KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Juli/August 2017 schaufenster KULTUR.REGION Sommer Sommerfrische / Freizeitvergnügen anno dazumal . Sonnenuhren / Zeitzeugen Zeit Punkt Lesen / Lesepicknick P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
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EinBlick / 3 Unverzichtbare Basis für die Zukunft: WISSEN UND VERSTEHEN Ob Bildung nun als sexy, geil oder abgefahren gilt, mag für sich zeitgeistig wähnende Typen wichtig sein. Bildung ist jedenfalls notwendig, auch um unser Gemeinwesen zu begreifen, einzuordnen, zu entwickeln und positiv zu gestalten. Wissenselemente miteinander in Verbindung zu bringen, einmal abgesehen von der Notwendigkeit, stets auch den behaupteten Inhalt von Kolportiertem zu überprüfen. Der renommierte Jurist, Volkswirt und Soziologe an der Universi- tät Graz Manfred Prisching äußert in seinem Essay in der „Klei- nen Zeitung“ vom 18. Juni „Sechs Wünsche für eine wehrhafte Matura“ und führt u. a. aus, dass offenbar ein großes Defizit darin bestehe, klassische Wissensbestände mit aktuellen Ereignissen in Verbindung zu bringen, also Bildung zu betreiben. Nicht Wahlen und Abstimmungen allein würden eine Demokratie ausmachen, sonst wäre es sehr demokratisch, durch Mehrheitsbeschluss Hexen zu verbrennen. „Das europäische Demokratieverständnis „Wer nichts weiß, muss alles glauben“ lautet ein vielzitierter Apho- ist viel voraussetzungsreicher, und es kann illiberale oder totalitäre rismus der mährisch-österreichischen Schriftstellerin Marie von Demokratie geben – und ein Abgleiten dorthin.“ Ebner-Eschenbach, niedergeschrieben Ende des 19. Jahrhunderts und durchaus im Zusammenhang mit den damals massenhaft, Ob nun das Postfaktische zum neuen Faktischen wird oder eben wie in einem Rausch bejubelten Nationalismen zu sehen. Wie die nicht, liegt letztlich an uns allen. Das Wissen darüber, wie ein Geschichte des folgenden 20. Jahrhunderts mit Genozid, zwei Gemeinwesen im Großen und Ganzen zufriedenstellend zu orga- furchtbaren Weltkriegen, Millionen von Opfern und Trennlinien nisieren wäre, ist vorhanden. Es geht also darum, dieses Wissen als mitten durch Länder und Völker dann weiterging, vermitteln Investition in die eigene Zukunft im Wege der Bildung zu vermit- zahlreiche historische Abhandlungen samt fundierten Expertisen. teln. Wissen und Verstehen heißt demnach auch, Bluffs, einfach Allerdings: Wer will sich schon mit solchem Wissen eingehend erscheinende Lösungen komplexer Probleme oder bloße Selbst- befassen und die daraus abzuleitenden Erkenntnisse verstehen. inszenierungen zu durchschauen, denn, um es einmal mehr mit Marie von Ebner-Eschenbach zu sagen, „Wo die Eitelkeit anfängt, Offensichtlich beherrschen gegenwärtig mächtige Unternehmen hört der Verstand auf “. In diesem Sinne wünschen wir einen erhol- mit ihren Suchmaschinen sowie die sogenannten sozialen Medien samen, erkenntnisreichen, von jeglichen Eitelkeiten befreiten und mit ihren Spin-Strategen große Teile der Kommunikation. Zahlen, genussvoll schönen Sommer! / Daten und Fakten scheinen immer und überall verfügbar zu sein. Doch wie sieht es dabei mit der Fähigkeit aus, verschiedenste Dorli Draxler, Edgar Niemeczek schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Top-Termine / 4 Juli/August 2017 TOP-TERMINE Foto: Martin Wacht PRÉLUDE ZUM SOMMERKONZERT GOLDHAUBENWALLFAHRT —————————————————— JAKOBISINGEN MIT KRÄUTERWEIHE Sa, 15. 7. 2017, 17.30 Uhr VON SEE ZU SEE —————————————————— Schlosshof Grafenegg, 3485 Grafenegg —————————————————— Di, 15. 8. 2017, 10.00 Uhr —————————————————— So, 23. 7. 2017, 18.30 Uhr 3250 Wieselburg Das Jugendsinfonieorchester Niederöster- Seebühne, 3293 Lunz am See —————————————————— reich gestaltet um 17.30 Uhr das Prélude —————————————————— Seit über 50 Jahren treffen einander Mit- zum Sommerkonzert des Tonkünstler- Volksmusik aus Niederösterreich, Ober- glieder der 26 Mostviertler Goldhauben-, Orchesters Niederösterreich im Schlosshof österreich, Wien und dem Burgenland Hammerherren- und Kopftuchgruppen zu Grafenegg. Geboten wird die Sinfonie „Aus spannt einen musikalischen Bogen, der die Maria Himmelfahrt, um für das Wohler- der neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Das Schönheit der Volksmusik erlebbar macht. gehen in der Familie, im Beruf und im Jugendsinfonieorchester Niederösterreich Inmitten der großartigen Naturkulisse der Kreis der Vereinsmitglieder zu bitten. besteht aus rund 85 jungen Musikerinnen Seebühne in Lunz am See wird das Jakobi- Die alljährliche Wallfahrt der Mostviertler und Musikern, die an niederösterreichi- singen für alle, die qualitative Volksmusik Goldhaubengruppen, die in Zusammenar- schen Musikschulen unterrichtet und von schätzen, zu einem einzigartigen Klang- beit mit der Volkskultur Niederösterreich einem erfahrenen Dozententeam aus den und Naturerlebnis. / veranstaltet wird, zählt zu einem der Reihen des Tonkünstler-Orchesters Nieder- schönsten Bräuche im Jahreskreis. / ————— österreich betreut werden. / ————— Karten ————— oeticket.at, Tel. 01 96096 Information Karten sowie bei Raiffeisenbanken, Sparkassen 9.00 Uhr: Treffpunkt City Center Kartenbüro Grafenegg und Volksbanken 10.00 Uhr: Einzug in die Kirche mit Tel. 02735 5500 karten@wellenklaenge.at Festmesse und anschließender Agape. www.grafenegg.com www.wellenklaenge.at www.volkskulturnoe.at Neue Homepage – alles auf einen Klick. Die neue Website der Kultur.Region.Niederösterreich: Aktuelles, Veranstaltungen und Service. Alles auf einen Klick. Kultur gemeinsam leben. www.kulturregionnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Schaufenster Kultur.Region / 5 Juli/August 2017 INHALT Sommer Chorszene Sport 6/ Sonnenuhren 20 / 20 Jahre Vokalakademie 36 / Minigolf —————— —————— —————— Promotion Weinviertel Stift Melk 9/ Handwerk der Regionen 23 / Literatur artSchmidatal 38 / Das FarbStift —————— —————— —————— Kulturgeschichte Waldviertel Museum Randhartinger 10 / Sommerfrische 24 / Wildobst Kriecherl 40 / Ein Komponist —————— —————— und sein Lebenswerk Zeit Punkt Lesen Mostviertel —————— 12 / Leseförderung und 27 / Wellenklänge & Sommer Lesemotivation Almwandertag —————— —————— 41 / Freizeitmuseum Langau —————— Haus der Regionen Volksliedarchiv Museumsdorf Niedersulz 14 / Wachaubilder – 28 / Kostbares und Kurioses 42 / Freizeitvergnügen Lesung mit Musik —————— anno dazumall —————— Volkskultur —————— Kolumne 30 / Handwerk in die Kolumne 15 / Begegnungsreich Zukunft tragen 45 / Zwischen Himmel —————— —————— und Erde Musik Auslage —————— 16 / Sommer- und Meisterkurse 32 / Bücher & CDs Kultur.Region —————— —————— 46 / Nachschau & Intern BhW-Interview Über die Grenzen —————— 18 / Hannelore Veit 34 / Freilichtmuseum Etar, Kolumne —————— Bulgarien 50 / Die letzte Seite —————— —————— IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Dachmarketing: Martin Lammerhuber. Produktionsleitung: Mag. Marion Helmhart. Redaktionsteam: Karin Böhm, Dr. Johannes Gold, Mag. Miriam Molin Pradel MA, Dr. Freya Martin, Mag. Petra Suchy, Mag. Andreas Teufl, Mag. Eva Zeindl. Termin- und Aboverwaltung: Victoria Lendvai, Tina Schmid. Anzeigen: Sabine Polndorfer. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christoph Braendle, Mag. Thomas Hofmann, Dr. Gisela Hopfmüller, Mag. Barbara Kohl, Mag. Isabella Lechner, Dr. Birgit Lusche, Mag. Nicole Malina-Urbanz, BA, Prof. Dr. Helga Maria Wolf, Christa Zahlbruckner, MA, Mag. Doris Zizala. Eigentümer/Medieninhaber: Kultur.Region. Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 179146a, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@kulturregionnoe.at, www.kulturregionnoe.at. Geschäftsführer: Prof. Dorothea Draxler, Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Martin Lammerhuber. Produktion: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711 m, LG St. Pölten, in Kooperation mit der Volkskultur Niederösterreich Privatstiftung, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 432013 p, LG St. Pölten, Vorstandsvorsitzender: Ing. Maximilian Kaltenböck. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design OG, 1060 Wien. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Geschäftsführung: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler, Martin Lammerhuber. Artikel- übernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Bei- träge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: Manfred Horvath schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Sommer / 6 Sonnenuhr ZEITZEUGEN So sollte ein Sommer sich anfühlen: die Uhr und das Handy weglegen und die Zeit in größeren Intervallen messen. Sonnenuhr an der gotischen Nikolo-Kirche in Holzern, Marktgemeinde Krummnußbaum. schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Sommer / 7 ... nicht aber im Stift Heiligenkreuz, wo der Zeiger ein Sonnenuhren, wie auf einer Jugendstilvilla in Klosterneuburg, sind eigentlich „Schattenuhren“, ... Spiegel ist, der einen Lichtreflex auf das Mosaik wirft. Wenn im Juli die Sonne hinter dem Holzstoß Vivere memento – nenuhr Österreichs mit echter Stundenein- untergeht, ist es neun Uhr. Im August findet Vergiss nicht zu leben teilung. Der Astronom Georg Peuerbach war mein persönlicher Sonnenuntergang um der Konstrukteur. Er ging vor allem als halb neun statt. Im November gar nicht, Eine weitere Art, die Stunden zu messen, ist Erfinder der tragbaren Klappsonnenuhr in denn da scheint hier meist nur der Nebel. die Meridiana. Sie zeigt nur den Mittag an. die Geschichte ein. Die komplizierte Hand- Und im Jänner verschwindet die Sonne um Hoch über dem Boden, horizontal, wird eine habung und die Voraussetzung mathema- vier Uhr nachmittags hinter einer Erle. So Scheibe mit einem Loch in der Mitte ange- tischen Wissens hemmten jedoch die Ver- können wir uns den Beginn der Zeitmessung bracht. Auf dem Boden ist eine in Nord-Süd- breitung dieser Uhr. für den Hausbedarf vorstellen. Richtung verlaufende Linie; wenn der Son- nenstrahl durch die Lochblende fällt, kann Im Hochbarock findet sich auf fast jeder Festina lente – Eile mit Weile man auf der Bodenlinie die Mittagszeit und Hauswand eine Uhr. Adelige, Bürger und den Monat ablesen. Bauern, die etwas auf sich hielten, ließen sich Bis ins Mittelalter hatten die Menschen in eine Sonnenuhr malen. Und in Klöstern, in Europa kaum das Bedürfnis, die Zeit in Stun- Einen Schritt weiter ging man mit der Erfin- denen sich geistliche Herren mit Astronomie den einzuteilen. Berge oder Bäume, hinter dung des Polstabs. Er ist erdachsenparallel beschäftigten, wie zum Beispiel in der ehe- denen die Sonne aufstieg oder unterging, (der Stab ist im Winkel von 90 Grad minus maligen Kartause Aggsbach oder im Zister- dienten als Orientierungshilfen. Der Sonn- des Breitengrades am Standpunkt) ange- zienserstift Zwettl, sind jeweils gleich acht wendstein, der Zwölferkogel, der Morgen- bracht. Durch diese Innovation wurde es Sonnenuhren erhalten geblieben. Doch auf nock haben dadurch ihre Namen erhalten. möglich, die gleich langen Stunden, also 24 vertikalen Sonnenuhren (Sonnenuhren auf Bauern und Handwerkern wäre der Gedan- insgesamt, abzulesen. In der Antike war die Wänden), die üblicherweise auf der Südfas- ke, eine Uhr zu besitzen, merkwürdig Einteilung der Stunden noch nicht gleich sade angebracht sind, können die frühen erschienen. Als Zeitrechnung diente der lang. Auf manchen Sonnenuhren finden sich Morgen- und späten Abendstunden nicht Kalender. Mit der Zeit beschäftigten sich „italienische“ Stunden. Der Beginn der Stun- abgelesen werden, weil dann die Wand nicht allerdings Denker und Philosophen. Der denzählung wurde auf den Sonnenuntergang von der Sonne beschienen wird. Im Sommer heilige Augustinus formulierte: „Was ist Zeit? gelegt – die erste Stunde begann somit brauchte man zum Ablesen dieser Zeiten Wenn mich niemand fragt, weiß ich es. Will abends. Im Gegensatz zu den „babylo- eine Nordwand. Deshalb haben oben ich es einem Fragenden erklären, so weiß ich nischen“ Stunden, bei denen die 24-Stunden- genannte Klöster mehrere Sonnenuhren, um es nicht.“ Zählung bei Sonnenaufgang begann. – Man ganztägig die Zeit messen zu können. Hori- sieht, es gab auch eine babylonische Zeitver- zontale Sonnenuhren (also solche, deren Die ersten Sonnenuhren entstanden im wirrung. Zifferblatt „auf der Erde liegt“) unterliegen Altertum. Griechen und Römer haben sie dieser Einschränkung nicht. weiterentwickelt. Bei uns finden sich die Carpe diem – ältesten Uhren auf Klostermauern. Die Son- Genieße den Tag Lucem demonstrat umbra – nenuhren hatten einen rechtwinkelig ange- Der Schatten zeigt das Licht brachten Schattenstab, die eingemeißelten Die „modernen“ Sonnenuhren hat Koperni- Linien an der Wand zeigten aber nicht Stun- kus (1473–1543) entwickelt. Am Stephans- Sonnenuhren haben neben den längs verlau- den an, sondern die Zeiten des Gebets. dom zu Wien befindet sich die älteste Son- fenden Stundenlinien oft auch horizontal schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Sommer / 8 Österreichs älteste Sonnenuhr auf der Südfassade des Barocke Fassade des ehemaligen Posthauses in Strengberg. Stephansdoms. verlaufende, leicht gekrümmte Linien – die Zeit (MEZ) eingestellt. Diese richtet sich uhren erworben hatte. Von der Idee bis zur sogenannten Datumslinien. Auf diesen Lini- nach dem 15. Längengrad, der zum Beispiel fertigen Sonnenuhr an der Fassade der en endet der Schatten des Polstabes. Da die durch Gmünd im Waldviertel verläuft. Wien Schlosserei vergingen einige Jahre. Die Mate- Sonne im Winter tiefer steht als im Sommer, befindet sich bereits sechs Minuten östlich rie ist komplex. „Seit ich Sonnenuhren baue, ändert sich die Schattenlänge im Jahresver- des 15. Längengrads. weiß ich, warum ich in der Schule Sinus und lauf – deshalb gibt es sieben Linien: eine für Kosinus lernen musste“, so Johann Jindra. Mittwinter, eine für Mittsommer, eine für die Sit fausta quae labitur – Das klingt jetzt anspruchsvoll, aber im Son- beiden Tagundnachtgleichen und je eine für Die Stunde sei dir günstig nenuhrenhaus und im Astronomischen einen Tag um den 20. von November/Januar, Kabinett braucht sich kein Besucher vor Oktober/Februar, April/August, Mai/Juli. Sonnenuhren erfreuen sich wieder wachsen- höherer Mathematik zu fürchten. Hier wird Außerdem sind die Schatten morgens und der Beliebtheit. Nicht nur, dass sie ein deko- die Umlaufbahn der Erde sehr anschaulich abends bei tief stehender Sonne bekanntlich ratives Element im Garten oder an der Haus- dargestellt, der Sonnenstand anhand der länger als mittags. Deshalb sind diese Linien wand darstellen, sind sie ein Gegenmodell zu Schattenlänge erläutert. Allerdings – nihil gekrümmt. Nanosekunden, der Zeiteinheit für die theo- sum sine sole. Ich bin nichts ohne Sonne. retisch denkbare, aber nicht erlebbare milli- So steht es auf einer Sonnenuhr in Nieder- Man könnte glauben, dass die Sonnenuhren ardstel Sekunde. ranna. / im 19. Jahrhundert längst bedeutungslos geworden waren, doch in einem Königlich- Österreich ist mit etwa 3.300 vom Astrono- Text: Mella Waldstein Bayerischen Amtsblatt aus dem Jahre 1837 mischen Verein katalogisierten Sonnen- Fotos: Manfred Horvath liest man: „… dafür zu sorgen, daß die Regu- uhren mit einer hohen Dichte an Sonnen- lierung der öffentlichen Uhren nach der uhren ausgestattet. Dazu trägt die Familie mittleren Zeit statt finde, und daß etwa Jindra aus Weiten bei. Das Weitental im schadhafte Sonnen-Uhren wiederhergestellt Waldviertel ist durch ihr Engagement zum INFORMATION werden, um hienach von Zeit zu Zeit mit „Tal der Sonnenuhren“ geworden. Je nach ——————————————————— Hülfe der Tabelle die Räder-Uhren richten Wunsch können astronomische Angaben Schlosserei Jindra zu können.“ wie Monats- und Tierkreiszeichen oder Sonnenuhrenhaus und Sonnenuhren- Datumslinien hinzugefügt werden. Vergol- garten nach telefonischer Voranmeldung Würde eine Sonnenuhr die Zeit ganz genau der, Maler, Restauratoren werden bei Bedarf ganzjährig zu besichtigen. messen, müssten auf ihrem Zifferblatt Dut- zugezogen. Die Idee, Sonnenuhren zu kon- 3653 Weiten 120 zende von Linien gezeichnet werden. So aber struieren, kam Johann IV. Jindra, dem Seni- Tel. 02758 8292 fällt der Schatten nur viermal im Jahr, am 31. orchef, vor etwa 40 Jahren. Die Schlosserei www.sonnenuhren.com August ist es wieder so weit, exakt. Vorausge- war soeben erweitert worden und die Fassa- _ setzt, der Polstab ist nicht verbogen und man de der neuen Halle wirkte gar so leer. „Da vergisst nicht, die Sommerzeit mit einzube- gehört was drauf “, sagte die Chefin, und es Gnomonicae Societas Austriaca ziehen. Ansonsten beträgt die Abweichung fiel Johann IV. Jindra wieder ein, dass er ein- Arbeitsgruppe Sonnenuhren im bis zu 15 Minuten. In Österreich sind auch mal auf dem Flohmarkt ein Buch über das Österr. Astronomischen Verein die Sonnenuhren auf die Mitteleuropäische Berechnen und Konstruieren von Sonnen- www.gnomonica.at schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Handwerk der Regionen / 9 Feine Ware BLUMIG Der Sommer treibt bunte Blüten im Geschäft volkskultur – Handwerk der Regionen. Promotion Blumen spiegeln sich gerne in Rosenkugeln. Sie ver- Handdruck mit historischen Modeln auf hochwer- schönern Ihren Garten; Handwerkskunst aus der tigen Baumwoll-T-Shirts aus dem Salzkammergut. Farbglashütte Lauscha in Thüringen. EUR 28,00 EUR 59,00 a EUR b 21,– Blumenvasen bringen den Sommertag ins Haus. EUR 22,50 volkskultur HANDWERK DER REGIONEN ——————————————————— 3504 Krems-Stein Ludwig-von-Köchel-Platz 1 Tel. 02732 85015 15 Öffnungszeiten: Mo–Sa 10.00–12.00 Uhr „Seaflowers“ nennt sich das Muster auf Heimtextilien: Polster EUR 21,00 / Tischdecke EUR 25,95 und 13.00–18.00 Uhr schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Kulturgeschichte / 10 Sommerfrische LUFTVERÄNDERUNG Adelige hatten seit jeher ihre Sommerresidenzen, Stadt- und Gartenpalais, die sie der Jahreszeit gemäß bewohnten. Bürgerliche Schichten entdeckten im Biedermeier die Reize der Natur. Österreichische Sommerfrische pur – Dirndl, See und Berg. Die Sommerfrische entstand in Niederöster- In die Gebirgsgegenden punkt zur Besteigung des Schneebergs zu reich im Rax-Semmering-Gebiet. 1758, ein empfehlen, da man hier „treffliche Unter- halbes Jahrhundert vor der ersten touristi- Der Zeitgeist der Romantik und des Bieder- kunft“ fände. Schmidls Hauptwerk, der drei- schen Modewelle, kaufte ein Wiener Neu- meiers trieb (Fuß-)Reisende in die „Gebirgs- bändige Führer „Wiens Umgebungen auf städter Bürger ein Landhaus mit Garten in gegenden um den Schneeberg“. Bald erleich- 20 Stunden im Umkreis“, erfuhr mehrere Payerbach. Der Grund dafür klang damals terten gedruckte Reiseführer den Weg Auflagen und Übersetzungen. Bald nach höchst eigenartig: Jacob Anton Perthold „zurück zur Natur“. So schrieb der Beamte dessen Erscheinen (1835–1839) bahnte sich erwarb das, malerisch auf einem Felsen an und Wissenschaftsjournalist Adolf Anton eine ganz neue Form der Landschaftsent- der Schwarza gelegene, Anwesen, um sich Schmidl über Reichenau, dieses sei Reisen- deckung an. Mit der Eröffnung der Eisen- und den Seinigen „dann und wannige Luft- den, „welche einen größeren Aufwand von bahnstrecke Wien–Gloggnitz 1842 kamen veränderung“ zu verschaffen. Zeit und Auslagen nicht scheuen“, als Stütz- die Wiener nun scharenweise mit dem Zug schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Kulturgeschichte / 11 ring ein. 1882 war das Südbahnhotel fertig gestellt. Neben dem Hotel mit 60 Zimmern zählten dazu ein Restaurant – „dort dinieren Grafen und Fürsten und wer sonst mag, so gut wie bei Sacher“ –, ein eigenes Post- und Telegrafenbüro, drei Villen als Dependance, Touristenhäuser mit 90 Zimmern und eine Veranstaltungshalle. 1888 entstand das Hotel Panhans, das sich zum größten des Alpen- raumes entwickelte und zu dem ebenfalls einige Villen gehörten, die der High Society standesgemäßen Aufenthalt ermöglichten. Wer es sich leisten konnte, baute in den Urlaubsgegenden seine eigene Villa mit spe- Gruß aus Aggsbach in der Wachau, Franz Berger Gasthof zur Dampfschiffstation. zifischer Architektur. Für die unter Verwen- dung von Holzzierrat, Türmchen und Veran- da an die Cottage-Siedlungen erinnernden in die „Gebirgsgegenden“. Allein am Pfingst- und ihren Folgen änderte sich das Leben der Bauten wurden die Begriffe Heimatstil oder sonntag 1850 zählte man 10.000 Passagiere. ansässigen Bevölkerung. Wenn die „Frem- Schweizer Stil geprägt. Die Besitzer gaben Der Wochenendtourismus war geboren – den“ kamen, überließen viele Einheimische ihren Häusern romantisch klingende Namen, und damit Bedarf an Fuhrwerken, Verpfle- ihre Wohnungen für eine Saison den zah- wie „Villa Waldesruh“. Der Architekt Adolf gung und Unterkünften. lenden Touristen, während sie selbst in einer Loos (1870–1933) wandte sich gegen den Dachkammer hausten, und auch hier wur- Heimatstil. Er schrieb 1913: „baue nicht Wie Richtung Süden, weckte auch nordwärts den Hotels eröffnet und Gaststätten mit malerisch. überlasse solche wirkung den die Bahn eine Region aus ihrem Dornrös- Fremdenzimmern erwarteten die Gäste. bauern, den bergen und der sonne. der chenschlaf. Seit 1870 fuhr die Franz-Josefs- mensch, der sich malerisch kleidet, ist nicht Bahn zwischen Wien und Prag. Sie verdank- Mit großem Gepäck malerisch, sondern ein hanswurst. der bauer te ihren Bau wirtschaftlichen Interessen – sie kleidet sich nicht malerisch. aber er ist es.“ sollte Steinkohle aus dem Pilsener Becken in Die Sommerfrischler reisten im Juni oder die Haupt- und Residenzstadt transportieren Juli mit großem Gepäck, samt ihren Dienst- Je gesellschaftlich höherstehend der Bauherr, –, brachte aber bald auch Kurgäste nach boten und Haustieren, an. Für Mütter und umso prächtiger geriet der Landsitz. In Rei- Karlsbad und Marienbad. Vom Waldviertel Kinder war es eine Übersiedlung auf Zeit. chenau an der Rax entstand in der Gründer- aus sollte eine Flügelbahn über Zwettl zum Die Väter, die in Wien arbeiteten, kamen am zeit für Erzherzog Karl Ludwig die Villa Donautal führen und der Holzwirtschaft wie Wochenende zu Besuch. Es gab sogar einen Wartholz. Dem Bruder Kaiser Franz Josephs auch dem Fremdenverkehr Vorteile bringen. eigenen „Busserlzug“, so genannt nach der „tat die alpenfrische, tannenduftende Luft Die spätere Weltkulturerbe-Region Wachau Begrüßung bzw. dem Abschied der männ- des Höllenthales überaus wohl“. erhielt am linken Donauufer eine bei Aus- lichen Passagiere. Der Zug fuhr am Samstag flüglern beliebte Bahnstrecke, deren Stati- um 15.15 Uhr von Wien ab, hielt in allen Das liebe, liebe Ischl onen bis heute bekannte Tourismusorte sind. Stationen und war gegen 18 Uhr in Horn. Die romantische Stromlandschaft wurde von Retour ging es am Sonntag um 19.55 Uhr, Die kaiserliche Sommerfrische war Bad den Lokalschiffen der DDSG befahren, und und vor 23 Uhr erreichten die Familienober- Ischl. Franz Joseph schrieb als 15-jähriger mancher Passagier kam als Urlauber wieder. häupter wieder Wien. Die Frauen und Müt- Kronprinz seiner Mutter: „Oh, wie sehne ich Gaststätten mit Fremdenzimmern und ter spielten eine andere Rolle als daheim, mich nach dem lieben, lieben Ischl.“ Sie Hotels entstanden. äußerlich erkennbar am „Kostüm“. Die Som- erwarb dort nach seiner Verlobung mit Prin- merfrischlerinnen trugen Dirndl mit Stroh- zessin Elisabeth von Bayern 1853 für das Gutbürgerliche Sommerfrische hut. Auch die Kinder waren entsprechend junge Paar eine Biedermeiervilla. Diese eingekleidet, doch wie man hört, wurden sie wurde umgebaut, wobei die dem Park zuge- Das Kamptal profitierte besonders vom frü- nie zu echten Spielkameraden der bäuer- wandte Seite einen repräsentativen Eingang hen Tourismus. In den letzten Jahrzehnten lichen Altersgenossen. Nicht zuletzt, weil erhielt. Durch den Zubau von zwei Seiten- des 19. Jahrhunderts durch eine eigene diese in der Erntezeit nach Kräften mitarbei- flügeln entstand der Grundriss in Form des Bahnstrecke erschlossen, wurde es zur „gut- ten mussten. Buchstabens „E“ – wie Elisabeth. / bürgerlichen Sommerfrische“. Die Orte am Kamp erreichte man in drei Stunden, um Salon im Grünen Text: Helga Maria Wolf 1890 fuhren in jede Richtung täglich minde- Illustrationen: Magdalena Steiner stens drei Züge. Mit der neuen Infrastruktur Nobelgäste mieteten sich auf dem Semme- schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Zeit Punkt Lesen / 12 Lesen in der Familie LESEN LEBEN Gemeinsam spielen, sprechen, lesen: Die Familie ist die erste prägende Instanz für eine erfolgreiche Lesesozialisation und eine lebendige Lesekultur. ist vielgestaltig und beginnt in frühester Kindheit mit dem Wahrnehmen und Deu- ten von Formen, Farben, Geräuschen, Klän- gen und Lauten und dem spielerischen Umgang damit. Lesefrühförderung und lebensbegleitendes Lesen An die 40 Millionen Treffer liefert die Inter- net-Suchmaschine Google auf die Anfrage nach „Lesen in der Familie“. Aber nicht nur diese erstaunliche Trefferanzahl allein in deutschsprachigen Internet-Einträgen, son- dern auch die unglaubliche Bandbreite des Themas verdeutlicht, welchen wichtigen Stellenwert das frühe Fördern des Lesens in der Familie einnimmt. Menschen und Insti- tutionen mit unterschiedlichen Hintergrün- den machen in Imagekampagnen auf die zentrale Bedeutung der Lesesozialisation in der Familie aufmerksam. Unter dem Begriff „Family Literacy“ setzen Initiativen und Institutionen, die sich explizit der Leseför- derung verschrieben haben, zahlreiche Akti- Lesespaß für die ganze Familie bei den fünf Stationen der Lesepicknick-Tour von Zeit Punkt Lesen. onen im Bereich der Lesefrühförderung. Foto: Dellago Jedoch darf dabei auch die andere Seite einer Lesebiografie nicht außer Acht gelassen wer- Lesen ist eng mit dem Leben verbunden. Es Literaturwissenschaftler und emeritierte den. Lesen in seinen vielfältigen Formen ist eine grundlegende Kulturtechnik. Ohne Universitätsprofessor Karlheinz Rossbacher. und Formaten ist auch im reifen Alter Lesekompetenz und die damit unmittelbar Eine pointierte wie treffende und wohl auch wesentlich und erfüllt wichtige Funktionen. verknüpfte Sprach-, Informations- und deshalb vielzitierte Aussage. Als logische So werden etwa bei Gedächtnistrainings, in Medienkompetenz ist ein selbstbestimmtes Konsequenz ergibt sich daraus die Tatsache, der Seniorenanimation und sogar in der Leben schlichtweg unmöglich. Lesen ist DIE dass Lesen mit dem Leben beginnt, sprich: Demenzarbeit praktische Beispiele der Lese- Schlüsselkompetenz, die erst eine Teilhabe ab dem ersten Lebenstag, und nicht erst mit förderung – zwar oft nicht im Bewusstsein, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben dem Eintritt in die Schule. Deshalb kann dass es sich hierbei um Methoden der Lese- ermöglicht. „Lesen und Leben sind nur nicht häufig genug betont werden, wie wich- förderung handelt – eingesetzt. Lesen spielt durch einen Buchstaben getrennt“, so der tig das Lesen in der Familie ist – denn Lesen folglich in jedem Lebensalter eine wichtige schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Zeit Punkt Lesen / 13 Lesen beginnt mit dem ersten Lebenstag. Vorlesen, selbst lesen, gemeinsam lesen: Familien-Lesemomente posten und gewinnen. Foto: Auer Foto: iStock Rolle. Der englische Dichter und Gelehrte Familie auf zeitpunktlesen.at/lesemomente Joseph Addison brachte es bereits vor über hochzuladen. Egal ob Foto, Zeichnung oder INFORMATION 300 Jahren mit folgenden Worten auf den Videoclip – der Kreativität sind keine Gren- ——————————————————— Punkt: „Lesen ist für den Geist, was Gymna- zen gesetzt. Ob am Strand, im Freibad, in Fotowettbewerb: stik für den Körper ist.“ der Badewanne oder Hängematte, vor dem Werde Teil der NÖ Lesefamilie Griller, im Stau, zu Hause oder auf einem Vorlesen, selbst lesen, gemeinsam lesen: Lesepicknick und Lesefamilie Berggipfel, ob zusammen mit Kindern, Zeig uns, wie viel Spaß Lesen machen Eltern, Bruder, Opa, Tante, Freunden oder kann! Foto, Zeichnung oder Videoclip Zurück zur Familie: Ob Lesefrühförderung Haustier: Wo und wie wird in Niederöster- auf zeitpunktlesen.at/lesemomente oder lebensbegleitendes Lesen, die Familie reichs Familien gelesen? Die kreativen Ein- hochladen und ein Lese-Package für ist Ort und Raum, wo alles seinen Platz fin- sendungen sollen verdeutlichen, dass es die ganze Familie gewinnen. det. Vom Vorlesen und dem spielerischen ganz leicht ist und Spaß macht, Lesen auf Einsendeschluss ist der 31. 8. 2017. Erkunden der Umwelt über das Finden und vielfältige Weise in den Familienalltag zu _ Erfinden von Begriffen und Reimen bis zum integrieren. Lesepicknick-Tour Kinobesuch oder Waldspaziergang – das Lesespaß für die ganze Familie bei der alles schafft Lesemotivation und einzigartige Abgerundet wird die Sommeraktion mit Lesepicknick-Tour von Zeit Punkt Lesen Lesemomente in der Familie. einer im Herbst veröffentlichten Lesebro- mit Leselounge, Popcornstation, Riesen- schüre, in welcher Zeit Punkt Lesen Tipps Mundart-Memo, Kulinarik und Lesung Um dies zu unterstützen, startet Zeit Punkt und Tricks für eine erfolgreiche Lesesoziali- berühmter Kinder- und Jugendbuch- Lesen eine besondere Sommeraktion. Mit sation in der Familie auch an grauen Herbst- autorinnen und -autoren. einer Lesepicknick-Tour durch die Gemein- und kalten Wintertagen bereithält. Begleitet Do, 20. 7. 2017: Inzersdorf, den Inzersdorf, Mank, Gänserndorf, Markt wird die Broschüre von Workshops für alle, Lesung von Sonja Kaiblinger Piesting und Horn wird mit Picknickde- die sich für das Thema „Lesen in der Fami- Mo, 24. 7. 2017: Horn, cken, Popcorn, Kulinarik, Mundart-Memo lie“ interessieren. / Lesung von Christoph Mauz und Lesungen von bekannten Kinder- und Fr, 4. 8. 2017: Mank, Jugendbuchautoren und -autorinnen für Text: Nicole Malina-Urbanz Lesung von Patrick Addai Lesespaß und eine besondere Leseatmo- Do, 17. 8. 2017: Gänserndorf, sphäre für die ganze Familie gesorgt. Lesung von Melanie Laibl Unter dem Motto „Werde Teil der NÖ Lese- Do, 24. 8. 2017: Markt Piesting, Lesung von Georg Bydlinsky familie“ sind darüber hinaus über den ganzen Sommer hinweg alle Niederösterrei- jeweils ab 17.00 Uhr cherinnen und Niederösterreicher eingela- Weitere Informationen auf den, ihre besonderen Lesemomente in der www.zeitpunktlesen.at schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Haus der Regionen / 14 Herbstreise WACHAUBILDER Die Journalisten Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac führen Sie in Wort und Bild durch bekannte und weniger bekannte Orte der Wachau. Musikalisch begleitet werden sie vom Ensemble Smaragd. lungengau ebenso zu Entdeckungsreisen ein heftige Zuneigung verwandelt zu einer der in wie das an die Wachau grenzende Waldvier- jeder Hinsicht abwechslungsreichsten Land- tel, das seine Ausläufer von Norden her bis an schaften Österreichs. Lassen auch Sie sich den Fluss streckt, und der Dunkelsteiner- verzaubern! / wald, der sich mit dem Südufer der Donau verzahnt. Melk und Emmersdorf im Westen Text: Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac sowie Mautern und Krems im Osten verste- hen sich als Tore zur Wachau. Sie sind jedoch ebenso Tore für das Hinterland, das danach ruft, beachtet zu werden. INFORMATION Millionenfach bewundert ist das wechselnde ——————————————————— Schimmern der Donau, die so eigenwillig die Do, 14. 9. 2017, 19.30 Uhr Farbe verändern kann, von Türkis über Dun- Rund um die Wachau kelgrün bis Braungrau – das vielbesungene Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac, Blau zeigt sie nur selten. Da sind die unzäh- Ensemble Smaragd Weißenkirchen in der Wachau. ligen Grüntöne der Weingärten und Wälder Die Journalisten gewinnen in ihrem Foto: Franz Hlavac rundum, da ist die bunte Lebendigkeit der neuen Buch nicht nur bekannten Reizen prominenten Orte am Fluss mit den vielen entlang der Donau neue Perspektiven ab, Besuchern. Da ist aber auch die ruhige Abge- sondern widmen sich besonders auch ver- Es ist mit der Wachau ein bisschen so wie mit schiedenheit der Dörfer in den Hügelland- borgenen Schätzen der Landschaft dahin- der Stadt Venedig: Jeder kennt sie. Jeder schaften dahinter, die dem Trubel unten an ter. Das Ensemble Smaragd der Musik- glaubt sie jedenfalls zu kennen, die Donau, der Donau fast schläfrig und doch überaus schule Wachau mit Johanna Unterweger die Weinterrassen, die Aussichtspunkte, die einladend zuzuschauen scheinen, eingepackt (Gesang), Wolfgang Walter (Violine) und Rad- und Spazierwege, die Restaurants, die von Feldern und Wäldern, die sich über Günther Eggner (Gitarre) begleitet die Heurigen – die faszinierende Vielfalt einer Hügel und Berge spannen. stimmungsvolle Reise mit Liedern aus der Landschaft am Fluss, die im Jahr 2000 mit Wachau. dem Titel „UNESCO Weltkulturerbe“ zusätz- So haben wir uns aufgemacht, um bekannten VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00 lich geadelt wurde. Das mit dem Kennen ist Reizen entlang der Donau neue Perspektiven Freie Platzwahl! jedoch so eine Sache. Die Wachau steht ja abzugewinnen und verborgenen Schätzen nicht allein. Sie ist umgeben von Kulturland- der Landschaft dahinter zu mehr Aufmerk- Tipp: Genießen Sie vor der Veranstaltung schaften, denen sie eng verbunden ist, histo- samkeit zu verhelfen. Uns hat nicht nur das ein dreigängiges Menü im Restaurant risch, kulturell, wirtschaftlich. Erstaunlicher- jeweils Eine oder Andere fasziniert, sondern BLAUENSTEIN inklusive Eintritt um weise hört die Selbstverständlichkeit des Ken- es waren die inhaltlichen Fäden, die alles insgesamt EUR 30,00. nens aber nach wenigen Kilometern Entfer- verbinden. Sie haben sich uns zu einem Haus der Regionen nung von der Donau sehr rasch auf. Das gilt schillernden Netz an Eindrücken verwoben. 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 für die Gegenden westlich der Wachau Kein Ausflug, keine Wanderung, die uns Tel. 02732 85015 genauso wie nördlich und südlich von ihr. nicht mit Überraschungen bezaubert hätte. ticket@volkskulturnoe.at Von Ybbs bis Melk lädt der sogenannte Nibe- Unsere journalistische Neugier hat sich in www.volkskulturnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Kultur.Region / 15 Begegnungsreich Schaufenster NUR ÜBER DAS GEWINNSPIEL WIRKLICH ÄRGER- LICHE ÄRGERN Wie ein kleines Mädchen und reife Kirschen den Ärger verfliegen lassen. Kennen Sie das Gefühl des Überreagie- rens? Es sind nicht immer alle Tage gleich, manchmal regt einen etwas Jetzt n! piele mehr oder weniger auf. Gerade in der mits Sommerzeit entladen sich die Dinge. Gemeint sind nicht die Sommergewit- ter oder Überreaktionen aufgrund lan- „Niederösterreich hat neben viel kultureller Geschichte auch Modernes ger Autostaus, sondern persönlich Auf- und Kreatives zu bieten. Zum ,Schaufenster’ greift man immer mehr- gestautes und Aufgehitztes, das sich mals. Weiter so!“ Verena Scheitz, ORF-Moderatorin, Kabarettistin und kurz vor dem Urlaub – oder manchmal Buchautorin ist ab 18. Juli 2017 bei den Wachaufestspielen Weißenkirchen in „Die Fürstin vom Weinberg“ zu sehen. Foto: Erich Marschik im Urlaub – breit macht. Man kann sich über sich selbst ärgern oder über andere, angeheizt durch äußere Einflüs- Gewinnfrage: se. Es gibt Generationen, die darauf konditioniert sind, sich nicht zu Wo findet das Naturgartenfest am 10. September 2017 statt? artikulieren, lieber zu schweigen, um den scheinbaren Frieden zu Preis: wahren. Muss man aber wirklich immer alles hinunterschlucken 1 Package „Erlebnis Südliches Waldviertel“: oder in sich hineinfressen? Es gilt, abzuwägen – nicht jedes Wort auf Das Package enthält 2x Eintritt zur Niederösterreichischen die Waagschale zu legen, aber andererseits auch nicht alles einfach Landesausstellung „Alles was Recht ist“ im Schloss Pöggstall, automatisch hinzunehmen. Dabei kann Ärger auch ein starker Motor 2 Wanderführer „Spuren – Die Geschichte des Weinsberger- für positive Veränderung sein. Sich gegenseitig wertschätzend Mut waldes in 54 Fundorten“ inkl. Wanderkarte und Geo-Daten machen hilft genauso, wie Dinge respektvoll an- und auszusprechen zur Erkundung der Waldviertelstation Truckerhaus Guten- und somit zu versuchen, mit dem Ärger umzugehen. Zur Mitte bei- brunn und des Weinsbergerwaldes. Darüber hinaus enthält tragen kann man durch: durchatmen, Abstand gewinnen und Selbst- das Package 2 Nächte für 2 Personen inkl. reichhaltigem reflektion. Frühstück vom Bio-Buffet im Landhotel Yspertal. Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an: Den Luxus, mich über eine Lappalie zu ärgern, habe ich neulich auf Kultur.Region.Niederösterreich GmbH meinem Heimweg mitgenommen. Beim Einparken in die Hausein- Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg fahrt wurde mir jedoch die Nichtigkeit meines Ärgers bewusst: Zwei oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at Menschen hatten meine Einladung zum Kirschenpflücken nachbar- Einsendeschluss: Mo, 14. 8. 2017 schaftlich angenommen. Stolz kam mir das Mädchen entgegen, Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. zeigte mir die reiche Ernte und erzählte mir freudestrahlend, dass Preise können nicht in bar abgelöst werden. daraus ein Saft gemacht wird. Fatima, ein Flüchtlingsmädchen aus _ Afghanistan, mit ihrem Vater in meinem Garten. Die Relationen des Wir gratulieren den Gewinnern der Juni-Ausgabe: einfachen Seins wurden mir von einem fünfjährigen Kind vor Augen Ulrike Ebner, Mödling; Erwin Eigenthaler, Bergland; geführt. Wenn man ihre Geschichte, Ängste und ihre Hoffnungen Peter Römer, Wien; Franziska Mandl, Heiligeneich; kennt, was kann und darf einen da noch wirklich aufregen? / Heidrun Pösel, Tulln; Karl Kruse, St. Pölten; Doris Grundei, Krumau am Kamp; Isabella Heili, Horn; Martin Lammerhuber Margareta Hölzl, Kronstorf; Christine Prasch, Schwechat. martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Musik / 16 Sommerkurse SOMMERKLÄNGE Auch in den Ferien bleiben die Instrumente nicht im Kasten: Zahlreiche Sommerkurse in Niederösterreich laden Musikerinnen und Musiker aller Altersstufen zum gemeinsamen Musizieren ein. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass das Selbst- wertgefühl der Kinder beim Spiel in der Gruppe massiv angehoben werde, betont Barbara Ortner. „Auch Schüler, die musika- lisch schwächer sind, haben in der Gruppe ihren Platz und fühlen sich gut aufgehoben.“ Der „große Bruder“ von piccolino ist das Streichercamp piccolo für junge Streicher bis 15 Jahre. Dieses ist eine Kooperation mit der Musikschule Tulln und findet in Raabs an der Thaya statt. „Die jungen Musiker knüp- fen hier neue Kontakte und haben die Mög- lichkeit, musikalisch über den Tellerrand der eigenen Musikschule hinauszuschauen“, so die langjährige Referentin Isabel Schneider. MusikantenWoche Die Freude am Musizieren steht auch bei der traditionellen MusikantenWoche der Volks- kultur Niederösterreich und des Musikschul- management Niederösterreich in Hollen- stein an der Ybbs im Mittelpunkt. Aufspie- MusikantenWoche in Hollenstein an der Ybbs: Volksmusik und Ferienstimmung. len, ansingen, drüberschlagen, zuwipassen Foto: Nadja Meister und drahn – Mittelpunkt der Musikanten- Woche ist die traditionelle Volksmusik. Das musikalische Angebot, das den rund 70 Teil- Streichercamp Neben dem gemeinsamen Musizieren erwar- nehmern heuer von 9. bis 15. Juli geboten für die Jüngsten tet die Teilnehmer auch ein abwechslungs- wird, ist groß: Der Unterricht umfasst das reiches Freizeitprogramm. Viele Kids Musizieren mit Referenten für Geige, Gitar- Beim Streichercamp piccolino haben bereits machen bei piccolino ihre allerersten Erfah- re, Hackbrett, Bassgeige, Klarinette, Posaune, die Jüngsten die Gelegenheit Ensembleluft rungen im Gruppenmusizieren, sagt die Harmonika, Singen, Kinder- und Jugendtanz zu schnuppern. Das Camp, das alljährlich in musikalische Leiterin des Camps, Barbara sowie österreichische und internationale Zwettel stattfindet, ist eine Kooperation des Ortner: „Hier lernen sie die Grundlagen der Tänze. Mitmachen können Musikanten aller Musikschulmanagement Niederösterreich Orchesterstruktur kennen, angefangen vom Altersgruppen, Sänger und Tänzer sowie und der Regionalmusikschule Bisamberg/ richtigen Sitzen bis zum Interagieren in der Gruppen und Familien, die Volksmusik und Leobendorf/Enzersfeld und bietet heuer eigenen Stimmgruppe und der Aufmerk- Volkstänze erleben und erlernen möchten. 42 Streichern zwischen acht und zwölf Jah- samkeit in Richtung Dirigent – kurz: alles, Für die jüngsten Teilnehmer gibt es Kinder- ren ein buntes musikalisches Programm. was man im Einzelunterricht nicht lernt.“ betreuung sowie viel Spiel und Spaß. „Die schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Musik / 17 buchbar. Am Freitag, den 14. Juli, wird neben durchgängigen Orchesterlandschaft. Das dem großen Abschlusskonzert auch am Musikschulmanagement Niederösterreich Wochenmarkt in Waidhofen musiziert. hat dafür gemeinsam mit den Musikschulen Kooperationsformen entwickelt, die in vielen Sommerwoche für Hornisten Kleinregionen des Landes bereits erfolgreich umgesetzt werden. Die Modelle reichen von Ein Sommerseminar der besonderen Art ist gemeinsamen Instrumental-Camps und seit 2007 der Hornsommer Drosendorf: Wo Sommerkursen über die gemeinsame Trä- sonst in Niederösterreich finden sich rund gerschaft von Orchestern bis hin zur geteil- 60 Hornistinnen und Hornisten an einem ten Öffentlichkeitsarbeit, etwa durch ein Ort zum Musizieren zusammen? Die Teil- Gemeinschaftskonzert. / nehmer aus dem In- und Ausland bekom- men von einem Dozententeam aus nieder- Text: Isabella Lechner Freiluftklasse des Hornsommers in Drosendorf an der Thaya. Foto: z. V. g. österreichischen Musikschullehrern Ensem- ble- und Einzelunterricht; eine Stunde am Tag wird im großen Ensemble im Freien miteinander musiziert. Der Unterricht ist INFORMATIONEN ——————————————————— MusikantenWoche ist auf natürlicher Musik- nach Altersgruppen gegliedert, seit 2016 gibt erziehung aufgebaut: zuhören und mitspie- es auch zwei Erwachsenengruppen. Für Kol- www.musikschulmanagement.at len, nachsingen und improvisieren – meist legen hat Musikschullehrer und Organisator _ ohne Noten. So gelingt es, in Ergänzung zum Peter Hofmann zudem ein besonderes Ange- Sommerkonzerte Musik(schul)unterricht, das freie Musizieren bot: „Musikschullehrerinnen und -lehrer der drei Landesjugendorchester: im Ensemble zu fördern. Gerade die Volks- sind herzlich eingeladen, gratis einen Tag Sa, 15. 7. 2017, 17.30 Uhr musik hat so elementaren Charakter, dass zum Schnuppern bei uns vorbeizuschauen Jugendsinfonieorchester wesentliche Grundkenntnisse zur Gehörbil- und sich in Ensembleliteratur, Unterrichts- Niederösterreich dung, Harmonie- und Formenlehre erwor- methoden, Korrepetition oder Einzelunter- Prélude zum Sommerkonzert ben werden können“, betont die Seminarlei- richt Anregungen für den eigenen Unterricht Schlosshof Grafenegg, 3485 Grafenegg terin und Geschäftsführerin der Volkskultur zu holen und sich mit anderen Hornlehrern Niederösterreich Dorli Draxler. auszutauschen.“ Do, 20. 7. 2017, 20.30 Uhr (bei Schlechtwetter: Fr, 21. 7. 2017) MusikSchmiede für Bläser Orchesterlandschaft Jugendjazzorchester Niederösterreich Niederösterreich Konzert mit dem Lower Austrian Bläser und Schlagwerker aller Altersgrup- Symphonic Rock Orchestra Schloss Kirchstetten, 2135 Neudorf pen lockt die „MusikSchmiede“ heuer be- Sommerkurse sind auch besonders für jene reits zum 30. Mal nach Waidhofen an der Musikschüler interessant, die in der eigenen Sa, 2. 9. 2017, 17.00 Uhr Ybbs. Organisiert wird die Woche von der Musikschule keine Möglichkeit zum Orche- Junge Bläserphilharmonie Initiative zur Förderung kultureller Aktivi- sterspiel haben. Um das zu ändern, arbeitet Niederösterreich täten (IFKA) in Zusammenarbeit mit dem das Musikschulmanagement Niederöster- Konzert beim Poydium Poysdorf, Musikschulverband Waidhofen im Ybbstal. reich gemeinsam mit den Musikschulen seit Kellergstettn, 2170 Poysdorf Für Erwachsene ist der Kurs auch tageweise dem Schuljahr 2015/16 am Aufbau einer schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
BhW / 18 Hannelore Veit AM SCHIRM MIT CHARME Sie gehört zu den kompetentesten TV-Journalisten des Landes. Über ihre Beziehung zu Stockerau und Nieder- österreich und wie sie den Bereich der Erwachsenenbildung in den USA sieht spricht sie im BhW-Interview. Veit: Natürlich wäre ich als Korresponden- tin am liebsten überall sofort zur Stelle, wenn zum Beispiel ein Terrorakt passiert oder ein schwerer Hurrikan droht. Es ist aber immer ein Abwägen, ob es sich tat- sächlich auszahlt, vor Ort zu sein, ob man überhaupt rechtzeitig dort sein kann oder auch ob die politische Tangente der Breaking News nicht eher doch in Washington ist. Die Ära Trump hat politisch so begonnen, wie es sich im Wahlkampf schon angekündigt hat. Wie sehen Sie Donald Trump und hat es persönliche Begegnungen gegeben? Veit: Ich habe mit Trump nie persönlich gesprochen – er gibt kaum Interviews, und schon gar nicht ausländischen TV-Sendern Hannelore Veit im Interview mit Martin Lammerhuber. –, war aber bei Wahlveranstaltungen. Sehen Sie auch, dass die Kluft zwischen den Sie sind seit den 1980er-Jahren als Journa- In den 1990er-Jahren waren Sie ZiB-1-Star. USA und Europa größer geworden ist? listin tätig und jetzt Korrespondentin in Was waren für Sie die besonderen Ereignisse, Washington. Ist dies ihr bisheriger Karriere- über die Sie in Ihrer ZiB-Karriere berichtet Veit: Absolut. Trump hat bei seiner Euro- höhepunkt? haben? pareise im Mai mit seinen abschätzigen Bemerkungen und seiner versteinerten Veit: Ja und nein. Die ZiB-Moderation war Veit: Das wirklich herausragende Ereignis Miene gezeigt, dass ihm Europa egal ist. sicher der Job im Zentrum der öffentlichen war die Sondersendung am 11. September Für Europa vielleicht eine Chance, ange- Aufmerksamkeit. Journalistisch gesehen ist 2001. Innerhalb von Minuten war ich sichts der Abkehr der USA enger zusam- es spannender, Korrespondentin und Büro- damals auf Sendung. Was als kurze Sonder- menzurücken. chefin in Washington zu sein. Hier bin ich sendung begann, ist zur längsten Sonder- für das gesamte Produkt verantwortlich, sendung des ORF geworden. Es waren Sie sind seit Jahren international unterwegs, von der ersten Recherche bis zum letzten unglaublich intensive Stunden, die ich sind mit einem Franzosen verheiratet. Wo ist Feinschliff, von der Liveschaltung bis zur damals live kommentiert habe. Ich habe Ihre Heimat? Bereitschaft, sich sofort ins Flugzeug zu jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran setzen und in ein Krisengebiet zu fliegen, denke. Veit: Meine Heimat ist Österreich. Beson- wenn Unvorhergesehenes ausbricht. Es ist ders wenn man viel weg ist, lernt man die vor allem der Job, den ich immer schon Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie Vorzüge Österreichs zu schätzen – wunder- machen wollte. berichtenswerte News versäumen könnten? schöne Landschaft, Städte mit einem schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
BhW / 19 enormen Kulturangebot. Dazu gehört auch: Schulfreunden aus der Gymnasiumzeit zu Österreich ist ein Land mit jahrtausendeal- organisieren – für mich ist es schön und ter Kultur. wichtig, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Sie lieben Österreich, aber welche Eigenschaf- Verfolgen Sie die kulturellen Entwicklungen ten anderer Länder gefallen Ihnen beson- in Niederösterreich? ders? Veit: Die Weinkultur in Niederösterreich, Veit: Hier in den USA ist es die Offenheit das muss ich immer wieder feststellen, hat der Menschen auf der persönlichen Ebene sich beachtlich entwickelt. Und weit drau- – trotz der Anti-Ausländerrhetorik Donald ßen am Land findet man exzellente Restau- Trumps. Mir gefällt auch der Stolz auf das rants und Wirtshäuser, auch kulturell hat Land, der – zugegeben – manchmal total Niederösterreich immer mehr zu bieten, überzogen ist, aber ich denke, ein bisschen hier ist sehr viel passiert. davon könnten sich die Österreicher abschauen. Alles wird schneller. Wo und wie entschleuni- Lebenslanges Lernen ist ein absolutes Muss. gen Sie? Man lernt bekanntlich nie aus. Ihr Tätigkeitsfeld ist sehr breit und interes- sant. Wie denken Sie über den Begriff des Veit: Das ist eine gute Frage. Hier in lebenslangen Lernens? Washington bleibt dazu nicht viel Zeit. Österreich wäre ja im Prinzip entspannend, Veit: Das ist ein absolutes Muss – gerade ich versuche dann aber immer zu viel in ein BhW-WORDRAP für Journalisten unumgänglich. Man lernt paar Tage hineinzupacken, möglichst viele ——————————————————— bekanntlich nie aus. Freunde zu treffen … also bleibt mir fast nur Lebensmotto: Südfrankreich im Sommer. Das sind dann Carpe diem – Genieße den Tag Wie sieht in den USA, im Vergleich zu Öster- zwei Wochen Nichtstun. Flugmeilen: reich, der Bereich der Erwachsenenbildung genug zum Upgraden in die Business aus? Vorträge, Bildungsveranstaltungen über Machen Sie sich als zweifache Mutter beson- Class für Nachtflüge Politik, Umwelt, Soziales bis hin zu Angebo- ders Sorgen, ob die nachfolgenden Generati- Bildung hat Wert: ten der Persönlichkeitsbildung. onen anlässlich der Klimaveränderung noch soll für alle zugänglich sein eine lebenswerte Welt vorfinden? „Washington Post“: Veit: Politisch sind die Amerikaner sehr meine Lieblingszeitung bewandert. Sie wissen um ihre Rechte Veit: Solange wir uns des Problems bewusst Bescheid, zitieren oft die Verfassung. Die sind und Schritte dagegen setzen, mache ich Fast Food: Sushi direkt und persönlich gewählten Abgeord- mir keine Sorgen. Ich bin ein optimistischer neten in Washington müssen sich zu Hause Mensch. / Bewegungsarmut: in den Bundesstaaten Treffen mit Wählern leider ja stellen, die manchmal sehr kontroversiell Hollywood: sind. Die Unterschiede bei Bildungsangebo- Zur Person: hat noch nicht angerufen ten sind regional sehr unterschiedlich. Ich Hannelore Veit Österreichischer Wein: war im vergangenen Herbst im ärmsten Teil Geboren in Wien, aufgewachsen in Stockerau; Wachauer Weißwein gehört zu den Mississippis, wo vor allem Schwarze leben: verheiratet, zwei Kinder. besten der Welt Dort gibt es so gut wie keine Angebote, die Studium an der University of Notre Dame, Koalitionskrach: Menschen fühlen sich vergessen vom Rest Master of Arts, Magister der Philosophie in Dauerzustand Amerikas. In anderen Regionen, vor allem Wien. Zunächst Dolmetscherin, freie Journali- Handschrift: um die großen Städte, ist das Angebot stin, Japan-Korrespondentin und seit 1989 für sagt viel über den Charakter aus reichhaltig. den ORF tätig. ZiB-1-Moderatorin, Wirtschafts- Anonymität: magazin EURO Austria; seit 2013 ORF-Büro- in Amerika ja, in Österreich nein Sie sind in Stockerau in die Schule gegangen. leiterin in Washington D. C. Wie sieht jetzt Ihre Beziehung zu Stockerau Lieblingsgegenstand: Cabrio aus? Interview: Martin Lammerhuber I am from Austria: Veit: Mein Vater ist 96 und lebt in Stocke- Fotos: M. Fellner YES rau, das heißt, ich komme bei jeder Öster- Elektroauto: reichreise auch nach Stockerau. Ab und zu Die Langfassung des Interviews finden Sie auf nein gelingt es auch, ein Treffen mit meinen www.bhw-n.eu _ schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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