Mittendrin - Katholisches Oberursel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ostern 2020 mittendrin Pfarrbrief von St. Ursula, der katholischen Kirche in Oberursel und Steinbach (Taunus) en egen der Maßnahm Bitte beachten Sie:W ar s-C oV -2 von Covid-19/S zur Eindämmung rm ine n un d zu den Te bitten wir Sie, sich ien ste n üb er unsere Homepage Gottesd en. ur sel.de zu informier www.kath-ober Glauben Seite 3 leben in unserer pfarrei Seite 24 Gemeindecaritas aktuell Seite 31 aus unseren kindertagesstätten Seite 35 aus den gemeinden Seite 37 ausblick Seite 44 termine Seite 48
Foto: Christoph Schmidt/unsplash Liebe Leserinnen und Leser, wie schön, dass Sie sich die Osterausgabe mehreren Fällen so umfangreich, dass sie 2020 von „mittendrin“ anschauen! etwas gekürzt werden mussten. Dafür bit- Anknüpfend an die Vision unserer Pfarrei ten wir um Verständnis. haben wir diesmal als Schwerpunktthema Zur Lektüre des Schwerpunktthemas im „glauben“ ausgewählt. Ein Redaktionsteam Heft sei folgender Hinweis gegeben: Die mit Kerstin Kilb, Susanne Degen, Matthias einzelnen Artikel sind in zwei große Kate- Thiel und Harald Schwalbe haben Men- gorien aufgeteilt, nämlich zunächst in Bei- schen gefragt, so ist das Schwerpunkt- träge mit Überlegungen zu dem Begriff thema zustande gekommen. Und Knut „Glauben“ aus unserer Vision. Schröter hat uns mit vielen wunderschönen Daran anschließend finden Sie Berichte Fotografien geholfen. zur Frage, wo wir Glauben und Glauben- Glaube und Ostern, das gehört zusam- den begegnet sind; dieser Abschnitt ist men, denn schließlich ist die Auferstehung überschrieben mit dem Titel „Glaubensbe- Jesu der zentrale christliche Glaubensin- gegnungen“. halt schlechthin: Gott verwandelt Tod in Leben, Liebe und Frieden triumphieren In der nächsten Ausgabe von mitten- drin widmet sich das Schwerpunktthema Glaube und Wissen – nicht nur zu Ostern über Hass und Gewalt, das vermeintliche dem Wort: „verändern“ aus unserer Vision. Ende ist der Anfang von etwas ganz Vielleicht wollen Sie uns dazu schreiben – Als Christen feiern wir an Ostern unseren zentralen Glauben, dass Jesus Neuem, von „mehr als Du siehst“. uns würde es freuen. den Tod besiegt hat. Aber was bedeutet das Wort „Glaube“ eigentlich? Diese Frohe Botschaft anzunehmen und Eine Annäherung … Von Kerstin Kilb, Pastoralreferentin sich anzueignen bleibt bis heute eine Her- Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der naturwissenschaftliche Wissensaneignung V ausforderung. Lektüre und frohe Ostertage! iele Menschen sagen: „Glauben heißt Vielleicht können Ihnen dabei die unter- nicht wissen.“ Einerseits habe ich und -übertragungen sind Vorgänge, die schiedlichen Menschen innerhalb und au- mich darüber schon oft geärgert, denn hin- zwingend im Sitz des Verstandes, dem Ge- ßerhalb unserer Gemeinden ein wenig ter dem Satz steht nicht selten die erkenn- hirn, stattfinden und bei deren Verarbei- weiterhelfen, die für diese mittendrin-Aus- bare Absicht, den Glauben und gläubige tung Emotionen Ergebnisse verfälschen gabe einen Beitrag geschrieben haben. Er- Ihr Redaktionsteam Menschen lächerlich zu machen bzw. ihre können und deshalb systematisch ausge- freulicherweise gab es auf unsere Frage Unwissenschaftlichkeit oder Unzeitgemäß- grenzt werden müssen. nach Glaubenszeugnissen sehr vielfältige heit hervorzuheben. Der Begriff des christlichen Glau- Rückmeldungen, für die an dieser Stelle P.S.: Wie bei jeder Ausgabe von mittendrin Andererseits ist anzuerkennen, dass in bens(bekenntnisses), „Credo“ (= ich ganz herzlich DANKE gesagt sein soll! können Sie uns schreiben: der Feststellung „Glauben heißt nicht wis- glaube), kommt vom lateinischen Verb Die eingereichten Texte waren sogar in mittendrin@kath-oberursel.de sen“ auch viel Richtiges enthalten ist. Denn „credere“; das ist ein zusammengesetztes 3
Glauben Glauben Wort, bestehend aus den beiden Teilen standes, des Planens und Überlegens – und ten Semester des Theologiestudiums er- Ein fester Glaube zeichnet sich nicht zuletzt „cor“ (=das Herz) und „dare“ (=schenken). nicht nur wie im heutigen Verständnis tappe ich mich immer wieder dabei, in sol- dadurch aus, dass er die Spannungen aus- Übersetzt bedeutet es „das Herz schenken, das reine Gefühlszentrum. Die Funktion cher oder ähnlicher Fachidiotie zu halten kann, die zwischen dem Transzen- das Herz geben“. des Gehirns war den Menschen noch unbe- versinken. Dabei ist gerade das theologi- denten und der empirischen Welt Gläubige verschenken also ihr Herz, sie kannt. Das schlagende Herz galt als Ort sche Studium dasjenige, wo es nicht immer entstehen. Krisen im Glauben sind kein öffnen und geben ihr Herz! Somit scheint der Willensbildung. „Mangel an Herz“ be- um trockenes Wissen, sondern auch um be- Grund zur Scham, auch viele große Theolo- der Satz „Glauben heißt nicht wissen“ doch deutet biblisch betrachtet demnach nicht wusstes Glauben geht. Glauben kann dabei gen haben an bestimmten Punkten mit zu stimmen, wenn eben den Naturwissen- einfach Gefühlskälte, sondern Gedan- zweierlei meinen: zum einen das Nicht- ihrem Glauben, mit ihrem Gott gehadert. schaften grob gesagt das Hirn und den kenlosigkeit, Unvernunft oder schlicht Wissen (was der Theologie oftmals vor Aber bei allen Spannungen kommen Glau- gläubigen Christen das Herz als hand- Dummheit. allem aus der Naturwissenschaft vorgewor- ben und Wissen auch zusammen, etwa lungsbestimmende Organe zugeordnet wer- Als Jesus nach dem wichtigsten Gebot ge- fen wurde), zum anderen der Dialog mit wenn an Weihnachten das fassbare Kind in den können – doch Halt! fragt wird, macht er deutlich, dass Gott sich Gott, der essentiell für das Studium ist. der Krippe und die unfassbare Menschwer- Unsere heutige Vorstellung von Verstand Menschen wünscht, die ihn von „ganzem Denn an manchen Punkten ist ein sicher dung Gottes im Glaubensbekenntnis auf und Gefühlen wurde geprägt von den grie- Herzen“ lieben. Das heißt: Menschen, die nachprüfbares Wissen schlichtweg nicht den Punkt gebracht wird: „et homo factus chischen Philosophen der Antike. Diese un- ihm voller emotionaler Hingabe und gleich- möglich. Da braucht es die Möglichkeit, im est“. Ich denke, es ist hilfreich – gerade in terschieden Vernunft einerseits und Gefühle zeitig mit ganzem Verstand zugeneigt sind. Gespräch mit Gott für sich selbst die Un- der heutigen Zeit, in der selbst nachprüf- andererseits als zwei voneinander getrennte Glaube und Wissen sind keine sich aus- schärfen auszuloten. bares Wissen als „Fake News“ denunziert und im Widerspruch stehende Kräfte. schließenden Gegensätze, sondern gehören Glauben und Wissen – auf den ersten wird – sich darauf einzulassen, nicht alles Doch das biblische Verständnis von umgekehrt untrennbar zusammen. Das Blick ein Gegensatz, aber doch gut kombi- bis ins kleinste Detail wissen zu müssen. Verstand und Gefühlen ist ganz anders. Bi- wird im Begriff des Herzens ausgedrückt, nierbar und sogar aufeinander angewiesen; Denn zwischen Wissen und Weisheit ist ein blisch betrachtet umfasst der Begriff „Herz“ der biblisch gesehen gleichermaßen Sitz des der Schriftzug „pietati et scientiae“ (dem signifikanter Unterschied. Wer sich mit sowohl die emotionalen Komponenten des Verstandes und der Gefühle ist. Glauben und dem Wissen) ziert nicht zu- Vertrauen auf Gott dem bewussten Glauben menschlichen Lebens wie Ängste, Sehn- Um zu glauben braucht es Vertrauen fällig die Fassade des Lehrgebäudes der hingibt, der ist am Ende vermutlich weiser süchte, Vertrauen, Ablehnung und Motiva- und Verstand, mit anderen Worten: ein le- theologischen Hochschule in Frankfurt. Für als die Wissenden. tion als auch den Verstand mit seinen bendiges Herz. Dies wünsche ich Ihnen, die Studierenden der Theologie kann die- Das theologische Studium regt dazu an, rationalen Gedanken, Absichten, Zielen nicht nur zu Ostern. ser vermeintliche Gegensatz schnell zu Wissen zu erlernen und im Glauben weise und Entscheidungen. einer Glaubenskrise führen; viele Gottes- zu werden. Als Ergebnis eines Studiums Das Herz zur Zeit des Alten Testaments vorstellungen können in wenigen Sätzen „pietati et scientiae“ soll am Schluss der war also der Ort der Vernunft und des Ver- theologisch als Ammenmärchen entlarvt Vollständigkeit halber die gesamte dogma- werden. Wer aber Theo-Logie als Rede über tisch präzisierte Version von „Gott ist drei- Gott und Rede mit Gott begreift, der schafft faltig einer“ (Gotteslob 354) stehen, die es, aus solchen Krisen mit einer festeren eine Gruppe Sankt Georgener Studenten Gottesbeziehung hinauszugehen. Natürlich vor einigen Jahren verfasst hat: „Gott ist Zwischen glauben und wissen stößt die Wissenschaft oft an ihre Grenzen, nicht zuletzt an die Mauern der kirchlichen Lehre, die von Rom gegen kritische Hinter- drei distinkte Subsistenzweisen einer / die Welt schuf Elohim / Logos ist Fleisch ge- worden / Ruach ist feminin / nicht modal Von Jakob Schorr fragung verteidigt werden. Aber auch hier oder monarchisch / denken wir die Trinität zeigt sich, dass konstruktiver Dialog beide / und auch der Subordinatianismus / ist „Zu Nazareth geboren“ (Gotteslob wenn man sie einer theologischen Korrek- E 239) oder „Gott ist drei distinkte Sub- sistenzweisen einer“ (Gotteslob 354). So tur oder Präzisierung unterziehen würde. Weitere „Prüffälle“ gibt es zu Hauf im Got- Seiten in ihren Anliegen bestärken kann – sofern er von beiden Seiten gewollt ist. was, was gar nicht geht“. oder so ähnlich würde der Text der ent- teslob, aber Achtung: Folgeschäden für den sprechenden Lieder im Gesangbuch lauten, Glauben möglich! Spätestens seit dem zwei- 4 5
Glauben Glauben Eines der acht Worte unserer Vision lautet glauben. Unter diesem Begriff haben wir folgendes in der Vision formuliert: Isam Elamri Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt, gläubiger Moslem „Wir wollen unseren Glauben in der Nach- einergemeinsamen Mitte öffnen wir uns für folge Jesu leben. Wir tauschen uns über un- eine vielfältige Spiritualität.“ Glauben ist natürlich das zentrale Verb tig. Es ist meine Aufgabe, mein religiöses seren Glauben aus, machen ihn im Alltag aller Religionen. Leider kommt diesem Wissen zu erweitern und zu prüfen. Einige erfahrbar und vertiefen so unsere Verbun- Für das Schwerpunktthema: glauben Glauben allzu oft der bekannte Satz "Glau- Glaubensinhalte bedürfen der Auslegung, denheit mit Gott und untereinander. Aus haben wir verschiedene Menschen ange- ben ist nicht Wissen" in die Quere. gerade hier ist Austausch und Dis- unserem Glauben heraus wollen wir Wahr- sprochen und gefragt, was ihnen diese Daher bevorzuge ich das arabische kussion unumgänglich. Welcher heit im gemeinsamen Dialog suchen. Wir Sätze bedeuten, was sie mit diesen Sätzen Wort Iman, was so viel heißt wie Gelehrte oder Rechtsschule geben Gottes Zusage für ein Leben in Fülle anfangen können. Ihre Antworten finden "Überzeugung". zieht welche Argumente für Raum. Wir vertrauen Gott und wollen Sie hier zusammengefasst, zum Teil auf- Ich bin davon überzeugt, seine Sichtweise heran? Kann mutig immer wieder neu aufbrechen. Aus grund der Überfülle leicht gekürzt. dass Gott existiert. Beweise ich hier mitgehen etc? Dadurch hierfür finde ich in seinen vertiefe ich natürlich auch Schriften, die er den Menschen meine Verbundenheit zu Gott, gesendet hat, in den Propheten Mo- neben meinen alltäglichen gottes- hammed und Jesus, der Sohn der Maria dienstlichen Handlungen. Tassilo Grün (im Islam wird Jesus als einer der größten Ich finde, es ist schade, dass das Ange- Doktorand an der Goethe-Universität, Prädikant in der ev. Kirche und am meisten vorhergesagten Prophe- bot des interreligiösen Dialogs heutzutage ten verehrt, um gleich auf den ersten Satz im Vergleich zum, zumindest meiner An- Der streitbare evangelische Theologe Mar- chen, wenn wir zu den Fragen unserer eurer Vorlage einzugehen) und überhaupt sicht nach, großen Bedarf, eher rar ist. tin Niemöller hat sein Handeln und sein Zeit so klar Stellung beziehen, wie auch in seiner gesamten Schöpfung, deren Dialog ist ein echtes Instrument des Frie- Urteil über ethische Fragen stets an einem Jesus es getan hätte. Wahrheiten aus un- Wunder ich jeden Tag aufs Neue sehe. dens, und wir alle tragen die gemeinsame Maß gemessen: „Was würde Jesus serem Glauben sind nicht immer Diesbezüglich kommt mir ein Vers aus Verantwortung für eine lebenswertere dazu sagen?“. Er hat damit ge- einfach und für manche sicher dem Quran in den Sinn. Gott sagt sinnge- Welt. Ein Dialog, in dem Toleranz Mittel stört und sicher auch manche auch schwer zu akzeptieren. Im mäß: Wir werden sie unsere Zeichen über- und Ziel ist. Und mit Toleranz meine ich genervt, denn die Antworten tiefen Vertrauen auf Gott dür- all auf Erden und an ihnen selbst sehen nicht dieses bloße Dulden des anderen. und Entscheidungen, die wir fen wir als Christen und als Ge- lassen, damit ihnen deutlich wird, dass es Vielmehr meine ich die Religiosität der daraus ableiten, sind garantiert meinde aber mutig sein und für die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, Dialogpartner*innen möglichst so inten- nicht immer bequem. Aber: un- unseren Glauben werben und dass dein Herr über alles Zeuge ist? (Sure siv wie die eigenen Glaubensinhalte zu be- seren Glauben in der Nachfolge einstehen. Jesus selbst hat uns 41.Vers 52). Auch passt das Zitat von Wer- greifen. Dazu gehört die Bereitschaft, Jesu leben bedeutet im Grunde, uns dazu aufgerufen, genau das tun und in ner Heisenberg gut: "Der erste Schluck vieles neu zu denken und zu akzeptieren, auch immer wieder ehrlich diese Frage zu diesem Sinne immer wieder mutig neu aus dem Becher der Wissenschaft führt dass nicht alle Positionen immer verhan- stellen. Wenn wir unseren Glauben im aufzubrechen. Es ist schön, dass Ihre Ge- zum Atheismus, aber auf dem Grund des delbar sind. Vor allem, weil es noch an- Alltag erfahrbar machen wollen und ihn meinde eine Vision von Glauben hat, die Bechers wartet Gott". dere vielversprechende Ausgangspunkte damit auch für andere verständlich ma- uns dazu motiviert. Über meinen Glauben tausche ich für Gespräche zwischen Religionen gibt, chen wollen, können wir das nur errei- mich ständig aus (mit Muslimen und wie z.B. die Liebe und Barmherzigkeit Nichtmuslimen), und dies ist auch wich- Gottes sowie die Beziehungen zwischen 6 7
Glauben Glauben Gott und uns Menschen. Auch hierzu fällt Herren nehmen außer Gott." Und wenn mir immer wieder ein Vers ein und mit sie sich abwenden, so sprecht: Marianne Reiser diesem schließe ich meine Ausführung ab: „Bezeugt, dass wir (Ihm) ergeben sind.“ Pastoralteam Pfarrei Maria Lourdes in Zürich Sprich: "O Volk der Schrift, kommt herbei (Sure 3.Vers 64) „Wir vertrauen Gott und wollen mutig und Gewalt bin ich gefordert. zu einem gleichen Wort zwischen uns und Danke für Deine/Eure Anfrage. Solche immer wieder neu aufbrechen.“ Mein Vertrauen bröckelt. euch, dass wir nämlich Gott allein dienen Bemühungen und Initiativen halte ich für Die Hymne ‚Ring the bells that still und nichts neben Ihn stellen und dass sehr wichtig und schätze sie sehr. Von den verschiedenen Aussagen ist can ring‘ von Leonard Cohen hat nicht die einen von uns die anderen zu es diese, die aussagt, wie ich un- mich in diesen Tagen sehr be- terwegs sein will in meinem rührt. Da heißt es „There is a Leben. Ja, glauben ist für mich crack in everything, that's how das tiefe Vertrauen in das the light gets in” - “Da ist ein Leben. Ein Leben, das Gott Riss, ein Riss in allem, so Livia Sold „gut gemacht“ hat: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: kommt Licht hinein.“ Diesen Lichtstrahl Gottes in Mitglied der Gemeinde St. Bonifatius Steinbach Es war sehr gut.“ Genesis 1,31a Allem entdecken. Das möchte ich. Die Vision sagt: „Wir wollen unseren ich da zu berichten hatte, im „Kirchenkon- In Momenten des Glücks, Friedens Und wo ich ihn nicht finde, bleibt mir Glauben in der Nachfolge Jesu leben.“ text“ erlebt habe. Womit ich quasi mit- und Unversehrtheit fällt mir das leicht. Da mein Glaube daran. und sie nennt beispielhaft die ihr wichtig- teilte, dass ich wohl irgendeiner Kirche spüre ich eine starke Verbundenheit mit Hymne ‚Ring the bells that still can ring‘ sten Formen, wie das geschehen angehöre oder zumindest Kontakt allem. Auch mit Gott. Doch bei Streit, von Leonard Cohen kann. Sehr konkrete Vorschläge zu „sowas“ hätte. Mein Ge- Meinungsverschiedenheiten, Zerstörung https://www.youtube.com/watch?v=6wRYjtvIYK0 wie: „Wir tauschen uns über sprächspartner fühlte sich an- unseren Glauben aus.“ Klingt geregt, von sich mitzuteilen, er einfach, aber mal ehrlich: Mit hätte keinen „Kirchenkontext“ wem, wann und wie tauschen und würde sich ggf. "vielleicht wir uns über unseren Glauben als Agnostiker bezeichnen, aus? Rede ich wirklich konkret in aber…“ Gesprächen darüber, was ich glaube Also auch er investierte einen Halb- Nina Boruta und Dominiek Lootens, und was der andere glaubt, wo wir Ge- satz zu diesem Thema. Immerhin. Sagen evangelische Religionslehrerin/ meinsamkeiten und Unterschiede sehen, wir so: Ich bin gespannt, was sich aus die- Leiter des Centre for Dialogue at Campus Riedberg, Bistum Limburg was uns das alles sagt oder bedeutet? sem Gespräch vielleicht für Folgegesprä- Wir versuchen, unser Leben gemeinsam Sprechen über alltägliche und existentielle Ich kann aus frischer Erfahrung berich- che ergeben. In jedem Fall bin ich sicher, im Glauben zu leben. Die folgenden Themen ist uns sehr wichtig. Wir ten, dass ich am Rande eines beruflichen dass es bei meinem Gesprächspartner und Elemente sind für uns in unseren üben uns darin, unsere Erfahrun- Termins in ein bemerkenswertes, intensi- mir einen bleibenden Eindruck hinterlas- Gesprächen und Handlungen gen und Emotionen gemeinsam ves Gespräch „geriet“. Und das offensiv- sen hat. Vielleicht war mein Nebensatz ge- wichtig. zu teilen. In unserem Berufsle- ste, was ich an Glaubenszeugnis rade so das, was das Gespräch vertrug, Zunächst einmal die Aufmerk- ben in der Schule und in der aufzubieten hatte, war, in einem Neben- wer weiß. samkeit für andere Menschen. Erwachsenenbildung wollen satz darauf hinzuweisen, dass ich das, was Wir erleben täglich, dass viele wir andere unterstützen, damit Menschen nicht das Glück haben, sie lernen können, den Dialog zu regelmäßig angehört zu werden. Sie führen. hatten nie eine Chance, die Kunst des Ge- Wir arbeiten mit verschiedenen Orga- sprächs zu erlernen. Das Zuhören und nisationen und Gruppen zusammen. Wir 8 9
Glauben Glaubensbegegnungen müssen uns mit Machtverhältnissen und rend. Die Offenheit gegenüber Menschen politischen Interessen befassen. Meine aus anderen Kulturen und Traditionen ist Glaubensbegegnungen in unserer Pfarrei Frau und ich haben entdeckt, dass es kei- uns sehr wichtig. Wir sind uns bewusst, Wir haben Menschen in unserer Pfarrei gefragt, wo sie Glaubensbegeg- nem von uns gut tut, sich in diesen Ver- dass wir als weiße europäische Mittel- nungen in unserer Pfarrei erfahren. Eine Überfülle an Rückmeldungen hältnissen tief einzumischen. Weil wir schicht in Deutschland weniger Diskrimi- haben wir erhalten. unsere Integrität und Kreativität erhalten nierung erfahren. Die Tatsache, dass wir wollen, vermeiden wir das so weit wie das trotzdem manchmal erleben, möchten möglich. wir konstruktiv nutzen in der Begegnung Vacare Deo sie weiterziehen. Das darf alles sein. Und Meditation ist für uns wichtig. Wir mit Menschen aus anderen Kulturen. es ist wirklich auch eine Sache des Übens. lesen und diskutieren regelmäßig geistli- Wir lesen zusammen die Bibel. Das Es ist Mittwoch. Ich freue mich. Heute Das stille Sitzen ist irgendwann keine un- che Texte und genießen die Natur und er- Schöne an der Bibel ist, dass man die Abend treffe ich mich … (ich treffe bequeme Haltung mehr, die ich immer leben sie als Gottes Schöpfung. Texte in neuen Lebenszusammenhängen mich???). Alle zwei Wochen finden wir wieder korrigieren müsste. Die Zeit wird Wir suchen die Stille. In unserem neu interpretieren kann. Die Bibel zum uns im Oasenraum in St. Aureus und Ju- mir nicht mehr so lang, im Gegenteil. Die Beruf haben wir die Erfahrung gemacht, Beispiel beschäftigt sich sehr oft mit Mi- stina in Bommersheim zu Vacare Deo zu- tiefe Freude, mich in dem Raum der Stille dass es zu wenig Stille gibt. Die Stille ist gration, sozialer Gerechtigkeit und Ökolo- sammen, oft die gleichen Menschen, aber zu treffen in der Gegenwart Gottes, ist mir nicht einschränkend, sondern sie eröffnet gie. Unsere Lebenserfahrungen haben uns immer auch wieder neue. Vacare Deo ist ein großer Schatz geworden. Danke für Raum für die Reflexion. Beim Gespräch geholfen, diese Themen in der Bibel zu ein Wort aus der Benedictus-Regel und das Dasein-Dürfen. sind Stille und Zuhören mindestens ge- entdecken. heißt übersetzt: „Frei sein für Gott“. Und nauso wichtig wie das Sprechen. Historisches Bewusstsein ist uns wich- dort treffe ich mich??? Ja wirklich, ich *Nimm alles von mir, was mich Wir versuchen, unser tägliches Leben tig. Wir sprechen zum Beispiel oft dar- treffe mich. Ich treffe auch die anderen, fernhält von dir. so zu verändern, dass unser ökologischer über, wie die koloniale Vergangenheit mit denen ich gemeinsam still werde, und Gib alles mir, was mich hinführt zu dir. Fußabdruck reduziert wird. Wir im We- noch immer die globalen Bedingungen noch mehr als still: Ich werde ruhig. Wir Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir sten haben eine historische Schuld, die und unser tägliches Handeln beeinflusst. sitzen auf einem Gebetsbänkchen, auf Und mach mich ganz zu eigen dir. dem Stuhl oder auf dem Boden, eine Text: Nikolaus von der Flue, Melodie: Taizé wir anerkennen müssen. Wir glauben, Wir wurden als Teil der Schöpfung, als Abbild Gottes geschaffen. Gott sagt uns in Kerze in der Mitte und schweigen in Ge- Gabriele Alsheimer dass wir deshalb unser Leben neu gestal- ten müssen. der Bibel, dass die Schöpfung gut ist. Wir meinschaft. Das ist eine völlig andere Er- Wir sind zusammen nach Deutschland wollen glauben, dass wir als Menschen fahrung als allein zu schweigen. Wir ausgewandert. Wir sind davon überzeugt, grundsätzlich gut sind und dass wir für werden hineingeführt in dieses Schweigen Taizé-Gebet dass es nicht sowas wie eine erhabenere das Gute in der Welt und in der Schöp- durch Körperübungen, die uns ganz wach Kultur gibt. Die eigene Kultur als besser fung eintreten können. und präsent werden lassen. Ein meditati- „Ich ließ meine Seele ruhig werden zu sehen ist ausgrenzend und diskriminie- ves, mit Gebärden gesungenes, oft wieder- und still“ (Ps 131) holtes Gebet schließt sich an und ist wie eine Tür in diesen inneren Raum der Dem Alltag für 30 Minuten entflie- Stille. Wenn ich da ankomme, bin hen; Stille und Besinnung su- ich auch bei mir angekommen, in chen – und neue Kraft im Gottes Gegenwart, in Bezie- Glauben gewinnen. Mit hung, in tiefer Freude. diesen Worten haben wir, Aufdringliche Gedanken fin- die Kolpingsfamilie Ober- den immer wieder Zutritt, der ursel (Taunus) e.V., zu- gleichmäßige Atem oder ein sammen mit der wiederkehrendes Wort oder auch Gemeinde St. Petrus Cani- ein Taizé-Lied (*siehe unten) lässt sius seit einigen Jahren ein- 10 11
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen geladen, einmal mitten in der Woche, an zu geben, sondern den Tagen mehr Spendung der Krankensalbung. Sechsmal Musik und geistliche Impulse, einem Donnerstagabend innezuhalten, Leben.“ Hospiz ist kein Haus zum Ster- im Jahr feiern wir mit Angehörigen, Hos- die Nähe erfahrbar machen auszuruhen, im Gebet, im gemeinsamen ben – Hospiz ist ein Haus zum Leben, pizhelferinnen und Hospizhelfern einen Singen und in der Stille dem eigenen leben bis zuletzt. Und so erlebe ich es Gedenkgottesdienst. Ebenso gibt es Wort- Beim großen Weihnachtskonzert 2019 des Glauben nachzuspüren, ihm Raum zur auch. Dieses Leben bis zuletzt wollen wir gottesfeiern an Heilig Abend, in der Kar- St. Ursula Chors mit Ausschnitten aus Entfaltung geben. begleiten. Unser kleines Seelsorgeteam, woche und an Ostern. Mendelssohns Oratorium Paulus und dem Für mich persönlich waren diese Zei- eine ausgebildete Krankenhausseelsor- Was machen alle diese Erfahrungen 42. Psalm hatte mich schon in den Proben ten des Singens der einprägsamen Melo- gerin im Ehrenamt und ich, eine Seelsor- mit mir persönlich und welche Bedeutung der Text und die so überaus passende dien und vor allem aber des gemeinsamen gerin aus dem Pastoralteam St. Ursula, haben sie für meinen Glauben? Ich erlebe wundervolle Komposition sehr bewegt: Schweigens und der Stille eine wunder- hat es sich zur Aufgabe gemacht, unsere im Hospiz Leben in all seinen Dimensio- Wie der Hirsch schreit nach frischem bare Tankstelle des Glaubens. Einfach Gäste lebensbejahend bis zum Ende zu be- nen, das macht mich sehr dankbar und Wasser, so schreit meine Seele nach Dir, hineinhören in das eigene Ich, das be- gleiten. Begleiten aus der christlichen demütig. Dankbar bin ich für das Ver- oh Gott! wusste an Nichts-Denken, hat mich ruhig Hoffnung: Der Tod ist nicht das Ende, trauen, das Menschen mir in kurzer Zeit Während der Aufführung in St. Crut- werden lassen und mir Kraft gegeben. sondern der Beginn eines neuen Lebens. entgegenbringen. Dankbar für manch in- zen erläuterte Diakon Mathias Wolf zu- Das klappt freilich nicht auf Anhieb und Das Leben endet nicht, es wird verwan- tensive Beziehung und Begleitung. Dabei nächst, dass „das Bild des Hirschs“ für gelingt auch nicht immer durchgängig. delt. Seelsorge beinhaltet persönliche Zu- gilt es auch immer wieder Abschied zu den „betenden Menschen steht, der inten- Viele Gedanken des Alltags drängen sich wendung. Alles darf sein, alles darf nehmen, den Mensch seiner eigenen Ver- siv nach Gott sucht.“ Dieses lange Suchen in den Vordergrund. Aber dann manch- angesprochen und ausgesprochen werden. antwortung zu überlassen, ihn gehen zu und Ringen wird schließlich – Schlus- mal, in der totalen Stille des Raumes, hier Bei uns muss Mann/Frau nichts müssen, lassen. Das Leben ist endlich, und der Tod schor –belohnt: „Harre auf Gott! Denn und da, hört man vielleicht noch das auch nicht glauben und beten. In der Hos- gehört dazu, er ist etwas Natürliches und ich werde ihm noch danken, dass er mei- Knacken der Dachbalken, hier findet die pizarbeit begegnen wir Menschen anderer doch ist er etwas tief Erschütterndes in nes Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ Seele zur Ruhe, nähert sich den wirklich Religionen und Wertvorstellungen. Sie unserem Leben. Dankbar bin ich für die Als Diakon Wolf übersetzte „der Be- wichtigen Dingen und gestärkt kehrt man sollen sich gleichsam bei uns getragen vielen Begegnungen im Haus, das Erle- tende wird am Ende in die Gewissheit der in den Alltag zurück. Ich fühlte mich nach und angenommen wissen. Wir respektie- ben, ein Teil des Teams St. Barbara zu GOTTESNÄHE emporgehoben“, begriff ich dieser halben Stunde in meinem Glauben ren ihre Weltanschauung. Vielleicht kön- sein, mit allen, die im Haus arbeiten, in plötzlich, was das wohl war, was ich beim bestärkt und ermutigt. nen wir ein paar Schritte auf diesem Wege der Pflege, der Verwaltung. Ich erlebe ein Singen meiner Stimme im Alt und dem Norbert Radgen mit unseren Gästen gehen und behutsam bereicherndes Miteinander der verschie- Hören der anderen drei Stimmen um mich versuchen, mit ihnen das zum Frieden zu denen Berufe und der Ehrenamtlichen, herum bereits zutiefst empfunden hatte. bringen, was schwer auf der Seele liegt. das gemeinsame Stärken in schwierigen Und genauso muss dies auch der Hospiz – da lebt und Wir sind für unsere Gäste und auf Situationen. Grund gewesen sein, warum sich beim stirbt man nicht allein! Wunsch auch für die Angehörigen da, bie- Die Frage, was kommt nach dem Tod, Proben mit immer wieder anderen, enga- ten Zeit und Raum, ihr Leben mit allem, fordert mich immer wieder heraus. Ich gierten Mitsängerinnen und Sängern „Warum haben Sie sich denn einen so was es beinhaltet, zur Sprache zu bringen: lebe aus der christlichen Hoffnung, dass neben mir zusätzlich auch noch ein wun- schweren Beruf ausgesucht?“, fragte mich Angst und Zweifel, Hoffnung, Freude und der Tod nicht das Ende, sondern der Be- derbares Gefühl der Nähe und Gemein- die hochschwangere Tochter am Bett ihrer Dankbarkeit, Wut, Trauer und Klage. Im ginn neuen Lebens ist. Ich bin davon schaft zu ihnen entwickelte. todkranken Mutter vor ein paar Wochen Miteinander ist es möglich, zu reden und überzeugt, dass Gott uns auf diesem Weg Dr. Birgit Galemann, kirchenmusika- im Hospiz.Ich schaute sie verblüfft an und zu schweigen, zu lachen und sich zu durch die Zeit begleitet, Kraft zur Gestal- lisch Aktive, Mitglied der Gemeinde antwortete ganz spontan: „Ich habe es freuen, zu jammern und zu klagen. tung unseres Lebens gibt. St. Aureus und Justina doch mit dem Leben, mit Menschen zu Manche wünschen sich, zu beten oder ge- Anita Novotny, Gemeindereferentin St. tun!“ Schon die Gründerin der Hospizbe- segnet zu werden – auch das ist möglich. Ursula Oberursel wegung Cicely Saunders hat gesagt: „Es Auf Wunsch ermöglichen wir den Emp- geht nicht darum, dem Leben mehr Tage fang der Krankenkommunion bzw. die 12 13
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen Laudes in St. Bonifatius Gedanken zu den Früh- dem locker 25 Personen Platz haben. Es Und genau das gelingt an diesem beson- … in den geprägten Zeiten schichten in St. Sebastian ist ein toller Start in den Morgen, der deren Abend zwischen den Jahren beson- Advent und österliche Bußzeit! richtig gute Laune macht. ders stark. - Frühschicht in der Kirche – das bedeu- Christine Eckart Larissa Heinz Über 25 Jahre wird die Laudes, das tet, sich ein wenig Zeit nehmen zum Morgengebet der Kirche, in St. Bonifatius Krafttanken bei besinnlichen Texten, Ge- gebetet. In geprägten Zeiten des Kirchen- beten, meditativer Musik und Stille. Das Come together – ein ganz Taizé- jahres – Advent und österliche Bußzeit – - Glauben braucht auch Nahrung. Bei den besonderer Abend zwischen Glauben mal anders wird jeden Dienstag um 06:00 Uhr das Frühschichten bekomme ich Impulse und den Jahren morgendliche Stundengebet miteinander kann spüren, dass ich Glaubensinhalte Gemeinsam mit vielen anderen Jugendli- (in aktualisierter Form) gebetet. Neben konkret auch auf eigene Le- Das Come together hat nun schon seit ei- chen sind wir diesen Sommer wieder nach Psalmen und Gesängen steht immer ein benssituationen übertra- nigen Jahren einen festen Platz in mei- Taizé gefahren. Ich war im Rahmen der biblisches Wort im Mittelpunkt. Er- gen kann. nem vollen Terminkalender. Dieser vom Firmvorbereitung zum ersten Mal dabei. gänzt wird das Gebet durch Medita- - Das Angebot hat Sachausschuss Jugend organisierte Got- Für uns Firmlinge war das Wochenende tionen und Betrachtungen zu „Atmosphäre“. Im tesdienst hat mit den normalen Sonntags- eine ganz neue Erfahrung. biblischen Personen, theologischen Dunkeln, bei Ker- gottesdiensten nur wenig gemeinsam. Er An unserem ersten Abend sind wir Texten oder den Misereor-Hunger- zenlicht und in der schafft es, die besondere Stimmung zwi- nach einem mäßigen Abendessen etwas tüchern. Stille kann ich mich schen den Weihnachtsfeiertagen und dem skeptisch, aber auch gespannt zum ersten Mir persönlich hilft es, einmal „fallenlassen“. Beginn des neuen Jahres aufzugreifen, Abendgebet gegangen. Wie man auf dem zur Ruhe zu kommen, in Stille mit an- - In den Frühschichten einen Moment der Ruhe in der Gemein- Boden sitzend und in Socken Gottesdienst deren zu beten und zu singen. Das „Ri- fühle ich mich mit den schaft von anderen jungen Gläubigen zu feiern kann, konnten wir uns in dem Mo- tual“ der Laudes hilft mir dabei. Ganz anderen verbunden in einer erleben, bietet die Möglichkeit, spontan ment noch nicht vorstellen. unterschiedliche Menschen kommen in herzlichen Gemeinschaft – ein Gemisch den Gottesdienst mitzugestalten. Sich Ge- Aber als die Mönche zum ersten Mal dieser frühen Morgenstunde zum Gebet aller Altersklassen und aller Schichten aus danken zu machen über das vergangene begonnen haben zu singen und Menschen zusammen. Sie wollen den Tag anders als der ganzen Pfarrei, die ich zwar nicht alle Jahr und zu schauen, was die Zukunft be- aus der ganzen Welt mit eingestimmt üblich beginnen. Sie suchen die Nähe zu kenne, aber ich fühle mich automatisch reithält. Sich kreativ mit dem eigenen haben, konnte ich verstehen, weshalb alle Gott und zur Gemeinschaft, die in der Kir- mit ihnen verbunden. Es ist eine beson- Glauben und den persönlichen Herausfor- in Taizé immer von einer Gemeinschaft che St. Bonifatius zusammen kommt. dere Mischung von Anonymität und Hei- derungen, Wünschen und Erlebnissen sprechen. Jugendliche aus allen möglichen Menschen begegnen sich in Stille, in mat. auseinanderzusetzen. Und macht dadurch Umfeldern kommen zusammen und sitzen einem besonders ausgeleuchteten Kir- - Da die Frühschichten jeweils vor Ostern den Anteil meines Glaubens in meinem einfach auf dem Boden und singen. So eine chenraum und erleben Kirche und Gebet und Weihnachten stattfinden, kann man Leben sichtbar und erfahrbar. Atmosphäre vergisst man nicht! ganz anders und neu – trotz oder wegen sich ganz individuell auf diese wichtigen Gleichzeitig schafft der Abend eine be- Durch den einfachen Lebensstil konnte der alten Gebetsform. Menschen starten Feste einstimmen und zwar auf den Kern, sondere Gemeinschaft mit den anderen ich „Glauben“ mal ganz anders wahrneh- gemeinsam in den Tag und treffen beim auf das Wesentliche. Teilnehmenden. Die Begegnung mit men und habe mich selbst neu kennen anschließenden Frühstück auf „Wegge- - Die frühe Uhrzeit um 6 Uhr ist auch gut Freunden und Bekannten, die ich meist gelernt. Wo sonst auf der Erde liegen Ju- fährt*innen“, mit denen sie ins Gespräch für Berufstätige. Das gemeinsame Früh- nur noch an diesem einen Abend im Jahr gendliche gemeinsam mit ihren Freunden kommen. „Es tut gut, zur Ruhe zu kom- stück um 6.30 Uhr ist eine schöne Ergän- treffe, schätze ich sehr. Und beim an- bei wunderschönem Wetter einfach auf einer men, in einfacher Form miteinander zu zung und jeder entscheidet selbst, ob er schließenden Essen bleibt immer genü- Brücke am Teich und betrachten das Was- beten und anschließend nach einem stär- daran teilnimmt oder nicht. Wenn ja, gend Zeit, sich über das Erlebte und die ser? Wo sonst schmiert man sein Brötchen kenden Frühstück den Tag zu beginnen“ dann ist man sofort begeistert von der ge- Zukunftspläne auszutauschen. mit dem Finger oder kippt in den Kartof- (Zitat einer Beterin). lösten und entspannten Atmosphäre an Glauben bedeutet für mich auch inne- felbrei noch kaltes Wasser, weil er mal Christof Reusch einem sehr liebevoll gedeckten Tisch, an halten – reflektieren und weitergeben. wieder zu salzig geworden ist? Das ist 14 15
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen Taizé! Und durch die unglaubliche Vielfalt oder wirft Fragen auf, die uns noch über den vorbeizukommen. Die Termine unse- Stunde bringen wir das Erlebte in Bitte an Menschen ist Glauben hier einfach – das Treffen hinaus beschäftigen. Von den rer Treffen können dem Pfarrblatt oder und Dank ins Gebet und fühlen die Ver- mal anders. Teilnehmern/Innen besonders hervorge- der Homepage entnommen werden. bindung mit Gott und den anderen! Eben Paulina Herber hoben werden die Wertschätzung, die wir Birgit Meiser, im Namen der ganzen Glaube, Bibel, Leben teilen. einander entgegenbringen, die große Of- Gruppe Mittlerweile sind wir eine feste Ge- fenheit und die ökumenische Zusammen- meinschaft geworden, die aber vollkom- Kleine Christliche Gemein- setzung der Gruppe über Pfarreigrenzen men offen ist für Neuzugänge – herzliche schaft (KCG) St. Ursula, in hinweg. KCG: Freitags um halb zehn – Einladung zum 1. Freitag im Monat in St. Oberursel und Steinbach Glaube– Bibel– Leben teilen ... Petrus Canisius zu Freitags um halb zehn Hier einige Aussagen der – Glaube – Bibel – Leben teilen. Angefangen hat alles im November 2012, Teilnehmer/Innen zu unserer KCG: ... so nennen wir unser Treffen einmal im Claudia Herrmann-Geißler als einige von uns in Münsterschwarzach Monat. Geboren wurde unsere Gruppe im ein Seminar über KCGs besucht haben. - Jeder wird in seiner Einzigartigkeit an- Zuge unseres Kirchenneubaus in St. Pe- Wir waren so von der Idee der KCG (De- genommen. trus Canisius in Oberstedten. Ganz viel Gestaltung kreativer Liturgien tails dazu auf der Homepage der Pfarrge- - Ich bin als evangelische Christin wie wurde gedacht, geplant, organisiert, damit in St. Aureus und Justina meinde) begeistert, dass wir sie bei uns in selbstverständlich integriert. wir eine neue Kirche bekommen. Uns war abgewandelter Form ausprobieren wollten. - Ich schätze den vertrauten Kreis. der Gedanke wichtig, nicht nur den Hochmotiviert durch die letzte Aus anfänglich vier Personen ist - Die KCG ist für mich ein intensiver Kirchenbau auf den Weg zu brin- Summerschool im Sommer mittlerweile eine viel größere Gruppe Gedankenaustausch über persönliche gen, sondern zu fragen: Will 2019 zum Thema „Kreative entstanden, die sich regelmäßig in unter- Beziehungen zum Glauben. Gott vielleicht auch in uns Liturgien“, wünschte ich schiedlicher Zusammensetzung einmal im - Es ist etwas davon zu spüren, wie Gottes etwas Neues bauen – mit le- mir, eine der dort bereits Monat trifft. Über die vergangenen Jahre Geist die Einzelnen anspricht. bendigen Steinen?! Schon war vorbereiteten Liturgien ist für uns etwas sehr Wertvolles entstan- - Ich werde in meinem Glauben gestärkt, die Gruppe geboren! („Talente entdecken“) in den. Am Anfang der Treffen, die immer auf meinem persönlichen Weg ermutigt Jetzt treffen wir uns seit 10 Jah- St. Aureus und Justina den gleichen Ablauf haben, laden wir und zum Nachdenken angeregt ren und freuen uns jedes Mal durchzuführen. Margareta Jesus Christus in unsere Mitte ein, um - Die Beiträge der Einzelnen sind ein darüber, was Gottes Wort jedem Folgnand und Katrin Gallegos uns von IHM berühren zu lassen. Wir er- Herantasten, jeder legt sozusagen etwas einzelnen von uns zu sagen hat. Wir Sánchez waren sofort mit von der fahren (Glaubens-) Gemeinschaft im ge- Eigenes in die eine Schale, aus der hören in der Wiederholung der Schrift Partie. Da uns aber der Austausch nicht meinsamen Gebet (auch für persönliche Gemeinschaft entsteht. und in der Stille, was uns im Moment an- nur untereinander, sondern mit weiteren Anliegen) und im gemeinsamen Lesen des - Einander Frohmachendes und spricht und tauschen uns darüber aus. Gemeindemitgliedern genauso wichtig war, biblischen Textes (Evangelium des näch- Irritierendes mitzuteilen, ermöglicht Und wir stellen einen Bezug zu unseren veranstalteten wir zunächst „nur“ einen er- sten Sonntags). Dies ermöglicht uns zu- neues Verständnis und stärkt die Fähig- Lebensumständen her. Gemeinsam kom- sten Kirchenkaffee, durch den wir nicht sammen mit der Sonntagspredigt einen keit, jeden Tag ein bisschen mehr men wir so der Botschaft der Bibel auf die nur mit sehr viel Freude, sondern auch mit intensiveren Zugang zu den Evangelien. „Mensch“ zu werden. Spur. Was will sie uns mitteilen, wie uns einem vierten Teammitglied, Barbara Kli- Der Hl. Geist schenkt uns innere Verbun- - Meistens sind wir im Herzen bewegt helfen und ins Leben begleiten? Wir neh- sowska, beschenkt wurden. Wenn immer es denheit und lässt uns SEINE spürbare und gehen beschwingt nach Hause. men immer etwas mit, und es ist so span- möglich ist, kombinieren wir nun Gottes- Nähe erfahren. Bereichernd ist der offene nend, was wir alles im Evangelium finden! dienst und anschließendes Verweilen bei Austausch über den gelesenen Text und Wer ebenfalls seinen Glauben in Gemein- Immer wieder neue Aspekte, die wir ent- Kaffee und Kuchen am Morgen oder einem die Auseinandersetzung im Glauben in schaft durch Bibelteilen vertiefen will decken! Diese Zeit in einer kleinen „guten Tropfen“ am Abend. einer vertrauten Atmosphäre und ge- oder sich die Frage stellt, wie Glauben Gruppe, in der jeder, der will, zu Wort Eine besondere Herausforderung bei schützten Umgebung. Das Gesagte macht und Alltagsleben eine engere Verbindung kommen kann, ist eine sehr intensive Zeit der Gottesdienstvorbereitung besteht manchmal nachdenklich oder bestärkt bekommen können, ist herzlich eingela- die Bibel zu betrachten. Nach einer darin, das, was uns bewegt, für alle ver- 16 17
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen ständlich und ansprechend zu formulie- Pfingstnovene St. Ursula: vorzubereiten. Und wir erleben diese Zeit Gemeinschaft im Glauben in unseren ren. Aber da ist dieses innere Drängen, ein Ort und eine Gelegenheit, mit allen Sinnen, Weihrauch, Musik, Bi- sonntäglichen Eucharistiefeiern. Für nicht aufzugeben, und dann der bewe- dem Glauben lebendig beltexte, Psalmen, stille Minuten und ge- viele andere sind diese Feiern fremd, gende Augenblick, in dem wir diese per- nachzuspüren meinsames Singen und Beten um das ungewohnt oder passen nicht (mehr) in sönlichen Glaubensgedanken offen mit Kommen des Heiligen Geistes. Besonders ihre Lebenswirklichkeit. der ganzen Gemeinde teilen dürfen! Ge- Die jährliche Pfingstnovene an den neun die Stille ist so wichtig, um sich für die Aus diesen Erfahrungen heraus hat nauso spannend ist es, ein Symbol einzu- Abenden vor dem Pfingstfest ist mittler- Stimme Gottes zu öffnen. Das habe ich der Familien-Ausschuss das Gottesdienst- führen, das uns durch den ganzen weile eine gute und lebendige Tradition in schon ganz oft so erlebt. Erst, wenn ich format „Gottesdienst … aber anders“ ent- Gottesdienst begleitet und zum Nachden- St. Ursula geworden. Peter Hofacker und mal ruhig und still werde, kann ich mich wickelt. Seit November 2017 feiern wir an ken anregt. Und natürlich darf die Musik Clemens Olbrich haben zu ihrer Zeit diese öffnen, um zu hören, welche Botschaft mir ungewöhnlichen Orten und zu ungewöhn- nicht zu kurz kommen! Form des abendlichen Gebetes, des zur Gott zukommen lassen will. Es sind die lichen Zeiten einen Gottesdienst mit ver- Die Nach-Freude ist stets sehr groß Ruhe Kommens, des Nachdenkens und Ru- besonderen Orte, wo mir das gelingt. schiedenen Elementen. Die Menschen, die und lang andauernd, ganz besonders für fens zum Heiligen Geist vor Pfingsten ins Die Pfingstnovene ist für mich auch zu diesen Gottesdiensten kommen, fühlen uns Vorbereitende, aber wohl auch für ei- Leben gerufen. Beiden bin ich heute dafür eine Möglichkeit, in der Beschäftigung mit sich aus unterschiedlichen Gründen ange- nige Teilnehmer: So schrieb mir eine sehr dankbar, sie haben eine liturgische Glaubensinhalten jeglicher Form und in sprochen. Viele Familien feiern mit, aber Freundin, die beim Wortgottesdienstes Form gefunden, die mich in meinem Nach- der Mitteilung an andere den Verkündi- es sind auch andere Altersgruppen und zum Gleichnis vom Verlorenen Sohn zu spüren und Suchen nach dem Glauben wei- gungsaspekt meines Glaubens zu leben. Einzelpersonen vertreten. Manche kom- Besuch war, die folgenden Zeilen als tergebracht haben. In meiner aktiven Und ich habe bei den Abenden der men, weil sie sich in unseren traditionel- Nachruf fürs „Kirchenblättchen“: Der Beteiligung an diesen abendlichen Gebets- Pfingstnovene in den letzten Jahren er- len Gottesdiensten nicht heimisch fühlen Wortgottesdienst heute in Ihrer Kirchen- zeiten ist mir in den letzten Jahren auch lebt, dass viele TeilnehmerInnen aus an- oder weil sie auf der Suche nach anderen, gemeinde war mir eine große Freude! Ein der Schritt zu einem Erwachsenenglauben, deren Gemeinden und Pfarreien diese manchmal auch ergänzenden, Formen von bedenkenswertes Thema „Auf Augenhöhe“ wenigstens ein Stück weit, gelungen. Möglichkeit des gemeinsamen Nachden- gelebtem Glauben sind. Die Sehnsucht - mit Gott, mit den Mitmenschen. Tiefge- Sehr früh habe ich mich als aktiver Teil- kens und Betens attraktiv finden, auch nach Gemeinschaft, nach Feiern des Glau- hende Gedanken und Texte. Menschen, nehmer an der Vorbereitung dieser Abende evangelische MitchristInnen. Angebote bens mitten im Leben, ist allen gemein- denen ich die Inhalte dieser Texte glauben beteiligt. Dies führte immer wieder dazu, der Besinnung, des Zusammenkommens sam. Ebenso,, dass die Gestaltung in einer konnte. Wunderschöne Lieder. Dann noch dass ich mich in einer kleinen Gruppe von zum gemeinsamen Gebet, sind offensicht- Sprache und Form geschieht, die viel mit die Spende der Kommunion - ein richtiges Gleichgesinnten mit Glaubenszeugnissen lich liturgische Formen, nach denen viele ihrem Alltag zu tun hat. Es entsteht Sonntags-Erlebnis, das ich gerne mit- verschiedenster Epochen intensiv beschäf- suchen. Somit ist die Pfingstnovene auch Gemeinschaft durch Einbeziehung der nehme in die neue Woche! tigt habe. Lieder, Musikstücke und Texte etwas, was Kirche attraktiv machen kann, Menschen im Tun und Beten, durch die So haben wir in wenigen Monaten be- haben wir dabei in den Blick genommen auch über den eigenen Kirchturm hinaus. Freude, die spürbar ist, durch Gespräche reits drei Gottesdienste vorbereitet und und uns immer wieder gefragt, was daraus Nicht zuletzt bin ich dankbar dafür, dass vor, bei und nach dem Gottesdienst. freuen uns schon auf die nächste Gelegen- zu uns spricht. Hier erlebe ich in der Vor- wir in der Pfarrei den Freiraum dafür Durch die Einladung noch zu bleiben, heit. Der intensive Austausch über das, bereitung, neben den vielen organisatori- haben und bekommen. Sicher ein Stück gemeinsam etwas zu trinken und eine was auch immer die jeweiligen Bibelstel- schen Dingen, eine Weggemeinschaft von gelebte Realität unserer Vision. Kleinigkeit zu essen. len in uns bewirken, hat uns sehr schnell Glaubenden in der Glaubensverkündigung. Andreas Nebel Diese Gottesdienste in einer Gruppe einander nah gebracht – es ist wie ein Es ist jedes Mal auch eine Fortbildung in vorzubereiten, mit vielen zu feiern und die Feuer, das während der Vorbereitungen Glaubensinhalten. Freude im Miteinander zu spüren, ist für so in uns brennt, dass es schwerfällt, am Wenn dann die neun Abende kommen, Gottesdienst … aber anders mich eine erfüllende Art, meinen eigenen Abend wieder auseinander zu gehen. erlebe ich die Freude der Besucher und Glauben zu leben und zu verbreiten. Birgit Galemann bei mir selbst. Wir sitzen im Hochchor Um unseren Glauben zu erleben und Elke Peglow von St. Ursula im Kreis und werden still, zu feiern, braucht es Gemeinschaft mit um uns auf die halbe Stunde innerlich anderen. Einige Menschen finden diese 18 19
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen Straßenkreuzer St. Ursula Straßenkreuzer-Einsatz und nehme aus strahlten. Es war ein Kunstwerk! Pfarrer text etwas besser verstehen konnten. den Begegnungen viel für mich und mei- Andreas Unfried begrüßte uns und erwei- Hoffnung empfand ich wieder bei einem Der Straßenkreuzer St. Ursula ist eine nen eigenen Glauben mit. Der Straßen- terte den Zweige-Blüten-Lichtkranz mit kurzen Spaziergang in der Pause. Der ganz besondere Gelegenheit, unseren kreuzer ist für mich ein sichtbarer Bildkarten. Die Karten zeigten Bilder aus Himmel erstrahlte in der Abenddämme- Glauben sichtbar und erlebbar werden zu Hinweis, dass unser Glaube mit dem der Natur und dem Leben. „Was ist ein rung rot mit hellen und dunklen Wolken, lassen. Wir kommen als Kirche dorthin, Leben der Menschen eng verbunden ist. Hoffnungsbild für mich …?“ Mit dieser ab und zu noch etwas blau. Da war sie wo Menschen leben und ihren Alltag ver- Wenn unser Glaube bedeutet, dass Men- Frage gingen wir los und schauten, ob wir wieder, die Schönheit der Schöpfung. bringen. Nichts anderes hat Jesus getan. schen nicht allein gelassen werden, dass „unser“ Bild entdeckten. Manche mussten Zum Abschluss des gemeinsamen Nach- Er ist zu den Menschen gegangen und hat es mehr gibt, als es manchmal auf den er- gar nicht laufen, sondern fanden ihr Bild mittags fand eine kleine Andacht in der Zeit mit ihnen verbracht, am Tisch geses- sten Blick erscheint; dass Menschen für- direkt vor sich, andere schritten den gan- Kirche statt. Es wurden kurze Texte gele- sen und bei Essen und Trinken zugehört einander da sind und sich brauchen, dann zen Kreis ab. Alle fanden etwas, viele ver- sen, Lieder gesungen und jede und jeder und mit den Menschen über das gespro- ist der Straßenkreuzer für mich ein richtig schiedene Hoffnungen, an denen wir zündete ein Teelicht auf dem Altar an. Mit chen, was sie bewegt. Wir vom Straßen- guter Glaubensort oder besser Glaubens- einander teilhaben ließen. einem gemeinsamen Lied spendeten wir kreuzerteam versuchen mit offenen ermöglicher. Nachdem wir ins Thema eingestimmt uns gegenseitig den Segen. Der Ausklang Ohren, Augen und Herzen für die Men- Elke Peglow waren, erzählte uns Pfarrer Unfried drei war ein sehr emotionaler und spirituell schen und das, was sie gerade jetzt brau- Geschichten aus dem Leben des Prophe- tiefer Moment voller Kraft und Hoffnung. chen, da zu sein. Allein dadurch, dass wir ten Elija. Cordula Wilsdorf-Krahl kommen, dass wir Zeit und Platz für jede Hoffnung schöpfen – In einer Geschichte forderte Elija die und jeden haben, zeigt, in wessen Geist Ein Glaubenstag am seinem Volk feindlich gesinnten Anhänger wir unterwegs sind. Wir leben, dass wir Samstag, dem 23.11.2019 Baals zu einem Wettstreit heraus. Es ging Glaubensbegegnung alle Kinder Gottes sind. Die Menschen darum, welcher Gott der wahre, mächti- spüren, dass sie gesehen und wahrgenom- Am Wochenende vor dem ersten Advent gere sei. Als die Wette zu Gunsten des Einmal monatlich treffen wir uns um men werden. Schon die Frage, warum wir fand in St. Petrus Canisius ein Glau- Gottes Israels entschieden wurde, tötete 20 Uhr in der Sakristei der St. Hedwigs- hier sind und ihnen Zeit und Kaffee benstag statt, ein Nachmittag Elija in einen Blutrausch seine Gegner (1. Kirche im Gesprächskreis mit Kerstin schenken, bringt viele selbst ins zum Innehalten, Auftanken Könige 18, 20-40). Kilb und Pater Matthäus zur Glaubensbe- Nachdenken. Ich weiß nicht, wie und Sich-Austauschen. Ich befand mich in der Gruppe mit gegnung. In der Regel wird ein Thema zu oft ich in den vergangenen Jah- Im Folgenden werde ich dem Text des Wettstreits um den stärke- aktuellen Fragen behandelt. Alle sind ein- ren am Straßenkreuzer gehört berichten, wie ich die- ren Gott und seinen Folgen. Diesen Text geladen, ihre Gedanken einzubringen. In habe: „dass katholische Kirche sen Tag erlebt habe. empfand ich als sehr harte Kost und muss der Mitte des Raumes brennt eine Kerze, so was macht, hätte ich nie ge- Als wir den Gemeinde- gestehen, von Hoffnung fand ich wenig. als Zeichen dafür, dass Jesus in unserer dacht!“ Wir führen vielleicht nur raum betraten, wurde Da war eher Entsetzten in mir über diese Mitte ist. Die Treffen zeigen mir, dass ich selten das, was man sich im enge- der Blick direkt in die alttestamentarische Geschichte und in mit meinen Fragen nicht allein bin; der ge- ren Sinne unter einem Glaubensge- Mitte auf den Boden ge- meinem Inneren liefen Bilder von den ge- genseitige Austausch und das Aufeinander spräch vorstellt, aber für mich sind die lenkt. Aus Birkenzweigen mit genwärtigen Glaubenskriegen in der Welt Hören bereichern mich. Religion wird in Einsätze mit dem Straßenkreuzer manch- ihren zarten dunklen Ästen, an denen ab. Meine Zweifel waren dabei stärker als unserer Gesellschaft mehr oder weniger mal viel mehr. Denn hier wird unser noch vereinzelt kleine gelbe Blätter mein Glaube. Sie sind wie die Gräten in nur noch zu bestimmten Anlässen thema- Glaube mit Leben gefüllt. Menschen er- Herbstlaub hingen, war ein Kreis gelegt. einem Fisch und manchmal bleiben sie tisiert und das Wesentliche – der Glaube fahren, dass sie angenommen sind, dass Zwischen den Zweigen lagen rote Horten- einem im Hals stecken. Auch bei anderen an Gott – kommt im Alltag nicht mehr vor. sie dazu gehören. Diese Erfahrungen sienblüten, schon leicht vertrocknet in Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Deshalb bedeuten mir diese Treffen neben gehen oft tiefer als Worte. Die Menschen ihrer herbstlichen Schönheit und dazwi- Gruppe warf der Text Fragen auf. So dem regelmäßigen Gottesdienstbesuch spüren, dass sie und ihr Leben wichtig schen Teelichtgefäße mit echten Kerzen, baten wir Pfarrer Unfried noch einmal Stärkung, Zuversicht und Mut zum gelin- und wertvoll sind. Ich bin mit Freude im die ein warmes lebendiges Licht aus- um eine Erklärung, damit wir den Kon- genden Miteinander. Mir würde etwas 20 21
Glaubensbegegnungen Glaubensbegegnungen Wesentliches fehlen, wenn ich ohne die- natlichen Treffen kommen. Da die Einla- ein Ort der Stille, Ruhe und Begegnung, quält, bei Gott ablegen. Dies gibt Mut, die sen Glauben leben müsste, er bereichert dung mit dem jeweiligen Thema für den den wir gemeinsam teilen. Es kommt das Sorgen, die uns beschäftigen, loszulassen. und festigt mich! Ich will diese Erfahrung Abend in den Ortskirchen aushängt, Gefühl auf, als säße Jesus in unserer Mitte Im Rückblick auf die vergangenen leben und ausstrahlen. Mit Lied und freuen wir uns alle über jede und jeden, und verbrächte diese Zeit ganz nah bei Tage geht es auch darum, Gottes Spur im Gebet beschließen wir den Abend. der/die mit uns Glaubenserfahrungen tei- und mit uns. Alltag zu entdecken und zu spüren, dass Maria Hohmann len möchten. Im Gegensatz zum Hören Wenn Sie Freude daran haben, die er uns stets begleitet und seinen schützen- einer Predigt in der Kirche haben wir hier Ruhe in sich aufzunehmen und Ihren den Mantel um uns gelegt hat. Zu spüren, die Gelegenheit mitzureden. Gedanken bittend und dankend freien dass Gott stets das Gute für uns will, gibt Glaubensbegegnung Die Abende sind für mich eine Berei- Lauf zu lassen, dann sind Sie hier genau uns Kraft, vorliegende Herausforderungen cherung in meiner Beziehung zu Gott. Sie richtig! Die Kirche bietet eine angenehme positiv anzugehen und den Weg, den Nachdem 2017 die Ergebnisse des Visions- zeigen mir, wie Gott in uns Menschen Atmosphäre, um in Gegenwart des Aller- Jesus Christus gegangen ist, weiter zu ver- prozesses der Gemeinde St. Ursula Ober- wirkt und manchmal höre ich in den ver- heiligsten mal in aller Stille, mal durch folgen. Das Abendgebet bereichert unsere ursel und Steinbach ersichtlich waren, schiedenen Aussagen meine eigenen Er- gemeinsames Singen und Beten unseren Seele mit dieser Stärkung und der erleb- bildeten sich mehrere Gruppen, um den fahrungen wieder. Das bestätigt mir dann Herrn zu lobpreisen. ten inneren Ruhe. Es öffnet unser Herz Interessen der angesprochenen und ge- die Aussage von Paulus: „Es gibt nur den Während einer Stunde mit Gesang für die Liebe Gottes. wünschten Themen gerecht zu werden. EINEN GEIST.“ und Anbetung ergibt sich für jeden die Vielleicht bringen Sie auch ein Instru- Unter anderem wurde eine Gruppe ange- Nicht immer sind wir alle der gleichen Möglichkeit, auf das Erlebte des Tages, ment mit, um Pater Matthäus an der Gi- boten, die sich mit dem Thema Glauben Meinung. Manchmal stellen sich auch Wi- der Woche oder des Monats zurückzublik- tarre musikalisch zu unterstützen? Sie beschäftigen wollte. derstände ein; negative Erfahrungen zum ken und Gott zu danken. Es bietet aber sind willkommen! Das war und ist mein Thema und so Beispiel innerhalb der Kirche, oder der ei- auch Raum für Enttäuschungen ebenso Herzliche Einladung an alle, die ihre entschlossen sich mein Mann und ich zu genen Familie. Auch darüber können wir wie für den Wunsch nach Vergebung für Seele in dieser Stunde der inneren Ein- dem ersten Treffen in der Seitenkapelle offen sprechen und versuchen, in der Fro- das, was jemand versäumt hat. Betend kehr auf diese Weise auftanken möchten! der St. Hedwigs Kirche zu gehen. An die- hen Botschaft Jesu eine Antwort zu finden. können wir das Erlebte noch einmal Frau Monika Fender, Herr Olaf Ruff, sem Abend, der mit einer Vorstellungs- Es ist gut zu wissen, dass es hier einen Revue passieren lassen und das, was noch Pater Matthäus runde begann, mit Liedern von Pater Ort gibt, wo Schwestern und Brüder auf Matthäus mit der Gitarre begleitet, gab ihrem Glaubensweg einander annehmen, uns Kerstin Kilb Ideen, wie wir diese Tref- wertschätzen und glauben, der HERR ist fen künftig gestalten wollen. in ihrer Mitte. Eine Erfahrung, die die er- Es sollte kein theologisches Seminar sten Christen zu einer Gemeinschaft hat sein, sondern Themen, die unseren per- werden lassen. Vielleicht ist das ja auch sönlichen Glauben im Alltag betreffen, heute noch möglich. sollten zur Sprache kommen. Eingebettet Inge Keller in das Gebet oder Lied am Anfang und am Ende, bietet sie einen Impuls über ein von den Anwesenden gewünschtes Thema zum Gedanken zum Abendgebet: Glauben an. Danach wird zum Austausch Ein Bonbon für die Seele! der Gedanken eingeladen. Hilfreich sind Das Erlebte in Gottes Hand kleine Gegenstände, die um eine Kerze auf zurücklegen! einem Tuch liegen und zum Nachdenken anregen. Zeit zum Innehalten erwartet Sie einmal Inzwischen gibt es eine kleine Gruppe im Monat nach der Hl. Messe freitags in von Personen, die regelmäßig zu den mo- St. Aureus und Justina. Hierbei entsteht 22 23
Sie können auch lesen