KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH

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KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Juli/August 2017

                                                                                                                                            schaufenster
                                                                                                                               KULTUR.REGION
                                                                                                                                                                    Sommer

                                                                                                                               Sommerfrische / Freizeitvergnügen anno dazumal . Sonnenuhren / Zeitzeugen
                                                                                                                                                     Zeit Punkt Lesen / Lesepicknick
P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
Wenn’s um Niederösterreich geht,
                          ist nur eine Bank meine Bank.

                          Ein Land wie aus dem Bilderbuch. Mit wundervollen Seiten
                          für jeden: Ausbildung, Karriere, Vergnügen, Vorsorge. Mit
                          einer Bank, die vertrauenswürdiger Begleiter und starker
                          Partner ist. Mit Nahverhältnis und Weitblick. Damit manche
                          Träume wahr werden. www.raiffeisen.at
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KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
EinBlick / 3

                                            Unverzichtbare Basis für die Zukunft:

           WISSEN UND VERSTEHEN

     Ob Bildung nun als sexy, geil oder abgefahren gilt, mag für sich zeitgeistig wähnende Typen wichtig sein.
            Bildung ist jedenfalls notwendig, auch um unser Gemeinwesen zu begreifen, einzuordnen,
                                      zu entwickeln und positiv zu gestalten.

                                                                             Wissenselemente miteinander in Verbindung zu bringen, einmal
                                                                             abgesehen von der Notwendigkeit, stets auch den behaupteten
                                                                             Inhalt von Kolportiertem zu überprüfen.

                                                                             Der renommierte Jurist, Volkswirt und Soziologe an der Universi-
                                                                             tät Graz Manfred Prisching äußert in seinem Essay in der „Klei-
                                                                             nen Zeitung“ vom 18. Juni „Sechs Wünsche für eine wehrhafte
                                                                             Matura“ und führt u. a. aus, dass offenbar ein großes Defizit darin
                                                                             bestehe, klassische Wissensbestände mit aktuellen Ereignissen in
                                                                             Verbindung zu bringen, also Bildung zu betreiben. Nicht Wahlen
                                                                             und Abstimmungen allein würden eine Demokratie ausmachen,
                                                                             sonst wäre es sehr demokratisch, durch Mehrheitsbeschluss
                                                                             Hexen zu verbrennen. „Das europäische Demokratieverständnis
„Wer nichts weiß, muss alles glauben“ lautet ein vielzitierter Apho-         ist viel voraussetzungsreicher, und es kann illiberale oder totalitäre
rismus der mährisch-österreichischen Schriftstellerin Marie von              Demokratie geben – und ein Abgleiten dorthin.“
Ebner-Eschenbach, niedergeschrieben Ende des 19. Jahrhunderts
und durchaus im Zusammenhang mit den damals massenhaft,                      Ob nun das Postfaktische zum neuen Faktischen wird oder eben
wie in einem Rausch bejubelten Nationalismen zu sehen. Wie die               nicht, liegt letztlich an uns allen. Das Wissen darüber, wie ein
Geschichte des folgenden 20. Jahrhunderts mit Genozid, zwei                  Gemeinwesen im Großen und Ganzen zufriedenstellend zu orga-
furchtbaren Weltkriegen, Millionen von Opfern und Trennlinien                nisieren wäre, ist vorhanden. Es geht also darum, dieses Wissen als
mitten durch Länder und Völker dann weiterging, vermitteln                   Investition in die eigene Zukunft im Wege der Bildung zu vermit-
zahlreiche historische Abhandlungen samt fundierten Expertisen.              teln. Wissen und Verstehen heißt demnach auch, Bluffs, einfach
Allerdings: Wer will sich schon mit solchem Wissen eingehend                 erscheinende Lösungen komplexer Probleme oder bloße Selbst-
befassen und die daraus abzuleitenden Erkenntnisse verstehen.                inszenierungen zu durchschauen, denn, um es einmal mehr mit
                                                                             Marie von Ebner-Eschenbach zu sagen, „Wo die Eitelkeit anfängt,
Offensichtlich beherrschen gegenwärtig mächtige Unternehmen                  hört der Verstand auf “. In diesem Sinne wünschen wir einen erhol-
mit ihren Suchmaschinen sowie die sogenannten sozialen Medien                samen, erkenntnisreichen, von jeglichen Eitelkeiten befreiten und
mit ihren Spin-Strategen große Teile der Kommunikation. Zahlen,              genussvoll schönen Sommer! /
Daten und Fakten scheinen immer und überall verfügbar zu sein.
Doch wie sieht es dabei mit der Fähigkeit aus, verschiedenste                Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
Top-Termine / 4

                                                                  Juli/August 2017

                                     TOP-TERMINE

                                             Foto: Martin Wacht

PRÉLUDE ZUM
SOMMERKONZERT                                                                                 GOLDHAUBENWALLFAHRT
——————————————————                           JAKOBISINGEN                                     MIT KRÄUTERWEIHE
Sa, 15. 7. 2017, 17.30 Uhr                   VON SEE ZU SEE                                   ——————————————————
Schlosshof Grafenegg, 3485 Grafenegg         ——————————————————                               Di, 15. 8. 2017, 10.00 Uhr
——————————————————                           So, 23. 7. 2017, 18.30 Uhr                       3250 Wieselburg
Das Jugendsinfonieorchester Niederöster-     Seebühne, 3293 Lunz am See                       ——————————————————
reich gestaltet um 17.30 Uhr das Prélude     ——————————————————                               Seit über 50 Jahren treffen einander Mit-
zum Sommerkonzert des Tonkünstler-           Volksmusik aus Niederösterreich, Ober-           glieder der 26 Mostviertler Goldhauben-,
Orchesters Niederösterreich im Schlosshof    österreich, Wien und dem Burgenland              Hammerherren- und Kopftuchgruppen zu
Grafenegg. Geboten wird die Sinfonie „Aus    spannt einen musikalischen Bogen, der die        Maria Himmelfahrt, um für das Wohler-
der neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Das      Schönheit der Volksmusik erlebbar macht.         gehen in der Familie, im Beruf und im
Jugendsinfonieorchester Niederösterreich     Inmitten der großartigen Naturkulisse der        Kreis der Vereinsmitglieder zu bitten.
besteht aus rund 85 jungen Musikerinnen      Seebühne in Lunz am See wird das Jakobi-         Die alljährliche Wallfahrt der Mostviertler
und Musikern, die an niederösterreichi-      singen für alle, die qualitative Volksmusik      Goldhaubengruppen, die in Zusammenar-
schen Musikschulen unterrichtet und von      schätzen, zu einem einzigartigen Klang-          beit mit der Volkskultur Niederösterreich
einem erfahrenen Dozententeam aus den        und Naturerlebnis. /                             veranstaltet wird, zählt zu einem der
Reihen des Tonkünstler-Orchesters Nieder-                                                     schönsten Bräuche im Jahreskreis. /
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österreich betreut werden. /
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                                             Karten
—————
                                             oeticket.at, Tel. 01 96096                       Information
Karten                                       sowie bei Raiffeisenbanken, Sparkassen           9.00 Uhr: Treffpunkt City Center
Kartenbüro Grafenegg                         und Volksbanken                                  10.00 Uhr: Einzug in die Kirche mit
Tel. 02735 5500                              karten@wellenklaenge.at                          Festmesse und anschließender Agape.
www.grafenegg.com                            www.wellenklaenge.at                             www.volkskulturnoe.at

   Neue Homepage – alles auf einen Klick.
   Die neue Website der Kultur.Region.Niederösterreich:
   Aktuelles, Veranstaltungen und Service. Alles auf einen Klick. Kultur gemeinsam leben.
   www.kulturregionnoe.at

                                            schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
Schaufenster Kultur.Region / 5

                                                                        Juli/August 2017

                                                                   INHALT

 Sommer
                                                             Chorszene                                                     		Sport
6/       Sonnenuhren                                        20 /       20 Jahre Vokalakademie                              36 /       Minigolf
         ——————                                                        ——————                                                         ——————
		Promotion                                                            Weinviertel                                         		 Stift Melk
9/       Handwerk der Regionen                              23 /       Literatur artSchmidatal                             38 /       Das FarbStift
         ——————                                                        ——————
                                                                                                                                      ——————
		Kulturgeschichte                                          		Waldviertel
                                                                                                                           		 Museum Randhartinger
10 /     Sommerfrische                                      24 /       Wildobst Kriecherl
                                                                                                                           40 /       Ein Komponist
		——————                                                               ——————
                                                                                                                                      und sein Lebenswerk
		 Zeit Punkt Lesen                                         		Mostviertel                                                             ——————
12 /     Leseförderung und                                  27 /       Wellenklänge &
                                                                                                                                      Sommer
         Lesemotivation                                                Almwandertag
         ——————                                             		——————
                                                                                                                           41 /       Freizeitmuseum Langau
                                                                                                                                      ——————
		 Haus der Regionen                                                   Volksliedarchiv                                                Museumsdorf Niedersulz
14 /     Wachaubilder –                                     28 /       Kostbares und Kurioses                              42 /       Freizeitvergnügen
         Lesung mit Musik                                              ——————                                                         anno dazumall
		——————                                                               Volkskultur                                                    ——————
		Kolumne                                                   30 /       Handwerk in die                                                Kolumne
15 /     Begegnungsreich                                               Zukunft tragen                                      45 /       Zwischen Himmel
		——————                                                               ——————                                                         und Erde
		Musik                                                     		Auslage                                                                 ——————
16 /     Sommer- und Meisterkurse                           32 /       Bücher & CDs
                                                                                                                            Kultur.Region
         ——————                                                        ——————                                              46 /       Nachschau & Intern

 BhW-Interview                                              		 Über die Grenzen                                                       ——————
18 /     Hannelore Veit                                     34 /       Freilichtmuseum Etar,                               		Kolumne
         ——————                                                        Bulgarien                                           50 /       Die letzte Seite
                                                                       ——————                                                         ——————

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                                                              schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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Sommer / 6

                                           Sonnenuhr

                   ZEITZEUGEN

So sollte ein Sommer sich anfühlen: die Uhr und das Handy weglegen und die Zeit
                         in größeren Intervallen messen.

           Sonnenuhr an der gotischen Nikolo-Kirche in Holzern, Marktgemeinde Krummnußbaum.

                             schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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Sommer / 7

                                                                                                            ... nicht aber im Stift Heiligenkreuz, wo der Zeiger ein
     Sonnenuhren, wie auf einer Jugendstilvilla in Klosterneuburg, sind eigentlich „Schattenuhren“, ...     Spiegel ist, der einen Lichtreflex auf das Mosaik wirft.

Wenn im Juli die Sonne hinter dem Holzstoß                          Vivere memento –                          nenuhr Österreichs mit echter Stundenein-
untergeht, ist es neun Uhr. Im August findet                       Vergiss nicht zu leben                     teilung. Der Astronom Georg Peuerbach war
mein persönlicher Sonnenuntergang um                                                                          der Konstrukteur. Er ging vor allem als
halb neun statt. Im November gar nicht,                  Eine weitere Art, die Stunden zu messen, ist         Erfinder der tragbaren Klappsonnenuhr in
denn da scheint hier meist nur der Nebel.                die Meridiana. Sie zeigt nur den Mittag an.          die Geschichte ein. Die komplizierte Hand-
Und im Jänner verschwindet die Sonne um                  Hoch über dem Boden, horizontal, wird eine           habung und die Voraussetzung mathema-
vier Uhr nachmittags hinter einer Erle. So               Scheibe mit einem Loch in der Mitte ange-            tischen Wissens hemmten jedoch die Ver-
können wir uns den Beginn der Zeitmessung                bracht. Auf dem Boden ist eine in Nord-Süd-          breitung dieser Uhr.
für den Hausbedarf vorstellen.                           Richtung verlaufende Linie; wenn der Son-
                                                         nenstrahl durch die Lochblende fällt, kann           Im Hochbarock findet sich auf fast jeder
   Festina lente – Eile mit Weile                        man auf der Bodenlinie die Mittagszeit und           Hauswand eine Uhr. Adelige, Bürger und
                                                         den Monat ablesen.                                   Bauern, die etwas auf sich hielten, ließen sich
Bis ins Mittelalter hatten die Menschen in                                                                    eine Sonnenuhr malen. Und in Klöstern, in
Europa kaum das Bedürfnis, die Zeit in Stun-             Einen Schritt weiter ging man mit der Erfin-         denen sich geistliche Herren mit Astronomie
den einzuteilen. Berge oder Bäume, hinter                dung des Polstabs. Er ist erdachsenparallel          beschäftigten, wie zum Beispiel in der ehe-
denen die Sonne aufstieg oder unterging,                 (der Stab ist im Winkel von 90 Grad minus            maligen Kartause Aggsbach oder im Zister-
dienten als Orientierungshilfen. Der Sonn-               des Breitengrades am Standpunkt) ange-               zienserstift Zwettl, sind jeweils gleich acht
wendstein, der Zwölferkogel, der Morgen-                 bracht. Durch diese Innovation wurde es              Sonnenuhren erhalten geblieben. Doch auf
nock haben dadurch ihre Namen erhalten.                  möglich, die gleich langen Stunden, also 24          vertikalen Sonnenuhren (Sonnenuhren auf
Bauern und Handwerkern wäre der Gedan-                   insgesamt, abzulesen. In der Antike war die          Wänden), die üblicherweise auf der Südfas-
ke, eine Uhr zu besitzen, merkwürdig                     Einteilung der Stunden noch nicht gleich             sade angebracht sind, können die frühen
erschienen. Als Zeitrechnung diente der                  lang. Auf manchen Sonnenuhren finden sich            Morgen- und späten Abendstunden nicht
Kalender. Mit der Zeit beschäftigten sich                „italienische“ Stunden. Der Beginn der Stun-         abgelesen werden, weil dann die Wand nicht
allerdings Denker und Philosophen. Der                   denzählung wurde auf den Sonnenuntergang             von der Sonne beschienen wird. Im Sommer
heilige Augustinus formulierte: „Was ist Zeit?           gelegt – die erste Stunde begann somit               brauchte man zum Ablesen dieser Zeiten
Wenn mich niemand fragt, weiß ich es. Will               abends. Im Gegensatz zu den „babylo-                 eine Nordwand. Deshalb haben oben
ich es einem Fragenden erklären, so weiß ich             nischen“ Stunden, bei denen die 24-Stunden-          genannte Klöster mehrere Sonnenuhren, um
es nicht.“                                               Zählung bei Sonnenaufgang begann. – Man              ganztägig die Zeit messen zu können. Hori-
                                                         sieht, es gab auch eine babylonische Zeitver-        zontale Sonnenuhren (also solche, deren
Die ersten Sonnenuhren entstanden im                     wirrung.                                             Zifferblatt „auf der Erde liegt“) unterliegen
Altertum. Griechen und Römer haben sie                                                                        dieser Einschränkung nicht.
weiterentwickelt. Bei uns finden sich die                              Carpe diem –
ältesten Uhren auf Klostermauern. Die Son-                            Genieße den Tag                              Lucem demonstrat umbra –
nenuhren hatten einen rechtwinkelig ange-                                                                          Der Schatten zeigt das Licht
brachten Schattenstab, die eingemeißelten                Die „modernen“ Sonnenuhren hat Koperni-
Linien an der Wand zeigten aber nicht Stun-              kus (1473–1543) entwickelt. Am Stephans-             Sonnenuhren haben neben den längs verlau-
den an, sondern die Zeiten des Gebets.                   dom zu Wien befindet sich die älteste Son-           fenden Stundenlinien oft auch horizontal

                                                          schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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Sommer / 8

                                                                                                        Österreichs älteste Sonnenuhr auf der Südfassade des
                      Barocke Fassade des ehemaligen Posthauses in Strengberg.                                              Stephansdoms.

verlaufende, leicht gekrümmte Linien – die           Zeit (MEZ) eingestellt. Diese richtet sich          uhren erworben hatte. Von der Idee bis zur
sogenannten Datumslinien. Auf diesen Lini-           nach dem 15. Längengrad, der zum Beispiel           fertigen Sonnenuhr an der Fassade der
en endet der Schatten des Polstabes. Da die          durch Gmünd im Waldviertel verläuft. Wien           Schlosserei vergingen einige Jahre. Die Mate-
Sonne im Winter tiefer steht als im Sommer,          befindet sich bereits sechs Minuten östlich         rie ist komplex. „Seit ich Sonnenuhren baue,
ändert sich die Schattenlänge im Jahresver-          des 15. Längengrads.                                weiß ich, warum ich in der Schule Sinus und
lauf – deshalb gibt es sieben Linien: eine für                                                           Kosinus lernen musste“, so Johann Jindra.
Mittwinter, eine für Mittsommer, eine für die               Sit fausta quae labitur –                    Das klingt jetzt anspruchsvoll, aber im Son-
beiden Tagundnachtgleichen und je eine für                 Die Stunde sei dir günstig                    nenuhrenhaus und im Astronomischen
einen Tag um den 20. von November/Januar,                                                                Kabinett braucht sich kein Besucher vor
Oktober/Februar, April/August, Mai/Juli.             Sonnenuhren erfreuen sich wieder wachsen-           höherer Mathematik zu fürchten. Hier wird
Außerdem sind die Schatten morgens und               der Beliebtheit. Nicht nur, dass sie ein deko-      die Umlaufbahn der Erde sehr anschaulich
abends bei tief stehender Sonne bekanntlich          ratives Element im Garten oder an der Haus-         dargestellt, der Sonnenstand anhand der
länger als mittags. Deshalb sind diese Linien        wand darstellen, sind sie ein Gegenmodell zu        Schattenlänge erläutert. Allerdings – nihil
gekrümmt.                                            Nanosekunden, der Zeiteinheit für die theo-         sum sine sole. Ich bin nichts ohne Sonne.
                                                     retisch denkbare, aber nicht erlebbare milli-       So steht es auf einer Sonnenuhr in Nieder-
Man könnte glauben, dass die Sonnenuhren             ardstel Sekunde.                                    ranna. /
im 19. Jahrhundert längst bedeutungslos
geworden waren, doch in einem Königlich-             Österreich ist mit etwa 3.300 vom Astrono-          Text: Mella Waldstein
Bayerischen Amtsblatt aus dem Jahre 1837             mischen Verein katalogisierten Sonnen-              Fotos: Manfred Horvath
liest man: „… dafür zu sorgen, daß die Regu-         uhren mit einer hohen Dichte an Sonnen-
lierung der öffentlichen Uhren nach der              uhren ausgestattet. Dazu trägt die Familie
mittleren Zeit statt finde, und daß etwa             Jindra aus Weiten bei. Das Weitental im
schadhafte Sonnen-Uhren wiederhergestellt            Waldviertel ist durch ihr Engagement zum               INFORMATION
werden, um hienach von Zeit zu Zeit mit              „Tal der Sonnenuhren“ geworden. Je nach                ———————————————————
Hülfe der Tabelle die Räder-Uhren richten            Wunsch können astronomische Angaben                    Schlosserei Jindra
zu können.“                                          wie Monats- und Tierkreiszeichen oder                  Sonnenuhrenhaus und Sonnenuhren-
                                                     Datumslinien hinzugefügt werden. Vergol-               garten nach telefonischer Voranmeldung
Würde eine Sonnenuhr die Zeit ganz genau             der, Maler, Restauratoren werden bei Bedarf            ganzjährig zu besichtigen.
messen, müssten auf ihrem Zifferblatt Dut-           zugezogen. Die Idee, Sonnenuhren zu kon-               3653 Weiten 120
zende von Linien gezeichnet werden. So aber          struieren, kam Johann IV. Jindra, dem Seni-            Tel. 02758 8292
fällt der Schatten nur viermal im Jahr, am 31.       orchef, vor etwa 40 Jahren. Die Schlosserei            www.sonnenuhren.com
August ist es wieder so weit, exakt. Vorausge-       war soeben erweitert worden und die Fassa-             _
setzt, der Polstab ist nicht verbogen und man        de der neuen Halle wirkte gar so leer. „Da
vergisst nicht, die Sommerzeit mit einzube-          gehört was drauf “, sagte die Chefin, und es           Gnomonicae Societas Austriaca
ziehen. Ansonsten beträgt die Abweichung             fiel Johann IV. Jindra wieder ein, dass er ein-        Arbeitsgruppe Sonnenuhren im
bis zu 15 Minuten. In Österreich sind auch           mal auf dem Flohmarkt ein Buch über das                Österr. Astronomischen Verein
die Sonnenuhren auf die Mitteleuropäische            Berechnen und Konstruieren von Sonnen-                 www.gnomonica.at

                                                      schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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Handwerk der Regionen / 9

                                                                                   Feine Ware

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                             Der Sommer treibt bunte Blüten im Geschäft volkskultur – Handwerk der Regionen.
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                                                                                                     21,–
                                                                                                                      Blumenvasen bringen den Sommertag ins Haus.
                                                                                                                                      EUR 22,50

                                                                                                                      volkskultur
                                                                                                                      HANDWERK DER REGIONEN
                                                                                                                      ———————————————————
                                                                                                                      3504 Krems-Stein
                                                                                                                      Ludwig-von-Köchel-Platz 1
                                                                                                                      Tel. 02732 85015 15
                                                                                                                      Öffnungszeiten:
                                                                                                                      Mo–Sa 10.00–12.00 Uhr
                 „Seaflowers“ nennt sich das Muster auf Heimtextilien: Polster EUR 21,00 / Tischdecke EUR 25,95       und 13.00–18.00 Uhr

                                                                    schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
KULTUR.REGION SCHAUFENSTER - BHW NIEDERÖSTERREICH
Kulturgeschichte / 10

                                                             Sommerfrische

                      LUFTVERÄNDERUNG

    Adelige hatten seit jeher ihre Sommerresidenzen, Stadt- und Gartenpalais, die sie der Jahreszeit gemäß
              bewohnten. Bürgerliche Schichten entdeckten im Biedermeier die Reize der Natur.

                                              Österreichische Sommerfrische pur – Dirndl, See und Berg.

Die Sommerfrische entstand in Niederöster-              In die Gebirgsgegenden                            punkt zur Besteigung des Schneebergs zu
reich im Rax-Semmering-Gebiet. 1758, ein                                                                  empfehlen, da man hier „treffliche Unter-
halbes Jahrhundert vor der ersten touristi-     Der Zeitgeist der Romantik und des Bieder-                kunft“ fände. Schmidls Hauptwerk, der drei-
schen Modewelle, kaufte ein Wiener Neu-         meiers trieb (Fuß-)Reisende in die „Gebirgs-              bändige Führer „Wiens Umgebungen auf
städter Bürger ein Landhaus mit Garten in       gegenden um den Schneeberg“. Bald erleich-                20 Stunden im Umkreis“, erfuhr mehrere
Payerbach. Der Grund dafür klang damals         terten gedruckte Reiseführer den Weg                      Auflagen und Übersetzungen. Bald nach
höchst eigenartig: Jacob Anton Perthold         „zurück zur Natur“. So schrieb der Beamte                 dessen Erscheinen (1835–1839) bahnte sich
erwarb das, malerisch auf einem Felsen an       und Wissenschaftsjournalist Adolf Anton                   eine ganz neue Form der Landschaftsent-
der Schwarza gelegene, Anwesen, um sich         Schmidl über Reichenau, dieses sei Reisen-                deckung an. Mit der Eröffnung der Eisen-
und den Seinigen „dann und wannige Luft-        den, „welche einen größeren Aufwand von                   bahnstrecke Wien–Gloggnitz 1842 kamen
veränderung“ zu verschaffen.                    Zeit und Auslagen nicht scheuen“, als Stütz-              die Wiener nun scharenweise mit dem Zug

                                                 schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Kulturgeschichte / 11

                                                                                                           ring ein. 1882 war das Südbahnhotel fertig
                                                                                                           gestellt. Neben dem Hotel mit 60 Zimmern
                                                                                                           zählten dazu ein Restaurant – „dort dinieren
                                                                                                           Grafen und Fürsten und wer sonst mag, so
                                                                                                           gut wie bei Sacher“ –, ein eigenes Post- und
                                                                                                           Telegrafenbüro, drei Villen als Dependance,
                                                                                                           Touristenhäuser mit 90 Zimmern und eine
                                                                                                           Veranstaltungshalle. 1888 entstand das Hotel
                                                                                                           Panhans, das sich zum größten des Alpen-
                                                                                                           raumes entwickelte und zu dem ebenfalls
                                                                                                           einige Villen gehörten, die der High Society
                                                                                                           standesgemäßen Aufenthalt ermöglichten.

                                                                                                           Wer es sich leisten konnte, baute in den
                                                                                                           Urlaubsgegenden seine eigene Villa mit spe-
              Gruß aus Aggsbach in der Wachau, Franz Berger Gasthof zur Dampfschiffstation.                zifischer Architektur. Für die unter Verwen-
                                                                                                           dung von Holzzierrat, Türmchen und Veran-
                                                                                                           da an die Cottage-Siedlungen erinnernden
in die „Gebirgsgegenden“. Allein am Pfingst-           und ihren Folgen änderte sich das Leben der         Bauten wurden die Begriffe Heimatstil oder
sonntag 1850 zählte man 10.000 Passagiere.             ansässigen Bevölkerung. Wenn die „Frem-             Schweizer Stil geprägt. Die Besitzer gaben
Der Wochenendtourismus war geboren –                   den“ kamen, überließen viele Einheimische           ihren Häusern romantisch klingende Namen,
und damit Bedarf an Fuhrwerken, Verpfle-               ihre Wohnungen für eine Saison den zah-             wie „Villa Waldesruh“. Der Architekt Adolf
gung und Unterkünften.                                 lenden Touristen, während sie selbst in einer       Loos (1870–1933) wandte sich gegen den
                                                       Dachkammer hausten, und auch hier wur-              Heimatstil. Er schrieb 1913: „baue nicht
Wie Richtung Süden, weckte auch nordwärts              den Hotels eröffnet und Gaststätten mit             malerisch. überlasse solche wirkung den
die Bahn eine Region aus ihrem Dornrös-                Fremdenzimmern erwarteten die Gäste.                bauern, den bergen und der sonne. der
chenschlaf. Seit 1870 fuhr die Franz-Josefs-                                                               mensch, der sich malerisch kleidet, ist nicht
Bahn zwischen Wien und Prag. Sie verdank-                          Mit großem Gepäck                       malerisch, sondern ein hanswurst. der bauer
te ihren Bau wirtschaftlichen Interessen – sie                                                             kleidet sich nicht malerisch. aber er ist es.“
sollte Steinkohle aus dem Pilsener Becken in           Die Sommerfrischler reisten im Juni oder
die Haupt- und Residenzstadt transportieren            Juli mit großem Gepäck, samt ihren Dienst-          Je gesellschaftlich höherstehend der Bauherr,
–, brachte aber bald auch Kurgäste nach                boten und Haustieren, an. Für Mütter und            umso prächtiger geriet der Landsitz. In Rei-
Karlsbad und Marienbad. Vom Waldviertel                Kinder war es eine Übersiedlung auf Zeit.           chenau an der Rax entstand in der Gründer-
aus sollte eine Flügelbahn über Zwettl zum             Die Väter, die in Wien arbeiteten, kamen am         zeit für Erzherzog Karl Ludwig die Villa
Donautal führen und der Holzwirtschaft wie             Wochenende zu Besuch. Es gab sogar einen            Wartholz. Dem Bruder Kaiser Franz Josephs
auch dem Fremdenverkehr Vorteile bringen.              eigenen „Busserlzug“, so genannt nach der           „tat die alpenfrische, tannenduftende Luft
Die spätere Weltkulturerbe-Region Wachau               Begrüßung bzw. dem Abschied der männ-               des Höllenthales überaus wohl“.
erhielt am linken Donauufer eine bei Aus-              lichen Passagiere. Der Zug fuhr am Samstag
flüglern beliebte Bahnstrecke, deren Stati-            um 15.15 Uhr von Wien ab, hielt in allen                      Das liebe, liebe Ischl
onen bis heute bekannte Tourismusorte sind.            Stationen und war gegen 18 Uhr in Horn.
Die romantische Stromlandschaft wurde von              Retour ging es am Sonntag um 19.55 Uhr,             Die kaiserliche Sommerfrische war Bad
den Lokalschiffen der DDSG befahren, und               und vor 23 Uhr erreichten die Familienober-         Ischl. Franz Joseph schrieb als 15-jähriger
mancher Passagier kam als Urlauber wieder.             häupter wieder Wien. Die Frauen und Müt-            Kronprinz seiner Mutter: „Oh, wie sehne ich
Gaststätten mit Fremdenzimmern und                     ter spielten eine andere Rolle als daheim,          mich nach dem lieben, lieben Ischl.“ Sie
Hotels entstanden.                                     äußerlich erkennbar am „Kostüm“. Die Som-           erwarb dort nach seiner Verlobung mit Prin-
                                                       merfrischlerinnen trugen Dirndl mit Stroh-          zessin Elisabeth von Bayern 1853 für das
  Gutbürgerliche Sommerfrische                         hut. Auch die Kinder waren entsprechend             junge Paar eine Biedermeiervilla. Diese
                                                       eingekleidet, doch wie man hört, wurden sie         wurde umgebaut, wobei die dem Park zuge-
Das Kamptal profitierte besonders vom frü-             nie zu echten Spielkameraden der bäuer-             wandte Seite einen repräsentativen Eingang
hen Tourismus. In den letzten Jahrzehnten              lichen Altersgenossen. Nicht zuletzt, weil          erhielt. Durch den Zubau von zwei Seiten-
des 19. Jahrhunderts durch eine eigene                 diese in der Erntezeit nach Kräften mitarbei-       flügeln entstand der Grundriss in Form des
Bahnstrecke erschlossen, wurde es zur „gut-            ten mussten.                                        Buchstabens „E“ – wie Elisabeth. /
bürgerlichen Sommerfrische“. Die Orte am
Kamp erreichte man in drei Stunden, um                               Salon im Grünen                       Text: Helga Maria Wolf
1890 fuhren in jede Richtung täglich minde-                                                                Illustrationen: Magdalena Steiner
stens drei Züge. Mit der neuen Infrastruktur           Nobelgäste mieteten sich auf dem Semme-

                                                         schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Zeit Punkt Lesen / 12

                                                                Lesen in der Familie

                                            LESEN LEBEN

                      Gemeinsam spielen, sprechen, lesen: Die Familie ist die erste prägende Instanz
                         für eine erfolgreiche Lesesozialisation und eine lebendige Lesekultur.

                                                                                                           ist vielgestaltig und beginnt in frühester
                                                                                                           Kindheit mit dem Wahrnehmen und Deu-
                                                                                                           ten von Formen, Farben, Geräuschen, Klän-
                                                                                                           gen und Lauten und dem spielerischen
                                                                                                           Umgang damit.

                                                                                                                  Lesefrühförderung und
                                                                                                                lebensbegleitendes Lesen

                                                                                                           An die 40 Millionen Treffer liefert die Inter-
                                                                                                           net-Suchmaschine Google auf die Anfrage
                                                                                                           nach „Lesen in der Familie“. Aber nicht nur
                                                                                                           diese erstaunliche Trefferanzahl allein in
                                                                                                           deutschsprachigen Internet-Einträgen, son-
                                                                                                           dern auch die unglaubliche Bandbreite des
                                                                                                           Themas verdeutlicht, welchen wichtigen
                                                                                                           Stellenwert das frühe Fördern des Lesens in
                                                                                                           der Familie einnimmt. Menschen und Insti-
                                                                                                           tutionen mit unterschiedlichen Hintergrün-
                                                                                                           den machen in Imagekampagnen auf die
                                                                                                           zentrale Bedeutung der Lesesozialisation in
                                                                                                           der Familie aufmerksam. Unter dem Begriff
                                                                                                           „Family Literacy“ setzen Initiativen und
                                                                                                           Institutionen, die sich explizit der Leseför-
                                                                                                           derung verschrieben haben, zahlreiche Akti-
    Lesespaß für die ganze Familie bei den fünf Stationen der Lesepicknick-Tour von Zeit Punkt Lesen.
                                                                                                           onen im Bereich der Lesefrühförderung.
                                              Foto: Dellago

                                                                                                           Jedoch darf dabei auch die andere Seite einer
                                                                                                           Lesebiografie nicht außer Acht gelassen wer-
Lesen ist eng mit dem Leben verbunden. Es              Literaturwissenschaftler und emeritierte            den. Lesen in seinen vielfältigen Formen
ist eine grundlegende Kulturtechnik. Ohne              Universitätsprofessor Karlheinz Rossbacher.         und Formaten ist auch im reifen Alter
Lesekompetenz und die damit unmittelbar                Eine pointierte wie treffende und wohl auch         wesentlich und erfüllt wichtige Funktionen.
verknüpfte Sprach-, Informations- und                  deshalb vielzitierte Aussage. Als logische          So werden etwa bei Gedächtnistrainings, in
Medienkompetenz ist ein selbstbestimmtes               Konsequenz ergibt sich daraus die Tatsache,         der Seniorenanimation und sogar in der
Leben schlichtweg unmöglich. Lesen ist DIE             dass Lesen mit dem Leben beginnt, sprich:           Demenzarbeit praktische Beispiele der Lese-
Schlüsselkompetenz, die erst eine Teilhabe             ab dem ersten Lebenstag, und nicht erst mit         förderung – zwar oft nicht im Bewusstsein,
am gesellschaftlichen und kulturellen Leben            dem Eintritt in die Schule. Deshalb kann            dass es sich hierbei um Methoden der Lese-
ermöglicht. „Lesen und Leben sind nur                  nicht häufig genug betont werden, wie wich-         förderung handelt – eingesetzt. Lesen spielt
durch einen Buchstaben getrennt“, so der               tig das Lesen in der Familie ist – denn Lesen       folglich in jedem Lebensalter eine wichtige

                                                         schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Zeit Punkt Lesen / 13

     Lesen beginnt mit dem ersten Lebenstag.               Vorlesen, selbst lesen, gemeinsam lesen: Familien-Lesemomente posten und gewinnen.
                    Foto: Auer                                                                   Foto: iStock

Rolle. Der englische Dichter und Gelehrte       Familie auf zeitpunktlesen.at/lesemomente
Joseph Addison brachte es bereits vor über      hochzuladen. Egal ob Foto, Zeichnung oder                INFORMATION
300 Jahren mit folgenden Worten auf den         Videoclip – der Kreativität sind keine Gren-             ———————————————————
Punkt: „Lesen ist für den Geist, was Gymna-     zen gesetzt. Ob am Strand, im Freibad, in                Fotowettbewerb:
stik für den Körper ist.“                       der Badewanne oder Hängematte, vor dem                   Werde Teil der NÖ Lesefamilie
                                                Griller, im Stau, zu Hause oder auf einem                Vorlesen, selbst lesen, gemeinsam lesen:
   Lesepicknick und Lesefamilie                 Berggipfel, ob zusammen mit Kindern,                     Zeig uns, wie viel Spaß Lesen machen
                                                Eltern, Bruder, Opa, Tante, Freunden oder                kann! Foto, Zeichnung oder Videoclip
Zurück zur Familie: Ob Lesefrühförderung        Haustier: Wo und wie wird in Niederöster-                auf zeitpunktlesen.at/lesemomente
oder lebensbegleitendes Lesen, die Familie      reichs Familien gelesen? Die kreativen Ein-              hochladen und ein Lese-Package für
ist Ort und Raum, wo alles seinen Platz fin-    sendungen sollen verdeutlichen, dass es                  die ganze Familie gewinnen.
det. Vom Vorlesen und dem spielerischen         ganz leicht ist und Spaß macht, Lesen auf                Einsendeschluss ist der 31. 8. 2017.
Erkunden der Umwelt über das Finden und         vielfältige Weise in den Familienalltag zu               _
Erfinden von Begriffen und Reimen bis zum       integrieren.                                             Lesepicknick-Tour
Kinobesuch oder Waldspaziergang – das                                                                    Lesespaß für die ganze Familie bei der
alles schafft Lesemotivation und einzigartige   Abgerundet wird die Sommeraktion mit                     Lesepicknick-Tour von Zeit Punkt Lesen
Lesemomente in der Familie.                     einer im Herbst veröffentlichten Lesebro-                mit Leselounge, Popcornstation, Riesen-
                                                schüre, in welcher Zeit Punkt Lesen Tipps                Mundart-Memo, Kulinarik und Lesung
Um dies zu unterstützen, startet Zeit Punkt     und Tricks für eine erfolgreiche Lesesoziali-            berühmter Kinder- und Jugendbuch-
Lesen eine besondere Sommeraktion. Mit          sation in der Familie auch an grauen Herbst-             autorinnen und -autoren.
einer Lesepicknick-Tour durch die Gemein-       und kalten Wintertagen bereithält. Begleitet             Do, 20. 7. 2017: Inzersdorf,
den Inzersdorf, Mank, Gänserndorf, Markt        wird die Broschüre von Workshops für alle,               Lesung von Sonja Kaiblinger
Piesting und Horn wird mit Picknickde-          die sich für das Thema „Lesen in der Fami-               Mo, 24. 7. 2017: Horn,
cken, Popcorn, Kulinarik, Mundart-Memo          lie“ interessieren. /                                    Lesung von Christoph Mauz
und Lesungen von bekannten Kinder- und
                                                                                                         Fr, 4. 8. 2017: Mank,
Jugendbuchautoren und -autorinnen für           Text: Nicole Malina-Urbanz
                                                                                                         Lesung von Patrick Addai
Lesespaß und eine besondere Leseatmo-
                                                                                                         Do, 17. 8. 2017: Gänserndorf,
sphäre für die ganze Familie gesorgt.
                                                                                                         Lesung von Melanie Laibl

Unter dem Motto „Werde Teil der NÖ Lese-                                                                 Do, 24. 8. 2017: Markt Piesting,
                                                                                                         Lesung von Georg Bydlinsky
familie“ sind darüber hinaus über den
ganzen Sommer hinweg alle Niederösterrei-                                                                jeweils ab 17.00 Uhr
cherinnen und Niederösterreicher eingela-                                                                Weitere Informationen auf
den, ihre besonderen Lesemomente in der                                                                  www.zeitpunktlesen.at

                                                 schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Haus der Regionen / 14

                                                                  Herbstreise

                                    WACHAUBILDER

    Die Journalisten Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac führen Sie in Wort und Bild durch bekannte und
        weniger bekannte Orte der Wachau. Musikalisch begleitet werden sie vom Ensemble Smaragd.

                                                   lungengau ebenso zu Entdeckungsreisen ein          heftige Zuneigung verwandelt zu einer der in
                                                   wie das an die Wachau grenzende Waldvier-          jeder Hinsicht abwechslungsreichsten Land-
                                                   tel, das seine Ausläufer von Norden her bis an     schaften Österreichs. Lassen auch Sie sich
                                                   den Fluss streckt, und der Dunkelsteiner-          verzaubern! /
                                                   wald, der sich mit dem Südufer der Donau
                                                   verzahnt. Melk und Emmersdorf im Westen            Text: Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac
                                                   sowie Mautern und Krems im Osten verste-
                                                   hen sich als Tore zur Wachau. Sie sind jedoch
                                                   ebenso Tore für das Hinterland, das danach
                                                   ruft, beachtet zu werden.
                                                                                                        INFORMATION
                                                   Millionenfach bewundert ist das wechselnde           ———————————————————
                                                   Schimmern der Donau, die so eigenwillig die          Do, 14. 9. 2017, 19.30 Uhr
                                                   Farbe verändern kann, von Türkis über Dun-           Rund um die Wachau
                                                   kelgrün bis Braungrau – das vielbesungene            Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac,
                                                   Blau zeigt sie nur selten. Da sind die unzäh-        Ensemble Smaragd
          Weißenkirchen in der Wachau.             ligen Grüntöne der Weingärten und Wälder
                                                                                                        Die Journalisten gewinnen in ihrem
               Foto: Franz Hlavac                  rundum, da ist die bunte Lebendigkeit der            neuen Buch nicht nur bekannten Reizen
                                                   prominenten Orte am Fluss mit den vielen             entlang der Donau neue Perspektiven ab,
                                                   Besuchern. Da ist aber auch die ruhige Abge-         sondern widmen sich besonders auch ver-
Es ist mit der Wachau ein bisschen so wie mit      schiedenheit der Dörfer in den Hügelland-            borgenen Schätzen der Landschaft dahin-
der Stadt Venedig: Jeder kennt sie. Jeder          schaften dahinter, die dem Trubel unten an           ter. Das Ensemble Smaragd der Musik-
glaubt sie jedenfalls zu kennen, die Donau,        der Donau fast schläfrig und doch überaus            schule Wachau mit Johanna Unterweger
die Weinterrassen, die Aussichtspunkte, die        einladend zuzuschauen scheinen, eingepackt           (Gesang), Wolfgang Walter (Violine) und
Rad- und Spazierwege, die Restaurants, die         von Feldern und Wäldern, die sich über               Günther Eggner (Gitarre) begleitet die
Heurigen – die faszinierende Vielfalt einer        Hügel und Berge spannen.                             stimmungsvolle Reise mit Liedern aus der
Landschaft am Fluss, die im Jahr 2000 mit                                                               Wachau.
dem Titel „UNESCO Weltkulturerbe“ zusätz-          So haben wir uns aufgemacht, um bekannten
                                                                                                        VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00
lich geadelt wurde. Das mit dem Kennen ist         Reizen entlang der Donau neue Perspektiven           Freie Platzwahl!
jedoch so eine Sache. Die Wachau steht ja          abzugewinnen und verborgenen Schätzen
nicht allein. Sie ist umgeben von Kulturland-      der Landschaft dahinter zu mehr Aufmerk-             Tipp: Genießen Sie vor der Veranstaltung
schaften, denen sie eng verbunden ist, histo-      samkeit zu verhelfen. Uns hat nicht nur das          ein dreigängiges Menü im Restaurant
risch, kulturell, wirtschaftlich. Erstaunlicher-   jeweils Eine oder Andere fasziniert, sondern         BLAUENSTEIN inklusive Eintritt um
weise hört die Selbstverständlichkeit des Ken-     es waren die inhaltlichen Fäden, die alles           insgesamt EUR 30,00.
nens aber nach wenigen Kilometern Entfer-          verbinden. Sie haben sich uns zu einem               Haus der Regionen
nung von der Donau sehr rasch auf. Das gilt        schillernden Netz an Eindrücken verwoben.            3504 Krems-Stein, Donaulände 56
für die Gegenden westlich der Wachau               Kein Ausflug, keine Wanderung, die uns               Tel. 02732 85015
genauso wie nördlich und südlich von ihr.          nicht mit Überraschungen bezaubert hätte.            ticket@volkskulturnoe.at
Von Ybbs bis Melk lädt der sogenannte Nibe-        Unsere journalistische Neugier hat sich in           www.volkskulturnoe.at

                                                    schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Kultur.Region / 15

                                                                                                           Begegnungsreich

                         Schaufenster
                                                                                         NUR ÜBER DAS
        GEWINNSPIEL                                                                     WIRKLICH ÄRGER-
                                                                                         LICHE ÄRGERN

                                                                                          Wie ein kleines Mädchen und reife Kirschen
                                                                                                  den Ärger verfliegen lassen.

                                                                                                                  Kennen Sie das Gefühl des Überreagie-
                                                                                                                  rens? Es sind nicht immer alle Tage
                                                                                                                  gleich, manchmal regt einen etwas
         Jetzt n!
            piele                                                                                                 mehr oder weniger auf. Gerade in der
       mits
                                                                                                                  Sommerzeit entladen sich die Dinge.
                                                                                                                  Gemeint sind nicht die Sommergewit-
                                                                                                                  ter oder Überreaktionen aufgrund lan-
 „Niederösterreich hat neben viel kultureller Geschichte auch Modernes                                            ger Autostaus, sondern persönlich Auf-
 und Kreatives zu bieten. Zum ,Schaufenster’ greift man immer mehr-                                               gestautes und Aufgehitztes, das sich
 mals. Weiter so!“ Verena Scheitz, ORF-Moderatorin, Kabarettistin und                                             kurz vor dem Urlaub – oder manchmal
Buchautorin ist ab 18. Juli 2017 bei den Wachaufestspielen Weißenkirchen
    in „Die Fürstin vom Weinberg“ zu sehen. Foto: Erich Marschik
                                                                                                                  im Urlaub – breit macht. Man kann
                                                                                                                  sich über sich selbst ärgern oder über
                                                                                                                  andere, angeheizt durch äußere Einflüs-
Gewinnfrage:
                                                                                    se. Es gibt Generationen, die darauf konditioniert sind, sich nicht zu
Wo findet das Naturgartenfest am 10. September 2017 statt?
                                                                                    artikulieren, lieber zu schweigen, um den scheinbaren Frieden zu
Preis:                                                                              wahren. Muss man aber wirklich immer alles hinunterschlucken
1 Package „Erlebnis Südliches Waldviertel“:                                         oder in sich hineinfressen? Es gilt, abzuwägen – nicht jedes Wort auf
Das Package enthält 2x Eintritt zur Niederösterreichischen                          die Waagschale zu legen, aber andererseits auch nicht alles einfach
Landesausstellung „Alles was Recht ist“ im Schloss Pöggstall,                       automatisch hinzunehmen. Dabei kann Ärger auch ein starker Motor
2 Wanderführer „Spuren – Die Geschichte des Weinsberger-
                                                                                    für positive Veränderung sein. Sich gegenseitig wertschätzend Mut
waldes in 54 Fundorten“ inkl. Wanderkarte und Geo-Daten
                                                                                    machen hilft genauso, wie Dinge respektvoll an- und auszusprechen
zur Erkundung der Waldviertelstation Truckerhaus Guten-
                                                                                    und somit zu versuchen, mit dem Ärger umzugehen. Zur Mitte bei-
brunn und des Weinsbergerwaldes. Darüber hinaus enthält
                                                                                    tragen kann man durch: durchatmen, Abstand gewinnen und Selbst-
das Package 2 Nächte für 2 Personen inkl. reichhaltigem
                                                                                    reflektion.
Frühstück vom Bio-Buffet im Landhotel Yspertal.
Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an:                                        Den Luxus, mich über eine Lappalie zu ärgern, habe ich neulich auf
Kultur.Region.Niederösterreich GmbH                                                 meinem Heimweg mitgenommen. Beim Einparken in die Hausein-
Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg                                                     fahrt wurde mir jedoch die Nichtigkeit meines Ärgers bewusst: Zwei
oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at                                    Menschen hatten meine Einladung zum Kirschenpflücken nachbar-
Einsendeschluss: Mo, 14. 8. 2017                                                    schaftlich angenommen. Stolz kam mir das Mädchen entgegen,
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.                                                   zeigte mir die reiche Ernte und erzählte mir freudestrahlend, dass
Preise können nicht in bar abgelöst werden.                                         daraus ein Saft gemacht wird. Fatima, ein Flüchtlingsmädchen aus
_                                                                                   Afghanistan, mit ihrem Vater in meinem Garten. Die Relationen des
Wir gratulieren den Gewinnern der Juni-Ausgabe:                                     einfachen Seins wurden mir von einem fünfjährigen Kind vor Augen
Ulrike Ebner, Mödling; Erwin Eigenthaler, Bergland;                                 geführt. Wenn man ihre Geschichte, Ängste und ihre Hoffnungen
Peter Römer, Wien; Franziska Mandl, Heiligeneich;                                   kennt, was kann und darf einen da noch wirklich aufregen? /
Heidrun Pösel, Tulln; Karl Kruse, St. Pölten;
Doris Grundei, Krumau am Kamp; Isabella Heili, Horn;                                Martin Lammerhuber
Margareta Hölzl, Kronstorf; Christine Prasch, Schwechat.                            martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at

                                                         schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Musik / 16

                                                                 Sommerkurse

                               SOMMERKLÄNGE

  Auch in den Ferien bleiben die Instrumente nicht im Kasten: Zahlreiche Sommerkurse in Niederösterreich
           laden Musikerinnen und Musiker aller Altersstufen zum gemeinsamen Musizieren ein.

                                                                                                       Ein weiterer Pluspunkt sei, dass das Selbst-
                                                                                                       wertgefühl der Kinder beim Spiel in der
                                                                                                       Gruppe massiv angehoben werde, betont
                                                                                                       Barbara Ortner. „Auch Schüler, die musika-
                                                                                                       lisch schwächer sind, haben in der Gruppe
                                                                                                       ihren Platz und fühlen sich gut aufgehoben.“
                                                                                                       Der „große Bruder“ von piccolino ist das
                                                                                                       Streichercamp piccolo für junge Streicher bis
                                                                                                       15 Jahre. Dieses ist eine Kooperation mit der
                                                                                                       Musikschule Tulln und findet in Raabs an
                                                                                                       der Thaya statt. „Die jungen Musiker knüp-
                                                                                                       fen hier neue Kontakte und haben die Mög-
                                                                                                       lichkeit, musikalisch über den Tellerrand der
                                                                                                       eigenen Musikschule hinauszuschauen“, so
                                                                                                       die langjährige Referentin Isabel Schneider.

                                                                                                                 MusikantenWoche

                                                                                                       Die Freude am Musizieren steht auch bei der
                                                                                                       traditionellen MusikantenWoche der Volks-
                                                                                                       kultur Niederösterreich und des Musikschul-
                                                                                                       management Niederösterreich in Hollen-
                                                                                                       stein an der Ybbs im Mittelpunkt. Aufspie-
            MusikantenWoche in Hollenstein an der Ybbs: Volksmusik und Ferienstimmung.                 len, ansingen, drüberschlagen, zuwipassen
                                       Foto: Nadja Meister                                             und drahn – Mittelpunkt der Musikanten-
                                                                                                       Woche ist die traditionelle Volksmusik. Das
                                                                                                       musikalische Angebot, das den rund 70 Teil-
             Streichercamp                         Neben dem gemeinsamen Musizieren erwar-             nehmern heuer von 9. bis 15. Juli geboten
            für die Jüngsten                       tet die Teilnehmer auch ein abwechslungs-           wird, ist groß: Der Unterricht umfasst das
                                                   reiches Freizeitprogramm. Viele Kids                Musizieren mit Referenten für Geige, Gitar-
Beim Streichercamp piccolino haben bereits         machen bei piccolino ihre allerersten Erfah-        re, Hackbrett, Bassgeige, Klarinette, Posaune,
die Jüngsten die Gelegenheit Ensembleluft          rungen im Gruppenmusizieren, sagt die               Harmonika, Singen, Kinder- und Jugendtanz
zu schnuppern. Das Camp, das alljährlich in        musikalische Leiterin des Camps, Barbara            sowie österreichische und internationale
Zwettel stattfindet, ist eine Kooperation des      Ortner: „Hier lernen sie die Grundlagen der         Tänze. Mitmachen können Musikanten aller
Musikschulmanagement Niederösterreich              Orchesterstruktur kennen, angefangen vom            Altersgruppen, Sänger und Tänzer sowie
und der Regionalmusikschule Bisamberg/             richtigen Sitzen bis zum Interagieren in der        Gruppen und Familien, die Volksmusik und
Leobendorf/Enzersfeld und bietet heuer             eigenen Stimmgruppe und der Aufmerk-                Volkstänze erleben und erlernen möchten.
42 Streichern zwischen acht und zwölf Jah-         samkeit in Richtung Dirigent – kurz: alles,         Für die jüngsten Teilnehmer gibt es Kinder-
ren ein buntes musikalisches Programm.             was man im Einzelunterricht nicht lernt.“           betreuung sowie viel Spiel und Spaß. „Die

                                                     schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
Musik / 17

                                                  buchbar. Am Freitag, den 14. Juli, wird neben      durchgängigen Orchesterlandschaft. Das
                                                  dem großen Abschlusskonzert auch am                Musikschulmanagement Niederösterreich
                                                  Wochenmarkt in Waidhofen musiziert.                hat dafür gemeinsam mit den Musikschulen
                                                                                                     Kooperationsformen entwickelt, die in vielen
                                                     Sommerwoche für Hornisten                       Kleinregionen des Landes bereits erfolgreich
                                                                                                     umgesetzt werden. Die Modelle reichen von
                                                  Ein Sommerseminar der besonderen Art ist           gemeinsamen Instrumental-Camps und
                                                  seit 2007 der Hornsommer Drosendorf: Wo            Sommerkursen über die gemeinsame Trä-
                                                  sonst in Niederösterreich finden sich rund         gerschaft von Orchestern bis hin zur geteil-
                                                  60 Hornistinnen und Hornisten an einem             ten Öffentlichkeitsarbeit, etwa durch ein
                                                  Ort zum Musizieren zusammen? Die Teil-             Gemeinschaftskonzert. /
                                                  nehmer aus dem In- und Ausland bekom-
                                                  men von einem Dozententeam aus nieder-             Text: Isabella Lechner
Freiluftklasse des Hornsommers in Drosendorf an
              der Thaya. Foto: z. V. g.
                                                  österreichischen Musikschullehrern Ensem-
                                                  ble- und Einzelunterricht; eine Stunde am
                                                  Tag wird im großen Ensemble im Freien
                                                  miteinander musiziert. Der Unterricht ist            INFORMATIONEN
                                                                                                       ———————————————————
MusikantenWoche ist auf natürlicher Musik-        nach Altersgruppen gegliedert, seit 2016 gibt
erziehung aufgebaut: zuhören und mitspie-         es auch zwei Erwachsenengruppen. Für Kol-            www.musikschulmanagement.at
len, nachsingen und improvisieren – meist         legen hat Musikschullehrer und Organisator           _
ohne Noten. So gelingt es, in Ergänzung zum       Peter Hofmann zudem ein besonderes Ange-             Sommerkonzerte
Musik(schul)unterricht, das freie Musizieren      bot: „Musikschullehrerinnen und -lehrer              der drei Landesjugendorchester:
im Ensemble zu fördern. Gerade die Volks-         sind herzlich eingeladen, gratis einen Tag
                                                                                                       Sa, 15. 7. 2017, 17.30 Uhr
musik hat so elementaren Charakter, dass          zum Schnuppern bei uns vorbeizuschauen
                                                                                                       Jugendsinfonieorchester
wesentliche Grundkenntnisse zur Gehörbil-         und sich in Ensembleliteratur, Unterrichts-
                                                                                                       Niederösterreich
dung, Harmonie- und Formenlehre erwor-            methoden, Korrepetition oder Einzelunter-
                                                                                                       Prélude zum Sommerkonzert
ben werden können“, betont die Seminarlei-        richt Anregungen für den eigenen Unterricht
                                                                                                       Schlosshof Grafenegg, 3485 Grafenegg
terin und Geschäftsführerin der Volkskultur       zu holen und sich mit anderen Hornlehrern
Niederösterreich Dorli Draxler.                   auszutauschen.“                                      Do, 20. 7. 2017, 20.30 Uhr
                                                                                                       (bei Schlechtwetter: Fr, 21. 7. 2017)
     MusikSchmiede für Bläser                              Orchesterlandschaft                         Jugendjazzorchester Niederösterreich
                                                            Niederösterreich                           Konzert mit dem Lower Austrian
Bläser und Schlagwerker aller Altersgrup-                                                              Symphonic Rock Orchestra
                                                                                                       Schloss Kirchstetten, 2135 Neudorf
pen lockt die „MusikSchmiede“ heuer be-           Sommerkurse sind auch besonders für jene
reits zum 30. Mal nach Waidhofen an der           Musikschüler interessant, die in der eigenen         Sa, 2. 9. 2017, 17.00 Uhr
Ybbs. Organisiert wird die Woche von der          Musikschule keine Möglichkeit zum Orche-             Junge Bläserphilharmonie
Initiative zur Förderung kultureller Aktivi-      sterspiel haben. Um das zu ändern, arbeitet          Niederösterreich
täten (IFKA) in Zusammenarbeit mit dem            das Musikschulmanagement Niederöster-                Konzert beim Poydium Poysdorf,
Musikschulverband Waidhofen im Ybbstal.           reich gemeinsam mit den Musikschulen seit            Kellergstettn, 2170 Poysdorf
Für Erwachsene ist der Kurs auch tageweise        dem Schuljahr 2015/16 am Aufbau einer

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
BhW / 18

                                                                Hannelore Veit

             AM SCHIRM MIT CHARME

Sie gehört zu den kompetentesten TV-Journalisten des Landes. Über ihre Beziehung zu Stockerau und Nieder-
 österreich und wie sie den Bereich der Erwachsenenbildung in den USA sieht spricht sie im BhW-Interview.

                                                                                                       Veit: Natürlich wäre ich als Korresponden-
                                                                                                       tin am liebsten überall sofort zur Stelle,
                                                                                                       wenn zum Beispiel ein Terrorakt passiert
                                                                                                       oder ein schwerer Hurrikan droht. Es ist
                                                                                                       aber immer ein Abwägen, ob es sich tat-
                                                                                                       sächlich auszahlt, vor Ort zu sein, ob man
                                                                                                       überhaupt rechtzeitig dort sein kann oder
                                                                                                       auch ob die politische Tangente der Breaking
                                                                                                       News nicht eher doch in Washington ist.

                                                                                                       Die Ära Trump hat politisch so begonnen,
                                                                                                       wie es sich im Wahlkampf schon angekündigt
                                                                                                       hat. Wie sehen Sie Donald Trump und hat es
                                                                                                       persönliche Begegnungen gegeben?

                                                                                                       Veit: Ich habe mit Trump nie persönlich
                                                                                                       gesprochen – er gibt kaum Interviews, und
                                                                                                       schon gar nicht ausländischen TV-Sendern
                       Hannelore Veit im Interview mit Martin Lammerhuber.                             –, war aber bei Wahlveranstaltungen.

                                                                                                       Sehen Sie auch, dass die Kluft zwischen den
Sie sind seit den 1980er-Jahren als Journa-        In den 1990er-Jahren waren Sie ZiB-1-Star.          USA und Europa größer geworden ist?
listin tätig und jetzt Korrespondentin in          Was waren für Sie die besonderen Ereignisse,
Washington. Ist dies ihr bisheriger Karriere-      über die Sie in Ihrer ZiB-Karriere berichtet        Veit: Absolut. Trump hat bei seiner Euro-
höhepunkt?                                         haben?                                              pareise im Mai mit seinen abschätzigen
                                                                                                       Bemerkungen und seiner versteinerten
Veit: Ja und nein. Die ZiB-Moderation war          Veit: Das wirklich herausragende Ereignis           Miene gezeigt, dass ihm Europa egal ist.
sicher der Job im Zentrum der öffentlichen         war die Sondersendung am 11. September              Für Europa vielleicht eine Chance, ange-
Aufmerksamkeit. Journalistisch gesehen ist         2001. Innerhalb von Minuten war ich                 sichts der Abkehr der USA enger zusam-
es spannender, Korrespondentin und Büro-           damals auf Sendung. Was als kurze Sonder-           menzurücken.
chefin in Washington zu sein. Hier bin ich         sendung begann, ist zur längsten Sonder-
für das gesamte Produkt verantwortlich,            sendung des ORF geworden. Es waren                  Sie sind seit Jahren international unterwegs,
von der ersten Recherche bis zum letzten           unglaublich intensive Stunden, die ich              sind mit einem Franzosen verheiratet. Wo ist
Feinschliff, von der Liveschaltung bis zur         damals live kommentiert habe. Ich habe              Ihre Heimat?
Bereitschaft, sich sofort ins Flugzeug zu          jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran
setzen und in ein Krisengebiet zu fliegen,         denke.                                              Veit: Meine Heimat ist Österreich. Beson-
wenn Unvorhergesehenes ausbricht. Es ist                                                               ders wenn man viel weg ist, lernt man die
vor allem der Job, den ich immer schon             Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie             Vorzüge Österreichs zu schätzen – wunder-
machen wollte.                                     berichtenswerte News versäumen könnten?             schöne Landschaft, Städte mit einem

                                                     schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
BhW / 19

enormen Kulturangebot. Dazu gehört auch:         Schulfreunden aus der Gymnasiumzeit zu
Österreich ist ein Land mit jahrtausendeal-      organisieren – für mich ist es schön und
ter Kultur.                                      wichtig, den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Sie lieben Österreich, aber welche Eigenschaf-   Verfolgen Sie die kulturellen Entwicklungen
ten anderer Länder gefallen Ihnen beson-         in Niederösterreich?
ders?
                                                 Veit: Die Weinkultur in Niederösterreich,
Veit: Hier in den USA ist es die Offenheit       das muss ich immer wieder feststellen, hat
der Menschen auf der persönlichen Ebene          sich beachtlich entwickelt. Und weit drau-
– trotz der Anti-Ausländerrhetorik Donald        ßen am Land findet man exzellente Restau-
Trumps. Mir gefällt auch der Stolz auf das       rants und Wirtshäuser, auch kulturell hat
Land, der – zugegeben – manchmal total           Niederösterreich immer mehr zu bieten,
überzogen ist, aber ich denke, ein bisschen      hier ist sehr viel passiert.
davon könnten sich die Österreicher
abschauen.                                       Alles wird schneller. Wo und wie entschleuni-
                                                                                                     Lebenslanges Lernen ist ein absolutes Muss.
                                                 gen Sie?                                                  Man lernt bekanntlich nie aus.
Ihr Tätigkeitsfeld ist sehr breit und interes-
sant. Wie denken Sie über den Begriff des        Veit: Das ist eine gute Frage. Hier in
lebenslangen Lernens?                            Washington bleibt dazu nicht viel Zeit.
                                                 Österreich wäre ja im Prinzip entspannend,
Veit: Das ist ein absolutes Muss – gerade        ich versuche dann aber immer zu viel in ein        BhW-WORDRAP
für Journalisten unumgänglich. Man lernt         paar Tage hineinzupacken, möglichst viele          ———————————————————
bekanntlich nie aus.                             Freunde zu treffen … also bleibt mir fast nur      Lebensmotto:
                                                 Südfrankreich im Sommer. Das sind dann             Carpe diem – Genieße den Tag
Wie sieht in den USA, im Vergleich zu Öster-     zwei Wochen Nichtstun.                             Flugmeilen:
reich, der Bereich der Erwachsenenbildung                                                           genug zum Upgraden in die Business
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Politik, Umwelt, Soziales bis hin zu Angebo-     ders Sorgen, ob die nachfolgenden Generati-        Bildung hat Wert:
ten der Persönlichkeitsbildung.                  onen anlässlich der Klimaveränderung noch          soll für alle zugänglich sein
                                                 eine lebenswerte Welt vorfinden?
                                                                                                    „Washington Post“:
Veit: Politisch sind die Amerikaner sehr
                                                                                                    meine Lieblingszeitung
bewandert. Sie wissen um ihre Rechte             Veit: Solange wir uns des Problems bewusst
Bescheid, zitieren oft die Verfassung. Die       sind und Schritte dagegen setzen, mache ich        Fast Food:
                                                                                                    Sushi
direkt und persönlich gewählten Abgeord-         mir keine Sorgen. Ich bin ein optimistischer
neten in Washington müssen sich zu Hause         Mensch. /                                          Bewegungsarmut:
in den Bundesstaaten Treffen mit Wählern                                                            leider ja
stellen, die manchmal sehr kontroversiell                                                           Hollywood:
sind. Die Unterschiede bei Bildungsangebo-       Zur Person:                                        hat noch nicht angerufen
ten sind regional sehr unterschiedlich. Ich      Hannelore Veit                                     Österreichischer Wein:
war im vergangenen Herbst im ärmsten Teil        Geboren in Wien, aufgewachsen in Stockerau;        Wachauer Weißwein gehört zu den
Mississippis, wo vor allem Schwarze leben:       verheiratet, zwei Kinder.                          besten der Welt
Dort gibt es so gut wie keine Angebote, die      Studium an der University of Notre Dame,           Koalitionskrach:
Menschen fühlen sich vergessen vom Rest          Master of Arts, Magister der Philosophie in        Dauerzustand
Amerikas. In anderen Regionen, vor allem         Wien. Zunächst Dolmetscherin, freie Journali-      Handschrift:
um die großen Städte, ist das Angebot            stin, Japan-Korrespondentin und seit 1989 für      sagt viel über den Charakter aus
reichhaltig.                                     den ORF tätig. ZiB-1-Moderatorin, Wirtschafts-
                                                                                                    Anonymität:
                                                 magazin EURO Austria; seit 2013 ORF-Büro-
                                                                                                    in Amerika ja, in Österreich nein
Sie sind in Stockerau in die Schule gegangen.    leiterin in Washington D. C.
Wie sieht jetzt Ihre Beziehung zu Stockerau                                                         Lieblingsgegenstand:
                                                                                                    Cabrio
aus?
                                                 Interview: Martin Lammerhuber                      I am from Austria:
Veit: Mein Vater ist 96 und lebt in Stocke-      Fotos: M. Fellner                                  YES
rau, das heißt, ich komme bei jeder Öster-                                                          Elektroauto:
reichreise auch nach Stockerau. Ab und zu        Die Langfassung des Interviews finden Sie auf      nein
gelingt es auch, ein Treffen mit meinen          www.bhw-n.eu                                       _

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Juli/August 2017
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