KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Februar 2017 schaufenster KULTUR.REGION 500 Jahre Reformation Niederösterreich / Evangelisches Leben . Haus der Regionen / Vom Apennin in die Wachau Jahr der Orgel / Königin der Musik . Kulturgeschichte / Landkino P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
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EinBlick / 3 Universell und lebenswichtig: VERNUNFT UND GEFÜHL Geht es um die Beurteilung von Menschen, dann benennt ein herkömmliches Unterscheidungsmerkmal oft spontan entweder den Kopf oder den Bauch. Ob solch ein Befund auf einer geistigen Reflexion beruht oder aus dem Bauch getroffen wird, sei einmal dahingestellt. Den ganzen Menschen werden wohl beide Qualitäten ausmachen: sein Geist ebenso wie seine Empfindsamkeit. Sehen, Hören, Sprechen, Riechen, Fühlen oder Bewegen, jeweils begleitet von einem dem guten Zusammenleben dienenden Beneh- men. Genauso geht es aber auch um die intellektuelle Bildung, also darum, die Vernunft zu schärfen, zu forschen, rational zu denken und um die Kompetenz, Zusammenhänge zu erkennen, Expertisen zu erstellen oder Neues zu entwickeln. Daher spannt sich der Bogen unserer Aktivitäten von geselligen Anlässen und Gemeinschafts- erlebnissen bis hin zur fundierten Auseinandersetzung mit Erkennt- nissen aus Wissenschaft und Forschung, wobei das Hauptaugen- merk hier der Vermittlung und speziell der Übersetzung für die Praxis gilt. Wichtig ist jedenfalls beides auszubilden, sowohl die Vernunft als auch das Gefühl! Notwendig ist es auch, beides klar zu benennen und auseinanderzuhalten, denn gerade gegenwärtig und durch das kaum kritisch hinterfragte Agieren in den sogenannten sozialen Wenn wir beinahe tagtäglich mit Konflikten, Krisen und Irritati- Netzwerken führen geschürte Gefühle durchaus zum Ausblenden onen konfrontiert werden, dann wird die Notwendigkeit einer breit der Vernunft. Nicht allein der Populismus dürfte also die große angelegten und vielfältigen Kulturarbeit noch klarer deutlich. Gefahr unserer Zeit sein, sondern schlicht und einfach die Dema- Schwerpunkte dabei sind einerseits Professionalität in inhaltlicher gogie. Solide Kulturvermittlungsarbeit beugt hier vor, macht die Hinsicht, insbesondere dann, wenn es um Aus- und Weiterbildung Gesellschaft fit für die Zukunft und fördert Kreativität sowie ein geht, oder aber um die bestmögliche Unterstützung der vielen friedvolles Miteinander. / ehrenamtlich und freiwillig tätigen Menschen in unserem Land. Dies sind nur zwei Ziele, wie sie auch in der jüngst veröffentlichten Kulturstrategie des Landes Niederösterreich dargelegt sind. Dorli Draxler, Edgar Niemeczek Die Vernunft und genauso das Gefühl sind in diesem Zusammen- hang von besonderer Bedeutung. Viele Projekte der Kultur.Region. Niederösterreich und ihrer Betriebe dienen der Entwicklung, Aus- bildung und Verfeinerung des Gefühls. Unter dem Begriff ästhe- tische Bildung geht es also um das Kultivieren von Fähigkeiten wie schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Top-Termine / 4 Kultur.Region 2017 TOP-TERMINE Mo, 27. 2.–Do, 9. 3. 2017 So, 16. 4. 2017, 16.30 Uhr Di, 20. 6. 2017, 18.00 Uhr PRIMA LA MUSICA – PRÉLUDE AM OSTERSONNTAG PRIMA LA MUSICA – BUNDES- LANDESWETTBEWERB Jugendsinfonieorchester Niederösterreich, PREISTRÄGERKONZERT NÖ Festspielhaus St. Pölten Grafenegg ORF Landesstudio NÖ —————————————————— —————————————————— —————————————————— So, 12. 3. 2017, 9.00 Uhr Sa, 22. 4. 2017, 14.00 Uhr Mi, 21. 6. 2017 NÖ MUSEUMSTAG PRIMA LA MUSICA – LANDES- BhW-BILDUNGSGIPFEL Stadtsaal Korneuburg PREISTRÄGERKONZERT Klangturm St. Pölten —————————————————— Festspielhaus St. Pölten —————————————————— Sa, 18. und So, 19. 3. 2017, 18.00 Uhr —————————————————— Sa/So, 24./25. 6. 2017, 9.00–17.00 Uhr JOHANNESPASSION Fr, 5. 5. 2017 TAGE DER KULTUR.REGION. Chorszene Niederösterreich 7. TAG DER MUSIKSCHULEN NIEDERÖSTERREICH Sa, 18. 3.: Dom Wiener Neustadt landesweit im Rahmen der NÖ Landesausstellung So, 19. 3.: Stadtpfarrk. St. Stephan, Tulln —————————————————— in Pöggstall —————————————————— Do, 11.–Sa, 13. 5. 2017 —————————————————— Di, 21. 3. 2017, 19.00 Uhr NÖ VOLKSMUSIKWETTBEWERB Di, 15. 8. 2017 KOMMUNALE INTELLIGENZ Haus der Regionen, Krems-Stein GOLDHAUBENWALLFAHRT BhW-Vortrag Prof. Dr. Gerald Hüther, —————————————————— Wieselburg Konferenzsaal VAZ St. Pölten —————————————————— Sa, 20. 5.– So, 21. 5. 2017 —————————————————— Fr, 8. 9. 2017 MUSEUMSFRÜHLING NÖ Mo, 27. 3.–Fr, 28. 4. 2017 Anlässlich des Internationalen Museums- WELTALPHABETISIERUNGSTAG ZEIT PUNKT LESEN tags, landesweit BhW-Aktionstag Basisbildung Wanderausstellung „Buchstäblich anders. —————————————————— St. Pölten Ausgefallene Alphabet-Bücher aus aller —————————————————— Sa, 20. 5. 2017, 14.00 Uhr Welt“, NÖ Landesbibliothek St. Pölten So, 10. 9. 2017 —————————————————— GREISSLEREI IM WIRTSHAUS Eröffnung anlässlich des Internationalen DIRNDLGWANDSONNTAG Sa, 1. 4. 2017, 19.30 Uhr Museumstags, Museumsdorf Niedersulz landesweit aufhOHRchen —————————————————— —————————————————— IM FESTSPIELHAUS Mi, 23.–Mi, 31. 5. 2017 So, 10. 9. 2017 Festspielhaus St. Pölten —————————————————— PRIMA LA MUSICA – NATUR IM GARTEN FEST BUNDESWETTBEWERB mit HERBSTFEST „Hilfe im eigenen So, 9. 4. 2017 mit Bundespreisträgerkonzert Land“ am Dirndlgwandsonntag SAISONERÖFFNUNG BRANDL- am Mi, 14. 6. 2017, 18.00 Uhr Museumsdorf Niedersulz HOF MIT OSTERMARKT Festspielhaus St. Pölten —————————————————— Brandlhof in Radlbrunn —————————————————— Do/Fr 7./8. 12. 2017, 19.00 Uhr —————————————————— Do, 8.– So, 11. 6. 2017 NÖ ADVENTSINGEN Sa, 15. 4. 2017 25. NÖ VOLKSMUSIKFESTIVAL Grafenegg SAISONSTART MUSEUMS- aufhOHRchen 2017 DORF NIEDERSULZ Pöchlarn und Ybbs an der Donau schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Schaufenster Kultur.Region / 5 Februar 2017 INHALT Thema: 500 Jahre Reformation Musikschulmanagement Thema: 500 Jahre Reformation 6/ Evangelisches Leben 22 / Das Jahr der Orgel 39 / Museen und das in Niederösterreich —————— Lutherjahr —————— Handwerk —————— Handwerk der Regionen 26 / Uhrmacherschule Stadtmuseum Klosterneuburg 11 / Feine, neue Ware Karlstein an der Thaya 40 / Objekte der Erinnerung —————— —————— —————— Botschafterin der Tracht Bildung hat Wert Schätze ins Schaufenster 12 / Sissi Pröll im Interview 28 / Interview mit 42 / 22. Niederösterreichischer —————— Thomas Sykora Museumstag Haus der Regionen —————— —————— 14 / Programmvorschau 2017 Bräuche Kulturgeschichte —————— 30 / Das Licht 44 / Landkino Kremser Kamingespräche —————— —————— 16 / On tour in Wiener Neustadt Genuss Kolumne —————— 32 / Das Kochbuch der 47 / Zwischen Himmel Kolumne Alma Mahler-Werfel und Erde 17 / Begegnungsreich —————— —————— —————— Auslage Kultur.Region Chöre 34 / Bücher & CDs 48 / Nachschau 18 / Gesangsmetropole —————— —————— Gumpoldskirchen Thema: 500 Jahre Reformation Kolumne —————— 36 / Interview mit 50 / Die letzte Seite NÖ Kreativ Superintendent —————— 20 / Fächerübergreifende Lars Müller-Marienburg Projekte an Kunst- und —————— Musikschulen —————— IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Dachmarketing: Martin Lammerhuber. Produktionsleitung: Mag. Marion Helmhart. Redaktionsteam: Karin Böhm, Dr. Johannes Gold, Mag. Isabella Lechner, DI Claudia Lueger, Mag. Miriam Molin Pradel MA, Dr. Freya Martin, Mag. Petra Suchy, Mag. Andreas Teufl, Mag. Eva Zeindl. Termin- und Aboverwaltung: Victoria Lendvai, Tina Schmid. Anzeigen: Sabine Polndorfer. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Mag. Doris Buch- mann, Mag. Barbara Kohl, Dr. Birgit Lusche, Prof. Dr. Helga Maria Wolf. Eigentümer/Medieninhaber: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 179146a, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@kulturregionnoe.at, www.kulturregionnoe.at. Geschäftsführer: Prof. Dorothea Draxler, Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Martin Lammerhuber. Produktion: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711 m, LG St. Pölten, in Kooperation mit der Volkskultur Niederöster- reich Privatstiftung, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 432013 p, LG St. Pölten, Vorstandsvorsitzender: Ing. Maximilian Kaltenböck. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design OG, 1060 Wien. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Geschäftsführung: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler, Martin Lammerhuber. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktions- bezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln. Cover: Reformationsstadt Waidhofen an der Ybbs. Foto: Martin Siepmann/Austrian Images schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
500 Jahre Reformation / 6 Niederösterreich EVANGELISCHES LEBEN Evangelisches Leben vom 16. Jahrhundert an lässt sich an großzügigen Schlössern im Waldviertel, aber auch an den Ruinen kleiner „Luftkeuschen“ im Ötschergebiet und am Beispiel evangelischer Kirchenbauten aufspüren. Eine Rundreise durch Niederösterreich. Protestantische Herrschaftssitze im Waldviertel: Renaissanceschloss Greillenstein. Foto: imageBROKER/Franz Waldhäusl schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
500 Jahre Reformation / 7 Horner Bundbrief (Detail). Der Horner Bund wurde Während der Reformationszeit war auf der Rosenburg eine Druckerei für lutherische Schriften in Betrieb. 1608 als Zusammenschluss der meist protestantischen Foto: Manfred Horvath Stände gegründet. Foto: NÖ Landesarchiv 2017 ist europaweit für die evangelische Renaissanceschloss mit 13 Türmen. Unter te einen repräsentativen Bau, von wo aus er Kirche ein besonderes Jahr. Gemeinsam Grabner, der den protestantischen Ständen seine Amtsgeschäfte führen konnte. Trotz wird das 500-Jahr-Jubiläum der Reformati- angehörte, wurde die Rosenburg neben der protestantischen Gesinnung der Familie on, das zurückdatiert wird auf den Anschlag Horn zu einem Zentrum des Protestantis- Kuefstein blieb sie dem Kaiser ergeben. der 95 Thesen von Martin Luther 1517, mus in Österreich. In einer auf der Burg gefeiert. eingerichteten Druckerei wurde protestan- 1620 musste Hans Jacob Freiherr von Kuef- tische Literatur gedruckt. Nach Überschul- stein das Schloss verlassen, als es vom Füh- Der Reformgedanke Martin Luthers wurde dung und Verkauf wurde Schloss Rosen- rer der Katholischen Liga, Kurfürst Maxi- vor allem durch Flugschriften verbreitet. Es burg 1610 kurzfristig von den protestan- milian von Bayern, besetzt wurde. Hier ist der neuen Technologie der damaligen tischen Ständen erworben und galt als trafen sich Kurfürst Maximilian, Graf Tilly Zeit zu verdanken, dem Buchdruck, dass „österreichische Wartburg“. Ein Jahr später, und Feldmarschall Graf Buquoy vor der der Erneuerungsgedanke so schnell und im Zuge der Gegenreformation, erhielt die Schlacht am Weißen Berg für mehrere Tage, flächendeckend Verbreitung finden konnte. Rosenburg mit Kardinal Franz von Diet- um eine Taktik für den bevorstehenden Auch Geistliche und Studenten, die in Wit- richstein wieder einen katholischen Burg- Kampf auszuarbeiten. Kurz vor Ende des tenberg studierten, wurden bei ihrer Rück- herrn. 1619/1620 wurde die Rosenburg von Dreißigjährigen Krieges kamen Truppen- kehr in die Heimat zu Multiplikatoren den evangelischen Ständen unter Georg verbände der Schweden hier vorbei und reformatorischer Theologie. So erreichten Andreas Hofkircher erstürmt, doch wenige besetzten das Schloss kampflos, ohne aller- Luthers Ideen das Gebiet des heutigen Monate später eroberte sie der kaiserliche dings Schaden anzurichten. 1623 konver- Österreich. Feldherr Graf Buquoy zurück. tierte Hans Jacob von Kuefstein zum katho- lischen Glauben und konnte damit die Waldviertel Eng mit der Geschichte der Reformation ist Herrschaft für seine Familie retten. auch Schloss Greillenstein verbunden. Die Die Rundreise durch Niederösterreich be- Herrschaft wurde 1534 von Freiherr Johann Schloss Greillenstein besitzt eine für ihre ginnt im Waldviertel, das zu Zeiten der Lorenz von Kuefstein gekauft, und dessen Renaissance-Ausstattung sehenswerte Ka- Reformation eine Hochblüte protestan- Sohn ließ die Burganlage abtragen und pelle und einen Altar aus der Reformations- tischer Herrschaft erlebte. Als Kaiser Maxi- beauftragte Renaissancebaumeister, an ihrer zeit, wie sie in Österreich selten erhalten milian II. 1576 starb, war das Waldviertel Stelle das heutige Schloss Greillenstein zu er- sind. Im Aufbau behielten die Altäre der evangelisch. Die Rosenburg hoch über dem richten, das 1604 einschließlich Innenaus- Reformation in den Grundzügen das tradi- Kamp und die Renaissanceresidenz von stattung und Einrichtung fertiggestellt wurde. tionelle Schema bei. Greillenstein sind zwei Schlösser, die dies dokumentieren. Greillenstein wurde als Verwaltungssitz für Der großen Resonanz in der Bevölkerung drei große Grundherrschaften im Waldvier- stand die ablehnende Haltung der katho- Die gotische Rosenburg wurde in den Jah- tel und als Repräsentations- und Sommer- lischen Habsburger gegenüber, die von ren 1593 bis 1597 unter Sebastian Grabner sitz für die Familie gebaut. Hans Georg III. Anfang an die Ausbreitung der Reformation abgetragen, und an ihrer Stelle entstand das als Statthalter von Niederösterreich brauch- bekämpften. schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
500 Jahre Reformation / 8 Luther-Bibel, 17. Jahrhundert. Die Bibel kam mit den ersten Holzknechten in das Ötschergebiet und war Der neu gestaltete Innenraum der Toleranzkirche von Mitterbach. Die Empore ist mit den Namen der jahrhundertelang im Besitz der Familie Lerch. evangelischen „Bekenner“ gestaltet. Foto: Architekten Beneder und Fischer Foto: randlos Nach dem Augsburger Religionsfrieden im auch Rhetorik und Dialektik und bekamen haltung und Bodennutzung, um die Ernäh- Jahre 1555 kam dem Landesherrn das Recht auch naturwissenschaftliche Kenntnisse in rung zu sichern. zu, die Religion seines Territoriums zu Physik und Astronomie vermittelt. Das bestimmen. Bis ins späte 16. Jahrhundert evangelische Schulhaus von Mitterbach, in Von ihrer Ankunft im Ötschergebiet um war die Ausbreitung der Reformation und dem heute das Museum untergebracht ist, 1750 bis zur Ausrufung des Toleranzpatents die Etablierung eines evangelischen Kir- wurde 1786 errichtet und gehört zu den im Jahre 1781 durch Joseph II. lebten die chenwesens nicht wirksam zu unterbinden, ersten evangelischen Schulen in Nieder- Holzknechte und zugezogenen Familien die ständige militärische Bedrohung durch österreich, wie sie auch in Krems, Wiener im religiösen und auch gesellschaftlichen die Türken zwang den Landesherrn zu Neustadt, Horn und Loosdorf unterhalten Untergrund. Bibel und religiöse Schriften Zugeständnissen, da er auf die personellen wurden. Das ist umso beachtlicher, als zwi- wurden versteckt, in hohlen Bäumen, in der und finanziellen Mittel seiner reformato- schen Ötscher und Gemeindealpe im nie- Futterkrippe einer Kuh und in geheimen risch geprägten Länder angewiesen war. Mit derösterreichisch-steirischen Grenzgebiet Mauernischen. Eine dieser Luther-Bibeln, dem Einsetzen der Gegenreformation oder unwegsame Alpentäler liegen. sie wiegt zehn Kilogramm, ist im Museum der Rekatholisierung des Landes entwi- ausgestellt. ckelte sich der Geheim- oder Kryptopro- An die 5.000 Hektar Holz aus den Besit- testantismus. zungen des Stiftes Lilienfeld galt es zu schlä- „Stillhalten“, das war es, was von den Holz- gern, und dazu brauchte es Holzknechte, die knechten und ihren Familien verlangt wurde. Mostviertel vor allem in der Bringung von Holz und Das bedeutete, weder religiös noch gesell- dem Bau von Triften und Riesen Erfahrung schaftlich aktiv zu werden. Die katholische Die Bibel liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. hatten. Beim Holzschlägern arbeiteten stets Kirche bemühte sich, mit Gegenoffensiven „Das unterscheidet uns von den Katho- mehrere Männer in Gruppen, den soge- die Holzfäller zum „wahren“ Glauben zu brin- lischen“, erklärt Martin Weber, der durch nannten „Passen“, zusammen, die von sechs gen. Auf Anraten Kaiserin Maria Theresias das Museum von Mitterbach am Erlaufsee bis zwölf Männern gebildet wurden. wurde die Kirche von Josefsberg errichtet, führt. Die aufgeschlagene Bibel, in der um den Menschen aus Mitterbach den weiten jederzeit gelesen werden konnte, und das Die aus Salzburg ausgewiesenen Protes- Fußmarsch nach Annaberg zu ersparen. Am auf Deutsch, ist der Gegenentwurf zum tanten sowie Männer aus dem Salzkammer- Hagengut, Gemeinde Mitterbach, wurde katholischen Glauben, der erst mit dem gut gingen in die Ötschergräben. Ihren die katholische Kirche St. Johann in der Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) geheimen Glauben nahmen sie mit. Sie Wüste erbaut, von der heute nur mehr den Gebrauch der Muttersprache in der bekamen ein Grundstück für 30 Jahre zur Grundmauern zu sehen sind. katholischen Liturgie erlaubte. Verfügung gestellt, auf dem sie kleine Häu- ser errichteten, wegen der unklaren Besitz- Obwohl sich die Holzknechtfamilien katho- Lesen, das konnten die protestantischen lage „Luftkeuschen“ genannt. Die meisten lisch gaben, Taufen, Hochzeiten und Holzfällerkinder aus den hintersten Öt- dieser Häuser in den Ötschergräben sind Begräbnisse vom katholischen Pfarrer hal- schergräben, denn in der evangelischen längst abgekommen. Familiennachzug ten ließen, fanden sie in der Abgeschieden- Schule lernten sie neben Bibelunterricht wurde mit der Zeit erlaubt sowie auch Vieh- heit ihrer Behausungen zu geheimen Haus- schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
500 Jahre Reformation / 9 Der „Raxkönig“ Georg Hubmer ließ, trotz Widerstände seitens der Obrigkeit, die evangelische Kirche von Holzfällerbehausung in der Georg Hubmer- Naßwald erbauen. Foto: Karl Gruber Gedächtnisstätte, Naßwald. Foto: z. V.g. andachten zusammen, wo unter Anleitung menisch genutzt. Darauf haben sich die dischen Tunnels beim Gscheidl nahe dem sogenannter Vorgänger aus der Lutherbibel katholische und die evangelische Kirche Lahnsattel. Der Tunnel ermöglichte es den und Erbauungsbüchern gelesen wurde. vertraglich geeinigt. Die seit dem Jahr 1430 Holzknechten, das Holz von der steirischen bestehende gotische Bürgerspitalkirche von Seite nach Niederösterreich zu schwem- Drei Jahre nach der Erlassung des Toleranz- Waidhofen ist im Besitz der Bürgerspital- men. patents von 1781 durch Kaiser Joseph II. stiftung. Ihre Ursprünge reichen bis in das wurde es den Holzknechten gestattet, ein Jahr 1273 zurück. Schon vor der vertrag- „Raxkönig“ Georg Hubmer hat viel für die Bethaus zu bauen. Allerdings wussten die lichen Einigung beider Kirchen konnten evangelische Gemeinde Naßwald getan. Holzknechte nichts von dieser gesetzlichen evangelische Gottesdienste in der Kirche 1800 errichtete er eine Schule und stellte Neuerung, die ihnen wohlweislich ver- gefeiert werden. Diese ökumenische Gast- einen Lehrer an. 1826 ließ er ein Bethaus schwiegen wurde. „Erst bei einem Besuch in freundschaft bezieht sich auch auf Konzerte bauen, damit die Naßwalder zum Kirchen- der alten Heimat im Salzkammergut und kulturelle Veranstaltungen, die „mit der besuch nicht mehr den elfstündigen (!) erfuhren sie vom Toleranzpatent“, so Martin Würde des Kirchenraumes“ in Einklang Fußmarsch nach Mitterbach auf sich neh- Weber bei der Führung durch Museum und stehen. men mussten. Kirche von Mitterbach. 176 Menschen „bekannten sich“ und ließen sich im Industrieviertel Weil Georg Hubmer der Meinung war, das römisch-katholischen Pfarramt von Anna- Haus Gottes müsse das schönste Haus im berg als evangelisch eintragen. Aus eigenen Im Jahr 1782 ging ein Holzknecht, aus Ort sein, verfügte er entgegen den Bestim- Mitteln wurde Grund angekauft und die Gosau stammend und schon einige Jahre im mungen des Toleranzpatents, dass das Naß- Kirche – vorerst noch ohne Turm – errich- Waldviertel und am Ötscher als Holzknecht walder Bethaus runde Fenster haben sollte, tet. Mit der Neugestaltung des Kirchen- tätig, weiter nach Naßwald. Es war Georg denn Bogenfenster waren katholischen Kir- innenraums durch die Architekten Ernst Hubmer, der sich um die Holzbringung aus chen vorbehalten. In allen Instanzen bis Beneder und Anja Fischer wurde im ver- den Wäldern um Rax und Schneeberg zum Kaiser kämpfte er das durch. Sein gangenen Jahr auch die Empore erneuert. beworben hatte. Sehr geschickt im Bau von Spruch „Und die Fenster bleiben rund“ Die 176 Namen der Bekenner sind in das Holzbringungs- und Schwemmanlagen, dient in der Gegend heute noch als Sprich- Holz eingeschnitten. erfüllte er mit seinen Leuten die Aufgaben wort für etwas, das nicht veränderbar ist. so gut, dass er es bis zum kaiserlichen Im November 2016 wurde Waidhofen an Schwemmmeister brachte. Den Ehrentitel Ein Beispiel einer modernen evangelischen der Ybbs in den Kreis der Europäischen „Raxkönig“ hat ihm angeblich der Kaiser Kirche ist jene von Klosterneuburg. Es gibt Reformationsstädte aufgenommen, da die selbst verliehen. Für den Transport des keinen Turm, sondern ein schlichtes Stahl- Stadt eine stark evangelisch geprägte Ver- Holzes nach Wien am damals errichteten kreuz, das daran erinnert, dass es evan- gangenheit hat. Eine Besonderheit in Waid- Wiener Neustädter Kanal gründete er ein gelischen Kirchen unter den Habsburgern hofen an der Ybbs ist die vor der Stadtmau- Schifffahrtsunternehmen, das bis zu 30 vorerst nicht erlaubt war, über einen Turm er gelegene Bürgerspitalkirche. Als erste Schiffe in Betrieb hatte. Eine seiner Pionier- – den Fingerzeig in den Himmel – zu ver- Kirche in Österreich wird sie seit 2005 öku- leistungen war der Bau des ersten alpenlän- fügen. Die Klosterneuburger Kirche des schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
500 Jahre Reformation / 10 Lichteffekte in der evangelischen Kirche Klosterneuburg, Planung: Architekt Heinz Tesar 1992. Der Davidstern, Foto: Christian Bauer der die Altarplatte trägt ... Architekten Heinz Tesar beeindruckt durch jüdische Religion. An der Ostwand, an der Lichteffekte, etwa durch ein Lichtband in einst der Thoraschrein stand – das Wort Form eines Fensterkranzes entlang der Gottes –, wird der auferstandene Christus Südwand. In das Deckengewölbe wurden dargestellt – das lebendige Wort Gottes. 25 Lichtkuppeln integriert, die im Kirchen- raum für spektakuläre Lichtspiele sorgen. Aber es sind nicht nur die sichtbaren Zei- Die Kirche wird zuweilen auch als Konzert- chen, die die Vergangenheit des Gottes- saal genutzt. hauses thematisieren, sondern es ist auch der Geist, der dieses Haus erfüllt. Blickt man Weinviertel auf den Eingang der Kirche, fällt einem auch ... erinnert daran, dass die evangelische Kirche die neugestaltete Friedenssäule auf dem von Stockerau ... Eine ganz andere Geschichte hat die Luther- öffentlichen Grund davor auf. „Möge Friede kirche von Stockerau. Seit dem Jahr 2000 auf Erden sein“ steht hier in Deutsch, Eng- setzt sich die evangelische Gemeinde Sto- lisch, Arabisch und Hebräisch. Die sehr ckerau intensiv mit der Geschichte ihres praktische Auswirkung ist das Engagement Gotteshauses auseinander, das 1903 als der Gemeindemitglieder bei der Betreuung Synagoge für die Israelitische Kultusge- der in Stockerau lebenden Flüchtlinge, meinde Stockerau erbaut worden war. Erste ergänzt etwa durch einen Basiskurs Flücht- Schritte waren ein Gedenkstein vor der lingsbegleitung. Kirche und der als Erinnerungsraum gestal- tete Vorraum. Aber vor allem bei der Neu- Für das Reformationsjahr 2017 nimmt sich gestaltung des Gotteshauses wurden sicht- die Gemeinde, eingedenk der besonderen bare Zeichen gesetzt. Geschichte ihres Gotteshauses, eines kontro- versiellen Themas an: Die Wanderausstellung Ein Davidstern ist als Fuß des Volksaltars „Luther und die Juden“ wird ab 30. April zu ... die 1903 errichte Synagoge war. erkennbar, er trägt eine Glasplatte mit dem sehen sein, und beim Studientag am 1. Mai Bild: z. V. g. Motiv der zwei Fische und fünf Brote, das steht dieses Thema zur Diskussion. / an die Speisung der 5.000 erinnert. Nachzu- lesen ist dies bei allen vier Evangelisten. Text: Mella Waldstein, INFORMATIONEN Daneben ist die Kanzel platziert; aus einer Mitarbeit: Claudia Lueger, Eva Zeindl ——————————————————— Wurzel, in Bronze gearbeitet, der Wurzel evang.at Isais, sprießt der Zweig eines Olivenbaums, Literatur: sichtbar auf geätztem Glas. Die zwei leicht Paul Weiland: „Ötscher:Reich Glaubens:Reich“ in: www.mitterbach.at/wallfahrt-und- gebogenen Glasplatten der Kanzel, die sich „Wunderwelt Ötscher“ Hg.: Volskultur Niederösterreich, kirche/evangelische-kirche/ überlappen, stehen für die christliche und 2015. ISBN 978-3-901820-96-0 www.evang-stockerau.org schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Promotion / 11 Handwerk der Regionen NEU EINGETROFFEN! Das Geschäft „Handwerk der Regionen“ entwickelt sich immer mehr zu einer ersten Adresse in Sachen Qualität und Handwerk. a EUR b 18,50 Haute Couture für die Haut – Leinen hat von allen Fasern die höchste Quell- und Saugfähigkeit. Handtücher, ab EUR 18,50 Jede Tasche ein Unikat. Die Kunst des Federkielstickens wurde von der Zunft der Riemer ausgeführt. Seit über 30 Jahren werden in St. Martin am Tennengebirge aus Leder und gespaltenen Pfauenfederkielen feinste hand- gestickte Gürtel, Taschen und Bucheinbände hergestellt. Tasche mit Federkielstickerei, EUR 720,– Foto: Nikolaus Korab Die Mühlviertler Leinenweberei Leitner stellt hohe Ansprüche an Material, Design und Verarbeitung. Polsterbezüge, ab EUR 54,– volkskultur HANDWERK DER REGIONEN ——————————————————— 3504 Krems-Stein Ludwig-von-Köchel-Platz 1 Tel. 02732 85015 15 Stilgerecht wird der Mokka in der Kupferkanne Höchster Mokka-Genuss mit Porzellan der traditions- zubereitet. Dreimal aufgekocht und mit ein paar reichen ungarischen Manufaktur Herend (gegründet Öffnungszeiten: Tropfen Wasser gelöscht. Die Kannen werden von der 1826), der ältesten, größten und europaweit bedeu- Mo–Sa 10.00–12.00 Uhr Waldviertler Metalldrückerei Effenberger hergestellt. tendsten Porzellanmanufaktur. und 13.00–18.00 Uhr Ab EUR 31,– Mokka-Tasse mit Teller, EUR 85,– schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Niederösterreichischer Trachtenball / 12 Botschafter der Tracht GUTE HALTUNG Am niederösterreichischen Trachtenball in Grafenegg wurden die Botschafter der Tracht 2017 vorgestellt: Journalist und Gault & Millau-Herausgeber Karl Hohenlohe und Sissi Pröll, Präsidentin von „Hilfe im eigenen Land“. Welchen Stellenwert hat die Tracht für Sie? Sissi Pröll: Mit einer Tracht kann ich mich identifizieren. Ein Dirndl passt jeder Frau, jeder Altersgruppe und egal welche Figur sie hat. Ein Dirndl macht schlank, und automatisch nimmt die Frau eine gute Hal- tung darin ein. Bekommt man in einem Dirndl rascher Komplimente? Sissi Pröll (lacht): Ja, ein Dirndl, und vor allem eines mit Dekolleté, schmeichelt jeder Frau. Für ältere Frauen rate ich jedoch, län- gere Ärmel und ein Tuch dazu zu tragen. Wie viele Dirndln hängen in Ihrem Kleiderkasten? Sissi Pröll: Unzählige, und in fast allen Far- ben. Ich habe Sommer- und Winterdirndln, Mit einem Dirndl immer richtig gekleidet – Sissi Pröll, Botschafterin der Tracht 2017. so wie dieses, das ich jetzt trage. Ich habe vor allem längere Röcke, und dazu trage ich gerne Stiefel – wie meine Großmutter. Darin habe ich einen guten Halt. Bei jun- Sie stehen dafür. Sie tragen sie, und sie tra- Wann ist das Dirndl in Ihr Leben gen Frauen gefallen mir auch kurze gen sie hinaus in die Welt: Die Tracht hat getreten? Dirndln. ihre Botschafter. Zum fünften Mal organi- sierte die Grande Dame der österreichi- Sissi Pröll: Aufgewachsen bin ich in Wien. Wird in Ihrer Familie auch Tracht schen Trachtenmode, Gexi Tostmann, – Bei meiner Großmutter im burgenlän- getragen? erstmals im Rahmen des Niederösterreichi- dischen Großwarasdorf/Veliki Borištof, wo schen Trachtenballs in Grafenegg – einen ich viele Ferien verbrachte, habe ich Sissi Pröll: Wir haben sechs Enkelkinder. festlichen Empfang der Botschafter. Dirndln getragen. Das erste Dirndl war Zur Taufe haben die Buben jeweils einen selbstgenäht: ein grüner Kittelleib mit rosa Kalmuckjanker bekommen und die Mäd- Bei einem Gespräch am Brandlhof in Radl- Blümchen, rosa Schürze und ohne Bluse. chen ein Wachauer Dirndl. Bei Festlich- brunn traf Schaufenster Kultur.Region die Auch meine Großmutter, eine Burgenland- keiten, wie etwa zum 70. Geburtstag meines neu ernannte Botschafterin der Tracht, Sissi kroatin, hat kroatische Dirndln getragen. Mannes im vergangenen Dezember, tragen Pröll. Das war für sie selbstverständlich. die Kinder Tracht. schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Niederösterreichischer Trachtenball / 13 Wann tragen Sie Tracht? Sissi Pröll: Bei vielen Gelegenheiten und vor allem bei offiziellen Anlässen, Einla- dungen oder am Sonntag. Wenn ich mei- nen Mann frage, was ich anziehen soll, ant- wortet er immer: „Ein Dirndl. Im Dirndl schaust du am besten aus.“ Ihr Mann, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll ist der erste Botschafter der Tracht und begeisterter Träger traditioneller Kleidung. Zu welchen Anlässen? Sissi Pröll: Er hat maßgeblich daran mit- gewirkt, den „Niederösterreicher“, also den niederösterreichischen Landesanzug zu eta- blieren, und trägt ihn bei festlichen Anläs- Damenrunde am Brandlhof: Trachtenexpertin Gexi Tostmann, „Botschafterin“ Sissi Pröll sen. Wenn’s legerer hergeht, dann zieht er und Geschäftsführerin der Volkskultur, Dorli Draxler. auch gerne eine Joppe an. Wie sehen Sie die Entwicklung der Tracht in den letzten Jahren? EMILIE-FLÖGE-PREIS KONRAD-MAUTNER-PREIS AN SISSI PRÖLL AN KARL HOHENLOHE Sissi Pröll: Seit 46 Jahren bin ich verheira- ——————————————————— ——————————————————— tet und lebe in der Heimatgemeinde meines Mannes in Radlbrunn. Damals war ich die Erste, die sonntags im Ort ein Dirndl getra- gen hat. Die Frauen haben früher lieber ein Kleid angezogen. Heute ist es so, dass es sowohl die traditionellen Dirndln gibt als auch die modischen. Als Sonntagstracht plädiere ich für ein echtes Dirndl, im Alltag ist ein modisches Dirndl auch passend. Für mich ist aber die Qualität der Stoffe wich- tig. Was ich ablehne, sind die „neumo- dischen“ Blusen. Allerdings sehe ich, dass ein Modedirndl für junge Mädchen der Einstieg ist, ein Dirndl zu tragen. Wie sehen Sie die Rolle der Volkskultur Nie- derösterreich im Hinblick auf das Trachten- Sissi Prölls Liebe zur Tracht ist vielen von Karl Hohenlohes Familie ist in ganz Euro- bewusstsein? uns bekannt. Sie fühlt sich darin wohl und pa zu Hause. Die Hohenlohes prägten, sicher und ist, wie sie selber sagt, mit wurden aber auch geprägt von regionalen Sissi Pröll: Die Verdienste sind unbe- einem Dirndl jedenfalls richtig gekleidet. Traditionen. Berühmt bei Trachtenlieb- stritten. Vor allem der landesweite Dirndl- Ihren guten Geschmack und anmutigen habern ist das sogenannte „Hohenlohe gwandsonntag im September hat viel dazu Stil kann sie bei der Auswahl von Stoffen, Frackl“, das in Anlehnung an die Ausseer beigetragen, dass das Dirndl wieder getragen Materialien und Formen voll entfalten. Tracht bis heute gern getragen wird. wird. Der Tag ermutigt, und nicht nur am Jedes ihrer Dirndlkleider ist liebevoll und Karl Hohenlohe hat schon als Kind Leder- Dirndlgwandsonntag, die Tracht auszufüh- sorgfältig ausgesucht und hat „Pfiff“. hose und Trachtenjoppe „geerbt“ – alles ren. Auf der anderen Seite ist der nieder- Emilie Flöge (1874–1952) war Mode- getragen und abgewetzt. Das „Gwand österreichische Trachtenball der glanzvolle schöpferin und betrieb mit ihrer fürs Land“ ist für ihn eine geliebte Selbst- Höhepunkt für die Festtagstracht. / Schwester den Couture Salon „Schwes- verständlichkeit. tern Flöge“. Sie entwarf Modellkleider, Der Preis ist nach dem Volkskunde- Interview: Mucky Degn, Mella Waldstein die den Modegeschmack der Wiener und Volksliedforscher Konrad Mautner Fotos: Nadja Meister Werkstätten widerspiegelten. (1880–1924) benannt. schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Haus der Regionen / 14 Programmvorschau VOM APENNIN IN DIE WACHAU Das Haus der Regionen, seit über zehn Jahren Gastgeber für über 300 europäische Regionen, beginnt das Jahr 2017 mit Musik, die durch die vielfältigen Regionen Liguriens geprägt ist, und präsentiert neue Volksmusik mit Ramsch & Rosen sowie Cremser Selection. I Liguriani mit Fabio Biale (Gesang, Violine, Perkussion), Michel Balatti (Traversflöten), Fabio Rinaudo Ramsch & Rosen: Julia Lacherstorfer und Simon (Dudelsack), Filippo Gambetta (Knopfakkordeon) und Claudio De Angeli (Gitarre). Foto: Alice Ellena Zöchbauer. Foto: Viktoria Hofmarcher Eine Landschaft wie eine Umarmung: Der Gruppen- und Paartänzen sowie bewe- In ihren Bemühungen um die Bewahrung Ligurische Apennin begleitet den gesamten genden Balladen für Solo- und Chorstim- dieses reichen immateriellen Kulturerbes ligurischen Küstenbogen von der franzö- men. Zu Akkordeon, Dudelsack, Gitarre, arbeitet die Gruppe mit unterschiedlichen sischen Grenze bis zu den Cinque Terre Kontrabass und Drehleier mischt sich der Universitäten, Kulturinstitutionen, der und bildet so auf meist weniger als 20 Kilo- wilde Klang der antiken Piffero, der für UNESCO, mehreren Radio- und TV-Sen- meter Breite eine einzigartige, gleichzeitig diese Bergregion typischen Oboe. Diesem dern sowie Literatur- und Musikfestivals maritime und montane Kulturlandschaft, überlieferten Schatz gibt Maddalena Sca- zusammen. Seit 2002 obliegt Enerbia die die im Nordwesten noch ins Alpine hinein- gnelli mit ihrer gefeierten und mehrfach künstlerische Leitung des Apennin-Festi- reicht. ausgezeichneten Gruppe Enerbia auch vals. außerhalb Italiens eine Stimme. Auf ihrer Enerbia Reise unter dem Titel Serenin streifen sie I Liguriani dabei das musikalische Erbe von Piemont, Charakteristisch für die Kulturlandschaft Ligurien, der Emilia Romagna und der I Liguriani entführen mit ihrer Musik in die des südlichen Apennins ist die lebendige Lombardei. bilderreiche und gefühlvolle Welt der ligu- musikalische Vielfalt an rhythmischen rischen Kultur und Tradition, erzählen von schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Haus der Regionen / 15 den Geschichten, Gefühlen und Hoffnungen Walzer aufgeigen, worüber der sich aber jener Menschen, die von den schroffen Ber- ziemlich echauffiert …“, so ihre Eigenbe- DAS LEBEN IST KEINE gen ihrer Heimat auszogen, um in See zu schreibung. Zwischendurch darf die Frage GENERALPROBE stechen und die unterschiedlichsten Kul- gestellt werden, in welchem Aggregat- ——————————————————— turen zu bereisen. Die virtuosen Musiker zustand das Weltkulturerbe Marille wohl Do, 16. 3. 2017, 18.00 Uhr Fabio Biale (Gesang, Violine, Perkussion), am besten mundet. Die Selection bevorzugt Michel Balatti (Traversflöten), Fabio Rinau- eindeutig den flüssigen … do (Dudelsack), Filippo Gambetta (Knopf- akkordeon) und Claudio De Angeli (Gitarre) Abends folgt die Cremser Selection den präsentieren im Haus der Regionen alte und mondsüchtigen Drahrern auf ihren ver- populäre Lieder ihrer Heimat im ligurischen schlungenen Pfaden, träumt, singt, weint Dialekt, Balladen von Schiffsuntergängen und lacht, spielt und tanzt mit den Zuhö- und Partisanen, temperamentvolle Tänze rern in den Himmel hinein. Ein himm- und sinnliche Weisen. Dabei nehmen sie lisches Programm, gewürzt mit höllischem unterschiedliche Reminiszenzen aus ande- Tanz. / ren Kulturen auf – Mazurken, Sbrandi oder Monferrine aus dem Piemont ebenso wie französische und schottische Walzer, gefühl- voll arrangiert. Der „Schuh-Rebell“ Heini Staudinger. Foto: Markus Lohninger Alma KONZERTE IM und Ramsch & Rosen HAUS DER REGIONEN ——————————————————— Der Alltag des „Schuh-Rebellen“: Der Film „Das Leben ist keine Generalprobe“ Drei Ensembles, die auf höchstem Niveau Fr, 10. 3. 2017, 19.30 Uhr folgt den Visionen, Errungenschaften musizieren und traumwandlerisch zwi- Enerbia und Kämpfen eines Mannes und seines schen Volksmusik, Weltmusik und zeitge- Do, 30. 3. 2017, 19.30 Uhr Unternehmens im Herzen des Gmünder nössischer Musik zu changieren verstehen, I Liguriani Bezirks, der „Waldviertler“-Schuhfabrik. sind Ende März und Anfang April im Haus Kat. I: VVK: EUR 20,00, AK: EUR 22,00 Firmeninhaber Heini Staudinger verrät an der Donaulände zu hören. Julia Lachers- Kat. II: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 uns bereits in der Anfangsszene sein torfer und Simon Zöchbauer transportie- Erfolgsgeheimnis: die nötige Portion ren als kongeniales Duo Ramsch & Rosen Kombi-Karte für beide Konzerte Frechheit und den nötigen Rest an Frei- zarte Volksmusik feinfühlig in die Gegen- der Reihe ITALIEN / Ligurien: heit – und damit macht er splitternackt wart. Zu Gstanzln und Liedern von der Kat. I: EUR 33,00; Kat. II: EUR 29,00 einen Hechtsprung in einen – für Bade- Alm tänzelt die Geige – mal seufzend, mal _ gäste nicht freigegebenen – Waldviertler jauchzend – auf der so vielsaitigen Zither Steinbruch-See. Er schwimmt lieber umher. Sie begeben sich auf einfühlsame, Do, 23. 3. 2017, 19.30 Uhr gegen den Strom. mäandrierende Spurensuche, beweisen mit Ramsch & Rosen und Alma In ihrem ersten Kinofilm begleitet Filme- kreativen Ansätzen ihre Lust am Experi- In Zusammenarbeit macherin Nicole Scherg den „Schuh- mentieren. Julia Lacherstorfer ist dem Publi- mit der Musikfabrik NÖ. Rebellen“ Heini Staudinger, seine kum vom Ensemble Alma bekannt, das an Do, 6. 4. 2017, 19.30 Uhr Co-Geschäftsführerin Sylvia Kislinger, diesem Abend ebenfalls im Haus der Regi- Cremser Selection „Firmen-Philosoph“ Moreau und das onen aufspielen wird, Simon Zöchbauer ist „Waldviertler“-/GEA-Team zwei Jahre in Kat. I: VVK: EUR 20,00, AK: EUR 22,00 Mitglied der Formation Federspiel, die Blas- der Auseinandersetzung mit der Finanz- Kat. II: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00 musik aufregend zu interpretieren weiß. marktaufsicht (FMA), in alle Winkel des _ Betriebes, zum Produktionspartner nach Cremser Selection Tipp für alle Konzertabende: Ungarn, zu Hilfsprojekten nach Tansania Genießen Sie vor dem Konzert oder eben auch zum Nacktbaden. Cremser Selection dürfen Sie sich etwa so ein dreigängiges Menü im Restaurant Im Haus der Regionen berichtet Staudin- imaginieren: „Am Morgen, wenn in der BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt ger freizügig (wenn auch bekleidet) über Wachau die Sonn wie eine reife Marilln um insgesamt EUR 38,00. den Mut, die Liebe, die Wirtschaft, das aufgeht und die Fledermäus im Kremstal Leben – und die Macht jedes Einzelnen, verscheucht, weckt sie den Räuberhaupt- Karten & Information: Dinge zu verändern. mann Grasel, der sich letztendlich als gar Haus der Regionen Der Film wird von Heini Staudinger nicht so bös herausstellt. Am Tag schickt 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 präsentiert. man Depeschen an den Teufel, dass oben Tel. 02732 85015 VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00 beim Herrgott Strauss und Lanner zum ticket@volkskulturnoe.at Freie Platzwahl schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Kremser Kamingespräche / 16 Hochtechnologie DAS WISSEN DER WISSENSGESELLSCHAFT In fünf spannenden Gesprächen stellen namhafte Vortragende die Wissensgesellschaft in den Diskurs. Zu Beginn gehen die Kremser Kamingespräche „on Tour“ – am 15. Februar im Stadttheater Wiener Neustadt. sie erfolgen? Welche Bedeutung haben lisierten Forschungswelt? Dieses in die Zu- Foto: shutterstock nichtspezialisiertes Wissen und jene Alltags- kunft weisende Thema wird Garant anre- erfahrungen, die unser Leben seit Generati- gender Diskussionen sein. / onen beeinflussen? Das sind die Fragen, die Moderator Michael Battisti, ORF Nieder- Text: Miriam Molin Pradel österreich, seinen Gästen stellen wird. On tour in Wiener Neustadt Das erste Kamingespräch der Reihe wird am KREMSER KAMINGESPRÄCHE ——————————————————— 15. Februar wieder „on tour“ stattfinden. Diesmal in Wiener Neustadt, wo das For- Mi, 15. 2. 2017, 18.00 Uhr / on Tour schungszentrum MedAustron angesiedelt Hochtechnologie ist. Bürgermeister Mag. Klaus Schneeberger Stadttheater Wiener Neustadt, und der ärztliche Direktor von MedAustron Herzog Leopold-Straße 17 Prof. Dr. Eugen Hug sprechen zum Thema _ Hochtechnologie. Am MedAustron wurde Mi, 8. 3. 2017, 18.00 Uhr nach dem CERN-Vorbild ein Teilchenbe- Medizinisches Wissen schleuniger gebaut, welcher für medizi- Mi, 19. 4. 2017, 18.00 Uhr Die 22. Reihe der Kremser Kamingespräche nische Zwecke und nichtklinische For- Wissensstandort Niederösterreich befasst sich mit der Frage nach dem Wissen schung eingesetzt wird. MedAustron und in unserer Gesellschaft. In Zeiten von Google der Standort Österreich stehen dabei sowohl Mi, 10. 5. 2017, 18.00 Uhr und Smartphones scheinen Fakten, Jahres- im internationalen Wettbewerb, als auch im Wissen als Markt zahlen und Daten immer verfügbar zu sein. Austausch mit anderen Forschungszentren Mi, 14. 6. 2017, 18.00 Uhr Solch ein Wissen mag sich dann dazu eignen, und Technologieeinrichtungen weltweit. Globalisiertes Wissen trefflich zu punkten. Doch dabei kann über- Was für Laien nach unverständlicher Theo- greifendes Wissen, nämlich die Fähigkeit, rie klingen mag, hat aber konkrete Auswir- Haus der Regionen verschiedenste Wissenselemente miteinander kungen auf unser Leben, insbesondere in 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 zu verbinden, verloren gehen. Somit wird es der medizinischen Strahlentherapie. immer wichtiger zu verstehen, statt nur zu Anmeldung: ticket@volkskulturnoe.at wissen. Eine wichtige Rolle spielen vermehrt Die Referenten werden sich beim ersten Die Gespräche werden jeweils eine Woche die Vermittlung von Fähigkeiten, Kreativität Kamingespräch dieser Reihe unter anderem später um 21.00 Uhr auf Radio Nieder und das Bündeln von Wissen. folgende Fragen stellen: Wem stehen die österreich ausgestrahlt. Ergebnisse dieser Forschung zur Verfügung? www.volkskulturnoe.at Welche Rolle spielen dabei hochspezialisier- Welche Bedeutung hat diese Forschung für te Forschungszentren? Welcher Nutzen aus Niederösterreich? Welchen Wert hat hoch- Alle bisherigen Gespräche können Sie Forschungserkenntnissen lässt sich für die spezialisiertes Wissen für die Lebensqualität nachhören: www.volkskulturnoe.at/ Bürger ableiten? Wie wichtig ist die Bildung der Menschen? Welche Strategie verfolgt das wirkungsstaetten/haus-der-regionen/ der nächsten Generationen und wie sollte Bundesland Niederösterreich in einer spezia- kremser-kamingespraeche.html schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Kultur.Region / 17 Begegnungsreich Schaufenster ENTSCHEIDENDE GEWINNSPIEL ENTSCHEIDUNG Jetzt n! piele mits Egal, ob richtig oder falsch. Es geht immer ums Tun. Täglich sind wir mit Entscheidungsfin- dungen konfrontiert. Es gibt schnelle Entscheidungen, andere basieren auf langen Entscheidungswegen. Manch- mal war ich überrascht, dass ich größe- re Entscheidungen von einem auf den anderen Tag getroffen habe, aber in uns „Niederösterreich hat viele Kleinode und Schätze im Kulturbereich denkt und fühlt es oft im Unter- zu bieten. Die Lebendigkeit sieht man bei den vielen Kulturengagierten bewusstsein. Durch Stillstand kommt und -interessierten. Das Schaufenster Kultur.Region bietet hier einen man nicht weiter und macht keine interessanten Bogen.“ Abt Petrus Pilsinger, Stift Seitenstetten zusätzlichen Erfahrungen. Ein Profes- sor hat mir in der Marketingausbildung Gewinnfrage: folgenden Satz eingeprägt: „Es ist egal, ob man mit dem Kopf oder Welches Jubiläum feiert die Initiative Zeit Punkt Lesen 2017? Bauch entscheidet, es wird immer die Falsche sein.“ Seine damalige a) 3 Jahre Demotivation hat mich motiviert, Entscheidungen immer mit „klu- b) 7 Jahre gem“ Herzen zu treffen, auch wenn ich mich manchmal geirrt habe. c) 10 Jahre Menschen der Öffentlichkeit – sei es im Verein, in der Firma oder Preis: der Politik, stehen oft unter gewaltigem Entscheidungsdruck. Verlost werden drei Pakete der niederösterreichischen Lesein- Sicher nicht leicht, sich abzugrenzen, denn es machen sich oft zu itiative Zeit Punkt Lesen gefüllt mit bunten Märchenstoffta- viele Menschen Gedanken um die anderen und lenken damit vom schen, Tassen für auserlesene Lesemomente, Spiel und Spaß eigenen Weg ab. Persönliche Entscheidungen können nur selbst rund um den Lesehasen Leo mit Hörspiel-CD und Stoff-Leo, getroffen werden, auch wenn man sich Rat von Freunden holt und Kult-Comicreprint „Tarzan“ aus den Jahren 1967–1968, dadurch Sicherheit bekommt. Entscheidungen sind oft mit Loslas- die Literaturzeitschrift „Radieschen“ und mit „Gugaruz & Gugascheggn“, dem Mundart-Memospiel für die ganze Familie. sen verbunden. Das Leben hat nicht immer einen Joker zu bieten, aber wir haben Gott sei Dank oft die Möglichkeit, uns frei zu ent- Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an: scheiden. Warten, bis einem die Entscheidung abgenommen wird, Kultur.Region.Niederösterreich GmbH kann schmerzlich sein. Bei einer Feier war ich Zeitzeuge, als ein Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg junger Mann zu einem wichtigen Entscheidungsträger Folgendes oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at gesagt hat: „Es ist völlig egal, ob du deine Karriere beendest oder dich neuen Zielen widmest, denn es zählt nur das Menschsein und Einsendeschluss: 15. Februar 2017 dass du Vater, Ehemann, Großvater und Freund bist und bleibst.“ Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Starke Worte, die eigentlich alles ausdrücken, denn das wirkliche Preise können nicht in bar abgelöst werden. Leben besteht nicht aus Funktionen, Rollen oder Terminen. Auch _ wenn das Leben kein Wunschkonzert ist, geht es doch immer um die Entscheidung für das Leben. / Wir gratulieren der Gewinnerin der letzten Ausgabe: Bettina Haumer, Baden Martin Lammerhuber _ martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Chorszene / 18 Die Spatzen pfeifen’s von den Dächern GUMPOLDSKIRCHNER KIDS SIND „SIEGER DER HERZEN“ Die erfolgreichsten Niederösterreich-Teilnehmer an der ORF-Casting-Show „Große Chance der Chöre“ kommen aus ein und demselben Ort, der 3.800-Seelen-Gemeinde und Gesangsmetropole Gumpoldskirchen: die Gumpoldskirchner Spatzen und das singende Orchester der Musikmittelschule. Nicht in Tracht, sondern in Schwarz-Weiß präsentierten sich die Spatzen im Halbfinale ihren Fans. Der ORF kam scheinbar auch auf den Geschmack – und bastelt bereits an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem berühmten Kinderchor. Foto: ORF Zum zweiten Mal matchten sich 17 Chöre Pfarre in der Gemeinde Neumarkt (Bezirk David gegen Goliath … und Gesangsensembles bei der ORF- Murau) – gegen die verbliebenen sieben im Dorf-Derby Castingshow „Große Chance der Chöre“ um Konkurrenten durch. „Sieger der Herzen“, die Gunst des Publikums, der Juroren und sagt die Chorszene Niederösterreich, sind Als Elisabeth Ziegler 1992 den 25-jährigen nicht zuletzt um 50.000 Euro. Im Finale aber die über 150 zehn- bis 14-jährigen Kids Günther Mohaupt an die damalige Haupt- setzte sich die Sängerrunde Pöllau – aus der aus Gumpoldskirchen, die an der Show teil- schule Gumpoldskirchen (heute MMS) als mit 80 Einwohnern kleinsten steirischen genommen haben. musikalischen Arrangeur lotste, wussten schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
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