Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
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XXXIII. Jahreskongress Lied und Song Freitag, 21. bis Sonntag, 23. April 2023 Hochschule für Musik Karlsruhe Am Schloss Gottesaue 7 76131 Karlsuhe „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Friedrich Nietzsche www.bdg-online.org 1
Programm Pre-Kongress Workshops (je 2 FP) Freitag, 21. April 2023 Seite 10:00–11:30 Workshop I Körper, Klang und Stimme: Von der gesunden Faszienspannung zum 3D-Körperklang 8 MUTprobe1 (Limit: 30 Plätze) Divo Gitta Müller 10:00–11:30 Workshop II Offene Werkstatt Countertenöre (Limit: 30 Plätze) 9 Hörsaal (Schloss, EG) Prof. Martin Wölfel 10:00–11:30 Workshop III Circle Singing – Kreatives Singen mit Gruppen, Klassen, Chören (Limit: 20 Plätze) 10 Genuit Saal (Schloss, 2. OG) Petra Scheeser 10:00–11:30 Workshop IV Bausteine für den gesunden Unterhalt des Sängerkörpers (Limit: 20 Plätze) 11 kein Aufzug Fechtboden (Marstall, 2. OG) Maya Boog 12:00–13:30 Workshop I–IV Wiederholung 11:00/11:45/12:30 Besichtigung der „Horst-Günter-Bibliothek“ (nach Anmeldung) Kongress im MUT Wolfgang-Rihm-Forum: 14:00–15:00 Festlicher Kongressbeginn 12 Begrüßung durch Prof. Dr. Matthias Wiegandt Eröffnungsrede und musikalische Darbietungen, Prof. Hartmut Höll 15:00–15:10 Popduo: Luke und Tiara (Tiara Arpit und Luke Greenstone) 15:15–16:00 Eröffnungsrede Ohne Singen wäre das Leben ein Irrtum: Warum Singen zum Menschsein dazu gehört! 15 Prof. Dr. Eckart Altenmüller 16:00–16:30 Kaffeepause 16:30–17:20 Vortrag Durch Stimmbildung zur inneren Mitte finden. Balance und Synergie als Schlüssel zur 16 Gesangstechnik Dr. Barbara Hoos de Jokisch 17:30–18:15 Vortrag/ Lehrdemo. Erich Kästner und das Chanson Prof. Daniel Fueter, Clara Sophie Bertram und Freya Jung 18 18:15–18:45 Imbiss Nur für BDG-Mitglieder: 19:00 Mitgliederversammlung ca. 21:00 Sektempfang im Purino (Am Schloss Gottesaue 4) und geselliges Beisammensein Seite Samstag, 22. April 2023 09:00–10:00 Vortrag und Der BDG für Studierende: „Zukunftsperspektiven der Gesangspädagogen“ 20 Gesprächsrunde Sarah Behrendt 10:00–10:45 Vortrag mit Vorführung „Hohe Töne, scharf wie ein Schwert?“ Über das Singen und die Kampfkunst 21 Prof. Friedemann Röhlig 10:45–11:15 Kaffeepause 11:15-12:00 Lehrdemo. Was sagt der Klaviersatz? Das Lied aus pianistischer Sicht Prof. Matthias Alteheld 22 12:00–13:00 Vortrag Musicians Money Mindset – Vom Ton zum Lohn Eleonore Marguerrre 24 13:00–14:30 Imbiss 14:30-15:30 Komponistenstunde An der Quelle: Rihm über Rihm Prof. Dr. Wolfgang Rihm erarbeitet seine 26 Liedkompositionen mit Studierenden der Hochschule 15:30–16:30 Vortrag, Gespräch, Musik Die Singschule Cantus Juvenum Karlsruhe stellt sich vor 28 Hanno Müller-Brachmann und Jörg Wetzel 16:30-17:00 Kaffeepause 2
Seite 17:00-17:45 Vortrag La Mélodie et le texte Marie-Paule Hallard 30 17:50-18:30 Velte-Saal Live Your Song! – Praktische Übungen für einen ausdrucksstarken Gesang 31 Nikola Materne 18:35-18:55 Velte-Saal Singen wie Caruso Barbara Emilia Schedel 32 17:50-18:30 MUTprobe1 „Schöner und schöner schmückt sich der Plan“. Frühes romantisches Lied in 33 historischer Aufführungspraxis Bettina Pahn 18:35-18:55 MUTprobe1 Komponistinnen des Lieds – Josephine Lang und ihre Zeitgenossinnen der 34 Romantik Ute Ziemer 18:35-18:55 MUTprobe1 Schwingen, damit´s schwingt – Einblicke in das Konzept Schlaffhorst-Andersen 35 Tobias Schlosser 19:15-20:00 Pause 20:00-21:10 „Mister Pagliatch“ (Wolfgang-Rihm-Forum) Sonntag, 23. April 2023 09:00–09:40 Vortrag La mia canzone – Caruso und die populäre Musik seiner Zeit Prof. Dr. Thomas Seedorf 36 09:45–10:25 Vortrag Chor und Gesangspädagogik im Arbeitsfeld Schule Maximilian Stössel 37 10:30–11:10 Interaktives Warm-Up „Kennst du das Land, wo die Triolen blühen?“ Rhythmus in Klassik und Jazz – 39 ein Vergleich Prof. Esther Kaiser und Prof. Eleanor Forbes 11:10–11:30 Kaffeepause 11:30–13:00 Vortrag und Gespräch Hommage an Horst Günter Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson 40 13:00–13:30 Kaffee/Imbiss 13:30–15:00 Lehrdemo. „Hilfe! Wie unterrichte ich Belting“ – CCM Belting. Was wir wissen, wie es klingt, 42 was tun und cool down Dr. Teik Poi Tan 15:00 Ende des Kongresses – Gute Heimreise! Der Vorstand 2022 bis 2026 Präsidentin Nach Satzung § 9.2 (beratend) KS Prof. Brigitte Geller Vertreterin der studentischen Mitglieder Vizepräsident Amy Elizabeth Buttschardt Michael Müller-Kasztelan Vertreter der fördernden Mitglieder Schriftführer Prof. Dr. med. Philipp P. Caffier Mirko Meurer Kooptiert Schatzmeisterin Prof. Marilyn Schmiege Anja Günther Bettina Kerth Beisitzer:innen Jessica Pawlitzki Prof. Angela Nick Christian Janz Tobias Schlosser Zoya Zheleva-Kienitz Ute Ziemer 3
Grußwort des Rektors der Hochschule für Musik Karlsruhe Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer, ein herzliches Willkommen an der Hochschule für Musik Karlsruhe, einer exzellenten Ausbildungseinrichtung, die ihre Studierenden mit höchstem Qualitätsanspruch auf Berufe im Bereich von Kunst, Wissenschaft, Pädagogik und Musikjournalismus vorbereitet, sich aber auch auf gesellschaftliche Fragen einlässt und den Wandel des Kulturlebens reflektiert. Zu ihren jüngsten Errungenschaften gehört die Horst-Günter-Bibliothek mit ihren 3000 Bänden aus vier Jahrhunderten zu Gesang und Gesangspädagogik. Für die Vermittlung dieses Schatzes ist die Hochschule dem Bariton Thomas Hampson zu besonderem Dank verpflichtet. Sie versammeln sich hier, um sich auszutauschen, um den unerfragten oder erneut zu würdigenden Geheimnissen des Liedes bzw. Songs gemeinschaftlich nachzuspüren. Vom mithorchend hervorgebrachten Einzelton über die angesungene Tonfolge bis zur vollends artikulierten und phrasierten Melodie und ihrer Einbettung in das durchgestaltete und aufgeführte Lied in seinen genre- und kulturtranszendierenden Spielarten reicht das Feld, dem Sie sich an drei Tagen widmen werden. Workshops, Experimente, Vorträge und künstlerische Präsentationen wechseln mit Diskussionsrunden und aktiven Pausen. Im Namen der Hochschulleitung wünsche ich Ihnen gesellige, erlebnis- und erkenntnisreiche Tage, an die Sie sich später gerne erinnern werden. Dr. Matthias Wiegandt 4
Grußwort der Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Gesangspädagogen Liebe Freunde des Gesangs! Die Tragödie und die Komödie haben gemeinsam als zweiten Teil des Wortes die Ode (altgriechisch ᾠδή), was Gesang oder auch Lied bedeutet. Vor 2500 Jahren gingen Menschen ins Theater, um Gesang zu hören. Ich bin sicher, dass sie auch selbst gesungen haben, mal allein, mal mit Freunden oder in Gruppen und Vereinigungen. Was und wie sie gesungen haben, weiß ich nicht. Seitdem hat sich viel verändert. Man hat gelernt, Texte und Noten aufzuschreiben und zu vervielfältigen, Lieder auf Tonträger aufzunehmen und weiterzugeben. Ein Streaming-Dienst bietet 100.000.000 Lieder; bei einer durchschnittlichen Dauer von 3 Minuten pro Lied sind das etwa 570 Jahre Musik ohne Pause. Eine Auswahl ist nötig! Was ist meine, was Ihre Wahl? Wir haben den Kongress Lied und Song genannt und meinen natürlich auch Sang, Laul, Chanson, Lagu, Canzone, Dziesma, Daina, Píseň, Música, Cântec, Pesem, Canción, Şarkı und viele, viele mehr. Es wird in vielen Sprachen und in vielen Stilen gesungen. Wir können Gesang in Theatern, Konzerthäusern, Bars, Schulen, Kirchen hören. In einer Veröffentlichung des Deutschen Musikrats von 2021 wird mitgeteilt, dass in Deutschland knapp 20 Prozent der Menschen über 5 Jahre aktiv Musik machen, das sind knapp 15 Millionen Amateurmusizierende, und dass davon 40 Prozent singen. Dass wären etwa 6 Millionen aktive Sänger und Sängerinnen und mehr als 4.500 auf jeden der im BDG organisierten etwa 1.300 Gesanglehrenden. Da warten noch große Aufgaben auf uns! Ich bin sicher, dass Sie nach diesem Kongress diese Aufgaben noch besser bewältigen können, und wünsche uns allen nicht nur viele Erkenntnisse, sondern auch viel Spaß! Ihre Präsidentin KS Prof. Brigitte Geller 5
Freitag, 21. April 2023 10:00–11:30, 12:00–13:30 Workshop I MUTprobe1 Körper, Klang und Stimme: Von der gesunden Faszienspannung zum 3D-Körperklang Divo Gitta Müller Ob Sie nun Arien schmettern, vor sich hin trällern oder einen einheitlichen Chorklang erzeugen wollen, das harmonische Gestimmt-Sein des muskulären Bindegewebes – der Faszien – bildet eine grundlegende Voraussetzung für Stimmgenuss. In diesem Miniworkshop orientieren wir uns an dem Tensegrity-Konzept als einem kollagenen Spannungsnetzwerk, das dreidimensional und weiträumig Spannung überträgt. Für die Stimme sind zusätzlich zu den faszialen Aspekten des Zwerchfells die drei funktionellen Faszienketten des Beckenbodens und die Rückenfaszie von unmittelbarer Bedeutung. Sind diese ausgewogen, entsteht aus dieser Wohlspannung räumlich-resonanter Körperklang. Im Fokus der praktischen Anwendung stehen Elemente aus dem Faszientraining wie die elastische Rückfederung zur Steigerung der belastbaren Widerstandskraft, die langkettigen Dehnungen zur Förderung der flexiblen Geschmeidigkeit sowie Hinweise für die Regeneration und Rehydration von Kollagengewebe. Freuen Sie sich auf ein funktionelles Stimmtraining, bei dem bekannt-bewährte Aspekte neu beleuchtet und um die Komponente Faszie ergänzt werden! Bewegungsfreundliche Kleidung und ein Handtuch (50 x 100 cm) werden empfohlen. Divo Gitta Müller Die Münchner Körpertherapeutin ist eine Pionierin neuer Bewegungs- programme. Sie ist bekannt über Publikationen und DVDs sowie Funk und Fernsehen und eine gefragte Referentin im In- und Ausland. Zusammen mit der Fascia Research Group der Technischen Universität München, dem Anatomischen Institut der Universität Leipzig und einem internationalen Team an Sportwissenschaftler:innen und Körpertherapeut:innen ist sie seit 2009 federführend an der Entwicklung von Faszien-Trainingsprogrammen beteiligt. Vor diesem Hintergrund hat Divo in den letzten Jahren gemeinsam mit Dr. Robert Schleip ein Weiterbildungskonzept zum faszialen Beckenboden in Training und Therapie entwickelt, bei dem die funktionelle Verbindung zu Atem und Stimme einen wesentlichen Bestandteil darstellt. 8
Freitag, 21. April 2023 10:00–11:30, 12:00–13:30 Workshop II Hörsaal Offene Werkstatt Countertenöre Prof. Martin Wölfel Aus dem Opern- und Konzertbetrieb ist er seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken – der Countertenor. Für das Publikum hat dieser Klang, der so weit von der Sprechstimme des Sängers entfernt ist und der für viele kaum mit der äußeren Erscheinung eines erwachsenen Mannes zusammenzubringen ist, noch immer einen besonderen Reiz. Längst ist die Ausbildung der Countertenorstimme keine Arbeit mehr ausschließlich für Spezialist:innen an den Musikhochschulen. Altisten, Mezzosopranisten und Sopranisten sind im nichtprofessionellen Ausbildungsbereich angekommen. Und obwohl dem so ist, treffe ich bei vielen Kolleg:innen nach wie vor auf Berührungsängste, dieses Stimmfach zu unterrichten. Ist die Technik völlig verschieden von anderen Stimmen? Wie bildet man eine solche Stimme aus? Wo liegen die Fallstricke? Wie behandle ich Passaggi? Welches Repertoire bietet sich an? Gibt es innerhalb der Countertenorstimmen verschiedene Stimmfächer? In einer Lehrdemonstration werden wir jenseits von Fragen der historisch informierten Aufführungspraxis versuchen, uns diesem Thema ganz praktisch zu nähern. Gerne komme ich mit Ihnen über Ihre Fragen in einen kollegialen Austausch. Prof. Martin Wölfel Martin Wölfel wurde in Potsdam geboren, wo er auch aufwuchs, seine erste musikalische Ausbildung erhielt und erste Erfahrungen auf der Bühne und vor der Kamera machte. Nach seinem anfänglichen Wunsch, Schauspieler zu werden (er hatte für 1990 eine Zulassung für die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin), zog es ihn doch zur Musik und er nahm 1990 ein Gesangsstudium in Dresden auf, das er mit einem Meisterklassenstudium bei Margret Trappe- Wiel beendete. Nach vergeblichen Versuchen im Tenorfach fand er 1993 seine Bestimmung als Countertenor. Seitdem führte ihn sein Weg an die Staatsopern von Berlin, Hamburg und Dresden, die Deutsche Oper Berlin, die Komische Oper Berlin, die Opéra National de Paris, das Teatro Colón Buenos Aires, die Korean National Opera Seoul, die Welsh National Opera, das Royal Opera House Covent Garden, die Norske Opera Oslo, das Theater Basel und die Oper Frankfurt. Als Konzertsänger tourte er u. a. mit dem Gewandhausorchester Leipzig und der Academy of St. Martin in the Fields, trat in Tokio, Osaka, Toulouse, Cairo, Athen, Barcelona, Valencia und Amsterdam auf. Zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen dokumentieren seine Arbeit. Seit 2007 unterrichtet er an der Folkwang Universität der Künste in Essen, wo er 2017 auf eine Professur berufen wurde, und gibt seine Erfahrung in Workshops und Meisterklassen weiter (Kronenburg Classes, Conservatoire de Lille, Conservatorio Superior de Música da Coruña, Internationales Opernstudio Frankfurt). 2020 und 2021 war er als Dozent beim Gesangspädagogischen Zertifikat (GPZ) des BDG tätig. Seit 2020 ist er Vocal Adviser an der International Opera Academy Ghent. www.martin-woelfel.de | www.kronenburg-classes.de 9
Freitag, 21. April 2023 10:00–11:30, 12:00–13:30 Workshop III Genuit Saal Circle Singing – Kreatives Singen mit Gruppen, Klassen und Chören Petra Scheeser Zusammen zu singen und improvisieren ist ein wundervolles musikalisches Erlebnis. In der Kreisformation entstehen einzigartige Klänge und Patterns. Man lernt, Melodien abzunehmen, Harmonien zu singen und eine Stimme gegen andere Stimmen zu halten, aber auch eigene Melodien zu erfinden und mit den anderen zu teilen. Mouthpercussion und rhythmische Loops geben dem Ganzen einen groovigen Unterbau. Die Teilnehmer:innen sind mit ihrer Stimme Teil des Klangs, können aber auch hervortreten und solistisch improvisieren. Jede Stimmfarbe ist willkommen. Die Teilnehmer:innen werden sicherer im Umgang mit ihrer Stimme und lernen, wie man eine Gruppe durch Körpersprache leitet. Bei regelmäßiger Wiederholung erwerben die Teilnehmer:innen spielerisch musikalische Kompetenzen wie Zuhören, mehrstimmig Singen, Rhythmus und Stimme Halten, Intonation etc. Circle Singing fördert Konzentration, Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen. Circle Singing ist so alt wie die Menschheit, aber Bobby McFerrin hat diese Art zu musizieren mit seinem Vokalensemble Voicestra zu einer angesehenen Kunstform erhoben, die in den Konzertsälen der Welt zuhause ist. Petra Scheeser Dozentin für Popgesang und Songwriting an der Popakademie Mannheim seit 2005 und an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl seit 1998 – zweimal zweiter Platz beim Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland mit WIND – Studiosängerin für internationale TV- und Filmproduktionen wie Die Eiskönigin 1 und 2, Tinkerbell, Phineas and Ferb, Hannah Montana, Trolls, Die Schöne und das Biest, Aladdin, König der Löwen, Ugly Dolls, Cats, Schmigadoon, Vivo, Matilda, … – Deutsche Animé- Stimme für Pokémon, Digimon, Dragonball Z, Detective Conan, Winx, YuGiOh!, One Piece, … Mit ihrem Duo-Projekt PAO singt sie deutschen Jazz-Pop, moderne Jazzarrangements mit der HARD DAYS NIGHT BIG BAND, mit JACUZZI urbanen Funk und mit TREEO widmet sie sich der Musik von Michael Jackson. 2021/22 war sie als Backgroundsängerin mit dem britischen Weltstar JOSS STONE auf Tour. Die Links zum monatlichen Online-Kultursalon mit Oliver Hahn und interessanten Gästen findet man unter www.cometomyhouse.de. Sie hat ihre Unterrichtsmethode in Form einer zweibändigen Vocal-School („SING!“) bei Schott Music veröffentlicht. www.petrascheeser.com 10
Freitag, 21. April 2023 10:00–11:30, 12:00–13:30 Workshop IV Fechtboden Bausteine für den gesunden Unterhalt des Sängerkörpers Maya Boog Dieser Workshop ist praxisbezogen und richtet sich an alle, die gerne sich selber und ihrem Instrument noch intensiver auf die Spur kommen möchten. Er ist genreunabhängig und richtet sich sowohl an Sänger:innen des klassischen wie auch des populären Stils. Ich vermittle mein Wissen und meine Erfahrung als selbst aktive, international tätige Opern- und Konzertsängerin, als ausgebildete Yogalehrerin, Thai-Yoga-Massagetherapeutin und als biodynamische Craniosacral-Therapeutin. In mittlerweile vierzig Berufsjahren habe ich auf Basis meines eigenen Singens und meiner Ausbildungen Strategien für den organischen, holistischen „Unterhalt“ meines Instruments entwickelt, die praxisbezogen und ohne viele „Props“ überall leicht umsetzbar sind und mich in die Lage versetzen, mein Instrument auf den vielen Reisen auf allen Ebenen in Schuss zu halten und zu pflegen. Maya Boog Die Schweizer Sopranistin sang u. a. am Opernhaus Zürich, am Grand Théâtre de Genève, am New National Theatre Tokyo, an der Volksoper Wien, an der Komischen Oper Berlin, an der Opéra Berlioz in Montpellier, an der Prager Staatsoper Partien wie Violetta, Gilda, Marguerite, Poppea, Pamina, Mimì, Susanna , Contessa etc. sowie bei Festivals wie den Bregenzer Festspielen, Mozartwochen Salzburg, beim Menuhin Festival Gstaad, dem Festival Radio France, dem Kissinger Sommer, dem Lehar Festival Bad Ischl und weiteren mehr. Als gefragte Lied- und Konzertsängerin gastierte sie in bedeutenden Musikzentren wie ua. den Philharmonien Berlin und Köln, der Tonhalle Zürich, im Casino Basel, Wiener Musikverein, in der Liederhalle Stuttgart und in der Federation Concert Hall in Hobart. Von 2001 bis 2009 gehörte sie zum Opernensemble des Theater Basel und war seither wiederholt in großen Partien dort zu Gast, so z.B. als Susanna, als Calisto, als Asteria in Glucks «Telemaco» in Coproduktion mit den Schwetzinger SWR Festspielen, als Ginevra in Händels «Ariodante»,als Manon in Massenets gleichnamiger Oper, sowie als Antonia in „Les contes d’Hoffmann“. Ende 2009 verkörperte sie die Mimì in der erfolgreichen Live-Produktion «La Bohème im Hochhaus» des Schweizer Fernsehen SRF und ARTE. Schon seit vielen Jahren ist sie fasziniert vom Körper in all seinen Facetten und befasst sich intensiv mit dem Gesamtsystem Mensch, ist ausgebildete Yogalehrerin, Thai-Yoga Massagetherapeutin und seit Juni 22 diplomierte biodynamische Craniosacraltherapeutin. An der Zürcher Hochschule der Künste war sie als Dozentin für „Sängerische Körperschulung“ dafür zuständig, junge Singende auf unterschiedliche Art und Weise mit ihrem Instrument Körper vertraut zu machen und damit eine optimale Basis zu schaffen für ein befreites ureigenes Singen. Sie arbeitet in eigenem Atelier und begleitet hauptsächlich SängerInnen und andere MusikerInnen auf ihrem Weg der Entfaltung. 11
Freitag, 21. April 2023 14:00–15:00 Kongresseröffnung MUT Wolfgang-Rihm-Forum Kongresseröffnung Begrüßung Prof. Dr. Matthias Wiegandt KS Prof. Brigitte Geller, BDG-Präsidentin Eröffnungsrede und musikalische Darbietungen Prof. Hartmut Höll Popduo: Luke und Tiara Tiara Arpit und Luke Greenstone Prolog zur Eröffnungsrede von Prof. Hartmut Höll Prof. Markus Hadulla Gerne erinnere ich mich an die erste Begegnung mit meinem langjährigen Mentor und Lehrer Hartmut Höll. Das erste Stück der Dichterliebe erarbeitend, verlangte er den ersten Ton mit dem zweiten zu färben. Eine für mich damals nicht nur technisch anspruchsvolle, sondern auch in Denkweise und Vorstellungskraft neuartige Aufgabe. Im Nachhinein verdeutlicht mir seine Aufforderung ein Prinzip, wenn nicht gar eine ganze Weltanschauung, Töne und Klänge in Beziehung zueinander zu setzen und dadurch das Geflecht eines Ganzen zu ergründen. In der Verflechtung einzelner Elementen das Ganze darzustellen, setzt der realen Welt in der Kunst den Spiegel vor. Das Geflecht der Beziehungen zwischen Kunst und Leben zu ergründen, bleibt lebenslange Aufgabe eines Künstlers und einer Künstlerin. Kaum jemand ist besser für solch eine Erörterung vorstellbar als Hartmut Höll, der virtuos in beiden Welten erfolgreich beheimatet ist. So gründet seine Biografie außer auf seinem Künstlertum als Liedpianist ebenso auf pädagogischer und politischer Arbeit in Ämtern, wie dem des prägenden Künstlerischen Leiters der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart und als Professor und Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe. „Was heutzutage wichtig ist …“ lautet das Thema seines Vortrags. Prof. Markus Hadulla (ehemals Student von Prof. Hartmut Höll, heute selbst Professor für Lied und Klaviervokalbegleitung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) 12
Prof. Hartmut Höll Klangsinn, Sensibilität und das Vermögen, „hinter“ den Tönen zu denken, Atmosphäre zu schaffen, Empfindungen im timbrierten Klang unmittelbar erleben zu lassen, zeichnen das Spiel Hartmut Hölls aus. Seit Jahrzehnten gehört Hartmut Höll zu den gefragten Klavierpartnern. Dabei weiß er um den Wert kammermusikalischer Zusammenarbeit und ist klug genug, langjährige Partnerschaften zu pflegen. Von 1982 bis 1992 war er Partner von Dietrich Fischer-Dieskau. Liederabende bei den Salzburger Festspielen, den Festivals von Edinburgh, Florenz, München, Berlin und Toyko, in der New Yorker Carnegie Hall begründeten die viel gerühmte Zusammenarbeit. Seit mehr nun als zwei Jahrzehnten begleitet er Renée Fleming bei Konzerten in Europa, Australien, Asien und den USA. Über vier Jahrzehnte war er im Liedduo Mitsuko Shirai verbunden. Beide haben mit weltweiten Konzerten und CDs Maßstäbe der Liedinterpretation gesetzt. Hartmut Hölls Sängerpartner:innen sind oder waren auch Christoph Prégardien, Thomas Hampson, Stella Doufexis, Wolfgang Holzmair, Christiane Libor, Christian Elsner, Roman Trekel, Urszula Kryger, Jadwiga Rappé, Changyong Liao, Zheng Zhou, Josef Protschka, Yvonne Naef, Jochen Kowalski, Hermann Prey, Peter Schreier. Hartmut Hölls besonderes Interesse gilt auch der jungen Generation: der Sopranistin Theresa Pilsl, der Mezzosopranistin Yajie Zhang, dem Tenor Ilker Arcayürek, dem Bariton Aeneas Humm. Kammermusikpartner:innen waren Tabea Zimmermann, Eduard Brunner, Jörg Widmann, Gervase de Peyer, Sabine Meyer u.a. Rund sechzig CD-Produktione liegen vor und repräsentieren ein überaus vielfältiges und breit gestreutes Repertoire. Viele dieser Einspielungen wurden international ausgezeichnet (Diapason d’Or, Preis der Deutschen Schallplattenkritik u.a.). Als Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe ist Hartmut Höll nach früheren Professuren in Frankfurt und Köln der jungen Künstlergeneration eng verbunden. Von Oktober 2007 bis Ende September 2022 war Hartmut Höll als Rektor für die Hochschule für Musik Karlsruhe verantwortlich. Gesungenes Programm (sehen Sie bitte auf Seite 14) 13
Lieder und Ensembles Studierende der Liedklasse von Robert Schumann (1810-1856) Dr.h.c. Mitsuko Shirai und Hartmut Höll: aus: Spanisches Liederspiel op. 74,3 Yue Wang, Sopran Dereinst, Gedanke mein (Emanuel Geibel) Yajie Zhang, Mezzosopran Yue Wang, Yajie Zhang, Gautier Michel Cheng Li, Tenor Gabriel Rollinso, Bariton Robert Schumann (1810-1856) Gautier Michel und Yuriko Watanabe, Klavier aus: Spanische Liebeslieder op. 138,9 Blaue Augen hat das Mädchen (Emanuel Geibel) Johannes Brahms (1833-1897) Cheng Li, Gabriel Rollinson, Gautier Michel, aus: Liebesliederwalzer op. 52 Yuriko Watanabe Nachtigall, sie singt so schön (Georg Friedrich Daumer) Johannes Brahms (1833-18997) Yue Wang, Yajie Zhang, Cheng Li, Gabriel Dämmerung senkte sich von oben op. 59,1 Rollinson, Yuriko Watanabe, Hartmut Höll (Johann Wolfgang von Goethe) Franz Schubert (1797-1828) Claude Debussy (1862-1918) Der Schmetterling (Friedrich von Schlegel) Romance (Paul Bourget) Der Blumenbrief (Aloys Wilhelm Schreiber) Lied der Delphine (Christian Wilhelm von Schütz) Gustav Mahler (1860-1911) Yue Wang, Gautier Michel aus: Lieder eines fahrenden Gesellen (Gustav Mahler) Roger Quilter (1877-1953) Ging heut‘ Morgen über’s Feld Three Shakespeare Songs op. 6 Yajie Zhang, Yuriko Watanabe (William Shakespeare) Come away, Death Johannes Brahms (1833-1897) O Mistress mine aus: Liebesliederwalzer op. 52 Blow, blow, thou winter wind Es bebet das Gesträuche Gabriel Rollinson, Yuriko Watanabe (Georg Friedrich Daumer) Yue Wang, Yajie Zhang, Cheng Li, Gabriel Robert Schumann (1810-1856) Rollinson, Yuriko Watanabe, Gautier Michel Aus: Minnespiel op. 101,3 Ich bin dein Baum (Friedrich Rückert) Yajie Zhang, Gabriel Rollinson, Hartmut Höll Joaquín Turina (1882-1949) Poema en forma de canciones op.19 (Ramòn Maria de las Mercedes de Campoamor y Campoosorio) Nunca olvida Los dos miedos Las locas por amor Cheng Li, Gautier Michel 14
Freitag, 21. April 2023 15:15-16:00 Eröffnungsrede MUT Wolfgang-Rihm-Forum Ohne Singen wäre das Leben ein Irrtum: Warum Singen zum Menschsein dazu gehört! Prof. Dr. Eckart Altenmüller Singen und Instrumentalmusik spielen seit Jahrzehntausenden in allen Kulturen eine wichtige Rolle: Mit Singen werden mächtige Emotionen erzeugt, soziale Bindungen vertieft und organisiert und sogar therapeutische Ziele erreicht. Gerade die Stimme vereinigt magische Elemente, uralte kollektive Erfahrungen und höchst lebendige Eigenschaften voll neuer Klänge. Unsere Emotionen beim Hören von Gesang hängen stark von Lernprozessen ab und können durch Wissen und Kennen vertieft werden. Starke Emotionen, die zu einem „Gänsehauterlebnis“ führen, treten z. B. häufiger auf, wenn musikalische Strukturparameter erkannt werden. Besonders wirkungsvoll sind dabei überraschende Momente mit Verletzungen der musikalischen Erwartung, aber auch Informationen zum Hintergrund einer Komposition können die Wirkung vertiefen. In dem Vortrag werden evolutionäre, musikpsychologische und hirnphysiologische Befunde zu den Wirkungen des Singens vorgestellt. Die hirnphysiologischen Grundlagen des Singens werden an Beispielen erläutert und ein Bezug zur Entwicklungsgeschichte des Menschen und zur Rolle der Musik im „Überlebenskampf“ hergestellt. Unser Modell geht davon aus, dass die emotionale Wirkung von Stimme und Musik mehrere evolutionäre Grundlagen hat. Zum einen ist sie auf einem allen Säugetieren gemeinsamen Code affektiver Lautäußerungen (Schmerzensschreie, Wimmern, Seufzen) begründet, zum anderen ist sie als „Erfindung“ des Menschen vor einigen hunderttausend Jahren ausdifferenziert worden, wobei vermutlich der parallel verlaufende Spracherwerb hier eine wichtige Rolle spielte. Prof. Dr. Eckart Altenmüller Eckart Altenmüller, geboren in Rottweil am Neckar erhielt seinen ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren und Flötenunterricht mit sieben Jahren. Nach dem Medizinstudium in Tübingen, Paris und Freiburg und dem zeitgleichen Musikstudium an der Musikhochschule Freiburg promovierte er 1983 und legte 1985 die künstlerische Abschlussprüfung im Fach Querflöte (Klassen Aurèle Nicolet, André Jaunet und William Bennett) ab. Seither geht er einer Konzerttätigkeit als Kammermusiker und Solist im In- und Ausland nach und entwickelte verschiedene Formate für Gesprächskonzerte. Von 1985 bis 1994 absolvierte Prof. Altenmüller an der Universität Tübingen die Facharztzeit für Neurologie und habilitierte sich 1992 im Fach Neurologie. Seit 1994 ist er Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Im Jahr 2005 wurde er zum Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften ernannt. Im Jahr 2013 erhielt er den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen. Seit 2015 ist er Vizepräsident der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Wissenschaftlich befasst er sich mit den hirnphysiologischen Grundlagen des Singens und Musizierens, mit der Musikwahrnehmung und der emotionalen Verarbeitung von Musik. 15
Freitag, 21. April 2023 16:30–17:20 Vortrag MUT Wolfgang-Rihm-Forum Durch Stimmbildung zur inneren Mitte finden. Balance und Synergie als Schlüssel zur Gesangstechnik Dr. Barbara Hoos de Jokisch Eine musikalisch und künstlerisch vielseitig einsetzbare Gesangsstimme fällt selten fertig vom Himmel – sie ist vielmehr das Ergebnis eines langjährigen, differenzierten Lern- und Entwicklungsprozesses, den wir als „Stimmbildung“, bzw. Erwerb von „Gesangstechnik“ bezeichnen. Hierbei werden bestimmte Funktionen des Körpers optimal auf den Stimmklang hin ausgerichtet und koordiniert. Bei der Vermittlung einer fundamentalen, genre-neutralen Gesangstechnik hat sich das Modell der Stimme als eines organischen Systems aus drei Funktionsbereichen bewährt. Jeder Funktionsbereich enthält zwei gegensätzliche Pole, die zu einer flexiblen Balance geführt werden. So kommen z. B. Atemausgleich, Registerausgleich und Resonanzausgleich zustande. Dabei werden Synergieeffekte freigesetzt, die die besondere Qualität einer Stimme ausmachen, wie z. B. das Vibrato. Die Aufgabe der Stimmbildung besteht somit letztlich darin, durch Balance Synergie zu ermöglichen. Im Vortrag werden die drei Funktionsbereiche der Stimme, die damit verbundenen gesangstechnischen Herausforderungen und die Synergiewirkungen detailliert betrachtet. Es entsteht dabei eine Gesamtübersicht der Stimme, eine stimmliche Landkarte, in der Lehrende und Lernende sich orientieren können. Die Suche nach der ausgeglichenen, fokussierten, „mittigen“ Stimme, dem „3D-Körperklang“, kann gelingen, wenn Körper, Seele und Geist intensiv zusammenwirken. Vielleicht liegt gerade in diesem Zusammenwirken die Ursache für die besonderen Erfahrungen von Freiheit, Glück und Identität, die uns das Singen – und das Hören von Gesang – schenken kann. Balance und Synergie in der Stimmbildung führen uns zur inneren Mitte – nicht nur des Klangs. Darin mag eine der Hauptaufgaben der klassischen bzw. fundamentalen Gesangstechnik liegen. 16
Dr. Barbara Hoos de Jokisch Barbara Hoos de Jokisch studierte Schulmusik und Gesangspädagogik an der heutigen Universität der Künste Berlin. Bereits während ihrer anschließenden solistischen Tätigkeit als Konzertsängerin wirkte sie als Gesangspädagogin, u. a. an der UdK Berlin und an der Escuela Nacional de Música der UNAM in Mexiko-Stadt. Seit 2012 lehrt sie Gesang und Methodik/Lehrpraxis an der UdK Berlin. In Fachveröffentlichungen setzt sie sich dafür ein, die Themenfelder Gesangspädagogik und Gesangsmethodik auch theoretisch zu erfassen und zu strukturieren. Ihre Dissertation „Die geistige Klangvorstellung. Franziska Martienßen-Lohmann – Gesangstheorie und Gesangspädagogik“ erschien 2015 (Breitkopf & Härtel), Beiträge folgten im Lexikon der Gesangsstimme (Laaber-Verlag 2016) und im Handbuch des Gesangs, Band 2: „Stimmen – Körper – Medien“ (Laaber-Verlag 2021). Ihr praktisches Unterrichtswerk „Die 7 Grundelemente der Stimmbildung“ erschien 2020 bei Breitkopf & Härtel, (2. Auflage 2021). Kollegialer Austausch und Weiterbildung sind ihr ein großes Anliegen. Sie gehört seit 2014 zum Dozententeam des Gesangspädagogischen Zertifikats (GPZ) des BDG und ist beim Netzwerk Musikhochschulen beteiligt. Ihre Vortrags- und Workshoptätigkeit erstreckt sich auf Mexiko, die USA und Südafrika; zuletzt wirkte sie mit bei der NATS/EVTA/BDG-Tagung in Berlin (2019), bei Fortbildungen in der Schweiz (EVTA.CH 2021), in Italien (AICI 2022) und den Niederlanden (NVZ 2022) sowie dem Internationalen Kongress ICVT (Wien 2022). Basierend auf dem Konzept der Integrativen Stimmpädagogik, stellte Barbara Hoos de Jokisch ihr Modell „Kaleidoskop der Gesangsmethoden“ 2018 auf dem BDG-Kongress in Berlin vor. 2023 entwirft sie in ihrem Vortrag „Balance und Synergie als Schlüssel zur Gesangstechnik“ ein übersichtliches Modell der Stimme und der stimmbildnerischen Aufgaben. 17
Freitag, 21. April 2023 17:30–18:15 Vortrag/Lehrdemo. MUT Wolfgang-Rihm-Forum Erich Kästner und das Chanson Prof. Daniel Fueter Clara-Sophie Bertram und Freya Jung tragen acht Chansons auf Texte von Erich Kästner vor. Die Musik stammt von sechs verschiedenen Komponisten. Daniel Fueter kommentiert kurz die Stücke und gibt unter Verwendung der Recherchen von Clara-Sophie Bertram Hinweise zu den Autoren. Erich Kästners Wirken soll in Beziehung zur Entwicklung des deutschen Chansons seit 1901 gebracht werden. Darüber hinaus skizziert der Referent Merkmale des Genres Chansons und macht einige Angaben zu Geschichte und Repertoire. Stichworte dazu sind: der Alltag – die Menschen im Schatten – garstige, politische Lieder – Erotik – das Rotlichtquartier – Kabarett und Revue – Kleinkunst. Es ist von Eigenarten und Konsequenzen hinsichtlich der Gestaltung zu reden und endlich gilt es, einen kurzen Blick auf die pädagogischen Aspekte im Umgang mit Chansons zu werfen. Das Augenmerk gilt dabei dem Verhältnis von Sprache und Musik, den interpretatorischen Freiheiten, den szenischen Aspekten. Die Frage, ob eine Beschäftigung mit Chansons auch im Hinblick auf eine Arbeit an Schubert-Liedern oder Opernarien hilfreich sein kann, wird im Rahmen des Kongresses wohl besonders interessieren. Die gesamte Präsentation dauert 45 Minuten. Der musikalische Vortrag und das Referat beanspruchen je ungefähr die Hälfte der Zeit. Am Ende ist kurz Gelegenheit für Rückfragen aus dem Publikum. Prof. Daniel Fueter 1949 in Zürich geboren, Musikstudium daselbst. Kompositionen:Bühnenmusiken,musiktheatralische Stücke, Kantaten, Lieder, Chansons, Kammermusik- und Klavierwerke. Konzerttätigkeit als Liedbegleiter, Mitarbeit bei musiktheatralischen Projekten. Lehrtätigkeit (Liedgestaltung und Chansons) an den Musikhochschulen von Zürich, Lugano und Karlsruhe und in Kursen in vielen europäischen Ländern. Administrative Aufgaben u. a als Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins und des Dachverbandes Suisseculture, als Mitglied des schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates sowie als Rektor der Hochschule Musik und Theater Zürich. Nationale und internationale Auszeichnungen. Verheiratet mit der Pianistin Eriko Kagawa. 18
Clara-Sophie Bertram Die Mezzosopranistin Clara-Sophie Bertram studierte an den Musikhochschulen Leipzig und Karlsruhe Master Operngesang (Prof. Júlia Várady und Prof. Friedemann Röhlig) und Master Liedgestaltung (Prof. Dr. h.c. Mitsuko Shirai und Prof. Hartmut Höll). Darüber hinaus besuchte die Sängerin Meisterkurse von Prof. Brigitte Fassbaender, Prof. Regina Werner- Dietrich und Prof. Claudia Visca. Zusätzliche Impulse erhielt sie in den Chanson-Meisterkursen bei Prof. Dr. h.c. Daniel Fueter. Sie gastierte am Badischen Staatstheater Karlsruhe, am Nationaltheater Mannheim, bei den Volksschauspielen Ötigheim und den Osterfestspielen Baden-Baden. Clara-Sophie Bertram war in Konzerten der Berliner Philharmoniker und im Rahmen des Eppaner Liedsommers zu erleben. Beim Festival Rising Stars war sie mit einem Chanson-Programm von Georg Kreisler vertreten. Mit der Pianistin Freya Jung gestaltet sie zahlreiche Liederabende und Chansonprogramme. Clara-Sophie Bertram gewann den 1. Preis beim Gesangswettbewerb Stimmenzauber in Herxheim. Sie ist Stipendiatin der Peter-Klaus-Stiftung, des Richard-Wagner-Verbandes Baden-Baden/ Pforzheim e.V. und der Heinrich- Hertz-Gesellschaft. Darüber hinaus ist sie als Stimmbildnerin in verschiedenen Karlsruher Chören tätig und gibt Gesangsunterricht. Ihre Schüler:innen sind Preisträger:innen verschiedener Wettbewerbe. In der Singschule Cantus Juvenum Karlsruhe studiert sie zusätzlich die Kinder und Jugendlichen für die Theaterproduktionen ein, die in Kooperationen mit dem Badischen Staatstheater und dem Festspielhaus Baden-Baden stehen. Freya Jung Freya Jung studierte Klavier (Prof. Ragna Schirmer), Kammermusik (Prof. Susanne Rabenschlag) und Liedgestaltung (Prof. Karl-Peter Kammerlander) an den Musikhochschulen in Mannheim und Weimar. Sie schloss ihr Studium in der Liedklasse von Prof. Hartmut Höll und Prof. Mitsuko Shirai 2015 in Karlsruhe ab. Wichtige Impulse erhielt sie auf Meisterkursen u. a. bei Dietrich Fischer-Dieskau, Irwin Gage und Daniel Fueter. Freya Jung konzertierte im Badischen Staatstheater Karlsruhe und im Hessischen Staatstheater Wiesbaden sowie beim Heidelberger Kammermusikfestival, in der Kreuzkirche Nürtingen und im Mendelssohn-Haus in Leipzig. Zusammen mit Conrad Schmitz erlangte sie 2013 den zweiten Rainer-Koch-Gedächtnispreis des Kulturfonds Baden e. V. Sie war mit Felicitas Brunke Finalistin im Internationalen Othmar Schoeck Wettbewerb 2016, und 2017 mit Clara-Sophie Bertram Finalistin beim Internationalen Wettbewerb für das Lied des 20. und 21. Jahrhunderts. Freya Jung ist in Karlsruhe, Bruchsal und am Evangelischen Seminar Maulbronn als Klavierpädagogin tätig. 19
Samstag, 22. April 2023 09:00–10:00 Vortrag/Gespräch MUT Wolfgang-Rihm-Forum Der BDG für Studierende: „Zukunftsperspektiven der Gesangspädagog:innen“ Sarah Behrendt Der Abschluss an einer Musikhochschule im Hauptfach Gesang oder Gesangspädagogik bietet auf den ersten Blick die Möglichkeit, als Sänger:in oder Gesangslehrer:in zu arbeiten. Aber was heißt das schon? Der Einstieg und die Berufsrealität sehen oft ganz anders aus: Es gibt unzählige Kombinationsmodelle, mit Gesang und Stimme seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dabei ist der „klassische Weg“ nicht immer der für jede:n persönlich beste. Nach einem kleinen Impulsvortrag möchte ich dazu einladen, über die verschiedenen Möglichkeiten zu diskutieren, als Gesangspädagog:in zu arbeiten. Was sind die Vor- und Nachteile für Freiberufler:innen oder auch die „Stolperfallen“ mit einem Festvertrag? Welches sind die potenziellen Arbeitgeber:innen und was sind die Weiterbildungs- bzw. Kombinationsmöglichkeiten in diesem Berufsfeld? Gleichzeitig möchte ich es wagen, in die Zukunft zu schauen: Was sollte sich ändern, um den Beruf als Gesangspädagog:in noch attraktiver zu machen, was müssen oder können wir an der Ausbildung verändern? Ich lade sowohl alle Studierenden als auch Kolleg:innen herzlich ein, mit mir zu diskutieren und sich auszutauschen. Sarah Behrendt Die Bremer Sopranistin Sarah Behrendt studierte Gesang an der Universität der Künste Berlin sowie am Santa Cecilia Opera Studio in Rom, Italien. Darauf folgten noch zwei Zertifikate in „Betriebswirtschaft“ und „Kulturmanagement“ an den Universitäten in Hamburg und Hannover. Als Sängerin ist Sarah Behrendt international tätig, Engagements führten sie z. B. nach China, Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Polen und Portugal. Wichtige Konzertsäle und Theater waren u. a. die Beijing Concert Hall, die Kathedrale von Aix-en-Provence, die Kathedrale von Lyon, die Liederhalle Stuttgart, der Palácio da Bolsa in Porto, das Auditorium Parco della Musica in Rom, die Berliner Philharmonie, das Teatro Poliziano in Montepulciano, die Laeiszhalle in Hamburg, das Staatstheater Cottbus, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und der Berliner Dom. Als gefragte Gesangspädagogin betreut sie stimmliche Laien sowie Profis, arbeitet seit 2016 mit verschiedenen Chören zusammen und ist seit 2022 mit einem Lehrauftrag an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz tätig. Vorträge hielt sie u. a. für Studierende an den Musikhochschulen Osnabrück und Trossingen zur Berufsorientierung sowie regelmäßig zur Weiterbildung von Chorleiter:innen und Stimmbildner:innen für den Schwäbischen Chorverband. Als Gründerin von ensemblesingen.de bietet Sarah Behrendt mehrmals jährlich Gesangskurse in Italien und Deutschland an und organisiert Konzerte im In- und Ausland. www.ensemblesingen.de | www.sarah-behrendt.de 20
Samstag, 22. April 2023 10:00–10:45 Vortrag mit Vorführung MUT Wolfgang-Rihm-Forum „Hohe Töne, scharf wie ein Schwert?“ Über das Singen und die Kampfkunst Prof. Friedemann Röhlig Iaido ist die in Jahrhunderten überlieferte Praxis der Samurai, sich im Umgang mit dem Schwert zu üben. Wörtlich übersetzen lässt sich der Begriff Iaido nur schwer und bedeutet in etwa: der Weg des „Ganz- dabei-Seins“. Über die kriegerische Vergangenheit weit hinausgehend ist Iaido ein Weg des körperlichen Trainings und der geistigen Übung. Es ist eine Möglichkeit unter vielen, sich seiner Persönlichkeit in allen Facetten zu stellen und dabei nicht zuletzt der Frage des Umgangs mit dem (Wett-)Kampf an sich. Meditative Aspekte spielen dabei ebenso eine Rolle wie im weitesten Sinne philosophische. Es ist ein Ringen um und mit sich selbst. Insofern finden sich im Üben einer Kampfkunst allgemein viele Parallelen zum Singen und Singen- Lernen. Im Iaido mit seinen Charakteristika geschieht das in besonderer Weise: Bewegen im Raum, Distanz- und Timinggefühl, Balancegefühl, Atemkontrolle, Konzentration, Fokussierung auf einen Punkt, innere Wahrnehmungen, die Arbeit mit inneren Bildern, … In diesem Vortrag mit Vorführung werden einige Aspekte davon behandelt werden. Fragen bzw. Gespräche im Anschluss sind herzlich erwünscht. Prof. Friedemann Röhlig Friedemann Röhlig, Bass, begann seine musikalische Ausbildung mit einem Klavier-, Harfe- und Dirigierstudium an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Leipzig. Angeregt durch seine Begleitertätigkeit begann er, bei Julia Hamari und Carl Davis an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Gesang zu studieren. 2000 war er Preisträger beim 49. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Nach ersten Engagements an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und am Staatstheater Kassel gastierte er an den großen Opernbühnen Europas und bei renommierten Festivals: u. a. an der Bayerischen Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Staatsoper Stuttgart, der San Francisco Opera, dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona, dem Teatro Real in Madrid, den Opernhäusern von Paris/Bastille, Amsterdam, Brüssel, Strasbourg, Bilbao und Lissabon, bei den Bayreuther, Salzburger und Bregenzer Festspielen. Sein breites Repertoire umfasst u. a. die großen Basspartien von Mozart über Verdi, Strauss und Wagner bis zu Alban Berg und zeitgenössischen Komponisten. Dabei arbeitete er mit namhaften Dirigenten wie Kirill Petrenko, Gerd Albrecht, Helmuth Rilling, Hartmut Haenchen, Daniel Harding, Christoph von Dohnányi, Edo de Waart, Ingo Metzmacher, Donald Runnicles u. a. zusammen. Darüber hinaus widmet sich Friedemann Röhlig intensiv dem Lied- und Konzertrepertoire. Zahlreiche Aufnahmen für Rundfunk, CD und TV dokumentieren seinen musikalischen Werdegang. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war er immer auch pädagogisch tätig. Nach Lehraufträgen und einer Professur in Leipzig ist er seit 2009 Professor für Gesang an der Hochschule für Musik in Karlsruhe und gibt seine Erfahrungen in internationalen Meisterkursen weiter. 21
Samstag, 22. April 2023 11:15–12:00 Lehrdemo. MUT Wolfgang-Rihm-Forum Was sagt der Klaviersatz? Das Lied aus pianistischer Sicht Prof. Matthias Alteheld Der in eine Lehrdemonstration mündende Vortrag möchte Antworten geben auf die Fragen, die ein Klaviersatz im Lied sowohl für Pianist:innen als auch für Sänger:innen aufwirft und die nicht auf den ersten Blick durch das Notenbild beantwortet werden. Über die im Notentext offensichtlichen und für die Ausführenden einzuhaltenden Parameter hinaus soll der „Blick hinter die Noten“ geschärft und sollen Wege hinsichtlich des Umgangs mit oftmals als rein subjektiv angesehenen Kriterien wie Rubato oder Klangfarbe aufgezeigt werden. Der Beitrag möchte insbesondere Sänger:innen dazu anhalten und ermutigen, die im Klaviersatz vorhandenen Informationen zu verstehen und entsprechend zu deuten und umzusetzen. Der Inhalt des Vortrags mit Lehrdemonstration speist sich aus der jahrelangen Unterrichts- und Bühnenerfahrung des Pianisten und Professors für Liedgestaltung Matthias Alteheld, tätig an der Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau. 22
Prof. Matthias Alteheld Der Pianist Matthias Alteheld studierte zunächst Klavier an der Hochschule für Musik in Detmold, um sich dann auf das Fach Liedgestaltung zu spezialisieren und seine Studien in der renommierten Liedklasse von Prof. Hartmut Höll und Prof. Mitsuko Shirai an der Musikhochschule Karlsruhe fortzusetzen. Meisterklassen bei Dietrich Fischer-Dieskau, Renate Kretschmar-Fischer, Charles Spencer und Eberhard Feltz ergänzten die Ausbildung. Matthias Alteheld ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe. So konnte er u. a. beim Paula Salomon-Lindberg Wettbewerb, beim Deutschen Musikwettbewerb in Berlin, beim 4. Internationalen Kammermusikwettbewerb „Franz Schubert und die Musik der Moderne“ in Graz und beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst in Stuttgart Preise erringen und auf sich aufmerksam machen. Der vielseitige Pianist spielt regelmäßig Konzerte und Liederabende mit breitem Repertoire. Zu seinen regelmäßigen Gesangspartner:innen gehören u. a. Markus Eiche, Christian Elsner, Nina-Maria Fischer, Evgenia Grekova, Torsten Meyer, Hanno Müller-Brachmann, Wolfgang Newerla, Andreas Wolf und Holger Schumacher, mit dem er die Liederabendreihe „Klangspuren“ in seinem Wohnort Bretten gründete, um dem Kunstlied mit all seinen Facetten eine Bühne zu bieten. Darüber hinaus pflegt er Kontakte zu Künstler:innen aus anderen Ländern und Kulturen, um deren länderspezifische Liedkunst auch in Europa zu verbreiten und den kulturellen Austausch zu pflegen. So verbindet ihn eine langjährige künstlerische Partnerschaft mit der armenischen Altistin Seda Amir- Karayan, mit der er zusammen Lieder des armenischen Komponisten Komitas Vardapet aufführte, sowie zur philippinischen Sopranistin Ena Maria Aldecoa, die regelmäßig für Konzerte in Europa zu Gast ist. Matthias Alteheld konzertierte in vielen Musikzentren Europas und war Gast beim Rheingau Musik Festival und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Aufnahmen machte er für den SWR, NDR und BR. Im Jahr 2023 werden ihn Einladungen u. a. zu Klavier- und Liederabenden sowie Meisterkursen nach Bayreuth, Mailand und zu den Gustav Mahler Musikwochen nach Toblach in Südtirol führen. Dort wird er erstmalig mit dem jungen Bariton Konstantin Ingenpaß konzertieren. Über seine künstlerische Tätigkeit hinaus gibt der Pianist regelmäßig Meisterkurse und hält Vorträge und Seminare mit dem Themenschwerpunkt Liedgestaltung. Matthias Alteheld bekleidet eine Professur für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Freiburg. In seiner Arbeit geht es ihm darum, das Lied in gemeinsamer künstlerischer Duopartnerschaft erlebbar zu machen. Regelmäßige Vortragsabende und Studierenden-Konzerte sowie das mehrtägige Lied-Symposium „Lied- Campus“ sind Zeichen seiner engagierten pädagogischen Tätigkeit. www.matthias-alteheld.de 23
Samstag, 22. April 2023 12:00–13:00 Vortrag MUT Wolfgang-Rihm-Forum Musicians Money Mindset – Vom Ton zum Lohn Eleonore Marguerre „Am Gold hängt, nach Golde drängt doch alles …“, so drückt es Gretchen in Goethes Faust treffend aus. Geld ist nicht die Hauptsache, aber wenn es fehlt, wird es oft zum Wichtigsten. Als Sänger:in sich mit dem schnöden Mammon auseinanderzusetzen, ist kein Gesprächsstoff für die Hochschulkantine. Es geht doch um die hehre Kunst! Und doch: In der Kultur und speziell im Musiktheater lässt sich mit Gesang Geld verdienen, sei es im Opernchor mit festen Stellen und tariflicher Sicherheit oder auf der großen internationalen Bühne mit Abendgagen von 10.000 Euro und mehr. Warum aber fällt es solistischen Sänger:innen oft so schwer, ein faires Honorar auszuhandeln für ein Konzert oder eine Lesung? Hinter ihnen liegen Jahre des Studiums und oft auch teure Investitionen in Geist, Körper und Stimme oder den Erwerb neuer Kenntnisse, und diese Erfahrungen sind etwas wert. Kunst und Musik sind zwar nicht systemrelevant, wie wir während der Pandemie schmerzlich lernen mussten, aber ohne sie, ohne Musik auf Spotify, Filme im Fernsehen, Liederabende und Radio wäre das Leben vor allem eins – stumm. Unterhalten zu werden oder Musik zu machen ist ein Grundbedürfnis; gemeinsam lachen, mitfühlen und weinen zu können, tut Menschen gut und verbindet. Und die Kunstfertigkeit und das musikalische Handwerkszeug, das man dafür braucht, muss bezahlt werden. Warum wird dann in einem Künstler:innendasein so gerne verdrängt, dass Organisation von Versicherungen, Familienplanung, Altersrente, Geldanlage oder das Thema Steuer überlebenswichtig sind? Woher stammt die scharfe Unterteilung in Kunst und Kommerz? Auf diese Fragen wird die Opernsängerin Eleonore Marguerre in ihrem Vortrag eingehen. Sie benennt Strategien, die in Deutschland helfen können, als Freie:r oder Festangestellte:r zu überleben, und warum es sich lohnt, das Thema Geld auch als Musiker:in genauer zu betrachten. 24
Eleonore Marguerre Eleonore Marguerre stammt aus Heidelberg und studierte u. a. an der Hochschule für Musik Karlsruhe und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo sie ihr Diplom mit Auszeichnung ablegte. Sie studierte zudem VWL, Arbeitsrecht und Geschichte sowie Romanistik an der Technischen Universität Darmstadt. Die Sopranistin gewann mehrere Wettbewerbspreise und nach ersten Jahren im Ensemble des Deutschen Nationaltheaters Weimar singt sie nun weltweit z. B. am Théâtre Royale de la Monnaie in Brüssel (Rheingold 2023), dem New National Theater Tokyo (Fledermaus 2023) und aktuell am Staatstheater Nürnberg (La Grande-Duchesse de Gérolstein) und der Oper Bonn (Lustige Witwe). Ihr breites Repertoire reicht von Rollen wie Gounods Margarethe oder La Traviata bis hin zu Uraufführungen wie Frankenstein von Mark Grey. Mit der Lautten Compagney sang sie Händels Rinaldo auf Tournee u .a. im Concertgebouw in Amsterdam. 2021 spielte Marguerre die Fledermaus in Frankreich, in Avignon, Toulon und Rennes sowie Faust an der Oper Breslau. 2022 folgten Neues vom Tage von Hindemith am Musiktheater im Revier, Lustige Witwe an den Wuppertaler Bühnen sowie die Barock-Oper Talestri am Staatstheater Nürnberg. Marguerre verfasste den Ratgeber „Vom Ton zum Lohn“ auf Deutsch und Englisch (2. Auflage 2020) sowie „Wozu das ganze Theater?“ (2020). Sie hostet seit 2017 den Podcast „Leonore & Fidelio“ mit bisher über 50 Folgen, in denen sie „Opernführer to Go“ anbietet ebenso wie Background-Wissen z. B. über verschiedene Stimmfächer. An Aufnahmen veröffentlichte sie bisher neun CDs, u. a. Mozarts Fragment Demofoonte, Suppès Schöne Galathée und Bruchs Lied von der Glocke. Eleonore Marguerre spricht fünf Sprachen und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Weimar. www.eleonore-marguerre.de 25
Samstag, 22. April 2023 14:30–15:30 Komponistenstunde MUT Wolfgang-Rihm-Forum An der Quelle: Rihm über Rihm Prof. Dr. Wolfgang Rihm Prof. Dr. Wolfgang Rihm erarbeitet seine Liedkompositionen mit Studierenden der Hochschule. Prof. Dr. Wolfgang Rihm Wolfgang Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren, wo er bis heute seinen Wohnsitz hat. Er ist Komponist, Professor für Komposition und Autor zahlreicher Bücher – teilweise Sammlungen seiner Schriften, teilweise als Gesprächspartner in Interviewbänden. Er ist auch Mitglied zahlreicher Gremien in Deutschland, wo immer es gilt, die Interessen der Musikschaffenden zu vertreten. Keine Zweifel: Wolfgang Rihm ist ein Phänomen, eine überlebensgroße Figur. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik, ist allumfassend, aber das Gleiche gilt für die Künste, die Literatur, die Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen. Die Welt, die er mit seinen über 400 Kompositionen geschaffen hat, ist ein Universum. Als solches kann es nicht eingestuft, mit einem Label abgehakt werden. Um den Titel eines englischen Films umgewandelt zu entlehnen: Er ist „a composer for all seasons“. Rihm hat sogenannte Neue Musik geschrieben – und die Titel seiner Kompositionen sind symbolhaft für die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte geworden, ein Gemeingut, dessen sich Orchester, Ensembles und Kammergruppen regelmäßig und selbstverständlich bedienen (etwa: Jagden und Formen, der Chiffre-Zyklus, Pol – Kolchis – Nucleus). Gleiche Bedeutung steht den Werken zu, die sich auf die Musikgeschichte berufen – etwa Oratorien in der Bach-Nachfolge (Deus Passus), Orchesterwerke, die sich an Brahms orientieren (Ernster Gesang, Nähe fern 1-4), oder Kammermusik nach Robert Schumann (Fremde Szenen). Schon als 25-Jähriger hat Rihm eine Kammeroper komponiert, die seit über 30 Jahren im Repertoire verankert ist (Jakob Lenz). Weitere Musiktheaterwerke verschiedenster Stile bereichern die Programme der Opernhäuser (Die Eroberung von Mexico, Die Hamletmaschine, Das Gehege, Dionysos). Wolfgang Rihm ist einer der wichtigsten Liederkomponisten unserer Zeit; seine Streichquartette werden von den verschiedensten Gruppen in zyklischen Konzertreihen präsentiert. Er ist ein Komponist, der sich immer infrage stellt. Jedes neue Werk ist eine Antwort auf das vorausgegangene; jedes neue Werk wirft Fragen auf, die er im nächsten Stück zu beantworten sucht. So entstehen Werkreihen, ganze Familien von Kompositionen. Alles ist ständig im Wachsen, es wird ununterbrochen gearbeitet, ergänzt, in neue Verbindungen gebracht. Rihms Tätigkeit als Lehrer (mit Vykintas Baltakas und Jörg Widmann unter seinen Studierenden) wäre ein anderes Kapitel. Und wenn man bedenkt, welch großartiger Zeichner er ist, und wenn man das Gedicht liest, das er über und für sein Trompetenkonzert Marsyas geschrieben hat, muss man zugeben, dass Wolfgang Rihm in der Tat eine überlebensgroße Figur ist. 26
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