JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV

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JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
JAHRES
BERICHT
2020

Zentralwohlfahrtsstelle
der Juden in Deutschland
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JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
INHALT

Editorial

 Kinder, Jugend und Familie                        Beratung bei antisemitischen Vorfällen
 Förderung der Jugendarbeit			                4    Beratungsstelle OFEK
 Jugendbildungsaufenthalte 2019/2020		        5    (Berlin, Hessen, Baden-Wü., Sachsen-Anhalt) 34
 ZWSTJugend International (BBYO)		            7
                                                   Humanitäre Hilfe / Flüchtlingshilfe		      35
 ZWSTJugend digital 				8
 Junge Erwachsene / 18 +			                   9    Nachholende Integration / Migration
 Angebote für Familien				11                       Migrationsberatung (MBE)			37

 Angebote des Pädagogischen Zentrums (PZ)     13   Zweigstelle Mecklenburg-Vorpommern         38
                                                   Beratungsstelle Brandenburg			38
 Inklusion von Menschen mit Behinderung       14
                                                   Beratungs- und Integrationszentrum Kibuz   39

 Senior:innen
 Angebote in Zeiten von Corona			             17   Kooperationen

 Bildungsaufenthalte im Kurheim Beni Bloch    19   Jewish Women Empowerment Summit 2020 40

 Zeitzeugentheater				20                           Kooperationen im europäischen
                                                   und internationalen Kontext 		             41

 Professionalisierung - Qualifizierung		           Bundesarbeitsgemeinschaft der
 Professionalisierung der sozialen Arbeit     21   Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)		          42

 Fortbildung v. Fachpersonal in den Gemeinden 22
                                                   Berliner Büro			             		44
 Zukunftsforum 2025				23

 Digitalisierungsinitiative „Mabat“ 		        24   In eigener Sache
                                                   Führungskräfte/Neue Mitarbeitende		        46
 Vernetzung - Digitale Round Tables		         27   Organigramm				                            48
                                                   Finanzreferat					49
 Förderung des Ehrenamtes			                  28
                                                   Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung     50

 Freiwilligendienste                               Unser Leitbild „Zedaka“ 			                53
 Bundesfreiwilligendienst			30                     Unsere Mitglieder				54

 Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst		    31   Wir sagen Danke				56
                                                   Unsere Förderer und Kooperationspartner    57
 Politische Bildung und Forschung                  Adressen					58
 Kompetenzzentrum für Prävention                   Impressum					59
 und Empowerment				32
                                                   Corona-Krisen-Unterstützung in Zahlen      60
 Perspektivwechsel - Praxisstelle Thüringen   33

 Projekt Atid					33

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JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
EDITORIAL

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

                                                                     Parallel gelang es uns, mit vereinten Kräften den Betrieb der
                                                                     ZWST zu jedem Zeitpunkt aufrecht zu erhalten, den Verband
                                                                     finanziell abzusichern und unsere Angebote laufend der aktu-
                                                                     ellen Lage anzupassen. Digitale Alternativen wurden in kür-
                                                                     zester Zeit implementiert und aufwendige Hygienekonzepte
                                                                     für Präsenzveranstaltungen unserer zahlreichen Fort- und
                                                                     Weiterbildungen umgesetzt.
                                                                     Mit Beginn der Pandemie im März des vergangenen Jahres
                                                                     war eine enorme Hilfs- und Einsatzbereitschaft aller Mitar-
                                                                     beitenden und unserer zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte zu
                                                                     spüren. Unser Leitsatz „We care – since 1917“ war omniprä-
                                                                     sent und in den vergangenen Monaten stets wegweisend.
                                                                     Alle Beteiligten waren und sind sich darüber bewusst, dass
                                                                     die ZWST insbesondere in Krisenzeiten gefragt und gebraucht
                                                                     wird. Dies zeigen Erfahrungen aus der über 100-jährigen Ge-
                                                                     schichte der ZWST bis heute - angesichts einer Pandemie, die
                                                                     uns alle betrifft. Mit Überzeugung können wir sagen: Die jüdi-
                                                                     sche Gemeinschaft kann sich auf ihren Wohlfahrtsverband als
                                                                     Teil des staatlichen Systems verlassen.

 Foto: Uwe Steinert                                                  Die Herausforderungen dieser Krise sind mit dem Jahres-
                                                                     wechsel nicht beendet. Unser Leben unter Pandemiebedin-
der Ausbruch der Corona-Pandemie im zurückliegenden Jahr             gungen wird sich fortsetzen. Das bedeutet, dass wir weiter-
hat unser Leben fundamental verändert. Die zahlreichen               hin mit Einschränkungen leben werden, dem moralischen
Maßnahmen zur Eindämmung des Virus waren und sind mit                Kompass folgend, Menschenleben höher als ökonomisches
tiefen Einschnitten für unser gesellschaftliches Miteinander         Wachstum zu gewichten. Eine Entscheidung, die gerade in
verbunden. Familien und Freunde konnten kaum oder nur un-            besonders gefährdeten Branchen wie in der Gastronomie,
ter erschwerten Bedingungen zusammenkommen. Die Wirt-                dem Tourismus und Einzelhandel sowie in der Kulturbranche
schaft hat sich deutlich abgeschwächt. Menschen verloren             viel Unmut hervorruft.
ihre Arbeitsplätze oder gerieten in finanzielle Not. Die für viele
abstrakt wirkenden Zahlen über Neuinfektionen in den tägli-          Doch Optimismus und Vertrauen sind das Gebot der Stunde.
chen Nachrichten waren plötzlich greifbar nah. Freunde und           Gemeinsam müssen wir mit Zuversicht nach vorne schauen.
Familienangehörige erkrankten am Virus, insbesondere für             Die Politik unternimmt Enormes, um mit Schutzschirmen
die Älteren und Vorerkrankten eine lebensbedrohliche Gefahr.         und finanziellen Unterstützungspaketen besonders betroffe-
                                                                     ne Branchen zu unterstützen. Wir dürfen Deutschland nicht
Die Corona-Krise hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt,            den Pessimisten, Verschwörungsideologen und Extremisten
wie sehr soziale und gemeinnützige Dienste, Einrichtungen            überlassen. Aus der durch die Pandemie hervorgerufenen
und Verbände den Staat entlasten, wie innovativ sie den ge-          Krise und der daraus resultierenden ökonomischen Krise darf
sellschaftlichen Zusammenhalt festigen und wie wichtig sie           keine Demokratiekrise werden. Umso wichtiger wird es sein,
gerade in Krisensituationen sind. Die Zentralwohlfahrtsstelle        den demokratischen Kräften in unserem Land bei der kom-
der Juden in Deutschland, als Wohlfahrtsverband und Hilfs-           menden Bundestagswahl unser Vertrauen auszusprechen.
organisation der jüdischen Gemeinden, hat schnelle, am Be-
darf orientierte und zielgruppenspezifische Hilfe auf den Weg        Mein Dank richtet sich abschließend an unsere Förderer und
gebracht. Unsere bestehenden Netzwerke mit den jüdischen             Kooperationspartner, an den Vorstand und alle Kommissions-
Gemeinden und ihren Einrichtungen haben sich erneut als              mitglieder und besonders in diesem Jahr an alle ehrenamtli-
wichtige Kommunikationswege bewiesen, um partizipativ die            chen Helfer und das gesamte Mitarbeiter-Team. Sie ermög-
hohe Bereitschaft des ehrenamtlichen Engagements vor Ort             lichen den großartigen Output und sind das Herzstück der
zu aktivieren. Das seit über 100 Jahren gültige Leitbild „Zeda-      ZWST.
ka“, das jüdische Prinzip der Wohltätigkeit mit dem Leitmotiv
der Hilfe zur Selbsthilfe, war auch während der Lockdown-            Möge das Jahr 2021 für uns alle besser, friedvoller und gesün-
Phasen wegweisend für unsere Arbeit.                                 der werden. Ihr Aron Schuster, Direktor der ZWST

                                                                                                                                      3
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KINDER, JUGEND UND FAMILIE

 Aus- und Fortbildungen für Aktive in der jüdischen Jugendarbeit

 Eine aktive und gut ausgebildete junge Generation bildet den     Vorbereitungs-Seminare Machanot: Vor dem Hintergrund
 in den Gemeinden dringend erforderlichen Nachwuchs. Wich-        der Corona-Pandemie gestaltete sich die Organisation der
 tig für die jüdische Jugendarbeit sind junge, motivierte Men-    Machanot im Jahr 2020 etwas anders. Während des ersten
 schen, die in ihrer Gemeinde ein Angebot organisieren und        Lockdowns hat sich ein Team gebildet, um das Machane-The-
 langfristig eine multiplikatorische Wirkung auf andere junge     ma für den Sommer auszuarbeiten und verschiedene Peuloth
 Leute ausüben. Die Aus- und Fortbildungsreihen der ZWST          vorzubereiten. Nach der kurzfristigen Entscheidung, dass die
 zielen darauf ab, die Gemeinden beim Auf- und Ausbau ih-         Sommer-Machanot im Präsenz-Format stattfinden können,
 rer Jugendarbeit zu unterstützen. Die Referent:innen sind        wurden die Teams für die jeweiligen Turnusse gebildet, die
 mehrheitlich ehemalige, heute zumeist berufstätige Semin-        dann in verschiedenen Online-Sessions die Programme vor-
 arteilnehmende, die in ihrer Gemeinde aktiv waren oder sind.     bereitet haben.
 Sie können ihre Erfahrungen und Kenntnisse daher mit einer       Das Vorbereitungsseminar für die Wintermachanot 2020/21
 besonderen Kompetenz vermitteln. Neben der Aus- und Wei-         fand im Online-Format an zwei Wochenenden im November
 terbildung bieten die Seminare den Teilnehmenden ein über-       statt. Hier wurde das Motto (Hakarot Hatov, hebr.: Dankbar-
 regionales Forum für Information, Kontakt und Austausch.         keit) ausgearbeitet und vertieft: Wie verstehen wir Dank-
                                                                  barkeit, Wert der Dankbarkeit, wie kann Dankbarkeit gezeigt
 Seminarreihe Jugendarbeit: Das Ziel der Fortbildungsreihe für    werden
 Anfänger:innen in der Jugendarbeit I-VI ist die Ausbildung von
 Madrichim:ot für die jüdischen Gemeinden und die Machanot        Seminar für Madrichim:ot
 der ZWST. Zu den Inhalten der Seminare gehören Theorie und       Diese Fortbildung unterstützt Madrichim:ot, die in den Ju-
 Praxis der jüdischen Jugendarbeit.                               gendzentren aktiv sind.
 • Seminare I-VI: Februar, April, Mai, Sept., November 2020       • Seminar Januar/Februar 2020
 Die Seminare im April, Mai und November wurden im On-
 line-Format organisiert und auf mehrere Tage verteilt. The-      Die Seminare für Jugendzentrumsleitende unterstützen den
 men der Online-Sessions waren unter anderem: Motivation,         Austausch und die Vernetzung der Jugendarbeit in den jüdi-
 Programmplanung, Gruppendynamik und Gruppenführung,              schen Gemeinden. Die ZWST bietet im Rahmen dieser Veran-
 Madrichim:ot als Vorbilder, Schutz des Kindeswohls, Antise-      staltungen spezifische Workshops an.
 mitismus.                                                        • Seminar Januar/Februar 2020
                                                                  • Online-Seminar Oktober/November 2020
 Seminar für angehende Madrichim:ot                               Themen waren unter anderem: Aktueller Stand in den Ju-
 Das 10tägige Seminar findet jährlich parallel zum Winter-        gendzentren, den „Spirit“ während der Pandemie beibehalten,
 machane im Max-Willner-Heim statt und basiert auf einem          Ideen und Best Practice-Beispiele, wie motiviere ich meine
 speziellen Seminarkonzept: Hier wird die Situation einer Fe-     Madrichim:ot, zukünftige Perspektiven und Planungen, Ar-
 rienfreizeit simuliert, indem täglich ein anderes Team für das   beitsorganisation, Online-Tools.
 Programm verantwortlich ist. Zum Programm gehören Exkur-
 sionen und gemeinsame Veranstaltungen mit den Chanichim
 des Wintermachanes.
 • Seminar Dez. 2019/Jan.2020

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KINDER, JUGEND UND FAMILIE

Jugendbildungsaufenthalte im Winter und Sommer 2019/2020

Die Winter- und Sommermachanot für Kinder, Jugendliche          Sommermachanot in Deutschland - trotz Corona
und junge Erwachsene, gefördert von der Deutschen Fern-         Auch in den schwierigen Pandemie-Zeiten war es für die
sehlotterie und der Genesis Philanthropy Group, bilden einen    ZWST klar, dass sie die Sommermachanot 2020 durchführen
Schwerpunkt der Aktivitäten des Kinder-, Jugend- und Fami-      wird. Ein umfassendes und zielgerichtetes Hygienekonzept
lienreferates.                                                  wurde entwickelt. Bereits im April hat das Kinder-, Jugend-
                                                                und Familienreferat Teams zusammengestellt, die das dies-
Wintersaison in Bad Sobernheim, Italien und Israel              jährige Motto „Kulanu“ (wir alle) sowie altersgerechte Peuloth
Die Wintermachanot 2019/2020 unter dem Motto „Joter“            und Projekte ausgearbeitet haben. Als die Entscheidung fest-
(„mehr“) sollten die rund 200 Kinder und Jugendlichen dazu      stand, dass die Machanot in der gewohnten Form in Deutsch-
motivieren, sich aktiv für die Stärkung jüdischer Identität     land stattfinden werden, blieben noch 3 Wochen, in denen die
einzusetzen. Dies wurde in kreativen Projekten und Peulot       Logistik organisiert wurde. In diesem Zusammenhang dankt
spannend und lehrreich umgesetzt. Dazu kamen sportliche         die ZWST ihren Mitgliedsgemeinden, die den Verband mit
Aktivitäten und Ausflüge, die Programme im Max-Willner-         zusätzlichen Formalitäten und der Organisation von An- und
Heim für 10-13jährige und in Natz/Südtirol für 14-18jähri-      Abreise unterstützt haben.
ge boten für jeden etwas. In Natz stand der Wintersport im
Fokus.                                                          Neben den Machanot im Max-Willner-Heim für die 8-11jähri-
                                                                gen Kinder, haben die Jugendlichen im Alter von 12-15 sowie
Bar- und Bat Mitzwa-Reise                                       16-18 Jahren eine großartige Zeit im Schwarzwald im Orten-
Alle 2 Jahre organisiert die ZWST diese Israelreise für         aukreis verbracht. Das große Haus St. Anna in Bad Peterstal
11-14jährige Jugendliche, um ihnen jüdische Tradition und       stand den Teilnehmenden mit seinem weitläufigen Außenge-
Kultur näher zu bringen. Die Bar- (für Jungen) und Bat Mitzwa   lände in freier Natur zur alleinigen Verfügung und bot vielfälti-
(für Mädchen) markiert im Judentum den Übergang zum Er-         ge Möglichkeiten für Ausflüge und Aktivitäten.
wachsenwerden mit allen Rechten und Pflichten. Die Gruppe       Zum Programm gehörte die Vermittlung jüdischer Werte,
im Winter 2019/2020 umfasste 42 Teilnehmende, die dieses        Spiel, Spaß und viele Outdoor-Aktivitäten. In Kooperation mit
festliche Ereignis noch vor sich oder es bereits begangen ha-   Makkabi Deutschland wurden sportliche Aktivitäten wie Fuß-
ben. Teilnehmer David (13) feierte während dieser Reise sei-    ball, Tischtennis, Volleyball, Flagfootball und Schwimmen an-
ne Bar Mitzwa in der Synagoge des Kibbuz Sde Nechamia im        geboten. Im Max-Willner-Heim hatten die Kinder außerdem
Norden Israels, mit viel Gesang und Tanz mit der gesamten       die Möglichkeit, am Reitunterricht und Bogenschießen teilzu-
Gruppe.                                                         nehmen.

                                                                                                                                    5
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KINDER, JUGEND UND FAMILIE

 Auch unter Beachtung der herrschenden Hygieneregeln war           Inklusive Machanot
 die Freude und Entspannung der Kinder und Jugendlichen            Das Kinder-, Jugend- und Familienreferat und der Inklusions-
 spürbar, nach diesen anstrengenden Wochen Abstand vom             fachbereich „Gesher“ haben auch in diesem Jahr wieder ge-
 Alltag zu finden, Freunde wiederzusehen und neue Freund-          meinsam jungen Menschen mit einer Behinderung die Mög-
 schaften zu schließen.                                            lichkeit gegeben, an den Sommermachanot teilzunehmen.
                                                                   Auch bei den Chanichim mit einer Einschränkung und ihren
 Das Motto „Kulanu“ leitete und motivierte die diesjährigen        Angehörigen war die Freude, wieder auf Machane fahren zu
 Sommermachanot, zu Deutsch: Gemeinsam, wir alle. Es steht         können, höher als Vorbehalte oder Ängste aufgrund der Co-
 für die jüdische Tradition, sich in guten wie auch schwierigen    rona-Krise. Insgesamt verbrachten 11 Kinder und Jugendliche
 Zeiten in die Gemeinschaft einzubringen. Aus einem Interview      gemeinsam mit allen anderen Chanichim eine unbeschwer-
 mit Teilnehmenden:                                                te Zeit in Bad Sobernheim und im Schwarzwald. Sie wurden
 Was nehmt ihr persönlich vom Thema „KULANU“ mit?                  begleitet und betreut von 10 Inklusions-Madrichim, deren
 Sophia: „Mit dem Machane-Thema verbinde ich persönlich            Engagement von Aktion Mensch e.V. gefördert wird. An den
 Verantwortung. Dabei fand ich besonders toll, dass selbst die     Wintermachanot in Natz und Bad Sobernheim nahmen 4 In-
 jüngsten Chanichim Verantwortung füreinander übernommen           klusionskinder und -jugendliche teil, betreut von 5 Inklusions-
 haben und sich auf die Regeln aufmerksam gemacht haben.“          madrichim.
 Samuel: „Ich werde in Zukunft mit offeneren Augen durch die
 Welt gehen. Mit dem Thema Kulanu verbinde ich unsere Zeit         Help4Italy - Spendenkampagne der ZWST
 auf dem Machane, wo wir zusammen durch die Corona-Zeit            Seit vielen Jahrzehnten organisiert die ZWST Machanot in
 gekommen sind und alle Hygieneregeln beachtet haben.“             Südtirol und in der Region Emilia-Romagna. Neben vielen
 Laura: „Ich lerne nicht nur, wie ich eine bessere Madricha wer-   persönlichen Kontakten sind so auch auf institutioneller Ebe-
 den kann, sondern auch, wie ich Verantwortung in meinem           ne Verbindungen zur jüdischen Gemeinschaft in Italien ent-
 Alltag übernehmen kann. Das Machane Kulanu ist nicht nur          standen und gewachsen. Im Jahr 2020 konnten zum ersten
 eine Chance mich weiterzubilden, sondern auch anderen et-         Mal keine Machanot in Italien stattfinden. Das Land zählt zu
 was weiter zu geben.“                                             den in Europa am schwersten durch die Pandemie getroffe-
                                                                   nen Regionen. Als Ausdruck jüdischer und europäischer So-
 Aufgrund der geltenden Bestimmungen konnte nur eine redu-         lidarität hatte die ZWST in Kooperation mit dem Jewish Joint
 zierte Anzahl Kinder und Jugendlicher an den Ferienfreizeiten     Distribution Committee (JDC Europe) eine Spendenkampagne
 teilnehmen. Umso mehr freut sich die ZWST über insgesamt          initiiert. Die Spendensumme über 4.100 € kommt über den
 330 teilnehmende Chanichot und Chanichim, dazu kam das            JDC-Emergency Fund Menschen in den jüdischen Gemeinden
 Team (Rashim, Madrichot/im, Chugisten etc.) mit 158 Perso-        in Italien zugute, die von der Krise besonders schwer betrof-
 nen. Der Dank geht an alle für die tatkräftige Unterstützung,     fen sind, insbesondere Familien in finanzieller Not.
 in diesem Jahr unter besonderen Bedingungen.

     Unterwegs im Schwarzwald                                                                                Dancing im Schwarzwald

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JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

„ZWSTJugend International“ - Kooperation mit BBYO

Im Rahmen ihres Projektes ZWSTJugend International, einer        Info: BBYO ist eine jüdische Organisation für Kinder und Ju-
Kooperation mit BBYO, nahm die ZWST zum 2. Mal an der            gendliche. Sie hat ihren Hauptsitz in den USA/Washington DC
jährlich organisierten International Convention (IC) der BBYO    und erreicht mittlerweile über 70.000 jüdische Jugendliche auf
teil. Betreut von den Projektleitungen Ilja Cinciper und Bella   der ganzen Welt. BBYO hat in über 50 Ländern schon mehr
Davydov, machte sich eine 17köpfige Delegation am 6. Feb-        als 700 Standorte aufbauen können, die für ihre Struktur von
ruar 2020 auf den Weg nach Dallas, Texas.                        enormer Bedeutung sind. Sie bilden gemeinsam die „BBYO-
                                                                 Chapter“ - zu vergleichen sind diese mit den Jugendzentren
Vor dem Kongress waren die Jugendlichen bei Gastfamilien         in Deutschland.
untergebracht und nahmen an der Global Ambassadors Week
vom 06. bis 13. Februar teil. Dieses Programm richtete sich an   Der Fokus der Partnerschaft zwischen BBYO und der ZWST-
die internationalen Delegationen, um ihnen einen Einblick in     Jugend liegt darin, zwei führende Organisationen in der jüdi-
das jüdische Alltagsleben in den USA zu ermöglichen und den      schen Jugendarbeit zusammenzubringen und Kooperationen
globalen Austausch zu fördern. Dazu gehörte der Besuch ei-       aufzubauen. Ziel ist es, die Jugendlichen in ihrer jüdischen
ner jüdischen Schule und es wurden verschiedene Ausflüge in      Identität zu stärken und international zu vernetzen. Darüber
Museen, Naturparks, Stadien und Gedenkstätten organisiert.       hinaus steht ein intensiver Austausch im Vordergrund, der
Ein von der ZWST-Delegation mitorganisiertes Koch-Projekt,       sich aus der Begegnung heterogener jüdischer Communities
in dem es darum ging, koschere Rezepte der anderen Länder        ergibt. Auch können sich beide Organisationen gegenseitig
kennenzulernen, war eine einprägsame Erfahrung für die Teil-     mit zusätzlichem “Know-how” und neuen Kontakten un-
nehmenden.                                                       terstützen. Das Projekt “ZWSTJugend International” ist das
                                                                 vielversprechende Ergebnis dieser Partnerschaft. Es soll den
Am 13. Februar startete die IC mit über 4.000 Jugendlichen von   Jugendzentren, den Chanichim und ihren Madrichim:ot zei-
14 bis 17 Jahren im Hilton Anatole Hotel in Dallas. Im Rahmen    gen, dass die Welt für jüdische Jugendliche offen und über
des Kongresses leiteten die Teilnehmenden der ZWST den in-       die ZWSTJugend zugänglich ist. Mit den „BBYO-Chapters“ in
ternationalen Schabbat mit Gästen aus über 17 Ländern - ein      Europa entsteht die einzigartige Möglichkeit, Jugendzentren
unvergesslich prägender Moment für die International Con-        in anderen Städten Europas zu besuchen, neue Freunde zu
vention 2020. Die ZWST-Gruppe konnte viele neue Freunde          gewinnen und weitere Traditionen und Kulturen kennen zu
für sich gewinnen, einige Programmpunkte selbst organisie-       lernen.
ren, vieles für sich mitnehmen sowie die ZWST positiv nach
außen vertreten.
Teilnehmer Michael (16): „4000 Jugendliche, 54 Länder, über
300 Communities - verbunden durch das Judentum.“

                                                                                                                              7
JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

 ZWSTJugend digital - tägliche Angebote, Online-Hawdaloth und jüdische Feiertage
                                                                  Online-Hawdaloth: Jeden Samstag organisierte die ZWSTJu-
                                                                  gend eine Hawdalah für Kinder, Jugendliche, Familien und alle
                                                                  Interessierte. Jede Zeremonie hatte etwas Einzigartiges, z.B.
                                                                  durch die Beteiligung des A-Capella-Chors Mafteach Soul aus
                                                                  Israel. Durch die Zusammenarbeit mit Norwegen oder den
                                                                  Baltikum-Staaten konnten einige Hawdaloth international
                                                                  durchgeführt werden. Anlässlich des „Tages der Befreiung“
                                                                  am 8. Mai hat die ZWSTJugend im Rahmen der Hawdalah
                                                                  am 9. Mai ein internationales Projekt durchgeführt. Diese ge-
                                                                  meinsam mit der internationalen Jugendorganisation BBYO
                                                                  organisierte Zeremonie gab Weltkriegs-Veteranen die Gele-
                                                                  genheit, ihre Geschichte zu erzählen – eine unvergessliche
                                                                  Erfahrung für alle virtuellen Teilnehmenden auf drei Konti-
 Während des Lockdowns ab März 2020 hat die ZWSTJugend            nenten.
 ein bemerkenswertes Online-Programm organisiert, unter-
 stützt von motivierten, ehrenamtlichen Madrichim aus ganz        Jüdische Feier- und Gedenktage: Im Rahmen einer virtuellen
 Deutschland. Das Kinder-, Jugend- und Familienreferat stand      Live-Kochshow zu Pessach lernten die Zuschauenden, wie
 im kontinuierlichen Kontakt mit den Leitungen der jüdischen      man den Sederteller und die speziellen Gerichte als essenzi-
 Jugendzentren deutschlandweit, um sich über die Bedarfe          ellen Teil des Sederabends mit der Familie vorbereitet. Für die
 und Stimmungslagen jüdischer Kinder und Jugendlicher aus-        jüngeren Zuschauer wurde in Zusammenarbeit mit der jüdi-
 zutauschen.                                                      schen Jugend aus Baden ein virtueller "Schoko-Seder" orga-
 Dazu gehörten tägliche Events wie ein Online-Shiur an den        nisiert.
 Montagen sowie verschiedene „Specials“ an den Dienstagen         Anlässlich des Gedenktages Jom Hasikaron am 28. April hat
 (Live-Talks, Online-Seminare). Mittwochs wurde eine inter-       die ZWSTJugend gemeinsam mit Rabbiner Avichai Apel eine
 aktive Online-Session organisiert, in der viele Jugendliche      Online-Zeremonie gestaltet, die an die gefallenen Soldaten
 engagiert dazu beigetragen haben, das vielfältige Online-        und Opfer von Terrorakten in Israel erinnerte. Der darauffol-
 Programm der ZWSTJugend zu gestalten. Jeden Donnerstag           gende israelische Unabhängigkeitstag, Jom Ha’atzmaut, wur-
 wurde ein „Super-Back-Chug“ (Workshop) angeboten, der            de virtuell in Kooperation mit dem Sozialreferat zelebriert und
 sich an den jüdischen Feiertagen orientierte, wie zum Beispiel   hat den Zuschauenden aus verschiedenen jüdischen Gemein-
 ein Kuchen zu Pessach. An den Freitagen veröffentlichte die      den Gesang, Tanz und Musik in ihre Wohnzimmer gebracht.
 ZWSTJugend einen Online-Beitrag in Kooperation mit Talmud
 Israeli, der den jeweiligen Wochenabschnitt erklärte.

 Gesher-Akademie für Kinder und Jugendliche mit und ohne Förderbedarf
 Seit Mitte März 2020 organisierte das Kinder- und Jugend-
 projekt des Inklusionsfachbereiches „Gesher“ (S.14) alternati-
 ve Angebote im virtuellen Raum. Dazu gehörte eine wöchent-
 liche Gesher-Akademie mit täglich wechselnden Sessions für
 Kinder mit und ohne Förderbedarf. Die Inklusionsmadrichim
 Alexandra, Lisa, Dana, Erik, Katje, Ruth, Gloria, Sophie und
 Rufat organisierten online kurze Sessions, in denen man sich
 zum Beispiel auf jüdische Feiertage oder den Schabbat vor-
 bereiten konnte (Backen, Basteln, Gesang, Hebräisch lernen).
 Im Rahmen von regelmäßigen Sporteinheiten wurde dreimal
 wöchentlich trainiert. Über die Hohen Feiertage im Septem-
 ber und Oktober feierte die Gesher-Akademie ein „revival“,
 insbesondere zu Rosh Hashana, Jom Kippur, Sukkot und Sim-
 chat Thora. Mit dem Anstieg der Infektionen und der damit
 einhergehenden Schließung vieler Jugendzentren, wurde die
 Gesher-Akademie im Winter jeden Sonntag von 10 Uhr bis 12
 Uhr angeboten.

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JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

Angebote für junge Erwachsene

Das Projekt 18+ ist ein eigenes Veranstaltungsformat der           • Live-Session mit Henry Jakubowicz aus Israel zum Thema:
ZWST, ausgerichtet auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten           „Die 7 Tage vor der Staatsgründung Israels, vom 07. bis zum
von jungen Erwachsenen. Es beinhaltet besondere Events             14.05.1948“
sowie Foren für Weiterbildung, Vernetzung und Austausch.           • Online-Seminar mit Henry Jakubowicz zum Thema „Israel
                                                                   und seine Nachbarn. Der Nahostkonflikt – der größte Konflikt
Umfangreiches Online-Angebot: Aufgrund der Corona-Pan-             der Welt?“
demie konnten zentrale Highlights wie der Jugendkongress in        • Live-Talk mit Dr. Ralf Balke, Historiker und Journalist der Jü-
diesem Jahr nicht stattfinden. Daher hat das Projekt 18+ ein       dischen Allgemeinen und Schmuel Kahn, Tourguide in Israel,
vielfältiges Online-Angebot organisiert, im Folgenden einige       zum Thema: „72 Jahre Israel – Hintergründe und Entwick-
Beispiele. Die Vielfalt an Referenten, Moderatoren und akti-       lungen“ (Moderation: Shelly Meyer, Gründungsmitglied von
ven Gesprächsteilnehmenden verdeutlicht, wie wichtig das           „Koach in Hamburg“, einer lokalen Netzwerkplattform)
bestehende Netzwerk innerhalb der jüdischen Community
ist, seien es regionale Studierendenverbände, Netzwerkplatt-       „Streitgespräche unter Freunden“: Unter diesem Motto wur-
formen, Organisationen wie das Junge Forum der Deutsch-            de eine spannende Live-Talk-Serie zu aktuellen Themen mit
Israelischen Gesellschaft und engagierte „Young Activists“ in      Marcel Kroitblat (Projektmanager, Frankfurt/M.) und Michael
Deutschland und Israel.                                            Groys (Politischer Berater, Berlin) initiiert, moderiert von Viola
                                                                   Shevchuk. Die Themen der 3-teiligen Gesprächsreihe:
Jom HaShoa: In diesem Jahr musste der internationale March
                                                                   • April: „Halbes Jahr nach Halle - Was hat sich verändert?“
of the Living und damit auch die Studienreise der ZWST nach
                                                                   • Mai: „Wie politisch sollen Juden in Deutschland sein?“
Polen abgesagt werden. Es gab die Möglichkeit, die virtuelle
                                                                   • Juni: „Solidarität mit Israel - eine uneingeschränkte Pflicht?“
Zeremonie am 21. April mit zu verfolgen und online Worte der
Andacht in Ausschwitz zu hinterlassen. Zu den alternativen
                                                                   >mean_it! Web-Seminarreihe mit der NGO „die politikspre-
Formen des Gedenkens und Erinnerns gehörte ein emotional
                                                                   cher e.V.“ zum Thema „Meinungsfreiheit heute“:
beeindruckendes digitales Zeitzeugengespräch mit Liesel
                                                                   • Oktober 2020 in Kooperation mit der Bundesstiftung Auf-
Binzer, die als Kind die Shoah überlebt hat, moderiert von Viola
                                                                   arbeitung und der Hessischen Landeszentrale für Politische
Shevchuk (Projektleiterin 18+) und Gerald Hetzel (Vorsitzen-
                                                                   Bildung.
der des Jungen Forums der DIG Passau). Zu den Gesprächs-
                                                                   • November 2020 in Kooperation mit dem Verband Jüdischer
teilnehmenden gehörten Teile ihrer Familie in Haifa und wei-
                                                                   Studierender Bayern (VJSB)
tere Interessierte, Studierende, Freunde und Bekannte.
                                                                   • Dezember 2020 in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde
Jom Haatzma`ut: Rund um den israelischen Unabhängigkeits-          Düsseldorf und der Bundesstiftung Aufarbeitung
tag (29. April) hat das Projekt 18+ spannende Live-Streams
zur Historie und Gegenwart des Staates Israel organisiert:

                                                                                                                                        9
JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

     18+Ferienwoche im Schwarzwald: Treffen mit Dr. Michael Blume, Antisemitismusbeauftrager des Landes Baden-Württemberg (Foto: Mitte)

  Ab dem Sommer 2020 konnte die ZWST ihr Präsenz-Ange-                                   Jom Kippur-Seminar im Max-Willner-Heim: Vom 27. bis 29.
  bot für junge Erwachsene wieder aufnehmen. Dazu gehör-                                 September hat die ZWST in Kooperation mit der Schweizer
  te die 18+ Ferienwoche im Schwarzwald: Am Sonntag, 16.                                 Union Jüdischer Studierender (SUJS) den höchsten jüdischen
  August, wurden über 60 junge Erwachsene zu der diesjähri-                              Feiertag begangen. 50 junge Erwachsene hatten die Mög-
  gen 18+Ferienwoche herzlich willkommen geheißen. Im Jahr                               lichkeit, das Programm zu gestalten und sich in Meditations-
  2020 erstmals im Schwarzwald, hatte man die Gelegenheit,                               runden und Shiurim mit der jüdischen Tradition dieses Feier-
  die Umgebung mit Ausflügen an den Titisee, in den Europa-                              tages auseinanderzusetzen. Dieses Seminar hat den Bedarf
  park nach Rust und nach Freiburg (hier unter anderem mit Be-                           verdeutlicht, jüdische Feiertage gemeinsam mit Gleichaltri-
  such der Synagoge) zu entdecken. Darüber hinaus beinhaltete                            gen in einer aktiv gestaltenden Gruppe zu begehen.
  das Programm vielfältige Vorträge und Workshops, spannen-
  de Abendprogramme und einen ganz besonderen Schabbat.                                  Seminare
                                                                                         • Online-Seminar (Mai): „24h online. Surfst du noch oder lebst
  Makkabi-Skiweek: Anfang Januar 2020 organisierte Makka-                                du schon? Die Herausforderungen ständiger Erreichbarkeit“
  bi Deutschland e.V. eine Winterferienwoche in Südtirol, mit                            • Präsenz-Seminar in Berlin (Sept.): „Start-up-Nation 2020 -
  organisatorischer und logistischer Unterstützung der ZWST.                             Das Leben im Aufbruch“ (Innovative Start-up-Gründungen,
  Rund 100 junge Erwachsene aus Deutschland und anderen                                  Aufbau, Methoden, Strategien, Verbindung mit jüdischen
  Ländern verbrachten eine unvergessliche Woche im Schnee                                Werten, Best-Practice-Beispiele)
  mit vielfältigen Wintersport-Angeboten, Ausflügen u.v.a.m.                             • Online-Seminar (November): „Jüdische Gemeinde und Ge-
                                                                                         meinschaft in Deutschland - Ein Zuhause für alle?“

  Taglit-Reisen nach Israel für junge Erwachsene
  Seit 2012 sind die ZWST und der Zentralrat Partner von Taglit
  in Deutschland. Das Projekt „Taglit - Birthright Israel“ ermög-
  licht jungen jüdischen Erwachsenen (18-32) weltweit eine
  10-tägige Bildungsreise nach Israel. Die ZWST ist die An-
  laufstelle für Taglit in Deutschland und damit auch die erste
  Adresse für potenzielle Teilnehmende, sie ist das Bindeglied                           Zu diesen Veranstaltungen gehörten „Meet&Chill“-Treffen in
  zwischen Taglit und dem Trip-Organizer Israel Experience.                              Düsseldorf sowie „Meet&Grill“ in Berlin und Nürnberg. Hier
  Aufgrund der Corona-Pandemie konnten nur im Januar 2020                                trafen sich Taglit-Alumni`s, aber auch Interessierte an diesem
  Taglit-Reisen für Gruppen aus Deutschland stattfinden. Doch                            Programm und neue Bekanntschaften wurden geknüpft. Im
  wie die Organizer von Taglit Germany und die Koordinatorin                             Rahmen von Welcome-Peuloth wurde ein Austausch zwi-
  bei der ZWST, Viola Shevchuk betonen: „Wir sind bereit, die                            schen alten „Taglit-Hasen“ und Neuankömmlingen organi-
  Aktivitäten wieder aufzunehmen, wenn die internationale                                siert. Diese Treffen sorgten mit israelischen Snacks und Musik
  Situation dies zulässt. In den vergangenen Monaten fanden                              für die richtige Atmosphäre. Voranmeldungen für kommende
  verschiedene regionale Veranstaltungen für Taglit-Alumni`s                             Taglit-Reisen 2021 sind möglich, man wird benachrichtigt,
  statt – wenn unsere Teilnehmenden nicht nach Israel können,                            sobald die nächste Reise stattfinden kann.
  dann wird Taglit zu ihnen kommen.“

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KINDER, JUGEND UND FAMILIE

Angebote für Familien
Familienseminar in Raas/Südtirol: An diesem Familiense-
minar im Winter 2019/2020, geleitet von Anastasia Quensel
(ZWST), nahmen rund 90 Erwachsene und Kinder aus ganz
Deutschland teil. Zum Programm gehörten Skisport und
Schlittschuhlaufen sowie Ausflüge nach Brixen. Wie jedes
Jahr wurde sowohl für das leibliche als auch das geistige Wohl
gesorgt, mit vielen Shiurim mit Rabbiner Julien Soussan (Jüdi-
sche Gemeinde Frankfurt/M.), Dr. Gilad Ben-Nun (Universität
Leipzig) und anderen Referent:innen. Die Betreuung der Kin-
der durch ein engagiertes Madrichim-Team ermöglichte den
Eltern Austausch und geselliges Zusammensein sowie die
Teilnahme an Vorträgen und Workshops. „Es war ein rundum
gelungener Aufenthalt. Ich bin noch heute von der Atmosphä-
re, der Organisation und den Teilnehmenden – neue Gesich-
ter, viele Eindrücke – angetan.“ Alexis Emanuel Petri, Frankfurt
                                                                    Skisport für die Jüngsten

Alleinerziehende Mütter und Väter: Seit Ende April 2020 or-         Geleitet von Yevgenia Freifeld, nahmen 10 Familien mit 14
ganisierte Yevgenia Freifeld (ZWST) im 14tägigen Rhythmus           Kindern (3-12 Jahre) am Seminar teil, auch erstmalige Teil-
Videokonferenzen für diese Zielgruppe, um den kontinuier-           nehmende waren dabei. Zum Programm gehörten Eltern-
lichen Kontakt und Austausch auch in Zeiten von Social Di-          Workshops mit Maria Flemmer (Sozial- und Kulturpsycholo-
stancing aufrechtzuerhalten und die Vernetzung zu stärken.          gin) und Elena Libgober (psychologische Beraterin und Coach)
Bei individuellen Gesprächsbedarfen gab es darüber hinaus           sowie ein umfangreiches Angebot für die Kinder. Dariya Ituni-
eine telefonische Hotline.                                          na (Kinder- und Jugendtherapeutin) organisierte kindgerechte
Im Austausch mit den Referentinnen Melanie Hubermann                Workshops, und ein geschultes Madrichim-Team stellte ein
(Familientherapeutin, balagan - Therapiezentrum Berlin), Lili       Kinderprogramm auf die Beine (Ausflüge, Theateraufführung).
Furman (Jewish Joint Distribution Committee, JDC Germany)           Sport, Bewegung und Aggressionsabbau für Eltern und Kin-
und Eva Okuna (Inklusionsfachbereich Gesher) ging es um po-         der mit Linir Mizrahi (Fitnesscoach) gehörten ebenfalls zum
sitive wie negative Bewertungen der Situation während der           Programm.
Beschränkungen auf „die eigenen 4 Wände“. Es wurde deut-
lich, dass ein fester Tagesablauf im Alltag hilfreich ist und die
Nähe zu den Kindern eine neue, durchaus positive Qualität
gewinnt. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass den Eltern
wie den Kindern ihre sozialen Kontakte fehlen und man zu
sehr auf eine bestimmte Rolle reduziert ist. Die Sorge um die
Großeltern, die zur Risikogruppe gehören und eine wichtige
Unterstützung bei der Kinderbetreuung sind, war ein weiteres
wichtiges Thema. Auch zukünftige Perspektiven standen im
Fokus: Wie gehen wir mit neuen Regeln im Rahmen der Lo-
ckerungen in der Schule, bei der Arbeit, im Kontakt zu Freun-
den und Verwandten um? Bis Ende Juni wurde ein wöchent-
liches Online-Programm für die Kinder initiiert (ähnlich der
Gesher-Akademie), mit den Madrichim, die den Kindern von
den Präsenz-Seminaren im Max-Willner-Heim bekannt sind.

Ende August 2020 hat das Sozialreferat mit einem dritten
                                                                                Workshops u. Gesprächsrunden mit den Referentinnen
Seminar für allein- und getrennterziehende Mütter und Väter                            Maria Flemmer (li.) u. Elena Libgober
sein Präsenzangebot für diese Zielgruppe wieder aufgenom-
men.

                                                                                                                                     11
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

  Inklusive Familienwochenenden

                       Inklusives Schawuot-Wochenende im Max-Willner-Heim - Entspannung und Kreativität auch mit Maske und Abstand

  Das Kinder- und Jugendprojekt des Inklusionsfachbereiches                     peutin, vermittelte den Teilnehmenden die hohe Bedeutung
  „Gesher“ führt seit einiger Zeit inklusive Familienwochenen-                  der Selbstfürsorge. Rabbiner Dr. Elijahu Tarantul verdeutlichte
  den für Familien mit Kindern mit und ohne Förderbedarf (bis                   aus seiner Perspektive, wie das Judentum mit dem Thema
  18 Jahre) im Max-Willner-Heim durch, gefördert von Aktion                     Behinderung umgeht.
  Mensch e.V. Geschulte Inklusionsmadrichim organisieren ein                    Die religiöse Begleitung des von Eva Okuna und Simon Beck-
  Programm für die Kinder und Jugendlichen. Die Eltern haben                    mann geleiteten Wochenendes übernahm Mark Krasnov,
  sowohl die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen als                  ehemaliger Madrich und Rosh bei der ZWST. Als Studienrat
  auch die Gelegenheit, Fachkräfte aus der Behindertenarbeit                    an der Wiesbadener Dilthey-Schule (u.a. jüdische Religion und
  zu treffen. Diese bieten Fachvorträge, z.B. zu verschiedenen                  Hebräisch) konnte er den Teilnehmenden außerdem einige
  Krankheitsbildern oder auch Workshops zu verschiedenen                        Tipps und Hilfen zum „Homeschooling“ vermitteln.
  Entspannungstechniken an. Der Höhepunkt dieser Wochen-
  enden ist der gemeinsam gestaltete, festliche Schabbat.

  Mit einem Familien-Schawuotwochenende vom 28. Mai bis
  zum 01. Juni 2020 in Bad Sobernheim konnte das Kinder-
  und Jugendprojekt des Inklusionsfachbereichs Gesher nach
  der corona-bedingten Schließung des Max-Willner-Heims die
  Bildungsstätte wieder mit Leben füllen. Umso mehr war es
  der ZWST ein wichtiges Anliegen, etwas Normalität in den All-
  tag aller Teilnehmenden bringen zu können.

  Mit acht Familien und sechs Madrichim aus ganz Deutsch-
  land wurde bei sonnigem Wetter draußen gebetet und die
  Kinder lernten über Schawuot und Schabbat. Ferner stellten
  die Kinder mit ihren Familien eine Zirkusshow und ein Thea-
  terstück auf die Beine, gestalteten ihre T-Shirts mit Batikfar-                                                           Ausflugsprogramm für die Kinder
  ben und bemalten Graffiti-Leinwände. Für die Eltern wurden
  Referent:innen im Rahmen von Online-Sessions über Zoom
                                                                                Ein zweites inklusives Familien-Schabbatwochenende fand
  dazugeschaltet. Louis Lewitan, Diplom-Psychloge, referierte
                                                                                mit 10 Familien im Herbst vom 15. bis 18. Oktober im Max-
  unter anderem zum Umgang mit Geschwisterkindern. Mela-
                                                                                Willner-Heim statt.
  nie Hubermann, Systemische Beraterin und Familienthera-

12
KINDER, JUGEND UND FAMILIE

Angebote des Pädagogischen Zentrums (PZ)

• „Talmud Israeli“: Talmud Israeli ist ein im deutschspra-      Auch alle weiteren Publikationen des Kinder-, Jugend- und
chigen Raum einzigartiges Projekt. In den vergangenen fünf      Familienreferates können über MitzweNow bezogen wer-
Jahren, mit über 200 Ausgaben, wurden knapp 2000 Abonne-        den: Megillat Esther, Gebet-Booklets für Kabbalat Schabbat
ments innerhalb Deutschlands sowie nach Österreich und in       und Schacharit LeSchabbat (hebr., mit deut. oder russ. Über-
die Schweiz verschickt.                                         setzung), Benscher/Liedtexte zu Schabbat, Jahreskalender,
Die wöchentlich erscheinenden Hefte werden von Kindern,         außerdem Hawdala Kerzen vom ZWST-Kunstatelier Omanut.
Jugendlichen und Angehörigen gelesen. Ebenfalls nutzen Ge-      http://mitzvenow.de/zwst
meinden, jüdische Schulen, Religions- und Sonntagsschulen
die 6 bis 8seitigen Hefte. Zu jedem jüdischen Feiertag er-      • Informationsportal www.zwst-hadracha.de: bietet umfang-
scheint ein Sonderheft mit Erklärungen zum Fest und seinen      reiches und vielfältiges Material zur jüdischen Jugendarbeit.
Bräuchen, Geschichten aus der jüdischen Tradition sowie
                                                                • „Ji Tap“: In Zusammenarbeit mit Jewish Interactive stellt die
Traktaten aus dem Talmud und Rätseln. Talmud Israeli“ ver-
                                                                ZWST regelmäßig neue Spiele mit jüdischem Inhalt online. „Ji
mittelt verständlich das Wissen aus den jüdischen Quellen
                                                                Tap“ richtet sich an Kinder, Eltern, Lehrende und alle, die mit
und stellt einen Bezug zum heutigen Alltag her. So werden die
                                                                Spaß mehr lernen wollen. Ji Tap ermöglicht es, jüdisches Wis-
alten Weisheiten aus Tora und Talmud greifbar.
                                                                sen spielerisch zu vermitteln und zu vertiefen. Kinder können
                                                                in kurzen Einheiten Gelerntes wiederholen und Neues lernen.
                          Erfolgreiche Kooperation mit
                                                                https://jitap.net/activities/#s=zwst
                          MitzweNow
                          Im Jahr 2020 hat die ZWST ihre        • Wöchentlicher Newsletter für alle Aktiven in der Jugend-
                          erfolgreiche Kooperation mit dem      arbeit: „Paraschat Haschawua Online“: unterstützt jüdische
                          Start-up-Unternehmen „Mitzwe-         Erzieher:innen bei ihrer Jugendarbeit und kann im PZ angefor-
                          Now“ erweitert: Seit der 200. Aus-    dert werden.
                          gabe zu Rosch Haschana wird der
                          Versand von Talmud Israeli über       • „Kits“ - Materialsammlungen zu den Machanot: erleich-
                          diesen exklusiven Webshop-Part-       tern es den Madrichim:ot, die jeweiligen Aktivitäten für die
                          ner der ZWST organisiert. Auch die    Kinder und Jugendlichen zu organisieren.
                          Anmeldung für ein Abonnement
                          läuft seit diesem Zeitpunkt über      • Film- und Dokumentationsmaterial auf DVD: umfang-
                          MitzweNow. Diese Kooperation          reiche Sammlung von Dokumentarfilmen, Reportagen und
                          unterstützt unter anderem Men-        Spielfilmen zur ZWST, jüdischen Themen und Israel (Katalog:
                          schen mit einer Einschränkung, da     www.zwst-hadracha.de).
der Versand in einer Werkstatt der „frankfurter werkgemein-     • Zu Purim und Chanukka können im PZ Bastelmaterial so-
schaft (fwg)“ durchgeführt wird. Die fwg fördert die Teilhabe   wie Dekorations- und Geschenkartikel bestellt werden.
von Menschen mit einer psychischen Erkrankung.

                                                                                                                                  13
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG

  Inklusionsfachbereich „Gesher“: Teilhabe von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen

     Gesher „Open-Air“ im Rahmen der Betreuungsfreizeit in Bad Kissingen

  Die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Behin-                  Das Angebot im Jahr 2020 vor dem Hintergrund der Corona-
  derung und ihren Angehörigen ist ein wesentlicher Aufgaben-              Pandemie: Seit Mitte März 2020 musste der Inklusionsfach-
  bereich der ZWST. Diese Zielgruppe hat mehrheitlich einen                bereich „Gesher“ seine Präsenzangebote nahezu einstellen.
  Migrationshintergrund und ist in der deutschen Gesellschaft              Menschen mit einer Behinderung gehören zu den sogenann-
  oft isoliert. Die Förderung der Eigeninitiative der beeinträch-          ten Risikogruppen, mussten daher ihre sozialen Kontakte
  tigten Familienmitglieder hat eine zentrale Bedeutung in der             stark einschränken und waren besonders von einer isolierten
  praktischen Arbeit. Die Unterstützung von Selbsthilfegruppen             Lebenssituation betroffen. Daher hat das Gesher-Team alter-
  steht bei vielen Veranstaltungen im Fokus. In diesem Zu-                 native Angebote organisiert: Die kreative Schreibwerkstatt
  sammenhang hat das Konzept der „Persönlichen Zukunfts-                   per Skype, künstlerische Online-Kurse des Berliner Kunstate-
  planung“ an Bedeutung gewonnen. Es ermöglicht Menschen                   liers Omanut zusammen mit Costa Bernstein (freier Künstler
  mit Behinderung, eigene Wünsche und Möglichkeiten für die                und Mitarbeiter im Frankfurter Atelier Eastend) und eine wö-
  Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit zu entwickeln               chentliche Gesher-Akademie für die junge Generation (S.8).
  und schrittweise umzusetzen. Eine Vielzahl der Aktivitäten
  wird von Aktion Mensch e.V. gefördert.                                   Unterstützung für Menschen, die nicht „online“ sind: Viele
                                                                           Familien, die vom Inklusionsfachbereich Gesher betreut wer-
  Die Leitung des Inklusionsfachbereiches Gesher ist in ver-               den, verfügen weder über die erforderliche digitale Infrastruk-
  schiedenen Gremien präsent: Im Fachausschuss „Behin-                     tur noch über entsprechende Kenntnisse, um an den vielfäl-
  dertenpolitik“ der BAGFW, in anderen Gremien der Wohl-                   tigen Online-Angeboten teilhaben zu können. Daher haben
  fahrtsverbände und der Aktion Mensch, wie z.B. dem                       die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Gesher-
  Aufklärungsausschuss oder der Arbeitsgruppe Verbände-                    Teams in den regionalen Zweigstellen in Nürnberg, Dresden,
  Dialog. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde                    Recklinghausen, Magdeburg und anderen Regionen proaktiv
  dieser Fachaustausch im Jahr 2020 v.a. in Form von Online-               den telefonischen Kontakt zu diesen Familien aufgenommen.
  Sitzungen realisiert. Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich ist          So konnte man ihnen das Gefühl von Sicherheit und Halt ver-
  die Zusammenarbeit mit Fachverbänden, wie z.B. der Bun-                  mitteln, aber auch praktische Unterstützung durch ehrenamt-
  desvereinigung Lebenshilfe und dem Bundesverband für kör-                liche Helfer organisieren. Auch mit Familien, die schon länger
  per- und mehrfachbehinderte Menschen (BVKM).                             nicht an Gesher-Aktivitäten teilgenommen hatten und keiner
                                                                           Selbsthilfegruppe angehören, wurde Kontakt aufgenommen.
  Barrierefreiheit: Die Internet-Präsenz des Inklusionsfachbe-             Um aktuellen Sorgen und Ängsten entgegenzuwirken, hat das
  reiches Gesher auf der Website der ZWST wurde im Jahr 2020               Gesher-Team Telefonkonferenzen mit der russischsprachigen
  mit professioneller Unterstützung einer Übersetzerin und                 Psychologin Florina Gendler organisiert, die vielen Teilneh-
  einer zertifizierten Arbeitsgruppe der Lebenshilfe in leichte            menden vertraut ist. Sie hat einen Input zum Umgang mit Kri-
  Sprache übersetzt. Auch die Website des Kunstateliers Oma-               sen gegeben und individuelle Fragen beantwortet.
  nut wurde in leichte Sprache übersetzt.

14
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG

                                                                Geförderte Projekte
                                                                • Förderung der Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit
                                                                Behinderung in Hessen
                                                                • Beratung und Stärkung der Selbstbestimmung russisch-
                                                                sprachiger, psychisch kranker Menschen u. ihrer Familien: 3
                                                                Projekte in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt
                                                                • Aufbau von Aktivitäten für Menschen mit einer geistigen
                                                                Behinderung in Sachsen-Anhalt
                                                                • Aufbau einer Schreibwerkstatt in Hessen
Fortbildungen für das Mitarbeiterteam und Ehrenamtliche         • Inklusionsbeauftragte in NRW
• Fortbildung im Max-Willner-Heim (12.-15. März) zu Themen      • Persönliche Zukunftsplanung mit Qualifizierung von Peer-
der Inklusion und Fallbesprechung im Rahmen einer mode-         beratern
rierten Supervision                                             • „Kamishibai“ (jap., Erzähltheater mit Bildkarten): Erstel-
• Online: „Die Situation von psychisch Erkrankten während der   lung von Materialien für die Jugendarbeit durch verschiedene
Covid-19 Pandemie“ mit Dr. Uwe Winkler, Psychiater (28.04.)     Selbsthilfegruppen von Menschen mit einer Beeinträchtigung
• Online: „Professionelle Beratung am Telefon“ mit Olga Grün-
berg, Psychologin (30.04.)                                      Förderung der inklusiven Arbeit: Ein Ziel von Gesher ist die
                                                                Integration jüdischer Menschen mit einer Beeinträchtigung
Fachtagungen/Fortbildungen für Fachkräfte, Angehörige           in das Arbeitsleben. Sie sollen trotz einer physischen Behin-
und Betroffene                                                  derung oder psychischen Erkrankung ihre Potenziale nutzen
• Soziale Partnerschaftsprojekte in Osteuropa: Online-Tagung    können und damit mehr Teilhabemöglichkeiten bekommen.
im Juni 2020 in Kooperation mit dem Bundesverband Caritas       Über ihren Verein „Eshel e.V.“ unterstützt die ZWST gezielt die
und der Aktion Mensch e.V. zu Förderprogrammen der Aktion       Arbeitsfindung. Im Jahr 2020 konnte Eshel aufgrund der Covid
Mensch in Mittel-, Ost- u. Südosteuropa. Angesprochen wa-       19-Pandemie keine Seminare oder andere Präsenzangebote
ren haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte und Multiplikatoren     durchführen. Der Verein hat verschiedene Fördermöglichkei-
aus jüdischen Gemeinden und Institutionen sowie anderen         ten geprüft, die die Arbeitsfindung unterstützen könnten (z.B.
Wohlfahrtsverbänden.                                            Zuverdienst-Projekte oder Außenarbeitsstellen von Werk-
• Online-Schulungen für Mitarbeitende in jüdischen Gemein-      stätten) und plant eine konkrete Umsetzung.
den zu Förderungen der Aktion Mensch, Vermittlung von er-
forderlichen Hilfestellungen bei der Entwicklung und Beantra-   Betreutes Wohnen in jüdischen Zusammenhängen: Ziel der
gung von Kleinprojekten (3 Termine im Sept./Okt./Nov. 2020)     ZWST ist es, Voraussetzungen für ein jüdisches Alltagsleben
• Online-Tagung vom 06.-07. Dezember: „Online und Einsam-       für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Im Rahmen
keit“ zur Situation von Menschen mit einer Einschränkung        einer Kooperation mit dem Internationalen Bund (IB) ermög-
während der Corona-Pandemie                                     licht die ZWST eine eigenständige Wohn- und Lebensform,
                                                                unter anderem in Wohnungen des Seniorenzentrums Henry
Betreuungsfreizeiten: Nach der Wiedereröffnung des Kur-         und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt/M. Der ZWST ist es
heims Beni Bloch in Bad Kissingen hat der Inklusionsfach-       ein wichtiges Anliegen, hier weitere Optionen zu entwickeln.
bereich Gesher 2 Betreuungsfreizeiten durchgeführt. Zwei        So hat die ZWST Gespräche mit anderen Trägern der Behin-
Turnusse (jeweils 1 Woche) im August und September haben        dertenhilfe geführt und eine Umfrage zum Bedarf an selbst-
es jeweils 20 Teilnehmenden ermöglicht, eine kleine Auszeit     bestimmten Wohnformen organisiert.
in turbulenten Zeiten zu genießen. Dazu eine Teilnehmerin:
„Eine Münze hat immer 2 Seiten. Neben vielen Einschränkun-      Aktionstag 5. Mai, europäischer Protesttag zur Gleichstel-
gen hat uns die Corona-Krise auch dazu gebracht, kreativ mit    lung von Menschen mit Behinderung: Die ZWST organisierte
Situationen umzugehen.“                                         am 5. Mai einen Live-Talk mit der Schriftstellerin Amili Tar-
                                                                gownik, Dr. Dinah Kohan und Judith Tarazi vom ZWST-Inklusi-
Inklusive Familien-Wochenenden: Nach der Wiedereröff-           onsfachbereich „Gesher“. Amili Targownik berichtete von ihren
nung des Max-Willner-Heims konnten auch die inklusiven          Erfahrungen als beeinträchtigter Mensch, die sie in ihrem im
Wochenenden für Familien mit Kindern mit und ohne För-          Jahr 2020 veröffentlichten Buch „Hat keine Flügel, kann aber
derbedarf wieder durchgeführt werden. Das Kinder- und Ju-       fliegen“ auf berührende und humorvolle Weise beschreibt. Im
gendprojekt des Inklusionsfachbereiches Gesher organisierte     Live-Talk wurden von ihrer Schwester eindrucksvolle Passa-
ein Schawuot-Wochenende im Mai/Juni sowie ein Schabbat-         gen vorgelesen. Dieser Live-Talk vermittelte authentisch, wie
Wochenende im Oktober (S.12).                                   Menschen mit einer Beeinträchtigung die Corona-Krise erle-
                                                                ben.

                                                                                                                                  15
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG

                                                                   Jüdische Galerie Omanut: Die Galerie ist Ausstellungsort des
                                                                   Ateliers und bietet als kulturelle Dependance des Berliner
                                                                   Büros der ZWST auch Künstlern mit Behinderung aus an-
                                                                   deren Organisationen und jüdischen Künstlern in Berlin eine
                                                                   Ausstellungsplattform. Nachdem auch die Galerie zunächst
                                                                   ihre Türen schließen musste, gibt es seit Herbst wieder eine
                                                                   Ausstellung mit künstlerischen Mosaikarbeiten, die im Ate-
                                                                   lier entstanden sind. Die Ausstellungseröffnung erfolgte via
                                                                   Livestream am 29. Oktober 2020. Die Mischform aus Aus-
                                                                   stellung in der Galerie und einer virtuellen Präsentation bietet
                                                                   die Möglichkeit, ein überregionales Publikum zu erreichen.

                                                                   Ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung im Kunstatelier
                                                                   Omanut (EUTB): Dieses niedrigschwellige Beratungsangebot,
                                                                   gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
                                                                   unterstützt Menschen mit Behinderung, von Behinderung
     Aktiv im Kunstatelier „Omanut“                                bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige kostenlos in
                                                                   allen Fragen zur Teilhabe. Eine wesentliche Rolle spielt die Be-
  Das Berliner Kunstatelier Omanut organisiert seit 10 Jahren      ratung von Betroffenen für Betroffene (Peer Counseling). Der
  eine Tagesbetreuung mit künstlerischen Projekten, gefördert      Beratungsbedarf hat unter den besonderen Umständen des
  von Aktion Mensch e.V. Es ist offen für alle, die aufgrund ei-   Jahres 2020 nicht abgenommen, nur die Vermittlungswege
  ner Behinderung, Lebenssituation oder einer Krise einen ge-      haben sich zum Teil verändert. Die Vor-Ort-Beratungen kön-
  schützten familiären Raum suchen, ihren Tagen Struktur ge-       nen unter Wahrung der Hygieneregeln wie gewohnt stattfin-
  ben möchten und kreativ arbeiten wollen: im Malatelier sowie     den, viele Ratsuchende nehmen das Angebot der EUTB auch
  der Kerzen- oder Holzwerkstatt. Darüber hinaus sind alle will-   über Telefon und E-Mail wahr.
  kommen, die Beratung, Kontakt und Austausch in jüdischer
                                                                   Die Netzwerkarbeit im Kunstatelier Omanut und im Rahmen
  Atmosphäre suchen. Omanut bietet rund 20 Teilnehmenden
                                                                   der EUTB konnte unter veränderten Umständen auf virtueller
  zwischen 20 und 80 Jahren die Möglichkeit, ihre Potenziale zu
                                                                   Ebene fortgesetzt werden. Dazu gehörte der Austausch im
  entfalten. Zum Team gehören Judith Tarazi (Leiterin), Inessa
                                                                   Fachforum der AWO für Migration und Behinderung und im
  Gorodetskaja, Vera Rey, Ziva Maier und eine Mitarbeiterin im
                                                                   selbstverwalteten Berliner EUTB-Netzwerk. Ein Schwerpunkt
  Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes.
                                                                   der Gespräche war in diesem Jahr u.a. das Thema Barrierefrei-
  Während der Schließung ab dem Frühjahr 2020 hat das              heit: Digitale Aktivitäten, wie z.B. Online-Konferenzen bilden
  Team kreative Angebote organisiert: Erstellung kleiner You-      für Menschen mit einer Einschränkung (z.B. Sehbehinderung)
  Tube-Filme, Versendung künstlerischer Aufträge per Post, die     eine besondere Herausforderung.
  nach der Rücksendung im Atelier zu großen Gemeinschafts-
                                                                   Kunstatelier „Eastend“ in Frankfurt/M.: Das Atelier, eine er-
  werken zusammengesetzt wurden, „Omanut-Kaffeeklatsch“
                                                                   folgreiche Kooperation von ZWST, Internationalem Bund (IB)
  per Zoom (Spiele, Gespräche, gemeinsame kreative Arbeiten).
                                                                   und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/M., fördert im Rahmen
  Das Atelier Omanut und der freie Künstler Costa Bernstein
                                                                   einer Tagesbetreuung die kreativen Potenziale von Menschen
  haben gemeinsam Online-Kunstkurse organisiert. Aufgrund
                                                                   mit Behinderung und ihre sozialen Kompetenzen. Besondere
  des positiven Feedbacks werden die Kunstkurse fortgesetzt,
                                                                   Aktivitäten im Jahr 2020:
  Kontakte und Freundschaften werden hier gefördert und ge-
                                                                   • Ausstellung „Big Bang“ im Berufsverband Bildender Künst-
  stärkt. Zum Angebot gehörte auch die proaktive, telefonische
                                                                   ler (BBK) mit Bildern und figurativen Darstellungen des Uni-
  Kontaktaufnahme zu Teilnehmenden, die mit der digitalen
                                                                   versums (Februar 2020)
  Entwicklung nicht so vertraut sind.
                                                                   • Teilnahme an der Luminale mit der „Shadow Dance Machi-
  „Aktuell ist die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt. Doch die
                                                                   ne“ einem interaktiven Tanz- und Lichtkunstwerk (März 2020)
  kleineren Gruppen ermöglichen andere, persönliche Gesprä-
  che und der Kontakt intensiviert sich“, sagt Judith Tarazi.      Während des Lockdowns blieb das Atelier mit seinen Besu-
  Eine Besonderheit war eine Kooperation mit der Hilfsorga-        chern über Telefon und Skype im Kontakt. Sie wurden mit
  nisation IsraAID: Im Rahmen der Leadership-Programme (S.         Kunstmaterialien versorgt, um zuhause kreativ arbeiten zu
  35) haben Personen mit Fluchthintergrund im Atelier projekt-     können. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, können ak-
  übergreifend Schutzmasken für jüdische Senioreneinrichtun-       tuell nur die festen Gruppen im Rahmen der Tagesbetreuung
  gen und Unterkünfte für Geflüchtete hergestellt und es kam       das Atelier besuchen. In Abhängigkeit von der Entwicklung
  zu einem lebhaften Austausch.                                    hofft das Atelier, bald wieder mit seinem offenen Angebot den
                                                                   Sozialraum des Frankfurter Ostends bereichern zu können.

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