LEBENSQUALITÄT UND INNOVATION IM BUNDESLAND SALZBURG - MARKUS PAUSCH (HRSG.)
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Glücklich, zufrieden und voller Zukunftsideen? 2 3 Wie geht es uns in Salzburg? Wie schaut’s mit unserer Lebensqualität aus? Und wie definieren bzw. messen wir denn überhaupt „Lebensqualität“? VORWORT Fragen nach dem guten Leben bewegen uns alle. Als Landesrätin für Wissenschaft und Erwach- senenbildung freut es mich sehr, dass nun der Endbericht zum Projekt „Lebensqualität und Innova- tion im Bundesland Salzburg“ vorliegt, der viele Antworten gibt! Der Bericht belebt die Debatte. Er hinterfragt kritisch, was eine hohe Lebensqualität ausmacht. Es ist sehr wohltuend und gleichzeitig zukunftsweisend, dass Lebensqualität hier nicht nur an ökonomischen Faktoren festgemacht wird, sondern soziale Inklusion, Demokratie, Arbeit, Gesundheit und Umwelt miteinbezogen werden. Dadurch wird die Definition vom guten Leben um viele Dimensionen erweitert. Die vorliegende Analyse unserer gegenwärtigen Lebensqualität fällt erfreulicherweise sehr posi- tiv aus. Unser Bundesland bietet im internationalen Vergleich einen sehr hohen Lebensstandard. Das bestätigen auch die Salzburgerinnen und Salzburger: Zwei Drittel bewerten ihre Lebensqualität hoch, nur rund zwölf Prozent niedrig. Verbesserungen unserer Lebensqualität werden oft durch Innovationen ermöglicht. Daher setzt sich der vorliegende Bericht auch mit unserer Innovationsfähigkeit und -kraft auseinander. Hier zeigt sich noch ein größerer Handlungsbedarf: 84 % der SalzburgerInnen blicken pessimistisch in die Zukunft und befürchten in den nächsten 15 Jahren ein Sinken ihres Lebensstandards. Diesen nega- tiven Zukunftserwartungen gilt es mit innovativen Maßnahmen entgegenzuwirken – nachhaltiger Tourismus kann eines der Mut machenden Projekte sein. Projektleiter und Herausgeber Prof. (FH) Dr. Markus Pausch sowie seinem gesamten Team dan- ke ich herzlich für die kritische Analyse und die Handlungsempfehlungen für ein gutes Leben für ALLE. Martina Berthold Landesrätin
Vorwort der Hochschulleitung 4 5 Die Fachhochschule Salzburg bereitet mit ihren Studiengängen nicht nur auf die künftigen Heraus- Wir hoffen, dass die Ergebnisse und Empfehlungen des Projekts einen Beitrag zur Erhaltung der hohen forderungen des Arbeitsmarkts vor, sie ist auch in der praxisnahen und angewandten Forschung ein Lebensqualität und Innovationskraft des Bundeslandes leisten sowie zur Verbesserung jener Berei- VORWORT zentraler Player im Bundesland Salzburg. In verschiedenen multidisziplinären Projekten werden che beitragen, in denen es noch Potenzial nach oben gibt. Die FH Salzburg wird weiterhin in Forschung zukunftsorientierte und relevante Lösungen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erarbeitet. Die und Lehre an der innovativen Gestaltung des Bundeslandes mitarbeiten. regionale Lebensqualität der Salzburgerinnen und Salzburger sowie unternehmerische und soziale Unsere Anerkennung gilt den Forschenden für die hervorragende und für unsere Region höchst Innovationen sind dabei von besonderem Interesse. Daher freut es uns ganz besonders, dass zu diesen zukunftsweisende Arbeit. Dem Wissenschaftsressort des Landes Salzburg herzlichen Dank für die Themen nun eine fundierte Analyse vorliegt, die an unserer Hochschule entstanden ist. zweckgewidmeten Forschungsmittel. Mit dieser Unterstützung ist es der FH Salzburg möglich, wert- Die Studie „Lebensqualität und Innovation im Bundesland Salzburg“ ist ein aktueller Beitrag der volle Analysen und Handlungsfelder für den Wirtschafts- und Lebensstandort Salzburg zu generieren. Fachhochschule zu einem besseren Verständnis der sozialen und ökonomischen Lebensverhältnisse der Salzburgerinnen und Salzburger. In ihr fließen die Expertisen und Analysen von FH-Forscherin- nen und -Forschern aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen ein. In einer Kooperation zwischen ForscherInnen aus den Studiengängen Soziale Arbeit (SOZA), Ihre Hochschulleitung der FH Salzburg Betriebswirtschaft (BWI) sowie Innovation & Management im Tourismus (IMT) wurde drei Jahre an Geschäftsführung – Rektorat einer fundierten Analyse der Lebensqualitäts- und Innovationsindikatoren für das Bundesland Salz- burg gearbeitet. Das Ergebnis verdeutlicht, dass eine Region nur durch das Zusammenspiel von sozi- alen, politischen und ökonomischen Faktoren erfolgreich sein kann. Die Studie zeigt auch, dass Lebensqualität und Innovation von vielen verschiedenen Teilbereichen und Indikatoren abhängen und komplexe Phänomene sind. Gerade in Zeiten der Vereinfachung und der Beschleunigung ist es nötig, sich Zeit zu nehmen für genaue Analysen und differenzierte Argumente. Ein sorgfältiger Umgang mit Daten ist die Grundlage von Wissenschaft und Forschung. Daher ist es nicht verwunderlich, son- dern geradezu notwendig, dass ein dreijähriges Forschungsprojekt in einem umfangreichen Endbe- richt mündet. Es war dem Projektteam aber ein Anliegen, eine Kurzfassung herauszugeben, welche die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst.
Vorwort des Herausgebers Inhalt 6 7 Der vorliegende Bericht ist die Kurzfassung des Projekts „Lebensqualität und Innovation im Bundes- A Einleitung 8 land Salzburg“. Er beschäftigt sich im ersten Teil mit sozialer Inklusion, Demokratiequalität, Arbeit I N H A LT und Beruf, Gesundheit, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie einer Reihe von ökonomischen Faktoren B Soziale Inklusion 14 für wirtschaftliche Prosperität (Produktivität, Einkommen, Ressourcen). Für die gegenwärtige und C Demokratiequalität 20 die künftige Lebensqualität im Bundesland Salzburg spielt darüber hinaus auch die Frage eines nach- haltigen Tourismus eine wichtige Rolle, die daher besondere Berücksichtigung fand. Im zweiten D Lebensqualität und Arbeit 26 Berichtsteil werden Indikatoren für Innovation und Innovationsfähigkeit analysiert, denn Innovati- E Gesundheit und Lebensqualität 32 onen stellen die Grundlage für Produktivitätsfortschritte und Wirtschaftswachstum dar und wirken damit indirekt auch maßgeblich auf die Lebensqualität einer Region. Sie schaffen die Voraussetzungen F Umwelt und Nachhaltigkeit 38 für Wohlstand und soziale Sicherheit. Wie sich zeigt, ist das Bundesland Salzburg in vielen untersuch- G Produktivität, Einkommen, Ressourcen 44 ten Aspekten eine der erfolgreichsten Regionen Österreichs, Europas und der Welt. Gleichwohl wer- den auch Schwächen und Entwicklungen sichtbar, die für die regionalen AkteurInnen eine Heraus- H Nachhaltigkeit im Tourismus 52 forderung für die Zukunft darstellen. I Innovation matters 57 Dieser Kurzfassung liegt ein umfangreicher Projektbericht zugrunde, der als PDF-Dokument auf der Projektwebsite unter www.lq-inno.at kostenlos abrufbar ist und in limitierter Auflage auch gedruckt J Innovationsfähigkeit im Tourismus 65 vorliegt. Wir wünschen den an unserer Studie Interessierten viel Freude mit dieser Lektüre und hoffen, dass sie als Grundlage für weitere Diskussionen nützlich ist. Markus Pausch Projektleiter/Herausgeber
elle, physische, psychische, soziokulturelle) Res- guten Lebens, das sowohl materielle wie auch sourcensituation von Personen abstellen. Damit immaterielle, individuelle und kollektive Wohl- sind es vorrangig gesellschaftliche Merkmale und fahrtskomponenten umfasst und das ‚Besser’ Strukturen, die ein „gutes Leben“ in einer „guten gegenüber dem ‚Mehr’ betont (Glatzer und Zapf Gesellschaft“ ermöglichen. 1984). Die Operationalisierung der Messung von Der Forschungszugang des vorliegenden Lebensqualität in sozialwissenschaftlichen Zugän- Projekts folgt diesem breiten Zugang und erfasst gen erfolgt in erster Linie über objektiv messba- eine Reihe zentraler Dimensionen der Lebens- re Indikatoren, wie sie in Surveys oder in aggre- qualität in großer Detailtiefe. Indikatoren wurden gierter Form etwa von statistischen Ämtern zur größtenteils auf der Grundlage vorhandenen Einleitung Verfügung gestellt werden. Soziale Indikatoren suchen folglich für jeden der ausgewählten Datenmaterials gewonnen, vorrangig aus admi- nistrativen Daten, zusätzlich wurden Sonderaus- Lebensbereiche sinnvolle, beobachtbare und wertungen bestehender Datensätze sowie auch REINHARD HOFBAUER unabhängig von der einzelnen Person messbare eigene Primärerhebungen durchgeführt. Das Merkmale. Die Auswahl und Definition der Indi- vorliegende Projekt folgt letztlich auch den Emp- katoren erfolgt in der Regel nicht willkürlich, fehlungen verschiedener ExpertInnenkommis- sondern theoriebasiert, wobei Wirkungszusam- sionen, keinen zusammenfassenden Lebensqua- 8 9 menhänge zwischen subjektiven Lebensqualitä- litätsindex zu berechnen, weil ein solcher nur Obwohl die Frage nach einem „guten Leben“ seit subjektives Wohlbefinden heute als Prozess ten als gemessenem Wert und Lebensqualitäts- durch gegenseitige Verrechnung einzelner Lebens- der Antike eine der zentralen Erkenntnisfragen umschrieben, an dem sowohl kognitive Bewer- korrelaten wie sozialer Einbindung, Arbeit, qualitätsdimensionen „erkauft“ werden kann und EINLEITUNG in den Wissenschaften ist, entziehen sich Begrif- tungsprozesse als auch emotionale Reaktionen Einkommen, Gesundheit etc. als abhängigem der Komplexität des Konstrukts Lebensqualität fe wie Wohlfahrt und Lebensqualität bis heute auf Lebensereignisse beteiligt sind (Diener und Wert zunächst hypothetisch formuliert und nicht gerecht wird (Sachverständigenrat 2010, einer einheitlichen Konzeptualisierung. Über Lucas 2003, 191). Funktionalistische Ansätze anschließend empirisch überprüft werden. Die 21). Jahrhunderte war materieller Wohlstand für fokussieren auf die weitgehende Abwesenheit moderne Lebensqualitätsforschung folgt damit Breite Lebensqualitätsmaße umfassen zuneh- Individuen als auch die Gesellschaft gleichbedeu- von (körperlichen und psychischen) Beeinträch- der Erkenntnis, dass objektiv messbare Lebens- mend nicht nur sogenannte „objektive“, sondern tend mit hoher Lebensqualität. In den Jahrzehn- tigungen und (gesundheitlichen) Belastungen, umstände sich auch in subjektiv guter Lebens- auch „subjektive“ Faktoren. Objektive Faktoren ten nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte „Wachs- hedonistische Zugänge stellen das emotionale qualität niederschlagen sollen. bezeichnen von außen beobachtbare Lebensbe- tum“ zur Kennzeichnung von gesellschaftlichem Wohlbefinden (happiness) in den Mittelpunkt. Hinsichtlich der Anzahl und Auswahl der für dingungen, subjektive Faktoren deren individu- Fortschritt und Wohlstand und das BIP galt dafür Kognitionspsychologische Ansätze betonen die die Lebensqualität wichtigen Einflussfaktoren elle Wahrnehmung und Bewertung, wenn auch als zusammenfassende, aussagefähige Kenngrö- Orientierung an selbstgewählten Standards eines (Dimensionen) gibt es in Wohlfahrts- und Lebens- eine strikte Trennung in objektive und subjekti- ße. Schon seit mehreren Jahrzehnten wird aller- guten Lebens. Dabei gilt: Je kleiner die Diskre- qualitätsmaßen eine Vielzahl von Vorschlägen ve Merkmale mitunter schwer aufrechtzuerhalten dings sowohl im wissenschaftlichen als auch im panz zwischen der aktuellen Lebenssituation und (Kroll 2011). Sie reichen von zwei Dimensionen ist (Till, et al. 2016, 580). Auch in dieser Hinsicht politischen und zivilgesellschaftlichen Diskurs dem Vergleichsstandard, umso höher die Zufrie- (Glück und Lebensjahre) bei Veenhoven (Veen- folgt das gegenständliche Projekt dem aktuellen erkannt, dass allein aus den Indikatoren zur Wirt- denheit mit dem eigenen Leben. In diesem Sinn hoven 2009) über einige wenige (Van Hoorn 2007) Forschungstrend. schaftsleistung nicht abgeleitet werden kann, wird Lebensqualität als Bilanz aus individuellen hin zu Dutzenden beim OECD-Better-Life Index ob sich Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Erwartungen und Zielen (aspirations) sowie dem oder der Statistik-Austria-Initiative „Wie geht’s erwünschten Pfad zu allgemeinem Wohlstand bisher Erreichten (achievements) beschrieben Österreich?“ bis zu Hunderten in ausgefeilten LEBENSQUALITÄT und höherer Lebensqualität befinden. Seit zwei (Michalos 1985). Auch Gewöhnungsaspekte und Indikatorensystemen (Legatum Institute 2015). IM BUNDESLAND SALZBURG oder drei Jahrzehnten ist ein Wiederaufleben der Persönlichkeitsmerkmale wurden als wichtige Neu ist, dass die Frage, was Lebensqualität Forschungsarbeiten zur Frage zu beobachten, wie Einflussgrößen des subjektiven Wohlbefindens ist und wie sie gemessen werden könnte, heute Im Zuge des Projekts wurden mittels einer Bevöl- unser Verständnis von Wohlfahrt und Lebens- erkannt. auf ungewöhnlich hoher politischer Ebene dis- kerungsbefragung1 auch Fragen zur subjektiven qualität „jenseits des BIP“ verbessert werden Kennzeichnend für stärker sozialwissen- kutiert wird. Gemeinsam ist den neuen Versuchen Lebensqualität im Bundesland Salzburg gestellt. kann. Die Lebensqualitätsforschung hat sich dabei schaftlich orientierte Lebensqualitätskonzepte der „Neuvermessung des Wohlstands“ (Kroll Damit konnten insbesondere im Bereich subjek- immer stärker interdisziplinär ausgerichtet. ist, dass sie Lebensqualität nicht als subjektiv-in- 2011), dass sie Lebensqualität als etwas von tiver Komponenten der Lebensqualität zahlreiche In der Psychologie existieren seit jeher unter- dividuelles Phänomen untersuchen, sondern Lebensstandard und Wohlstand Verschiedenes zusätzliche Informationen auf regionaler Ebene schiedliche Lebensqualitätsbegriffe, meist wird stärker auf die gesellschaftlich bedingte (materi- betrachten, als multidimensionales Konzept des gewonnen werden. Das Spektrum der Fragen
umspannt verschiedene theoretische Ansätze gesunkenen Mittelwert auf der fünfteiligen Ska- ziertes Bild: Für die Hälfte der SalzburgerInnen standard als „sehr niedrig“ oder „eher niedrig“. subjektiver Lebensqualität: die kognitiven Kom- la zum Ausdruck, der von 3,98 auf 3,88 gesunken hat sich die Lebensqualität in den letzten fünf Lebensstandard und Lebensqualität korrelieren ponenten der Lebenszufriedenheit als globales ist. Dieser Durchschnittswert liegt im „Normbe- Jahren verändert. Rund 30 % geben an, sie hat hoch (r = .76; p = 0.01). Die Einschätzung der eige- Urteil über die Qualität des eigenen Lebens, reich“ der Lebensqualität, der in der empirischen sich zum Schlechteren verändert, für rund 20 % nen Lebensqualität steht damit in engem Zusam- Lebensqualität als gelungene Form der Alltags- Lebensqualitätsforschung regelmäßig bei 70 bis hat sie sich verbessert. Während Männer und menhang mit der Zufriedenheit mit dem eigenen bewältigung, positive Beziehungen zu anderen 80 % des Maximalwerts zu liegen kommt (Cum- Frauen die Entwicklung gleich einschätzen, zei- Lebensstandard. Menschen und Lebenssinn als wichtige Kompo- mings 1995). gen sich nach dem Alter Unterschiede: Für mehr nente eines teleologischen Lebensqualitätsver- Hinsichtlich des Geschlechts beurteilen über als ein Drittel der Befragten (34 %) unter 45 Jah- Zufriedenheit mit der verfügbaren Zeit ständnisses, die eher am bedürfnisorientierten 30 % der Frauen ihre Lebensqualität als sehr hoch ren hat sich die Lebensqualität verschlechtert, Zwei Fragen nach dem Zeitwohlstand geben Aus- Wohlbefindenskonzept ausgerichtete Frage nach gegenüber 20 % der Männer, während das Ver- für rund 21 % verbessert. Bei den über 45-Jährigen kunft darüber, wie zufrieden die SalzburgerInnen dem Grad der Wunscherfüllung sowie der hedo- hältnis bei der Antwortkategorie „hoch“ umge- fällt die Beurteilung für 26 % negativ aus, für mit ihrer verfügbaren Zeit für wichtige Personen nische Zugang zu Lebensqualität als emotionales kehrt ausfällt. Insgesamt liegt der Mittelwert bei 20 % positiv, 54 % beurteilen die Situation unent- und Dinge sind. Eine Mehrheit der SalzburgerIn- Wohlbefinden. Frauen mit 3,8 höher als bei Männern mit 3,6. schieden. Personen mit Matura als höchstem nen (56 %) ist mit der verfügbaren Zeit für Dinge, Unterschiede zeigen sich auch beim Alter: Bildungsabschluss beurteilen die Entwicklung die sie gerne macht zufrieden, 22 % nur teilweise Hohe, aber sinkende Werte Personen bis 45 Jahre bewerten ihre Lebensqua- der vergangenen Jahre etwas positiver als Perso- und 22 % sind nicht zufrieden. Die Geschlechter bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit lität durchschnittlich mit 3,7 schlechter als älte- nen mit geringem Bildungsgrad. Aber auch bei unterscheiden sich hinsichtlich der Bewertung Die Frage nach der umfassenden Lebenszufrie- re Personen mit 3,9. Personen mit Matura bewer- Personen mit höherem Bildungsgrad geben mehr ihres Zeitwohlstands nicht, aber SalzburgerInnen 10 11 denheit wurde der österreichischen Bevölkerung ten sie mit 3,9 durchschnittlich besser als Perso- Menschen an, dass sich ihre Lebensqualität ver- unter 45 Jahren sind deutlich weniger zufrieden in Bevölkerungsbefragungen mehrmals vorgelegt. nen ohne Matura mit 3,7. Am deutlichsten fallen schlechtert hat. Durchwegs wird die Situation in als ältere. Weniger als die Hälfte ist zufrieden Auch für das Bundesland Salzburg liegen mit der die Unterschiede in der soziodemografischen Salzburg geringfügig besser eingeschätzt als im (47 %), 25 % nur teilweise und 27 % sind nicht EINLEITUNG Umfrage nun nach 2008 erneut Werte zur allge- Darstellung nach beruflicher Stellung aus. Österreichvergleich. zufrieden. meinen Lebensqualität vor. ArbeiterInnen bewerten ihre Lebensqualität mit Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit Rund zwei Drittel der SalzburgerInnen haben 26 % der SalzburgerInnen bewerten ihre aktu- durchschnittlich 3,4 deutlich geringer als Ange- ihrem Lebensstandard antworten rund 64 % der ausreichend Zeit für Personen, die ihnen wichtig elle Lebensqualität als sehr hoch, über 40 % als stellte, öffentlich Bedienstete oder Selbständige Befragten mit „hoch“ oder „sehr hoch“. Knapp sind, für 15 % trifft das nicht zu. Zeitwohlstand hoch. Während 22 % ihre Lebensqualität mittel- mit 3,8 bzw. 3,9. Besonders letzteres Ergebnis 12 % der SalzburgerInnen bewerten ihren Lebens- ist eine Frage des Alters. Während Personen unter mäßig einschätzen, ist sie für knapp 10 % eher zeigt, dass im Durchschnitt eine geringere mate- niedrig und für 2,5 % sehr niedrig. Im Österreich- rielle Ausstattung und ein geringerer Status auch vergleich bewerten mehr Menschen ihre Lebens- mit einer geringeren subjektiven Lebensqualität Wenn Sie an Ihre aktuelle Lebenssituation denken – wie hoch ist Ihre Zufriedenheit mit Ihrem Lebensstandard? qualität sehr hoch und etwas weniger eher nied- einhergehen. rig, was auch in einem höheren Mittelwert zum sehr eher mittel- eher sehr MW Std.ab- In % niedrig niedrig mäßig hoch hoch (1–5) weichung Ausdruck kommt. Uneinheitliche Entwicklung Salzburg 2016 2,8 8,7 25,4 42,2 21,9 7,0 2,0 Im Vergleich der Salzburger Werte mit 2008 in den vergangenen Jahren Österreich 2016 2,9 8,9 21,0 41,6 25,6 7,1 2,2 zeigt sich, dass 2016 deutlich mehr Menschen Auf die Frage, wie sich die subjektive Lebensqua- ihre Lebensqualität als eher niedrig und weniger lität der SalzburgerInnen in den letzten fünf Jah- Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016. als eher hoch einschätzen. Das kommt auch im ren entwickelt hat, zeigt sich ein recht differen- Wenn Sie an Ihre aktuelle Lebenssituation denken – wie hoch ist Ihre Zufriedenheit mit ihrer Lebensqualität? In meiner Freizeit habe ich ausreichend Zeit für Personen, die mir wichtig sind sehr eher mittel- eher sehr MW Std.ab- trifft trifft In % niedrig niedrig mäßig hoch hoch (1–5) weichung überhaupt trifft eher teils/ trifft voll und MW Std.ab- In % nicht zu nicht zu teils eher zu ganz zu (1–5) weichung Salzburg 2016 2,5 9,5 21,8 40,5 25,7 3,8 1,0 Salzburg 2016 4,8 10,2 20,2 38,8 26,0 3,7 1,1 Salzburg 2008 2,0 4,0 23,0 45,0 26,0 3,9 1,0 Österreich 2016 4,7 9,9 18,4 33,7 33,3 3,8 1,1 Österreich 2016 2,3 7,2 22,3 37,7 30,5 3,9 1,0 Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016. Quelle: ZfZ/IFES 2008; FHS/IFES 2016.
45 Jahren zu rund 54 % zufrieden sind, sind es ich mich manchmal kaum zurechtfinde“ eher oder Lebensqualität als schlecht oder eher schlecht Gesellschaftliche Verunsicherung zeigt sich bei den älteren Personen über 77 %. voll und ganz zu. 64 % der SalzburgerInnen und bewerten. nicht nur in strukturellen Problemgruppen wie in etwa ein gleicher Prozentsatz der österreichi- bei Geringqualifizierten oder bildungsfernen Leben entspricht den Wünschen schen Vergleichsgruppe stimmen der Aussage Pessimismus in Bezug Schichten, sondern auch in sozial und finanziell Für viele bedeutet Lebensqualität, dass ihr Leben überhaupt nicht oder eher nicht zu. auf gesellschaftliche Entwicklungen abgesicherten Haushalten. Wahrgenommene den selbstgewählten Wünschen entspricht. Für 82 % der SalzburgerInnen sehen sich eher Ein gänzlich anderes Bild zeichnen die Zukunfts- Verunsicherung bedarf offenbar keiner eigenen mehr als zwei Drittel der SalzburgerInnen ist das oder ganz sozial integriert. Der Aussage „Ich füh- erwartungen mit den gesellschaftlichen Entwick- Gefährdungslage. Der Bearbeitung dieser Unsi- Leben im Großen und Ganzen so, wie sie sich das le mich von der Gesellschaft ausgeschlossen“ lungen. Eine überwiegende Mehrheit der Bevöl- cherheitslage sollte daher in den unterschiedli- vorstellen. 18 % können dieser Aussage nicht ganz stimmen 8 % der SalzburgerInnen eher oder ganz kerung ist pessimistisch und geht davon aus, dass chen Dimensionen der Lebensqualität die obers- zustimmen und für rund 13 % trifft die Aussage zu. Vor allem ArbeiterInnen sehen sich signifikant der Lebensstandard sinken wird und sich die gesell- te Priorität eingeräumt werden. überhaupt nicht zu. Für Menschen unter 45 Jah- häufiger (MW: 1,9) von mangelnder Teilhabe und schaftlichen Verhältnisse verschärfen werden. ren sowie für ArbeiterInnen verläuft das Leben sozialer Einbindung betroffen. weniger häufig so, wie sie es sich vorstellen. Auf die affektiven Komponenten für das sub- Teleologisch geprägte Zugänge von Lebens- jektive Wohlbefinden zielt die hedonistische Aus- qualität gehen davon aus, dass Menschen ihr sage „Für intensive Glücksmomente lohnt es sich Handeln auf Ziele ausrichten und generell zufrie- zu leben“. 87 % der SalzburgerInnen sehen ihren dener sind, wenn sie ihre Ziele erreichen. Ziele subjektiven Lebenssinn im intensiven Glückser- 12 13 zu verfolgen, verleiht dem Leben Sinn. Für rund leben. Mehr als andere abgefragte Aspekte des 40 % der SalzburgerInnen wie der Österreicher Wohlbefindens stehen intensive glückliche Erleb- Innen lohnt sich das Leben voll und ganz, für nisse für hohe Lebensqualität. Lediglich 3 % der EINLEITUNG weitere 35 % trifft die Aussage „Ich denke, dass Befragten sehen im affektiven Glück kein Lebens- sich das, was ich im Leben mache, lohnt“ eher zu. ziel. Rund 17 % antworten „teils/teils“ und knappe Zusammengefasst zeichnen die Fragen zum Anmerkungen 8 % stimmen der Aussage eher nicht oder gar nicht subjektiven Wohlbefinden ein komplexes Bild. zu. Der Mittelwert liegt auf der Skala (1 = trifft gar Zwei Drittel bewerten unterschiedliche Aspekte 1 Im Zeitraum Dezember 2015 bis Februar 2016 wurden 842 Personen (ab 18 Jahren) für das Bundesland Salzburg und 705 Personen für Österreich (ohne Salzburg) mittels randomisierter, standardisierter nicht zu; 5 = trifft voll und ganz zu) bei 4,1. Bei ihrer Lebensqualität hoch, rund 12 % niedrig. telefonischer Interviews von Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Rahmen des Projekts Frauen wie Männern sind die Werte gleich ver- Gegenüber dem Jahr 2008 ist die durchschnitt- „Lebensqualität und Innovation im Bundesland Salzburg“ zu Aspekten der Lebensqualität befragt. teilt. Deutliche Unterschiede zeigen sich beim liche Lebensqualität damit etwas gesunken. Eine Alter: Personen unter 45 Jahren erreichen einen große Mehrheit der SalzburgerInnen sieht ihr Mittelwert von 3,9, Personen über 45 Jahren einen Leben im Einklang mit ihren Wünschen, führt Literaturverzeichnis von 4,3. Bei jüngeren SalzburgerInnen hegen ein sinnerfülltes Leben und ist sozial integriert. Cummings, R. A. (1995): On the trail of the gold standard of life satisfaction. Social Indicators Research, 35/2: 22 % Zweifel, ob sich das, was sie im Leben machen, Es verbleibt ein Prozentsatz von rund 10 % bis 179–200. lohnt, knapp 11 % verneinen diese Frage. 20 % der Bevölkerung, für die all das nur teilwei- Diener, E. (1999): Personality and subjective well-being. In Kahneman, E., Diener, D., & Schwarz, N. (Hrsg.): Well-being: The foundations of hedonic psychology. New York: Russel Sage Foundation, 213–229. Für 18,5 % der SalzburgerInnen trifft die Aus- se zutrifft, und etwa 10 % der Bevölkerung, die sage „Das Leben ist so kompliziert geworden, dass die unterschiedlichen Aspekte der subjektiven Diener, E., Napa Scollon, C., & Lucas, R.E. (2003): The evolving concept of subjective well-being: The multifacetednature of happiness. Advances in Cell Aging and Gerontology, 187–219. Glatzer, W., & Zapf, W. (1984): Lebensqualität in der Bundesrepubiik. Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden. Frankfurt a. M./New York: Campus. Denken Sie einmal 15 Jahre voraus. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, Legatum Institute (2015): Programmes. Economics of Prosperity. dass folgende Dinge eintreten? (n = 1547) http://www.li.com/programmes/economics-of-prosperity (Zugriff am 15.02.2015). Michalos, A. (1985): Multiple discrepancies theory (MDT). Social Indicators Research, 151–161. sehr eher eher sehr Sachverständigenrat (2010): Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes wahr- wahr- unwahr- unwahr- Indikatorensystem – Expertise im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrates. Wiesbaden. scheinlich scheinlich scheinlich scheinlich Till, M., Oismüller, A., Ponocny, I., & Eiffe, F. (2016): Facetten der Lebensqualität. Statistische Nachrichten, Dass das Leben dann besser und leichter sein wird 1,8 14,3 58,1 25,7 576–589. Dass wir uns alle in unserer Lebensführung sehr einschränken müssen 23,6 55,4 17,8 3,2 Van Hoorn, A. (2007): A short Introduction to subjective Well-being. University of Rome: Paper prepared for the Dass es Arbeit und soziale Sicherheit für alle geben wird 2,2 14,9 49,9 33,0 international Conference on is happiness mesasurable und what do those measures mean for policy? Weidekamp-Maicher (o. J.): Materielles Wohlbefinden im späten Erwachsenenalter und Alter. Dissertation.
Austria 2014) sowie den „Nationalen Eingliede- Die Quote der Personen in Haushalten mit rungsindikatoren“ (Statistik Austria 2015). Die keiner oder niedriger Erwerbsintensität umfasst nationalen Eingliederungsindikatoren wurden die Indikatoren „keine“ oder „niedrige Erwerbs nicht am Schreibtisch entworfen, sondern im intensität“ (maximal 20 % der vollen Erwerbstä- Dialog mit staatlichen und nichtstaatlichen Sta- tigkeit). Im Bundesland Salzburg lebten 2014 rd. keholdern im Rahmen der „nationalen Armuts- 27.000 Personen in Haushalten mit keiner oder plattform“ entwickelt und werden regelmäßig niedriger Erwerbstätigkeit, das entspricht einer adaptiert, zuletzt im Jahr 2014. Das explizite Ziel Quote von 6,6 % und liegt ebenfalls deutlich unter der „Nationalen Eingliederungsindikatoren“ ist dem nationalen Vergleichswert. es, Maßzahlen zu berechnen, die über Konzepte Manifeste Armut bezeichnet eine Lebenssi- Soziale Inklusion und Teilhabe von Armut deutlich hinausgehen. tuation, in der ein Mensch von zwei oder drei der Kriterien für Ausgrenzungsgefährdung gleich- Eingliederungsindikatoren in Salzburg zeitig betroffen ist. Demnach können rd. 14.000 REINHARD HOFBAUER Im Bundesland Salzburg betrifft Armuts- oder Personen oder 2 % bis 3 % der Salzburger Bevöl- Ausgrenzungsgefährdung im Jahr 2014 rund kerung als manifest arm gelten. Gegenüber der 84.000 Personen oder 16 % der Gesamtbevölke- nationalen Vergleichszahl liegt auch bei diesem rung. Sie liegt damit um 3 % niedriger als in Öster- Indikator eine geringere Betroffenheit vor. 14 15 reich. Im Bundesland Salzburg waren 2014 rd. Stärker noch als die individuellen Einkom- Lebensqualität aus der individuellen Perspektive Armutsgefährdeten an der Bevölkerung messen 61.000 Personen armutsgefährdet. Das entspricht men bestimmen die verfügbaren Nettoeinkommen wird an individuellen Lebenszielen bewertet. soziale Ungleichheit und liefern Hinweise auf das einem Anteil von 11,7 %. Damit ist der Anteil der privaten Haushalte die Konsummöglichkeiten SOZIALE INKLUSION Lebensqualität aus der gesellschaftlichen Pers- Ausmaß von sozialer Ausgrenzung. Aus Befra- armutsgefährdeter Personen signifikant geringer und das Wohlstandsniveau der Bevölkerung. Das pektive zielt auf die Systemdimension, sie hat gungsergebnissen gewonnene Erkenntnisse wie als im Österreichvergleich (14,1 %). Grundlage preisbereinigte standardisierte Haushaltsmedi- gesellschaftliche Normen und darauf basierende wiederholte Zahlungsschwierigkeiten, Erwerbs- der Bemessung ist der Median des (äquivalisier- aneinkommen betrug 2014 23.092 Euro und lag Konzepte zur Grundlage. Kollektive Lebensqua- hindernisse durch Betreuungspflichten oder ten) Haushaltseinkommens in Österreich. Der damit höher als im Österreichvergleich. Im Trend lität ist damit untrennbar mit Fragen der Vertei- mangelnde Tragfähigkeit sozialer Beziehungen Schwellenwert für Armutsgefährdung wurde mit zeigen sich sowohl im Bundesland Salzburg als lung von und Mindestnormen an Ressourcen für zeigen dagegen einen Mangel an Teilhabemög- 60 % des nationalen Medians des Äquivalenzein- auch in Österreich seit 2010 sinkende reale Haus- ein gutes Leben verknüpft. Im Diskurs um die lichkeiten aus der Haushaltsperspektive. kommens festgelegt. haltsmedianeinkommen. Frage nach den notwendigen und angemessenen Indikatoren für soziale Inklusion und Teil- Erhebliche materielle Deprivation liegt vor, Die regionale bzw. nationale Armutsgefähr- Bedingungen für individuelle Lebensqualität in habe sind relativ. Sie legen nicht absolute Norm- wenn Haushalte angeben, sich mindestens vier dungslücke basiert auf dem zusätzlichen Einkom- der Gesellschaft wird nicht zuletzt angesichts des werte fest, sondern orientieren Teilhabe an den von neun alltagstypischen Ausgaben nicht leisten men, das ein armutsgefährdeter Haushalt benö- rapiden Wandels von Produktions- und Gesell- Standards, den Möglichkeiten und der Leistungs- zu können. Der Anteil von Personen in Salzburg, tigen würde, um ein Einkommen über der Armuts- schaftsstruktur zunehmend auf den Begriff der fähigkeit der Gesellschaft. Der Berichtsteil zu die von erheblicher materieller Deprivation gefährdungsschwelle zu erzielen. Zählt man die Teilhabe zurückgegriffen. sozialer Inklusion und Teilhabe im Bundesland betroffen sind, liegt bei rd. 3,3 %. Das entspricht absoluten Eurobeträge dieser Einkommenslücken So trägt das Teilhabekonzept der größeren Salzburg umfasst 26 Indikatoren und diese rund 17.500 Personen und liegt unter dem öster- aller Haushalte zusammen, dann ergibt sich Vielfalt von Lebensweisen und den Verursa- schließen die wesentlichen Dimensionen sozialer reichischen Vergleichswert. ein Gesamtmaß für Intensität und Ausmaß von chungszusammenhängen von Ausgrenzung Inklusion und Teilhabe wie Armuts- und Aus- Rechnung. Der Aspekt der selbstbestimmten grenzungsgefährdung, Lebensstandard, Wohn- Lebensführung macht den Teilhabebegriff gut raum, Erwerbsleben, Bildungschancen, Gesund- Quote der von Armut oder Ausgrenzung betroffenen Personen anschlussfähig an ein Konzept der Lebensquali- heit und soziale Beziehungen ein. Die Indikatoren tät, das sowohl objektive Lebensbedingungen stützen sich soweit wie möglich auf bereits vor- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 als auch ihre subjektive Bewertung an individu- handene und eingeführte Indikatoren der Sozi- Salzburg in % 17,3 15,9 15 14,1 15,6 16 ellen Lebenszielen betont. alforschung und -berichterstattung, sofern sie Betroffene 93.270 84.438 78.539 74.068 81.722 84.240 Bei den nachfolgenden Indikatoren für sozi- dem Fokus auf soziale Inklusion und Teilhabe Österreich in % 19,1 18,9 19,2 18,5 18,8 19,2 ale Inklusion und Teilhabe werden Makro- und folgen. Damit ergibt sich eine hohe Deckungs- Betroffene 1.577.000 1.566.000 1.593.000 1.542.000 1.572.000 1.609.000 Mikroebene miteinander verbunden. Indikatoren gleichheit etwa mit Indikatoren der Statistik-Aus- auf der Makroebene wie bspw. der Anteil der tria-Initiative „Wie geht’s Österreich?“ (Statistik Quelle: Statistik Austria, Sonderauswertung mit reduziertem Schätzfehler.
Armutsgefährdung. Die Zahl wird auch als Anteil pe der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten. denlöhne, die unter zwei Drittel des Bruttome- Salzburg um rd. sieben Prozentpunkte hinter dem am Bruttoinlandsprodukt bzw. Bruttoregional- In Österreich liegt der Anteil der Betroffenen dianlohns liegen, das waren rd. 1.550 Euro brutto, gesamtösterreichischen Wert. Bei den 3- bis 5-Jäh- produkt ausgewiesen. Im Bundesland Salzburg ähnlich hoch wie in Salzburg. 14 Mal im Jahr. Im Jahr 2014 zeigen die Werte des rigen besuchen wie in Gesamtösterreich 92 % liegt die Einkommensarmutslücke 2014 bei 165 Sehr schlechter Wohnstandard betrifft in Indikators gegenüber den Werten für 2009 und eine vorschulische Bildungseinrichtung. Im Jahr Mio. Euro, das entspricht 0,7 % des Bruttoregio- Salzburg 1,4 % der Bevölkerung und ist deutlich 2010 etwas geringere Betroffenenzahlen. Für 2014 2014 lag die Zahl der 16- bis 29-jährigen Jugend- nalprodukts (Österreich: 1,1 % des BIP). gestiegen. Der Trend ist auch für Österreich fest- ist von rd. 27.000 Personen auszugehen, deren lichen, die in den letzten sechs Monaten weder Der Indikator „Dauerhaft manifeste Armut“ zustellen, wenn auch auf etwas höherem Niveau. Stundenlöhne zwei Drittel des Bruttomedians in Ausbildung standen, noch Arbeit hatten umfasst den Anteil der Bevölkerung, der seit min- Von Belastungen durch die Wohnumgebung nicht erreichen. Die Quote liegt im Bereich des (NEETs: Datenbasis Eurofound-Definition) bei destens zwei Jahren mit zwei oder drei Kriterien (Kriminalität, Lärm oder Umweltbelastungen) österreichischen Vergleichswerts. Der Indikator rd. 9.800. In den vergangenen fünf Jahren ist die der Ausgrenzungsgefährdung konfrontiert ist. waren im Bundesland Salzburg 2014 8,4 % oder „Erwerbshindernisse durch Betreuungspflichten“ Zahl der betroffenen Jugendlichen signifikant Für Salzburg liegen für diesen Indikator nicht rd. 44.000 Menschen betroffen. Die Quote war gibt die Zahl jener Frauen und Männer von 18 bis gesunken und liegt unterhalb des österreichischen genügend Fallzahlen für eine verlässliche Schät- auch hier etwas niedriger als in Österreich mit 59 Jahren an, die nur teilzeitbeschäftigt oder nicht Vergleichswerts von rd. 13 %. Sozial eingeschränk- zung vor. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit liegt 9,5 %. Der Anteil der Personen mit fast keiner erwerbstätig sind, weil keine geeignete Betreu- te Bildungsmobilität misst soziale Bildungsmo- der Anteil unter 5 %. In Österreich waren im Jahr Erwerbstätigkeit (maximal 20 % des Jahres Voll- ungseinrichtung für Kinder oder pflegebedürfti- bilitätshemmnisse von Jugendlichen in Abhän- 2013 250.000 Menschen oder rd. 3 % von dauer- zeit erwerbstätig) liegt 2014 bei rd. 15 %. Seit dem ge Erwachsene zur Verfügung steht. Im Bundes- gigkeit von der Ausbildung der Eltern. In Salzburg haft manifester Armut betroffen. Jahre 2009 ist ein kontinuierliches Anwachsen land Salzburg umfasst die Zahl im Jahr 2014 rd. beträgt der Abstand der 25- bis 59-Jährigen aus Der Indikator „Wiederholte Zahlungsproble- der Quote zu beobachten und der Salzburger Wert 5.000 Personen, das entspricht ebenfalls einem bildungsfernen Familien und Personen, deren 16 17 me“ umfasst finanziell bedingte Rückstände bei liegt nur mehr um rd. einen Prozentpunkt unter- Anteil von rd. 1,9 %. Eltern eine weiterführende Ausbildung absolviert regelmäßigen Zahlungen. Die Punktschätzer der halb des entsprechenden Vergleichswerts für In Salzburg beträgt der Anteil langzeitbe- haben, 28 Prozentpunkte. Soziale Bildungsmo- Indikatorwerte deuten im Bundesland Salzburg Österreich. schäftigungsloser Personen an der Gesamtar- bilitätshemmnisse sind im Bundesland Salzburg SOZIALE INKLUSION auf einen etwas rückläufigen Anteil Betroffener Der Salzburger Indikator Haushaltserwerbs beitslosigkeit 16,2 %, das entspricht rd. 3.000 damit höher als in Gesamtösterreich, wo der ent- hin. So sind 2014 rd. 2 % der Personen von wie- einkommen unter der Armutsgefährdungsschwel- Personen. Der Anteil der Langzeitbeschäftigungs- sprechende Wert 23 Prozentpunkte beträgt. derholten Zahlungsproblemen betroffen. le (Summe der Netto-Erwerbseinkommen plus losigkeit an allen Erwerbspersonen beträgt 1,1 %. Gesundheit und Lebensdauer sind in Öster- Im Bundesland Salzburg waren 2014 rd. 16 % Familienleistungen ist im Haushalt geringer als Der Dimension Bildungschancen kommt im reich nach wie vor in deutlich messbarem Ausmaß der Bevölkerung von Wohnungsüberbelag gemäß die Armutsgefährdungsschwelle) zeigt im Beob- Teilhabekonzept eine wichtige Bedeutung zu. Im von der sozialen Lage abhängig. Die sozialen EU-Definition betroffen, damit liegt der Wert achtungszeitraum eine deutliche Zunahme der Jahr 2014 gab es im Bundesland rd. 106.000 Per- Unterschiede haben sich jedoch reduziert. Dem ähnlich hoch wie in Österreich. Nach EU-Defini- Personen in erwerbstätigen Haushalten mit sonen ab 16 Jahren, die in den letzten zwölf Mona- Indikator „Mehrfache Gesundheitseinschrän- tion ist die Wohnkostenbelastung spätestens dann Erwerbseinkommen plus Familienleistungen ten einen Kurs oder eine Ausbildung besucht kungen“ liegen Selbstangaben durch die Betrof- kritisch, wenn der gesamte Wohnungsaufwand unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle. Waren haben. Gegenüber dem Jahr 2009 ist die Zahl der fenen zugrunde. Im Bundesland Salzburg sind rd. 40 Prozent des jährlich verfügbaren Haushaltsein- 2009 noch rd. 16 % der Salzburger Erwerbstätigen Bildungsaktivitäten konstant. Rd. 28 % der Bevöl- 40.000 Personen oder 9 % der Bevölkerung von kommens übersteigt. Der Indikatorwert zeigt für betroffen, liegt die Quote 2014 bei rd. 20 %. Auch kerung ab 16 Jahren besuchen jährlich eine der mehrfachen Gesundheitseinschränkungen betrof- 2014 eine weitere Steigerung auf 6,7 %. Damit bei diesem Indikator liegt der österreichische angeführten Bildungsaktivitäten. Dieser Wert fen. Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdete waren waren rd. 35.000 Personen von zu hohen Wohn- Vergleichswert oberhalb des Salzburger Werts, liegt etwas unterhalb des österreichischen Ver- im gesamten Beobachtungszeitraum wesentlich kosten gemäß EU-Definition betroffen. Der weit- die Differenz ist allerdings deutlich geringer gleichswerts mit 32,5 % im Jahr 2014. In Öster- häufiger betroffen (2014: 14,6 %). aus größte Teil dieser Personen zählte zur Grup- geworden. Niedrige Stundenlöhne erfassen Stun- reich ist die Zahl der Bildungsaktivitäten in den Personen, die über mangelnde Sozialbezie- vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. hungen berichten, bekunden auch eine geringere Institutionelle Vorschulbildungschancen Lebensqualität (MW: 6,2) gegenüber Personen, Haushaltserwerbseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle beziehen sich auf Kinder, die bereits vor Beginn die über funktionierende Sozialbeziehungen der Schulpflicht bzw. dem verpflichtenden Kin- berichten (MW: 8,2). Intakte soziale Beziehungen 2009 2010 2011 2012 2013 2014 dergartenjahr einen Kindergarten, eine Kin- (Familie, Freunde) zählen somit zu den wichtigs- Salzburg in % 16,3 17,3 17,2 18,5 19,7 20,4 derkrippe oder alterserweiterte Betreuungsein- ten Determinanten der Lebensqualität. Auf die Betroffene 69.230 72.115 69.873 75.517 78.913 81.709 richtung besuchen. In den letzten Jahren haben Frage, ob es im sozialen Nahkreis jemanden gibt, Österreich in % 20,4 21,8 23,1 22,9 21,9 21,5 sich die Besuchsquoten in vorschulischen Bil- den man um Hilfe bitten kann, antworten rd. dungseinrichtungen deutlich erhöht. Bei den 0- 95 % der Befragten mit ja. Hinsichtlich des Alters Quelle: Statistik Austria, Sonderauswertung mit reduziertem Schätzfehler. bis 2-Jährigen besuchen 19 % eine vorschulische und des Geschlechts zeigen sich keine signifikan- Bildungseinrichtung, damit liegt der Wert für ten Unterschiede. Mehr als zwei Drittel der Salz-
burger Bevölkerung fühlen sich vollständig gesell- schwelle. Dies hängt maßgeblich mit zu gerin- Literaturverzeichnis schaftlich integriert. Für 13,3 % trifft die Aussage gen Stundenlöhnen zusammen. Nahezu ein Statistik Austria (2014): Wie geht’s Österreich? Indikatoren und Analysen. Wien: Statistik Austria. „Ich fühle mich von der Gesellschaft ausgeschlos- Drittel aller Armuts- und Ausgrenzungsgefähr- sen“ eher nicht zu, 10 % antworten „teils/teils“ deten erzielte 2014 Stundenlöhne, die weniger Statistik Austria (2015): Eingliederungsindikatoren 2014. Kennzahlen für die soziale Inklusion in Österreich. Wien: Statistik Austria. und knapp 6 % antworten, dass das eher zutrifft. als zwei Drittel des Bruttomedianlohns erreicht Der Anteil der Salzburger Bevölkerung, der sich haben. Auch wenn die Effekte der letzten Lohn- von der Gesellschaft voll und ganz ausgeschlossen steuerreform in den vorliegenden Daten nicht fühlt, ist mit 2,5 % so hoch wie der Anteil von Per- berücksichtigt sind, ist eine Erhöhung geringer sonen mit wenig tragfähigen Sozialbeziehungen. Einkommen dringend geboten. Mit Blick auf ein Mindestmaß an Teilhabe- • In rund 5.000 Fällen scheitert ein erhöhtes chancen zur Führung eines selbstbestimmten Erwerbsausmaß an Betreuungspflichten, wovon Lebens lassen sich aus den Indikatorwerten die- vor allem Frauen betroffen sind. Für diese Per- ses Kapitels einige Schlussfolgerungen ableiten. sonengruppen stellen Unterstützungsleistun- gen Hilfe zur Selbsthilfe dar. • Zu geringe Haushaltseinkommen sind die wich- • Arbeitslosigkeit ist der Lebensqualitätskiller tigste Ursache für Armuts- und Ausgrenzungs- schlechthin. Je länger eine Beschäftigungslo- gefährdung im Bundesland Salzburg. Mit rd. sigkeit dauert, desto schwerwiegender sind 18 19 12 % der Gesamtbevölkerung ist davon keine materielle wie immaterielle Folgen. Der Wie- randständige Gruppe betroffen. Subjektives derherstellung einer dauerhaften Beschäftigung Wohlbefinden korreliert in diesen Einkom- für alle Arbeitssuchenden sollte daher oberste SOZIALE INKLUSION mensgruppen signifikant mit einer besseren Priorität eingeräumt werden. materiellen Ausstattung und erweiterten gesell- • Die gezielte und verbesserte Förderung von im schaftlichen Teilhabemöglichkeiten. österreichischen Vergleich unterdurchschnitt- • 0,7 % des Bruttoregionalprodukts oder rd. 165 lichen Weiterbildungsaktivitäten sollte helfen, Mio. Euro wären erforderlich, damit armuts- die Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen. gefährdete Haushalte ein Einkommen über der • Institutionelle vorschulische Bildungseinrich- Armutsgefährdungsschwelle erzielen. tungen tragen zur sozialen Bildungsmobilität • Für knapp 7 % der Bevölkerung ist die Wohn- bei und sollten daher ausgebaut werden. kostenbelastung nach EU-Definition kritisch • Gesundheit und subjektive Lebensqualität kor- und weiterhin im Steigen begriffen. Maßnah- relieren hoch. Nach wie vor sind Gesundheit men zur Reduktion dieses Belastungsfaktors und Lebenserwartung stark von der sozialen sind daher naheliegend und zweckmäßig. Lage abhängig. Neben einem leistbaren Zugang • Deutlich zugenommen hat die Zahl der Perso- zu Gesundheitseinrichtungen wäre ein ver- nen in erwerbstätigen Haushalten mit Erwerbs stärkter Ausbau präventiver Gesundheitsmaß- einkommen unterhalb der Armutsgefährdungs- nahmen auf allen Ebenen zweckmäßig. Ich fühle mich von der Gesellschaft ausgeschlossen trifft trifft überhaupt trifft eher teils/ trifft voll und In % nicht zu nicht zu teils eher zu ganz zu Salzburg 68,5 13,3 10,0 5,6 2,5 Österreich 74,3 9,6 8,6 4,6 2,9 Quelle: Statistik Austria 2014; Sonderauswertung.
alle BürgerInnen den gleichen Informationszu- durch eine unabhängige Judikative und eine eben- gang haben und nicht einzelne privilegiert wer- solche Legislative kontrolliert wird. Vertikale den. Auch die Partizipation soll unabhängig von Kontrolle muss durch Dezentralisierung bzw. ein den sozioökonomischen Verhältnissen, dem Alter, gewisses Maß an Föderalismus gesichert sein. der Herkunft oder dem Geschlecht sein. Sie ist Die Vergabe von Parlamentssitzen oder Regie- sowohl in ihren konventionellen Formen als Wahl- rungsämtern kommt nicht ohne Kontrollmecha- beteiligung von Bedeutung als auch in unkonven- nismen aus. Wettbewerb zwischen Parteien und tionelleren Formen wie Demonstrationen, PolitikerInnen ist dabei für eine Demokratie von Petitionen, Streiks usw. Gleichheit in der Reprä- fundamentaler Bedeutung. Wo nur eine einzige sentation soll gewährleisten, dass die Zusammen- Partei zur Auswahl steht, kann keine Rede von Demokratiequalität setzung der gewählten Parlamente sowie anderer staatlicher Einrichtungen die Gesellschaft in ihrer Kontrolle sein. Ist eine Regierung erst einmal an der Macht, so muss ihre Amtszeit beschränkt Vielfalt widerspiegelt. sein und kontrolliert werden. Gleichwohl muss MARKUS PAUSCH Damit Freiheit und politische Gleichheit in sie auch in der Lage sein, regieren und legitimier- einer Balance zueinander gehalten werden, benö- te Entscheidungen durchsetzen zu können. Wären tigt es das dritte Prinzip der Kontrolle. Bereits die Kontrollmechanismen so ausgestaltet, dass Charles de Montesquieu hat die Machtbegrenzung jedes Gesetz durch Vetos beeinsprucht werden 20 21 zwischen den verschiedenen Teilen eines Staates könnte, so wäre das Land unregierbar. Auch Eine funktionierende Demokratie und die Teil- Staat seine freiheitssichernden Gesetze auch als wesentliches Element betont. Die Macht müs- hier braucht es also eine gewisse Balance in der habe an politischen Prozessen sind für das sub- vollzieht und dabei auf einer unabhängigen Recht- se die Macht begrenzen. Niemand – auch keine Ausgestaltung der konkreten demokratischen D E M O K R AT I E Q U A L I T Ä T jektive Wohlbefinden der BürgerInnen von hoher sprechung gründet. Um neben negativer Freiheit Institution – sollte in einer Demokratie uneinge- Abläufe. Relevanz. Aus diesem Grund stellt die Demokra- auch die positive Freiheit zu gewährleisten, also schränkt oder unkontrolliert bleiben. So braucht Ein demokratisches System muss aber nicht tiequalität des Bundeslandes Salzburg einen wich- die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken und aus alter- es horizontale Kontrolle zwischen den Instituti- nur mit seinen Institutionen eine Reihe von Funk- tigen Aspekt der Lebensqualität der Salzburge- nativen Argumenten auszuwählen, braucht es onen des Staates, vor allem eine Exekutive, die tionen erfüllen, sondern es müssen auch gewisse rInnen dar. Für das Projekt wurden etablierte einen öffentlichen Raum zum Meinungsaustausch. Indikatoren für die Prinzipien Freiheit, Gleichheit Öffentlichkeit bedeutet, dass es einen freien Infor- und Kontrolle entsprechend dem Demokratie- mationsfluss unter den BürgerInnen einer Demo- Demokratiequalität erweitert um Demokratieeinstellungen barometer (Bühlmann et al. 2008) ausgewählt kratie gibt, die zu diesem uneingeschränkten und um die Dimension der Demokratieeinstel- Zugang haben. lungen erweitert. Das Prinzip der Gleichheit, das sich auf poli- Das Prinzip der Freiheit hängt zuerst davon tische Gleichheit bezieht, lässt sich philosophisch DEMOKRATIE- QUALITÄT ab, wie die individuellen Freiheiten gesetzlich mit der Überzeugung begründen, dass kein gesichert und praktisch realisiert sind. Negative Mensch von Natur aus höherwertig ist als ein Freiheit meint die Abwesenheit von staatlichen anderer, dass unter den Menschen also eine natür- Demokratie- Freiheit Kontrolle Gleichheit Zwängen, die durch den Schutz des Individuums liche Gleichheit gegeben ist, was ihre fundamen- einstellungen gegenüber anderen Individuen, insbesondere talen Rechte betrifft. Gleichbehandlung im poli- aber gegenüber dem Staat zu sichern ist. Dazu tischen Prozess und gleiche Zugangschancen zu Individuelle Demokratie- Wettbewerb Transparenz zählen Menschenrechte wie das Recht auf Leben politischer Macht und Mitbestimmung sind in Freiheiten bildung und freie Meinungsäußerung, die freie Ausübung Demokratien die logische Konsequenz daraus. der Religion, der Schutz auf Unversehrtheit, auf Die Aufklärung hat diese normativen Grundlagen Rechts- Gewalten- Demokratie- Partizipation staatlichkeit kontrolle vertrauen die Integrität von Leib und Leben und das Recht in den Vordergrund gerückt. Die nationalstaatli- auf Eigentum. Hinzu kommen Informationsfrei- che Demokratie hat sie gegenüber ihren Bürge- Regierungs- Repräsen- Demokratie- Öffentlichkeit heit, Datenschutz, Versammlungsfreiheit und rInnen verfassungsmäßig verankert. Damit das fähigkeit tation erwartungen andere Aspekte. Zur Gewährung und Sicherung Prinzip der politischen Gleichheit erfüllt werden dieses Schutzes und dieser Rechte braucht es kann, braucht es Transparenz, Partizipation und Rechtsstaatlichkeit, also die Sicherheit, dass der Repräsentation. Transparenz gewährleistet, dass Quelle: Eigene Darstellung, in Erweiterung des Democracy Barometer.
Funktionen in Hinblick auf die Einstellungen der Vertrauen der BürgerInnen gegenüber der reprä- 4) Hohe Rechtsstaatlichkeit, auf soziodemographische Merkmale gekennzeich- BürgerInnen erfüllt sein. Die erste dieser Funk- sentativen Demokratie gering ist und geringer veränderte Medienlandschaft: net. Vor allem weniger Gebildete beteiligen sich tionen ist Demokratiebildung. Hier muss von wird. Die Rechtsstaatlichkeit ist in Österreich und damit deutlich seltener als besser Gebildete. Gewisse Seiten des Systems ein Angebot an politischer auch in Salzburg auf sehr hohem Niveau. Defizi- Formen der politischen Beteiligung sind außer- Bildung vorhanden sein, welches zu Interesse 2) Hohes Maß an politischer Freiheit, te gibt es allerdings bei der Bandbreite der medi- dem in Salzburg wie in ganz Österreich sehr unpo- und Kompetenz der BürgerInnen führt. Da die aber zunehmende Radikalisierung: alen Berichterstattung. Österreich stellt sich im pulär und werden daher auch nicht wahrgenom- Menschen nicht bereits als DemokratInnen gebo- In Hinblick auf das Prinzip Freiheit werden die europäischen Kontext nach wie vor als Land mit men. Noch größer sind die Ungleichheiten bei der ren werden, braucht es eine gewisse Heranfüh- meisten Kriterien gut erfüllt, d. h. es gibt ein hohes hoher Medienkonzentration in wenigen Händen Repräsentation verschiedener Gruppen im poli- rung an die Werte, Prinzipien und Prozesse der Maß an individueller Freiheit, die staatlich garan- dar. Dies wirkt sich nachteilig auf die ideologische tischen System. Hier zeigt sich nach wie vor eine Demokratie, die durch ein staatliches Angebot an tiert und auch geschützt wird. Die körperliche Balance der Berichterstattung aus. Durch eine starke Dominanz von Männern gegenüber Frau- Demokratiebildung vermittelt werden. So sollen Unversehrtheit der SalzburgerInnen wird sowohl erhöhte Internetnutzung hat sich das Medien- en. Auch Minderheiten sind im politischen System Grundwissen und Kompetenzen zu politischem vom Staat als auch von den EinwohnerInnen konsum- und Kommunikationsverhalten in den oder den Parteien kaum repräsentiert. Interesse und zur Partizipationsbereitschaft füh- selbst in hohem Maße respektiert. Die Gesamt- letzten Jahren allerdings sehr verändert. Mit dem ren. Die Funktion Demokratievertrauen muss kriminalität im Bundesland ist seit 2006 zurück- Erstarken der neuen Medien ist es auch zu neuen 7) Repräsentative Demokratie gewährleisten, dass der repräsentativen Demo- gegangen, wenn auch zuletzt leicht angestiegen. Phänomenen gekommen, zuletzt etwa zu einer verliert an Zustimmung: kratie und ihren Institutionen mit Vertrauen Politische Ausschreitungen und terroristische Zunahme von Hass- und Verhetzungspostings, Die größten Schwächen gibt es beim Prinzip begegnet wird und dass die BürgerInnen mit ihren Akte gab es in den letzten Jahren nicht. Zu bekla- Drohungen, Radikalisierung, der Verbreitung so Demokratieeinstellungen. Hier ist in Hinblick 22 23 Leistungen zumindest nicht gänzlich unzufrieden gen sind zuletzt aber eine Zunahme von rechts genannter Fake News und antidemokratischer auf die Funktionen Demokratiewahrnehmung sind. Sinken Vertrauen und Zufriedenheit in extremen Aktivitäten sowie Verdachtsfälle von Meinungsäußerungen. und Demokratieerwartungen ein Negativtrend der Bevölkerung, so steigt die Gefahr, dass das dschihadistischer Radikalisierung. Auch Salzburg in ganz Österreich und auch in Salzburg erkenn- D E M O K R AT I E Q U A L I T Ä T politische System abgelehnt oder sogar offen ist überdies von neuen Methoden der Meinungs- 5) Hohes Maß an demokratischer Kontrolle bar. Die Unzufriedenheit der BürgerInnen bezieht bekämpft wird. Schließlich müssen Demokratie- manipulation durch radikale politische Gruppen, und Implementierungsfähigkeit: sich in erster Linie auf die RepräsentantInnen erwartungen vorhanden sein, die ein realistisches v. a. in den neuen Medien, betroffen. Diese Ent- Das Prinzip der Kontrolle mit den Funktionen der Demokratie, also auf BerufspolitikerInnen, Maß zwischen den Idealen der Demokratie und wicklungen mindern die Demokratiequalität und des Wettbewerbs und der Gewaltenkontrolle ist Parteien und Institutionen, in denen diese Berufs- der Machbarkeit konkreter Aspekte reflektieren. stellen somit auch eine Gefahr für die allgemeine gut erfüllt. Die Konkurrenz und damit ebenso die politikerInnen tätig sind wie Parlamente oder Die Erwartung muss gegeben sein, dass die Poli- Lebensqualität im Bundesland dar. gegenseitige Kontrolle unter wahlwerbenden Regierungen. Insbesondere die Europäische Uni- tik in der Lage ist, Lösungen für Probleme anzu- Parteien, auch die Kontrollmöglichkeiten der on verliert zunehmend an Attraktivität. Dies führt bieten und durchzusetzen. Sind die Erwartung 3) Einschränkungen in Lebens- Opposition sind im Länder- und Zeitvergleich dazu, dass es einen starken Wunsch nach Verän- an die Problemlösungskapazität gering und die und Demokratiequalität für Minderheiten: hoch, die Eintrittshürden für neue Parteien oder derung der demokratischen Spielregeln gibt, der Zukunftsperspektive pessimistisch, so schadet Das Recht auf Selbstbestimmung sowie die Reli- KandidatInnen sind relativ gering. Gleichzeitig bei einem Teil der Bevölkerung auch antieuropä- dies der Stabilität der Demokratie. gions- und Bewegungsfreiheit sind weitgehend zu den demokratiepolitisch wertvollen Kontroll- ische, antidemokratische oder demokratiekriti- gesichert. Einschränkungen gibt es jedoch für mechanismen ist aber auch die Regierungs- sche Ideen beinhaltet. bettelnde Menschen in der Stadt Salzburg durch und Implementierungsfähigkeit in Salzburg voll DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE gesetzliche Regelungen sowie für Minderheiten gewährleistet. 8) Pessimismus vermindert Demokratie- IM ÜBERBLICK in der Arbeitswelt, deren Chancen auf Beschäf- und Lebensqualität: tigung in der Privatwirtschaft etwa durch das 6) Defizite bei Transparenz, Repräsentation Demokratische Stabilität wirkt sich grundsätzlich 1) Demokratiequalität ist besser als ihr Ruf: Tragen eines Kopftuchs deutlich sinken. Hinzu und Partizipation: positiv auf die allgemeine Lebensqualität aus. Als ein zentrales Ergebnis kann festgehalten wer- kommen Diskriminierungen im Alltag sowie Ein- Das Prinzip Gleichheit im politischen Prozess ist Neue Trends in der medialen Kommunikation, den, dass die Demokratiequalität und die Demo- schränkungen in den Möglichkeiten der Religi- deutlich schlechter erfüllt. Einschränkungen gibt politische Krisenphänomene, eine Zunahme an kratiewahrnehmung der BürgerInnen stark aus- onsausübung, etwa aufgrund der relativ geringen es etwa durch eine unzureichende und auch vom antidemokratischen Radikalismen sowie alte, einanderklaffen. Mit anderen Worten: Die Demo- Anzahl von Gebetshäusern, Religionsvereinen Rechnungshof mehrfach kritisierte Gesetzeslage ungelöste Probleme in der Demokratiequalität kratiequalität ist nach den meisten Kriterien und Seelsorgern gewisser Religionen. Die Lebens- in Hinblick auf Parteifinanzen und Amtsgeheim- vermindern jedoch das subjektive Wohlbefinden sowohl in Gesamtösterreich wie auch im Bundes- qualität von religiösen Minderheiten in Salzburg nis. Trotz Bemühungen des Salzburger Landtags, und führen zu mehr Pessimismus. Dieser Pessi- land Salzburg verglichen mit anderen Staaten wird durch diese Fakten gemindert. hier zu mehr Transparenz beizutragen, bleiben mismus ruft zwei Reaktionen hervor: Rückzug oder Regionen und verglichen mit früheren Zei- Defizite bestehen. Auch die Partizipation in poli- oder Protest. Während Menschen mit höherer ten sehr hoch, während die Zufriedenheit und das tischen Prozessen ist von Ungleichheit in Hinblick formaler Bildung eher auf Demokratiereformen
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