JAHRES BERICHT 2020 - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - Deutscher Spendenrat eV
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INHALT Editorial Kinder, Jugend und Familie Beratung bei antisemitischen Vorfällen Förderung der Jugendarbeit 4 Beratungsstelle OFEK Jugendbildungsaufenthalte 2019/2020 5 (Berlin, Hessen, Baden-Wü., Sachsen-Anhalt) 34 ZWSTJugend International (BBYO) 7 Humanitäre Hilfe / Flüchtlingshilfe 35 ZWSTJugend digital 8 Junge Erwachsene / 18 + 9 Nachholende Integration / Migration Angebote für Familien 11 Migrationsberatung (MBE) 37 Angebote des Pädagogischen Zentrums (PZ) 13 Zweigstelle Mecklenburg-Vorpommern 38 Beratungsstelle Brandenburg 38 Inklusion von Menschen mit Behinderung 14 Beratungs- und Integrationszentrum Kibuz 39 Senior:innen Angebote in Zeiten von Corona 17 Kooperationen Bildungsaufenthalte im Kurheim Beni Bloch 19 Jewish Women Empowerment Summit 2020 40 Zeitzeugentheater 20 Kooperationen im europäischen und internationalen Kontext 41 Professionalisierung - Qualifizierung Bundesarbeitsgemeinschaft der Professionalisierung der sozialen Arbeit 21 Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) 42 Fortbildung v. Fachpersonal in den Gemeinden 22 Berliner Büro 44 Zukunftsforum 2025 23 Digitalisierungsinitiative „Mabat“ 24 In eigener Sache Führungskräfte/Neue Mitarbeitende 46 Vernetzung - Digitale Round Tables 27 Organigramm 48 Finanzreferat 49 Förderung des Ehrenamtes 28 Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung 50 Freiwilligendienste Unser Leitbild „Zedaka“ 53 Bundesfreiwilligendienst 30 Unsere Mitglieder 54 Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst 31 Wir sagen Danke 56 Unsere Förderer und Kooperationspartner 57 Politische Bildung und Forschung Adressen 58 Kompetenzzentrum für Prävention Impressum 59 und Empowerment 32 Corona-Krisen-Unterstützung in Zahlen 60 Perspektivwechsel - Praxisstelle Thüringen 33 Projekt Atid 33 2
EDITORIAL Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, Parallel gelang es uns, mit vereinten Kräften den Betrieb der ZWST zu jedem Zeitpunkt aufrecht zu erhalten, den Verband finanziell abzusichern und unsere Angebote laufend der aktu- ellen Lage anzupassen. Digitale Alternativen wurden in kür- zester Zeit implementiert und aufwendige Hygienekonzepte für Präsenzveranstaltungen unserer zahlreichen Fort- und Weiterbildungen umgesetzt. Mit Beginn der Pandemie im März des vergangenen Jahres war eine enorme Hilfs- und Einsatzbereitschaft aller Mitar- beitenden und unserer zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte zu spüren. Unser Leitsatz „We care – since 1917“ war omniprä- sent und in den vergangenen Monaten stets wegweisend. Alle Beteiligten waren und sind sich darüber bewusst, dass die ZWST insbesondere in Krisenzeiten gefragt und gebraucht wird. Dies zeigen Erfahrungen aus der über 100-jährigen Ge- schichte der ZWST bis heute - angesichts einer Pandemie, die uns alle betrifft. Mit Überzeugung können wir sagen: Die jüdi- sche Gemeinschaft kann sich auf ihren Wohlfahrtsverband als Teil des staatlichen Systems verlassen. Foto: Uwe Steinert Die Herausforderungen dieser Krise sind mit dem Jahres- wechsel nicht beendet. Unser Leben unter Pandemiebedin- der Ausbruch der Corona-Pandemie im zurückliegenden Jahr gungen wird sich fortsetzen. Das bedeutet, dass wir weiter- hat unser Leben fundamental verändert. Die zahlreichen hin mit Einschränkungen leben werden, dem moralischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus waren und sind mit Kompass folgend, Menschenleben höher als ökonomisches tiefen Einschnitten für unser gesellschaftliches Miteinander Wachstum zu gewichten. Eine Entscheidung, die gerade in verbunden. Familien und Freunde konnten kaum oder nur un- besonders gefährdeten Branchen wie in der Gastronomie, ter erschwerten Bedingungen zusammenkommen. Die Wirt- dem Tourismus und Einzelhandel sowie in der Kulturbranche schaft hat sich deutlich abgeschwächt. Menschen verloren viel Unmut hervorruft. ihre Arbeitsplätze oder gerieten in finanzielle Not. Die für viele abstrakt wirkenden Zahlen über Neuinfektionen in den tägli- Doch Optimismus und Vertrauen sind das Gebot der Stunde. chen Nachrichten waren plötzlich greifbar nah. Freunde und Gemeinsam müssen wir mit Zuversicht nach vorne schauen. Familienangehörige erkrankten am Virus, insbesondere für Die Politik unternimmt Enormes, um mit Schutzschirmen die Älteren und Vorerkrankten eine lebensbedrohliche Gefahr. und finanziellen Unterstützungspaketen besonders betroffe- ne Branchen zu unterstützen. Wir dürfen Deutschland nicht Die Corona-Krise hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, den Pessimisten, Verschwörungsideologen und Extremisten wie sehr soziale und gemeinnützige Dienste, Einrichtungen überlassen. Aus der durch die Pandemie hervorgerufenen und Verbände den Staat entlasten, wie innovativ sie den ge- Krise und der daraus resultierenden ökonomischen Krise darf sellschaftlichen Zusammenhalt festigen und wie wichtig sie keine Demokratiekrise werden. Umso wichtiger wird es sein, gerade in Krisensituationen sind. Die Zentralwohlfahrtsstelle den demokratischen Kräften in unserem Land bei der kom- der Juden in Deutschland, als Wohlfahrtsverband und Hilfs- menden Bundestagswahl unser Vertrauen auszusprechen. organisation der jüdischen Gemeinden, hat schnelle, am Be- darf orientierte und zielgruppenspezifische Hilfe auf den Weg Mein Dank richtet sich abschließend an unsere Förderer und gebracht. Unsere bestehenden Netzwerke mit den jüdischen Kooperationspartner, an den Vorstand und alle Kommissions- Gemeinden und ihren Einrichtungen haben sich erneut als mitglieder und besonders in diesem Jahr an alle ehrenamtli- wichtige Kommunikationswege bewiesen, um partizipativ die chen Helfer und das gesamte Mitarbeiter-Team. Sie ermög- hohe Bereitschaft des ehrenamtlichen Engagements vor Ort lichen den großartigen Output und sind das Herzstück der zu aktivieren. Das seit über 100 Jahren gültige Leitbild „Zeda- ZWST. ka“, das jüdische Prinzip der Wohltätigkeit mit dem Leitmotiv der Hilfe zur Selbsthilfe, war auch während der Lockdown- Möge das Jahr 2021 für uns alle besser, friedvoller und gesün- Phasen wegweisend für unsere Arbeit. der werden. Ihr Aron Schuster, Direktor der ZWST 3
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Aus- und Fortbildungen für Aktive in der jüdischen Jugendarbeit Eine aktive und gut ausgebildete junge Generation bildet den Vorbereitungs-Seminare Machanot: Vor dem Hintergrund in den Gemeinden dringend erforderlichen Nachwuchs. Wich- der Corona-Pandemie gestaltete sich die Organisation der tig für die jüdische Jugendarbeit sind junge, motivierte Men- Machanot im Jahr 2020 etwas anders. Während des ersten schen, die in ihrer Gemeinde ein Angebot organisieren und Lockdowns hat sich ein Team gebildet, um das Machane-The- langfristig eine multiplikatorische Wirkung auf andere junge ma für den Sommer auszuarbeiten und verschiedene Peuloth Leute ausüben. Die Aus- und Fortbildungsreihen der ZWST vorzubereiten. Nach der kurzfristigen Entscheidung, dass die zielen darauf ab, die Gemeinden beim Auf- und Ausbau ih- Sommer-Machanot im Präsenz-Format stattfinden können, rer Jugendarbeit zu unterstützen. Die Referent:innen sind wurden die Teams für die jeweiligen Turnusse gebildet, die mehrheitlich ehemalige, heute zumeist berufstätige Semin- dann in verschiedenen Online-Sessions die Programme vor- arteilnehmende, die in ihrer Gemeinde aktiv waren oder sind. bereitet haben. Sie können ihre Erfahrungen und Kenntnisse daher mit einer Das Vorbereitungsseminar für die Wintermachanot 2020/21 besonderen Kompetenz vermitteln. Neben der Aus- und Wei- fand im Online-Format an zwei Wochenenden im November terbildung bieten die Seminare den Teilnehmenden ein über- statt. Hier wurde das Motto (Hakarot Hatov, hebr.: Dankbar- regionales Forum für Information, Kontakt und Austausch. keit) ausgearbeitet und vertieft: Wie verstehen wir Dank- barkeit, Wert der Dankbarkeit, wie kann Dankbarkeit gezeigt Seminarreihe Jugendarbeit: Das Ziel der Fortbildungsreihe für werden Anfänger:innen in der Jugendarbeit I-VI ist die Ausbildung von Madrichim:ot für die jüdischen Gemeinden und die Machanot Seminar für Madrichim:ot der ZWST. Zu den Inhalten der Seminare gehören Theorie und Diese Fortbildung unterstützt Madrichim:ot, die in den Ju- Praxis der jüdischen Jugendarbeit. gendzentren aktiv sind. • Seminare I-VI: Februar, April, Mai, Sept., November 2020 • Seminar Januar/Februar 2020 Die Seminare im April, Mai und November wurden im On- line-Format organisiert und auf mehrere Tage verteilt. The- Die Seminare für Jugendzentrumsleitende unterstützen den men der Online-Sessions waren unter anderem: Motivation, Austausch und die Vernetzung der Jugendarbeit in den jüdi- Programmplanung, Gruppendynamik und Gruppenführung, schen Gemeinden. Die ZWST bietet im Rahmen dieser Veran- Madrichim:ot als Vorbilder, Schutz des Kindeswohls, Antise- staltungen spezifische Workshops an. mitismus. • Seminar Januar/Februar 2020 • Online-Seminar Oktober/November 2020 Seminar für angehende Madrichim:ot Themen waren unter anderem: Aktueller Stand in den Ju- Das 10tägige Seminar findet jährlich parallel zum Winter- gendzentren, den „Spirit“ während der Pandemie beibehalten, machane im Max-Willner-Heim statt und basiert auf einem Ideen und Best Practice-Beispiele, wie motiviere ich meine speziellen Seminarkonzept: Hier wird die Situation einer Fe- Madrichim:ot, zukünftige Perspektiven und Planungen, Ar- rienfreizeit simuliert, indem täglich ein anderes Team für das beitsorganisation, Online-Tools. Programm verantwortlich ist. Zum Programm gehören Exkur- sionen und gemeinsame Veranstaltungen mit den Chanichim des Wintermachanes. • Seminar Dez. 2019/Jan.2020 4
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Jugendbildungsaufenthalte im Winter und Sommer 2019/2020 Die Winter- und Sommermachanot für Kinder, Jugendliche Sommermachanot in Deutschland - trotz Corona und junge Erwachsene, gefördert von der Deutschen Fern- Auch in den schwierigen Pandemie-Zeiten war es für die sehlotterie und der Genesis Philanthropy Group, bilden einen ZWST klar, dass sie die Sommermachanot 2020 durchführen Schwerpunkt der Aktivitäten des Kinder-, Jugend- und Fami- wird. Ein umfassendes und zielgerichtetes Hygienekonzept lienreferates. wurde entwickelt. Bereits im April hat das Kinder-, Jugend- und Familienreferat Teams zusammengestellt, die das dies- Wintersaison in Bad Sobernheim, Italien und Israel jährige Motto „Kulanu“ (wir alle) sowie altersgerechte Peuloth Die Wintermachanot 2019/2020 unter dem Motto „Joter“ und Projekte ausgearbeitet haben. Als die Entscheidung fest- („mehr“) sollten die rund 200 Kinder und Jugendlichen dazu stand, dass die Machanot in der gewohnten Form in Deutsch- motivieren, sich aktiv für die Stärkung jüdischer Identität land stattfinden werden, blieben noch 3 Wochen, in denen die einzusetzen. Dies wurde in kreativen Projekten und Peulot Logistik organisiert wurde. In diesem Zusammenhang dankt spannend und lehrreich umgesetzt. Dazu kamen sportliche die ZWST ihren Mitgliedsgemeinden, die den Verband mit Aktivitäten und Ausflüge, die Programme im Max-Willner- zusätzlichen Formalitäten und der Organisation von An- und Heim für 10-13jährige und in Natz/Südtirol für 14-18jähri- Abreise unterstützt haben. ge boten für jeden etwas. In Natz stand der Wintersport im Fokus. Neben den Machanot im Max-Willner-Heim für die 8-11jähri- gen Kinder, haben die Jugendlichen im Alter von 12-15 sowie Bar- und Bat Mitzwa-Reise 16-18 Jahren eine großartige Zeit im Schwarzwald im Orten- Alle 2 Jahre organisiert die ZWST diese Israelreise für aukreis verbracht. Das große Haus St. Anna in Bad Peterstal 11-14jährige Jugendliche, um ihnen jüdische Tradition und stand den Teilnehmenden mit seinem weitläufigen Außenge- Kultur näher zu bringen. Die Bar- (für Jungen) und Bat Mitzwa lände in freier Natur zur alleinigen Verfügung und bot vielfälti- (für Mädchen) markiert im Judentum den Übergang zum Er- ge Möglichkeiten für Ausflüge und Aktivitäten. wachsenwerden mit allen Rechten und Pflichten. Die Gruppe Zum Programm gehörte die Vermittlung jüdischer Werte, im Winter 2019/2020 umfasste 42 Teilnehmende, die dieses Spiel, Spaß und viele Outdoor-Aktivitäten. In Kooperation mit festliche Ereignis noch vor sich oder es bereits begangen ha- Makkabi Deutschland wurden sportliche Aktivitäten wie Fuß- ben. Teilnehmer David (13) feierte während dieser Reise sei- ball, Tischtennis, Volleyball, Flagfootball und Schwimmen an- ne Bar Mitzwa in der Synagoge des Kibbuz Sde Nechamia im geboten. Im Max-Willner-Heim hatten die Kinder außerdem Norden Israels, mit viel Gesang und Tanz mit der gesamten die Möglichkeit, am Reitunterricht und Bogenschießen teilzu- Gruppe. nehmen. 5
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Auch unter Beachtung der herrschenden Hygieneregeln war Inklusive Machanot die Freude und Entspannung der Kinder und Jugendlichen Das Kinder-, Jugend- und Familienreferat und der Inklusions- spürbar, nach diesen anstrengenden Wochen Abstand vom fachbereich „Gesher“ haben auch in diesem Jahr wieder ge- Alltag zu finden, Freunde wiederzusehen und neue Freund- meinsam jungen Menschen mit einer Behinderung die Mög- schaften zu schließen. lichkeit gegeben, an den Sommermachanot teilzunehmen. Auch bei den Chanichim mit einer Einschränkung und ihren Das Motto „Kulanu“ leitete und motivierte die diesjährigen Angehörigen war die Freude, wieder auf Machane fahren zu Sommermachanot, zu Deutsch: Gemeinsam, wir alle. Es steht können, höher als Vorbehalte oder Ängste aufgrund der Co- für die jüdische Tradition, sich in guten wie auch schwierigen rona-Krise. Insgesamt verbrachten 11 Kinder und Jugendliche Zeiten in die Gemeinschaft einzubringen. Aus einem Interview gemeinsam mit allen anderen Chanichim eine unbeschwer- mit Teilnehmenden: te Zeit in Bad Sobernheim und im Schwarzwald. Sie wurden Was nehmt ihr persönlich vom Thema „KULANU“ mit? begleitet und betreut von 10 Inklusions-Madrichim, deren Sophia: „Mit dem Machane-Thema verbinde ich persönlich Engagement von Aktion Mensch e.V. gefördert wird. An den Verantwortung. Dabei fand ich besonders toll, dass selbst die Wintermachanot in Natz und Bad Sobernheim nahmen 4 In- jüngsten Chanichim Verantwortung füreinander übernommen klusionskinder und -jugendliche teil, betreut von 5 Inklusions- haben und sich auf die Regeln aufmerksam gemacht haben.“ madrichim. Samuel: „Ich werde in Zukunft mit offeneren Augen durch die Welt gehen. Mit dem Thema Kulanu verbinde ich unsere Zeit Help4Italy - Spendenkampagne der ZWST auf dem Machane, wo wir zusammen durch die Corona-Zeit Seit vielen Jahrzehnten organisiert die ZWST Machanot in gekommen sind und alle Hygieneregeln beachtet haben.“ Südtirol und in der Region Emilia-Romagna. Neben vielen Laura: „Ich lerne nicht nur, wie ich eine bessere Madricha wer- persönlichen Kontakten sind so auch auf institutioneller Ebe- den kann, sondern auch, wie ich Verantwortung in meinem ne Verbindungen zur jüdischen Gemeinschaft in Italien ent- Alltag übernehmen kann. Das Machane Kulanu ist nicht nur standen und gewachsen. Im Jahr 2020 konnten zum ersten eine Chance mich weiterzubilden, sondern auch anderen et- Mal keine Machanot in Italien stattfinden. Das Land zählt zu was weiter zu geben.“ den in Europa am schwersten durch die Pandemie getroffe- nen Regionen. Als Ausdruck jüdischer und europäischer So- Aufgrund der geltenden Bestimmungen konnte nur eine redu- lidarität hatte die ZWST in Kooperation mit dem Jewish Joint zierte Anzahl Kinder und Jugendlicher an den Ferienfreizeiten Distribution Committee (JDC Europe) eine Spendenkampagne teilnehmen. Umso mehr freut sich die ZWST über insgesamt initiiert. Die Spendensumme über 4.100 € kommt über den 330 teilnehmende Chanichot und Chanichim, dazu kam das JDC-Emergency Fund Menschen in den jüdischen Gemeinden Team (Rashim, Madrichot/im, Chugisten etc.) mit 158 Perso- in Italien zugute, die von der Krise besonders schwer betrof- nen. Der Dank geht an alle für die tatkräftige Unterstützung, fen sind, insbesondere Familien in finanzieller Not. in diesem Jahr unter besonderen Bedingungen. Unterwegs im Schwarzwald Dancing im Schwarzwald 6
KINDER, JUGEND UND FAMILIE „ZWSTJugend International“ - Kooperation mit BBYO Im Rahmen ihres Projektes ZWSTJugend International, einer Info: BBYO ist eine jüdische Organisation für Kinder und Ju- Kooperation mit BBYO, nahm die ZWST zum 2. Mal an der gendliche. Sie hat ihren Hauptsitz in den USA/Washington DC jährlich organisierten International Convention (IC) der BBYO und erreicht mittlerweile über 70.000 jüdische Jugendliche auf teil. Betreut von den Projektleitungen Ilja Cinciper und Bella der ganzen Welt. BBYO hat in über 50 Ländern schon mehr Davydov, machte sich eine 17köpfige Delegation am 6. Feb- als 700 Standorte aufbauen können, die für ihre Struktur von ruar 2020 auf den Weg nach Dallas, Texas. enormer Bedeutung sind. Sie bilden gemeinsam die „BBYO- Chapter“ - zu vergleichen sind diese mit den Jugendzentren Vor dem Kongress waren die Jugendlichen bei Gastfamilien in Deutschland. untergebracht und nahmen an der Global Ambassadors Week vom 06. bis 13. Februar teil. Dieses Programm richtete sich an Der Fokus der Partnerschaft zwischen BBYO und der ZWST- die internationalen Delegationen, um ihnen einen Einblick in Jugend liegt darin, zwei führende Organisationen in der jüdi- das jüdische Alltagsleben in den USA zu ermöglichen und den schen Jugendarbeit zusammenzubringen und Kooperationen globalen Austausch zu fördern. Dazu gehörte der Besuch ei- aufzubauen. Ziel ist es, die Jugendlichen in ihrer jüdischen ner jüdischen Schule und es wurden verschiedene Ausflüge in Identität zu stärken und international zu vernetzen. Darüber Museen, Naturparks, Stadien und Gedenkstätten organisiert. hinaus steht ein intensiver Austausch im Vordergrund, der Ein von der ZWST-Delegation mitorganisiertes Koch-Projekt, sich aus der Begegnung heterogener jüdischer Communities in dem es darum ging, koschere Rezepte der anderen Länder ergibt. Auch können sich beide Organisationen gegenseitig kennenzulernen, war eine einprägsame Erfahrung für die Teil- mit zusätzlichem “Know-how” und neuen Kontakten un- nehmenden. terstützen. Das Projekt “ZWSTJugend International” ist das vielversprechende Ergebnis dieser Partnerschaft. Es soll den Am 13. Februar startete die IC mit über 4.000 Jugendlichen von Jugendzentren, den Chanichim und ihren Madrichim:ot zei- 14 bis 17 Jahren im Hilton Anatole Hotel in Dallas. Im Rahmen gen, dass die Welt für jüdische Jugendliche offen und über des Kongresses leiteten die Teilnehmenden der ZWST den in- die ZWSTJugend zugänglich ist. Mit den „BBYO-Chapters“ in ternationalen Schabbat mit Gästen aus über 17 Ländern - ein Europa entsteht die einzigartige Möglichkeit, Jugendzentren unvergesslich prägender Moment für die International Con- in anderen Städten Europas zu besuchen, neue Freunde zu vention 2020. Die ZWST-Gruppe konnte viele neue Freunde gewinnen und weitere Traditionen und Kulturen kennen zu für sich gewinnen, einige Programmpunkte selbst organisie- lernen. ren, vieles für sich mitnehmen sowie die ZWST positiv nach außen vertreten. Teilnehmer Michael (16): „4000 Jugendliche, 54 Länder, über 300 Communities - verbunden durch das Judentum.“ 7
KINDER, JUGEND UND FAMILIE ZWSTJugend digital - tägliche Angebote, Online-Hawdaloth und jüdische Feiertage Online-Hawdaloth: Jeden Samstag organisierte die ZWSTJu- gend eine Hawdalah für Kinder, Jugendliche, Familien und alle Interessierte. Jede Zeremonie hatte etwas Einzigartiges, z.B. durch die Beteiligung des A-Capella-Chors Mafteach Soul aus Israel. Durch die Zusammenarbeit mit Norwegen oder den Baltikum-Staaten konnten einige Hawdaloth international durchgeführt werden. Anlässlich des „Tages der Befreiung“ am 8. Mai hat die ZWSTJugend im Rahmen der Hawdalah am 9. Mai ein internationales Projekt durchgeführt. Diese ge- meinsam mit der internationalen Jugendorganisation BBYO organisierte Zeremonie gab Weltkriegs-Veteranen die Gele- genheit, ihre Geschichte zu erzählen – eine unvergessliche Erfahrung für alle virtuellen Teilnehmenden auf drei Konti- Während des Lockdowns ab März 2020 hat die ZWSTJugend nenten. ein bemerkenswertes Online-Programm organisiert, unter- stützt von motivierten, ehrenamtlichen Madrichim aus ganz Jüdische Feier- und Gedenktage: Im Rahmen einer virtuellen Deutschland. Das Kinder-, Jugend- und Familienreferat stand Live-Kochshow zu Pessach lernten die Zuschauenden, wie im kontinuierlichen Kontakt mit den Leitungen der jüdischen man den Sederteller und die speziellen Gerichte als essenzi- Jugendzentren deutschlandweit, um sich über die Bedarfe ellen Teil des Sederabends mit der Familie vorbereitet. Für die und Stimmungslagen jüdischer Kinder und Jugendlicher aus- jüngeren Zuschauer wurde in Zusammenarbeit mit der jüdi- zutauschen. schen Jugend aus Baden ein virtueller "Schoko-Seder" orga- Dazu gehörten tägliche Events wie ein Online-Shiur an den nisiert. Montagen sowie verschiedene „Specials“ an den Dienstagen Anlässlich des Gedenktages Jom Hasikaron am 28. April hat (Live-Talks, Online-Seminare). Mittwochs wurde eine inter- die ZWSTJugend gemeinsam mit Rabbiner Avichai Apel eine aktive Online-Session organisiert, in der viele Jugendliche Online-Zeremonie gestaltet, die an die gefallenen Soldaten engagiert dazu beigetragen haben, das vielfältige Online- und Opfer von Terrorakten in Israel erinnerte. Der darauffol- Programm der ZWSTJugend zu gestalten. Jeden Donnerstag gende israelische Unabhängigkeitstag, Jom Ha’atzmaut, wur- wurde ein „Super-Back-Chug“ (Workshop) angeboten, der de virtuell in Kooperation mit dem Sozialreferat zelebriert und sich an den jüdischen Feiertagen orientierte, wie zum Beispiel hat den Zuschauenden aus verschiedenen jüdischen Gemein- ein Kuchen zu Pessach. An den Freitagen veröffentlichte die den Gesang, Tanz und Musik in ihre Wohnzimmer gebracht. ZWSTJugend einen Online-Beitrag in Kooperation mit Talmud Israeli, der den jeweiligen Wochenabschnitt erklärte. Gesher-Akademie für Kinder und Jugendliche mit und ohne Förderbedarf Seit Mitte März 2020 organisierte das Kinder- und Jugend- projekt des Inklusionsfachbereiches „Gesher“ (S.14) alternati- ve Angebote im virtuellen Raum. Dazu gehörte eine wöchent- liche Gesher-Akademie mit täglich wechselnden Sessions für Kinder mit und ohne Förderbedarf. Die Inklusionsmadrichim Alexandra, Lisa, Dana, Erik, Katje, Ruth, Gloria, Sophie und Rufat organisierten online kurze Sessions, in denen man sich zum Beispiel auf jüdische Feiertage oder den Schabbat vor- bereiten konnte (Backen, Basteln, Gesang, Hebräisch lernen). Im Rahmen von regelmäßigen Sporteinheiten wurde dreimal wöchentlich trainiert. Über die Hohen Feiertage im Septem- ber und Oktober feierte die Gesher-Akademie ein „revival“, insbesondere zu Rosh Hashana, Jom Kippur, Sukkot und Sim- chat Thora. Mit dem Anstieg der Infektionen und der damit einhergehenden Schließung vieler Jugendzentren, wurde die Gesher-Akademie im Winter jeden Sonntag von 10 Uhr bis 12 Uhr angeboten. 8
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Angebote für junge Erwachsene Das Projekt 18+ ist ein eigenes Veranstaltungsformat der • Live-Session mit Henry Jakubowicz aus Israel zum Thema: ZWST, ausgerichtet auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten „Die 7 Tage vor der Staatsgründung Israels, vom 07. bis zum von jungen Erwachsenen. Es beinhaltet besondere Events 14.05.1948“ sowie Foren für Weiterbildung, Vernetzung und Austausch. • Online-Seminar mit Henry Jakubowicz zum Thema „Israel und seine Nachbarn. Der Nahostkonflikt – der größte Konflikt Umfangreiches Online-Angebot: Aufgrund der Corona-Pan- der Welt?“ demie konnten zentrale Highlights wie der Jugendkongress in • Live-Talk mit Dr. Ralf Balke, Historiker und Journalist der Jü- diesem Jahr nicht stattfinden. Daher hat das Projekt 18+ ein dischen Allgemeinen und Schmuel Kahn, Tourguide in Israel, vielfältiges Online-Angebot organisiert, im Folgenden einige zum Thema: „72 Jahre Israel – Hintergründe und Entwick- Beispiele. Die Vielfalt an Referenten, Moderatoren und akti- lungen“ (Moderation: Shelly Meyer, Gründungsmitglied von ven Gesprächsteilnehmenden verdeutlicht, wie wichtig das „Koach in Hamburg“, einer lokalen Netzwerkplattform) bestehende Netzwerk innerhalb der jüdischen Community ist, seien es regionale Studierendenverbände, Netzwerkplatt- „Streitgespräche unter Freunden“: Unter diesem Motto wur- formen, Organisationen wie das Junge Forum der Deutsch- de eine spannende Live-Talk-Serie zu aktuellen Themen mit Israelischen Gesellschaft und engagierte „Young Activists“ in Marcel Kroitblat (Projektmanager, Frankfurt/M.) und Michael Deutschland und Israel. Groys (Politischer Berater, Berlin) initiiert, moderiert von Viola Shevchuk. Die Themen der 3-teiligen Gesprächsreihe: Jom HaShoa: In diesem Jahr musste der internationale March • April: „Halbes Jahr nach Halle - Was hat sich verändert?“ of the Living und damit auch die Studienreise der ZWST nach • Mai: „Wie politisch sollen Juden in Deutschland sein?“ Polen abgesagt werden. Es gab die Möglichkeit, die virtuelle • Juni: „Solidarität mit Israel - eine uneingeschränkte Pflicht?“ Zeremonie am 21. April mit zu verfolgen und online Worte der Andacht in Ausschwitz zu hinterlassen. Zu den alternativen >mean_it! Web-Seminarreihe mit der NGO „die politikspre- Formen des Gedenkens und Erinnerns gehörte ein emotional cher e.V.“ zum Thema „Meinungsfreiheit heute“: beeindruckendes digitales Zeitzeugengespräch mit Liesel • Oktober 2020 in Kooperation mit der Bundesstiftung Auf- Binzer, die als Kind die Shoah überlebt hat, moderiert von Viola arbeitung und der Hessischen Landeszentrale für Politische Shevchuk (Projektleiterin 18+) und Gerald Hetzel (Vorsitzen- Bildung. der des Jungen Forums der DIG Passau). Zu den Gesprächs- • November 2020 in Kooperation mit dem Verband Jüdischer teilnehmenden gehörten Teile ihrer Familie in Haifa und wei- Studierender Bayern (VJSB) tere Interessierte, Studierende, Freunde und Bekannte. • Dezember 2020 in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Jom Haatzma`ut: Rund um den israelischen Unabhängigkeits- Düsseldorf und der Bundesstiftung Aufarbeitung tag (29. April) hat das Projekt 18+ spannende Live-Streams zur Historie und Gegenwart des Staates Israel organisiert: 9
KINDER, JUGEND UND FAMILIE 18+Ferienwoche im Schwarzwald: Treffen mit Dr. Michael Blume, Antisemitismusbeauftrager des Landes Baden-Württemberg (Foto: Mitte) Ab dem Sommer 2020 konnte die ZWST ihr Präsenz-Ange- Jom Kippur-Seminar im Max-Willner-Heim: Vom 27. bis 29. bot für junge Erwachsene wieder aufnehmen. Dazu gehör- September hat die ZWST in Kooperation mit der Schweizer te die 18+ Ferienwoche im Schwarzwald: Am Sonntag, 16. Union Jüdischer Studierender (SUJS) den höchsten jüdischen August, wurden über 60 junge Erwachsene zu der diesjähri- Feiertag begangen. 50 junge Erwachsene hatten die Mög- gen 18+Ferienwoche herzlich willkommen geheißen. Im Jahr lichkeit, das Programm zu gestalten und sich in Meditations- 2020 erstmals im Schwarzwald, hatte man die Gelegenheit, runden und Shiurim mit der jüdischen Tradition dieses Feier- die Umgebung mit Ausflügen an den Titisee, in den Europa- tages auseinanderzusetzen. Dieses Seminar hat den Bedarf park nach Rust und nach Freiburg (hier unter anderem mit Be- verdeutlicht, jüdische Feiertage gemeinsam mit Gleichaltri- such der Synagoge) zu entdecken. Darüber hinaus beinhaltete gen in einer aktiv gestaltenden Gruppe zu begehen. das Programm vielfältige Vorträge und Workshops, spannen- de Abendprogramme und einen ganz besonderen Schabbat. Seminare • Online-Seminar (Mai): „24h online. Surfst du noch oder lebst Makkabi-Skiweek: Anfang Januar 2020 organisierte Makka- du schon? Die Herausforderungen ständiger Erreichbarkeit“ bi Deutschland e.V. eine Winterferienwoche in Südtirol, mit • Präsenz-Seminar in Berlin (Sept.): „Start-up-Nation 2020 - organisatorischer und logistischer Unterstützung der ZWST. Das Leben im Aufbruch“ (Innovative Start-up-Gründungen, Rund 100 junge Erwachsene aus Deutschland und anderen Aufbau, Methoden, Strategien, Verbindung mit jüdischen Ländern verbrachten eine unvergessliche Woche im Schnee Werten, Best-Practice-Beispiele) mit vielfältigen Wintersport-Angeboten, Ausflügen u.v.a.m. • Online-Seminar (November): „Jüdische Gemeinde und Ge- meinschaft in Deutschland - Ein Zuhause für alle?“ Taglit-Reisen nach Israel für junge Erwachsene Seit 2012 sind die ZWST und der Zentralrat Partner von Taglit in Deutschland. Das Projekt „Taglit - Birthright Israel“ ermög- licht jungen jüdischen Erwachsenen (18-32) weltweit eine 10-tägige Bildungsreise nach Israel. Die ZWST ist die An- laufstelle für Taglit in Deutschland und damit auch die erste Adresse für potenzielle Teilnehmende, sie ist das Bindeglied Zu diesen Veranstaltungen gehörten „Meet&Chill“-Treffen in zwischen Taglit und dem Trip-Organizer Israel Experience. Düsseldorf sowie „Meet&Grill“ in Berlin und Nürnberg. Hier Aufgrund der Corona-Pandemie konnten nur im Januar 2020 trafen sich Taglit-Alumni`s, aber auch Interessierte an diesem Taglit-Reisen für Gruppen aus Deutschland stattfinden. Doch Programm und neue Bekanntschaften wurden geknüpft. Im wie die Organizer von Taglit Germany und die Koordinatorin Rahmen von Welcome-Peuloth wurde ein Austausch zwi- bei der ZWST, Viola Shevchuk betonen: „Wir sind bereit, die schen alten „Taglit-Hasen“ und Neuankömmlingen organi- Aktivitäten wieder aufzunehmen, wenn die internationale siert. Diese Treffen sorgten mit israelischen Snacks und Musik Situation dies zulässt. In den vergangenen Monaten fanden für die richtige Atmosphäre. Voranmeldungen für kommende verschiedene regionale Veranstaltungen für Taglit-Alumni`s Taglit-Reisen 2021 sind möglich, man wird benachrichtigt, statt – wenn unsere Teilnehmenden nicht nach Israel können, sobald die nächste Reise stattfinden kann. dann wird Taglit zu ihnen kommen.“ 10
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Angebote für Familien Familienseminar in Raas/Südtirol: An diesem Familiense- minar im Winter 2019/2020, geleitet von Anastasia Quensel (ZWST), nahmen rund 90 Erwachsene und Kinder aus ganz Deutschland teil. Zum Programm gehörten Skisport und Schlittschuhlaufen sowie Ausflüge nach Brixen. Wie jedes Jahr wurde sowohl für das leibliche als auch das geistige Wohl gesorgt, mit vielen Shiurim mit Rabbiner Julien Soussan (Jüdi- sche Gemeinde Frankfurt/M.), Dr. Gilad Ben-Nun (Universität Leipzig) und anderen Referent:innen. Die Betreuung der Kin- der durch ein engagiertes Madrichim-Team ermöglichte den Eltern Austausch und geselliges Zusammensein sowie die Teilnahme an Vorträgen und Workshops. „Es war ein rundum gelungener Aufenthalt. Ich bin noch heute von der Atmosphä- re, der Organisation und den Teilnehmenden – neue Gesich- ter, viele Eindrücke – angetan.“ Alexis Emanuel Petri, Frankfurt Skisport für die Jüngsten Alleinerziehende Mütter und Väter: Seit Ende April 2020 or- Geleitet von Yevgenia Freifeld, nahmen 10 Familien mit 14 ganisierte Yevgenia Freifeld (ZWST) im 14tägigen Rhythmus Kindern (3-12 Jahre) am Seminar teil, auch erstmalige Teil- Videokonferenzen für diese Zielgruppe, um den kontinuier- nehmende waren dabei. Zum Programm gehörten Eltern- lichen Kontakt und Austausch auch in Zeiten von Social Di- Workshops mit Maria Flemmer (Sozial- und Kulturpsycholo- stancing aufrechtzuerhalten und die Vernetzung zu stärken. gin) und Elena Libgober (psychologische Beraterin und Coach) Bei individuellen Gesprächsbedarfen gab es darüber hinaus sowie ein umfangreiches Angebot für die Kinder. Dariya Ituni- eine telefonische Hotline. na (Kinder- und Jugendtherapeutin) organisierte kindgerechte Im Austausch mit den Referentinnen Melanie Hubermann Workshops, und ein geschultes Madrichim-Team stellte ein (Familientherapeutin, balagan - Therapiezentrum Berlin), Lili Kinderprogramm auf die Beine (Ausflüge, Theateraufführung). Furman (Jewish Joint Distribution Committee, JDC Germany) Sport, Bewegung und Aggressionsabbau für Eltern und Kin- und Eva Okuna (Inklusionsfachbereich Gesher) ging es um po- der mit Linir Mizrahi (Fitnesscoach) gehörten ebenfalls zum sitive wie negative Bewertungen der Situation während der Programm. Beschränkungen auf „die eigenen 4 Wände“. Es wurde deut- lich, dass ein fester Tagesablauf im Alltag hilfreich ist und die Nähe zu den Kindern eine neue, durchaus positive Qualität gewinnt. Gleichzeitig wurde hervorgehoben, dass den Eltern wie den Kindern ihre sozialen Kontakte fehlen und man zu sehr auf eine bestimmte Rolle reduziert ist. Die Sorge um die Großeltern, die zur Risikogruppe gehören und eine wichtige Unterstützung bei der Kinderbetreuung sind, war ein weiteres wichtiges Thema. Auch zukünftige Perspektiven standen im Fokus: Wie gehen wir mit neuen Regeln im Rahmen der Lo- ckerungen in der Schule, bei der Arbeit, im Kontakt zu Freun- den und Verwandten um? Bis Ende Juni wurde ein wöchent- liches Online-Programm für die Kinder initiiert (ähnlich der Gesher-Akademie), mit den Madrichim, die den Kindern von den Präsenz-Seminaren im Max-Willner-Heim bekannt sind. Ende August 2020 hat das Sozialreferat mit einem dritten Workshops u. Gesprächsrunden mit den Referentinnen Seminar für allein- und getrennterziehende Mütter und Väter Maria Flemmer (li.) u. Elena Libgober sein Präsenzangebot für diese Zielgruppe wieder aufgenom- men. 11
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Inklusive Familienwochenenden Inklusives Schawuot-Wochenende im Max-Willner-Heim - Entspannung und Kreativität auch mit Maske und Abstand Das Kinder- und Jugendprojekt des Inklusionsfachbereiches peutin, vermittelte den Teilnehmenden die hohe Bedeutung „Gesher“ führt seit einiger Zeit inklusive Familienwochenen- der Selbstfürsorge. Rabbiner Dr. Elijahu Tarantul verdeutlichte den für Familien mit Kindern mit und ohne Förderbedarf (bis aus seiner Perspektive, wie das Judentum mit dem Thema 18 Jahre) im Max-Willner-Heim durch, gefördert von Aktion Behinderung umgeht. Mensch e.V. Geschulte Inklusionsmadrichim organisieren ein Die religiöse Begleitung des von Eva Okuna und Simon Beck- Programm für die Kinder und Jugendlichen. Die Eltern haben mann geleiteten Wochenendes übernahm Mark Krasnov, sowohl die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen als ehemaliger Madrich und Rosh bei der ZWST. Als Studienrat auch die Gelegenheit, Fachkräfte aus der Behindertenarbeit an der Wiesbadener Dilthey-Schule (u.a. jüdische Religion und zu treffen. Diese bieten Fachvorträge, z.B. zu verschiedenen Hebräisch) konnte er den Teilnehmenden außerdem einige Krankheitsbildern oder auch Workshops zu verschiedenen Tipps und Hilfen zum „Homeschooling“ vermitteln. Entspannungstechniken an. Der Höhepunkt dieser Wochen- enden ist der gemeinsam gestaltete, festliche Schabbat. Mit einem Familien-Schawuotwochenende vom 28. Mai bis zum 01. Juni 2020 in Bad Sobernheim konnte das Kinder- und Jugendprojekt des Inklusionsfachbereichs Gesher nach der corona-bedingten Schließung des Max-Willner-Heims die Bildungsstätte wieder mit Leben füllen. Umso mehr war es der ZWST ein wichtiges Anliegen, etwas Normalität in den All- tag aller Teilnehmenden bringen zu können. Mit acht Familien und sechs Madrichim aus ganz Deutsch- land wurde bei sonnigem Wetter draußen gebetet und die Kinder lernten über Schawuot und Schabbat. Ferner stellten die Kinder mit ihren Familien eine Zirkusshow und ein Thea- terstück auf die Beine, gestalteten ihre T-Shirts mit Batikfar- Ausflugsprogramm für die Kinder ben und bemalten Graffiti-Leinwände. Für die Eltern wurden Referent:innen im Rahmen von Online-Sessions über Zoom Ein zweites inklusives Familien-Schabbatwochenende fand dazugeschaltet. Louis Lewitan, Diplom-Psychloge, referierte mit 10 Familien im Herbst vom 15. bis 18. Oktober im Max- unter anderem zum Umgang mit Geschwisterkindern. Mela- Willner-Heim statt. nie Hubermann, Systemische Beraterin und Familienthera- 12
KINDER, JUGEND UND FAMILIE Angebote des Pädagogischen Zentrums (PZ) • „Talmud Israeli“: Talmud Israeli ist ein im deutschspra- Auch alle weiteren Publikationen des Kinder-, Jugend- und chigen Raum einzigartiges Projekt. In den vergangenen fünf Familienreferates können über MitzweNow bezogen wer- Jahren, mit über 200 Ausgaben, wurden knapp 2000 Abonne- den: Megillat Esther, Gebet-Booklets für Kabbalat Schabbat ments innerhalb Deutschlands sowie nach Österreich und in und Schacharit LeSchabbat (hebr., mit deut. oder russ. Über- die Schweiz verschickt. setzung), Benscher/Liedtexte zu Schabbat, Jahreskalender, Die wöchentlich erscheinenden Hefte werden von Kindern, außerdem Hawdala Kerzen vom ZWST-Kunstatelier Omanut. Jugendlichen und Angehörigen gelesen. Ebenfalls nutzen Ge- http://mitzvenow.de/zwst meinden, jüdische Schulen, Religions- und Sonntagsschulen die 6 bis 8seitigen Hefte. Zu jedem jüdischen Feiertag er- • Informationsportal www.zwst-hadracha.de: bietet umfang- scheint ein Sonderheft mit Erklärungen zum Fest und seinen reiches und vielfältiges Material zur jüdischen Jugendarbeit. Bräuchen, Geschichten aus der jüdischen Tradition sowie • „Ji Tap“: In Zusammenarbeit mit Jewish Interactive stellt die Traktaten aus dem Talmud und Rätseln. Talmud Israeli“ ver- ZWST regelmäßig neue Spiele mit jüdischem Inhalt online. „Ji mittelt verständlich das Wissen aus den jüdischen Quellen Tap“ richtet sich an Kinder, Eltern, Lehrende und alle, die mit und stellt einen Bezug zum heutigen Alltag her. So werden die Spaß mehr lernen wollen. Ji Tap ermöglicht es, jüdisches Wis- alten Weisheiten aus Tora und Talmud greifbar. sen spielerisch zu vermitteln und zu vertiefen. Kinder können in kurzen Einheiten Gelerntes wiederholen und Neues lernen. Erfolgreiche Kooperation mit https://jitap.net/activities/#s=zwst MitzweNow Im Jahr 2020 hat die ZWST ihre • Wöchentlicher Newsletter für alle Aktiven in der Jugend- erfolgreiche Kooperation mit dem arbeit: „Paraschat Haschawua Online“: unterstützt jüdische Start-up-Unternehmen „Mitzwe- Erzieher:innen bei ihrer Jugendarbeit und kann im PZ angefor- Now“ erweitert: Seit der 200. Aus- dert werden. gabe zu Rosch Haschana wird der Versand von Talmud Israeli über • „Kits“ - Materialsammlungen zu den Machanot: erleich- diesen exklusiven Webshop-Part- tern es den Madrichim:ot, die jeweiligen Aktivitäten für die ner der ZWST organisiert. Auch die Kinder und Jugendlichen zu organisieren. Anmeldung für ein Abonnement läuft seit diesem Zeitpunkt über • Film- und Dokumentationsmaterial auf DVD: umfang- MitzweNow. Diese Kooperation reiche Sammlung von Dokumentarfilmen, Reportagen und unterstützt unter anderem Men- Spielfilmen zur ZWST, jüdischen Themen und Israel (Katalog: schen mit einer Einschränkung, da www.zwst-hadracha.de). der Versand in einer Werkstatt der „frankfurter werkgemein- • Zu Purim und Chanukka können im PZ Bastelmaterial so- schaft (fwg)“ durchgeführt wird. Die fwg fördert die Teilhabe wie Dekorations- und Geschenkartikel bestellt werden. von Menschen mit einer psychischen Erkrankung. 13
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Inklusionsfachbereich „Gesher“: Teilhabe von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen Gesher „Open-Air“ im Rahmen der Betreuungsfreizeit in Bad Kissingen Die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Behin- Das Angebot im Jahr 2020 vor dem Hintergrund der Corona- derung und ihren Angehörigen ist ein wesentlicher Aufgaben- Pandemie: Seit Mitte März 2020 musste der Inklusionsfach- bereich der ZWST. Diese Zielgruppe hat mehrheitlich einen bereich „Gesher“ seine Präsenzangebote nahezu einstellen. Migrationshintergrund und ist in der deutschen Gesellschaft Menschen mit einer Behinderung gehören zu den sogenann- oft isoliert. Die Förderung der Eigeninitiative der beeinträch- ten Risikogruppen, mussten daher ihre sozialen Kontakte tigten Familienmitglieder hat eine zentrale Bedeutung in der stark einschränken und waren besonders von einer isolierten praktischen Arbeit. Die Unterstützung von Selbsthilfegruppen Lebenssituation betroffen. Daher hat das Gesher-Team alter- steht bei vielen Veranstaltungen im Fokus. In diesem Zu- native Angebote organisiert: Die kreative Schreibwerkstatt sammenhang hat das Konzept der „Persönlichen Zukunfts- per Skype, künstlerische Online-Kurse des Berliner Kunstate- planung“ an Bedeutung gewonnen. Es ermöglicht Menschen liers Omanut zusammen mit Costa Bernstein (freier Künstler mit Behinderung, eigene Wünsche und Möglichkeiten für die und Mitarbeiter im Frankfurter Atelier Eastend) und eine wö- Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit zu entwickeln chentliche Gesher-Akademie für die junge Generation (S.8). und schrittweise umzusetzen. Eine Vielzahl der Aktivitäten wird von Aktion Mensch e.V. gefördert. Unterstützung für Menschen, die nicht „online“ sind: Viele Familien, die vom Inklusionsfachbereich Gesher betreut wer- Die Leitung des Inklusionsfachbereiches Gesher ist in ver- den, verfügen weder über die erforderliche digitale Infrastruk- schiedenen Gremien präsent: Im Fachausschuss „Behin- tur noch über entsprechende Kenntnisse, um an den vielfäl- dertenpolitik“ der BAGFW, in anderen Gremien der Wohl- tigen Online-Angeboten teilhaben zu können. Daher haben fahrtsverbände und der Aktion Mensch, wie z.B. dem die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Gesher- Aufklärungsausschuss oder der Arbeitsgruppe Verbände- Teams in den regionalen Zweigstellen in Nürnberg, Dresden, Dialog. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde Recklinghausen, Magdeburg und anderen Regionen proaktiv dieser Fachaustausch im Jahr 2020 v.a. in Form von Online- den telefonischen Kontakt zu diesen Familien aufgenommen. Sitzungen realisiert. Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich ist So konnte man ihnen das Gefühl von Sicherheit und Halt ver- die Zusammenarbeit mit Fachverbänden, wie z.B. der Bun- mitteln, aber auch praktische Unterstützung durch ehrenamt- desvereinigung Lebenshilfe und dem Bundesverband für kör- liche Helfer organisieren. Auch mit Familien, die schon länger per- und mehrfachbehinderte Menschen (BVKM). nicht an Gesher-Aktivitäten teilgenommen hatten und keiner Selbsthilfegruppe angehören, wurde Kontakt aufgenommen. Barrierefreiheit: Die Internet-Präsenz des Inklusionsfachbe- Um aktuellen Sorgen und Ängsten entgegenzuwirken, hat das reiches Gesher auf der Website der ZWST wurde im Jahr 2020 Gesher-Team Telefonkonferenzen mit der russischsprachigen mit professioneller Unterstützung einer Übersetzerin und Psychologin Florina Gendler organisiert, die vielen Teilneh- einer zertifizierten Arbeitsgruppe der Lebenshilfe in leichte menden vertraut ist. Sie hat einen Input zum Umgang mit Kri- Sprache übersetzt. Auch die Website des Kunstateliers Oma- sen gegeben und individuelle Fragen beantwortet. nut wurde in leichte Sprache übersetzt. 14
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Geförderte Projekte • Förderung der Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Hessen • Beratung und Stärkung der Selbstbestimmung russisch- sprachiger, psychisch kranker Menschen u. ihrer Familien: 3 Projekte in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt • Aufbau von Aktivitäten für Menschen mit einer geistigen Behinderung in Sachsen-Anhalt • Aufbau einer Schreibwerkstatt in Hessen Fortbildungen für das Mitarbeiterteam und Ehrenamtliche • Inklusionsbeauftragte in NRW • Fortbildung im Max-Willner-Heim (12.-15. März) zu Themen • Persönliche Zukunftsplanung mit Qualifizierung von Peer- der Inklusion und Fallbesprechung im Rahmen einer mode- beratern rierten Supervision • „Kamishibai“ (jap., Erzähltheater mit Bildkarten): Erstel- • Online: „Die Situation von psychisch Erkrankten während der lung von Materialien für die Jugendarbeit durch verschiedene Covid-19 Pandemie“ mit Dr. Uwe Winkler, Psychiater (28.04.) Selbsthilfegruppen von Menschen mit einer Beeinträchtigung • Online: „Professionelle Beratung am Telefon“ mit Olga Grün- berg, Psychologin (30.04.) Förderung der inklusiven Arbeit: Ein Ziel von Gesher ist die Integration jüdischer Menschen mit einer Beeinträchtigung Fachtagungen/Fortbildungen für Fachkräfte, Angehörige in das Arbeitsleben. Sie sollen trotz einer physischen Behin- und Betroffene derung oder psychischen Erkrankung ihre Potenziale nutzen • Soziale Partnerschaftsprojekte in Osteuropa: Online-Tagung können und damit mehr Teilhabemöglichkeiten bekommen. im Juni 2020 in Kooperation mit dem Bundesverband Caritas Über ihren Verein „Eshel e.V.“ unterstützt die ZWST gezielt die und der Aktion Mensch e.V. zu Förderprogrammen der Aktion Arbeitsfindung. Im Jahr 2020 konnte Eshel aufgrund der Covid Mensch in Mittel-, Ost- u. Südosteuropa. Angesprochen wa- 19-Pandemie keine Seminare oder andere Präsenzangebote ren haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte und Multiplikatoren durchführen. Der Verein hat verschiedene Fördermöglichkei- aus jüdischen Gemeinden und Institutionen sowie anderen ten geprüft, die die Arbeitsfindung unterstützen könnten (z.B. Wohlfahrtsverbänden. Zuverdienst-Projekte oder Außenarbeitsstellen von Werk- • Online-Schulungen für Mitarbeitende in jüdischen Gemein- stätten) und plant eine konkrete Umsetzung. den zu Förderungen der Aktion Mensch, Vermittlung von er- forderlichen Hilfestellungen bei der Entwicklung und Beantra- Betreutes Wohnen in jüdischen Zusammenhängen: Ziel der gung von Kleinprojekten (3 Termine im Sept./Okt./Nov. 2020) ZWST ist es, Voraussetzungen für ein jüdisches Alltagsleben • Online-Tagung vom 06.-07. Dezember: „Online und Einsam- für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Im Rahmen keit“ zur Situation von Menschen mit einer Einschränkung einer Kooperation mit dem Internationalen Bund (IB) ermög- während der Corona-Pandemie licht die ZWST eine eigenständige Wohn- und Lebensform, unter anderem in Wohnungen des Seniorenzentrums Henry Betreuungsfreizeiten: Nach der Wiedereröffnung des Kur- und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt/M. Der ZWST ist es heims Beni Bloch in Bad Kissingen hat der Inklusionsfach- ein wichtiges Anliegen, hier weitere Optionen zu entwickeln. bereich Gesher 2 Betreuungsfreizeiten durchgeführt. Zwei So hat die ZWST Gespräche mit anderen Trägern der Behin- Turnusse (jeweils 1 Woche) im August und September haben dertenhilfe geführt und eine Umfrage zum Bedarf an selbst- es jeweils 20 Teilnehmenden ermöglicht, eine kleine Auszeit bestimmten Wohnformen organisiert. in turbulenten Zeiten zu genießen. Dazu eine Teilnehmerin: „Eine Münze hat immer 2 Seiten. Neben vielen Einschränkun- Aktionstag 5. Mai, europäischer Protesttag zur Gleichstel- gen hat uns die Corona-Krise auch dazu gebracht, kreativ mit lung von Menschen mit Behinderung: Die ZWST organisierte Situationen umzugehen.“ am 5. Mai einen Live-Talk mit der Schriftstellerin Amili Tar- gownik, Dr. Dinah Kohan und Judith Tarazi vom ZWST-Inklusi- Inklusive Familien-Wochenenden: Nach der Wiedereröff- onsfachbereich „Gesher“. Amili Targownik berichtete von ihren nung des Max-Willner-Heims konnten auch die inklusiven Erfahrungen als beeinträchtigter Mensch, die sie in ihrem im Wochenenden für Familien mit Kindern mit und ohne För- Jahr 2020 veröffentlichten Buch „Hat keine Flügel, kann aber derbedarf wieder durchgeführt werden. Das Kinder- und Ju- fliegen“ auf berührende und humorvolle Weise beschreibt. Im gendprojekt des Inklusionsfachbereiches Gesher organisierte Live-Talk wurden von ihrer Schwester eindrucksvolle Passa- ein Schawuot-Wochenende im Mai/Juni sowie ein Schabbat- gen vorgelesen. Dieser Live-Talk vermittelte authentisch, wie Wochenende im Oktober (S.12). Menschen mit einer Beeinträchtigung die Corona-Krise erle- ben. 15
INKLUSION VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Jüdische Galerie Omanut: Die Galerie ist Ausstellungsort des Ateliers und bietet als kulturelle Dependance des Berliner Büros der ZWST auch Künstlern mit Behinderung aus an- deren Organisationen und jüdischen Künstlern in Berlin eine Ausstellungsplattform. Nachdem auch die Galerie zunächst ihre Türen schließen musste, gibt es seit Herbst wieder eine Ausstellung mit künstlerischen Mosaikarbeiten, die im Ate- lier entstanden sind. Die Ausstellungseröffnung erfolgte via Livestream am 29. Oktober 2020. Die Mischform aus Aus- stellung in der Galerie und einer virtuellen Präsentation bietet die Möglichkeit, ein überregionales Publikum zu erreichen. Ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung im Kunstatelier Omanut (EUTB): Dieses niedrigschwellige Beratungsangebot, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, unterstützt Menschen mit Behinderung, von Behinderung Aktiv im Kunstatelier „Omanut“ bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige kostenlos in allen Fragen zur Teilhabe. Eine wesentliche Rolle spielt die Be- Das Berliner Kunstatelier Omanut organisiert seit 10 Jahren ratung von Betroffenen für Betroffene (Peer Counseling). Der eine Tagesbetreuung mit künstlerischen Projekten, gefördert Beratungsbedarf hat unter den besonderen Umständen des von Aktion Mensch e.V. Es ist offen für alle, die aufgrund ei- Jahres 2020 nicht abgenommen, nur die Vermittlungswege ner Behinderung, Lebenssituation oder einer Krise einen ge- haben sich zum Teil verändert. Die Vor-Ort-Beratungen kön- schützten familiären Raum suchen, ihren Tagen Struktur ge- nen unter Wahrung der Hygieneregeln wie gewohnt stattfin- ben möchten und kreativ arbeiten wollen: im Malatelier sowie den, viele Ratsuchende nehmen das Angebot der EUTB auch der Kerzen- oder Holzwerkstatt. Darüber hinaus sind alle will- über Telefon und E-Mail wahr. kommen, die Beratung, Kontakt und Austausch in jüdischer Die Netzwerkarbeit im Kunstatelier Omanut und im Rahmen Atmosphäre suchen. Omanut bietet rund 20 Teilnehmenden der EUTB konnte unter veränderten Umständen auf virtueller zwischen 20 und 80 Jahren die Möglichkeit, ihre Potenziale zu Ebene fortgesetzt werden. Dazu gehörte der Austausch im entfalten. Zum Team gehören Judith Tarazi (Leiterin), Inessa Fachforum der AWO für Migration und Behinderung und im Gorodetskaja, Vera Rey, Ziva Maier und eine Mitarbeiterin im selbstverwalteten Berliner EUTB-Netzwerk. Ein Schwerpunkt Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. der Gespräche war in diesem Jahr u.a. das Thema Barrierefrei- Während der Schließung ab dem Frühjahr 2020 hat das heit: Digitale Aktivitäten, wie z.B. Online-Konferenzen bilden Team kreative Angebote organisiert: Erstellung kleiner You- für Menschen mit einer Einschränkung (z.B. Sehbehinderung) Tube-Filme, Versendung künstlerischer Aufträge per Post, die eine besondere Herausforderung. nach der Rücksendung im Atelier zu großen Gemeinschafts- Kunstatelier „Eastend“ in Frankfurt/M.: Das Atelier, eine er- werken zusammengesetzt wurden, „Omanut-Kaffeeklatsch“ folgreiche Kooperation von ZWST, Internationalem Bund (IB) per Zoom (Spiele, Gespräche, gemeinsame kreative Arbeiten). und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt/M., fördert im Rahmen Das Atelier Omanut und der freie Künstler Costa Bernstein einer Tagesbetreuung die kreativen Potenziale von Menschen haben gemeinsam Online-Kunstkurse organisiert. Aufgrund mit Behinderung und ihre sozialen Kompetenzen. Besondere des positiven Feedbacks werden die Kunstkurse fortgesetzt, Aktivitäten im Jahr 2020: Kontakte und Freundschaften werden hier gefördert und ge- • Ausstellung „Big Bang“ im Berufsverband Bildender Künst- stärkt. Zum Angebot gehörte auch die proaktive, telefonische ler (BBK) mit Bildern und figurativen Darstellungen des Uni- Kontaktaufnahme zu Teilnehmenden, die mit der digitalen versums (Februar 2020) Entwicklung nicht so vertraut sind. • Teilnahme an der Luminale mit der „Shadow Dance Machi- „Aktuell ist die Anzahl der Teilnehmenden begrenzt. Doch die ne“ einem interaktiven Tanz- und Lichtkunstwerk (März 2020) kleineren Gruppen ermöglichen andere, persönliche Gesprä- che und der Kontakt intensiviert sich“, sagt Judith Tarazi. Während des Lockdowns blieb das Atelier mit seinen Besu- Eine Besonderheit war eine Kooperation mit der Hilfsorga- chern über Telefon und Skype im Kontakt. Sie wurden mit nisation IsraAID: Im Rahmen der Leadership-Programme (S. Kunstmaterialien versorgt, um zuhause kreativ arbeiten zu 35) haben Personen mit Fluchthintergrund im Atelier projekt- können. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, können ak- übergreifend Schutzmasken für jüdische Senioreneinrichtun- tuell nur die festen Gruppen im Rahmen der Tagesbetreuung gen und Unterkünfte für Geflüchtete hergestellt und es kam das Atelier besuchen. In Abhängigkeit von der Entwicklung zu einem lebhaften Austausch. hofft das Atelier, bald wieder mit seinem offenen Angebot den Sozialraum des Frankfurter Ostends bereichern zu können. 16
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