LEBENSQUALITÄT UND INNOVATION IM BUNDESLAND SALZBURG - MARKUS PAUSCH (HRSG.)

 
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LEBENSQUALITÄT UND INNOVATION IM BUNDESLAND SALZBURG - MARKUS PAUSCH (HRSG.)
LEBENSQUALITÄT
UND INNOVATION
IM BUNDESLAND
SALZBURG

MARKUS PAUSCH (HRSG.)
LEBENSQUALITÄT UND INNOVATION IM BUNDESLAND SALZBURG - MARKUS PAUSCH (HRSG.)
Glücklich, zufrieden
    und voller Zukunftsideen?

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    Wie geht es uns in Salzburg? Wie schaut’s mit unserer Lebensqualität aus? Und wie definieren bzw.
    messen wir denn überhaupt „Lebensqualität“?

                                                                                                            VORWORT
         Fragen nach dem guten Leben bewegen uns alle. Als Landesrätin für Wissenschaft und Erwach-
    senenbildung freut es mich sehr, dass nun der Endbericht zum Projekt „Lebensqualität und Innova-
    tion im Bundesland Salzburg“ vorliegt, der viele Antworten gibt! Der Bericht belebt die Debatte. Er
    hinterfragt kritisch, was eine hohe Lebensqualität ausmacht. Es ist sehr wohltuend und gleichzeitig
    zukunftsweisend, dass Lebensqualität hier nicht nur an ökonomischen Faktoren festgemacht wird,
    sondern soziale Inklusion, Demokratie, Arbeit, Gesundheit und Umwelt miteinbezogen werden.
    Dadurch wird die Definition vom guten Leben um viele Dimensionen erweitert.
         Die vorliegende Analyse unserer gegenwärtigen Lebensqualität fällt erfreulicherweise sehr posi-
    tiv aus. Unser Bundesland bietet im internationalen Vergleich einen sehr hohen Lebensstandard. Das
    bestätigen auch die Salzburgerinnen und Salzburger: Zwei Drittel bewerten ihre Lebensqualität hoch,
    nur rund zwölf Prozent niedrig.
         Verbesserungen unserer Lebensqualität werden oft durch Innovationen ermöglicht. Daher setzt
    sich der vorliegende Bericht auch mit unserer Innovationsfähigkeit und -kraft auseinander. Hier zeigt
    sich noch ein größerer Handlungsbedarf: 84 % der SalzburgerInnen blicken pessimistisch in die
    Zukunft und befürchten in den nächsten 15 Jahren ein Sinken ihres Lebensstandards. Diesen nega-
    tiven Zukunftserwartungen gilt es mit innovativen Maßnahmen entgegenzuwirken – nachhaltiger
    Tourismus kann eines der Mut machenden Projekte sein.
         Projektleiter und Herausgeber Prof. (FH) Dr. Markus Pausch sowie seinem gesamten Team dan-
    ke ich herzlich für die kritische Analyse und die Handlungsempfehlungen für ein gutes Leben für
    ALLE.

    Martina Berthold
    Landesrätin
Vorwort der Hochschulleitung

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    Die Fachhochschule Salzburg bereitet mit ihren Studiengängen nicht nur auf die künftigen Heraus-       Wir hoffen, dass die Ergebnisse und Empfehlungen des Projekts einen Beitrag zur Erhaltung der hohen
    forderungen des Arbeitsmarkts vor, sie ist auch in der praxisnahen und angewandten Forschung ein       Lebensqualität und Innovationskraft des Bundeslandes leisten sowie zur Verbesserung jener Berei-

                                                                                                                                                                                                                   VORWORT
    zentraler Player im Bundesland Salzburg. In verschiedenen multidisziplinären Projekten werden          che beitragen, in denen es noch Potenzial nach oben gibt. Die FH Salzburg wird weiterhin in Forschung
    zukunftsorientierte und relevante Lösungen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erarbeitet. Die    und Lehre an der innovativen Gestaltung des Bundeslandes mitarbeiten.
    regionale Lebensqualität der Salzburgerinnen und Salzburger sowie unternehmerische und soziale             Unsere Anerkennung gilt den Forschenden für die hervorragende und für unsere Region höchst
    Innovationen sind dabei von besonderem Interesse. Daher freut es uns ganz besonders, dass zu diesen    zukunftsweisende Arbeit. Dem Wissenschaftsressort des Landes Salzburg herzlichen Dank für die
    Themen nun eine fundierte Analyse vorliegt, die an unserer Hochschule entstanden ist.                  zweckgewidmeten Forschungsmittel. Mit dieser Unterstützung ist es der FH Salzburg möglich, wert-
        Die Studie „Lebensqualität und Innovation im Bundesland Salzburg“ ist ein aktueller Beitrag der    volle Analysen und Handlungsfelder für den Wirtschafts- und Lebensstandort Salzburg zu generieren.
    Fachhochschule zu einem besseren Verständnis der sozialen und ökonomischen Lebensverhältnisse
    der Salzburgerinnen und Salzburger. In ihr fließen die Expertisen und Analysen von FH-Forscherin-
    nen und -Forschern aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen ein.
        In einer Kooperation zwischen ForscherInnen aus den Studiengängen Soziale Arbeit (SOZA),           Ihre Hochschulleitung der FH Salzburg
    Betriebswirtschaft (BWI) sowie Innovation & Management im Tourismus (IMT) wurde drei Jahre an          Geschäftsführung – Rektorat
    einer fundierten Analyse der Lebensqualitäts- und Innovationsindikatoren für das Bundesland Salz-
    burg gearbeitet. Das Ergebnis verdeutlicht, dass eine Region nur durch das Zusammenspiel von sozi-
    alen, politischen und ökonomischen Faktoren erfolgreich sein kann. Die Studie zeigt auch, dass
    Lebensqualität und Innovation von vielen verschiedenen Teilbereichen und Indikatoren abhängen
    und komplexe Phänomene sind. Gerade in Zeiten der Vereinfachung und der Beschleunigung ist es
    nötig, sich Zeit zu nehmen für genaue Analysen und differenzierte Argumente. Ein sorgfältiger Umgang
    mit Daten ist die Grundlage von Wissenschaft und Forschung. Daher ist es nicht verwunderlich, son-
    dern geradezu notwendig, dass ein dreijähriges Forschungsprojekt in einem umfangreichen Endbe-
    richt mündet. Es war dem Projektteam aber ein Anliegen, eine Kurzfassung herauszugeben, welche
    die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst.
Vorwort des Herausgebers                                                                                  Inhalt

6                                                                                                                                                              7

    Der vorliegende Bericht ist die Kurzfassung des Projekts „Lebensqualität und Innovation im Bundes-
                                                                                                              A   Einleitung                            8
    land Salzburg“. Er beschäftigt sich im ersten Teil mit sozialer Inklusion, Demokratiequalität, Arbeit

                                                                                                                                                            I N H A LT
    und Beruf, Gesundheit, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie einer Reihe von ökonomischen Faktoren              B Soziale Inklusion                      14
    für wirtschaftliche Prosperität (Produktivität, Einkommen, Ressourcen). Für die gegenwärtige und
                                                                                                              C Demokratiequalität                     20
    die künftige Lebensqualität im Bundesland Salzburg spielt darüber hinaus auch die Frage eines nach-
    haltigen Tourismus eine wichtige Rolle, die daher besondere Berücksichtigung fand. Im zweiten             D Lebensqualität und Arbeit              26
    Berichtsteil werden Indikatoren für Innovation und Innovationsfähigkeit analysiert, denn Innovati-
                                                                                                              E   Gesundheit und Lebensqualität        32
    onen stellen die Grundlage für Produktivitätsfortschritte und Wirtschaftswachstum dar und wirken
    damit indirekt auch maßgeblich auf die Lebensqualität einer Region. Sie schaffen die Voraussetzungen      F   Umwelt und Nachhaltigkeit            38
    für Wohlstand und soziale Sicherheit. Wie sich zeigt, ist das Bundesland Salzburg in vielen untersuch-
                                                                                                              G Produktivität, Einkommen, Ressourcen   44
    ten Aspekten eine der erfolgreichsten Regionen Österreichs, Europas und der Welt. Gleichwohl wer-
    den auch Schwächen und Entwicklungen sichtbar, die für die regionalen AkteurInnen eine Heraus-            H Nachhaltigkeit im Tourismus            52
    forderung für die Zukunft darstellen.
                                                                                                              I   Innovation matters                   57
        Dieser Kurzfassung liegt ein umfangreicher Projektbericht zugrunde, der als PDF-Dokument auf
    der Projektwebsite unter www.lq-inno.at kostenlos abrufbar ist und in limitierter Auflage auch gedruckt   J   Innovationsfähigkeit im Tourismus    65
    vorliegt.
        Wir wünschen den an unserer Studie Interessierten viel Freude mit dieser Lektüre und hoffen,
    dass sie als Grundlage für weitere Diskussionen nützlich ist.

    Markus Pausch
    Projektleiter/Herausgeber
elle, physische, psychische, soziokulturelle) Res-   guten Lebens, das sowohl materielle wie auch
                                                                                                                  sourcensituation von Personen abstellen. Damit       immaterielle, individuelle und kollektive Wohl-
                                                                                                                  sind es vorrangig gesellschaftliche Merkmale und     fahrtskomponenten umfasst und das ‚Besser’
                                                                                                                  Strukturen, die ein „gutes Leben“ in einer „guten    gegenüber dem ‚Mehr’ betont (Glatzer und Zapf
                                                                                                                  Gesellschaft“ ermöglichen.                           1984).
                                                                                                                       Die Operationalisierung der Messung von              Der Forschungszugang des vorliegenden
                                                                                                                  Lebensqualität in sozialwissenschaftlichen Zugän-    Projekts folgt diesem breiten Zugang und erfasst
                                                                                                                  gen erfolgt in erster Linie über objektiv messba-    eine Reihe zentraler Dimensionen der Lebens-
                                                                                                                  re Indikatoren, wie sie in Surveys oder in aggre-    qualität in großer Detailtiefe. Indikatoren wurden
                                                                                                                  gierter Form etwa von statistischen Ämtern zur       größtenteils auf der Grundlage vorhandenen

    Einleitung                                                                                                    Verfügung gestellt werden. Soziale Indikatoren
                                                                                                                  suchen folglich für jeden der ausgewählten
                                                                                                                                                                       Datenmaterials gewonnen, vorrangig aus admi-
                                                                                                                                                                       nistrativen Daten, zusätzlich wurden Sonderaus-
                                                                                                                  Lebensbereiche sinnvolle, beobachtbare und           wertungen bestehender Datensätze sowie auch
    REINHARD HOFBAUER                                                                                             unabhängig von der einzelnen Person messbare         eigene Primärerhebungen durchgeführt. Das
                                                                                                                  Merkmale. Die Auswahl und Definition der Indi-       vorliegende Projekt folgt letztlich auch den Emp-
                                                                                                                  katoren erfolgt in der Regel nicht willkürlich,      fehlungen verschiedener ExpertInnenkommis-
                                                                                                                  sondern theoriebasiert, wobei Wirkungszusam-         sionen, keinen zusammenfassenden Lebensqua-
8                                                                                                                                                                                                                                 9
                                                                                                                  menhänge zwischen subjektiven Lebensqualitä-         litätsindex zu berechnen, weil ein solcher nur
    Obwohl die Frage nach einem „guten Leben“ seit         subjektives Wohlbefinden heute als Prozess             ten als gemessenem Wert und Lebensqualitäts-         durch gegenseitige Verrechnung einzelner Lebens-
    der Antike eine der zentralen Erkenntnisfragen         umschrieben, an dem sowohl kognitive Bewer-            korrelaten wie sozialer Einbindung, Arbeit,          qualitätsdimensionen „erkauft“ werden kann und

                                                                                                                                                                                                                               EINLEITUNG
    in den Wissenschaften ist, entziehen sich Begrif-      tungsprozesse als auch emotionale Reaktionen           Einkommen, Gesundheit etc. als abhängigem            der Komplexität des Konstrukts Lebensqualität
    fe wie Wohlfahrt und Lebensqualität bis heute          auf Lebensereignisse beteiligt sind (Diener und        Wert zunächst hypothetisch formuliert und            nicht gerecht wird (Sachverständigenrat 2010,
    einer einheitlichen Konzeptualisierung. Über           Lucas 2003, 191). Funktionalistische Ansätze           anschließend empirisch überprüft werden. Die         21).
    Jahrhunderte war materieller Wohlstand für             fokussieren auf die weitgehende Abwesenheit            mo­derne Lebensqualitätsforschung folgt damit             Breite Lebensqualitätsmaße umfassen zuneh-
    Individuen als auch die Gesellschaft gleichbedeu-      von (körperlichen und psychischen) Beeinträch-         der Er­kenntnis, dass objektiv messbare Lebens-      mend nicht nur sogenannte „objektive“, sondern
    tend mit hoher Lebensqualität. In den Jahrzehn-        tigungen und (gesundheitlichen) Belastungen,           umstände sich auch in subjektiv guter Lebens-        auch „subjektive“ Faktoren. Objektive Faktoren
    ten nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte „Wachs-       hedonistische Zugänge stellen das emotionale           qualität niederschlagen sollen.                      bezeichnen von außen beobachtbare Lebensbe-
    tum“ zur Kennzeichnung von gesellschaftlichem          Wohlbefinden (happiness) in den Mittelpunkt.                Hinsichtlich der Anzahl und Auswahl der für     dingungen, subjektive Faktoren deren individu-
    Fortschritt und Wohlstand und das BIP galt dafür       Kognitionspsychologische Ansätze betonen die           die Lebensqualität wichtigen Einflussfaktoren        elle Wahrnehmung und Bewertung, wenn auch
    als zusammenfassende, aussagefähige Kenngrö-           Orientierung an selbstgewählten Standards eines        (Dimensionen) gibt es in Wohlfahrts- und Lebens-     eine strikte Trennung in objektive und subjekti-
    ße. Schon seit mehreren Jahrzehnten wird aller-        guten Lebens. Dabei gilt: Je kleiner die Diskre-       qualitätsmaßen eine Vielzahl von Vorschlägen         ve Merkmale mitunter schwer aufrechtzuerhalten
    dings sowohl im wissenschaftlichen als auch im         panz zwischen der aktuellen Lebenssituation und        (Kroll 2011). Sie reichen von zwei Dimensionen       ist (Till, et al. 2016, 580). Auch in dieser Hinsicht
    politischen und zivilgesellschaftlichen Diskurs        dem Vergleichsstandard, umso höher die Zufrie-         (Glück und Lebensjahre) bei Veenhoven (Veen-         folgt das gegenständliche Projekt dem aktuellen
    erkannt, dass allein aus den Indikatoren zur Wirt-     denheit mit dem eigenen Leben. In diesem Sinn          hoven 2009) über einige wenige (Van Hoorn 2007)      Forschungstrend.
    schaftsleistung nicht abgeleitet werden kann,          wird Lebensqualität als Bilanz aus individuellen       hin zu Dutzenden beim OECD-Better-Life Index
    ob sich Wirtschaft und Gesellschaft auf dem            Erwartungen und Zielen (aspirations) sowie dem         oder der Statistik-Austria-Initiative „Wie geht’s
    erwünschten Pfad zu allgemeinem Wohlstand              bisher Erreichten (achievements) beschrieben           Österreich?“ bis zu Hunderten in ausgefeilten        LEBENSQUALITÄT
    und höherer Lebensqualität befinden. Seit zwei         (Michalos 1985). Auch Gewöhnungsaspekte und            Indikatorensystemen (Legatum Institute 2015).        IM BUNDESLAND SALZBURG
    oder drei Jahrzehnten ist ein Wiederaufleben der       Persönlichkeitsmerkmale wurden als wichtige                 Neu ist, dass die Frage, was Lebensqualität
    Forschungsarbeiten zur Frage zu beobachten, wie        Einflussgrößen des subjektiven Wohlbefindens           ist und wie sie gemessen werden könnte, heute        Im Zuge des Projekts wurden mittels einer Bevöl-
    unser Verständnis von Wohlfahrt und Lebens-            erkannt.                                               auf ungewöhnlich hoher politischer Ebene dis-        kerungsbefragung1 auch Fragen zur subjektiven
    qualität „jenseits des BIP“ verbessert werden                Kennzeichnend für stärker sozialwissen-          kutiert wird. Gemeinsam ist den neuen Versuchen      Lebensqualität im Bundesland Salzburg gestellt.
    kann. Die Lebensqualitätsforschung hat sich dabei      schaftlich orientierte Lebensqualitätskonzepte         der „Neuvermessung des Wohlstands“ (Kroll            Damit konnten insbesondere im Bereich subjek-
    immer stärker interdisziplinär ausgerichtet.           ist, dass sie Lebensqualität nicht als subjektiv-in-   2011), dass sie Lebensqualität als etwas von         tiver Komponenten der Lebensqualität zahlreiche
         In der Psychologie existieren seit jeher unter-   dividuelles Phänomen untersuchen, sondern              Lebensstandard und Wohlstand Verschiedenes           zusätzliche Informationen auf regionaler Ebene
    schiedliche Lebensqualitätsbegriffe, meist wird        stärker auf die gesellschaftlich bedingte (materi-     betrachten, als multidimensionales Konzept des       gewonnen werden. Das Spektrum der Fragen
umspannt verschiedene theoretische Ansätze              gesunkenen Mittelwert auf der fünfteiligen Ska-        ziertes Bild: Für die Hälfte der SalzburgerInnen            standard als „sehr niedrig“ oder „eher niedrig“.
     subjektiver Lebensqualität: die kognitiven Kom-         la zum Ausdruck, der von 3,98 auf 3,88 gesunken        hat sich die Lebensqualität in den letzten fünf             Lebensstandard und Lebensqualität korrelieren
     ponenten der Lebenszufriedenheit als globales           ist. Dieser Durchschnittswert liegt im „Normbe-        Jahren verändert. Rund 30 % geben an, sie hat               hoch (r = .76; p = 0.01). Die Einschätzung der eige-
     Urteil über die Qualität des eigenen Lebens,            reich“ der Lebensqualität, der in der empirischen      sich zum Schlechteren verändert, für rund 20 %              nen Lebensqualität steht damit in engem Zusam-
     Lebensqualität als gelungene Form der Alltags-          Lebensqualitätsforschung regelmäßig bei 70 bis         hat sie sich verbessert. Während Männer und                 menhang mit der Zufriedenheit mit dem eigenen
     bewältigung, positive Beziehungen zu anderen            80 % des Maximalwerts zu liegen kommt (Cum-            Frauen die Entwicklung gleich einschätzen, zei-             Lebensstandard.
     Menschen und Lebenssinn als wichtige Kompo-             mings 1995).                                           gen sich nach dem Alter Unterschiede: Für mehr
     nente eines teleologischen Lebensqualitätsver-               Hinsichtlich des Geschlechts beurteilen über      als ein Drittel der Befragten (34 %) unter 45 Jah-          Zufriedenheit mit der verfügbaren Zeit
     ständnisses, die eher am bedürfnisorientierten          30 % der Frauen ihre Lebensqualität als sehr hoch      ren hat sich die Lebensqualität verschlechtert,             Zwei Fragen nach dem Zeitwohlstand geben Aus-
     Wohlbefindenskonzept ausgerichtete Frage nach           gegenüber 20 % der Männer, während das Ver-            für rund 21 % verbessert. Bei den über 45-Jährigen          kunft darüber, wie zufrieden die SalzburgerInnen
     dem Grad der Wunscherfüllung sowie der hedo-            hältnis bei der Antwortkategorie „hoch“ umge-          fällt die Beurteilung für 26 % negativ aus, für             mit ihrer verfügbaren Zeit für wichtige Personen
     nische Zugang zu Lebensqualität als emotionales         kehrt ausfällt. Insgesamt liegt der Mittelwert bei     20 % positiv, 54 % beurteilen die Situation unent-          und Dinge sind. Eine Mehrheit der SalzburgerIn-
     Wohlbefinden.                                           Frauen mit 3,8 höher als bei Männern mit 3,6.          schieden. Personen mit Matura als höchstem                  nen (56 %) ist mit der verfügbaren Zeit für Dinge,
                                                                  Unterschiede zeigen sich auch beim Alter:         Bildungsabschluss beurteilen die Entwicklung                die sie gerne macht zufrieden, 22 % nur teilweise
     Hohe, aber sinkende Werte                               Personen bis 45 Jahre bewerten ihre Lebensqua-         der vergangenen Jahre etwas positiver als Perso-            und 22 % sind nicht zufrieden. Die Geschlechter
     bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit                 lität durchschnittlich mit 3,7 schlechter als älte-    nen mit geringem Bildungsgrad. Aber auch bei                unterscheiden sich hinsichtlich der Bewertung
     Die Frage nach der umfassenden Lebenszufrie-            re Personen mit 3,9. Personen mit Matura bewer-        Personen mit höherem Bildungsgrad geben mehr                ihres Zeitwohlstands nicht, aber SalzburgerInnen
10                                                                                                                                                                                                                                      11
     denheit wurde der österreichischen Bevölkerung          ten sie mit 3,9 durchschnittlich besser als Perso-     Menschen an, dass sich ihre Lebensqualität ver-             unter 45 Jahren sind deutlich weniger zufrieden
     in Bevölkerungsbefragungen mehrmals vorgelegt.          nen ohne Matura mit 3,7. Am deutlichsten fallen        schlechtert hat. Durchwegs wird die Situation in            als ältere. Weniger als die Hälfte ist zufrieden
     Auch für das Bundesland Salzburg liegen mit der         die Unterschiede in der soziodemografischen            Salzburg geringfügig besser eingeschätzt als im             (47 %), 25 % nur teilweise und 27 % sind nicht

                                                                                                                                                                                                                                       EINLEITUNG
     Umfrage nun nach 2008 erneut Werte zur allge-           Darstellung nach beruflicher Stellung aus.             Österreichvergleich.                                        zufrieden.
     meinen Lebensqualität vor.                              Arbeiter­Innen bewerten ihre Lebensqualität mit             Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit                    Rund zwei Drittel der SalzburgerInnen haben
          26 % der SalzburgerInnen bewerten ihre aktu-       durchschnittlich 3,4 deutlich geringer als Ange-       ihrem Lebensstandard antworten rund 64 % der                ausreichend Zeit für Personen, die ihnen wichtig
     elle Lebensqualität als sehr hoch, über 40 % als        stellte, öffentlich Bedienstete oder Selbständige      Befragten mit „hoch“ oder „sehr hoch“. Knapp                sind, für 15 % trifft das nicht zu. Zeitwohlstand
     hoch. Während 22 % ihre Lebensqualität mittel-          mit 3,8 bzw. 3,9. Besonders letzteres Ergebnis         12 % der SalzburgerInnen bewerten ihren Lebens-             ist eine Frage des Alters. Während Personen unter
     mäßig einschätzen, ist sie für knapp 10 % eher          zeigt, dass im Durchschnitt eine geringere mate-
     niedrig und für 2,5 % sehr niedrig. Im Österreich-      rielle Ausstattung und ein geringerer Status auch
     vergleich bewerten mehr Menschen ihre Lebens-           mit einer geringeren subjektiven Lebensqualität        Wenn Sie an Ihre aktuelle Lebenssituation denken – wie hoch ist Ihre Zufriedenheit mit Ihrem Lebensstandard?
     qualität sehr hoch und etwas weniger eher nied-         einhergehen.
     rig, was auch in einem höheren Mittelwert zum                                                                                                 sehr          eher     mittel-       eher           sehr        MW      Std.ab-
                                                                                                                    In %                        niedrig       niedrig     mäßig         hoch          hoch        (1–5)   weichung
     Ausdruck kommt.                                         Uneinheitliche Entwicklung
                                                                                                                    Salzburg 2016                   2,8            8,7      25,4        42,2           21,9        7,0          2,0
          Im Vergleich der Salzburger Werte mit 2008         in den vergangenen Jahren
                                                                                                                    Österreich 2016                 2,9            8,9      21,0        41,6           25,6        7,1          2,2
     zeigt sich, dass 2016 deutlich mehr Menschen            Auf die Frage, wie sich die subjektive Lebensqua-
     ihre Lebensqualität als eher niedrig und weniger        lität der SalzburgerInnen in den letzten fünf Jah-
                                                                                                                    Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016.
     als eher hoch einschätzen. Das kommt auch im            ren entwickelt hat, zeigt sich ein recht differen-

     Wenn Sie an Ihre aktuelle Lebenssituation denken – wie hoch ist Ihre Zufriedenheit mit ihrer Lebensqualität?   In meiner Freizeit habe ich ausreichend Zeit für Personen, die mir wichtig sind

                                    sehr        eher   mittel-       eher          sehr         MW       Std.ab-                                  trifft                                               trifft
     In %                        niedrig     niedrig   mäßig         hoch         hoch         (1–5)    weichung                            überhaupt       trifft eher    teils/       trifft    voll und         MW      Std.ab-
                                                                                                                    In %                      nicht zu        nicht zu      teils    eher zu      ganz zu         (1–5)   weichung
     Salzburg 2016                   2,5        9,5       21,8        40,5         25,7          3,8          1,0
                                                                                                                    Salzburg 2016                   4,8          10,2       20,2        38,8           26,0        3,7          1,1
     Salzburg 2008                   2,0        4,0       23,0        45,0         26,0          3,9          1,0
                                                                                                                    Österreich 2016                 4,7            9,9      18,4        33,7           33,3        3,8          1,1
     Österreich 2016                 2,3        7,2       22,3        37,7         30,5          3,9          1,0

                                                                                                                    Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016.
     Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016.
45 Jahren zu rund 54 % zufrieden sind, sind es            ich mich manchmal kaum zurechtfinde“ eher oder          Lebensqualität als schlecht oder eher schlecht                      Gesellschaftliche Verunsicherung zeigt sich
     bei den älteren Personen über 77 %.                       voll und ganz zu. 64 % der Salzburger­Innen und         bewerten.                                                       nicht nur in strukturellen Problemgruppen wie
                                                               in etwa ein gleicher Prozentsatz der österreichi-                                                                       bei Geringqualifizierten oder bildungsfernen
     Leben entspricht den Wünschen                             schen Vergleichsgruppe stimmen der Aussage              Pessimismus in Bezug                                            Schichten, sondern auch in sozial und finanziell
     Für viele bedeutet Lebensqualität, dass ihr Leben         überhaupt nicht oder eher nicht zu.                     auf gesellschaftliche Entwicklungen                             abgesicherten Haushalten. Wahrgenommene
     den selbstgewählten Wünschen entspricht. Für                   82 % der SalzburgerInnen sehen sich eher           Ein gänzlich anderes Bild zeichnen die Zukunfts-                Verunsicherung bedarf offenbar keiner eigenen
     mehr als zwei Drittel der SalzburgerInnen ist das         oder ganz sozial integriert. Der Aussage „Ich füh-      erwartungen mit den gesellschaftlichen Entwick-                 Gefährdungslage. Der Bearbeitung dieser Unsi-
     Leben im Großen und Ganzen so, wie sie sich das           le mich von der Gesellschaft ausgeschlossen“            lungen. Eine überwiegende Mehrheit der Bevöl-                   cherheitslage sollte daher in den unterschiedli-
     vorstellen. 18 % können dieser Aussage nicht ganz         stimmen 8 % der SalzburgerInnen eher oder ganz          kerung ist pessimistisch und geht davon aus, dass               chen Dimensionen der Lebensqualität die obers-
     zustimmen und für rund 13 % trifft die Aussage            zu. Vor allem ArbeiterInnen sehen sich signifikant      der Lebensstandard sinken wird und sich die gesell-             te Priorität eingeräumt werden.
     überhaupt nicht zu. Für Menschen unter 45 Jah-            häufiger (MW: 1,9) von mangelnder Teilhabe und          schaftlichen Verhältnisse verschärfen werden.
     ren sowie für ArbeiterInnen verläuft das Leben            sozialer Einbindung betroffen.
     weniger häufig so, wie sie es sich vorstellen.                 Auf die affektiven Komponenten für das sub-
          Teleologisch geprägte Zugänge von Lebens-            jektive Wohlbefinden zielt die hedonistische Aus-
     qualität gehen davon aus, dass Menschen ihr               sage „Für intensive Glücksmomente lohnt es sich
     Handeln auf Ziele ausrichten und generell zufrie-         zu leben“. 87 % der SalzburgerInnen sehen ihren
     dener sind, wenn sie ihre Ziele erreichen. Ziele          subjektiven Lebenssinn im intensiven Glückser-
12                                                                                                                                                                                                                                          13
     zu verfolgen, verleiht dem Leben Sinn. Für rund           leben. Mehr als andere abgefragte Aspekte des
     40 % der SalzburgerInnen wie der Österreicher­            Wohlbefindens stehen intensive glückliche Erleb-
     Innen lohnt sich das Leben voll und ganz, für             nisse für hohe Lebensqualität. Lediglich 3 % der

                                                                                                                                                                                                                                           EINLEITUNG
     weitere 35 % trifft die Aussage „Ich denke, dass          Befragten sehen im affektiven Glück kein Lebens-
     sich das, was ich im Leben mache, lohnt“ eher zu.         ziel.
     Rund 17 % antworten „teils/teils“ und knappe                   Zusammengefasst zeichnen die Fragen zum
                                                                                                                       Anmerkungen
     8 % stimmen der Aussage eher nicht oder gar nicht         subjektiven Wohlbefinden ein komplexes Bild.
     zu. Der Mittelwert liegt auf der Skala (1 = trifft gar    Zwei Drittel bewerten unterschiedliche Aspekte          1	Im Zeitraum Dezember 2015 bis Februar 2016 wurden 842 Personen (ab 18 Jahren) für das Bundesland
                                                                                                                          Salzburg und 705 Personen für Österreich (ohne Salzburg) mittels randomisierter, standardisierter
     nicht zu; 5 = trifft voll und ganz zu) bei 4,1. Bei       ihrer Lebensqualität hoch, rund 12 % niedrig.              telefonischer Interviews von Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Rahmen des Projekts
     Frauen wie Männern sind die Werte gleich ver-             Gegenüber dem Jahr 2008 ist die durchschnitt-              „Lebensqualität und Innovation im Bundesland Salzburg“ zu Aspekten der Lebensqualität befragt.

     teilt. Deutliche Unterschiede zeigen sich beim            liche Lebensqualität damit etwas gesunken. Eine
     Alter: Personen unter 45 Jahren erreichen einen           große Mehrheit der SalzburgerInnen sieht ihr
     Mittelwert von 3,9, Personen über 45 Jahren einen         Leben im Einklang mit ihren Wünschen, führt             Literaturverzeichnis
     von 4,3. Bei jüngeren SalzburgerInnen hegen               ein sinnerfülltes Leben und ist sozial integriert.      Cummings, R. A. (1995): On the trail of the gold standard of life satisfaction. Social Indicators Research, 35/2:
     22 % Zweifel, ob sich das, was sie im Leben machen,       Es verbleibt ein Prozentsatz von rund 10 % bis             179–200.
     lohnt, knapp 11 % verneinen diese Frage.                  20 % der Bevölkerung, für die all das nur teilwei-      Diener, E. (1999): Personality and subjective well-being. In Kahneman, E., Diener, D., & Schwarz, N. (Hrsg.):
                                                                                                                           Well-being: The foundations of hedonic psychology. New York: Russel Sage Foundation, 213–229.
          Für 18,5 % der SalzburgerInnen trifft die Aus-       se zutrifft, und etwa 10 % der Bevölkerung, die
     sage „Das Leben ist so kompliziert geworden, dass         die unterschiedlichen Aspekte der subjektiven           Diener, E., Napa Scollon, C., & Lucas, R.E. (2003): The evolving concept of subjective well-being:
                                                                                                                           The multifacetednature of happiness. Advances in Cell Aging and Gerontology, 187–219.
                                                                                                                       Glatzer, W., & Zapf, W. (1984): Lebensqualität in der Bundesrepubiik. Objektive Lebensbedingungen
                                                                                                                           und subjektives Wohlbefinden. Frankfurt a. M./New York: Campus.
     Denken Sie einmal 15 Jahre voraus. Für wie wahrscheinlich halten Sie es,                                          Legatum Institute (2015): Programmes. Economics of Prosperity.
     dass folgende Dinge eintreten? (n = 1547)                                                                             http://www.li.com/programmes/economics-of-prosperity (Zugriff am 15.02.2015).
                                                                                                                       Michalos, A. (1985): Multiple discrepancies theory (MDT). Social Indicators Research, 151–161.
     				sehr                                                                        eher         eher         sehr
                                                                                                                       Sachverständigenrat (2010): Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes
     				 wahr-                                                                     wahr-      unwahr-      unwahr-
                                                                                                                           Indikatorensystem – Expertise im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrates. Wiesbaden.
     				scheinlich                                                             scheinlich   scheinlich   scheinlich
                                                                                                                       Till, M., Oismüller, A., Ponocny, I., & Eiffe, F. (2016): Facetten der Lebensqualität. Statistische Nachrichten,
     Dass das Leben dann besser und leichter sein wird		                 1,8         14,3         58,1         25,7
                                                                                                                             576–589.
     Dass wir uns alle in unserer Lebensführung sehr einschränken müssen 23,6        55,4         17,8           3,2
                                                                                                                       Van Hoorn, A. (2007): A short Introduction to subjective Well-being. University of Rome: Paper prepared for the
     Dass es Arbeit und soziale Sicherheit für alle geben wird		         2,2         14,9         49,9         33,0        international Conference on is happiness mesasurable und what do those measures mean for policy?
                                                                                                                       Weidekamp-Maicher (o. J.): Materielles Wohlbefinden im späten Erwachsenenalter und Alter. Dissertation.
Austria 2014) sowie den „Nationalen Eingliede-                              Die Quote der Personen in Haushalten mit
                                                                                                                rungsindikatoren“ (Statistik Austria 2015). Die                        keiner oder niedriger Erwerbsintensität umfasst
                                                                                                                nationalen Eingliederungsindikatoren wurden                            die Indikatoren „keine“ oder „niedrige Erwerbs­
                                                                                                                nicht am Schreibtisch entworfen, sondern im                            intensität“ (maximal 20 % der vollen Erwerbstä-
                                                                                                                Dialog mit staatlichen und nichtstaatlichen Sta-                       tigkeit). Im Bundesland Salzburg lebten 2014 rd.
                                                                                                                keholdern im Rahmen der „nationalen Armuts-                            27.000 Personen in Haushalten mit keiner oder
                                                                                                                plattform“ entwickelt und werden regelmäßig                            niedriger Erwerbstätigkeit, das entspricht einer
                                                                                                                adaptiert, zuletzt im Jahr 2014. Das explizite Ziel                    Quote von 6,6 % und liegt ebenfalls deutlich unter
                                                                                                                der „Nationalen Eingliederungsindikatoren“ ist                         dem nationalen Vergleichswert.
                                                                                                                es, Maßzahlen zu berechnen, die über Konzepte                               Manifeste Armut bezeichnet eine Lebenssi-

     Soziale Inklusion und Teilhabe                                                                             von Armut deutlich hinausgehen.                                        tuation, in der ein Mensch von zwei oder drei der
                                                                                                                                                                                       Kriterien für Ausgrenzungsgefährdung gleich-
                                                                                                                Eingliederungsindikatoren in Salzburg                                  zeitig betroffen ist. Demnach können rd. 14.000
     REINHARD HOFBAUER                                                                                          Im Bundesland Salzburg betrifft Armuts- oder                           Personen oder 2 % bis 3 % der Salzburger Bevöl-
                                                                                                                Ausgrenzungsgefährdung im Jahr 2014 rund                               kerung als manifest arm gelten. Gegenüber der
                                                                                                                84.000 Personen oder 16 % der Gesamtbevölke-                           nationalen Vergleichszahl liegt auch bei diesem
                                                                                                                rung. Sie liegt damit um 3 % niedriger als in Öster-                   Indikator eine geringere Betroffenheit vor.
14                                                                                                                                                                                                                                            15
                                                                                                                reich. Im Bundesland Salzburg waren 2014 rd.                                Stärker noch als die individuellen Einkom-
     Lebensqualität aus der individuellen Perspektive     Armutsgefährdeten an der Bevölkerung messen           61.000 Personen armutsgefährdet. Das entspricht                        men bestimmen die verfügbaren Nettoein­kommen
     wird an individuellen Lebenszielen bewertet.         soziale Ungleichheit und liefern Hinweise auf das     einem Anteil von 11,7 %. Damit ist der Anteil                          der privaten Haushalte die Konsummöglichkeiten

                                                                                                                                                                                                                                            SOZIALE INKLUSION
     Lebensqualität aus der gesellschaftlichen Pers-      Ausmaß von sozialer Ausgrenzung. Aus Befra-           armutsgefährdeter Personen signifikant geringer                        und das Wohlstandsniveau der Bevölkerung. Das
     pektive zielt auf die Systemdimension, sie hat       gungsergebnissen gewonnene Erkenntnisse wie           als im Österreichvergleich (14,1 %). Grundlage                         preisbereinigte standardisierte Haushaltsmedi-
     gesellschaftliche Normen und darauf basierende       wiederholte Zahlungsschwierigkeiten, Erwerbs-         der Bemessung ist der Median des (äquivalisier-                        aneinkommen betrug 2014 23.092 Euro und lag
     Konzepte zur Grundlage. Kollektive Lebensqua-        hindernisse durch Betreuungspflichten oder            ten) Haushaltseinkommens in Österreich. Der                            damit höher als im Österreichvergleich. Im Trend
     lität ist damit untrennbar mit Fragen der Vertei-    mangelnde Tragfähigkeit sozialer Beziehungen          Schwellenwert für Armutsgefährdung wurde mit                           zeigen sich sowohl im Bundesland Salzburg als
     lung von und Mindestnormen an Ressourcen für         zeigen dagegen einen Mangel an Teilhabemög-           60 % des nationalen Medians des Äquivalenzein-                         auch in Österreich seit 2010 sinkende reale Haus-
     ein gutes Leben verknüpft. Im Diskurs um die         lichkeiten aus der Haushaltsperspektive.              kommens festgelegt.                                                    haltsmedianeinkommen.
     Frage nach den notwendigen und angemessenen               Indikatoren für soziale Inklusion und Teil-           Erhebliche materielle Deprivation liegt vor,                           Die regionale bzw. nationale Armutsgefähr-
     Bedingungen für individuelle Lebensqualität in       habe sind relativ. Sie legen nicht absolute Norm-     wenn Haushalte angeben, sich mindestens vier                           dungslücke basiert auf dem zusätzlichen Einkom-
     der Gesellschaft wird nicht zuletzt angesichts des   werte fest, sondern orientieren Teilhabe an den       von neun alltagstypischen Ausgaben nicht leisten                       men, das ein armutsgefährdeter Haushalt benö-
     rapiden Wandels von Produktions- und Gesell-         Standards, den Möglichkeiten und der Leistungs-       zu können. Der Anteil von Personen in Salzburg,                        tigen würde, um ein Einkommen über der Armuts-
     schaftsstruktur zunehmend auf den Begriff der        fähigkeit der Gesellschaft. Der Berichtsteil zu       die von erheblicher materieller Deprivation                            gefährdungsschwelle zu erzielen. Zählt man die
     Teilhabe zurückgegriffen.                            sozialer Inklusion und Teilhabe im Bundesland         betroffen sind, liegt bei rd. 3,3 %. Das entspricht                    absoluten Eurobeträge dieser Einkommenslücken
          So trägt das Teilhabekonzept der größeren       Salzburg umfasst 26 Indikatoren und diese             rund 17.500 Personen und liegt unter dem öster-                        aller Haushalte zusammen, dann ergibt sich
     Vielfalt von Lebensweisen und den Verursa-           schließen die wesentlichen Dimensionen sozialer       reichischen Vergleichswert.                                            ein Gesamtmaß für Intensität und Ausmaß von
     chungszusammenhängen von Ausgrenzung                 Inklusion und Teilhabe wie Armuts- und Aus-
     Rechnung. Der Aspekt der selbstbestimmten            grenzungsgefährdung, Lebensstandard, Wohn-
     Lebensführung macht den Teilhabebegriff gut          raum, Erwerbsleben, Bildungschancen, Gesund-          Quote der von Armut oder Ausgrenzung betroffenen Personen
     an­schlussfähig an ein Konzept der Lebensquali-      heit und soziale Beziehungen ein. Die Indikatoren
     tät, das sowohl objektive Lebensbedingungen          stützen sich soweit wie möglich auf bereits vor-      		2009                                                          2010            2011        2012        2013        2014
     als auch ihre subjektive Bewertung an individu-      handene und eingeführte Indikatoren der Sozi-         Salzburg in %		17,3                                              15,9             15         14,1        15,6         16
     ellen Lebenszielen betont.                           alforschung und -berichterstattung, sofern sie        Betroffene                                    93.270          84.438          78.539      74.068      81.722      84.240
          Bei den nachfolgenden Indikatoren für sozi-     dem Fokus auf soziale Inklusion und Teilhabe          Österreich in %		19,1                                            18,9            19,2        18,5        18,8        19,2
     ale Inklusion und Teilhabe werden Makro- und         folgen. Damit ergibt sich eine hohe Deckungs-         Betroffene                                1.577.000       1.566.000         1.593.000   1.542.000   1.572.000   1.609.000
     Mikroebene miteinander verbunden. Indikatoren        gleichheit etwa mit Indikatoren der Statistik-Aus-
     auf der Makroebene wie bspw. der Anteil der          tria-Initiative „Wie geht’s Österreich?“ (Statistik   Quelle: Statistik Austria, Sonderauswertung mit reduziertem Schätzfehler.
Armutsgefährdung. Die Zahl wird auch als Anteil                        pe der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten.           denlöhne, die unter zwei Drittel des Bruttome-         Salzburg um rd. sieben Prozentpunkte hinter dem
     am Bruttoinlandsprodukt bzw. Bruttoregional-                           In Österreich liegt der Anteil der Betroffenen         dianlohns liegen, das waren rd. 1.550 Euro brutto,     gesamtösterreichischen Wert. Bei den 3- bis 5-Jäh-
     produkt ausgewiesen. Im Bundesland Salzburg                            ähnlich hoch wie in Salzburg.                          14 Mal im Jahr. Im Jahr 2014 zeigen die Werte des      rigen besuchen wie in Gesamtösterreich 92 %
     liegt die Einkommensarmutslücke 2014 bei 165                                Sehr schlechter Wohnstandard betrifft in          Indikators gegenüber den Werten für 2009 und           eine vorschulische Bildungseinrichtung. Im Jahr
     Mio. Euro, das entspricht 0,7 % des Bruttoregio-                       Salzburg 1,4 % der Bevölkerung und ist deutlich        2010 etwas geringere Betroffenenzahlen. Für 2014       2014 lag die Zahl der 16- bis 29-jährigen Jugend-
     nalprodukts (Österreich: 1,1 % des BIP).                               gestiegen. Der Trend ist auch für Österreich fest-     ist von rd. 27.000 Personen auszugehen, deren          lichen, die in den letzten sechs Monaten weder
         Der Indikator „Dauerhaft manifeste Armut“                          zustellen, wenn auch auf etwas höherem Niveau.         Stundenlöhne zwei Drittel des Bruttomedians            in Ausbildung standen, noch Arbeit hatten
     umfasst den Anteil der Bevölkerung, der seit min-                           Von Belastungen durch die Wohnumgebung            nicht erreichen. Die Quote liegt im Bereich des        (NEETs: Datenbasis Eurofound-Definition) bei
     destens zwei Jahren mit zwei oder drei Kriterien                       (Kriminalität, Lärm oder Umweltbelastungen)            österreichischen Vergleichswerts. Der Indikator        rd. 9.800. In den vergangenen fünf Jahren ist die
     der Ausgrenzungsgefährdung konfrontiert ist.                           waren im Bundesland Salzburg 2014 8,4 % oder           „Erwerbshindernisse durch Betreuungspflichten“         Zahl der betroffenen Jugendlichen signifikant
     Für Salzburg liegen für diesen Indikator nicht                         rd. 44.000 Menschen betroffen. Die Quote war           gibt die Zahl jener Frauen und Männer von 18 bis       gesunken und liegt unterhalb des österreichischen
     genügend Fallzahlen für eine verlässliche Schät-                       auch hier etwas niedriger als in Österreich mit        59 Jahren an, die nur teilzeitbeschäftigt oder nicht   Vergleichswerts von rd. 13 %. Sozial eingeschränk-
     zung vor. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit liegt                      9,5 %. Der Anteil der Personen mit fast keiner         erwerbstätig sind, weil keine geeignete Betreu-        te Bildungsmobilität misst soziale Bildungsmo-
     der Anteil unter 5 %. In Österreich waren im Jahr                      Erwerbstätigkeit (maximal 20 % des Jahres Voll-        ungseinrichtung für Kinder oder pflegebedürfti-        bilitätshemmnisse von Jugendlichen in Abhän-
     2013 250.000 Menschen oder rd. 3 % von dauer-                          zeit erwerbstätig) liegt 2014 bei rd. 15 %. Seit dem   ge Erwachsene zur Verfügung steht. Im Bundes-          gigkeit von der Ausbildung der Eltern. In Salzburg
     haft manifester Armut betroffen.                                       Jahre 2009 ist ein kontinuierliches Anwachsen          land Salzburg umfasst die Zahl im Jahr 2014 rd.        beträgt der Abstand der 25- bis 59-Jährigen aus
         Der Indikator „Wiederholte Zahlungsproble-                         der Quote zu beobachten und der Salzburger Wert        5.000 Personen, das entspricht ebenfalls einem         bildungsfernen Familien und Personen, deren
16                                                                                                                                                                                                                                               17
     me“ umfasst finanziell bedingte Rückstände bei                         liegt nur mehr um rd. einen Prozentpunkt unter-        Anteil von rd. 1,9 %.                                  Eltern eine weiterführende Ausbildung absolviert
     regelmäßigen Zahlungen. Die Punktschätzer der                          halb des entsprechenden Vergleichswerts für                 In Salzburg beträgt der Anteil langzeitbe-        haben, 28 Prozentpunkte. Soziale Bildungsmo-
     Indikatorwerte deuten im Bundesland Salzburg                           Österreich.                                            schäftigungsloser Personen an der Gesamtar-            bilitätshemmnisse sind im Bundesland Salzburg

                                                                                                                                                                                                                                               SOZIALE INKLUSION
     auf einen etwas rückläufigen Anteil Betroffener                             Der Salzburger Indikator Haushaltserwerbs­        beitslosigkeit 16,2 %, das entspricht rd. 3.000        damit höher als in Gesamt­österreich, wo der ent-
     hin. So sind 2014 rd. 2 % der Personen von wie-                        einkommen unter der Armutsgefährdungsschwel-           Personen. Der Anteil der Langzeitbeschäftigungs-       sprechende Wert 23 Prozentpunkte beträgt.
     derholten Zahlungsproblemen betroffen.                                 le (Summe der Netto-Erwerbseinkommen plus              losigkeit an allen Erwerbspersonen beträgt 1,1 %.           Gesundheit und Lebensdauer sind in Öster-
         Im Bundesland Salzburg waren 2014 rd. 16 %                         Familienleistungen ist im Haushalt geringer als             Der Dimension Bildungschancen kommt im            reich nach wie vor in deutlich messbarem Ausmaß
     der Bevölkerung von Wohnungsüberbelag gemäß                            die Armutsgefährdungsschwelle) zeigt im Beob-          Teilhabekonzept eine wichtige Bedeutung zu. Im         von der sozialen Lage abhängig. Die sozialen
     EU-Definition betroffen, damit liegt der Wert                          achtungszeitraum eine deutliche Zunahme der            Jahr 2014 gab es im Bundesland rd. 106.000 Per-        Unterschiede haben sich jedoch reduziert. Dem
     ähnlich hoch wie in Österreich. Nach EU-Defini-                        Personen in erwerbstätigen Haushalten mit              sonen ab 16 Jahren, die in den letzten zwölf Mona-     Indikator „Mehrfache Gesundheitseinschrän-
     tion ist die Wohnkostenbelastung spätestens dann                       Erwerbseinkommen plus Familienleistungen               ten einen Kurs oder eine Ausbildung besucht            kungen“ liegen Selbstangaben durch die Betrof-
     kritisch, wenn der gesamte Wohnungsaufwand                             unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Waren         haben. Gegenüber dem Jahr 2009 ist die Zahl der        fenen zugrunde. Im Bundesland Salzburg sind rd.
     40 Prozent des jährlich verfügbaren Haushaltsein-                      2009 noch rd. 16 % der Salzburger Erwerbstätigen       Bildungsaktivitäten konstant. Rd. 28 % der Bevöl-      40.000 Personen oder 9 % der Bevölkerung von
     kommens übersteigt. Der Indikatorwert zeigt für                        betroffen, liegt die Quote 2014 bei rd. 20 %. Auch     kerung ab 16 Jahren besuchen jährlich eine der         mehrfachen Gesundheitseinschränkungen betrof-
     2014 eine weitere Steigerung auf 6,7 %. Damit                          bei diesem Indikator liegt der österreichische         angeführten Bildungsaktivitäten. Dieser Wert           fen. Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdete waren
     waren rd. 35.000 Personen von zu hohen Wohn-                           Vergleichswert oberhalb des Salzburger Werts,          liegt etwas unterhalb des österreichischen Ver-        im gesamten Beobachtungszeitraum wesentlich
     kosten gemäß EU-Definition betroffen. Der weit-                        die Differenz ist allerdings deutlich geringer         gleichswerts mit 32,5 % im Jahr 2014. In Öster-        häufiger betroffen (2014: 14,6 %).
     aus größte Teil dieser Personen zählte zur Grup-                       geworden. Niedrige Stundenlöhne erfassen Stun-         reich ist die Zahl der Bildungsaktivitäten in den           Personen, die über mangelnde Sozialbezie-
                                                                                                                                   vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen.         hungen berichten, bekunden auch eine geringere
                                                                                                                                        Institutionelle Vorschulbildungschancen           Lebensqualität (MW: 6,2) gegenüber Personen,
     Haushaltserwerbseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle                                                                 beziehen sich auf Kinder, die bereits vor Beginn       die über funktionierende Sozialbeziehungen
                                                                                                                                   der Schulpflicht bzw. dem verpflichtenden Kin-         berichten (MW: 8,2). Intakte soziale Beziehungen
     		2009                                                          2010           2011         2012         2013         2014    dergartenjahr einen Kindergarten, eine Kin-            (Familie, Freunde) zählen somit zu den wichtigs-
     Salzburg in %		16,3                                              17,3          17,2         18,5         19,7         20,4    derkrippe oder alterserweiterte Betreuungsein-         ten Determinanten der Lebensqualität. Auf die
     Betroffene                                    69.230          72.115         69.873       75.517       78.913       81.709    richtung besuchen. In den letzten Jahren haben         Frage, ob es im sozialen Nahkreis jemanden gibt,
     Österreich in %		20,4                                            21,8          23,1         22,9         21,9         21,5    sich die Besuchsquoten in vorschulischen Bil-          den man um Hilfe bitten kann, antworten rd.
                                                                                                                                   dungseinrichtungen deutlich erhöht. Bei den 0-         95 % der Befragten mit ja. Hinsichtlich des Alters
     Quelle: Statistik Austria, Sonderauswertung mit reduziertem Schätzfehler.                                                     bis 2-Jährigen besuchen 19 % eine vorschulische        und des Geschlechts zeigen sich keine signifikan-
                                                                                                                                   Bildungseinrichtung, damit liegt der Wert für          ten Unterschiede. Mehr als zwei Drittel der Salz-
burger Bevölkerung fühlen sich vollständig gesell-        schwelle. Dies hängt maßgeblich mit zu gerin-        Literaturverzeichnis
     schaftlich integriert. Für 13,3 % trifft die Aussage      gen Stundenlöhnen zusammen. Nahezu ein
                                                                                                                    Statistik Austria (2014): Wie geht’s Österreich? Indikatoren und Analysen. Wien: Statistik Austria.
     „Ich fühle mich von der Gesellschaft ausgeschlos-         Drittel aller Armuts- und Ausgrenzungsgefähr-
     sen“ eher nicht zu, 10 % antworten „teils/teils“          deten erzielte 2014 Stundenlöhne, die weniger        Statistik Austria (2015): Eingliederungsindikatoren 2014. Kennzahlen für die soziale Inklusion in Österreich.
                                                                                                                         Wien: Statistik Austria.
     und knapp 6 % antworten, dass das eher zutrifft.          als zwei Drittel des Bruttomedianlohns erreicht
     Der Anteil der Salzburger Bevölkerung, der sich           haben. Auch wenn die Effekte der letzten Lohn-
     von der Gesellschaft voll und ganz ausgeschlossen         steuerreform in den vorliegenden Daten nicht
     fühlt, ist mit 2,5 % so hoch wie der Anteil von Per-      berücksichtigt sind, ist eine Erhöhung geringer
     sonen mit wenig tragfähigen Sozialbeziehungen.            Einkommen dringend geboten.
         Mit Blick auf ein Mindestmaß an Teilhabe-          •	In rund 5.000 Fällen scheitert ein erhöhtes
     chancen zur Führung eines selbstbestimmten                Er­werbsausmaß an Betreuungspflichten, wovon
     Lebens lassen sich aus den Indikatorwerten die-           vor allem Frauen betroffen sind. Für diese Per-
     ses Kapitels einige Schlussfolgerungen ableiten.          sonengruppen stellen Unterstützungsleistun-
                                                               gen Hilfe zur Selbsthilfe dar.
     •	Zu geringe Haushaltseinkommen sind die wich-        •	Arbeitslosigkeit ist der Lebensqualitätskiller
         tigste Ursache für Armuts- und Ausgrenzungs-          schlechthin. Je länger eine Beschäftigungslo-
         gefährdung im Bundesland Salzburg. Mit rd.            sigkeit dauert, desto schwerwiegender sind
18                                                                                                                                                                                                                                    19
         12 % der Gesamtbevölkerung ist davon keine            materielle wie immaterielle Folgen. Der Wie-
         randständige Gruppe betroffen. Subjektives            derherstellung einer dauerhaften Beschäftigung
         Wohlbefinden korreliert in diesen Einkom-             für alle Arbeitssuchenden sollte daher oberste

                                                                                                                                                                                                                                    SOZIALE INKLUSION
         mensgruppen signifikant mit einer besseren            Priorität eingeräumt werden.
         materiellen Ausstattung und erweiterten gesell-    •	Die gezielte und verbesserte Förderung von im
         schaftlichen Teilhabemöglichkeiten.                   österreichischen Vergleich unterdurchschnitt-
     •	0,7 % des Bruttoregionalprodukts oder rd. 165          lichen Weiterbildungsaktivitäten sollte helfen,
         Mio. Euro wären erforderlich, damit armuts-           die Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen.
         gefährdete Haushalte ein Einkommen über der        •	Institutionelle vorschulische Bildungseinrich-
         Armutsgefährdungsschwelle erzielen.                   tungen tragen zur sozialen Bildungsmobilität
     •	Für knapp 7 % der Bevölkerung ist die Wohn-            bei und sollten daher ausgebaut werden.
         kostenbelastung nach EU-Definition kritisch        •	Gesundheit und subjektive Lebensqualität kor-
         und weiterhin im Steigen begriffen. Maßnah-           relieren hoch. Nach wie vor sind Gesundheit
         men zur Reduktion dieses Belastungsfaktors            und Lebenserwartung stark von der sozialen
         sind daher naheliegend und zweckmäßig.                Lage abhängig. Neben einem leistbaren Zugang
     •	Deutlich zugenommen hat die Zahl der Perso-           zu Gesundheitseinrichtungen wäre ein ver-
         nen in erwerbstätigen Haushalten mit Erwerbs­         stärkter Ausbau präventiver Gesundheitsmaß-
         einkommen unterhalb der Armutsgefährdungs-            nahmen auf allen Ebenen zweckmäßig.

     Ich fühle mich von der Gesellschaft ausgeschlossen

                   trifft                                                                                  trifft
             überhaupt                                         trifft eher      teils/       trifft   voll und
     In %			   nicht zu                                          nicht zu        teils    eher zu     ganz zu
     Salzburg			68,5                                                13,3        10,0           5,6          2,5
     Österreich			74,3                                                9,6         8,6          4,6          2,9

     Quelle: Statistik Austria 2014; Sonderauswertung.
alle BürgerInnen den gleichen Informationszu-                         durch eine unabhängige Judikative und eine eben-
                                                                                                                  gang haben und nicht einzelne privilegiert wer-                       solche Legislative kontrolliert wird. Vertikale
                                                                                                                  den. Auch die Partizipation soll unabhängig von                       Kontrolle muss durch Dezentralisierung bzw. ein
                                                                                                                  den sozioökonomischen Verhältnissen, dem Alter,                       gewisses Maß an Föderalismus gesichert sein.
                                                                                                                  der Herkunft oder dem Geschlecht sein. Sie ist                        Die Vergabe von Parlamentssitzen oder Regie-
                                                                                                                  sowohl in ihren konventionellen Formen als Wahl-                      rungsämtern kommt nicht ohne Kontrollmecha-
                                                                                                                  beteiligung von Bedeutung als auch in unkonven-                       nismen aus. Wettbewerb zwischen Parteien und
                                                                                                                  tionelleren Formen wie Demonstrationen,                               PolitikerInnen ist dabei für eine Demokratie von
                                                                                                                  Petitionen, Streiks usw. Gleichheit in der Reprä-                     fundamentaler Bedeutung. Wo nur eine einzige
                                                                                                                  sentation soll gewährleisten, dass die Zusammen-                      Partei zur Auswahl steht, kann keine Rede von

     Demokratiequalität                                                                                           setzung der gewählten Parlamente sowie anderer
                                                                                                                  staatlicher Einrichtungen die Gesellschaft in ihrer
                                                                                                                                                                                        Kontrolle sein. Ist eine Regierung erst einmal an
                                                                                                                                                                                        der Macht, so muss ihre Amtszeit beschränkt
                                                                                                                  Vielfalt widerspiegelt.                                               sein und kontrolliert werden. Gleichwohl muss
     MARKUS PAUSCH                                                                                                     Damit Freiheit und politische Gleichheit in                      sie auch in der Lage sein, regieren und legitimier-
                                                                                                                  einer Balance zueinander gehalten werden, benö-                       te Entscheidungen durchsetzen zu können. Wären
                                                                                                                  tigt es das dritte Prinzip der Kontrolle. Bereits                     die Kontrollmechanismen so ausgestaltet, dass
                                                                                                                  Charles de Montesquieu hat die Machtbegrenzung                        jedes Gesetz durch Vetos beeinsprucht werden
20                                                                                                                                                                                                                                                 21
                                                                                                                  zwischen den verschiedenen Teilen eines Staates                       könnte, so wäre das Land unregierbar. Auch
     Eine funktionierende Demokratie und die Teil-         Staat seine freiheitssichernden Gesetze auch           als wesentliches Element betont. Die Macht müs-                       hier braucht es also eine gewisse Balance in der
     habe an politischen Prozessen sind für das sub-       vollzieht und dabei auf einer unabhängigen Recht-      se die Macht begrenzen. Niemand – auch keine                          Ausgestaltung der konkreten demokratischen

                                                                                                                                                                                                                                              D E M O K R AT I E Q U A L I T Ä T
     jektive Wohlbefinden der BürgerInnen von hoher        sprechung gründet. Um neben negativer Freiheit         Institution – sollte in einer Demokratie uneinge-                     Abläufe.
     Relevanz. Aus diesem Grund stellt die Demokra-        auch die positive Freiheit zu gewährleisten, also      schränkt oder unkontrolliert bleiben. So braucht                           Ein demokratisches System muss aber nicht
     tiequalität des Bundeslandes Salzburg einen wich-     die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken und aus alter-      es horizontale Kontrolle zwischen den Instituti-                      nur mit seinen Institutionen eine Reihe von Funk-
     tigen Aspekt der Lebensqualität der Salzburge-        nativen Argumenten auszuwählen, braucht es             onen des Staates, vor allem eine Exekutive, die                       tionen erfüllen, sondern es müssen auch gewisse
     rInnen dar. Für das Projekt wurden etablierte         einen öffentlichen Raum zum Meinungsaustausch.
     Indikatoren für die Prinzipien Freiheit, Gleichheit   Öffentlichkeit bedeutet, dass es einen freien Infor-
     und Kontrolle entsprechend dem Demokratie-            mationsfluss unter den BürgerInnen einer Demo-         Demokratiequalität erweitert um Demokratieeinstellungen
     barometer (Bühlmann et al. 2008) ausgewählt           kratie gibt, die zu diesem uneingeschränkten
     und um die Dimension der Demokratieeinstel-           Zugang haben.
     lungen erweitert.                                         Das Prinzip der Gleichheit, das sich auf poli-
          Das Prinzip der Freiheit hängt zuerst davon      tische Gleichheit bezieht, lässt sich philosophisch                                                            DEMOKRATIE-
                                                                                                                                                                            QUALITÄT
     ab, wie die individuellen Freiheiten gesetzlich       mit der Überzeugung begründen, dass kein
     gesichert und praktisch realisiert sind. Negative     Mensch von Natur aus höherwertig ist als ein
     Freiheit meint die Abwesenheit von staatlichen        anderer, dass unter den Menschen also eine natür-                                                                                                        Demokratie-
                                                                                                                                Freiheit                      Kontrolle                      Gleichheit
     Zwängen, die durch den Schutz des Individuums         liche Gleichheit gegeben ist, was ihre fundamen-                                                                                                         einstellungen

     gegenüber anderen Individuen, insbesondere            talen Rechte betrifft. Gleichbehandlung im poli-
     aber gegenüber dem Staat zu sichern ist. Dazu         tischen Prozess und gleiche Zugangschancen zu                      Individuelle                                                                          Demokratie-
                                                                                                                                                            Wettbewerb                      Transparenz
     zählen Menschenrechte wie das Recht auf Leben         politischer Macht und Mitbestimmung sind in                         Freiheiten                                                                             bildung
     und freie Meinungsäußerung, die freie Ausübung        Demokratien die logische Konsequenz daraus.
     der Religion, der Schutz auf Unversehrtheit, auf      Die Aufklärung hat diese normativen Grundlagen                      Rechts-                       Gewalten-                                              Demokratie-
                                                                                                                                                                                            Partizipation
                                                                                                                             staatlichkeit                   kontrolle                                               vertrauen
     die Integrität von Leib und Leben und das Recht       in den Vordergrund gerückt. Die nationalstaatli-
     auf Eigentum. Hinzu kommen Informationsfrei-          che Demokratie hat sie gegenüber ihren Bürge-                                                    Regierungs-                      Repräsen-              Demokratie-
                                                                                                                             Öffentlichkeit
     heit, Datenschutz, Versammlungsfreiheit und           rInnen verfassungsmäßig verankert. Damit das                                                      fähigkeit                         tation               erwartungen
     andere Aspekte. Zur Gewährung und Sicherung           Prinzip der politischen Gleichheit erfüllt werden
     dieses Schutzes und dieser Rechte braucht es          kann, braucht es Transparenz, Partizipation und
     Rechtsstaatlichkeit, also die Sicherheit, dass der    Repräsentation. Transparenz gewährleistet, dass        Quelle: Eigene Darstellung, in Erweiterung des Democracy Barometer.
Funktionen in Hinblick auf die Einstellungen der    Vertrauen der BürgerInnen gegenüber der reprä-           4) Hohe Rechtsstaatlichkeit,                           auf soziodemographische Merkmale gekennzeich-
     BürgerInnen erfüllt sein. Die erste dieser Funk-    sentativen Demokratie gering ist und geringer            veränderte Medienlandschaft:                           net. Vor allem weniger Gebildete beteiligen sich
     tionen ist Demokratiebildung. Hier muss von         wird.                                                    Die Rechtsstaatlichkeit ist in Österreich und damit    deutlich seltener als besser Gebildete. Gewisse
     Seiten des Systems ein Angebot an politischer                                                                auch in Salzburg auf sehr hohem Niveau. Defizi-        Formen der politischen Beteiligung sind außer-
     Bildung vorhanden sein, welches zu Interesse        2) Hohes Maß an politischer Freiheit,                    te gibt es allerdings bei der Bandbreite der medi-     dem in Salzburg wie in ganz Österreich sehr unpo-
     und Kompetenz der BürgerInnen führt. Da die         aber zunehmende Radikalisierung:                         alen Berichterstattung. Österreich stellt sich im      pulär und werden daher auch nicht wahrgenom-
     Menschen nicht bereits als DemokratInnen gebo-      In Hinblick auf das Prinzip Freiheit werden die          europäischen Kontext nach wie vor als Land mit         men. Noch größer sind die Ungleichheiten bei der
     ren werden, braucht es eine gewisse Heranfüh-       meisten Kriterien gut erfüllt, d. h. es gibt ein hohes   hoher Medienkonzentration in wenigen Händen            Repräsentation verschiedener Gruppen im poli-
     rung an die Werte, Prinzipien und Prozesse der      Maß an individueller Freiheit, die staatlich garan-      dar. Dies wirkt sich nachteilig auf die ideologische   tischen System. Hier zeigt sich nach wie vor eine
     Demokratie, die durch ein staatliches Angebot an    tiert und auch geschützt wird. Die körperliche           Balance der Berichterstattung aus. Durch eine          starke Dominanz von Männern gegenüber Frau-
     Demokratiebildung vermittelt werden. So sollen      Unversehrtheit der SalzburgerInnen wird sowohl           erhöhte Internetnutzung hat sich das Medien-           en. Auch Minderheiten sind im politischen System
     Grundwissen und Kompetenzen zu politischem          vom Staat als auch von den EinwohnerInnen                konsum- und Kommunikationsverhalten in den             oder den Parteien kaum repräsentiert.
     Interesse und zur Partizipationsbereitschaft füh-   selbst in hohem Maße respektiert. Die Gesamt-            letzten Jahren allerdings sehr verändert. Mit dem
     ren. Die Funktion Demokratievertrauen muss          kriminalität im Bundesland ist seit 2006 zurück-         Erstarken der neuen Medien ist es auch zu neuen        7) Repräsentative Demokratie
     gewährleisten, dass der repräsentativen Demo-       gegangen, wenn auch zuletzt leicht angestiegen.          Phänomenen gekommen, zuletzt etwa zu einer             verliert an Zustimmung:
     kratie und ihren Institutionen mit Vertrauen        Politische Ausschreitungen und terroristische            Zunahme von Hass- und Verhetzungspostings,             Die größten Schwächen gibt es beim Prinzip
     begegnet wird und dass die BürgerInnen mit ihren    Akte gab es in den letzten Jahren nicht. Zu bekla-       Drohungen, Radikalisierung, der Verbreitung so         Demokratieeinstellungen. Hier ist in Hinblick
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     Leistungen zumindest nicht gänzlich unzufrieden     gen sind zuletzt aber eine Zunahme von rechts­           genannter Fake News und antidemokratischer             auf die Funktionen Demokratiewahrnehmung
     sind. Sinken Vertrauen und Zufriedenheit in         extremen Aktivitäten sowie Verdachtsfälle von            Meinungsäußerungen.                                    und Demokratieerwartungen ein Negativtrend
     der Bevölkerung, so steigt die Gefahr, dass das     dschihadistischer Radikalisierung. Auch Salzburg                                                                in ganz Österreich und auch in Salzburg erkenn-

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     politische System abgelehnt oder sogar offen        ist überdies von neuen Methoden der Meinungs-            5) Hohes Maß an demokratischer Kontrolle               bar. Die Unzufriedenheit der BürgerInnen bezieht
     bekämpft wird. Schließlich müssen Demokratie-       manipulation durch radikale politische Gruppen,          und Implementierungsfähigkeit:                         sich in erster Linie auf die RepräsentantInnen
     erwartungen vorhanden sein, die ein realistisches   v. a. in den neuen Medien, betroffen. Diese Ent-         Das Prinzip der Kontrolle mit den Funktionen           der Demokratie, also auf BerufspolitikerInnen,
     Maß zwischen den Idealen der Demokratie und         wicklungen mindern die Demokratiequalität und            des Wettbewerbs und der Gewaltenkontrolle ist          Parteien und Institutionen, in denen diese Berufs-
     der Machbarkeit konkreter Aspekte reflektieren.     stellen somit auch eine Gefahr für die allgemeine        gut erfüllt. Die Konkurrenz und damit ebenso die       politikerInnen tätig sind wie Parlamente oder
     Die Erwartung muss gegeben sein, dass die Poli-     Lebensqualität im Bundesland dar.                        gegenseitige Kontrolle unter wahlwerbenden             Regierungen. Insbesondere die Europäische Uni-
     tik in der Lage ist, Lösungen für Probleme anzu-                                                             Parteien, auch die Kontrollmöglichkeiten der           on verliert zunehmend an Attraktivität. Dies führt
     bieten und durchzusetzen. Sind die Erwartung        3) Einschränkungen in Lebens-                            Opposition sind im Länder- und Zeitvergleich           dazu, dass es einen starken Wunsch nach Verän-
     an die Problemlösungskapazität gering und die       und Demokratiequalität für Minderheiten:                 hoch, die Eintrittshürden für neue Parteien oder       derung der demokratischen Spielregeln gibt, der
     Zukunftsperspektive pessimistisch, so schadet       Das Recht auf Selbstbestimmung sowie die Reli-           KandidatInnen sind relativ gering. Gleichzeitig        bei einem Teil der Bevölkerung auch antieuropä-
     dies der Stabilität der Demokratie.                 gions- und Bewegungsfreiheit sind weitgehend             zu den demokratiepolitisch wertvollen Kontroll-        ische, antidemokratische oder demokratiekriti-
                                                         gesichert. Einschränkungen gibt es jedoch für            mechanismen ist aber auch die Regierungs-              sche Ideen beinhaltet.
                                                         bettelnde Menschen in der Stadt Salzburg durch           und Implementierungsfähigkeit in Salzburg voll
     DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE                        gesetzliche Regelungen sowie für Minderheiten            gewährleistet.                                         8) Pessimismus vermindert Demokratie-
     IM ÜBERBLICK                                        in der Arbeitswelt, deren Chancen auf Beschäf-                                                                  und Lebensqualität:
                                                         tigung in der Privatwirtschaft etwa durch das            6) Defizite bei Transparenz, Repräsentation            Demokratische Stabilität wirkt sich grundsätzlich
     1) Demokratiequalität ist besser als ihr Ruf:       Tragen eines Kopftuchs deutlich sinken. Hinzu            und Partizipation:                                     positiv auf die allgemeine Lebensqualität aus.
     Als ein zentrales Ergebnis kann festgehalten wer-   kommen Diskriminierungen im Alltag sowie Ein-            Das Prinzip Gleichheit im politischen Prozess ist      Neue Trends in der medialen Kommunikation,
     den, dass die Demokratiequalität und die Demo-      schränkungen in den Möglichkeiten der Religi-            deutlich schlechter erfüllt. Einschränkungen gibt      politische Krisenphänomene, eine Zunahme an
     kratiewahrnehmung der BürgerInnen stark aus-        onsausübung, etwa aufgrund der relativ geringen          es etwa durch eine unzureichende und auch vom          antidemokratischen Radikalismen sowie alte,
     einanderklaffen. Mit anderen Worten: Die Demo-      Anzahl von Gebetshäusern, Religionsvereinen              Rechnungshof mehrfach kritisierte Gesetzeslage         ungelöste Probleme in der Demokratiequalität
     kratiequalität ist nach den meisten Kriterien       und Seelsorgern gewisser Religionen. Die Lebens-         in Hinblick auf Parteifinanzen und Amtsgeheim-         vermindern jedoch das subjektive Wohlbefinden
     sowohl in Gesamtösterreich wie auch im Bundes-      qualität von religiösen Minderheiten in Salzburg         nis. Trotz Bemühungen des Salzburger Landtags,         und führen zu mehr Pessimismus. Dieser Pessi-
     land Salzburg verglichen mit anderen Staaten        wird durch diese Fakten gemindert.                       hier zu mehr Transparenz beizutragen, bleiben          mismus ruft zwei Reaktionen hervor: Rückzug
     oder Regionen und verglichen mit früheren Zei-                                                               Defizite bestehen. Auch die Partizipation in poli-     oder Protest. Während Menschen mit höherer
     ten sehr hoch, während die Zufriedenheit und das                                                             tischen Prozessen ist von Ungleichheit in Hinblick     formaler Bildung eher auf Demokratiereformen
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