LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
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LANDTAG LANDTAGS NACHRICHTEN Mecklenburg-Vorpommern 10. Juni 5/ 2021 www.landtag-mv.de +++ Keine neue Verordnung +++ Corona senkt Gewerbesteuer +++ Leichte Sprache und weniger Barrieren +++ Keine doppelte Beteiligung am Windpark +++ AufgeSCHLOSSen für Kultur +++ Update Baustelle
2 I n h a l t 3 Gastkommentar Bernd Mosebach „Wahlen im Schatten von Corona“ AUS DEM PLENUM 4 Aktuelle Stunde „Zukunft gestalten – Freiheit der Kinder und Jugendlichen bewahren und Familien fördern“ (auf Antrag der Fraktion der AfD) Auszüge aus der 5 - 13 Original-Debatte Dr. Ralph Weber (AfD), Sozialministerin Stefanie Drese, Daniel Peters (CDU), Jacqueline Bernhardt (DIE LINKE), Julian Barlen (SPD) 14 - 23 Berichte Keine neue Verordnung Corona senkt Gewerbesteuer Leichte Sprache und weniger Barrieren Schlagabtausch zu Demokratie MV Werften: Schutzschirm in Sicht Land klagt nicht gegen Notbremse 23 - 26 Meldungen Mehr Geld für Beamte Rechnungshof erhält kein Rederecht im Landtag Corona-Maßnahmen: Verfahren bleibt unverändert Klare Regeln für Online-Prüfungen Mehr Zeit für Beratungsangebote gefordert Keine doppelte Beteiligung am Windpark Digitale Teilhabe auf dem Prüfstand Land soll für mehr Grünflächen sorgen 27 - 28 Gesetzgebung 29 - 31 AUS DEN AUSSCHÜSSEN Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Zukunft der medizinischen Versorgung in MV Der NSU Digitaler Kongress Titelfoto: Cornelius Kettler 32 - 36 PANORAMA AufgeSCHLOSSen für Kultur Update Baustelle Neustart für Schlossgastronomie 37 - 39 Das Schloss vor 30 Jahren Viel Vergangenes schwang noch mit - Vier Perspektiven auf den ersten Landtag nach der Wiedervereinigung 40 Chronik Impressum Herausgeber: Layout: Uwe Sinnecker Namentlich gekennzeichnete Beiträge Landtag mecklenburg-Vorpommern geben nicht in jedem Fall die Meinung des - Öffentlichkeitsarbeit - Druck: produktionsbüro TINUS Herausgebers wieder. Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin Gedruckt auf Recyclingpapier Alle Abbildungen sind urheberrechtlich Fon: 0385 / 525-2113, Fax 525-2151 geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@landtag-mv.de Zugunsten des Leseflusses und aus Genehmigung des Herausgebers. Internet: www.landtag-mv.de Platzgründen ist stellenweise nur die männliche Form verwendet. Die LandtagsNachrichten können kostenlos redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit, In solchen Fällen ist die weibliche Form bezogen werden. Bestellungen sind an den Anna-Maria Leistner mitgedacht. Herausgeber zu richten. Redaktionsschluss: 21.05.2021 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
G a s t k o l u m n e 3 Foto: ZDF/Rico Rossival Wahlen im Schatten von Corona Bernd Mosebach ist Leiter des ZDF-Landesstudios Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied im Vor- stand der Landespressekonferenz Am 26.September 2021 wird der 20. Eine Herausforderung für die Wähle- Zeiten, gewinnt die Wahl. Doch so sicher Deutsche Bundestag gewählt. Allein die- rinnen und Wähler, das interessierte Pu- diese Erkenntnis scheint, so unkalkulier- se Wahl hat das Potential, die Aufmerk- blikum und die Berichterstatter. bar ist der politische Wettkampf in den samkeit der interessierten Öffentlichkeit nächsten Monaten. Das Auf- und Ab der und der Medien vollständig auf sich zu Doch keine Sorge: „Selbst die dunkelste Parteien in den Umfragen der letzten ziehen. Immerhin geht mit dem ange- Stunde hat nur 60 Minuten“, beruhigt Monate zeigt, dass das Regierungshan- kündigten Rückzug der Kanzlerin nicht Udo Lindenberg in einem seiner jüngs- deln, das Agieren der Opposition und die nur nach 16 Jahren eine Ära zu Ende. Von ten Songs („Mittendrin“). Und auch ein Performance des landespolitischen Spit- der politischen Bühne verschwindet Wahlabend hat nur sechs Stunden. zenpersonals je nach Lage, die sich fast „ möglicherweise auch die bisherige Do- Oder sieben. Oder acht – je nachdem, wöchentlich verändert, von der potenti- minanz der Volksparteien. Seit 1949 ha- wann die Stimmen ausgezählt sind. Die ellen Wählerschaft stets unterschiedlich „ bewertet wird. Das wird ein Wahlabend! Die Arbeit der Abgeordneten im Schweriner Landtag war in den letzten knapp anderthalb Jahren dominiert von ben CDU/CSU und SPD die Bundesregie- Agenturen werden berichten, gewichten „Corona“. Es gab den Versuch der Volks- rungen angeführt und den Kanzler oder und einordnen, die Zeitungen, Online- vertreter von SPD und CDU, das Handeln die Kanzlerin gestellt. Mit dem rasanten Portale, die sozialen Medien, der Hörfunk der von ihnen getragenen Regierung Aufschwung der Grünen in den Umfra- und das Fernsehen ebenso. Besonders zu erklären und dennoch kritisch und gen und deren selbstbewusstem An- für die überregionalen Medien wird das parlamentarisch selbstbewusst zu be- spruch auf die Kanzlerschaft steht im zum Balanceakt: Wie abwägen zwischen gleiten. Es gab den Versuch der Oppo- Herbst vielleicht ein Umbruch bevor, der den Meldungen aus Berlin, Schwerin und sition, mal mit konstruktivem, mal mit Vieles verändern könnte. Erfurt? Der Blick auf unser Bundesland fundamentaloppositionellem Auftreten allein verlangt abendfüllende Aufmerk- die Regierenden zu begleiten, sie he- Das wird ein Wahlabend! samkeit. rauszufordern und zu kontrollieren. Das Parlament hat seine Aufgabe erfüllt, auch Es gehört nicht viel prophetische Gabe Die Corona-Krise, deren Bewertung und wenn das Tempo und die Dimension der dazu, auch die nach jetzigem Stand Bewältigung, die angewendeten oder Herausforderungen zeitweise drohten, ebenfalls für den 26. September anvisier- vorgeschlagenen Lösungen für die im- die Handlungsfähigkeit und die verfas- te Landtagswahl im Freistaat Thüringen mensen Herausforderungen, die sich da- sungsrechtliche Rolle des Landtages als ziemlich spannend zu beschreiben. raus ergeben haben und sich weit über einzuengen. Wer am Ende die Nase vorn Ebenso die Wahl des Abgeordneten- das Wahljahr hinaus ergeben werden – hat, wer die Regierung bilden kann, ist so hauses (und der Bezirksverordnetenver- all dies beherrscht die achte Wahl zum offen, wie die Frage, wann die Pandemie sammlung) in Berlin. Und als wäre das Landtag Mecklenburg-Vorpommerns vorbei ist, wie viele Opfer sie fordert und noch nicht genug an packendem Stoff wie kein anderes Thema. Das gilt freilich was sie uns kostet. für diesen herbstlichen Sonntag, stellen auch für die anderen Wahlen an diesem Bernd Mosebach sich auch noch im Nordosten die Par- Tag. Wer am glaubwürdigsten, überzeu- teien zur Wahl. Das wird ein Wahlabend! gendsten und klügsten agiert in diesen LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
4 A k t u e l l e S t u n d e Sozialministerin Stefanie Drese während der Aktuellen Stunde zum Thema „Zukunft gestalten – Freiheit der Kinder und Jugendlichen bewahren und Familien fördern“ Kinder und Kindern zu verbieten, mit Freunden und Familie Einschulung oder Geburtstag zu Eltern erfasst habe. Die beschlossenen Schutzmaßnahmen seien keine Strate- der Lockdown feiern, das erwecke Traumata in Kinder- seelen, argumentierte Prof. Dr. Ralph Weber (AfD). Gerade in Corona-Zeiten gie zur Einschränkung der Freiheit. „Es ist eine Strategie, schnellstmöglich wieder Freiheiten geben zu können.“ Sobald Landtag diskutiert über müssten Kinderseelen besonders ge- Lockerungsschritte möglich seien, stün- das Für und Wider schützt werden. „Ihre Maßnahmen sind den Kinder und Jugendliche an oberster der Corona-Maßnahmen das Gegenteil!“ Die Einschränkungen Stelle. hätten vor allem eines bewirkt: „Wir ha- Nach Lust und Laune Freunde tref- ben einer heranwachsenden Generation Die Auswirkungen der Pandemie auf fen. Großeltern besuchen. In die Schule Ängste aufgedrückt, die sie ein Leben Kinder, Jugendliche und Familien seien oder Kita gehen. Zum Sport. Corona lang begleiten.“ Kitas, Schulen und Ver- zweifelsohne ein sehr wichtiges Thema, macht Selbstverständlichkeiten wie die- eine zu schließen bedeute auch, sich meinte auch Daniel Peters (CDU). Der se seit Monaten immer wieder unmög- „in einem immer schlimmer werdenden von der AfD vermittelte Eindruck, Kinder lich. Eine Situation, die auch Kinder und Kreis“ zu drehen, in dem häusliche Ge- würden in Unfreiheit leben, sei jedoch Jugendliche an den Rand ihrer Kräfte walt viel zu lange unentdeckt bleibe. falsch. Die vorgetragene „Litanei“ habe bringt. Der Kinderschutzbund und Psy- Seine Forderung: „Gebt unseren Kindern aus seiner Sicht vor allem einen Grund: chologen warnen vor körperlichen und ihre Lebensfreude zurück!“ „Sich bei Corona-Leugnern anzubiedern“. seelischen Schäden. Studien verweisen Er warf der AfD vor, einerseits Probleme bereits auf eine Zunahme psychischer „Wir alle wissen, welche Last gerade Kin- anzuprangern, andererseits aber jeder Auffälligkeiten. Die AfD rückte im Mai dern und Jugendlichen in der Pandemie Maßnahme kritisch gegenüberzustehen. die Situation von Kindern und Jugend- auferlegt wurde“, sagte Sozialministerin „Von Ihnen kommt keine Alternative.“ lichen in den Fokus der Aktuellen Stun- Stefanie Drese (SPD). Die Einschrän- de. Unter der Überschrift „Zukunft ge- kungen lasteten schwer auf den schma- „Jedem von uns blutet das Herz, wenn wir stalten – Freiheit der Kinder und len Schultern. Bis zu diesem Punkt könne lesen, dass Kinder und Jugendliche ver- Jugendlichen bewahren und Familien sie dem Anliegen der Aktuellen Stunde einsamen“, führte Jacqueline Bernhardt fördern“ mahnte sie, Kindern nicht län- deshalb auch folgen. „Doch nach dieser (DIE LINKE) an. Einschränkungen auf- ger Freiheit und Lebensfreude zu neh- Einschätzung scheiden sich die Geister.“ zuheben, klinge natürlich da sehr ver- men. Redner von SPD, CDU und DIE Die AfD blende in ihrer Betrachtung führerisch. Mit ihrer „Masche“, Fakten zu LINKE warfen der AfD Faktenignoranz aus, dass die dritte Welle in besonderer ignorieren und Stimmung zu machen, und Scheinheiligkeit vor. Weise Kinder sowie die Generation der gefährde die AfD aber die Gesundheit LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / A u s z ü g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e 5 von Kindern und Jugendlichen. Sie warf schon immer ein gutes Mittel in autori- Kraft im Dienste der Freiheit der Kinder der AfD vor, scheinheilig zu handeln. „Als tären Systemen.“ Bei der Rückgabe von zu positionieren – widersprüchlicher wir im Sozialausschuss die Anhörung Grundrechten zwischen Geimpften und geht es kaum.“ Echte Freiheit gehe im- zum Kinderschutz beantragt haben, Nicht-Geimpften zu unterscheiden, beti- mer mit Verantwortung einher. „Die lässt waren es auch Sie, die das abgelehnt ha- telte er als „eine Art Impfapartheid“. bei Ihnen zu wünschen übrig. Wenn Ihre ben.“ Botschaft an Kinder, Jugendliche und Nein zu Kinderrechten im Grundgesetz, Familien ist, dass jeder nur an sich selber Ob Pandemie oder Klimawandel: „Sie nein zu einem Mindestazubilohn, skiz- denken und die Maske einfach runterrei- schüren Ängste“, hielt Holger Arppe zierte Julian Barlen (SPD) die Haltung ßen sollte, dann wird es wirklich finster (fraktionslos) den Linken entgegen. Denn der AfD im Bundestag. „Sich in diesem im Abendland.“ damit lasse sich gut regieren. „Angst war Lichte hier als mitfühlende politische Dr. Ralph Weber, AfD: […] viele Schüler, die jetzt vor ihrem Abschluss stehen, ma- chen sich große Sorgen um ihre Zukunft […] Deswegen die „Die Hauptlast all dieser dringende Aufforderung an die Landesregierung: Tut etwas! Macht eine Ausbildungsplatzinitiative! Tut etwas dafür, dass Pandemiemaßnahmen die Firmen, die ausbilden, weiter noch stärker als bisher ge- fördert werden […] tragen die Mütter.“ (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) Foto: Uwe Sinnecker Liebe Kollegen […] die Zunahme häuslicher Gewalt, themati- siert in Corona-Zeiten, allen bekannt, wenn […] die Kitas, die Schulen und die Vereine, in denen außerhalb des häuslichen Bereichs Spuren solcher häuslichen Gewalt festgestellt wer- den können, geschlossen bleiben, dann drehen wir uns in einem […] Kreis, der es ermöglicht, dass häusliche Gewalt zu lange unentdeckt bleibt. […] Und in Corona-Zeiten, liebe Freunde, Frau Oldenburg von den LINKEN hatte mal hier die treffenden Worte gesagt: Das, was wir hier machen, das ist Freiheitsberaubung an Kindern. Lasst unsere Kinder doch wieder Kinder sein, lasst sie unbe- schwert spielen, und zwar mit den Kindern, mit denen sie spielen wollen! (Beifall Horst Förster, AfD) Liebe Landsleute! Wertes Präsidium! […] Freiheit der Kinder und Jugendlichen bewahren und Familien fördern, das heißt […] die verletzlichen Kinderseelen müssen wir gerade in Zukunft gestalten. Corona-Zeiten schützen –, Ihre Maßnahmen, die Sie hier er- heben, sind das Gegenteil. […] (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) Beginnen wir mal mit der Bildungspolitik, und zwar unab- hängig von Corona. Das, was wir bildungspolitisch erleben […] Liebe Freunde, und Testungen? Man mag zu den Tests […] ist […] ein Weg in die falsche Richtung. Ein […] zuneh- inhaltlich stehen, wie man will, aber öffentliche Testungen mender Akademisierungswahn treibt immer mehr Schüler vor der Schule, die mit einer Stigmatisierung einhergehen […] zum Studium […] wir müssen den Weg beenden […] Wir […] das ist etwas Grausames, was wir unseren Kindern da müssen die klassische Schulbildung […] wieder stärken. Wir zumuten. Auch da muss es andere Wege geben. Wenn […] müssen klarmachen […] dann doch bitte, dass die Tests zu Hause vorgenommen werden im häuslichen Kreis und nur der Teststab dann mit (Beifall Horst Förster, AfD) in die Schule oder in die Kita gebracht wird. dass handwerkliche, landwirtschaftliche Berufe, kaufmän- (Beifall Horst Förster, AfD) nische Berufe kein Abitur voraussetzen […] Alles andere ist unnötige Stigmatisierung, ist Angstverbrei- (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) ten auf dem Rücken der Unschuldigsten, der Kinder, die das so wirklich nicht verdient haben. LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
6 A k t u e l l e S t u n d e […] Familien fördern? Die Hauptlast all dieser Pandemie- Ministerin Stefanie Drese: maßnahmen tragen die Mütter. […] Mutter ist nicht nur […] jemand, der Kinder auf die Welt bringt und dann möglichst „Die Pandemie verlangt schnell wieder in das Arbeitsleben eingruppiert wird […] Mutter ist eine Ganztagsaufgabe. Mutter ist […] vielleicht von uns allen der wichtigste Beruf, solidarisches Handeln.“ (Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD) den wir in diesem Land haben. Wir müssen endlich verste- Foto: Uwe Sinnecker hen, dass wir eine solche Förderung von Familien, von Müt- tern […] durch unsere Maßnahmen umsetzen. Alle unsere (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zurufe von Julian Barlen, SPD, und Martina Tegtmeier, SPD) […] Anträge, die in diese Richtung gegangen sind, Famili- endarlehen, Rückkehrrecht auf Vollzeit nach der Pflege von Kindern oder Eltern, die Familien bei Grunderwerbssteuern entlasten, wenn sie sich ein Eigenheim zulegen wollen, das Willkommensgeschenk für Mütter, dann die Teilzeitarbeit, kein geringeres Entgelt bei Teilzeitarbeit zwischen den Ge- burten zweier Kinder […] alle unsere Anträge – insgesamt über 20 – sind abgelehnt worden! So sieht die Familienför- Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und derung dieser Regierung aus! Herren Abgeordnete! Wir alle wissen, welche Last gera- de Kindern und Jugendlichen in der Pandemie insgesamt, (Minister Harry Glawe: Na, na, na, na!) aber gerade auch mit dem Lockdown der letzten Wochen auferlegt wurde und auferlegt wird. […] Die restriktiven Ein- Und das ist ein Irrweg, den man dringend beenden muss schränkungen der Kontakte lasten schwer auf den schmalen zum Wohl unserer Kinder und damit zum Wohl unserer Zu- Schultern, bei vielen gehen Fröhlichkeit und Unbeschwert- kunft! – Danke! heit verloren, gerade die sozial Schwächeren drohen man- cherorts den Anschluss zu verlieren. (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) […] Die Pandemie verlangt von uns allen solidarisches Handeln und ein echtes Miteinander, man kann das auch „Fürsorge“ nennen. Wir alle sind aufgefordert, alles Erdenkliche zu tun, um gemeinsam mit den Familien und den Kindern und Ju- gendlichen verantwortlich und schnellstmöglich einen Weg heraus aus der Pandemie zu finden und gleichzeitig deren Folgen erträglich zu gestalten. Dabei können und müssen wir über Maßnahmen diskutieren, keine Frage. (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Wir müssen Entscheidungen abwägen, und da hat jeweils ein Virologe andere Gründe zur Sicht auf die Pandemie als ein Kinder- und Jugendpsychologe. Aufgabe von Politik ist es dabei, auf Basis vieler Einzelmeinungen Entscheidungen zu treffen. Und ganz oben steht dabei der Gesundheits- schutz, da es darum geht, Menschenleben zu schützen, weil es darum geht zu verhindern, dass die Intensivstationen überfüllt sind. Dort – und zwar in dieser dritten Welle stärker als in den beiden Wellen zuvor – liegt dann auch der Fa- milienvater oder die Alleinerziehende mit zwei Kindern im Abgeordnete der Fraktion AfD im Plenarsaal des Schweriner Schlosses. Schul- und Kitaalter. […] Foto: Uwe Sinnecker LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / A u s z ü g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e 7 Die Pressetribüne sowie die Besuchertribüne werden pandemiebedingt zur Wahrung der Abstände nicht voll besetzt. Foto: Uwe Sinnecker Wir mussten gerade mit dem aktuellen Lockdown und den schritte gehen zu können. Und hier, das hat die Landesregie- Kita- und Schulschließungen noch einmal einen sehr harten rung immer wieder betont, haben Kinder und Jugendliche Eingriff auch in das Leben von Kindern und Jugendlichen für uns oberste Priorität! vollziehen. Dafür waren im Wesentlichen drei Gesichts- punkte ausschlaggebend: (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Daniel Peters, CDU) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Da haben Sie aber ein schlechtes Bild von Freiheit, Frau Drese, ein sehr schlechtes!) All dies ist keine Strategie zur Einschränkung der Freiheit, es ist eine Strategie, schnellstmöglich wieder Freiheiten geben zu können. Zum Ersten. Auf der Basis der im Land vorhandenen wis- senschaftlichen Expertise sollte mit der massiven Redu- (Beifall vonseiten der Fraktionen zierung von Kontakten möglichst bis Mitte Mai wieder ein der SPD und CDU) beherrschbares Pandemieszenario für das gesamte Land erreicht werden. […] Zum Zweiten. Kinder und Jugendliche spielen in der dritten Welle der Pandemie eine ganz andere Rolle als in der ersten und zweiten Welle. Die Inzidenzen in diesem Bereich waren in den Wochen vor dem Lockdown erheblich gestiegen. Phasenweise war die Inzidenzzahl in der Gruppe der 5- bis 14-Jährigen am höchsten. […] Und zum Dritten. Jedes weitere Zögern hätte den Kampf gegen die Pandemie im Land noch weiter nach hinten ver- lagert. Es ging und geht deshalb darum, schnell die dritte Welle zu brechen, um dann im Verbund mit den fortschrei- tenden Impfungen möglichst zügig wieder Lockerungs- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
8 A k t u e l l e S t u n d e Daniel Peters, CDU: […] (Zuruf von Horst Förster, AfD) „Umso länger die Pandemie […] Sie wollen sich aus einem einzigen Grund hier anbie- andauert und der damit dern, und das ist der parteipolitische Profit, meine Damen und Herren. […] verbundene Lockdown, (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU) desto größer werden die […] negativen Auswirkungen.“ (Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD) […] Fotos: Uwe Sinnecker (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Zurufe von Thomas de Jesus Fernandes, AfD, und Dr. Ralph Weber, AfD) […] (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Und deswegen, einen Ihrer Zwischenrufe habe ich sehr wohl vernommen, als es um die Definition von „Freiheit“ ging. […]. Und Sie sympathisieren ja auch mit einigen Län- dern […] wo ich wirklich ernsthaft in Sorge bin, ob da Kinder und Jugendliche in Freiheit leben Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: […] Sagen Sie doch mal, welche!) Ihrer Einbringung zufolge wollen Sie also die Auswirkungen der Pandemie für die Kinder, Jugendlichen und Familien hier und vor allem auch das Maß an Wohlstand erleben, erörtern. […] Bei dem, was Sie aber gesagt haben, Professor Weber, haben Sie mal wieder die gleiche Litanei vorgetra- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Welche? gen, […] um damit nichts anderes zu tun, als sich bei den Welche? Nennen Sie die doch mal konkret!) Corona-Leugnern anzubiedern. […] wie unsere Kinder und Jugendlichen das in Deutschland (Beifall vonseiten der Fraktionen dürfen. der SPD und CDU – Zurufe von Horst Förster, AfD, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: und Dr. Ralph Weber, AfD) Welche Länder?) […] was ich noch viel dramatischer finde, ist dieser ange- […] meldete Titel, der ja suggerieren möchte, dass Kinder und Jugendliche in diesem Land in Unfreiheit leben, (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Thomas de Jesus Fernandes, AfD: (Dr. Ralph Weber, AfD: Werden Sie doch mal konkret!) Tun sie ja auch zum Teil.) […] Und ja, es wird deutlich, umso länger die Pandemie an- als würden Sie in einem […] diktatorischen Land leben und dauert und der damit verbundene Lockdown, desto größer Kinder wären Opfer staatlicher Willkür. werden die negativen Auswirkungen. […] Kein regelmäßiger Kita- und Schulbesuch, […] kaum Freizeitaktivitäten […], in (Horst Förster, AfD: Es ist egal, wie der Folge mehr Zeit vor dem Fernseher, der Spielkonsole sie eingesperrt sind, Herr Peters!) oder dem Handy, […] […] (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Weil Sie (Horst Förster, AfD: das so sagen, weil Sie von der CDU sind, Es ist egal, wie sie eingesperrt sind!) oder wie? – Zuruf von Horst Förster, AfD) LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / A u s z ü g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e 9 […] (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sie haben die Maßnahmen alle auf den Weg gebracht und Sie haben den Alleinanspruch auf Kritik?) Ich kann Ihre Aufregung ja nachvollziehen, […], getroffene Hunde bellen. Sie beschreiben natürlichen einen kritischen Umstand, in dem wir uns befinden, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ach?! – Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD) aber immer wieder fällt mir an dieser Stelle auf, jede Maß- nahme, die […] getroffen wird, […] (Zuruf von Jens-Holger Schneider, AfD) Franz-Robert Liskow, CDU-Fraktion Foto: Uwe Sinnecker um diese Pandemie zu bekämpfen, stellen Sie infrage. Sie stellen sogar das Impfen infrage. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Da haben wir ja noch einen Antrag dazu. Da können (Dr. Ralph Weber, AfD: Sie ja dann zustimmen. Das ist ja toll.) Das hat keiner von uns infrage gestellt. – Zurufe von Thomas de Jesus Fernandes, AfD, Andere Studien hingegen zeigen die psychischen Auswir- und Jens-Holger Schneider, AfD) kungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche. […]. Kinder und Jugendliche haben zunehmend mit psy- […]. Von Ihnen kommt keine Alternative, obwohl Sie sich die- chischen und psychosomatischen Beeinträchtigungen zu sen Namen geben. kämpfen, […]. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Und, ja, auch das Thema Einsamkeit wird zunehmend ein Ich glaube, Sie haben den Problem bei Kindern und Jugendlichen. […] Und hier muss Redenschreiber von Frau Schwesig.) Jugend- und Sozialarbeit natürlich in Zukunft viel, viel stärker ansetzen und sich weniger mit Themen der Genderstern- […] chen und des Sprachdiktats aufhalten. Und deswegen sage ich, kümmern wir uns um die Kinder und nicht um den ide- (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) ologischen Wahn einiger Funktionäre, […]! Meine Damen und Herren. (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU) (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU) Auch Familien sind ganz massiv von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Kinderbetreuung organisie- Aber zurück zu den Auswirkungen auf Kinder und Jugendli- ren, Distanzunterricht, Homeschooling, Homeoffice […] das che: Da gibt es entsprechende Studien, stellt für viele Familien eine echte Bewährungsprobe dar […]. (Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – (Dr. Ralph Weber, AfD: Dann zeigen Sie Zurufe von Sebastian Ehlers, CDU, und doch mal, dass Sie es ernst meinen, dann Thomas de Jesus Fernandes, AfD – machen Sie Schulen und Kitas wieder auf!) Glocke der Vizepräsidentin) Meine Damen und Herren, es ist unstrittig, die negativen und natürlich müssen wir diese Studien und deren Ergeb- Auswirkungen für Kinder, für die Jugendlichen und für die nisse natürlich auch hier deutlich machen. Im Vergleich zum Familien sind enorm, […]. Das Bild, was Sie hier seitens der Frühling vergangenen Jahres AfD immer so gerne zeichnen, das ist ja, als wenn wir uns das hier alle so leicht machen würden mit diesen Maßnahmen, (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) […], (Horst Förster, AfD: Wenn es denn einer wäre!) hat sich beispielsweise die tägliche Dauer der sportlichen Aktivität deutlich verringert […]. und der ist mit wissenschaftlicher Unterstützung und Exper- tise ja auch begleitet. LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
10 A k t u e l l e S t u n d e Foto: Uwe Sinnecker (Horst Förster, AfD: Allein nach Inzidenzen, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ach?!) Herr Peters, das vergessen Sie. – Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) […] (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) Und auch Vizepräsidentin Beate Schlupp: Herr Peters, (Horst Förster, AfD: Allein nach Inzidenzen.) Ihre Redezeit ist abgelaufen. wenn ich persönlich natürlich nicht jede Maßnahme befür- Daniel Peters, CDU: […] worte, […] so unterstützen ich natürlich und meine Fraktion selbstverständlich das Ziel, diese Corona-Pandemie einzu- (Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU) dämmen […]. Vizepräsidentin Beate Schlupp: Ich habe Ihnen, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Die wir vorher abgebaut haben.) (Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU) Und wenn Sie von Familie reden, meine Damen und Herren, ich habe Ihnen, ich habe Ihnen schon Zeit gegeben. dann hätte ich mir zumindest auch gewünscht, dass Sie viel- Jetzt ist Schluss! Ich schalte jetzt das Mikro aus, leicht nicht ganz vergessen, dass auch Großeltern zu der Fa- das tut mir leid. milie kommen. […] und Gott sei Dank hat das ja wahnsinnig an Fahrt aufgenommen, Mecklenburg-Vorpommern gehört Daniel Peters, CDU: Ich will noch einen letzten Satz … mit dem Saarland zusammen, wie ich gestern gehört habe, zu den Spitzenreitern, […] damit nehmen wir ihnen die Vizepräsidentin Beate Schlupp: Nein! Angst, an dieser Krankheit zu leiden, (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) sich zu infizieren, und sie haben die Möglichkeit, auch wie- der ihre Enkelkinder zu nehmen. […] Und deswegen, […] war es und ist es richtig, diese Maßnahmen getroffen zu haben. Und wir kommen ja jetzt in eine neue Phase, […] in der wir auch über Öffnungsperspektiven wieder reden […] müssen. Was künftige Öffnungsschritte angeht, war es und ist es für die CDU immer wichtig, dass Kitas und Schulen oberste Priorität genießen. Und das hat die Ministerin zum Ausdruck gebracht, […]. LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / A u s z ü g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e 11 Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: auf der einen Seite für die Gesundheit zum Schutz vor dem Corona-Virus zu treffen sind und wie wir auf der anderen „Ja, die Kinder sind Seite unter diesen Bedingungen die Grundrechte der Men- schen weitestgehend erhalten können. Und diese Abwä- die Hauptleidtragenden gungen haben wir immer wieder erneut zu treffen, und es ist keine einfache Entscheidung. […] Und passiert doch ein der Krise.“ Fehler bei der Abwägung, dann gibt es in unserem Rechts- staat Gerichte, die da nachjustieren. […] Alle Mediziner, alle, führten aus, dass die bisherigen Ein- Fotos: Uwe Sinnecker schränkungen für Kinder und Jugendliche zum Schutz ihrer Gesundheit plausibel sind, nachvollziehbar und leider not- wendig, (Zuruf von Dr. Gunter Jess, AfD) […] Sie forderten, dass man sich mit diesen Problemen, die durch die Pandemie entstanden sind beziehungsweise sich verschärft haben, auseinandersetzt. […] Deshalb haben wir als LINKE in der letzten Woche begrüßt und […], fordern das auch immer wieder von der Landes- regierung ein, dass es Öffnungsperspektiven für die Kinder- Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Da- und Jugendarbeit sowohl im digitalisierten Bereich als auch men und Herren Kollegen! Wir führen heute die Aktuelle im analogen Bereich gibt, Stunde zum Thema der AfD „Zukunft gestalten – Freiheit der Kinder und Jugendlichen bewahren und Familien för- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Aber nur für dern“ durch. […] Sozialarbeiter und nicht für die Kinder? Und das ist der Punkt, für die Kinder nämlich gar nicht.) Und im ersten Moment klingt das sehr verlockend: Kind Kind sein lassen, Aufhebung aller Corona-Maßnahmen – ja, […] dass die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe […] ge- wir alle wünschen uns die Freiheiten für unsere Kinder und schützt, getestet und vorrangig geimpft werden, Jugendlichen zurück, dass unsere Kinder und Jugendlichen wieder unbeschwert in die Kita gehen können, zur Tages- (Heiterkeit und Zuruf von pflege oder in die Schule, ohne Distanz zu den Erziehe- Thomas de Jesus Fernandes, AfD) rInnen oder LehrerInnen bewahren zu müssen, […]. Ja, die Kinder sind die Hauptleidtragenden der Krise. […] […] Das ist Kinderschutz unter Corona-Bedingungen. Und da klingen Ihre Forderungen nach „Freiheiten für die (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE) Kinder und Jugendlichen bewahren“ oder […] nur allzu ver- führerisch. […] Herren der AfD, aber das ist Ihre Masche. Sie ignorieren die Fakten und bieten den Menschen scheinbar einfache Lö- sungen. […] […] bei der Corona-Krise, wo Sie meinen, Corona ist ja nicht so gefährlich, gebt den Familien ihre Freiheiten zurück. Da- bei müssten Sie es besser wissen, und Sie wissen es besser. Und das mache ich Ihnen zum Vorwurf: Sie gefährden ab- sichtlich die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, nur um Stimmung zu machen. (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE) Fakt ist, wir haben eine Corona-Pandemie, Fakt ist, dieser Vi- rus gefährdet die Gesundheit der Menschen, und wir müs- sen immer wieder aufs Neue abwägen, welche Maßnahmen LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
12 A k t u e l l e S t u n d e Julian Barlen, SPD: (Beifall vonseiten der Fraktionen „Generell kann man den der SPD und DIE LINKE) Eindruck gewinnen, dass Erstens […] möchte ich anmerken, dass das, was die AfD unter Freiheit versteht, definitiv nicht das ist, was wir unter Freiheit das Kindeswohl seitens verstehen, genauso übrigens wie das, was die AfD-Fraktion unter normal, nämlich in ein blau-braunes Raster passend, der Corona-Kritiker versteht, definitiv nicht das ist, was wir unter Normalität ver- stehen. instrumentalisiert wird.“ Und zweitens: Wir alle […] haben Verständnis und Mitgefühl für die Lage der Kinder und Jugendlichen und deren Fami- lien. […] Viele von uns sind selber Eltern, erleben alles haut- Foto: Uwe Sinnecker nah mit, jeden Tag. Die Kinder und Jugendlichen vermissen ihre Freundinnen und Freunde, wollen zum Sport, haben to- tal Mühe mit dem Homeschooling, ihnen fällt […] zu Hause die Decke auf den Kopf. Auch für die Eltern ist es eine schier unlösbare Aufgabe, diese ganzen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Und wir müssen […] ganz klar sagen, dass die pandemische, nach wie vor weltweite Krise uns alle auf eine echte Probe stellt. Und deshalb möchte ich auch namens der SPD-Frak- tion den Dank an alle vernünftigen, […] mitfühlenden, […] disziplinierten und solidarischen Menschen in Mecklenburg- Vorpommern erneuern, die uns gemeinsam durch diese Krise tragen. […] „Zukunft gestalten – Freiheit der Kinder und Jugend- lichen“ – das sind natürlich wieder große Worte der AfD. Bei (Beifall vonseiten der Fraktionen dem Titel dachte ich schon, na vielleicht will die AfD […] uns der SPD und DIE LINKE) mal Ihre Überlegungen vorstellen zum heutigen internati- onalen Tag der Hebammen, wie die Kinder einen rundum Und das ist auch weiterhin unsere Strategie. Wir müssen ge- guten Start ins Leben bekommen, wie die Versorgung und meinsam diese Krise meistern. […] Ministerin Drese hat dazu Wahlfreiheit der Frauen gewährleistet wird im Spannungs- entsprechende Ausführungen auf den Punkt gebracht. Die feld von Qualität, Erreichbarkeit und Finanzierbarkeit – Fehl- psychische Gesundheit Heranwachsender kann eben nicht anzeige! […] gegen das Leben von inzwischen übrigens immer jün- geren Covid-PatientInnen auf Intensivstationen verhandelt Oder […] die AfD will […] mal zugeben, dass die Folgen des und abgewogen werden. Wie soll das gehen? Es geht nicht menschengemachten Klimawandels sich […] massiv auf die um Bildung oder Gesundheit, es geht nicht um Leben oder Zukunft und die Freiheit von Kindern und Jugendlichen aus- soziale Kontakte, sondern es geht darum, alles gleichzeitig zu wirken und wir gemeinsam handeln müssen. Das wäre von ermöglichen, aber […] verantwortbar und […] sicher. dem Titel […] gedeckt, […] – aber auch hier Fehlanzeige. Frau Bernhardt hat in ihrer Rede völlig zutreffend […] darge- Sie haben übrigens ebenfalls verpasst, geradezurücken, stellt, wie vor Ostern die Altersgruppeninzidenz war. Und die warum im Januar 2021 der familienpolitische Sprecher der war im Bereich der 5- bis 14-Jährigen nämlich entsprechend AfD-Fraktion im Bundestag vehement forderte: Keine Kin- hoch […]. Und da haben der neue Lockdown und auch der derrechte ins Grundgesetz! […] Distanzunterricht etwas gebracht. […] Und niemand, […] nicht nur wie die AfD behaupten kann, […] der Verantwor- (Dr. Ralph Weber, AfD: Weil Kinder schon tung trägt für Entscheidungen, kann über solche Entwick- im Grundgesetz sind. Kinder sind Menschen.) lungen hinweggehen. Und deshalb musste die Regierung entsprechend reagieren. […] […] Oder auch zur Ablehnung der AfD […] für den Mindesta- zubilohn im Deutschen Bundestag […] – Fehlanzeige, statt- […] Freiheit ist […], ohne Einschränkungen in Kita oder Schule dessen ein rückwärtsgewandtes Familienbild, zwei halbgare zu gehen, Freunde zu sehen, die ganze Familie zu treffen, zum Sätze zur Bildung. Sport zu gehen, Konzerte zu genießen. Dass aber […] das Ziel all dieser Einschränkungen ist, diese Freiheit möglichst schnell Sich in diesem Lichte hier als mitfühlende politische Kraft im wiederherzustellen, das müssen wir uns immer wieder vor Dienste der Freiheit der Kinder zu positionieren – […], wider- Augen führen, denn diese Freiheiten gibt es in Wirklichkeit sprüchlicher geht es kaum. nicht, wenn ein wirklich tödliches Virus weltweit grassiert. Ri- LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / A u s z ü g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e 13 sikominimierung und Freiheitenmaximierung, beispielsweise bei der Bildung, müssen […] abgewogen werden. Ein Kind, das nach Covid an Long Covid leidet, schwere Lun- genschäden hat, das ist eine Einschränkung der Freiheit die- ses Kindes, und zwar ein Leben lang. Und deshalb muss Rück- sicht auf die Gesundheit […] genommen werden […]. […], die Freiheit des eigenen Handelns geht immer bis zu dem Punkt, an dem die Freiheit einer anderen Person eingeschränkt wird. Und wo diese Grenze überschritten wird, da ist der Aggres- sor frei im Tun, aber derjenige, dessen Freiheit eingeschränkt wird, wird plötzlich unfrei. Und da möchte ich […] ein […] naheliegendes Beispiel an- sprechen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Land- tages, die anwesenden Journalistinnen und Journalisten, die können sich […] nicht frei entscheiden, […] hier nur mit ver- Foto: Uwe Sinnecker nünftigen, die Freiheit der anderen achtenden, respekt- und rücksichtsvollen Menschen zu sein, denn es gibt die […] AfD, die ihre […] Rücksichtslosigkeit über die Freiheit und das Wohl Sie instrumentalisieren das Kinderwohl an dieser Stelle. aller anderen […] stellen (Beifall vonseiten der Fraktionen (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE) der SPD, CDU und DIE LINKE) Das passt aber zur – in Anführungsstrichen – Gesamtstrategie und konsequent keine Maske tragen […]. Und darunter lei- der AfD, den […] auch die Angehörigen und die Kinder aller […] Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter des Landtages, der Journalisten, (Zuruf von Holger Arppe, fraktionslos) unsere auch. die […] die Öffentlichkeit mit immer neuen, garantiert dem Und wenn die AfD hier […] von Freiheit spricht, dann meint aktuellen Regierungshandeln widersprechenden Positionen sie Asozialität […]. echte Freiheit geht immer einher mit Ver- beglückt. Und da möchte ich […] wiederholen: Gut, dass die antwortung. Die lässt bei Ihnen zu wünschen übrig. AfD keine Verantwortung für dieses Land trägt! (Zuruf von Holger Arppe, fraktionslos) Wir hingegen als SPD-Fraktion, als CDU-Fraktion und übrigens auch sehr konstruktiv mit der Fraktion DIE LINKE, […] ringen […] Generell kann man den Eindruck gewinnen, dass das Kin- […] um den besten Weg, so viel Einschränkungen wie nötig, deswohl seitens der Corona-Kritiker regelrecht instrumenta- so viel Freiheiten wie möglich […]. […] und diesen Weg ge- lisiert wird. Ich finde es empörend, wie Kinder […] auf Quer- hen wir weiter […] im Interesse einer guten Zukunft aller Men- denkerdemos gezwungen werden, schen in Mecklenburg-Vorpommern. […] (Zuruf von Dr. Gunter Jess, AfD) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE) teilzunehmen, in die erste Reihe gestellt werden, absichtlich zwischen dem aufgebrachten Mob und der Polizei. Das hat mit Kindeswohl überhaupt nichts zu tun. (Zuruf von Nikolaus Kramer, AfD) UNICEF, der Deutsche Kinderschutzbund sind regelrecht alar- miert worden. Haben Sie das […] angesprochen in Ihrer Rede […]? (Zuruf von Horst Förster, AfD) In der Debatte haben noch weitere Redner gesprochen. Die vollständigen Redebeiträge finden Sie zum Nachle- Wenn es um die Freiheit der Kinder geht, da schauen Sie weg. sen auf der Website des Landtags (Parlamentsdokumente/ Plenarprotokolle) oder zum Nachhören auf dem YouTube- (Zuruf von Holger Arppe, fraktionslos) Kanal unter www.landtag-mv.de LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
14 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e Keine neue Foto: Jens Büttner Verordnung DIE LINKE scheitert mit Antrag für strengere Regeln beim Arbeitsschutz Unzureichend. Diese Bewertung gibt DIE LINKE dem Arbeits- und Ge- sundheitsschutz im Land. Ihr Kritik- punkt: Auf dem Papier gebe es zwar viele gesetzliche Regelungen. In der Praxis hapere es jedoch an der Umset- zung. Weil Betriebe Vorschriften um- gingen und Aufsichtsbehörden zu Arbeits- und Gesundheitsschutz sind wichtig, nicht nur bei geräuschintensiver körperlicher Arbeit. wenig Personal für Kontrollen hätten. Die Oppositionsfraktion legte dem rück.“ Auch deshalb sei es unabdingbar, „Wir werden Ihren Antrag ablehnen“, Landtag zwölf Ansätze für Verbesse- Arbeitszeiten zu dokumentieren. „Und stellte auch Dirk Lerche für die AfD rungen vor. Dazu gehörten unter an- schließlich müssen auch Bußgelder an- klar. Einem Personalaufwuchs in der derem regelmäßige Arbeitsschutzer- gemessen sein, damit sie wirken. Heute Arbeitsschutzbehörde hätte seine Frak- klärungen an Behörden, eine Anti- sind sie bei 25.000 Euro für einen vor- tion zustimmen können. „Wir brauchen stressverordnung, mehr Sanktionen sätzlichen Verstoß gedeckelt und damit Kontrollen.“ Von einem derart großen bei Missachtung der Gesetze, mehr viel zu niedrig.“ Maßnahmenpaket halte sie dagegen Personal für Aufsichtsbehörden und nichts. „Wir finden, viele Punkte, die Sie damit einhergehend mehr Kontrol- Wirtschafts-, Arbeits- und Gesundheits- aufgeschrieben haben, zu bürokratisch. len. Ausgehend davon verlangte sie minister Harry Glawe (CDU) empfahl Wir wollen Bürokratie für Unternehmen von Arbeits- und Gesundheitsminis- dem Landtag, den Antrag nicht anzu- abbauen.“ Eine Antistressverordnung? ter Harry Glawe, dem Fachausschuss nehmen. „Das ist ein typischer Antrag „Stress ist etwas, was heutzutage zu zeitnah einen Bericht vorzulegen mit der Linken.“ In den vergangenen Jahren einem Modewort geworden ist.“ Viele Empfehlungen, wie sich der Arbeits- habe DIE LINKE es auf 30 Anfragen zu Menschen seien aus ihrem privaten und Gesundheitsschutz in den kom- diesem Thema gebracht – auf die das Umfeld heraus gestresst, „bringen diese menden fünf Jahren weiterentwickeln Ministerium zum Teil sehr große Detail- Probleme mit zur Arbeit und dann ist soll. Der Antrag wurde abgelehnt. antworten gegeben habe. Mit 78 oder die Arbeit zusätzlich im Ganzen Stress“. 150 Leuten könne man nicht mehre- Eine digitale Arbeitszeiterfassung lasse „Fehlende Schutzkleidung, gefährliche re tausend Unternehmen komplett sich seiner Meinung nach viel zu leicht Baustellen, Arbeitsverdichtung, mono- kontrollieren. „Entscheidend ist, dass umgehen: Dann werde man sich aus- tone Arbeit, Überstunden – es gibt zahl- die Gesetze durch die Unternehmen tragen und anschließend einfach wei- reiche Dinge, die der Gesundheit von einzuhalten sind und auch Kontrollen terarbeiten. „Und ob jemand gerade im Beschäftigten nicht zuträglich sind“, un- stattfinden.“ Immer neue Gesetze, Ver- Stuhl sitzt, sich richtig ernährt, sich nicht terstrich Henning Foerster (DIE LINKE). ordnungen und Bußgelder zu fordern, stressen lässt oder sich als Dachdecker Die Arbeitsschutzaufsicht habe zwar halte er nicht für den besten Weg. „Das ordentlich befestigt – das können zum weitreichende Befugnisse, könne Aufla- ist nicht zielführend und wird am Ende Großteil nur die Arbeitnehmer selbst in gen erteilen, Bußgelder verhängen oder auch der Wirtschaft nicht gerecht.“ Er die Hand nehmen, wenn sie es denn einen Betrieb stilllegen. Die Zahl der Be- warb um Verständnis, dass zu Beginn wollen.“ triebskontrollen gehe jedoch aus Perso- von Corona bei der Beschaffung von nalmangel seit Jahren zurück. „Zwischen Schutzausrüstungen nicht alles rei- „Arbeitsschutz geht alle an. Das ist ein 2002 und 2020 sank die Zahl der Perso- bungslos verlief. „Das ist aber ganz na- wichtiges Thema“, meinte Christian nalstellen bei der Arbeitsschutzbehörde türlich: Wenn man eine Pandemie 100 Brade (SPD). Er zog jedoch in Zweifel, in MV von 159 auf 78.“ Mussten Betriebe Jahre nicht erlebt hat, dann hat man dass der Antrag zum jetzigen Zeitpunkt, 2010 im Schnitt alle zehn Jahre mit einer nicht alles parat.“ Niemand habe eine so kurz vor den Wahlen, tatsächlich das Besichtigung rechnen, seien es nun 20 solche Pandemie vorausgesehen. „Ich Ziel verfolge, das er vorgebe. „Wenn man Jahre. Sorgen bereiteten ihm vor allem glaube, dass Ihr Antrag heute entbehr- ihn als Unbeteiligter liest, gewinnt man psychische Belastungen am Arbeits- lich ist.“ leicht den Eindruck, arbeiten in MV sei platz. „Jede fünfte Krankschreibung lebensgefährlich.“ Dem sei keineswegs geht auf Erkrankungen der Psyche zu- so. Er kenne viele Betriebe, die zusätzlich LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e 15 zum reinen Arbeitsschutz ihren Beschäf- Arbeits- und Gesundheitsschutz lasse Co: „Die Kommunen sind in besonderer tigten auch Präventionsangebote zuteil sich aber nicht wegdiskutieren: „Allein Weise von den Auswirkungen der Co- werden ließen. „Unternehmerinnen und auf dem Bau starben in Deutschland rona-Pandemie betroffen“, veranschau- Unternehmer wissen um den Wert ihrer im letzten Jahr bei Arbeitsunfällen fast lichte Sebastian Ehlers (CDU). Die Pan- Arbeitskräfte.“ In seinen Augen tue DIE 100 Arbeiter.“ Im Reinigungsgewerbe demie habe viele Kommunen in ihren LINKE so, als sei Arbeitsschutz in Firmen komme es jährlich zu 400 schweren Anstrengungen zur finanziellen Konsoli- ohne Betriebsrat eine Glückssache. „Das Unfällen im Zusammenhang mit Lei- dierung zurückgeworfen. „Deshalb sind finde ich unredlich.“ Er betonte, dass die tern. „Und die Zahl der Krankentage sie aus unserer Sicht auch 2021 – und Zahl der Beschäftigten in der Arbeits- aufgrund psychischer Belastungen hat wahrscheinlich noch darüber hinaus – schutzbehörde seit Jahren stabil sei. Mit sich binnen zehn Jahren verdreifacht.“ auf weitere finanzielle Unterstützung Einführung der länderübergreifenden Natürlich gebe es viele Betriebe, die Ar- angewiesen.“ Das Land habe bereits da- Standardaufsichtsmethode habe sich beitsschutz vorbildlich umsetzten. Aber für gesorgt, den Kommunen für das lau- der Prüfaufwand pro Betriebsbesichti- eben auch sehr viele, die das Thema „als fende Jahr einen Teil der Gewerbesteu- gung indes beträchtlich erhöht. „Das lästige Pflicht“ betrachten. Er finde des- erausfälle auszugleichen. Nun sei der heißt aber nichts Schlechtes, da somit halb schon, dass der Minister mit Blick Bund gefragt, die Länder dabei zu un- ein nachhaltiges Arbeitsschutzsystem auf die vergangenen Jahre und die Pan- terstützen und allen Gemeinden auch in den Betrieben gefördert wird, was demie im zuständigen Ausschuss Pro- für 2021 einen pauschalen Ausgleich für häufige Kontrollen entbehrlich macht.“ bleme analysieren und eine Art Ausblick die zu erwartenden Gewerbesteueraus- geben sollte, Foerster. fälle zu gewähren. Arbeits- und Gesundheitsschutz – „das ist auch aus unserer Sicht ein sehr wich- SPD, CDU, AfD und die beiden frakti- Jens-Holger Schneider (AfD) warf der tiges Thema“, hob Sebastian Ehlers onslosen Abgeordneten lehnten den Landesregierung vor, die Kommunen (CDU) hervor. Die Corona-Krise sei auch Antrag ab. durch die Corona-Maßnahmen in eine hier ein Brennglas für Probleme. Er halte Antrag DIE LINKE Drucksache 7/6055 schwierige Lage gebracht zu haben. „Sie die rechtlichen Arbeitsschutzvorga- haben Handel und Gewerbe offensiv da- ben aber für „sehr weitreichend und rin gehindert, ihren Geschäften nachzu- sehr streng“. Im Zuge der Pandemiebe- kämpfung sei das Arbeitsschutzgesetz Corona senkt gehen.“ Die Kommunen hätten vor der Pandemie hervorragend dagestanden. des Bundes stetig angepasst worden. Bund und Länder hätten hier sehr ver- antwortungsbewusst gehandelt. Er Gewerbesteuer „Ihre Finanzlage war relativ gesund.“ Nun sei aber auf Jahrzehnte alles dahin. „We- gen einer Naturkatastrophe, die wohl warf den Antragstellern vor, unseriös Landtag drängt auf einen zu einem Mythos wurde, ja, vielleicht zu agieren: DIE LINKE wisse, dass der Ausgleich vom Bund von Anfang an ein Mythos war.“ Bevor Ausschuss nur noch zweimal in dieser das Land nun beim Bund um weitere Legislaturperiode tage. Bis dahin werde Steuergelder werbe, sollte es erst einmal der Bericht nicht vorliegen. Vom Minis- Wenn Kommunen ihren Haushalt prüfen, ob es dafür überhaupt eine Not- ter Empfehlungen für die kommenden planen, spielen Gewerbesteuern eine wendigkeit gebe. „Trotz der sogenann- fünf Jahre einzufordern, sei ebenfalls wichtige Rolle: Sie sind, neben der ten Pandemie haben unsere Gemeinden schwierig. „Das muss im künftigen Koa- Grundsteuer, ihre wichtigste Einnah- litionsvertrag geregelt werden.“ Er versi- mequelle. Die Gewerbesteuer leitet Foto: Jens Büttner cherte, beim Grundanliegen der Linken sich aus dem Gewinn eines Unterneh- an einem Strang zu ziehen. „Wir werden mens ab. Im Zuge der Corona-Pande- allerdings auch darauf achten, und da mie steht das wirtschaftliche Leben unterscheiden wir uns dann vielleicht aber in vielen Punkten still. Damit bre- etwas, dass die Unternehmen im Land chen für Städte und Gemeinden Ein- nicht noch zusätzlich belastet werden.“ nahmen weg. Für 2020 haben Bund Weitere bürokratische Hürden dürfe es und Länder den Kommunen diese De- nicht geben. fizite ausgeglichen. Das erwartet der Landtag auch für 2021. Sein Blick rich- „Geht es um die Bedeutung von Ar- tet sich dabei insbesondere auf den beits- und Gesundheitsschutz im Allge- Bund. Auf Initiative der CDU rief das meinen, dann sind sich in diesem hohen Plenum die Landesregierung einstim- Hause scheinbar die meisten Abgeord- mig auf, sich dort für entsprechende neten erst einmal sehr schnell einig. Die Hilfen stark zu machen. Gemeinsamkeiten enden jedoch ge- nauso schnell dort, wo es dann konkret Weniger Gewerbesteuern, Einnahme- wird, diesem Anspruch auch praktisch Ausfälle im öffentlichen Personen- gerecht zu werden“, resümierte Hen- nahverkehr, im Kulturbereich und bei Mehr als ein halbes Jahr lang waren Gastronomie- betriebe coronabedingt geschlossen. Die fehlenden ning Foerster (DIE LINKE). Mangelnder kommunalen Angeboten wie Zoo und Einnahmen haben auch Folgen für die Kommunen. LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
16 A u s d e m P l e n u m / B e r i c h t e das Jahr 2020 finanziell mit einem relativ Bereichen das auf jeden Fall passieren Den Vorwurf der AfD, die Politik der ordentlichen Überschuss abgeschlos- wird. Deswegen dieser Antrag. Ich fin- Koalition habe den Gemeindehaushal- sen. Das Plus beträgt laut Angaben des de, es durchaus gerechtfertigt, dass der ten leere Kassen beschert, wies Marc Statistischen Bundesamtes übergreifend Bund wieder mit in die Verantwortung Reinhardt (CDU) zurück. „Ich sage, das 339 Millionen Euro.“ Seine Fraktion wer- genommen wird.“ Gegenteil ist der Fall: Diese Koalition hat de dem Antrag trotzdem zustimmen. dafür gesorgt, dass in den Gemeindekas- „Aus pragmatischen, also utilitaristischen „Der Antrag von CDU und SPD ist so sen mehr Geld ist.“ Das neue Finanzaus- Gründen, weil wir uns als AfD an der Sei- rund und proper, dass man ihm nur zu- gleichsgesetz sei eines der wichtigsten te der Kommunen sehen und um deren stimmen kann“, meinte Jeannine Rösler Gesetze dieser Legislatur gewesen. „Wir Bedürfnisse wissen.“ (DIE LINKE). „Er ist ein Statement dafür, haben hart darum gerungen. In der Ko- dass Landtag und Landesregierung die alition. Mit den Kommunen. Hätten wir „Die Rezepte der AfD sind nicht unse- Kommunen nicht im Corona-Regen al- dieses Finanzausgleichsgesetz nicht re“, erwiderte Martina Tegtmeier (SPD). lein stehen lassen – also ein typischer verabschiedet, würde es den Kommu- „Wir stehen zu unseren Maßnahmen, Rückenwind-Antrag.“ Gleichwohl klam- nen heute wesentlich schlechter ge- vor allem zu den Corona-Schutzmaß- mere er jedoch wesentliche Punkte aus. hen.“ Der Überschuss höre sich natürlich nahmen. Und wir stehen zu unserer Ver- „Der große Teil der Corona-Maßnahmen zunächst nach sehr viel Geld an. Unter antwortung, zu unseren Unternehmen einschließlich der kommunalen Unter- den 770 Gemeinden im Land gebe es und unseren Gemeinden.“ Beim Kom- stützung wird mit Krediten finanziert aber auch 130 Gemeinden ohne aus- munalgipfel im vergangenen Septem- werden müssen und damit die Haus- geglichenen Haushalt. Das Land habe ber habe das Land gemeinsam mit den halte mittel- und langfristig enorm be- seine Hausaufgaben bereits gemacht Kommunen umfangreiche Maßnahmen lasten.“ Die Landespolitik müsse auch und im Nachtragshaushalt Geld für den zur Bewältigung der Krise verabredet. Antworten darauf haben, an welcher Gewerbesteuerausgleich berücksich- Unter anderem auch den Ersatz der Ge- Stelle künftig gespart werden solle. „Fi- tigt. Nun explizit auch die Beteiligung werbesteuerausfälle für 2021 – „verbun- nanzierungslücken drohen bekanntlich des Bundes einzufordern, sei nur folge- den mit der Aussage, dass sich der Bund vor allem zulasten der sogenannten richtig. „Da gibt es auch Absichtsbekun- daran wieder beteiligen soll“. Der Antrag freiwilligen kommunalen Aufgaben zu dungen, dass er seinen Teil beiträgt und sei deshalb eine folgerichtige Konse- gehen.“ Welche Spielräume werden wir in diesem Jahr wieder dazu kom- quenz aus den Verabredungen. Ein po- noch möglich, welche neuen Rahmen- men, pauschal die Gewerbesteueraus- sitiver Finanzierungssaldo für 2020 be- bedingungen bei den Einnahmen nö- fälle auszugleichen.“ deute nicht, dass die Kommunen keine tig? „Und es stellt sich auch die Frage, weiteren negativen Pandemie-Auswir- welche Konsequenzen für den kommu- Antrag CDU/SPD kungen zu befürchten hätten. „Ganz im nalen Finanzausgleich bzw. für die Ver- Drucksache 7/6043 Gegenteil: Es ist absehbar, in welchen bundmasse zu erwarten sind.“ Leichte Sprache „Die Novellierung, die heute auf der Ta- und weniger Barrieren gesordnung steht, verfolgt die Absicht, das Behindertengleichstellungsgesetz in Mecklenburg-Vorpommern an die Vor- Behindertengleichstellungsgesetz nimmt gaben der UN-Behindertenrechtskon- Behörden in die Pflicht vention anzupassen“, erklärte Torsten Koplin als Vorsitzender des Sozialaus- schusses. Er begrüßte es, dass die Debat- te auf den europäischen Aktionstag zur Finanzämter. Kreisverwaltungen. Ministerien. Landesbehörden wie diese sol- Gleichstellung von Menschen mit Behin- len für Menschen mit Behinderungen künftig besser zugänglich werden. Außer- derungen falle und in Gebärdensprache dem müssen sie Formulare und Bescheide bei Bedarf in einfacher Sprache erklä- übersetzt werde. Der Ausschuss habe ren. Das hat der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU beschlossen – und den Gesetzentwurf der Landesregierung damit im Landesbehindertengleichstellungsgesetz verankert. Dahinter steht der in vier Sitzungen beraten, dabei auch Ansatz, Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesell- eine öffentliche Anhörung durchgeführt. schaftlichen Leben zu ermöglichen. Begleitend dazu soll der bisherige Integrati- „Die Sachverständigen haben den Ge- onsförderrat zu einem Inklusionsförderrat weiterentwickelt werden. Den Linken setzentwurf zwar grundsätzlich begrüßt, gingen die Anpassungen nicht weit genug. Sie drängten unter anderem auf ein sich aber auch gleichzeitig für Ände- Landeskompetenzzentrum für Barrierefreiheit. Um Interessierten einen barriere- rungen ausgesprochen.“ Ein Kritikpunkt: freien Zugang zur Debatte zu ermöglichen, wurde diese in Gebärdensprache Die Vorgaben des Landes blieben hinter übersetzt und untertitelt. der Gesetzgebung des Bundes zurück. LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 5/2021
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