Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst

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Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Messen – Bewerten – Beraten

Luftqualität unter der Lupe
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Gesundheits-
                                relevantte
                           Luftbeimengu  ungen
                                    6               Bestimmung
         Luft und
               nd
    ihre Bestanddte
                  teile                            der Luftqualität
                                                                 ät
             4                                            8

                                                                  Messtechnik
                                                                      12

                                                               Einfluss der
                                                               Meteorologie
                                                                    17

                                             Beurteilung der
                    Qualitätssicherung         Luftqualität
                    und Perspektiven               20
                            22

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Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Was ist Luft?
Luft ist eine der wichtigsten Grundlagen zum
Leben. Luft kann man in der Regel nicht sehen,
hören, schmecken, riechen oder fühlen.
In extremen Fällen nehmen wir wahr, ob die Luft,
die uns umgibt, sehr sauber oder stark belastet
ist. Normalerweise sind wir aber auf Messungen
durch Experten angewiesen.

                           In Kur- und Erholungs-
                           orten kommt der Luft-
                           qualität eine ganz           nissen dar, wie sie häu-
„Die Luft ist rein“ be-    besondere Bedeutung          fig in Großstädten und
deutet im übertragenen     zu, schließlich trägt sie    Ballungsgebieten anzu-
Sinne einen Zustand        dazu bei, die Qualität       treffen sind. Bereits im
bzw. eine Situation ohne   der Kur sicherzustellen      18. Jahrhundert galt die
Störkomponenten oder       und den kurmedizini-         Luft in Kur- und Erho-
Gefahren, wortwört-        schen Erfolg zu unter-       lungsorten als gesund-      die Gemeinden auf die
lich eine Luft frei von    stützen. Deshalb sind        heitsfördernd und wurde     Kompetenz und die über
Inhaltsstoffen, die für    die vom Deutschen Heil-      für kurmedizinische An-     50-jährige Erfahrung
Mensch und Umwelt          bäderverband e.V. und        wendungen eingesetzt.       des Deutschen Wetter-
schädlich sind.            Deutschen Tourismus-         Heutzutage findet sie       dienstes (DWD) zurück.
                           verband e.V. festgeleg-      zunehmend auch präven-
Wie rein die Luft an       ten Qualitätsstandards       tiv Anwendung.              Natürlich steht es jeder
einem Ort ist, kann an-    strenger als die nach                                    Gemeinde frei, ob Kurort
hand von Konzentratio-     deutschem und europä-        Für den Nachweis einer      oder nicht, die Luftquali-
nen verschiedener Luft-    ischem Recht festgeleg-      sauberen Luft werden in     tät vom DWD überprüfen
inhaltsstoffe bestimmt     ten Grenzwerte für die       regelmäßigen Abständen      zu lassen, um so mit dem
werden. Gesundheits-       Luftqualität.                Luftqualitätsmessungen      amtlichen Luftqualitäts-
und umweltgefährdende                                   durchgeführt. Um zum        gutachten die Attraktivi-
Komponenten dürfen         Kur- und Erholungsorte       Kur- und Erholungsort       tät des Heimatortes als
dabei einen bestimm-       weisen grundsätzlich         durch die Genehmi-          Urlaubsziel zu erhöhen.
ten Grenzwert nicht        eine Luftqualität auf, die   gungsbehörden (z. B.
überschreiten. Ist dies    weit über dem Durch-         Bezirksregierungen)         Die Feinstaubkonzen-
doch der Fall, müssen      schnitt liegt. Damit stel-   ernannt (prädikatisiert)    trationen des lufthygie-
Maßnahmen zur Verbes-      len Kur- und Erholungs-      zu werden, oder dieses      nischen Referenzmess-
serung der Luftqualität    orte eine Entlastung von     Prädikat nach einem         netzes des DWD und der
umgesetzt werden. Da-      den Immissionsverhält-       bestimmten Zeitraum         Kurorte werden im Inter-
mit die Luft rein bleibt                                zu bestätigen, ist unter    net veröffentlicht. Dieser
bzw. reiner wird, sind                                  anderem ein amtlich an-     Service wird um weitere
europaweit Rechtsvorga-                                 erkanntes Luftqualitäts-    Komponenten erweitert.
ben zur Luftreinhaltung                                 gutachten vorzulegen,
verabschiedet worden.                                   das einjährige Messun-
                                                        gen der Luftqualität vor-
                                                        aussetzt. Dabei greifen

                                                                                                           3
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Luft und ihre Bestandteile
Die Luft unserer Atmosphäre ist ein Gemisch aus vielen Gasen,
hauptsächlich Stickstoff (N2 ), Sauerstoff (O2 ), Edelgase, Wasserdampf
(H2O) und Kohlendioxid (CO2 ). Viele weitere Gase kommen in so
geringen Konzentrationen vor, dass man sie Spurengase nennt.
Neben gasförmigen Molekülen enthält die Luft auch noch eine
ganze Reihe von flüssigen, festen oder aus verschiedenen Phasen                  Die Spurengase haben
                                                                                 verschiedene Quellen,
kombinierten Teilchen, die Aerosole.
                                                                                 Senken und Aufenthalts-
                                                                                 zeiten in der Atmosphäre.
                          Wasserdampf, Kohlendi-     diesen natürlichen Treib-   Dementsprechend liegen
                          oxid, Ozon (O3), Methan    hauseffekt ist Leben auf    sie in sehr unterschied-
                          (CH4 ) und Distickstoff-   unserem Planeten über-      lichen Konzentrationen
                          oxid (N2O, „Lachgas“)      haupt erst möglich. Der     vor. Mit ihren individu-
                          bewirken, dass die         Mensch ist allerdings       ellen Absorptions- und
                          mittlere Oberflächen-      in der Lage, mit seinen     Emissionseigenschaften
                          temperatur der Erde        Emissionen diese natür-     wirken sie unterschied-
                          von -18°C auf +14°C        liche Zusammensetzung       lich stark auf den Strah-
                          angehoben wird. Durch      empfindlich zu stören.      lungshaushalt der Erde.

                                                                                 Sowohl im Strahlungs-
                                                                                 haushalt als auch bei
                                                                                 physikalischen und che-
                                                                                 mischen Prozessen in
                                                                                 der Atmosphäre spielen
                                                                                 Aerosolpartikel eine
                                                                                 wichtige Rolle. Die
                                                                                 Größe der Partikel vari-
                                                                                 iert von wenigen Nano-
                                                                                 metern (nm) bis zu etwa
                                                                                 100 Mikrometern (µm).

                                                                                    Chemische Zusammenset-
                                                                                 ▲

                                                                                 zung der Luft. Hauptbestand-
                                                                                 teile sind Stickstoff mit 78,1 %
                                                                                 und Sauerstoff mit 20,9 %, die
                                                                                 zusammen 99 % ausmachen.
                                                                                 Die Spurenstoffe stellen einen
                                                                                 vergleichbar geringen Anteil
                                                                                 dar, haben dennoch einen
                                                                                 erheblichen Einfluss auf die
                                                                                 Luftqualität.

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Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Verdeutlichung von Längenskalen

                                                          ▲
                                                          von Nano bis Makro

Es werden folgende
Partikelgrößenbereiche
unterschieden:

▪ Ultra-Feinstaub
  (PM0.1) mit einem
  Partikeldurchmesser
  < 0,1 µm,
▪ Feinstaub (PM2.5)
  mit einem Partikel-
  durchmesser < 2,5 µm,
▪ Grobstaub mit einem
  Partikeldurchmesser
  > 10 µm,
▪ Inhalierbarer Grob-
  staub mit einem Parti-
  keldurchmesser zwi-
  schen 2,5 und 10 µm.
  Inhalierbarer Grob-
  staub und PM2.5 zu-
  sammengefasst wird
  vielfach als Feinstaub
  PM10 bezeichnet.

Der jeweilige Anteil
der verschiedenen
Luftinhaltsstoffe (Gase,
Partikel) bestimmt, wie
sauber bzw. belastet
unsere Luft ist, die wir
atmen. Für Mensch und           Größenverteilung des
Umwelt sind viele der      atmosphärischen Aerosols
                                 in idealisierter Form
Luftinhaltsstoffe ober-
                             bezogen auf die Massen-
halb bestimmter Kon-       konzentration nach Whitby
zentrationen beeinträch-           und Cantrell (1976).
tigend oder schädlich.         Mit Partikelgrößen von
                            wenigen Nanometern bis
                            zu etwa 100 Mikrometern
Wenn das der Fall ist,
                               überdeckt die Größen-
spricht man von „Luft-        verteilung fünf Größen-
verunreinigungen“ oder                  ordnungen.
                                                    ▲

„Luftschadstoffen“.

                                                                                              5
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Gesundheitsrelevante
Luftbeimengungen und gesetzliche
Rahmenbedingungen
Seit 1974 erfolgt in Deutschland die Messung und Bewertung der Luft
und damit eine geregelte Überwachung der Luftqualität. Die Europäische
Union zog nach und legte mit ihren Richtlinien den Grundstein für eine
Vereinheitlichung innerhalb Europas, denn Luft kennt keine Grenzen.

Luftbeimengungen, die      Ammoniak, die Zunah-                  Luftschadstoffen auf             der 39. BImSchV „Ver-
auf Mensch und Umwelt      me von Feinstaub und                  Mensch und Umwelt.               ordnung über Luftquali-
wirken, sind vor allem     klimarelevanten Gasen                 Emission und Immission           tätsstandards und Emis-
reaktive Gase wie z. B.    die führenden Umwelt-                 hängen prinzipiell zu-           sionshöchstmengen“ ist
Schwefeldioxid (SO2),      themen.                               sammen; Rückschlüsse             ab dem 1. Januar 2015
Stickoxide (NOX, NO2),                                           von Emission auf Im-             für Feinstaub PM2.5 ein
Kohlenmonoxid (CO),        Um eine Luftqualität                  mission sind jedoch nur          Grenzwert von 25 µg/m³
Ozon, Benzol (C6H6),       sicherzustellen, die die              bedingt möglich. So ist          verbindlich (Jahresmit-
Ammoniak (NH3), flüch-     menschliche Gesundheit                beispielsweise bei NO2           tel), siehe auch Tabelle.
tige organische Verbin-    und Umwelt vor solchen                trotz Emissionsrückgang          Ab dem 1. Januar 2020
dungen (volatile organic   Luftverunreinigungen                  die Immissionsbelastung          wird dieser auf 20 µg/m³
compounds, VOC) und        schützt, wurden ab                    vor allem an verkehrsrei-        abgesenkt. Die Weltge-
Stäube wie z. B. PM2.5     Mitte der 1990er Jahre                chen Standorten immer            sundheitsorganisation
oder PM10.                 europaweit Rechtsvor-                 noch deutlich erhöht.            (WHO) empfiehlt einen
                           schriften zur Luftrein-                                                strengeren Grenzwert für
Unkontrollierte Emissio-   haltung eingeführt. Dies              Die Rechtsvorschriften           PM2.5 mit 10 µg/m³ und
nen von Luftbeimengun-     hatte zur Folge, dass                 regeln sowohl den Aus-           für PM10 mit 20 µg/m³
gen führten in den         seitdem die Emission be-              stoß von festen und gas-         (WHO 2006). In den Ver-
1950er und 1960er Jah-     stimmter Luftschadstof-               förmigen Stoffen (Emis-          einigten Staaten von
ren besonders im Winter    fe stark zurückgegan-                 sion) als auch die Einwir-       Amerika liegt derzeit der
während austausch-         gen ist (siehe Abbildung              kung dieser auf Mensch           Standard für PM2.5 bei
armer Wetterlagen in       rechts).                              und Umwelt (Immission).          12 µg/m³ (US-EPA, Uni-
Verbindung mit hohen                                             Dafür werden in den              ted States Environmen-
Staub- und SO2-Konzen-     Für die Beurteilung der               verschiedenen Bundes-            tal Protection Agency).
trationen zu Smog. Eine    Luftqualität ist neben der            Immissionsschutzverord-
andere Art des Smogs       Emission auch die Im-                 nungen (BImSchV) für             Die Wirkung von Luft-
trat in den 1980er und     mission maßgebend. Un-                viele Luftinhaltsstoffe          beimengungen auf den
1990er Jahren vor allem    ter Immission versteht                Grenzwerte festgelegt,           Menschen ist sehr kom-
im Sommer auf: Hohe        man die Einwirkung von                die einzuhalten sind. In         plex und damit schwierig
Emissionen von VOC
und NOX zusammen mit                                               NO2                PM2.5                    PM10
intensiver Sonnenein-                                            (µg/m³)             (µg/m³)                 (µg/m³)
strahlung führten zu          39. BImSchV (EU)                     40                   25                     40
hohen O3 -Konzentratio-                                                            20 (ab 2020)

nen (fotochemischer                  WHO                           40                  10                      20

Smog). Heutzutage sind              US-EPA                        100                  12                       –

der hohe Eintrag von       ▲ Standards für NO2, PM2.5 und PM10

 6
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Emissionsentwicklung
verschiedener Luftschadstoffe
von 1990 bis 2013
▼

zu quantifizieren. So
können infolge individu-
eller Prädispositionen
(Anfälligkeit) auch
bereits unterhalb der
vorgeschriebenen Grenz-
bzw. Richtwerte Gesund-
heitsschädigungen auf-
treten (z. B. Dockery et al.
1993, Pope et al. 2002,
Thurston et al. 2016).

Die Einhaltung der ge-
setzlichen Vorgaben un-
terliegt in Deutschland
den Umweltbehörden der
Bundesländer und dem
Umweltbundesamt.

                                7
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Bestimmung der Luftqualität
    in Kurorten
    Da „saubere Luft“ sowohl direkt als auch unterstützend therapeutisch
    wirkt, soll sie weniger Luftbeimengungen enthalten als am Heimatort des
    Kurgastes. Dafür sind entsprechende Qualitätsstandards einzuhalten, die
    deutlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen.

    Messkonzept                mittlere, charakteristi-     trationen im Winter sind
    Ideal wäre es, die luft-   sche Belastung dieser        kein Maßstab für saube-
    hygienische Situation      Leitsubstanzen kosten-       re Luft. Stattdessen wird
    am Kurort möglichst        günstig zu bestimmen.        eine Ozon-Vorläufersub-
    vollständig zu erfassen.   Um dies zu ermöglichen,      stanz, das NO2, verwen-
    Dem steht jedoch ein       kommen etablierte Ver-       det: Es entsteht bei jeder
    nicht zu finanzierender    fahren mit einer wöchent-    Art von Verbrennung und
    Aufwand gegenüber.         lichen Auflösung zum         stammt hauptsächlich
    Deshalb werden so ge-      Einsatz.                     aus anthropogenen Quel-
    nannte „Leitsubstan-
    zen“ gemessen, die sich
    als Indikatoren für die
    Schadstoffbelastung der
    Luft bewährt haben:

    ▪ Stickstoffdioxid,
    ▪ Feinstaub und der
      darin enthaltende
      Ruß,
    ▪ Grobstaub.

    Neben der gesamten
    Grobstaubbelastung
    werden auch der Anteil
    lichtundurchlässiger       Stickstoffdioxid und         len (Verkehr, Hausbrand,
    (opaker) Partikel sowie    Ozon                         industrielle Prozesse).
    die Staubinhaltsstoffe     Der eigentliche Schlüs-      Natürliche Emissionen,
    Pollen und an Küsten-      selparameter für gasför-     die allerdings in Europa
    standorten zusätzlich      mige Luftschadstoffe ist     vergleichsweise wenig
    Seesalz analysiert.        troposphärisches Ozon.       zur Hintergrundbelastung
                               Als sekundärer Spuren-       beitragen, sind mikrobio-
    Ziel der Luftqualitäts-    stoff wird O3 nicht direkt   logische Reaktionen im
    messungen ist es, die      emittiert, sondern aus       Boden, Vulkanausbrüche
                               Vorläufersubstanzen          und Blitze. NO2 ist des-
                               erst in der Atmosphäre       halb hervorragend als
                               gebildet. Er ist aufwendi-   Indikator für die Belas-
                               ger zu messen und nicht      tung einer Luftmasse mit
                               hinreichend eindeutig,       anthropogenen Beimen-
                               denn niedrige Konzen-        gungen geeignet.

8
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Lungengängigkeit von

                                                                        ▲
                                                                         Partikeln im menschlichen
                                                                         Atemtrakt und in der Lunge,
                                                                         Abscheidegrad > 50 % (nach
                                                                         DIN 1996, VDI 1999). Je nach Art
 extrathorakal

                                    Nasenschleimhäute                    der Atmung (z. B. Mund, Nase),
                                    und Rachen             > 10 µm       Geschwindigkeit des Atem-
                                                                         stroms (z. B. Ruhe, Sport) und
                                    Kehlkopf                5 – 6 µm     unterschiedlicher Geometrie
                                                                         (z. B. Kind, Erwachsener) des
                                                                         Atemtraktes kann der tatsäch-
                                    Luftröhre und                        liche Wert davon abweichen.
                                    Hauptbronchien          3 – 5 µm
 thorakal

                                    sekundäre und
                                    terminale Bronchien     1 – 3 µm
 alveolär

                                    Alveolen                < 1 µm                       die Benzolbelastung in
                                                                                         der Außenluft deutlich
                                                                                         zurückgegangen ist. Be-
                                                                                         reits ab 2005 wird der
                                                                                         seit 2010 gültige Immis-
Beim Menschen kann         erhalten und Verunsi-          Aromatische                    sionsgrenzwert von
NO2 vor allem die Atem-    cherungen abzubauen,           Kohlenwasserstoffe             5 µg/m³ im Jahresmittel
wege schädigen. Lungen-    hat der Kurort Sorge           (BTX: Benzol, Toluol,          in Städten und Ballungs-
funktionsänderungen so-    zu tragen, dass sich der       Xylol)                         gebieten mit wenigen
wie Atemwegserkrankun-     Kurgast über bestehen-         Benzol ist die Leitsub-        Ausnahmen eingehalten.
gen (z. B. chronischer     de Ozonwarnungen und           stanz für aromatische          In Kur- und Erholungs-
Husten, Bronchitis) sind   Verhaltensempfehlungen         Kohlenwasserstoffe.            orten ist deshalb die
die Folge. Durch Lang-     informieren kann. Wei-         Es wird hauptsächlich          Messung von Benzol
zeiteinwirkung nimmt       terhin ist es Aufgabe der      durch Abgase von Ben-          nicht mehr erforderlich.
das Risiko für Atem-       Kurorte, sich nachdrück-       zinmotoren freigesetzt.
wegserkrankungen zu.       lich für Maßnahmen             Seit dem Jahr 2000 ist         Feinstaub
Mittlerweile gilt NO2      einzusetzen, die einen         europaweit ein Benzol-         Feinstaub (PM2.5) ent-
auch als krebserregend.    Rückgang der Emissio-          gehalt im Ottokraftstoff       steht überwiegend aus
                           nen der Vorläuferstoffe        von maximal 1 % erlaubt        gasförmigen Vorläufer-
Ozon kann ebenfalls zu     für die Ozonbildung zum        (Richtlinie 98/70/EG).         substanzen (sekundäre
Entzündungsreaktionen      Ziel haben.                    Dies hat zur Folge, dass       Partikel). Feinstaub
der Atemwege führen.                                                                     kommt zum Teil aus den
Bei andauernder, hoher                                                                   gleichen Quellen wie NO2
Ozon-Exposition steigt                                                                   (Verkehr, Hausbrand,
das Risiko für Lungen-                                                                   industrielle Prozesse).
krebs und Schädigungen                                                                   Darüber hinaus trägt die
des Herz-Kreislaufsys-                                                                   Landwirtschaft, speziell
tems. Um die mensch-                                                                     die Tierhaltung, durch
liche Gesundheit zu                                                                      Ammoniak-Emissionen
                                                                                         zur Feinstaubbelastung
                                                                                         bei. Zu natürlichen Fein-
                                                                                         staubquellen zählen z. B.
                                                                                         Waldbrände, Vulkan-
                                                                                         ausbrüche und Meeres-
                                                                                         gischt.

                                                                                                               9
Luftqualität unter der Lupe - Messen - Bewerten - Beraten - Deutscher Wetterdienst
Es ist erwiesen, dass       grund ihrer großen An-      Grobstaub                       Auch größere Partikel
Feinstaub gesundheits-      zahl haben sie insgesamt    Der inhalierbare Grob-          (> 10 µm) besitzen eine
schädlich ist. Er gelangt   eine vergleichsweise        staub (2,5 bis 10 µm)           gesundheitliche Rele-
in die tiefen Atemwege      große Teilchenoberflä-      dringt nicht mehr ganz          vanz. Sie werden zum
bis zu den Alveolen.        che. Besonders gesund-      so tief in die Lungen ein,      einen als belästigend
Feinstaub wird daher        heitlich relevant sind      aber immer noch weit            empfunden; ein Um-
auch als „lungengängi-      die an der Oberfläche       genug, um gesundheits-          stand, dessen psycho-
ger“ Staub bezeichnet.      anhaftenden, toxischen      schädlich zu wirken. Er         logische Wirkung auf
Lagert sich der Fein-       und kanzerogenen Sub-       entsteht nicht mehr aus         den Behandlungserfolg
staub im Lungengewebe       stanzen wie z. B. Schwer-   gasförmigen Vorläufern,         einer Kur nicht vernach-
ab, können Entzündungs-     metalle, polyzyklische      sondern wird direkt in          lässigt werden darf.
reaktionen bis hin zu       aromatische Kohlen-         die Atmosphäre emit-            Zum anderen gelangen
chronischen Lungen-         wasserstoffe (PAK) und      tiert (primäre Partikel,        Partikel mit der Atem-
erkrankungen wie Bron-      Ruß. Letzterer entsteht     zum Teil aus ähnlichen          luft in den Atemtrakt.
chitis, Asthma oder COPD    bei der unvollständigen     Quellen wie die gas-            Sie werden zum größten
(chronic obstructive pul-   Verbrennung von orga-       förmigen Vorläufer von          Teil von den Schleimhäu-
monary disease, chro-       nischem Material wie        PM2.5).                         ten im Nasen- und Ra-
nisch obstruktive Lungen-   Holz, Kohle und Öl.                                         chenraum abgefangen.
erkrankung) ausgelöst

                                                         INFO
werden. Auch Schädi-        Aufgrund unterschied-
gungen des Herz-Kreis-      lichen physikalisch-
laufsystems können die      chemischen Verhaltens        Unterscheidung Feinstaub und inhalierbarer
Folge sein. Ultrafeine      in der Atmosphäre (Ab-       Grobstaub
Partikel können weitaus     bau- und Umwandlungs-        Vielfach wird PM10 (alle Teilchen mit einem Durchmesser
tiefer in den Organismus    prozesse), unterschied-      bis 10 µm) als Feinstaub bezeichnet. Bei der Fraktion
eindringen (z. B. Lymph-    licher atmosphärischer       PM2.5, die in PM10 enthalten ist, handelt es sich überwie-
knoten, Blutbahn). Auf-     Verweildauern und            gend um sekundäre Partikel; also um solche, die aus
                            anderer Quellenzusam-        gasförmigen Vorläufern gebildet werden, während die
                            mensetzung ist keine         Fraktion von 2,5 bis 10 µm (inhalierbarer Grobstaub)
                            ausgeprägte Korrelation      hauptsächlich aus primären, also direkt emittierten Parti-
                            zwischen NO2 und Fein-       keln besteht. Schon allein durch diese unterschiedlichen
                            staub gegeben. Somit         Quellen resultiert ein unterschiedliches Verhalten in der
                            ist es erforderlich, dass    Atmosphäre. Aber auch die Wirkung auf den menschli-
                            auch Feinstaub und Ruß       chen Organismus ist eine andere (siehe Text). Deshalb
                            für die Luftqualitäts-       sollten diese Partikelfraktionen auch getrennt gemessen
                            beurteilung gemessen         werden.
                            werden.

10
Sie können aber auch bis    winnung, Bauwesen,
in den oberen Bereich       Schüttgutumschlag und
der Bronchien vordrin-      Landwirtschaft. Zu den
gen und angelagerte         natürlichen Grobstaub-
Schadstoffe einbringen.     quellen zählen Trocken-
Große Partikel fungieren    und Wüstengebiete,
auch als „Träger“ für       Ackerflächen, Vulkane,
kleinere, oft kanzerogene   Waldbrände, Vegetation      wird diese durch den         Seesalze: Die von der
Teilchen.                   und Meeresgischt.           Blütenstaub (Pollen)         Meeresgischt und -bran-
                                                        von Bäumen, Gräsern,         dung in die Atmosphäre
                                                        Getreide und Kräutern.       gebrachten Salze sind
                                                        Darunter gelten beson-       ein Beispiel dafür, dass
                                                        ders Hasel, Erle, Birke,     nicht jeder Luftinhalts-
                                                        Esche, Gräser inklusive      stoff schädlich ist. Von
                                                        Roggen sowie Beifuß          der Luft transportierte
                                                        und Ambrosia als stark       Seesalz-Aerosole kön-
                                                        allergen. Die in den Pol-    nen vor allem bei Atem-
                                                        len enthaltenen Allerge-     wegserkrankungen und
                                                        ne (= Proteine) werden       Hauterkrankungen po-
                                                        vom Immunsystem als          sitiv auf die Gesundheit
                                                        Fremdkörper gesehen          wirken. An der See und
                                                        und abgewehrt.               in der Nähe von Gradier-
                                                        Das Allergiepotenzial        werken wird Seesalz für
                                                        nimmt bei Pollen unter       therapeutische Zwecke
Bei Grobstaub handelt es    Pollen: Die von der Ve-     Schadstoffeinwirkung zu.     eingesetzt.
sich um eine Mischung       getation freigesetzten
von Partikeln unter-        Pollen gehören mit ei-      Im Zuge der häufiger
schiedlicher Herkunft       nem charakteristischen      auftretenden Allergien
und Beschaffenheit. An-     Durchmesser von 15 bis      steigt der Bedarf an Kur-
thropogene Quellen sind     80 µm zu Grobstaub.         orten mit ausgewiesener
beispielsweise Verkehr      Für die Gesundheit sind     Zertifizierung über Aller-
(Reifen- und Straßenab-     Pollen insofern relevant,   genfreiheit bzw. -armut.
rieb, Verbrennungsrück-     da sie Heuschnupfen,
stände), industrielle       Asthma bronchiale und
Prozesse, Energiege-        andere allergisch be-
                            dingte Reaktionen aus-
                            lösen können. Derzeit
                            leiden nach Angaben des
                            Deutschen Allergie- und
                            Asthmabundes e.V. 16 %
                            der deutschen Bevölke-
                            rung unter einer Pollen-
                            allergie, mit steigender
                            Tendenz. Hervorgerufen

                                                                                                         11
Messtechnik des DWD
Im Rahmen der Luftqualitätsmessungen verfügt der Deutsche
Wetterdienst über verschiedene Mess- und Analyseverfahren, die
nationale und internationale Qualitätsnormen erfüllen. Die Analytik
findet im Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des
Deutschen Wetterdienstes in Freiburg statt.

  links: Sedimentationssammler
 Sigma-2 nach VDI 2119 für eine
 wöchentliche Grobstaubprobe-
   nahme. Befestigungsmöglich-
   keiten von Diffusionsröhrchen
  für eine Stickstoffdioxidprobe-
          nahme im Gehäusekopf

       rechts: Diffusionsröhrchen
         nach PALMES und Ionen-
      chromatograph zur Analyse
     der exponierten Sammler
                              ▲

PALMES-Diffusionsröhr-              bracht ist. Dieser bindet   eine NO2-Konzentration          luft über einen Probe-
chen als Stickstoffdioxid-          die NO2-Moleküle aus der    umgerechnet.                    nahmekopf an (siehe Ab-
sammler                             Luft. Die Probenahme                                        bildung). Ein integrier-
                                    beginnt, wenn der Ver-      Der Mini-Volumen-               ter Vorabscheider ent-
Stickstoffdioxid: Der               schlussstopfen abgenom-     sammler (Mini-VS) als           fernt Partikel mit einem
Stickstoffdioxidgehalt              men wird.                   Feinstaubsammler                Durchmesser ≥ 2,5 µm
der Luft wird mittels                                                                           aus dem Luftstrom. Dies
Diffusionsröhrchen nach             Stickstoffdioxid-           Feinstaub: Das Mini-VS          erfolgt über eine defi-
PALMES ermittelt. Im Ge-            analyse: Das gesam-         saugt aktiv mittels einer       nierte Richtungsände-
häusekopf des Sigma-2-              melte NO2 wird in Form      Pumpe die Umgebungs-            rung des Luftstroms bei
Gerätes können ein oder             des Nitrit-Ions NO2-
mehrere Diffusionsröhr-             nachgewiesen. Als Ana-
chen befestigt werden.              lysemethode wird die
                                    Ionenchromatographie
                                                                 INFO
Die Röhrchen sind mit               eingesetzt. Mit Hilfe        Berechnung der NO2-Konzentration
einem Filter versehen,              der Fick’schen Diffusi-             mNO2- l
                                                                 CNO2 =
auf dem der Absorber                onsgleichung wird das               sDNO2t
Triethanolamin aufge-               gesammelte Nitrit in         NO2-Bestimmung mit Diffusionssammlern
                                                                 CNO   NO2-Konzentration (µg/m³)
                                                                 mNO– Masse des gesamten Nitrits (NO–2 ) in µg
                                                                    2

                                                                        2

                                                                 l     Länge des Diffusionsröhrchens in mm
                                                                 s     Querschnitt des Diffusionsröhrchens in mm²
                                                                 DNO   Diffusionskoeffizient für NO2 (0,154 cm²/s bei 20°C)
                                                                    2

                                                                 t     Sammeldauer in s

12
konstanter Strömungsge-                                    Präparation zur Rußanalyse:

                                                       ▲
schwindigkeit: Die größe-                              Oben: Filter mit unterschiedlich
ren, schwereren Partikel                               hohem Rußanteil: unbeprobter
                                                       Filter, Filter charakteristisch
werden aufgrund ihrer                                                                     tion ermittelt. Sie stellt
                                                       für Kurorte und für städtische
Trägheit auf den Boden                                 Verkehrsstandorte (von links       ein Maß für den Rußge-
des Vorabscheiders ab-                                 nach rechts)                       halt dar: Je dunkler die
geschieden und bleiben                                 Mitte und unten: Stanzung          Probe, desto stärker die
dort haften. Partikel                                  und eingebettete Filterteile       Lichtabsorption und des-
kleiner 2,5 µm passieren                                                                  to höher der Rußgehalt.
den Vorabscheider unge-
hindert und werden auf                                                                    Zurzeit entwickelt das
einem Filter gesammelt.                                                                   Zentrum für Medizin-
Als Filtermaterial eignet                                                                 Meteorologische For-
sich ein sehr feines Glas-                                                                schung des DWD in Frei-
fasergeflecht.                                                                            burg ein Verfahren, um
                                                                                          die Herkunft des Rußes
Optional können auch                                                                      zwischen fossilem (Öl)
andere Staubfraktionen                                                                    und rezentem (Holz) An-
(z. B. PM1, PM10) ermit-                                                                  teil aufzuschlüsseln.
telt werden, indem die
entsprechende Düse im        niert und gewogen. Die    Analyse von Ruß im                 Seesalz im PM10: Für
Probenahmekopf einge-        durch Wägung ermittel-    Feinstaub: Für die                 die Bestimmung von
setzt wird.                  te Massendifferenz ent-   Rußmessung wird ein                atembaren Seesalzpar-
                             spricht der gesammelten   optisches Messverfahren            tikeln (Natriumchlorid,
Feinstaubanalyse: Zur        Feinstaubmasse.           eingesetzt, welches vom            NaCl) wird ein Teil aus
Bestimmung der Fein-                                   Deutschen Wetterdienst             der Filterprobe in Was-
staubkonzentration wer-      Unter Berücksichtigung    eigens für Messungen               ser gelöst. Die in der
den die Filter vor und       des angesaugten Luft-     in Kurorten entwickelt             Lösung enthaltenen
nach der Probenahme          volumens wird die Fein-   wurde. Ein Teilstück des           Salze werden anschlie-
mit einer Mikrowaage         staubkonzentration        Filters wird dazu in eine          ßend mittels Ionenchro-
in einem Wägeraum bei        (Staubmasse pro Luft-     Flüssigkeit mit gleichem           matographie als Anionen
konstanter Lufttempera-      volumen, Einheit µg/m³)   optischen Brechungsin-             (Chlorid, Nitrat, Sulfat)
tur und Feuchte konditio-    berechnet.                dex eingebettet. Dadurch           und Kationen (Natrium,
                                                       werden Filtermaterial              Ammonium, Kalium,
                                                       und Störkomponenten                Calcium, Magnesium)
                                                       wie Minerale oder biolo-           nachgewiesen.
                                                       gisches Material optisch
                                                       ausgelöscht. Lediglich
                                                       die Rußpartikel bleiben
                                                       sichtbar. Anschließend
                                                       wird im Spektrometer
                                                       bei Licht der Wellenlänge
                                                       650 nm die Lichtabsorp-

                                                          Mini-VS
                                                       ▲

                                                       für eine wöchentliche
                                                       Feinstaubprobenahme

                                                                                                                13
Automatische Bildanalyse
         zur quantitativ-mikro-
   skopischen Auswertung von
 Grobstaubproben, die mit dem
       Passivsammler Sigma-2
        gesammelt wurden.
                            ▲

Der Passivsammler                 Grobstaubanalyse: Für        Durchmesser von 2,5            automatisches Verfahren
(Sigma-2) als Grobstaub-          die mikroskopische Ana-      bis 80 μm. Zur Auswer-         zur digitalen Mikrosko-
sammler                           lyse wird als Abscheide-     tung wird ein vom DWD          pie (Bildanalyse) ein-
                                  fläche eine durchsichtige    eigens entwickeltes,           gesetzt. Dieses Analyse-
Grobstaub: Das Sigma-2            Plexiglasfolie eingesetzt,
kommt im Vergleich zum            wobei die Oberseite der
Feinstaubsammler ohne             Folie mit einem witte-
eine Pumpe aus und                rungsbeständigen Kleber
kann daher unabhängig             beschichtet ist (Haftfo-
vom Stromnetz betrieben           lie). Die Sedimentation
werden. Partikel, die             der Staubpartikel auf
durch die Öffnungen in            dieser Oberfläche erfasst
das windberuhigte und             vollständig alle Staub-
niederschlagsgeschützte           partikel mit einem
Innere des Sammlers
gelangen, sinken unter
dem Einfluss der Schwer-                       INFO
kraft (Sedimentation)
                                               Berechnung der Grobstaub-Konzentration
auf eine Haftfolie am
Boden des Gerätes ab.

                                               CP     Staubkonzentration (µg/m³)
                                               DP-    Massen-Depositionsrate (µg/cm² s)
                                               V TS   Endsinkgeschwindigkeit nach Stokes (cm/s)
                                               ρP     Mittlere Dichte der Partikel in g/cm³
                                               dP     Partikeldurchmesser in µm
                                               g      Erdbeschleunigung 981 cm/s²
                                               η      dynamische Viskosität der Luft
                                                      (1,813 10-⁴ g/cm s bei 20°C)

14
verfahren erlaubt die                                                         Grobstaubprobe: Die mikroskopische

                                                                         ▲
Erfassung, Vermessung                                                     Staubanalyse kann die Staubbestand-
                                                                         teile, z. B. den schwarzen Reifenabrieb,
und Unterscheidung
                                                                        die grün markierten Pollenkörner oder
der Grobstaubpartikel
                                                                       die transparenten, nur schwach gefärbten
nach ihren optischen                                                  Mineralpartikel unterscheiden und so die
Eigenschaften. Die Ana-                                              Herkunft einer Staubbelastung belegen.
lysewerte liefern eine
Partikel-Anzahldeposi-
tionsrate (Partikel pro   aufgrund                             deutung der       z. B. lichtundurchlässi-
Fläche und Sammelzeit-    ihrer optischen                  Staubbelastung.       gen (opaken) verkehrs-
raum). Daraus kann mit    Eigenschaften in Par-     Dadurch ist eine einfa-      bedingten Abrieb- oder
Hilfe des Stokes’schen    tikelklassen einheitli-   che Unterscheidung zwi-      rußhaltigen Verbren-
Gesetzes die Partikel-    cher Dichte eingeteilt.   schen weitgehend harm-       nungspartikeln möglich.
Massenkonzentration       Darüber hinaus erlaubt    losen Staubpartikeln,        Ein technisches Regel-
(Partikelmasse pro        die mikroskopische        wie z. B. lichtdurchläs-     werk für die Probenah-
Luftvolumen) berechnet    Analyse Aussagen zur      sigen (transparenten)        me und mikroskopische
werden. Dazu werden       möglichen Herkunft,       mineralischen Boden-         Auswertung liegt mit der
die Partikel nach ihrer   Zusammensetzung und       partikeln, oder gesund-      VDI-Richtlinie 2119 vor
Größe vermessen und       gesundheitlichen Be-      heitlich bedenklichen,       (VDI 2013).

                                                                                                            15
Größenverteilung: Die        (Verkehrszentrum) und        das Maximum der opa-
mikroskopische Einzel-       an einem Hintergrund-        ken Partikelkomponente.
partikelanalyse (Partikel-   standort (Kurgebiet).        Sowohl für das Maxi-
durchmesser 2,5 – 80 μm)     Während im Kurgebiet         mum der transparenten
an Grobstaubproben der       wenige und kleine Parti-     als auch der opaken Par-
Messungen mit dem            kel zu finden sind, treten   tikel kann als Verursa-
Passivsammler Sigma-2        im Verkehrszentrum deut-     cher der Straßenverkehr
ergibt für die unter-        lich mehr und überwie-       angenommen werden.
schiedlichen Staubkom-       gend große Partikel auf.     Die mikroskopische
ponenten typische            An Hintergrundstatio-        Untersuchung zeigt für
Größenverteilungen in        nen zeigt sich bei den       den Reifenabrieb eine
Abhängigkeit vom Stand-      transparenten Partikeln      typische Gestalt in Form
ort. Die Größenvertei-       im Größenbereich ober-       kompakter Röllchen,
lung der lichtmikrosko-      halb von 10 μm ein aus-      die sich morphologisch
pisch „transparenten“        geprägter Rückgang der       deutlich von kohlenstoff-
Komponente mit ihren         Konzentrationen auf-         haltigen Verbrennungs-
mineralischen und bio-       grund fehlender lokaler      produkten (Ruß, Asche)
genen Partikeln (ohne        Quellen. Die Größenver-      unterscheidet und zur
Pollen) unterscheidet        teilung der opaken Par-      Partikelerkennung die-
sich deutlich von der        tikel mit sehr niedrigen     nen kann.
Verteilung des opaken        Konzentrationen bestä-
Anteils (z. B. Abriebpar-    tigt den Hintergrund-
tikel und Verbrennungs-      charakter.
rückstände).
                             An einem stark belas-
Obenstehende Abbildun-       teten, verkehrsreichen
gen zeigen typische          Standort liegt das Grob-
Größenverteilungen der       staubmaximum der
Massenkonzentration          transparenten Partikel
vom transparenten und        zwischen 10 und 20 μm.
opaken Anteil des Grob-      Weniger ausgeprägt,
staubs an einem stark        aber im gleichen Größen-
belasteten Standort          bereich, befindet sich

16
Einfluss der Meteorologie
auf die Luftqualität
So unterschiedlich Luftbeimengungen sein können, so
unterschiedlich sind auch ihre Quellen und Senken, ihre
physikalischen und chemischen Eigenschaften sowie ihre
Aufenthaltszeit in der Atmosphäre. Dementsprechend
sind sie auch unterschiedlich stark den meteorologischen
Bedingungen ausgesetzt. Je nach Art der Luftbeimengung
ist sie nur von lokaler (z. B. Grobstaub) oder aber von
regionaler oder sogar globaler Bedeutung (z. B. CO2 ).

Atmosphärische Aus-          mengungen „keinen Ab-
tauschbedingungen            sender tragen“, und die
Die Konzentration von        Messungen über einen
Luftbeimengungen am          bestimmten Zeitraum
Immissionsort hängt          (z. B. eine Woche) ge-
wesentlich von den           mittelt werden, ist eine
atmosphärischen Aus-         genaue Zuordnung von
tauschbedingungen            meteorologischen Bedin-
am Emissionsort sowie        gungen relativ schwer.
von Transport- und Um-       Es lässt sich aber aus
wandlungsprozessen           den Wetterlagen im          mehr oder weniger stark     ▲ Die Immissions-Witterungs-
zwischen Emissions- und      Mittelungszeitraum der      eingeschränkt. Dies liegt   rose zeigt die mittlere Schadstoff-
Immissionsort ab.            vorherrschende Witte-                                   Konzentration in Abhängigkeit von
                                                         mitunter daran, dass im
                                                                                     der vorherrschenden Witterung,
                             rungstyp ableiten.          Winterhalbjahr die Kraft
                                                                                     beispielhaft für Stickstoffdioxid.
Wird z. B. ein wasserlös-                                der Sonne nicht mehr        Die Sektoren kennzeichnen die
licher Stoff emittiert und   Die verschiedenen Wit-      ausreicht, die sich über    großräumige Windrichtung des
es regnet kurze Zeit spä-    terungstypen weisen         Nacht gebildete boden-      jeweiligen Witterungstypen. Die
ter, wird er recht schnell   unterschiedliche Aus-       nahe Kaltluftschicht zu     Hochdruckwetterlagen ohne vor-
                                                                                     herrschende Windrichtung sind
wieder ausgewaschen,         tauschverhältnisse der      erwärmen. Da die darü-
                                                                                     durch einen Kreis um den Mittel-
ohne dass er durch den       Luft auf (siehe Tabelle).   ber liegende Luft kaum      punkt gekennzeichnet. Je höher
Wind weit transportiert      Wie gut die Luft durch-     abkühlt, bildet sich zwi-   die Konzentration einer Schad-
werden konnte. Um also       mischt wird, hängt auch     schen diesen beiden         stoff-Komponente, desto größer
die an einem Ort gemes-      davon ab, in welcher        Luftschichten eine Inver-   der Radius des Kreises bzw. der
senen Konzentrationen        Jahreszeit der jeweilige                                Sektoren. Die Skalierung an den
                                                         sion (Sperrschicht). Die
                                                                                     Windrichtungsachsen gibt die
von Luftbeimengungen         Witterungstyp auftritt:     Lufttemperatur nimmt
                                                                                     jeweilige Konzentration an.
richtig interpretieren zu    So weisen beispielsweise    mit dem Überschreiten
können, sind Kenntnisse      Nordwest- und Südwest-      dieser Sperrschicht
der meteorologischen         lagen das ganze Jahr        sprunghaft zu. Die da-
Bedingungen von den          gute Austauschbedingun-     runter liegende Kaltluft-
möglichen Quellen bis        gen auf. Während win-       schicht wächst infolge
zum Messort sehr wich-       terlicher Ost-, Süd- und    schwacher Sonnenein-
tig. Da die am Messort       Hochdruckwetterlagen        strahlung weiter an. So-
gesammelten Luftbei-         ist der Luftaustausch       mit verhindert die Sperr-

                                                                                                                  17
schicht den Austausch               lokale und regionale       da die Bebauung (z. B.
und die Reinigung der               Topografie beeinflusst:    „Straßenschluchten“)
Luft. Die Folge: Die Luft           So haben im stark ge-      den Luftaustausch be-
kann sich bei Vorhan-               gliederten Gelände der     hindern oder fördern
densein entsprechender              Mittelgebirge und Alpen    kann. Ein Feld mit offe-
Quellen mit Schadstoffen            Berg-/Talwindsysteme       ner, vielleicht sogar tro-
anreichern.                         einen großen Einfluss      ckener Erdkruste trägt
                                    auf die lokalen Aus-       wesentlich stärker zur
Die Witterungstypen er-             tauschverhältnisse und     lokalen Staubbelastung
lauben oft Rückschlüsse             demnach auf die örtli-     bei als eine dichte Gras-
auf Herkunft und Ursa-              che Luftqualität. Diese    decke.
che der beobachteten                Winde können aus den
Luftbeimengungen. Auf               höheren Bergregionen       Ein weiterer beeinflus-
dieser Grundlage lassen             trockenere, saubere Luft   sender Faktor ist der
sich Hinweise entwickeln,           in die Tallagen führen     Ferntransport. Durch
wie möglicherweise auf-             und dort für eine gute     spezielle meteorologi-
tretende Beeinträchti-              Durchmischung sorgen.      sche Gegebenheiten kön-
gungen vermindert oder                                         nen Luftbeimengungen,
sogar vermieden werden              Zusätzlich beeinflusst     die normalerweise recht
können.                             auch lokale und regio-     schnell wieder sedi-         Emissionen von Vulkan-
                                    nale Bebauung und          mentieren, über große        ausbrüchen.
Darüber hinaus werden               Bewuchs die Konzen-        Entfernungen trans-
die Austauschbedingun-              trationen von Luftbei-     portiert werden, z. B.       Charakteristische
gen auch durch die                  mengungen am Messort,      Saharastaub oder auch        jahreszeitliche Verläufe
                                                                                            Die einzelnen Luftin-
                                                                                            haltsstoffe weisen un-
                                                                                            terschiedliche jahres-
                                                                                            zeitliche Variationen auf
                                                                                            (siehe Abbildung). So
                                                                                            zeigt sich bei Feinstaub
                                                                                            und Stickstoffdioxid eine
                                                                                            höhere Konzentration in
                                                                                            den Wintermonaten in-
                                                                                            folge eines zusätzlichen
                                                                                            Schadstoffeintrags aus

     Geglätteter jahreszeitlicher
 Verlauf der Komponenten Fein-
   staub (oben), Stickstoffdioxid
  (Mitte) und Grobstaub (unten)
     auf Basis der Monatsmittel-
   werte der Stationen aus dem
DWD-Referenzmessnetz für den
 Zeitraum 2008 – 2014 mit rot =
  Mittelwert, schwarz = Median
       und grau = Minimum und
                    Maximum
                              ▲

18
Heizungsemissionen. Zu-     Die Grobstaubkonzentra-
dem begünstigen die in      tion verhält sich genau
dieser Jahreszeit häufig    umgekehrt: Sie ist wäh-
auftretenden austausch-     rend der Wintermonate
armen Wetterlagen           relativ gering, da durch
(Inversion) die Anreiche-   feuchte oder schneebe-
rung von Schadstoffen,      deckte Oberflächen die
während in den Sommer-      Staubaufwirbelung redu-
monaten eine bessere        ziert wird. Der Anstieg im
Durchmischung der Luft      Frühjahr und teilweise in
einen Konzentrations-       den Herbstmonaten ist be-
rückgang bewirkt. Beim      sonders während trocke-
NO2 kommt zusätzlich        ner Witterungsabschnitte
im Sommer noch ein ver-     auf eine erhöhte Mobili-
stärkter fotochemischer     sierung von Staubparti-
Abbau dazu.                 keln zurückzuführen.

                               Saharastaub aus Nordafrika
                                      über dem Mittelmeer.
                              Das Satellitenbild wurde am
                                29. Mai 2013 mit dem Bild-
                              gebungs-Radiospektrometer
                             mittlerer Auflösung (Moderate
                              Resolution Imaging Spectro-
                                       radiometer (MODIS))
                                  des NASA-Satelliten Terra
                                         aufgenommen.
                                                        ▲

                                                              19
Beurteilung der Luftqualität
Wie sauber die Luft in einem Kur- oder Erholungsort ist, wird anhand
von Qualitätsstandards einzelner Luftbeimengungen (Leitsubstanzen)
bewertet. Diese Standards, so genannte Richtwerte, geben vor, wie
häufig kurzzeitige Konzentrationspeaks auftreten dürfen und wie hoch
die jährliche Schadstoffbelastung maximal sein darf.

Mit dem Bundes-Im-                In Kur- und Erholungsor-    Heilbäderverband e.V.      Die Richtwerte für die
missionsschutzgesetz              ten wird vorausgesetzt,     zusammen mit dem           jährlichen Höchstkon-
(BImSchG) von 1974                dass nicht nur diese        Deutschen Tourismus-       zentrationen der einzel-
wurde in Deutschland              gesetzlichen Vorgaben       verband e.V. für die       nen Luftbeimengungen
erstmalig die Überwa-             eingehalten werden,         Leitsubstanzen verschie-   liegen an Hintergrund-
chung der Luftqualität            sondern darüber hinaus      dene Qualitätsstandards    stationen um 50 bis
festgeschrieben. Seine            der Ort eine Luftqualität   fest (DHV 2014). Die       60 %, an Verkehrsstand-
nachgeordneten Rechts-            nachweisen muss, die        Standards (Richtwer-       orten um 20 bis 36 % un-
vorschriften (BImSchV)            eine Entlastung für sei-    te) orientieren sich an    terhalb der gesetzlichen
definieren Qualitätsstan-         ne Gäste bedeutet. Mehr     den gesetzlich gülti-      Grenzwerte. Damit soll
dards (Grenz-, Ziel- bzw.         noch: Das örtliche Kli-     gen Grenzwerten (39.       im Sinne eines erweiter-
Schwellenwerte) für               ma und die Luftqualität     BImSchV), dem Bericht      ten Gesundheitsschutzes
Emission und Immission            sollen als „natürliches“    des Länderausschusses      (Vorsorge) die mensch-
von Luftschadstoffen              Heilmittel die Kur unter-   für Immissionsschutz       liche Gesundheit vor
und legen damit die Min-          stützen und helfen, ihren   (LAI 2004) und der VDI-    Auswirkungen und Be-
destanforderung an die            Erfolg sicherzustellen.     Richtlinie 3787 Blatt 10   lästigungen durch Luft-
Luftqualität fest.                Dazu legt der Deutsche      (VDI 2010).                beimengungen dauerhaft
                                                                                         geschützt werden.

                                                                                         Die Luftqualitätsmes-
        Immissionsentwicklung
 verschiedener Luftschadstoffe                                                           sungen werden nicht
  (Jahresmittelwerte) von 1990                                                           nur hinsichtlich einer
  bis 2014 für unterschiedliche                                                          Richtwerteinhaltung
  Belastungsregime: städtisch/                                                           analysiert, sondern
 vorstädtisch verkehrsnah und
                                                                                         auch hinsichtlich der
             ländlich geprägter
                Hintergrund
                                                                                         Meteorologie. Dabei
                            ▲

                                                                                         werden witterungs- und
                                                                                         jahreszeitbedingte Ein-
                                                                                         flüsse auf die Immis-
                                                                                         sionsbelastung sowie
                                                                                         Standortabhängigkeiten
                                                                                         berücksichtigt. Bei den
                                                                                         periodischen Überprü-
                                                                                         fungsmessungen werden
                                                                                         zur Interpretation auch
                                                                                         Ergebnisse aus früheren
                                                                                         Messreihen herange-
                                                                                         zogen.

20
Einjährige Feinstaub-

                                                                                    ▲
                                                                                    messungen in verschie-
                                                                                    denen Kurorten im
                                                                                    Zeitraum 2006 bis 2014.
                                                                                    Die mittlere Belastung ist
                                                                                    unterschiedlich stark und
                                                                                    liegt zwischen 5,3 µg/m³
                                                                                    und 16,1 µg/m³.

Durch diese umfassende       den wachsen, Flächen       über ausreichende Luft-
Betrachtung der luft-        werden versiegelt, die     qualität in den jewei-
hygienisch-meteorologi-      Mobilität nimmt zu,        ligen Kurortegesetzen
schen Situation lassen       Städte und Gemeinden       oder Verordnungen vor-
sich Quellen besser iden-    werden grüner, erneu-      geschrieben.
tifizieren, Entscheidungs-   erbare Energien und
grundlagen formulieren       alternative Brennstoffe    Das Messkonzept des
und Verbesserungsvor-        kommen zum Einsatz         Deutschen Wetterdiens-
schläge erarbeiten.          und vieles mehr. All das   tes liefert eine mehr-
                             hat einen Einfluss auf     schichtige Charakteri-
Eine regelmäßige Über-       das lokale Bioklima und    sierung der Luftqualität,
prüfung der Luftqualität     die Luftqualität.          die damit den Anforde-
ist insofern sinnvoll, da                               rungen an die Luft-
Gemeinden und Städte         In fast allen Bundeslän-   qualitätsuntersuchung
einem Wandel unterlie-       dern wird deshalb der      in Kurorten bestens ge-
gen: Städte und Gemein-      regelmäßige Nachweis       recht wird.

                                                                                                        21
Standortkarte der Referenz-
                                                                                 und Sondermessstellen des DWD
                                                                                 ▼

Qualitätssicherung,
Kooperationen
und Perspektiven
Luftqualitätsmessungen, die beim Deutschen
Wetterdienst durchgeführt und bewertet
werden, erfüllen nationale (VDI, DIN) und
internationale (ISO, CEN, WHO) Normen. Im
Rahmen von internen und externen Audits
wurden stets die Prüfkriterien eingehalten.

Als bundesweit tätige       Mit einzelnen Landes-
Fachbehörde arbeitet        umweltämtern und mit
der DWD objektiv und        dem Umweltbundesamt
neutral und garantiert      steht der DWD im engen
ein hohes Maß an Qua-       Wissensaustausch, um
lität. Langjährige Mess-    seine Messsysteme zu
reihen an seinen Refe-      vergleichen. Bei den NO2-
renzstationen dienen        Ringversuchen der staat-
dabei der Qualitätssiche-   lichen Immissionsmess-      einrichtungen und Uni-   kroskopische Pollenbe-
rung. Zusätzlich leisten    stellen erfüllte der DWD    versitäten. Zum einen    stimmung. Zum anderen
die Referenzstationen       immer alle Leistungskri-    werden Einsatzmög-       wird untersucht, wie
einen wichtigen Beitrag     terien (LANUV 2011).        lichkeiten und Grenzen   sich z. B. Staubinhalts-
zur Überwachung der                                     der Messverfahren ge-    stoffe in Abhängigkeit
Auswirkungen des Kli-       Ein weiterer Bestandteil    testet, z. B. Nachweis   vom Standort unter-
mawandels auf die Luft-     zur Qualitätssicherung      von Staubpartikeln       scheiden. Damit können
qualität.                   sind Kooperationen mit      in Reinluftgebieten      Quellen besser identifi-
                            nationalen und inter-       wie Grönland oder die    ziert und Maßnahmen
                            nationalen Forschungs-      halbautomatisierte mi-   erarbeitet werden.

22
Folgende Beispiele zei-     Industrieanlagen, kurz-     um die Herkunft von         werden, wann und wa-
        gen nur einen Bruchteil     zeitige Schließung bzw.     Rußpartikeln zwischen       rum verstärkt hohe Kon-
        dessen auf, wo die Mess-    Verlegung von Indus-        fossilem (Öl) und rezen-    zentrationen von Luft-
        technik des DWD zum         triestandorten, die Luft-   tem (Holz) Anteil aufzu-    schadstoffen auftreten,
        Einsatz kommt: 2008         qualität nennenswert        schlüsseln. Darüber hi-     welche Quellen dafür
        in Beijing während der      verbesserten.               naus werden neuartige,      verantwortlich sind oder
        Olympischen Spiele. Mit                                 zeitlich hochaufgelöste     warum benachbarte Ge-
        dieser Messkampagne         Anfang 2013 starteten       Messtechniken auf ihre      meinden voneinander
        konnte gezeigt werden,      der DWD und die Bun-        Einsatzfähigkeit bei        abweichende Belastungs-
        dass Maßnahmen, wie         desanstalt für Straßen-     Luftqualitätsmessungen      niveaus aufweisen.
        die Reduzierung des Ver-    wesen zusammen mit          in Kurorten getestet. Die
        kehrs, verstärkte Nut-      den Universitäten Frei-     weitgehend automati-        Mit seinen Luftquali-
        zung öffentlicher Ver-      burg und Strasbourg ein     sierte Bestimmung von       tätsmessungen und Gut-
        kehrsmittel, Verkehrs-      Langzeitmessprogramm        Pollen ist eine weitere     achten unterstützt der
        umlenkungen, Begrünung      an Verkehrsstandorten.      Optimierung im Bereich      DWD Gemeinden und
        und Errichten von Park-     Ein Ziel ist es, den Ein-   der DWD-Messtechnik.        Städte bei ihrer nachhal-
        anlagen, saubere Pro-       fluss des Klimawandels      Die zunehmende Sensi-       tigen Entwicklung. Ob
        duktionstechniken in        auf die Staubbelastung      bilisierung gegenüber       im Sinne der Qualitäts-
                                    abzuschätzen. Infolge zu-   Pollen und das wachsen-     sicherung der Kur, der
                                    nehmender Dürre- und        de Gesundheitsbewusst-      Steigerung der Attrak-
                                    Hitzeperioden nehmen        sein können den Bedarf      tivität als Urlaubs- und
                                    Wissenschaftler an, dass    an Allergiker-freundli-     Erholungsziel oder der
                                    „Nicht-Abgas-Partikel“,     chen Kurorten erhöhen.      Erfolgskontrolle um-
  links: NO2-Vergleichsmessungen    vor allem im Größen-                                    welttechnischer Maß-
▲

des DWD mit dem Referenzverfahren   bereich von 2,5 µm          Der DWD bietet neben        nahmen, der DWD steht
                                    bis 10 µm, zunehmen         seinen Standardmessun-      Ihnen zur Seite.
rechts: Gestell mit Probenahme-
                                    werden. Dagegen wird        gen zur Beurteilung der
vorrichtungen der verschiedenen
Teilnehmer am NO2-Ringversuch       der Anteil der „Abgas-      Luftqualität auch Unter-
(LANUV 2011)                        Partikel“ aufgrund tech-    suchungen zur Ursa-
                                    nischer Verbesserungen      chenforschung an. Mit
                                    tendenziell abnehmen.       hochauflösenden Mess-
                                                                geräten und zusätzlichen
                                    Derzeit arbeitet der        Messparametern können
                                    DWD an einer Methode,       Fragen beantwortet

                                                                                                                 23
24
Anforderungen an die Luftqualität
in Kur- und Erholungsorten
Prädikat                                            Erstprädikatisierung                    Grad und Zyklen der Prüfung

                                          Beurteilung               Gutachten           Beurteilung             Gutachten
                                          Luftqualität (LQB)        Luftqualität (LQ)   Luftqualität (LQB)      Luftqualität (LQ)
                                          Bioklima (BioB)           Klimaanalyse        Bioklima (BioB)         Klimaanalyse
                                                                    (KA)                                        (KA)

                                          Erhöhte Anforderungen an die Luftqualität
                                                                    LQ,                 LQB (5 J),              LQ (10 J),
Heilklimatischer Kurort                   LQB, BioB
                                                                    Erweiterte KA       BioB (10 J)             Erweiterte KA(2)

                                                                    LQ,                 LQB (5 J),              LQ (10 J),
Seeheilbad                                LQB, BioB
                                                                    Erweiterte KA       BioB (10 J)             Erweiterte KA(2)

                                         Normale Anforderungen an die Luftqualität
Heilbad
– Schroth
– Felke                                                             LQ,                 LQB (10 J),             LQ (10 J),
                                          LQB, BioB
– Kneipp                                                            Standard-KA         BioB (10 J)             Standard-KA(2)
– Moor
– Mineral-Thermal

Luftkurort                                                          LQ,                 LQB (5 J),              LQ (10 J),
                                          LQB, BioB
                                                                    Standard-KA         BioB (10 J)             Standard-KA(2)

Seebad mit Kurmedizin                                               LQ,                 LQB (5 J),              LQ (10 J),
                                          LQB, BioB
                                                                    Standard-KA         BioB (10 J)             Standard-KA(2)

Kurort
– Schroth
– Felke
– Kneipp                                                            LQ,                 LQB (10 J),             LQ(1),
                                          LQB, BioB
– mit Peloid-Kurbetrieb                                             Vereinfachte KA     BioB (10 J)             Vereinfachte KA(2)
– mit Heilquellen-Kurbetrieb
– mit Heilstollen-Kurbetrieb
  (Übertage)

                                                                    LQ(1),
Seebad ohne Kurmedizin                    LQB, BioB                                     –                       –
                                                                    Vereinfachte KA

                                                                    LQ(1),
Erholungsort/Küstenbadeort                LQB, BioB                                     –                       –
                                                                    Vereinfachte KA

                                        Besondere Anforderungen an die Luftqualität
Heilstollen (Untertage)                   LQB, BioB                 LQ                  LQB (5 J)               LQ (10 J)

(1)
      Wenn aufgrund der Beurteilung Zweifel an der Eignung bestehen,                    Abkürzungen:
      ist ein Luftqualitätsgutachten erforderlich                                       BioB Bioklimabeurteilung
(2)
      Wenn aufgrund der Beurteilung Zweifel an der Eignung bestehen,                    J    Jahre
      ist eine entsprechende Klimaanalyse (erweitert, Standard oder vereinfacht)        KA Klimaanalyse
      erforderlich                                                                      LQ   Luftqualitätsgutachten
                                                                                        LQB Luftqualitätsbeurteilung

                                                                                                                                   25
Referenzen       BImSchG (1974) Gesetz zum           Schadstoffen, für die keine         VDI (1999) VDI 2463 Blatt 1
                  ▲

                      Schutz vor schädlichen Um-          Immissionswerte festgelegt          Messen von Partikeln – Gravi-
                      welteinwirkungen durch Luft-        sind – Orientierungswerte für       metrische Bestimmung der Mas-
                      verunreinigungen, Geräusche,        die Sonderfallprüfung und für       senkonzentration von Partikeln
                      Erschütterungen und ähnliche        die Anlagenüberwachung sowie        in der Außenluft – Grundlagen.
                      Vorgänge (Bundes-Immissions-        Zielwerte für die langfristige      Technische Regel. Beuth Verlag
                      schutzgesetz – BImSchG).            Luftreinhalteplanung unter          GmbH Berlin, 1999-11.
                                                          besonderer Berücksichtigung
                      39. BImSchV (2010) Neun-            der Beurteilung krebserzeu-         VDI (2010) VDI 3787 Blatt 10
                      unddreißigste Verordnung zur        gender Luftschadstoffe“ vom         Umweltmeteorologie – Human-
                      Durchführung des Bundes-            21. September 2004.                 biometeorologische Anforde-
                      Immissionsschutzgesetzes:                                               rungen im Bereich Erholung,
                      Verordnung über Luftqualitäts-      LANUV (2011) Ringversuche           Prävention, Heilung und Rehabi-
                      standards und Emissionshöchst-      der staatlichen Immissionsmess-     litation. Technische Regel. Beuth
                      mengen.                             stellen (STIMES). NO2-Vergleichs-   Verlag GmbH Berlin, 2010-03.
                                                          messungen mit Passivsammlern
                      DHV (2014) Begriffsbestim-          (10/2008-12/2009). LANUV-Fach-      VDI (2013) VDI 2119 Messen
                      mungen/Qualitätsstandards für       bericht 37, Landesamt für Natur,    von Immissionen – Probenahme
                      Heilbäder und Kurorte, Luftkur-     Umwelt und Verbraucherschutz        von atmosphärischen Partikeln
                      orte, Erholungsorte – einschließ-   Nordrhein-Westfalen (LANUV          > 2,5 µm auf einer Akzeptor-
                      lich der Prädikatisierungsvor-      NRW).                               fläche mit dem Passivsammler
                      aussetzungen – sowie für Heil-                                          Sigma-2 – Lichtmikroskopische
                      brunnen und Heilquellen –           Pope III CA, Burnett RT, Thun       Charakterisierung sowie Berech-
                      12. Auflage, April 2005, fortge-    MJ, Calle EE, Krewski D, Ito K,     nung der Anzahlsedimentations-
                      schrieben am 8.11.2014 und          Thurston GD (2002) Lung can-        rate und der Massenkonzentra-
                      nachfolgende Aktualisierungen.      cer, cardiopulmonary mortality,     tion. Technische Regel. Beuth
                      Hrsg. Deutscher Heilbäder-          and long-term exposure to fine      Verlag GmbH Berlin, 2013-06.
                      verband e.V. und Deutscher          particulate air pollution. JAMA
                      Tourismusverband e.V.               287:1132-1141.                      Whitby KT, Cantrell B (1976)
                                                                                              Fine particles. International
                      DIN (1996) DIN ISO 7708             Richtlinie 98/70/EG des Euro-       Conference on Environmental
                      Luftbeschaffenheit – Fest-          päischen Parlaments und des         Sensing and Assessment, Las
                      legung von Partikelgrößen-          Rates vom 13. Oktober 1998          Vegas, NV, Institute of Electrical
                      verteilungen für die gesund-        über die Qualität von Otto- und     and Electronic Engineers.
                      heitsbezogene Schwebstaub-          Dieselkraftstoffen und zur Än-
                      probenahme (ISO 7708:1995).         derung der Richtlinie 93/12/EWG     WHO (2006) Air Quality Guide-
                      Norm. Beuth Verlag GmbH             des Rates. Die Richtlinie wurde     lines, Global Update 2005: par-
                      Berlin, 1996-01.                    durch die 10. BImSchV in Ver-       ticulate matter, ozone, nitrogen
                                                          bindung mit der DIN EN 228 in       dioxide and sulfur dioxide. World
                      Dockery DW, Pope CA, Xu X,          nationales Recht umgesetzt.         Health Organization, 2006.
                      Spengler JD, Ware JH, Fay ME,                                           ISBN 92 890 2192 6.
                      Ferris BG, Jr., Speizer FE (1993)   Thurston GD, Ahn J, Cromar
                      An association between air pol-     KR, Shao Y, Reynolds HR, Jerrett
                      lution and mortality in six U.S.    M, Lim CC, Shanley R, Park Y,
                      cities – The New England Journal    Hayes RB (2016) Ambient par-
                      of Medicine 329:1753-1759.          ticulate matter air pollution
                                                          exposure and mortality in the
                      LAI (2004) Bericht des Länder-      NIH-AARP Diet and Health
                      ausschusses für Immissions-         Cohort. Environmental Health
                      schutz (LAI) „Bewertung von         Perspectives 124:484-490.

26
Bildnachweis       Titelfoto: Dr. Stefan Gilge
               ▲
                   S. 2, Composing Nase und
                   Wolken: lightwise/123rf.com

                   S. 5, Abbildung „Verdeutlichung
                   von Längenskalen von Nano
                   bis Makro“: FLAD & FLAD Com-
                   munication GmbH

                   S. 7, Foto „Industrieemissionen“:
                   Martin Murnsky/panthermedia.
                   net

                   S. 8, Foto „blue sky with cloud“:
                   Siamnugkhathut/fotolia.com;
                   Foto „Smoke from a chimney“:
                   marko okjan/fotolia.com

                   S. 9, Foto „Verkehrsemissionen“:
                   ssuaphoto/panthermedia.net

                   S. 10, Foto „Mähdrescher mäht
                   Feld, Getreidestaub“: Osterland/
                   fotolia.com

                   S. 11, Foto „Pollenflug“: pixabay.
                   com; Foto „Gischt“: irabel8/
                   panthermedia.net

                   S. 14/15, Foto „Staubver-
                   wehung“: dpa picture alliance

                   S. 19, Foto „Saharastaub“: Mit
                   freundlicher Genehmigung von
                   Jeff Schmaltz, Beschreibung von
                   Adam Voiland. Quelle: NASA
                   Earth Observatory

                   S. 20/21, Foto „Am Strand von
                   Sankt Peter-Ording, Nordfries-
                   land, Deutschland“: majonit/
                   fotolia.com

                   S. 24/25, Foto: Helga Borgmann

                   Alle nicht hier aufgeführten
                   Abbildungen: © DWD

                                                        27
Impressum
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Gestaltung: Borgmann Grafikdesign                                          Besuchen Sie uns
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