BN AKTUELL KREISGRUPPE FÜRSTENFELDBRUCK - 50 Jahre BUND Naturschutz Kreisgruppe Fürstenfeldbruck - BUND Naturschutz in Bayern eV
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Mitgliedermagazin 2020 – Jubiläumsausgabe BN AKTUELL KREISGRUPPE FÜRSTENFELDBRUCK Stengelloser Enzian (Gentiana clusii); Foto: Herta Marke 50 Jahre BUND Naturschutz Kreisgruppe Fürstenfeldbruck 1970-2020 www.fuerstenfeldbruck.bund-naturschutz.de
EINLADUNG & FESTTAGSPROGRAMM Unsere BUND Naturschutz-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck feiert 2020 ihr 50-jähriges Bestehen Aus diesem Anlass laden wir Sie herzlich zu einem BUND Naturschutz-Festtag ein: Samstag, 4.Juli 2020, 14:00 Uhr KOM (Kulturwerkstatt Olching am Mühlbach) Hauptstraße 68, 82140 Olching Programm: 14:00 Uhr: 4 parallele naturkundliche Führungen in den Amperauen • Wald (Hans-Jürgen Gulder, Förster) • Libellen (Sebastian Böhm, Gebietsbetreuer Ampertal) • Heuschrecken (Dr. Oliver Hawlitschek, Biologe) • Käfer (David Hauth, Käfer-Spezialist) 16:30 Uhr: Kaffeepause 18:00 Uhr: Festakt • Begrüßung (Eugenie Scherb, Kreisvorsitzende Fürstenfeldbruck) • Grußwort (Richard Mergner, Vorsitzender, BUND Naturschutz in Bayern e.V.) • Festrede (Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. und BUND e.V.) 19:30 Uhr: Abendessen und gemütliches Beisammensein • Das Ensemble Trio tonART begleitet den Festakt und den ganzen Abend. Bitte melden Sie sich vorher an, Sie erleichtern uns damit die Planung! Unsere Kreisgeschäftsstelle ist geöffnet am: Di & Do von 9 bis 12 Uhr (Bitte beachten Sie wegen Corona aktuelle Informationen auf unserer Webseite) Telefon: 08141/ 6967; Mail: fuerstenfeldbruck@bund-naturschutz.de 2 ••• BN-Magazin der Kreisgruppe FFB 2 ••• BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
EDITORIAL Landkreis ein. Dank Eures Einsat- zes wird der BUND Naturschutz Inhalt ernst genommen und gehört. Na- EINLADUNG & FESTTAGSPROGRAMM . . 2 türlich wünschen wir uns noch mehr Umsetzungen unserer For- EDITORIAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 derungen. Daraus folgt nur eins: • Vorwort • Inhalt • Impressum Es braucht unseren Einsatz auch in Zukunft! KREISGRUPPE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4-7 Unsere Geschäftsstelle ist ein NATURSCHUTZFLÄCHEN . . . . . . . . . . . 8/13 Herzstück unserer Arbeit. Ohne die Unterstützung von Petra Kot- WALD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14/15 schi und Barbara Sandmeir wäre die Organisation unserer mitt- LANDWIRTSCHAFT . . . . . . . . . . . . . . 16/17 lerweile großen Kreisgruppe gar L VERKEHR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18/19 iebe BN-Mitglieder nicht denkbar, vielen Dank für Eu- und Freunde der Natur im ren Einsatz. ENERGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20/21 Landkreis Fürstenfeldbruck Nicht zuletzt gilt mein Dank Ihnen, liebe Mitglieder und Unterstützer GENTECHNIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22-23 Das Jahr 2020 ist für die Kreis- des BUND Naturschutz im Land- MÜLL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24-27 gruppe Fürstenfeldbruck ein ganz kreis Fürstenfeldbruck. Sie finan- besonderes Jahr – wir können zieren unsere Arbeit, ein wichti- UMWELTBILDUNG . . . . . . . . . . . . . . . 28-33 dieses Jahr unser 50-jähriges Be- ges Element, auf das wir dringend stehen feiern. Das ist eine lange angewiesen sind. Sie geben uns ORTSGRUPPENBERICHTE . . . . . . . . . 34-55 • Althegnenberg . . . . . . . . . . . . . . . . 34/35 Zeit, in der viel geschehen ist. Mit das Gefühl, dass wir mit unseren • Eichenau & Alling . . . . . . . . . . . . . 36/37 dem vorliegenden Heft wollen wir Anliegen nicht alleinstehen. Ihre • Fürstenfeldbruck & Emmering . . . 38/39 Ihnen einen Eindruck über diese Rückmeldungen sind uns wichtig. • Germering . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40/41 Geschehnisse vermitteln. Wir bli- Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim • Grafrath, Schöngeising & Kottgeisering 42/43 cken einerseits auf die letzten 50 Lesen dieses Heftes und hoffe, • Gröbenzell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44/45 • Maisach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46/47 Jahre zurück, wollen aber gleich- dass jede und jeder für sich An- • Mammendorf . . . . . . . . . . . . . . . . .48/49 zeitig auch die anstehenden Auf- regungen findet und den ein oder • Olching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50/51 gaben darstellen und Ihnen so anderen Ansatz bei uns aktiv mit- • Puchheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52/53 zeigen, wie wichtig es ist an un- zuarbeiten. • Türkenfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54/55 seren Aufgaben weiterzuarbeiten. Ihre Eugenie Scherb Aus unserem BN-Leben (Fotocollage). . .56/57 An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei dem großen Autoren- Impressum TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58/59 Team dieses Heftes, das diese Herausgeber & Redaktionsan- Jubiläumsausgabe möglich ge- schrift von „BN Aktuell“: macht hat. Ebenso gilt mein Dank Bund Naturschutz all denjenigen, die dieses Heft zu Kreisgruppe Fürstenfeldbruck Ihnen/Euch nach Hause gebracht Am Brunnenhof 14 haben. Wegen der enorm gestie- 82256 Fürstenfeldbruck genen Postgebühren haben wir Telefon: 08141/6967 uns entschlossen diese Arbeit Mail: fuerstenfeldbruck@bund-naturschutz.de des Verteilens selbst zu erledigen. www.fuerstenfeldbruck.bund-naturschutz.de Ein ganz großer Dank geht an die Redaktion: Eugenie Scherb vielen Aktiven in den Ortsgruppen Satz/Gestaltung: Petra Kotschi und der Kreisgruppe. Unermüd- Redaktionsschluss: 15.02.2021 lich setzt Ihr Euch ehrenamtlich Fotos: laut Bildunterschrift für die Anliegen des Natur- und oder BN-Archiv Umweltschutzes in unserem Druck: Senser Druck, Augsburg BN-Magazin der Kreisgruppe FFB ••• 3
KREISGRUPPE Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck Der BUND Naturschutz Landes- In den großen Städten in Bayern, Landesbeauftragte, Helmut Stei- verband wurde bereits 1913 vor allem in München, gab es früh ninger und Dr. Paul-Eckard Salz- als landesweiter Verein in Bay- örtliche Organisationen, die den mann, zu dieser Zeit Schriftführer ern gegründet. Verein von der Basis aus gestützt im Landesvorstand, beschlossen Wir haben 2013 zum 100-jäh- haben. Ansonsten gab es aber zusammen mit dem damaligen rigen Bestehen ein großes Fest lange Jahre keine Kreisgruppen. Landesvorstand, mehr Kreisgrup- im Landkreis gefeiert. Nach dem zweiten Weltkrieg pen zu gründen. Ziel war es, die entwickelte sich die Industrie Arbeit vor Ort effektiver gestalten in Deutschland und damit auch zu können und näher am örtli- die große Umwelt- und Naturzer- chen Geschehen zu sein. störung. Gleichzeitig wuchs das So kam es, dass Dr. Salzmann am Bewusstsein, dass es notwendig 17.6.1970 in seinem Wohnsitz- wird, sich um unsere Lebens- Landkreis die Kreisgruppe Fürs- grundlagen als Bürger*innen zu tenfeldbruck gründete. Der BUND kümmern. Ende der 1960er Jah- Naturschutz hatte zu diesem Zeit- re wuchs die Mitgliederzahl im punkt 269 Mitglieder im Land- BUND Naturschutz. Der damalige kreis Fürstenfeldbruck. Unter seiner Leitung wurde die ge- beit mit der Unteren Naturschutz- samte Organisation unserer Kreis- behörde dieses Projekt zum Er- gruppe aufgebaut. Nach und nach folg führen. wurden unsere 11 Ortsgruppen gegründet. Nach etlichen Jahren Auch das Haspelmoor und die wurde klar, dass die Kreisgruppe Amperauen hat Dr. Salzmann bis eine Geschäftsstelle braucht und zur Unterschutzstellung und dar- so wurde die spartanische Ge- über hinaus betreut. Er hat in all schäftsstelle in der Dachauerstr. den Jahren die Pflanzen im Land- und später am Stockmeierweg kreis kartiert. (auch nicht viel luxeriöser) einge- richtet. Nachlesen können Sie die Natur- entwicklung im Buch „Der Land- Unter seiner Leitung hat sich der kreis Fürstenfeldbruck“. Dort hat Mitgliederstand fast verachtfacht- Dr. Salzmann die Natur und Geo- eine Steigerung, die nicht mehr logie des Landkreises umfassend so leicht zu erreichen sein wird. beschrieben. Als Biologe wusste Dr. Salzmann, wie wichtig die Ausweisung von Unsere Hoffnung war, mit Dr. Salz- Schutzgebieten ist. Sein größtes mann dieses Jahr unser Jubiläum Bemühen galt dem Ampermoos. feiern zu können. Leider ist er im Es gelang ihm mit wissenschaft- Herbst letzten Jahres im Alter von licher Unterstützung die Schutz- 98 Jahren verstorben. Als BUND 1970 -1989 würdigkeit des Ampermooses Naturschutz danken wir ihm für Dr. Paul-Eckard Salzmann, nachzuweisen und schließlich seine großen Einsatz und seine Vorsitzender der Kreisgruppe konnte er in enger Zusammenar- Weitsicht bei all seinen Projekten. 4 ••• BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
KREISGRUPPE feiert ihr 50jähriges Bestehen . . . Foto: rechts im Bild Dorothea Hickethier; Pressefoto 1989 -1993 Dorothea Hickethier, Vorsitzende der Kreisgruppe Unter der Leitung von Dorothea für die Verbesserung unserer damit wertvolle 30 Jahre Zeit ge- Hickethier wurde das Aufgaben- Bäche und Flüsse ein. Sie unter- wonnen werden. gebiet des BUND Naturschutz im stützte die Ortsgruppe Eichenau Landkreis entscheidend erwei- bei dem ersten großen Hochwas- Ein wichtiges Ziel in diesen Jah- tert. serschutzkonzept im Landkreis, ren war, auch die chemische der sogenannten Hochwasser- Belastung im Landkreis Fürsten- Dorothea Hickethier verfolgte die freilegung am Schwarzen Graben. feldbruck zu reduzieren. Ganz großen Naturschutzprojekte wei- Im Heft zum 25-jährigen Jubiläum gegenwärtig sind mir heute noch ter. So musste die Wiedervernäs- steht noch, dass die Zukunft zei- die vielen Sitzungen zur Alumi- sung des Ampermooses erkämpft gen muss, ob sich die Projekte niumschmelze in Emmering, die werden. In vielen Stellungnahmen bewähren. Heute wissen wir, dass vielen Bürgern große Sorgen be- hat sich der BUND Naturschutz in das Konzept bei mehreren großen reitete. Das Aluminiumwerk ist dieser Zeit für die neu definierten Hochwassersituationen seine mittlerweile stillgelegt. Ob sich Naturschutzflächen und deren Wirksamkeit gezeigt hat. die Bodenbelastung seither voll- fachgerechte Renaturierung ein- ständig reduziert hat, ist leider gesetzt. Die Betrachtung der Verkehrspla- nicht gewiss. nung wurde in der Kreisgruppe Neu hinzu kam das Bewusstsein, zusehends wichtiger. So konnten Wir sind Dorothea Hickethier dass die Natur nur zu schützen damals noch große Umgehungs- sehr dankbar. Sie hat die ist, wenn auch die Umweltschä- straßenprojekte wie z.B. die B2- Kreisgruppe auf den Kurs den zurückgehen. Umgehung bei Hattenhofen und gebracht, den wir auch Dorothea Hickethier setzte sich Althegnenberg verhindert und heute noch verfolgen. BN-Magazin der Kreisgruppe FFB ••• 5
KREISGRUPPE Geschäftsstelle unsere heutige sere wenigen Wälder langsam zu- Bleibe im Brunnenhof in Fürsten- kunftssicherer umzugestalten. feldbruck, die zwar klein, aber für Christa Spangenberg hat für die uns praktisch und funktional und Kreisgruppe wichtige Entschei- von den Kosten her gut zu tragen dungen beim Grundstückskauf ist. Sie organisierte die Arbeit in getroffen. Die Kreisgruppe Fürs- der Kreisgruppe neu und sorgte tenfeldbruck besitzt und/oder für ein gutes Ablagesystem. Wir pflegt mittlerweile nahezu 20 ha bekamen dauerhaft eine kleine Fläche im Landkreis. Wir konn- Bürostelle zur Unterstützung der ten unser Juwel, das Quellstau- Vereinsarbeit. moor Hohenzell erwerben und zu einem wunderschönen Biotop Landesweite politische Anforde- entwickeln. Dabei war es Christa rungen nahm Christa Spangen- Spangenberg immer wichtig, die berg an und setzte sich dafür ein, Hilfe der ansässigen Landwirte zu dass die Naturschutzaspekte im bekommen und ihr ist es gelun- Landkreis gesehen wurden. gen, dass uns bis heute Herr Drexl sen. und jun. und Herr Wohlmuth Sie kümmerte sich um die Trink- bei unserer Arbeit vor Ort helfen. wassersituation im Landkreis. In unzähligen Stellungnahmen hat Ein wichtiges Anliegen war Chris- sich der BN für die Ausweisung ta Spangenberg die Umweltbil- von Wasserschutzgebieten ein- dung. Unter ihrer Leitung ist es vor gesetzt, von denen wir heute alle allem Brigitte Thema gelungen, profitieren. die Naturpädagogik im Landkreis zu professionalisieren und in Allein drei große Volksbegeh- den Grundschulen zu verankern. ren hat Christa Spangenberg für Daneben wurde durch Vorträge, den BN im Landkreis mitorgani- Diskussionen und Führungen siert: Das Bessere Müllkonzept, die Erwachsenenbildung nicht das Waldvolksbegehren und das vernachlässigt. Nicht zuletzt hat Volksbegehren Gentechnik-freies sie die Zertifizierung „Umweltbil- Bayern. Da diese Volksbegehren dung.Bayern“, ein Qualitätssiegel landesweit nicht gewonnen wer- des Umweltministeriums, für die den konnten, hat Christa Span- Kreisgruppe beantragt und erhal- genberg in mühevoller Basisarbeit ten. dafür gesorgt, dass die wesentli- 1993 -2013. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . chen Inhalte der Volksbegehren Die Öffentlichkeitsarbeit wurde wenigstens im Landkreis FFB Re- verstärkt. Seit 25 Jahren gibt es Christa Spangenberg, alität wurden. Zusammen mit der jetzt BN Aktuell, unsere Mitglie- Vorsitzende der Kreisgruppe Landrätin Rosemarie Grützner ist derzeitung, die Sie jedes Jahr es z.B. gelungen, für den Land- über unser Tun informiert. Auch kreis ein damals sehr fortschritt- der Weg ins Internet wurde unter liches Müllkonzept umzusetzen. ihrer Leitung begonnen. Christa Spangenberg übernahm Die Gentechnik-Versuche im Christa Spangenberg; alle bisher verfolgten Projekte Landkreis wurden eingestellt. Es ist nicht möglich, alles zu nen- Foto: Ariane Zuber und stellte sich und uns weitere nen, was Christa Spangenberg große Aufgaben. Beim Umbau der Staatswälder geleistet hat. Wir sind ihr zu gro- ist es dank Berücksichtigung von ßem Dank verpflichtet. Natürlich Unter ihrer Leitung wuchs die Klima- und Naturschutzaspekten freut uns, dass ihr Tun mit der Kreisgruppe zu der Größe, die und der engen Zusammenarbeit Verleihung der Bayerischen Na- wir heute haben. Sie fand für die mit dem Forstamt gelungen, un- turschutzmedaille vom Landes- 6••• BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
KREISGRUPPE verband gewürdigt wurde. Seit 2013 Eugenie Scherb, Vorsitzende der Kreisgruppe Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck hat dank mehrerer professionel- ler Mitgliederwerbeaktionen mitt- lerweile 4.058 Mitglieder und ca. 600 Förder*innen. Wir haben alle Projekte aus der Vergangenheit übernommen und führen sie weiter. Wir setzen einige neue Schwer- punkte: Weitere Professionalisierung der Geschäftsstelle: Seit Juli 2019 verstärkt Barbara Sandmeir un- sere Geschäftsstelle. Wir haben unsere Büroorganisation weiter ausgebaut und auf den neuesten technischen Stand gebracht. In den letzten Jahren haben wir In den letzten Jahren ist der Ein- Dank der finanziellen und organi- Beim Kreisgrup- uns in einigen Großprojekten satz für den Artenschutz verstärkt satorischen Unterstützung unse- penausflug; engagiert und vielleicht dazu worden. Natürlich bleiben unsere rer Nachbar-Kreisgruppe Dachau Foto: beitragen können, dass die Um- Bemühungen um die Amphibien konnten wir ein großes Biodiver- Annette Kotzur weltzerstörung nicht ungehindert im Frühjahr immer unsere ersten sitätsprojekt im Fußbergmoos be- weitergeht: Beim Flughafengelän- Einsätze in jedem Jahr. Das Leben ginnen, das uns in den nächsten de Fürstenfeldbruck wurde uns aller Wildtiere und da besonders Jahren begleiten wird. der Erhalt der FFH-Flächen von der das Überleben des Bibers ist eine Politik zugesagt. Die Süd-West- Aufgabe, der wir uns immer wie- Aus unserer langjährigen Arbeit umgehung Olching wurde noch der stellen. ist eine Erkenntnis sehr wichtig: nicht gebaut und wir haben neue Natur- und Umweltschutz braucht Einspruchsmöglichkeiten. In eini- Durch die fachliche Weiterbildung einen langen Atem und wir trai- gen großen Bauvorhaben wurden vor Ort versuchen wir unsere Ar- nieren schon lange dafür und unsere Einwendungen teilweise tenkenntnis zu erhalten und wei- sind daher auch für die Zukunft berücksichtigt. ter auszubauen. Hier ist eine sehr gewappnet. Über den Natur- fruchtbare Zusammenarbeit mit schutz werden wir dem dringend Wir engagieren uns im Hochwas- der Zoologischen Staatssamm- erforderlichen Klimaschutz ge- serschutz und hoffen auf diesem lung München entstanden, über recht. Beides muss Hand in Hand Weg neue Schutzgebiete im Land- die wir uns sehr freuen (Artenken- gehen. kreis zu bekommen. ner-Reihe seit 2016). Daher war uns der intensive Einsatz beim Natürlich brauchen wir die Hilfe Die Bildungsarbeit im Landkreis Volksbegehren „Rettet die Bie- aller Aktiven und Naturinteres- konnten wir ausbauen. Mittler- nen“ 2019 so wichtig und wir sind sierten. Die Vernetzung im Verein weile arbeiten sechs Umwelt- und stolz auf den Erfolg. und mit vielen Organisationen im Naturpädagoginnen für den BN in Landkreis macht unsere Arbeit vor den Kindergärten und Grundschu- Der Landschaftsschutz ist und Ort erst möglich. len. bleibt uns ein wichtiges Anliegen. Eugenie Scherb BN-Magazin der Kreisgruppe FFB ••• 7
NATURSCHUTZFLÄCHEN Naturschutzflächen und Artenschutz im Landkreis Fürstenfeldbruck Unser Landkreis wurde durch Naturschutzgebiete auszuweisen. Wir sind ein kleiner Landkreis, die Gletscher der letzten Eiszeit Der Gründer der Kreisgruppe der dicht besiedelt ist. Nur 2% geprägt. Im Verlauf von 10 000 Fürstenfeldbruck, Dr. Paul-Eckard der Landkreisfläche stehen unter Jahren verlandeten die Seen, die Salzmann, erkannte diese Chan- Naturschutz, bundesweit sind es sich nach dem Schmelzen der ce sofort und beantragte dement- 6 % der Gesamtfläche im Durch- Gletscher gebildet hatten und es sprechend die Ausweisung ver- schnitt. Klima- und globale Natur- entstanden große Moorflächen, schiedener Naturschutzgebiete in schützer fordern, dass 50 % der in der Regel Wald frei. Nur auf den Abstimmung mit den Behörden. Erde unter Naturschutz gestellt Hügeln der Endmoränen konnten Bei der Festlegung aller Natur- werden. Wir sollten also auch bei sich Waldflächen entwickeln. Be- schutzflächen im Landkreis war uns im Landkreis nicht nachlas- sonders abwechslungsreich ist der BUND Naturschutz maßgeb- sen und weitere Ausweisungen die südliche Hälfte unseres Land- lich beteiligt, insbesondere Dr. von Naturschutzgebieten fordern. kreises. Ausführlich beschrieben Paul-Eckard Salzmann und Chris- Was zeichnet eine Naturschutzflä- ist die Geologie sowie die Natur- ta Spangenberg sind hier zu nen- che aus: entwicklung der Tier- und Pflan- nen. • Ausreichende Größe zenwelt unseres Landkreises in Alle Naturschutzflächen im Land- • Eingriff durch den Menschen dem Buch „Der Landkreis Fürs- kreis Fürstenfeldbruck wurden nicht erforderlich tenfeldbruck – Natur, Geschichte also erst vor längstens 38 Jahren • Pflege nur, um die Ausgangs- und Kultur“, das 1990 erschie- definiert und gesichert, sie sind situation der Entwicklung zu nen ist und das jede Bücherei im noch jung. Die weniger geschütz- verbessern und Menschen ver- Landkreis besitzen dürfte. ten Landschaftsschutzgebiete ursachte Schäden schnell zu Das Bundes-Naturschutzgesetz sind im Schnitt 10 Jahre älter. beheben. und die entsprechenden gesetzli- Im Augenblick sind keine Verfah- Im Folgenden stellen wir Ihnen chen Regelungen in Bayern schu- ren anhängig, aber wir haben Ide- die wichtigsten Naturschutzflä- fen ab 1976 die Voraussetzungen, en. chen im LKS Fürstenfeldbruck vor. Ampermoos . . . . ist. Das Seebecken wurde durch die Eismassen und die Schmelz- Seit 1930: biologische und ins- besondere ornithologische Be- wässer des Ammerseegletschers obachtungen des Ampermooses gebildet. Besiedlung, landwirt- (Reisinger, Laubmann, Dießel- schaftliche Nutzung, Wege- und horst, von Frisch) Straßenbau und besonders der 1968: Diplomarbeit zur Land- Wasserbau an der Amper haben schaftsplanung von Meier fordert dazu geführt, dass das Moos die Unterschutzstellung des Am- zunehmend ausgetrocknet und permooses seinen Charakter als Feuchtge- 1975: Der Bund Naturschutz be- biet verloren hat. Sehr früh hat Dr. antragt unter dem Kreisvorsitzen- Salzmann (unser damaliger Kreis- den Dr. Paul-Eckard Salzmann die vorsitzender) erkannt, dass das Ausweisung eines Naturschutzge- Ampermoos unter Schutz gestellt bietes Ampermoos einschließlich Ampermoos; Das Ampermoos ist ein Nieder- werden muss. der Ausweisung des Umlandes Fotos: moor, das in der letzten Eiszeit Hier der zeitliche Ablauf der Unter- als Landschaftsschutzgebiet Herta Marke vor 10 000 bis 15 000 Jahren schutzstellung, der anschaulich 1975: Die Ramsar-Konvention als Verlandungsteil des histori- verdeutlicht, welch langen Atem zum Schutz und Erhalt von Feucht- schen Ammersees entstanden man im Naturschutz braucht: gebieten tritt in Kraft. 8 ••• BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
NATURSCHUTZFLÄCHEN 1976: tritt Deutschland diesem 2001: Beginn des Planfeststel- so kann das Moor seine Funktion internationalen Abkommen bei lungsverfahrens zum Bau der im Klimaschutz voll entfalten und und weist 33 Feuchtgebiete, da- Sohlschwelle in der Amper bei für einen besseren Hochwasser- runter auch Gebiete um den Am- Grafrath schutz sorgen. Aber ein Anfang ist mersee und das Ampermoos als 2006: Planfeststellungsbe- gemacht und die ersten Erfolge Ramsar-Gebiete aus schluss zur Wiedervernässung zeigen sich schon. 1975-1982: Gutachten, Beobach- am 03.01.2006 Der große Brachvogel ist zurück- tungen, Diplomarbeiten und wis- 2009: Die Klagen einiger Anlie- gekehrt. Dank der unermüdlichen senschaftliche Veröffentlichun- ger gegen den Beschluss und die Arbeit von ehrenamtlichen Hel- gen und politische Diskussionen Wiedervernässung müssen noch fern und dem Gebietsbetreuer 5.8.1982: Das Ampermoos wird entschieden werden. für das Ampermoos gelingt mitt- Naturschutzgebiet 2009-2013: Bau der rauen Sohl- lerweile der Gelegeschutz und 1986/87: Erstellung eines Land- rampe die Brachvögel konnten schon schaftspflegeplans; wichtigste 2013: feierliche Einweihung die- mehrfach Junge großziehen. Auch Maßnahme zur Wiederherstel- ser Amper-Anstauung, über die für andere Wiesenbrüter wie die lung des Mooses ist die Wieder- sich Dr. Paul-Eckard Salzmann, Bekassine ist dieser Lebens- vernässung. Eine Sohlschwelle in damals 92 Jahre alt, sehr gefreut raum sehr wichtig. Die Fläche der Amper bei Grafrath soll dieses hat. des Ampermooses ist so groß, Ziel verwirklichen helfen Das Moos wird seither um den dass Insekten sich ausreichend 1996: Gründung der Schutzalli- 40 cm höheren Wasserstand der entwickeln können. Diese Insek- anz für das Moos und die Amper Amper angestaut. Diese Anstau- ten sichern das Überleben der zur Realisierung der Wiederver- ung ist noch nicht ausreichend. Vögel. Die Pflanzen erholen sich nässung; Mitglieder in dieser Alli- Langfristig muss die Amper um auch wieder. Hier sind vor allem anz sind die Umweltverbände aus weitere 40 cm angestaut werden, Mehlprimel und Enzian zu nen- Starnberg, Landsberg, Fürsten- damit sich das Moos wieder voll- nen, aber auch die für Moose ty- feldbruck und engagierte Bürger ständig regenerieren kann. Nur pischen Gräser und Seggen. Haspelmoor . . . . regenerieren. In vielen Führungen konnten die Landkreisbürger das des Haspelmoores ist das Buch „Das Haspelmoor - Geschichte(n) Haspelmoor; Foto: Das Haspelmoor ist ein besonde- Kleinod kennenlernen. einer Landschaft und ihrer Be- Herta Marke res Juwel. Es ist ein Nieder- und Sehr wichtig für das Verständnis wohner“ von Toni Drexler. teilweise sogar ein Hochmoor. Obwohl es jahrelang zum Torf- abbau verwendet wurde, hat man erkannt, dass dieser einzigartige Lebensraum unbedingt geschützt werden muss. In der Planungs- phase der Unterschutzstellung war Dr. Paul-Eckard Salzmann in- tensiv damit beschäftigt, Pflanzen und Tiere zu kartieren und so den wertvollen Lebensraum zu doku- mentieren und nachzuweisen. In enger Zusammenarbeit mit dem Forstamt und der Unteren Natur- schutzbehörde konnte 1985 das Haspelmoor mit einer Fläche von 159 ha unter Naturschutz gestellt werden. Auch hier konnte sich die Tier- und Pflanzenwelt seither gut BN-Magazin der Kreisgruppe FFB ••• 9
NATURSCHUTZFLÄCHEN Die BUND Naturschutz-Kreisgrup- pe Dachau betreut ein schönes Moosprojekt im Palsweiser Moos, das sich direkt an das Fußberg- moos anschließt. Die KG Dachau hat uns angeboten, ihr Biodiversi- tätsprojekt auch auf das Fußberg- moos zu erweitern und wir haben dankbar angenommen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die bestehende Artenvielfalt im Fußbergmoos zu erhalten, die Lebensräume der Leitarten wie- der herzustellen, die Streuwiesen durch eine schonende Mahd zu pflegen und auch Grundstücke zu erwerben, um den Zustand der Flächen dauerhaft sichern zu kön- nen. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit den Unteren Fußbergmoos; Fußbergmoos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . und Oberen Naturschutzbehör- Foto: den beider Landkreise durchge- Rudolf Ende Das Fußbergmoos ist bis jetzt genutzt. Seit vielen Jahren hält führt. Landschaftsschutzgebiet. Über der Landesbund für Vogelschutz Auch hier leisten wir eine wichtige viele Jahrzehnte wurde auch hier im Fußbergmoos die Heckrinder Arbeit für den Klimaschutz. Torf abgebaut. Die Ränder des Ge- und pflegt dort eine Reihe von Ein wunderschöner Flyer zeigt bietes werden landwirtschaftlich Grundstücken. dieses Projekt im Detail. Naturdenkmal „Quellstaumoor bei Hohenzell“; Fotos: Hohenzell . . . . . . In Hohenzell konnte die Kreis- Schwalbenwurz-Enzian (Helmut Nachtigell) und Heil-Ziest (Herta Marke) gruppe unter Leitung von Christa Spangenberg das Quellstaumoor erwerben. Es ist eine kleine Na- turschutzfläche, ein sogenanntes Naturdenkmal. In diesem Gebiet entspringt die Maisach und die Fläche des Quellstaumoores wird ausreichend mit Grundwasser ver- sorgt. Durch mehrjährige Pflege ist es gelungen die Artenvielfalt in dieser Fläche zu stützen und wie- der zur vollen Entfaltung zu brin- gen. Schwarzes und Rostbraunes Kopfried, Enzian, Duftlauch, Pfei- fengras und Mückenhändelwurz sind Beispiele für die Vielfalt der Pflanzenwelt. Amphibien finden in dieser Wiese ideale Bedingun- gen und die Insekten stehen für ein gesundes Biosystem. 6 • • •10 • • • BN-Magazinder BN-Magazin derKreisgruppe KreisgruppeFFB FFB
NATURSCHUTZFLÄCHEN Allinger Moos . . . Wie schon erwähnt, wollen wir mehr Landschaft im Landkreis unter Naturschutz stellen. Das Allinger Moos ist so ein Wunsch- projekt, an dem wir in den nächs- ten Jahren arbeiten könnten. Das Allinger Moos erfüllt alle Be- dingungen für einen sinnvollen Hochwasserschutz. Wenn dieses Moos renaturiert werden könnte, könnte die Wasserrückhalte-Ka- pazität der Fläche entscheidend verbessert werden. Gleichzeitig könnte auch hier damit ein großer Beitrag zum Klimaschutz in unse- rem Landkreis geleistet werden. Vielleicht gelingt es uns diesen Traum zu erfüllen. Allinger Moos; Foto: Eugenie Scherb Amperauen; Amperauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Rufolf Ende Ein anderer wichtiger Landschafts- typ in unserem Landkreis sind die Amperauen. Entlang der Amper wurden schon in den 1980er Jah- ren die meisten Au- und Wiesen- flächen unter Naturschutz gestellt. Begonnen wurde mit dem Fluss- abschnitt zwischen Schöngeising und Fürstenfeldbruck. Hier hat sich ein wunderschönes Gebiet erhalten, das vielen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet. Dieser Flussabschnitt muss leider immer wieder gegen die vielen Freizeitnutzer*innen verteidigt werden. Bootfahren und Anlan- den auf Naturschutzflächen be- hindern die ungestörte Entwick- lung der Natur. Weitere Flussabschnitte wie das Emmeringer Hölzl in Fürsten- feldbruck und die Amperauen in Olching wurden in Folge als FFH- Flächen ausgewiesen. Hier sind wahre Vogelparadiese zu finden. BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 11• • • 7
NATURSCHUTZFLÄCHEN Lange Jahre haben wir mit gro- Gute Aussichten für das Flughafen- ßem Aufwand für das Gelände des ehemaligen Flughafens Fürs- gelände Fürstenfeldbruck (Fursty) tenfeldbruck zwischen Maisach und Fürstenfeldbruck gekämpft. 252 ha Flachland-Magerwiesen sind neben der Startbahn ent- standen und auch als FFH-Flä- chen anerkannt worden. Lange Jahre bestand der Plan, in diesem Gebiet eine Rennstrecke für BMW zu bauen. Zu unserer großen Freude hat letz- tes Jahr die Gemeinde Maisach beschlossen, diese Wiesen auf jeden Fall zu erhalten. Wir hoffen jetzt, dass sich das Gelände vor allem für Wiesenbrüter wieder zu einer wertvollen Naturschutzflä- che entwickeln kann, wenn die Probleme der Altlasten gelöst Fursty; Foto: Claus Ehrenberg sind. Artenschutz im Landkreis Fürstenfeldbruck . . . . . . . . . Biberbau; Foto: Biber . . . . . . . . . . Rudolf Ende Neben dem Landschaftsschutz, der für alle Biosysteme die Grund- vorrausetzung ist, kümmern wir uns auch um einzelne Arten. Ein Beispiel ist unser Einsatz für den Biber. Biber sind nach der Besiedelung der Donau, der Isar und der Amper auch in unseren Landkreis eingewandert. Anke Si- mon, unsere ausgebildete Biber- Beauftragte kümmert sich um ein fachgerechtes Biber-Management im Auftrag des BUND Naturschutz. Schon oft ist es uns gelungen, durch Aufklärung und Führungen für dieses Tier mehr Verständnis zu erreichen. Biber sind wichtige Landschafts- gestalter. Es gelingt ihnen die Bio- diversität in ihrem Lebensraum zu verbessern und neue Lebensräu- me für viele Arten zu schaffen. 6 • • •12 • • • BN-Magazinder BN-Magazin derKreisgruppe KreisgruppeFFB FFB
NATURSCHUTZFLÄCHEN Amphibien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erdkröten; Foto: Claus Ehrenberg Mit neun geförderten Amphibi- Wir hoffen, durch diesen gro- enschutzmaßnahem im ganzen ßen Aufwand dieser Entwick- alle Texte der Landkreis sorgen wir für das Über- lung Einhalt gebieten zu Rubrik „Natur- leben von Fröschen, Molchen, können. Diese beiden schutzflächen: Kröten und Unken in unserer was- Beispiele stehen für Eugenie Scherb serreichen Landschaft. eine Vielzahl weiterer Eine Vielzahl von Menschen hel- Maßnahmen, die vom fen uns im Frühjahr jeden Morgen BUND Naturschutz im Landkreis und Abend, diese Tiere sicher Fürstenfeldbruck durchgeführt über die Straßen zu bringen. Alle werden. Sie finden dazu Amphibienarten sind stark ge- mehr in den Ortsgrup- fährdet. penberichten. BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 13• • • 7
WALD Der Wald im Brucker Land – 50 bewegte Jahre Flächenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . In den letzten 50 Jahren hat der wirksames Instrument, weitere Wald erfreulicherweise nur wenig Begehrlichkeiten abzuwehren an Fläche verloren. Von 1980 bis (1985). Sorgen bereiten derzeit 2013 wuchs er sogar um 12 ha, Entwicklungen wie in Grafrath weil die Verluste im Siedlungsbe- (schleichende Fragmentierung), reich durch Ersatzaufforstungen der Hasenheide (naturnaher Ei- kompensiert wurden. Der stärks- chenwald) und der Kiesabbau in te Rodungsdruck bestand bereits der Rothschwaig (Erholungswald). vor 1970, wo die Bevölkerung Die zunehmende Innenverdich- und damit der Wohnungsbau am tung der Gemeinden erhöht den Es ist beschlossene Sache, dass sich der Kiesabbau in der Rothschwaig stärksten zunahmen. Druck auf die wenigen noch ver- noch viele hundert Meter in den angrenzenden Erholungswald fressen Die Ausweisung von Bannwäldern bliebenen kleinen Waldbestände, soll. Damit verliert der am meisten frequentierte Wald der Brucker Bevöl- (Germering, Fürstenfeldbruck Baumgruppen sowie Einzelbäu- kerung viel von seiner Anziehungskraft; Foto: Gero Brehm bis Eichenau) erwies sich als ein me. zelschäden) und den Anstieg der Nitratwerte im Trinkwasser. Das giftige Blei aus dem Autoverkehr belastet die Böden bis heute. Der radioaktive Fallout von Tschernobyl (1986) reicherte sich in der Bodenvegetation und im Auflagehumus an. Daher werden bis heute bei einem Teil des erleg- ten Schwarz- wie auch Rehwildes überhöhte Cäsiumwerte gemes- sen. Durch Überseehandel einge- schleppte, bisher unbekannte pilzliche Erreger führten zu teil- weise existenzbedrohenden Aus- fällen bei der Bergulme (fast To- talausfall ab Ende 70er Jahre), der Schwarzerle (seit Ende 90er Jah- Das Eschentriebsterben dezimiert seit 2008 vor allem die jüngeren Bestände. Heute sind keine 10 % der Eschen mehr völlig re) sowie der Esche (seit 2008). gesund. Die Situation ist dramatisch, Rettung ist nicht in Sicht; Foto: Gero Brehm Wiederholte Sturmereignisse (1990, 1999, 2007, 2015) und Extremsommer (2003, 2015, Unheil von allen Seiten . . . . . . . . . . 2018) begünstigen die Massen- Der jahrzehntelange luftgetrage- nen in den Folgejahren verhinder- vermehrung der Borkenkäfer an ne Schwefeleintrag hinterließ in te Schlimmeres. Die anhaltend der Fichte. unserem dicht besiedelten Land- hohen Stickstoffeinträge verstär- Die überhöhten Rehwildbestän- kreis erstmals sichtbare Spuren, ken das Baumwachstum, begüns- de behinderten massiv den Auf- als ab 1981 viele ältere Fichten tigen aber auch die verjüngungs- wuchs der für einen stabilen leichte Nadelverluste aufwiesen hemmenden Brombeeren. Die Zukunftswald dringend notwen- („Waldsterben“). Die erfolgreiche Säureeinträge beschleunigten digen Baumarten (v. a. Eiche, Tan- Reduktion der Schwefelimmissio- die Bodenversauerung (Feinwur- ne). 14 • • • BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
WALD Mischwald . . . . . 1970 betrug der Anteil der robus- ten und ertragreichen, jedoch zu- nehmend risikobehafteten Fichte noch weit über 80 %. Seitdem ver- lor sie stetig an Fläche, verstärkt seit den Orkanen von 1990. Be- günstigt durch professionalisierte staatliche Beratung und finanzi- elle Förderung wurden viele Kahl- flächen v.a. mit Bergahorn, Esche und Stieleiche bepflanzt. Dazu kamen Birke und Vogelbeere aus Samenflug. Auch der vorsorgen- Die naturnahen Buchenwälder im FFH-Gebiet um den Jexhof weisen trotz ihres „jungen Alters“ bereits eine hohe Diversität de Waldumbau kam langsam in an Arten und Lebensräumen auf. Davon profitieren die Vorkommen von Hohltaube und Schwarzspecht; Foto: Gero Brehm Fahrt, indem Buche und Tanne im Schutz der noch stehenden Altbe- stände ausgebracht wurden. Die Wald-Naturschutz . . . . . . . . . . . . . . . Douglasie gewann wegen ihrer hohen Wuchskraft und Klimahär- Angesichts der ungünstigen Ausgangslage hatte es der Wald-Natur- Bild l. u. : te an Boden, ohne deswegen „in- schutz schwer (Waldarmut, Fichtendominanz, „junge“ Wälder). Unter In den letzten Jah- vasiv“ zu werden. diesen Vorzeichen waren die für eine hohe Artenvielfalt unverzichtba- ren ist die Forst- ren Habitatstrukturen selten geworden (z. B. Totholz, Höhlenbäume). verwaltung sehr Klimawandel . . . 1978 wies die Bayer. Forstverwaltung oberhalb Kottgeisering das 19 ha große Buchen-Naturwaldreservat „Schönwald“ aus. Dort ruht seitdem erfolgreich das darin, Augenmerk Etwa seit 1990 schreitet der Kli- die Axt und die Waldnatur kann sich ungestört entwickeln. der Waldbesitzer mawandel rasant voran. Die Jah- Ein Meilenstein war 1992 die Ausweisung von drei FFH- Gebieten: verstärkt auf die resdurchschnittstemperatur stieg • Buchenwälder um den Jexhof (Schutz von Buche, Gelbbauchunke, seltene und wär- seitdem um fast 1 °C, die Nie- Kammmolch) meliebende Els- derschläge sanken um 10%. Mit • Amperauen (Schutz naturnaher Auwälder) beere zu richten; Werten bis 10,3° C (2018) nähern • Haspelmoor: Hier unterstützen seit einigen Jahren Aufstauungen Foto: Gero Brehm wir uns allmählich dem „Wein- die Renaturierung der bedrohten Nieder- und Hochmoore. bauklima“. Die vermehrten Heiß- Ebenso im benachbarten Roten Moos. Trockenphasen über mehrere Der Staatswald betreibt seit der Forstreform 2005 ein richtungsweisen- Wochen führten bei allen Baum- des Naturschutzkonzept (mehr Laubbäume, Tannen, Altbäume, Habi- arten zu Zuwachsverlusten und tatstrukturen, Höhlenzentren, Moorrenaturierung, Berater für Insekten- Bild r. u. : frühem Blattverlust (2003, 2015). lebensräume). Auch für den Privatwald gibt es inzwischen Fördermittel So schaut der Sollten diese Extrema weiter zu- für Naturschutzmaßnahmen. In der Summe wird sich also die Biodiver- klimastabile Zu- nehmen, wird die flachwurzelnde sität erhöhen, allerdings in langen Zeiträumen. kunftswald aus: und hitzeemp- Aus reiner Fichte findliche Fich- erwachsen un- te am meisten gleichaltrige, darunter lei- reich strukturierte den. Dies gilt Mischbestände mit insbesondere Tanne und Buche; für den nieder- Foto: Gero Brehm schlagsärme- ren nördlichen Text Landkreis und Rubrik „Wald“ : die trockenen Hans-Jürgen Schotterböden. Gulder BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 15
LANDWIRTSCHAFT Unsere Landwirtschaft . . . . . . . Erzeugung von Lebensmitteln liegt, war das Verhältnis zum BN anfangs nicht immer ungetrübt. Mit der Zeit bildete sich aber bei Brucker Land eine Bio- Linie heraus. Der BN freut sich natürlich über dieses wachsende Bio-Angebot. Unter maßgeblicher Beteiligung der Kreisgruppe gründete sich 2018 der Ernährungsrat , dessen Ziel die regionale, nachhaltige Lebensmittelversorgung der Be- völkerung ist. Hier machen neben Politikern Erzeuger und Vermark- ter bis hin zu gastronomischen Betrieben mit. Inwieweit die Metzgereien das Fleisch von ökologischen, d.h. Fotos: Die Landwirtschaft spielt im dargemeinschaft „Brucker Land“, auch dem Tierwohl verpflichteten Toni Schmid Landkreis trotz zunehmender in der sich Bauern zu schonender Betrieben beziehen, hat die BN- Verstädterung flächenmäßig im- Erzeugung unter Verwendung re- Ortsgruppe Puchheim durch eine mer noch eine große Rolle – gut gionaler Futtermittel verpflichte- Befragung der örtlichen Fleisch- die Hälfte der Kreisfläche, mit ten. Brucker Land schaffte es, den verkaufsstellen versucht heraus- Schwerpunkt in der Westhälf- Handel mit einzubeziehen, und zubringen (Ergebnis s. Internet- te, ist landwirtschaftlich genutzt. bald weitete sich das Modell über seite der OG). Davon wurden 1970 3 % ökolo- den Landkreis hinaus zur Marke Neben diesem Anschub durch gisch bebaut, heute sind es 12 % „Unser Land“ aus. Da der Schwer- die Bemühungen des BN sorg- der Fläche bei 10 % der Betriebe. punkt nur auf der regionalen und ten auch negative Schlagzeilen Damit sind wir noch weit entfernt nicht unbedingt ökologischen über die konventionelle Landwirt- vom 30 % - Ziel aus dem Volksbe- gehren für ganz Bayern bis 2030. Der BN bemüht sich seit jeher, den ökologischen Landbau zu fördern. Auch die Kreisgruppe hat wiederholt Vorträge und Betriebs- besichtigungen zu dem Thema angeboten und die Verbraucher aufgefordert, regionale und mög- lichst Bio-Produkte zu kaufen. Viele Bauernhöfe verkaufen ihre Produkte direkt auf dem Hof oder auf den Wochenmärkten und die KG hat dazu 2001 ein Faltblatt „Ökologisch einkaufen im Land- kreis Fürstenfeldbruck“ heraus- gebracht. 1994 gründeten engagierte Leute aus kirchlichen Kreisen die Soli- 16 • • • BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
LANDWIRTSCHAFT schaft für den im Grundwasser, die Versöhnung verstärkten der widerstreitenden Interes- Kauf von Bio- sen der Landwirtschaft und des produkten: Nach Naturschutzes bei der Wieder- 2000 vor allem ansiedlung der Biber sowie vor der BSE-Skandal; allem die Abkehr von der Agrar- später und bis in unse- industrie. Innerhalb der AGENDA re Zeit die großflächige Ver- 21 kam hier, ausgehend von Ger- wendung von Glyphosat als „Un- mering, die Arbeit 1995 richtig in krautvernichter“, das im Verdacht Schwung. Und 2001 stellte Prof. steht, Krebs zu verursachen. Mit Dr. Hubert Weiger in Emmering der Unkrautvernichtung zerstört im Wege der Aktion „Agrarwende es aber auch die Lebensgrund- mit dem Einkaufskorb“ fest, man lage für Insekten. Diese nehmen müsse wegkommen von einer auch durch die Verwendung von Politik, wo viele an der Landwirt- anderen Insektiziden rapide ab, schaft verdienen, aber Landwirt- und mit ihnen die Vögel. Der BN schaft selbst nichts verdient, wo mit seinen engagierten Ortsgrup- Tiere zu Produktionsfaktoren he- pen unterstützte daher 2019 mit rabgewürdigt werden, wo Tiere, großem Erfolg das Volksbegeh- um Marktpreise zu halten, getö- ren zum Erhalt der Artenvielfalt. tet werden müssen, und wo eine Mehrere unserer Kommunen Tonne Getreide billiger gehandelt erzielten sogar über 30 % Zu- wird als eine Tonne Abfall. - Der stimmung (landesweit 18,4 %). BN wird sich nach wie vor dafür Inwieweit sich die gesetzliche einsetzen, die Artenvielfalt und Umsetzung des Volksbegehrens unsere Kulturlandschaft zu erhal- auf die landwirtschaftliche Praxis ten und die kleinteilige, regionale auswirken wird, ist ungewiss. Ers- und ökologische Landwirtschaft te kleine positive Auswirkungen wieder in den Mittelpunkt der sind neu angelegte Blühstreifen. Gesellschaft zu ziehen. Nur eine Weitere Anstrengungen unserer echte, solidarische Gemeinschaft Kreisgruppe betreffen vor allem kann die notwendige Agrarwende die Senkung des Nitratgehalts herbeiführen. Wenn wir nur ein- fach auf Politik und Staat war- ten, sind die jet- zigen Bauern bald nicht mehr dabei. Seit dem 21.01.2012 demonstrieren auch die Mit- glieder der KG jährlich in Berlin Fotos: unter dem Motto „Wir haben es Toni Schmid satt! - Bauernhöfe statt Agrarin- dustrie“. - Wir alle aber haben die Aufgabe, wenigstens mit dem „ökologischen Einkaufskorb“ dar- an mitzuwirken, das kurzsichtige Planen nur für die augenblick- liche Produktionsmaximierung zugunsten einer ökologisch verantwortlichen, nachhaltigen Landwirtschaft zu wenden. Reinhard Gatz BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 17
VERKEHR Verfehlte Verkehrspolitik auch im Landkreis Fürstenfeldbruck mengestutzt. Es ist bereits heute absehbar, dass die 3 Gleise zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme (2030?) nicht ausreichen werden. Zusätzliche Verkehre aus dem All- gäu und der Schweiz sind vorpro- grammiert. Allein aus Klimaschutzgründen müssen wir unnötige Fahrten vermeiden und viel mehr Leute vom Auto in den Umweltverbund (Fußgänger, Fahrräder, Busse und Bahnen) bringen. Der Landkreis und die Kommunen bemühen sich dabei, trotz der finanziellen Defizite des ÖPNV, Streckennetze und Takte zu verdichten, Express- buslinien zu ergänzen und das Tarifsystem kostengünstiger und einfacher zu gestalten. Das Rad- wegenetz im Landkreis wird neu konzipiert und ein Radschnellweg von FFB nach München geplant. Die Mitglieder des BN vor Ort leis- ten hier seit Jahren zusammen mit Vorweihnachtli- Die Gründung der BN-Kreisgruppe Straßen könnte man die Verkehrs- dem ADFC und dem Verkehrsfo- ches Verkehrs- Fürstenfeldbruck fiel in eine Zeit, probleme lösen, ist längst wider- rum FFB wertvolle Zuarbeit. chaos in der in der mit der Olympiade in Mün- legt. Seit 50 Jahren läuft man der Beim Straßenausbau im östlichen Innenstadt von chen eine riesige Verkehrsinfra- staatlich geförderten Zunahme Landkreis wurde vor Jahrzehn- Fürstenfeldbruck; struktur-Ausbauwelle losgetreten des motorisierten Individual- und ten schon vorausschauend der Foto: wurde. Zu unser aller Glück waren Güterverkehrs nur hinterher. Jede Rahmen gesetzt, durch ein leis- Thomas Brückner die Verantwortlichen damals so neue Straße versiegelt wertvollen tungsfähiges Tangentenviereck weitsichtig und haben mit U- und Boden, zerschneidet Landschaft, aus A8, A99, B2 und B471 den S-Bahn-Netz den Grundstein un- zerstört Natur und erzeugt mehr motorisierten Verkehr aus den serer heutigen Massenverkehrs- klimaschädlichen Verkehr. 50 Großgemeinden weitestgehend mittel gelegt. Jedoch wurde mit Jahre verfehlte Verkehrspolitik fern zu halten. In einem Jahrzehn- zunehmendem Wohlstand von rächen sich jetzt. Sowohl der Stra- te dauernden Kampf zusammen der Politik dem Auto der absolu- ßenverkehr als auch der ÖPNV mit Bürgerinitiativen, Emmeringer te Vorrang eingeräumt. Der Traum stehen in München vor dem Kol- Hölzl Verein und Verkehrsforum von der autogerechten Stadt geis- laps. FFB konnten unsinnige Stadt und terte durch die Köpfe. Zügelloser Der drohende Kollaps zwingt nun Natur zerstörende Trassen durch Straßenbau war die Folge, wäh- zum entschiedenen Handeln das geschützte Hölzl oder den rend der zögerliche Ausbau des beim Ausbau des ÖPNV, soll- Park am Marthabräuweiher (Dei- ÖPNV mit der wachsenden Be- te man glauben. Aber trotz der chenstegtrasse) in FFB verhindert völkerung im Großraum München vollmundigen Versprechen von werden. nicht Schritt halten konnte. Die CSU/FW-Regierungsmitgliedern Inakzeptabel sind Versuche mit Politik hat den Ausbau des ÖPNV zum Ausbau der S4 (Fertigstel- Ortsumgehungen (Bsp. Südwest- schlichtweg verschlafen! lung 2010), wurde der 4-gleisige Umgehung Olching), die getroffe- Der irrwitzige Glaube der Politiker Ausbau nach FFB-Buchenau auf ne Vereinbarung zu unterlaufen. und Straßenplaner, durch neue 3 Gleise bis Eichenau zusam- Einzelne Umgehungsstraßen in- 18 • • • BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
VERKEHR Karte: Straßenbau- Vorhaben (zum Teil schon realisiert) im Landkreis Fürsten- feldbruck; Thomas Brückner nerhalb des Tangentenvierecks meidung und die Verlagerung des Der BN wird sich deshalb auch in Vierstreifiger Aus- besitzen nur geringe Entlastungs- Restverkehrs auf den Umweltver- den nächsten Jahrzehnten gegen bau der B471, wirkung, ziehen aber massiv neu- bund als Entwicklungsziele umzu- diesen Straßenwahn mit allen le- hier bei Geisel- en Verkehr an, dem sich dann die setzen. Wir brauchen keine einzi- galen Mitteln zusammen mit den bullach Nachbarkommunen (hier Eiche- ge neue Straße mehr in unserem Bürgern wehren. Foto: nau, Puchheim und Gröbenzell) übererschlossenen Landkreis. Thomas Brückner Thomas Brückner ausgesetzt sehen. Bedauerlicher- weise drohen auch im westlichen Landkreis eine ganze Reihe z.T. gigantischer neuer Umwelt zer- störender Straßenbauprojekte entlang der B2, von der 4-spu- rigen Osttangente Augsburg bis Mering, bis zu den Umfahrungen Althegnenbergs, Hattenhofens und Mammendorfs. Die Beispiele zeigen, wie weit unsere Regierungen noch von ei- ner Verkehrswende entfernt sind. Immer noch wird die Zunahme des motorisierten Individual- und Güterverkehrs als gegeben hin- genommen, anstatt endlich ge- genzusteuern, und Verkehrsver- BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 19
ENERGIE Sonne, Wind und Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . den ablehnt. Die BN-Kreisgruppe FFB begrüßt und beteiligt sich deshalb auch am Projekt „Amper rhei“ (Amper fließt) des Wasser- wirtschaftsamtes München, das zum Ziel hat, dem Fluss, seinen Auen und seiner Flora und Fauna wieder mehr Raum zu geben. Windkraft Der Landkreis FFB galt, wie viele andere Landkreise in Südbayern, lange Zeit als wenig attraktiv bis ungeeignet für die Stromerzeu- gung durch Windkraftanlagen (WKA). Doch bedingt durch stei- Mit 100% aus erneuerbarer Ener- Wasserkraft gende Nachfrage wurden von gie hat die elektrische Energie- Den Anfang der Stromerzeugung den Herstellern auch WKAs für versorgung des Landkreises Fürs- im Landkreis FFB machte 1884 windschwächere Standorte ent- tenfeldbruck vor rd. 140 Jahren das private Wasserkraftwerk der wickelt. Dies führte im Jahr 2013 einmal angefangen. Damals war Holzzeugwerke in Olching. Ein dazu, dass die Gemeinden des elektrischer Strom ein Luxusgut weiteres Wasserkraftwerk an der Landkreises (leider mit zwei Aus- und nur sehr wenige Kommunen Amper wurde von Oskar-von-Mil- nahmen) einen interkommunalen und Betriebe, ganz zu schweigen ler geplant und 1892 in Schön- Teilflächennutzungsplan Wind- von Privatpersonen, konnten sich geising errichtet. Es ist heute das kraft aufstellten, um „Wildwuchs“ diesen Luxus leisten. Wie Wasser älteste, noch in Betrieb befindli- von Windkraftanlagen zu vermei- aus dem Wasserhahn, so selbst- che öffentliche Wasserkraftwerk den und im Ausschlussverfahren verständlich, zuverlässig und kos- Deutschlands. Es folgten weite- an Hand sachlicher Kriterien eine tengünstig kommt heute Strom re Kraftwerke am sog. Olchinger angemessene Anzahl von Kon- aus der Steckdose. Kaum jemand Mühlbach (Amper) und in der zentrationsflächen zu ermitteln. macht sich Gedanken („Aus den Stadt FFB (Obermühle). Sie sind, Die BN-Kreisgruppe FFB hat diese Augen, aus dem Sinn.“) über die natürlich nach mehrfacher Mo- Verfahren sehr begrüßt und aus Herkunft der elektrischen Ener- dernisierung, noch heute in Be- naturschutzfachlicher Sicht aus- Wasserkraftwerk gie, denn die großen Atom- und trieb und liefern eine Gesamtleis- führlich dazu Stellung genommen. Schöngeising, Kohlekraftwerke stehen nicht in tung von ca. 3,3 MWel. Leider wurde der Teilflächennut- Baujahr 1892; unserer schönen Region. Das Ziel In Folge des Erneuerbaren-Ener- zungsplan rasch obsolet, weil Fotos: der Energiewende ist klar: Wieder gie-Gesetzes aus dem Jahr 2000 die Bayr. Staatsregierung durch Claus Ehrenberg 100% Anteil der erneuerbaren und den attraktiven Einspeisever- Energien erreichen, allerdings gütungen wurden einige der zahl- unter gänzlich anderen Randbe- reichen Korn- und Sägemühlen im dingungen. Die Bevölkerung ist Landkreis (an der Maisach, Glonn auf rd. das 10-fache von damals u.a.) in Wasserkraftwerke umge- Welcher Mast ist gewachsen bei schier unendlich baut. Deren Beitrag zur Deckung der Schönste im gestiegenem, elektrischem Ener- des Strombedarfs ist äußerst Land? gieverbrauch pro Kopf. Außerdem gering. Dies ist auch der Grund, Windkraftanlage darf es nicht nochmal 140 Jahre warum der BN das Potential der Malching der dauern, bis das Ziel erreicht ist. Wasserkraft sowohl im Landkreis Stadtwerke FFB Was also tun? Welche erneuerba- als auch in ganz Bayern für aus- Foto r.u.: ren Energiequellen müssen aus- geschöpft hält und den Neubau Claus Ehrenberg gebaut werden? von Wasserkraftwerken entschie- 20 • • • BN-Magazin der Kreisgruppe FFB
ENERGIE Biomasse die sog. 10-H-Regelung (Abstand Im Landkreis sind zwei Biogasan- 10x Höhe der WKA von der nächs- lagen in Betrieb, die überwiegend ten Wohnbebauung) den Wind- mit Mais „gefüttert“ werden und kraftausbau faktisch zum Erliegen die Biomethan, Strom und/oder gebracht hat. Übrig geblieben Wärme erzeugen und diese ins sind erfreulicherweise zwei Wind- jeweilige Verteilnetz einspeisen. kraftanlagen mit je rd. 3,1 MWel Ein weiterer Ausbau ist nicht er- Nennleistung, die die Stadtwerke strebenswert, da schon heute rd. FFB an den Standorten Mammen- 2% der Landkreisfläche für den dorf und Malching errichtet haben Anbau von Energiepflanzen ge- und erfolgreich betreiben. Die nutzt werden. Stattdessen fordert 15-20 Windräder, die für eine er- die BN-Kreisgruppe in Einklang folgreiche Energiewende im Land- mit dem Energiewendeverein kreis notwendig wären, müssen ZIEL21 und anderen Akteuren die leider noch auf ihre Realisierung ökologische bessere Lösung: Die warten bis sich auch der „politi- flächendeckende Einführung der sche“ Wind gedreht hat. Biotonne und die Errichtung ei- prinzipiell möglich, jedoch mit Platz ist auf der ner Biomasse-Vergärungsanlage. einem hohen technischen und kleinsten Hütte für Sonnenenergie Neben der Erzeugung von Bio- finanziellen Aufwand verbunden. Photovoltaik Mit rund 1.250 kWh/m² jährlicher methan, das ins Erdgasnetz ein- Die zu erwartenden Heißwasser- Foto: globaler Sonneneinstrahlung gespeist wird, entstünde hoch- temperaturen betragen nur 80-90 Claus Ehrenberg gehört der Landkreis FFB zu den wertiger Kompost, mit dessen °C (Heizkraftwerk München-Frei- Spitzenreitern in Deutschland. Es Ausbringung der Nährstoffkreis- ham) und sind somit ungeeignet liegt also nahe, diesen Standort- lauf geschlossen werden könnte. zur Stromerzeugung. Die Tiefen- vorteil zu nutzen und auszubau- Die Stadt FFB und die bevölke- geothermie wird also bestenfalls en. Photovoltaikanlagen mit einer rungsreichen Kommunen im östli- einen Beitrag zu regenerativen elektrischen Gesamtleistung von chen Landkreis könnten auf diese Wärmeversorgung leisten können rd. 100 MWpeak sind bereits land- Weise einen Betrag zur Biogaser- und dies auch nur dort, wo ober- kreisweit installiert, davon knapp zeugung leisten. irdisch entsprechend Wärmeab- ein Viertel in Freiflächenanlagen. nehmerpotentiale und am besten Um eine klimaneutrale elektri- Geothermie schon Fernwärmenetze vorhan- sche Energieversorgung bis 2040 Die Tiefengeothermie wird im den sind (Puchheim, Germering, zu erreichen, fordert der Bund Na- Landkreis auf absehbare Zeit kei- Olching, FFB). Ein geplantes Geo- turschutz einen massiven Ausbau nen Beitrag zur elektrischen Ener- thermie-Heizwerk in Puchheim der Photovoltaik (PV), bayernweit gieversorgung leisten können. wurde 2018 in einer Bürgerab- um Faktor 4. Da dies alleine mit Das Anbohren und -zapfen der in stimmung mit großer Mehrheit Dachanlagen nicht zu schaffen ca. 2,5 bis 3 km liegenden Heiß- abgelehnt. Foto r.u.: ist, plädiert der BN auch für die wasser-Aquifer-Speicher ist zwar Claus Ehrenberg Claus Ehrenberg Errichtung von Freiflächen-PV- Anlagen unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Rahmen- bedingungen. PV-Freiflächen-An- lagen bringen einen wesentlich höheren kWh-Ertrag im Vergleich zu Mais/Biogas-Anlagen und können zu einer Entlastung der Böden (keine Versiegelung, keine Düngung, kein Gifteinsatz) und eine Steigerung der Biodiversität beitragen. BN-Magazin der Kreisgruppe FFB • • • 21
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