Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress

Die Seite wird erstellt Nicklas Stark
 
WEITER LESEN
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
XXXIII. Jahreskongress

Lied und Song
Freitag, 21. bis Sonntag, 23. April 2023

Hochschule für Musik Karlsruhe
Am Schloss Gottesaue 7
76131 Karlsuhe

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
Friedrich Nietzsche

www.bdg-online.org
                                           1
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Programm
Pre-Kongress Workshops (je 2 FP)
Freitag, 21. April 2023
                                                                                                                                 Seite

10:00–11:30 Workshop I                  Körper, Klang und Stimme: Von der gesunden Faszienspannung zum 3D-Körperklang             8
              MUTprobe1                 (Limit: 30 Plätze) Divo Gitta Müller
10:00–11:30 Workshop II                 Offene Werkstatt Countertenöre (Limit: 30 Plätze)                                         9
              Hörsaal (Schloss, EG)     Prof. Martin Wölfel

10:00–11:30 Workshop III                Circle Singing – Kreatives Singen mit Gruppen, Klassen, Chören (Limit: 20 Plätze)         10
              Genuit Saal (Schloss, 2. OG) Petra Scheeser

10:00–11:30 Workshop IV                 Bausteine für den gesunden Unterhalt des Sängerkörpers (Limit: 20 Plätze)                 11
kein Aufzug   Fechtboden (Marstall, 2. OG) Maya Boog

12:00–13:30 Workshop I–IV               Wiederholung

11:00/11:45/12:30                       Besichtigung der „Horst-Günter-Bibliothek“ (nach Anmeldung)

Kongress im MUT Wolfgang-Rihm-Forum:
14:00–15:00                             Festlicher Kongressbeginn                                                                 12
                                        Begrüßung durch Prof. Dr. Matthias Wiegandt
                                        Eröffnungsrede und musikalische Darbietungen, Prof. Hartmut Höll
15:00–15:10                             Popduo: Luke und Tiara (Tiara Arpit und Luke Greenstone)
15:15–16:00 Eröffnungsrede              Ohne Singen wäre das Leben ein Irrtum: Warum Singen zum Menschsein dazu gehört!           15
                                        Prof. Dr. Eckart Altenmüller
16:00–16:30 Kaffeepause

16:30–17:20 Vortrag                     Durch Stimmbildung zur inneren Mitte finden. Balance und Synergie als Schlüssel zur       16
                                        Gesangstechnik Dr. Barbara Hoos de Jokisch
17:30–18:15 Vortrag/ Lehrdemo.          Erich Kästner und das Chanson Prof. Daniel Fueter, Clara Sophie Bertram und Freya Jung    18
18:15–18:45 Imbiss
Nur für BDG-Mitglieder:
19:00         Mitgliederversammlung
ca. 21:00     Sektempfang im Purino (Am Schloss Gottesaue 4) und geselliges Beisammensein

                                                                                                                                 Seite
Samstag, 22. April 2023

09:00–10:00 Vortrag und                 Der BDG für Studierende: „Zukunftsperspektiven der Gesangspädagogen“                      20
            Gesprächsrunde              Sarah Behrendt
10:00–10:45 Vortrag mit Vorführung      „Hohe Töne, scharf wie ein Schwert?“ Über das Singen und die Kampfkunst                   21
                                        Prof. Friedemann Röhlig
10:45–11:15 Kaffeepause
11:15-12:00 Lehrdemo.                   Was sagt der Klaviersatz? Das Lied aus pianistischer Sicht Prof. Matthias Alteheld        22
12:00–13:00 Vortrag                     Musicians Money Mindset – Vom Ton zum Lohn Eleonore Marguerrre                            24
13:00–14:30 Imbiss
14:30-15:30 Komponistenstunde           An der Quelle: Rihm über Rihm Prof. Dr. Wolfgang Rihm erarbeitet seine                    26
                                        Liedkompositionen mit Studierenden der Hochschule
15:30–16:30 Vortrag, Gespräch, Musik Die Singschule Cantus Juvenum Karlsruhe stellt sich vor                                      28
                                     Hanno Müller-Brachmann und Jörg Wetzel
16:30-17:00 Kaffeepause

2
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Seite

17:00-17:45 Vortrag                 La Mélodie et le texte Marie-Paule Hallard                                             30
17:50-18:30 Velte-Saal              Live Your Song! – Praktische Übungen für einen ausdrucksstarken Gesang                 31
                                    Nikola Materne
18:35-18:55 Velte-Saal              Singen wie Caruso Barbara Emilia Schedel                                               32
17:50-18:30 MUTprobe1               „Schöner und schöner schmückt sich der Plan“. Frühes romantisches Lied in              33
                                    historischer Aufführungspraxis Bettina Pahn
18:35-18:55 MUTprobe1               Komponistinnen des Lieds – Josephine Lang und ihre Zeitgenossinnen der                 34
                                    Romantik Ute Ziemer
18:35-18:55 MUTprobe1               Schwingen, damit´s schwingt – Einblicke in das Konzept Schlaffhorst-Andersen           35
                                    Tobias Schlosser
19:15-20:00 Pause
20:00-21:10 „Mister Pagliatch“ (Wolfgang-Rihm-Forum)

Sonntag, 23. April 2023

09:00–09:40 Vortrag                 La mia canzone – Caruso und die populäre Musik seiner Zeit Prof. Dr. Thomas Seedorf    36
09:45–10:25 Vortrag                 Chor und Gesangspädagogik im Arbeitsfeld Schule Maximilian Stössel                     37

10:30–11:10 Interaktives Warm-Up    „Kennst du das Land, wo die Triolen blühen?“ Rhythmus in Klassik und Jazz –            39
                                    ein Vergleich Prof. Esther Kaiser und Prof. Eleanor Forbes
11:10–11:30 Kaffeepause
11:30–13:00 Vortrag und Gespräch    Hommage an Horst Günter Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson                                  40
13:00–13:30 Kaffee/Imbiss
13:30–15:00 Lehrdemo.               „Hilfe! Wie unterrichte ich Belting“ – CCM Belting. Was wir wissen, wie es klingt,     42
                                    was tun und cool down Dr. Teik Poi Tan
15:00        Ende des Kongresses – Gute Heimreise!

Der Vorstand 2022 bis 2026
Präsidentin                                                     Nach Satzung § 9.2 (beratend)
    KS Prof. Brigitte Geller                                    Vertreterin der studentischen Mitglieder
Vizepräsident                                                       Amy Elizabeth Buttschardt
    Michael Müller-Kasztelan                                    Vertreter der fördernden Mitglieder
Schriftführer                                                    	 Prof. Dr. med. Philipp P. Caffier
    Mirko Meurer                                                Kooptiert
Schatzmeisterin                                                     Prof. Marilyn Schmiege
    Anja Günther                                                    Bettina Kerth
Beisitzer:innen                                                     Jessica Pawlitzki
    Prof. Angela Nick                                               Christian Janz
    Tobias Schlosser
 	  Zoya Zheleva-Kienitz
     Ute Ziemer

                                                                                                                                3
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Grußwort des
                                                        Rektors der Hochschule
                                                        für Musik Karlsruhe
Liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer,

ein herzliches Willkommen an der Hochschule für Musik Karlsruhe, einer exzellenten
Ausbildungseinrichtung, die ihre Studierenden mit höchstem Qualitätsanspruch auf Berufe im
Bereich von Kunst, Wissenschaft, Pädagogik und Musikjournalismus vorbereitet, sich aber auch auf
gesellschaftliche Fragen einlässt und den Wandel des Kulturlebens reflektiert. Zu ihren jüngsten
Errungenschaften gehört die Horst-Günter-Bibliothek mit ihren 3000 Bänden aus vier Jahrhunderten
zu Gesang und Gesangspädagogik. Für die Vermittlung dieses Schatzes ist die Hochschule dem Bariton
Thomas Hampson zu besonderem Dank verpflichtet. Sie versammeln sich hier, um sich auszutauschen,
um den unerfragten oder erneut zu würdigenden Geheimnissen des Liedes bzw. Songs gemeinschaftlich
nachzuspüren. Vom mithorchend hervorgebrachten Einzelton über die angesungene Tonfolge bis
zur vollends artikulierten und phrasierten Melodie und ihrer Einbettung in das durchgestaltete und
aufgeführte Lied in seinen genre- und kulturtranszendierenden Spielarten reicht das Feld, dem Sie sich
an drei Tagen widmen werden. Workshops, Experimente, Vorträge und künstlerische Präsentationen
wechseln mit Diskussionsrunden und aktiven Pausen. Im Namen der Hochschulleitung wünsche ich
Ihnen gesellige, erlebnis- und erkenntnisreiche Tage, an die Sie sich später gerne erinnern werden.

Dr. Matthias Wiegandt

4
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Grußwort der
                                                        Präsidentin
                                                        des Bundesverbands
                                                        Deutscher
                                                        Gesangspädagogen
Liebe Freunde des Gesangs!

Die Tragödie und die Komödie haben gemeinsam als zweiten Teil des Wortes die Ode (altgriechisch
ᾠδή), was Gesang oder auch Lied bedeutet. Vor 2500 Jahren gingen Menschen ins Theater, um Gesang
zu hören. Ich bin sicher, dass sie auch selbst gesungen haben, mal allein, mal mit Freunden oder in
Gruppen und Vereinigungen. Was und wie sie gesungen haben, weiß ich nicht.

Seitdem hat sich viel verändert. Man hat gelernt, Texte und Noten aufzuschreiben und zu vervielfältigen,
Lieder auf Tonträger aufzunehmen und weiterzugeben. Ein Streaming-Dienst bietet 100.000.000
Lieder; bei einer durchschnittlichen Dauer von 3 Minuten pro Lied sind das etwa 570 Jahre Musik ohne
Pause. Eine Auswahl ist nötig! Was ist meine, was Ihre Wahl?

Wir haben den Kongress Lied und Song genannt und meinen natürlich auch Sang, Laul, Chanson, Lagu,
Canzone, Dziesma, Daina, Píseň, Música, Cântec, Pesem, Canción, Şarkı und viele, viele mehr. Es wird in
vielen Sprachen und in vielen Stilen gesungen.
Wir können Gesang in Theatern, Konzerthäusern, Bars, Schulen, Kirchen hören. In einer Veröffentlichung
des Deutschen Musikrats von 2021 wird mitgeteilt, dass in Deutschland knapp 20 Prozent der Menschen
über 5 Jahre aktiv Musik machen, das sind knapp 15 Millionen Amateurmusizierende, und dass davon
40 Prozent singen. Dass wären etwa 6 Millionen aktive Sänger und Sängerinnen und mehr als 4.500 auf
jeden der im BDG organisierten etwa 1.300 Gesanglehrenden.
Da warten noch große Aufgaben auf uns! Ich bin sicher, dass Sie nach diesem Kongress diese Aufgaben noch
besser bewältigen können, und wünsche uns allen nicht nur viele Erkenntnisse, sondern auch viel Spaß!

Ihre Präsidentin

KS Prof. Brigitte Geller

                                                                                                      5
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
6
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
XXXIII. Jahreskongress

Lied und Song
Programm

                         7
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Freitag, 21. April 2023   10:00–11:30, 12:00–13:30   Workshop I              MUTprobe1

Körper, Klang und Stimme: Von der gesunden
Faszienspannung zum 3D-Körperklang
Divo Gitta Müller

Ob Sie nun Arien schmettern, vor sich hin trällern oder einen einheitlichen Chorklang erzeugen wollen,
das harmonische Gestimmt-Sein des muskulären Bindegewebes – der Faszien – bildet eine grundlegende
Voraussetzung für Stimmgenuss.
In diesem Miniworkshop orientieren wir uns an dem Tensegrity-Konzept als einem kollagenen
Spannungsnetzwerk, das dreidimensional und weiträumig Spannung überträgt. Für die Stimme
sind zusätzlich zu den faszialen Aspekten des Zwerchfells die drei funktionellen Faszienketten des
Beckenbodens und die Rückenfaszie von unmittelbarer Bedeutung. Sind diese ausgewogen, entsteht aus
dieser Wohlspannung räumlich-resonanter Körperklang. Im Fokus der praktischen Anwendung stehen
Elemente aus dem Faszientraining wie die elastische Rückfederung zur Steigerung der belastbaren
Widerstandskraft, die langkettigen Dehnungen zur Förderung der flexiblen Geschmeidigkeit sowie
Hinweise für die Regeneration und Rehydration von Kollagengewebe.
Freuen Sie sich auf ein funktionelles Stimmtraining, bei dem bekannt-bewährte Aspekte neu beleuchtet
und um die Komponente Faszie ergänzt werden!
Bewegungsfreundliche Kleidung und ein Handtuch (50 x 100 cm) werden empfohlen.

                              Divo Gitta Müller
                         Die Münchner Körpertherapeutin ist eine Pionierin neuer Bewegungs-
                         programme. Sie ist bekannt über Publikationen und DVDs sowie Funk und
                         Fernsehen und eine gefragte Referentin im In- und Ausland. Zusammen
                         mit der Fascia Research Group der Technischen Universität München, dem
                         Anatomischen Institut der Universität Leipzig und einem internationalen
                         Team an Sportwissenschaftler:innen und Körpertherapeut:innen ist sie seit
                         2009 federführend an der Entwicklung von Faszien-Trainingsprogrammen
                         beteiligt. Vor diesem Hintergrund hat Divo in den letzten Jahren gemeinsam
                         mit Dr. Robert Schleip ein Weiterbildungskonzept zum faszialen Beckenboden
                         in Training und Therapie entwickelt, bei dem die funktionelle Verbindung zu
Atem und Stimme einen wesentlichen Bestandteil darstellt.

8
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Freitag, 21. April 2023   10:00–11:30, 12:00–13:30    Workshop II                  Hörsaal

Offene Werkstatt Countertenöre
Prof. Martin Wölfel

Aus dem Opern- und Konzertbetrieb ist er seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken – der Countertenor. Für
das Publikum hat dieser Klang, der so weit von der Sprechstimme des Sängers entfernt ist und der für viele
kaum mit der äußeren Erscheinung eines erwachsenen Mannes zusammenzubringen ist, noch immer einen
besonderen Reiz.
Längst ist die Ausbildung der Countertenorstimme keine Arbeit mehr ausschließlich für Spezialist:innen
an den Musikhochschulen. Altisten, Mezzosopranisten und Sopranisten sind im nichtprofessionellen
Ausbildungsbereich angekommen. Und obwohl dem so ist, treffe ich bei vielen Kolleg:innen nach wie vor auf
Berührungsängste, dieses Stimmfach zu unterrichten. Ist die Technik völlig verschieden von anderen Stimmen?
Wie bildet man eine solche Stimme aus? Wo liegen die Fallstricke? Wie behandle ich Passaggi? Welches
Repertoire bietet sich an? Gibt es innerhalb der Countertenorstimmen verschiedene Stimmfächer?
In einer Lehrdemonstration werden wir jenseits von Fragen der historisch informierten Aufführungspraxis
versuchen, uns diesem Thema ganz praktisch zu nähern.
Gerne komme ich mit Ihnen über Ihre Fragen in einen kollegialen Austausch.

                             Prof. Martin Wölfel
                               Martin Wölfel wurde in Potsdam geboren, wo er auch aufwuchs, seine erste
                               musikalische Ausbildung erhielt und erste Erfahrungen auf der Bühne und
                               vor der Kamera machte.
                               Nach seinem anfänglichen Wunsch, Schauspieler zu werden (er hatte für
                               1990 eine Zulassung für die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
                               Berlin), zog es ihn doch zur Musik und er nahm 1990 ein Gesangsstudium
                               in Dresden auf, das er mit einem Meisterklassenstudium bei Margret Trappe-
                               Wiel beendete.
                               Nach vergeblichen Versuchen im Tenorfach fand er 1993 seine Bestimmung
                               als Countertenor. Seitdem führte ihn sein Weg an die Staatsopern von Berlin,
Hamburg und Dresden, die Deutsche Oper Berlin, die Komische Oper Berlin, die Opéra National de Paris,
das Teatro Colón Buenos Aires, die Korean National Opera Seoul, die Welsh National Opera, das Royal
Opera House Covent Garden, die Norske Opera Oslo, das Theater Basel und die Oper Frankfurt.
Als Konzertsänger tourte er u. a. mit dem Gewandhausorchester Leipzig und der Academy of St. Martin in
the Fields, trat in Tokio, Osaka, Toulouse, Cairo, Athen, Barcelona, Valencia und Amsterdam auf. Zahlreiche
Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen dokumentieren seine Arbeit.
Seit 2007 unterrichtet er an der Folkwang Universität der Künste in Essen, wo er 2017 auf eine Professur
berufen wurde, und gibt seine Erfahrung in Workshops und Meisterklassen weiter (Kronenburg Classes,
Conservatoire de Lille, Conservatorio Superior de Música da Coruña, Internationales Opernstudio Frankfurt).
2020 und 2021 war er als Dozent beim Gesangspädagogischen Zertifikat (GPZ) des BDG tätig. Seit 2020 ist
er Vocal Adviser an der International Opera Academy Ghent.
www.martin-woelfel.de | www.kronenburg-classes.de

                                                                                                         9
Lied und Song "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche - Jahreskongress
Freitag, 21. April 2023   10:00–11:30, 12:00–13:30   Workshop III                Genuit Saal

Circle Singing – Kreatives Singen mit Gruppen, Klassen
und Chören
Petra Scheeser

Zusammen zu singen und improvisieren ist ein wundervolles musikalisches Erlebnis. In der
Kreisformation entstehen einzigartige Klänge und Patterns. Man lernt, Melodien abzunehmen,
Harmonien zu singen und eine Stimme gegen andere Stimmen zu halten, aber auch eigene Melodien zu
erfinden und mit den anderen zu teilen. Mouthpercussion und rhythmische Loops geben dem Ganzen
einen groovigen Unterbau. Die Teilnehmer:innen sind mit ihrer Stimme Teil des Klangs, können aber
auch hervortreten und solistisch improvisieren. Jede Stimmfarbe ist willkommen.
Die Teilnehmer:innen werden sicherer im Umgang mit ihrer Stimme und lernen, wie man eine Gruppe
durch Körpersprache leitet. Bei regelmäßiger Wiederholung erwerben die Teilnehmer:innen spielerisch
musikalische Kompetenzen wie Zuhören, mehrstimmig Singen, Rhythmus und Stimme Halten,
Intonation etc. Circle Singing fördert Konzentration, Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen.
Circle Singing ist so alt wie die Menschheit, aber Bobby McFerrin hat diese Art zu musizieren mit seinem
Vokalensemble Voicestra zu einer angesehenen Kunstform erhoben, die in den Konzertsälen der Welt
zuhause ist.

                                                          Petra Scheeser
                                                         Dozentin für Popgesang und Songwriting an der
                                                         Popakademie Mannheim seit 2005 und an der
                                                         Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl seit 1998
                                                         – zweimal zweiter Platz beim Eurovision Song Contest
                                                         (ESC) für Deutschland mit WIND – Studiosängerin
                                                         für internationale TV- und Filmproduktionen wie
                                                         Die Eiskönigin 1 und 2, Tinkerbell, Phineas and
                                                         Ferb, Hannah Montana, Trolls, Die Schöne und das
                                                         Biest, Aladdin, König der Löwen, Ugly Dolls, Cats,
                                                         Schmigadoon, Vivo, Matilda, … – Deutsche Animé-
Stimme für Pokémon, Digimon, Dragonball Z, Detective Conan, Winx, YuGiOh!, One Piece, …
Mit ihrem Duo-Projekt PAO singt sie deutschen Jazz-Pop, moderne Jazzarrangements mit der HARD DAYS NIGHT
BIG BAND, mit JACUZZI urbanen Funk und mit TREEO widmet sie sich der Musik von Michael Jackson. 2021/22
war sie als Backgroundsängerin mit dem britischen Weltstar JOSS STONE auf Tour. Die Links zum monatlichen
Online-Kultursalon mit Oliver Hahn und interessanten Gästen findet man unter www.cometomyhouse.de. Sie hat
ihre Unterrichtsmethode in Form einer zweibändigen Vocal-School („SING!“) bei Schott Music veröffentlicht.
www.petrascheeser.com

10
Freitag, 21. April 2023    10:00–11:30, 12:00–13:30     Workshop IV                 Fechtboden

Bausteine für den gesunden Unterhalt des Sängerkörpers
Maya Boog

Dieser Workshop ist praxisbezogen und richtet sich an alle, die gerne sich selber und ihrem Instrument
noch intensiver auf die Spur kommen möchten. Er ist genreunabhängig und richtet sich sowohl an
Sänger:innen des klassischen wie auch des populären Stils.
Ich vermittle mein Wissen und meine Erfahrung als selbst aktive, international tätige Opern- und
Konzertsängerin, als ausgebildete Yogalehrerin, Thai-Yoga-Massagetherapeutin und als biodynamische
Craniosacral-Therapeutin. In mittlerweile vierzig Berufsjahren habe ich auf Basis meines eigenen Singens
und meiner Ausbildungen Strategien für den organischen, holistischen „Unterhalt“ meines Instruments
entwickelt, die praxisbezogen und ohne viele „Props“ überall leicht umsetzbar sind und mich in die Lage
versetzen, mein Instrument auf den vielen Reisen auf allen Ebenen in Schuss zu halten und zu pflegen.

                                                          Maya Boog
                                                          Die Schweizer Sopranistin sang u. a. am Opernhaus
                                                          Zürich, am Grand Théâtre de Genève, am New
                                                          National Theatre Tokyo, an der Volksoper Wien, an
                                                          der Komischen Oper Berlin, an der Opéra Berlioz in
                                                          Montpellier, an der Prager Staatsoper Partien wie
                                                          Violetta, Gilda, Marguerite, Poppea, Pamina, Mimì,
                                                          Susanna , Contessa etc. sowie bei Festivals wie den
                                                          Bregenzer Festspielen, Mozartwochen Salzburg, beim
                                                          Menuhin Festival Gstaad, dem Festival Radio France,
                                                          dem Kissinger Sommer, dem Lehar Festival Bad Ischl
und weiteren mehr. Als gefragte Lied- und Konzertsängerin gastierte sie in bedeutenden Musikzentren wie ua.
den Philharmonien Berlin und Köln, der Tonhalle Zürich, im Casino Basel, Wiener Musikverein, in der Liederhalle
Stuttgart und in der Federation Concert Hall in Hobart.
Von 2001 bis 2009 gehörte sie zum Opernensemble des Theater Basel und war seither wiederholt in großen
Partien dort zu Gast, so z.B. als Susanna, als Calisto, als Asteria in Glucks «Telemaco» in Coproduktion mit
den Schwetzinger SWR Festspielen, als Ginevra in Händels «Ariodante»,als Manon in Massenets gleichnamiger
Oper, sowie als Antonia in „Les contes d’Hoffmann“. Ende 2009 verkörperte sie die Mimì in der erfolgreichen
Live-Produktion «La Bohème im Hochhaus» des Schweizer Fernsehen SRF und ARTE.
Schon seit vielen Jahren ist sie fasziniert vom Körper in all seinen Facetten und befasst sich intensiv mit
dem Gesamtsystem Mensch, ist ausgebildete Yogalehrerin, Thai-Yoga Massagetherapeutin und seit Juni 22
diplomierte biodynamische Craniosacraltherapeutin.
An der Zürcher Hochschule der Künste war sie als Dozentin für „Sängerische Körperschulung“ dafür
zuständig, junge Singende auf unterschiedliche Art und Weise mit ihrem Instrument Körper vertraut zu
machen und damit eine optimale Basis zu schaffen für ein befreites ureigenes Singen.
Sie arbeitet in eigenem Atelier und begleitet hauptsächlich SängerInnen und andere MusikerInnen auf
ihrem Weg der Entfaltung.
                                                                                                           11
Freitag, 21. April 2023       14:00–15:00            Kongresseröffnung      MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Kongresseröffnung
Begrüßung
   Prof. Dr. Matthias Wiegandt
   KS Prof. Brigitte Geller, BDG-Präsidentin

Eröffnungsrede und musikalische Darbietungen
Prof. Hartmut Höll

Popduo: Luke und Tiara
Tiara Arpit und Luke Greenstone

Prolog zur Eröffnungsrede von Prof. Hartmut Höll
Prof. Markus Hadulla

Gerne erinnere ich mich an die erste Begegnung mit meinem langjährigen Mentor und Lehrer Hartmut
Höll. Das erste Stück der Dichterliebe erarbeitend, verlangte er den ersten Ton mit dem zweiten zu färben.
Eine für mich damals nicht nur technisch anspruchsvolle, sondern auch in Denkweise und Vorstellungskraft
neuartige Aufgabe. Im Nachhinein verdeutlicht mir seine Aufforderung ein Prinzip, wenn nicht gar eine
ganze Weltanschauung, Töne und Klänge in Beziehung zueinander zu setzen und dadurch das Geflecht
eines Ganzen zu ergründen.
In der Verflechtung einzelner Elementen das Ganze darzustellen, setzt der realen Welt in der Kunst den
Spiegel vor. Das Geflecht der Beziehungen zwischen Kunst und Leben zu ergründen, bleibt lebenslange
Aufgabe eines Künstlers und einer Künstlerin. Kaum jemand ist besser für solch eine Erörterung vorstellbar
als Hartmut Höll, der virtuos in beiden Welten erfolgreich beheimatet ist. So gründet seine Biografie
außer auf seinem Künstlertum als Liedpianist ebenso auf pädagogischer und politischer Arbeit in Ämtern,
wie dem des prägenden Künstlerischen Leiters der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart und
als Professor und Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe.
„Was heutzutage wichtig ist …“ lautet das Thema seines Vortrags.

Prof. Markus Hadulla
(ehemals Student von Prof. Hartmut Höll, heute selbst Professor für Lied und Klaviervokalbegleitung an
der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)

12
Prof. Hartmut Höll
                                                       Klangsinn, Sensibilität und das Vermögen,
                                                       „hinter“ den Tönen zu denken, Atmosphäre zu
                                                       schaffen, Empfindungen im timbrierten Klang
                                                       unmittelbar erleben zu lassen, zeichnen das Spiel
                                                       Hartmut Hölls aus.
                                                       Seit Jahrzehnten gehört Hartmut Höll zu den
                                                       gefragten Klavierpartnern. Dabei weiß er um den
                                                       Wert kammermusikalischer Zusammenarbeit und
                                                       ist klug genug, langjährige Partnerschaften zu
                                                       pflegen.
Von 1982 bis 1992 war er Partner von Dietrich Fischer-Dieskau. Liederabende bei den Salzburger
Festspielen, den Festivals von Edinburgh, Florenz, München, Berlin und Toyko, in der New Yorker Carnegie
Hall begründeten die viel gerühmte Zusammenarbeit.
Seit mehr nun als zwei Jahrzehnten begleitet er Renée Fleming bei Konzerten in Europa, Australien,
Asien und den USA.
Über vier Jahrzehnte war er im Liedduo Mitsuko Shirai verbunden. Beide haben mit weltweiten Konzerten
und CDs Maßstäbe der Liedinterpretation gesetzt.
Hartmut Hölls Sängerpartner:innen sind oder waren auch Christoph Prégardien, Thomas Hampson, Stella
Doufexis, Wolfgang Holzmair, Christiane Libor, Christian Elsner, Roman Trekel, Urszula Kryger, Jadwiga
Rappé, Changyong Liao, Zheng Zhou, Josef Protschka, Yvonne Naef, Jochen Kowalski, Hermann Prey,
Peter Schreier.
Hartmut Hölls besonderes Interesse gilt auch der jungen Generation: der Sopranistin Theresa
Pilsl, der Mezzosopranistin Yajie Zhang, dem Tenor Ilker Arcayürek, dem Bariton Aeneas Humm.
Kammermusikpartner:innen waren Tabea Zimmermann, Eduard Brunner, Jörg Widmann, Gervase de
Peyer, Sabine Meyer u.a.
Rund sechzig CD-Produktione liegen vor und repräsentieren ein überaus vielfältiges und breit gestreutes
Repertoire. Viele dieser Einspielungen wurden international ausgezeichnet (Diapason d’Or, Preis der
Deutschen Schallplattenkritik u.a.).
Als Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe ist Hartmut Höll nach früheren Professuren in
Frankfurt und Köln der jungen Künstlergeneration eng verbunden.
Von Oktober 2007 bis Ende September 2022 war Hartmut Höll als Rektor für die Hochschule für Musik
Karlsruhe verantwortlich.

Gesungenes Programm (sehen Sie bitte auf Seite 14)

                                                                                                     13
Lieder und Ensembles
Studierende der Liedklasse von                     Robert Schumann (1810-1856)
Dr.h.c. Mitsuko Shirai und Hartmut Höll:           aus: Spanisches Liederspiel op. 74,3
Yue Wang, Sopran                                   Dereinst, Gedanke mein (Emanuel Geibel)
Yajie Zhang, Mezzosopran                           Yue Wang, Yajie Zhang, Gautier Michel
Cheng Li, Tenor
Gabriel Rollinso, Bariton                          Robert Schumann (1810-1856)
Gautier Michel und Yuriko Watanabe, Klavier        aus: Spanische Liebeslieder op. 138,9
                                                   Blaue Augen hat das Mädchen (Emanuel Geibel)
Johannes Brahms (1833-1897)                        Cheng Li, Gabriel Rollinson, Gautier Michel,
aus: Liebesliederwalzer op. 52                     Yuriko Watanabe
Nachtigall, sie singt so schön
(Georg Friedrich Daumer)                           Johannes Brahms (1833-18997)
Yue Wang, Yajie Zhang, Cheng Li, Gabriel           Dämmerung senkte sich von oben op. 59,1
Rollinson, Yuriko Watanabe, Hartmut Höll           (Johann Wolfgang von Goethe)

Franz Schubert (1797-1828)                         Claude Debussy (1862-1918)
Der Schmetterling (Friedrich von Schlegel)         Romance (Paul Bourget)
Der Blumenbrief (Aloys Wilhelm Schreiber)
Lied der Delphine (Christian Wilhelm von Schütz)   Gustav Mahler (1860-1911)
Yue Wang, Gautier Michel                           aus: Lieder eines fahrenden Gesellen
                                                   (Gustav Mahler)
Roger Quilter (1877-1953)                          Ging heut‘ Morgen über’s Feld
Three Shakespeare Songs op. 6                      Yajie Zhang, Yuriko Watanabe
(William Shakespeare)
Come away, Death                                   Johannes Brahms (1833-1897)
O Mistress mine                                    aus: Liebesliederwalzer op. 52
Blow, blow, thou winter wind                       Es bebet das Gesträuche
Gabriel Rollinson, Yuriko Watanabe                 (Georg Friedrich Daumer)
                                                   Yue Wang, Yajie Zhang, Cheng Li, Gabriel
Robert Schumann (1810-1856)                        Rollinson, Yuriko Watanabe, Gautier Michel
Aus: Minnespiel op. 101,3
Ich bin dein Baum (Friedrich Rückert)
Yajie Zhang, Gabriel Rollinson, Hartmut Höll

Joaquín Turina (1882-1949)
Poema en forma de canciones op.19
(Ramòn Maria de las Mercedes de Campoamor y
Campoosorio)
Nunca olvida
Los dos miedos
Las locas por amor
Cheng Li, Gautier Michel

14
Freitag, 21. April 2023          15:15-16:00               Eröffnungsrede         MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Ohne Singen wäre das Leben ein Irrtum:
Warum Singen zum Menschsein dazu gehört!
Prof. Dr. Eckart Altenmüller

Singen und Instrumentalmusik spielen seit Jahrzehntausenden in allen Kulturen eine wichtige
Rolle: Mit Singen werden mächtige Emotionen erzeugt, soziale Bindungen vertieft und organisiert
und sogar therapeutische Ziele erreicht. Gerade die Stimme vereinigt magische Elemente, uralte
kollektive Erfahrungen und höchst lebendige Eigenschaften voll neuer Klänge. Unsere Emotionen beim
Hören von Gesang hängen stark von Lernprozessen ab und können durch Wissen und Kennen vertieft
werden. Starke Emotionen, die zu einem „Gänsehauterlebnis“ führen, treten z. B. häufiger auf, wenn
musikalische Strukturparameter erkannt werden. Besonders wirkungsvoll sind dabei überraschende
Momente mit Verletzungen der musikalischen Erwartung, aber auch Informationen zum Hintergrund
einer Komposition können die Wirkung vertiefen.
In dem Vortrag werden evolutionäre, musikpsychologische und hirnphysiologische Befunde zu den
Wirkungen des Singens vorgestellt. Die hirnphysiologischen Grundlagen des Singens werden an
Beispielen erläutert und ein Bezug zur Entwicklungsgeschichte des Menschen und zur Rolle der Musik
im „Überlebenskampf“ hergestellt. Unser Modell geht davon aus, dass die emotionale Wirkung von
Stimme und Musik mehrere evolutionäre Grundlagen hat. Zum einen ist sie auf einem allen Säugetieren
gemeinsamen Code affektiver Lautäußerungen (Schmerzensschreie, Wimmern, Seufzen) begründet,
zum anderen ist sie als „Erfindung“ des Menschen vor einigen hunderttausend Jahren ausdifferenziert
worden, wobei vermutlich der parallel verlaufende Spracherwerb hier eine wichtige Rolle spielte.

                                                          Prof. Dr. Eckart Altenmüller
                                                          Eckart Altenmüller, geboren in Rottweil am Neckar
                                                          erhielt seinen ersten Klavierunterricht mit sechs
                                                          Jahren und Flötenunterricht mit sieben Jahren.
                                                          Nach dem Medizinstudium in Tübingen, Paris und
                                                          Freiburg und dem zeitgleichen Musikstudium an
                                                          der Musikhochschule Freiburg promovierte er 1983
                                                          und legte 1985 die künstlerische Abschlussprüfung
                                                          im Fach Querflöte (Klassen Aurèle Nicolet, André
                                                          Jaunet und William Bennett) ab. Seither geht er
                                                          einer Konzerttätigkeit als Kammermusiker und Solist
im In- und Ausland nach und entwickelte verschiedene Formate für Gesprächskonzerte.
Von 1985 bis 1994 absolvierte Prof. Altenmüller an der Universität Tübingen die Facharztzeit für Neurologie
und habilitierte sich 1992 im Fach Neurologie. Seit 1994 ist er Direktor des Instituts für Musikphysiologie und
Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Im Jahr 2005 wurde er zum Mitglied
der Göttinger Akademie der Wissenschaften ernannt. Im Jahr 2013 erhielt er den Wissenschaftspreis des Landes
Niedersachsen. Seit 2015 ist er Vizepräsident der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Wissenschaftlich befasst er sich mit den hirnphysiologischen Grundlagen des Singens und Musizierens, mit der
Musikwahrnehmung und der emotionalen Verarbeitung von Musik.

                                                                                                           15
Freitag, 21. April 2023     16:30–17:20                Vortrag           MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Durch Stimmbildung zur inneren Mitte finden. Balance
und Synergie als Schlüssel zur Gesangstechnik
Dr. Barbara Hoos de Jokisch

Eine musikalisch und künstlerisch vielseitig einsetzbare Gesangsstimme fällt selten fertig vom Himmel
– sie ist vielmehr das Ergebnis eines langjährigen, differenzierten Lern- und Entwicklungsprozesses,
den wir als „Stimmbildung“, bzw. Erwerb von „Gesangstechnik“ bezeichnen. Hierbei werden bestimmte
Funktionen des Körpers optimal auf den Stimmklang hin ausgerichtet und koordiniert.
Bei der Vermittlung einer fundamentalen, genre-neutralen Gesangstechnik hat sich das Modell der
Stimme als eines organischen Systems aus drei Funktionsbereichen bewährt. Jeder Funktionsbereich
enthält zwei gegensätzliche Pole, die zu einer flexiblen Balance geführt werden. So kommen z. B.
Atemausgleich, Registerausgleich und Resonanzausgleich zustande. Dabei werden Synergieeffekte
freigesetzt, die die besondere Qualität einer Stimme ausmachen, wie z. B. das Vibrato. Die Aufgabe der
Stimmbildung besteht somit letztlich darin, durch Balance Synergie zu ermöglichen.
Im Vortrag werden die drei Funktionsbereiche der Stimme, die damit verbundenen gesangstechnischen
Herausforderungen und die Synergiewirkungen detailliert betrachtet. Es entsteht dabei eine
Gesamtübersicht der Stimme, eine stimmliche Landkarte, in der Lehrende und Lernende sich orientieren
können.
Die Suche nach der ausgeglichenen, fokussierten, „mittigen“ Stimme, dem „3D-Körperklang“, kann
gelingen, wenn Körper, Seele und Geist intensiv zusammenwirken. Vielleicht liegt gerade in diesem
Zusammenwirken die Ursache für die besonderen Erfahrungen von Freiheit, Glück und Identität, die uns
das Singen – und das Hören von Gesang – schenken kann. Balance und Synergie in der Stimmbildung
führen uns zur inneren Mitte – nicht nur des Klangs. Darin mag eine der Hauptaufgaben der klassischen
bzw. fundamentalen Gesangstechnik liegen.

16
Dr. Barbara Hoos de Jokisch
                             Barbara Hoos de Jokisch studierte Schulmusik und Gesangspädagogik
                             an der heutigen Universität der Künste Berlin. Bereits während ihrer
                             anschließenden solistischen Tätigkeit als Konzertsängerin wirkte sie als
                             Gesangspädagogin, u. a. an der UdK Berlin und an der Escuela Nacional
                             de Música der UNAM in Mexiko-Stadt. Seit 2012 lehrt sie Gesang und
                             Methodik/Lehrpraxis an der UdK Berlin.
                             In Fachveröffentlichungen setzt sie sich dafür ein, die Themenfelder
                             Gesangspädagogik und Gesangsmethodik auch theoretisch zu erfassen
                             und zu strukturieren. Ihre Dissertation „Die geistige Klangvorstellung.
                             Franziska Martienßen-Lohmann – Gesangstheorie und Gesangspädagogik“
erschien 2015 (Breitkopf & Härtel), Beiträge folgten im Lexikon der Gesangsstimme (Laaber-Verlag
2016) und im Handbuch des Gesangs, Band 2: „Stimmen – Körper – Medien“ (Laaber-Verlag 2021). Ihr
praktisches Unterrichtswerk „Die 7 Grundelemente der Stimmbildung“ erschien 2020 bei Breitkopf &
Härtel, (2. Auflage 2021).
Kollegialer Austausch und Weiterbildung sind ihr ein großes Anliegen. Sie gehört seit 2014
zum Dozententeam des Gesangspädagogischen Zertifikats (GPZ) des BDG und ist beim Netzwerk
Musikhochschulen beteiligt. Ihre Vortrags- und Workshoptätigkeit erstreckt sich auf Mexiko, die USA
und Südafrika; zuletzt wirkte sie mit bei der NATS/EVTA/BDG-Tagung in Berlin (2019), bei Fortbildungen
in der Schweiz (EVTA.CH 2021), in Italien (AICI 2022) und den Niederlanden (NVZ 2022) sowie dem
Internationalen Kongress ICVT (Wien 2022).
Basierend auf dem Konzept der Integrativen Stimmpädagogik, stellte Barbara Hoos de Jokisch ihr
Modell „Kaleidoskop der Gesangsmethoden“ 2018 auf dem BDG-Kongress in Berlin vor. 2023 entwirft
sie in ihrem Vortrag „Balance und Synergie als Schlüssel zur Gesangstechnik“ ein übersichtliches
Modell der Stimme und der stimmbildnerischen Aufgaben.

                                                                                                   17
Freitag, 21. April 2023       17:30–18:15          Vortrag/Lehrdemo.       MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Erich Kästner und das Chanson
Prof. Daniel Fueter

Clara-Sophie Bertram und Freya Jung tragen acht Chansons auf Texte von Erich Kästner vor. Die Musik
stammt von sechs verschiedenen Komponisten. Daniel Fueter kommentiert kurz die Stücke und gibt
unter Verwendung der Recherchen von Clara-Sophie Bertram Hinweise zu den Autoren.
Erich Kästners Wirken soll in Beziehung zur Entwicklung des deutschen Chansons seit 1901 gebracht
werden. Darüber hinaus skizziert der Referent Merkmale des Genres Chansons und macht einige
Angaben zu Geschichte und Repertoire. Stichworte dazu sind: der Alltag – die Menschen im Schatten –
garstige, politische Lieder – Erotik – das Rotlichtquartier – Kabarett und Revue – Kleinkunst. Es ist von
Eigenarten und Konsequenzen hinsichtlich der Gestaltung zu reden und endlich gilt es, einen kurzen
Blick auf die pädagogischen Aspekte im Umgang mit Chansons zu werfen. Das Augenmerk gilt dabei
dem Verhältnis von Sprache und Musik, den interpretatorischen Freiheiten, den szenischen Aspekten.
Die Frage, ob eine Beschäftigung mit Chansons auch im Hinblick auf eine Arbeit an Schubert-Liedern
oder Opernarien hilfreich sein kann, wird im Rahmen des Kongresses wohl besonders interessieren. Die
gesamte Präsentation dauert 45 Minuten. Der musikalische Vortrag und das Referat beanspruchen je
ungefähr die Hälfte der Zeit. Am Ende ist kurz Gelegenheit für Rückfragen aus dem Publikum.

                                                         Prof. Daniel Fueter
                                                         1949 in Zürich geboren, Musikstudium daselbst.
                                                         Kompositionen:Bühnenmusiken,musiktheatralische
                                                         Stücke, Kantaten, Lieder, Chansons, Kammermusik-
                                                         und Klavierwerke. Konzerttätigkeit als Liedbegleiter,
                                                         Mitarbeit bei musiktheatralischen Projekten.
                                                         Lehrtätigkeit (Liedgestaltung und Chansons) an den
                                                         Musikhochschulen von Zürich, Lugano und Karlsruhe
                                                         und in Kursen in vielen europäischen Ländern.
                                                         Administrative Aufgaben u. a als Präsident des
                                                         Schweizerischen Tonkünstlervereins und des
Dachverbandes Suisseculture, als Mitglied des schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates sowie als
Rektor der Hochschule Musik und Theater Zürich. Nationale und internationale Auszeichnungen.
Verheiratet mit der Pianistin Eriko Kagawa.

18
Clara-Sophie Bertram
                                                         Die Mezzosopranistin Clara-Sophie Bertram studierte
                                                         an den Musikhochschulen Leipzig und Karlsruhe
                                                         Master Operngesang (Prof. Júlia Várady und Prof.
                                                         Friedemann Röhlig) und Master Liedgestaltung
                                                         (Prof. Dr. h.c. Mitsuko Shirai und Prof. Hartmut Höll).
                                                         Darüber hinaus besuchte die Sängerin Meisterkurse
                                                         von Prof. Brigitte Fassbaender, Prof. Regina Werner-
                                                         Dietrich und Prof. Claudia Visca. Zusätzliche Impulse
                                                         erhielt sie in den Chanson-Meisterkursen bei Prof. Dr.
                                                         h.c. Daniel Fueter.
Sie gastierte am Badischen Staatstheater Karlsruhe, am Nationaltheater Mannheim, bei den
Volksschauspielen Ötigheim und den Osterfestspielen Baden-Baden. Clara-Sophie Bertram war in
Konzerten der Berliner Philharmoniker und im Rahmen des Eppaner Liedsommers zu erleben. Beim
Festival Rising Stars war sie mit einem Chanson-Programm von Georg Kreisler vertreten.
Mit der Pianistin Freya Jung gestaltet sie zahlreiche Liederabende und Chansonprogramme. Clara-Sophie
Bertram gewann den 1. Preis beim Gesangswettbewerb Stimmenzauber in Herxheim. Sie ist Stipendiatin
der Peter-Klaus-Stiftung, des Richard-Wagner-Verbandes Baden-Baden/ Pforzheim e.V. und der Heinrich-
Hertz-Gesellschaft.
Darüber hinaus ist sie als Stimmbildnerin in verschiedenen Karlsruher Chören tätig und gibt
Gesangsunterricht. Ihre Schüler:innen sind Preisträger:innen verschiedener Wettbewerbe. In der
Singschule Cantus Juvenum Karlsruhe studiert sie zusätzlich die Kinder und Jugendlichen für die
Theaterproduktionen ein, die in Kooperationen mit dem Badischen Staatstheater und dem Festspielhaus
Baden-Baden stehen.

Freya Jung
Freya Jung studierte Klavier (Prof. Ragna Schirmer), Kammermusik (Prof. Susanne Rabenschlag) und
Liedgestaltung (Prof. Karl-Peter Kammerlander) an den Musikhochschulen in Mannheim und Weimar. Sie
schloss ihr Studium in der Liedklasse von Prof. Hartmut Höll und Prof. Mitsuko Shirai 2015 in Karlsruhe ab.
Wichtige Impulse erhielt sie auf Meisterkursen u. a. bei Dietrich Fischer-Dieskau, Irwin Gage und Daniel
Fueter.
Freya Jung konzertierte im Badischen Staatstheater Karlsruhe und im Hessischen Staatstheater Wiesbaden
sowie beim Heidelberger Kammermusikfestival, in der Kreuzkirche Nürtingen und im Mendelssohn-Haus
in Leipzig.
Zusammen mit Conrad Schmitz erlangte sie 2013 den zweiten Rainer-Koch-Gedächtnispreis des
Kulturfonds Baden e. V. Sie war mit Felicitas Brunke Finalistin im Internationalen Othmar Schoeck
Wettbewerb 2016, und 2017 mit Clara-Sophie Bertram Finalistin beim Internationalen Wettbewerb für
das Lied des 20. und 21. Jahrhunderts.
Freya Jung ist in Karlsruhe, Bruchsal und am Evangelischen Seminar Maulbronn als Klavierpädagogin tätig.

                                                                                                            19
Samstag, 22. April 2023       09:00–10:00          Vortrag/Gespräch        MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Der BDG für Studierende:
„Zukunftsperspektiven der Gesangspädagog:innen“
Sarah Behrendt

Der Abschluss an einer Musikhochschule im Hauptfach Gesang oder Gesangspädagogik bietet auf den ersten
Blick die Möglichkeit, als Sänger:in oder Gesangslehrer:in zu arbeiten. Aber was heißt das schon? Der Einstieg
und die Berufsrealität sehen oft ganz anders aus: Es gibt unzählige Kombinationsmodelle, mit Gesang und
Stimme seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dabei ist der „klassische Weg“ nicht immer der für jede:n
persönlich beste.
Nach einem kleinen Impulsvortrag möchte ich dazu einladen, über die verschiedenen Möglichkeiten zu
diskutieren, als Gesangspädagog:in zu arbeiten. Was sind die Vor- und Nachteile für Freiberufler:innen oder
auch die „Stolperfallen“ mit einem Festvertrag? Welches sind die potenziellen Arbeitgeber:innen und was sind
die Weiterbildungs- bzw. Kombinationsmöglichkeiten in diesem Berufsfeld?
Gleichzeitig möchte ich es wagen, in die Zukunft zu schauen: Was sollte sich ändern, um den Beruf als
Gesangspädagog:in noch attraktiver zu machen, was müssen oder können wir an der Ausbildung verändern?
Ich lade sowohl alle Studierenden als auch Kolleg:innen herzlich ein, mit mir zu diskutieren und sich
auszutauschen.

                                                         Sarah Behrendt
                                                          Die Bremer Sopranistin Sarah Behrendt studierte
                                                          Gesang an der Universität der Künste Berlin
                                                          sowie am Santa Cecilia Opera Studio in Rom,
                                                          Italien. Darauf folgten noch zwei Zertifikate in
                                                          „Betriebswirtschaft“ und „Kulturmanagement“
                                                          an den Universitäten in Hamburg und Hannover.
                                                          Als Sängerin ist Sarah Behrendt international
                                                          tätig, Engagements führten sie z. B. nach China,
                                                          Frankreich, Italien, Litauen, Österreich, Polen
                                                          und Portugal. Wichtige Konzertsäle und Theater
waren u. a. die Beijing Concert Hall, die Kathedrale von Aix-en-Provence, die Kathedrale von Lyon, die
Liederhalle Stuttgart, der Palácio da Bolsa in Porto, das Auditorium Parco della Musica in Rom, die Berliner
Philharmonie, das Teatro Poliziano in Montepulciano, die Laeiszhalle in Hamburg, das Staatstheater
Cottbus, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und der Berliner Dom.
Als gefragte Gesangspädagogin betreut sie stimmliche Laien sowie Profis, arbeitet seit 2016 mit
verschiedenen Chören zusammen und ist seit 2022 mit einem Lehrauftrag an der Johannes Gutenberg-
Universität Mainz tätig.
Vorträge hielt sie u. a. für Studierende an den Musikhochschulen Osnabrück und Trossingen zur
Berufsorientierung sowie regelmäßig zur Weiterbildung von Chorleiter:innen und Stimmbildner:innen für
den Schwäbischen Chorverband. Als Gründerin von ensemblesingen.de bietet Sarah Behrendt mehrmals
jährlich Gesangskurse in Italien und Deutschland an und organisiert Konzerte im In- und Ausland.
www.ensemblesingen.de | www.sarah-behrendt.de

20
Samstag, 22. April 2023          10:00–10:45            Vortrag mit Vorführung    MUT Wolfgang-Rihm-Forum

„Hohe Töne, scharf wie ein Schwert?“
Über das Singen und die Kampfkunst
Prof. Friedemann Röhlig

Iaido ist die in Jahrhunderten überlieferte Praxis der Samurai, sich im Umgang mit dem Schwert zu üben.
Wörtlich übersetzen lässt sich der Begriff Iaido nur schwer und bedeutet in etwa: der Weg des „Ganz-
dabei-Seins“. Über die kriegerische Vergangenheit weit hinausgehend ist Iaido ein Weg des körperlichen
Trainings und der geistigen Übung. Es ist eine Möglichkeit unter vielen, sich seiner Persönlichkeit in
allen Facetten zu stellen und dabei nicht zuletzt der Frage des Umgangs mit dem (Wett-)Kampf an sich.
Meditative Aspekte spielen dabei ebenso eine Rolle wie im weitesten Sinne philosophische. Es ist ein
Ringen um und mit sich selbst.
Insofern finden sich im Üben einer Kampfkunst allgemein viele Parallelen zum Singen und Singen-
Lernen. Im Iaido mit seinen Charakteristika geschieht das in besonderer Weise: Bewegen im Raum,
Distanz- und Timinggefühl, Balancegefühl, Atemkontrolle, Konzentration, Fokussierung auf einen
Punkt, innere Wahrnehmungen, die Arbeit mit inneren Bildern, …
In diesem Vortrag mit Vorführung werden einige Aspekte davon behandelt werden. Fragen bzw.
Gespräche im Anschluss sind herzlich erwünscht.

                              Prof. Friedemann Röhlig
                                Friedemann Röhlig, Bass, begann seine musikalische Ausbildung mit einem
                                Klavier-, Harfe- und Dirigierstudium an der Musikhochschule seiner Heimatstadt
                                Leipzig. Angeregt durch seine Begleitertätigkeit begann er, bei Julia Hamari
                                und Carl Davis an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
                                Stuttgart Gesang zu studieren. 2000 war er Preisträger beim 49. Internationalen
                                Musikwettbewerb der ARD in München. Nach ersten Engagements an der
                                Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und am Staatstheater Kassel gastierte
                                er an den großen Opernbühnen Europas und bei renommierten Festivals: u. a.
                                an der Bayerischen Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Staatsoper
                                Stuttgart, der San Francisco Opera, dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona,
                                dem Teatro Real in Madrid, den Opernhäusern von Paris/Bastille, Amsterdam,
Brüssel, Strasbourg, Bilbao und Lissabon, bei den Bayreuther, Salzburger und Bregenzer Festspielen. Sein
breites Repertoire umfasst u. a. die großen Basspartien von Mozart über Verdi, Strauss und Wagner bis zu
Alban Berg und zeitgenössischen Komponisten. Dabei arbeitete er mit namhaften Dirigenten wie Kirill
Petrenko, Gerd Albrecht, Helmuth Rilling, Hartmut Haenchen, Daniel Harding, Christoph von Dohnányi, Edo
de Waart, Ingo Metzmacher, Donald Runnicles u. a. zusammen.
Darüber hinaus widmet sich Friedemann Röhlig intensiv dem Lied- und Konzertrepertoire. Zahlreiche
Aufnahmen für Rundfunk, CD und TV dokumentieren seinen musikalischen Werdegang.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war er immer auch pädagogisch tätig. Nach Lehraufträgen und einer
Professur in Leipzig ist er seit 2009 Professor für Gesang an der Hochschule für Musik in Karlsruhe und gibt
seine Erfahrungen in internationalen Meisterkursen weiter.

                                                                                                           21
Samstag, 22. April 2023       11:15–12:00                 Lehrdemo.           MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Was sagt der Klaviersatz?
Das Lied aus pianistischer Sicht
Prof. Matthias Alteheld

Der in eine Lehrdemonstration mündende Vortrag möchte Antworten geben auf die Fragen, die ein Klaviersatz
im Lied sowohl für Pianist:innen als auch für Sänger:innen aufwirft und die nicht auf den ersten Blick durch
das Notenbild beantwortet werden. Über die im Notentext offensichtlichen und für die Ausführenden
einzuhaltenden Parameter hinaus soll der „Blick hinter die Noten“ geschärft und sollen Wege hinsichtlich des
Umgangs mit oftmals als rein subjektiv angesehenen Kriterien wie Rubato oder Klangfarbe aufgezeigt werden.
Der Beitrag möchte insbesondere Sänger:innen dazu anhalten und ermutigen, die im Klaviersatz vorhandenen
Informationen zu verstehen und entsprechend zu deuten und umzusetzen.
Der Inhalt des Vortrags mit Lehrdemonstration speist sich aus der jahrelangen Unterrichts- und
Bühnenerfahrung des Pianisten und Professors für Liedgestaltung Matthias Alteheld, tätig an der Hochschule
für Musik Freiburg im Breisgau.

22
Prof. Matthias Alteheld
                              Der Pianist Matthias Alteheld studierte zunächst Klavier an der Hochschule für
                              Musik in Detmold, um sich dann auf das Fach Liedgestaltung zu spezialisieren
                              und seine Studien in der renommierten Liedklasse von Prof. Hartmut Höll
                              und Prof. Mitsuko Shirai an der Musikhochschule Karlsruhe fortzusetzen.
                              Meisterklassen bei Dietrich Fischer-Dieskau, Renate Kretschmar-Fischer,
                              Charles Spencer und Eberhard Feltz ergänzten die Ausbildung.
                              Matthias Alteheld ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler
                              Wettbewerbe. So konnte er u. a. beim Paula Salomon-Lindberg Wettbewerb,
                              beim Deutschen Musikwettbewerb in Berlin, beim 4. Internationalen
                              Kammermusikwettbewerb „Franz Schubert und die Musik der Moderne“ in Graz
                              und beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst in Stuttgart Preise erringen
und auf sich aufmerksam machen.
Der vielseitige Pianist spielt regelmäßig Konzerte und Liederabende mit breitem Repertoire. Zu seinen
regelmäßigen Gesangspartner:innen gehören u. a. Markus Eiche, Christian Elsner, Nina-Maria Fischer, Evgenia
Grekova, Torsten Meyer, Hanno Müller-Brachmann, Wolfgang Newerla, Andreas Wolf und Holger Schumacher,
mit dem er die Liederabendreihe „Klangspuren“ in seinem Wohnort Bretten gründete, um dem Kunstlied mit
all seinen Facetten eine Bühne zu bieten.
Darüber hinaus pflegt er Kontakte zu Künstler:innen aus anderen Ländern und Kulturen, um deren
länderspezifische Liedkunst auch in Europa zu verbreiten und den kulturellen Austausch zu pflegen.
So verbindet ihn eine langjährige künstlerische Partnerschaft mit der armenischen Altistin Seda Amir-
Karayan, mit der er zusammen Lieder des armenischen Komponisten Komitas Vardapet aufführte, sowie zur
philippinischen Sopranistin Ena Maria Aldecoa, die regelmäßig für Konzerte in Europa zu Gast ist.
Matthias Alteheld konzertierte in vielen Musikzentren Europas und war Gast beim Rheingau Musik Festival und
bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Aufnahmen machte er für den SWR, NDR und BR.
Im Jahr 2023 werden ihn Einladungen u. a. zu Klavier- und Liederabenden sowie Meisterkursen nach Bayreuth,
Mailand und zu den Gustav Mahler Musikwochen nach Toblach in Südtirol führen. Dort wird er erstmalig mit
dem jungen Bariton Konstantin Ingenpaß konzertieren.
Über seine künstlerische Tätigkeit hinaus gibt der Pianist regelmäßig Meisterkurse und hält Vorträge und
Seminare mit dem Themenschwerpunkt Liedgestaltung.
Matthias Alteheld bekleidet eine Professur für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Freiburg. In seiner
Arbeit geht es ihm darum, das Lied in gemeinsamer künstlerischer Duopartnerschaft erlebbar zu machen.
Regelmäßige Vortragsabende und Studierenden-Konzerte sowie das mehrtägige Lied-Symposium „Lied-
Campus“ sind Zeichen seiner engagierten pädagogischen Tätigkeit.
www.matthias-alteheld.de

                                                                                                          23
Samstag, 22. April 2023     12:00–13:00                 Vortrag           MUT Wolfgang-Rihm-Forum

Musicians Money Mindset – Vom Ton zum Lohn
Eleonore Marguerre

„Am Gold hängt, nach Golde drängt doch alles …“, so drückt es Gretchen in Goethes Faust treffend
aus. Geld ist nicht die Hauptsache, aber wenn es fehlt, wird es oft zum Wichtigsten. Als Sänger:in sich
mit dem schnöden Mammon auseinanderzusetzen, ist kein Gesprächsstoff für die Hochschulkantine. Es
geht doch um die hehre Kunst!
Und doch: In der Kultur und speziell im Musiktheater lässt sich mit Gesang Geld verdienen, sei es im
Opernchor mit festen Stellen und tariflicher Sicherheit oder auf der großen internationalen Bühne mit
Abendgagen von 10.000 Euro und mehr. Warum aber fällt es solistischen Sänger:innen oft so schwer, ein
faires Honorar auszuhandeln für ein Konzert oder eine Lesung? Hinter ihnen liegen Jahre des Studiums
und oft auch teure Investitionen in Geist, Körper und Stimme oder den Erwerb neuer Kenntnisse, und
diese Erfahrungen sind etwas wert.
Kunst und Musik sind zwar nicht systemrelevant, wie wir während der Pandemie schmerzlich lernen
mussten, aber ohne sie, ohne Musik auf Spotify, Filme im Fernsehen, Liederabende und Radio wäre das
Leben vor allem eins – stumm. Unterhalten zu werden oder Musik zu machen ist ein Grundbedürfnis;
gemeinsam lachen, mitfühlen und weinen zu können, tut Menschen gut und verbindet. Und die
Kunstfertigkeit und das musikalische Handwerkszeug, das man dafür braucht, muss bezahlt werden.
Warum wird dann in einem Künstler:innendasein so gerne verdrängt, dass Organisation von
Versicherungen, Familienplanung, Altersrente, Geldanlage oder das Thema Steuer überlebenswichtig
sind? Woher stammt die scharfe Unterteilung in Kunst und Kommerz?
Auf diese Fragen wird die Opernsängerin Eleonore Marguerre in ihrem Vortrag eingehen. Sie benennt
Strategien, die in Deutschland helfen können, als Freie:r oder Festangestellte:r zu überleben, und
warum es sich lohnt, das Thema Geld auch als Musiker:in genauer zu betrachten.

24
Eleonore Marguerre
                            Eleonore Marguerre stammt aus Heidelberg und studierte u. a. an
                            der Hochschule für Musik Karlsruhe und der Universität für Musik und
                            darstellende Kunst Wien, wo sie ihr Diplom mit Auszeichnung ablegte. Sie
                            studierte zudem VWL, Arbeitsrecht und Geschichte sowie Romanistik an der
                            Technischen Universität Darmstadt.
                            Die Sopranistin gewann mehrere Wettbewerbspreise und nach ersten
                            Jahren im Ensemble des Deutschen Nationaltheaters Weimar singt sie
                            nun weltweit z. B. am Théâtre Royale de la Monnaie in Brüssel (Rheingold
                            2023), dem New National Theater Tokyo (Fledermaus 2023) und aktuell am
                            Staatstheater Nürnberg (La Grande-Duchesse de Gérolstein) und der Oper
                            Bonn (Lustige Witwe). Ihr breites Repertoire reicht von Rollen wie Gounods
Margarethe oder La Traviata bis hin zu Uraufführungen wie Frankenstein von Mark Grey.
Mit der Lautten Compagney sang sie Händels Rinaldo auf Tournee u .a. im Concertgebouw in Amsterdam.
2021 spielte Marguerre die Fledermaus in Frankreich, in Avignon, Toulon und Rennes sowie Faust an der
Oper Breslau. 2022 folgten Neues vom Tage von Hindemith am Musiktheater im Revier, Lustige Witwe an
den Wuppertaler Bühnen sowie die Barock-Oper Talestri am Staatstheater Nürnberg.
Marguerre verfasste den Ratgeber „Vom Ton zum Lohn“ auf Deutsch und Englisch (2. Auflage 2020)
sowie „Wozu das ganze Theater?“ (2020). Sie hostet seit 2017 den Podcast „Leonore & Fidelio“ mit
bisher über 50 Folgen, in denen sie „Opernführer to Go“ anbietet ebenso wie Background-Wissen z. B.
über verschiedene Stimmfächer.
An Aufnahmen veröffentlichte sie bisher neun CDs, u. a. Mozarts Fragment Demofoonte, Suppès Schöne
Galathée und Bruchs Lied von der Glocke.
Eleonore Marguerre spricht fünf Sprachen und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Weimar.
www.eleonore-marguerre.de

                                                                                                   25
Samstag, 22. April 2023      14:30–15:30             Komponistenstunde      MUT Wolfgang-Rihm-Forum

An der Quelle: Rihm über Rihm
Prof. Dr. Wolfgang Rihm

Prof. Dr. Wolfgang Rihm erarbeitet seine Liedkompositionen mit Studierenden der Hochschule.

                               Prof. Dr. Wolfgang Rihm
                             Wolfgang Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren, wo er bis heute
                             seinen Wohnsitz hat. Er ist Komponist, Professor für Komposition und Autor
                             zahlreicher Bücher – teilweise Sammlungen seiner Schriften, teilweise als
                             Gesprächspartner in Interviewbänden. Er ist auch Mitglied zahlreicher Gremien
                             in Deutschland, wo immer es gilt, die Interessen der Musikschaffenden zu
                             vertreten.
                             Keine Zweifel: Wolfgang Rihm ist ein Phänomen, eine überlebensgroße
                             Figur. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik,
                             ist allumfassend, aber das Gleiche gilt für die Künste, die Literatur, die
                             Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen.
                             Die Welt, die er mit seinen über 400 Kompositionen geschaffen hat, ist
                             ein Universum. Als solches kann es nicht eingestuft, mit einem Label
                             abgehakt werden. Um den Titel eines englischen Films umgewandelt zu
                             entlehnen: Er ist „a composer for all seasons“. Rihm hat sogenannte Neue
                             Musik geschrieben – und die Titel seiner Kompositionen sind symbolhaft
                             für die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte geworden, ein Gemeingut,
                             dessen sich Orchester, Ensembles und Kammergruppen regelmäßig und
                             selbstverständlich bedienen (etwa: Jagden und Formen, der Chiffre-Zyklus,
                             Pol – Kolchis – Nucleus). Gleiche Bedeutung steht den Werken zu, die sich
                             auf die Musikgeschichte berufen – etwa Oratorien in der Bach-Nachfolge
                             (Deus Passus), Orchesterwerke, die sich an Brahms orientieren (Ernster
                             Gesang, Nähe fern 1-4), oder Kammermusik nach Robert Schumann (Fremde
Szenen). Schon als 25-Jähriger hat Rihm eine Kammeroper komponiert, die seit über 30 Jahren im
Repertoire verankert ist (Jakob Lenz). Weitere Musiktheaterwerke verschiedenster Stile bereichern die
Programme der Opernhäuser (Die Eroberung von Mexico, Die Hamletmaschine, Das Gehege, Dionysos).
Wolfgang Rihm ist einer der wichtigsten Liederkomponisten unserer Zeit; seine Streichquartette werden
von den verschiedensten Gruppen in zyklischen Konzertreihen präsentiert. Er ist ein Komponist, der sich
immer infrage stellt. Jedes neue Werk ist eine Antwort auf das vorausgegangene; jedes neue Werk wirft
Fragen auf, die er im nächsten Stück zu beantworten sucht. So entstehen Werkreihen, ganze Familien
von Kompositionen. Alles ist ständig im Wachsen, es wird ununterbrochen gearbeitet, ergänzt, in neue
Verbindungen gebracht.
Rihms Tätigkeit als Lehrer (mit Vykintas Baltakas und Jörg Widmann unter seinen Studierenden) wäre ein
anderes Kapitel. Und wenn man bedenkt, welch großartiger Zeichner er ist, und wenn man das Gedicht
liest, das er über und für sein Trompetenkonzert Marsyas geschrieben hat, muss man zugeben, dass
Wolfgang Rihm in der Tat eine überlebensgroße Figur ist.

26
Sie können auch lesen