Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19

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Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Jahresrückblick 20 19

Ludwigsburg und
seine Partnerstädte
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Inhalt

  Grußwort Oberbürgermeister                                                                         Velocité Montbéliard bei Radweginitiative
  Dr. Matthias Knecht.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 2                       11. –13. Oktober 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16

                                                                                                     Jahrestreffen der Seimeny-Heimatgruppe
                                                                                                     19. Oktober 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
Verwaltung und Vereine
                                                                                                     Kürbisskulpturen in Montbéliard
  Vortrag über Montbéliard                                                                           25. Oktober – 6. Dezember 2019.  .  .  .  .  .  .  .  . 16-17
  9. Januar 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
                                                                                                     4. Deutsch-Ukrainische kommunale Partner-
  Deutschsprachkurs für Montbéliarder                                                                schaftskonferenz in Odessa
  4. – 6. Februar 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4                6. –7. November 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17

  Skiausfahrt des Deutschen Alpenvereins                                                             Französischsprachkurs in Montbéliard
  16. –17. Februar 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4                    24. – 27. November 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17

  Ausstellung in Montbéliard endet                                                                   Austausch der Tourismusexperten
  1. März 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5           5. – 6. Dezember 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17-18

  Neuer Bürgermeister in St. Charles                                                                 Weihnachtskonzert mit Solo-Violinist
  2. April 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5          8. Dezember 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18-19

  Reservisten in Montbéliard                                                                         Lucien-Tharradin-Preis 2019
  5. – 7. April 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5            20. Dezember 2019. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19-20

  Frauen für Frauen e. V.                                                                            Deutsch-Amerikanischer Partnerschaftsclub
  23. April – 2. Mai 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6-8                   2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20

  Antrittsbesuch von Bürgermeister Stanislav
  Kopecký aus Nový Jičín in Ludwigsburg
  9. –12. Mai 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8           Schüleraustausch, Jugendbegegnungen
                                                                                                  und Praktika
  Ehrung von Altbürgermeister Pawel Wessely
  10. Mai 2019..  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8           Jugendaustausche.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22

  250 Jahre St. Charles                                                                              Internationale Fußball- und Handballturniere
  18. Mai 2019..  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9-11              Sommer 2019. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22-23

  Verabschiedung von Oberbürgermeister Spec                                                          Ferienjobs im Blüba und in Montbéliard. .  . 24
  25. Juli 2019..  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12

  Zitherclub Oßweil in den USA
  24. – 31. August 2019. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12-13                     Das Afrika-Projekt

  Kulturfahrt des Landschaftsrats der Heimat-                                                        Klimapartnerschaft Ludwigsburg-Kongoussi
  landschaft Kuhländchen in die Alte Heimat                                                          . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26
  5. –10. September 2019. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
                                                                                                     Errichtung eines Informationszentrums .  . 26
  Montbéliard-Medaille für Werner Spec
  7. Oktober 2019.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14-15                    Fortsetzung Klimapartnerschaft 2020-2022
                                                                                                     Im Jahr 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 27
  60 Jahre Le Diairi-Harmonika Spielring
  10. Oktober 2019 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15                  Förderkreises Burkina Faso e. V. .  .  .  .  .  . 27-28

                                                                                              1
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Grußwort von Oberbürgermeister Dr . Matthias Knecht

Sehr geehrte Damen und Herren,                                      dass sich der Austausch zwischen der Filmakademie Ba-
liebe Freunde in den Partnerstädten!                                den Württemberg und der Lindenwood-Universität in St .
                                                                    Charles fest etabliert hat, der jedes Jahr vier Studierenden
                                                                    ein Auslandssemester ermöglicht .
Ich freue mich, Sie in dem ersten Jahresrückblick meiner            Traurige Nachrichten erreichten uns im Oktober aus Bur-
Amtszeit herzlich begrüßen zu dürfen .                              kina Faso, wo Ludwigsburg gemeinsam mit Montbéliard
Die guten Kontakte zu unseren Partnerstädten sind mir ein           Projekte im Bereich Wasserversorgung und Bildung durch-
besonderes Anliegen, und obwohl ich seit meinem Amtsan-             führt . Tausende Menschen mussten ihre Dörfer in Zimtanga
tritt am 1 . September 2019 noch keine Gelegenheit hatte,           verlassen, wo unsere Partnerstadt Montbéliard aktiv ist . Sie
eine unserer Partnerstädte zu bereisen, war es mir bereits          sind nach Kongoussi geflüchtet, um dem dschihadistisch
möglich, mich mit den Bürgermeisterkollegen aus Mont-               motiviertem Terror zu entkommen . Insgesamt wurde die
béliard bekannt zu machen, die anlässlich des 60-jährigen           Zahl der Flüchtlinge auf 50 000 Menschen geschätzt, das
Jubiläums zweier Vereine und der Verleihung des Lucien-             sind mehr Menschen als Einwohner in Kongoussi . Aufgrund
Tharradin-Preises nach Ludwigsburg gekommen sind . Übri-            dieser Notlage hat Montbéliard das Geld, das für neue Pro-
gens wurden 2019 auch in St. Charles und in Nový Jičín mit          jekte in der Landwirtschaft vorgesehen war, umgewidmet,
Dan Borgmeyer und Stanislav Kopecký neue Bürgermeister              um die Flüchtlinge mit Nahrung zu versorgen . Kongoussi
gewählt, die sich beide für die Fortsetzung und den Ausbau          selbst und seine Dörfer waren zum Glück nicht bedroht,
unserer Städtepartnerschaft engagieren wollen .                     weshalb hier das Engagement der Ludwigsburger fortge-
Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis zeigt, wie weitverzweigt       setzt werden konnte . Aber sowohl die Stadt Ludwigsburg
und vielseitig unsere Austauschprogramme sind, die von              als auch der Förderkreis Burkina Faso haben sich solida-
Schulen, Vereinen und der Verwaltung gestaltet werden .             risch erwiesen und 5 000 bzw . 10 000 € für die Ernährung
2019 wurden zwei Medaillen verliehen: die Bürgermedaille            der Flüchtlinge bereitgestellt .
der Stadt Ludwigsburg an den früheren Bürgermeister von             An dieser Stelle möchte ich den Mitgliedern des Förder-
Nový Jičín, Pawel Wessely, und die Montbéliard-Medaille an          kreises Burkina Faso, den Mitgliedern des deutsch-ame-
meinen Vorgänger Werner Spec für seine Verdienste um                rikanischen Partnerschaftsclubs und des Freundeskreises
die erste deutsch-französische Partnerstadt . Zwei Jubiläen         Jevpatorija für ihren persönlichen Beitrag herzlich danken .
wurden gefeiert – das 250-jährige Jubiläum in St . Charles          Danken möchte ich auch all den Bürgerinnen und Bürgern
und das 60-jährige Jubiläum zwischen le Diairi und dem              in Ludwigsburg und in den Partnerstädten, die sich für den
Harmonika-Spielring, und der Lucien-Tharradin-Preis wurde           Austausch engagiert haben, sei es in Schulen, Universi-
zum zweiten Mal verliehen . Zwei Konferenzen – in Jevpa-            täten, Vereinen, Kirchen oder Unternehmen . Ein besonde-
torija und in Odessa – wurden abgehalten und mehrere                rer Dank gilt der Mann+Hummel-Gruppe und der gleichna-
Turniere – im Handball und im Fußball – fanden statt . Es           migen Stiftung für die großzügige finanzielle Förderung des
gab zwei herausragende kulturelle Events, zum einen die             internationalen Jugendaustausches .
Auftritte des Ludwigsburger Zitherclubs in Missouri und
das Weihnachtskonzert in Ludwigsburg mit dem jungen
Ausnahmetalent, dem Geiger Villiam Khailo aus Jevpatori-
ja / Moskau . Villiam Khailo steht gemeinsam mit Professor
Siegfried Bauer für die Musikbrücke, die Jevpatorija seit
der Annektierung der Krim mit Ludwigsburg verbindet .
Brückenbauer für Frieden und Versöhnung sind auch die
Heimatgruppen der Seimener und der Kuhländler, die trotz
ihrer bitteren Erfahrungen als Vertriebene und Geflüchtete
heute gute Kontakte zu den Bewohnern ihrer alten Heimat-
stätten pflegen.
Die Förderung des Jugendaustausches ist ein besonde-
rer Schwerpunkt im Austausch mit den Partnerstädten .
Neben dem traditionellen Schüleraustausch der Gymna-
sien, der dem Spracherwerb dient, sollten hier auch der
Technik-Austausch mit Nový Jičín und unsere Sommerjobs
für Schüler und Studierende erwähnt werden . Drei jun-              Dr . Matthias Knecht
gen Tschechen und einer Französin konnten durch einen               Oberbürgermeister
Ferienjob im Blühenden Barock ein längerer Aufenthalt in
Ludwigsburg vermittelt werden . Besonders freut es uns,

                                                                2
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Jahresrückblick der
Städtepartnerschaften 2019

Verwaltung und Vereine
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Verwaltung und Vereine                                                   der Stadtverwaltung Ludwigsburg wie die „Nachhaltige
                                                                         Beschaffung” oder neue Projekte der Stadtentwicklung.
                                                                         Außerdem standen ein Treffen mit Vertretern des Jugend-
9. Januar 2019                                                           gemeinderats auf dem Programm sowie die Blutspender-
                                                                         ehrung, die von Oberbürgermeister Werner Spec durch-
          Vortrag über Montbéliard                                       geführt wurde. Zum Abschluss erlebten die Gäste aus
                                                                         Montbéliard noch einen spannenden Abend in der Arena,
Frauenfrühstück         Im Rahmen des monatlichen Frauen-                bei einem Basketball Champions League Spiel.
in der Evange-          frühstücks präsentierte die Städte-
lischen Gemein-         partnerschaftsbeauftragte Christine
de in Ludwigs-          Süß am 9. Januar 2019 die franzö-
burg-Oßweil             sische Partnerstadt mit vielen Bildern           16.– 17. Februar 2019
                        und einem historischen Rückblick.
Besonders die enge Verbundenheit von Württemberg und                              Skiausfahrt des Deutschen Alpenver-
Montbéliard und die Auswirkungen der Reformation stießen                          eins mit Partnerverein Club Alpin de
auf großes Interesse bei den Zuhörern. Gudrun Bauhaus,                            France (C A F)
die Organisatorin dieser Veranstaltung, schreibt:
                                                                         Neuer Schwung          Bericht von Ulrich Stark.
„Dieses Thema hatte noch mehr Damen zu unserer immer                     für Alpinisten-
gut besuchten Veranstaltung gelockt und sie freuten sich                 partnerschaft          Seit fünfzehn Jahren treffen sich
über die umfangreiche Information. Mit Applaus wurde                                            Skitourengeher aus Montbéliard und
deshalb auch nicht gespart.”                                             Ludwigsburg an einem Wochenende in der Schweiz. Unter
                                                                         dem bewährten Motto „Pulver, Käse und Wein” halten
                                                                         sie die Partnerschaft zwischen den beiden Sektionen des
                                                                         Club Alpin Français und des Deutschen Alpenvereins hoch,
4.– 6. Februar 2019                                                      die bereits vor Jahrzehnten mit sommerlichen Unterneh-
                                                                         mungen ins Leben gerufen wurde. Während in den letzten
          Deutschsprachkurs für Teilnehmer aus                           Jahren meist unangenehmer Nassschnee die Verhältnisse
          Montbéliard in Ludwigsburg                                     bestimmte, genossen die 18 Teilnehmer bei zwei Touren
                                                                         westlich des Klausenpasses (Kanton Uri) unverspurte
Deutschkurs,            Drei Tage lang besuchten Marie-                  Hänge und immer noch teilweise Pulverschnee. Am mei-
Blutspendereh-          Laurence Bart, stellvertretende                  sten freute sich Wulf Henke, Leiter der Alpinsportgruppe
rung und Cham-          Verwaltungsleiterin, Nathalie Blan-              und Organisator auf Ludwigsburger Seite, über „die rege
pions League            quet, zuständig für die Partnerstäd-             Teilnahme und junge Gesichter” auf französischer Seite.
                        te, Christoph Miseré, Mitarbeiter im             „Nachdem viele der Pioniere nicht mehr alpin unterwegs
Grünflächenamt Montbéliard und die Beigeordnete Michèle                  sind, hatten wir zwischendurch Zweifel, ob sich unsere
Panisset jeweils am Vormittag den eigens für sie konzi-                  Tradition erhalten ließe”. Positiv überrascht zeigte er sich
pierten Deutschunterricht in Ludwigsburg. An den Nach-                   zudem über die Deutschkenntnisse einiger neuer Teilneh-
mittagen erhielten sie Präsentationen zu aktuellen Themen                mer. Wobei man sich erfahrungsgemäß sowohl auf dem

Christoph Miseré, Michèle Panisset, Ingrid Hönlinger, Werner Spec,       Gemeinsam auf dem Gipfel des Groß-Spitzen (2399 m): Skitouren-
Marie-Laurence Bart, Margit Liepins, Nathalie Blanquet                   geher der Alpenvereine aus Montbéliard Ludwigsburg

                                                                     4
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
Gipfel als auch beim gemütlichen Teil mit Käse und Wein               Borgmeyer & Associates, heute B MG Marketing, die er 45
auf Französisch, Englisch und Deutsch immer prächtig ver-             Jahre erfolgreich geführt hatte, bevor er sie seinem Sohn
standen habe. Das nächste Wochenende im Februar 2020                  übergab. Borgmeyer hatte bisher noch kein politisches
ist bereits wieder fest vereinbart.                                   Mandat inne, aber viele Institutionen (wie die Duchesne
                                                                      High Schools, Boy and Girls Clubs e t c.) in St. Charles ge-
                                                                      sponsert und in verschiedenen charity fund raising Organi-
                                                                      sationen mitgewirkt. Den Wahlkampf führte er als „er-
1. März 2019                                                          folgreicher Geschäftsmann mit Sinn für das Gemeinwohl”.
                                                                      Sein Slogan: „Ich will eine Kultur der Kooperation anstelle
          Ausstellung in Montbéliard endet                            von Konfrontation aufbauen. Ich will solide, erfolgreiche
                                                                      Geschäftspraktiken in jede Abteilung der Stadtverwaltung
„Eine Ausstel-          Die am 13. Oktober 2018 in Mont-              einführen.”
lung für den            béliard eröffnete Ausstellung „Une
Frieden”                année pour la paix”, wurde aufgrund
                        des großen Erfolgs bis zum 1. März
2019 verlängert. 10 Ludwigsburger Künstler hatten an der
Ausstellung teilgenommen.

                                                                                                              Dan Borgmeyer,
                                                                                                              neuer Bürgermeister
                                                                                                              von St. Charles

                                                                      5.– 7. April 2019

                                                                               Reservisten in Montbéliard

                                                                      Reservisten­           2014 haben die Reservisten aus Lud-
                                                                      kameradschaft          wigsburg und Montbéliard eine Part-
Stadträtin Anne Deetz eröffnete 2018 die Ausstellung.                                        nerschaft gegründet und treffen sich
                                                                      seither regelmäßig jährlich zu einem Austausch. Beim dies-
                                                                      jährigen Austausch in Montbéliard kam noch eine befreun-
                                                                      dete Reservistenkameradschaft aus dem schweizerischen
2. April 2019                                                         Neuchâtel dazu. Die Montbéliarder hatten für ihre Gäste

          Neuer Bürgermeister in St. Charles

Sally Faith wird        Bei den Bürgermeisterwahlen in St.
abgelöst                Charles, am 2. April 2019, ging der
                        Geschäftsmann Dan Borgmeyer als
Sieger gegenüber der bisherigen Amtsinhaberin Sally Faith
hervor. Borgmeyer stammt aus St. Charles. Er lebt im St.
Charles County und hat vier erwachsene Kinder. Wie seine
Vorgängerin Sally Faith ist er Republikaner. Er ist ein Absol-
vent der Duchesne High School, der Washington Univer-
sity und der University of Missouri in St. Louis. Nach dem
Vietnamkrieg, wo er von 1967-1968 als Sergeant (Unterof-
fizier) eine mobile Artillerieeinheit befehligte, hatte er Jobs
bei Woolworth, Carnation Milk Company, KI RL Radio (Rock
& Roll Radio Station), bis er für die Jackson Waterbury &
Company, einer Werbeagentur in St. Louis, tätig wurde.
Im Juni 1973 gründete er seine eigene Werbeagentur, die               Die Reservistenkameradschaft vor dem „Lion de Belfort”

                                                                  5
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
ein dichtes und abwechslungsreiches Programm erstellt,             Schäden. Die Statistik zeigt auch, dass russische Frauen in
darunter den Besuch der Polizeischule in Montbéliard, eine         der Familie einer dreifach höheren Gewalt als durch Unbe-
Werkbesichtigung, eine Autorallye sowie einige kulturelle          kannte ausgesetzt sind.
Programmpunkte wie die Kirche von Audincourt mit den               In der Abschluss-Resolution des Kongresses heißt es daher
berühmten Fenstern von Fernand Leger und das Fort Mont             unter anderem: „Ungeachtet dessen, dass es genügend
Bart, das zum Festungsgürtel von Belfort gehört. Zum Ab-           gesetzliche Grundlagen gibt, sind viele Probleme bei der
schluss fanden sich die Reservisten unter dem berühmten            Selbstverwirklichung russischer Frauen auf zahlreichen
Löwen, dem „Lion de Belfort” ein, ein Werk des Bildhauers          Ebenen des Lebens nicht gelöst, teilweise werden ihre
Frédéric-Auguste Bartholdy, zu dessen bekanntestem Werk            Rechte grob verletzt, bis hin zur Gewaltanwendung, und
die Freiheitsstatue in New York zählt.                             die vorhandenen Gesetze verfügen über keinen funktionie-
                                                                   renden Mechanismus für ihre Umsetzung.”
                                                                   Die Ludwigsburgerinnen erläuterten zu Anfang die C E DAW
                                                                   und deren Vorgeschichte und berichteten dann über ihre
23. April– 2. Mai 2019                                             Arbeit im Frauenzentrum in der Abelstraße und im Frauen-
                                                                   haus. Großes Interesse und rege Nachfragen und Diskus-
         Frauen für Frauen e. V. bei Internatio-                   sionen ergaben sich aus dem dann folgenden Bericht zur
         naler Frauenkonferenz in Jevpatorija                      Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, zum Fundraising und zu
                                                                   den Veranstaltungen, die von den Mitgliedsfrauen alleine
Bericht von           Trotz Reisewarnung des Auswärtigen           oder mit anderen Vereinen auf die Beine gestellt werden.
Monika Schitten-      Amtes ließen es sich sieben Frauen           Es zeigte sich in den Gesprächen, dass die Vereinsland-
helm                  des Ludwigsburger Vereins „Frauen            schaft in Russland bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie
                      für Frauen” nicht nehmen, an der             in Deutschland. Auch die allgemeine Spendenbereitschaft
                      ersten Frauenkonferenz vom 25. bis           von Privatpersonen und Firmen ist nicht vergleichbar mit
26. April 2019 in Jevpatorija teilzunehmen. Sie wurde von          der von hier. Es wurden Ideen gesammelt, um für das
der Frauenorganisation Ariadna organisiert.                        Thema „Häusliche Gewalt” zu sensibilisieren und es in die
Der Schwerpunkt der 2-tägigen Veranstaltung war die Um-            Öffentlichkeit zu tragen. Die Ariadna-Frauen zeigten neu
setzung der C E DAW, der Frauenrechtskonvention, die 1979          gedrehte Spots, in denen verschiedenste Frauen – sym-
von den Vereinten Nationen beschlossen wurde. Sie ver-             bolisch mit einem Tuch – mundtot gemacht werden, dann
pflichtet die Vertragsstaaten zur rechtlichen und faktischen       aber mit dem Slogan „Nein zur Gewalt” enden.
Gleichstellung von Frauen in allen Lebensbereichen. Die            Die Konferenz blieb zwar im Ergebnis nach Ansicht der
Konferenz hatte daher das Ziel einer Bestandsaufnahme              Ludwigsburgerinnen in vielen Bereichen sehr unkonkret,
zur Gewalt an Frauen, der Information zu den bestehenden           schaffte es aber, dass das Thema „Häusliche Gewalt” nicht
Hilfsstrukturen und einer besseren Vernetzung der Ange-            mehr geleugnet werden kann.
bote. Über 100 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Stadt-
verwaltung, der Krim-Verwaltung, der Polizei, der verschie-        Die Ludwigsburger Frauen wurden von den Ariadna-Frauen
denen Konventionen, des Frauenrates von Jevpatorija und            sehr herzlich empfangen und „betreut”. Sie erhielten ein
der Krim sowie weiteren Frauenorganisationen aus der               kulturelles Rahmenprogramm und einen Empfang durch
Krim nahmen an der Konferenz teil. Schnell wurde deutlich,
dass die Handhabe der Polizei im Falle von erkennbarer
häuslicher Gewalt sehr eingeschränkt ist. So wird beim
ersten Hilferuf der betroffenen Frau zuerst eine Ermahnung
ausgesprochen. Auch bei einem zweiten Hilferuf bleibt es
bei einer Ermahnung durch die Polizei. Der dritte Hilferuf
führt dann zu einer Geldstrafe, die laut den Berichten auf
der Konferenz oft aber dazu führt, dass die Gewalt des
Partners sich eher noch verschlimmert. Angebote für eine
Beratung gibt es kaum und nur unzureichend Möglich-
keiten, dass Frauen ihr Umfeld verlassen und zumindest für
einige Tage oder Wochen in geschützten Räumen wohnen
können. Es wundert daher nicht, dass Frauen sich oft nicht
an die Polizei wenden oder ihre bereits gestellte Anzeige
wieder zurücknehmen. Erschreckend war auch die bei der
Konferenz dargestellte Statistik über die Gewaltanwendung
gegen Frauen in der Russischen Föderation: Noch im Jahr
2014 wurden nach offiziellen Statistiken 754 900 Frauen
Opfer strafrechtlicher Übergriffe, 9 600 Frauen kamen dabei
ums Leben und 11 900 erlitten schwere gesundheitliche              Frauenkonferenz unter Putin-Porträt

                                                               6
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
die Bürgermeisterin. Höhepunkte waren sicherlich der Be-
such des Café Ludwigsburg, in dem dann am Abend auch
zusammen getanzt wurde, und die Teilnahme am traditio-
nellen Stadtfest am 1. Mai. Auch privat wurden die Frauen
eingeladen. Sie kochten zusammen und konnten dank des
zwar kalten, aber sonnigen Wetters auch ein paar Stun-
den am Strand verbringen. Sichtbar war, dass die Stadt
Jevpatorija sehr viel in die öffentliche Infrastruktur und die
kommunale Daseinsvorsorge investiert. Die Ariadna-Frauen
berichteten jedoch einhellig, dass die privaten Einkommen
und Renten weiterhin auf niedrigem Niveau stagnieren                                                     Russische
würden. Zunehmend werden sie mit dem Problem der                                                         Gastfreund-
                                                                                                         schaft
Altersarmut von Frauen konfrontiert. Wie in Deutschland
auch obliegt zudem die Pflege von Angehörigen meistens
den Frauen, die dann entweder Arbeit und Pflege unter
einen Hut bringen, oder die Arbeit aufgeben und mit feh-
lendem Einkommen zurechtkommen müssen. Der Besuch                    werden. Der Beitrag der Ludwigsburger Frauen stieß auf
in Jevpatorija endete mit der Einladung nach Ludwigsburg             großes Interesse und die Vertreterinnen der verschiedenen
und dem Versprechen, die Partnerschaft aufrechtzuerhal-              Frauenorganisationen und religiöser Frauengruppen, kön-
ten und sicherlich wieder zu kommen.”                                nen von der jahrelangen Erfahrung der deutschen Delegati-
                                                                     on profitieren um das Programm „Gewaltfreies Jevpatorija”
Kara Semenez, Gründerin und Vorsitzende von Ariadna                  zu etablieren. Auf der Konferenz fanden sich nicht nur
schreibt:                                                            Frauenverbände von der Krim ein, sondern Vertreterinnen
                                                                     von Frauengruppen aus ganz Russland – insgesamt 128
„Diese Konferenz war sehr wichtig für uns. Sie konnte dank           Personen. Eine große Unterstützung bei der Organisati-
der Unterstützung und der Hilfe, sowohl informativer als             on und Durchführung der Konferenz haben wir von der
auch finanzieller Art, von „Frauen für Frauen” durchgeführt          Bürgermeisterin von Jevpatorija, Olessja Charitonenko,

Ariadna vor dem „Cafe Ludwigsburg”

                                                                 7
Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
erfahren. Die Konferenz ist ein weiterer Abschnitt un-             wichtige Ziele.
serer Zusammenarbeit mit den Ludwigsburger Frauen und
unsere jahrelange Partnerschaft ist zu einer festen freund-
schaftlichen Beziehung gewachsen.”

Ariadna wurde vor 20 Jahren gegründet, um Drogensüch-
tige zu unterstützen. Später halfen rein ehrenamtlich tätige
Frauen Zwangsprostituierten, die im Ausland schlimme
Erfahrungen gemacht hatten und nach Jevpatorija zu-
rückkamen. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten sie auch
im Bereich „Häusliche Gewalt”. 2003 wurde erstmalig der
Kontakt zu dem Ludwigsburger Verein „Frauen für Frauen”
aufgenommen, der bald in eine rege Kooperation mündete.
Ariadna erhält keine öffentliche Förderung und finanziert
die Miete für Räume durch Spenden, aber hauptsäch-
lich aus privaten Geldern. Seit geraumer Zeit bereiten die
Frauen den Aufbau eines Krisenzentrums vor, mit einer
Beratungsstelle und Notbetten für von Gewalt betroffene
Frauen. Spenden an Ariadna sind über den Ludwigsbur-               Stanislav Kopecký und Ehefrau am Kuhländler Brunnen
ger Freundeskreis Jevpatorija möglich. Ein Dank gilt auch
Herrn Kirchenmusikdirektor a. D. Siegfried Bauer, der im
Dezember 2019 ein Benefizkonzert zugunsten von Ariadna
mit einem jungen Violinisten aus Jevpatorija in der Lud-           10. Mai 2019
wigsburger Stadtkirche veranstaltete.
                                                                             Ehrung von Altbürgermeister Pawel
                                                                             Wessely bei der Stadtgründungsfeier

9.– 12. Mai 2019                                                   Eines seiner           Am 23. Juli 1941 in Nový Jičín ge-
                                                                   Ziele: Aussöh-         boren, wurde Pawel Wessely 1990
          Antrittsbesuch von Bürgermeister                         nung mit den           zunächst als Stadtrat gewählt und
          Stanislav Kopecký aus Nový Jičín                         Deutschen              von 1994 bis 2002 zum Bürgermeis­
                                                                                          ter ernannt, danach war er weiter-
Im November           Der neu gewählte Bürgermeister               hin als Stadtrat tätig, 2005 wurde er noch einmal für 15
2018 wurde            Stanislav Kopecký trat seinen An-            Monate zum Vizebürgermeister gewählt. In seiner Amtszeit
Nový Jičíns neu-      trittsbesuch in Ludwigsburg im Rah-          widmete sich Wessely neben dem Alltagsgeschäft in erster
er Bürgermeister      men der Stadtgründungsfeier an. Für          Linie zwei großen Themen: Der Restaurierung und Wieder-
gewählt               ihn wurde ein Stadterkundungspro-            instandsetzung der historischen Altstadt – 2006 übernimmt
                      gramm erstellt, um ihm die Sehens-           er sogar den Vorsitz der Kommission für Denkmalschutz
würdigkeiten und die wichtigsten Institutionen von Lud-            – und der Aussöhnung mit den Deutschen. Als Sohn eines
wigsburg nahezubringen, darunter das Stadtmuseum, eine             deutschen Vaters und einer tschechischen Mutter ist Wes-
Schlossführung und ein Besuch des Blühenden Barocks.               sely dafür wie kein anderer prädestiniert. Er beherrscht
Auch das Mercedes-Museum und das Kuhländler Archiv                 beide Sprachen, hat Zugang zu beiden Kulturen. Bereits
waren Teil seines Programms. Höhepunkte des Aufenthalts            in den 70er Jahren bereist er als Mitglied und Vorsitzender
waren das Eröffnungskonzert der Schlossfestspiele, die             des berühmten Ondraš-Chores Westeuropa und kommt
Stadtgründungsfeier, bei der sein Vorgänger Altbürgermei-          auch auf der Autobahn an Ludwigsburg vorbei. Er weiß,
ster Pawel Wessely mit der Bürgermedaille geehrt wurde,            dass Ludwigsburg die Patenschaft für die vertriebenen
sowie zum Abschluss des Aufenthalts die Afrika-Gala im             Deutschen aus Neutitschein, dem heutigen Nový Jičín,
Ratskeller. Im Austausch mit seinem Amtskollegen Bür-              übernommen hat, aber hier anhalten, aussteigen oder gar
germeister Michael Ilk wurden viele gemeinsame Heraus-             Kontakt aufnehmen, war in der Zeit des Kommunismus
forderungen festgestellt. Kopecký, der vor seiner Wahl             verboten. Umso intensiver pflegte er diese Kontakte nach
zum Bürgermeister bereits das Amt für Verkehr in Nový              dem Mauerfall. Konsequent lässt er die großen deutschen
Jičín leitete, möchte vor allem die Verkehrsprobleme dort          Söhne der Stadt, die von 1945 bis 1990 aus dem öffentli-
lösen. Auf seiner Agenda stehen deshalb die Erhöhung der           chen Raum verbannt wurden, wieder auferstehen. Aus Sig-
Frequenz der Verkehrslinien des städtischen Personennah-           mund Freuds Geburtshaus, im Nachbarort von Nový Jičín,
verkehrs und die schrittweise Einführung smarter Technolo-         entsteht ein Museum, genau wie aus dem völlig verfallenen
gien in die Stadt. Aber auch die Förderung des Wohnungs-           Geburtshaus von Gregor Mendel, dem Begründer der Ver-
baus und die Verbesserung der Müllentsorgung sind ihm              erbungslehre. Pawel Wessely versteht es, die Kuhländler

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Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Jahresrückblick 20 19
in diesen Wiederaufbau miteinzubeziehen. Gemeinsam su-              250 Jahre St. Charles
chen sie alte Fotografien aus den Archiven, die bei der Re-
stauration als Vorbilder dienen. Auch deutschen Malern wie
Anton Kolig, Eduard Veith oder den beiden Bildhauern, Bar-          18. Mai 2019
wig dem Älteren und Barwig dem Jüngeren wendet er sich
zu und lässt sie in Büchern, Broschüren und Gedenktafeln                      St. Charles feiert Geburtstag
wieder aufleben. Dem Mercedes-Museum gibt er wertvolle
Hinweise zu dem legendären Rennleiter Alfred Neubauer,              Aus San Carlos         Mit vielen Events und historischen
dem eine Ausstellung mit Katalog in Nový Jičín gewidmet             wurde Saint            Rückblicken starteten in St. Charles
wird. Auch das Lapidarium auf dem Friedhof von Nový                 Charles                am 18. Mai 2019 die Feierlichkeiten
Jičín, wo er deutsche und tschechische Denkmäler zur Erin-                                 zum 250-jährigen Bestehen der
nerung an die deutsche Vergangenheit der Stadt aufstellen                                  Stadt. Im Jahr 1769 war St. Charles
lässt, geht auf seine Initiative zurück. Als Vorsitzender des       von Louis Blanchette, einem französischen Kanadier, am
Vereins „Landsleute und Freunde von Nový Jičín”, ein Amt,           Ufer des Missouris unter dem Namen „Les Petites Côtes”,
das er seit 2003 innehat, organisiert er Reisen – natürlich         die kleinen Hügel, gegründet worden. Es waren beson-
am liebsten nach Ludwigsburg – Ausstellungen und Vorträ-            ders die hervorragenden Fisch- und Jagdgründe, die Louis
ge für Vereins-Mitglieder und Bürger der Stadt.                     Blanchette dazu bewogen hatten, sich hier niederzulassen.
Die Bürgermedaille wird ihm für Verdienste um die Versöh-           Blanchette, mit Vollmachten des spanischen Gouverneurs
nung zwischen den ehemaligen deutschen Bewohnern der                von Nord Louisiana ausgestattet, diente sowohl als ziviler
Stadt Nový Jičín, den Kuhländlern, und den heutigen tsche-          wie auch als militärischer Kommandant dieser ersten,
chischen Bewohnern, verliehen. Die guten Beziehungen,               ständigen, weißen Siedlung am Missouri unter spanischer
die er zwischen den Verwaltungen und den Bewohnern der              Flagge. Das Gebiet war Indianergebiet. Aber Blanchette,
beiden Städte Ludwigsburg und Nový Jičín aufgebaut hat,             mit einer Indianerin aus dem Stamm der Pawnees verhei-
bildeten ein solides Fundament für die Gründung einer               ratet, wurde von dem Häuptling der Dakotas freundlich
Städtepartnerschaft im Jahr 2012. Gemeinsam mit Wessely             aufgenommen. 1791, das Gebiet war immer noch spanisch,
wurde auch Horst Tögel, dem Gründer der Brenzband, für              wird die erste Kirche „San Carlos Borromeo” gegründet,
seine Erfolge bei der sozialen Inklusion und Integration von        benannt nach dem Kardinal und Erzbischof von Mailand,
Behinderten durch Musik die Bürgermedaille verliehen. Iro-          und der Name der Siedlung „Les Petites Côtes” durch „San
nie des Schicksals: Horst Tögel wurde fast zur selben Zeit          Carlos” ersetzt.
wie Pawel Wessely in unmittelbarer Nachbarschaft in Brünn           1799 ist das Jahr der Ankunft des legendären Jägers und
geboren und ist dort aufgewachsen, bis er 1946 mit seiner           Pioniers, Daniel Boones, der aus Kentucky stammend,
Familie nach Deutschland vertrieben wurde.                          zahlreiche Schlachten und Gefangenschaften durch Indi-
                                                                    aner unversehrt überstanden hatte und nun seine letzten
                                                                    22 Jahre hier verbrachte. Auch er, von den Spaniern mit
                                                                    Vollmachten ausgestattet, übte in St. Charles das Amt des
                                                                    Kommandanten und Richters aus. Auf der Suche nach einer
                                                                    Salzquelle, erkundete er die Gegend. Sein Pfad, Boone’s
                                                                    Lick Road, der Richtung Westen parallel zum Missouri ver-
                                                                    lief, wurde der Ausgangspunkt sowohl für den Oregon als
                                                                    auch für den Santa Fe Trail. Er endete ursprünglich in einer
                                                                    Salzlecke in Howard County und spielte eine wichtige Rolle
                                                                    bei der Expansion nach Westen.

                                                                    1800, während der europäischen Koalitionskriege, zwang
                                                                    Napoleon den Spanischen König zur Rückgabe des Louisia-
                                                                    na-Territoriums, dem Gebiet zwischen Mississippi und den
                                                                    Rocky Mountains, um es 1803 für 15 Millionen Dollar an die
                                                                    Vereinigten Staaten zu verkaufen. Es ist der größte Land-
                                                                    verkauf in der Geschichte, und brachte Napoleon das be-
                                                                    nötigte Geld für seine Feldzüge in Europa ein. Konsequen-
                                                                    terweise wird das spanische „San Carlos” im Jahr 1804 nun
                                                                    anglisiert zu „Saint Charles”.

                                                                    Der 21. Mai 1804 markiert einen weiteren Höhepunkt in
                                                                    der Geschichte von St. Charles. Es ist der Tag an dem Meri-
                                                                    wether Lewis und William Clark zu ihrer legendären Expedi-
Pawel Wessely erhält die Bürgermedaille.                            tion auf dem Missouri in den bis dahin noch weitestgehend

                                                                9
unbekannten Westen aufbrechen. Der Louisiana Landkauf                 Das Maskottchen des 250-jährigen Stadtjubiläums ist üb-
hatte Thomas Jefferson dazu inspiriert, die Erkundung                 rigens der treue Neufundländer Hund Seaman, der Lewis
dieses Gebiets bis zur Westküste in Angriff zu nehmen.                und Clark begleitete und beschützte. 25 bunt bemalte
Mit dieser Aufgabe betraute er seinen Sekretär Meriwether             Ausgaben von ihm – vergleichbar mit dem Berliner Bär –
Lewis, der weder Botaniker noch Geograph war, sondern                 finden sich verteilt über das Stadtgebiet von St. Charles.
Offizier in der US-Army, sowie William Clark, einen Freund
von Lewis, und erteilte ihnen den Auftrag zur Erforschung             Eine weitere wichtige historische Persönlichkeit in der Ge-
der Fauna und Flora. Lewis und Clark beschrieben den Auf-             schichte von St. Charles ist die Ordensfrau Rose Philippe
enthalt in St. Charles, der letzten zivilisierten Bastion, als        Duchesne, die 1819 die erste Schule gründete. Sie starb
sehr angenehm. Sie erlebten die Stadt als „einladend” und             1852 in St. Charles, nachdem sie noch weitere Schulen in
fanden hier alles, was sie für die Expedition benötigten,             St. Louis und Louisiana eröffnet hatte. Für sie war
vor allem Mehl und Kastoröl, denn St. Charles war schon               St. Charles „die am weitesten entfernteste Stadt der Verei-
damals durch die Millington Castor Oil Factory die Haupt-             nigten Staaten”. Daniel Boone, Lewis und Clark sowie Rose
stadt der Kastoröl-Produktion und lieferte bis New York und           Philippe Duchesne finden sich auf dem Jubiläums-Gedenk­
New Orleans. Die Expedition dauerte vom 18. Mai 1804                  rundgang durch die Historic Main Street und den Frontier
bis 23. September 1806, bevor die Mannschaft, bestehend               Park wieder, wo auf großformatigen Fotos und Bildern die
aus 29 Männern, ausgerüstet mit Wägen, Pferden, Boo-                  Menschen, Plätze und Momente dargestellt sind, die
ten, Kanus, Kisten mit Proviant und Geschenken für die                St. Charles geprägt haben.
Indianer und Waffen für den Schutz vor Indianerüberfällen             Als Missouri 1821 zum Staat ernannt wurde, war St.
am 21. September 1806 nach St. Charles zurückkehrte.                  Charles sogar von 1821 bis 1826 seine erste Hauptstadt,
Alle, bis auf einen, der wahrscheinlich an einem Blinddarm-           bevor diese nach Jefferson City verlegt wurde.
durchbruch verstorben war, hatten die Expedition überlebt.
Dies war vor allem der Indianerin Sacagawea, vom Stamm                Ein weiterer prägender Moment für das Schicksal der
der Shoshone, zu verdanken, die die Expedition begleite-              Stadt sollte der Aufenthalt des Deutschen Gottfried Duden
te. Sie sprach mehrere indianische Dialekte und diente bei            werden, der von 1824 bis 1827 durch Missouri reiste und
Verhandlungen mit den Indianern als Übersetzerin. Sie ver-            die Gegend begeistert mit dem Rheintal verglich. Seine
sorgte die Mannschaft mit unbekannten Früchten, Wurzeln               Beschreibung lockte in der Folge viele Deutsche in das
und Pflanzen und sicherte so deren Überleben. Auch, dass              Land. Sie siedelten an den Ufern des Missouris und bauten
es zu keinem blutigen Zwischenfall mit Indianern kam, war             dort Wein an. St. Charles erlebte in der Folge eine unge-
vermutlich nur ihrer Anwesenheit zu verdanken.                        wöhnliche Blüte. Die emsigen Deutschen gründeten eine
Dieser Expedition, die bis heute in der amerikanischen Ge-            Tabakfabrik, eine Bierbrauerei, eine Dampfmühle und eine
schichtsschreibung als eine nationale Heldentat betrachtet            Manufaktur zur Herstellung von Seilen. Nicht nur Wein-
wird, widmete sich der Künstler Gary Lucy für die 250-Jahr            bauern kamen von der Mosel und vom Rhein. Auch viele
Feier. Er wurde beauftragt, ein Bild dieses großen histo-             in Deutschland ausgebildete Handwerker ließen sich hier
rischen Moments zu erstellen, als Lewis und Clark zu ihrer            nieder und bauten Wohnhäuser, Schulen und Kirchen.
berühmten Expedition aufbrachen.                                      Die fleißigen Deutschen bildeten schnell einen Kontrast

Der Maler Gary Lucy                                                   Dirndl, Lederhose und Bier

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zu den hier ansässigen Franzosen, die ihm Ruf standen,            historischen Abschnitte und Entwicklungen durch Kostüme
lieber zu feiern und ihre Zeit mit Jagen und Fallenstellen        und Kutschen wiedergegeben und farbenprächtig auf der
zu verbringen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein bildeten die        historischen Hauptstraße präsentiert. Hier finden sich auch
Deutschen – noch vor den Juden, Briten, Iren und Italie-          Dirndl und Lederhose wieder, die als die typischen Bestand-
nern – sogar die stärkste Einwanderergruppe. Der größ-            teile der deutschen Tracht gelten und bei Paraden und Bier-
te Teil der deutschsprachigen Einwanderer kam in der              festen nach deutscher Tradition gerne ausgeführt werden.
Zeit der deutschen Revolution und dem Ende des Ersten
Weltkrieges in den Jahren zwischen 1848 und 1918. Ihren
Höhepunkt erreichte die Migration im Jahre 1882, als etwa
250 000 Deutsche einwanderten. Bereits ab 1860 stellten
die Deutschen die Mehrheit der Bevölkerung in Missouri
dar und prägten auch das gesellschaftliche, geistige und
kulturelle Leben von St. Charles. Die Deutschen waren
bis ins 20. Jahrhundert eine der am besten organisierten
und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen des
Landes und machten zum Teil große wirtschaftliche und
gesellschaftliche Karrieren. Der German Heritage Corridor
umfasst 16 Countys und zieht sich von St. Charles und
St. Louis am Missouri entlang nach Chariton und Saline. In
den letzten Jahren wurde eine neue touristische Initiative
gestartet, um die Geschichte und die Kultur der deutschen
Siedler am Missouri sichtbar zu machen.

Bei der großen Jubiläumsparade am 18. Mai, die Bürger-                                                     Seaman, das Maskott-
meister Dan Borgmeyer anführte, wurden die einzelnen                                                       chen von St. Charles

Parade

Paradeumzug durch St. Charles

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25. Juli 2019                                                           24.– 31. August 2019

          Verabschiedung OB Spec in der Reithal-                                  Zitherclub Oßweil in den USA
          le in Anwesenheit von BM Biguinet
                                                                        Motto: Wunder-         Anlässlich seines 100-jährigen Ju-
Ein bewegender          Stellvertretend für alle Bürgermei-             bar together!          biläums unternahm der Zitherclub
Moment in der           ster der Partnerstädte nahm Marie-                                     Oßweil eine Reise in die USA, die ihn
deutsch-franzö-         Noëlle Biguinet an der Abschiedsfei-                                   über Chicago nach Missouri führte,
sischen Partner-        er von Oberbürgermeister Werner                 wo er vor einem begeisterten Publikum gleich vier Konzerte
schaft                  Spec in der Reithalle in Ludwigs-               gab. Das erste Konzert fand in Washington, Missouri (Part-
                        burg statt. Biguinet dankte Spec                nerstadt von Marbach) in der Immanuel Lutheran Church
herzlich für sein Engagement:                                           statt, wo die gesamte Schülerschaft der Immanuel Luthe-
                                                                        ran School zu einem Nachmittagskonzert eintraf und am
„Dank Ihres Glaubens an die deutsch-französische                        Abend die Mitglieder der Gemeinde und andere Bewohner
Freundschaft hat die Städtepartnerschaft Ludwigsburg-                   von Missouri. Die Gemeinde hatte sich etwas ganz Beson-
Montbéliard während Ihrer Amtszeit starke und bewe-                     deres einfallen lassen, um diesen ungewöhnlichen Auftritt
gende Momente erlebt, die zur Festigung der Freund-                     einer deutschen Zithergruppe gebührlich zu feiern: Ein
schaft unserer beiden Völker beigetragen haben. Seien                   Bratwurst-Dinner. Damit wurden vor dem Konzert die 400
Sie herzlich für diese schöne Investition bedankt, die wir              Konzertbesucher in den Gemeindesälen beglückt. Washing-
nicht vergessen werden.”                                                ton besitzt sogar ein Zithermuseum, da hier der zu seiner
                                                                        Zeit berühmte Zitherbauer, Franz Schwarzer, ein öster-
Zudem verkündigte sie, dass die Stadt Montbéliard                       reichischer Emigrant lebte. Franz Schwarzer – „Missouri
Werner Spec für seine Verdienste, für sein Engagement,                  Zither King” – war Amerikas, wenn nicht sogar weltweit,
für seine Initiative zur Dreieckspartnerschaft mit Burkina              bekanntester Zitherbauer in der zweiten Hälfte des 19.
Faso, für die Auslobung des Lucien-Tharradin-Preises mit                Jahrhunderts. Mehr als 10 000 Zithern stammten aus sei-
der Montbéliard-Medaille auszeichnen wolle.                             ner Werkstatt. Vor zwei Jahren wurde in Washington ein
                                                                        Zitherensemble gegründet, das ihm zu Ehren den Namen
                                                                        „Schwarzer Ensemble” trägt. Die Mitglieder dieses Ensem-
                                                                        bles trugen einige Stücke gemeinsam mit den Oßweilern
                                                                        vor und halfen mit speziellen Zithertischen aus. Das zweite
                                                                        Konzert fand in Augusta, einer von Deutschen gegründe-
                                                                        ten Stadt in dem historischen Harmonie-Verein statt. Und
                                                                        schließlich gab es zum Abschluss das Konzert im Foundry
                                                                        Art Center in St. Charles, bei dem Bürgermeister Dan
                                                                        Borgmeyer anwesend war.
                                                                        Als Antwort auf „America First” hat Außenminister Maas
                                                                        eine neue USA-Strategie vorgestellt. Ein wichtiges Ziel
                                                                        war es, den Austausch zwischen den Menschen auf beiden

Bürgermeisterin Marie-Noëlle Biguinet bei der Verabschiedung von        Christine Süß und Dan Borgmeyer mit kleiner Gruppe des Zither-
Oberbürgermeister Werner Spec                                           clubs beim Empfang im Rathaus

                                                                   12
Seiten des Atlantiks neu anzukurbeln: Ein Deutschlandjahr          5.– 10. September 2019
in den USA! Von Oktober 2018 bis Oktober 2019 wurden
von der Ost- bis zur Westküste Projekte und Veranstal-                       Kulturfahrt des Landschaftsrats der
tungen organisiert. Im Vordergrund dabei: Der Dialog mit                     Heimatlandschaft Kuhländchen
der amerikanischen Gesellschaft, gerade auch jenseits
der großen Metropolen. Institutionen und Initiativen aus           Eine Reise in die      Mehr als 40 interessierte Teilnehmer,
Deutschland und den USA waren aufgerufen, sich zu betei-           Alte Heimat            darunter Mitglieder der Kuhländler
ligen. Das Deutschlandjahr war eine Einladung zum Dialog                                  Trachten- und Tanzgruppe, reisten
über wichtige Zukunftsthemen. Dazu gehören: Freiheit,              vom 5. bis 10. September 2019 bei der vom Landschaftsrat
Diversität und Verantwortung, Digitalisierung, Zukunft             der Heimatlandschaft Kuhländchen veranstalteten Fahrt in
der Arbeit, Energie, Klima und Nachhaltigkeit, Forschung,          die Alte Heimat. Neben kulturellen Ausflügen ins Kuhländ-
Wissenschaft und Bildung, deutsche Sprache, Kultur und             chen standen auch deutsch-tschechische Begegnungen im
Lebensweise. Dabei sollten möglichst viele Menschen an-            Vordergrund, unter anderem die Teilnahme am 220. Grün-
gesprochen werden – weshalb auch kulturelle Angebote               dungsjubiläum der Fa. Hückel, heute Tonak, in Nový Jičín.
willkommen waren. Die engen Verbindungen der beiden                Zum 90-jährigen Jubiläum des Bauernbrunnens, der inzwi-
Länder, die auf dem gemeinsamen Erbe und geteilten                 schen auch ein Zeichen der Verständigung und Aussöhnung
Werten und Interessen beruhten, sollten sichtbar gemacht           zwischen Tschechen und Deutschen geworden ist, wurde
werden. Die geplanten Veranstaltungen sollten zeigen,              die Gruppe vom Vizebürgermeister von Nový Jičín emp-
wie eine bessere Zukunft aussehen kann. Eine Zukunft, in           fangen. Ein Höhepunkt war die Teilnahme an den Feierlich-
der Deutschland und die USA sich den globalen Heraus-              keiten zur Stadtgründung in Nový Jičín. Hier führten die
forderungen gemeinsam stellen, indem der Austausch und             Kuhländler Tanzgruppe zusammen mit den Freunden von
die Zusammenarbeit zwischen den Menschen in beiden                 der Volkstanzgruppe Janvornik Tänze auf.
Ländern in den Mittelpunkt gestellt werden. Das Deutsch-           Am letzten Tag der Reise empfing Oberbürgermeister
landjahr in den USA stand unter dem Motto: Wunderbar               Stanislav Kopecký im Rathaus von Nový Jičín die Reise-
together, ein Motto, das auch der Zitherclub für seine Kon-        gruppe. Auch hier wurde auf die tragfähigen Brücken der
zertankündigungen übernommen hatte.                                Verständigung zwischen Kuhländlern sowie Amtsträgern
                                                                   und Bewohnern von Nový Jičín hingewiesen, die durch die
                                                                   Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg, die auch Patenstadt
                                                                   des Kuhländchens sei, stark unterstützt werden.

                                                                                                    Christel Rösch mit Altbürger-
                                                                                                    meister Pawel Wessely

Der Zitherclub in Augusta

Alle 27 Mitglieder der Ludwigsburger Gruppe waren pri-
vat in Gastfamilien untergebracht, wo sie ausgesprochen
freundlich aufgenommen wurden und in den Genuss der
viel gerühmten amerikanischen Gastfreundschaft ka-
men. Viele der amerikanischen Gastgeber begleiteten die
deutschen Gäste während des gesamten Programms, das
außer den Konzerten auch einen Besuch des Historic Daniel
Boone Homes und eine Fahrt nach St. Louis enthielt. Viele
neue Freundschaften sind so entstanden und werden sicher
beim Gegenbesuch in Ludwigsburg vertieft.                          Enthüllung der Hückel-Büste

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Ehrung Werner Spec                                                  zufällig gewählt: Die Anwesenden der Delegation aus Bur-
                                                                    kina Faso verwiesen auf die überaus lebendige und aktive
                                                                    Dreieckspartnerschaft zwischen Montbéliard /Ludwigsburg
7. Oktober 2019                                                     und den beiden benachbarten Städten Zimtanga /Kongoussi
                                                                    in Burkina Faso:
          Montbéliard-Medaille für
          Werner Spec                                               „Sie, Herr Spec, hegten damals den Wunsch der ersten
                                                                    deutsch-französischen Partnerschaft eine neue Dimension
Überreichung           In Anerkennung seiner Verdienste             zugunsten der südlichen Halbkugel zu geben, indem Sie ein
der Medaille in        um die Partnerschaft zwischen                neues Projekt multilateraler Zusammenarbeit Ludwigsburg-
Anwesenheit der        Montbéliard und Ludwigsburg wurde            Montbéliard-Burkina Faso ins Leben riefen.”
Delegation aus         Werner Spec in Anwesenheit des
Burkina Faso           Ersten Bürgermeisters Konrad Seig-           Auch die Auslobung des „Lucien-Tharradin-Preises” um das
                       fried, der Städtepartnerschaftsbeauf-        bürgerliche Engagement von Jugendlichen angesichts des
tragten Christine Süß sowie einer Delegation aus Zimtan-            ansteigenden Nationalismus und Populismus in Europa zu
ga, Burkina Faso, mit Bürgermeister Macaire Ouedraogo an            würdigen, sei der Initiative von Werner Spec zu verdan-
der Spitze, von Bürgermeisterin Marie-Noëlle Biguinet im            ken. Daneben habe er stets die zahlreichen Begegnungen
Rathaus von Montbéliard die Montbéliard-Medaille verlie-            zwischen den Bürgern beider Städte gefordert, „sei es im
hen. In ihrer Rede würdigte Bürgermeisterin Biguinet die            sportlichen oder kulturellen Bereich, sei es zwischen den
Zusammenarbeit mit Ihrem Ex-Kollegen und erinnerte sich             Grünflächenämtern oder den Schulen zur Erlernung der
an ihren Antrittsbesuch 2014, in Ludwigsburg, als sie ge-           Sprache des anderen, ja sogar im önologischen Bereich”.
meinsam mit Werner Spec die Gedenktafel für die in Lud-
wigsburg hingerichteten französischen Widerstandskämpfer            „Alles in allem und mit dem Geist, der Ihr Handeln kenn-
enthüllt hatte:                                                     zeichnet, sind Sie Förderer der Städtepartnerschaft zwi-
                                                                    schen Ludwigsburg und Montbéliard, Akteur der deutsch-
„Es war ein gewaltiger Augenblick und entsprach ganz                französischen Freundschaft, Verteidiger Europas und des
dem Geist der Symbolik unserer Partnerschaft, der ersten            Friedens in der Welt und zum Vorteil der Bürger, Sie sind
deutsch-französischen Annäherung der Nachkriegszeit.                ein Humanist, engagiert und zielbewusst. Aus all diesen
An jenem Tag ermaß ich auf einzigartige Weise unsere                Gründen ist es mein Wunsch, Ihnen zu danken und Ihnen
Verpflichtungen sowie die Tragweite unseres Handelns                die Ehrenmedaille der Stadt Montbéliard zu verleihen. Ihre
innerhalb dieser deutsch-französischen Freundschaft,                Ehrung, unsere Dankbarkeit, das wollte ich in Anwesenheit
innerhalb von Europa und der Welt. Im Bewusstsein dieser            unserer afrikanischen Freunde bekunden, aufgrund der
Verantwortung waren Sie, Herr Spec, stets darum bemüht,             Symbolik, die ihr innewohnt!”
den Stellenwert unserer Partnerschaft zu valorisieren, zu
dynamisieren und sie fortzusetzen, als Vorreiter und ganz           Auch Bürgermeister Macaire Ouedraogo bedankte sich bei
im humanistischen Geist ihrer Initiatoren Lucien Tharradin          Werner Spec als Initiator des Afrika-Projekts. Er betonte,
und Elmar Doch, unserer Vorgänger.”                                 dass in Zimtanga vor allem Frauengruppen mit Schulungen
                                                                    und Material für den Gemüseanbau unterstützt wurden. Die
Auch der Zeitpunkt der Überreichung der Medaille war nicht          Früchte ihrer Arbeit kommen heute 3 000 Menschen zugu-

Macaire Ouedraga, Marie-Noëlle Biguinet, Werner Spec                Sneshana Prgomet und Werner Spec

                                                               14
te, die Frauen können damit die Familie besser ernähren              Willen hatten, die Verständigung und Treffen zwischen
und ihren Kindern eine Ausbildung zukommen lassen.                   unseren beiden Vereinen nachhaltig zu gestalten.”
Überschattet wurde die Feier von den terroristischen An-
schlägen in Zimtanga. Von dort sind in den letzten Tagen             Und Judith Kehm, die Vorsitzende des Harmonika Spiel-
20 000 Menschen – das sind sämtliche Bewohner des Ortes              rings versprach, sich um die Partnerschaft auch in Zukunft
und der umliegenden Dörfer – in den Nachbarort Kongoussi             zu kümmern:
geflüchtet, wo es eine Polizeistation und einen Stützpunkt
der Armee gibt. Dschihadisten hatten sich Zimtanga für               „Ja, es kostet Anstrengung und Durchhaltevermögen
ihre Terroraktionen ausgesucht und dort nach Angaben von             unsere Partnerschaft zu hegen und pflegen, aber wir alle
Bürgermeister Ouedraogo bereits 40 Männer hingerichtet.              wissen: Das ist es allemal wert.”

                                                                     In der Festrede, die Professor Dr. Frank Baasner, leitender
                                                                     Direktor des Deutsch-Französischen Instituts, hielt, hob er
10. Oktober 2019                                                     die Bedeutung der deutsch-französischen Partnerschaften
                                                                     für den europäischen Einigungsprozess hervor:
         60-jähriges Jubiläum Le Diairi-
         Harmonika Spielring                                         „Die Tatsache, dass auf allen Ebenen neue Initiativen zu­
                                                                     gunsten europäischer, besonders deutsch-französischer
Jubiläumsfeier        Die Verbindung dieser beiden Vereine           Partnerschaften entstehen, lässt erkennen, wie groß die
im Ludwigsbur-        gilt als die erste deutsch-französische        politische Notwendigkeit einer Neubelebung der europä-
ger Rathaus           Vereinspartnerschaft. Bei der Jubilä-          ischen Einigung heute ist. In diesem Prozess haben die
                      umsfeier beglückwünschte Oberbür-              Vereine eine zentrale Rolle. Das Vereinsrecht mag von
germeister Dr. Matthias Knecht die Vertreter der Vereine:            Land zu Land in Europa unterschiedlich gestaltet sein, aber
                                                                     Vereine sind in vielen Mitgliedstaaten der EU die beste
„Sie haben, Ihrer Zeit voraus, die deutsch-französische              Form gesellschaftlichen Engagements, jenseits der kurzfri-
Freundschaft zelebriert, für die Adenauer und de Gaulle,             stigen und punktuellen „Bewegung” oder „Kampagne” für
erst vier Jahre später, 1963, den Grundstein durch den               eine bestimmte Sache. Sowohl in Deutschland als auch in
Elysée-Vertrag legen sollten. Diese Freundschaft gilt es zu          Frankreich gibt es Tausende Vereine, in denen jeweils ca.
ehren und zu wahren, wie auch die deutsch-französische               20 Millionen Menschen organisiert sind. Diese Strukturen
Freundschaft an sich. Sie ist das Herz Europas!… Wir                 bilden ein großes soziales Kapital, für den Zusammenhalt
wünschen Ihnen, dass Sie sich die Freude an der Musik                in der jeweiligen Gesellschaft und auch für die internatio-
bewahren und es Ihnen gelingen möge, auch die nachfol-               nalen Beziehungen. Daher ist es wichtig, die Vereine zu un-
genden Generationen in den Bann dieser ungewöhnlichen                terstützen, sie bei der Weiterentwicklung zu begleiten und
Freundschaft zu ziehen.”                                             für ihre Arbeit zu werben. Montbéliard und Ludwigsburg
                                                                     können jedenfalls stolz auf ihre Vereine sein.”
Montbéliard war durch den für Kultur zuständigen Beige-
ordneten Philippe Tissot vertreten. In seiner Rede würdigte
auch er die Verdienste dieser Partnerschaft:

„Seit 1959 fungieren Sie nicht nur als Vorreiter, sondern
auch als Botschafter der offiziellen Partnerschaft unserer
beiden Städte, die erst 1962 besiegelt wurde! Der euro-
päische Einigungsprozess beginnt in den 60er Jahren und
die Geschichte unserer Städtepartnerschaft ist fest damit
verbunden. Dank Ihnen, dank Ihres konkreten Handelns ist
Europa für uns Wirklichkeit geworden. Während all dieser
Jahre haben Sie sich getroffen und zusammen musiziert,
Sie haben im Rhythmus nicht nur mit ihrem eigenen
Verein, sondern auch mit ihrem Partnerverein gelebt. Sie
haben das Europa der Bürger geschaffen.”

Der Vorsitzende von Le Diairi, Robert Barbieri, sprach allen
Beteiligten seinen Dank für die langjährige Treue aus:               Gabriele Nießen, Frank Baasner, Philippe Tissot, Dr. Matthias Knecht

„Ich möchte allen Vorsitzenden, Chorleitern und Dirigenten
des HS L und Le Diairi danken, die immer zur Entfaltung
unserer Beziehungen beigetragen haben und immer den

                                                                15
11.–13. Oktober 2019                                                 Deutsche. Aber damit müssen wir umgehen und Ideen für
                                                                     die Zukunft des Vereins entwickeln”.
         Velocité Montbéliard zu Besuch bei
         der Radweginitiative                                        Fest steht für ihn, dass die Zukunftsaufgaben nicht mehr
                                                                     allein ehrenamtlich bewältigt werden können:
Alle Mitglieder       Die Vertreter von Velocité Montbé-
von Vélocité und      liard, die am selben Wochenende zu             „Dazu bedarf es einer Vision, einer Strategie, eines Netz-
Le Diairi waren       einem Austausch mit Mitgliedern der            werks und professioneller Führung.”
bei Ludwigsbur-       Radweginitiative in Ludwigsburg ver-
ger Freunden          weilten, waren ebenfalls zu der Jubi-
untergebracht         läumsfeier von Le Diairi  /Harmonika
                      Spielring eingeladen und herzlich
                      von Oberbürgermeister Dr. Matthias
Knecht begrüßt worden. Neben dem fachlichen Austausch
erhielten sie auch ein kulturelles Rahmenprogramm.

19. Oktober 2019

         Jahrestreffen der Seimeny-Heimat-
         gruppe in Ludwigsburg
                                                                     Ottomar Schüler (ganz links) gratuliert den noch in Seimeny gebo-
„Seimeny einst        Ungefähr 60 Gäste nahmen am Jah-               renen Geburtstagskindern.

und jetzt”            restreffen in Eglosheim teil, das unter
                      dem Motto „Seimeny einst und jetzt”
                      stand. Max Rosskopf zeigte Licht-
bilder von der 150-Jahrfeier in Seimeny, die er gemeinsam            25. Oktober  – 6. Dezember 2019
mit seiner Frau Hedi besucht hatte, die noch in Seimeny
auf die Welt kam. Die Seimener wollen den guten Kontakt,                        Kürbisskulpturen in Montbéliard
den sie zu der Bürgermeisterin und den Bewohnern ihrer
alten Heimat hegen, weiterhin ausbauen und die heute                 Ein Gemein-              10 000 Tonnen Kürbismasse wurden
ukrainische Gemeinde unterstützen. Die Städtepartner-                schaftsprojekt           verarbeitet um ein mittelalterliches
schaftsbeauftragte Christine Süß sprach in Vertretung von            der Grünflä-             Szenarium, bestehend aus Rittern,
Oberbürgermeister Dr. Knecht das Grußwort, in dem das                chenämter                Pferden, Königen und Kronen, um
Engagement der Bessarabiendeutschen gewürdigt wurde.                                          das Schloss der Herzöge von Würt­
Max Rosskopf, Sprecher von „Seimeny.com”, berichtet:                 temberg zu installieren. Ein weiteres imposantes Ergebnis
                                                                     der kreativen Zusammenarbeit der beiden Grünflächen-
„Frau Süß, die über viele Jahrzehnte Kontaktperson zwi-              ämter Ludwigsburg-Montbéliard. Die Kürbisse wurden
schen Stadt und Seimeny-Gemeinschaft war, schilderte                 aus Ludwigsburg nach Montbéliard transportiert und dort
eindrucksvoll verschiedene Szenen der Zusammenarbeit
bis hin zur 60-Jahrfeier der Patenschaft im Jahr 2015. Sie
berichtete zudem über Ihren Auftrag, an der deutsch-
ukrainischen Konferenz von „engagement global” in Odessa
teilzunehmen. Unser gemeinsames Ziel ist es, nach Mög-
lichkeit ein Förderprojekt zu etablieren, das es erlauben
würde, die von der Seimeny-Gemeinschaft in den vergan-
genen Jahren gewährte Unterstützung im Bereich Bildung,
Gesundheit und Soziales weiter auszubauen.”

Auch Günther Vossler, langjähriger Bundesvorsitzender und
Bundesgeschäftsführer des Bessarbiendeutschen Vereins
e. V., betonte in seiner Rede die Wichtigkeit einer Erinne-
rungskultur und die Auseinandersetzung mit der jetzigen
Lebenssituation der Dorfbewohner:

„Uns fehlen die Jungen, sie sind keine Bessaraber, sie sind          Kürbisritter in Montbéliard

                                                                16
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