LESEN UND LESEVERSTEHEN - M3: DIDAKTIK UND METHODIK 3 LESEFÖRDERUNG IM DAZ-UNTERRICHT - PHOODLE PHWIEN

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M3: Didaktik und Methodik 3

Lesen und Leseverstehen
    Leseförderung im DaZ-Unterricht
          SoSe 2021 - 08./29.05.2021

   Dipl.-Päd. Manfred Wiedner, BA BEd MA
1. Ausgangslage – Status quo

                             Volksschulkinder in Österreich, die Deutsch als Zweitsprache
                             erwerben, erzielen in nationalen und internationalen
                             Lesekompetenztestungen statistisch betrachtet deutlich
                             schlechtere Ergebnisse als jene Kinder, die nur Deutsch
                             sprechen.

vgl. Breit, S./Bruneforth, M./Schreiner, C. (Hrsg.) (2016): Standardüberprüfung 2015. Deutsch/Lesen/Schreiben, 4. Schulstufe. Bundesergebnisbericht, S. 39
https://www.iqs.gv.at/_Resources/Persistent/0d879bba1b6fb81469e09bc99aab7e4916f88bef/BiSt_UE_D4_2015_Bundesergebnisbericht.pdf [12.03.2021]
1.1 Viele RisikoschülerInnen
                               28 % der GrundschülerInnen auf der 4. Schulstufe, die Deutsch als
                               Zweitsprache erwerben, zeigen die Lesekompetenzen von Stufe 1
                               nicht. Sie erreichen elementare Lernziele nicht. Diese SchülerInnen
                               haben Mühe mit den einfachsten Leseaufgaben.

                               Ihre persönliche und schulische Entwicklung sowie ihre Teilnahme
                               am gesellschaftlichen Leben sind dadurch ernsthaft gefährdet!

                               Etwa zwei Drittel aller Kinder auf der 4. Schulstufe, die Deutsch als
                               Zweitsprache erwerben, erreichen nicht alle Standards.
vgl. Breit, S./Bruneforth, M./Schreiner, C. (Hrsg.) (2016): Standardüberprüfung 2015. Deutsch/Lesen/Schreiben, 4. Schulstufe. Bundesergebnisbericht, S. 39
https://www.iqs.gv.at/_Resources/Persistent/0d879bba1b6fb81469e09bc99aab7e4916f88bef/BiSt_UE_D4_2015_Bundesergebnisbericht.pdf [12.03.2021]
1.2 Große Leistungsdifferenz
Im internationalen Vergleich (PIRLS) wird deutlich, dass
mehrsprachige Kinder in allen Vergleichsländern eine niedrigere
Lesekompetenz aufweisen als einsprachige.

Mit einer Leistungsdifferenz von 50 Punkten zählt Österreich
neben Bulgarien, der Slowakischen Republik und Slowenien
allerdings zu den Ländern mit dem größten Leistungsnachteil
mehrsprachiger Kinder. Selbst unter Kontrolle des kulturellen
Kapitals zeigt sich ein Leistungsabstand von 35 Punkten, der
mehr als einem Lernjahr entspricht.
vgl. Wallner-Paschon, C., Itzlinger-Bruneforth, U. & Schreiner, C. (Hrsg.) (2017): PIRLS 2016. Die
Lesekompetenz am Ende der Volksschule. Erste Ergebnisse. Graz: Leykam, S. 55-56.
https://www.iqs.gv.at/_Resources/Persistent/72fbeba6e55bfb402a7ee76c77e712d0c58e36da/PIRLS_2016_Er
ste_Ergebnisse_final_web.pdf [12.03.2021]
1.3 Murmelrunde (Übung 1)

Wie erklären Sie sich die statistisch schlechteren Leistungen
mehrsprachiger Grundschulkinder bei nationalen und
internationalen Lesekompetenz-Überprüfungen?
Sprechen Sie bitte mit Ihrem Sitznachbarn/Ihrer Sitznachbarin
über mögliche Gründe bzw. Ursachen!
1.4 Besondere Herausforderungen für
    mehrsprachige Kinder
•   Mehrsprachige LeserInnen sind oft bei der Förderung der
    Vorläuferfähigkeiten, bei der literalen Sozialisation und der
    Leseförderung im Familienverband benachteiligt (oft geringes
    kulturelles, ökonomisches u. soziales Kapital).
•   Kleinerer Wortschatz: Längere Fixationszeiten! Der Lesefluss wird
    verlangsamt bzw. unterbrochen, wenn Wörter nicht bekannt sind.
•   Grammatik
•   Mehrsprachige Kinder haben große Nachteile bei der
    Hypothesenbildung und der Selbstüberwachung bzw.
    Selbstkorrektur auf der Wortebene (Wortschatz, Betonung) und der
    Satzebene (Wortschatz, Betonung, Grammatik) sowie bei der
    Sinnentnahme auf der Wort-, Satz- und Textebene.
•   Mehrsprache Kinder haben oft Nachteile beim Nützen ihres Wissens
    über die Welt (Fachbegriffe, innere Bilder).

•   Kinder mit anderen Erstsprachen als Deutsch müssen beim
    Lesenlernen oft Laute neu erlernen, die in ihren Sprachen nicht
    vorkommen.
•   Kinder, die bereits in einer anderen Sprache alphabetisiert wurden,
    müssen
    − manchmal ein völlig neues Schriftsystem mit neuen Regeln
       erlernen (vgl. Arabisch, Persisch, Chinesisch,…);
    − manchmal einzelne Buchstaben, die in ihrem Schriftsystem nicht
       vorkommen, neu lernen;
    − manchmal bekannten Schriftzeichen andere Laute zuordnen;
1.5 Pädagogische Aufgabe -
   Leseförderung
• Es ist keine Zufall, dass mehrsprachige Kinder in der Regel
  schlechtere Leseleistungen erbringen als Kinder, die nur
  Deutsch sprechen.
• Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, müssen beim
  Lesenlernen erhebliche Herausforderungen meistern.
  Manchmal kommen auch noch Traumatisierungen oder
  Lernschwächen erschwerend hinzu.
• Systematische Lesefördermaßnahmen können ihnen dabei
  helfen, Lesekompetenz aufzubauen (Geduld!)
2. Verankerung der Leseförderung
•   Österreichischer Rahmenleseplan (ÖRLP)
    https://www.leseplan.at/cms_content/download/broschuere_2017.pdf
    [12.03.2021]
•   Unterrichtsprinzip Leseerziehung
    https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/prinz/leseerziehung
    .html [12.03.2021]
•   Grundsatzerlass Leseerziehung
    https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:87209ccd-88e7-412b-a688-
    dcce153cd4c4/2017_33_beilage.pdf [12.03.2021]
•   Volksschullehrplan
    https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:b89e56f6-7e9d-466d-9747-
    fa739d2d15e8/lp_vs_gesamt_14055.pdf [12.03.2021]
•   Lehrplan für Deutschförderklassen
    https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2018_II_230/BGB
    LA_2018_II_230.pdfsig [12.03.2021]
3. Ziel der Leseförderung: Lesekompetenz

                                      Prozessebene

                                      Subjektebene

                                      Soziale Ebene

aus Rosebrock, C. & Nix, D. (2017): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung.
Baltmannweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH, S. 15
3.1 Vom Zusammenspiel der Ebenen

•     Das 3-Ebenen-Modell hilft dabei,
      Lesefördermaßnahmen zu systematisieren, d. h. sie
      bestimmten Bereichen (Ebenen) zuzuordnen.
•     Alle drei Ebenen sind für die Lesekompetenz bedeutsam
      und daher zu fördern.
•     Die 3 Ebenen beeinflussen sich wechselseitig.

vgl. Rosebrock, C. & Nix, D. (2017): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung.
Baltmannweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH, S. 13 ff
3.2 Von der Gefahr des Teufelskreises

Die großen Herausforderungen, die viele mehrsprachige
Kinder beim Lesenlernen zu bewältigen haben, führen häufig
dazu, dass sie das Lesen als sehr anstrengend und – aufgrund
der oftmals beeinträchtigten Sinnentnahme – als wenig
lohnenswert wahrnehmen.

Das kann der Ausgangspunkt für einen Teufelskreis sein (vgl.
BIFIE, 2016, S. 11).
Von der Gefahr des Teufelskreises
                            Lesen als große Anstrengung
                                kaum Gratifikation

 kaum Steigerung der Lesegeläufigkeit
kaum Verbesserung der Sinnentnahme
                                                             geringe Lesemotivation
   langsamerer Aufbau von Wissen
     schwieriger werdende Texte

                               Vermeidung des Lesens
                            Selbstkonzept als NichtleserIn
3.3 Von der Chance des „Engelskreises“

                   Steigerung der Lesegeläufigkeit
                     Erwerb von Lesestrategien
                       Wortschatzerweiterung
                            Grammatik

                                               Reduktion der Anstrengung
                                            Verbesserung der Sinnentnahme
vermehrtes Lesen
                                                    Aufbau von Wissen
                                            Gratifikation (Spaß, Spannung, …)

                     gesteigerte Lesemotivation
                      Selbstkonzept als LeserIn

                                                                 vgl. BIFIE, 2016, S. 11
4. Phasen des Schriftspracherwerbs
                   1. Die logographische Phase (z.B. Logos erkennen)
                      Orientierung an spezifischen Merkmalen wie Schriftzug,
                      Wortlänge, graphischen Auffälligkeiten (in der Regel bereits vor
                      der Einschulung);
Zwei-Wege-Modell   2. Die alphabethische Phase (zusammenlautendes Lesen)
                      Phonologische Rekodierung (Phonem-Graphem-Zuordnung) als
                      zentrale Strategie, später auch die Zusammensetzung von
                      Silben;
                   3. Die orthographische Phase (lexikalisches Lesen)
                     Häufige Wörter werden nun in das orthographische
                     Lexikon eingetragen und auf einen Blick erlesen.
                    vgl. Fischer, U. & Gasteiger-Klicpera (2013): Prävention von Leseschwierigkeiten. Diagnose und Förderung im
                    Anfangsunterricht. In: Didaktik Deutsch. Jg. 18. H.35. S. 65f.
5. Lesefertigkeit - Erstleseunterricht
Lesen ist ein aktiver, hochkomplexer Vorgang der Sinnkonstruktion
mit zahlreichen Voraussetzungen:

•   Aufmerksamkeit
•   Differenzierungsfähigkeit (visuell, akustisch)
•   Gedächtnis
•   Wortschatz
•   Motivation
•   Wissen über die Welt,…

Das Gelingen des Leseprozesses ist vom Zusammenspiel
hierarchieniedriger (Lesefertigkeit, Leseflüssigkeit) und
hierarchiehoher Teilbereiche (Lesestrategien) abhängig. Alle
Bereiche sollten gezielt gefördert werden (vgl. BIFIE, 2016, S. 26).
5.1 Förderung von Vorläuferfähigkeiten

•   Schriftnähe – Vorlesen + Anschlusskommunikation, dialogisches
    Lesen
•   Übungen zur visuelle Gliederungs- und Merkfähigkeit
•   Übungen zur akustische Gliederungs- und Merkfähigkeit
    (Phonologische Bewusstheit: Abzählverse, Kinderreime,
    Klatschspiele,…)
•   Serialitätstraining (Perlen auffädeln, Muster stecken,…)
•   Arbeit am Wortschatz und am Satzbau
•   Aufbau von Wissen über die Welt
5.2 Arbeit auf der Lautebene –
   Phonologische Bewusstheit
Hinsichtlich der phonologischen Bewusstheit unterscheidet man
zwischen einer phonologischen Bewusstheit im weiteren und im
engeren Sinn.

im weiteren Sinn: Lauschen und Hören, Reimen,
Silbengliederung, Satz- und Wortgrenzen erkennen, Wortlängen
unterscheiden,...

im engeren Sinn: Anlautidentifikation, Lautanalyse und -synthese

                                                vgl. BIFIE, 2016, S. 22
Phonologische Bewussheit im weiteren Sinn fördern:

•   Allgemeine Hörübungen; z.B. Geräusche hören (draußen, in
    der Klasse), Orff-Instrumente erkennen, Instrumentenecho,
    Richtungshören, Stille Post,…
•   Organische Probleme (Hörminderung) ausschließen
•   Erkunden der lautlichen Struktur unserer Sprache
•   Bedeutungsebene und Lautstruktur von Wörtern
    unterscheiden lernen - Hinführen zur Lautebene
    − Welches Wort ist länger? Straße oder Regenwurm?
    − Welche Wörter reimen sich? Tisch, Fisch, Wasser?
    − Was hat „Auto“ am Anfang?
•   Lautieren („b“ – nicht „be“, „f“ nicht „ef“; Eltern-Info)
•   Mundstellung und Luftstrom beim Lautieren bewusst
    wahrnehmen (Handspiegel);
•   Abklären, welche Laute in den
    Erstsprachen der betreuten
    Kinder nicht vorkommen
    (siehe int. Anlauttabellen);
    Die Aussprache und das Hören dieser Laute müssen geübt
    werden; Lautschulung auch im MU: Vorteil: Bilder sind bekannt;
•   Reimpaare finden (Bildkarten - Bedeutung klären!): z. B. Haus-
    Maus, Tisch-Fisch,…; ev. auch als Memory
•   Reimverse mit Hilfe von Bildkarten ergänzen: z.B. Bücher stehen
    im Fach. – Wasser fließt im ______.
•   Reimtripel: 4 Karten werden angeboten, 3 Karten reimen sich,
    die nicht passende Karte muss identifiziert werden;
•   Anfangssilben-Paare finden und in Silben sprechen: z.B. Au/to-
    Au/ge, Re/gen-Re/gal,…
•   Silben ergänzen: Die Lehrperson sagt Fla/; Das Kind sucht die
    passende Bildkarte und ergänzt die fehlende Silbe (Fla/sche);
•   Endsilben erkennen: Die Lehrperson sagt /se; das Kind findet
    unter 3 Bildern das passende Bild und sagt z. B. A/mei/se;
•   Silbenschwingen: Wörter in Silben sprechen und den Arm
    schwingen (z.B. A/mei/se => 3 Bögen)
•   Silbenplättchen legen: unter die Bildkarte wird für jede Silbe
    ein Plättchen gelegt (z.B. Bie/ne => 2 Plättchen)
•   Silben klatschen: z.B. Me/lo/ne (3 x klatschen)
•   Wörter aus Silben bauen: Die Lehrperson sagt A/ (1 Sekunde
    Pause) mei/(Pause)/se; Das Kind sagt „Ameise“.
•   Unterscheidung Laut – Wort: Die Lehrperson spricht Laute
    oder Wörter; Die Kinder entscheiden, worum es sich handelt.
•   Unterscheidung Wort – Satz: wie oben; Wörter zählen: Die
    Lehrperson sagt einen Satz; Die Kinder legen für jedes Wort
    ein Plättchen und zählen dann die Wörter;
Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn fördern:

•   Laute identifizieren: Welches der Bilder hat ein „o“ im
    Namen? (z.B. Hose)
•   Anlaut identifizieren (Bildkarten): Ich sehe was, was du nicht
    siehst, und das beginnt mit „A“. (z.B. Apfel)
•   Arme heben: Die Lehrperson nennt einen Anlaut, der gesucht
    wird (z.B. F). Dann werden von der Lehrperson verschiedene
    Wörter genannt. Wenn ein Wort mit „F“ beginnt (z.B. Fisch),
    heben die Kinder den Arm.
•   Anlaute hamstern: Bildkarten liegen auf dem Tisch. Wenn das
    Kind den Anlaut einer Karte richtig benennt, darf es die Karte
    „hamstern“.
•   Stolperanlaut: 4 bekannte Bildkarten; 3 Karten haben den
    selben Anlaut. Eine Karte hat einen anderen Anlaut und muss
    identifiziert werden.
•   Endlaut erkennen: Die Lehrperson nennt einen Endlaut (z.B.
    o). Das Kind muss aus mehreren Bildkarten die richtige
    auswählen (z.B. Auto).
•   Gleich oder nicht gleich: Die Lehrperson nennt Wortpaare
    (Mandel-Mantel, Kinder-Kinder, wieder-Widder). Das Kind
    spricht nach und entscheidet.
•   Laute lokalisieren: Anfang – dazwischen – Ende;
•   Vokal lang oder kurz: Die Lehrperson sagt Brott oder Brot,
    Binne oder Biene,…
•   „Stummes“ sprechen: 4 bekannte Bildkarten liegen am Tisch.
    Die Lehrperson spricht „stumm“ ein Wort. Die Kinder
    erkennen das Wort nur anhand der Mundbewegungen.
vgl. Metze, W. (2012): Pepino. Aufgabenkartei. Sprachfördermaterialien für den Kindergarten und die
Grundschule. Berlin: Cornelsen

•     Erste Überprüfung (phonologische Bewusstheit,
      phonologisches Arbeitsgedächtnis) im Zuge der
      Schuleinschreibung!
      => Entwicklungsverlauf beobachten!
5.3 Phonem-Graphem-Zuordnung
•   Organische Probleme (Sehminderung) ausschließen!
•   Die Sinne bei der Buchstabenerarbeitung ansprechen; z.B.
    Buchstaben
    − ertasten (Fühlbuchstaben)
    − auf den Rücken schreiben/am Rücken spüren
    − im Sand schreiben/mit dem Schwamm schreiben
    − aus Plastilin formen
    − stempeln
    − im Setzkasten/in Zeitungen suchen
    − mit Steinen/Wolle legen
    − mit Stöpseln stecken
    − am Boden nachgehen/mit einem Auto nachfahren, …
•   Buchstaben „bunt machen“ (graphische Unterstützungen);
    z.B. d – rot, b – blau, ei – gelb,…
    nur so lange es gebraucht wird (Prinzip der minimalen Hilfe;
    Scaffolding);
•   Buchstaben-Blitzlesen (nur kurz zeigen)
•   Großbuchstaben und Kleinbuchstaben zuordnen
•   Buchstabenmemory (Groß- und Kleinbuchstabe finden und
    aussprechen)
•   Buchstabendomino
•   Buchstaben-„Dalli-Klick“
•   Buchstabenkarten nach Ansage in die Höhe heben
•   Beachtung von Mundstellung und Luftstrom

Bei Schwierigkeiten im Bereich der Laut-Buchstaben-Zuordnung:
• Unterstützung durch Lautgebärden
•   Anlauttabellen einsetzen; Vorsicht! Mehrsprachige Kinder
    können durch Anlauttabellen für deutschsprachige Kinder
    irritiert werden und benötigen ev. andere Anlauttabellen (vgl.
    Redaktionsteam Verlag an der Ruhr, 2016, S. 1-21)
•   Kinder, die bereits in einer anderen Sprache alphabetisierst
    wurden (Seiteneinsteiger), müssen eventuell
    − unser Schriftsystem (Lateinbuchstaben) gänzlich neu
         erlernen ; In der cyrillischen, chinesischen, persischen
         und arabischen Schrift werden etwa andere Schriftzeichen
         und zum Teil auch andere Leseregeln (z.B. Leserichtung)
         genützt.
    − einzelne Buchstaben und Buchstabenkombinationen neu
         lernen; Das „ß“ kommt z.B. in keiner anderen Sprache vor,
         „qu“ existiert in slawischen Sprachen und im türkischen
         Alphabet überhaupt nicht, „ä“ kommt im Türkischen nicht
vor, „ö“ und „ü“ fehlen in den slawischen Sprachen sowie
  im Englischen usw.;
− einzelnen Buchstaben eine andere Bedeutung zuweisen,
  als sie in der Erstsprache haben. Das „j“ wird etwa im
  Türkischen als stimmhaftes „sch“ gesprochen, „z“ wird im
  Türkischen und in B/K/S als stimmhaftes „s“ gesprochen
  usw.
   vgl. Nevyjel, E. (2011): Lesen auf Deutsch. Lehrerhandbuch. Wien: Lernen mit Pfiff, S. 1ff

BU8+ Überprüfung (1. Kl.): Sie soll ein zu rasches Fortschreiten
in der Erarbeitung der Buchstaben verhindern.
5.4 Zusammenlauten
•   Dehnsprechen: Zwei Buchstabenkarten; Den ersten
    Laut/Buchstaben ausgedehnt sprechen bis der zweite
    Laut/Buchstabe langsam herangeschoben und gesprochen wird;
    Den Vorgang mehrmals wiederholen und das Heranschieben des
    zweiten Lautes beschleunigen; Regelmäßig üben!
•   Buchstabenaufzug
•   Lautstreifen
•   Lesekrokodil/Leseschieber (Hypothesenbildung! Hier sind DaZ-
    Kinder benachteiligt!) Erfahrungsgemäß können manche Kinder
    trotz viel Übung lange nicht gut zusammenlauten und erlernen
    es dann oft gleichsam über Nacht! => Geduld haben!

BU8+ Überprüfung (ein-, zwei- und dreisilbige Pseudowörter lesen);
5.5 Silben und Morpheme lesen
•    Unser phonologisches Arbeitsgedächtnis (phonologische
     Schleife) kann im Schnitt nur max. 7 verschiedene Einheiten
     speichern (vgl. BIFIE, 2016, S. 23). Beim Segmentieren in Silben
     und Morpheme arbeitet die lesende Person auch schon mit
     größeren Einheiten als mit einzelnen Buchstaben. Das verkürzt
     die Verarbeitungszeit und erhöht die Dekodierfähigkeit.

•    Eine Silbe besteht aus einem oder mehreren Lauten. Die Silbe ist
     die kleinste Lautgruppe im natürlichen Sprechfluss. Die Silbe ist
     eine rein lautliche Einheit.
     z.B. A/mei/se, ver/lau/fen, wun/der/bar
•   Ein Morphem ist die kleinste Spracheinheit, die eine konstante
    Bedeutung oder grammatische Funktion hat.
    − Stammmorphem: Tische (Wortkern mit Bedeutung)
    − Flexionsmorphem: Tische (Endung mit Funktion)

•   Silbenschieber
•   Silbenstreifen
•   Silben-Clown (Drehscheiben)
•   Silbenteppich (Silben in Zeilen,
    Spalten und diagonal lesen)
•   Silbenpuzzle
•   Vorsilbentraining
•   Das Silben-Lese-Paket
    https://vs-material.wegerer.at/deutsch/d_lesen_silben.htm
•   Wortfamilien lesen (fahren, fährt, fahrbar, umfahren,…)
•   Häufige/schwierige Buchstabenkombinationen lesen
5.6 Arbeit auf der Wortebene
• Wortbedeutungen klären! Wortschatztruhe; Namenwörter mit
  Begleiter anbieten; Wandlexikon, themabezogene Wörterlisten
  (Hinführung zur Arbeit mit Wörterbüchern), mehrsprachige
  Wörterbücher, Internet, nachfragen,…
• Wörter durchgliedern
   − Wörter auf- und abbauen (Buchstaben/Silben) -
      Hypothesenbildung
   − Schachtelwörter
   − Purzelwörter
   − Lückenwörter (fehlende Buchstaben ergänzen)
   − ähnliche Wörter lesen
   − Unterschiede erkennen (Hose-Hase, Rauch-Raum,…)
   − Wörtern Wörterrahmen zuordnen (Geheimschriften)
• Sinnerfassung; Wort-Bild-Zuordnung
  (Arbeitstechniken: verbinden, ankreuzen,
  einkreisen, durchstreichen,…), Wörter malen,…
• Häufigkeitswörter trainieren
   − Häufigkeitswörter in der Tabelle lesen
      (Zeilen, Spalten)
   − Häufigkeitswörter-Bingo
   − Häufigkeitswörter-Karteikarten
   − Blitzlesen von Häufigkeitswörtern/Fliegenklatsche
• Bekannte Wörter verlängern (Blickspanne erweitern)
   Papier
   Papiertasche
   Papiertaschentuch
• Kleckswörter oder horizontal halbierte Wörter – Hypothesenbildung
• Kuckuckseier suchen – Hypothesenprüfung (Affe, Tiger, Peter, Zebra)
•   BU8+ (1. Kl.), Mai-Überprüfung (1. Kl.), ELFE (1-6), HAMLET (3-4)
5.7 Arbeit auf der Satzebene
•   Satz-Bild-Zuordnungen (z.B. Legematerial)
•   Bild-Satz-Zuordnung; Welche Sätze passen zu einem Bild?
•   Satzaussagen beurteilen; richtig – falsch (z.B. Klammerkarten)
•   Malaufträge lesen und ausführen
•   Arbeitsaufträge lesen und ausführen
•   Analogiesätze lesen (grammatische Strukturen)
•   Stolperwörter in Sätzen identifizieren
    (z.B. Peter war gestern und im Kino.)
•   Wörter in einen Lückensatz integrieren – Hypothesenbildung
    (aus vorgeschlagenen Wörtern auswählen/ohne vorgegebene
    Wörter)
•   Begonnene Sätze sinnvoll vervollständigen - Hypothesenbildung
    − mit Vorgaben; z.B. Satzblume, Satzrolle, Klappsätze, …
    − ohne Vorgaben

•   Satztürme lesen
    Peter liest.
    Peter liest im Garten.
    Peter liest im Garten die Zeitung.
•   Aussage-, Frage- und Aufforderungssätze betont lesen
•   Satzverknüpfungen besprechen (Beispiele)

•   Mai-Ü. (1.Kl.), Salzburger Lesescreening (ab. 2. Kl.), ELFE (1-6),
    HAMLET (3-4)
6. Leseflüssigkeit - Arbeit auf der
   Textebene
• Im Anschluss an den Erstleseunterricht (Lesefertigkeit) ist die
  Förderung der Leseflüssigkeit von großer Wichtigkeit (=>
  Energie für die Sinnentnahme).

6.1 Leseflüssigkeit - Begriffsklärung
• Leseflüssigkeit (= die „Brücke“ zur Sinnentnahme)
• Leseflüssigkeit ist die Fähigkeit, angemessen (1)schnell,
  (2)genau, (3)automatisiert und (4)sinngestaltend zu lesen.

vgl. Rosebrock,Nix, Riecmann & Gold, 2017, S. 15ff
− 1. Lesegeschwindigkeit; anzustreben ist eine
  Mindestgeschwindigkeit von ca. 100 Wörtern pro Minute
− 2. Lesegenauigkeit: Fehlerhaftes Lesen erschwert die
  Sinnentnahme; Erst wenn ca. 95 % eines Textes korrekt gelesen
  werden, kann er ohne Hilfe verstanden werden;
− 3. Automatisierung: Ein schnelles Erkennen der Wörter und ein
  schneller Zugriff auf die Wortbedeutung machen Ressourcen für die
  Sinnentnahme frei. => Müssen Häufigkeitswörter (und, am, …)
  zusammengelautet werden oder werden sie auf einen Blick erkannt?
   vgl. Roesbrock, Nix,Rieckmann, Gold, 2017, S. 57
− 4. Prosodische Segmentierungsfähigkeit
      Betontes bzw. sinngestaltendes Lesen mit Pausen (Satzzeichen); Das Wort-
      für-Wort-Lesen soll abgelöst werden durch das Zusammenziehen
      zusammengehörender Wörter.

•   Mit Hilfe eines Lautleseprotokolls können die Teilbereiche überprüft werden.
    => Grundlage für eine gezielte Förderung
6.2 Lautleseprotokoll
•   Ein Lautleseprotokoll gibt Auskunft über
    − die Lesegeschwindigkeit
    − die Lesegenauigkeit
    − den Automatisierungsgrad (vgl. Geschwindigkeit)
    − die prosodische Segmentierungsfähigkeit
•   Ablauf: Ein altersgemäßer Text wird vom Kind eine Minute lang laut
    vorgelesen; Die Lehrperson
    − zählt die pro Minute gelesenen Wörter (RW: 100/min);
    − markiert auf einer Textkopie nicht korrigierte, sinnverfälschende
         Lesefehler und stockend gelesene Wörter; Selbstkorrekturen gelten
         nicht als Fehler.
         (RW: 95 % der Wörter sollten korrekt sein; Nicht mehr als 5 Fehler bei
         100 gelesenen Wörtern)
− überprüft, ob Wort für Wort gelesen oder betont vorgelesen wird;

•   Lautleseprotokolle sollten regelmäßig erstellt werden, um den
    Lernfortschritt zu dokumentieren und den Kindern sichtbar zu
    machen (ev. auch Audio-Aufnahmen machen, Einverständnis
    der Eltern einholen).

    vgl. Rosebrock, Nix, Rieckmann, Gold, 2017, S. 83ff

Die Förderung der Leseflüssigkeit kann durch Lautleseverfahren
und Vielleseverfahren erfolgen.
6.3 Lautleseverfahren ≠ Reihumlesen
Abgrenzung vom Reihumlesen
Lautleseverfahren unterscheiden sich deutlich vom sogenannten
„Reihumlesen“, bei dem ein unbekannter Text von den Kindern
reihum vorgelesen wird.
Nachteile des „Reihumlesens“:
• Zu kurze Lesezeit pro Person („Time on task“);
• Der häufige LeserInnenwechsel und das oft zögerliche Lesen
    schwächerer LeserInnen erschwert die Erfassung des
    Gesamtzusammenhanges des Textes.
• Keine Vorbereitung des Textes;
• Kein wiederholtes Lesen des Textes (=> keine
    Verbesserungsmöglichkeit, kein Einüben von Satzstrukturen);
•     Die Vorträge der schwachen LeserInnen können hinsichtlich
      der prosodischen Segmentierung nicht als Vorbild dienen
      (keine Modellfunktion).
•     Schwächere LeserInnen könnten sich für einen fehlerhaften
      Vortrag schämen (Stigmatisierung).

Das „Reihumlesen“ hat sich im Hinblick auf die Steigerung der
Lesekompetenz als weitgehend wirkungslos erwiesen.
vgl. Rosebrock, Nix, Rieckmann & Gold, 2017, S. 23ff
6.4 Lautlesetandem
•   Das Lautlesetandem ist ein Lautleseverfahren mit empirisch
    nachgewiesener Wirksamkeit zur Steigerung der
    Leseflüssigkeit.
•   Beim Lautlesetandem werden Teilprozesse des Lesens
    beobachtbar bzw. überprüfbar.
•   Lautlesetandems können ab der 2. Schulstufe im Unterricht
    umgesetzt werden.
•   mindestens 6 – 8 Wochen lang; mindestens 3 mal pro Woche;
    15-20 Minuten pro Trainingseinheit
•   Alle Kinder der Klasse lesen gleichzeitig (mehr Lesezeit pro
    Kind).
•   Es arbeitet jeweils ein besser lesendes Kind mit einem
    schwächer lesenden Kind zusammen (kooperatives Lernen).
•   Die beiden Kinder sitzen nebeneinander und lesen zusammen
    (auf eins, zwei, drei) einen altersgemäßen Text halblaut vor.
•   Das besser lesende Kind führt den „Lesefinger“ im Text mit,
    passt seine Geschwindigkeit an das schlechter lesende Kind an
    und fungiert als Lesemodell (Betonung).
•   Bei Lesefehlern hat das schwächer lesende Kind ca.
    4 Sekunden Zeit, sich selbst zu korrigieren.
•   Passiert das nicht, korrigiert das besser lesende Kind, indem
    es das falsch gelesene Wort unterstreicht, ev. erklärt
    (Wortschatzarbeit!) und richtig vorliest. Das andere Kind
    wiederholt das Wort und beide beginnen noch einmal mit
    dem zuletzt gelesenen Satz (Monitoring).
•   Wenn das schwächer lesende Kind das Gefühl hat, keine Hilfe
    mehr zu benötigen, gibt es das „Alleine-Lesen-Zeichen“
    (Berührung am Arm) und liest bis zum nächsten, nicht selbst
    korrigierten Fehler alleine weiter (Scaffolding). Der
    „Lesefinger“ wir weiter mitgeführt.
•   Wird ein Lesefehler nicht selbst korrigiert, setzt wieder die
    ursprüngliche Routine ein.
•   Jeder Text wird mindestens viermal gelesen. Für jede
    Wiederholung wird ein Häkchen gemacht.
•   (Wiederholung: Einprägen von Häufigkeitswörtern und
    grammatischen Strukturen!)
•   Abschließend soll der Text der Lehrperson zur Kontrolle
    vorgelesen werden, ehe ein neuer Text bearbeitet wird.
•   Wichtig ist eine sorgsame Einführung der Routine (Analogie:
    Sportler-Trainer, Gleichwertigkeit der Rollen; Verbesserung
    durch Übung – Erfahrung der Selbstwirksamkeit).
•   Monatlich sollten die Fortschritte überprüft und die Tandems
    eventuell neu zusammengestellt werden.
•   Zur Steigerung der Motivation kann das Trainingsprogramm
    auch auf ein Produkt hin (z.B. Hörspiel, Lesetheater usw.)
    ausgerichtet werden.
•   Kinder, die schon eine sehr gute Leseflüssigkeit erreicht
    haben, sollten mit dem Erwerb von Lesestrategien beginnen.
    vgl. Rosebrock, Nix, Rieckmann & Gold, 2017, S. 97ff
•    Die Zusammensetzung der Tandems

Die Zusammensetzung der Tandems erfolgt mit Hilfe eines
Klassen-Rankings, das mittels Lautleseprotokollen, Lückentext-
Überprüfungen (Beispiel) oder mit dem SLS erstellt wird.

1. Max      8. Susi      Max liest mit Susi (Max ist Trainer, Susi Sportlerin)
2. Hanna    9. Angela    Hanna liest mit Angela
3. Jochen   10. Peter    Jochen liest mit Peter
4. Ella     11. Hans     Ella mit Hans
5. Anette   12. Martha   Anette …
6. Lisa     13. David
7. Sophie   14. Gisela

Möglich sind auch Kooperationen mit anderen (höheren)
Klassen, Lesepaten, Lehrpersonen und Eltern.
6.5 Textauswahl – Passung von Text
    und LeserIn
•   Texte können (bezogen auf ein Kind) auf 3 verschiedenen
    Niveaus angesiedelt sein:
    − Unabhängigkeitsniveau (selbständiges Erlesen ist möglich,
        100 Wörter/min, 95 % korrekt, richtige Betonung,
        Segmentierung)
    − Instruktionsniveau (mit Hilfe schaffbar)
    − Frustrationsniveau (Überforderung)
•   Die Übungstexte sollten herausfordernd aber nicht
    überfordernd sein (Instruktionsniveau; Länge ca. 200
    Wörter). Die Grenzziehung ist nicht immer leicht.
•   Wenn mehrere/alle Dimensionen (Geschwindigkeit, Fehler,
    Intonation, Sequenzierung) deutlich mangelhaft sind, ist der
    Text in der Regel zu schwierig. Überforderung sollte unbedingt
    vermieden werden!
    Schwache LeserInnen brauchen Erfolgserlebnisse!
•   Keine Scheu vor sehr einfachen Texten! - Oft macht es Sinn,
    Lesetexte der vorherigen Schulstufe zu nützen.
•   Zur Einschätzung/Überprüfung des Schwierigkeitsgrades eines
    Textes kann der Lix (Lesbarkeitsindex) herangezogen werden.
    https://www.psychometrica.de/lix.html
•   5-Finger-Test: Man schlägt ein Buch auf einer beliebigen Seite
    auf und beginnt zu lesen. Bei jedem nicht verstandenen Wort
    drückt man einen Finger auf die Seite.
Sind 5 Finger auf der Seite, ehe die Seite zu Ende gelesen
    wurde, ist der Text wahrscheinlich zu schwierig.
•   Es sollen unterschiedliche Textsorten (Sachtexte, Erzählungen,
    Gebrauchsanweisungen, Märchen,…) gelesen und erkannt
    werden können (Textsorten-Check).

    vgl. Rosebrock, Nix, Rieckmann & Gold, 2017, S.112ff
6.6 Texte gezielt vereinfachen (Übung 3)
•   Häufiges Problem: sprachliche Überforderung – inhaltliche
    Unterforderung
•   Sätze kürzen, Schachtelsätze auflösen;
•   Seltene bzw. lange Wörter durch kurze und häufige Wörter
    ersetzen (z.B. Auto statt Kraftfahrzeug)
•   Zeilenumbruch nach einer Sinneinheit – kurze Zeilen
    (sinngemäß zusammenhängende Wortgruppe =>
    Erleichterung der Intonation);
•   Text strukturieren (Absätze, Überschriften, …)
•   Am Text orientierte Illustrationen hinzufügen;
•   Texte (zum Thema) aus unteren Schulstufen verwenden
•   Manche Texte sind schon speziell für DaZ-SchülerInnen
    aufbereitet.
    vgl. Rosebrock, Nix, Rieckmann & Gold 2017, S. 77ff
6.7 Digitale Unterstützung
z. B. Microsoft Word online: Menüpunkt „Ansicht“ – Plastischer
Reader

Wählbar sind u.a.

• Schriftart, Schriftgröße, Abstand, Hintergrund, Silbentrennung,
  Anzeigen von Wortarten
• Zeilenfokus (eine Zeile, drei Zeilen)
• Übersetzung (wortweise, gesamtes Dokument) in viele Sprachen
  => Vorentlastung
• Vorlesefunktion
6.8 Vielleseverfahren
•    Vielleseverfahren zielen auf die Erhöhung des individuellen
     Lesepensums (z.B. freie Lesezeit während des Unterrichts).
•    Die Kinder sollten dafür hinreichend flüssig lesen können
     (Frustrationsgefahr). => „Buchreife“; durchschnittlich mit
     etwa 9 Jahren erreicht;
•    Selbst gewählte Literatur kann die Motivation steigern
     (Klassenbücherei, Bibliothek,…)
•    Keine unmittelbare Überprüfung der Leseaktivität bzw. des
     Leseprozesses;
•    Begleitung scheint sinnvoll (z.B. Fragen zum Text);
•    Die Wirksamkeit von Vielleseverfahren konnte bislang nicht
     eindeutig belegt werden und ist umstritten. Vielleseverfahren
     erreichen oft nur die lesestarken Kinder.
     vgl. Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, 2016, S. 11
7. Lesestrategien – Arbeit auf der
   Textebene
•   Lesestrategien zielen auf die hierarchiehöheren Prozesse des
    Leseverstehens bzw. ganz zentral auf die Sinnentnahme
    (Konstruktion eines „mentalen Modells“, Sinnkonstruktion)
•   Die Kinder sollten schon flüssig lesen können, wenn sie sich
    den Lesestrategien zuwenden (etwa ab dem Ende der 3.
    Grundschulklasse).
•   Lesestrategien müssen im Unterricht vermittelt und gezielt
    eingeübt werden.
•   Die Kinder sollen auch zur selbständigen Auswahl geeigneter
    Lesestrategien hingeführt werden.
•   Die Methode des „Lauten Denkens“, bei der die Lehrkraft als
    Modell fungiert, hat sich für die Vermittlung bewährt.
•   Die Lehrperson verbalisiert dabei, was ihr beim Lesen durch
    den Kopf geht und wie sie vorgeht, um den Sinn des Textes zu
    erfassen.
•   Die Strategien sollten zunächst gemeinsam umgesetzt bzw.
    geübt werden.
•   Strategiekarten, Strategie-Lesezeichen oder Strategiefächer
    (Lesepilot, Leselotse) können den Kindern beim Einsatz der
    Strategien helfen.
    https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesestrategien/
•   Man unterscheidet nach dem Anwendungszeitpunkt

    − Strategien vor dem Lesen
    − Strategien während des Lesens
    − Strategien nach dem Lesen
•   Vor dem Lesen

    − Über den Titel, die Überschrift bzw. die Illustrationen
      nachdenken: Vorwissen aktivieren, persönliche Bezüge
      zum Thema herstellen, Erwartungen bewusst machen;
    − Fragen an den Text stellen
    − Hypothesen bilden
    − Klappentext lesen
    − Den Text „überfliegen“; Überschriften und
      Inhaltsverzeichnis betrachten; Die Textsorte erkennen
    − Über den Autor recherchieren
    − Ev. vorentlasten; wichtige Wörter erklären
•   Während des Lesens

    − Wichtige Stellen und/oder nicht verstandene Stellen
      unterstreichen;
    − Verstehensinseln finden/Kontext nützen;
    − Den Text in Abschnitte gliedern und Überschriften finden;
    − Textabschnitte zusammenfassen;
    − “Kopfkino” (sich das Gelesene bildlich vorstellen);
    − ev. Randnotizen anfertigen;
•   Nach dem Lesen

    − Nicht verstandene Wortbedeutungen klären (Lexikon,
      Internet, nachfragen,…) und den Text noch einmal lesen;
    − Anschlusskommunikation; Den Inhalt des Textes
      zusammenfassend erzählen/beschreiben; Über den Inhalt
      diskutieren;
    − Ein Bild zum Text malen;
    − Den Text weiterführen /ein anderes Ende finden;
    − Nachdenken darüber, welche Lesestrategie bei dem Text
      besonders hilfreich war (Reflexion!);
       vgl. Rosebrock & Nix, 2017, S. 73 ff

•   IKM – D3 Lesen (3. Kl.), ELFE (1-6), HAMLET (3-4), Hernalser
    Lesetest (4. Kl), Lesekompetenz Check (4. Kl.)
8. Leseanimation
•   Leseanimierende Verfahren sollen zum Lesen verlocken und
    die familiäre Lesesozialisation unterstützen.
    − Vorlesen (auch mehrsprachig)
    − Leseecke, Bücherkiste, Klassenbibliothek
    − Buchvorstellungen (Referate)
    − Lesepass
    − Lesetagebuch
    − Lesekiste/Leserolle/LapBook
    − Bibliotheksbesuche
    − Autorenlesungen
    − Lesenächte
    − Antolin; Mini-Spatzenpost (1.)/Spatzenpost (2.)/Lux (3. u.
        4. Kl.) + Leserallye
− Lesepaten, Leseeltern,…
    − Mehrsprachiges Lesen (z.B. Trio, Amira, Papperlapapp,…)

•   Leseanimation alleine hilft leseschwachen Kindern nicht. Sie
    müssen zunächst ihre Lesetechnik und die Sinnentnahme
    verbessern, ehe sie die „Früchte“ des Lesens ernten können.

    vgl. Rosebrock & Nix, 2017, S. 111ff
Mehrsprachige Texte (Übung 4)
1. Suchen Sie bitte mit einem Partner/einer Partnerin ein
   mehrsprachiges Medium aus! Geben Sie den Titel und
   den Autor/die Autorin des Werkes an!
2. Welche Sprachen kommen in dem Werk vor?
3. Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie das Medium im
   Unterricht einsetzen könnten!
4. Erwarten Sie sich positive Effekte durch das Einbauen
   mehrsprachiger Literatur in den Unterricht?
   Wenn ja, welche?
9. Lehrwerkanalyse (Übung 5)
1. Geben Sie bitte den Autor/die Autorin, den Titel, das Erscheinungsjahr
   und den Verlag des Lehrwerkes an!
2. Auf welcher Ebene/auf welchen Ebenen (Vorläuferfähigkeiten,
   Lautebene, Laut-Buchstaben-Zuordnung, Wortebene, Satzebene,
   Textebene, Lesestrategien,.…) kann mit Hilfe des Lehrwerks
   Leseförderung betrieben werden?
3. Befinden sich in dem Lehrwerk Texte mit unterschiedlichen
   Schwierigkeitsgraden zur inneren Differenzierung? Wenn ja, inwiefern
   unterscheiden sich die Texte (Länge, sprachliche Qualität, Komplexität
   der Themen, …)?
4. Bietet das Lehrwerk Hilfen zum besseren Verständnis von Texten (z.B.
   Vorentlastung, Illustrationen, Textgliederung, Worterklärungen,
   Lesestrategien,…)? Wenn ja, welche?
5. Bietet das Lehrwerk Möglichkeiten zur Überprüfung/
   Selbstüberprüfung des Leseverstehens? Wenn ja, welche?
6.  Gibt es Anregungen zur Anschlusskommunikation bzw.
    Aufgabenstellungen, die an die Texte anknüpfen? Wenn ja, welche?
7. Werden in dem Lehrwerk verschiedene Textsorten (Erzählung,
    Märchen, Sachtext, ….) angeboten? Wenn ja, welche? Enthält das
    Lehrwerk Übungen, die dem Erkennen der Textsorten dienen?
8. Inwiefern wird in den Texten Bezug auf die Lebenswirklichkeit von
    Kindern, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, genommen?
9. Werden in dem Lehrwerk auch andere Erstsprachen als Deutsch
    aufgegriffen? Wenn ja, welche und in welcher Form?
10. Inwiefern bietet das Lehrwerk Ansatzpunkte für interkulturelle
    Bildung?
vgl. Niebuhr-Siebert, S. & Baake, H. (2014): Kinder mit Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule.
Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, S. 261-267.
Literaturverzeichnis
•   Barnieske, A. (2018): In Lautlesetandems die Leseflüssigkeit trainieren.
    Anleitung, Praxistipps und 40 Lesetexte auf 2 Niveaustufen für Klasse 3/4.
    Augsburg: Auer Verlag.
•   BIFIE (Hrsg.) (2016): Themenheft für den Kompetenzbereich „Lesen –
    Umgang mit Texten und Medien“. Deutsch, Lesen, Schreiben. Volksschule
    Grundstufe I + II. Graz: Leykam.
•   Breit, S./Bruneforth, M./Schreiner, C. (Hrsg.) (2016):
    Standardüberprüfung 2015. Deutsch/Lesen/Schreiben, 4. Schulstufe.
    Bundesergebnisbericht.
•   Fischer, U./Gasteiger-Klicpera, B. (2013): Prävention von
    Leseschwierigkeiten. Diagnose und Förderung im Anfangsunterricht. In:
    Didaktik Deutsch, Jg. 18. H. 35, S. 62-81.
•   Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
    (Hrsg.) (2016): Handreichung: Durchgängige Leseförderung. Überblick,
    Analysen und Handlungsempfehlungen. Köln: Bloch & Co GmbH.
•   Metze, W. (2012): Pepino. Aufgabenkartei. Sprachfördermaterialien für
    den Kindergarten und die Grundschule. Berlin: Cornelsen.
•   Nevyjel, E. (2011): Lesen auf Deutsch. Lehrerhandbuch. Wien: Lernen mit
    Pfiff.
•   Redaktionsteam Verlag an der Ruhr (2016): Internationale Anlauttabellen
    in 20 Sprachen. Anlautbild-Wortkarten für den DaZ-Unterricht. Mülheim
    an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.
•   Rosebrock, C./Nix, D. (2017): Grundlagen der Lesedidaktik und der
    systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider
    Verlag Hohengehren.
•   Rosebrock, C./Nix, D./Rieckmann, C./Gold, A. (2017): Leseflüssigkeit
    fördern. Lautleseverfahren für die Primar- und Sekundarstufe. Seelze:
    Klett, Kallmeyer.
•   Wallner-Paschon, C., Itzlinger-Bruneforth, U. & Schreiner, C. (Hrsg.)
    (2017): PIRLS 2016. Die Lesekompetenz am Ende der Volksschule. Erste
    Ergebnisse. Graz: Leykam.

    Kommentierte Literaturhinweise und Links zum Thema Leseförderung
    findet man in:
    BIFIE (Hrsg.) (2016): Themenheft für den Kompetenzbereich „Lesen –
    Umgang mit Texten und Medien“. Deutsch, Lesen, Schreiben. Volksschule
    Grundstufe I + II. Graz: Leykam, S. 157ff
    https://www.iqs.gv.at/_Resources/Persistent/00de9af76b678172f64b49d0cdc6406eed2d44
    8d/Themenheft_Lesen_Web.pdf [31.3.2021}
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