KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ

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KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Februar 2017

                                                                                                                                                   schaufenster
                                                                                                                                 KULTUR.REGION
                                                                                                                                                           500 Jahre Reformation

                                                                                                                               Niederösterreich / Evangelisches Leben . Haus der Regionen / Vom Apennin in die Wachau
                                                                                                                                          Jahr der Orgel / Königin der Musik . Kulturgeschichte / Landkino
P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
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KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
EinBlick / 3

                                                 Universell und lebenswichtig:

              VERNUNFT UND GEFÜHL

   Geht es um die Beurteilung von Menschen, dann benennt ein herkömmliches Unterscheidungsmerkmal
   oft spontan entweder den Kopf oder den Bauch. Ob solch ein Befund auf einer geistigen Reflexion beruht
    oder aus dem Bauch getroffen wird, sei einmal dahingestellt. Den ganzen Menschen werden wohl beide
                    Qualitäten ausmachen: sein Geist ebenso wie seine Empfindsamkeit.

                                                                          Sehen, Hören, Sprechen, Riechen, Fühlen oder Bewegen, jeweils
                                                                          begleitet von einem dem guten Zusammenleben dienenden Beneh-
                                                                          men.

                                                                          Genauso geht es aber auch um die intellektuelle Bildung, also
                                                                          darum, die Vernunft zu schärfen, zu forschen, rational zu denken
                                                                          und um die Kompetenz, Zusammenhänge zu erkennen, Expertisen
                                                                          zu erstellen oder Neues zu entwickeln. Daher spannt sich der Bogen
                                                                          unserer Aktivitäten von geselligen Anlässen und Gemeinschafts-
                                                                          erlebnissen bis hin zur fundierten Auseinandersetzung mit Erkennt-
                                                                          nissen aus Wissenschaft und Forschung, wobei das Hauptaugen-
                                                                          merk hier der Vermittlung und speziell der Übersetzung für die
                                                                          Praxis gilt.

                                                                          Wichtig ist jedenfalls beides auszubilden, sowohl die Vernunft als
                                                                          auch das Gefühl! Notwendig ist es auch, beides klar zu benennen
                                                                          und auseinanderzuhalten, denn gerade gegenwärtig und durch das
                                                                          kaum kritisch hinterfragte Agieren in den sogenannten sozialen
Wenn wir beinahe tagtäglich mit Konflikten, Krisen und Irritati-          Netzwerken führen geschürte Gefühle durchaus zum Ausblenden
onen konfrontiert werden, dann wird die Notwendigkeit einer breit         der Vernunft. Nicht allein der Populismus dürfte also die große
angelegten und vielfältigen Kulturarbeit noch klarer deutlich.            Gefahr unserer Zeit sein, sondern schlicht und einfach die Dema-
Schwerpunkte dabei sind einerseits Professionalität in inhaltlicher       gogie. Solide Kulturvermittlungsarbeit beugt hier vor, macht die
Hinsicht, insbesondere dann, wenn es um Aus- und Weiterbildung            Gesellschaft fit für die Zukunft und fördert Kreativität sowie ein
geht, oder aber um die bestmögliche Unterstützung der vielen              friedvolles Miteinander. /
ehrenamtlich und freiwillig tätigen Menschen in unserem Land.
Dies sind nur zwei Ziele, wie sie auch in der jüngst veröffentlichten
Kulturstrategie des Landes Niederösterreich dargelegt sind.               Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

Die Vernunft und genauso das Gefühl sind in diesem Zusammen-
hang von besonderer Bedeutung. Viele Projekte der Kultur.Region.
Niederösterreich und ihrer Betriebe dienen der Entwicklung, Aus-
bildung und Verfeinerung des Gefühls. Unter dem Begriff ästhe-
tische Bildung geht es also um das Kultivieren von Fähigkeiten wie

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Top-Termine / 4

                                                   Kultur.Region 2017

                                      TOP-TERMINE

Mo, 27. 2.–Do, 9. 3. 2017                     So, 16. 4. 2017, 16.30 Uhr                    Di, 20. 6. 2017, 18.00 Uhr
PRIMA LA MUSICA –                             PRÉLUDE AM OSTERSONNTAG                       PRIMA LA MUSICA – BUNDES-
LANDESWETTBEWERB                              Jugendsinfonieorchester Niederösterreich,     PREISTRÄGERKONZERT NÖ
Festspielhaus St. Pölten                      Grafenegg                                     ORF Landesstudio NÖ
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So, 12. 3. 2017, 9.00 Uhr                     Sa, 22. 4. 2017, 14.00 Uhr                    Mi, 21. 6. 2017
NÖ MUSEUMSTAG                                 PRIMA LA MUSICA – LANDES-                     BhW-BILDUNGSGIPFEL
Stadtsaal Korneuburg                          PREISTRÄGERKONZERT                            Klangturm St. Pölten
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Sa, 18. und So, 19. 3. 2017, 18.00 Uhr        ——————————————————
                                                                                            Sa/So, 24./25. 6. 2017, 9.00–17.00 Uhr
JOHANNESPASSION                               Fr, 5. 5. 2017                                TAGE DER KULTUR.REGION.
Chorszene Niederösterreich                    7. TAG DER MUSIKSCHULEN                       NIEDERÖSTERREICH
Sa, 18. 3.: Dom Wiener Neustadt               landesweit                                    im Rahmen der NÖ Landesausstellung
So, 19. 3.: Stadtpfarrk. St. Stephan, Tulln   ——————————————————                            in Pöggstall
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Di, 21. 3. 2017, 19.00 Uhr                    NÖ VOLKSMUSIKWETTBEWERB                       Di, 15. 8. 2017
KOMMUNALE INTELLIGENZ                         Haus der Regionen, Krems-Stein                GOLDHAUBENWALLFAHRT
BhW-Vortrag Prof. Dr. Gerald Hüther,          ——————————————————                            Wieselburg
Konferenzsaal VAZ St. Pölten                                                                ——————————————————
                                              Sa, 20. 5.– So, 21. 5. 2017
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                                              MUSEUMSFRÜHLING NÖ
Mo, 27. 3.–Fr, 28. 4. 2017                    Anlässlich des Internationalen Museums-       WELTALPHABETISIERUNGSTAG
ZEIT PUNKT LESEN                              tags, landesweit                              BhW-Aktionstag Basisbildung
Wanderausstellung „Buchstäblich anders.       ——————————————————                            St. Pölten
Ausgefallene Alphabet-Bücher aus aller                                                      ——————————————————
                                              Sa, 20. 5. 2017, 14.00 Uhr
Welt“, NÖ Landesbibliothek St. Pölten                                                       So, 10. 9. 2017
——————————————————                            GREISSLEREI IM WIRTSHAUS
                                              Eröffnung anlässlich des Internationalen      DIRNDLGWANDSONNTAG
Sa, 1. 4. 2017, 19.30 Uhr                     Museumstags, Museumsdorf Niedersulz           landesweit
aufhOHRchen                                   ——————————————————                            ——————————————————
IM FESTSPIELHAUS                              Mi, 23.–Mi, 31. 5. 2017                       So, 10. 9. 2017
Festspielhaus St. Pölten
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                                              BUNDESWETTBEWERB                              mit HERBSTFEST „Hilfe im eigenen
So, 9. 4. 2017                                mit Bundespreisträgerkonzert                  Land“ am Dirndlgwandsonntag
SAISONERÖFFNUNG BRANDL-                       am Mi, 14. 6. 2017, 18.00 Uhr                 Museumsdorf Niedersulz
HOF MIT OSTERMARKT                            Festspielhaus St. Pölten                      ——————————————————
Brandlhof in Radlbrunn                        ——————————————————                            Do/Fr 7./8. 12. 2017, 19.00 Uhr
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Sa, 15. 4. 2017                               25. NÖ VOLKSMUSIKFESTIVAL                     Grafenegg
SAISONSTART MUSEUMS-                          aufhOHRchen 2017
DORF NIEDERSULZ                               Pöchlarn und Ybbs an der Donau

                                              schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
Schaufenster Kultur.Region / 5

                                                                           Februar 2017

                                                                  INHALT

		 Thema: 500 Jahre Reformation                                        Musikschulmanagement                                          Thema: 500 Jahre Reformation
6/       Evangelisches Leben                               22 /        Das Jahr der Orgel                                39 /        Museen und das
         in Niederösterreich                                           ——————                                                        Lutherjahr
         ——————
                                                            Handwerk                                                                 ——————

 Handwerk der Regionen                                     26 /        Uhrmacherschule                                   		 Stadtmuseum Klosterneuburg
11 /     Feine, neue Ware                                              Karlstein an der Thaya                            40 /        Objekte der Erinnerung
         ——————                                                        ——————                                                        ——————
		 Botschafterin der Tracht                                		 Bildung hat Wert                                           		 Schätze ins Schaufenster
12 /     Sissi Pröll im Interview                          28 /        Interview mit                                     42 /        22. Niederösterreichischer
         ——————                                                        Thomas Sykora                                                 Museumstag

 Haus der Regionen                                                     ——————                                                        ——————
14 /     Programmvorschau 2017                             		Bräuche                                                     		Kulturgeschichte
         ——————                                            30 /        Das Licht                                         44 /        Landkino
		 Kremser Kamingespräche                                            ——————                                                          ——————
16 /     On tour in Wiener Neustadt                        		Genuss                                                                  Kolumne
         ——————                                            32 /        Das Kochbuch der                                  47 /
                                                                                                                          Zwischen Himmel
		Kolumne                                                              Alma Mahler-Werfel                                 und Erde
17 /     Begegnungsreich                                   		——————
                                                                                                                          ——————
         ——————                                                        Auslage
                                                                                                                          Kultur.Region
		Chöre                                                    34 /        Bücher & CDs                                      48 /        Nachschau
18 /     Gesangsmetropole                                  		——————                                                                  ——————
         Gumpoldskirchen                                               Thema: 500 Jahre Reformation                      		Kolumne
		——————                                                   36 /        Interview mit                                     50 /        Die letzte Seite

 NÖ Kreativ                                                            Superintendent                                                ——————
20 /     Fächerübergreifende                                           Lars Müller-Marienburg
         Projekte an Kunst- und                                        ——————
         Musikschulen
         ——————

 IMPRESSUM

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 Cover: Reformationsstadt Waidhofen an der Ybbs. Foto: Martin Siepmann/Austrian Images

                                                               schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
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500 Jahre Reformation / 6

                                                    Niederösterreich

     EVANGELISCHES LEBEN

Evangelisches Leben vom 16. Jahrhundert an lässt sich an großzügigen Schlössern im Waldviertel,
aber auch an den Ruinen kleiner „Luftkeuschen“ im Ötschergebiet und am Beispiel evangelischer
               Kirchenbauten aufspüren. Eine Rundreise durch Niederösterreich.

        Protestantische Herrschaftssitze im Waldviertel: Renaissanceschloss Greillenstein. Foto: imageBROKER/Franz Waldhäusl

                                            schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
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500 Jahre Reformation / 7

                                                                                                            Horner Bundbrief (Detail). Der Horner Bund wurde
 Während der Reformationszeit war auf der Rosenburg eine Druckerei für lutherische Schriften in Betrieb.   1608 als Zusammenschluss der meist protestantischen
                                       Foto: Manfred Horvath                                                     Stände gegründet. Foto: NÖ Landesarchiv

2017 ist europaweit für die evangelische               Renaissanceschloss mit 13 Türmen. Unter               te einen repräsentativen Bau, von wo aus er
Kirche ein besonderes Jahr. Gemeinsam                  Grabner, der den protestantischen Ständen             seine Amtsgeschäfte führen konnte. Trotz
wird das 500-Jahr-Jubiläum der Reformati-              angehörte, wurde die Rosenburg neben                  der protestantischen Gesinnung der Familie
on, das zurückdatiert wird auf den Anschlag            Horn zu einem Zentrum des Protestantis-               Kuefstein blieb sie dem Kaiser ergeben.
der 95 Thesen von Martin Luther 1517,                  mus in Österreich. In einer auf der Burg
gefeiert.                                              eingerichteten Druckerei wurde protestan-             1620 musste Hans Jacob Freiherr von Kuef-
                                                       tische Literatur gedruckt. Nach Überschul-            stein das Schloss verlassen, als es vom Füh-
Der Reformgedanke Martin Luthers wurde                 dung und Verkauf wurde Schloss Rosen-                 rer der Katholischen Liga, Kurfürst Maxi-
vor allem durch Flugschriften verbreitet. Es           burg 1610 kurzfristig von den protestan-              milian von Bayern, besetzt wurde. Hier
ist der neuen Technologie der damaligen                tischen Ständen erworben und galt als                 trafen sich Kurfürst Maximilian, Graf Tilly
Zeit zu verdanken, dem Buchdruck, dass                 „österreichische Wartburg“. Ein Jahr später,          und Feldmarschall Graf Buquoy vor der
der Erneuerungsgedanke so schnell und                  im Zuge der Gegenreformation, erhielt die             Schlacht am Weißen Berg für mehrere Tage,
flächendeckend Verbreitung finden konnte.              Rosenburg mit Kardinal Franz von Diet-                um eine Taktik für den bevorstehenden
Auch Geistliche und Studenten, die in Wit-             richstein wieder einen katholischen Burg-             Kampf auszuarbeiten. Kurz vor Ende des
tenberg studierten, wurden bei ihrer Rück-             herrn. 1619/1620 wurde die Rosenburg von              Dreißigjährigen Krieges kamen Truppen-
kehr in die Heimat zu Multiplikatoren                  den evangelischen Ständen unter Georg                 verbände der Schweden hier vorbei und
reformatorischer Theologie. So erreichten              Andreas Hofkircher erstürmt, doch wenige              besetzten das Schloss kampflos, ohne aller-
Luthers Ideen das Gebiet des heutigen                  Monate später eroberte sie der kaiserliche            dings Schaden anzurichten. 1623 konver-
Österreich.                                            Feldherr Graf Buquoy zurück.                          tierte Hans Jacob von Kuefstein zum katho-
                                                                                                             lischen Glauben und konnte damit die
                Waldviertel                            Eng mit der Geschichte der Reformation ist            Herrschaft für seine Familie retten.
                                                       auch Schloss Greillenstein verbunden. Die
Die Rundreise durch Niederösterreich be-               Herrschaft wurde 1534 von Freiherr Johann             Schloss Greillenstein besitzt eine für ihre
ginnt im Waldviertel, das zu Zeiten der                Lorenz von Kuefstein gekauft, und dessen              Renaissance-Ausstattung sehenswerte Ka-
Reformation eine Hochblüte protestan-                  Sohn ließ die Burganlage abtragen und                 pelle und einen Altar aus der Reformations-
tischer Herrschaft erlebte. Als Kaiser Maxi-           beauftragte Renaissancebaumeister, an ihrer           zeit, wie sie in Österreich selten erhalten
milian II. 1576 starb, war das Waldviertel             Stelle das heutige Schloss Greillenstein zu er-       sind. Im Aufbau behielten die Altäre der
evangelisch. Die Rosenburg hoch über dem               richten, das 1604 einschließlich Innenaus-            Reformation in den Grundzügen das tradi-
Kamp und die Renaissanceresidenz von                   stattung und Einrichtung fertiggestellt wurde.        tionelle Schema bei.
Greillenstein sind zwei Schlösser, die dies
dokumentieren.                                         Greillenstein wurde als Verwaltungssitz für           Der großen Resonanz in der Bevölkerung
                                                       drei große Grundherrschaften im Waldvier-             stand die ablehnende Haltung der katho-
Die gotische Rosenburg wurde in den Jah-               tel und als Repräsentations- und Sommer-              lischen Habsburger gegenüber, die von
ren 1593 bis 1597 unter Sebastian Grabner              sitz für die Familie gebaut. Hans Georg III.          Anfang an die Ausbreitung der Reformation
abgetragen, und an ihrer Stelle entstand das           als Statthalter von Niederösterreich brauch-          bekämpften.

                                                          schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
500 Jahre Reformation / 8

                                                                                                        Luther-Bibel, 17. Jahrhundert. Die Bibel kam mit den
                                                                                                         ersten Holzknechten in das Ötschergebiet und war
   Der neu gestaltete Innenraum der Toleranzkirche von Mitterbach. Die Empore ist mit den Namen der        jahrhundertelang im Besitz der Familie Lerch.
                evangelischen „Bekenner“ gestaltet. Foto: Architekten Beneder und Fischer                                    Foto: randlos

Nach dem Augsburger Religionsfrieden im               auch Rhetorik und Dialektik und bekamen            haltung und Bodennutzung, um die Ernäh-
Jahre 1555 kam dem Landesherrn das Recht              auch naturwissenschaftliche Kenntnisse in          rung zu sichern.
zu, die Religion seines Territoriums zu               Physik und Astronomie vermittelt. Das
bestimmen. Bis ins späte 16. Jahrhundert              evangelische Schulhaus von Mitterbach, in          Von ihrer Ankunft im Ötschergebiet um
war die Ausbreitung der Reformation und               dem heute das Museum untergebracht ist,            1750 bis zur Ausrufung des Toleranzpatents
die Etablierung eines evangelischen Kir-              wurde 1786 errichtet und gehört zu den             im Jahre 1781 durch Joseph II. lebten die
chenwesens nicht wirksam zu unterbinden,              ersten evangelischen Schulen in Nieder-            Holzknechte und zugezogenen Familien
die ständige militärische Bedrohung durch             österreich, wie sie auch in Krems, Wiener          im religiösen und auch gesellschaftlichen
die Türken zwang den Landesherrn zu                   Neustadt, Horn und Loosdorf unterhalten            Untergrund. Bibel und religiöse Schriften
Zugeständnissen, da er auf die personellen            wurden. Das ist umso beachtlicher, als zwi-        wurden versteckt, in hohlen Bäumen, in der
und finanziellen Mittel seiner reformato-             schen Ötscher und Gemeindealpe im nie-             Futterkrippe einer Kuh und in geheimen
risch geprägten Länder angewiesen war. Mit            derösterreichisch-steirischen Grenzgebiet          Mauernischen. Eine dieser Luther-Bibeln,
dem Einsetzen der Gegenreformation oder               unwegsame Alpentäler liegen.                       sie wiegt zehn Kilogramm, ist im Museum
der Rekatholisierung des Landes entwi-                                                                   ausgestellt.
ckelte sich der Geheim- oder Kryptopro-               An die 5.000 Hektar Holz aus den Besit-
testantismus.                                         zungen des Stiftes Lilienfeld galt es zu schlä-    „Stillhalten“, das war es, was von den Holz-
                                                      gern, und dazu brauchte es Holzknechte, die        knechten und ihren Familien verlangt wurde.
               Mostviertel                            vor allem in der Bringung von Holz und             Das bedeutete, weder religiös noch gesell-
                                                      dem Bau von Triften und Riesen Erfahrung           schaftlich aktiv zu werden. Die katholische
Die Bibel liegt aufgeschlagen auf dem Tisch.          hatten. Beim Holzschlägern arbeiteten stets        Kirche bemühte sich, mit Gegenoffensiven
„Das unterscheidet uns von den Katho-                 mehrere Männer in Gruppen, den soge-               die Holzfäller zum „wahren“ Glauben zu brin-
lischen“, erklärt Martin Weber, der durch             nannten „Passen“, zusammen, die von sechs          gen. Auf Anraten Kaiserin Maria Theresias
das Museum von Mitterbach am Erlaufsee                bis zwölf Männern gebildet wurden.                 wurde die Kirche von Josefsberg errichtet,
führt. Die aufgeschlagene Bibel, in der                                                                  um den Menschen aus Mitterbach den weiten
jederzeit gelesen werden konnte, und das              Die aus Salzburg ausgewiesenen Protes-             Fußmarsch nach Annaberg zu ersparen. Am
auf Deutsch, ist der Gegenentwurf zum                 tanten sowie Männer aus dem Salzkammer-            Hagengut, Gemeinde Mitterbach, wurde
katholischen Glauben, der erst mit dem                gut gingen in die Ötschergräben. Ihren             die katholische Kirche St. Johann in der
Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65)                geheimen Glauben nahmen sie mit. Sie               Wüste erbaut, von der heute nur mehr
den Gebrauch der Muttersprache in der                 bekamen ein Grundstück für 30 Jahre zur            Grundmauern zu sehen sind.
katholischen Liturgie erlaubte.                       Verfügung gestellt, auf dem sie kleine Häu-
                                                      ser errichteten, wegen der unklaren Besitz-        Obwohl sich die Holzknechtfamilien katho-
Lesen, das konnten die protestantischen               lage „Luftkeuschen“ genannt. Die meisten           lisch gaben, Taufen, Hochzeiten und
Holzfällerkinder aus den hintersten Öt-               dieser Häuser in den Ötschergräben sind            Begräbnisse vom katholischen Pfarrer hal-
schergräben, denn in der evangelischen                längst abgekommen. Familiennachzug                 ten ließen, fanden sie in der Abgeschieden-
Schule lernten sie neben Bibelunterricht              wurde mit der Zeit erlaubt sowie auch Vieh-        heit ihrer Behausungen zu geheimen Haus-

                                                         schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
500 Jahre Reformation / 9

  Der „Raxkönig“ Georg Hubmer ließ, trotz Widerstände seitens der Obrigkeit, die evangelische Kirche von     Holzfällerbehausung in der Georg Hubmer-
                                 Naßwald erbauen. Foto: Karl Gruber                                           Gedächtnisstätte, Naßwald. Foto: z. V.g.

andachten zusammen, wo unter Anleitung                  menisch genutzt. Darauf haben sich die             dischen Tunnels beim Gscheidl nahe dem
sogenannter Vorgänger aus der Lutherbibel               katholische und die evangelische Kirche            Lahnsattel. Der Tunnel ermöglichte es den
und Erbauungsbüchern gelesen wurde.                     vertraglich geeinigt. Die seit dem Jahr 1430       Holzknechten, das Holz von der steirischen
                                                        bestehende gotische Bürgerspitalkirche von         Seite nach Niederösterreich zu schwem-
Drei Jahre nach der Erlassung des Toleranz-             Waidhofen ist im Besitz der Bürgerspital-          men.
patents von 1781 durch Kaiser Joseph II.                stiftung. Ihre Ursprünge reichen bis in das
wurde es den Holzknechten gestattet, ein                Jahr 1273 zurück. Schon vor der vertrag-           „Raxkönig“ Georg Hubmer hat viel für die
Bethaus zu bauen. Allerdings wussten die                lichen Einigung beider Kirchen konnten             evangelische Gemeinde Naßwald getan.
Holzknechte nichts von dieser gesetzlichen              evangelische Gottesdienste in der Kirche           1800 errichtete er eine Schule und stellte
Neuerung, die ihnen wohlweislich ver-                   gefeiert werden. Diese ökumenische Gast-           einen Lehrer an. 1826 ließ er ein Bethaus
schwiegen wurde. „Erst bei einem Besuch in              freundschaft bezieht sich auch auf Konzerte        bauen, damit die Naßwalder zum Kirchen-
der alten Heimat im Salzkammergut                       und kulturelle Veranstaltungen, die „mit der       besuch nicht mehr den elfstündigen (!)
erfuhren sie vom Toleranzpatent“, so Martin             Würde des Kirchenraumes“ in Einklang               Fußmarsch nach Mitterbach auf sich neh-
Weber bei der Führung durch Museum und                  stehen.                                            men mussten.
Kirche von Mitterbach. 176 Menschen
„bekannten sich“ und ließen sich im                                   Industrieviertel                     Weil Georg Hubmer der Meinung war, das
römisch-katholischen Pfarramt von Anna-                                                                    Haus Gottes müsse das schönste Haus im
berg als evangelisch eintragen. Aus eigenen             Im Jahr 1782 ging ein Holzknecht, aus              Ort sein, verfügte er entgegen den Bestim-
Mitteln wurde Grund angekauft und die                   Gosau stammend und schon einige Jahre im           mungen des Toleranzpatents, dass das Naß-
Kirche – vorerst noch ohne Turm – errich-               Waldviertel und am Ötscher als Holzknecht          walder Bethaus runde Fenster haben sollte,
tet. Mit der Neugestaltung des Kirchen-                 tätig, weiter nach Naßwald. Es war Georg           denn Bogenfenster waren katholischen Kir-
innenraums durch die Architekten Ernst                  Hubmer, der sich um die Holzbringung aus           chen vorbehalten. In allen Instanzen bis
Beneder und Anja Fischer wurde im ver-                  den Wäldern um Rax und Schneeberg                  zum Kaiser kämpfte er das durch. Sein
gangenen Jahr auch die Empore erneuert.                 beworben hatte. Sehr geschickt im Bau von          Spruch „Und die Fenster bleiben rund“
Die 176 Namen der Bekenner sind in das                  Holzbringungs- und Schwemmanlagen,                 dient in der Gegend heute noch als Sprich-
Holz eingeschnitten.                                    erfüllte er mit seinen Leuten die Aufgaben         wort für etwas, das nicht veränderbar ist.
                                                        so gut, dass er es bis zum kaiserlichen
Im November 2016 wurde Waidhofen an                     Schwemmmeister brachte. Den Ehrentitel             Ein Beispiel einer modernen evangelischen
der Ybbs in den Kreis der Europäischen                  „Raxkönig“ hat ihm angeblich der Kaiser            Kirche ist jene von Klosterneuburg. Es gibt
Reformationsstädte aufgenommen, da die                  selbst verliehen. Für den Transport des            keinen Turm, sondern ein schlichtes Stahl-
Stadt eine stark evangelisch geprägte Ver-              Holzes nach Wien am damals errichteten             kreuz, das daran erinnert, dass es evan-
gangenheit hat. Eine Besonderheit in Waid-              Wiener Neustädter Kanal gründete er ein            gelischen Kirchen unter den Habsburgern
hofen an der Ybbs ist die vor der Stadtmau-             Schifffahrtsunternehmen, das bis zu 30             vorerst nicht erlaubt war, über einen Turm
er gelegene Bürgerspitalkirche. Als erste               Schiffe in Betrieb hatte. Eine seiner Pionier-     – den Fingerzeig in den Himmel – zu ver-
Kirche in Österreich wird sie seit 2005 öku-            leistungen war der Bau des ersten alpenlän-        fügen. Die Klosterneuburger Kirche des

                                                           schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
KULTUR.REGION schaufenster - Volkskultur NÖ
500 Jahre Reformation / 10

      Lichteffekte in der evangelischen Kirche Klosterneuburg, Planung: Architekt Heinz Tesar 1992.                            Der Davidstern,
                                           Foto: Christian Bauer                                                          der die Altarplatte trägt ...

Architekten Heinz Tesar beeindruckt durch              jüdische Religion. An der Ostwand, an der
Lichteffekte, etwa durch ein Lichtband in              einst der Thoraschrein stand – das Wort
Form eines Fensterkranzes entlang der                  Gottes –, wird der auferstandene Christus
Südwand. In das Deckengewölbe wurden                   dargestellt – das lebendige Wort Gottes.
25 Lichtkuppeln integriert, die im Kirchen-
raum für spektakuläre Lichtspiele sorgen.              Aber es sind nicht nur die sichtbaren Zei-
Die Kirche wird zuweilen auch als Konzert-             chen, die die Vergangenheit des Gottes-
saal genutzt.                                          hauses thematisieren, sondern es ist auch
                                                       der Geist, der dieses Haus erfüllt. Blickt man
               Weinviertel                             auf den Eingang der Kirche, fällt einem auch
                                                                                                                ... erinnert daran, dass die evangelische Kirche
                                                       die neugestaltete Friedenssäule auf dem                                  von Stockerau ...
Eine ganz andere Geschichte hat die Luther-            öffentlichen Grund davor auf. „Möge Friede
kirche von Stockerau. Seit dem Jahr 2000               auf Erden sein“ steht hier in Deutsch, Eng-
setzt sich die evangelische Gemeinde Sto-              lisch, Arabisch und Hebräisch. Die sehr
ckerau intensiv mit der Geschichte ihres               praktische Auswirkung ist das Engagement
Gotteshauses auseinander, das 1903 als                 der Gemeindemitglieder bei der Betreuung
Synagoge für die Israelitische Kultusge-               der in Stockerau lebenden Flüchtlinge,
meinde Stockerau erbaut worden war. Erste              ergänzt etwa durch einen Basiskurs Flücht-
Schritte waren ein Gedenkstein vor der                 lingsbegleitung.
Kirche und der als Erinnerungsraum gestal-
tete Vorraum. Aber vor allem bei der Neu-              Für das Reformationsjahr 2017 nimmt sich
gestaltung des Gotteshauses wurden sicht-              die Gemeinde, eingedenk der besonderen
bare Zeichen gesetzt.                                  Geschichte ihres Gotteshauses, eines kontro-
                                                       versiellen Themas an: Die Wanderausstellung
Ein Davidstern ist als Fuß des Volksaltars             „Luther und die Juden“ wird ab 30. April zu                    ... die 1903 errichte Synagoge war.
erkennbar, er trägt eine Glasplatte mit dem            sehen sein, und beim Studientag am 1. Mai                                  Bild: z. V. g.
Motiv der zwei Fische und fünf Brote, das              steht dieses Thema zur Diskussion. /
an die Speisung der 5.000 erinnert. Nachzu-
lesen ist dies bei allen vier Evangelisten.            Text: Mella Waldstein,
                                                                                                                INFORMATIONEN
Daneben ist die Kanzel platziert; aus einer            Mitarbeit: Claudia Lueger, Eva Zeindl
                                                                                                                ———————————————————
Wurzel, in Bronze gearbeitet, der Wurzel
                                                                                                                evang.at
Isais, sprießt der Zweig eines Olivenbaums,            Literatur:
sichtbar auf geätztem Glas. Die zwei leicht            Paul Weiland: „Ötscher:Reich Glaubens:Reich“ in:         www.mitterbach.at/wallfahrt-und-
gebogenen Glasplatten der Kanzel, die sich             „Wunderwelt Ötscher“ Hg.: Volskultur Niederösterreich,   kirche/evangelische-kirche/
überlappen, stehen für die christliche und             2015. ISBN 978-3-901820-96-0                             www.evang-stockerau.org

                                                          schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Promotion / 11

                                                                  Handwerk der Regionen

                               NEU EINGETROFFEN!

                       Das Geschäft „Handwerk der Regionen“ entwickelt sich immer mehr zu einer ersten Adresse
                                                 in Sachen Qualität und Handwerk.

                                                                                                                                                       a
                                                                                                                                                    EUR b
                                                                                                                                                       18,50

                                                                                                                      Haute Couture für die Haut – Leinen hat von
                                                                                                                   allen Fasern die höchste Quell- und Saugfähigkeit.
                                                                                                                               Handtücher, ab EUR 18,50

    Jede Tasche ein Unikat. Die Kunst des Federkielstickens wurde von der Zunft der Riemer ausgeführt. Seit über
    30 Jahren werden in St. Martin am Tennengebirge aus Leder und gespaltenen Pfauenfederkielen feinste hand-
          gestickte Gürtel, Taschen und Bucheinbände hergestellt. Tasche mit Federkielstickerei, EUR 720,–
Foto: Nikolaus Korab

                                                                                                                   Die Mühlviertler Leinenweberei Leitner stellt hohe
                                                                                                                   Ansprüche an Material, Design und Verarbeitung.
                                                                                                                             Polsterbezüge, ab EUR 54,–

                                                                                                                    volkskultur
                                                                                                                    HANDWERK DER REGIONEN
                                                                                                                    ———————————————————
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                                                                                                                    Ludwig-von-Köchel-Platz 1
                                                                                                                    Tel. 02732 85015 15
   Stilgerecht wird der Mokka in der Kupferkanne          Höchster Mokka-Genuss mit Porzellan der traditions-
  zubereitet. Dreimal aufgekocht und mit ein paar         reichen ungarischen Manufaktur Herend (gegründet          Öffnungszeiten:
Tropfen Wasser gelöscht. Die Kannen werden von der         1826), der ältesten, größten und europaweit bedeu-       Mo–Sa 10.00–12.00 Uhr
Waldviertler Metalldrückerei Effenberger hergestellt.                tendsten Porzellanmanufaktur.                  und 13.00–18.00 Uhr
                     Ab EUR 31,–                                    Mokka-Tasse mit Teller, EUR 85,–

                                                                schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Niederösterreichischer Trachtenball / 12

                                                                  Botschafter der Tracht

                                         GUTE HALTUNG

   Am niederösterreichischen Trachtenball in Grafenegg wurden die Botschafter der Tracht 2017 vorgestellt:
         Journalist und Gault & Millau-Herausgeber Karl Hohenlohe und Sissi Pröll, Präsidentin von
                                          „Hilfe im eigenen Land“.

                                                                                                             Welchen Stellenwert hat die Tracht für Sie?

                                                                                                             Sissi Pröll: Mit einer Tracht kann ich mich
                                                                                                             identifizieren. Ein Dirndl passt jeder Frau,
                                                                                                             jeder Altersgruppe und egal welche Figur
                                                                                                             sie hat. Ein Dirndl macht schlank, und
                                                                                                             automatisch nimmt die Frau eine gute Hal-
                                                                                                             tung darin ein.

                                                                                                             Bekommt man in einem Dirndl rascher
                                                                                                             Komplimente?

                                                                                                             Sissi Pröll (lacht): Ja, ein Dirndl, und vor
                                                                                                             allem eines mit Dekolleté, schmeichelt jeder
                                                                                                             Frau. Für ältere Frauen rate ich jedoch, län-
                                                                                                             gere Ärmel und ein Tuch dazu zu tragen.

                                                                                                             Wie viele Dirndln hängen in Ihrem
                                                                                                             Kleiderkasten?

                                                                                                             Sissi Pröll: Unzählige, und in fast allen Far-
                                                                                                             ben. Ich habe Sommer- und Winterdirndln,
             Mit einem Dirndl immer richtig gekleidet – Sissi Pröll, Botschafterin der Tracht 2017.          so wie dieses, das ich jetzt trage. Ich habe
                                                                                                             vor allem längere Röcke, und dazu trage ich
                                                                                                             gerne Stiefel – wie meine Großmutter.
                                                                                                             Darin habe ich einen guten Halt. Bei jun-
Sie stehen dafür. Sie tragen sie, und sie tra-             Wann ist das Dirndl in Ihr Leben                  gen Frauen gefallen mir auch kurze
gen sie hinaus in die Welt: Die Tracht hat                 getreten?                                         Dirndln.
ihre Botschafter. Zum fünften Mal organi-
sierte die Grande Dame der österreichi-                    Sissi Pröll: Aufgewachsen bin ich in Wien.        Wird in Ihrer Familie auch Tracht
schen Trachtenmode, Gexi Tostmann, –                       Bei meiner Großmutter im burgenlän-               getragen?
erstmals im Rahmen des Niederösterreichi-                  dischen Großwarasdorf/Veliki Borištof, wo
schen Trachtenballs in Grafenegg – einen                   ich viele Ferien verbrachte, habe ich             Sissi Pröll: Wir haben sechs Enkelkinder.
festlichen Empfang der Botschafter.                        Dirndln getragen. Das erste Dirndl war            Zur Taufe haben die Buben jeweils einen
                                                           selbstgenäht: ein grüner Kittelleib mit rosa      Kalmuckjanker bekommen und die Mäd-
Bei einem Gespräch am Brandlhof in Radl-                   Blümchen, rosa Schürze und ohne Bluse.            chen ein Wachauer Dirndl. Bei Festlich-
brunn traf Schaufenster Kultur.Region die                  Auch meine Großmutter, eine Burgenland-           keiten, wie etwa zum 70. Geburtstag meines
neu ernannte Botschafterin der Tracht, Sissi               kroatin, hat kroatische Dirndln getragen.         Mannes im vergangenen Dezember, tragen
Pröll.                                                     Das war für sie selbstverständlich.               die Kinder Tracht.

                                                               schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Niederösterreichischer Trachtenball / 13

Wann tragen Sie Tracht?

Sissi Pröll: Bei vielen Gelegenheiten und
vor allem bei offiziellen Anlässen, Einla-
dungen oder am Sonntag. Wenn ich mei-
nen Mann frage, was ich anziehen soll, ant-
wortet er immer: „Ein Dirndl. Im Dirndl
schaust du am besten aus.“

Ihr Mann, Landeshauptmann Dr. Erwin
Pröll ist der erste Botschafter der Tracht und
begeisterter Träger traditioneller Kleidung.
Zu welchen Anlässen?

Sissi Pröll: Er hat maßgeblich daran mit-
gewirkt, den „Niederösterreicher“, also den
niederösterreichischen Landesanzug zu eta-
blieren, und trägt ihn bei festlichen Anläs-                  Damenrunde am Brandlhof: Trachtenexpertin Gexi Tostmann, „Botschafterin“ Sissi Pröll
sen. Wenn’s legerer hergeht, dann zieht er                                  und Geschäftsführerin der Volkskultur, Dorli Draxler.

auch gerne eine Joppe an.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Tracht
in den letzten Jahren?
                                                     EMILIE-FLÖGE-PREIS                                      KONRAD-MAUTNER-PREIS
                                                     AN SISSI PRÖLL                                          AN KARL HOHENLOHE
Sissi Pröll: Seit 46 Jahren bin ich verheira-        ———————————————————                                     ———————————————————
tet und lebe in der Heimatgemeinde meines
Mannes in Radlbrunn. Damals war ich die
Erste, die sonntags im Ort ein Dirndl getra-
gen hat. Die Frauen haben früher lieber ein
Kleid angezogen. Heute ist es so, dass es
sowohl die traditionellen Dirndln gibt als
auch die modischen. Als Sonntagstracht
plädiere ich für ein echtes Dirndl, im Alltag
ist ein modisches Dirndl auch passend. Für
mich ist aber die Qualität der Stoffe wich-
tig. Was ich ablehne, sind die „neumo-
dischen“ Blusen. Allerdings sehe ich, dass
ein Modedirndl für junge Mädchen der
Einstieg ist, ein Dirndl zu tragen.

Wie sehen Sie die Rolle der Volkskultur Nie-
derösterreich im Hinblick auf das Trachten-          Sissi Prölls Liebe zur Tracht ist vielen von            Karl Hohenlohes Familie ist in ganz Euro-
bewusstsein?                                         uns bekannt. Sie fühlt sich darin wohl und              pa zu Hause. Die Hohenlohes prägten,
                                                     sicher und ist, wie sie selber sagt, mit                wurden aber auch geprägt von regionalen
Sissi Pröll: Die Verdienste sind unbe-               einem Dirndl jedenfalls richtig gekleidet.              Traditionen. Berühmt bei Trachtenlieb-
stritten. Vor allem der landesweite Dirndl-          Ihren guten Geschmack und anmutigen                     habern ist das sogenannte „Hohenlohe
gwandsonntag im September hat viel dazu              Stil kann sie bei der Auswahl von Stoffen,              Frackl“, das in Anlehnung an die Ausseer
beigetragen, dass das Dirndl wieder getragen         Materialien und Formen voll entfalten.                  Tracht bis heute gern getragen wird.
wird. Der Tag ermutigt, und nicht nur am             Jedes ihrer Dirndlkleider ist liebevoll und             Karl Hohenlohe hat schon als Kind Leder-
Dirndlgwandsonntag, die Tracht auszufüh-             sorgfältig ausgesucht und hat „Pfiff“.                  hose und Trachtenjoppe „geerbt“ – alles
ren. Auf der anderen Seite ist der nieder-           Emilie Flöge (1874–1952) war Mode-                      getragen und abgewetzt. Das „Gwand
österreichische Trachtenball der glanzvolle          schöpferin und betrieb mit ihrer                        fürs Land“ ist für ihn eine geliebte Selbst-
Höhepunkt für die Festtagstracht. /                  Schwester den Couture Salon „Schwes-                    verständlichkeit.
                                                     tern Flöge“. Sie entwarf Modellkleider,                 Der Preis ist nach dem Volkskunde-
Interview: Mucky Degn, Mella Waldstein               die den Modegeschmack der Wiener                        und Volksliedforscher Konrad Mautner
Fotos: Nadja Meister                                 Werkstätten widerspiegelten.                            (1880–1924) benannt.

                                                     schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Haus der Regionen / 14

                                                                     Programmvorschau

                                          VOM APENNIN
                                         IN DIE WACHAU
            Das Haus der Regionen, seit über zehn Jahren Gastgeber für über 300 europäische Regionen,
             beginnt das Jahr 2017 mit Musik, die durch die vielfältigen Regionen Liguriens geprägt ist,
                  und präsentiert neue Volksmusik mit Ramsch & Rosen sowie Cremser Selection.

    I Liguriani mit Fabio Biale (Gesang, Violine, Perkussion), Michel Balatti (Traversflöten), Fabio Rinaudo    Ramsch & Rosen: Julia Lacherstorfer und Simon
      (Dudelsack), Filippo Gambetta (Knopfakkordeon) und Claudio De Angeli (Gitarre). Foto: Alice Ellena           Zöchbauer. Foto: Viktoria Hofmarcher

Eine Landschaft wie eine Umarmung: Der                     Gruppen- und Paartänzen sowie bewe-                 In ihren Bemühungen um die Bewahrung
Ligurische Apennin begleitet den gesamten                  genden Balladen für Solo- und Chorstim-             dieses reichen immateriellen Kulturerbes
ligurischen Küstenbogen von der franzö-                    men. Zu Akkordeon, Dudelsack, Gitarre,              arbeitet die Gruppe mit unterschiedlichen
sischen Grenze bis zu den Cinque Terre                     Kontrabass und Drehleier mischt sich der            Universitäten, Kulturinstitutionen, der
und bildet so auf meist weniger als 20 Kilo-               wilde Klang der antiken Piffero, der für            UNESCO, mehreren Radio- und TV-Sen-
meter Breite eine einzigartige, gleichzeitig               diese Bergregion typischen Oboe. Diesem             dern sowie Literatur- und Musikfestivals
maritime und montane Kulturlandschaft,                     überlieferten Schatz gibt Maddalena Sca-            zusammen. Seit 2002 obliegt Enerbia die
die im Nordwesten noch ins Alpine hinein-                  gnelli mit ihrer gefeierten und mehrfach            künstlerische Leitung des Apennin-Festi-
reicht.                                                    ausgezeichneten Gruppe Enerbia auch                 vals.
                                                           außerhalb Italiens eine Stimme. Auf ihrer
                   Enerbia                                 Reise unter dem Titel Serenin streifen sie                           I Liguriani
                                                           dabei das musikalische Erbe von Piemont,
Charakteristisch für die Kulturlandschaft                  Ligurien, der Emilia Romagna und der                I Liguriani entführen mit ihrer Musik in die
des südlichen Apennins ist die lebendige                   Lombardei.                                          bilderreiche und gefühlvolle Welt der ligu-
musikalische Vielfalt an rhythmischen                                                                          rischen Kultur und Tradition, erzählen von

                                                              schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Haus der Regionen / 15

den Geschichten, Gefühlen und Hoffnungen        Walzer aufgeigen, worüber der sich aber
jener Menschen, die von den schroffen Ber-      ziemlich echauffiert …“, so ihre Eigenbe-       DAS LEBEN IST KEINE
gen ihrer Heimat auszogen, um in See zu         schreibung. Zwischendurch darf die Frage        GENERALPROBE
stechen und die unterschiedlichsten Kul-        gestellt werden, in welchem Aggregat-           ———————————————————
turen zu bereisen. Die virtuosen Musiker        zustand das Weltkulturerbe Marille wohl
                                                                                                Do, 16. 3. 2017, 18.00 Uhr
Fabio Biale (Gesang, Violine, Perkussion),      am besten mundet. Die Selection bevorzugt
Michel Balatti (Traversflöten), Fabio Rinau-    eindeutig den flüssigen …
do (Dudelsack), Filippo Gambetta (Knopf-
akkordeon) und Claudio De Angeli (Gitarre)      Abends folgt die Cremser Selection den
präsentieren im Haus der Regionen alte und      mondsüchtigen Drahrern auf ihren ver-
populäre Lieder ihrer Heimat im ligurischen     schlungenen Pfaden, träumt, singt, weint
Dialekt, Balladen von Schiffsuntergängen        und lacht, spielt und tanzt mit den Zuhö-
und Partisanen, temperamentvolle Tänze          rern in den Himmel hinein. Ein himm-
und sinnliche Weisen. Dabei nehmen sie          lisches Programm, gewürzt mit höllischem
unterschiedliche Reminiszenzen aus ande-        Tanz. /
ren Kulturen auf – Mazurken, Sbrandi oder
Monferrine aus dem Piemont ebenso wie
französische und schottische Walzer, gefühl-
voll arrangiert.
                                                                                                    Der „Schuh-Rebell“ Heini Staudinger.
                                                                                                          Foto: Markus Lohninger
               Alma                               KONZERTE IM
        und Ramsch & Rosen                        HAUS DER REGIONEN
                                                  ———————————————————                           Der Alltag des „Schuh-Rebellen“: Der
                                                                                                Film „Das Leben ist keine Generalprobe“
Drei Ensembles, die auf höchstem Niveau           Fr, 10. 3. 2017, 19.30 Uhr
                                                                                                folgt den Visionen, Errungenschaften
musizieren und traumwandlerisch zwi-              Enerbia
                                                                                                und Kämpfen eines Mannes und seines
schen Volksmusik, Weltmusik und zeitge-           Do, 30. 3. 2017, 19.30 Uhr                    Unternehmens im Herzen des Gmünder
nössischer Musik zu changieren verstehen,         I Liguriani                                   Bezirks, der „Waldviertler“-Schuhfabrik.
sind Ende März und Anfang April im Haus           Kat. I: VVK: EUR 20,00, AK: EUR 22,00         Firmeninhaber Heini Staudinger verrät
an der Donaulände zu hören. Julia Lachers-        Kat. II: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00        uns bereits in der Anfangsszene sein
torfer und Simon Zöchbauer transportie-                                                         Erfolgsgeheimnis: die nötige Portion
ren als kongeniales Duo Ramsch & Rosen            Kombi-Karte für beide Konzerte                Frechheit und den nötigen Rest an Frei-
zarte Volksmusik feinfühlig in die Gegen-         der Reihe ITALIEN / Ligurien:                 heit – und damit macht er splitternackt
wart. Zu Gstanzln und Liedern von der             Kat. I: EUR 33,00; Kat. II: EUR 29,00         einen Hechtsprung in einen – für Bade-
Alm tänzelt die Geige – mal seufzend, mal         _                                             gäste nicht freigegebenen – Waldviertler
jauchzend – auf der so vielsaitigen Zither                                                      Steinbruch-See. Er schwimmt lieber
umher. Sie begeben sich auf einfühlsame,          Do, 23. 3. 2017, 19.30 Uhr                    gegen den Strom.
mäandrierende Spurensuche, beweisen mit           Ramsch & Rosen und Alma
                                                                                                In ihrem ersten Kinofilm begleitet Filme-
kreativen Ansätzen ihre Lust am Experi-           In Zusammenarbeit                             macherin Nicole Scherg den „Schuh-
mentieren. Julia Lacherstorfer ist dem Publi-     mit der Musikfabrik NÖ.                       Rebellen“ Heini Staudinger, seine
kum vom Ensemble Alma bekannt, das an             Do, 6. 4. 2017, 19.30 Uhr                     Co-Geschäftsführerin Sylvia Kislinger,
diesem Abend ebenfalls im Haus der Regi-          Cremser Selection                             „Firmen-Philosoph“ Moreau und das
onen aufspielen wird, Simon Zöchbauer ist                                                       „Waldviertler“-/GEA-Team zwei Jahre in
                                                  Kat. I: VVK: EUR 20,00, AK: EUR 22,00
Mitglied der Formation Federspiel, die Blas-                                                    der Auseinandersetzung mit der Finanz-
                                                  Kat. II: VVK: EUR 18,00, AK: EUR 20,00
musik aufregend zu interpretieren weiß.                                                         marktaufsicht (FMA), in alle Winkel des
                                                  _
                                                                                                Betriebes, zum Produktionspartner nach
          Cremser Selection                       Tipp für alle Konzertabende:                  Ungarn, zu Hilfsprojekten nach Tansania
                                                  Genießen Sie vor dem Konzert                  oder eben auch zum Nacktbaden.
Cremser Selection dürfen Sie sich etwa so         ein dreigängiges Menü im Restaurant           Im Haus der Regionen berichtet Staudin-
imaginieren: „Am Morgen, wenn in der              BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt         ger freizügig (wenn auch bekleidet) über
Wachau die Sonn wie eine reife Marilln            um insgesamt EUR 38,00.                       den Mut, die Liebe, die Wirtschaft, das
aufgeht und die Fledermäus im Kremstal                                                          Leben – und die Macht jedes Einzelnen,
verscheucht, weckt sie den Räuberhaupt-           Karten & Information:                         Dinge zu verändern.
mann Grasel, der sich letztendlich als gar        Haus der Regionen                             Der Film wird von Heini Staudinger
nicht so bös herausstellt. Am Tag schickt         3504 Krems-Stein, Donaulände 56               präsentiert.
man Depeschen an den Teufel, dass oben            Tel. 02732 85015                              VVK: EUR 12,00, AK: EUR 14,00
beim Herrgott Strauss und Lanner zum              ticket@volkskulturnoe.at                      Freie Platzwahl

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Kremser Kamingespräche / 16

                                                          Hochtechnologie

                        DAS WISSEN DER
                     WISSENSGESELLSCHAFT
                     In fünf spannenden Gesprächen stellen namhafte Vortragende die Wissensgesellschaft
                          in den Diskurs. Zu Beginn gehen die Kremser Kamingespräche „on Tour“ –
                                      am 15. Februar im Stadttheater Wiener Neustadt.

                                                sie erfolgen? Welche Bedeutung haben            lisierten Forschungswelt? Dieses in die Zu-
Foto: shutterstock

                                                nichtspezialisiertes Wissen und jene Alltags-   kunft weisende Thema wird Garant anre-
                                                erfahrungen, die unser Leben seit Generati-     gender Diskussionen sein. /
                                                onen beeinflussen? Das sind die Fragen, die
                                                Moderator Michael Battisti, ORF Nieder-         Text: Miriam Molin Pradel
                                                österreich, seinen Gästen stellen wird.

                                                    On tour in Wiener Neustadt

                                                Das erste Kamingespräch der Reihe wird am
                                                                                                  KREMSER KAMINGESPRÄCHE
                                                                                                  ———————————————————
                                                15. Februar wieder „on tour“ stattfinden.
                                                Diesmal in Wiener Neustadt, wo das For-           Mi, 15. 2. 2017, 18.00 Uhr / on Tour
                                                schungszentrum MedAustron angesiedelt             Hochtechnologie
                                                ist. Bürgermeister Mag. Klaus Schneeberger        Stadttheater Wiener Neustadt,
                                                und der ärztliche Direktor von MedAustron         Herzog Leopold-Straße 17
                                                Prof. Dr. Eugen Hug sprechen zum Thema            _
                                                Hochtechnologie. Am MedAustron wurde              Mi, 8. 3. 2017, 18.00 Uhr
                                                nach dem CERN-Vorbild ein Teilchenbe-             Medizinisches Wissen
                                                schleuniger gebaut, welcher für medizi-
                                                                                                  Mi, 19. 4. 2017, 18.00 Uhr
Die 22. Reihe der Kremser Kamingespräche        nische Zwecke und nichtklinische For-
                                                                                                  Wissensstandort Niederösterreich
befasst sich mit der Frage nach dem Wissen      schung eingesetzt wird. MedAustron und
in unserer Gesellschaft. In Zeiten von Google   der Standort Österreich stehen dabei sowohl       Mi, 10. 5. 2017, 18.00 Uhr
und Smartphones scheinen Fakten, Jahres-        im internationalen Wettbewerb, als auch im        Wissen als Markt
zahlen und Daten immer verfügbar zu sein.       Austausch mit anderen Forschungszentren           Mi, 14. 6. 2017, 18.00 Uhr
Solch ein Wissen mag sich dann dazu eignen,     und Technologieeinrichtungen weltweit.            Globalisiertes Wissen
trefflich zu punkten. Doch dabei kann über-     Was für Laien nach unverständlicher Theo-
greifendes Wissen, nämlich die Fähigkeit,       rie klingen mag, hat aber konkrete Auswir-        Haus der Regionen
verschiedenste Wissenselemente miteinander      kungen auf unser Leben, insbesondere in           3504 Krems-Stein, Donaulände 56
                                                                                                  Tel. 02732 85015
zu verbinden, verloren gehen. Somit wird es     der medizinischen Strahlentherapie.
immer wichtiger zu verstehen, statt nur zu                                                        Anmeldung: ticket@volkskulturnoe.at
wissen. Eine wichtige Rolle spielen vermehrt    Die Referenten werden sich beim ersten            Die Gespräche werden jeweils eine Woche
die Vermittlung von Fähigkeiten, Kreativität    Kamingespräch dieser Reihe unter anderem          später um 21.00 Uhr auf Radio Nieder­
und das Bündeln von Wissen.                     folgende Fragen stellen: Wem stehen die           österreich ausgestrahlt.
                                                Ergebnisse dieser Forschung zur Verfügung?
                                                                                                  www.volkskulturnoe.at
Welche Rolle spielen dabei hochspezialisier-    Welche Bedeutung hat diese Forschung für
te Forschungszentren? Welcher Nutzen aus        Niederösterreich? Welchen Wert hat hoch-          Alle bisherigen Gespräche können Sie
Forschungserkenntnissen lässt sich für die      spezialisiertes Wissen für die Lebensqualität     nachhören: www.volkskulturnoe.at/
Bürger ableiten? Wie wichtig ist die Bildung    der Menschen? Welche Strategie verfolgt das       wirkungsstaetten/haus-der-regionen/
der nächsten Generationen und wie sollte        Bundesland Niederösterreich in einer spezia-      kremser-kamingespraeche.html

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Kultur.Region / 17

                                                                                                              Begegnungsreich
                          Schaufenster

                                                                                          ENTSCHEIDENDE
         GEWINNSPIEL                                                                      ENTSCHEIDUNG

      Jetzt n!
         piele
    mits
                                                                                                          Egal, ob richtig oder falsch.
                                                                                                           Es geht immer ums Tun.

                                                                                                                  Täglich sind wir mit Entscheidungsfin-
                                                                                                                  dungen konfrontiert. Es gibt schnelle
                                                                                                                  Entscheidungen, andere basieren auf
                                                                                                                  langen Entscheidungswegen. Manch-
                                                                                                                  mal war ich überrascht, dass ich größe-
                                                                                                                  re Entscheidungen von einem auf den
                                                                                                                  anderen Tag getroffen habe, aber in uns
    „Niederösterreich hat viele Kleinode und Schätze im Kulturbereich
                                                                                                                  denkt und fühlt es oft im Unter-
  zu bieten. Die Lebendigkeit sieht man bei den vielen Kulturengagierten                                          bewusstsein. Durch Stillstand kommt
   und -interessierten. Das Schaufenster Kultur.Region bietet hier einen                                          man nicht weiter und macht keine
       interessanten Bogen.“ Abt Petrus Pilsinger, Stift Seitenstetten
                                                                                                                  zusätzlichen Erfahrungen. Ein Profes-
                                                                                                                  sor hat mir in der Marketingausbildung
Gewinnfrage:                                                                         folgenden Satz eingeprägt: „Es ist egal, ob man mit dem Kopf oder
Welches Jubiläum feiert die Initiative Zeit Punkt Lesen 2017?                        Bauch entscheidet, es wird immer die Falsche sein.“ Seine damalige
a) 3 Jahre                                                                           Demotivation hat mich motiviert, Entscheidungen immer mit „klu-
b) 7 Jahre                                                                           gem“ Herzen zu treffen, auch wenn ich mich manchmal geirrt habe.
c) 10 Jahre
                                                                                     Menschen der Öffentlichkeit – sei es im Verein, in der Firma oder
Preis:
                                                                                     der Politik, stehen oft unter gewaltigem Entscheidungsdruck.
Verlost werden drei Pakete der niederösterreichischen Lesein-
                                                                                     Sicher nicht leicht, sich abzugrenzen, denn es machen sich oft zu
itiative Zeit Punkt Lesen gefüllt mit bunten Märchenstoffta-
                                                                                     viele Menschen Gedanken um die anderen und lenken damit vom
schen, Tassen für auserlesene Lesemomente, Spiel und Spaß
                                                                                     eigenen Weg ab. Persönliche Entscheidungen können nur selbst
rund um den Lesehasen Leo mit Hörspiel-CD und Stoff-Leo,
                                                                                     getroffen werden, auch wenn man sich Rat von Freunden holt und
Kult-Comicreprint „Tarzan“ aus den Jahren 1967–1968,
                                                                                     dadurch Sicherheit bekommt. Entscheidungen sind oft mit Loslas-
die Literaturzeitschrift „Radieschen“ und mit „Gugaruz &
Gugascheggn“, dem Mundart-Memospiel für die ganze Familie.
                                                                                     sen verbunden. Das Leben hat nicht immer einen Joker zu bieten,
                                                                                     aber wir haben Gott sei Dank oft die Möglichkeit, uns frei zu ent-
Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an:                                         scheiden. Warten, bis einem die Entscheidung abgenommen wird,
Kultur.Region.Niederösterreich GmbH                                                  kann schmerzlich sein. Bei einer Feier war ich Zeitzeuge, als ein
Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg                                                      junger Mann zu einem wichtigen Entscheidungsträger Folgendes
oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at                                     gesagt hat: „Es ist völlig egal, ob du deine Karriere beendest oder
                                                                                     dich neuen Zielen widmest, denn es zählt nur das Menschsein und
Einsendeschluss: 15. Februar 2017
                                                                                     dass du Vater, Ehemann, Großvater und Freund bist und bleibst.“
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.                                                    Starke Worte, die eigentlich alles ausdrücken, denn das wirkliche
Preise können nicht in bar abgelöst werden.                                          Leben besteht nicht aus Funktionen, Rollen oder Terminen. Auch
_                                                                                    wenn das Leben kein Wunschkonzert ist, geht es doch immer um
                                                                                     die Entscheidung für das Leben. /
Wir gratulieren der Gewinnerin der letzten Ausgabe:
Bettina Haumer, Baden                                                                Martin Lammerhuber
_                                                                                    martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at

                                                            schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
Chorszene / 18

                                                   Die Spatzen pfeifen’s von den Dächern

     GUMPOLDSKIRCHNER KIDS
     SIND „SIEGER DER HERZEN“
  Die erfolgreichsten Niederösterreich-Teilnehmer an der ORF-Casting-Show „Große Chance der Chöre“
kommen aus ein und demselben Ort, der 3.800-Seelen-Gemeinde und Gesangsmetropole Gumpoldskirchen:
            die Gumpoldskirchner Spatzen und das singende Orchester der Musikmittelschule.

 Nicht in Tracht, sondern in Schwarz-Weiß präsentierten sich die Spatzen im Halbfinale ihren Fans. Der ORF kam scheinbar auch auf den Geschmack – und bastelt bereits an
                                                einer weiteren Zusammenarbeit mit dem berühmten Kinderchor. Foto: ORF

Zum zweiten Mal matchten sich 17 Chöre                    Pfarre in der Gemeinde Neumarkt (Bezirk                             David gegen Goliath …
und Gesangsensembles bei der ORF-                         Murau) – gegen die verbliebenen sieben                                  im Dorf-Derby
Castingshow „Große Chance der Chöre“ um                   Konkurrenten durch. „Sieger der Herzen“,
die Gunst des Publikums, der Juroren und                  sagt die Chorszene Niederösterreich, sind                  Als Elisabeth Ziegler 1992 den 25-jährigen
nicht zuletzt um 50.000 Euro. Im Finale                   aber die über 150 zehn- bis 14-jährigen Kids               Günther Mohaupt an die damalige Haupt-
setzte sich die Sängerrunde Pöllau – aus der              aus Gumpoldskirchen, die an der Show teil-                 schule Gumpoldskirchen (heute MMS) als
mit 80 Einwohnern kleinsten steirischen                   genommen haben.                                            musikalischen Arrangeur lotste, wussten

                                                             schaufenster / Kultur.Region / Februar 2017
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