Städte- und Gemeinderat - FAHRRAD - Kommunen in NRW
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StGB NRW · Kaiserswerther Str. 199-201 · 40474 Düsseldorf PVSt · Deutsche Post AG · „Entgelt bezahlt“ · G 20 167 75. JAHRGANG • MAI FAHRRAD INTEGRATION 05 HAUSHALTSUMFRAGE 2021 Städte- und Gemeinderat
S tädte- und G emeinderat ist die einzige unabhän- gige und ebenso die meistgelesene Fachzeitschrift für Städte- und Gemeinderat Kommunal- und Landespolitik in Nordrhein-Westfalen. Die Fachzeitschrift für Kommunal- und Sie führt kommunale Wissenschaft und Praxis, Kom- Landespolitik in Nordrhein-Westfalen munalrecht und Kommunalpolitik zusammen. Die Zeitschrift hat sich als Diskussionsforum für neue Entwicklungen in der kommunalen Welt einen Namen gemacht. Die 1946 erstmals verlegte Fachzeit- schrift S tädte - und G emeinderat ist das offizielleOrgan des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-West- falen. Als Spitzenverband kreisan- gehöriger Städte und Gemeinden repräsentiert dieser rund 9 Mio. Bürger und Bürgerinnen sowie 86 Prozent der Ratsmitglieder in Nordrhein-Westfalen. Städte- und Gemeinderat enthält monatlich aktuelle Informationen aus den zentralen Interessenge- bieten der Kommunalpolitiker und Verwaltungsbeamten: • Finanzen, Wirtschaft, Soziales, Schule und Kultur • Verwaltungsfragen und Neue Steuerung • Kommunalrecht • Kommunale Wirtschaftsunternehmen • Tourismus und Freizeit Darüber hinaus enthält Städte- und Gemeinderat Sonder- seiten, die überregional über Produkte und Neuheiten für den Ich möchte die Zeitschrift Städte- und Gemeinderat (10 Ausgaben) kommunalen Markt informieren. Der Leser erhält somit einen im günstigen Jahresabonnement bestellen. Überblick über Aktuelles aus den Bereichen: Q gedruckt (€ 78,- inkl. MwSt. und Versand) • Bürokommunikation Q elektronisch als Lese-PDF (€ 49,- inkl. MwSt.) • Umweltschutz • Nutzfahrzeuge im öffentlichen Dienst Name/ Vorname/Firma • Müll- und Abfallbeseitigung • Verkehrswesen Straße • Landschaftspflege • Wohnungswesen, Städtebau Postleitzahl/Ort • Freizeitanlagen, öffentliche Schwimmbäder • Kommunale Energieversorgung Telefon/Fax • Kreditwesen • Raumplanung E-Mail • Krankenhausbedarf Mit Städte- und Gemeinderat sind Sie Ich bezahle Q per Bankabbuchung Q gegen Rechnung abonniert auf Branchen-Information. IBAN Schicken Sie den ausgefüllten Antwortcoupon an Frau Hermes, Städte- und Gemeindebund NRW BIC Kreditinstitut Kaiserswerther Straße 199-201, 40474 Düsseldorf Wenn es schneller gehen soll, faxen Sie uns den Datum/Unterschrift unterschriebenen Coupon: Vertrauens-Garantie: Das Abo können Sie innerhalb von 10 Tagen nach Absendung des Bestell- coupons schriftlich bei Frau Hermes, Städte- und Gemeindebund NRW, Kaiserswerther Straße 199-201, FAX: 02 11/45 87-287 40474 Düsseldorf, widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt!
EDITORIAL Rückenwind fürs Rad Erinnern Sie sich? Kurz nach dem Virus kamen die Radwege: In mehre- ren Großstädten verwandelten sich im Corona-Sommer 2020 Autospu- ren in Radspuren. Mit lautem Echo. Die Radfreunde jubelten, ihr Anteil im Straßenverkehr schnellte in den betroffenen Städten sichtbar in die Höhe. Gleichzeitig kam es zu Protesten. Genervte Menschen hinterm Steuer, hitzige Diskussionen in der Politik. Der ADAC Berlin hat seiner- zeit eine Umfrage dazu gemacht. Ein Viertel der Leute bewertete die Pop-Up-Spuren in der Hauptstadt mit der Note 1, ein Viertel mit 6. Noch Fragen? Die Erfahrung mit den Pop-up-Wegen ist symptomatisch. Ganz offen- sichtlich steckt auch im Thema Radfahren jede Menge Sprengstoff. Nicht nur bei der täglichen Auseinandersetzung mit Lastern, Pkws oder Fußgängern auf der Straße. Sondern auch, wenn es darum geht, Ver- kehrsflächen neu zu konzipieren. Jeder Praktiker, jede Praktikerin kennt das: Sobald es konkret wird, sobald Flächen im Verkehrsraum neu auf- geteilt werden, droht Ärger. Der Teufel steckt im Detail. Der Teufel steckt in der Umsetzung. Grundsätzlich - und das ist das Spannende - hat das Radfahren aber erstmal nur Freunde. Man erinnere sich an den Kommunalwahlkampf im September 2020. Alle Parteien schrieben sich die Verkehrswende auf die Fahne. Fahrrad stärken, Wege ausbauen, Stellplätze schaffen, hieß es. Das ist auch eine Chance. Denn wenn sich viele hinter einem Ziel versammeln können, ist die Basis gelegt. Anschließend dürfen wir ger- ne intensiv darüber streiten, wie wir es erreichen. Wir dürfen das Ziel nur nicht aus dem Blick verlieren. In diesem Sinne setzt sich der Städte- und Gemeindebund NRW schon seit vielen Jahren konsequent dafür ein, Nahmobilität und Radverkehr voranzubringen. Viele Kommunen haben sich bereits auf den Weg ge- macht, die Idee der Mobilitätswende mit Leben zu füllen. Das Fahrrad- gesetz in NRW kann dem Ganzen nun einen gewaltigen Schub verlei- hen. Voraussetzung: Es darf sich nicht auf Zielvorgaben beschränken, sondern muss auch deren Umsetzung ermöglichen. Und zwar mit Tem- po. Die 100 Millionen Euro Finanzhilfe der Bundesregierung sind bis Ende 2023 zu verplanen. Und das in einer Situation, in der bundesweit Fachpersonal für die Planung fehlt. Umso mehr gilt: Fahrt aufnehmen kann der Radverkehr nur mit der Hilfe der Städte und Gemeinden. Aus ihrem praxisnahen Wissen gilt es, konkrete Instrumente zu entwickeln für das Planen und Bauen. Dann kommt das Rad auch auf die Straße. Christof Sommer Hauptgeschäftsführer StGB NRW Städte- und Gemeinderat 5/2021 3
BÜCHER UND MEDIEN INHALT 75. Jahrgang Mai 2021 Künstliche Intelligenz Künstliche Intelligenz in in Kommunen Kommunen Hrsg. v. Co:Lab - Denklabor & Kollaborationsplatt- form für Gesellschaft & Digitalisierung e.V., DIN A4, 85 S., kostenlos herunterzuladen oder online enihcaM ee D gninraeL Lp S ae pu v inr -re esi gn d U -n s pu -re esiv d gn inr ae U -n s Lp pu -re esiv d ee D d S pu v -re esi enihcaM gninraeL gn inr U ae -n s pu Lp -re esiv d ee D S pu v -re esi d enihcaM gninraeL zu lesen unter colab-digital.de/initiativen/koki/ I no I trei silanosreP I no Wie können Kommunen die Chancen der Digitalisie- tik tik ar ar S etn etn elbixelF sllik I I eL gnubegmunreL ne ne b b gnulkciwtnE gnulkciwtnE ag ag gnuznägrE siW ro ro Vh Vh nes caN caN nenreL rung nutzen? Welchen Mehrwert hat der Einsatz von algorithmischen I rehcsissalK I rehcsissalK I thcirretnU nreL iella -retnU thcirretnU emetsys nenr nenr gnuztüts l en ella ella nre tn tn ne F or F or I I rt I Wissen leistungsorientie Wissen Machine Machine Learning De De ep Machine Systemen? Wo kommt Künstliche Intelligenz (KI) bereits zum Einsatz Learning ep Machine Su Le arn Learning De Su Le Learning De vis per- ing ep vis per- arn ep ed Sup Lea ed ing Sup Lea Un vis er- rni ng vis er- rni su - ed Un ng Un su - ed Un vis per- sup - vis per- sup - ed vis er- ed ed vis er- ed Machine Machine Learning De und wie soll sie zukunftsfähig in Gemeinden eingesetzt werden? Die- De ep Learning ep Su Le arn Su Le vis per- ing vis per- arn ed ed ing Un Un sup - sup - vis er- vis er- ed ed enihcaM ee D gninraeL Lp S ae pu v inr -re esi gn d U -n s pu se und weitere Fragen beantwortet die Publikation, die im Rahmen -re esiv d Personalisiert Personalisiert I I I I on on kti kti era era Personalisiert PersonFlexible alisie Sk Sk Flexible rt Machine Int Int ills ills I I Lernumgebung Lernumgebung Machine on I on I Learning De De ep Learning Su Le kti kti ep be n be n arn vis per- ga ra era Su Le Sk Entwicklung ing Sk arn Entwicklung orte ga vis per- Flexible Flexible Ergänzung Ergänzung ed Int W W ills ills or Un h VIn ed ing hV Lernumgebung iss Lernumgebung iss Un su - en en Nac vis per- Nac su - Lernen Lernen des Projektes „KoKI - KI in Kommunen“ entstanden ist. Neben der n vis per- n ed I I be ed be Klassischer I Klassischer I Entwicklung Entwicklung Lern Machine Lern alleine ga alle Unterricht ga Ergänzung Unterricht Ergänzung Unter- Unter- Machine systeme systeme W W rnen rnen or or De stützung stützung Learning ine Personalisiert hV Personalisiert hV iss nen iss De I ep alle Learning I alle ler elenr en Le Nac Nac ep Su I LernenI ne Lernen ar nt nt Su Le on on vis per- nin ro n ro ar F vis per- ed F kti kti nin Un g I I I I era I rt era I rt ed Klassischer Flexible I leistungsorientie Klassischer I leistungsorientie Un g Sk Sk su - Wissen Wissen Flexible Lern Lern Int Int ills ills alleine vis per- alleine Unterricht Unter- UnterrichtLernumgebung Unter- su - Lernumgebung systeme systeme rnen en vis per- stützung stützung ed lern ed Machine alle ler ler n n be be or ntal PDF-Version bietet eine Online-Version die Möglichkeit zur Vertiefung. ne ne De nt Entwicklung Learning Entwicklung ga rgoa ro n n Ergänzung ep Ergänzung W W or F F Su Le hV hV iss iss I I o pe arn Machine I rt I rt vis en en leistungsorientie leistungsorientie Nac Machineed r- Nac ing Wissen Lernen Wissen De Lernen Learning tik Un De ep Learning ar su ep- Su Le I I arn etn vis per-Learn Su Klassischer vis per- I Klassischer I ed ing Lern vis pe Lern I ed alleine alleine Unterricht Unter- ed r- ing Unterricht Unter- Un systeme systeme sup - rnen rnen stützung Un stützung sup - vis er- ne ed alle alle vis er- ler ler b ed ne ne nt nt tnE ro ag n ro n F F ro I I Vh So können Interessierte virtuell tiefer in einzelne Themenaspekte ein- 6 I rt I rt leistungsorientie leistungsorientie Wissen Wissen Personalisiert Personalisiert caN I I I I on on ehcsissalK I kti kti era thcirretnU era Sk Sk Flexible nenr Flexible Int Int ills ills Lernumgebung Lernumgebung ella tn F or n n I be be Entwicklung Entwicklung ga ga Ergänzung Ergänzung Wissen W W or or tauchen. hV hV iss iss Personalisiert Personalisiert en en Nac Nac I I Lernen I I Lernen on on I I Klassischer I Klassischer I kti kti Lern Lern era era alleine alleine Unterricht Unter- Unterricht Unter- Sk Sk Flexible systeme Flexible systeme rnen rnen Int Int ills ills stützung stützung Lernumgebung Personalisiert Lernumgebung Personalisiert alle alle I I ler ler Personalisiert Personalisiert I on I ne on ne nt nt I I ro n ro n n n kti kti I I be be F F on on era era I I Sk Sk Entwicklung Entwicklung I rt Flexible I rt Flexible Int Int ga leistungsorientie ga leistungsorientie kti Ergänzung ills kti Ergänzung ills Wissen Wissen Lernumgebung W Lernumgebung W or or era era Sk Sk hV hV iss iss Flexible Flexible Int Int ills ills en en Nac Nac Lernumgebung Lernumgebung Lernen n n Lernen be be Entwicklung Entwicklung ga ga Ergänzung Ergänzung W W or I or I n n hV hV iss iss be Klassischer I be Klassischer I en en Lern Lern Nac Nac Entwicklung Entwicklung Lernen alleine alleine Unterricht Lernen Unterricht Unter- ga Unter- ga Ergänzung Ergänzung systeme systeme rnen W rnen W or or stützung stützung I hV I hV iss iss Klassischer I Klassischer I en en alle alle Nac Nac Lern Lern ler ler Lernen alleine alleine Unterricht Unterricht Unter- Lernen Unter- systeme systeme rnen rnen ne ne nt nt stützung stützung ro n ro n I I alle alle F F ler ler Klassischer I Klassischer I I I ne ne Lern nt Lern nt I rt I t tier alleine alleine Unterricht Den städtischen Lieferverkehr Unterricht leistungsorientie ro Unter- n ro n Unter- systeme Wissen Wissen I F leistungsorien systeme rnen rnen F stützung stützung I I I rt rt leistungsorientie leistungsorientie Wissen Wissen alle alle ler ler ne ne nt nt ro n ro n F F I I I I rt rt leistungsorientie leistungsorientie Wissen Wissen nachhaltig gestalten Ein Instrumentenkasten für Kommunen, hrsg. v. DEN STÄDTISCHEN LIEFERVERKEHR Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland NACHHALTIG GESTALTEN Ein Instrumentenkasten für Kommunen e.V. (BUND), DIN A4, 45 S., kostenlos herunterzu- laden unter bund.net/service/publikationen 1 14 21 Die Broschüre gibt konkrete Handlungsempfehlungen, wie Kom- munen ihren städtischen Lieferverkehr nachhaltiger gestalten kön- nen. Die möglichen Maßnahmen für weniger Verkehr, mehr Klima- schutz und mehr Lebensqualität reichen dabei von dem Ausbau der Radlogistik, der Einrichtung von innerstädtischen Umschlagsplät- zen bis hin zur Ausweisung von Fußgängerzonen. Entstanden ist die Broschüre im Rahmen des Projektes „NKI: Klimafreundlicher EDITORIAL Lieferverkehr für saubere und lebenswerte Städte“. 3 Rückenwind fürs Rad von Christof Sommer Analysen und Konzepte SDGs und kommunale FAHRRAD Gemeinwohl-Bilanz 6 Entwurf für ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW Wie die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sus- von Hendrik Wüst tainable Development Goals, SDGs) der Vereinten 9 StGB NRW zum geplanten Fahrrad- und Nationen mit der Gemeinwohl-Bilanz von Städten, Nahmobilitätsgesetz NRW Kreisen und Gemeinden verknüpft werden können, LebensWerte Kommune | Ausgabe 1 | 2021 SDGs und kommunale Gemeinwohl-Bilanz von Cora Ehlert Wie die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen mit der Gemeinwohl-Bilanz von Städten, Kreisen und Gemeinden verknüpft werden können v. Anke Butscher, Matthias Kasper, Sigrid Koloo u. Anke Butscher, Matthias Kasper, Sigrid Koloo, Henrik Riedel Henrik Riedel, hrg. v. der Bertelsmann Stiftung, Pu- 12 Nahmobilität der Zukunft blikationsreihe „Analysen und Konzepte“, DIN A4, 28. S., kostenlos von Christine Fuchs herunterzuladen unter bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen 14 Radverkehrs- und Mobilitätskonzept der Immer mehr Kommunen orientieren sich bei der nachhaltigen Ent- Kolpingstadt Kerpen wicklung an den Sustainable Development Goals (SDGs). Einige Kom- von Michael Strehling munen haben sich zudem bereits mit der Erstellung von Gemein- 16 Vernetzung von Verkehrsträgern wohl-Bilanzen beschäftigt. In der Publikation werden wesentliche von Katja Naefe Eckpunkte der Gemeinwohl-Bilanz in Kommunen herausgearbeitet. Nach der Beschreibung der Bedeutung der SDGs vor Ort und den Zu- 18 Organisation des Radverkehrs in der Region sammenhängen zur Gemeinwohl-Bilanz werden Wege aufgezeigt, von Gerlinde Quack, Reiner Spotke und Elena Färber wie die Gemeinwohl-Bilanz noch stärker mit den SDGs verknüpft werden kann. Zudem werden Instrumente, Projekte und Vorhaben Titelfoto: Alexander Rochau - stock.adobe.com vorgestellt. 4 Städte- und Gemeinderat 5/2021
NACHRICHTEN Anstieg der Ausländerzahl in NRW auf Thema Fahrrad 2,75 Millionen Ende 2020 lebten in Nordrhein-Westfalen rund 2,75 Millionen Per- sonen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Wie Information und Technik NRW als Statistisches Landesamt nach Auswertung des Ausländerzentralregisters mitteilte, waren das 42.700 oder 1,6 Prozent mehr Ausländerinnen und Ausländer als ein Jahr zuvor. Den größten Zuwachs gab es bei Personen mit syrischer Staatsan- gehörigkeit (+14.200) sowie Personen mit rumänischem (+11.200) und bulgarischem Pass (+9.100). Die größte ausländische Nationali- tätengruppe stellten Ende 2020 weiterhin Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit (487.500) dar, gefolgt von Personen mit syri- schem Pass (239.800). Sieger im Wettbewerb „Energiewende 9 trifft Megatrends“ Die Stadt Hamminkeln ist Siegerin im Wettbewerb „Energiewen- de trifft Megatrends“. Sie erhielt den ersten Preis für die Umrüs- tung des kommunalen Fuhrparks in Verbindung mit dem ange- botenen E-Car-Sharing, das 2017 mit dem Energieunternehmen Westenergie gestartet wurde. Den zweiten Platz errang die Stadt Menden mit dem Fifty-fifty-Projekt „Watt sparen!“. Im Rahmen des gemeinsamen Projektes mit den Stadtwerken Menden und dem Naturschutzzentrum Arche Noah sparen Schulen und Kitas durch einfache Maßnahmen Strom, Wasser und Gas. Der Wettbe- 28 werb fand im Rahmen des vom Land NRW finanzierten Virtuellen Instituts „Transformation Energiewende NRW“ statt. 28,5 Millionen Euro für Erneuerung 21 Praxisbericht eines Mobilitätsmanagers der Dörfer in NRW von Lukas Ossenbrink Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Erneuerung von Dörfern in 23 Ergebnisse des ADFC-Fahrrad-Klimatests in NRW diesem Jahr mit rund 28,5 Millionen Euro. Wie NRW-Heimatministe- von Ludger Vortmann rin Ina Scharrenbach bei der Veröffentlichung des Dorferneuerungs- programms 2021 mitteilte, fließt das Geld in insgesamt 344 Projekte in 25 Beteiligung und Kommunikation von Projekten 145 Gemeinden. Gefördert würden etwa Dorfläden, Gemeinschafts- im Radverkehr häuser oder dörfliche Plätze sowie Maßnahmen zur Barrierefreiheit. von Simon Knur Zusammen mit der erstmalig in diesem Jahr ausgesprochenen lan- deseigenen Förderung für die Feuerwehrinfrastruktur investiere die INTEGRATION Landesregierung in Orten mit bis zu 10.000 Einwohnerinnen und 28 Kommunales Integrationsmanagement Einwohnern insgesamt 51,4 Millionen Euro, so Scharrenbach. von Joachim Stamp Erfolgreiche NRW-Vorschläge zum HAUSHALTSUMFRAGE 31 Ergebnisse der Haushaltsumfrage des StGB NRW Immateriellen Kulturerbe von Claus Hamacher und Carl Georg Müller Die Kulturministerkonferenz der Länder hat beschlossen, 18 Kultur- formen und zwei Modellprogramme neu in das bundesweite Ver- zeichnis Immaterielles Kulturerbe aufzunehmen. Darunter sind mit SERVICE dem Buchbinderhandwerk, der Demoszene und dem Papiertheater 27 Integration auch drei Vorschläge, die das Land Nordrhein-Westfalen auf Emp- 35 Bücher fehlung einer unabhängigen Landesjury unterbreitet hat. NRW-Kul- 37 Europa-News turministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen wertete die Aufnahme der 38 Gericht in Kürze NRW-Vorschläge als Beleg für die Vielfalt lebendiger Traditionen im Land. Die Aufnahme sichere das Fortbestehen von immateriellen Kulturformen und solle dazu beitragen, den Kulturformen die Auf- merksamkeit und Wertschätzung zu verschaffen, die sie verdienen. Städte- und Gemeinderat 5/2021 5
FAHRRAD In Nordrhein- Westfalen sollen in einigen Jahren 25 Prozent der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden FOTO: CONNEL_DESIGN - STOCK.ADOBE.COM Förderung des Radverkehrs bekommt Gesetzeskraft Mit einem Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz will die Landesregierung Nordrhein-Westfalen das Fahrrad zum vollwertigen, alltagstauglichen Allround-Verkehrsmittel machen DER AUTOR M obilität in Nordrhein-Westfalen muss bes- Das haben wir ganz maßgeblich der starken Fahr- Hendrik Wüst, MdL, ser, sicherer und sauberer werden. Unsere rad-Community zu verdanken! Mehr als 200.000 ist Minister für ambitionierten Klimaziele werden wir nur Menschen haben sich an der Volksinitiative „Auf- Verkehr des Landes erreichen, wenn wir den Menschen ein besseres Ange- bruch Fahrrad“ beteiligt. Wir haben das aufgegriffen Nordrhein-Westfalen bot jenseits des Autos machen. Dazu gehört, dass wir und folgen dem Auftrag des Landtages, noch in dieser das Fahrrad als klimaneutrales Verkehrsmittel stärken. Legislaturperiode ein Fahrrad- und Nahmobilitätsge- setz vorzulegen. Fahrrad im Trend Das Fahrrad hat Hochkonjunktur - nicht erst seit der Corona-Pandemie! Immer mehr 25 Prozent Radverkehrsanteil Mit dem Fahr- Menschen steigen aufs Rad, und so wird aus dem rad- und Nahmobilitätsgesetz schaffen wir wichtige Freizeit-Rad dank E-Bikes und Pedelecs immer öfter Voraussetzungen für eine bessere Nahmobilität in ein Allround-Verkehrsmittel für den Alltag. Auch län- Nordrhein-Westfalen. Wir wollen, dass Radfahren gere Pendel-Strecken können inzwischen selbst in be- noch attraktiver wird. So attraktiv, dass 25 Prozent wegter Topographie bequem zurückgelegt werden, der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Das wenn die Infrastruktur passt. ist kein unrealistischer Wert, wie ein Blick in meine In Nordrhein-Westfalen bekommt die Förderung des münsterländische Heimat beweist. Dort liegt der Radverkehrs jetzt Gesetzeskraft. Das Landeskabinett Radverkehrsanteil im Durchschnitt schon jetzt bei hat den Entwurf für das Fahrrad- und Nahmobilitäts- über 25 Prozent. In Bocholt sogar bei 38 Prozent, in gesetz (FaNaG NRW) beschlossen und die Verbändean- Borken bei 30 und in Coesfeld bei 32 Prozent. hörung eingeleitet. So machen wir Nordrhein-Westfa- Kernbestandteil des Gesetzes ist, dass wir Radverkehr len zum ersten Flächenland mit einem Fahrradgesetz! als Netz denken. Das ist neu. Bisher haben insbeson- 6 Städte- und Gemeinderat 5/2021
dere die Kommunen und Kreise Radwege nach ihrem jeweiligen Bedarf geplant und so wichtige Beiträge für einen besseren Radverkehr geleistet. Mit der zunehmenden Entwicklung des Fahrrads zum all- tagstauglichen Allround-Verkehrsmittel gehen wir jetzt einen Schritt weiter und denken Radverkehr in einem durchgängigen Netz aus dem Lokalen in die Region und über die Region hinaus. Radvorrangnetz Mit dem Gesetz definieren wir FOTO: STRASSEN.NRW ein landesweites Radvorrangnetz, das mit Priorität geplant und gebaut wird. Es wird ein Bedarfsplan für Radschnellwege etabliert, wie man das bisher nur für Schienen-, Straßen- und Wasserwege kennt. Das er- höht die Planungssicherheit und verringert planungs- rechtliche Hürden. Klagen gegen Radschnellwege im Bedarfsplan werden keine aufschiebende Wirkung für den Radverkehr zur Verfügung und investieren Die Landesregierung mehr haben, und der Instanzenzug von Klagen gegen gemeinsam mit dem Bund 50,3 Millionen Euro in will den Bau von diese Projekte wird auf eine Tatsacheninstanz verkürzt. Nahmobilitätsprojekte der Städte, Gemeinden und Radschnellwegen weiter vorantreiben So schaffen wir ein durchgängiges Netz über kom- Kreise. Bis 2023 stellt der Bund sogar 97 Millionen munale Grenzen hinweg und machen aus einem lö- Euro für eine bessere Radinfrastruktur in Nord- chrigen Flickenteppich ein gutes Netz. Die Förderung rhein-Westfalen zur Verfügung. der Radinfrastruktur wird sich künftig vorrangig an der Einbindung in das landesweite Radvorrangnetz Zusätzliches Personal Damit treiben wir auch orientieren. Und die Förderung ist so hoch wie nie beim Radwegebau einen Planungs-, Genehmigungs- zuvor! Kommunale Projekte können aktuell mit bis und Bauhochlauf voran. Um für mehr Tempo bei Pla- zu 95 Prozent aus Bund und Land unterstützt wer- nungen zu sorgen, haben wir beim Landesbetrieb den. Gemeinsam mit den Kommunen treten wir also Straßenbau Nordrhein-Westfalen zusätzlich zehn ordentlich in die Pedale! neue Stellen ausschließlich für Radverkehrsprojekte geschaffen und besetzt, so dass wir möglichst schnell Kommunale Unterstützung Städte und Gemein- möglichst viele Projekte zur Baureife bringen. den sind wichtige Partner beim Ausbau der Radin- Für dieses Jahr wurden im Haushaltsplan fünf wei- frastruktur. Wir werden die Kommunen nachhaltig tere Ingenieursstellen für die Bezirksregierungen stärken, kommunale Beraterstrukturen fest etablie- geschaffen, um Förderanträge der Kommunen für ren und verstetigen. Die Arbeitsgemeinschaft fahr- neue Radwege prüfen und schneller genehmigen zu rad- und fußgängerfreundlicher Städte, Gemeinden können. Wir haben eine Stiftungsprofessur für Rad- und Kreise in NRW (AGFS) und das Zukunftsnetz Mo- verkehrspolitik und Radverkehrsplanung des Bundes bilität Nordrhein-Westfalen sind bewährte Partner, nach Wuppertal geholt, und der Bund hat sie finan- deren dauerhafte Finanzierung in diesem Gesetz ziert. Und im Verkehrsministerium wurde 2020 die garantiert wird. So befähigen und beraten wir die Kommunen und achten zugleich die kommunale Selbstverwaltung. Wir schließen mit diesem Gesetz nahtlos an eine Kommunale Projekte können mit ambitionierte Fahrradpolitik der vergangenen Jah- re an. Seit dem Regierungswechsel 2017 wurden in bis zu 95 Prozent aus Bund und Nordrhein-Westfalen mehr als 500 Kilometer neue Land unterstützt werden Radwege gebaut. Im laufenden Jahr stellen wir die Rekordsumme von 54 Millionen Euro Landesmittel WIR ERSTELLEN RADWEGEKONZEPTE www.ge-komm.de | www.radwegekonzept.de Städte- und Gemeinderat 5/2021 7
modale Wegeketten möglich, in denen das Fahrrad FOTO: NMANN77 - STOCK.ADOBE.COM ein zentraler Baustein ist. Dabei fördern wir Radstationen, Rad-Sharing-Ange- bote - auch in ländlichen und suburbanen Regionen -, sichere Radabstellanlagen mit Lademöglichkeiten an ÖPNV-Haltestellen und Mobilstationen als Verknüp- fungspunkte zwischen verschiedenen Verkehrsmit- teln. Dort wechseln Pendler oder Reisende vom Rad auf Bus und Bahn, E-Scooter, On-Demand-Shuttle, Leih-Rad oder Car-Sharing-Auto. So wird das Fahrrad Teil physisch und digital gut vernetzter Wegeketten - eine alltagstaugliche Al- ternative zum Auto. Das FaNaG NRW definiert dafür Standards und schafft die Rechtsgrundlage für För- Sichere Radabstellanlagen mit Lademöglichkeiten an derungen. So wird am Ende aus einer freiwilligen ÖPNV-Haltestellen werden gefördert Aufgabe eine Pflichtaufgabe des Landes. „Stabsstelle Radverkehr und Verkehrssicherheit“ ein- Multimodale Wegeketten Das FaNaG NRW ist gerichtet, um ganz Nordrhein-Westfalen noch fahr- mehr als ein reines Fahrradgesetz. Zur Nahmobi- radfreundlicher zu machen. lität gehören auch Fußgänger und Mobilität mit Auch die Sicherheit im Straßenverkehr ist zentraler Elektro-Kleinstfahrzeugen. Wir schaffen deshalb Bestandteil des Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes. die Grundlage für besonders geschützten Raum, für Die „Vision Zero“ - also das Bestreben, dass niemand besonders geschützte Gehwege. Ampelschaltungen im Straßenverkehr zu Schaden kommt - ist im Fahr- sollen Fußgängern gleiche Rechte wie Autos und rad- und Nahmobilitätsgesetz fest verankert. Erst- Fahrradfahrern einräumen. mals in einem Landesgesetz in Deutschland wird Auch Elektro-Kleinstfahrzeuge finden sich in dem neu- die Förderung der Landesverkehrswacht zur Pflicht- en Gesetz wieder. Auch sie sollen integraler Bestand- aufgabe. Und in den nächsten fünf Jahren werden teil multimodaler Wegeketten auf der „letzten Meile“ alle landeseigenen Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen und sein. Dazu sollen mehr Abstellflächen im öffentlichen größere Busse mit Abbiegeassistenten ausgerüstet. Raum ausgewiesen werden, um Konflikte zu verhin- dern und insbesondere Barrierefreiheit zu gewährleis- Gleichrangigkeit im Straßenverkehr Es ist un- ten. Zudem wird der sinnvolle Ausbau von Sharing-An- ser Anspruch, bessere, sichere und saubere Mobilität geboten für Elektro-Kleinstfahrzeuge unterstützt. alltagstauglich zu machen. Deshalb wird das Rad Ich bin sicher, dass wir es mit diesem Gesetz und un- mit dem Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz zum seren Förderangeboten gemeinsam mit Städten, Ge- gleichrangigen Verkehrsmittel neben allen ande- meinden und Kreisen schaffen werden, das Radver- ren. Wir nutzen die Chancen der Digitalisierung und kehrsangebot so gut zu machen, dass die Menschen schaffen die gesetzliche Grundlage für die Förderung immer öfter aufs Rad umsteigen für bessere, sichere digitaler und vernetzter Mobilität. So werden multi- und sauberere Mobilität in Nordrhein-Westfalen. ◼ 20 Jahre Regionales Weimarer Dreieck S eit 30 Jahren arbeiten Deutschland, Frankreich und Polen Frankeich und Polen sowie den NRW-Partnerregionen bewer- im Rahmen des Weimarer Dreiecks zusammen. Vor 20 ben. Ausgezeichnete Projekte erhalten bis zu 2.000 Euro. Mehr Jahren entschieden sich Nordrhein-Westfalen, die dama- Informationen gibt es unter mbei.nrw/frankreich-polen-nrw- lige französische Region Nord-Pas-de-Calais - heute Hauts-de- jahr. ◼ France - und die polnische Woiwodschaft Schlesien, das Weima- rer Dreieck auf regionaler Ebene aktiv mit Leben zu füllen. Das 20-jährige Bestehen dieses Regionalen Weimarer Dreiecks wird nun mit einem Frankreich-Polen-NRW-Jahr (Logo) gefeiert. Die Landesregierung ruft die unterschiedlichen Akteure auf, sich am LOGO: LAND NRW Jubiläumsjahr zu beteiligen. Im Rahmen eines Wettbewerbes können sich Kommunen, Vereine, Verbände, Schulen, Hochschu- len, Einrichtungen und Institutionen in NRW bis zum 14. Mai 2021 mit Projekten der bi- und trilateralen Zusammenarbeit mit 8 Städte- und Gemeinderat 5/2021
FAHRRAD Städte und Ge- meinden in NRW haben in den ver- gangenen Jahren große Fortschritte FOTO: AROCHAU - STOCK.ADOBE.COM bei der Förderung des Radverkehrs gemacht Erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung Der vorliegende Entwurf für ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz Nordrhein-Westfalen ist aus Sicht des Städte- und Gemeindebundes noch an vielen Stellen zu unkonkret D er Städte- und Gemeindebund Nordrhein-West- Ziel des Gesetzes zu erreichen, den Radverkehrsan- falen (StGB NRW) hat sich in den vergangenen teil von aktuell elf auf 25 Prozent zu erhöhen, bedarf DIE AUTORIN Jahren intensiv für eine Stärkung der Nahmo- es aber vielfältiger Anstrengungen auf allen Ebenen. bilität eingesetzt und einen deutlich höheren Radver- Ganz besonders werden die Kommunen gefordert sein. Cora Ehlert ist kehrsanteil in den Städten und Gemeinden befürwor- Referentin für tet. So hat etwa das Präsidium in seiner Sitzung am Radwege an Landesstraßen ausbauen Vor Straßenrecht und 22. November 2017 anlässlich des Gemeindekongres- diesem Hintergrund ist auch die beschränkte Rege- Straßenbau beim ses einen umfassenden Beschluss zum Thema „Mo- lungskompetenz des Landesgesetzgebers zu sehen. Städte- und bilität der Zukunft“ verabschiedet. in dessen Folge Insofern bleibt der Gesetzentwurf an vielen Stellen Gemeindebund NRW gleichnamige Broschüre entstanden ist. Dieser in unkonkret und belässt es bei allgemeinen Zielvorga- Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft fuß- ben. Nichtsdestotrotz ist das Land als Straßenbaulast- gänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden träger an Landesstraßen gefordert, seiner Stellung und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS NRW) gerecht zu werden und insbesondere die Radwege entstandene Leitfaden behandelt die wichtigsten und an Landesstraßen auszubauen. Sehr häufig fehlt es drängendsten Mobilitätsfragen der Zukunft und stellt hier an einer tauglichen Radverkehrsinfrastruktur. das Thema der Nahmobilität in den Fokus. Die anvisierte Neuausrichtung von Straßen.NRW mit Aufgrund der bereits langen Tradition, sich für die einem größeren Schwerpunkt auf den Radverkehr ist Nahmobilität einzusetzen, ist es dem StGB NRW ein be- daher von hoher Bedeutung, um den Fokus auch im sonderes Anliegen, das geplante Fahrrad- und Nahmo- übergeordneten Straßennetz auf die Nahmobilität bilitätsgesetz NRW (FaNaG NRW) zu begleiten und zu zu richten und geeignete Schnittstellen zum lokalen unterstützen. Um insbesondere das sehr ehrgeizige Wegenetz zu schaffen. Die Aufgabe des Radwege- Städte- und Gemeinderat 5/2021 9
FAHRRAD baus an Landesstraßen muss auch im Fahrradgesetz stärker herausgehoben werden. „Planerpool“ bereitstellen In vielen Städten und Gemeinden hat die Nahmobilität bereits eine sehr hohe Bedeutung. Das Präsidium des StGB NRW hat in seiner 204. Sitzung am 17. November 2020 auf FOTO: MICHELE URSI - STOCK.ADOBE.COM Grundlage der bis dato vorliegenden Gesetzeseck- punkte aber auch deutlich gemacht, dass es neben finanziellen Ressourcen in den Städten und Gemein- den oftmals auch an personellen Kapazitäten für die Planung mangelt, um das Thema noch weiter voran- zubringen. Daher plädiert der Verband dafür, landesseitig einen „Planerpool“ bereitzustellen, auf den Kommunen bei Bedarf zurückgreifen können. Fehlende eigene personelle Ressourcen könnten so aufgefangen wer- den. Ein „Planerpool“ hätte zudem den Vorteil, dass Als Straßenbaulast- weitere Gesetzgebungsverfahren intensiv einbrin- Wissen stärker miteinander vernetzt werden könnte. träger an Landes- gen. Unter Beteiligung einiger Praktikerinnen und straßen sollte das Praktiker führt der Verband zudem einen Workshop Planungsrecht vereinfachen Zudem ist der Bau Land die dortigen in Zusammenarbeit mit der AGFS NRW durch. In von Radwegen im Bau- und Umweltrecht komplex Radwege ausbauen dem Workshop soll insbesondere die Frage disku- gestaltet. Aus diesem Grund müssen die derzeit tiert werden, welche genauen Instrumentarien die bestehenden planungsrechtlichen Vorgaben verein- Mitgliedsstädte des Städte- und Gemeindebundes facht und die lange Verfahrensdauer deutlich ver- NRW brauchen, um den mit dem Gesetz anvisier- kürzt werden. ten Quantensprung in der Fahrradnutzung zu er- Da Radwege nicht an Zuständigkeitsgrenzen enden reichen. sollten, müssen ferner geeignete Schnittstellen ge- Die Ergebnisse des Workshops sollen sich auch schaffen werden, damit die unterschiedlichen Pla- in dem in § 2 des Entwurfes für das Fahrrad- und nungsträger besser miteinander kooperieren und Nahmobilitätsgesetz NRW (FaNaG-E) vorgesehenen sich untereinander abstimmen können. Aktionsplan für Kommunen wiederfinden. Es geht um folgende zentrale Fragestellungen: Kommunen und Menschen einbeziehen Diese Bedenken und Anmerkungen wird • Wie kann die Radinfrastruktur ausgebaut und der StGB NRW in das laufend unterhalten werden, um modernen An- Die Broschüre forderungen an Sicherheit und Komfort zu ent- „Zukunft der Mobilität“ zeigt sprechen? ät er Mobilit • Wie können Radwege besser miteinander vernetzt Zukunft den, Ziele, Maßnahme n Perspektiven, Ziele und Maßnahmen werden und zwar von einem lokalen zu einem über- v Perspekti für eine nachhal- regionalen Wegenetz? tige Mobilität in • Welche Maßnahmen des Mobilitätsmanagements Kommunen auf sind notwendig, unter anderem in Bezug auf die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger? • Wie kann eine bessere Zusammenarbeit der unter- schiedlichen Akteure erreicht werden, nicht zuletzt der verschiedenen Straßenbaulastträger? • Wie kann das Fahrradparken komfortabler und si- cherer gestaltet werden? Ziel des Gesetzgebungsprozesses und darüber hin- aus muss es sein, die Kommunen von Anfang an mit ihrem praktischen Know-how einzubinden und die fachliche Expertise zu nutzen. Unabdingbar müssen auch die Bürgerinnen und Bürger über geeignete Kommunikationskanäle mitgenommen und begeis- tert werden. Nur so kann die Umsetzung des Geset- zes gelingen und das Fahrradfahren größere Bedeu- tung erlangen. ◼ 10 Städte- und Gemeinderat 5/2021
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FAHRRAD Ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz und ein Aktionsplan sollen den Weg für mehr Radverkehr in NRW ebnen FOTO: ANIMAFLORA PICSSTOCK - STOCK.ADOBE.COM Mehr Verkehrsplaner für die Nahmobilität der Zukunft Die AGFS unterstützt das Land NRW bei der Erarbeitung eines Aktionsplans mit praxisnahen Lösungen für die Umsetzung des anstehenden Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes NRW D ie Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahr- Unterstützung für Kommunen Ist das der Auf- radfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise takt für eine Gleichbehandlung des Rad- und Fuß- in Nordrhein-Westfalen e. V. (AGFS) als kom- verkehrs in unseren Städten und Gemeinden? Die munaler Verein mit nahezu 100 Mitgliedskommunen AGFS begrüßt die ehrgeizigen Pläne des Verkehrs- hat das Ziel eines zügig befahrbaren und lückenlosen ministeriums: „Ein Meilenstein für die Nahmobi- Radverkehrsnetzes in Nordrhein-Westfalen vor Au- lität“, sagt der Vorsitzende des Präsidiums, Frank DIE AUTORIN gen. Das Fahrradfahren und auch das Zufußgehen Meyer, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld. Klar sollen sowohl in urbanen als auch in ländlichen Räu- ist aber auch, dass die Kommunen jetzt personelle Christine Fuchs men sicherer und attraktiver werden. und finanzielle Unterstützung brauchen, um zügig ist Vorstand der Dafür erhält Nordrhein-Westfalen bis Ende 2023 fast ihre Projekte auf den Weg zu bringen. Arbeitsgemeinschaft 100 Millionen Euro als Finanzhilfe vom Bund. Genutzt Die AGFS unterstützt deshalb in Kooperation mit fußgänger- und werden können die Mittel, so Bundesverkehrsminis- dem NRW-Verkehrsministerium einen Aktions- fahrradfreundlicher ter Andreas Scheuer, zum Beispiel für den Bau und plan, der das anstehende Fahrrad- und Nahmobili- Städte, Gemeinden Ausbau von straßenbegleitenden, vom motorisier- tätsgesetz des Landes NRW als gesetzgeberisches und Kreise in Nord- ten Verkehr möglichst getrennt geführten Radver- Regelwerk in eine konkrete planerisch-bauliche rhein-Westfalen e.V. kehrsanlagen, also für selbstständige Radwege und Sprache übersetzt. Die AGFS steuert in naher Zu- (AGFS) planfreie Führungen über Brücken und Unterführun- kunft konkrete und praxisnahe Lösungen für die gen, aber natürlich auch für andere Radverkehrsinfra- Nahmobilität in unseren Städten und Gemeinden struktur, wie zum Beispiel Fahrradparkhäuser. mit bei. Beispiele sind Unterstützungsformate für 12 Städte- und Gemeinderat 5/2021
den Fuß- und Radverkehr als Hilfestellung für Ein- steigerkommunen sowie eine Fachpartnerschaft mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW zur fach- i Die AGFS lichen Vernetzung mit den Kommunen. Die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und Die AGFS schaltet im Sommer 2021 eine neue Wis- fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und sensplattform „wissen.agfs.nrw“ frei und läutet Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS) damit eine Qualifizierungsoffensive für ihre Pro- steht seit 1993 für das Leitbild „Die Stadt jektleiterinnen und Projektleiter ein. Auf der Platt- als Lebens- und Bewegungsraum“. Die 92 form wird das Wissen der AGFS zur Nahmobilität Mitglieder des kommunalen Vereins verste- in allen Facetten für die Mitglieder zum Nachschla- hen sich als Vorreiter für eine gesunde und gen und Weiternutzen aufbereitet. Die Plattform ökologisch sinnvolle Mobilität. Gemeinsa- auf der Basis der Schulungssoftware „Moodle“ mes Ziel ist es, zukunftsfähige, belebte und startet mit aktuellen Themen und wird sukzessive wohnliche Städte zu gestalten, in denen erweitert. Lebens- und Bewegungsqualität im Vorder- grund stehen. ◼ Kampagne gegen Personalmangel Aus vielen Gesprächen mit Projektplanerinnen und -planern in den Mitgliedskommunen und auch aus eigener In Planung ist auch eine direkte Ansprache an den Erfahrung wissen wir, dass es aber oft an etwas an- Hochschulen, um vor allem angehende Bauingenieu- derem hapert: In vielen Kommunen mangelt es an rinnen und -ingenieure zu erreichen. Diese müssen Planerinnen und Planern. Um diesen Personalmangel sich im Laufe ihres Studiums für eine Richtung ent- in den Verwaltungen zu beheben, startet die AGFS scheiden. Doch viele gehen da in eine andere Rich- mit Unterstützung des NRW-Verkehrsministeriums tung des Ingenieurstudiums, weil Verkehrsplanung eine Berufskampagne. gar nicht präsent ist. Unter dem Motto „Plane Deine Stadt!“ werden In- Vorträge an den Universitäten und Hochschulen, formationspakete mit Broschüren und Postern allen Workshops und „Summer Schools“ sollen deshalb Gymnasien und Gesamtschulen in NRW zur Verfü- schon Studierenden die verschiedenen Möglich- gung gestellt. Interessierte Kommunen können sich keiten aufzeigen und ihnen Lust machen auf Ver- die Plakate und Broschüren ebenfalls zusenden las- kehrsplanung. Am Herzen liegt mir eine handfeste sen. Eine digitale Plattform gibt zudem Einblicke in planerische Grundausbildung - eine kommunale das Berufsbild Verkehrsplanerin und Verkehrsplaner. Verkehrsplanerin oder ein kommunaler Verkehr- Mit „Planungswerkstätten“ an verschiedenen Schu- splaner muss nicht nur Konzepte schreiben, son- agfs-nrw.de len will die Kampagne außerdem junge Leute für den dern am Ende auch mal die Bauleitung vor Ort plane-deine-stadt.de Beruf begeistern. übernehmen. ◼ FOTO: AGFS Mit drei Plakatmotiven, die unter anderem an Schulen aufgehängt werden, werben die Kommunen in NRW um künftige Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner Städte- und Gemeinderat 5/2021 13
FAHRRAD FOTOS (3): KOLPINGSTADT KERPEN Die erste Veloroute der Kolpingstadt ist besonders breit, gut beleuchtet und führt kreuzungsfrei von Kerpen-Mitte zum Umsiedlungs- ort Manheim-neu Großes Potenzial für den gungen ein großes, schlummerndes Potenzial für den Radverkehr in Kerpen erahnen. Auf Basis dieser Erkenntnis hat sich die Kerpener Radverkehr in Kerpen Verwaltung mit politischer Unterstützung im Jahr 2009 auf den Weg gemacht, Radverkehr in Kerpen sowohl mit Ertüchtigung der Radverkehrsinfra- struktur als auch mit intensiver Öffentlichkeits- Mit einem Mobilitätsprogramm als Fortschreibung des arbeit zu fördern. Mittelfristig wird in Kerpen für Radverkehrskonzeptes will die Kolpingstadt den Anteil des den Radverkehr ein Modal Split von 25 Prozent Radverkehrs am Modal Split bis 2025 deutlich erhöhen angestrebt. Konzept mit konkreten Maßnahmen Es ent- D ie Kolpingstadt Kerpen ist eine kreisangehöri- stand das Radverkehrskonzept Kerpen mit rund ge Kommune im Rhein-Erft-Kreis und mit rund 65 Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbe- 68.000 Bürgerinnen und Bürgern die größte dingungen für den Radverkehr, die von einer stadtin- Stadt im Kreis. Die zentrale Lage um das Autobahn- ternen Arbeitsgruppe vorgeschlagen wurden. Nach kreuz Kerpen mit mehreren Autobahnanschlüssen politischer Zustimmung diente das Konzept auch der und dem bedeutenden Bahnknoten im Stadtteil Hor- Bewerbung um eine Aufnahme in die Arbeitsgemein- rem bieten sowohl dem Autoverkehr als auch dem schaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, öffentlichen Verkehr ausgezeichnete Verbindungen Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS). Hierdurch in die Region und zum nahegelegenen Oberzentrum sollte die Verwaltung bei der Umsetzung des Konzep- Köln. tes fachlich kompetente Begleitung erfahren. Der mit der Mitgliedschaft in der AGFS verbundene Zugang zu DER AUTOR Gute Bedingungen für Radverkehr Der polyzen- Fördermitteln für Öffentlichkeitsarbeit sollte weite- Michael Strehling ist trische Stadtgrundriss mit elf Ortsteilen, eine über- re Unterstützung bei der Werbung für den Fuß- und Verkehrsplaner und wiegend ebene Topografie und ein gut ausgebautes Radverkehr ermöglichen. Mobilitätsmanager System von Wirtschafts- und Gewässerunterhal- Es wurde zügig mit der Umsetzung des Konzep- bei der Kolpingstadt tungswegen bieten sehr gute Bedingungen für den tes begonnen. Zunächst wurden kostengünstige, Kerpen Radverkehr. Erhebungen zur Aufteilung der Verkehrs- schnell umsetzbare und öffentlichkeitswirksame So- nachfrage auf verschiedene Verkehrsmittel (Modal fortmaßnahmen, wie zum Beispiel die Markierung Split) von vor rund zwölf Jahren weisen für Kerpen von Schutzstreifen für den Radverkehr, verwirklicht. einen Radverkehrsanteil von etwa zehn Prozent aus. Nach Aufnahme in die AGFS im Jahr 2012 wurden Daraus lässt sich bei den hervorragenden Randbedin- dann die neuen, infrastrukturellen Maßnahmen mit 14 Städte- und Gemeinderat 5/2021
einer begleitenden Radverkehrskampagne öffentlich beworben. Die Kerpener Kampagne „11 ORTE. 2 RÄDER. EINE STADT“ war und ist Begleiter einer Vielzahl von Ak- tionen zur Radverkehrsförderung. Neben dem jährli- chen „Bike-to-school Day“ der großen Kerpener Schu- len, dem jährlichen „Bike-to-work Day“ der Kerpener Stadtverwaltung fand und findet beim großen Ker- pener Stadtfest jedes Jahr ein Rad-Aktionstag statt. Dort werden neben einem Bühnenprogramm unter anderem auch Fahrradsternfahrten, Fahrradpreis- rätsel für Kinder und interessante Informationen über die verkehrliche Entwicklung in der Kolpingstadt angeboten. Veloroute zum Umsiedlungsort Die Infrastruk- turmaßnahmen des Radverkehrskonzeptes Kerpen zielten darauf ab, fehlende Vernetzungen im Be- standsnetz schnell und einfach herzustellen. Bei Neuplanungen wurde dem Radverkehr nun deutlich mehr Raum und Bedeutung zugebilligt, erkennbar Zur Verbesserung am Beispiel der bergbaulich erforderlichen Verle- des Radverkehrs gung des Stadtteiles Manheim. Hier wurde die erste wurden auf zahlrei- Veloroute in Kerpen realisiert, die den Radverkehr mit chen Fahrbahnen Vorrang gegenüber dem Autoverkehr vom Zentrum Schutzstreifen des Stadtteils Manheim-neu an die Kernstadt führt. markiert Dabei wird eine Kreisstraße mittels einer Unterfah- Bürgermeister rung kreuzungsfrei gequert. Dieter Spürck Bis Anfang 2020 wurden fast alle Maßnahmen des geht bei der Radverkehrskonzeptes Kerpen umgesetzt. Die Kerpe- nachhaltigen ner Verwaltung hat bei der Umsetzung dieses Rad- Mobilität voran verkehrskonzeptes große Unterstützung durch die und nutzt ein Mitgliedschaft in der AGFS erfahren. Dabei haben die Lastenpedelec vielfältigen Formate der AGFS, wie Kongresse, Fachar- beitskreise, Fachseminare, Fachbroschüren, Exkursi- onen und Planerwerkstätten, bei der Umsetzung vor Ort geholfen. In den begleitenden Planungsprozessen konnten Bürgerschaft und Politik somit durch fach- liche und sachliche Begründung und Argumentation beinahe immer überzeugt werden, den Radverkehr nachhaltig zu fördern. Von der Vision zur Realität Ein von der AGFS empfohlener, moderierter Mobilitätsleitbildprozess wurde dem Mobilitätsprogramm, als Fortschrei- bung des Radverkehrsprogramms, vorgeschaltet. Das zukünftige Radvorrangnetz soll Der Prozess hatte zum Ergebnis, Kerpen mit einem ganzen Netz aus schnellen und grünen Achsen für ein zügiges, freudiges und sicheres die Nahmobilität auszustatten. Das daraufhin erar- Radeln ermöglichen beitete „Mobilitätsprogramm Kerpen 2025“ beinhaltet Maßnahmen, um die Vision aus dem Leitbildprozess Realität werden zu lassen. Das Mobilitätsprogramm wurde 2018 politisch einstimmig beschlossen. Ak- setzte Fahrrad, ein modernes Lastenpedelec, ist tuell werden Sofortmaßnahmen durchgeführt. Die Sinnbild für die Entwicklung der Mobilität in Ker- für eine mittelfristige Umsetzung geplanten Leucht- pen. Das zukünftige Radvorrangnetz soll nicht nur turmprojekte befinden sich bereits in Vorbereitung. im Freizeit-, sondern auch im Alltagsverkehr ein Das von Bürgermeister Dieter Spürck für seine zügiges, freudiges und sicheres Radeln auf meist Dienstfahrten in Kerpen gerne und häufig einge- grünen Achsen ermöglichen. ◼ Städte- und Gemeinderat 5/2021 15
FAHRRAD Bike-and-ride- Anlagen sind wichtige Schnitt- stellen zwischen FOTO: SMILLA DANKERT / VRS GMBH Fahrrad- und öffent- lichem Personen- nahverkehr Vernetze Mobilität braucht vernetztes Denken Das Zukunftsnetz Mobilität NRW berät und unterstützt Kommunen, mithilfe eines Kommunalen Mobilitätsmanagements nachhaltige Mobilitätskonzepte zu entwickeln und umzusetzen D ie aktuelle Situation zeigt, was in der Mobili- rhein-Westfalen ins Leben gerufen wurde, berät und tät lange als unveränderlich schien. Während begleitet seine Mitgliedskommunen auf dem Weg zu der Corona-Pandemie werden weniger Wege einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung. Der Fokus zurückgelegt, Rad- und Fußverkehr nehmen überpro- der Beratung liegt dabei auf zwei Kernthemen: Kom- DIE AUTORIN portional zu. Videokonferenzen ersetzen Dienstrei- munales Mobilitätsmanagement als Change-Prozess sen, das Homeoffice verringert den Berufsverkehr und und Maßnahmen des Mobilitätsmanagement. Katja Naefe ist Freizeitziele in der Nähe erfreuen sich wachsender Referentin für Mobi- Beliebtheit. Kommunalpolitik und Verwaltung zeigen Kommunales Mobilitätsmanagement Zu- litätsmanagement ihre Handlungsstärke und setzen die Rahmenbedin- kunftsfähige Mobilitätsentwicklung erfordert eine beim Verkehrsverbund gungen für das Verhalten der Bevölkerung. ganzheitliche Betrachtung des Themas Mobilität Rhein-Sieg An dieses Vorgehen muss auch nach der Pandemie an- und eine dauerhafte Verankerung in der gesamten geknüpft werden, um die nächste große Krise - die Kli- Verwaltung. Die Koordinierungsstellen des Zukunfts- makrise - zu verhindern. Das Zukunftsnetz Mobilität netz Mobilität NRW, die die operative Arbeit mit den NRW, das 2015 mit Unterstützung des Landes Nord- Mitgliedskommunen steuern, fördern den verwal- tungsinternen Change-Prozess und begleiten Kom- munen dabei. Dazu hat das Zukunftsnetz Mobilität NRW aktuell das Zukunftsfähige Mobilität muss Handbuch „Kommunales Mobilitätsmanagement als ganzheitlich betrachtet werden Change-Management-Prozess“ herausgegeben. Es ist das erste Handbuch, in dem der strategische An- satz des Kommunalen Mobilitätsmanagements als Change-Management-Prozess ausführlich erklärt wird. 16 Städte- und Gemeinderat 5/2021
Maßnahmen des Mobilitätsmanagements Ausgerichtet an einer nachhaltigen Mobilitätsent- wicklung beraten die Koordinierungsstellen zur Vermeidung, Verlagerung und Verträglichkeit von Verkehr, indem zielgruppenspezifische und stand- ortbezogene Maßnahmen sowie Angebote zur ver- netzten Mobilität vermittelt werden. Grundlage für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung FOTO: KATJA NAEFE / VRS GMBH ist eine attraktive Verkehrsinfrastruktur für nachhal- tige Verkehrsmittel. Dem Fahrrad kommt hier eine zentrale Rolle zu. Der Radverkehr bietet auf dem Weg zu einer kommunalen Mobilitätswende die größten Potenziale: 50 Prozent der Pkw-Fahrten liegen im Ent- fernungsbereich bis zu fünf Kilometer. Pedelecs - auch in Kombination mit dem Öffentlichen Personennah- verkehr - erhöhen das Potenzial deutlich. erstreckt. Ein kommunales Mobilitätsmanagement Mit dem Bergischen Bausteine für die Förderung Das Zukunftsnetz schafft die Grundlage für die Etablierung multimo- e-Bike verfügt der Mobilität NRW unterstützt seine Mitgliedskommu- daler Mobilitätsangebote. Hierfür ist notwendig, Rheinisch-Bergi- sche Kreis über ein nen bei verschiedenen Bausteinen der kommuna- strukturelle Voraussetzungen auf kommunaler Ebe- flächendeckendes len Radverkehrsförderung und bei der Aufstellung ne zu schaffen. Es gilt, das Thema als Chefsache auf Verleihsystem für kommunaler Radwegekonzepte. Dazu zählen in ers- Ebene des Hauptverwaltungsbeamten zu etablieren Elektroräder ter Linie Maßnahmen der Radverkehrsführung, wie und neue verwaltungsinterne Planungsroutinen zu Radschnellwege, Schutzstreifen, Fahrradstraßen und schaffen. Öffnung von Fußgängerzonen, sowie Maßnahmen des Fahrradparkens, wie Abstellanlagen an Quell- Abstellanlagen für Fahrräder Der Radverkehr und Zielorten, Bike-and-ride-Anlagen und Radstati- hat in Verbindung mit dem Öffentlichen Personen- Das Handbuch liefert onen. nahverkehr (ÖPNV) und dem Schienenpersonennah- Empfehlungen, wie Den Kern der Unterstützung bilden die Erstberatung verkehr (SPNV) eine hohe Bedeutung für die erste die Mobilitätswende durch das Kommunale und die Auslotung der verschiedenen Fördermög- und letzte Meile. So sind Bike-and-ride-Anlagen ein Mobilitätsmanage- lichkeiten. Außerdem bieten die Koordinierungsstel- zentraler Bestandteil beim Aufbau eines flächen- ment erfolgreich len den Kommunen mit regelmäßig stattfindenden deckenden Mobilstationsnetzes und dem Neu- und vorangebracht Fachgruppen eine Plattform zum Informations- und Ausbau schneller Radwegeverbindungen. Im Ideal- werden kann Erfahrungsaustausch. fall stehen Kunden des ÖPNV sowohl offen zugängliche als Trend zur Multimodalität Mit dem Fahrrad auch verschließbare Abstell- zum Zug, vom Bahnhof im Sharing-Auto weiter möglichkeiten - etwa Fahr- zum Baumarkt: Vernetzte Mobilität bedeutet ma- radsammelabstellanlagen ximale Flexibilität. Darum ist sie ein zentraler Bau- oder Fahrradboxen - zur Ver- stein der Mobilitätswende. Die aktuellen Trends fügung. hinsichtlich der Veränderung des Mobilitätsverhal- Die Zweckverbände Nahver- tens der Menschen sowie der Mobilitätsangebote kehr Rheinland (NVR) und sind vielfältig. Fahrradverleihsysteme ergänzen Nahverkehr Westfalen-Lip- seit einigen Jahren in immer mehr Städten und pe (NWL) planen für ihre Ge- mit stetig steigenden Nutzerzahlen das Mobilitäts- biete - in Anlehnung an das angebot. Ebenso verfügen zahlreiche Kommunen im Verkehrsverbund Rhein- über Carsharing-Angebote. Die starke Verbreitung Ruhr (VRR) bestehende von Smartphones und weiterer Informations- und Buchungs- und Zugangs- Kommunikationstechnologien schaffen so neue system „DeinRadschloss“ Möglichkeiten für die Vernetzung unterschiedli- - in 2021 die Einführung cher Verkehrsmittel. eines vergleichbaren Sys- Ein wesentliches Gestaltungselement im Transforma- tems mit landesweiter tionsprozess hin zu einer nachhaltigen Mobilitätsent- Durchbuchbarkeit. Mit Kommunales M obilitätsmanag wicklung sind Mobilstationen. Sie sind das sichtbare dem System sind für die als Change-Man ement agement-Prozes Zeichen zur Förderung der Multimodalität. Die Errich- Nutzerinnen und Nutzer Handbuch de s Zukunftsn s etz Mobilität NRW tung einer Mobilstation ist ein mehrstufiger Prozess, unter anderem folgende der sich von einem ersten Konzept über die Formulie- Vorteile und Funktio- Mit freundlich er rung konkreter Entwürfe bis zum operativen Betrieb nen verbunden: Unterstützung von: Städte- und Gemeinderat 5/2021 17
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