Leipzig trifft Berlin - CG Elementum
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Informationen der CG Gruppe | Ausgabe 5 | Herbst 2010 CG magazin | Herbst 2010 Leipzig trifft Berlin Die CG Gruppe hat sich mit ihrem zweiten Firmensitz in Berlin etabliert. Für beide Orte gilt: Alte und zum Teil schon aufgegebene Industriebauten füllen sich mit neuem Leben und Ideen. Strukturwandel im Kiez Berlin-Oberschöneweide: Ein Beispiel für die urbane Kultur der Zukunft. Den Dieben keine Chance Neue Sicherheitsanlagen www.cg-gruppe.de im Wohnbereich. Wir lieben jedes Detail. www.cg-gruppe.de
Immobilien sind mehr als nur Produkte, mit ihnen verbindet sich eine Weltanschauung. Wir bauen Visionen. www.cg-gruppe.de Für Ihre Träume. Unsere Welt sind Immobilien. Von der Entwicklung über den Bau bis zur Nutzung. www.cg-gruppe.de
EDITIORIAL CG magazin Liebe Leserin, lieber Leser, zwischenzeitlich ist es Tradition bei der CG Gruppe, alljährlich ein Magazin – das CG Magazin – herauszugeben. Als das letzte Ma- gazin erschien, befanden wir uns mitten im Ablöseprozess von unseren langjährigen holländischen Partnern. Dieser Prozess hat uns vor große Aufgaben gestellt und auch Probleme mit sich ge- bracht. Das gesamte CG Team hat dies aber als Herausforderung verstanden und die Situation deswegen auch exzellent gemeis- tert. Hier findet dann die Bezeichnung »human capital« seine ei- gentliche Bedeutung. Es hat sich herausgestellt, dass fleißige und loyale Mitarbeiter in der Lage sind, schwierigste Situationen zu bewältigen. Ihr Durchhaltevermögen hat die Geschäftsleitung der CG Gruppe in die Lage versetzt, die anfänglichen Schwierigkeiten, die der Ablöseprozess mit sich gebracht hat, zu überwinden. Nicht nur diese Aufgabe wurde hervorragend gelöst. Auch der Ausbau unserer Aktivitäten am Standort Berlin wurde erfolgreich vollzogen. Im Ergebnis konnten wir die Arbeitsplätze für die Stammbelegschaft sichern und beschäfti- gen derzeit 80 Mitarbeiter. Zudem bilden wir fortan fünf Studenten sowie Lehrlinge aus. Die Standortstrategie der CG Gruppe aus dem Jahr 2008, wonach wir zwar bundesweit vertreten sind, unsere Projekte aber auf die Standorte Leipzig und Berlin konzentrieren, ist erfolgreich abgeschlossen. Unsere Erfahrungen und Vernetzungen, die in Leipzig bis auf das Jahr 1995 und in Berlin auf das Jahr 2000 zurückgehen, helfen uns, an beiden Standorten erfolgreich zu operieren. So profitieren wir von der Konsolidierung des Immobilienmarktes in Leipzig auf hohem Niveau und dem rasant wachsenden Markt in Berlin. Uns von den holländischen Partnern loszulösen und komplett unabhängig zu werden, den Standort Berlin mit ei- genen Projekten zu besetzen und alle Leipziger Projekte erfolgreich fortzuführen – all diese Ziele konnten wir nur erreichen, weil uns unser Umfeld getragen hat. Wir sind von den meisten Beteiligten mit äußerster Rücksichtnahme und Geduld begleitet worden. Das Vertrauensverhältnis ist gewachsen und die Zusammenarbeit wurde intensiviert. Sofern Auseinandersetzungen notwendig waren, haben wir diese mit der gebührenden Sachlichkeit geführt. Das bestätigt unsere Geschäftspolitik, die auf langfristigen und damit auch belastbaren Verbindungen basiert. Die ver- trauensvolle Zusammenarbeit mit allen Partnern ist und bleibt unser Anspruch. In den gewachsenen Strukturen werden wir die bevorstehenden Projekte in Leipzig und Berlin verwirklichen und damit die Basis einer langfristigen erfolgreichen Arbeit an beiden Standorten schaffen. In der Vergangenheit hat es zahlreiche strukturelle und personelle Veränderungen gegeben – weitere sind geplant. Dieses Magazin gibt Ihnen die Möglichkeit, die Entwicklung unseres Unternehmens zu beobachten und sich über unsere Strategie zu informieren. Sicher ist: Es bleibt spannend. Sicher ist auch: Unsere Arbeit in Leipzig und Berlin wird erfolgreich fortgeführt. Ihr Christoph Gröner Geschäftsführer 3
CG magazin EDITIORIAL Seite 14 bis 15 Seite 11 bis 13 Denkmalschutz: Mit der Leipzig: Neues Stadtviertel in Planung Vergangenheit in die Zukunft Seite 18 bis 21 Seite 36 bis 39 CG in Berlin: Von Löwen und Bären Das ABC der Restaurierung Seite 42 bis 46 Seite 50 bis 61 Nachhaltigkeit ist Trend Bröckelnder Putz Ade 4
INHALT CG magazin AKTUELLES 30 Bitte einsteigen! Pendler zwischen Leipzig und Berlin Von Freud und Leid einer 6 CG im Gespräch eingeschworenen Gemeinschaft. Aktuelles aus dem Immobilienunternehmen. 32 Tanzend den Raum erobern 8 Same Time Same Place – Die EXPO REAL 2010 Im Gespräch mit Carola Häberer, Besitzerin Die Münchner Immobilienmesse ist jedes Jahr des DANCE POINT Tanzstudios Berlin. aufs Neue ein Besuchermagnet. BAUSTELLE 11 Eine Schlafende wird wach geküsst In Leipzig entsteht in naher Zukunft ein 36 Das ABC perfekt gelernt ganzes Stadtviertel neu. Die drei bauausführenden Firmen der CG Gruppe beherrschen ihr Handwerk. Das stellen sie unter 14 Die Adresse feiern: Denkmalsanierung im Dialog anderem auch auf der Baustelle der Lichtenberger Bei der Sanierung von Altbauten geht nichts ohne Lofts in Berlin jeden Tag unter Beweis. die zuständige Behörde für Denkmalschutz. Aber nicht immer wiehert der Amtsschimmel. LEBEN Oft geht die Arbeit Hand in Hand. 40 Das Haus als zweite Haut 16 Raum für Visionen – Leipzig und Berlin Neue Trends im Bereich Wohnen. Die aktuellen Zahlen zu leer stehendem Wohnraum in Leipzig und Berlin erzählen ihre eigenen 42 Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche Geschichten, denn hinter Zahlen und Fakten steht Am Beispiel der Photovoltaik. in beiden Städten eine besondere Mentalität. 47 Dem Einbrecher online auf der Spur TITEL Neue Sicherheitstechnik wird es Langfingern in Zukunft immer schwerer machen, 18 Wenn Leipziger Löwen und Berliner Bären ihr übles Handwerk auszuüben. sich begegnen Die CG Gruppe breitet ihr erfolgreiches Konzept GALERIE der denkmalgerechten Sanierung alter Industrie- bauten jetzt auch auf die Hauptstadt aus. 50 Hier wird schon in angenehmer Atmosphäre gelebt und gearbeitet: Referenzobjekte der CG Gruppe PORTRÄT in Leipzig und Berlin 22 Funktionswandel alter Industriebauten 55 Es verspricht spannend zu werden: – das Carré Parkaue Aktuelle und geplante Projekte der CG Gruppe Eine Textilfabrik aus der Zeit der Jahrhundertwende in Leipzig und Berlin verwandelt sich zu einer modernen Wohnanlage. 3 Editorial 24 Erlebnisfabrik Spreehöfe Eine abwechslungsreiche Mieterstruktur macht die 63 Mitarbeiter im Bild Berliner Spreehöfe zu einer kleinen Welt für sich. Das umgebende Viertel und der Gebäudekomplex stehen 66 Impressum dabei aber immer in einem wechselseitigen Austausch. 26 »Schweineöde« war gestern In dem Berliner Stadtteil Oberschöneweide findet im Moment eine faszinierende Umgestaltung der vorhandenen Gebäudesubstanz statt. 5
CG magazin AKTUELLES CG im Gespräch Die Häuser, die von der CG Gruppe mit großem Aufwand saniert und restauriert werden, haben in der langen Zeit ihres Bestehens viel erlebt. Auch die CG Gruppe selbst steht immer wieder vor großen Herausforderungen. Das vergangene Jahr hat dem Unternehmen viel Neues gebracht. Schwierigkeiten wurden überwunden und Neuanfänge gewagt. Ein Rückblick. CG und Floreijn gehen mit neuen ße 87 ist, hat sich einiges bewegt. Die Mieter und Besucher Projekten getrennte Wege spüren es gegenwärtig jeden Tag: Die Revitalisierung des Industriedenkmals wird mit Hochdruck vorangetrieben und macht enorme Fortschritte. Langfristiges Ziel ist es, Nach der gemeinsamen Sanierung des Blüthner Carrés und ein funktionierendes Stadtteilzentrum zu entwickeln, wel- des Südcenters in Leipzig haben CG und Floreijn ihre ge- ches Arbeiten, Einkaufen und Freizeit optimal miteinander schäftlichen Beziehungen im Sommer 2009 aufgelöst. Die verbindet. CG Gruppe baut sich seitdem ein zweites geschäftliches Standbein in Berlin auf. Floreijn will weiterhin den Ausbau des Rübesam-Areals in Leipzig voran treiben. Luftaufnahme vom Rübesam-Areal in Leipzig-Plagwitz. Foto: CG Gruppe Frischer Wind in den Spreehöfen Die Spreehöfe entwickeln sich zu einem attraktiven Stadt- teilzentrum in Berlin-Oberschöneweide. Foto: Juliane Böhme Es geht voran in Berlin: Seit die Spreehöfe GmbH & Co. KG, ein Unternehmen der CG Gruppe, neuer Eigentümer der Spreehöfe in der Edisonstraße 63/Wilheminenhofstra- 6
AKTUELLES CG magazin CG Gruppe feiert Richtfest in Berlin-Lichtenberg Am 24. August 2010 feierten alle Beteiligten den plan- mäßigen Fortschritt des Bauvorhabens im Carré Parkaue in Berlin-Lichtenberg. Punkt 16 Uhr begrüßte Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe, etwa 200 Gäste und betonte dabei, »dass dieses Fest für die Handwerker organisiert wurde und Zeugnis der Demut gegenüber den Personen ist, die hier mit ihrer Arbeitskraft für den Erfolg des Projektes einstehen«. Insgesamt werden nach voraussichtlicher Fertigstellung im Frühjahr/Sommer 2011 über 150 Wohneinheiten und aus- reichend Tiefgaragenplätze zur Verfügung stehen. Stadtgeschichtlich bedeutend: Ehemaliges »Inter- druck«-Gebäude, Ecke Dresdner-/Salomonstraße, in Leipzig. Foto: CG Gruppe Richtfest im Carré Parkaue in Berlin-Lichtenberg. Foto: CG Gruppe Bald sind hier Baumaschinen am Werk, um das Gebäu- Wo einst Druckereimaschinen de wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Foto: CG Gruppe ratterten … … wird bald wieder fleißig gehämmert und gespachtelt. In dem imposanten Eckgebäude werden in vier Ober- und Denn auf dem ehemaligen Gelände des Leipziger Großbe- zwei Dachgeschossen über 9.700 m2 modernste Wohnflä- triebes »VEB Interdruck«, Dresdner Straße/Ecke Salomon- chen entstehen. Die geplanten Panoramafenster zur Hof- straße, werden in Kürze umfangreiche Sanierungsarbeiten seite versprechen den künftigen Mietern viel Licht und eine stattfinden. Das Grafische Viertel, zu dem das Gebäude angenehme Atmosphäre. Doch in dem Gebäudekomplex gehört, ist architektonisch und stadtgeschichtlich sehr be- sind die Möglichkeiten der Raumgestaltung noch längst deutend. Bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts befand nicht ausgeschöpft. Es bleibt spannend, welche Visionen sich hier die Hauptschlagader des deutschen Buchhandels. die CG Gruppe noch in dem ehemaligen »Interdruck« Ge- Prachtvolle historische Gebäude zeugen davon. bäude verwirklichen wird. 7
CG magazin AKTUELLES Same Time – Same Place… Networking auf höchstem Niveau Diese Schlussfolgerung stützt auch eine EXPO REAL-Befra- gung unter Immobilienexperten und Fachjournalisten aus Im Zeitraum vom 4. bis 6. Oktober 2010 finden zahlreiche dem In- und Ausland zur Einschätzung der wirtschaftlichen Aussteller und Besucher auf dem Gelände der Neuen Messe Entwicklung der Immobilienbranche. Die Befragten konnten München zusammen. Hier wird das gesamte Spektrum der sich zwar nicht eindeutig festlegen, wie es 2010 auf dem Im- Immobilienwirtschaft gründlich unter die Lupe genommen. mobilienmarkt weitergeht, aber positiv wird nach wie vor Die größte europäische Fachmesse für Gewerbeimmobilien der Standort Deutschland bewertet: Die Branchenkenner und Investitionen, EXPO REAL, bietet eine internationale bestätigten das Image als attraktivste Investitionsregion, ge- Networking-Plattform für Märkte von Europa über Russland, folgt von Großbritannien, Frankreich, der Türkei, Osteuropa, den Mittleren Osten bis in die USA, und dient zur Markt- orientierung in der internationalen Immobilienwirtschaft. Zudem hält die ausreichende Präsentationsfläche zahlreiche Möglichkeiten bereit, um neue Kontakte zu knüpfen, Dialoge mit Kunden, Partnern und gegebenenfalls neuen Entschei- dern zu führen. Im Jahr 2009 gab es bereits 1.580 Aussteller und 21.430 Besucher aus der ganzen Welt. Zusammen mit den Repräsentanten der ausstellenden Unternehmen hatte die Messe damit mehr als 36.000 Teilnehmer. Die Top-Ten- Besucherländer waren neben Deutschland Großbritannien, Österreich, die Niederlande, Schweiz, Polen, Frankreich, die Tschechische Republik, die USA, Russland und Luxemburg. Trendentwicklung 2010 Im Jahr 2010 ist ein positiver Trend erkennbar, denn trotz Eugen Egetenmeir, Geschäftsführer der der schwierigen Situation der Immobilienmärkte zeichnet Messe München. Foto: EXPO REAL sich eine leichte Erholung ab. »Es ist erfreulich, dass die EXPO REAL dieses Jahr wieder das gleiche Aussteller- und den USA und Russland. Es wird erwartet, dass in Deutschland Flächenniveau wie 2009 erreicht«, sagt Eugen Egetenmeir, vor allem flexible Konzepte wie Mixed-Use-Immobilien bei In- Geschäftsführer der Messe München. »Dies lässt hoffen, dass vestoren hoch im Kurs stehen werden, ebenso wie Einzelhan- 2010 ein Jahr der Konsolidierung mit leichten Erholungsten- delsimmobilien. Aber auch Logistik- und Sozialimmobilien denzen wird.« wurden als äußerst beliebt eingeschätzt. 8
AKTUELLES CG magazin Die EXPO REAL 2010 Neuerungen der EXPO REAL tigsten Beteiligungsziele – Networking, Kontaktanbahnung mit Entscheidern und potenziellen Kunden, Marktorientie- Der Messetitel der EXPO REAL »Internationale Fachmesse für rung und Präsentation von Projekten – sind Wegbereiter für Gewerbeimmobilien« wurde 2010 inhaltlich um ein weiteres Investitionsentscheidungen. bedeutendes Wort, »Investitionen«, ergänzt; in erster Linie, Außerdem bietet die Messe mit ihrem Konferenzprogramm um das Profil der Messe als Plattform für Investitionsstandor- ein hochkarätiges und umfangreiches EXPO REAL FORUM te und Investoren weiter zu schärfen. mit rund 500 Referenten. Die EXPO REAL 2010 steht im Zei- »Immobilien können nicht losgelöst vom Investitionsum- chen aktueller Trends und Innovationen des Immobilien-, feld gesehen werden. Die Erweiterung im Messetitel be- Investitions- und Finanzierungsmarktes. Die Vorsilbe »Re« schreibt daher noch treffender Angebot und Nachfrage der prägt dabei das laufende Programm. Die Abkürzung »RE« EXPO REAL«, sagt Egetenmeir. »Das wird auch deutlich, wenn steht 2010 nicht nur für Real Estate, sondern auch für einen man sieht, wie auf der Messe die Wertschöpfungskette der Neustart in vielen Bereichen der Branche. Die Leitworte, die Immobilienwirtschaft ineinandergreift: von Wirtschaftsregi- einprägsam und vor allem ausschlaggebend für die Themen onen und Städten als Investitionsstandorte, über Projektent- sind, lauten: »RE-alism« – Changes and new opportunities, wickler, Finanzierer, Berater, Architekten und Planer – sowie »RE-pair« – What are the tasks, »RE-quests« – What are the Corporate Real Estate Manager und Expansionsleiter bis hin needs, »RE-pay« – What will pay off und »RE-set« – What to zu Nutzern und Investoren.« Die begriffliche Erweiterung do. Damit lenkt die EXPO REAL den Blick der Marktteilneh- spiegelt auch die jüngste Aussteller- und Besucherbefragung mer nach vorn und beflügelt den Austausch über zukunfts- der EXPO REAL 2009 wider. Die dort genannten vier wich- fähige Geschäftsmodelle, Marktsegmente und Investitions- strategien. Finanz-, Investment- und Energieeffizienzthemen runden das Angebot ab. Ein besonderer Dauerbrenner ist RE-alism – Changes and new opportunities Realismus – Veränderungen und neue Möglich- dabei Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche unter wirt- keiten schaftlichen Aspekten. RE-pair – What the tasks are Foren für jedermann Wiederherstellung, Reparatur – Was sind die Aufgaben Die Messe stellt insgesamt fünf Foren bereit, die unterschied- liche Themenbereiche und Ansprüche der Besucher und Aus- RE-quests – What the needs are steller der Messe abdecken. Nachfrage – Was wird benötigt Das EXPO REAL FORUM in Halle A2 bietet vertiefende Einblicke RE-pay – What will pay off in die aktuellen Themen der Immobilienwirtschaft. Namhafte Rückzahlung – Was zahlt sich aus Branchenexperten diskutieren dort über Wege aus der Krise, RE-set – What to do Neustart – Was muss getan werden 9
CG magazin AK- Nachhaltigkeit, Investment- und Finanzierungsstrategien. Seit der ersten EXPO REAL zählt dieses Forum zu den wich- tigsten Informationsbörsen im Bereich Gewerbeimmobilien. Die Vielfalt der nutzungsgebundenen Immobilien beleuch- tet das SPECIAL REAL ESTATE FORUM in Halle C2. Experten aus den Marktsegmenten Hotel, Einzelhandel, Logistik und Wohnimmobilien erörtern aktuelle Projekte, präsentieren ihre ganz persönliche Sicht des Marktes und stellen sich der Diskussion. Impression von der EXPO REAL 2009 Im INVESTMENT LOCATIONS FORUM in Halle A1 geht es um weltweite Investitionsstandorte, analysieren und diskutieren Mixed-Use-Immobilien – Einrichtungen, die Angebote aus internationale Teilnehmer Marktpotenziale. Neben etablier- dem Handels- oder Dienstleistungsbereich unter einem Dach ten europäischen Ländern und Nordamerika gehören dazu beherbergen. Sie sollen Erlebnis mit Konsum verbinden und auch »Emerging Markets«. für die Kunden eine besondere Attraktion darstellen. In Halle A2, unter dem Dach des PLANNING & PARTNERSHIPS FORUM, werden Herausforderungen und Visionen aus den Emerging Markets – aufstrebende Märkte Bereichen der Stadtentwicklung, der Architektur und des Facility-Managements vorgestellt und zusammengeführt. Facility Management – Gebäudeverwaltung Abgerundet wird das Programm durch den Career Day. Die MEDIA LOUNGE in Halle A1 bringt Medienvertreter, PR-Fachleute und Aussteller zusammen und schafft viele neue Möglichkeiten für eine intensive Pressearbeit. Wer sich für In- terviews verabreden, im Bar- & Lounge-Bereich die letzten News austauschen, Kontakte knüpfen oder Branchen-VIPs in der Diskussion erleben möchte, ist hier bestens aufgehoben. Service der Messe Die EXPO REAL 2010 erweitert ihren Ausstellerservice um die »Initiative Messeerfolg«. Sie begleitet Unternehmen bei der Planung und Umsetzung ihrer Beteiligung an der EXPO REAL, um den Messeauftritt so effizient und öffentlichkeits- wirksam wie möglich zu gestalten. Die Initiative betreut für die EXPO REAL »Meplan«, ein Tochterunternehmen der Mes- se München. Auch Social-Media ist ein großes Thema. Die Messe stellt ih- ren Besuchern »Mobile Guides« zur Verfügung, die sowohl Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe, eine mobile Navigation durch die sechs Messehallen ermögli- im Gespräch mit dem Leipziger Wirtschaftsbürger- meister Uwe Albrecht (v.r.n.l.). chen als auch den Zugriff auf die Teilnehmerdatenbank und das Konferenzprogramm. Darüber hinaus ist die EXPO REAL auf dem Network-Portal Xing präsent und auch Twitter wird zur Verbreitung von Neuigkeiten während der Messetage genutzt. CG Gruppe Als unabhängiges und inhabergeführtes Unternehmen der Immobilienwirtschaft mit Sitz in Leipzig und Berlin ist die CG Gruppe seit Jahren auf der EXPO REAL erfolgreich vertre- ten. In diesem Jahr in Halle B2, Stand 420. Maria Jahr Andrea Stenzel am Messestand der CG Gruppe 10 auf der EXPO REAL.
AKTUELLES CG magazin Eine Schlafende wird wach geküsst Mitten in der Leipziger Innenstadt liegt ein elf Hektar großes Areal brach. Verwildert, mit eingefallenen Hütten und allerhand Unrat sieht es wenig einladend aus. Doch schon bald könnte die Gegend wach geküsst werden. Dann wird sich zeigen, welche Schönheit in ihr steckt. Mit Blick auf Leipzigs Innenstadt wohnen und arbeiten – das könnte im neuen Stadtviertel Wirklichkeit werden. Foto: Daniel Große Gras wuchert über den einstigen Stadtstrand. Der Wind Gewerbe und »eventuell auch Wohnen« herzustellen, wie es pfeift durch alte Lagerhallen. Halb geöffnete Türen geben Packeiser vorsichtig formuliert. Die Nähe zur Bahnstrecke sei den Blick frei auf Pappkartons und Schuttberge. Kaum zu beim Wohnungsbau kein Problem. »Das ist eine Frage der glauben, dass sich das Areal mitten im Stadtzentrum Leipzigs Bauausführung. Außerdem ist das ja auch ein Zeichen von befindet. In Sichtweite von Hauptbahnhof, Uni-Riese und Innenstadtnähe und ausgebauter Infrastruktur«, meint er. Wintergartenhochhaus liegt eine riesige Fläche brach. Was Zu näheren Details hält er sich noch bedeckt: »Es gilt, diverse vergessen scheint, wird demnächst wiederbelebt. Denn geht Absprachen zu treffen, das wird auch noch eine Weile dau- es nach der »Aurelis«, entsteht zwischen Hauptbahnhof und ern. Wir gehen aber davon aus, dass wir an der Stelle eine Berliner Straße schon bald ein neues Stadtviertel. Die Gesell- hohe Attraktivität und Anziehungskraft herstellen können.« schaft verwaltet als ehemalige Tochter der Deutschen Bahn solche brachliegenden Flächen. »Wir haben die Aufgabe, das Erreicht werden soll das vor allem durch sogenannte Quar- Gelände zu entwickeln«, sagt Sprecher Raik Packeiser und tiersplätze und die Integration naturnaher Flächen am Fluss legt Wert darauf, dass das Unternehmen von Hochtief und Parthe in das Gesamtbild. Bereits im Oktober 2008 hatten die dem Finanzinvestor Redwood Grove kein Projektentwick- »Aurelis« und die Stadt Leipzig einen städtebaulichen Gutach- ler sei. »Wir stellen die Baureife her, schaffen also Voraus- terwettbewerb ausgelobt, um Ideen für die Entwicklung des setzungen, dass Investoren auf dem Gelände tätig werden Geländes zu sammeln. Gewonnen hatte damals das Architek- können«, so Packeiser. Das Areal liege in exponierter Lage tur- und Planungsbüro »ASTOC« aus Köln. In Zusammenar- mitten in der Stadt, weshalb eine Entwicklung möglich und beit mit dem Leipziger Landschaftsarchitekturbüro »bgmr« nötig sei. »So etwas lässt man nicht einfach brachliegen«, entstand ein Entwurf, der durch verschiedene Aspekte über- sagt der Sprecher. In Absprache mit der Stadt Leipzig würden zeugte. »Es ging uns in erster Linie um die Ausrichtung der Möglichkeiten gesucht, eine Mischnutzung aus Einzelhandel, Bebauung zum Freiraum der Parthe und die Ansicht von der 11
CG magazin AKTUELLES Bahnseite, wo eine signifikante Silhouette entstehen sollte«, sind als Übergang zum Wohnen Dienstleistungsfunktionen beschreibt Oliver Hall, Gesellschafter bei »ASTOC«, das Pro- und am Bahnhofsausgang ein Hotel vorgesehen. zedere. »Wir schlugen Bebauungsbänder parallel zur Bahn und eine feingliedrige Erschließung im Stimmgabelprinzip Besonders attraktiv und interessant wird das entstehende vor. Wichtigstes Element sind die Quartiersplätze, um hier neue Stadtviertel durch die Einbeziehung der Parthe, die an Aufenthaltsqualität zu schaffen und die Durchwegung vom dieser Stelle jahrzehntelang kaum zugänglich war. Das Kon- Bahnhof zur Parthe attraktiv zu gestalten«, erläutert Hall. Die zept dafür wurde vom Leipziger Landschaftsarchitekturbüro Schwierigkeit lag seiner Meinung nach in der Größe des zu »bgmr« erarbeitet. Terrassenartige und einem Park ähnliche entwickelnden Geländes. »Häufig wird versucht solche Are- Anlagen zwischen Gebäuden und Parthe, können als Sitz- ale in einem Zug zu entwickeln. Bei über 100.000 Quadrat- stufen genutzt werden und dienen gleichzeitig als Versicke- metern ist es aber klar, dass man funktionierende Abschnitte rungsflächen für Regenwasser. »So entsteht entlang der Par- schaffen muss, die nicht als Rudiment erlebt werden«, sagt the ein neuer Grünraum, der etwa einen Hektar groß sein, er. Darum sei überlegt worden, wie der vorhandene Raum und als Park nutzbar wird«, sagt Carlo Becker, Gesellschafter mit einer Gesamtstruktur versehen wird, aber dennoch Stück der »bgmr.«. Das Büro erarbeitet regelmäßig Konzepte zur für Stück bebaut werden kann. »Unser Ansatz ist, dass Er- besseren Erlebbarkeit der Parthe. »Hier bietet sich eine gute schließung und Freiraum mit den Entwicklungsstufen wächst, Möglichkeit, den Fluss in den urbanen Stadtraum zu integrie- beginnend mit den Blöcken direkt am Bahnhof und einem ren, auch wenn die Parthe nicht im eigenen, sondern einem der Quartiersplätze. Der aufwendige nördliche Anschluss mit gebauten Flussbett fließt«, so Becker. Seinen Informationen Brücke über die Parthe wird erst gebaut, wenn klar ist, dass zufolge hat dieses Konzept bei der Stadt Leipzig und der sich das Gebiet füllt«, so der Architekt und Stadtplaner. »Aurelis« einen breiten Konsens gefunden. »Was die zeitli- Naturnah und doch urban: Die Terrassen sind Rück- Mitten in der Stadt entsteht ein grüner Gürtel entlang zugsort und Versickerungsfläche zugleich. der Parthe, die dann wieder zugänglich wird. Grafiken: bgmr. Landschaftsarchitekten Da das Gebiet durch seine unmittelbare Lage in der Innen- che Schiene angeht, hängt von der baulichen Nachfrage und stadt Leipzigs qualitativ hochwertig sei, habe »ASTOC« von Investorensuche ab. Fakt ist bislang: Wenn gebaut wird, wird Beginn an auch den Vorteil des Wohnens in der City unterstri- auch der geplante Freiraum und die Integration der Parthe chen. »Das war eine optionale Möglichkeit. In der Vertiefung realisiert«, sagt er. der Gespräche hat sich bestätigt, dass dies durchaus sinnvoll ist. Wir haben dazu eine Form des Planungsrechtes mit der Besonders erfreut darüber ist Andreas Gumbrecht, Ge- Stadtverwaltung diskutiert, die dies offen hält«, berichtet schäftsführer des Zweckverbandes Parthenaue. »Die Zu- Hall. Entstanden sei ein koordinierender Bebauungsplan, der gänglichmachung der Parthe bedeutet eine Aufwertung des gewisse Bandbreiten festlege, in denen Änderungen möglich Innenstadtbereiches und des Wohnumfeldes«, sagt er. Und sind. »Damit wurde ein flexibles System erreicht, das in der er geht noch weiter: »Ich glaube, für den gesamten Nordos- Struktur aber ein starkes Gerüst darstellt, mit drei Bebau- ten der Stadt ist dies interessant. Die kleine grüne Fläche im ungsbändern entlang der Bahnstrecke. Der erste unmittelbar urbanen Umfeld bietet einen Rückzugsort. Natürlich bleibt an der Bahn ist eher für die gewerbliche Nutzung geplant die dichte Besiedlung, aber durch die Neugestaltung des und soll einen Lärmpuffer schaffen. Für den Mittelstreifen Areals wandert die grüne Achse immer weiter nach Leipzig«, 12
AKTUELLES CG magazin Das 3-D-Schrägluftbild verdeutlicht, wo das Stadtviertel entstehen soll: Es beginnt direkt am Parkhaus West des Hauptbahnhofs und erstreckt sich entlang der Berliner Straße. Grafik: ASTOC Architects and Planners sagt Gumbrecht, der hofft, dass nun noch mehr geschieht. informiert Bärbel Winter vom Stadtplanungsamt. Nach der »Vielleicht sind wir schon in fünf Jahren ein wenig weiter, die Ämterbeteiligung soll die Bürgerbeteiligung folgen. »Wir Parthe vom Bahngelände bis zur Pfaffendorfer Straße wie- wollen frühzeitig informieren und erwarten eigentlich nur der erlebbar zu machen«, erklärt er. Ziel sei es, ähnlich dem positive Rückmeldungen. Immerhin verschwindet eine Brach- Karl-Heine-Kanal »Wasser und Natur in die Stadt zu holen«, fläche, die Parthe wird wieder zugänglich gemacht, es ent- wie er es ausdrückt. stehen Grünflächen«, zählt Winter auf. Im Herbst sollen die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt Bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen. So lange werden. »Derzeit erstellen wir einen Bebauungsplan in Ab- darf das schöne Dornröschen weiter schlafen und davon sprache mit dem Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau«, träumen, wach geküsst zu werden. Daniel Große So sieht das Areal am ehemaligen Stattstrand derzeit aus. Bald könnte hier Neues entstehen. Foto: Daniel Große 13
CG magazin AKTUELLES Die Adresse feiern: Denkmalsanierung im Dialog Denkmalschutz in Deutschland Jedes Bundesland hat ein eigenes Denkmal- schutzgesetz, dennoch unterscheiden sich die Drei Schwalben unter einem endlos Maßgaben von Sachsen und Berlin kaum – nur für die Bescheinigung des Sanierungsaufwan- blauen Himmel – mehr ist von der des gibt es unterschiedliche Ansprechpartner: ursprünglichen Deckenbemalung in Die Untere Denkmalbehörde in Leipzig und das der Alfred-Kästner-Straße 72 in Leip- Landesdenkmalamt in Berlin. Beide legen harte Bandagen für die Sanierung denkmalgeschützter zig nicht mehr übrig. Rainer Kuchen- Gebäude an – wenn es der Markt erlaubt. Zwar brod von der CG Gruppe ist dennoch sind sie am Erhalt der historischen Substanz inte- optimistisch: »Das wird alles in sei- ressiert, dennoch kennen sie auch die Zwänge, denen moderne Sanierer unterliegen. Deshalb ner ursprünglichen Farbigkeit herge- sind zum Beispiel Anbauten wie Balkone in ab- stellt«, sagt er. »Schon zu Beginn der gewandten Lagen ebenso möglich wie Solaran- Baumaßnahme haben Spezialisten alle lagen. Voraussetzung dafür ist der Abgleich des Gesamtkonzeptes mit den Bearbeitern der Denk- Gemälde untersucht und mit den Denk- malschutzbehörden. malbehörden die restaurierte Fassung abgestimmt.« Das Gründerzeithaus steht unter Denkmalschutz und die Jahren zuvor Begünstigungsbescheide der Denkmalbehör- Spezialisten der Immobiliengruppe wollen den Eingangsbe- den vor allem beim Ausbau von Dachgeschosswohnungen reich ebenso herrichten wie die frisch geputzte Fassade, die oder der Umnutzung einer zuvor gewerblich genutzten Im- es Kuchenbrod mit ihren zierlichen Fensterbekrönungen, mobilie teilweise abgelehnt hat, wieder an die Bescheide der Puttenmotiven und Wappenmuscheln besonders angetan Denkmalbehörde – auch wenn es sich bei den Investitio- hat: »Wir haben Klinker gereinigt, Schadstellen ausgebes- nen bautechnisch um Neubauten handelt. sert und Zierelemente restauriert. Das ist für uns immer Für das Gebäude in der Alfred-Kästner-Straße ist die neue eine Herausforderung, die wir dank unserer Spezialisten aus Sicherheit optimal, denn dem Haus ging es auch innen allen Gewerken meistern konnten.« an den Kragen: Es wurde entkernt, die Substanz überprüft Die CG Gruppe saniert seit Jahren in Leipzigs Toplagen. und anschließend wie ein Neubau wiederhergestellt, erläu- »Wir kaufen und verkaufen nur Objekte, die nachhaltig tert der Verkaufsleiter der Gruppe: »Wir haben neues Par- vermietbar sind.« Und gerade der Denkmalschutz macht kett verlegt, neue Wandbeläge, neue Türen, neue Bäder, ei- Projekte wie die der CG Gruppe für Anleger interessant. nen Fahrstuhl eingebaut und Balkone angebaut.« Aus acht Das liegt an den kurzen Steuerabschreibungen, die seit ei- Wohnungen wurden zehn. Selbst das Dachgeschoss durfte nem Jahr wieder möglich sind. Grund ist ein Urteil des die Gruppe ausbauen, obwohl das aus Sicht der steuerli- Bundesfinanzhofes (Az. X R 8/08) vom 24. Juni 2009. Es chen Abschreibung »immer etwas schwieriger ist«. Doch brachte Ruhe in einen Markt, den zuvor eine Anordnung auch das Verhandeln mit der Unteren Denkmalbehörde ge- des Bundesministerium der Finanzen verunsichert hatte. hört zum Alltagsgeschäft der Gruppe. Schließlich misst sie Die BFH-Richter banden die Finanzverwaltung, die in den ihr Angebot im harten Wettbewerb hochwertiger Leipziger 14
AKTUELLES CG magazin Vor der Sanierung: Nach der Sanierung: ein vergessenes ein modernes Wohn- Kleinod. gebäude im histori- Fotos: Juliane Böhme schen Glanz. und CG Gruppe Sanierer an drei zentralen Vorgaben: Sicherheit, Nachhaltig- derheit aus den Gebäuden entfernt werden. Käufern einer keit und Steuervorteil. Letzteren Anspruch kann sie nur im denkmalgeschützten und unsanierten Immobilie empfiehlt Dialog mit der Unteren Denkmalbehörde einlösen. »Wir Baron, alle Baumaßnahmen mit seiner Behörde abzustim- haben die Aufgabe, unseren Kunden absolut zeitgemäße men. Gesprächsbedarf besteht nach Erfahrung des Leip- Wohnungen zu präsentieren. Und dass sich dort rein bau- ziger Denkmalschützers gerade bei Balkonanbauten, Auf- technisch und bauphysikalisch Konflikte auftun, das liegt zügen, Dachgeschossausbauten, bei der Dämmung, der auf der Hand.« Allerdings, so schränkt Kuchenbrod ein, Heizungsart oder dem Wunsch nach Solaranlagen. Diese sei die Denkmalbehörde realistischer geworden »und bereit, Absprache, so Baron, sei Voraussetzung für die steuerliche sich auf Diskussionen einzulassen und nachzugeben.« Denkmalabschreibung: »Tut man das nicht, dann wird es Das bestätigt auch Denkmalschützer Norbert Baron: »Bal- schwierig.« kone – das sagen wir heute, die gehören zur Wohnnut- Zugleich beschwichtigt er: »Wenn es kleine Veränderungen zung dazu. Oftmals gab es ja auch früher Austritte und gibt, um den heutigen Bedingungen gerecht zu werden, Balkone, insofern führen wir nur das fort, was schon zu dann ist das logisch.« Häufig befinde sich noch das WC Gründerzeiten begonnen wurde.« Baron wacht als Abtei- auf halber Treppe, »da lassen wir natürlich auch Bäder und lungsleiter der Unteren Denkmalbehörde über die archi- Toiletten in die Wohnung einbauen.« Aussichten auf mas- tektonischen Schätze Leipzigs. Die Häuser betrachtet er sive Eingriffe in die Struktur der denkmalgeschützten Ge- als Gesamtdenkmäler, als Summe all ihrer Besonderheiten, bäude macht Baron zwar nicht, eine museale Restaurierung die es zu erhalten gilt: Wenn es nach ihm geht, dann darf müssen Bauherren und Immobilienkäufer aber auch nicht nichts egalisiert werden, darf keine Kostbarkeit oder Beson- fürchten. Anja Neubert 15
CG magazin AKTUELLES Raum für Visionen – Leipzig und Berlin Leipzig und Berlin haben einiges gemeinsam: Beide Städte wachsen, die Haushalte werden immer kleiner und die Menschen immer älter. Der Bedarf an barrierefreiem Wohnraum steigt. In Berlin sind Investoren und Immobi- lienbesitzer in einer glücklichen Lage: Weil es kaum leere Wohnungen gibt, bestimmen sie den Markt. Leipzig hingegen ist mit einem Wohnungsleer- stand von 12 Prozent ein Mietermarkt. Dort erzielt nur der Renditen, der seinen Mietern hochwertig sanierte Wohnungen bietet. Berlin ist sexy, bunt und selbstbewusst und noch dazu preis- lin Wohnraum als Zweit- oder Urlaubswohnsitz erwerben. wert – zumindest nach Einschätzung des Immobilienverbandes Dennoch bleibt Berlin eine Mieterstadt. 87 Prozent der IVD. Durchschnittlich rund 1.600 Euro kostet der Quadratmeter 3,4 Millionen Berliner wohnen zur Miete. Derzeit stehen nach Angaben von IVD-Sprecher Jürgen Michael Schick. Berlin nach Angaben des Senates für Stadtentwicklung rund 100.000 ist in seinen Augen eben einfach eine Weltstadt – und zwar Wohnungen leer – jedoch nicht, weil sich kein Mieter dafür fin- auch der kleinen Preise. det, sondern weil sie saniert, umgebaut oder verkauft werden Der Immobilienmarkt in Berlin ist immer in Bewegung, auch sollen. Vor allem Anleger im mittleren und hochwertigen Seg- wenn die Eldorado-Stimmung der ersten Jahre nach der Jahr- ment haben deshalb derzeit beste Aussichten. Nach Einschät- tausendwende dahin ist. Wurden 2006 noch Kaufverträge im zung des IVD können sie in Berlin bis auf die Standortwahl Wert von insgesamt 14,8 Milliarden Euro abgeschlossen, so kaum etwas falsch machen: Die Mieteinnahmen decken da- sank die Summe mit der US-Immobilien-Krise 2008 auf 7,2 Milli- nach häufig die Kredite. Außerdem lässt die starke Nachfrage arden Euro. Trotzdem kam der Markt nicht zum Erliegen. 2009 hohe Aufschläge zu. Werden Wohnungen in den Trendvierteln wurden immerhin noch 6,5 Milliarden Euro umgesetzt. neu vergeben, so sind nach Angaben des Berliner Mieterver- Der Grundstücksmarktbericht 2009/10 zeigt: 2008 und eins Aufschläge von bis zu 30 Prozent möglich. Und so wird 2009 waren in Berlin Jahre der nachhaltigen Anlage. Aus in Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Charlottenburg, Mitte und Wil- Angst vor einer Inflation setzten die Hauptstädter auf dem mersdorf der Mietspiegel häufig Makulatur. Dort und auch Höhepunkt der Wirtschaftskrise nicht auf Gold, sondern in Steglitz sind nach Angaben des Verbandes Berlin-Branden- auf die eigenen vier Wände. Außerdem hielt die Nachfra- burgischer Wohnungsunternehmen weniger als zwei von hun- ge der Reisenden aus dem In- und Ausland an, die in Ber- dert Wohnungen unvermietet. Die besten Wohnlagen in Berlin Tendenz Tendenz Stadtbezirk Kaufpreis pro m2 Kaufpreis Miete Charlottenburg 1.600 ¤ bis 6.000 ¤ ⁄ fi Friedrichshain 1.800 ¤ bis 2.500 ¤ fi fi Kreuzberg 1.500 ¤ bis 3.200 ¤ fi fi Mitte 2.500 ¤ bis 7.000 ¤ fi fi Pankow 1.400 ¤ bis 2.500 ¤ ⁄ ⁄ Prenzlauer Berg 2.200 ¤ bis 4.200 ¤ fi fi Schöneberg 1.500 ¤ bis 3.200 ¤ ⁄ ⁄ Tempelhof 1.200 ¤ bis 2.300 ¤ ⁄ ⁄ Tiergarten 2.500 ¤ bis 6.000 ¤ ⁄ ⁄ Wannsee 2.000 ¤ bis 4.300 ¤ ⁄ ⁄ Weißensee 1.600 ¤ bis 2.500 ¤ ⁄ ⁄ Wilmerdorf 1.600 ¤ bis 3.600 ¤ ⁄ fi Durchschnittliche Preisspannen für typische Wohnungen. Preisprognose für 12 Monate. Quelle: Maklerumfrage Jan.-Mai 2010. 16
AKTUELLES CG magazin Wer mieten möchte oder muss, der weicht also aus – unter chen viele Objekte für Investoren interessant und treiben die anderem nach Lichtenberg, Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Kö- Preise weiter nach oben. penick, aber auch nach Marzahn-Hellersdorf. Dort sinken die Stadtteile wie Plagwitz profitieren von der positiven Ausstrah- Leerstandszahlen. Zugleich ziehen die Preise für Mehrfamili- lung des Boom-Viertels Schleußig. Hier übernehmen Künstler enhäuser und Eigentumswohnungen an, stellt die CB Richard und Studenten eine Vorreiterrolle. Ihnen folgen zunehmend Ellis Group in ihrem Wohnkostenatlas fest. Das nach eigenen potentere Mieter in die Gegend entlang der Karl-Heine-Straße Angaben weltgrößte Dienstleistungsunternehmen auf dem bis hin zur Alten Spinnerei und dem Tapetenwerk. Eine ähnli- gewerblichen Immobiliensektor macht Lichtenberg, Mitte, Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg als Bezirke mit schnell Die besten Wohnlagen in Leipzig wachsenden Preisen aus. In Steglitz-Zehlendorf und Charlot- Tendenz tenburg-Wilmersdorf steigen die Preise langsam, in Spandau, Wohnviertel Kaufpreis pro m2 Kaufpreis Miete Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Treptow-Köpenick, Reinicken- Bachviertel 1.200 ¤ bis 2.600 ¤ fi fi dorf und Tempelhof-Schöneberg sinken sie allmählich. Die CB- Gohlis-Süd 1.300 ¤ bis 2.700 ¤ fi fi Analysten verweisen zugleich auf das allgemein gestiegene Markkleeberg 1.400 ¤ bis 2.800 ¤ fi fi Qualitätsbewusstsein der Käufer. Die Ansprüche der Investo- Musikviertel 1.400 ¤ bis 2.800 ¤ fi fi ren, so ihr Schluss mit Verweis auf die Verkäufe im mittleren Plagwitz 1.000 ¤ bis 2.300 ¤ ⁄ ⁄ und gehobenen Segment, sind deutlich gestiegen. Schleußig 1.200 ¤ bis 2.500 ¤ fi ⁄ Südvorstadt 1.200 ¤ bis 2.400 ¤ fi fi Im Mietermarkt Leipzig ist Qualität die wichtigste Vorausset- Waldstraßenviertel 1.300 ¤ bis 2.800 ¤ fi fi zung für eine erfolgreiche Immobilienvermarktung. Die Stadt war einst eine der reichsten Kommunen Deutschlands – das Zentrum/Innerer Ring 1.700 ¤ bis 2.800 ¤ fi fi sieht man den prächtigen Gründerzeithäusern an. In Leipzig gibt es rund 314.400 Wohnungen, von denen etwa zwölf Durchschnittliche Preisspannen für typische Wohnungen. Preisprog- nose für 12 Monate. Quelle: Maklerumfrage Jan.-Mai 2010. Prozent leer stehen. Und auch hier lohnt es sich, vor einer In- vestition genau auf das Viertel und auf die Bausubstanz zu che Entwicklung erwarten die Stadtplaner für das bislang für schauen: Laut Monitoringbericht 2009 können für sanierte Investoren uninteressante Lindenau: Der Durchbruch des Karl- Altbauten und für Neubauten in guten und sehr guten La- Heine-Kanals zum Lindenauer Hafen könnte das Viertel in fünf gen die höchsten Mieten erzielt werden, wobei die Mieten bis zehn Jahren zu einer echten Alternative in Leipzig machen. in den sanierten denkmalgeschützten Häusern anders als in Die Investorenaussichten in Leipzig bleiben gut: Die Mieten den Neubauten steigen. In Leipzig werden durchschnittlich werden weiter steigen – und damit die Renditen. Gute Immobi- 4,70 bis 4,80 Euro pro Quadratmeter gezahlt. In unsanierten lien in guten Lagen werden teurer, die Kommune wächst. Und Gründerzeithäusern, Gebäuden aus den 1920/30er-Jahren und dennoch bleibt Raum für Visionen. Anja Neubert bei Plattenbauten in Grünau und anderen Ortsteilen nördlich und östlich der Innen- stadt fallen die Mietpreise noch niedriger aus. Topsanierer in Bestlagen aber können auch gut neun Euro pro Quadratmeter erzielen. Diese Entwicklung schlägt sich auf die Kaufpreise für sanierte Altbau- wohnungen nieder. Deren Preise steigen kontinuierlich. Die begehrtesten Viertel sind die gründerzeitlich geprägten Stadt- teile westlich und südlich des Zentrums. Dort sind Preise von durchschnittlich 2.400 Euro pro Quadratmeter normal. Auch in den guten und sehr guten Lagen entlang der grünen Lunge der Stadt, des Auwaldes, und am Stadtrand im Nord- westen, Osten und Südwesten steigen die Preise weiter. Die Sonderabschreibungen für denkmalgeschützte Immobilien ma- 17
Wenn Leipziger Löwen und Berliner Bären sich begegnen Industrieviertel Oberschöneweide, zu dem auch die Spreehöfe gehören. Denkmalschutz vs. moderner Wohnraum gen als zum Beispiel ein IT-Unternehmen der Gegenwart. Unternehmen, die sich der Sanierung von Gründerzeithäu- »Jedes Gebäude hat eine Seele, man muss sie nur entde- sern widmen, stehen vor dem großen Problem, einerseits cken«, bringt Christoph Gröner seine Firmenphilosophie auf den Denkmalschutz zu berücksichtigen und andererseits den den Punkt. Mit diesem Gespür für den Wert alter Häuser hat modernen Bedürfnissen an den Wohnraum gerecht zu wer- die CG Gruppe schon Dutzenden Altenbauten zu neuem Le- den. Die CG Gruppe hat sich dieser Aufgabe gestellt und ein ben verholfen. Dabei ist die Frage nach deren Nutzungsmög- ganzheitliches Konzept entwickelt, das beiden Seiten gerecht lichkeiten vor einer denkmalgerechten Sanierung oft nicht wird. Die erfolgreiche Sanierung und Vermietung vieler Alt- einfach zu beantworten. bauten in Leipzig hat das eindrucksvoll bewiesen. Eine zwiespältige Situation: Der Erhalt historischer Bau- substanz, die wechselvolle Zeiten er- und überlebt hat, ist Berliner Luft wichtig, um bei aller Orientierung auf die Zukunft die Ver- gangenheit nicht aus den Augen zu verlieren. Das Amt für Vor zwei Jahren bekam die CG Gruppe den Zuschlag für den Denkmalschutz hat strenge Richtlinien erlassen, die gewähr- Kauf eines umfangreichen Gebäudekomplexes in Berlin-Lich- leisten sollen, dass historische Bauten so originalgetreu wie tenberg. Aus dem Industrieareal, welches sich zwischen Möl- möglich ihren Weg in die Zukunft antreten. lendorffstraße und Rudolf-Reusch-Straße befindet und ehe- Doch ein Haus lebt nur mit den Menschen, die darin woh- mals den VEB »Fortschritt« für Herrenbekleidung und später nen oder arbeiten. Die Architekten der Gründerzeit entwar- die Beconwerke beherbergte, wurde das Carré Parkaue. Die fen Gebäude, deren Wohnraumsituation den Bedürfnissen Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1907 begann im April der damaligen Bewohner aber entsprach. Diese Ansprüche 2010 – und macht rasant Fortschritte. haben sich im Laufe der Zeiten stark gewandelt. Waren um Ganz in der Nähe der neuen Großbaustelle mietete die 1900 große repräsentative Räume mit hohen Decken die CG Gruppe sich in der Normannenstraße, Hausnummer 1-2 , Norm, stehen bei Mietern und Käufern von Wohnimmobilien Büroräume und organisiert bis jetzt von dort aus die Sanie- der Gegenwart oft ganz andere Interessen im Vordergrund: rung und anschließende Vermietung der neu entstehenden der Wunsch nach einem gemütlichen Zuhause, einem Ort der Lofts und Apartments. Nachdem schnell abzusehen war, dass Ruhe und Entspannung vom Stress des Alltags. die dortigen Raumkapazitäten bei Weitem nicht ausreichen Die gleiche Situation zeigt sich bei Gewerbeimmobilien. Die werden, stand bald der Entschluss fest, im nächsten Jahr Gewerke der Gründerzeit, für welche die Fabrikhallen gebaut noch einmal das Quartier zu wechseln. Gegenwärtig wird ein wurden, stellten an die Raumsituation andere Anforderun- neues repräsentatives Gebäude gesucht. 18
TITEL CG magazin Die CG Gruppe hat jetzt einen zwei- ten Firmensitz in Berlin. Das Büro in Leipzig bleibt aber weiterhin bestehen. Der Geschäftsführer, Christoph Gröner, weitet damit sein in Leipzig erfolgreiches Konzept der denkmalgerechten Sanierung von historischer Bausubstanz auch auf die Hauptstadt aus. Ein zweites großes Projekt, welches die CG Gruppe in Berlin in berechnete »Prognos« die jeweilige wirtschaftliche Stär- Angriff nahm, ist die Modernisierung und Revitalisierung der ke der einzelnen Regionen. Spreehöfe südlich von Lichtenberg – in dem alten Industrie- Berlin stellte sich in der Studie als Spitzenregion viertel Oberschöneweide. Hinter den gelben Klinkerfassaden heraus: In fünf der sieben Zukunftsfelder ist Berlin der Edisonstraße ist seitdem wieder Leben eingezogen. Das Vermietungskonzept, das die CG Gruppe für dieses Objekt hat, sieht eine bunte Mischung aus »kleineren« Mietern und Interims-Büro Mietern, die großflächigere Räume anmieten, vor. Asiatische Restaurants mischen sich auf diese Weise mit dem geplanten Gleich neben der Baustel- Boardinghouse, Supermärkte mit einem großen Ärztehaus. le der Lichtenberger Lofts Nach den Beweggründen für den zweiten Firmenstandort hat die CG Gruppe ihr In- befragt, erklärt Christoph Gröner: »Berlin ist eine Stadt mit terims-Büro bezogen. Das Zukunft und unglaublichem Entwicklungspotenzial.« Das hat garantiert kurze Wege die Hauptstadt mit Leipzig gemeinsam. Deshalb bleibt Leip- und schnelle Reaktion bei Entscheidungen vor Ort. zig als Standort bestehen. Denn auch hier ist Christoph Grö- ner weiter auf der Suche nach interessanten Projekten. Berlin: bärenstarker Wirtschaftsstandort Berlin zählt in Deutschland zu den Regionen mit den besten Zukunftschancen. Das kann man dem neuen Zukunftsatlas entnehmen, den das Schweizer Wirtschaftsforschungsinsti- tut »Prognos« im Auftrag des »Handelsblattes« erstellt hat. Unter den 25 bundesweit führenden Regionen mit aussichts- reichen Branchen belegte Berlin nach Hamburg den zweiten sehr stark. In der Gesundheitswirtschaft konnte die Haupt- Platz, gefolgt von München auf Rang drei. stadt sogar den ersten Platz belegen. Die Wissenschaftler filterten insgesamt sieben zukunftsträch- Die positive wirtschaftliche Entwicklung Berlins hat vor allem tige Wirtschaftszweige heraus, die über die momentane Kri- auch mit der Nähe zu Hochschulen und anderen Forschungs- se hinaus langfristig Wachstumschancen besitzen. Anhand einrichtungen zu tun. Denn »für wissens- und technolo- der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in diesen Branchen gieintensive Firmenballungen ist der ständige Zustrom von 19
Arbeit und Erholung dicht beieinander: Eine kleine Marina ist ebenso geplant wie Dachbegrünungen – zur Verbes- serung der Berliner Luft. Erkenntnissen und hochqualifizierten Fachkräften enorm Zusammenhang von einer «Renaissance der Zinshäuser als wichtig«, erklärt Rolf Sternberg, Professor für Wirtschafts- Kapitalanlage”. Als Immobilienstandort ist die Hauptstadt geografie an der Universität Hannover. Dieser Transfer deshalb schon seit einigen Jahren ein Geheimtipp. gelingt in Metropolen wie Berlin besonders gut. »In den Metropolen konzentrieren sich die Innovationstreiber«, resü- Leipzig: Mit Tradition in die Zukunft miert »Prognos«-Chef Christian Böllhof. Das hat natürlich auch erhebliche Auswirkungen auf den In Leipzig hat der Handel eine lange Geschichte. Durch ihre Immobilienmarkt. Die Nachfrage nach erstklassig sanierten günstige Lage an bekannten Handelsstraßen entwickelte sich Altbauten in ansprechenden Lagen ist nicht erst seit dem die Stadt seit ihrer Gründung zu einem der bedeutendsten Umzug der Bundesregierung groß. Auch die Fachkräfte aus Messe- und Industriestandorte Deutschlands. den Zukunftsbranchen suchen nach individuellem Wohnraum Auf dieser Tradition baute Leipzig nach der deutschen Wie- in der Nähe ihrer Arbeitsstätten. Zudem werden die hoch- dervereinigung auf, nachdem nahezu die gesamte Industrie wertig instand gesetzten Gründerzeithäuser in Berlin immer in den neuen Bundesländern zusammengebrochen war. In- mehr als Möglichkeit betrachtet, Kapital gewinnbringend nerhalb weniger Jahre gelang es der Stadt mit dem Löwen zu binden. Jürgen Kelber von »conwert« spricht in diesem im Wappen, wieder zu einem der wichtigsten Wirtschafts- zentren der ostdeutschen Bundesländer aufzusteigen. Gleich nach Dresden gehört Leipzig laut der »Prognos«-Studie zu Leipzig in Zahlen den Top-Wirtschaftsregionen Ostdeutschlands, woran auch Gründung: 1165 die Dynamik, die von den wissenschaftlichen Einrichtungen Fläche: 297,3 km2 der Stadt ausgeht, einen erheblichen Anteil hat. Einwohnerzahl: 518.862 (Stand 12/2009) Große Produktionsstätten wie Porsche und BMW haben sich Einwohnerdichte: 1.730 Einwohner je km2 in Leipzig angesiedelt. Aber auch Unternehmen der Kommu- nikations- und Informationstechnologiebranche erkannten Berlin in Zahlen das wirtschaftliche Potenzial von Leipzig: So ist hier etwa der überregionale Kabelnetzbetreiber PrimaCom beheimatet. Gründung: 1244 Fläche: 891,85 km2 Die Region um Leipzig ist ein wichtiges Zentrum der Ener- Einwohnerzahl: 3.442.675 (Stand 12/2009) giewirtschaft. Nach dem Ende der emissionsstarken Braun- Einwohnerdichte: 3.860 Einwohner je km2 kohlenveredelung im Südraum der Stadt hat sich als saubere Nachfolgeindustrie am gleichen Ort und im großen Umfang 20
TITEL CG magazin die Solarwirtschaft etabliert. Eine der größten Photovol- Freizeit- und Sportmöglichkeiten bestimmen schon heute auf taikanlagen Europas wird in Espenhain vor den Toren Leip- intensive Weise das Leben im Leipziger Neuseenland rings zigs betrieben. Auf dem 16 Hektar großen Gelände liefern um die Messestadt. 33.500 Solarmodule eine theoretische Höchstleistung von Die Planungsbehörden der Stadt verfolgen aber noch ehrgei- etwa fünf Megawatt-peak. In den vergangen Jahren hat zigere Pläne: Das Leipziger Stadtgebiet durchzieht ein dichtes sich Leipzig auch zu einem wichtigen Logistikzentrum entwi- Gewässernetz mit einer Gesamtlänge von rund 176,4 Kilome- ckelt. Im Herbst 2006 eröffnete hier das Online-Versandhaus tern. Zusätzlich zu den Flüssen Weiße Elster, Pleiße und Parthe Amazon sein zweites und bisher größtes deutsches Logistik- wurden in den vergangenen Jahrhunderten noch Dutzende zentrum. Außerdem hat die Posttochter DHL 2008 auf dem von Gräben und Kanälen angelegt, die mit der Zeit allerdings Gelände des Flughafens Halle/Leipzig ihr neues europäisches an vielen Orten wieder überbaut oder unterirdisch verlegt Luftfrachtdrehkreuz in Betrieb genommen. Leipzig ist damit wurden. Abschnittsweise werden diese jetzt wieder offenge- neben Hongkong und Wilmington in den USA einer von drei legt, neue kommen hinzu. Am Ende der Bauphase soll es ein großen DHL-Umschlagplätzen. 225 Kilometer langes Gewässernetz geben. Als dessen Herz- stück ist der Bau des Leipziger Stadthafens geplant, der sich Leipziger Wasser nach Fertigstellung nur 400 Meter Luftlinie vom Zentrum der Stadt entfernt befindet. Die Verbindung zum gesamtdeut- Leipzig ist der gefragteste Immobilienstandort in Ostdeutsch- schen Gewässernetz soll über den Lückenschluss zum Elster- land. Die günstige wirtschaftliche Situation und das welt- Saale-Kanal erreicht werden, denn das Ziel des touristischen offene Flair der Messestadt ziehen immer mehr Menschen Gewässerverbundes heißt: von Leipzig nach Hamburg. Das an. Jährlich gibt es etwa 4.000 Einwohner mehr, wobei der Fazit dieser Entwicklung für den Immobilienmarkt: Nicht nur Großteil der Neu-Leipziger zugezogen ist. Leipzig ist nicht der Wohnwert der direkten Gewässeranlieger, sondern auch nur eine Studentenstadt – die Attraktivität des Wohnumfel- derjenige von Grundstücken in der weiteren Nachbarschaft des bewirkt, dass die jungen Leute auch nach ihrem Studium wird um ein Vielfaches gesteigert. Wie positiv sich die Image- gern in Leipzig bleiben. funktion von Gewässern (»Wohnen am Wasser«) auswirkt, Fünf-Megawatt-Photovoltaikanlage bei Espenhain In Leipzig ist Erholung ganz nah: Uferpromenade am sorgt für saubere Energie. Cospudener See. Foto: GEOSOL Foto: Tourismusverein Leipziger Neuseenland Zudem wird Leipzig als Lebensmittelpunkt der jungen Gene- zeigt sich in dem Leipziger Stadtviertel Plagwitz nach der ration immer attraktiver. Im Zuge der Revitalisierung der Ta- Freilegung des Pleißemühlgrabens, mit der 2001 begonnen gebauflächen im Leipziger Umland vollzieht sich seit 1990 ein wurde. Aus dem ehemaligen Arbeiterstadtteil ist im Zuge Landschaftswandel, der in seiner Intensität und Dimension eines gut durchdachten Nutzungskonzepts ein Szeneviertel oft als einmalig auf dem europäischen Kontinent bezeichnet entstanden. Längs der Wasserstraßen findet man heute ne- wird. Aus ehemaligen Kohlegruben entstanden und entste- ben exklusiven Lofts mit eigenem Bootsanlegesteg eine Viel- hen hier insgesamt 19 Seen mit insgesamt 7.000 Hektar Was- zahl von Restaurants, Kinos und Clubs. serfläche. Wohnen und Arbeiten am Wasser sowie vielfältige Karen Lohse 21
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