#81 - Center fir Altersfroen
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Mai 2017 Einzelpreis 4,50 Euro – Abonnement/3 Ausgaben 12 Euro #81 Das Luxemburger Fachblatt für Altersfragen DAS ZIP U S T-PRIN FA GE ND E FL E F Ü R P H ÖR I G E A NGE SCHWERPUNKT Kunst & Musik in der Demenzbegleitung SEMINARKALENDER Fort- und Weiterbildung
Erscheint im Herbst 2017 Was ist schon normal? Mit der Sonderausgabe A | NORMAL macht das Magazin angewandte Forschung Mut zum Anderssein und -denken. Anlässlich des Kongresses A | NORMAL gibt die Cellule de Recherche des RBS – Center fir Altersfroen in Zusammenarbeit mit der Ligue Luxembourgeoise d’Hygiène Mentale ein Sonderheft des Magazins angewandte Forschung heraus. Gesundheit ist im Verständnis vieler Menschen etwas Naturgegebenes, Normales. Doch was heißt eigentlich, gesund oder normal zu sein? Sind Gesundheit und Normalität stabile Größen? Oder sind sie nicht vielmehr fehleranfällige und wandelbare Konstrukte? Wer entscheidet darüber, ob jemand geistig krank oder gesund ist? Und was bedeutet letztendlich normal? Wann macht Stress am Arbeitsplatz krank? Ist Psychotherapie im Alter noch sinnvoll? Wieviel Angst ist eigentlich normal? Diese und weitere spannende Fragen, die zum Mitdenken und Umdenken anregen, bilden Gegenstand der deutsch-französischsprachigen Sonderausgabe. Die Inhalte sind eng angegliedert an die Symposien, interaktiven Workshops und Ateliers, die den Kongress im Oktober 2016 zu einem regelrechten Erlebnis machten. € 4,50ORTO Das Magazin kann bestellt werden unter: .P IN KL recherche@rbs.lu oder 36 04 78-34 Weitere Informationen zu Projekten, Veranstaltungen und Publikationen der CELLULE DE RECHERCHE finden Sie auf: www.cellulederecherche.lu
EDITORIAL HERAUSFORDERUNG DEPRESSION Tagtäglich begegnet man in der Altenpflege Menschen, die können sie mit den ewigen Klagen umgehen, die von Hoff- verzweifelt oder traurig sind. Da ist es verwunderlich, dass so nungslosigkeit gekennzeichnet sind und scheinbar gar kei- selten thematisiert wird, wie anstrengend und frustrierend ne nachvollziehbare Ursache haben? Und wie kann man sich es sein kann, mit Resignation, Antriebslosigkeit und Nieder- selbst vor Depressionen schützen, wenn man einfach nichts geschlagenheit umzugehen. Da meint man Positives beim Betroffenen erreichen kann? es gut, baut auf, versucht zu motivieren, um dann zu hören: Es geht einfach nicht. Ich Vielleicht liegt der wichtigste Schritt darin, kann nicht mehr. Es ist mir alles zuviel. Dabei dass man sich von der Annahme verabschie- hört man solche Sätze nicht nur von Pflege- det, man könne Menschen in einer Depres- bedürftigen, sondern auch von Mitarbeitern sion mit ein paar nett gemeinten Worten und Angehörigen. oder schwungvollen Aktivitäten helfen. Denn sie geht einher mit einer Veränderung Doch was ähnlich aussieht, ist noch lange von gehirnphysiologischen Prozessen. Un- nicht dasselbe. Resignation, Traurigkeit oder ser Gefühlsleben wird beeinflusst durch ein Verzweiflung können ganz unterschiedliche komplexes Gefüge von Botenstoffen und Ursachen haben. So lange es sich um eine Hormonen. kurzfristige Verstimmung handelt, ist das eigentlich eine ganz normale Gemütslage. Wenn da etwas grundlegend durcheinander Jeder hat doch mal einen schlechten Tag. Simon Groß kommt, dann fühlt man das Erlebte einfach Etwas ganz anderes ist es, wenn ein solcher Direktor anders. So erinnert sich ein Mensch in ei- Gefühlszustand über längere Zeit bestehen RBS – Center fir Altersfroen ner Depression deutlich besser an negativ bleibt. besetzte Wörter in einem Text oder einem Gespräch. Daher sollte man sich von der Vorstellung trennen, Wer einen schmerzlichen Verlust erlebt, was im Alter leider man könne dessen Gefühlslage schön reden. häufig passiert, lässt sich nicht durch ein paar wohlgemeinte Worte trösten. Stattdessen muss ein Trauerprozess durchlebt Auch gut gemeinte Ratschläge wie „Unternehmen Sie mal was!“ werden, der teils durch starke depressive Episoden gekenn- oder „Lachen Sie doch mal!“ verschlechtern eher die Stimmung zeichnet ist. Und das nicht nur, wenn der Ehepartner oder der Betroffenen, da passives Verhalten und Antriebslosigkeit Angehörige sterben. Auch Angst, Einsamkeit oder der Verlust typische Begleiterscheinungen sind. Wer in einem solchen eigener Fähigkeiten und der stabilen Gesundheit können De- Zustand ist, der hat gar nicht die mentale Kraft, sich einfach pressionen auslösen. aufzuraffen. Daher ist es wesentlich, Betroffene in Bewegung zu bringen. Eine entsprechende Begleitung wäre im Alltag der Altenpflege sicherlich wünschenswert, doch oft fehlt die Zeit und auch die Anstatt verzweifelt zu versuchen, die Stimmung zu verbes- Kompetenz, dieses zu gewährleisten. Wenn Menschen bereits sern, sollte man sich darauf konzentrieren, den Betroffenen in jüngeren Jahren an einer behandlungsbedürftigen Depressi- bei einfachen Aktivitäten „mitzunehmen“ und ihn zum „dabei on gelitten haben, besteht im Alter auch unabhängig von Ver- bleiben“ zu bewegen. Nur so können Erfahrungen gemacht lusten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese Erkrankung werden, dass man überhaupt noch etwas kann. Aber das hat weiterhin auftritt. nur Erfolg, wenn nicht direkt wieder die Erwartung im Raum steht, der Betroffene müsse nur so und so oft an einer Akti- So kann man bei 40-50% der Bewohner von Alten- und Pfle- vität teilgenommen haben und schon gehe es ihm langfristig geheimen Symptome einer Depression feststellen, davon sind besser. wiederum 15-20% schwergradig depressiv. Damit ist diese Er- krankung neben der Demenz die häufigste psychische Erkran- Daher ist es wesentlich, dass man nachvollziehen kann, dass kung im Alter. Ist Depression deshalb eine Altersnormalität? eine Verbesserung – nicht nur durch Medikamente – mög- Nein. Aber ein differenzierter Umgang mit diesem Krankheits- lich ist, aber auch nicht zwingend geschehen muss. Dafür FOTO © WILLY SUYS bild ist für die professionelle Altenpflege eine nicht zu unter- ist ein achtsamer Optimismus im Pflegeteam entscheidend. schätzende Herausforderung. Ohne diesen laufen Mitarbeiter Gefahr, sich emotional „an- zustecken“, sich selbst als hilflos und ihre Tätigkeit als sinn- Doch was können Pflegekräfte tun, wenn ein paar aufmun- los zu erleben. Mehr Wissen zum Thema Depression kann ternde Worte nicht ausreichen, um etwas zu verbessern? Wie daher Balsam für die Seele sein. RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 3
INHALTSVERZEICHNIS FOTO © VIBEKE WALTER FOTO © VIBEKE WALTER 06 27 SCHWERPUNKT 06 Kunsttherapie für Menschen mit Demenz INTERAKTION AUF AUGENHÖHE 10 Expérience de musicothérapie en maison de soins MOTIVER ET MOBILISER GERONTOLOGIE & GERIATRIE 14 Groupe socio-gérontologique TRANSPARENTE BETREUUNGSSTRUKTUREN SCHAFFEN 17 Das FAUST-Prinzip für pflegende Angehörige GEMEINSAM STÄRKER NOTIZEN AUS DER WISSENSCHAFT 22 WIR SIND ERINNERUNG 4 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 Inhaltsverzeichnis
24 FORT- UND WEITERBILDUNG Feedback VERSTOE FIR BESSER ZE FLEEGEN 27 Weiterbildung Psychogeriatrie LEHRVIDEOS ALS HILFESTELLUNG 28 SEMINARKALENDER 37 Anmeldeformular / Formulaire d’inscription 39 ABONNEMENT Teilnahmebedingungen für Seminare / Conditions de participation aux séminaires 40 FÜR SIE NOTIERT 44 Erfolgreich alt werden INFORMATIONSABENDE IM CIPA JUNGLINSTER 47 MAGAZIN IMPRESSUM Erscheinungsweise und Abonnement Titelbild Das RBS-BULLETIN erscheint dreimal im © Ingo Bartussek – Fotolia.com Jahr, jeweils im Januar, Mai und September RBS-BULLETIN zum Einzelpreis von 4,50 Euro. Das Jahres Grafische Umsetzung abonnement kostet 12 Euro inkl. Porto. proFABRIK SARL – www.pro-fabrik.com Das Luxemburger Fachblatt für Altersfragen Auflage: 1.500 Exemplare 6, Rue Kummert – L-6743 Grevenmacher Herausgeber Abo-Service Layout & Kreation Telefon 36 04 78-33 Danyel Michels Fax 36 02 64 Druck E-Mail fortbildung@rbs.lu Imprimerie Centrale www.rbs.lu 15, rue du Commerce – L-1351 Luxembourg RBS – Center fir Altersfroen asbl Fortbildungsinstitut & Seniorenakademie Anschrift der Redaktion 20, rue de Contern – L-5955 Itzig 20, rue de Contern – L-5955 Itzig Telefon 36 04 78-33, Fax 36 02 64 Redaktion IBAN: LU08 0028 1385 2640 0000 Simon Groß, Vibeke Walter, Jacqueline Orlewski BIC: BILLLULL RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 5
SCHWERPUNKT KUNSTTHERAPIE FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ INTERAKTION AUF AUGENHÖHE Text Vibeke Walter 2014 wurde bei der Association Luxembourg Alzheimer (ala) das Projekt „Konschtatelier – Kunst macht sichtbar“ ins Leben gerufen. Dabei soll Menschen mit Demenz die Möglichkeit gegeben werden, ihren Gefühlen und Ideen kreativ Ausdruck zu verleihen, insbesondere dann, wenn kommunikative oder kognitive Fähigkeiten zunehmend schwinden. Herr T. hat nie zuvor gemalt, Kunst spielte keine große Rolle in seinem Le- ben. Inzwischen erinnert das Zimmer des fast 90jährigen geradezu an eine Galerie, so viele Kunstwerke sind in den vergangenen Jahren im ala Pfle- geheim „Beim Goldknapp“ von seiner Hand entstanden. Momentan arbeitet er an einem Objekt aus Speckstein, den er während der allwöchentlichen Kunsttherapie-Stunde unter Leitung von Kristina Hoffmann konzentriert glatt und in Form feilt. „Die größte Herausforderung be- steht darin, nicht gleich einen Ge- genstand oder ein Motiv vorzugeben, sondern die Teilnehmer erst einmal selbst machen zu lassen. Ich verstehe mich als stillen Begleiter in diesem FOTOS © VIBEKE WALTER Schaffensprozess, biete Materialien an und gebe Impulse, setze allerdings auch niemand einfach nur vors weiße Blatt. Oft ist das Miteinander in der Gruppe hilfreich, weil sich die Teilneh- mer gegenseitig helfen und anregen“, erklärt die Ergotherapeutin, die im 6 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 SCHWERPUNKT
KUNSTTHERAPIE wirkt über das bildnerische Medium: Der therapeutisch und künstlerisch begleite- te Gestaltungsprozess fordert und för- dert seelisch-geistige Fähigkeiten. Der Kunsttherapeut begleitet nicht nur, er Kristina Hoffmann leitet die kunsttherapeutischen Angebote bei der ala regt auch an, schützt vor schnellen Be- wertungen, ermutigt und unterstützt in Phasen von Einfallslosigkeit oder persön- lichen Konflikten. (…) Durch die Ausein- andersetzung mit der eigenen Gestaltung vergangenen Jahr eine berufsbeglei- ner etwas dabei ist. Kunsttherapie ist und der Sensibilisierung für ihre Bedeu- tende Fachausbildung zur Kunst- und dabei ein wesentlicher Baustein, der tung entstehen neue Möglichkeiten in Kreativtherapeutin in Saarbrücken ab- meistens gut angenommen wird. Es der Kommunikation mit sich selbst und solvierte. Seit zwölf Jahren bei der ala gibt aber auch Personen, die andere mit anderen. Das entstandene Werk wird tätig, die letzten zehn davon im Pfle- Ausdrucks- oder Betätigungsformen zum Spiegel der persönlichen Geschich- geheim „Beim Goldknapp“, war sie von bevorzugen, und das müssen wir be- te, des momentanen Empfindens und der Anfang an in das Projekt „Konschtate- rücksichtigen“, sagt Pflegeheim-Di- aktuellen Handlungsweise. lier“ eingebunden. rektorin Lydie Diederich. Sie kann dazu beitragen, Jeden Donnerstag betreut Kristi- Bei multidisziplinären Teambe- Beeinträchtigungen na Hoffmann zwei Gruppen im Pfle- sprechungen werden die individuellen geheim: morgens eine etwas auto- nomere, aktivere; nachmittags wird Bedürfnisse der Bewohner besprochen und es wird gemeinsam geschaut, » der Krankheitsverarbeitung dagegen mehr Anleitung benötigt. Dienstags bietet Kristina Hoffmann welche Angebote im Sinne des jewei- ligen Betreuungsplans hilfreich sein » des Heilungsprozesses bei Bedarf individuelle Therapiestun- den für Bewohner an. Außerdem fin- könnten. „Es geht nicht um die Auf- arbeitung von inneren Konflikten » der Selbst- und Fremdwahrnehmung den mehrmals im Jahr gemeinsame oder therapeutische Begleitung von Workshops mit den Besuchern der ala Problemen, sondern um die Förde- » d er Lebensfreude Tagesstätte in Dommeldingen statt. rung spezifischer Fähigkeiten z.B. für Diese Initiative bildete vor drei Jahren Feinmotorik oder kognitive Abläufe, » d er Zusammenarbeit zwischen den Ursprung des „Konschtatelier“- die Schaffung individueller Erfolgser- Klienten und Therapeuten Projekts, mittlerweile zählt die Kunst- lebnisse sowie die Unterstützung von therapie zu den fest eingeplanten Alltagskompetenzen“, betont Kristina im gestalterischen Prozess zu überdenken, Aktivitäten. „Für uns ist es wichtig, Hoffmann die Besonderheit des kunst- zu wandeln und positiv zu verändern. möglichst viele verschiedene Angebo- therapeutischen Ansatzes. „Durch die Quelle: www.kunsttherapie.de te zu schaffen, damit für alle Bewoh- kreative Beschäftigung eröffnet sich RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 7
SCHWERPUNKT Im kreativen Tun gibt es kein richtig oder falsch für die Demenzbetroffenen ein Wun- kristallisiert. Eine gute Kenntnis und derland an Möglichkeiten in ihrem an- vertrauensvolles Verhältnis sind Vor sonsten oft eingeschränkten, zuneh- aussetzung, so Kristina Hoffmann, mend von Defiziten geprägten Alltag. um die richtigen Techniken und Ma- Damit werden gleichzeitig das Selbst- terialien anzubieten, eine „Begegnung wertgefühl und die eigene Identität ge- auf kreativer Ebene und Interaktion stärkt.“ Weitere Ziele können z.B. eine auf Augenhöhe“ zu ermöglichen. Ein bessere Körperwahrnehmung, mehr Bewohner arbeitet z.B. am liebsten Einsicht im Hinblick auf die Krank- sehr geordnet mit Pinsel und Farbkas- heit oder die Pflege sozialer Kontakte ten, ein anderer probiert gerne neue sein. Im Gegensatz zu eher ergebnis- Techniken aus und interessiert sich orientierten Ansätzen verschiedener für die verschiedenen Epochen der Beschäftigungsangebote stehen nicht Kunstgeschichte, ein weiterer benutzt das Resultat oder Produkt, sondern lieber kräftige Farben, die er großzü- der Prozess und das Tun im Mittel- gig mit einem Spachtel verteilt. punkt. Im kreativen Handeln gibt es kein richtig oder falsch, daher können Auch die Angehörigen erleben die auch keine Misserfolge erlebt werden. Bewohner in ihrer schöpferischen Die persönliche Signatur Für Demenzbetroffene ein besonders Rolle auf neue Weise. „Wir können da- vollendet das Werk positiver Aspekt. durch als ala auch dafür sensibilisie- ren, dass hinter der Krankheit immer Im Verlauf der Kunsttherapie- noch eine einzigartige Persönlichkeit Stunden haben sich individuelle Vor- steht und so zu mehr Akzeptanz bei- lieben einzelner Bewohner heraus- tragen“, sagt Kristina Hoffmann. 8 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 SCHWERPUNKT
Die deutsche Alzheimer Gesell- schaft beschrieb die vielfältige Wir- kung von Kunsttherapie bereits 2005 wie folgt: „(Sie) stellt eine Kommuni- kation zwischen PatientIn und The- rapeutIn über das Medium Bild oder Gestaltung her. In der Gruppe oder einzeln und auf der Basis von gegen- seitigem Vertrauen und Wertschät- zung begeben sich Menschen, die nicht selten zuletzt in der Schulzeit einen Pinsel in die Hand genommen haben, auf eine Reise in das Land der Farben und Formen. Sie entdecken sich neu, sie lernen dazu. Der Schaf- fensprozess steht im Mittelpunkt und damit die Begegnung des Menschen mit sich selbst und mit anderen. Im Malen und Gestalten entstehen neue Äußerungsmöglichkeiten. Die Kunst- therapie erreicht Demenz-Patienten Interaktion auf Augenhöhe in der unterstützenden Begleitung auf der emotionalen Ebene. (…) Sie und individuellen Anregung hat viele Mittel, Demenz-Kranke zu beruhigen, zu motivieren und Res- sourcen zu entdecken*.“ Kristina Hoffmann kann dies nur bestätigen. Konzentriert sind die Teil- nehmer der Kunsttherapie-Gruppe » SCHON MAL VORMERKEN! am Donnerstagmorgen bei der Sache. Die ruhige Atmosphäre des Raums und unaufdringliche Begleitung tun ein übriges, damit sich die Kreativi- Wer sich die Werke der ala „Konschtatelier“-Gruppen tät jedes Einzelnen in seinem eige- anschauen möchte, hat dazu Gelegenheit am nen Rhythmus entfalten kann. „Am meisten Spaß macht das gemeinsame 23. JUNI 2017 VON 10 – 19 UHR Entwickeln und Probieren. Aber auch beim Kunstfestival in Lellingen. der Stolz und die Freude über das ge- schaffene Kunstwerk sind jedes Mal spürbar. Und der Alltag wird dadurch auf jeden Fall ein bisschen lebendiger und bunter“, ist Kristina Hoffmann überzeugt. « * S . auch www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/kreatives-malen-mit- demenzpatienten.html RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 9
SCHWERPUNKT EXPÉRIENCE DE MUSICOTHÉRAPIE EN MAISON DE SOINS MOTIVER ET MOBILISER Texte Stéphane Barranco Avant même la mise en place d’un dispositif de musicothérapie à la maison de soins Elysis, la musique révélait déjà un intérêt pour le public. Les émotions et la mémoire musicale survivent longtemps au- delà des éventuels processus neuro-dégénératifs. Afin de comprendre ce qui se passe lors d’une séance musicale et d’optimiser l’emploi de la musique, Elysis a envoyé un de ses collaborateurs en formation de musicothérapie. les éléments théoriques et outils que j’utilise et qui me paraissent impor- tants, relatant de mon expérience de musicothérapie avec ce public: Un cadre adapté: Je bénéficie d’un cadre espace/temps permanent. Je ne pouvais pas me le per- mettre en tant qu’éducateur au vu de l’organisation horaire de l’équipe édu- cative. A présent, deux jours fixes par semaine sont consacrés aux séances de musicothérapie. Des temps de prépa- ration, d’évaluation et d’échange avec l’équipe sont également considérés. La régularité des séances permet un suivi FOTOS © STÉPHANE BARRANCO Certains résidents chantaient une fois l’événement terminé, l’at- de l’évolution mais aussi un phénomène lors d’événements musicaux, se sou- mosphère enjouée s’estompait et elle de répétition qui, appuyé par des rituels, venant des paroles de certaines mu- n’avait pas interpellé toutes les per- renforce la sécurité du cadre et offre un siques malgré les pertes mémorielles. sonnes en souffrance. lieu spécifique que les résidents vont pou- Ils allaient parfois jusqu’à danser et voir investir avec le temps. C’est particu- modifier leur posture et leur regard. Je bénéficie actuellement d’une for- lièrement flagrant dans l’observation La musique se montrait ainsi capable mation, pour me servir des bienfaits d’un travail avec la personne atteinte de dynamiser, de motiver et de mobi- constatés du média musique de façon de la maladie d’Alzheimer. Le dysfonc- liser des «capacités restantes». Mais, plus pertinente et thérapeutique. Voici tionnement mémoriel génère un oubli 10 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 SCHWERPUNKT
des éléments du cadre tel que mon rôle, Indications et finalité: à la fin de chaque séquence. Les jeux ce que l’on va faire, ce que l’on a fait, d’improvisation comme la communi- mais la mémoire affective étant opéra- La musicothérapie est particuliè- cation sonore livrent, d’une certaine tionnelle, ma présence s’intègre avec le rement recommandée dans les patholo- manière, le résident à lui-même, sans temps comme connue et bienveillante. gies impliquant un désordre au niveau de règle pour s’appuyer ou se cacher. Ils Il en est de même pour l’espace propo- la psyché. Des études ont prouvé son peuvent générer la sensation d’être sé qui va être perçu émotionnellement efficacité dans de nombreux autres en péril. Il me parait donc nécessaire comme sécurisé, je constate alors que domaines tels que le soin palliatif, la d’en mesurer l’intérêt pour la per- les personnes sont plus à l’aise au fur gestion des troubles du sommeil, la sonne et de savoir si elle est disposée à et à mesure des séances pour proposer coordination motrice des personnes les réaliser. J’accompagne toujours et des réponses spontanées et utiliser le atteintes de la maladie de Parkinson travaille à lever ce sentiment par des cadre. … Actuellement, je travaille avec des réponses sonores, des regards et des personnes présentant démences, syn- attitudes valorisantes. Ces improvisa- drome dépressif, troubles du com- tions me semblent particulièrement Des comportements portement et/ou agitation. Les fina- intéressantes dans la mesure où elles thérapeutiques: lités sont de: re-narciser, favoriser la amènent à des réponses personnalisées, construction identitaire, permettre aux le patient prend position et crée. La voix Les notions que j’utilise le plus personnes d’avoir une représentation est plus qu’un instrument, elle traduit concernant mes positionnements d’elle-même en tant que sujet. Je suis l’intime de soi. Le chant est souvent thérapeutiques avec les résidents intervenu aussi plusieurs fois dans le apprécié lorsqu’il est connu. J’utilise sont celles d’accordage, de résonance et cadre de soins palliatifs dans le but donc régulièrement des chants que d’empathie. Ce n’est pas sans lien avec d’apaiser la souffrance psychique et la beaucoup connaissent, générant ainsi la connaissance primordiale du patient. Il douleur physique. une dynamique enjouée. Avec tous, je m’est nécessaire de proposer une atti- prête attention à ma propre prosodie tude, des musiques, des instruments et à mon attitude corporelle, souvent et des séquences qui soient à sa me- Les séances: dans le but d’être rassurant, laissant sure, qui fassent écho en lui, qui l’inté- également des silences pour se lais- ressent et surtout qui lui permettent J’inter viens auprès de trois ser le temps de percevoir le contexte, de prendre du plaisir. La personne âgée groupes et de sept résidents indivi- pour permettre au résident d’interve- n’est plus à éduquer, la notion de plai- duels. Certaines séances ont lieu dans nir et pour respecter son rythme. Ce, sir est, à mon sens, particulièrement une salle réservée à cet effet, d’autres particulièrement avec le sujet dément importante et la mise en échec est à dans la chambre des résidents concer- qui est un être affectif, intuitif et sen- exclure. Il faut donc l’amener à faire, nés. J’ai à ma disposition du matériel sitif même s’il n’est plus un être de rechercher une réponse de sa part, sans de l’institution mais aussi personnel. parole. En général, les séances doivent jamais contraindre. Dans cette perspec- Les séquences varient en fonction de constituer un moment d’interactions, tive, l’humour est aussi fréquemment la personnalité et des objectifs du ou d’échanges et de plaisir revitalisant. utilisé. Il en est de même pour des mu- des participants. Elles peuvent être siques connues, respectant les goûts, globalement composées de temps ri- la génération de l’auditeur et son état tualisés de mise en condition et de désa- Généralités sur la du moment afin d’entrer en résonance. morçage (musique d’entrée et de fin, musicothérapie et la Je favorise ainsi la création d’un lien salutations …), de centrage sur le corps personne âgée: avec moi-même et/ou le groupe, lui (rythmes corporels, travail de respira- révélant qu’il a sa place ici: proposer tion, mouvements corporels), de jeux En musicothérapie on utilise la mu- quelque chose qui parle au patient c’est vocaux (improvisation, imitation ou sique comme outil d’expression, de com- aussi montrer qu’il y a un espace commun chants), de jeux instrumentaux (jeux munication, de structuration et d’analyse entre nous, c’est générer une forme de rythmiques, communication sonore), de la relation à des fins thérapeutiques. reconnaissance favorisant sa reconstruc- d’écoutes musicales (au choix ou im- L’être humain est un être de relation tion identitaire. posées selon les besoins), d’échanges qui dès les premiers mois de la vie fait RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 11
SCHWERPUNKT appel à l’autre (la mère) pour répondre à ses besoins. Il ne peut se satisfaire à lui seul. L’autre est comme un miroir qui nous nourrit. Tout être humain Stéphane Barranco est actuellement musicothérapeute a besoin de se sentir sujet commu- en formation à l’université de Nantes niquant. Les études sur le sujet, tant et éducateur depuis bientôt 6 ans au au niveau du cerveau qu’au niveau sein de la maison de soins psychologique, montrent l’intérêt des «Elysis a.s.b.l.» au Kirchberg. sentiments d’appartenance et des ré- seaux sociaux pour la santé physique et psychique. La mobilité réduite et l’état psychique des personnes âgées en font un sujet à risque d’isolement. Aussi, les relations entretenues par le résident se trouvent inévitablement vement le patient de l’intérieur, de le ravie et me suit volontiers. Je l’amène modifiées: il habite un nouveau lieu de toucher, de générer des réminiscences, à jouer et, bien qu’elle le fasse timide- vie, et sait parfois que c’est probable- de le stimuler et d’éventuellement ment au départ, je m’aperçois qu’elle a ment son dernier, les rapports à sa fa- modifier son humeur en l’apaisant ou une grande sensibilité musicale. Nous mille peuvent être différents, les rap- en le dynamisant. Et pour finir, son dépassons le stade de l’imitation et ports à son propre corps également, il caractère non-verbal permet de géné- sommes presque à «faire de la musique a vécu moult pertes et s’ajoutent à cela rer des interactions, de travailler sur ensemble». J’ajoute des couleurs jazz à de potentiels problèmes mémoriels et la relation et sur soi sans l’utilisation nos prestations et lui propose d’écou- cognitifs. Tous ces éléments génèrent de la parole qui est souvent inhibée, ter des compositeurs qu’elle appré- souvent une perte de repères et une perte voir inaccessible chez le sujet en souf- cie. Il y a aussi beaucoup de rires et d’identité. Or, c’est à travers la créati- france. d’humour pendant les séances. Une vité et la relation que peuvent surgir la fois celle-ci terminée, elle exprime son reconnaissance et l’identité. On com- J’ajoute que l’émotion et le non- plaisir et sa volonté de me revoir. prend alors que le travail au niveau verbal sont accessibles quel que soient relationnel proposé par la musicothé- les pertes endurées. La musicothéra- J’ai pu constater qu’elle me recon- rapie a une grande valeur dans ce type pie permet donc d’accéder au «lieu de la naissait et qu’elle avait même remar- d’établissement. santé» des résidents pour que naissent à qué que je m’étais coupé les cheveux nouveau la reconnaissance de soi, la moti- 15 jours après notre dernière ren- vation et l’envie. contre. Certaines soignantes ont pu Spécificité du média pour la utiliser le jour de la musicothérapie personne âgée: pour lui faire accepter de se laver. La Cas cliniques: grille d’évaluation de l’agitation en A mon sens, trois spécificités du place sur son lieu de vie est positive les média font de la musicothérapie une Mme B se montre peu coopérative jours de musicothérapie. On constate discipline particulièrement adaptée avec l’équipe soignante. Elle souhaite ici les bienfaits des séances avec no- au public. D’abord le caractère intime rentrer chez elle et a déjà failli quit- tamment une potentielle répercussion et ludique de la musique qui permet ter l’établissement plusieurs fois. Elle sur le quotidien et la valeur thérapeu- de décentrer l’attention des difficul- a des pertes mémorielles qui se per- tique de la relation musique/patiente/ tés, de se distancier de la maladie et çoivent à travers un discours répété. thérapeute/équipe. de se re-créer à travers une réalisation Les mécanismes de défense à l’œuvre personnelle. Ensuite, le caractère émo- sont le déni et la projection. Elle n’est Mme C était en fin de vie, allongée tionnel, pénétrant et enveloppant du pas musicienne mais aime le jazz. sur le lit, les yeux fermés, la famille média qui permet, à condition d’être Lorsqu’elle me voit arriver avec le pia- installée sur des chaises à ses côtés. Le utilisé justement, de mettre en mou- no, tout semble déjà changer, elle est silence n’était rompu que par le bruit 12 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 SCHWERPUNKT
d’une machine et le rythme respira- On voit également que l’infirmière a toire de Madame. Je sais qu’elle appré- autorisé le déroulement, respecté le ciait la musique et qu’elle avait gardé contexte et joué un rôle dans l’inter- de bonnes facultés auditives. Je pro- vention. J’ai eu ainsi le sentiment de pose mon intervention à la famille et renforcer le lien entre patiente, famille celle-ci accepte. Je joue alors des mor- et institution. Mme C. est décédée le Fondée en 2004, la GML est une a.s.b.l ceaux très doux au ukulélé en considé- soir même. dont les objectifs sont rant les rythmes ambiants, alternant la Promotion et la Reconnaissance de la musicothérapie au Luxembourg. silences, musiques connues et impro- Mr U présente des douleurs chro- visations. niques et des problèmes respiratoires. La GML est affiliée à l’European Music Il se plaint régulièrement souhaitant Therapy Confederation (EMTC) et a participé de ce fait à l’élaboration Dès les premières notes, des davantage de traitements antidou- de l’«European Music Therapy membres de la famille éclatent en leur. Il reste la plupart du temps sur Register» (EMTR), registre définissant sanglots. La petite fille s’approche de son lit avec son appareil respiratoire. les standards de qualification du Mme pour lui tenir la main puis son Il jouait de l’harmonica et aimait la musicothérapeute. petit fils prend le relais avant de sor- musique baroque. Nous avons uti- Depuis 2012, la GML possède son tir de la chambre en pleurant. Au bout lisé des éléments de la méthode en propre registre professionnel, le GMLR, d’une dizaine de minutes je m’arrête U, des techniques de relaxation sous ainsi que son code déontologique et sa délicatement et un membre de la fa- induction musicale et actuellement fiche de métier. mille, les yeux humides, me dit: «Ben, nous sommes plus dans le cadre d’une La GML diffuse des informations continuez!». Je reprends alors dou- musicothérapie active. sur la musicothérapie et ses champs cement des mélodies et c’est encore d’action ainsi que sur les formations. une dizaine de minutes plus tard que Il se plaint toujours un peu mais: L’association organise des échanges l’infirmière, que j’avais avertie de ma il se place parfois seul sur son fauteuil entre musicothérapeutes, des échanges présence, m’explique en chuchotant lorsqu’il sait que j’arrive, il enlève son interdisciplinaires, des conférences qu’elle doit donner un soin. Je ter- appareil à oxygène sans que je le lui et collabore avec des organisations mine, salue tout le monde de la tête et demande, il me propose des musiques internationales, soutient des projets et promeut la recherche. sort. La famille m’a beaucoup remer- à utiliser, il s’est parfois confié à moi, il cié, ce qui n’a pas été sans me faire joue régulièrement de l’harmonica que Chaque année, dans le cadre de plaisir mais mes sentiments restaient j’accompagne, il s’essaye au didgeridoo, l’«European Music Therapy Day» (EMTD) à la mi-novembre, la ambivalents à ce moment. il assiste aux évènements musicaux GML organise une semaine de proposés par la maison et m’en fait sa manifestations ouvertes à tous: Il est difficile de percevoir ce que critique lors des séances … Il y a donc workshops, conférences, portes ressentait Mme C. Je n’ai pas non plus eu une évolution où on peut le voir ouvertes, flashmob … constaté de grandes modifications res- utiliser réellement l’espace proposé, Depuis décembre 2016, dans le cadre du piratoires. En essayant de me mettre lui permettant, au moins un instant, projet Mateneen financé par l’Oeuvre à sa place, j’imagine que je préférerais de se décentrer de la maladie, de trou- Nationale de Secours Grande-Duchesse l’harmonie aux sons répétitifs am- ver un lien dans l’institution qui sol- Charlotte, huit musicothérapeutes biants. Ce qui m’a particulièrement licite sa motivation, de proposer des de la GML interviennent auprès de la interpellé c’est le mouvement familial réponses personnalisées et créatrices Croix Rouge: «La musicothérapie au généré dès les premiers instants musi- valorisant son existence. « service des demandeurs de protection caux. J’ai ressenti une certaine éva- internationale» cuation des tensions, comme si tout ce qui était en suspens, «bloqué» à l’inté- Gesellschaft fir Musiktherapie rieur, avait pu être «dit» ou libéré par zu Lëtzebuerg (GML) a.s.b.l. les sanglots, les rapprochements et le 7, Breckewee – L8561 Schwebach toucher. La musique m’a semblé géné- www.musiktherapie.lu rer une sorte d’enveloppe unifiant. RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 13
GERONTOLOGIE & GERIATRIE GROUPE SOCIO-GÉRONTOLOGIQUE TRANSPARENTE BETREUUNGSSTRUKTUREN SCHAFFEN Texte Vibeke Walter Mit einem Info-Abend für Bewohner und Angehörige stellte das Düdelinger CIPA Servior Grand- Duc Jean im November 2016 sein Konzept der Demenzbetreuung innerhalb der neu gestalteten Räumlichkeiten der „Groupe socio-gérontologique“ (GSG) vor. Dabei sollten u.a. Hemmschwellen abgebaut und ein offenerer Umgang mit dem Thema Demenz ermöglicht werden. Damien Ambrosini, Kerstin Holbach und Raoul Vinandy (v.l.n.r.) stellten das GSG-Konzept bei einem Infoabend vor Die Resonanz auf die Veranstal- tragte Raoul Vinandy. Im Mittelpunkt vielfältige, persönliche Betreuung im tung war groß und ebenso wohl auch des sehr positiv aufgenommenen Info- Alltag immer umzusetzen. Mindes- die Neugier bei den rund 100 Teilneh- abends standen vor allem drei Aspekte. tens genau so wichtig sind jedoch auch mern, einmal hinter die Kulissen der der Respekt vor der Autonomie unse- hausinternen Betreuung von Demenz- Zunächst wurden von Raoul Vinan- rer Bewohner, die Identifizierung von FOTO © SERVIOR DUDELANGE betroffenen zu schauen. „Wir wollen dy die Problematik Demenz und kogni- Ressourcen und Stimulierung ihrer das Konzept nicht isoliert sehen und tive Störungen ganz allgemein erklärt. Kompetenzen.“ die Familien miteinbeziehen sowie Pflegedienstleiter Damien Ambrosini Ängste bei den Bewohnern mindern, erläuterte anschließend das Servior Kerstin Holbach, Fachkraft für Ge- die wissen, dass sie im Fall weitrei- Pflegekonzept, das den individuellen rontopsychiatrie und verantwortlich chenderer kognitiver Beeinträchtigun- Bedürfnissen und Besonderheiten der für den GSG, unterstrich nach diesen gen eines Tages hier betreut werden insgesamt 207 Klienten Rechnung tra- Ausführungen die verschiedenen Sta- könnten“, erklärt der Direktionsbeauf- gen soll: „Es ist anspruchsvoll, diese dien im Verlauf einer Demenzerkran- 14 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 GERONTOLOGIE & GERIATRIE
kung sowie die besondere Funktions- weise des GSG. So werden hier z.B. die Mahlzeiten familiärer gestaltet und im Rahmen des Normalitätsprinzips in Schüsseln auf dem Tisch serviert. Auf dem Programm stehen vor allem alltagsnahe Aktivitäten, wie gemein- sam auf den Markt gehen, kochen, ba- cken oder gärtnern, aber auch kegeln, turnen, singen oder malen. Ziel ist es, in einem vertrauten, wertschätzenden Umfeld die Bewohner zu reaktivieren, ihre motorischen und kognitiven Fä- higkeiten zu erhalten sowie die Sinne zu stimulieren. Die neuen Räumlichkeiten sind heller und freundlicher gestaltet Wer sich zurückziehen oder ausru- hen möchte, kann dies in den angren- zenden Ruheräumen tun, in denen gibt), sondern insbesondere Empathie nicht einfach ‚verwahren‘, sondern sie zudem zwei Betten zur Verfügung ste- und Offenheit im Umgang mit Men- so gut wie möglich unterstützen und hen. Hier kann, wenn gewünscht, auch schen mitbringen, die an demenziel- begleiten. Insgesamt haben sich die eine palliative Begleitung stattfinden. len, anderen neuro-degenerativen oder Mitarbeiter extrem weiterentwickelt. So können Bewohner am Lebensende psychiatrischen Erkrankungen leiden. Sie sind besser geschult im Umgang am Geschehen im GSG teilhaben, ohne Als Kerstin Holbach ihren Job vor sie- mit Demenzkranken und können Kon- teilnehmen zu müssen. „Vorher war ben Jahren mit vielen neuen Ideen texte für bestimmte ‚herausfordernde‘ der Bereich relativ unpersönlich, jetzt antrat, stieß sie teils noch auf großes Verhaltensweisen identifizieren und haben wir versucht, ihn farbenfro- Unverständnis u.a. seitens ihrer fran- entsprechend handeln“, so Holbach. her zu gestalten. Einige Extra-Möbel zösischen Kollegen. Vorherrschend wurden von unserer Amicale gestiftet, war hier ein ausgesprochen medika- Besonders in der anfangs oft die Bilder von Bewohnern zusammen lisierter Ansatz, andere Betreuungs- schwierigen Eingewöhnungszeit sei es mit einer Mitarbeiterin gemalt“, sagt konzepte wurden kaum in Betracht wichtig, gemeinsam nach kreativen, Kerstin Holbach. „Wir wollten an dem gezogen. „Wir wollen die Bewohner ja individuellen Lösungen zu suchen, Abend zeigen, wie der Alltag GSG um den Betroffenen den Übergang zu verläuft und was ihn ausmacht. Man erleichtern. Die Entscheidung, dass konnte aber auch spüren, wie stolz die ein Bewohner in die geschützte Ta- Mitarbeiter auf ihren Bereich sind.“ gesstruktur des GSG wechselt, wird in FOTOS © VIBEKE WALTER UND KERSTIN HOLBACH einer multidisziplinären Pflegekonfe- Bis zu 30 Bewohner können tags- renz bzw. in Absprache mit der Direk- über im GSG betreut werden, in dem tion, den jeweiligen Wohnbereichslei- insgesamt 23 Mitarbeiter (auxiliaires tern, der Verantwortlichen des GSG, de vie, aides socio-familiales, aides- dem behandelnden Arzt sowie den soignant(e)s sowie eine infirmière) Familien getroffen. Letztere haben zum Einsatz kommen. Pro Tag sind je- vorab zudem die Möglichkeit, sich den weils acht Mitarbeiter, sprich vier pro GSG anzuschauen und genauer erklärt Schicht bzw. zwei pro Gruppe tätig. zu bekommen. Auch der betroffene Sie müssen nicht nur über Luxembur- Bewohner selbst kann zunächst stun- gischkenntnisse verfügen (obwohl es denweise den GSG besuchen, um sich inzwischen auch immer mehr überwie- nach und nach an die neue Struktur zu gend portugiesischsprachige Klienten gewöhnen. RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 15
GERONTOLOGIE & GERIATRIE PHILOSOPHIE DES DÜDELINGER GSG: » Gleichbleibende Struktur » Respekt des Individuums » Ruhiges Ambiente » Fördern und Erhalten der Autonomie » Bewohner reaktivieren » Integration der Familie » Wünsche, Entscheidungen und Gewohnheiten berücksichtigen Freundlich-familiärer Rahmen für die Mahlzeiten estgehalten in einer 2013 gemeinsam F erarbeiteten Charta, die regelmäßig aktualisiert wird. „Vermehrter Orientierungsverlust, mit kognitiven und/oder psychia verstärkte Fortlauf-Tendenzen oder trischen Beeinträchtigungen geben Schwierigkeiten beim Essen im Res- wird. taurant sind für uns meist erste Anzei- chen dafür, dass etwas nicht stimmt“, Freiheitsentziehende Maßnahmen ENVIRONNEMENT beschreibt Damien Ambrosini. „Die oder Psychopharmaka kommen in der Familien merken meist ebenfalls, dass Begleitung dabei nicht in Betracht. ET SÉCURITÉ AU GSG: die Defizite ihres Angehörigen zuneh- Auch Familien sind diesen Ansät- men und sind erleichtert, dass mit zen gegenüber zunehmend skeptisch » Reproduire un dem GSG ein spezialisiertes Angebot eingestellt und haben oft schlechte environnement familial im Haus zur Verfügung steht, das auf Erfahrungen z.B. im Hinblick auf die » Endroit calme, jardin sécurisé diese Bedürfnisse eingehen kann. Soll- Verabreichung von Medikamenten in te sich ein Bewohner entsprechend Krankenhäusern gemacht. Sinnvoller » Structure fixe, éclairage adapté, stabilisieren, kann er den GSG auch erscheint eine angepasste Begleitung, couleur des murs jederzeit wieder verlassen.“ die die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt. „Für Be- » Décoration selon les saisons, Die Eingewöhnungszeit in den GSG wohner mit einer leichten Demenz leurs époques, leurs lieux de vie liegt in der Regel bei drei Monaten. gibt es in einem Wohnbereich unse- Die überschaubaren Räumlichkeiten, res Hauptgebäudes im sogenannten » Vie sociale et activités geregelten Tagesabläufe und stärkere ‚Stiffchen‘ bereits eine besondere » Garantir une autonomie Mitarbeiter-Präsenz vermitteln den Betreuung, ein zweites dieser Art ist (sorties dans le jardin, Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit geplant“, erklärt Raoul Vinandy. Im und Struktur: „Das selbstständige benachbarten Gebäude, dem Pavillon, préparations culinaires) Essen klappt wieder besser, sie wirken sollen nach Abschluss entsprechender » Prévention des chutes insgesamt orientierter und suchen z.B. Umbauarbeiten ebenfalls verstärkt von selbst die Toilette auf. Auch Ange- alte Menschen mit hohem Pflegebe- » Matériel adapté hörige bestätigen uns diese positiven darf z.B. mit erheblichen kognitiven » Points de repère Veränderungen“, so Holbach. Beeinträchtigungen oder nach einem Krankenhausaufenthalt aufgenom- » Equipe soignante fixe, prise en Die Düdelinger Altenhilfeeinrich- men werden. Hier ist in naher Zukunft charge personnalisée des clients tung stellt sich bereits jetzt darauf ein, ein weiterer GSG-Bereich für 48 Be- dass es künftig immer mehr Klienten wohner vorgesehen. « 16 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 GERONTOLOGIE & GERIATRIE
PFLEGENDE ANGEHÖRIGE DAS FAUST-PRINZIP GEMEINSAM STÄRKER Text Patrick Kolb Demenzerkrankungen gehören mittlerweile zu den verbreitesten Bereits vor 20 Jahren belegten Stu- dien, dass 80% der Demenzkranken Pathologien in der Bevölkerungsgruppe älterer Menschen über in Deutschland daheim in der Familie 65 Jahre. 2015 waren weltweit schätzungsweise 46,8 Mio. gepflegt werden und in 70% der Fälle Menschen betroffen; in Luxemburg leben momentan rund 7.000 dazu noch von einer einzigen Person. Diese scheinbar unermüdlichen Einzel- Menschen mit Demenz (1,34% der hiesigen Gesamtbevölkerung). kämpfer im alltäglichen Kampf gegen die Demenzen waren damals in zirka 83% der Fälle weiblichen Geschlechts. Außerdem waren 75% der pflegenden Angehörigen älter als 50 Jahre und 10% sogar älter als 75 (Bickel, 1999). Prof. Dr. Erich Grond fand schon 1994 heraus, dass zirka ein Drittel der pflegenden Angehörigen unter den Pflegebelastungen erkranken. Ebenso konnte in den 1990er Jahren nachge- wiesen werden, dass ein bis zu 64% er- höhtes Mortalitätsrisiko bei pflegen- den Ehepartnern besteht. Außerdem zeigte sich, dass sich die Überlastung bei pflegenden Angehörigen in unter- schiedlichen Bereichen manifestieren kann (Schultz, 1999): Körperlich: Schmerzen, emotionale Spannungen FOTO © PETER MASZLEN – FOTOLIA.COM Psychisch: Ärger, Rollenwechsel, Schuldgefühle, Depression, Angst, Hoffnungslosigkeit Zeit: keine Freizeit, kein Urlaub Sozial: Isolation, Rückzug von Freunden und Bekannten Struktur: erhöhte Kosten, eingeschränkte Erwerbstätigkeit, unzureichende Wohnverhältnisse RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 17
PFLEGENDE ANGEHÖRIGE Rait und Lederberg sprechen in- 1. Frage nach der Motivation teressanterweise von der Familie als 2. Aufnahme von Wissen „Patienten zweiter Ordnung“ (1989). 3. Unterstützung holen Während Gräßerl die pflegenden An- 4. Schauen nach den Bedürfnissen gehörigen sogar als „verborgene Pati- des Kranken enten“ betitelt. Es ist deshalb wichtig, 5. Tank auffüllen abwendbare gefährliche Verläufe bei Über den Autor: pflegenden Angehörigen frühzeitig zu Patrick Kolb ist Psychologe und erkennen und dann rechzeitig zu in- 1. Frage nach der Motivation Psychotherapeut: Er war mehrere Jahre tervenieren. als Psychologe und Kursleiter bei einem Der erste Schritt hin zu einer be- ambulanten Hilfs- und Pflegenetzwerk in Luxemburg sowie in eigener Obwohl die Schwierigkeiten und wussten Pflege liegt darin, sich der ei- therapeutischer Praxis tätig. Derzeit Belastungen sowie die Bedeutung pfle- genen Pflegemotive bzw. Motivation arbeitet er als Koordinator und Psychologe gender Angehörige (oder auch informel bewusst zu werden. Also zu hinterfra- im Therapeutischen Wohnbereich in der außerklinischen Psychiatrie. carer) also schon lange bekannt sind, gen „Wieso möchte ich die Pflege meines gibt es nur wenige konkrete Ansätze Angehörigen übernehmen? Was erhoffe zu deren Unterstützung. Dabei gibt es ich mir davon?“ Hierbei gilt es aller- eine prägnante Formel, die sehr viel dings, ehrlich mit sich selber zu sein helfen kann: und auch einmal die inneren Stimmen Nach wie vor sind pflegende An- anzuhören, also jene Anteile, die wir in gehörige sehr wichtige Kooperati- onspartner in der Versorgung von Das FAUST-Prinzip der Regel nicht offen äußern, sondern nur im „Hinterstübchen“ denken. Menschen mit Demenz und zugleich Einzeln sind wir schwach, zusam- wichtige soziale Stützen, auch in men hingegen stark! Dieses Prinzip Die Motivation kann eine sehr Luxemburg. Ohne sie wäre unser trifft auch auf die häusliche Pflege zu. starke Antriebskraft sein, etwa ähn- Gesundheitssystem auf Dauer wirt- Arbeiten wir individuell, so wie einzel- lich stark wie die Hoffnung. Sie kann schaftlich und personaltechnisch nicht ne Finger, dann vermögen wir nur ge- allerdings auch wie eine versteckte zu tragen. ringfügig etwas zu bewirken. Handeln Bremse wirken, wenn von vornherein wir allerdings vereint, geschlossen wie eigentlich feststeht, dass die damit Die Unterstützung und Wertschät- eine Faust, so ist eine weitaus größere verbundenen Erwartungen nie er- zung, die wir als Gesellschaft ihnen Kraftauswirkung möglich. Frei nach reicht werden können. In einem sol- sowie der häuslichen Pflege zukom- Artistoteles ist das Ganze mehr als nur chen Fall führt dies unweigerlich zu men lassen, stellt einen eminent wich- die Summe seiner Teile! Frustrationen oder Aggressionen und tigen Beitrag zur gesellschaftlichen zu einer untragbaren Pflegebeziehung Solidarität, aber auch zur wirtschaft- Das FAUST-Prinzip hat als Kern- zwischen Kranken und Angehörigen. lichen Stabilisierung dar. Daher sollte botschaft die bereits zitierte Aussage man sich davor hüten, die von ihnen von Jansen, nämlich, dass es den pfle- Moralische Motive liegen dann erbrachten Leistungen als selbstver- genden Angehörigen auch gut gehen vor, wenn die Pflege aus Überzeugung ständlich anzusehen. muss, damit häusliche Pflege wirksam übernommen wird, z.B. aus religiö- bleiben kann. sen Gründen („Es ist meine Pflicht, Ähnlich wie der leistungsstärkste dem Mitmenschen beizustehen“) oder PS-Motor regelmäßig Wartung, Öl- Es zielt darauf ab, vorhandene Res- aus Liebe („Ich liebe meinen kranken wechsel und Ruhepausen zum Abküh- sourcen zu schützen, nicht ausreichend Mann“). Finanzielle Motive sind weit- FOTO © PATRICK KOLB len benötigt, so bedürfen auch pflegen- vorhandene auszubauen und so einen aus öfter anzutreffen als geglaubt oder de Angehörige einer gewissen (Selbst) vorschnellen Verschleiß und ein Aus- zugegeben wird. Hierunter sind nicht Pflege. Jansen hat einmal in diesem brennen (Burn-Out) zu verhindern. nur finanzielle Vergütungen durch die Zusammenhang treffend formuliert: Pflegeversicherung zu subsumieren, „Pflege kann nur gut gehen, wenn es den FAUST setzt sich aus folgenden sondern auch, wenn kranke Eltern ei- Pflegenden selbst gut geht“ (1995). fünf Komponenten zusammen: nen Teil ihrer Rente zu den Haushalts- 18 RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 PFLEGENDE ANGEHÖRIGE
kosten ihrer Kinder beisteuern oder sich als zentrale Pflegeperson ein- Die Aufnahme von Wissen bein- diese im Haus der erkrankten Eltern bringt, hält auch die Fäden der Macht haltet sowohl medizinisches Grund- leben dürfen. in den Händen. wissen über Symptome, Entstehung und möglichen Verlauf, als auch aus- Ein weiteres gängiges Motiv ist die Die Frage nach der Motivation soll- führbare Interventionen oder pra- Sozialisationsfunktion der Frau. Das te, wenn möglich, bereits vor der Ent- xisnahe Tipps für den Umgang mit heißt, es liegen tradierte Geschlechts- scheidung zur Übernahme der Pflege einem Demenzkranken. Da pflegende rollenverständnisse vor, laut derer stattfinden. Danach ist es in der Re- Angehörige regelrechte Einzelkämpfer Pflege eine weibliche Angelegenheit gel zu spät. Eine Umfrage von Halsig im Bewältigen des Alltags mit ihrem sei. Was sich in den bereits oben er- (1994) hat ergeben, daß lediglich 37% Familienmitglied sind, haben sie oft wähnten statistischen Zahlen nieder- der Angehörigen die Pflege freiwillig den Eindruck allein auf weiter Flur zu schlägt: 83% der pflegenden Ange- übernehmen, in der Regel geschieht stehen oder aber, dass es bei allen an- hörigen sind Frauen. Das ändert sich es aus sozialer Erwünschtheit und in deren Betroffenen leichter von statten vielleicht langfristig, doch aktuell ist 5% der Fälle sogar gegen den eigenen ginge. Gesprächsgruppen, in denen Pflege noch immer Frauensache. Willen. sie sich austauschen können, haben den großen Vorteil, dass die Teilneh- Oft wird die Pflege vor dem Hin- Es gibt ungünstige Motivations- mer merken, dass es vielen ganz ähn- tergrund eines Art „Familienmythos“ gründe, die dann auch zu ungünstigen lich geht und sie sich dadurch weniger übernommen, aus sogenannten inner- Pflegefaktoren mutieren können und isoliert fühlen. Solche Gruppen haben familiären Gesetzmäßigkeiten heraus, so schneller zum Ausbrennen oder zu wissenschaftlich erwiesen einen gro- wie „Kinder müssen ihre kranken El- Konflikten führen. ßen positiven, schonenden Effekt auf tern pflegen“ oder „das jüngste Kind die Ressourcen der pflegenden Ange- bleibt im Haus und kümmert sich um Nicht ratsam ist die Übernahme hörigen und sind aus diesem Grund die Eltern“. Da diese Motive oft auf- der Pflege eines Angehörigen: dringend anzuraten. Entsprechend gezwungen werden und den eigenen dem Faust-Prinzip, dass wir gemein- Bedürfnissen der Betroffenen nicht – beim Vorliegen einer schlechten, sam stärker sind. unbedingt entsprechen, schlummert belasteten Beziehung zum Kranken hier ein großes Potential für Konflikte – bei eigenem beeinträchtigten oder Belastungen. Gesundheitszustand 3. Unterstützung holen – wenn bessere Pflegealternativen Sind die eigenen Motivationsgrün- Viele Menschen verfügen über vorhanden sind de abgeklärt und die nötigen Informa- sogenannte Helferpersönlichkeiten, – wenn es größere anderwertige tionen über die Krankheit weitgehend sehen sich sozusagen als geborene Verpflichtungen gibt (z.B. ein eigenes beisammen, geht es anschließend da- Helfer und sind jederzeit bereit, unter behindertes Kind zu versorgen) rum, sich Unterstützung für das „Un- stärksten eigenen Aufopferungen an- – bei mangelndem ternehmen“ Demenzpflege zu holen. deren beizustehen. Oft versteckt sich Durchsetzungsvermögen. dahinter der Wunsch, Anerkennung Die Diagnose Demenz betrifft zu erfahren, welche allerdings in den nicht nur den Erkrankten, sondern in meisten Fällen nie zugestanden wird. 2. Aufnahme von Wissen der Regel die gesamte Familie. Ein Fa- Was die Helfer in ihrem Bestreben Es gibt meiner Auffassung nach miliensystem kann man sich wie ein nur noch weiter voran treibt, stets kein anderes Krankheitsbild, das die Mobile vorstellen, wo alle Teile durch in der Hoffnung, eines Tages den er- Aufnahme von Wissen so dringend Schnüre miteinander verbunden warteten Dank zu bekommen. Dieses gebietet, wie das der Demenzen. Trotz sind. Wenn an einer Stelle des Mobile Motiv findet sich oft in Familien, wo ihrer großen Verbreitung in der Bevöl- gezogen wird, dann hat dies Auswir- zwischen pflegendem Angehörigen kerung herrschen immer noch unzäh- kungen auf die anderen Teile. Einfach und Kranken seit langem ein belas- lige Vorurteile und Missverständnisse gesagt: Es „wackelt“ auch an anderen tetes Verhältnis besteht. Schließlich vor, die durch eine adäquate Psycho- Stellen. Das Verhalten des Demenz- kann der Wunsch nach Machtaus- edukation vermindert oder gar besei- Kranken hat spürbare Auswirkungen übung ein starkes Motiv sein: Wer tigt werden können. auf die anderen Familienangehörigen, RBS-BULLETIN | #81 | Mai 2017 19
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