Fest und Öffentlichkeit - Ausstellung in der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin 06. Juni 2019 - 30. Mai 2020 - Stiftung Bibliothek Werner ...

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Fest und Öffentlichkeit - Ausstellung in der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin 06. Juni 2019 - 30. Mai 2020 - Stiftung Bibliothek Werner ...
Fest und Öffentlichkeit
Ausstellung in der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin

            06. Juni 2019 – 30. Mai 2020
FEST:
Ritus, Zeremonie, Fest und Leben und der Homo Ludens

«Sarebbe una felicità, che tutte le spese per le guerre si convertissero per gli spettacoli.»
Francesco Milizia, Principj di Architettura Civile, Finale: Jacopo de’Rossi 1781.

Das FEST ist zuerst – vor allem Aufwand mit Feuerwerk und vor aller Ausstattung zur
‘Festarchitektur’ – ein Anlass, der die Menschen aus ihrer täglichen Mühsal und Arbeit
herausholt und sie in festliche Situation und Festlaune versetzt. Keine Gesellschaft, kein
Staatswesen ohne Feste, keine religiöse Gemeinschaft, die nicht ihren Festkalender führt und
diesen mit Riten bis zum Rand auffüllen würde. Daraus entsteht eine Praxis, der alles zugeführt
wird von der Weihe der Kirchen zur «ostensio», dem Vorzeigen von Reliquien, und zu dem,
was im Kirchenkalender entsprechend innerer Ordnung ohnehin festgeschrieben sein will. Es
ist an alles gedacht und alles ist auch nach Möglichkeit geregelt bis zum Umgang mit Kerzen
und Fackeln bei Bestattungen und dergleichen.
        Der Jesuit Charles Guyet legt 1728 in seiner «Heortologia», einer ‘Festkunde’, die
doppelte Erklärung des Festes zugrunde, jene der Befreiung oder Unterbrechung des üblichen
Gangs der Dinge («cessatio a strepitu forensi, serviliumque operibus») und zudem die des
«officium», der festgelegten Formen und Abläufe, das was den Festen ihren verbindlichen Ort
und Stellenwert im Kirchenjahr wie im Leben überhaupt verleiht und verleihen soll. Sie sind
wie der Wechsel der Jahreszeiten aus dem Tagesablauf nicht mehr wegzudenken. Bevor Guyet
die ‘ratio’ zur Begründung von derlei kulturellen Phänomenen herbeizieht, denkt er an die
passendere malerische Wiedergabe dieser Wirklichkeit; das Fest reicht weit über allzu
enggefasste Lebensvorstellungen hinaus.

        Das ganze Leben wird in Fest und Zeremonie abgebildet und erinnert. Und deshalb gibt
es kaum Grenzen, zumal die doch gesuchte seelische Bewegung sehr schnell alle
Konventionen überschreitet und Tanz und Exzess und alles, was einer menschlichen
Versammlung in Feststimmung als wünschenswert erscheint, den öffentlichen Raum erfüllt.
Der Übergang von religiösen zu profanen Festen ist fliessend, wie es sich bei den Festen der
französischen Revolution – zu Ehren eines «Être suprême» etwa – besonders deutlich
abzeichnet. Dementsprechend wird auch der allumfassende Nutzen und Einfluss der Feste auf
Staat und Gesellschaft eingesehen und – gerade in aufklärerischer Zeit - thematisiert, wie etwa
1789 in der hier ausgestellten Abhandlung von Ildefonso Valdastri. «Panem et circenses» ist
das (zwiespältige) geflügelte Wort, Sinnbild entsprechender Festfreude und Ausgelassenheit
und auch der Hinweis auf die Lenkung und Befriedigung der Massen durch derlei
Vorkehrungen und Mittel. In Rom hat man vor dem Palazzo Farnese Wein in die grossen
Marmorwannen aus den Caracalla-Thermen gefüllt und damit die Bevölkerung und den Pöbel
an den aristokratischen Festen teilhaben lassen. Und in Neapel erfreut sich im 18. Jahrhundert
das Fest der «Cuccagna», zur Idee des Schlaraffenlands, besonderer Popularität. Ja, man will
mehr davon! Francesco Milizia schreibt in grundsätzlicher Absicht: «Sarebbe una felicità, che
tutte le spese per le guerre si convertissero per gli spettacoli.» Man sollte das für
Militärausgaben benötigte Geld besser für Feste und Spektakel ausgeben und die sind ja allein
schon wegen der Feuerwerkerei sehr aufwendig. Man soll nicht an dem, was der ganzen
Bevölkerung zugutekommt sparen; man nennt es «réjouissance», ein allgemeines Vergnügen,
«la divisa di tutti i popoli», was jedem Volk gut anstehe. Volksfeste jeder Art haben sich im
Verlaufe der Zeit herausgebildet; und auch sie haben selten auf Mythen – und
Geschichtsbildung – verzichtet. Die Auswüchse der Feste kennt man allerdings auch. Milizia
wendet sich gegen «feste tumultuose», gegen «cataste di carne e di salumi» und gegen die
«disgustevoli fontane di vino». Es ist ihm zuwider, zuvorderst die «ubriachezza della canaglia».

        Doch alles ist Spiel, wie es Johan Huizinga in seinem «Homo Ludens» betont. Er wollte
dort nicht dem Spiel in der Kultur nachgehen, sondern sehr viel grundsätzlicher den
Spielcharakter der Kultur herausstellen. Und dies ist umso bedeutsamer, als er – wie Karl
Kerenyi – vom ‘heiligen Spiel’ handelt und das Spiel so auch an das Mysterium heranführt. Es
sind eng verflochtene Traditionen, die das Fest kennzeichnen, den Zusammenhang von Fest
mit religiösen Kultformen, die Nähe und Verwandtschaft mit Ritus, Zeremonie und
entsprechenden Handlungen feststellen. Der Begriff ist soweit wie das Leben selbst und
dessen innere Ansprüche, die tieferen Sehnsüchte und Werte, die nach Ausdruck und
Vermittlung verlangen. Von hier ausgehend kommt Huizinga auf die ‘poetische Formgebung’
und auf die Verbildlichung zu sprechen. Man gelangt auf diese Weise zu all den zusätzlichen
Massnahmen, die das Fest ausgestalten, zu den fiktiven, ephemeren Architekturen und
natürlich zum Feuerwerk.
        «Fest und Festkunst» umschreibt es 1924 Otto Heuschele, der in seiner Zeit einen
Mangel an Tiefe und Geistigkeit feststellt und ergänzt, «weil wir keine Gemeinschaft waren».
«Das Fest als Zentrum der Gemeinschaft, als freie Vereinigung der Individuen in der
schöpferischen Gemeinschaft ist uns das hohe Ziel unserer Kulturentwicklung.» Und er
ergänzt diese allgemeinen einführenden, am 26. Dezember 1921 formulierten Überlegungen
am Ende mit dem Satz: «Das Fest ist nicht Wort, sondern Tat.» Noch konnte er nicht wissen,
wie das Fest gerade danach von totaler Macht - diesmal nicht im Zeichen von Tumult und
«ubriachezza» –, sondern von perfekter Organisation und eiserner Disziplin politischer
Propaganda missbraucht werden sollte.

Öffentlichkeit der Architektur und der Feste im öffentlichen Raum

«Aedificia hominum esse causa constituta in promptu est.»
«Universis urbs et, quae Urbis partes sunt, publica omnia debentur.»
       Leonbattista Alberti, De Re Aedificatoria, (IV,I 54v und II 56v.).

«Panem. & circenses è la divisa di tutti i popoli.»
      Francesco Milizia, Principj di architettura Civile, Finale, 1781.

Feste finden im öffentlichen Raum statt; insofern gehören sie zur Kompetenz des Architekten,
der sich mit der Stadt um das Wohlergehen der Menschen kümmern soll. Mit der im 18.
Jahrhundert zunehmenden ‘Architektonisierung’ von Festen durch Aufbauten jeglicher Art
wird dies verdeutlicht. Francesco Milizia handelt 1781 in seinen «Principj di architettura
Civile» explizit von den «Edificj per gli spettacoli pubblici» sowie von den «Fuochi Artificiali»
und ordnet diese zwischen den Monumenten der «magnificenza pubblica» und den
Sakralbauten, den «Edificj della maggior sublimità» ein. ‘Festarchitektur’ gehört nun zu den
Standards architektonischer Zwecke und wird bei den ‘höchsten’ Aufgaben eingereiht. Hier
findet sich die Formulierung: «Panem & circenses è la divisa di tutti i popoli.» Und natürlich
wird dies in aufklärerischer Zeit mit moralischen, erzieherischen Absichten verbunden, was
diese Zuordnung zu den wichtigsten Obliegenheiten des Architekten erklärt.
Dementsprechend werden die Feuerwerke begründet: was der Zerstörung von
Menschenleben diene, könne die Menschen auch erfreuen und sie zudem von ansteckenden
Krankheiten bewahren. (Man glaubte noch an Feuer als «efficaci antidotti per purgare l’aria
infetta»!)

        Kurzum, das Fest wird allen positiven Seiten des Lebens in der Stadt zugeordnet. Es ist
zutiefst in der Gesellschaft und ihren kulturellen Ausdrucksformen verankert. Dadurch ist der
Charakter der Öffentlichkeit des Festes gegeben. «Réjouissance», Volksbelustigung und die
repräsentative Kraft der «magnificenza pubblica» gehören zusammen. Und der Architekt
schafft mit seinen ‘Festapparaten’ – wenigstens vorübergehend – die Illusion einer dies
betonenden Wirklichkeit, die der Schnelllebigkeit des Festanlasses widersteht und sich –
unterstützt von Texten, Bildern und Bücher – der Erinnerung einprägt.
        Das Fest ist ein Massenphänomen, betrifft alle Einwohner und Bürger. Es dient der
„sociabilité“ und ist längst unverzichtbar geworden, ein «besoin de la multitude passionée.»
Zudem liefert das temporäre Fest als «ephemere» Erscheinung oft auch Anreize dafür, was an
– auch baulichen – Verbesserungen anstünde. Und umgekehrt werden oft genug bauliche
Massnahmen und Verschönerungen auf einen festlichen Anlass hin geplant und umgesetzt.
Man wirbt in jedem Fall für Aufmerksamkeit.
        Pierre Patte gehört zu den Architekten, die vordemonstrieren, wie ‚unnütze‘
Monumente wie Obelisken sehr wohl einem konkreten Nutzen für die Stadt und ihre
Bewohner zugeführt werden könnten. In seinen «Mémoires sur les Objets les plus importants
de l’Architecture» (1769) demonstriert er, wie ein Schmuckelement nicht nur als Brunnen,
sondern als Teil der Wasserversorgung und der Hygiene eingesetzt werden könnte. Das
Ornament wird zu einer Wohltat («bienfait»), wenn man denn das ganze Umfeld und die dort
gegebenen Bedürfnisse mitbetrachtet und berücksichtigt («toutes les circonstances locales,
tant de son emplacement que des environs»): eine «fontaine publique», die alle mit frischem
Wasser versorgt, die Pflästerung von Strasse und Platz, die Ausscheidung des Verkehrs zum
Schutze der Fussgänger, alles ergibt sich aus der ‘schmückenden’, festlichen Architektur der
Stadtverschönerung («embellissement»).
        Um diesen Gedanken einer alles bedenkenden, nützlichen Stadtverschönerung zu
betonen, druckt Patte den Text eines Wettbewerbs ab, den Katharina d. Gr. in St. Petersburg
am 14. November 1763 ausgeschrieben hatte: «Une grande Princesse qui desire de rendre ses
peuples heureux, a proposé, il y a quelques années, en concours les embellissements de
Pétersbourg.» Das hat die Stadtverschönerung mit dem Festanlass gemeinsam, dass sie dem
Wohlbefinden und dem Glück der Menschen zudienen wollen – ganz in der Tradition jener
Architekturauffassung, die in früher Neuzeit jemand wie Leonbattista Alberti in diesem Sinne
geltend gemacht hat.

Ausgestellt:

(Die römischen Ziffern hinter den Titeln verweisen auf den jeweiligen Link zur digitalisierten
Version des Buch, das im Internet verfügbar ist)

Abhandlung über antike und moderne Feste und Schauspiele und deren Nutzen für die
Gesellschaft mit besonderer Berücksichtigung der antiken Olympiaden und gymnastischer
Übungen
Ildefonso Valdastri, Due Discorsi Filosofici, E Politici. L’uno Sull’ Influenze Degli Spettacoli Nelle
Nazioni, L’Altro Su Quelle De’Viaggi Nell’ Educazione. Modena, Società Tipografica, 1789 (I)
Beschreibung der verschiedenen Riten und Handlungen bei der Weihe römischer Kirchen,
verfasst anlässlich der Weihe von San Ignazio
Francesco Maria Galluzzi, Il Rito Di Consacrare Le Chiese. Colla sua antichità, significato, convenienza,
prerogative, e motivi di rispettarle. Esposti In Occasione Di Consacrarsi La Chiesa Di S. Ignazio In
Roma. Rom, Salvioni, 1722 (II)

Ausführliche Darstellung der Geschichte der Reliquienverehrung und der damit verbundenen
Riten und Kulthandlungen, gewidmet an Kardinal Prospero Lambertini, den späteren Papst
Benedikt XIV.
Pietro Moretti, De Ritu Ostensionis Sacrarum Reliquiarum. A nemine hactenus peculiari
elucubratione illustrato. Dissertatio Historico-Ritualis. Rom, Rocco Bernabò, 1721 (III)

Traktat über die Riten und Zeremonien der katholischen Kirchen, die daran beteiligen
Personen und deren jeweiligen Aufgaben und die dafür verwendeten Gerätschaften
Andrea Piscara Castaldo, Praxis Caeremoniarum seu Sacrorum Romanae Ecclesiae Rituum Accurata
Tractatio. In qua Ecclesiae Ministri, cuiuscumque ordinis, in omnibus functionibius etiam
Pontificalibus exacte instruuntur. Neapel, Lazaro Scoriggio, 1625 (IV)

Verteidigungsschrift der überkommenen Riten und Zeremonien sowie der Verwendung von
Kerzen und Fackeln während der religiösen Zeremonien gegen einen Kritiker
Francesco Maria Salesio Villi, Osservazioni, E Riflessi Sopra Due Lettere Del Signor N. N. Nelle quali
trattasi d’alcuni Sacri Riti, e particolarmente de’Ceri, e Torci accesi nelli Funerali in mano del Parroco,
e del Clero. Verona, Marco Moroni, 1761 (V)

Umfangreiche Schrift über die Feste im Verlauf des Kirchenjahres, deren Herkunft und
Legitimation sowie die mit den Festen verbundenen Riten und Zeremonien
Charles Guyet, Heortologia, Sive De Festis Propriis Locorum Et Ecclesiarum Opus Novum Et
Intentatum Hactenus. In Quo Propositiis variis Questionibus investigatur accuratè Origo, Ritus,
Ratioque omnis celebrandi quaecumque Festa propria, … Urbino, Antonio Fantauzzi, 1728 (VI)

Posthum erschienenes Buch des aus Kreta stammenden Philosophen Nicholas Kalliakis
(1644?–1707) über die antiken Schauspiele und die Pantomime
[Nicholas Kalliakis] Niccolò Chaliacci, Marc Antonio Madero, De Ludis Scenicis Mimorum, &
Pantomimorum Syntagma Posthumum. Quod e tenebris erutum recensuit, ac Praefatione auctum … .
Padua, Giovanni Manfrè, 1713 (VII)

Bericht über das Revolutionsfest am 19. August 1793
Jacques Louis David, Rapport Et Décret Sur la Fête De la Réunion républicaine du 10 Août, Présentés
Au nom du Comité d’Instruction publique. Imprimerie nationale (1793) (VIII)

Dekret von Napoleon I. über die Form der Abhaltung der öffentlichen Zeremonien und die
daran beteiligten Personen
[Napoleon I.], Décret Impérial Relatifs Aux Cérémonies Publiques, Préséances, Honneurs Civils Et
Militaires. Au Palais De Saint-Cloud, Le 24 Messidor An XII. Paris, Magimel, 1813 (IX)

Bedeutende Publikation über die Feste der Revolutionszeit
Mona Ozouf, La fête révolutionnaire 1789–1799. (Paris), Gallimard, 1976

Beschreibung der Feste in Rom anlässlich der Wahl von Papst Pius IX.
[Ottavio Gilli, Hg.], Le Feste Del Popolo Romano Dal giorno 17 Luglio del 1846 al 1 Gennaio 1847 In
Onore Dell’Amatissimo Sovrano Pio IX. Rom, Tipografia Dei Classici Sacri, 1847 (X)
Zweite Ausgabe des umfangreichen Buches des englischen Schriftstellers Horace Smith
(1779–1849) über antike Schauspiele und Feste sowie über moderne Feste und
Vergnügungen bis hin zu Tanz und Tierkämpfen
Horace Smith (With Additions by Samuel Woodworth), Festivals, Games, And Amusements, Ancient
and Modern. New York, Harper & Brothers, [1836] (XI)

Schrift über die Feste in Rom während des Pontifikates von Paul III. aus der Hand des
gelehrten Bibliothekars, der insbesondere durch seine Inschriftensammlungen römischer
Kirchen bekannt geworden ist
Vincenzo Forcella, Tornei e Giostre. Ingressi Trionfali E Feste Carnevalesche in Roma Sotto Paolo III.
Rom, Tipografia Artiganelli, 1885 (XII)

Sammlung von Beschreibungen von Festen und Spielen, die beim deutschen Landvolk üblich
waren und vor dem Vergessen bewahrt werden sollten
Eduard Kück, Heinrich Sohnrey, Feste und Spiele des deutschen Landvolks. Im Auftrag des Deutschen
Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege. Berlin, Deutsche Landbuchhandlung, 1909

Sammlung von Beschreibungen verschiedener Feste und Bräuche verbunden mit dem Ziel,
neue Feste in zeitgemässer Form zwecks Weckung des Gemeingeistes der Bürger in
Deutschland zu veranstalten
Friedrich August Reimann, Deutsche Volksfeste im neunzehnten Jahrhundert. Geschichte und
Beschreibung ihrer Feier. Weimar, Verlag des Landes = Industrie = Comptoirs, 1839 (XIII)

Beschreibung des Volksfestes, das am 19. Juni 1795 aus Anlass der Neueinsetzung der vom
Volk gewählten Vertreter der Stadt abgehalten wurde
Beschryving Van Het Plechtige Volksfeest, Gehouden te Amsterdam, op den 19. Juny 1795. By
gelegenheid von het Installeeren, der door de volksstem verkozene Representanten dier stad, En De
Alliantie Gesloten tusschen de Fransche En Bataafsche Rebublieken: met gekleurde Plaaten.
Amsterdam, Dirk Meland Langeveld, 1795 (XIV)

Der Schriftsteller Otto Heuschele (1900–1996) propagiert in seiner Schrift eine Erneuerung
der Festkunst durch modernen Tanz und zeitgenössisches Musiktheater
Otto Heuschele, Fest und Festkunst. Stuttgart/Heilbronn, Walter Seifert Verlag, 1923

Der Kulturwissenschaftler stellt in seinem Buch den grundsätzlichen Spielcharakter der Kultur
dar
Johan Huizinga, Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt,
1966, [1956]

F. F. Pereth, Festarchitektonischer Aufbau in Salzburg aus Anlass der Überführung der
Reliquien eines römischen Katakombenheiligen im Jahr 1682, in dem zugleich die Reliquien
der Salzburger Erzbischofes Liupram (836–893) ausgestellt wurden. Rückseite.
Bez.: «B. Luipramo Archiep. Salisb. Ob Allatum Roma Corpus S. M. Hermetis Honoribus Grata
Memoria Exhibetur». Radierung von Melchior Küsel

«Vue d’un Rocher». Festaufbau in Form eines Felsen mit der Freiheitsstatue und
Tempelfronten, errichtet als «Temple de la Concorde» in Lyon am 30. Mai 1790 im Auftrag
von Herrn Dervieu Du Villars nach Entwurf des Architekten Claude Cochet.
Radierung von Pierre Gentot
Öffentliche Brunnenanlage in Form eines Obelisken in Dijon.
Entworfen und gezeichnet von Nicolas Lenoir Le Romain, gestochen von L. Monnier

Die festliche Architektur und der öffentliche Nutzen – ein Beispiel in Dijon

«Citoyens fortunés connoisses votre Pere».

So wie in Rom die »mostre d’acqua» wie beispielsweise der festlich geschmückte Trevibrunnen
die Einwohner daran erinnern sollten, dass die Päpste – wie vormals die antiken Kaiser – sich
um das allgemeine Wohl kümmern und für frisches Wasser sorgen würden, so wollte in Dijon
Jean de Berbisey, Premier Président du Parlement de Bourgogne, ein Zeichen setzen. Er
vermachte der Stadt Dijon ein Gebäude mitsamt einem als Obelisk gestalteten Brunnen, den
er 1761-1767 vom Architekten Nicolas Lenoir le Romain hatte errichten lassen. Es sollte der
Anfang eines viel umfassenderen Projektes sein, ganz Dijon mit Brunnenanlagen auszustatten.
Der hier gezeigte Stich von L. Monnier erinnert an dies und an die Absicht des «bienfaiteur»,
auf diese Weise der Allgemeinheit zu dienen. «Embellir» und «contribuer autant qu’il peut à la
comodité publique» ist das erklärte Ziel, der Ansporn zu einer grundsätzlichen Verbesserung
der städtischen Einrichtungen. Auf den Obelisken liess der Stifter das entsprechende Motto «à
la comodité publique» anbringen. Und die hinzugesetzte Mitteilung «Citoyens fortunés
connoisses votre Pere” soll wohl dementsprechend vorbildhaft und erzieherisch wirken.

Fest als Ereignis: der Triumphzug, «translatio», die «cavalcata» und der
«possesso»

Eine der bedeutendsten Festformen, die sich abgewandelt bis in heutige Zeit erhalten hat, ist
der Triumphzug oder kürzer und umfassender, der Triumph. Bacchus gilt als sein Erfinder;
noch Panvinio berichtet, er hätte «post victoriam Indicam» den Triumph erstmals gefeiert. Mit
der dionysischen Welt ist der ganze zugehörige Lärm, Musik und Getöse erklärt, was das
Ereignis zum Fest werden liess. Seit Varro hat Rom das Fest für sich reklamiert und bis auf
Romulus und auf etruskische und orientalische Quellen zurückgeführt. Der Name selbst
erklärt sich gemäss Varro auf die Zurufe beim Gang des Triumphators zum Kapitol («Io
triumphe»), was sich aus dem ursprünglichen «Io thriambe Bacche, Io triambe Bacche» und
dies wiederum aus dem griechischen «thriambos» (Θριάμβος) herleite. Den Kern des
Triumph-Festes bildet somit die laute Ausrufung des Triumphators, der vom Senat gewählt
und zugelassen und vom Volk gefeiert wird.
        Umgekehrt ist gerade der römische Triumph an strengste Regeln und höchste
Erfordernisse gebunden. Nur der kriegsführende Feldherr, der selbst einen bedeutenden Sieg
in der ihm zugewiesenen Provinz errungen hat, kann zum Triumphator werden. Ein
ausserordentliches Privileg für eine ausserordentliche, vom Senat anerkannte Leistung im
Interesse Roms! Letztlich erklärt dies, dass – zum Beweis eines solchen Erfolges – die
prominentesten Gefangenen wie Jugurtha oder Vercingetorix (die andern wurden schon im
Vorfeld als Sklaven verkauft) und die Kriegsbeute, der als Fest zelebrierte Kunstraub,
vorgeführt und das dem Feldherrn unterstellte Heer an diesem Triumph teilnahm. Der Zug
war geregelt, mit den Musikern vorneweg, der Kriegsbeute hinterher; eroberte Städte und
alles, was nicht transportierbar war, wurde in Form von Modellen mitgeführt; weisse
Opferstiere; Gefangene und schliesslich, umgeben von der ganzen Dienerschaft und
Bürokratie, von Sängern und Musikern und auch Possenreissern, der Triumphator. Ein höchst
lebendiges Bild. Alles hat sich bis heute in dieser oder jener Form erhalten!
        Was vom Fest bleibt, sind die Triumphbogen, die in Rom zu den bekanntesten und am
besten erhaltenen antiken Monumenten gehören. Am Titusbogen konnte man eine der
prominentesten Kriegsbeuten aus dem Tempel von Jerusalem im Relief dargestellt finden; es
bot nicht nur für Antiquare die entscheidende Quelle, sondern inspirierte auch stets Künstler,
für die das Thema des antiken Triumphzuges geläufig war und der Historienmalerei – wie
hier am Beispiel von Lebrun gezeigt – Nahrung gab.
        Nimmt man die Encyclopédie von Diderot und d’Alembert zur Hand, könnte man zur
irrigen Ansicht gelangen, der Triumph sei eine ausschliesslich in der Antike praktizierte
Festform. Das Gegenteil ist der Fall; selbst die Überführung von aufgefundenem und
geraubtem Kunstgut, die Überführung der Kunstschätze aus Herculaneum ins neue
gegründete Museum in Neapel und die durch Napoleon auf seinen Beutezügen gesammelten
Kunstwerke aus Italien sind in ‘Triumphzügen’ an ihren jeweiligen neuen Bestimmungsort
gelangt. Was hat man nicht allerlei in Prozessionen von einem Ort zu einem andern gebracht.
Die Translation von Reliquien beruft sich ihrerseits auf eine alte Tradition und war in Zeiten
der Gegenreformation und dem dort neu propagierten Reliquienkult besonders beliebt.
Prozessionen aller Art fügen sich dem an. Und auch dies ist keineswegs auf religiöse Feiern
beschränkt. Man hat jüngst Friedrich II. nach Sanssouci umgebettet. Doch die spektakulärste
Translation aller Zeiten betraf wohl Napoleon, dessen Überreste nach seinem Tod auf Sankt
Helena am 15. Mai 1821 mit Einwilligung der Engländer 1840 nach Paris überführt und in
einem 10 Meter hohen, von 16 Pferden gezogenen Wagen durch den Arc de Triomphe, über
die Champs Elysées, die Place Concorde, die Brücke über die Seine zur ‘Invalides’ geführt
wurde; das Fest hat wohl endgültig aus dem Diktator und Kriegseroberer einen
Nationalhelden erster Klasse gemacht.
        Doch am nächsten zum römischen Triumph steht die Zeremonie der Päpste, die nach
ihrer Wahl in einem Triumphzug, der von St. Peter über das Kapitol zur römischen
Bischofskirche des Laterans führte, Besitz von Rom nahmen, weshalb man nicht nur von der
«cavalcata», einem Ritt, sondern insbesondere vom «possesso» spricht. Francesco Cancellieri
hat dem «possesso» der Päpste 1802 und Papst Pius VII. eine fünfhundertseitige Darstellung
gerade in jenem Moment gewidmet, als das Papsttum durch das Eingreifen Napoleons eine
seiner grössten Krise erlebte; Pius VI. wurde nach Frankreich verschleppt und starb 1799 in
Valence; sein Nachfolger Pius VII., der in einem Konklave in Venedig, im Kloster von S. Giorgio
Maggiore gewählt wurde und am 3.Juli 1800 seinen «possesso» in Rom feierte, wurde
ebenfalls auf Befehl Napoleons 1809 verhaftet und später in Fontainebleau interniert, bevor
er dann – post festum! – 1814 nach Rom und zu den Römern zurückkehrte, die ihm natürlich
zum Empfang einen Triumphbogen auf der Piazza del Popolo errichtet hatten.

Festapparat und Triumphzug: das GANZE Fest und seine – teilweise nur
partielle – Darstellung

Mit dem Fest verbindet sich politische Propaganda. Das führt zu Stichreproduktionen der
Festanlässe und immer mehr auch der künstlichen Festaufbauten, die in immer grösser
werdenden Bücher publiziert und an die Höfe ganz Europas versandt werden. Im 18.
Jahrhundert hat sich hier ein neues Betätigungsfeld für talentierte Künstler aufgetan. In deren
virtuosen Darstellungen verschwinden dann auch die offensichtlichen Mängel temporärer
Aufbauten in cartapesta. Es soll ja die intendierte Illusion wie auf der Theaterbühne verstärkt
werden. So verschwindet der konkrete Zusammenhang des Geschehens gerade auch dort, wo
dies den zentralen Kern des Festanlasses bildet wie beim Überbringen des Lehens der Könige
von Neapel an den Papst zusammen mit der ‘Chinea’, die diesen alljährlich stattfindenden
Festen den Namen gab.
        Ausnahmsweise ist eine solche Darstellung für den Anlass von 1746 überliefert. Der
Künstler hielt dabei den Gang des ganzen, langen, dem hochkomplexen Zeremoniell
entsprechenden Festzuges der «solemnis equitatio» vom Palazzo Farnese zum Vatikan fest und
gibt die wichtigsten Stationen dieser «cavalcata» wieder. Der Palazzo Farnese, die Tiberbrücke,
die Engelsburg und schliesslich St. Peter erscheinen so in einer verkürzten, jedoch gut
leserlichen und das Ereignis nachvollziehbar machenden Topographie. Mittendrin ist nun auch
der von Louis Le Lorrain entworfene Festapparat abgebildet; alle wichtigen Teile des Anlasses
sind somit in einer Bildcollage vereint.
        Weil solche Feste so sehr einprägsam sind, sich wiederholen und nun eben zum üblichen
Stadtgeschehen gehören, kann sich der Berichterstatter im römischen «Diario Ordinario»
(Chracas) auf eine Standard-Mitteilung beschränken: «Consueta solenne Cavalcata per la
presentazione del Censo, e Chinea per il solito tributo del Regno di Napoli…», wobei dann die
anderen Teile des Festereignisses ebenfalls erwähnt werden: «a godere l’incendio della prima
sontuosa Machina di fuoco d’artifizio…» und die «consuete publiche illuminazioni», wozu
dann für 1746 in einem Nachsatz die besondere Pracht ausdrücklich vermerkt wird:
«specialmente quest’anno». Und schliesslich erfährt man 1746 auch: «per godimento della
plebe due fontane di generoso vino, oltre le illuminazioni di torce, e fiaccole» und für die
«nobiltà «un esquisito rinfresco.»

Ausgestellt:

Der Seneser Franciscus Ptolemaeus beschäftigt sich anhand von Darstellungen auf antiken
Münzen und Reliefs mit den verschiedenen römischen Festen
Franciscus Ptolemaeus, Vetustalia Seu Vetustatis Admiranda. Rom, Ignazio de Lazaris, 1664 (XV)

Bericht über den Besuch von Kaiser Joseph II. in Venedig vom 21.–28. Mai 1775 und der in
diesen Tagen stattgefundenen Feste
Nicolo Balbi [mit Anmerkungen von Pompeo Litta], Relazione Della Venuta In Venezia Di S. M. I. R. A.
Giuseppe II. E Dei RR. Arciduchi Suoi Fratelli Nell’ Anno MDCCLXXV. Mailand, Giulio Ferrario, 1833
(XVI)

Kritischer Bericht über den Aufenthalt von Papst Pius VI. in Wien im März 1782. Der erste
Besuch eines Papstes bei einem Kaiser war durch die Reformen von Joseph II. bedingt. Der
Papst beeindruckte durch seine prunkvollen Messen
[Joseph von Sonnenfels], Über die Ankunft Pius VI. in Wien. Fragment eines Briefes von ****. Wien,
Joseph von Kurzbeck, 1782 (XVII)

Bericht über den Aufenthalt von König Heinrich III. in Venedig im Jahr 1574
Pier De Nolhac, Angelo Solerti, Il Viaggio In Italia Di Enrico III Re Di Francia E Le Feste A Venezia,
Ferrara, Mantova E Torino. Rom, Turin, Neapel, L. Roux, 1890 (XVIII)
Beschreibung der Translokation der Reliquien von Papst Leo der Grosse (400–461) innerhalb
der Kirche St. Peter am 11. April 1715 und der damit verbundenen Zeremonien. Dargestellt ist
der neue Sarkophag mit den Reliquien
Lodovico Sergardi, Ragguaglio Della solenne Traslazione del Corpo Di S. Leone Magno Seguita gli 11.
Aprile 1715. nella Basilica Vaticana. Rom, Gio. Maria Salvioni, 1715
Angehängt: Nicolao Fortiguerra, In Translatione Sacrissimi Corporis Sancti Leonis Oratio habita in
Basilica Vaticana Tertio Idus Aprilis MDCCXV. Acta Notarii Sac. Rituum Occasione Translationis
Corporis S. Leonis Magni (XIX)

Beschreibung der Festlichkeiten anlässlich der Hochzeit von König Philipp V. mit Elisabetta
Farnese in Parma im Jahr 1714
[Giuseppe Maggiali], Ragguaglio Delle Nozze Delle Maestà Di Filippo Quinto, E Di Elisabetta Farnese
Nata Principessa Di Parma Re Cattolici Delle Spagne Solennemente celebrate in Parma l’Anno 1714.
Parma, Stamperia di S. A. S., 1717 (XX)

Bericht über die Usanz der Päpste, auf ihren Reisen das Altarsakrament der Kirche St. Peter
mit sich zu tragen, über die Brüderschaften der Hl. Eucharistie und über die Reise Clemens
VIII. nach Ferrara. Aufgeschlagen: Papstreise und Transport des Sakraments
Angelo Rocca, De Sacrosancto Christi Corpore Romanis Pontificibus iter conficentibus praeferendo
Commentarius. Antiquissimi Ritis causam, & originem, … . Rom, Guglielmo Facciotto, 1599 (XXI)

Bericht über die Festlichkeiten anlässlich des Amtsantrittes von Erzbischof Francesco Maria
de Conti Fenzi in Korfu im Jahr 1780
Relazione Del Bubblico Solenne Ingresso Fatto In Corfu Dall’ Illustrissimo, E Reverendissimo
Monsignore Francesco M.A De’ Conti Fenzi Archivescovo Di Quella Città L’Anno MDCCLXXX. Fermo,
Bartolommeo Bartolini, 1787 (XXII)

Bericht über die Festlichkeiten und Festaufbauten anlässlich der Besuches von Kaiser
Ferdinand I. und seiner Gemahlin in Venedig im Oktober 1838. Aufgeschlagen: Festgondeln
Fabio Mutinelli, Dell’Avvenimento Di S. M. I. R. A. Ferdinando I D’Austria In Venezia, E Delle Civiche
Solennità D’Allora. Venedig, Tipi Del Gondoliere, 1838 (XIII)

Festumzug in Zürich zum Sechseläuten: Die Israeliten, das mosische Gesetz von Babylon nach
Jerusalem bringend
Arnold Meyer, Festzug Zur Einweihung Der Neuen Universität Zürich. «Bilder Aus Der Geschichte Des
Wissenschaftlichen Lebens» veranstaltet am Sechseläuten, 20. April 1914 von den Zünften Zürichs
und der Studentenschaft. Zeichnungen von F. Boscovits sen. u. jun. Offizielles Festalbum
herausgegeben vom Central-Comite der Zünfte Zürichs. Zürich, Gebrüder Fretz, [1914]

Festumzug in Zürich zum Sechseläuten: Der Landvogt von Greifensee
Ernst Eschmann, Ein Festzug dem Gedächtnis unserer Dichter Gottfried Keller und Conrad Ferdinand
Meyer gewidmet Sechseläuten 1926, 19. April. Zeichnungen von J. C. Hardmeier. Hg. Zentralkomitee
der Zünfte Zürichs. Zürich, Orell Füssli, [1926]

Übertragung der Gebeine Napoleons in den Invalidendom am 15. Dezember 1840
9 aneinandergefügte Lithographien nach Zeichnungen von Ch. Lemercier. Paris, Brioude Editeur,
[1841?]
Der triumphale Empfang des noch nicht gekrönten jungen Königs Frankreichs, Henri III., am
18. Juli 1574 in Venedig

Der Empfang von Henri III., König von Polen und König von Frankreich, gehört zu den
spektakulärsten diplomatischen Ereignissen seiner Zeit. Der 1551 geborene Henri III. wurde
nach dem Tod des kinderlosen polnischen Königs Sigismund II. in einem umständlichen
Verfahren zum König von Polen gewählt, zeigte jedoch in der kurzen Regierungszeit 1573/4
kaum Interesse an den Regierungsgeschäften. Er floh schliesslich in einer Nacht- und
Nebelaktion aus Warschau, um dann über Venedig, der idealen diplomatischen Drehscheibe,
nach Frankreich zu fahren, um dort in der Nachfolge seines am 30. Mai 1574 verstorbenen
Bruders Charles IX. die Herrschaft über sein Land anzutreten. Erst 1575 in Reims gekrönt, nennt
er sich längst König von Frankreich und behält auch seinen polnischen Titel. Die Ehrerbietung
ist dem Sohn von Katharina Medici gewiss. In Venedig hat man sich kurzerhand zu einem
aufwendigen, triumphalen Empfang entschlossen und sich damit für die Venedig
zuteilgewordene Ehre und der damit verbundenen «incomparabile et singolarissima
allegrezza» bedankt.
        Der triumphale Empfang für den von Murano ankommenden Henri III. fand auf dem
Lido statt, von wo der junge König dann nach S. Marco begleitet wurde. Man hatte vier
«ambasciatori» gewählt, die für das Ereignis verantwortlich zeichneten, und die zusammen
mit politischen und religiösen Würdenträgern Henri III. empfingen. Andrea Palladio hat zu dem
Anlass die temporäre Architektur, einen «arco trionfale con tre portoni» und zudem eine «bella
et gran loggia» entworfen; sie wurden zwischen dem 30. Juni und 13. Juli 1574 erstellt und
danach gleich wieder abgeräumt. Doch das Ereignis wurde in einem Gemälde festgehalten,
das Andrea Vicentino für den Palazzo Ducale anfertigte. Dieses hat M. Preijs in dem hier
gezeigten Stich abgebildet.

Der triumphale Empfang von Henri III. in Venedig im Jahr 1574.
Kupferstich von M. Reijs

Ansicht des Festapparates – «prima macchina»– für die «Festa della Chinea» im Jahr 1746
mit der Darstellung eines Minervatempels, der von den Tugenden bekränzt wird.
Weggelassen ist der Verweis auf den Standort, der Sockel wird durch Wolken kaschiert
Kupferstich nach dem Entwurf von Louis Le Lorrain

Darstellung des Festumzugs zwecks Übertragung der «Chinea» an den Papst am 29. Juni
1746. Der Zeichner hat alle bedeutenden Stationen dieses Zuges in einer Bildcollage
zusammengeführt
«Solemnis Equitationis ad Vaticanum Incessus». Radierung, Claude Gallimard (zugeschrieben).

Triumphzug Kaiser Konstantins nach seinem Sieg über Maxentius am 29. Oktober 312
Verkleinerter und seitenverkehrter Nachstich des von Girard Audran 1666 nach dem Gemälde von
Charles Le Brun gestochenen Originals von Nicolas-Henri Tardieu
Fest – Feuerwerk und Illumination

«Quello che serve a distruggere gli uomini, serve anche a rallegrarli, e a preservarli ancora da
morbi contagiosi: il fumo di questa polvere è uno de’ più efficaci antidoti per purgare l’aria
infetta da’ miasmi pestiferi.»
        Francesco Milizia, Principj di architettura Civile, Finale, 1781.

«Ce n’est pas assez d’avoir fait amas de plusieurs pièces d’artifices pour en composer un feu
de joie, si l’on ne sçait en faire valoir les effets pour un ingénieux arrangement sur un théâtre
fait exprès, & décoré de ce qui peut caractériser le sujet de la réjouissance.»
        [Amedée François Frézier] Traité des Feux d’Artifice pour le Spectacle. Nouvelle Édition,
Paris: Charles-Antoine Jombert, 1747.

        Die Feuerwerkerei ist fest in der Hand des Militärs, der Artillerie angegliedert.
Feuerwerk bedeutet Geschoss, Bomben und ist in feiner Berechnung zur Zerstörung von Feind
und feindlichem Gut bestimmt. Es ist zweifelsohne ein gefährliches Geschäft, das nun im Fest
gleichsam seine Pazifizierung erfährt, passend zu den politischen Absichten und Programmen,
die den guten Herrscher und den Friedensbringer in Szene setzen möchten. In Rom wird der
‚capobombardiere‘ zuweilen sogar in den Stichreproduktionen festlicher Dekorationen
erwähnt. Doch mit zunehmendem gestalterischen Aufwand drängt der Architekt in die Haupt-
verantwortung und Zuständigkeit, auch wenn es ohne erfahrene und geschickte
‚Pyrotechniker‘ zu keinem Zeitpunkt berauschende Effekte und Feuerzauber gibt. Auch er
kennt in seinem Metier Erfindungsgabe und Virtuosität. Und das Feuerwerk bildet den
populärsten und den teuersten Teil der Feste.
        Nachdem nun einmal die doppelte Ausrichtung des gefährlichen Geschäfts «pour le
spectacle et pour la guerre» erkannt war, konnte sich die künstlerische Absicht «for
Pleasures» immer mehr entfalten. Spass und Überraschung, doch noch ein bisschen Schrecken
vielleicht, wenn «Blunder mit Wunder» wie Blitz und Donner am Himmel erscheinen. Das Spiel
mit dem Feuer lässt viele Gestaltungsmöglichkeiten offen, feste Installierungen und
bewegliche Formen und Figuren; Inschriften in Feuerschrift und ein ganzes Repertoire von
Zisch- und Knalllauten, die ergötzen. Mit Kampfer und Harzen hat man den Sinnesgenuss auch
noch auf das Geruchsorgan ausgeweitet. Was dabei an alles durchdringenden Rauchschwaden
entstand, hatte der aufklärerische Francesco Milizia noch als reinigendes Heilmittel gegen
pesterzeugende Fieberluft empfohlen: «il fumo di questa polvere è uno de‘ più efficaci
antidoti per purgare l’arte infetta da‘ miasmi pestiferi.»
Feuerwerk ist endgültig zum Wohle – und natürlich zur Unterhaltung – der Zivilgesellschaft
herangezogen worden: «panem & circenses»! Und die Anwendungen sind vielfältig; man kann
Feuerwerk vom Wasser aus oder eben von eigens aufgebauten Kulissen hochgehen lassen.
Schliesslich fordert Frézier in seiner Anleitung für Feuerwerker, man müsse, um den Effekt zu
vergrössern alles in einem «ingénieux arrangement» wie auf der Bühne inszenieren. Und nun
hat man ja die vom Architekten entworfenen Festaufbauten, die tatsächlich oft wie Bühnen
gestaltet waren.
        Milizia definiert die um die Feuerwerkerei erweiterte Aufgabe des Architekten. «Der
Architekt muß auch den Feuerwerker leiten. Er muß die Einrichtung der verschiedenen
Feuerwerker angeben, damit der Feuerwerker allezeit dahin sehe, die Arten der Feuer gut mit
einander zu verbinden, Kontraste zu erregen, sie durch beständige Action lebhafter zu machen,
der Handlung bald mehr bald weniger Geschwindigkeit zu geben; und endlich aus allen Theilen
des Schauspiels mit dem allgemeinen Plan, den die Dekoration anzeigt, ein Ganzes
herauszubringen.»

       Alles ist aufwendig und vor allem auch teuer. Der riesige Aufwand wurde gelegentlich
berechnet; was in einer knappen Stunde verpufft, hätte einen Fürsten lange gut essen und
trinken oder eine ganze Bibliothek anschaffen lassen:

        «Ist zwar ein schöne Recreation/
        braucht aber grossen Lohn/
        und dieser Thron führt das Geld in Lüfften darvon.»

       Schliesslich hat man Feuer in Form von Beleuchtung, «Illuminationen» in die ganze
Stadt getragen, Plätze und Strassen erleuchtet, Palästen künstliche Fassaden vorgehängt und
daran Schmuck und Beleuchtung befestigt, «welche entweder aus Lampen, oder Lichtern,
oder Wachsfackeln besteht, die auf vergoldeten oder versilberten Armen von zierlicher Form
oder auf Kronleuchtern gesteckt werden.»

Ausgestellt:

Der Ingenieur und Architekt Vanuccio Biringuccio (1480–1537) begründete mit seinem
1534/35 verfassten und 1540 posthum erstmals in Venedig gedruckten Standartwerk zur
Feuerwerkskunst die Metallurgie
Vannuccio Biringuccio, Pirotechnia. Nella quale si tratta non solo delle diversità delle Minere, ma
anco di quanto si ricerca alla pratica di esse, e che s’appartiene all’arte della fusione, ò getto de
Metalli. Bologna, Giuseppe Longhi, 1678 (XXIV)

Anleitung zur Herstellung von Feuerwerkskörpern zu geringen Kosten
[Anonym], L’Arte Di Fare I Fuochi D’Artifizio Con Poca Spesa. Mailand, Lorenzo Sonzogno, 1833 (XXV)

Der Militäringenieur Amédée François Frézier (1682–1773), auch bekannt als
Forschungsreisender, Kartograph und Theoretiker der Architektur veröffentlichte 1706 einen
vielbeachteten Traktat zur Feuerwerkskunst, den er 1747 in erweiterter Form erneut
herausgab
Amédée François Frézier, Traité Des Feux D’Artifice Pour Le Spectacle. Nouvelle Edition, Toute
changée, & considérablement augmentée. Paris, Charles-Antoine Jombert, 1747 (XXVI)

Vom italienischen Kriegsministerium 1851 approbiertes Kompendium zur Artillerie und zur
Pyrotechnik
Compendio Di Pirotecnia Che Contiene La Confezione, L’Accettazione E La Demolizione Delle
Munizioni E Artifizi Da Guerra; Seguito Da Notazioni Sopra Gli Artifizi Di Gioa. Approvato da S. E. il
ministro della guerra il 25 Aprile 1851. Florenz, A. Paris, 1855

Neben Amédée François Frézier hat sich insbesondere Jean-Charles Perrinet d’Orval (1707–
1782) in mehreren Publikationen zur Festarchitektur geäussert
Jean-Charles Perrinet d’Orval, Essay Sur Les Feux D’Artifice Pour Le Spectacle Et Pour La Guerre. Pari,
Coustelier, 1745 (XXVII)
Beschreibung der Illuminationen in Rom am 12. April 1869 anlässlich der Rückkehr von Papst
Pius IX. aus seinem Exil in Gaeta
Itinerario Per La Grande Luminaria Del Giorno 12 Aprile 1869. Anniversario Del Fausto Ritorno Da
Gaeta Di S. S. Papa Pio IX. Felicemente Regnate. Rom, Forense, 1869 (XXVIII)

Beschreibung des in drei Akten vollzogenen Feuerwerkes, der Festarchitektur und der
Sinnsprüche, das anlässlich des Besuches des englischen Königs George II. in seiner Heimat
am 1. August 1752 veranstaltet wurde
[Anonym], Kurze Beschreibung des Ihro Königl. Majestät von Gross=Britannien und Churfürstl.
Durchl. zu Braunschweig und Lüneburg allerunterthänigst zu präsentirenden Lust=Feuerwerks
welches von einigen Scholaren der Feuerwerkerkunst unter Direction des Artillerie Obrist=Lieutenant
C. G. Hermanns verfertiget worden. Hannover den 1ten August 1752.

Komödie mit dem Titel «Feuerwerk oder das neue Paris», die 1744 an verschiedenen Orten
aufgeführt wurde
Le Feu D’Artifice, Ou Le Nouveau Paris, Comedie Tres Nouvelle, En Trois Actes. Representée a Calais
& a Dunkerke, vers la fin du mois de Fevrier, & commencement de Mars de la presente Année 1744.
Par la Troupe ambulante des Comediens Francois, de ces deux Villes. Köln, Pierre Marteau, Den
Haag, Laurent Berkoske Sohn, 1744

Anleitung zur Herstellung von Feuerwerkskörpern
Andreas Glorez, Continuation Der vollständigen Haus=und Land=Bibliothec, Dritter Theil. Welches in
sich begreifft allerhand Künste / als erstlich / vom Feuerwerck / fliegenden Raggeten / Feuer=Kugeln
und schiessenden Windliechtern. 2. Von der Mechanischen Kunst … . 3. Von unterschiedlichen
Alchimischen geheimen Kunststücken … . Regensburg, Quirin Heyl, 1701 (XXIX)

Beschreibung der Festlichkeiten in Lyon am 20. März 1660 anlässlich der Wiederherstellung
des Friedens zwischen Frankreich und Spanien am 7. November 1659 (Pyrenäenfriede).
Abbildung des Feuerwerks auf der Brücke über die Soane und dessen Beschreibung
Claude-François Menestrier, Les Reiouissances De La Paix, Faites Dans La Ville De Lyon le 20. Mars
1660. Lyon, Guillaume Barbier, 1660 (XXX)

Illumination der Hoffassade des Palais Liechtenstein anlässlich des Rastatter Friedenschlusses
1714
Carl Gustav Hereaus, Gedichte Und Lateinische Inschriften. Nürnberg, Peter Conrad Monath, 1721
(XXXI)

Illumination des Palais Lobkowitz von Michael Johann von Althann in Wien anlässlich des
Geburtstages des Erzherzogs Leopold am 13. April 1716. Nach Entwurf Bibienas
Carl Gustav Heraus, Inscriptiones Et Symbola Varii Argumenti. Nürnberg, Peter Conrad Monath, 1721
(XXXII)

Festarchitektonische Aufbauten in Paris in der Seine nach Plänen von Giovanni Niccolò
Servandoni zur Geburt des Dauphin
Stich von Jacques Dumont le Romain. Bezeichnet: «Plan et Vue du Feu d’Artifice. Tiré a Paris sur la
Riviere le 21. Janvier 1730. …»

Feuerwerk aus Anlass des Besuches Wilhelm III. im Jahr 1691 in Den Haag
Stich von Romeyn de Hooghe. Aus: G. Bidloo, «Relation du voyage de Sa Majesté britannique en
Hollande et de la reception qui luy a été faite». Den Haag 1692 (XXXIII)
Festapparat samt Feuerwerk zur Feier des Aachener Friedenschlusses 1748 in London.
Darstellung des Festanlasses mit Umgebung und dem Buckingham House im Moment der
Entzündung des Feuerwerks
Stich nach dem Entwurf von Giovanni Niccolò Servandoni

Kaschierung und Umwandlung des Palais Liechtenstein anlässlich der Feier des
Krönungstages von Kaiserin Maria Theresia
Bez.: «Vorstellung der Illumination, so am 3. ten April 1764 auf dem Crönungstag Ihro Röm. Königl.
Majest. Vor der wohnung Ihro Durchl. Des Fürsten v. Liechtenstein ist aufgeführet worden». Stich
nach dem Entwurf von F. Anton Hermann

Wiederherstellung des antiken Zirkus in situ (Domitianszirkus, Piazza Navona) durch die
Festinszenierung. Vorbereitung für das zur Geburt des Dauphin von Kardinal de Polignac am
30. November 1729 in Rom veranstaltete Feuerwerk
Radierung von Charles Nicolas Cochin fils nach der Umzeichnung von Jacques Dumont le Romain
nach dem Gemälde Giovanni Paolo Panninis

Fest und tiefere Bedeutung

Die Äusserlichkeiten festlichen Vergnügens können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der
Anlass von Festen meist ein durchaus ernster und stets ein bedeutsamer, ‘handfester’ ist.
Schliesslich gibt es stets einen tieferen Grund. Auch wenn es um die Geburt eines (späteren)
Thronfolgers geht, stehen im Hintergrund natürlich deutlich die politischen Programme und
Zielsetzungen, denen das Fest als Propaganda dient. Also werden Staatssymbole, werden die
Devisen von Fürst und Kaiser in die Feste einbezogen und öffentlich vorgestellt, auf dass –
zusammen mit allen Friedens- und Glücksversprechungen – nichts übersehen werde.
        So besehen ist das Fest ein idealer Ort staatlicher Propaganda. Und dazu steht ein
umfassendes Repertoire von bildlichen Allegorien, Emblemen, Devisen, Sinnsprüche aller Art
zur Verfügung. In ‘barocker’ Zeit gibt es kaum ein Fest, dass nicht Symbol und Emblem zu Hilfe
nehmen und von diesen Möglichkeiten ausführlichen Gebrauch machen würde. Mittelbar
spiegelt sich so im Ephemeren das Gültige und Universale. Und dem Fest ist beides eigen, die
Eigentümlichkeit und Einzigartigkeit des erlebten Moments wie die umso mehr nachwirkende
Gültigkeit, der ‘darin’ mitgeteilten Zusicherungen und Empfehlungen.

        Wie kaum ein zweiter hat Claude François Menestrier sämtliche Bereiche des Festes
mit Anleitungen in ausführlichen Traktaten begleitet. Nachdem er 1658 in Lyon die
Festlichkeiten zum Besuch des jungen Louis XIV. organisiert hatte, galt der in Rhetorik
gutausgebildete Jesuit bald als Spezialist aller erdenklichen Inszenierungskünste, wobei ganz
im Sinne seiner Zeit, der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Emblematik und auch Heraldik
im Vordergrund standen. Er hat sich dabei bemüht, das Fest aller Zufälligkeit zu entheben und
allgemeinerer Bedeutung zuzuführen. So entsteht eine «Philosophie des Images», wie der
Titel eines seiner Bücher lautet. Der Zeit entsprechend ist diese anspruchsvolle Form festlicher
– und gelehrter – Ausschmückung als «divertissement» den «Princes & des personnes de
Naissance» vorbehalten; doch weiss auch er in der Widmung seiner «Philosophie des Images»
an Colbert den Nutzen von Inschriften für «ouvrages publics» zu vermitteln.
Ausgestellt:

Texte zur Geschichte der Kathedrale von Benevento und Beschreibung der Feier der offiziellen
Verleihung der Würde des Tragens der Mitra an die Äbte am 13. Dezember 1701 durch
Kardinal Francesco Vincenzo Orsini, den späteren Papst Benedikt XIII., der sich bei Papst
Clemens XI. persönlich um diese Verleihung bemüht hatte. Nachdruck 1725
Francesco Trofa, Efemeride Della solenne Funzione della Benedizione, e prima Imposizione delle
Mitre, fatta a 13. Dicembre 1701. all Illustriss. Capitolo Metropolitano di Benevento, Dall’ em. E
Reverendiss. Principe F. Vincenzo Maria Cardinale Orsini … . Al Presente Sommo Pontefice Col Nome
Di Benedetto XIII. Ristampata con alcune aggiunte. Benevento, Stamperia Arcivescovile, 1725

Ausführliche Liste mit den Heiligen und Hinweisen auf ihr Leben, die jeden Tag im Verlauf des
Kirchenjahres in St. Peter in Rom verehrt wurden
Carlo Bartolomeo Piazza, Efemeride Vaticana Per I Pregi Ecclesiastici D’Ogni Giorno Dell’Augustissima
Basilica Di San Pietro. Rom, Erben Corbelletti, 1687 (XXXIV)

Der Jesuit, Theologe, Philosoph und Heraldiker Claude-François Menestrier (1631–1705)
erhielt 1658 von seiner Heimatstadt Lyon den Auftrag, die Festlichkeiten für den Besuch des
Königs zu veranstalten. Sie gerieten derart prunkvoll, dass Menestrier danach für die
Organisation sämtlicher königlicher Feste und Reisen verantwortlich wurde. Neben
Festbeschreibungen verfasste er auch Werke zur Festemblematik, zu Heraldik und
Sinnsprüchen sowie zu Trauerfeierlichkeiten und deren Ausstattung

Claude-François Menestrier, L’Art Des Emblemes. Lyon, Benoist Coral, 1662 (XXXV)

Claude-François Menestrier, Des Decorations Funebres. Ou Il Est Amplément Traité des Tentures, des
Lumieres, des Mausolées, Catafalques, Inscriptions & autres Ornemens funebres; … . Paris, J. B. De La
Caille, 1684 (XXXVI)

Claude-François Menestrier, La Philosophie Des Images Composée D’Un Ample Recueil de Devises, &
du Jugement de tous les Ouvrages qui ont été faits sur cette Matiere. Paris, Robert J. B. De La Caille,
1682 (XXXVII)

Beschreibung der zahlreichen Illuminationen und Sinnsprüche in der Stadt Dresden anlässlich
der Hochzeit von Maria Amalia von Sachsen mit Karl III. von Spanien. Das Titelbild zeigt einen
mit Kerzen geschmückten Festpavillon
Beschreibung der Illumination zu Dresden bey der Königlichen Sicilianischen in Vollmacht
vollzogenen Vermählung, Nebst andern dahin gehörigen Vorstellungen und verschiedenen
Kupffer=Stichen. Dresden, Friedrich Hekel und G. Conrad Walther, 1738 (XXXVIII)

Beschreibung der Illuminationen und Sinnsprüche, mit denen die Stadt Wien anlässlich der
Geburt des zweiten Sohnes von Kaiserin Maria Theresia im Jahr 1745 geschmückt war
Auszug Der rarest= und lustigsten Vorstellungen, Sinn=Bildern, Aufschriften ec. Welche auf dem
höchst=erfreulichen Herfür=gang Ihro Majestät Mariae Theresia Unserer Allergnädigsten Königin, Mit
Dero zweyt=gebohrnen Königlich= und Erz=Herzoglichen Prinzen Carolo Josepho, Bey einer niemal so
prächtig gehaltener Beleuchtung Der Königl. Haupt=und Residenz=Stadt Wien, mit allgemeiner
Bewunderung zu sehen gewesen. [Wien, 1745]
Beschreibung der Feierlichkeiten, die in Paris zu Ehren von Ludwig XIV. nach seinem Sieg in La
Rochelle im Jahr 1629 durchgeführt wurden. Aufgeschlagen: Festwagen
Eloges Et Discours Sur La Triomphante Reception Du Roy En Sa Ville De Paris apres la Reduction de la
Rochelle: Accompagnez Des Figures, tant des Arcs de Triomphe, que des autres preparatifs. Paris,
Pierre Rocolet, 1629 (XXXIX)

Beschreibung der Huldigungsfeierlichkeiten in Wien am 22. September 1705 zu Ehren von
Kaiser Joseph I. Aufgeschlagen der festliche Zug mit dem Personal der Huldigung im Graben
bei der Pestsäule
Ludwig von Gülich, Erb=Huldigung / So Dem Aller=Durchleuchtigist=Grossmächtigist= Und
Unüberwindlichsten Römischen Kayser / Auch Zu Hungarn / und Böheimb König / u.u. Als Erz-
Herzogen zu Oesterreich Josepho Dem Ersten / Von Denen gesambten Nider=Oesterreichischen
Ständen von Praelaten / Herren / Rittern / und denen von Wienn / … / Zufolge den Allergnädigsten
Kayserlichen Zue=Schreiben an dem / auff den 22. des Monats Septembris / Anno 1705. Angesetzten
Tag abgelegt / und auff Einer Löbl. Nid. Oest. Landschafft Herren Verordneten Fürkehrung
umbständlich / und mit gründlichen deren Sachen Ereignungen / zusammengetragen worden. Wien,
Johann Jacob Kürner, [1705] (XXXX)

Das Fest verfestigt sich zur Festarchitektur

«Mais voici une autre difficulté. Comment l’image se transforme-t-elle en image souvenir?»
      Jean-Paul Sartre, L’Imaginaton, Paris: Félix Alcan 1936.

Bei allen Versuchen, dem Fest etwas Dauerhaftes – den architektonischen Aufbau oder auch
das aufwendig gestaltete Erinnerungsbuch – hinzuzufügen, bleibt die Tatsache bestehen, dass
es sich vorerst und in erster Linie um ein vorübergehendes Ereignis handelt. Der Moment und
das (einmalige) Erlebnis zählen. Soll indes das Ephemere als Spiegel des Ewig-Gültigen
Wirkung zeigen und soll aus diesem Grund das Fest als Bedeutungsträger fungieren, so muss
das Gedächtnis in Funktion treten, muss sich ihm das Ereignis einprägsam vermitteln.
        Man muss die zunehmenden Bemühungen, denen oft genug ein moralisierender und
erzieherischer Unterton eigen ist, in diesem Zusammenhang verstehen. Diese Bemühungen
richten sich ganz besonders darauf, dem Fest selbst wenigstens vorübergehend ‘soliden’,
architektonischen Charakter zu verleihen. So entsteht aus dem Fest die ‘Festarchitektur’.
        Das ist – in einer ‚aufklärerischen’ – Zeit unverkennbar die Zielsetzung des
bedeutenden Architekturtheoretikers Francesco Milizia, der in seinem Hauptwerk, den
erstmals 1781 in Finale publizierten «Principj di Architettura Civile» alles zu Fest und
Festlichkeit Gehörende in die Kompetenz des Architekten und in den Aufgabenbereich einer
modernen Stadt stellt.
        Längst ist es offensichtlich geworden, dass die Feste – gerade dann, wenn sie nicht nur
‚böllern’, sondern inszenieren – eine Angelegenheit der Stadt sind und der Instrumentierung
des öffentlichen Raums dienen. Milizia, der sich um die verschiedenen Aufgaben und
veränderten Kompetenzen des Architekten kümmert, lässt dem Kapitel zu den «Edificj di
Magnificenza Pubblica» ein besonders ausführliches zu den «Edificj per gli spettacoli pubblici»
folgen. Und dort findet sich nach Zirkus, Theater und „Waux-Halls“ die Behandlung der
«Fuochi Artificiali» und der «Illuminazioni, e Feste.» Hier könne der Architekt seine ganzen
Talente («tutta la vivezza del suo ingegno») entfalten, in dem er auf Anhieb «tempj, palagi,
portici, archi, giardini, grotteschi, nell’apparenza più sontuosa» erstellen und dabei aus dem
ganzen Schatz der Geschichte und der Fabel, der Natur und den «belle azioni della vita
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