Mittendrin - Katholisches Oberursel

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Mittendrin - Katholisches Oberursel
Ostern 2020

mittendrin
Pfarrbrief von St. Ursula, der katholischen Kirche
in Oberursel und Steinbach (Taunus)

                                                                                        en
                                                                   egen der Maßnahm
                                           Bitte beachten Sie:W                 ar s-C oV -2
                                                               von Covid-19/S
                                           zur Eindämmung                  rm ine n un d
                                                                 zu den Te
                                           bitten wir Sie, sich
                                                   ien ste n üb er unsere Homepage
                                           Gottesd                                       en.
                                                                 ur sel.de zu informier
                                            www.kath-ober

Glauben                            Seite   3

leben in unserer pfarrei Seite 24
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aus unseren kindertagesstätten Seite 35
aus den gemeinden Seite 37
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termine Seite 48
Mittendrin - Katholisches Oberursel
Foto: Christoph Schmidt/unsplash
Liebe Leserinnen
    und Leser,
wie schön, dass Sie sich die Osterausgabe      mehreren Fällen so umfangreich, dass sie
2020 von „mittendrin“ anschauen!               etwas gekürzt werden mussten. Dafür bit-
Anknüpfend an die Vision unserer Pfarrei       ten wir um Verständnis.
haben wir diesmal als Schwerpunktthema             Zur Lektüre des Schwerpunktthemas im
„glauben“ ausgewählt. Ein Redaktionsteam       Heft sei folgender Hinweis gegeben: Die
mit Kerstin Kilb, Susanne Degen, Matthias      einzelnen Artikel sind in zwei große Kate-
Thiel und Harald Schwalbe haben Men-           gorien aufgeteilt, nämlich zunächst in Bei-
schen gefragt, so ist das Schwerpunkt-         träge mit Überlegungen zu dem Begriff
thema zustande gekommen. Und Knut              „Glauben“ aus unserer Vision.
Schröter hat uns mit vielen wunderschönen          Daran anschließend finden Sie Berichte
Fotografien geholfen.                          zur Frage, wo wir Glauben und Glauben-
    Glaube und Ostern, das gehört zusam-       den begegnet sind; dieser Abschnitt ist
men, denn schließlich ist die Auferstehung     überschrieben mit dem Titel „Glaubensbe-
Jesu der zentrale christliche Glaubensin-      gegnungen“.
halt schlechthin: Gott verwandelt Tod in
Leben, Liebe und Frieden triumphieren
                                                   In der nächsten Ausgabe von mitten-
                                               drin widmet sich das Schwerpunktthema
                                                                                             Glaube und Wissen – nicht nur zu Ostern
über Hass und Gewalt, das vermeintliche        dem Wort: „verändern“ aus unserer Vision.
Ende ist der Anfang von etwas ganz             Vielleicht wollen Sie uns dazu schreiben –
                                                                                             Als Christen feiern wir an Ostern unseren zentralen Glauben, dass Jesus
Neuem, von „mehr als Du siehst“.               uns würde es freuen.                          den Tod besiegt hat. Aber was bedeutet das Wort „Glaube“ eigentlich?
    Diese Frohe Botschaft anzunehmen und                                                     Eine Annäherung … Von Kerstin Kilb, Pastoralreferentin
sich anzueignen bleibt bis heute eine Her-     Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der
                                                                                                                                            naturwissenschaftliche Wissensaneignung
                                                                                             V
ausforderung.                                  Lektüre und frohe Ostertage!                        iele Menschen sagen: „Glauben heißt
    Vielleicht können Ihnen dabei die unter-                                                       nicht wissen.“ Einerseits habe ich       und -übertragungen sind Vorgänge, die
schiedlichen Menschen innerhalb und au-                                                      mich darüber schon oft geärgert, denn hin-     zwingend im Sitz des Verstandes, dem Ge-
ßerhalb unserer Gemeinden ein wenig                                                          ter dem Satz steht nicht selten die erkenn-    hirn, stattfinden und bei deren Verarbei-
weiterhelfen, die für diese mittendrin-Aus-                                                  bare Absicht, den Glauben und gläubige         tung Emotionen Ergebnisse verfälschen
gabe einen Beitrag geschrieben haben. Er-      Ihr Redaktionsteam                            Menschen lächerlich zu machen bzw. ihre        können und deshalb systematisch ausge-
freulicherweise gab es auf unsere Frage                                                      Unwissenschaftlichkeit oder Unzeitgemäß-       grenzt werden müssen.
nach Glaubenszeugnissen sehr vielfältige                                                     heit hervorzuheben.                               Der Begriff des christlichen Glau-
Rückmeldungen, für die an dieser Stelle        P.S.: Wie bei jeder Ausgabe von mittendrin        Andererseits ist anzuerkennen, dass in     bens(bekenntnisses), „Credo“ (= ich
ganz herzlich DANKE gesagt sein soll!          können Sie uns schreiben:                     der Feststellung „Glauben heißt nicht wis-     glaube), kommt vom lateinischen Verb
Die eingereichten Texte waren sogar in         mittendrin@kath-oberursel.de                  sen“ auch viel Richtiges enthalten ist. Denn   „credere“; das ist ein zusammengesetztes

                                                                                                                                                                                    3
Mittendrin - Katholisches Oberursel
Glauben                                                                                                                                                                             Glauben

Wort, bestehend aus den beiden Teilen           standes, des Planens und Überlegens – und       ten Semester des Theologiestudiums er-         Ein fester Glaube zeichnet sich nicht zuletzt
„cor“ (=das Herz) und „dare“ (=schenken).       nicht nur wie im heutigen Verständnis           tappe ich mich immer wieder dabei, in sol-     dadurch aus, dass er die Spannungen aus-
Übersetzt bedeutet es „das Herz schenken,       das reine Gefühlszentrum. Die Funktion          cher oder ähnlicher Fachidiotie zu             halten kann, die zwischen dem Transzen-
das Herz geben“.                                des Gehirns war den Menschen noch unbe-         versinken. Dabei ist gerade das theologi-      denten und der empirischen Welt
    Gläubige verschenken also ihr Herz, sie     kannt. Das schlagende Herz galt als Ort         sche Studium dasjenige, wo es nicht immer      entstehen. Krisen im Glauben sind kein
öffnen und geben ihr Herz! Somit scheint        der Willensbildung. „Mangel an Herz“ be-        um trockenes Wissen, sondern auch um be-       Grund zur Scham, auch viele große Theolo-
der Satz „Glauben heißt nicht wissen“ doch      deutet biblisch betrachtet demnach nicht        wusstes Glauben geht. Glauben kann dabei       gen haben an bestimmten Punkten mit
zu stimmen, wenn eben den Naturwissen-          einfach Gefühlskälte, sondern Gedan-            zweierlei meinen: zum einen das Nicht-         ihrem Glauben, mit ihrem Gott gehadert.
schaften grob gesagt das Hirn und den           kenlosigkeit, Unvernunft oder schlicht          Wissen (was der Theologie oftmals vor          Aber bei allen Spannungen kommen Glau-
gläubigen Christen das Herz als hand-           Dummheit.                                       allem aus der Naturwissenschaft vorgewor-      ben und Wissen auch zusammen, etwa
lungsbestimmende Organe zugeordnet wer-             Als Jesus nach dem wichtigsten Gebot ge-    fen wurde), zum anderen der Dialog mit         wenn an Weihnachten das fassbare Kind in
den können – doch Halt!                         fragt wird, macht er deutlich, dass Gott sich   Gott, der essentiell für das Studium ist.      der Krippe und die unfassbare Menschwer-
    Unsere heutige Vorstellung von Verstand     Menschen wünscht, die ihn von „ganzem           Denn an manchen Punkten ist ein sicher         dung Gottes im Glaubensbekenntnis auf
und Gefühlen wurde geprägt von den grie-        Herzen“ lieben. Das heißt: Menschen, die        nachprüfbares Wissen schlichtweg nicht         den Punkt gebracht wird: „et homo factus
chischen Philosophen der Antike. Diese un-      ihm voller emotionaler Hingabe und gleich-      möglich. Da braucht es die Möglichkeit, im     est“. Ich denke, es ist hilfreich – gerade in
terschieden Vernunft einerseits und Gefühle     zeitig mit ganzem Verstand zugeneigt sind.      Gespräch mit Gott für sich selbst die Un-      der heutigen Zeit, in der selbst nachprüf-
andererseits als zwei voneinander getrennte         Glaube und Wissen sind keine sich aus-      schärfen auszuloten.                           bares Wissen als „Fake News“ denunziert
und im Widerspruch stehende Kräfte.             schließenden Gegensätze, sondern gehören            Glauben und Wissen – auf den ersten        wird – sich darauf einzulassen, nicht alles
    Doch das biblische Verständnis von          umgekehrt untrennbar zusammen. Das              Blick ein Gegensatz, aber doch gut kombi-      bis ins kleinste Detail wissen zu müssen.
Verstand und Gefühlen ist ganz anders. Bi-      wird im Begriff des Herzens ausgedrückt,        nierbar und sogar aufeinander angewiesen;      Denn zwischen Wissen und Weisheit ist ein
blisch betrachtet umfasst der Begriff „Herz“    der biblisch gesehen gleichermaßen Sitz des     der Schriftzug „pietati et scientiae“ (dem     signifikanter Unterschied. Wer sich mit
sowohl die emotionalen Komponenten des          Verstandes und der Gefühle ist.                 Glauben und dem Wissen) ziert nicht zu-        Vertrauen auf Gott dem bewussten Glauben
menschlichen Lebens wie Ängste, Sehn-               Um zu glauben braucht es Vertrauen          fällig die Fassade des Lehrgebäudes der        hingibt, der ist am Ende vermutlich weiser
süchte, Vertrauen, Ablehnung und Motiva-        und Verstand, mit anderen Worten: ein le-       theologischen Hochschule in Frankfurt. Für     als die Wissenden.
tion als auch den Verstand mit seinen           bendiges Herz. Dies wünsche ich Ihnen,          die Studierenden der Theologie kann die-           Das theologische Studium regt dazu an,
rationalen Gedanken, Absichten, Zielen          nicht nur zu Ostern.                            ser vermeintliche Gegensatz schnell zu         Wissen zu erlernen und im Glauben weise
und Entscheidungen.                                                                             einer Glaubenskrise führen; viele Gottes-      zu werden. Als Ergebnis eines Studiums
    Das Herz zur Zeit des Alten Testaments                                                      vorstellungen können in wenigen Sätzen         „pietati et scientiae“ soll am Schluss der
war also der Ort der Vernunft und des Ver-                                                      theologisch als Ammenmärchen entlarvt          Vollständigkeit halber die gesamte dogma-
                                                                                                werden. Wer aber Theo-Logie als Rede über      tisch präzisierte Version von „Gott ist drei-
                                                                                                Gott und Rede mit Gott begreift, der schafft   faltig einer“ (Gotteslob 354) stehen, die
                                                                                                es, aus solchen Krisen mit einer festeren      eine Gruppe Sankt Georgener Studenten
                                                                                                Gottesbeziehung hinauszugehen. Natürlich       vor einigen Jahren verfasst hat: „Gott ist

Zwischen glauben und wissen                                                                     stößt die Wissenschaft oft an ihre Grenzen,
                                                                                                nicht zuletzt an die Mauern der kirchlichen
                                                                                                Lehre, die von Rom gegen kritische Hinter-
                                                                                                                                               drei distinkte Subsistenzweisen einer / die
                                                                                                                                               Welt schuf Elohim / Logos ist Fleisch ge-
                                                                                                                                               worden / Ruach ist feminin / nicht modal
Von Jakob Schorr
                                                                                                fragung verteidigt werden. Aber auch hier      oder monarchisch / denken wir die Trinität
                                                                                                zeigt sich, dass konstruktiver Dialog beide    / und auch der Subordinatianismus / ist
      „Zu Nazareth geboren“ (Gotteslob          wenn man sie einer theologischen Korrek-
E     239) oder „Gott ist drei distinkte Sub-
sistenzweisen einer“ (Gotteslob 354). So
                                                tur oder Präzisierung unterziehen würde.
                                                Weitere „Prüffälle“ gibt es zu Hauf im Got-
                                                                                                Seiten in ihren Anliegen bestärken kann –
                                                                                                sofern er von beiden Seiten gewollt ist.
                                                                                                                                               was, was gar nicht geht“.

oder so ähnlich würde der Text der ent-         teslob, aber Achtung: Folgeschäden für den
sprechenden Lieder im Gesangbuch lauten,        Glauben möglich! Spätestens seit dem zwei-

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Mittendrin - Katholisches Oberursel
Glauben                                                                                                                                                                        Glauben

Eines der acht Worte
unserer Vision lautet glauben.
Unter diesem Begriff haben wir folgendes in der Vision formuliert:                            Isam Elamri
                                                                                              Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt, gläubiger Moslem
„Wir wollen unseren Glauben in der Nach-      einergemeinsamen Mitte öffnen wir uns für
folge Jesu leben. Wir tauschen uns über un-   eine vielfältige Spiritualität.“                Glauben ist natürlich das zentrale Verb      tig. Es ist meine Aufgabe, mein religiöses
seren Glauben aus, machen ihn im Alltag                                                       aller Religionen. Leider kommt diesem        Wissen zu erweitern und zu prüfen. Einige
erfahrbar und vertiefen so unsere Verbun-     Für das Schwerpunktthema: glauben               Glauben allzu oft der bekannte Satz "Glau-   Glaubensinhalte bedürfen der Auslegung,
denheit mit Gott und untereinander. Aus       haben wir verschiedene Menschen ange-           ben ist nicht Wissen" in die Quere.                gerade hier ist Austausch und Dis-
unserem Glauben heraus wollen wir Wahr-       sprochen und gefragt, was ihnen diese           Daher bevorzuge ich das arabische                      kussion unumgänglich. Welcher
heit im gemeinsamen Dialog suchen. Wir        Sätze bedeuten, was sie mit diesen Sätzen       Wort Iman, was so viel heißt wie                         Gelehrte oder Rechtsschule
geben Gottes Zusage für ein Leben in Fülle    anfangen können. Ihre Antworten finden          "Überzeugung".                                            zieht welche Argumente für
Raum. Wir vertrauen Gott und wollen           Sie hier zusammengefasst, zum Teil auf-             Ich bin davon überzeugt,                              seine Sichtweise heran? Kann
mutig immer wieder neu aufbrechen. Aus        grund der Überfülle leicht gekürzt.             dass Gott existiert. Beweise                              ich hier mitgehen etc? Dadurch
                                                                                              hierfür finde ich in seinen                              vertiefe ich natürlich auch
                                                                                              Schriften, die er den Menschen                         meine Verbundenheit zu Gott,
                                                                                              gesendet hat, in den Propheten Mo-                 neben meinen alltäglichen gottes-
                                                                                              hammed und Jesus, der Sohn der Maria         dienstlichen Handlungen.
Tassilo Grün                                                                                  (im Islam wird Jesus als einer der größten       Ich finde, es ist schade, dass das Ange-
Doktorand an der Goethe-Universität, Prädikant in der ev. Kirche                              und am meisten vorhergesagten Prophe-        bot des interreligiösen Dialogs heutzutage
                                                                                              ten verehrt, um gleich auf den ersten Satz   im Vergleich zum, zumindest meiner An-
Der streitbare evangelische Theologe Mar-     chen, wenn wir zu den Fragen unserer            eurer Vorlage einzugehen) und überhaupt      sicht nach, großen Bedarf, eher rar ist.
tin Niemöller hat sein Handeln und sein       Zeit so klar Stellung beziehen, wie auch        in seiner gesamten Schöpfung, deren          Dialog ist ein echtes Instrument des Frie-
Urteil über ethische Fragen stets an einem    Jesus es getan hätte. Wahrheiten aus un-        Wunder ich jeden Tag aufs Neue sehe.         dens, und wir alle tragen die gemeinsame
Maß gemessen: „Was würde Jesus                       serem Glauben sind nicht immer           Diesbezüglich kommt mir ein Vers aus         Verantwortung für eine lebenswertere
dazu sagen?“. Er hat damit ge-                          einfach und für manche sicher         dem Quran in den Sinn. Gott sagt sinnge-     Welt. Ein Dialog, in dem Toleranz Mittel
stört und sicher auch manche                              auch schwer zu akzeptieren. Im      mäß: Wir werden sie unsere Zeichen über-     und Ziel ist. Und mit Toleranz meine ich
genervt, denn die Antworten                                tiefen Vertrauen auf Gott dür-     all auf Erden und an ihnen selbst sehen      nicht dieses bloße Dulden des anderen.
und Entscheidungen, die wir                                fen wir als Christen und als Ge-   lassen, damit ihnen deutlich wird, dass es   Vielmehr meine ich die Religiosität der
daraus ableiten, sind garantiert                          meinde aber mutig sein und für      die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht,      Dialogpartner*innen möglichst so inten-
nicht immer bequem. Aber: un-                            unseren Glauben werben und           dass dein Herr über alles Zeuge ist? (Sure   siv wie die eigenen Glaubensinhalte zu be-
seren Glauben in der Nachfolge                         einstehen. Jesus selbst hat uns        41.Vers 52). Auch passt das Zitat von Wer-   greifen. Dazu gehört die Bereitschaft,
Jesu leben bedeutet im Grunde, uns                dazu aufgerufen, genau das tun und in       ner Heisenberg gut: "Der erste Schluck       vieles neu zu denken und zu akzeptieren,
auch immer wieder ehrlich diese Frage zu      diesem Sinne immer wieder mutig neu             aus dem Becher der Wissenschaft führt        dass nicht alle Positionen immer verhan-
stellen. Wenn wir unseren Glauben im          aufzubrechen. Es ist schön, dass Ihre Ge-       zum Atheismus, aber auf dem Grund des        delbar sind. Vor allem, weil es noch an-
Alltag erfahrbar machen wollen und ihn        meinde eine Vision von Glauben hat, die         Bechers wartet Gott".                        dere vielversprechende Ausgangspunkte
damit auch für andere verständlich ma-        uns dazu motiviert.                                 Über meinen Glauben tausche ich          für Gespräche zwischen Religionen gibt,
chen wollen, können wir das nur errei-                                                        mich ständig aus (mit Muslimen und           wie z.B. die Liebe und Barmherzigkeit
                                                                                              Nichtmuslimen), und dies ist auch wich-      Gottes sowie die Beziehungen zwischen

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Mittendrin - Katholisches Oberursel
Glauben                                                                                                                                                                           Glauben

Gott und uns Menschen. Auch hierzu fällt      Herren nehmen außer Gott." Und wenn
mir immer wieder ein Vers ein und mit         sie sich abwenden, so sprecht:
                                                                                              Marianne Reiser
diesem schließe ich meine Ausführung ab:      „Bezeugt, dass wir (Ihm) ergeben sind.“         Pastoralteam Pfarrei Maria Lourdes in Zürich
Sprich: "O Volk der Schrift, kommt herbei     (Sure 3.Vers 64)
                                                                                              „Wir vertrauen Gott und wollen mutig           und Gewalt bin ich gefordert.
zu einem gleichen Wort zwischen uns und       Danke für Deine/Eure Anfrage. Solche
                                                                                              immer wieder neu aufbrechen.“                  Mein Vertrauen bröckelt.
euch, dass wir nämlich Gott allein dienen     Bemühungen und Initiativen halte ich für
                                                                                                                                                Die Hymne ‚Ring the bells that still
und nichts neben Ihn stellen und dass         sehr wichtig und schätze sie sehr.
                                                                                              Von den verschiedenen Aussagen ist                  can ring‘ von Leonard Cohen hat
nicht die einen von uns die anderen zu
                                                                                              es diese, die aussagt, wie ich un-                     mich in diesen Tagen sehr be-
                                                                                              terwegs sein will in meinem                             rührt. Da heißt es „There is a
                                                                                              Leben. Ja, glauben ist für mich                          crack in everything, that's how
                                                                                              das tiefe Vertrauen in das                               the light gets in” - “Da ist ein
                                                                                              Leben. Ein Leben, das Gott                               Riss, ein Riss in allem, so
Livia Sold                                                                                    „gut gemacht“ hat: „Gott sah
                                                                                              alles an, was er gemacht hatte:
                                                                                                                                                      kommt Licht hinein.“
                                                                                                                                                     Diesen Lichtstrahl Gottes in
Mitglied der Gemeinde St. Bonifatius Steinbach
                                                                                              Es war sehr gut.“ Genesis 1,31a                   Allem entdecken. Das möchte ich.
Die Vision sagt: „Wir wollen unseren          ich da zu berichten hatte, im „Kirchenkon-          In Momenten des Glücks, Friedens           Und wo ich ihn nicht finde, bleibt mir
Glauben in der Nachfolge Jesu leben.“         text“ erlebt habe. Womit ich quasi mit-         und Unversehrtheit fällt mir das leicht. Da    mein Glaube daran.
und sie nennt beispielhaft die ihr wichtig-   teilte, dass ich wohl irgendeiner Kirche        spüre ich eine starke Verbundenheit mit
                                                                                                                                             Hymne ‚Ring the bells that still can ring‘
sten Formen, wie das geschehen                        angehöre oder zumindest Kontakt         allem. Auch mit Gott. Doch bei Streit,         von Leonard Cohen
kann. Sehr konkrete Vorschläge                          zu „sowas“ hätte. Mein Ge-            Meinungsverschiedenheiten, Zerstörung          https://www.youtube.com/watch?v=6wRYjtvIYK0

wie: „Wir tauschen uns über                               sprächspartner fühlte sich an-
unseren Glauben aus.“ Klingt                               geregt, von sich mitzuteilen, er
einfach, aber mal ehrlich: Mit                             hätte keinen „Kirchenkontext“
wem, wann und wie tauschen                                und würde sich ggf. "vielleicht
wir uns über unseren Glauben                             als Agnostiker bezeichnen,
aus? Rede ich wirklich konkret in                      aber…“
Gesprächen darüber, was ich glaube                 Also auch er investierte einen Halb-
                                                                                              Nina Boruta und Dominiek Lootens,
und was der andere glaubt, wo wir Ge-         satz zu diesem Thema. Immerhin. Sagen           evangelische Religionslehrerin/
meinsamkeiten und Unterschiede sehen,         wir so: Ich bin gespannt, was sich aus die-     Leiter des Centre for Dialogue at Campus Riedberg, Bistum Limburg
was uns das alles sagt oder bedeutet?         sem Gespräch vielleicht für Folgegesprä-
                                                                                              Wir versuchen, unser Leben gemeinsam           Sprechen über alltägliche und existentielle
Ich kann aus frischer Erfahrung berich-       che ergeben. In jedem Fall bin ich sicher,
                                                                                              im Glauben zu leben. Die folgenden                  Themen ist uns sehr wichtig. Wir
ten, dass ich am Rande eines beruflichen      dass es bei meinem Gesprächspartner und
                                                                                              Elemente sind für uns in unseren                       üben uns darin, unsere Erfahrun-
Termins in ein bemerkenswertes, intensi-      mir einen bleibenden Eindruck hinterlas-
                                                                                              Gesprächen und Handlungen                                 gen und Emotionen gemeinsam
ves Gespräch „geriet“. Und das offensiv-      sen hat. Vielleicht war mein Nebensatz ge-
                                                                                              wichtig.                                                   zu teilen. In unserem Berufsle-
ste, was ich an Glaubenszeugnis               rade so das, was das Gespräch vertrug,
                                                                                              Zunächst einmal die Aufmerk-                               ben in der Schule und in der
aufzubieten hatte, war, in einem Neben-       wer weiß.
                                                                                              samkeit für andere Menschen.                               Erwachsenenbildung wollen
satz darauf hinzuweisen, dass ich das, was
                                                                                              Wir erleben täglich, dass viele                           wir andere unterstützen, damit
                                                                                              Menschen nicht das Glück haben,                         sie lernen können, den Dialog zu
                                                                                              regelmäßig angehört zu werden. Sie                   führen.
                                                                                              hatten nie eine Chance, die Kunst des Ge-         Wir arbeiten mit verschiedenen Orga-
                                                                                              sprächs zu erlernen. Das Zuhören und           nisationen und Gruppen zusammen. Wir

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Glauben                                                                                                                                                              Glaubensbegegnungen

müssen uns mit Machtverhältnissen und          rend. Die Offenheit gegenüber Menschen
politischen Interessen befassen. Meine         aus anderen Kulturen und Traditionen ist
                                                                                            Glaubensbegegnungen in unserer Pfarrei
Frau und ich haben entdeckt, dass es kei-      uns sehr wichtig. Wir sind uns bewusst,      Wir haben Menschen in unserer Pfarrei gefragt, wo sie Glaubensbegeg-
nem von uns gut tut, sich in diesen Ver-       dass wir als weiße europäische Mittel-
                                                                                            nungen in unserer Pfarrei erfahren. Eine Überfülle an Rückmeldungen
hältnissen tief einzumischen. Weil wir         schicht in Deutschland weniger Diskrimi-
                                                                                            haben wir erhalten.
unsere Integrität und Kreativität erhalten     nierung erfahren. Die Tatsache, dass wir
wollen, vermeiden wir das so weit wie          das trotzdem manchmal erleben, möchten
möglich.                                       wir konstruktiv nutzen in der Begegnung      Vacare Deo                                   sie weiterziehen. Das darf alles sein. Und
    Meditation ist für uns wichtig. Wir        mit Menschen aus anderen Kulturen.                                                        es ist wirklich auch eine Sache des Übens.
lesen und diskutieren regelmäßig geistli-      Wir lesen zusammen die Bibel. Das            Es ist Mittwoch. Ich freue mich. Heute       Das stille Sitzen ist irgendwann keine un-
che Texte und genießen die Natur und er-       Schöne an der Bibel ist, dass man die        Abend treffe ich mich … (ich treffe          bequeme Haltung mehr, die ich immer
leben sie als Gottes Schöpfung.                Texte in neuen Lebenszusammenhängen          mich???). Alle zwei Wochen finden wir        wieder korrigieren müsste. Die Zeit wird
    Wir suchen die Stille. In unserem          neu interpretieren kann. Die Bibel zum       uns im Oasenraum in St. Aureus und Ju-       mir nicht mehr so lang, im Gegenteil. Die
Beruf haben wir die Erfahrung gemacht,         Beispiel beschäftigt sich sehr oft mit Mi-   stina in Bommersheim zu Vacare Deo zu-       tiefe Freude, mich in dem Raum der Stille
dass es zu wenig Stille gibt. Die Stille ist   gration, sozialer Gerechtigkeit und Ökolo-   sammen, oft die gleichen Menschen, aber      zu treffen in der Gegenwart Gottes, ist mir
nicht einschränkend, sondern sie eröffnet      gie. Unsere Lebenserfahrungen haben uns      immer auch wieder neue. Vacare Deo ist       ein großer Schatz geworden. Danke für
Raum für die Reflexion. Beim Gespräch          geholfen, diese Themen in der Bibel zu       ein Wort aus der Benedictus-Regel und        das Dasein-Dürfen.
sind Stille und Zuhören mindestens ge-         entdecken.                                   heißt übersetzt: „Frei sein für Gott“. Und
nauso wichtig wie das Sprechen.                    Historisches Bewusstsein ist uns wich-   dort treffe ich mich??? Ja wirklich, ich     *Nimm alles von mir, was mich
    Wir versuchen, unser tägliches Leben       tig. Wir sprechen zum Beispiel oft dar-      treffe mich. Ich treffe auch die anderen,    fernhält von dir.
so zu verändern, dass unser ökologischer       über, wie die koloniale Vergangenheit        mit denen ich gemeinsam still werde, und     Gib alles mir, was mich hinführt zu dir.
Fußabdruck reduziert wird. Wir im We-          noch immer die globalen Bedingungen          noch mehr als still: Ich werde ruhig. Wir    Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir
sten haben eine historische Schuld, die        und unser tägliches Handeln beeinflusst.     sitzen auf einem Gebetsbänkchen, auf         Und mach mich ganz zu eigen dir.
                                                                                            dem Stuhl oder auf dem Boden, eine           Text: Nikolaus von der Flue, Melodie: Taizé
wir anerkennen müssen. Wir glauben,            Wir wurden als Teil der Schöpfung, als
                                               Abbild Gottes geschaffen. Gott sagt uns in   Kerze in der Mitte und schweigen in Ge-      Gabriele Alsheimer
dass wir deshalb unser Leben neu gestal-
ten müssen.                                    der Bibel, dass die Schöpfung gut ist. Wir   meinschaft. Das ist eine völlig andere Er-
    Wir sind zusammen nach Deutschland         wollen glauben, dass wir als Menschen        fahrung als allein zu schweigen. Wir
ausgewandert. Wir sind davon überzeugt,        grundsätzlich gut sind und dass wir für      werden hineingeführt in dieses Schweigen     Taizé-Gebet
dass es nicht sowas wie eine erhabenere        das Gute in der Welt und in der Schöp-       durch Körperübungen, die uns ganz wach
Kultur gibt. Die eigene Kultur als besser      fung eintreten können.                       und präsent werden lassen. Ein meditati-     „Ich ließ meine Seele ruhig werden
zu sehen ist ausgrenzend und diskriminie-                                                   ves, mit Gebärden gesungenes, oft wieder-    und still“ (Ps 131)
                                                                                            holtes Gebet schließt sich an und ist wie
                                                                                            eine Tür in diesen inneren Raum der                  Dem Alltag für 30 Minuten entflie-
                                                                                            Stille. Wenn ich da ankomme, bin                        hen; Stille und Besinnung su-
                                                                                            ich auch bei mir angekommen, in                           chen – und neue Kraft im
                                                                                            Gottes Gegenwart, in Bezie-                                 Glauben gewinnen. Mit
                                                                                            hung, in tiefer Freude.                                      diesen Worten haben wir,
                                                                                            Aufdringliche Gedanken fin-                                   die Kolpingsfamilie Ober-
                                                                                            den immer wieder Zutritt, der                                 ursel (Taunus) e.V., zu-
                                                                                            gleichmäßige Atem oder ein                                   sammen mit der
                                                                                            wiederkehrendes Wort oder auch                             Gemeinde St. Petrus Cani-
                                                                                            ein Taizé-Lied (*siehe unten) lässt                      sius seit einigen Jahren ein-

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Glaubensbegegnungen                                                                                                                                            Glaubensbegegnungen

geladen, einmal mitten in der Woche, an       zu geben, sondern den Tagen mehr             Spendung der Krankensalbung. Sechsmal         Musik und geistliche Impulse,
einem Donnerstagabend innezuhalten,           Leben.“ Hospiz ist kein Haus zum Ster-       im Jahr feiern wir mit Angehörigen, Hos-      die Nähe erfahrbar machen
auszuruhen, im Gebet, im gemeinsamen          ben – Hospiz ist ein Haus zum Leben,         pizhelferinnen und Hospizhelfern einen
Singen und in der Stille dem eigenen          leben bis zuletzt. Und so erlebe ich es      Gedenkgottesdienst. Ebenso gibt es Wort-      Beim großen Weihnachtskonzert 2019 des
Glauben nachzuspüren, ihm Raum zur            auch. Dieses Leben bis zuletzt wollen wir    gottesfeiern an Heilig Abend, in der Kar-     St. Ursula Chors mit Ausschnitten aus
Entfaltung geben.                             begleiten. Unser kleines Seelsorgeteam,      woche und an Ostern.                          Mendelssohns Oratorium Paulus und dem
    Für mich persönlich waren diese Zei-      eine ausgebildete Krankenhausseelsor-            Was machen alle diese Erfahrungen         42. Psalm hatte mich schon in den Proben
ten des Singens der einprägsamen Melo-        gerin im Ehrenamt und ich, eine Seelsor-     mit mir persönlich und welche Bedeutung       der Text und die so überaus passende
dien und vor allem aber des gemeinsamen       gerin aus dem Pastoralteam St. Ursula,       haben sie für meinen Glauben? Ich erlebe      wundervolle Komposition sehr bewegt:
Schweigens und der Stille eine wunder-        hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere      im Hospiz Leben in all seinen Dimensio-       Wie der Hirsch schreit nach frischem
bare Tankstelle des Glaubens. Einfach         Gäste lebensbejahend bis zum Ende zu be-     nen, das macht mich sehr dankbar und          Wasser, so schreit meine Seele nach Dir,
hineinhören in das eigene Ich, das be-        gleiten. Begleiten aus der christlichen      demütig. Dankbar bin ich für das Ver-         oh Gott!
wusste an Nichts-Denken, hat mich ruhig       Hoffnung: Der Tod ist nicht das Ende,        trauen, das Menschen mir in kurzer Zeit           Während der Aufführung in St. Crut-
werden lassen und mir Kraft gegeben.          sondern der Beginn eines neuen Lebens.       entgegenbringen. Dankbar für manch in-        zen erläuterte Diakon Mathias Wolf zu-
Das klappt freilich nicht auf Anhieb und      Das Leben endet nicht, es wird verwan-       tensive Beziehung und Begleitung. Dabei       nächst, dass „das Bild des Hirschs“ für
gelingt auch nicht immer durchgängig.         delt. Seelsorge beinhaltet persönliche Zu-   gilt es auch immer wieder Abschied zu         den „betenden Menschen steht, der inten-
Viele Gedanken des Alltags drängen sich       wendung. Alles darf sein, alles darf         nehmen, den Mensch seiner eigenen Ver-        siv nach Gott sucht.“ Dieses lange Suchen
in den Vordergrund. Aber dann manch-          angesprochen und ausgesprochen werden.       antwortung zu überlassen, ihn gehen zu        und Ringen wird schließlich – Schlus-
mal, in der totalen Stille des Raumes, hier   Bei uns muss Mann/Frau nichts müssen,        lassen. Das Leben ist endlich, und der Tod    schor –belohnt: „Harre auf Gott! Denn
und da, hört man vielleicht noch das          auch nicht glauben und beten. In der Hos-    gehört dazu, er ist etwas Natürliches und     ich werde ihm noch danken, dass er mei-
Knacken der Dachbalken, hier findet die       pizarbeit begegnen wir Menschen anderer      doch ist er etwas tief Erschütterndes in      nes Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“
Seele zur Ruhe, nähert sich den wirklich      Religionen und Wertvorstellungen. Sie        unserem Leben. Dankbar bin ich für die            Als Diakon Wolf übersetzte „der Be-
wichtigen Dingen und gestärkt kehrt man       sollen sich gleichsam bei uns getragen       vielen Begegnungen im Haus, das Erle-         tende wird am Ende in die Gewissheit der
in den Alltag zurück. Ich fühlte mich nach    und angenommen wissen. Wir respektie-        ben, ein Teil des Teams St. Barbara zu        GOTTESNÄHE emporgehoben“, begriff ich
dieser halben Stunde in meinem Glauben        ren ihre Weltanschauung. Vielleicht kön-     sein, mit allen, die im Haus arbeiten, in     plötzlich, was das wohl war, was ich beim
bestärkt und ermutigt.                        nen wir ein paar Schritte auf diesem Wege    der Pflege, der Verwaltung. Ich erlebe ein    Singen meiner Stimme im Alt und dem
Norbert Radgen                                mit unseren Gästen gehen und behutsam        bereicherndes Miteinander der verschie-       Hören der anderen drei Stimmen um mich
                                              versuchen, mit ihnen das zum Frieden zu      denen Berufe und der Ehrenamtlichen,          herum bereits zutiefst empfunden hatte.
                                              bringen, was schwer auf der Seele liegt.     das gemeinsame Stärken in schwierigen             Und genauso muss dies auch der
Hospiz – da lebt und                          Wir sind für unsere Gäste und auf            Situationen.                                  Grund gewesen sein, warum sich beim
stirbt man nicht allein!                      Wunsch auch für die Angehörigen da, bie-         Die Frage, was kommt nach dem Tod,        Proben mit immer wieder anderen, enga-
                                              ten Zeit und Raum, ihr Leben mit allem,      fordert mich immer wieder heraus. Ich         gierten Mitsängerinnen und Sängern
„Warum haben Sie sich denn einen so           was es beinhaltet, zur Sprache zu bringen:   lebe aus der christlichen Hoffnung, dass      neben mir zusätzlich auch noch ein wun-
schweren Beruf ausgesucht?“, fragte mich      Angst und Zweifel, Hoffnung, Freude und      der Tod nicht das Ende, sondern der Be-       derbares Gefühl der Nähe und Gemein-
die hochschwangere Tochter am Bett ihrer      Dankbarkeit, Wut, Trauer und Klage. Im       ginn neuen Lebens ist. Ich bin davon          schaft zu ihnen entwickelte.
todkranken Mutter vor ein paar Wochen         Miteinander ist es möglich, zu reden und     überzeugt, dass Gott uns auf diesem Weg        Dr. Birgit Galemann, kirchenmusika-
im Hospiz.Ich schaute sie verblüfft an und    zu schweigen, zu lachen und sich zu          durch die Zeit begleitet, Kraft zur Gestal-   lisch Aktive, Mitglied der Gemeinde
antwortete ganz spontan: „Ich habe es         freuen, zu jammern und zu klagen.            tung unseres Lebens gibt.                     St. Aureus und Justina
doch mit dem Leben, mit Menschen zu           Manche wünschen sich, zu beten oder ge-      Anita Novotny, Gemeindereferentin St.
tun!“ Schon die Gründerin der Hospizbe-       segnet zu werden – auch das ist möglich.     Ursula Oberursel
wegung Cicely Saunders hat gesagt: „Es        Auf Wunsch ermöglichen wir den Emp-
geht nicht darum, dem Leben mehr Tage         fang der Krankenkommunion bzw. die

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Glaubensbegegnungen                                                                                                                                              Glaubensbegegnungen

Laudes in St. Bonifatius                     Gedanken zu den Früh-                           dem locker 25 Personen Platz haben. Es        Und genau das gelingt an diesem beson-
… in den geprägten Zeiten                    schichten in St. Sebastian                      ist ein toller Start in den Morgen, der       deren Abend zwischen den Jahren beson-
Advent und österliche Bußzeit!                                                               richtig gute Laune macht.                     ders stark.
                                             - Frühschicht in der Kirche – das bedeu-        Christine Eckart                              Larissa Heinz
Über 25 Jahre wird die Laudes, das           tet, sich ein wenig Zeit nehmen zum
Morgengebet der Kirche, in St. Bonifatius    Krafttanken bei besinnlichen Texten, Ge-
gebetet. In geprägten Zeiten des Kirchen-    beten, meditativer Musik und Stille.            Das Come together – ein ganz                  Taizé-
jahres – Advent und österliche Bußzeit –     - Glauben braucht auch Nahrung. Bei den         besonderer Abend zwischen                     Glauben mal anders
wird jeden Dienstag um 06:00 Uhr das         Frühschichten bekomme ich Impulse und           den Jahren
morgendliche Stundengebet miteinander        kann spüren, dass ich Glaubensinhalte                                                         Gemeinsam mit vielen anderen Jugendli-
(in aktualisierter Form) gebetet. Neben                     konkret auch auf eigene Le-      Das Come together hat nun schon seit ei-      chen sind wir diesen Sommer wieder nach
Psalmen und Gesängen steht immer ein                            benssituationen übertra-     nigen Jahren einen festen Platz in mei-       Taizé gefahren. Ich war im Rahmen der
biblisches Wort im Mittelpunkt. Er-                                gen kann.                 nem vollen Terminkalender. Dieser vom         Firmvorbereitung zum ersten Mal dabei.
gänzt wird das Gebet durch Medita-                                   - Das Angebot hat       Sachausschuss Jugend organisierte Got-        Für uns Firmlinge war das Wochenende
tionen und Betrachtungen zu                                           „Atmosphäre“. Im       tesdienst hat mit den normalen Sonntags-      eine ganz neue Erfahrung.
biblischen Personen, theologischen                                     Dunkeln, bei Ker-     gottesdiensten nur wenig gemeinsam. Er            An unserem ersten Abend sind wir
Texten oder den Misereor-Hunger-                                      zenlicht und in der    schafft es, die besondere Stimmung zwi-       nach einem mäßigen Abendessen etwas
tüchern.                                                              Stille kann ich mich   schen den Weihnachtsfeiertagen und dem        skeptisch, aber auch gespannt zum ersten
    Mir persönlich hilft es, einmal                                 „fallenlassen“.          Beginn des neuen Jahres aufzugreifen,         Abendgebet gegangen. Wie man auf dem
zur Ruhe zu kommen, in Stille mit an-                             - In den Frühschichten     einen Moment der Ruhe in der Gemein-          Boden sitzend und in Socken Gottesdienst
deren zu beten und zu singen. Das „Ri-                         fühle ich mich mit den        schaft von anderen jungen Gläubigen zu        feiern kann, konnten wir uns in dem Mo-
tual“ der Laudes hilft mir dabei. Ganz                    anderen verbunden in einer         erleben, bietet die Möglichkeit, spontan      ment noch nicht vorstellen.
unterschiedliche Menschen kommen in          herzlichen Gemeinschaft – ein Gemisch           den Gottesdienst mitzugestalten. Sich Ge-         Aber als die Mönche zum ersten Mal
dieser frühen Morgenstunde zum Gebet         aller Altersklassen und aller Schichten aus     danken zu machen über das vergangene          begonnen haben zu singen und Menschen
zusammen. Sie wollen den Tag anders als      der ganzen Pfarrei, die ich zwar nicht alle     Jahr und zu schauen, was die Zukunft be-      aus der ganzen Welt mit eingestimmt
üblich beginnen. Sie suchen die Nähe zu      kenne, aber ich fühle mich automatisch          reithält. Sich kreativ mit dem eigenen        haben, konnte ich verstehen, weshalb alle
Gott und zur Gemeinschaft, die in der Kir-   mit ihnen verbunden. Es ist eine beson-         Glauben und den persönlichen Herausfor-       in Taizé immer von einer Gemeinschaft
che St. Bonifatius zusammen kommt.           dere Mischung von Anonymität und Hei-           derungen, Wünschen und Erlebnissen            sprechen. Jugendliche aus allen möglichen
    Menschen begegnen sich in Stille, in     mat.                                            auseinanderzusetzen. Und macht dadurch        Umfeldern kommen zusammen und sitzen
einem besonders ausgeleuchteten Kir-         - Da die Frühschichten jeweils vor Ostern       den Anteil meines Glaubens in meinem          einfach auf dem Boden und singen. So eine
chenraum und erleben Kirche und Gebet        und Weihnachten stattfinden, kann man           Leben sichtbar und erfahrbar.                 Atmosphäre vergisst man nicht!
ganz anders und neu – trotz oder wegen       sich ganz individuell auf diese wichtigen           Gleichzeitig schafft der Abend eine be-       Durch den einfachen Lebensstil konnte
der alten Gebetsform. Menschen starten       Feste einstimmen und zwar auf den Kern,         sondere Gemeinschaft mit den anderen          ich „Glauben“ mal ganz anders wahrneh-
gemeinsam in den Tag und treffen beim        auf das Wesentliche.                            Teilnehmenden. Die Begegnung mit              men und habe mich selbst neu kennen
anschließenden Frühstück auf „Wegge-         - Die frühe Uhrzeit um 6 Uhr ist auch gut       Freunden und Bekannten, die ich meist         gelernt. Wo sonst auf der Erde liegen Ju-
fährt*innen“, mit denen sie ins Gespräch     für Berufstätige. Das gemeinsame Früh-          nur noch an diesem einen Abend im Jahr        gendliche gemeinsam mit ihren Freunden
kommen. „Es tut gut, zur Ruhe zu kom-        stück um 6.30 Uhr ist eine schöne Ergän-        treffe, schätze ich sehr. Und beim an-        bei wunderschönem Wetter einfach auf einer
men, in einfacher Form miteinander zu        zung und jeder entscheidet selbst, ob er        schließenden Essen bleibt immer genü-         Brücke am Teich und betrachten das Was-
beten und anschließend nach einem stär-      daran teilnimmt oder nicht. Wenn ja,            gend Zeit, sich über das Erlebte und die      ser? Wo sonst schmiert man sein Brötchen
kenden Frühstück den Tag zu beginnen“        dann ist man sofort begeistert von der ge-      Zukunftspläne auszutauschen.                  mit dem Finger oder kippt in den Kartof-
(Zitat einer Beterin).                       lösten und entspannten Atmosphäre an                Glauben bedeutet für mich auch inne-      felbrei noch kaltes Wasser, weil er mal
Christof Reusch                              einem sehr liebevoll gedeckten Tisch, an        halten – reflektieren und weitergeben.        wieder zu salzig geworden ist? Das ist

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Mittendrin - Katholisches Oberursel
Glaubensbegegnungen                                                                                                                                            Glaubensbegegnungen

Taizé! Und durch die unglaubliche Vielfalt    oder wirft Fragen auf, die uns noch über     den vorbeizukommen. Die Termine unse-        Stunde bringen wir das Erlebte in Bitte
an Menschen ist Glauben hier einfach –        das Treffen hinaus beschäftigen. Von den     rer Treffen können dem Pfarrblatt oder       und Dank ins Gebet und fühlen die Ver-
mal anders.                                   Teilnehmern/Innen besonders hervorge-        der Homepage entnommen werden.               bindung mit Gott und den anderen! Eben
Paulina Herber                                hoben werden die Wertschätzung, die wir      Birgit Meiser, im Namen der ganzen           Glaube, Bibel, Leben teilen.
                                              einander entgegenbringen, die große Of-      Gruppe                                          Mittlerweile sind wir eine feste Ge-
                                              fenheit und die ökumenische Zusammen-                                                     meinschaft geworden, die aber vollkom-
Kleine Christliche Gemein-                    setzung der Gruppe über Pfarreigrenzen                                                    men offen ist für Neuzugänge – herzliche
schaft (KCG) St. Ursula, in                   hinweg.                                      KCG: Freitags um halb zehn –                 Einladung zum 1. Freitag im Monat in St.
Oberursel und Steinbach                                                                    Glaube– Bibel– Leben teilen ...              Petrus Canisius zu Freitags um halb zehn
                                              Hier einige Aussagen der                                                                  – Glaube – Bibel – Leben teilen.
Angefangen hat alles im November 2012,        Teilnehmer/Innen zu unserer KCG:             ... so nennen wir unser Treffen einmal im    Claudia Herrmann-Geißler
als einige von uns in Münsterschwarzach                                                    Monat. Geboren wurde unsere Gruppe im
ein Seminar über KCGs besucht haben.          - Jeder wird in seiner Einzigartigkeit an-   Zuge unseres Kirchenneubaus in St. Pe-
Wir waren so von der Idee der KCG (De-        genommen.                                    trus Canisius in Oberstedten. Ganz viel      Gestaltung kreativer Liturgien
tails dazu auf der Homepage der Pfarrge-      - Ich bin als evangelische Christin wie      wurde gedacht, geplant, organisiert, damit   in St. Aureus und Justina
meinde) begeistert, dass wir sie bei uns in   selbstverständlich integriert.               wir eine neue Kirche bekommen. Uns war
abgewandelter Form ausprobieren wollten.      - Ich schätze den vertrauten Kreis.          der Gedanke wichtig, nicht nur den                     Hochmotiviert durch die letzte
     Aus anfänglich vier Personen ist         - Die KCG ist für mich ein intensiver        Kirchenbau auf den Weg zu brin-                            Summerschool im Sommer
mittlerweile eine viel größere Gruppe         Gedankenaustausch über persönliche           gen, sondern zu fragen: Will                                 2019 zum Thema „Kreative
entstanden, die sich regelmäßig in unter-     Beziehungen zum Glauben.                     Gott vielleicht auch in uns                                   Liturgien“, wünschte ich
schiedlicher Zusammensetzung einmal im        - Es ist etwas davon zu spüren, wie Gottes   etwas Neues bauen – mit le-                                   mir, eine der dort bereits
Monat trifft. Über die vergangenen Jahre      Geist die Einzelnen anspricht.               bendigen Steinen?! Schon war                                  vorbereiteten Liturgien
ist für uns etwas sehr Wertvolles entstan-    - Ich werde in meinem Glauben gestärkt,      die Gruppe geboren!                                           („Talente entdecken“) in
den. Am Anfang der Treffen, die immer         auf meinem persönlichen Weg ermutigt         Jetzt treffen wir uns seit 10 Jah-                           St. Aureus und Justina
den gleichen Ablauf haben, laden wir          und zum Nachdenken angeregt                  ren und freuen uns jedes Mal                                durchzuführen. Margareta
Jesus Christus in unsere Mitte ein, um        - Die Beiträge der Einzelnen sind ein        darüber, was Gottes Wort jedem                          Folgnand und Katrin Gallegos
uns von IHM berühren zu lassen. Wir er-       Herantasten, jeder legt sozusagen etwas      einzelnen von uns zu sagen hat. Wir                Sánchez waren sofort mit von der
fahren (Glaubens-) Gemeinschaft im ge-        Eigenes in die eine Schale, aus der          hören in der Wiederholung der Schrift        Partie. Da uns aber der Austausch nicht
meinsamen Gebet (auch für persönliche         Gemeinschaft entsteht.                       und in der Stille, was uns im Moment an-     nur untereinander, sondern mit weiteren
Anliegen) und im gemeinsamen Lesen des        - Einander Frohmachendes und                 spricht und tauschen uns darüber aus.        Gemeindemitgliedern genauso wichtig war,
biblischen Textes (Evangelium des näch-       Irritierendes mitzuteilen, ermöglicht        Und wir stellen einen Bezug zu unseren       veranstalteten wir zunächst „nur“ einen er-
sten Sonntags). Dies ermöglicht uns zu-       neues Verständnis und stärkt die Fähig-      Lebensumständen her. Gemeinsam kom-          sten Kirchenkaffee, durch den wir nicht
sammen mit der Sonntagspredigt einen          keit, jeden Tag ein bisschen mehr            men wir so der Botschaft der Bibel auf die   nur mit sehr viel Freude, sondern auch mit
intensiveren Zugang zu den Evangelien.        „Mensch“ zu werden.                          Spur. Was will sie uns mitteilen, wie uns    einem vierten Teammitglied, Barbara Kli-
Der Hl. Geist schenkt uns innere Verbun-      - Meistens sind wir im Herzen bewegt         helfen und ins Leben begleiten? Wir neh-     sowska, beschenkt wurden. Wenn immer es
denheit und lässt uns SEINE spürbare          und gehen beschwingt nach Hause.             men immer etwas mit, und es ist so span-     möglich ist, kombinieren wir nun Gottes-
Nähe erfahren. Bereichernd ist der offene                                                  nend, was wir alles im Evangelium finden!    dienst und anschließendes Verweilen bei
Austausch über den gelesenen Text und         Wer ebenfalls seinen Glauben in Gemein-      Immer wieder neue Aspekte, die wir ent-      Kaffee und Kuchen am Morgen oder einem
die Auseinandersetzung im Glauben in          schaft durch Bibelteilen vertiefen will      decken! Diese Zeit in einer kleinen          „guten Tropfen“ am Abend.
einer vertrauten Atmosphäre und ge-           oder sich die Frage stellt, wie Glauben      Gruppe, in der jeder, der will, zu Wort          Eine besondere Herausforderung bei
schützten Umgebung. Das Gesagte macht         und Alltagsleben eine engere Verbindung      kommen kann, ist eine sehr intensive Zeit    der Gottesdienstvorbereitung besteht
manchmal nachdenklich oder bestärkt           bekommen können, ist herzlich eingela-       die Bibel zu betrachten. Nach einer          darin, das, was uns bewegt, für alle ver-

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Mittendrin - Katholisches Oberursel
Glaubensbegegnungen                                                                                                                                              Glaubensbegegnungen

ständlich und ansprechend zu formulie-       Pfingstnovene St. Ursula:                       vorzubereiten. Und wir erleben diese Zeit    Gemeinschaft im Glauben in unseren
ren. Aber da ist dieses innere Drängen,      ein Ort und eine Gelegenheit,                   mit allen Sinnen, Weihrauch, Musik, Bi-      sonntäglichen Eucharistiefeiern. Für
nicht aufzugeben, und dann der bewe-         dem Glauben lebendig                            beltexte, Psalmen, stille Minuten und ge-    viele andere sind diese Feiern fremd,
gende Augenblick, in dem wir diese per-      nachzuspüren                                    meinsames Singen und Beten um das            ungewohnt oder passen nicht (mehr) in
sönlichen Glaubensgedanken offen mit                                                         Kommen des Heiligen Geistes. Besonders       ihre Lebenswirklichkeit.
der ganzen Gemeinde teilen dürfen! Ge-       Die jährliche Pfingstnovene an den neun         die Stille ist so wichtig, um sich für die       Aus diesen Erfahrungen heraus hat
nauso spannend ist es, ein Symbol einzu-     Abenden vor dem Pfingstfest ist mittler-        Stimme Gottes zu öffnen. Das habe ich        der Familien-Ausschuss das Gottesdienst-
führen, das uns durch den ganzen             weile eine gute und lebendige Tradition in      schon ganz oft so erlebt. Erst, wenn ich     format „Gottesdienst … aber anders“ ent-
Gottesdienst begleitet und zum Nachden-      St. Ursula geworden. Peter Hofacker und         mal ruhig und still werde, kann ich mich     wickelt. Seit November 2017 feiern wir an
ken anregt. Und natürlich darf die Musik     Clemens Olbrich haben zu ihrer Zeit diese       öffnen, um zu hören, welche Botschaft mir    ungewöhnlichen Orten und zu ungewöhn-
nicht zu kurz kommen!                        Form des abendlichen Gebetes, des zur           Gott zukommen lassen will. Es sind die       lichen Zeiten einen Gottesdienst mit ver-
    Die Nach-Freude ist stets sehr groß      Ruhe Kommens, des Nachdenkens und Ru-           besonderen Orte, wo mir das gelingt.         schiedenen Elementen. Die Menschen, die
und lang andauernd, ganz besonders für       fens zum Heiligen Geist vor Pfingsten ins           Die Pfingstnovene ist für mich auch      zu diesen Gottesdiensten kommen, fühlen
uns Vorbereitende, aber wohl auch für ei-    Leben gerufen. Beiden bin ich heute dafür       eine Möglichkeit, in der Beschäftigung mit   sich aus unterschiedlichen Gründen ange-
nige Teilnehmer: So schrieb mir eine         sehr dankbar, sie haben eine liturgische        Glaubensinhalten jeglicher Form und in       sprochen. Viele Familien feiern mit, aber
Freundin, die beim Wortgottesdienstes        Form gefunden, die mich in meinem Nach-         der Mitteilung an andere den Verkündi-       es sind auch andere Altersgruppen und
zum Gleichnis vom Verlorenen Sohn zu         spüren und Suchen nach dem Glauben wei-         gungsaspekt meines Glaubens zu leben.        Einzelpersonen vertreten. Manche kom-
Besuch war, die folgenden Zeilen als         tergebracht haben. In meiner aktiven            Und ich habe bei den Abenden der             men, weil sie sich in unseren traditionel-
Nachruf fürs „Kirchenblättchen“: Der         Beteiligung an diesen abendlichen Gebets-       Pfingstnovene in den letzten Jahren er-      len Gottesdiensten nicht heimisch fühlen
Wortgottesdienst heute in Ihrer Kirchen-     zeiten ist mir in den letzten Jahren auch       lebt, dass viele TeilnehmerInnen aus an-     oder weil sie auf der Suche nach anderen,
gemeinde war mir eine große Freude! Ein      der Schritt zu einem Erwachsenenglauben,        deren Gemeinden und Pfarreien diese          manchmal auch ergänzenden, Formen von
bedenkenswertes Thema „Auf Augenhöhe“        wenigstens ein Stück weit, gelungen.            Möglichkeit des gemeinsamen Nachden-         gelebtem Glauben sind. Die Sehnsucht
- mit Gott, mit den Mitmenschen. Tiefge-         Sehr früh habe ich mich als aktiver Teil-   kens und Betens attraktiv finden, auch       nach Gemeinschaft, nach Feiern des Glau-
hende Gedanken und Texte. Menschen,          nehmer an der Vorbereitung dieser Abende        evangelische MitchristInnen. Angebote        bens mitten im Leben, ist allen gemein-
denen ich die Inhalte dieser Texte glauben   beteiligt. Dies führte immer wieder dazu,       der Besinnung, des Zusammenkommens           sam. Ebenso,, dass die Gestaltung in einer
konnte. Wunderschöne Lieder. Dann noch       dass ich mich in einer kleinen Gruppe von       zum gemeinsamen Gebet, sind offensicht-      Sprache und Form geschieht, die viel mit
die Spende der Kommunion - ein richtiges     Gleichgesinnten mit Glaubenszeugnissen          lich liturgische Formen, nach denen viele    ihrem Alltag zu tun hat. Es entsteht
Sonntags-Erlebnis, das ich gerne mit-        verschiedenster Epochen intensiv beschäf-       suchen. Somit ist die Pfingstnovene auch     Gemeinschaft durch Einbeziehung der
nehme in die neue Woche!                     tigt habe. Lieder, Musikstücke und Texte        etwas, was Kirche attraktiv machen kann,     Menschen im Tun und Beten, durch die
    So haben wir in wenigen Monaten be-      haben wir dabei in den Blick genommen           auch über den eigenen Kirchturm hinaus.      Freude, die spürbar ist, durch Gespräche
reits drei Gottesdienste vorbereitet und     und uns immer wieder gefragt, was daraus        Nicht zuletzt bin ich dankbar dafür, dass    vor, bei und nach dem Gottesdienst.
freuen uns schon auf die nächste Gelegen-    zu uns spricht. Hier erlebe ich in der Vor-     wir in der Pfarrei den Freiraum dafür        Durch die Einladung noch zu bleiben,
heit. Der intensive Austausch über das,      bereitung, neben den vielen organisatori-       haben und bekommen. Sicher ein Stück         gemeinsam etwas zu trinken und eine
was auch immer die jeweiligen Bibelstel-     schen Dingen, eine Weggemeinschaft von          gelebte Realität unserer Vision.             Kleinigkeit zu essen.
len in uns bewirken, hat uns sehr schnell    Glaubenden in der Glaubensverkündigung.         Andreas Nebel                                    Diese Gottesdienste in einer Gruppe
einander nah gebracht – es ist wie ein       Es ist jedes Mal auch eine Fortbildung in                                                    vorzubereiten, mit vielen zu feiern und die
Feuer, das während der Vorbereitungen        Glaubensinhalten.                                                                            Freude im Miteinander zu spüren, ist für
so in uns brennt, dass es schwerfällt, am        Wenn dann die neun Abende kommen,           Gottesdienst … aber anders                   mich eine erfüllende Art, meinen eigenen
Abend wieder auseinander zu gehen.           erlebe ich die Freude der Besucher und                                                       Glauben zu leben und zu verbreiten.
Birgit Galemann                              bei mir selbst. Wir sitzen im Hochchor          Um unseren Glauben zu erleben und            Elke Peglow
                                             von St. Ursula im Kreis und werden still,       zu feiern, braucht es Gemeinschaft mit
                                             um uns auf die halbe Stunde innerlich           anderen. Einige Menschen finden diese

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Glaubensbegegnungen                                                                                                                                             Glaubensbegegnungen

Straßenkreuzer St. Ursula                    Straßenkreuzer-Einsatz und nehme aus          strahlten. Es war ein Kunstwerk! Pfarrer      text etwas besser verstehen konnten.
                                             den Begegnungen viel für mich und mei-        Andreas Unfried begrüßte uns und erwei-       Hoffnung empfand ich wieder bei einem
Der Straßenkreuzer St. Ursula ist eine       nen eigenen Glauben mit. Der Straßen-         terte den Zweige-Blüten-Lichtkranz mit        kurzen Spaziergang in der Pause. Der
ganz besondere Gelegenheit, unseren          kreuzer ist für mich ein sichtbarer           Bildkarten. Die Karten zeigten Bilder aus     Himmel erstrahlte in der Abenddämme-
Glauben sichtbar und erlebbar werden zu      Hinweis, dass unser Glaube mit dem            der Natur und dem Leben. „Was ist ein         rung rot mit hellen und dunklen Wolken,
lassen. Wir kommen als Kirche dorthin,       Leben der Menschen eng verbunden ist.         Hoffnungsbild für mich …?“ Mit dieser         ab und zu noch etwas blau. Da war sie
wo Menschen leben und ihren Alltag ver-      Wenn unser Glaube bedeutet, dass Men-         Frage gingen wir los und schauten, ob wir     wieder, die Schönheit der Schöpfung.
bringen. Nichts anderes hat Jesus getan.     schen nicht allein gelassen werden, dass      „unser“ Bild entdeckten. Manche mussten       Zum Abschluss des gemeinsamen Nach-
Er ist zu den Menschen gegangen und hat      es mehr gibt, als es manchmal auf den er-     gar nicht laufen, sondern fanden ihr Bild     mittags fand eine kleine Andacht in der
Zeit mit ihnen verbracht, am Tisch geses-    sten Blick erscheint; dass Menschen für-      direkt vor sich, andere schritten den gan-    Kirche statt. Es wurden kurze Texte gele-
sen und bei Essen und Trinken zugehört       einander da sind und sich brauchen, dann      zen Kreis ab. Alle fanden etwas, viele ver-   sen, Lieder gesungen und jede und jeder
und mit den Menschen über das gespro-        ist der Straßenkreuzer für mich ein richtig   schiedene Hoffnungen, an denen wir            zündete ein Teelicht auf dem Altar an. Mit
chen, was sie bewegt. Wir vom Straßen-       guter Glaubensort oder besser Glaubens-       einander teilhaben ließen.                    einem gemeinsamen Lied spendeten wir
kreuzerteam versuchen mit offenen            ermöglicher.                                      Nachdem wir ins Thema eingestimmt         uns gegenseitig den Segen. Der Ausklang
Ohren, Augen und Herzen für die Men-         Elke Peglow                                   waren, erzählte uns Pfarrer Unfried drei      war ein sehr emotionaler und spirituell
schen und das, was sie gerade jetzt brau-                                                  Geschichten aus dem Leben des Prophe-         tiefer Moment voller Kraft und Hoffnung.
chen, da zu sein. Allein dadurch, dass wir                                                 ten Elija.                                    Cordula Wilsdorf-Krahl
kommen, dass wir Zeit und Platz für jede     Hoffnung schöpfen –                               In einer Geschichte forderte Elija die
und jeden haben, zeigt, in wessen Geist      Ein Glaubenstag am                            seinem Volk feindlich gesinnten Anhänger
wir unterwegs sind. Wir leben, dass wir      Samstag, dem 23.11.2019                       Baals zu einem Wettstreit heraus. Es ging     Glaubensbegegnung
alle Kinder Gottes sind. Die Menschen                                                      darum, welcher Gott der wahre, mächti-
spüren, dass sie gesehen und wahrgenom-      Am Wochenende vor dem ersten Advent           gere sei. Als die Wette zu Gunsten des        Einmal monatlich treffen wir uns um
men werden. Schon die Frage, warum wir            fand in St. Petrus Canisius ein Glau-    Gottes Israels entschieden wurde, tötete      20 Uhr in der Sakristei der St. Hedwigs-
hier sind und ihnen Zeit und Kaffee                       benstag statt, ein Nachmittag    Elija in einen Blutrausch seine Gegner (1.    Kirche im Gesprächskreis mit Kerstin
schenken, bringt viele selbst ins                            zum Innehalten, Auftanken     Könige 18, 20-40).                            Kilb und Pater Matthäus zur Glaubensbe-
Nachdenken. Ich weiß nicht, wie                                und Sich-Austauschen.           Ich befand mich in der Gruppe mit         gegnung. In der Regel wird ein Thema zu
oft ich in den vergangenen Jah-                                 Im Folgenden werde ich     dem Text des Wettstreits um den stärke-       aktuellen Fragen behandelt. Alle sind ein-
ren am Straßenkreuzer gehört                                     berichten, wie ich die-   ren Gott und seinen Folgen. Diesen Text       geladen, ihre Gedanken einzubringen. In
habe: „dass katholische Kirche                                   sen Tag erlebt habe.      empfand ich als sehr harte Kost und muss      der Mitte des Raumes brennt eine Kerze,
so was macht, hätte ich nie ge-                                  Als wir den Gemeinde-     gestehen, von Hoffnung fand ich wenig.        als Zeichen dafür, dass Jesus in unserer
dacht!“ Wir führen vielleicht nur                               raum betraten, wurde       Da war eher Entsetzten in mir über diese      Mitte ist. Die Treffen zeigen mir, dass ich
selten das, was man sich im enge-                              der Blick direkt in die     alttestamentarische Geschichte und in         mit meinen Fragen nicht allein bin; der ge-
ren Sinne unter einem Glaubensge-                           Mitte auf den Boden ge-        meinem Inneren liefen Bilder von den ge-      genseitige Austausch und das Aufeinander
spräch vorstellt, aber für mich sind die                lenkt. Aus Birkenzweigen mit       genwärtigen Glaubenskriegen in der Welt       Hören bereichern mich. Religion wird in
Einsätze mit dem Straßenkreuzer manch-       ihren zarten dunklen Ästen, an denen          ab. Meine Zweifel waren dabei stärker als     unserer Gesellschaft mehr oder weniger
mal viel mehr. Denn hier wird unser          noch vereinzelt kleine gelbe Blätter          mein Glaube. Sie sind wie die Gräten in       nur noch zu bestimmten Anlässen thema-
Glaube mit Leben gefüllt. Menschen er-       Herbstlaub hingen, war ein Kreis gelegt.      einem Fisch und manchmal bleiben sie          tisiert und das Wesentliche – der Glaube
fahren, dass sie angenommen sind, dass       Zwischen den Zweigen lagen rote Horten-       einem im Hals stecken. Auch bei anderen       an Gott – kommt im Alltag nicht mehr vor.
sie dazu gehören. Diese Erfahrungen          sienblüten, schon leicht vertrocknet in       Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser        Deshalb bedeuten mir diese Treffen neben
gehen oft tiefer als Worte. Die Menschen     ihrer herbstlichen Schönheit und dazwi-       Gruppe warf der Text Fragen auf. So           dem regelmäßigen Gottesdienstbesuch
spüren, dass sie und ihr Leben wichtig       schen Teelichtgefäße mit echten Kerzen,       baten wir Pfarrer Unfried noch einmal         Stärkung, Zuversicht und Mut zum gelin-
und wertvoll sind. Ich bin mit Freude im     die ein warmes lebendiges Licht aus-          um eine Erklärung, damit wir den Kon-         genden Miteinander. Mir würde etwas

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Glaubensbegegnungen                                                                                                                                               Glaubensbegegnungen

Wesentliches fehlen, wenn ich ohne die-       natlichen Treffen kommen. Da die Einla-        ein Ort der Stille, Ruhe und Begegnung,       quält, bei Gott ablegen. Dies gibt Mut, die
sen Glauben leben müsste, er bereichert       dung mit dem jeweiligen Thema für den          den wir gemeinsam teilen. Es kommt das        Sorgen, die uns beschäftigen, loszulassen.
und festigt mich! Ich will diese Erfahrung    Abend in den Ortskirchen aushängt,             Gefühl auf, als säße Jesus in unserer Mitte       Im Rückblick auf die vergangenen
leben und ausstrahlen. Mit Lied und           freuen wir uns alle über jede und jeden,       und verbrächte diese Zeit ganz nah bei        Tage geht es auch darum, Gottes Spur im
Gebet beschließen wir den Abend.              der/die mit uns Glaubenserfahrungen tei-       und mit uns.                                  Alltag zu entdecken und zu spüren, dass
Maria Hohmann                                 len möchten. Im Gegensatz zum Hören                Wenn Sie Freude daran haben, die          er uns stets begleitet und seinen schützen-
                                              einer Predigt in der Kirche haben wir hier     Ruhe in sich aufzunehmen und Ihren            den Mantel um uns gelegt hat. Zu spüren,
                                              die Gelegenheit mitzureden.                    Gedanken bittend und dankend freien           dass Gott stets das Gute für uns will, gibt
Glaubensbegegnung                                 Die Abende sind für mich eine Berei-       Lauf zu lassen, dann sind Sie hier genau      uns Kraft, vorliegende Herausforderungen
                                              cherung in meiner Beziehung zu Gott. Sie       richtig! Die Kirche bietet eine angenehme     positiv anzugehen und den Weg, den
Nachdem 2017 die Ergebnisse des Visions-      zeigen mir, wie Gott in uns Menschen           Atmosphäre, um in Gegenwart des Aller-        Jesus Christus gegangen ist, weiter zu ver-
prozesses der Gemeinde St. Ursula Ober-       wirkt und manchmal höre ich in den ver-        heiligsten mal in aller Stille, mal durch     folgen. Das Abendgebet bereichert unsere
ursel und Steinbach ersichtlich waren,        schiedenen Aussagen meine eigenen Er-          gemeinsames Singen und Beten unseren          Seele mit dieser Stärkung und der erleb-
bildeten sich mehrere Gruppen, um den         fahrungen wieder. Das bestätigt mir dann       Herrn zu lobpreisen.                          ten inneren Ruhe. Es öffnet unser Herz
Interessen der angesprochenen und ge-         die Aussage von Paulus: „Es gibt nur den           Während einer Stunde mit Gesang           für die Liebe Gottes.
wünschten Themen gerecht zu werden.           EINEN GEIST.“                                  und Anbetung ergibt sich für jeden die            Vielleicht bringen Sie auch ein Instru-
Unter anderem wurde eine Gruppe ange-             Nicht immer sind wir alle der gleichen     Möglichkeit, auf das Erlebte des Tages,       ment mit, um Pater Matthäus an der Gi-
boten, die sich mit dem Thema Glauben         Meinung. Manchmal stellen sich auch Wi-        der Woche oder des Monats zurückzublik-       tarre musikalisch zu unterstützen? Sie
beschäftigen wollte.                          derstände ein; negative Erfahrungen zum        ken und Gott zu danken. Es bietet aber        sind willkommen!
    Das war und ist mein Thema und so         Beispiel innerhalb der Kirche, oder der ei-    auch Raum für Enttäuschungen ebenso               Herzliche Einladung an alle, die ihre
entschlossen sich mein Mann und ich zu        genen Familie. Auch darüber können wir         wie für den Wunsch nach Vergebung für         Seele in dieser Stunde der inneren Ein-
dem ersten Treffen in der Seitenkapelle       offen sprechen und versuchen, in der Fro-      das, was jemand versäumt hat. Betend          kehr auf diese Weise auftanken möchten!
der St. Hedwigs Kirche zu gehen. An die-      hen Botschaft Jesu eine Antwort zu finden.     können wir das Erlebte noch einmal            Frau Monika Fender, Herr Olaf Ruff,
sem Abend, der mit einer Vorstellungs-            Es ist gut zu wissen, dass es hier einen   Revue passieren lassen und das, was noch      Pater Matthäus
runde begann, mit Liedern von Pater           Ort gibt, wo Schwestern und Brüder auf
Matthäus mit der Gitarre begleitet, gab       ihrem Glaubensweg einander annehmen,
uns Kerstin Kilb Ideen, wie wir diese Tref-   wertschätzen und glauben, der HERR ist
fen künftig gestalten wollen.                 in ihrer Mitte. Eine Erfahrung, die die er-
    Es sollte kein theologisches Seminar      sten Christen zu einer Gemeinschaft hat
sein, sondern Themen, die unseren per-        werden lassen. Vielleicht ist das ja auch
sönlichen Glauben im Alltag betreffen,        heute noch möglich.
sollten zur Sprache kommen. Eingebettet       Inge Keller
in das Gebet oder Lied am Anfang und am
Ende, bietet sie einen Impuls über ein von
den Anwesenden gewünschtes Thema zum          Gedanken zum Abendgebet:
Glauben an. Danach wird zum Austausch         Ein Bonbon für die Seele!
der Gedanken eingeladen. Hilfreich sind       Das Erlebte in Gottes Hand
kleine Gegenstände, die um eine Kerze auf     zurücklegen!
einem Tuch liegen und zum Nachdenken
anregen.                                      Zeit zum Innehalten erwartet Sie einmal
    Inzwischen gibt es eine kleine Gruppe     im Monat nach der Hl. Messe freitags in
von Personen, die regelmäßig zu den mo-       St. Aureus und Justina. Hierbei entsteht

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