Lebens.magazin - Lebenshilfe Steiermark
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Österreichische Post AG / Sponsoring.Post 02Z033483 S Jahrgang 30, Nr. 2/2019 Lebenshilfe Steiermark Schießstattgasse 6, 8010 Graz lebens.magazin Die Lebenshilfe Steiermark für Freund*innen, Kund*innen, Angehörige und Mitarbeiter*innen „Meine Bildung bringt mich weiter!“ lebens.weg Bildung und Lernen beginnen früh im Leben Die Lebenshilfe begleitet Kinder bei der Aus- und Weiterbildung lebens.aufgabe Ein Einblick in die Welt der Inklusiven Schule
lebens.inhalt lebens.inhalt 4 Bildung bringt’s! 15 „Meine Bildung ist mir wichtig!“ Vorwort Die Lebenshilfen in Österreich auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft Martin Pichler ist Kunde der Lebenshilfe Region Judenburg und lernt mit Von Präsidentin und mehr Bildung für alle Begeisterung. Elisabeth Ginthör-Kalcsics 16 „Verschieden ist normal“ 6 „Es ist genau das, was ich wollte!“ Leibnitz: Vielfältige Angebote unterstützen Martin Samonig spricht mit Patrick Menschen mit Autismus und ihre Tersanski über seinen beruflichen Angehörigen im Alltag. Werdegang und Pläne. 8 Inklusive Schule in der Steiermark Österreich hat sich verpflichtet, Kindern Liebe Leserin, lieber Leser! mit Beeinträchtigungen ein inklusives Lernumfeld zu ermöglichen und Sonder- schulen und Sonderklassen zurückzu- Diese Ausgabe des lebens.magazins der Lernorte so umgestaltet werden, dass bauen. Lebenshilfe Steiermark beschäftigt sich von vornherein alle Menschen daran teil- mit dem Thema „Bildung“. nehmen können und die Unterscheidung in „behindert“ und „nichtbehindert“ Einen spannenden Einblick in den Stand keine Relevanz hat. der Inklusiven Schule in der Steiermark beschreibt da unser Präsidiumsmitglied Inklusive Bildungseinrichtungen sind ein 18 Das Lernen ist immer und überall Christoph Dietrich aus dem Malatelier Martin Hochegger. Dieser Beitrag verlei- Gewinn für alle. Gemeinsames Lernen Randkunst Lieboch erzählt, was in tet nachzudenken, wie sehr doch Inklu- von Jung bis Alt schafft die Grundlage für seinem Leben dazu beigetragen hat, sion – also die selbstverständliche, gemeinsames Leben. etwas zu lernen. bedingungslose Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft und somit auch an 20 Bildung ist Abenteuer im Kopf unserem Bildungssystem – abhängig ist Ein Bericht über Leben und Lernen aus von Entscheidungen der Politik und von Ich grüße Sie herzlich und wünsche Lieboch. der persönlichen inklusiven Haltung jeder und jedes Einzelnen von uns. Ihnen einen schönen Sommer! 10 Neues aus dem Seniorenwohnhaus Tanveer Akram ist im Wohnhaus am Gerade deswegen setzt sich die Lebens- Rosenhain ein Freiwilliger. Eine Mo- hilfe ganz bewusst für ein inklusives Bil- mentaufnahme. • lebens.magazin dungssystem ein. 12 Auf dem Weg zur Köchin 20 Partnersuche Das beginnt im Elementarbereich und Elisabeth Ginthör-Kalcsics, MSc Birgit Kinelly ist Leiterin der Mobilen zieht sich hin bis zu inklusiven Bildungs- Präsidentin Dienste der Lebenshilfe Hartberg und 23 Sonderthema angeboten in der Erwachsenenbildung. Lebenshilfe Steiermark hat sich auf die Suche nach einer einzig- Wir fordern, dass die bestehenden artigen Lebensgeschichte gemacht. 26 Lebenshilfe Steiermark 14 In der Bildung liegt die Zukunft 27 Lebenshilfe Interessensvertretung In jedermanns Leben ist Bildung ein allgegenwärtiges Thema. 28 Rechtsberatung & Sprechtage 31 Impressum Seite 2 Seite 3
lebens.thema Inklusive Schule Die Bildung bringt’s: Von Regina Senarclens de Grancy Auf dem Weg zu einer inklusiven • Nach einem Übergangsprozess soll es keine Sonderformen der Schule mehr geben. Alle Kinder sollen die Regelschule besuchen können. Dafür braucht es die Kompetenz der Gesellschaft sonderpädagogischen Zentren innerhalb der Regelschule und Inklusionspädagogik als Pflichtfach in allen pädagogischen Ausbildungen … • Die Ausbildungspflicht soll für alle gelten. Niemand darf von einer Ausbildung ausgeschlossen werden. Martin Gerhart (32) • Alle Angebote der Erwachsenenbildung und höheren Ausbil- „In den Tab-Workshops lernen dung sollen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein. Regina Senarclens de Grancy wir viel über soziale Kompe- tenzen. Wie man zum Beispiel miteinander umgeht, also wel- che Form der Begrüßung an- Die Kund*innen der Lebenshilfe Steiermark neh- gebracht ist, wie man Ein inklusives Buch men an vielen verschiedenen Workshops zu unter- miteinander redet, was man schiedlichen Themen teil tut, wenn es zu Streitereien kommt. Durch die Schulungen „Einfach fit und schlau“ bin ich sicherer im Umgang mit Leuten.” Workshop Digitale Gedächtnistraining mit dem gewissen Extra Vernetzung von Bernhard Nagler er 28-jährige Patrick, der „Einfach fit und schlau“ ist ein Günter Wilding (40) „Wir lernen viel spielerisch. Die Selbstvertretungs-Konferenz der Le- benshilfe Steiermark war bei einem in- teressanten Workshop, wo es darum D mit dem Down Syn- drom lebt, arbeitet im Café Beniva mit einer ange- “ Es ist richtig lustig für unser Programm, welches die Puzzle- teile Ernährung und bewegtes Gedächtnistraining mit Spaß zu Angie, Angelika Walch ist zu- schlossener Postpartnerstelle Hirn. Und es ist einem Ganzen verbindet. ging, was für Anwendungsmöglichkei- in Leoben. Mithilfe des maß- Die beiden Gedächtnistrainer ständig für die Tab-Workshops, ten Skype hat und wie man es gut nut- manchmal auch und sie lässt sich immer wie- geschneiderten Gedächtnis- Bernadette Wieser und Dominik zen kann. Der Workshop fand bei trainings „einfach fit und knifflig. Dobaj bieten mit diesem Trai- der etwas Neues einfallen. atempo Graz statt, er wurde geleitet von schlau“ hat er alle relevanten Wir sind einfach ningskonzept sowohl Therapeu- Letztes Mal haben wir mit Aaron Reitbauer und begleitet von Mar- Luftballonen etwas über Zu- kus Binder. Zu Beginn gab es eine Vor- Arbeitsabläufe für diese an- fit und schlau!“ ten als auch Fachsozial- sammenarbeit mit Arbeitskol- spruchsvolle Tätigkeit erlernt. betreuern Handwerkszeug zur stellrunde, wo jede/r herkommt und was „Ich war verblüfft, wie rasch Nicola und Beatrice kognitiven Förderung auf indivi- leg*innen gelernt. Ich weiß sie/er macht. Danach wurde bespro- und effizient Patrick es duell schaffbaren Schwierig- jetzt, dass man höflich sein chen, was jeder gerne so über die An- schaffte, seine täglichen Anfor- keitslevels nach dem Motto muss, dass man den Arbeits- wendungen wissen möchte. Wir haben derungen zu bewältigen. Ich „Geistesblitz mit Spaß und platz nicht unentschuldigt ver- damit begonnen Skype auf Laptops und hätte nicht geglaubt, dass dies Witz“. lassen darf und dass man Handys einzurichten. Ich habe einem in so kurzer Zeit möglich sein während der Arbeit nicht blö- Teilnehmer des Kurses geholfen, Skype kann,“ ist die diplomierte Fach- deln soll.” am Handy einzurichten, danach ging es sozialbetreuerin Simone Le- weiter mit dem Gruppen-Video-Chatten. tonja begeis-tert. Info und Termine: Ziel des Workshops war es, dass sich www.einfachfitundschlau.at Selbstvertreter*innen gut digital vernet- zen können. Seite 4 Seite 5
lebens.thema Patrick Tersanski (re) und Martin Samonig „Es ist genau das, was im Gespräch ich wollte!“ Martin SAMONIG, Bereichsleiter bei der Lebenshilfen Soziale Dienste GmbH, spricht mit Patrick TERSANSKI über seinen beruflichen Werdegang, die eine oder andere Hürde dabei und seine Pläne. Von Martin Samonig “ Anfangs gab es Diskussionen, ob ein Fachsozialhelfer lebens.magazin: Patrick, wie kamen genauso eingesetzt Sie auf die Idee, sich zum Fachsozial- Haben Sie nach der Ausbildung gleich an- werden kann wie helfer ausbilden zu lassen? gefangen zu arbeiten? andere Mitarbeiter. Patrick Tersanski: Ich habe in einer Quali- Es war schwer, einen Job zu finden. Ich habe drei Jahre lang gesucht und viele Praktika ge- Mittlerweile sind wir fizierungsgruppe der Lebenshilfe in einem Büro gearbeitet. Da gab es die macht. Ein Problem war, dass ich von der aber zu einem guten Möglichkeit, im Rahmen eines Projektes Pflege her keine ausreichende Qualifikation Team zusammen- ein Praktikum in Deutschland zu machen. hatte, die habe ich erst später nachgeholt. Ein gewachsen und jeder Drei Wochen war ich in einer Senioren- zweiter Grund war, dass Fachsozialhelfer zu Beginn vom Land Steiermark noch nicht aner- kennt seine Aufgaben.“ residenz und danach wusste ich, dass ich gerne im Sozialbereich arbeiten möchte. habe ich auch zu Hause noch viel lernen kannt wurden. Aber 2016 hat es dann ge- Patricks Team-Begleiter Ich habe kurz darauf von der Ausbildung müssen. klappt, und seitdem arbeite ich in der zum Fachsozialhelfer erfahren und mich Tagesförderstätte Anzengrubergasse. gleich angemeldet. Welche Auswirkungen hat die Ausbil- dung auf Sie gehabt? Wie geht es Ihnen jetzt bei Ihrer Arbeit? ßere Verantwortung hat, es wird von dir mehr Und sind Sie sofort aufgenommen Mein Menschenbild hat sich stark verän- Es ist ein Unterschied, ob man Praktikant ist Leistung erwartet als von einem Praktikan- worden? dert. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, oder Mitarbeiter. Ich habe mich zuerst ge- ten. Aber ich muss sagen, mir ist es von An- Nein, ich musste erst ein Vorpraktikum auf Menschen einzugehen und mit ihnen fragt, ob ich es schaffe, weil man eine grö- fang an gut gegangen – und es ist immer im Behindertenbereich machen und habe gemeinsam zu planen. Und ich bin durch besser geworden. Ich kenne nun die Abläufe, dann ein Jahr später, das war 2011, mit die Ausbildung viel selbstständiger ge- weiß, was meine Tätigkeiten sind und wo es der Ausbildung begonnen. worden. Das merke ich jetzt auch in der mich braucht. Ich denke als Mitarbeiter viel Arbeit mit den Kunden. Ich traue mir darüber nach, ob es für den Kunden auch Tipp: Wie war für Sie die Ausbildung? durch die Ausbildung mehr zu. wirklich passt. Die Caritas bietet am Ausbil- Ich wusste von Anfang an, es ist genau dungszentrum für Sozialberufe in das, was ich wollte! Mir ist das Lernen Wie war das Gefühl nach dem erfolg- Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Graz seit 2009 die Ausbildung leicht gefallen, weil ich mich für die In- reichen Abschluss der Ausbildung? Mir sind Familie und Freunde sehr wichtig. zum Fachsozialhelfer an. Der halte interessiert habe: Pädagogik, Psy- Es war ein richtig gutes Gefühl, eine Aus- Wir treffen uns jede Woche, dass möchte ich Lehrgang ist für Männer und chologie, Medizin, Pflege. Interessant bildung zu haben und meine Freude dar- so beibehalten. Und dann habe ich mich ent- Frauen mit Lernschwierigkeiten war für mich auch die Art des Lernens in über war dementsprechend groß. Ich schieden, den Autoführerschein zu machen. und dauert zwei Jahre. Fachso- kleineren Gruppen. Dort wurden die In- wusste: Jetzt fängt ein neuer Lebensab- zialhelfer unterstützen Menschen halte oft wiederholt, dadurch konnte ich schnitt an! mit Behinderungen bei der Arbeit sie mir leichter merken. Aber natürlich oder im Wohnhaus. Seite 6 Seite 7
lebens.thema Wie eine Modellregion zu Grabe getragen wird Inklusive Schule in der Steiermark Österreich hat die UN-Menschenrechtskonvention für Menschen mit Behinderung 2008 ratifiziert und hat sich damit unter anderem dazu verpflichtet, Kindern mit Beeinträchtigungen ein inklusives Lernumfeld zu ermöglichen und Sonderschulen und Sonderklassen zurückzubauen. Doch was ist übrig geblieben? Von Martin Hochegger “ Man darf gespannt sein, © Lebenshilfe regierung. Deren Bekenntnis zur Wiederauf- Unter der Federführung von LSI Sabine was geschieht, wenn wertung der Sonderschulen und ihre konse- Haucinger wurden danach umgehend Ar- wieder eine Überprüfung quente Personalpolitik – so wurden im beitskreise eingesetzt, die pädagogi- Martin schen Hochschulen, die Universität in des UN-Fachausschuss für Unterrichtsministerium die für die Umsetzung Hochegger ist der inklusiven Modellregionen zuständigen Mitglied des Graz und das BiFIE brachten sich eben- die Rechte von Menschen Personen einfach in andere Abteilungen ver- Präsidiums der falls sehr engagiert in den Planungspro- mit Behinderungen setzt – führte dazu, dass sich auch in der Stei- Lebenshilfe zess ein. Über die pädagogischen erfolgen wird.“ ermark die Verantwortlichen in der Steiermark Hochschulen wurden Fort-und Weiterbil- Landespolitik sowie in der neu geschaffenen dungsangebote für inklusive Pädagogik M. Hochegger Bildungsdirektion (ehemals Landesschulrat) angeboten, in der Bildungsregion Steiri- nicht mehr zur Modellregion bekennen. Der scher Zentralraum wurde mit über 160 treibenden Kraft für die Umsetzung, LSI Hau- ie jeweiligen Bundesregierungen Pflichtschulen an der Qualitätsentwick- D überließen es dabei den Bundes- keit und Intensität dies umgesetzt lung intensiv gearbeitet. Auch im Akti- ländern, mit welcher Geschwindig- onsplan des Landes Steiermark für die Umsetzung der UN-Konvention über die Umsetzungsprozess kam ins Stocken. So wurde unter anderem eine Petition gegen die cinger, wurden im Rahmen des Umgestal- tungsprozesses des Landesschulrates die Agenden entzogen und die Befürworter der Sonderschulen haben wieder Oberwasser werden sollte. Die Steiermark war hier Rechte von Menschen mit Behinderun- Forcierung der Inklusion und für die Erhaltung bekommen. So wurden allein in Graz in den Vorreiter. So war es dann auch kein Zu- gen sowie im Aktionsplan der Stadt Graz der Sonderschulen in den Nationalrat einge- einzelnen Schwerpunktsonderschulen neue fall, dass die Steiermark neben Tirol und bekannte man sich zur Modellregion. So bracht. Initiiert durch die Langzeitpräsidentin zusätzliche Klassen genehmigt. Kärnten zur Modellregion erklärt worden wurden auch neue Begleitmodelle für der steirischen Elternvereine – unterstützt ist, nachdem die Bundesregierung Schüler*innen mit sozial-emotionalen von zum Teil falsch informierten Eltern und Die Zeit läuft und die Hauptbetroffenen sind wegen Säumigkeit vom UN-Fachaus- Problemen in Leoben und Gratwein er- Lehrer*innen. die Kinder mit Behinderung. Ihnen wird ein in- schuss für die Rechte von Menschen mit folgreich erprobt. Schlussendlich würden klusives Bildungssetting vorenthalten und das Behinderungen 2013 wegen mangelnder im Schuljahr 2017/2018 85 Prozent aller Die Rückschritte. Durch die fehlende ent- grenzt in vielen Fällen an eine Menschen- bzw. ungenügender Umsetzungsschritte Schüler*innen mit sonderpädagogischem schlossene Unterstützung durch die für die rechtsverletzung. Zugleich gibt es ganz viele massiv kritisiert worden war. Erklärter Förderbedarf in inklusiven Bildungsset- Schulpolitik-Verantwortlichen auf Landes- Pädagog*innen, die sich tagtäglich den Her- Auftrag an die Konzeption einer Modellre- tings unterrichtet. ebene – sowohl in der Landesregierung als ausforderungen eines inklusiven Unterrichts gion: Forcierung von inklusiven Bildungs- auch an der Spitze des Landesschulrates – mit Selbstverständlichkeit und großer Kompe- einrichtungen mit gleichzeitigem und Nach anfänglichem Elan tauchte der kam der Motor für die Umsetzung ins Stot- tenz stellen. schrittweisem Rückbau der Sonderschu- ohnehin zu erwartende Widerstand be- tern. Endgültig zum Stillstand gebracht hat Ihnen gilt unser ganz besonderer Dank! len bis 2020. stimmter Gruppen auf und der weitere ihn dann die mittlerweile abgewählte Bundes- Seite 8 Seite 9
lebens.thema Neues aus dem Seniorenwohnhaus Tanveer AKRAM ist im Wohnhaus am Rosenhain ein Freiwilliger. Er kommt seit Monaten mittwochs und donnerstags und packt an, wo es nur geht. Für die Emanuele Bacaloni und Elfi Pollhammer ist mit dem Tanveer Akram sind ein gutes Team Freiwilligen befreundet „Rosenhainler“ ist er ein willkommener Gast, für die Begleiter ist er ein hilfsbereiter, freundlicher und herzlicher Helfer. Er ist ein Teil des Rosenhains! Fotos: Lebenshilfe, Eva Tscherning allo. Ich heiße Tanveer H Akram. Ich bin 29 Jahre alt. Ich bin in Pa- kistan geboren, das ist ca. “ Lieber Akram. Spielt mit mir. 5.000 km von Graz entfernt. Komm mit. Ich habe in meiner Heimat Wir schauen Kataloge an.“ Karachi bei meinem Vater als Gärtner gearbeitet. Er hatte Hallgart R. da zwei Pflanzengeschäfte. “ Der Akram schaut anders aus als wir, weil er dunkel ist im Gesicht. Er ist brav. Ich spiele manchmal Ball mit ihm oder ich schau zu, wenn er was mit den Anderen macht. Ich glaube, er ist lieb." Ich bin aus meiner Heimat wegge- laufen, geflüchtet, weil ich in Pakis- Elfi P. tan von der Mafia politisch verfolgt Tanveer Akram hilft fleißig in der Küche mit Hugo Zötsch mit Tanveer Akram werde. Ich bin seit 06.12.2015 in Österreich. Die Flucht nach Öster- reich dauerte ein Jahr und war sehr Ich habe viel Geduld gehabt und nun bin ich da. Ich Mit dem Beitrag als freiwiller Arbeiter Am liebsten möchte ich eine schwer. Über das Gebirge bin ich habe viel Glück gehabt, aber ich habe auch viele Men- kann ich „Danke“ sagen. „Danke“ für das Ausbildung machen und bei der nach Iran teilweise zu Fuß gegangen schen gesehen, denen es nicht so gut gegangen ist. Ich Geld, dass ich für die Grundversorgung Lebenshilfe arbeiten. Ich glaube, und teilweise mit dem Auto gefah- wohne privat in einem Zimmer auf der Lassnitzhöhe und bekomme. Ich habe Angst vor der Zu- das würde gut passen, weil sich ren. 15 Personen in einem kleinen bekomme von der Caritas Geld, damit ich mir Essen, kunft. Wenn ich wieder nach Pakistan zu- alle freuen, wenn sie mich sehen! Auto. Dann war ich ein paar Monate Trinken, Kleidung und Wohnen leisten kann. Ich darf rückgehe, habe ich Angst, dass ich Das tut mir gut. So merke ich, in der Türkei, da habe ich Fahrräder nicht arbeiten, aber ich möchte trotzdem etwas tun. wieder verfolgt werde. Wenn ich hier in dass ich so angenommen werde repariert, um mir ein Essen kaufen Daher bin ich ein Freiwilliger. Ich bin als Freiwilliger im Österreich bleibe, habe ich Angst, dass wie ich ausschaue und wie ich bin. zu können. Dann bin ich mit dem Wohnhaus am Rosenhain und spiele mit den Bewoh- ich keine Arbeit finde. Dann habe ich kein Ich habe Heimweh, aber ich weiß, Boot weiter nach Griechenland. nern oder ich helfe in der Küche mit. Arbeit gibt es Geld, für Wohnung, Kleidung, Essen und dass es mir in Pakistan nicht gut Über Serbien, Ungarn und Kroatien genug. Und ich arbeite auch als Freiwilliger beim Roten Trinken. gehen wird, wenn ich wieder zu- bin ich in Österreich gelandet. Kreuz. Am Samstag wird Essen ausgegeben für arme rückgehe. Leute. Ich helfe dabei und räume dann zusammen. Seite 10 Seite 11
lebens.thema Großes Potential. Auch die Berufsausbil- Freundlichkeit, Durchhaltevermögen und Ver- Auf dem Weg zur Köchin: dungsassistentin der Lebenshilfe, Anina Winkler, kann nur Positives sagen: „Sie ist antwortungsbewusstsein“, erklärt Standortlei- terin Brigitte Rieser. ein ruhiges Mädchen, das jedoch mit ihrem Ein Rezept mit vielen Zutaten freundlichen Wesen und ihren guten Um- gangsformen überzeugt.“ Die Assistentin un- Für Menschen mit Behinderungen ist es immer noch schwer, ihre Fähigkeiten am all- terstützt Hörtler und das Team während der gemeinen Arbeitsmarkt unter Beweis zu stel- Jennifer HÖRTLER ist eine junge Frau, die ihren Weg geht. Derzeit absolviert sie gesamten Ausbildungszeit. Und am Ende der len. Eine abgeschlossene Lehre erhöht die im Restaurant der Lebenshilfe Region Judenburg eine integrative Lehre. Sie ist Ausbildung? „Ich bin mir sicher, dass ich dann Chancen auf einen Job. Das weiß auch Jenni- sich sicher, dass dies ihr Sprungbrett in die freie Wirtschaft ist. Von Christina Pirker einen Arbeitsplatz außerhalb der Lebenshilfe fer Hörtler und legt sich so richtig ins Zeug. bekomme“, meint Jennifer Hörtler stolz. Die Lebenshilfe Region Judenburg ist nicht nur Dienstleister und Arbeitgeber für Men- schen mit Behinderungen, sondern auch eine Restaurant Neuer Marktwirt onzentriert arbeitet Jennifer Hört- K © J? wichtige Brücke zu vielen Unternehmen im Burggasse 73, 8750 Judenburg ler in der Restaurantküche am Sa- Murtal. Unter dem Motto „Raus aus den Öffnungszeiten: montags bis latplatz. Salate waschen, Tomaten Werkstätten, rein in die Wirtschaft" werden freitags: 07:30 - 14:30 Uhr und anderes Gemüse schneiden und Menschen mit Behinderungen in den Werk- Samstag, Sonn- und Feiertag geschlossen die Dressings vorbereiten zählen zu stätten und eigenen Betrieben auf den Ar- Telefon: 03572 / 44004 den Aufgaben, die die 24-Jährige von beitsmarkt vorbereitet. Dabei geht es nicht Mail: neuermarktwirt@lebenshilfe-judenburg.at Montag bis Freitag mit großer Sorgfalt nur um das Einüben praktischer Arbeitsab- erledigt. Die junge Frau absolviert seit Web: www.neuermarktwirt.at läufe, sondern auch um das Erlernen von Ar- Dezember 2018 eine integrative Lehre beitskulturen. „Wichtig sind Pünktlichkeit, im Restaurant der Lebenshilfe Region Judenburg. Der Neue Marktwirt hat nicht nur bei den Gästen einen guten Ruf, auch als Ausbildungsplatz für Menschen mit Behinderungen und be- m Projektteam arbeiten Projekt der Lebenshilfe Hartberg nachteiligte Jugendliche ist er mittler- weile bekannt. „Unsere Lehrlinge, derzeit zwei, fi- I wir zu viert: Bruno, Bri- gitte, Elisabeth und ich. Die Begleiterin Romana „Mit dem Tablet nanzieren wir aus den Einnahmen des Restaurants“, weiß Standortleiterin Bri- und Begleiter Marco unter- stützen uns dabei. Damit arbeiten wir super!“ gitte Rieser zu berichten. Jennifer bieten sie uns eine Mög- Hörtler ist eine dieser Lehrlinge. Sie lichkeit zur Unterstützten Sonja SCHIRNHOFER ist Kundin der Jennifer Hörtler arbeitet mit viel Sorgfalt und sehr Kommunikation an. Wir absolviert eine sogenannte Teilqualifi- Tageswerkstätte Pöllau und Teil des gerne haben ein Tablet bekom- zierung als Köchin. Dabei werden statt Projektteams. Im lebens.magazin einer vollständigen Lehrausbildung le- men. Wir brauchen dazu auch noch eine SIM-Karte berichtet sie über die Arbeit und ihre diglich Teile eines Berufsfelds erlernt. lernt.“ Ursprünglich hat Hörtler aber eine ganz andere Richtung eingeschlagen, sie und Apps (so heißen die Pläne. Der Besuch der Berufsschule ist dabei nicht verpflichtend. Hörtler will es aber hat in der Gärtnerei der Lebenshilfe- Programme), damit wir in auf jeden Fall versuchen: „Im Septem- Werkstätte Kohlplatz (Gala-Bau) gearbei- der Tageswerkstätte und auch außerhalb mit dem ten sind, möchten wir Schulungen für an- ber beginnt die Schule in Bad Glei- tet. „Dort war ich etwa acht Jahre und Tablet arbeiten können. Zum Beispiel: Im Gasthaus dere Kolleg*innen in der gesamten Lebens- chenberg, darauf freue ich mich schon ich wollte dann etwas anderes probie- oder Kaffehaus können meine Kolleg*innen, die hilfe Hartberg anbieten. sehr.“ ren.“ Da scheint der Praktikumsplatz in sich nicht so mitteilen können, damit ihr Essen der Restaurantküche wohl gerade richtig oder Getränke selbst bestellen. Das Tablet können In der Selbstvertretungskonferenz der Auf die Frage, ob sie denn bereits Er- gekommen zu sein. Denn von allen Sei- aber alle nutzen. Wenn man zum Beispiel etwas im Lebenshilfe Steiermark haben wir im heuri- fahrung mit Küchenarbeit hätte, ant- ten hört man nur Gutes über die 24-Jäh- Internet nachschauen möchte, kann man das Tablet gen Jahr skypen gelernt. Dazu besuchten wortet die ruhige Frau: „Ich habe zuvor rige. Sie sei sehr fleißig, bemüht und dafür benutzen. Im Moment lernen wir gerade den wir einen Workshop. Skypen kann ich der- ein einjähriges Praktikum hier im Re- sehr beliebt, meinen die Kolleg*innen Umgang mit dem Tablet. Dafür trifft sich die Pro- zeit schon gut. Mit dieser Methode kann staurant gemacht und bereits viel ge- aus der Küche. jektgruppe einmal in der Woche. Wir möchten dazu ich mit meinen KollegInnen in der ganzen auch eine Betriebsanleitung für das Tablet und die Steiermark in Kontakt treten und muss nir- Apps in Leichter Sprache machen. Wenn wir Exper- gends hinfahren. Seite 12 Seite 13
lebens.thema Lebenshilfe Murau In der Bildung liegt die Zukunft „Meine Bildung ist In jedermanns Leben ist Bildung ein allgegenwärtiges Thema. Nicht umsonst gilt Bildung als das Kapital für die Gestaltung der eigenen Zukunft. Bildung beeinflusst mir wichtig!“ das gesamte Leben und findet sich in allen Lebensbereichen wieder. Von Gert Engelbrecht Martin PICHLER ist Kunde der evin Pichler bewohnt eine Wohnung im Für Kevin Pichler gehört Bildung trotz absol- K Lebenshilfe Region Judenburg und lernt Wohnhaus in Murau. Sein besonderes vierter Pflichtschule und Anlehre jedoch nicht mit Begeisterung. Ein inklusives Seminar Interesse gilt der Arbeit mit dem Com- der Vergangenheit an, sondern er ist bemüht des WIFI hat ihm viel Wissen gebracht puter. Er nutzt digitale Medien und ist somit immer auf dem neuesten Stand zu sein. Des- immer auf dem neuesten Stand. Seine halb absolviert er regelmäßig Computerkurse und das Selbstbewusstsein gestärkt. Schulzeit verbindet er nicht nur mit positiven und nimmt an diversen Angeboten wie Vorträ- Erinnerungen. Er selbst gibt an, nicht immer gen und Workshops teil. Sein erklärtes Ziel ist, ch habe gemeinsam mit meinen Kolleg*innen gut behandelt worden zu sein. Trotzdem kann er für sich sagen, dass er zufrieden ist. Nach der Pflichtschule absolvierte er eine Computeranlehre in Kärnten. Das nächste sein Wissen mit anderen zu teilen und er plant selbst Workshops in der Lebenshilfe für seine Kolleg*innen zu veranstalten. „In der Lebens- hilfe Murau ist die Bildung, der Schulweg jedes Iein zweitägiges Seminar beim WIFI in Graz ge- macht. Das Thema war „Erfolgreiche Rhetorik und Präsentation“. Wir lernten, wie wir gut vor Kapitel war der Schritt in die Arbeitswelt. Seit Einzelnen unterschiedlich ausgeprägt. Allen ge- Menschen sprechen. Beendigung seiner Anlehre ist er in einer meinsam ist, dass Bildung einen hohen Stellen- Kreativwerkstatt der Lebenshilfe Murau wert im Leben aller hat,“ sagt Gert Engelbrecht Ebenfalls wurde uns gezeigt, wie wir verschie- tätig. Neben den Tätigkeiten begleitet ihn von der Lebenshilfe Murau. dene Medien einsetzen. Ich persönlich mache sein Erlerntes tagtäglich bei der Dokumenta- Präsentationen am liebsten mit dem Flip-Chart. tion und bei der Arbeit im integrativen Buch- Beim Kurs haben wir Tipps bekommen, wie wir handel des Standortes. z.B. gut mit Lampenfieber umgehen können. Bei öffentlichen Ansprachen konnte ich noch vor eini- ger Zeit meine Körperbewegungen nicht gut koor- dinieren. Seit ich das beim Seminar gelernt habe, gelingt es mir viel besser. Sehr positiv finde ich, dass das WIFI Kurse für Menschen mit Beein- trächtigung anbietet. Damit leben wir wieder ein weiteres Stück Inklusion in der Gesellschaft. In der Selbstvertretungskonferenz der Lebens- Martin Pichler, 32, ist gewählter hilfe Steiermark haben wir im heurigen Jahr sky- Selbstvertreter der Lebenshilfe pen gelernt. Dazu besuchten wir einen Region Judenburg. Er ist zustän- Workshop. Skypen kann ich derzeit schon gut. dig für die Bereiche „Wohnen und Mit dieser Methode kann ich mit meinen Freizeit“. Gemeinsam mit seinem “ Kolleg*innen in der ganzen Steiermark in Kontakt Kollegen, der für den Bereich „Ar- Jeder Mensch kann lernen! treten und muss nirgends hinfahren. beit“ zuständig ist, vertreten sie die Anliegen der Kund*innen. Die Aber nicht die gleichen Dinge Mit Bildung kommt man weiter im Leben und beiden nehmen an vielen Bespre- am gleichen Tag. Es gibt Dinge, Jetzt downloade bleibt nicht stehen. Durch die Erfahrung und chungen und Terminen teil: Vor- Einfach, sicher, schnell: n! Chancen habe ich mehr Möglichkeiten im Leben. standssitzungen, monatliche die ich lernen muss, bevor ich Treffen mit der Geschäftsführung, Bildung ist für mich wichtig! sie tun kann. Ich lerne sie Die neue Mein ELBA-App.* Workshops, Selbstvertreterkonfe- indem ich sie tue!“ renzen und noch einige mehr. Kevin P. raiffeisen.at/mein-elba-app * Internetbanking auf dem Smartphone. Seite 14 Seite 15
lebens.thema Förderungen und Trainings in Leibnitz Ziele des Autismus Kompetenz- zentrums Leibnitz • Verständnis und Akzeptanz in Familie und Gesellschaft schaffen • die größtmögliche Teilhabe von autistischen Arbeit im Kompetenz- Menschen am gesellschaftlichen Leben zentrum der Lebens- unterstützen “ • die Lebensqualität der begleiteten Person, ihrer hilfe in Leibnitz. Angehörigen und Bezugspersonen verbessern Wir vernetzen und Hier werden Men- schen gefördert und • für die Rechte und Interessen von Menschen koordinieren mit Autismus eintreten bestehende die Zukunft geplant Wir bieten für Betroffene und Angehörige Unterstützungs- • telefonische und persönliche Beratungs- und angebote für Informationsgespräche autistische Autismus Kompetenzzentrum Leibnitz zum Thema Autismus Menschen von • Problem- und Bedarfsanalyse, Maßnahmen- Einrichtungen und „Verschieden ist normal“ planung • Einzelförderung/Kompetenztraining Institutionen sowie • Informationsveranstaltungen Ämter und Durch vielfältige Angebote unterstützt das Zentrum Menschen mit Autismus • Sozialrechtliche Beratung Behörden als und ihre Angehörigen im Alltag. Die Angebotspalette reicht von der Wir sind Ansprechpartner für Fachkräfte bei Informations- persönlichen Beratung über Informationen zu bestehenden Dienstleistungen über Schulungen bis zur Vor-Ort Unterstützung von Fachleuten. • Erarbeitung eines bedarfsgerechten Angebots drehscheibe.“ für Menschen mit Autismus • einrichtungsinterner Beratung und Unter- Susanne R. stützung it dem Umzug in die Bahnhof- den bestehenden Angeboten zum • Fort- und Weiterbildungen M straße hat die Lebenshilfe Leibnitz auch weitere neue Projekte installiert, unter anderen das Thema Autismus laut. Nach intensiven Vorarbeiten wurde • Organisation, Begleitung und Durchführung von Informationsveranstaltungen Kontakt: „Autismus Kompetenzzentrum Leib- das Autismus Kompetenzzentrum Tel.: 0660 / 90 31 762 nitz“. Der Anstoß für das Projekt kam Leibnitz unter der Leitung von Su- Mail: akz@lebenshilfe.leibnitz.at von einer Mutter eines autistischen sanne Radl im Januar eröffnet. „Mit Kindes, die auf die fehlenden Bera- dem neuen Angebot will die Lebens- tungs- und Unterstützungsangebote hilfe eine Versorgungslücke – nicht nur © Lebenshilfe Trofaiach aufmerksam machte. In vielen weite- – in der Region schließen“, erklärt Radl, ren Gesprächen mit Eltern aber auch die sich mit viel Engagement auch für Lehrer*innen und Mitarbeiter*innen Weiterbildung einsetzt und betont, Susanne Radl aus dem Umfeld von Kindern und Ju- dass sie viele Gruppentreffen und Lebenshilfe Leibnitz gendlichen mit Autismus wurde Workshops für Betroffene veranstal- Tel: 0660 90 31 762 immer öfter die Unzufriedenheit mit tet. akz@lebenshilfe.leibnitz.at Seite 16 Seite 17
lebens.thema Lebenserfahrungen eines Kunden Neues lernen Das Lernen ist immer und überall Interview mit Kevin NEUBAUER aus der Medienwerkstatt Lieboch. Christoph DIETRICH aus dem Malatelier Randkunst Lieboch erzählt, was und wer in Was war deine letzte Fortbildung? lebens.magazin: Welchen Beruf hast du? seinem Leben dazu beigetragen haben, etwas zu lernen. Fotos: Lebenshilfen SD Kevin Neubauer: Ich habe einen heute fast Die hat „Wie sage ich es richtig“ geheißen. schon ausgestorbenen Beruf gelernt. Weber. Was ich gelernt habe von Bist du öfter im Internet? … meiner Oma: Und wo hast du das gelernt? Ja, wenn ich You Tube Videos anschaue. Face- Backen, Germteig backen. Wie man z.B. das Osterbrot er- Im Odilieninstitut. Ich bin ausgebildeter Weber. book und Twitter und Instagram sind nicht so zeugt. Ich brauche verschiedene Zutaten für das ganze, Ich habe es bei einer Weblehrerin gelernt. meins, war es von Haus aus nicht. Ich bin ei- weil das nicht einfach ist. Ich brauche Schmalz, dann brau- gentlich erst zum Internet gekommen, seit che ich Eier, dann brauche ich Butter, dann brauche ich Und wie lange war die Ausbildung? „whats app“ und Amazon und Amazon Music. Germ, dann Mehl. Und das Schmalz hab ich in Mantscha Drei Jahre. Jetzt bin ich ein bisserl interessierter. gekauft, wo der eine Bauernhof ist, der macht das selber. , Hat es Spaß gemacht? Was würdest noch gerne können oder ler- … meiner Mama: Ja schon, und ich habe gemeint, wenn ich nen, egal ob es möglich ist? Das Tanzen. Ich brauche eine spezielle Musik dafür, weil nichts anderes finde, bleibe ich in dem Beruf. Ich würde hier für die Firma, wenn ich es sonst geht’s nicht. Eine Wiener Spezialmusik, sonst kann Dann habe ich weitergesucht. Dann kam ich könnte, Netzwerksadministration machen. Cristoph Dietrich ich diesen Linkswalzer nicht tanzen. Ich bin nach Graz ge- nach Söding. Aber ich war der einzig junge dort, gangen in die Tanzschule Nebel, und da hab ich immer für und das war dann nicht so meins. Dann bin ich Hattest du als Kind einen Traumberuf? Wien trainieren müssen. Die Tanzschule hat genau diese in die Medienwerkstatt Lieboch gekommen. Ich wollte als Kind Feuerwehrmann werden, die rote. Mit der Hand haben wir ge- richtige Musik, es muss eine eigene Musik sein. aber durch meine Behinderung ist mir das nie sägt. Oder wie man schleift, z.B. Was gefiel dir dort? gelungen. Und mit dem schnellen Laufen kom- das Holz. Da ist eine Maschine, die … meinem Nachbarn: Viel mit Computer zu arbeiten, technische Sa- men ich auch nicht zusammen. Aber was ich ist so grauweiß, die hat eine kleine Wie man im Stall mit den Tieren umgeht, mit den Kühen. chen, das war meins. schon immer machen wollte, war der Erste Säge oben, dann hat sie eine kleine Er hat mir erklärt, wie man das Kraftfutter verbessern kann. Hilfe-Kurs. Den Wunsch habe ich mir auch ver- Schleifmaschine oben. Das ist für die Tiere sehr wichtig. Ich leere den Mais in die Kennst du dich gut am Computer aus? wirklicht. Den Erste Hilfe-Schein habe ich jetzt Mühle hinein, da lass ich ihn zermahlen, automatisch, wie Ja, ich habe während meiner Ausbildung ein Zu- seit 2017. Ich bin froh, dass ich ihn gemacht …meiner Lehrerin: bei einem Computer, alles automatisch reguliert, da brau- satzfach gemacht, das hat „EDV A“ geheißen. habe! Ich hab Physik und Chemie gelernt. che ich nicht viel zu tun, weil die macht das eh alles selber Über den Generator hat sie mir Das ist für Anfänger, das habe ich noch zusätz- und wenn sie dann leer ist, schaltet sie sich selber ab. Die etwas beigebracht. Der steht in lich gemacht. Das hat mir schon etwas gebracht Automatik schaltet sich aus. Man muss mit diesen Kühen einem Kraftwerk drinnen und er- am PC, dann bin ich sicherer geworden. ganz sanft umgehen, weil das ist nicht so ungefährlich. zeugt Strom. Die Hochdruckturbine Wenn ich ein bisserl Heu hinschiebe, dann fressen sie das. wird mit einem Getriebe übersetzt, Was macht dir am Computer Spaß? damit sie schneller rennen kann, Eigentlich alles. Ich bin immer froh, wenn ich … meiner Betreuerin Gerti: dass sie viel schnellere Umdrehun- wieder etwas Neues lerne. Egal ob Apple oder Wie man eine Collage macht. gen zusammenbringt. Ich hab auch sonst etwas. eine Lehrerin gehabt, die hat mir … meinem Freund: Englisch beigebracht, aber das hab Was ist für dich Bildung? Über den Deutz Traktor, den Motor, den gekühlten Motor, ich viel zu wenig verstanden. Mit Dass ich mich immer weiterbilden kann, das Er- den er eingebaut hat. Wie man den zerlegt. Englisch hab ich mir immer so lernte nochmals auffrischen kann. schwer getan in der Schule. … meinem Lehrer: Ist Bildung wichtig für dich? Wie man mit Holz umgeht. Ich hab das Werken gelernt. … einer Freundin: Doch, ja, ich versuche mich schon weiterzubil- Und da hab ich so eine spezielle Säge gehabt, so eine Ich hab dort gelernt, wie man die den. Mit Fortbildungen und so. Kevin Neubauer Stichsäge. Also nicht die elektrische, sondern die normale, Äpfel schneidet, im Winter. Meine Finger waren komplett eiskalt. Seite 18 Seite 19
lebens.thema Florian Haider liebt es zu schreiben und seine Gedanken in Worte zu fassen Ein Workshop zum Wohlfühlen Medienwerkstätte Lieboch „Körperwahrnehmung“ in der Bildung ist Werkstätte Puntigam Abenteuer In der Werkstatt Puntigam wird das zweite Mal eine Workshopreihe zum Thema „Körperwahrnehmung“ angeboten. Von Iris Pöltl-Zitz & Timea Semlitsch im Kopf Bildung fängt für mich mit der Z ustande kam dieses Angebot auf Wunsch einer Kundin, das Massie- ren zu lernen. Den ersten Schritt machte eine Praktikantin, die gemein- Methoden angewendet, wie die „Wetter- karte“ am Rücken zeichnen, Ausstrei- chungen, „heiße Hände“ auflegen, durchführen von einfachen Massagegrif- Sprache an, aus welchem sam mit Kundin Daniela eine Masseurin fen, massieren mit Bällen, Atemübun- Elternhaus wir kommen bzw. besuchte. Daniela erhielt nicht nur selbst gen, kurze Fantasiereisen und wie wir erzogen sind. Ich selbst ihre erste Massage, sondern sie durfte entspannende Wahrnehmungsübungen. gleich einige Griffe direkt bei der Prakti- spreche nach der Schrift kann tens die Wahrheit beschreibt; zum Beispiel kantin anwenden. Da Daniela dieses Die Teilnehmer*innen sind von dem aber auch reden „so wia da die aktuelle politische Situation. Thema so interessiert und sie auch ande- Angebot begeistert: „Ich habe verschie- Schnobl gwochs’n is“. Florian ren Kund*innen mitziehen konnte, orga- dene Methoden zu massieren gelernt Haider berichtet. Bildung ist für mich, wenn jemand etwas nisierten wir einen Workshop in der und meinen Körper aufgemalt und ich gelernt hat. Dies habe ich auch umgesetzt. Werkstätte Puntigam, der nun schon ein weiß jetzt, wo meine Knochen sind“, so Foto: Lebenshilfen SD Ich spreche von der Weberei. Da sehe ich, fortgeschrittenes Stadium erreicht hat. eine Kundin. Eine andere zeichnete sich wie ein Produkt sich entfalten kann, von den Vier Frauen der Werkstätte bearbeiten in selbst am Anfang einer Einheit winzig ch mag Kunst und Kultur. Ich bin damit auf- I Farben her und ich trage das Produkt dann jeweils eineinhalb Stunden in einer ruhi- klein auf ein Blatt Papier. Am Ende gewachsen, wo ich seit meiner Kindheit stolz mit mir. Damit verbinde ich eine posi- gen Atmosphäre Themen wie Körperbild, wurde die Übung wiederholt und sie die klassische Musik kennen und lieben tive Erinnerung. Massagen, Grenzen wahrnehmen und zeichnete sich selbst so groß, dass sie lernte bis heute, und ich sie mir anhöre, vieles mehr. Den Workshop leitete Tina das ganze Blatt ausfüllte. Die Teilnehme- wenn ich entspannen möchte – bei einem Was wirklich Bildung ist: Das lässt sich Lichtenegger. rinnen mögen dieses Angebot so sehr, Oratorium von Bach. Im Lauf des Lebens diskutieren, daher ist es besser zu sagen, dass sie es jedes Jahr wieder im Pro- lernte ich auch die volkstümliche Schlager- Inhalte des Workshops sind: gramm haben wollen. Heuer sind nicht jeder Mensch mit oder ohne Behinderung musik kennen; ich brauche sie meistens zum • Körperwahrnehmung und Körperbild nur zwei Seminar-Blöcke geplant, damit hat seinen eigenen Bildungsgrad. Egal ob Abreagieren. Austropop liegt mir auch im • Kennenlernen von Muskeln, Knochen, jeder Interessierte teilnehmen kann, son- reich oder arm. Ich bin dankbar, dass ich so wichtigen Organen, Atmung usw. dern Daniela hat bereits in anderen Herzen, wie Reinhard Fendrich, da er meis- viel lernen durfte und noch lernen darf. • Sich selbst Gutes tun – mit sich selbst Werkstätten einige Kund*innen mit ihrer achtsam umgehen: Selbstkopfmas- Massage verwöhnen können. sage – Meridianaktivierung, Fuß- und Partnersuche Handmassage • Kinesiologische Übungen – unter- schiede der Berührung wahrnehmen “ • Achtsam miteinander in Kontakt treten, Grenzen wahrnehmen und Hallo, ich heiße Julian Koller, bin 22 Jahre alt und wohne in der akzeptieren, respektvoller Umgang Laboratoriumstraße 29c in 8052 Graz. Ich suche eine Frau im Alter mit einander, Tabuzonen kennenlernen von 20 bis 30 Jahren für eine Beziehung. Ich wünsche mir eine Part- In dem Workshop werden verschiedene nerin, die unternehmungslustig, lieb, offen, zärtlich und treu ist. Am Wochenende möchte ich gerne mit dir die Zeit verbringen. Julian Schreib mir doch! Massage-Kunst will auch gelernt sein Seite 20 Seite 21
lebens.magazin Tag der Inklusion Der ORF hat auch über den Tag der Inklusion berichtet. Hier ein Auszug aus steiermark.orf.at vom 2. Mai 2019: „Wir wollen Gehalt statt Selbst entscheiden, wie man lebt Taschengeld“ Gehalt statt Taschengeld: Würde, Wertschätzung, Anerkennung – aber auch Freiheit und Sicherheit, ergänzt Regina Grancy von der Zum Tag der Inklusion am 5. Mai traten wir als Lebenshilfe Steiermark mit unseren Lebenshilfe Steiermark: „Ein Gehalt bedeutet, dass ich das Geld Kolleg*innen der Lebenshilfen in Österreich für Gehalt statt Taschengeld für Men- persönlich zur Verfügung habe, selbst entscheiden kann, wie ich ©? schen mit intellektuellen Beeinträchtigungen öffentlich ein. wohnen möchte, wofür ich es in meiner Freizeit ausgeben Von Regina Senarclens de Grancy möchte. Aber ein Gehalt bedeutet natürlich auch, dass ich kran- In der Steiermark gibt es schon kenversichert bin und später einmal eine Pension bekommen die Hilfe zum Lebensunterhalt. Das werde – wie alle anderen Menschen auch. Deshalb ist für uns © Mavric ist gut, aber die Fragen der Kranken- ein Gehalt für alle eine ganz wichtige Forderung.“ versicherung und der Pension sind damit nicht gelöst. Wir wissen, dass Nicole Braunstein arbeitet im Büro der Lebenshilfe Trofaiach – Gehalt statt Taschengeld nur um- sie weiß, wie es sich anfühlt, für ihre Arbeit nur Taschengeld zu setzbar ist, wenn manche Gesetze bekommen: „Taschengeld bekommt man von seinen Eltern für geändert werden. Dafür müssen Kleinigkeiten. Da sieht man nicht, welche Arbeit man leistet“, viele Stellen in den Bundesländern sagt sie bestimmt. und in Österreich zusammenarbei- „Gehalt statt Taschengeld“ sei nicht nur die Frage eines Begriffs, ten. Anschließend hielten wir am sondern eine Frage der Wertschätzung und Anerkennung, unter- Grazer Hauptplatz eine Versamm- streicht Braunstein: „Das ist einfach eine Würde, wenn ich am lung ab. Wir hatten Plakate mit den Ende des Monats mein Gehalt bekomme, und ich habe meinen Aufschriften: „Wir haben verbriefte Gehaltszettel in der Hand. Dann fühlt man sich sehr wohl, und Rechte“ und „Wir wollen Gehalt man fühlt sich wertgeschätzt für die Arbeit, die man macht.“ Die Versammlung am Grazer Hauptplatz war ein wichtiges Zeichen statt Taschengeld“. für die Inklusion Kein Standard der UNO-Behindertenrechtskonvention Die Masala Brass Band unter- Laut Lebenshilfe entsprechen die Arbeits- und Beschäftigungs- ir sprachen bei Landesrätin Kampus vor: Wir möglichkeiten von Menschen mit Behinderungen in Österreich W konnten ihr Unterlagen übergeben und Sie unterstütze unser Anliegen. stützte uns musikalisch und trug sehr zur guten Stimmung bei. Am Tag darauf trafen sich die Selbstver- treter*innen aus ganz Österreich mit derzeit nicht dem Standard der UN-Behindertenrechtskonven- tion; das wurde auch bei der letzten Staatenprüfung durch die Vereinten Nationen 2013 kritisiert. Seitdem hat sich in Österreich Wir Selbstvertreter*innen der Lebenshilfe Steiermark Abgeordneten im Parlament in an den gesetzlichen Rahmenbedingungen nichts geändert, kriti- rufen auf: Wien. siert die Lebenshilfe. Die nächste UN-Prüfung findet im nächsten Wir wollen ein Gehalt statt Taschengeld Jahr statt. • Wir gehen jeden Tag zur Arbeit. • Wir geben unser Bestes. • Wir bekommen kein Gehalt, sondern nur ein Taschengeld. Taschengeld erhalten Zur Person: kleine Kinder. Regina Senarclens de Grancy • Als Erwachsene möchten wir ein Gehalt ist seit Oktober 2018 bekommen und kranken- und pensions- Generalsekretärin der versichert sein wie alle anderen auch. Lebenshilfe Steiermark • Das ist uns wichtig, weil wir dann frei über dieses Geld verfügen können. © Mavric Seite 22 Seite 23
lebens.thema “ Der 2. Mai war ein Lebenshilfe interessanter und wichtiger Tag.“ Lebenshilfe-Aktionen zu Daniel G. „Gehalt statt Taschengeld“ Daniel Gamweger ist einer der Sprecher als Ein Bericht der beiden Selbstvertreter Daniel Gamweger und Martin Pichler Selbstvertreter der über die Veranstaltung am Grazer Hauptplatz. Von Daniel Gamweger und Martin Pichler Lebenshilfe Steier- Fotos: Mavric mark. Er setzt sich mit viel Engagement für die Rechte der ir waren am 2. Mai Menschen ein W 2019 in Graz. Zuerst haben wir einen Ter- min bei der Landesrätin Doris Kampus gehabt. Bei diesem Termin im Land- haus waren folgende Personen mit dabei: Die Selbstvertreter*innen Hanna Kamrat, Nicole Braunstein, Da- niel Gamweger und Martin Pichler. Begleitet wurden wir von der Präsidentin der Le- benshilfe Steiermark, Elisabeth Ginthör-Kalcsics und der Gene- ralsekretärin, Regina de Grancy. Das Thema war „Gehalt statt Taschengeld“. Menschen mit Behinderungen sollen nicht wie Kinder behandelt werden. Sie sind erwachsene Bürgerin- Bestes geben. Wir bekommen aber kein Ines Kremsl, Hanna Kamrat und Nicole nen und Bürger. Sie wollen Gehalt, sondern nur ein Taschengeld. Ta- Braunstein haben moderiert. Die Selbst- und können ihre Rechte und schengeld erhalten kleine Kinder. Als Er- vertretungs-Konferenz hat eine Jahresprä- Pflichten wahrnehmen. Sie wachsene möchten wir ein Gehalt sentation gemacht. Am frühen Nachmittag haben das Recht auf Arbeit, bekommen und kranken- und pensionsver- gab es Workshops zu folgenden Themen: um sich ihr Leben zu finanzie- sichert sein wie alle anderen auch. Gehalt statt Taschengeld, Alter mit Behin- ren und ein schaffender Teil der derung und Digitalisierung. Die Work- Gesellschaft zu sein. Nach diesem Treffen gab es am Grazer Hauptplatz Das Recht auf die Möglichkeit, den Le- shops waren sehr spannend. Danach Wir haben der Frau Landesrä- eine Versammlung. Wir haben Karten verteilt und bensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, wurden die Ergebnisse vorgestellt. An die- tin Kampus ein Schreiben mit viele Unterschriften gesammelt. Diese werden an steht auch im Artikel 27 der UN-Behinder- sen Ergebnissen wird in der Selbstvertre- unseren Anliegen übergeben. das Bundeskanzleramt geschickt. Musikalisch wur- tenrechts-Konvention. Am Nachmittag tungs-Konferenz und im Präsidium weiter Die Landesrätin steht hinter den wir von der Gruppe Masala Brass unterstützt. fand dann die jährliche Vollversammlung gearbeitet. dem Thema „Gehalt statt Ta- Das Thema „Gehalt statt Taschengeld“ ist uns wich- der Selbstvertreter*innen im Steiermark- schengeld“. tig, weil wir jeden Tag zur Arbeit gehen und unser hof statt. Seite 24 Seite 25
lebens.aktuell Lebenshilfe Österreich Lebenshilfe Steiermark Beiratssitzung der Selbst- Vollversammlung der Selbstvertreter*innen vertreter*innen und Angehörigen Am 2. Mai hat die Selbstvertretungs-Vollversammlung der Lebenshilfe Steiermark stattgefunden. 34 Personen nahmen an dieser Versammlung teil. Von Daniel Gamweger Werner Franz ist Mitglied des Angehörigen-Beirates und setzt sich engagiert für den Erfahrungsaustausch ein. In drei Workshops haben wir intensiv an nicht mehr in Papierform sondern elektro- wichtigen Themen gearbeitet: nisch (z.B. Bankgeschäfte, Facebook, B eide Beiräte trafen sich zu ihren Sitzungen in der Stadt Salzburg. Am 24. April wurde das Thema „Menschen mit hohem Unter- stützungsbedarf“ in einer gemeinsamen Sitzung Alter und Behinderung: Die Selbstver- treter*innen wünschen sich inklusives Wohnen von alten und jungen Menschen WhatsApp), es gibt die E-card und die Führerschein-Prüfung am Computer, die digitale Vignette und Zugkarten usw. besprochen. Ein gegenseitiger Erfahrungs- und mit und ohne Behinderung. Wichtig wäre So kann man sich schneller informieren, Wissensaustausch: In der Vorbereitung zu die- auch ein persönliches Budget für alle, vernetzen und besser austauschen. Ein sem Thema haben die Beiratsvorsitzenden ein damit man selbst auswählen kann, wie Nachteil ist, dass man bei Stromausfällen Arbeitspapier erstellt. Ein Auszug aus diesem die Unterstützung sein soll. Wir wollen in keinen Kontakt mehr hat. Für manche umfangreichen Arbeitspapier: Der Arbeitskreis der Beiräte-Selbstvertreter und der Angehörigen Pension gehen können und wir wollen geht die Digitalisierung aber zu schnell, 1.SICHTBAR MACHEN von Menschen mit nicht bevormundet werden! andere Leute gehen nicht mehr außer hohem Unterstützungs-Bedarf in der Öffent- Haus. Wir wollen die digitalen Angebote lichkeitsarbeit: 3.TEILHABE von Menschen mit hohem Gehalt statt Taschengeld: Wir wollen vor allem für eine bessere Vernetzung Den Menschen mit seinem Willen, Wünschen, Unterstützungs-Bedarf bei Tagungen für unsere Arbeit auch ein Gehalt bekom- nutzen und uns damit Zeit und Stress Fähigkeiten und Herausforderungen in den Mit- Durch gemeinsames Tun, kannst du dich / ihn / men wie andere auch. Das heißt, dass sparen. telpunkt stellen. sie, kennenlernen. wir dann selbst kranken- und pensions- • erforderliche, richtige Assistenz • Nichts über uns, ohne uns versichert wären. Man soll uns viel mehr Die Arbeit in den Workshops war sehr • aktives Auftreten in der Öffentlichkeit • Menschen mit hohem Unterstützungs-Bedarf mitdenken lassen und mit einbeziehen bei Selbständigkeit zutrauen. spannend und interessant. Wir werden • gute Unterstützung in der Kommunikation uns für die Interessen einsetzen! • den Lebensbereich sichtbar machen der Planung • Gute Unterstützung, Hilfsmittel / Sprach- Digitalisierung: Wir sind schon mitten • Öffentlichkeitsarbeit – Zielgruppen dorthin drin! Vieles erledigen wir einladen wo Menschen mit hohem und sehr Unterstützung hohem Unterstützungsbedarf sind • Wichtig sind Vertrauens-Personen, die übersetzen (Mimik und Gestik) 2.MITWIRKUNG von Menschen mit hohem Barriere Freiheit in Sprache und Tempo Unterstützungs-Bedarf in der Interessens- Für den Zuweisungstermin Zivildienst politik: Eine Person mit hohem Unterstützungs-Bedarf Zur Person: Oktober 2019 werden Mit großem En- Zivildienstleistende sind in unseren kann mit passender Assistenz Selbstvertreter Werner Franz ist Mitglied des gagement leis- Einrichtungen eine unverzichtbare sein, sofern sie oder er es will. Präsidiums der Lebenshilfe steiermarkweit ten junge Herren und geschätzte Stütze, die sowohl Für Menschen mit sehr hohem Unterstützungs- Steiermark. noch Zivildiener in den verschie- von den MitarbeiterInnen wie auch Bedarf übermitteln Angehörige, stellvertretend, Dies ist ein kurzer Auszug aus den densten Einrichtun- von den KundInnen der Lebenshilfe umfangreichen Mitschriften der gesucht! die Anliegen an den Selbstvertretungs-Beirat. gen der Lebenshilfe sehr gerne angenommen wird. • die Person ist selbst interessiert am Tages- Vorbereitungsgespräche des Steiermark ihren Zivil- Geschehen Selbstvertretungs- und Angehöri- dienst. Sie erbringen • gute Unterstützung und Assistenz, Hilfsmittel gen Beirates. Nun sind die Um- dabei Hilfsdienste bei der Betreu- • Aufbereitung der Medien setzungsvorschläge ung von Menschen mit Behinderung im Für Fragen wenden • Besuch der Politik herauszuarbeiten und eine Aufga- Arbeits- und Wohntraining. Sie sich bitte an • Selbstvertreter erzählen über ihre Arbeit benverteilung vorzunehmen, Andrea Lappi • Einladung zu Sitzungen – Unterstützung damit die vielen Vorschläge der Der Zivildienst wird oft als große Erfah- 0316/812575 durch Vertrauensperson (Assistenz) drei Hauptpunkte Wirkung erzie- rung und Bereicherung empfunden, so- len können, so der Autor. dass viele der jungen Herren in weiterer Folge eine Laufbahn im sozialen Bereich einschlagen. Seite 26 Seite 27
rechts.beratung Die Kolumne Tickets kaufen und Zum guten Schluss: dabei spenden: Leute, bleibt’s gesund! Lebenshilfe- Hallo, mein Name ist Helga SCHNEEBERGER aus Vorau. Ich möchte euch Open Air meine Geschichte erzählen wie ich glücklich geworden bin. Angefangen hat alles damit, das mir aufgefallen ist, dass meine Hosen zu eng wurden und Unter dem Motto „Musik verbindet“ ich schwerer Luft bekam. Ich wollte aber keine neuen Hosen kaufen, sondern veranstaltet die Lebenshilfe Region meine alten wieder anziehen können und auch atmen wollte ich wieder Judenburg am 1. August 2019 ihr 1. Jörg Neumann (GF der Lebenshilfe Region Judenburg), normal. Also musste sich etwas ändern! Von Helga Schneeberger Benefiz-Open-Air mit Steirischen Sandra Rinofner (Obfrau der Lebenshilfe Region Juden- Künstler*innen. Tickets sind ab sofort burg), Karl Peinhaupt und Richard Panzer (Mitglieder der erhältlich. Gruppe Bergfex) H allo, mein Name ist Helga Schnee- berger Helga aus Vorau. Ich möchte euch Nach dem Fußballspiel wollte ich auch endlich Be- wegung machen und nicht mehr herumsitzen. „D ie Lebenshilfe ist auf Spenden an- gewiesen, um das eine oder an- dere neue Projekt verwirklichen meine Geschichte er- zu können“, betont Sandra Rinofner, Obfrau zählen, wie ich glücklich Zum Glück wurde in Vorau der Lebenshilfe Region Judenburg. Statt geworden bin. Angefan- direkt im Ort ein Fitness- Spenden auf herkömmliche Weise zu sam- gen hat alles damit, center eröffnet. Ich habe meln, hat sich die gemeinnützige Organisa- dass mir aufgefallen ist, meine Schwester gefragt, tion etwas Besonderes einfallen lassen. Sie dass meine Hosen zu ob sie vielleicht mit mir dort möchte ihren Unterstützern etwas zurückge- eng wurden und ich hingehen würde, um dort ben – bei einer Musikveranstaltung am 1. Au- schwerer Luft bekam. einmal ein Probetraining zu gust. Wer gute Live-Musik hören will: Mit Ich wollte aber keine machen. Das hat mir Spaß dabei sind Marco & Maximilian, Bergfex, Na- neuen Hosen kaufen, gemacht. Kurz später habe tascha „Das Steirermadl“, Oliver Haidt und die sondern meine alten ich mich für drei Monate Schwoazstoaner. wieder anziehen kön- dort angemeldet und bin nen und auch atmen wollte ich wieder nor- von Montag bis Freitag jeden Tag nach der „Mit unserem Open Air leben wir Inklusion“, mal. Also musste sich etwas ändern! Arbeit hingegangen. Eine Angestellte vom so Rinofner stolz. Das Event findet am Ge- Fitnesscenter hat mir die verschiedenen lände der Lebenshilfe-Werkstätte Kohlplatz Begonnen habe ich damit, nur mehr halbe Übungen erklärt und nun mache ein (Gala-Bau) statt. Tickets sind in allen Lebens- Portionen zu essen, aufs Naschen zu ver- Training für den ganzen Körper. Am hilfe-Werkstätten, den Projekt-Standorten (Bi- zichten und Mineralwasser anstatt süßer meisten Spaß macht mir das Fahren auf stro am LKH-Judenburg-Gelände, Nah&Frisch Getränke zu trinken. Nach dem Umstellen dem Heimtrainer. Weil ich so fleißig trainiert Murkauf, Restaurant Neuer Marktwirt und bekam ich leichter Luft und konnte wieder habe, verlor ich deutlich an Gewicht und Dorfladen Fohnsdorf), der Verwaltung und in lange gehen ohne stehenbleiben zu müs- passe wieder in alle meine Hosen! Durch der Raiffeisenbank Zirbenland erhältlich. sen. Allerdings verlor ich dadurch nicht so die Bewegung beim Walken und beim Trai- Das Ticket für Erwachsene kostet 35 Euro und viel Gewicht wie ich eigentlich wollte. Ob- nieren fühle ich mich einfach besser. Mittler- das ermäßigte Ticket für Kinder bis 14 Jahren wohl ich jeden Dienstag Walken mit der Le- weile fahre ich sogar am Wochenende auf kann man um 20 Euro erwerben. benshilfe war, wollte ich noch mehr meinem neuen Hometrainer. Zum Schluss Bewegung machen. Die Idee mit der Bewe- möchte ich euch sagen, dass das Trainieren gung kam mir, als ich mit meiner Freizeitas- echt super ist und dass jeder der kann auch sistentin zum Fußballspiel gefahren bin. mehr Bewegung machen sollte! Seite 28 Seite 29
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