigste einheimische
Greifvogel. Dank seiner kurzen Flügel und des langen Schwanzes ist er ein sehr wendiger
Flieger, der seine Beute im Überraschungsangriff schlägt. Da der Habicht auch
Hausgeflügel schlägt, wurde er stark verfolgt. Zudem setzten Umweltgifte den Beständen
zu. Mit verbessertem Schutz und dem Verbot der gefährlichsten Umweltgifte erholte sich
der Bestand.
Der Sperber ist der kleine Verwandte des Habichts. Er ernährt sich vor allem von
Singvögeln, die er im Flug erbeutet. Sperber wurden früher als Feinde der Singvögel
stark bejagt. Zusätzlich führte die Wirkung von Umweltgiften, die bis in die 1960er Jahre

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verwendet wurden, wie beim Habicht zu einem starken Rückgang. Der Sperber ist heute
in den meisten europäischen Ländern geschützt, und seine Bestände haben sich wieder
erholt.
Der Wespenbussard ernährt sich vor allem von Bienen, Wespen und Hummeln und ihren
Larven. Da er diese Nahrung bei uns nur im Sommer findet, zieht er in der kalten
Jahreszeit ins tropische Afrika.

5.4. Feuchtgebiete
An Seen und Flüssen finden Schwarzmilan, Baumfalke und Rohrweihe ihre bevorzugten
Lebensräume.
Da in der Schweiz im 19. Jahrhundert grosse Feuchtgebiete trockengelegt wurden, verlor
die Rohrweihe zunehmend ihre Brutplätze und ihre Beutetiere. Im Jahre 1975 brütete
letztmals ein Rohrweihenpaar in der Schweiz.
Der Bestand des Schwarzmilans hingegen nahm bis Mitte 1980er-Jahre zu und liegt
seither bei rund 1'500 Brutpaaren. Der Grund für diesen Aufschwung: In den
überdüngten Schweizer Seen und Flüssen wurden die Weissfische – eine Hauptbeute des
Schwarzmilans – häufiger.
Schwarzmilan und Baumfalke sind nicht an einen einzigen Lebensraum gebunden. Der
Schwarzmilan hält sich auch in Landwirtschaftsgebieten, der Baumfalke im Wald, in
Landwirtschaftsgebieten und in Siedlungen auf.
Alle drei Arten sind Zugvögel, die den Winter südlich der Sahara verbringen. Der
Baumfalke zieht sogar bis ins südliche Afrika.

5.5. Berge
In den Bergen herrschen harte Lebensbedingungen. Dennoch gibt es in den Alpen eine
vielfältige Vogelwelt. Steinadler, Bartgeier, Uhu, Sperlingskauz und Raufusskauz sind
Arten, die den oft unwirtlichen Bedingungen im Gebirge trotzen und das ganze Jahr zum
Teil in grosser Höhe ausharren.
Nebst den typischen Alpenbewohnern gibt es unter den Taggreifvögeln und Eulen auch
Arten, die weit verbreitet sind und bis in höchste Lagen aufsteigen. Turmfalken brüten
beispielsweise in den Alpen bis weit über 2000 m ü. M. und jagen auch oberhalb von
3000 m.
Der Raufusskauz ist ein typischer Bewohner der Bergwälder in den Alpen und im Jura,
der sich vor allem durch sein stundenlanges Rufen im Spätwinter bemerkbar macht. Er
brütet in leerstehenden Schwarzspechthöhlen und in speziell angefertigten Nistkästen.
Der Sperlingskauz ist die kleinste europäische Eule. Der nur finkengrosse Kauz kann sich
in den Alpen auch unter eisigen Bedingungen gut behaupten. In seiner Schlafhöhle lagert
er oft grosse Vorräte von erbeuteten Vögeln und Mäusen. Vor dem Verzehr setzt er sich
auf die tiefgefrorenen Beutetiere und taut diese mit seiner Körperwärme auf.
Der Bartgeier wurde wie alle grossen Greifvögel und Eulen bis Anfang des 20.
Jahrhunderts gnadenlos verfolgt. 1914 wurde im Aostatal der letzte Bartgeier in den
Alpen geschossen. Der Schutz mit dem Bundesgesetz über die Jagd und den Vogelschutz
von 1926 kam zu spät; der Bartgeier kehrte nicht mehr zurück. Erst ein langfristiges,
international koordiniertes Wiederansiedlungsprogramm brachte Erfolg: Bis 2008 flogen
wieder 51 Jungvögel aus Horsten in freier Natur aus, und im Jahr 2007 brüteten
Bartgeier erstmals wieder in den Schweizer Alpen.

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Der Steinadler erlitt ein ähnliches Schicksal wie der Bartgeier: Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts war er in der Schweiz fast ausgerottet. Im Gegensatz zum Bartgeier
erholten sich die Bestände aus eigener Kraft. Allerdings nur sehr langsam: Bis in den
Schweizer Alpen der optimale Bestand von rund 300 Brutpaaren erreicht wurde, dauerte
es fast 100 Jahre. Da die besten Brutfelsen mittlerweile besetzt sind, bauen Steinadler
jetzt auch vermehrt Horste auf Bäumen.
Der Uhu brütet auf Felsen in der Nachbarschaft zum offenen Gelände. Dort sind Strassen
und Stromleitungen meist nicht weit. Viele Uhus kommen unter die Räder oder
verunfallen an Leitungen. Der Tod auf Strassen, an Bahnlinien und an Stromleitungen ist
der Hauptgrund dafür, dass die Bestände seit einigen Jahren wieder zurückgehen.

6. Jäger und Beute
Greifvögel und Eulen sind hervorragende Jäger. Die Bestände ihrer Beutetiere können sie
aber kaum entscheidend vermindern oder gar gefährden. Dennoch geraten sie als
vermeintliche Konkurrenten immer wieder unter Beschuss. Andererseits werden von den
„biologischen Mäusebekämpfern“ oft Wunder erwartet – beides zu Unrecht.
Kleine Greifvögel und Eulen müssen regelmässig fressen. Ein 60 Gramm schwerer
Sperlingskauz benötigt täglich 30 Gramm Nahrung. Aus diesem Grund legt er sich
reichliche Vorräte an. Der 3.5 Kilo schwere Steinadler braucht knapp 300 Gramm
Nahrung pro Tag und kann im Gegensatz zu den kleinen Arten einige Tage hungern. Der
Nahrungsmangel im Winter ist aber für viele Greifvögel und Eulen eine der häufigsten
Todesursachen, z.B. für Schleiereulen oder Mäusebussarde.
Je grösser der Greifvogel oder die Eule, desto grössere Beutetiere können erlegt werden
und desto grösser sind die Jagdreviere. Ein Turmfalkenpaar jagt auf einem Gebiet von
etwa 1 km2, der dreimal grössere Steinadler benötigt ein Revier von durchschnittlich 50
km2.
Beutetiere werden mit Haut und Haar verschlungen. Zähne, Schnäbel, Stacheln, Federn,
Haare oder Insektenpanzer werden als Speiballen oder Gewölle wieder ausgewürgt. Diese
geben Hinweise auf die jeweilige Greifvogel- oder Eulenart und auf deren Beute.
Greifvögel zerkleinern ihre Beute, Eulen hingegen verschlingen sie ganz, ausser es
handelt sich um sehr grosse Beutetiere. Unverdaute Federn, Haare und grössere
Knochen werden als Gewölle wieder ausgewürgt. Der Magensaft der Greifvögel (pH 1.6)
ist deutlich saurer als jener der Eulen (pH 2.35). In Greifvögelgewöllen finden sich
deshalb weniger Knochen als in jenen der Eulen.
Ein Uhu kann vom Maikäfer bis zum Feldhasen alles überwältigen, sogar einen kleinen
Fuchs. Auch Überreste von Fischen, Fröschen und Insekten können in den ausgewürgten
Gewöllen gefunden werden.
Der kleine Sperlingskauz hingegen hat viel weniger Auswahl. Sein Vorteil ist aber seine
Wendigkeit, die ihm ermöglicht, auch im dichten Wald Beute zu schlagen.
Normalerweise konzentrieren sich Uhus und andere Eulen auf wenige Beutetierarten.
Dabei wählen sie Tiere, die sie leicht und gefahrlos jagen können und die möglichst
nahrhaft sind. Bunt gemischte Speisekarten weisen auf schwierige Verhältnisse mit
einem knappen Beuteangebot hin.
Der Bartgeier ist ein Aasfresser. Knochen sind ein wichtiger Teil seiner Nahrung. Sind
diese zu gross, so trägt er sie in die Luft und lässt sie aus 50 bis 80 Metern Höhe auf
Felsen fallen, wo sie in schnabelgerechte Trümmer zersplittern.

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Der Wespenbussard frisst vor allem Wespenlarven und –puppen. Diese sind auch die
Hauptnahrung für die heranwachsenden Jungvögel. Weiter stehen Heuschrecken, Käfer,
Frösche und Jungvögel auf der Speisekarte des Wespenbussards.

7. Faszination Greifvögel - Kulturgeschichte
Die Kraft und Grösse der Greifvögel und das geheimnisvolle nächtliche Leben der Eulen
beflügeln seit jeher die menschliche Fantasie. Mit scharfen Sinnen, tödlichen Waffen und
atemberaubenden Flugleistungen beherrschen Greifvögel und Eulen den Himmel – Tag
und Nacht. Als Wappentiere verkörpern Adler und Falken Macht und Stärke. Eulen
stehen für Weisheit, wurden aber auch als Todesboten aus dem Dunkel gefürchtet...
Adlerfedern waren ein Machtsymbol der Häuptlinge und Krieger vieler Indianervölker
Nordamerikas. Für Macht und Reichtum steht auch die Falknerei: Im Mittelalter war sie
einem kleinen Kreis von Adligen vorbehalten, heute wird sie besonders intensiv von
wohlhabenden Scheichs in arabischen Ländern betrieben.
Zauberkräfte wurden vor allem den Eulen zugeschrieben. Ihre geheimnisvolle nächtliche
Lebensweise, ihr starrer Blick aus grossen Augen und ihre ausdrucksvollen Gesichter
gaben Anlass zu mancherlei dunklen Vermutungen...
Im Alltag begegnen uns Greifvögel und Eulen auf Münzen, Briefmarken und Wappen
oder als Markenzeichen. Bis heute ist ihre Symbolkraft ungebrochen: Greifvögel stehen
für Stärke, Schnelligkeit und scharfen Blick; Eulen für Weisheit.
In Literatur und Kunst aller Epochen treten Greifvögel und Eulen in verschiedensten
Zusammenhängen und Rollen auf. Harry Potter’s Schneeeule Hedwig befindet sich also
in bester Gesellschaft.

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8. Greifvögel und Eulen in der Dauerausstellung

Standort im
Museum          Vogelname       lateinischer Name Beschriftung
Vitrine See     Rohrweihe       Circus aeruginosus   Greifvögel am Bodensee

                Schwarzmilan    Milvus migrans

Vitrine
Fliessgewässer Fischadler       Pandion haliaetus    Ein seltener Gast
Vitrine
Siedlung        Turmfalke       Falco tinnunculus    Jagende Kulturfolger
                Schleiereule    Tyto alba

Vitrine Feldflur Rotmilan       Milvus milvus        Pfeilschnelle Jäger auf weiter Flur
                Wanderfalke     Falco peregrinus

                Mäusebussard    Buteo buteo
Vitrine
Laubwald        Habicht         Accipiter gentilis   Nächtliche Jäger im dunklen Wald

                Wespenbussard Pernis apivorus
                Sperber         Accipiter nisus
                Waldkauz        Strix aluco
                Waldohreule     Asio otus
Vitrine
Nadelwald       Rauhfusskauz    Aegolius funereus    Zwerge im Nadelwald
                                Glaucidium
                Sperlingskauz   passerinum
Abgang
Vortragssaal    Steinadler      Aquila chrysaetos    Gefürchtete Jäger der Alpen
Vitrine Alpen   Bartgeier       Gypaetus barbatus    Gesundheitspolizisten der Berge
Abgang Annex
Süd          Bartgeier          Gypaetus barbatus    Im Jugendkleid
Abgang UG       Uhu             Bubo bubo            Mutter mit Kleinkind
                Uhu             Bubo bubo            Fauchender Jäger
                Steinadler      Aquila chrysaetos

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Ein seltener Gast
Der Fischadler ist mit seinen blauen, rauh beschuppten Füssen und dem bläulichen
Schnabelansatz einer der farbenprächtigsten einheimischen Greifvögel.
Verwandtschaftstechnisch gilt er als “Sonderfall” und wird in eine eigne Familie mit einer
einzigen Art eingeteilt. Während der Fischadler noch im 19. Jahrhundert nicht selten im
Bodenseegebiet gebrütet hat, kann er heute nur noch als seltener Gast auf seinem Weg
von und nach dem afrikanischen Winterquartier beobachtet werden.

Greifvögel am Bodensee
An Seen und Flüssen finden Schwarzmilan und Rohrweihe ihre bevorzugten
Lebensräume. Da in der Schweiz im 19. Jahrhundert grosse Feuchtgebiete trockengelegt
wurden, verlor die Rohrweihe zunehmend ihre Brutplätze und Beutetiere. 1975 brütete
letztmals ein Rohrweihenpaar in der Schweiz. Seither wird die Art nur noch als
Durchzüger gesichtet. Der Bestand des Schwarzmilans hingegen nahm bis Mitte 1980er-
Jahre zu und liegt seither bei rund 1'500 Brutpaaren. Der Grund für diesen Aufschwung:
In den überdüngten Schweizer Seen und Flüssen wurden die Weissfische – eine
Hauptbeute des Schwarzmilans – häufiger.

Jagende Kulturfolger
Tiere, die dem Menschen in die Siedlungen gefolgt sind, werden Kulturfolger genannt.
Der Turmfalke zum Beispiel brütet inmitten der Stadt Zürich und hat seine Ernährung
an das spezifische Beuteangebot in der Stadt angepasst (Stadttauben). Die Schleiereule
lebt so nahe beim Menschen wie keine andere Eulenart. Sie brütet in Kirchtürmen,
Scheunen und anderen offenen Gebäuden, jagt in den Landwirtschaftsgebieten unter
anderem die von Katzen und Füchsen verschmähten Spitzmäuse.

Pfeilschnelle Jäger auf weiter Flur
Taggreifvögel sehen wesentlich schärfer als der Mensch. Ihr Kontrast- und
Farbempfinden ist viel feiner und sie können sowohl sehr langsame als auch blitzschnelle
Bewegungen gut wahrnehmen. Zudem sehen sie ultraviolettes Licht: Da Urinspuren von
Mäusen ultraviolettes Licht reflektieren, wissen Taggreifvögel, ob es in einem Gebiet viele
Beutetiere gibt. Wird ein Beutetier gesichtet, stechen die Greifvögel im Sturzflug steil
nach unten und stürzen sich mit hoher Geschwindigkeit auf ihre Beute. Beim
Wanderfalken kann die Wucht des Aufpralls tödlich sein.

Nächtliche Jäger im dunklen Wald
Die Augen der meisten Eulen sind spezialisiert auf das Sehen bei Dämmerung und in der
Nacht. Ihre Augen sind viel lichtempfindlicher als diejenigen des Menschen. Ein
Waldkauz z.B. benötigt in der Dämmerung oder in der Nacht 5-mal weniger Licht, um
gleichviel zu erkennen wie ein Mensch. Dies ermöglicht ihm, auch bei Dämmerung oder
in der Nacht erfolgreich zu jagen. In finsteren Nächten können aber auch Eulen nichts
mehr sehen. Dafür sind Eulen besonderes standorttreu und entwickeln in ihren kleinen
Revieren eine grosse Ortskenntnis.

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Zwerge im Nadelwald
Der Raufusskauz und der Sperlingskauz bewohnen die Bergwälder in den Alpen und
im Jura. Während der Sperlingskauz vor allem durch sein stundenlanges Rufen im
Spätwinter auffällt, ist der Sperlingskauz, die kleinste europäische Eule, kaum zu
entdecken. Der Sperlingskauz brütet in leerstehenden Schwarzspechthöhlen und lagert in
seiner Schlafhöhle lagert er oft grosse Vorräte von erbeuteten Vögeln und Mäusen. Vor
dem Verzehr setzt er sich auf die tiefgefrorenen Beutetiere und taut diese mit seiner
Körperwärme auf.

Gefürchtete Jäger der Alpen
Der jagende Steinadler gleitet im Suchflug dicht an Hängen entlang, über Kuppen und
Hügel. Er versucht seine Beute auf kurze Distanz zu überraschen. Er greift die Beute
meist auf dem Boden oder im Luftraum über dem Boden und tötet sie mit seinen
ausserordentlich kräftigen Zehen und Krallen. Bei grossen Beutetieren, wie zum Beispiel
beim Reh oder Murmeltier in der Ausstellung, schlägt er seine Krallen durch die
Schädeldecke in das Gehirn.

Gesundheitspolizisten der Berge
Der Bartgeier ist ein Aasfresser. Er ist spezialisiert auf Knochen und verwertet so
Kadaverteile, welche die meisten anderen Aasfresser verschmähen. So werden tote Tiere
fast restlos „verwertet“. Kleinere Knochen schluckt der Bartgeier ganz, nachdem er sie
aus den Gelenken gelöst hat. Sind die Knochen aber zu gross, trägt er sie in die Luft und
lässt sie aus 50 bis 80 Metern Höhe auf Felsen fallen, wo sie in schnabelgerechte
Trümmer zersplittern.

Im Jugendkleid
Junge Bartgeier wachsen sehr schnell und erreichen schon mit knapp vier Monaten ihre
Erwachsenengrösse. Die dunkle Gefiederfärbung unterscheidet sie jedoch noch klar von
den erwachsenen Vögeln. Nur auf den Flügeloberseiten und am Nacken gibt es hellere
Stellen. Dieses Jungendkleid verleiht den jungen Bartgeiern eine Art „Narrenkappe“, mit
der sie in Territorien von ansässigen Brutpaaren unbehelligt nach Nahrung suchen
können.

Mutter mit Kleinkind
Greifvögel und Eulen sind fürsorgliche Eltern. Besonders die Mütter kümmern sich
intensiv um ihre Jungen: In den ersten Tagen werden die Küken nur mit bestem Fleisch
gefüttert, das die Mutter sorgfältig in kleine Portionen zerkleinert und mit dem Schnabel
an die Jungen reicht. Der kleine Uhu schlüpft mit einem weissen Daunenkleid und einem
Gewicht von 60 Gramm aus dem Ei. Wächst er an einem geschützten Brutplatz auf,
verlässt er erst mit 10 Wochen die Nestmulde und wird vom Nestling zum Ästling. Er wird
bis zum Alter von etwa 5 Monaten von seinen Eltern versorgt.

Fauchender Jäger
Der Uhu ist zwar die grösste Eulenart der Welt, bringt aber nur knappe 4 kg auf die
Wage. Wird der Uhu in Enge getrieben, sträubt er sein Gefieder, klappt mit dem Schnabel
und faucht. Dabei fächert er auch seinen Schwanz und seine Flügel auf, so dass ein
grosses Flügelrad entsteht, welches den Uhu grösser erscheinen lässt, als er tatsächlich
ist.

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9. Aufgaben

Aufgabe 1 (in der Ausstellung):
Wer frisst was? Verbinde und beschrifte.

Aufgabe 2 (in der Ausstellung)
Ein Mäusebussard frisst Mäuse und diese fressen wiederum Pflanzen. (Darstellung in der
Ausstellung)
2.1 Suche die Darstellung in der Ausstellung und mache eine Skizze.

2.2 Gelangen die Nährstoffe von den Pflanzen in den Mäusebussard?

2.3 Wie reagieren die Greifvögel auf Giftstoffe, die bei den Pflanzen angewendet wurden?

                                                                                      19
Aufgabe 3 (in der Ausstellung)
3.1 Warum können Eulen lautlos angreifen? Erkläre.

3.2 Was ist der Vorteil eines lautlosen Angriffs?

Aufgabe 4 (in der Ausstellung)
4.1 Suche die folgenden Abbildungen in der Ausstellung und beschreibe sie. Nenne je ein
Beispiel für einen solchen Flieger.

1 __________________           2__________________        3__________________

4.2 Gibt es noch eine weitere Flugtechnik? Wenn ja, wie heisst sie?

                                                                                     20
Aufgabe 5 (z.T. in der Ausstellung, z. T. selber recherchieren)
5.1 Welcher Fuss gehört zum Uhu und welcher zum Steinadler?

1 _______________            2 _________________
5.2 Was sind die Unterschiede?

5.3 Wie transportiert der Uhu, wie der Steinadler seine Beute?

Aufgabe 6 (in der Ausstellung)
Wie erkennen Taggreifvögel ob es in einem Gebiet viele Mäuse gibt?

Aufgabe 7 (in der Ausstellung)
Warum können Eulen ihre Beute so genau orten?

Aufgabe 8 (in der Ausstellung)
8.1 Wo lebt der Turmfalke? Sehen alle Turmfalkenpräparate die du findest gleich aus?
Wie viele Turmfalkenpräparate findest du?

8.2 Wo lebt der Schwarzmilan?

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Aufgabe 9 (in der Ausstellung)
9.1 Was ist ein Gewöll?

9.2 Welchen Unterschied entdeckst du, wenn du die Gewölle von Schleiereule und
Turmfalke vergleichst?

9.3 Wieso gibt es diese Unterschiede? Recherchiere.

Aufgabe 10 (in der Ausstellung)
Es gibt auch Nahrungsspezialisten. Suche die zwei Vögel und beschrifte sie.

1                                               2
Was fressen sie am liebsten?

1 ______________________________________________________

2 _______________________________________________________

                                                                                 22
Aufgabe 11
Was frisst der Uhu nicht? Ankreuzen.

                                       23
Aufgabe 12
Beschrifte das Skelett (Steinadler).

                                       1
                                       2
                                       3
                                       4
                                       5
                                       6
                                       7
                                       8
                                       9
                                       10
                                       11
                                       12

                                       Schwanzwirbel; Mittelhandknochen;
                                       Halswirbel; Schnabel;
                                       Oberschenkelknochen; Gabelbein;
                                       Brustbein; Endwirbel; Fingerglieder;
                                       Lauf; Zehenknochen; Augenhöhle.

                                                                        24
Aufgabe 13
Vor über 400 Jahren beobachtete der französische Arzt und Naturforscher Pièrre Belon
(1517-1564) Ähnlichkeiten im Grundbauplan des Skeletts der Wirbeltiere. So verglich er
z.B. das menschliche Skelett mit dem Vogelskelett.

Abb. Vergleich der Skelette von Mensch und Vogel. Aus: L' histoire de la nature des oyseaux
13.1. Beschrifte das menschliche Skelett
1                                                   8
2                                                   9
3                                                   10
4                                                   11
5                                                   12
6                                                   13
7
13.2. Vergleiche nun mit dem Vogelskelett von Belon und beschrifte.
A                                                   H
B                                                   I
C                                                   J
D                                                   K
E                                                   L
F                                                   M
G
Augenhöhle; Mittelhandknochen; Oberarmknochen; Wadenbein; Rippen; Brustbein;
Zehen; Finger; Schienbein; Halswirbel; Elle; Oberschenkelknochen; Speiche

                                                                                              25
Aufgabe 14
Beschrifte die Körpermerkmale.

1                                             7
2                                             8
3                                             9
4                                             10
5                                             11
6

Lauf; Bartstreif; Scheitel; Nasenloch; Hakenschnabel; Wachshaut; Brust; Bauch; Zehen;
Überaugenstreif; Kralle.

                                                                                   26
Aufgabe 15
Beschrifte die unterschiedlichen Federn.

1
2
3
4
5
6
Schwanzbinde; gesperberte Federhosen; Armschwingen; Flügelbug;
Unterschwanzdecken; Handschwingen.

                                                                 27
Aufgabe 16 - Porträt zum Ergänzen:

                                     Nr. 1 Name:

                                     Länge: 115 cm; Spannweite: 270 cm

                                     Nahrung:

                                     Zugverhalten: Stand- und Strichvogel

                                     Lebensraum:

                                     Besonderes:

                          Nr. 2 Name:

                          Länge: 70 cm; Spannweite: 170 cm

                          Nahrung:

                          Zugverhalten: Standvogel

                          Lebensraum:

                          Besonderes:

                           Nr. 3 Name:

                           Länge: 34 cm; Spannweite: 95 cm

                           Nahrung:

                           Zugverhalten: Stand- und Strichvogel

                           Lebensraum:

                           Besonderes:

                                                                            28
Nr. 4 Name:

Länge: 34 cm; Spannweite: 95 cm

Nahrung: Kleinsäuger, Vögel

Zugverhalten: Teilzieher

Lebensraum:

Besonderes:

      Nr. 5 Name:
      Länge: 30 cm; Spannweite: 65 cm

      Nahrung:

      Zugverhalten: Teilzieher

      Lebensraum:

      Besonderes:

    Nr. 6 Name:
    Länge: 53 cm; Spannweite: 130 cm

    Nahrung:

    Zugverhalten: Teilzieher

    Lebensraum:

    Besonderes:

                                        29
Nr. 7 Name:

        Länge: 61 cm; Spannweite: 160 cm

        Nahrung: Kleinsäuger, Aas

        Zugverhalten: Teilzieher

        Lebensraum:

        Besonderes:

Nr. 8 Name:

Länge: 57 cm; Spannweite: 150 cm

Nahrung:                            , div. Kleintiere

Zugverhalten: Zugvogel

Lebensraum:

Besonderes:

              Nr. 9 Name:

              Länge: 80 cm;

              Spannweite: m 200 cm, w 220 cm

              Nahrung: Säuger, Vögel

              Zugverhalten: Stand- und Strichvogel

              Lebensraum:

              Besonderes:

                                                        30
Nr. 10 Name:
Länge: 55 cm; Spannweite: 130 cm

Nahrung:

Zugverhalten: Zugvogel

Lebensraum:

Besonderes:

                                   31
Folgende Arbeitsblätter können in der Dauerausstellung gelöst werden:

Aufgabe 17
Wer gehört zu den Greifvögeln und Eulen?
Male die richtigen Vögel aus und schreibe ihre Namen dazu.

                                                                        32
Aufgabe 18 - Ausmalblatt Greifvögel und Eulen

                                                33
Aufgabe 19
Suche den Steinadler und den Bartgeier in der Dauerausstellung.
Vergleiche jetzt unsere beiden grössten Greifvögel, indem du die unten stehende Tabelle
ergänzt.

Name

Schnabel-
form
(Welcher
Schnabelteil
ist länger?
Findet sich
ein „Falken-
zahn“?)

Funktion
des
Schnabels
Fänge
(Wie viele
Zehen?
Länge der
Krallen?)

Nutzung
der Fänge

                                                                                     34
Aufgabe 20 - Greifvögel und Eulen in der Dauerausstellung: Richtig oder Falsch?
Suche die jeweiligen Vögel in und auf den Museumsvitrinen. Betrachte sie genau. Kreuze
die richtigen Aussagen an und korrigiere die falschen Aussagen. Richtige Antworten
ergeben das Lösungswort.

Der Schnabelansatz des Schwarzmilans ist rot (V)

Die Schwanzfedern des Schwarzmilans sind gegabelt. (F)

Die Füsse des Fischadlers sind grün und geschuppt. (E)

Der Fischadler hat einen bläulichen Schnabelansatz. (A)

In der Museumsvitrine hält die Schleiereule eine Schermaus im Schnabel. (L)

Die Schleiereule hat einen gräulichen Gesichtsschleier. (T)

Auf der Vitrine Feldflur sitzt ein Mäusebussard mit einem angewinkelten Bein. (K)

Neben dem Mäusebussard sitzen der Turmfalke und der Habicht auf der Vitrine. (L)

Der Wanderfalke auf der Vitrine hat offene Flügel. (N)

Der Sperber in der Vitrine hat eine Amsel geschlagen.(E)

Der Sperlingskauz ist ein kleiner Vogel.(R)

Im Nest des Steinadlers liegen zwei Eier. (M)

Der junge Steinadler trägt ein gesprenkeltes Gefieder. (E)

Der Steinadler tötet mit seinem Schnabel. (A)

Die Schädel von Murmeltier und Reh haben Löcher von Steinadlerangriffen. (I)

Lösung:

                                                                                    35
Aufgabe 21 - Uhu und Bartgeier
Schau dir die beiden Vögel in der Ausstellung genau an und vervollständige die unten
stehenden Skizzen. Male dann die Vögel aus.

                                                                                       36
10. Lösungen
1 Turmfalke: Feldmaus, Feldsperling, Heuschrecke
Schleiereule: Feldmaus, Feldsperling
Bartgeier: Knochen

                                2.1 Nahrungspyramide  Abbildung
                                Die benötigten Nahrungsmengen bilden eine Pyramide:
                                1000 kg Pflanzen für 90 kg Mäuse, für 1 kg Mäusebussard
                                2.2 Ja, die Nährstoffe gelangen über die Mäuse in den
                                Mäusebussard.
                                2.3 Ja. Wenn Giftstoffe über die Pflanzen in die
                                Nahrungskette kommen, so reichern sie sich an. Sie
                                kommen dann im Vogel viel stärker konzentriert vor als in
                                Pflanzen. Aus diesem Grund reagieren Greifvögel sehr
                                empfindlich auf Umweltgifte.

3.1 Lautlose Angriffe sind bei Eulen dank den fransenartigen Verlängerungen am
vorderen Rand der Federfahnen an den Flügelkanten möglich. Diese „Federzähne“ sowie
die flaumig-weiche Oberfläche der Federn wirken als Schalldämpfer und vermindern die
Fluggeräusche.
3.2 Die Eule fliegt lautlos und hört darum ihre Beute besser.

4.1 1: Segelflug; 2: Sturzflug; 3: Pirschflug
Die Segelflieger können in warmen Aufwinden und in Aufwinden an Berghängen und
Küsten mühelos Höhe gewinnen. Der Segelflug ist vor allem auf dem Zug wichtig, weil er
den Vögeln ermöglicht, sich sehr energiesparend fortzubewegen. Die besten Segler findet
man unter den Geiern, Milanen, Bussarden und Adlern.
Der Sturzflug ist die Jagdmethode des Wanderfalken. Mit angezogenen Flügeln stechen
die Falken steil nach unten und prallen mit hoher Geschwindigkeit auf ihre Beute. Bereits
die Wucht des Aufpralls kann tödlich sein.
Beim Pirschflug werden aus geringer Höhe Felder und Wiesen nach Beutetieren
abgesucht. Dabei wechseln sich Phasen mit aktiven Flügelschlägen und ruhige
Gleitphasen ab. Der Kopf ist nach unten gerichtet, damit auch kleine Beute am Boden
erspäht werden kann. Weihen, Milane und Schleiereulen benutzen den Pirschflug.
4.2 Geradeausflug

5.1 1: Uhu; 2: Steinadler
5.2 Beim Uhu sind zwei Zehen nach vorne gerichtet und zwei nach hinten; befiedert.
Beim Steinadler sind drei Zehen nach vorne gerichtet und nur eine Zehe nach hinten.
5.3 Beide ergreifen die Beute mit den Füssen. Der Uhu transportiert seine Beute mit dem
Schnabel, der Steinadler mit seinen Füssen.

                                                                                        37
6 Taggreifvögel können Ultraviolett wahrnehmen. Urinspuren von Mäusen und anderen
kleinen Säugetieren reflektieren ultraviolettes Licht. Sie erkennen aus der Luft die
Urinspuren von Mäusen am Boden und wissen so ob es in einem Gebiet viele Beutetiere
gibt.

7 Eulen hören sehr gut und können auch bei völliger Dunkelheit zielsicher zuschlagen.
Das sehr gute Richtungshören ist möglich, weil sich die Gehöröffnungen nicht auf
derselben Höhe am Kopf befinden. Geräusche kommen daher mit den kleinsten
Zeitunterschieden in den beiden Ohren an. Dadurch erkennt die Eule sehr genau woher
ein Geräusch kommt. Der bei einigen Eulenarten, z. B. Schleiereule, als Schalltrichter
geformte Gesichtsschleier verbessert diese hervorragenden Hörleistungen zusätzlich.

8.1 Turmfalke: Mittelland bis Alpen; Felder und Wiesen, Landwirtschaft, Städte
Nein, unterschiedliche Färbung; Alter und Geschlecht; 3 Turmfalken
8.2 Schwarzmilan: Feuchtgebiete und Landwirtschaft

9.1 Gewölle werden von Greifvögeln und Eulen ausgewürgt und enthalten die
unverdaulichen Überreste von Beutetieren. Gewölle geben Hinweise auf den Jäger und
seine Beute.
9.2 Schleiereule: mit Knochen; Turmfalke: ohne Knochen. Greifvögel können im
Gegensatz zu Eulen Knochen verdauen.
9.3 Greifvögel zerkleinern ihre Beute, Eulen hingegen verschlingen sie ganz, ausser es
handelt sich um sehr grosse Beutetiere. Unverdaute Federn, Haare und grössere
Knochen werden als Gewölle wieder ausgewürgt. Der Magensaft der Greifvögel (pH 1.6)
ist saurer als jener der Eulen (pH 2.35). In Greifvögelgewöllen finden sich deshalb
weniger Knochen als in jenen der Eulen.

10 1: Bartgeier; Knochen, Aas; 2: Wespenbussard; Wespen, Bienen und Hummeln und
deren Larven; weiter Heuschrecken, Käfer, Frösche und Jungvögel

11 Tannzapfen, Apfel und Autoreifen (Abfall).

12 1: Halswirbel; 2: Augenhöhle; 3: Schnabel; 4: Brustbein; 5: Gabelbein; 6:
Schwanzwirbel; 7: Endwirbel; 8: Mittelhandknochen; 9: Fingerglieder; 10:
Oberschenkelknochen; 11: Lauf; 12: Zehenknochen

13 1=C: Halswirbel; 2=A: Augenhöhle; 3=G: Speiche; 4=F: Elle; 5=M: Brustbein; 6=E
Rippen; 7=D: Oberarmknochen; 8=J: Mittelhandknochen; 9=I: Finger; 10=H:
Oberschenkelknochen; 11=K: Wadenbein; 12=L Schienbein; 13=B: Zehen

14 1: Bartstreif; 2: Überaugenstreif; 3: Scheitel; 4: Wachshaut; 5: Nasenloch; 6:
Hakenschnabel; 7: Brust; 8: Bauch; 9: Zehen; 10: Kralle; 11: Lauf.

15 1: gesperberte Federhosen; 2: Schwanzbinde; 3: Unterschwanzdecken; 4:
Armschwingen; 5: Handschwingen; 6: Flügelbug.

                                                                                         38
16 - Porträt zum Ergänzen
Nr. 1 Bartgeier:
Knochen, Aas;
Berge;
lässt grosse Knochen aus 50-80m Höhe auf Felsen fallen, wo sie in Schnabelgerechte
Trümmer zersplittern.
Nr. 2 Uhu:
Igel, Frosch, Blindschleiche, Ratte, Rabenkrähe, Fisch;
Berge
Kann sogar einen Igel fressen; grösste europäische Eulenart.
Nr. 3 Schleiereule:
Feldmaus, Feldsperling, Spitzmäuse;
Landwirtschaftsgebiet, Städte und Dörfer;
Brütet in Kirchtürmen, Scheunen und anderen offenen Gebäuden
Nr. 4 Waldohreule:
Wald;
Im Winter treffen sich Gruppen von 10 oder mehr Tieren in einem Schlafbaum mitten im
Wohnquartier oder im Feldgehölz zum Schlafen.
Nr. 5 Turmfalke:
Feldmaus, Feldsperling, Heuschrecke;
vom Mittelland bis Alpen, Feld, Wiese, Landwirtschaftsgebiet, Städte;
Als Felsenbrüter findet er in der Stadt viele “Felsnischen“ an Gebäuden zum Brüten.
Nr. 6 Mäusebussard:
Mäuse, Kleinsäuger, Vögel, verschiedene kleine Tiere;
Landwirtschaftsgebiet;
sehr unterschiedliche Gefiederfärbung
Nr. 7 Rotmilan:
Landwirtschaftsgebiet;
Überwintern jetzt auch in CH. Sie haben gelernt das reichliche Nahrungsangebot in
Landwirtschaft, Dörfer und Städte ganzjährig zu nutzen.
Nr. 8 Schwarzmilan:
Weissfische;
Feuchtgebiete, in der Nähe von Gewässern;
Kann auch in Landwirtschaftsgebieten leben. Überdüngte Seen und Flüsse haben dazu
geführt, dass der Bestand der Weissfische (Lieblingsspeise des Schwarzmilans) zunahm.
Als Folge davon nahm auch der Bestand der Schwarzmilane zu und liegt heute bei etwa
1500 Brutpaare.
Nr. 9 Steinadler:
Berge;
Zu Beginn des 20. Jh. fast ausgerottet. Heute brüten etwa 300 Brutpaare in CH. Da die
besten Brutfelsen mittlerweile besetzt sind, baut der Steinadler seinen Horst vermehrt
auf Bäumen.
Nr. 10 Wespenbussard:
Bienen, Wespen, Hummeln und deren Larven;
Wald;
Findet in der CH nur im Sommer genügend Nahrung. Im Winter zieht es den
Wespenbussard ins tropische Afrika.

                                                                                    39
17 Wer gehört zu Greifvögeln und Eulen?
Oberste Reihe: Habicht, Turmfalke
Mitte: Bartgeier
Unten: Schleiereule, Uhu
nicht dazu gehören: Rotkehlchen, Mehlschwalbe, Schwan, Saatkrähe

19 Bartgeier und Steinadler
                                                          Steinadler: tötet mit
                                                          Fängen; Krallen sind spitz
                                                          und lang; nutzt Schnabel,
                                                          um Beute zu zerkleinern.
                                                          Bartgeier: Oberschnabel
                                                          mit leicht nach hinten
                                                          gebogenen Spitze ist ideal
                                                          zum Zerschneiden von
                                                          Fleisch. Zehen bilden
Greifzange zum Festhalten von Gegenständen. Krallen sind kurz und stumpf

20 Greifvögel und Eulen in der Dauerausstellung: Richtig oder Falsch?
Der Schnabelansatz des Schwarzmilans ist gelb
Die Füsse des Fischadlers sind blau und geschuppt.
Die Schleiereule hat einen weissen Gesichtsschleier.
Neben dem Mäusebussard sitzen der Rotmilan und der Wanderfalke auf der Vitrine.
Im Nest des Steinadlers liegt ein Ei.
Der Steinadler tötet mit seinen Krallen.
Lösungswort: FALKNEREI

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11. Literatur

Krummer Schnabel, spitze Krallen – Greifvögel und Eulen: F. Tobler, T. Bü!
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P.F. Flü!
       ckiger, Begleithefte zu Sonderausstellungen des Naturmuseums Olten, Nr. 16,
2009, 36 S., Hrsg.: Naturmuseum Olten, Naturmuseum St.Gallen & Schweizerische
Vogelwarte Sempach

Greifvögel und Eulen: H. Schmid, Bericht 2009 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach
für die „Gemeinschaft der Freunde der Vogelwarte“, 36 S.

Greifvögel: M. Tschofen, thema - Nr. 4/2003, Lehrmittelverlag Kanton St. Gallen, 31 S.

Federleicht und daunenweich: Die Vogelfeder im Spiegel von Wissenschaft und Kultur.
T. Bürgin & J. Kuhn, siebte Publikation der Edition Ostschweiz, Kommissionsverlag VGS
Verlagsgemeinschaft St.Gallen, 2006, 52 S.

Themenkiste „Feder – Flügel – Fliegen“; Christoph Vogel, Theresa Karpati,
Schweizerische Vogelwarte Sempach

Unsere Wildtiere – Mit Schweizer Forschern unterwegs: Ein Report von Claudia
Schnieper; Mondo-Verlag AG, Lausanne, 1989

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