Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22

 
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Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
2/22
                   Baselland
Ein Auffangnetz
   für die Natur
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Editorial

                                               «Networking»
                                               für die Natur
                                               Liebe Leserin,                                         ein Austausch zwischen Populationen
                                               lieber Leser                                           möglich ist und Populationen längerfris-
                                                                                                      tig überleben können. Leider ist es in der
                                               Fühlen Sie sich wohl, dort wo Sie leben,               dichtbesiedelten Schweiz für Tiere oft
                                               und sind Sie gut vernetzt?                             schwierig, von A nach B zu gelangen.
                                                 Ein Leben lang knüpfen wir Freund-                   Grosse Tiere wie Rehe und Hirsche wer-
                                               schaften und spinnen um uns herum ein                  den von Strassen und Wildschutzzäunen
                                               unsichtbares Netz aus Beziehungen. Ein                 aufgehalten, für kleinere Tiere wie Igel
                                               Netz, das uns umgibt und trägt und das                 stellt schon ein Gartenzaun ein unüber-
                                               uns auffängt, wenn wir fallen. Manche                  windbares Hindernis dar. Amphibien
                                               Verbindungen sind dabei stark wie ein                  brauchen ein Netz aus Feuchtgebieten.
                                               Tau, andere Beziehungen hängen an ei-                  Schmetterlinge, die unterwegs sind in ei-
                                               nem seidenen Faden. Manche Menschen                    nen neuen Lebensraum, brauchen unter-
                                               mögen ihr Netz lieber locker, andere mö-               wegs die richtigen Pflanzen, um sich zu
                                         zvg

Meret Franke                                   gen es eng gestrickt. Ich mag mein Netz-               ernähren und auszuruhen. Und Pflanzen
Präsidentin Pro Natura Baselland               werk sehr, es gibt mir ein Gefühl von                  können sich nur ausbreiten, wenn ihre
                                               Sicherheit und Geborgenheit und die                    Samen in der Nähe auf fruchtbaren Bo-
                                               Möglichkeit, mich auszutauschen. Jedes                 den stossen.
                                               Netz, egal wie dicht, braucht Pflege.                    Wir nutzen unser Netzwerk als Pro Na-
                                               Dank unseren Möglichkeiten und unserer                 tura Baselland, um Lebensräume zu ver-
                                               Mobilität können wir uns sogar treffen,                netzen und den Tieren und Pflanzen die
                                               wenn wir mehrere Stunden auseinander                   Möglichkeit zu geben, sich sicher fortzu-
                                               wohnen. Aber auch über soziale Netz-                   bewegen und sich auszutauschen. Das
                                               werke und im «World Wide Web» sind                     Thema Vernetzung ist uns ein grosses
                                               wir vernetzt.                                          Anliegen, deshalb widmen wir ihm die-
                                                 Für Tiere und Pflanzen ist ein gutes                 ses Sonderheft.
                                               «Networking» ebenfalls wichtig, damit                                              Meret Franke
Inhalt

2 Editorial

3 Von der Theorie in die Praxis

7 Beispiele ökologischer Infrastruktur

8 Übersicht Vernetzungsprojekte

                                               Impressum                                              Redaktion
10 Bahnböschungen Homburgertal                 Basellandschaftliche Sektionsbeilage zum               Florence Brenzikofer (Erlebnisraum Tafeljura), Urs
                                               Pro Natura Magazin, Mitgliederzeitschrift von Pro      Chrétien, Thomas Fabbro, Meret Franke, Matthias
11 Stromtrassenprojekt                         Natura. Erscheint viermal jährlich, davon einmal als   Knecht, Helen Moor (WSL), Marco Moretti (WSL),
                                               Sonderbeilage                                          Martin K. Obrist (WSL), Franziska Studer (Büro
                                                                                                      Götz), Thomas Zumbrunn
12 Naturinventare                              Herausgeberin
                                               Pro Natura Baselland                                   Layout & Satz
                                                                                                      Thomas Zumbrunn
13 Aktionsplan Glögglifrosch                   Geschäftsstelle
                                               Pro Natura Baselland                                   Titelbild
                                               Kasernenstrasse 24                                     Panzersperre zwischen Ormalingen und Hemmiken
14 Naturpark Baselbiet                         Postfach                                               (Thomas Zumbrunn)
                                               4410 Liestal
15 Standpunkt und Spendenaufruf                Telefon: 061 921 62 62                                 Druck
                                               Email: pronatura-bl@pronatura.ch                       Schaub Medien AG, Sissach
                                               Web: www.pronatura-bl.ch
16 Veranstaltungen                             Facebook und Instagram: pronaturabl                    Auflage
                                               PC-Konto: 40-8028-8                                    8'500

2 | Pro Natura Lokal 2/2022
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Leitartikel

Lebensraumvernetzung im Anthropozän:
Von der Theorie in die Praxis
Warum wandern Arten von einem                                      A                                                    B
Ort zum anderen?
Alle Lebewesen auf der Erde bewegen
sich. Die im Laufe der Evolution entwi-
ckelten Bewegungsstrategien sind zahl-
reich und faszinierend. Das Bedürfnis,
sich zu bewegen und fortzubewegen hat
verschiedene Gründe. Erstens geht es
darum, Partner für die Fortpflanzung zu
finden und den genetischen Austausch
zwischen Populationen derselben Art zu
ermöglichen, indem Individuen (oder Sa-
men, Pollen und Sporen) zwischen Popu-

                                                                                                                                                       zvg
lationen hin und her wandern. Dadurch       Schematische Darstellung von zwei Beispielen von Populationen einer bestimmten Art. Die Farbvielfalt
wird das Risiko des Verlustes von geneti-   steht für die genetische Vielfalt: je mehr verschiedene Farben, desto höher ist die genetische
scher Vielfalt verkleinert und eine hohe    Variabilität. Im Beispiel A wird die genetische Vielfalt selbst in kleinen Populationen durch den
                                            Austausch von Individuen zwischen Populationen erhalten (Korridore zwischen Populationen). In
genetische Vielfalt erhalten. Dies ermög-
                                            Beispiel B ist ein Verlust an genetischer Vielfalt festzustellen, da es keinen Austausch zwischen den
licht wiederum die genetische Anpassung     Populationen gibt.
an Umweltveränderungen, einschliesslich
des Klimawandels.
   Andere Gründe für Organismen, sich zu
bewegen, hängen mit den täglichen Be-
dürfnissen zusammen, z.B. der Nah-
rungsbeschaffung, dem Aufsuchen von
Verstecken oder Brutstätten, der Flucht
vor Raubtieren oder der Suche nach ge-
eigneten Umweltverhältnissen. Darüber
hinaus gibt es saisonale Bewegungen
(Wanderungen), bei denen Individuen
von Winterquartieren zu Brutplätzen und
Sommerquartieren ziehen, wie im Fall
vieler Amphibien. Vielleicht am wenigs-
ten bekannt sind die Bewegungen von
Arten, die während ihres Lebenszyklus
vom Larven- bis zum Erwachsenenstadi-
um auf verschiedene Lebensräume ange-
                                                                                                                                                       Rama (Wikimedia Commons, CC-BY-SA-2.0-FR)

wiesen sind. Dies ist beispielsweise bei
Totholzinsekten der Fall, deren Larven
sich in Totholz in Waldgebieten entwi-
ckeln, während die erwachsenen Tiere
sich im Offenland von Nektar und Pollen
ernähren, sich paaren und dann in den
Wald zurückkehren, um ihre Eier wieder      Beispiel für die Fragmentierung der Landschaft durch Strassen und die Intensivierung der
im Totholz abzulegen.                       Landwirtschaft (Autobahnkreuz bei Lausanne).

Warum sind Lebensraumvernetzun-             tauchte, hatte sich die biologische Vielfalt         man sich nur schwer vorstellen kann.
gen gerade heute so wichtig?                über hunderte von Millionen von Jahren               Wenn wir die Dauer des Lebens auf der
Bevor der Mensch (Homo sapiens) auf-        entwickelt – sehr lange Zeiträume, die               Erde auf ein Jahr (1. Januar 0:00 Uhr bis

                                                                                                                         Pro Natura Lokal 2/2022 | 3
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Leitartikel

                                                                       31. Dezember 24:00 Uhr) reduzieren, er-              Verstädterung und des immer dichter
                                                                       scheint der Mensch am 31. Dezember um                werdenden Netzes von Verkehrswegen.
                                                                       23:35 Uhr, d.h. erst 25 Minuten vor Ende             Der Unterschied zwischen der Geschwin-
                                                                       des Jahres. In dieser kurzen Zeitspanne              digkeit der vom Menschen verursachten
                                                                       hat der Mensch radikale und vor allem                Veränderungen und der biologischen Evo-
                                                                       extrem schnelle Auswirkungen auf die                 lutionszeitskala hat dramatische Folgen
                                                                       biologische Vielfalt gehabt. Die biologi-            für die biologische Vielfalt, insbesondere
                                                                       schen Zeiträume, in denen sich Organis-              für spezialisierte Arten mit begrenzter Be-
                                                                       men entwickeln und an neue Um-                       wegungsfähigkeit.
                                                                       weltbedingungen anpassen können, sind                  In einer zunehmend vom Menschen ge-
                                                                       in der Regel viel länger als die schnellen,          schaffenen, durch menschliche Infra-
                                                   Marcus Schmidt

                                                                       vom Menschen verursachten Veränderun-                struktur fragmentierten und zusätzlich
                                                                       gen.                                                 vom Klimawandel beeinflussten Land-
Damit Bienen die Blüten bestäuben können,                                Als Folge davon befinden wir uns mit-              schaft sind funktionierende Netzwerke
müssen sie sich auf der Suche nach Pollen und                          ten in einer Biodiversitätskrise. Experten           von Lebensräumen unerlässlich, um ers-
Nektar bewegen. Lebensraumvernetzungen sind
                                                                       sprechen von einem sechsten Massenaus-               tens die Bedürfnisse von Arten während
sowohl für das Überleben der Bienen als auch für
die Menschen nützlich, damit sie von den                               sterben. Auch in der Schweiz ist der Zu-             ihres Lebenszyklus zu erfüllen, zweitens
Leistungen der Bestäubung profitieren können.                          stand der Artenvielfalt besorgniserregend.           Individuen die Möglichkeit zu geben, ge-
                                                                       Eine der Hauptursachen für den Rück-                 eignete oder wiederhergestellte Gebiete
                                                                       gang der biologischen Vielfalt ist der Ver-          zu besiedeln, zum Beispiel wenn sich die
                                                                       lust an Fläche von Lebensräumen und                  Lebensbedingungen ändern, und drittens
                                                                       ihrer Qualität sowie die Fragmentierung              den Genaustausch zwischen isolierten
                                                                       der Landschaft infolge der Intensivierung            Populationen gefährdeter Arten sicherzu-
                                                                       der Landwirtschaft, der zunehmenden                  stellen. All dies trägt dazu bei, die Aus-

                                                                        Von Schutzgebieten zu                               Populationen prioritärer Arten geschützt, son-
                                                                                                                            dern möglichst auch die Strukturen gefördert,
                                                                        Lebensraumvernetzungen                              welche diese Kerngebiete miteinander verbin-
                                                                        und ökologischer                                    den.
                                                                        Infrastruktur                                         Ökologische Infrastruktur kann eingeteilt wer-
                                                                        In den Anfängen des Artenschutzes konzentri-        den in «grüne» Infrastruktur, die an terrestrische
                                                                        erten sich die Massnahmen auf den Schutz von        Lebensräume gebunden ist sowie «blaue» In-
                                                                        Naturreservaten und Biotopen. Es wurde bald         frastruktur, die an Wasser-Lebensräume gebun-
                                                                        deutlich, dass dies nicht ausreicht, um die         den ist. Wir meinen, dass zunehmend auch
                                                                        langfristige Erhaltung von Populationen zu          «dunkle» Infrastruktur, die lichtempfindliche,
                                                                        gewährleisten.   Geschützte     Populationen   in   nachtaktive      Arten   unterstützen   soll   (siehe
                                                   Tiziano Maddalena

                                                                        isolierten Lebensräumen sind durch kleine Pop-      Beispiel am Ende des Artikels), in das Konzept
                                                                        ulationsgrössen, Inzucht und genetische Drift       der «ökologischen Infrastruktur» aufgenommen
                                                                        vom Aussterben bedroht. Daraus ergab sich die       werden sollte.
                                                                        Forderung, die Vernetzung zwischen isolierten         Die Frage, welche allgemeinen Anforderungen
                                                                        Populationen zu verbessern, um die Bewegung         an Lebensraumvernetzungen und ökologische
                                                                        von Individuen und den genetischen Austausch        Infrastrukturen gestellt werden sollten, wird
                                                                        zu gewährleisten. Dies führte zur Schaffung         häufig gestellt. Eine allgemeine Regel gibt es
                                                                        einer Reihe von «Infrastrukturen», die dazu         nicht. Sie hängt von den betroffenen Arten und
                                                                        beitragen, die Verbindung zwischen isolierten       den Zielen ab, die die Vernetzung erfüllen soll
                                                                        Populationen zu verbessern. So werden etwa im       (siehe «Warum wandern die Arten von einem
                                                                        Landwirtschaftsgebiet   Lebensraumvernetzun-        Ort zum anderen?»). Lebensraumvernetzung
                                                                        gen gefördert, mit dem Ziel, die oft isolierten     muss die bestimmten ökologischen Bedürfnisse
                                                                        Biodiversitätsförderflächen zu vernetzen. Mit       der betreffenden Art(en) erfüllen. Es ist daher
                                                                        der Strategie Biodiversität und dem Landschaft-     wichtig, dass Zielarten bestimmt werden, seien
                                                   Tiziano Maddalena

                                                                        skonzept Schweiz werden die Ziele der Leben-        das    bedrohte     Arten   oder   Leitarten,    die
                                                                        sraumvernetzung    in   einem     umfassenderen     repräsentativ sind für die im Gebiet vorhande-
                                                                        Konzept der «ökologischen Infrastruktur» inte-      nen Lebensräume. Diese Arten werden auch bei
Beispiele für grüne (oben) und blaue (unten)                            griert. Es werden also nicht nur Lebensräume        der Erfolgskontrolle von Lebensraumvernetzun-
ökologische Infrastrukturen, die                                        wie Biotope, wertvolle Naturräume und isolierte     gen eingesetzt.
Bewegungskorridore für Tiere und Pflanzen in
der intensiven Landwirtschaft liefern.

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Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Leitartikel

sterbewahrscheinlichkeit von Populatio-             raumvernetzungen dazu bei, das Risiko        der Tiere angebracht werden. Fängt man
nen und Arten zu verringern und die Fä-             im Falle von Problemen zu verteilen, ins-    ein markiertes Tier an einem anderen Ort
higkeit zur Anpassung an Umweltver-                 besondere dort, wo der Raum durch zu-        wieder ein als an jenem, wo es markiert
änderungen zu verbessern.                           nehmende Verstädterung und intensive         wurde, dann zeigt das die Bewegung (Di-
                                                    landwirtschaftliche Bewirtschaftung be-      stanz) des Tieres an. Zur Erfassung der
Auch der Mensch profitiert von                      grenzt ist. Die Förderung von Lebens-        Bewegungen von Vögeln, Säugetieren
Lebensraumvernetzung                                raumvernetzungen kommt daher nicht           und grosser Insekten kann Radioteleme-
Lebensraumvernetzungen schaffen besse-              nur der biologischen Vielfalt, sondern in-   trie eingesetzt werden. Dabei wird ein
re Bedingungen für die Bewegung und                 direkt auch dem Menschen zugute. Um          Sender am Tier angebracht, dessen Be-
Wanderung von Arten und fördern so die              die ökologische Vernetzung langfristig zu    wegungen über eine Antenne, welche die
biologische Vielfalt und damit eine ganze           gewährleisten, muss das Netzwerk in ei-      vom Sender stammenden Signale emp-
Reihe von Ökosystemfunktionen und                   nem bestimmten Gebiet so dicht sein, so      fängt, verfolgt werden. Diese Methode
-leistungen, die für den Menschen von               dass dessen Funktion auch dann gewähr-       wird häufig verwendet, um grössere
Bedeutung sind. Die meisten dieser Leis-            leistet ist, wenn Teile des Netzwerkes       Wildtiere wie Luchs, Bär oder Hirsch
tungen ergeben sich aus der Wechselwir-             ausfallen.                                   nachzuverfolgen. Sie wurde auch schon
kung zwischen Vertretern verschiedener                                                           eingesetzt, um die Bewegungen von Igeln
Nahrungsebenen: Insekten bestäuben                  Wie man Lebensraumvernetzungen               in Städten zu verfolgen. Damit wurden
Pflanzen, Räuber kontrollieren die An-              untersucht                                   sowohl bauliche Hindernisse als auch be-
zahl von Schädlingen, und Abfallverwer-             Es gibt verschiedene Methoden zur Un-        sonders gefährliche oder wichtige Über-
ter zersetzen organisches Material. Viel-           tersuchung von Lebensraumvernetzun-          gangsstellen über Strassen bestimmt.
fältige Interaktionen machen biologische            gen. Eine Methode ist beispielsweise das     Solche Methoden ermöglichen es, einzel-
Systeme stabiler und widerstandsfähiger             Einfangen und Wiedereinfangen von            ne Individuen in ihren Bewegungen zu
gegen Umweltveränderungen und extre-                markierten Tieren, z.B. durch die Ver-       verfolgen, Korridore und prioritäre Gebie-
me Ereignisse. Zudem tragen Lebens-                 wendung von Farben, die auf dem Körper       te zu lokalisieren und in einigen Fällen

                                                                                                                                                   Josef Senn

Der Einsatz von Radiotelemetrie zur Verfolgung von Huftieren im Schweizerischen Nationalpark.

                                                                                                                     Pro Natura Lokal 2/2022 | 5
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Leitartikel

                                                         den Austausch von Individuen zwischen                wird es möglich werden, die Wirksamkeit
  Literatur                                              Populationen zu quantifizieren.                      der ökologischen Infrastruktur schnell zu
  BAFU (Hrsg.) 2012. Strategie Biodiversität
                                                           Die bei weitem geeignetsten Techniken              überprüfen, um rechtzeitig eingreifen zu
    Schweiz. Bundesamt für Umwelt, Bern. Um-
                                                         zur Untersuchung von Lebensraumver-                  können.
    welt-Diverses Nr. 1060.
                                                         netzungen und insbesondere des Austau-                  Inzwischen werden Theorien und Er-
    https://bit.ly/3N5NSu8
                                                         sches zwischen Populationen sind solche,             kenntnisse aus der Lebensraumvernet-
  BAFU     (Hrsg.)   2020.      Landschaftskonzept
    Schweiz. Landschaft und Natur in den Poli-           die auf dem Erbgut (DNA) basieren. In-               zung zunehmend auf sogenannte «sozio-
    tikbereichen des Bundes. Bundesamt für               dividuen lassen sich genetisch eindeutig             ökologische Vernetzung» angewendet.
    Umwelt, Bern. Umwelt-Info Nr. 2011.                  identifizieren. Die dafür notwendige DNA             Sozio-ökologische Vernetzung ist ein viel-
    https://bit.ly/3ucaYGN                               lässt sich auch aus winzigen Mengen von              versprechender Ansatz, der es ermög-
  BAFU (Hrsg.) 2021. Ökologische Infrastruktur.          Blättern, Samen, Pollen, Kot, Eischalen,             licht, komplexe Beziehungen zwischen
    Arbeitshilfe für die kantonale Planung im            Federn und Haaren gewinnen. Mit Hilfe                Biodiversität und Interessengruppen dar-
    Rahmen der Programmvereinbarungsperio-               der DNA können nicht nur Individuen,                 zustellen und die Gesamtheit der sozialen
    de 2020-2024. Version 1.0
                                                         deren Geschlecht und Verwandtschafts-                und ökologischen Faktoren zu analysie-
  Baur B., Duelli P., Edwards P. J., Jenny M.,
                                                         grad bestimmt werden, sondern es kann                ren, die die Erhaltung der biologischen
    Klaus G., Künzle I., Martinez S., Pauli D., Pe-
                                                         auch die Populationsgrösse geschätzt                 Vielfalt und der daraus resultierenden
    ter K., Schmid B., Seidl l., Suter, W. 2004.
                                                         werden und es ergeben sich Informatio-               Ökosystemleistungen bestimmen.
    Biodiversität in der Schweiz - Zustand, Er-
                                                         nen zum Austausch zwischen Populatio-
    haltung,    Perspektiven.      Wissenschaftliche
    Grundlagen für eine nationale Strategie.             nen.                                                                                Marco Moretti
    Haupt.                                                                                                                                      Helen Moor
  Berthoud G, Lebeau R.P. & Righetti A., 2004.           Perspektiven                                                                       Martin K. Obrist
    Nationales ökologisches Netzwerk REN.                Mit den raschen Fortschritten auf dem
    Schlussbericht. Schriftenreihe Umwelt Nr.            Gebiet der Molekularbiologie wird der                                Eidg. Forschungsanstalt für
    373. BAFU, Bern, 131 S.                              Einsatz genetischer Methoden im Natur-                       Wald, Schnee und Landschaft WSL,
  Csencsics D., Aavik T., Hedinger C., Holdereg-         schutz weiter ausgebaut werden. Damit                                          8903 Birmensdorf
    ger R., Home R., Keller D., Seidl I., Van Strien
    M.J., Zurbuchen A., Bolliger J. 2014. Le-
    bensraumvernetzung        in    der   Agrarland-
    schaft – Chancen und Risiken. Merkblatt für
    die Praxis 53: 1-8.
  Holderegger R., Segelbacher G. (Hrsg.) 2016.
    Naturschutzgenetik – Ein Handbuch für die
    Praxis. Haupt.
  Lachat T., Pauli D., Gonseth Y., Klaus G.,
    Scheidegger C., Vittoz P., Walter T. (Eds.)
    2010. Wandel der Biodiversität in der
    Schweiz seit 1900. Ist die Talsohle erreicht?
    Bristol-Stiftung und Haupt.
  Widmer I., Mühlethaler R., Baur B., Gonseth Y.,
    Guntern J., Klaus G., Knop E., Lachat T., Mo-
    retti M., Pauli D., Pellissier L., Sattler T., Al-
    termatt F. 2021. Insektenvielfalt in der
    Schweiz: Bedeutung, Trends, Handlungsop-
    tionen. Swiss Academies Reports 16: 1-109.
  WWF Schweiz 2019. Ein Netz für die Biodiver-
    sität - Vorschlag und Forderungen zu einer
    ökologischen Infrastruktur im Mittelland.
    WWF Zürich, 20 S.
  Fachgruppe Ökologische Infrastruktur:
  https://www.oekologische-infrastruktur.ch/
                                                                                                                                                               zvg

                                                         Graphische Darstellung einer hypothetischen sozio-ökologischen Vernetzung der Bedürfnisse der
                                                         Biodiversität und der Bedürfnisse der verschiedenen beteiligten Interessengruppen in der Stadt mit
                                                         dem Ziel, gemeinsame und nachhaltige Lösungen zu finden.

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Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Beispiele ökologischer Infrastruktur

Blau-grüne Infrastruktur für Amphibien
Der Kanton Aargau beherbergt 13 der 19      Zunahme. Die Vielfalt der Teiche ist
Amphibienarten der Schweiz; neun            wichtig: manche Arten brauchen kon-
davon sind auf der Roten Liste. Als man     stant mit Wasser gefüllte Teiche, andere
im Aargau in den neunziger Jahren den       Arten lieben hingegen Teiche, die zeit-
Rückgang vieler Bestände feststellte, hat   weilig austrocknen und oft von unter-
man gehandelt – mit Erfolg. Im Rahmen       schiedlicher Grösse sind. Aber auch die
des kantonalen Amphibienschutzkon-          weitere Umgebung der Teiche ist relevant:

                                                                                                                                                         IANB
zepts wurden hunderte neuer Teiche an-      die Erdkröte beispielsweise besiedelt
gelegt. Das hat zu einer grösseren          neue Teiche öfter, wenn im Umland 50-
Verfügbarkeit von Lebensraum und zu ei-     70% Wald vorhanden ist, während grosse
ner Verdichtung und besseren Vernetzung     Strassen in der Umgebung die Be-
der Teiche geführt. Im Rahmen der For-      siedelung beeinträchtigen. Es spielen also
schungsinitiative «Blue-Green Biodiversi-   sowohl die Anzahl und Dichte der Teiche

                                                                                                                                                         Helen Moor
ty» wurden die Daten der Amphi-             als auch die Umgebung eine wesentliche
bien-Zählungen im Kanton Aargau über        Rolle: Amphibien brauchen eine funk-
                                                                                                   Teichbau schafft neuen Lebensraum für
die letzten zwanzig Jahre untersucht. Die   tionierende blaue und grüne Infrastruk-
                                                                                                   Amphibien und viele andere Arten und trägt
Mehrzahl der Amphibienarten hat vom         tur.                                                   somit zur blau-grünen Infrastruktur bei. Dank der
Teichbau profitiert.                        Moor, H., Gossner, M. M., Graham, C., Hobi, M. L.,     Besiedelung neu angelegter Teiche haben die
                                            Holderegger, R., Reber, U., Altermatt, F. Logar, I.,   Bestände (Anzahl besetzte Teiche) von
  Dank der Besiedelung neu angelegter
                                            Matthews, B., Narwani, A., Seehausen, O., Shipley,     Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke und Erdkröte
Teiche haben sich viele Bestände stabil-    R. (2021). Biodiversitätsschutz dank Ökosystem-        im aargauischen Rheintal zwischen 1999 und
isiert oder verzeichneten eine deutliche    übergreifendem Denken. Aqua & Gas, 101, 44-49.         2019 zugenommen.

Dunkle Infrastruktur für Fledermäuse
Fledermäuse sind die einzigen aktiv flie-   Die Daten wurden anschliessend ausge-
genden Säugetiere. In der Schweiz sind      wertet, um Faktoren zu ermitteln, welche
30 Arten bekannt. Von 26 in der Roten       die Flugkorridore von Fledermäusen be-
Liste bewerteten Arten sind 15 bedroht      einflussen. Die Dunkelheit, insbesondere
(58%). Fledermäuse sind soziale Tiere,      das Fehlen von künstlichem Licht, gehört
die ihre Jungen in «Mutterkolonien» auf-    dabei zu den wichtigsten Faktoren. Aber
ziehen, die sich häufig in alten Dachstö-   Dunkelheit allein reicht nicht aus, es
cken befinden. In der Abenddämmerung        müssen auch natürliche Strukturen wie
verlassen die Weibchen ihre Kolonie und     Hecken, Waldränder und Bäume vorhan-
fliegen entlang bestimmter Flugkorridore    den sein. Die Erfassung solcher dunklen
                                                                                                                                                         Martin Obrist

zu den Jagdgebieten und Trinkstellen.       ökologischen Infrastruktur und ihr Schutz
Über diese Flugkorridore ist nur wenig      vor zunehmender Lichtverschmutzung ist
bekannt. Als nachtaktive Tiere bevorzu-     für die Erhaltung vieler Fledermausarten
gen sie, in dunklen Gebieten zu fliegen,    von entscheidender Bedeutung.
geschützt vor möglichen Räubern.
   Um ein besseres Verständnis der Flug-
korridore von Fledermäusen von und zu
                                                                                                                                                         Stiftung Fledermausschutz

ihren Quartieren zu erlangen, untersuch-
ten Martin Obrist von der Eidgenössi-
schen Forschungsanstalt WSL und
Kollegen/-innen mit bioakustischen Me-
                                                                                                   Modellierte Flugkorridore am Beispiel des
thoden 25 Quartiere von zwei Arten                                                                 Mütterquartiers der Grossen Mausohren in
(Grosses Mausohr, Kleine Hufeisennase).                                                            Beggingen (SH).

                                                                                                                           Pro Natura Lokal 2/2022 | 7
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Pro Natura Baselland:
im Dienst der Vernetzung
Pro Natura Baselland engagiert
sich zusammen mit dem Zen-
tralverband im Kanton Basel-Land-
schaft und in unseren Nachbar-
kantonen seit Jahrzehnten für die
Aufwertung und die Neuanlage von
Lebensräumen. Wie im Leitartikel
(S. 3–7) von den Forscherinnen und
Forschern der WSL eindrücklich
dargelegt wird, sind all diese Be-
strebungen zwecklos, wenn die
Lebensräume nicht miteinander
verbunden werden und somit kein
genetischer Austausch ermöglicht
wird. Deshalb war und ist Pro
Natura Baselland auch im Bereich
der Vernetzung aktiv.

              Stromtrassen (IWB)
              Weiher im Weiherinventar
              Pro Natura Schutzgebiete
              Naturschutzzonen, Waldreservate,
              Biodiversitätsförderflächen (BFF)

  Inventare                                         Stromtrassen                                     Gummistiefelland BL
  Pro Natura Baselland hat eine Reihe von Na-       In einer langfristig angelegten Kooperation      Als letztes Projekt im Rahmen der Aktion
  turinventaren erarbeitet (siehe S. 12), die als   mit den Industriellen Werken Basel werden        Gummistiefelland wurde ein 150 m langes
  Grundlage für den praktischen Naturschutz         zwei Stromtrassen vom Baselbiet ins Mittel-      Teilstück des Nunningerbächlis in Bretzwil
  dienen, z.B. Weiherbau, Tagfalterförderung,       land als Lebensräume und Vernetzungsach-         ausgedolt. Insgesamt wurden 2.75 km Klein-
  Bachausdolungen und Böschungsaufwertun-           sen aufgewertet. Das Pilotprojekt im Mittleren   gewässer ans Licht geholt. Die Bachausdolun-
  gen. Hier als Beispiel abgebildet ist das um-     Brandel (Kleinlützel SO) wurde Anfang 2022       gen werden fortgesetzt, z.B. in Arboldswil
  fangreiche Weiherinventar (blaue Kreise).         umgesetzt (siehe Bericht S. 11).                 (siehe Spendenaufruf auf S. 15).

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Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Umweltbildung                                    Weiher                                              Panzersperren
Im Naturschutz ist die soziale Vernetzung        Feuchtlebensräume sind sehr artenreich, aber        In einem Mehrjahresprogramm werden man-
häufig eine Voraussetzung, um eine ökologis-     im Baselbiet selten. Amphibien, wie z.B. der        che dieser linearen Strukturen zu Vernet-
che Vernetzung überhaupt umsetzen zu kön-        Glögglifrosch (siehe Bericht S. 13), sind auf ein   zungskorridoren und Trittsteinbiotopen aufge-
nen. In den Jugendnaturschutzgruppen und in      dichtes Netz an Weihern angewiesen. Ver-            wertet. Ein schönes Beispiel befindet sich
Ferienangeboten, z.B. im «WildStadtGarten»       schiedene Organisationen, darunter auch Pro         zwischen Ormalingen und Hemmiken, wo als
in der Hagnau, betreiben bereits die Kleinsten   Natura Baselland, beteiligen sich fortlaufend       letzte von vielen Massnahmen eine Hecke ge-
«Networking».                                    an der Neuanlage von Stillgewässern.                pflanzt wurde (siehe Titelbild).

                                                                                                                                                           Orthofotos: Bundesamt für Landestopografie swisstopo; Waldreservate, Naturschutzzonen und -objekte, BFF: Geodaten des Kantons Basel-Landschaft; Stromtrassen: Industrielle Werke Basel (IWB); Pro Natura Schutzgebiete: Pro Natura Schweiz; Weiher: Pro Natura Baselland

Hase & Co. BL/SO                                 Spechte & Co. AG/BL                                 Böschungen
Im Rahmen einer 10jährigen Aktion, welche        Über die zweite bikantonale 10-Jahresaktion,        Im Rahmen des Projekts «Blühende Borde
zusammen mit der Sektion Solothurn durch-        welche vielseitige und natürliche Wälder zum        fürs Baselbiet» will Pro Natura Baselland auf
geführt wird, wurden schon etliche Flächen im    Ziel hat, haben wir in der Ausgabe 1/2022 von       die mühsam zu bewirtschaftenden und des-
Offenland aufgewertet und als Vernetzungs-       «lokal» ausführlich berichtet. Zur Vernetzung       halb häufig vergandeten und verwaldeten Bö-
korridore ausgebildet, beispielsweise letzthin   von Wald und Offenland werden z.B. Waldwei-         schungen aufmerksam machen. Über wert-
durch das Pflanzen von Hecken und Einzel-        den eingerichtet, wie z.B. kürzlich am Dielen-      volle Böschungen entlang der Bahnlinie im
bäumen in Lupsingen.                             berg in Oberdorf.                                   Homburgertal wird auf S. 10 berichtet.

                                                                                                                             Pro Natura Lokal 2/2022 | 9
Baselland Ein Auffangnetz für die Natur 2/22
Vernetzungsprojekte

                                                                   Wertvolle Bahnböschungen
                                                                   im Homburgertal
                                                                   Entlang von Bahnlinien befinden sich Bö-                            Damit wurde eine sorgfältige, den Gege-
                                                                   schungen und Grünflächen, an denen ar-                              benheiten angepasste Pflege möglich. Da-
                                                                   tenreiche    Lebensräume       vorkommen                            für hat sich eine tatkräftige Gruppe von
                                                                   können, die gleichzeitig eine wichtige                              Freiwilligen an die steilen Borde gewagt
                                                                   Vernetzungsfunktion einnehmen. Schie-                               und dafür gesorgt, dass die artenreichen
                                                                   nen und Strassen ziehen sich als lineare                            Blumenwiesen weiterbestehen konnten.
                                                                   Elemente durch die Landschaften und                                 Mittlerweile werden diese jährlichen Pfle-
                                                                   bilden je nach Situation für gewisse Tiere                          gearbeiten durch die Sozialinstitution
                                                                   gefährliche oder gar unüberwindbare                                 ÖKO-JOB ausgeführt.
                                                                   Barrieren. Gleichzeitig stellen die Grün-                              Pro Natura Baselland lancierte 2013
                                                 Matthias Knecht

                                                                   flächen an Verkehrsachsen aber auch                                 auch das Böschungsprojekt «Blühende
                                                                   wichtige Vernetzungskorridore für Tiere                             Borde fürs Baselbiet», in dessen Rahmen
                                                                   und Pflanzen dar, entlang derer sich diese                          unter anderem die Bahnborde im Hom-
An vielen Stellen haben sich in den letzten
                                                                   ausbreiten können.                                                  burgertal nach ihrem ökologischen Wert
Jahrzehnten invasive Brombeeren ausgebreitet.
                                                                     Auch im Homburgertal entlang der                                  begutachtet wurden. Die Untersuchungen
                                                                   Bahnlinie des «Läufelfingerli» verstecken                           zeigen, dass die von Pro Natura Basel-
                                                                   sich erstaunliche Naturschätze, die nur                             land gepflegten Böschungen weiterhin
                                                                   dank des beständigen, mehr als 30-jähri-                            beachtliche Naturwerte aufweisen, wäh-
                                                                   gen Engagements von Pro Natura Basel-                               rendem auf benachbarten, gemulchten
                                                                   land erhalten geblieben sind. Für ein                               Böschungen die Blumenwiesen ver-
                                                                   halbes Dutzend Standorte in den Ge-                                 schwunden sind. Wo heute auf den ehe-
                                                                   meinden Thürnen, Diepflingen, Rümlin-                               maligen Blumenwiesen die Brombeeren,
                                                                   gen und Läufelfingen konnte Pro Natura                              Gehölze und Grasbrachen dominieren,
                                                                   Baselland in den 1980er Jahren einen                                haben es Schlingnattern, Berg-Astern
                                                                   Pflegevertrag mit den Schweizerischen                               oder Feldgrille natürlich schwer. So konn-
                                                                   Bundesbahnen (SBB) abschliessen. Diese                              te Pro Natura Baselland in den letzten
                                                 Matthias Knecht

                                                                   Bahnborde wurden aus dem Grünflä-                                   Jahren nach und nach weitere Bö-
                                                                   chenunterhalt der SBB ausgenommen.                                  schungsflächen in den Pflegevertrag auf-
Dieselbe Böschung im Folgejahr: die Brombeeren                                                                                         nehmen und mit zusätzlichen Mitteln aus
wurden zurückgedrängt und Schnittgut von der                                                                                           dem Böschungsprojekt Aufwertungsar-
benachbarten Wiese ausgebracht, so dass sich
                                                                                                                                       beiten finanzieren.
die Blumen wieder ansiedeln können.
                                                                                                                                          Die langjährigen Erfahrungen im Hom-
                                                                                                                                       burgertal zeigen, dass die Art und Weise
                                                                                                                                       der Böschungspflege entscheidend ist für
                                                                                                                                       den nachhaltigen Erhalt von arten- und
                                                                                                                                       blumenreichen Wiesen. So reicht es an
                                                                                                                                       vielen Stellen nicht aus, nur einmal jähr-
                                                                                                                                       lich zu mähen, da die Standorte nähr-
                                                                                                                                       stoffreicher sind oder weiterhin Problem-
                                                                                                                                       pflanzen wie Brombeeren, Nielen und
                                                                                                                                       invasive Neophyten vorkommen. Die
                                                                                                                                       über Pro Natura Baselland gepflegte
                                                 Matthias Knecht

                                                                                                                     Matthias Knecht

                                                                                                                                       Böschungsfläche im Homburgertal ist
                                                                                                                                       mittlerweile 1.8 Hektaren gross. Hier
                                                                                                                                       kann mit der naturschutzfachlich be-
Die steilen Bahnborde werden heute mit einem                       Der Wiesen-Salbei ist mit seiner kräftigen
                                                                                                                                       gleiteten Pflege der Erhalt der Blumen-
hangtauglichen Balkenmäher gemäht.                                 Blütenfarbe schon von weitem sichtbar und zeigt
                                                                   an, dass es am Bahnbord wieder mehr Platz für                       wiesen sichergestellt werden.
                                                                   die Natur gibt.                                                                                Matthias Knecht

10 | Pro Natura Lokal 2/2022
Vernetzungsprojekte

Infrastruktur mit
Doppelnutzung
Der drastische Rückgang von wertvollen        schied zur bisherigen Praxis wird das ge-
Lebensräumen ist die wichtigste Ursache       schnittene Material entfernt und auf
der aktuellen Biodiversitätskrise. Oft sind   Asthaufen deponiert. Dies ermöglicht es,
von den einst grossflächigen artenreichen     die Flächen zukünftig regelmässig und
Lebensräumen nur noch kleine verzettel-       sorgfältig zu pflegen. Die Krautschicht
te Fragmente verblieben. In diesen Frag-      kann partiell gemäht werden und die
menten leben viele Pflanzen- und              langsamwüchsigen und meist dornigen
Tierarten wie auf einer Insel, ohne sich      Sträucher können lange stehen bleiben.
mit ihresgleichen austauschen zu kön-         Grobe Rückschnitte werden daher lang-
nen. Man spricht von isolieren Vorkom-        fristig nicht mehr nötig sein. In der mit

                                                                                                                                                  Christian Aeberhard
men. Nicht zuletzt darum verlieren viele      ausgewählten Sträuchern durchsetzten
dieser Restflächen auch bei optimierter       Krautschicht kann sich über die Jahre ei-
Pflege weiterhin an Diversität. Kleine und    ne blüten- und artenreiche Lebensge-
                                                                                          Dicht wachsende schnellwüchsige Sträucher
isolierte Populationen von seltenen Arten     meinschaft etablieren.
                                                                                          dominieren die Niederhaltezonen heute.
sind nämlich aus verschiedenen Gründen
sehr anfällig für ein lokales Aussterben.     Innere Waldränder
                                              In der Regel grenzen sich die Schneisen
Vernetzungsachsen                             heute seitlich abrupt vom umgebenden
Die Hochspannungsleitungen, die unser         Wald ab. Durch das Ausbilden eines
Land überspannen, verbinden weit ent-         buchtigen und gestuften Übergangs soll
fernte Gebiete miteinander. Zusammen          die Verzahnung des seitlichen Waldes mit
mit den IWB möchten wir ökologische           dem Gebüsch- und Krautstreifen geför-
Aufwertungen entlang der Leitungen um-        dert werden. Insbesondere die Übergänge
setzen, damit diese nicht nur für Strom,      sind nämlich für viele Arten ein beson-
sondern auch für zahlreiche Lebewesen         ders wichtiger Lebensraum. So finden
zu wertvollen Vernetzungsachsen wer-          zum Beispiel gewisse Arten in den offe-

                                                                                                                                                  Thomas Fabbro
den.                                          nen Abschnitten Futter und nutzen die
  Alle kennen die Schneisen in den Wäl-       eher geschlossenen Strukturen mit Bü-
dern, wo alle Bäume und Sträucher in ei-      schen und Bäumen als Rückzugsort oder       Ein mit wertvollen Sträuchern durchsetzter
nem Rhythmus von ungefähr 10 Jahren           zum Brüten. Sogenannte «innere Wald-        Krautstreifen, wie er bald auch verbreitet unter
                                                                                          den Stromtrassen zu sehen sein soll.
zurückgeschnitten werden, damit sie die       ränder» erfüllen dieselben Funktionen
Hochspannungsleiter     nicht   berühren      wie die Übergänge vom Kulturland in den
(Niederhaltezonen). Dieses sogenannte         Wald. Dadurch verbessert sich nicht nur
«auf Stock setzen» wird von einigen we-       der ästhetischen Aspekt, da sich die
nigen schnellwüchsigen Straucharten           Schneisen besser in die Landschaft einfü-
sehr gut ertragen. Viele etwas langsam-       gen, sonder auch der ökologische Wert.
wüchsigere und für die Biodiversität            In diesen offenen Korridoren sollen je-
wertvollere Arten können da nicht mit-        doch nicht nur viele Arten direkt einen
halten. Daher sind diese Schneisen heute      Lebensraum finden, sondern sie sollen
häufig recht artenarm.                        auch für viele Arten als Vernetzungsach-      Weitere Informationen,
                                              se dienen. Tagfalter und viele weitere
                                                                                            Bilder und Videos:
Gezielte Aufwertungen                         Tier- und Pflanzenarten können entlang        https://www.pronatura-bl.ch/stromtrassen
Unsere Aufwertungsmassnahmen setzen           dieser vielfältigen Verbindungsachsen
nun genau da an. In einem ersten Schritt      wandern. Damit werden die verbliebenen
werden wir auch die Gebüsche zurück-          wertvollen Fragmente artenreicher Le-
schneiden. Seltene, schützenswerte Bäu-       bensräume in unserer Landschaft für vie-
me und Sträucher werden jedoch gezielt        le Arten wieder besser vernetzt.
vom Rückschnitt verschont. Im Unter-                                     Thomas Fabbro

                                                                                                                   Pro Natura Lokal 2/2022 | 11
Vernetzungsprojekte

                                                                                                                                                                                           Inventare als Werkzeuge für
                                                                                                                                                                                           praktischen Naturschutz
                                                                                                                                                                                           Laut Duden versteht man unter                Amphibienzugstellen
                                                                                                                                                                                           dem Begriff Inventar die «Gesamt-            Das Inventar der Amphibienzugstellen
                                                                                                                                                                                           heit der zu einem Betrieb, Unter-            wird von der Amphibiengruppe von Pro
                                                                                                                                                                                           nehmen, Haus, Hof o. Ä. gehörenden           Natura Baselland gepflegt und weist für
                                                                                                                                                                                           Einrichtungsgegenstände und Ver-             alle Gemeinden bekannte Zugstellen auf,
                                                                                                                                                                                           mögenswerte (einschliesslich der             an welchen die Amphibien auf ihrer
                                                                                                                                                                                           Schulden)». In Analogie dazu hat             Laichwanderung gefährdet sind – meist
                                                                                                                                                                                           Pro Natura Baselland mit der Un-             durch Strassenverkehr. Nebst den zu tref-
                                                                                                                                                                                           terstützung von vielen Freiwilligen          fenden Schutzvorkehrungen enthält es
                                                                                                                                                                                           in den vergangenen Jahrzehnten               für zahlreiche Zugstellen konkrete Ver-
                                                                                                                                                                                           für unser Haus «Natur» eine Reihe            besserungsvorschläge.
                                                                                                                                                                                           von Inventaren erarbeitet, welche
                                                                                                                                                                                           für das Kantonsgebiet kritische Be-          Eingedolte Bäche
                                                                                                                                                                                           standteile der ökologischen Infra-           Im Rahmen der Mehrjahresaktion «Gum-
                                                                                                                                                                                           struktur (siehe Leitartikel) mög-            mistiefelland» dolte Pro Natura Baselland
                                                                                                                                                                                           lichst vollständig und aktuell aus-          seit 2007 Kleingewässer mit einer Länge
                                                   App: GIS-Fachstelle des Kantons Basel-Landschaft; Landeskarte: Bundesamt für Landestopografie swisstopo; Weiher: Pro Natura Baselland

                                                                                                                                                                                           zuweisen versuchen.                          von 2.7 km aus. Als Grundlage für die
                                                                                                                                                                                                                                        Aktion und zukünftige Ausdolungen wur-
                                                                                                                                                                                           Die Inventare sind äusserst wertvolle        de ein Inventar der unterirdisch in Roh-
                                                                                                                                                                                           Werkzeuge für Behörden und Natur-            ren verlaufenden kleinen Fliessgewässer
                                                                                                                                                                                           schutzorganisationen. Sie zeigen nicht       erstellt. Das Inventar enthält für jedes
                                                                                                                                                                                           nur den Ist-Zustand der für das Überle-      eingedolte Gewässer eine Abschätzung
                                                                                                                                                                                           ben unserer heimischen Arten kritischen      des Ausdolungspotentials.
                                                                                                                                                                                           Lebensräume und Vernetzungskorridore
                                                                                                                                                                                           auf, sondern dienen auch als Grundlage       Tagfalter-Hotspots
                                                                                                                                                                                           für Verbesserungen, d.h. die Aufwertung      Die Tagfalterschutzgruppe BL von Pro
                                                                                                                                                                                           der ökologischen Infrastruktur. Obwohl       Natura Baselland hat in ihrer Anfangs-
                                                                                                                                                                                           die Inventare eine wichtige Grundlage für    phase 120 potentielle Tagfaltergebiete un-
                                                                                                                                                                                           Vernetzungsprojekte darstellen, sind sie     ter die Lupe genommen und 27 Vor-
                                                                                                                                                                                           der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt,    ranggebiete ausgeschieden. Für jedes Ge-
                                                                                                                                                                                           weshalb sie an dieser Stelle wieder ein-     biet wurden Schutzziele und Förder-
                                                                                                                                                                                           mal ins Bewusstsein gerufen werden sol-      massnahmen definiert, welche seither
                                                                                                                                                                                           len.                                         von der Tagfalterschutzgruppe beharrlich
                                                                                                                                                                                                                                        verfolgt bzw. umgesetzt werden.
Auch in der mobilen Ansicht des kantonalen                                                                                                                                                 Weiher
WebGIS (geoview.bl.ch) lassen sich die Standorte                                                                                                                                           Das Weiherinventar umfasst alle Weiher       Böschungen
der im Weiherinventar erfassten Gewässer
                                                                                                                                                                                           von nationaler und kantonaler Bedeu-         Pro Natura Baselland hat im Rahmen der
lokalisieren. Für den Bezug und das Studium der
Objektblätter empfiehlt sich jedoch derzeit noch                                                                                                                                           tung, aber auch eine Vielzahl kommuna-       Kulturlandaktion «Hase & Co.» der Sekti-
die Arbeit an einem grösseren Bildschirm.                                                                                                                                                  ler Weiherbiotope. Für jeden Weiher steht    onen Baselland-Solothurn ein umfangrei-
                                                                                                                                                                                           ein detailliertes Objektblatt zur Verfü-     ches Inventar ökologisch wertvoller
  Alle Inventare online:                                                                                                                                                                   gung, welches auch über das WebGIS der       Böschungen mit Magerwiesenvegetation
  https://www.pronatura-bl.ch/inventare                                                                                                                                                    kantonalen GIS-Fachstelle (geo)lokalisiert   erstellt. Die Naturwerte, aber auch der
                                                                                                                                                                                           und bezogen werden kann (geoview.bl.ch       Gefährdungsgrad werden ausgewiesen.
                                                                                                                                                                                           > Natur u. Landsch. > Weiherinventar).       Im Rahmen derselben Aktion werden die
                                                                                                                                                                                           Das Inventar weist Entwicklungspotentia-     Böschungen Stück für Stück aufgewertet
                                                                                                                                                                                           le aus und erlaubt es, Lücken im Netz-       und deren langfristige Pflege sicherge-
                                                                                                                                                                                           werk der Stillgewässer auszumachen und       stellt.
                                                                                                                                                                                           zu schliessen.                                                     Thomas Zumbrunn

12 | Pro Natura Lokal 2/2022
Vernetzungsprojekte

Wer hilft beim Aktionsplan
für den Glögglifrosch?
Der Glögglifrosch ist eine stark ge-       Insektendichte massiv. Damit steigt auch
fährdete Amphibienart, welche seit         das Nahrungsangebot für Vögel, Reptilien
Jahrzehnten schweizweit starke             und Fledermäuse. Diese vielfältige Le-
Bestandeseinbrüche erleidet. Der           bensgemeinschaft ermöglicht wiederum
Kanton Baselland trägt mit seinen          das Vorkommen von zahlreichen weite-
vielen Glögglifroschpopulationen ei-       ren Tier- und Pflanzenarten.
ne grosse Verantwortung für die              Im Rahmen des Aktionsplanes sollen
Art.                                       weitere Vernetzungsprojekte im Kanton
                                           Baselland entstehen. Interessierte Land-
Die Fachstelle Natur und Landschaft        besitzer, Bewirtschafterinnen, sowie Na-

                                                                                                                                                     U. Tobler
(N&L) beauftragte deshalb das Ingenieur-   tur- und Vogelschutzvereine dürfen ihre
büro Götz, einen Aktionsplan zur Förde-    Ideen sehr gerne bei der Autorin melden
                                                                                             Glögglifrösche werden auf Hochdeutsch
rung dieser Amphibienart auszuarbeiten.    (franziska.studer@buerogoetz.ch).                 Geburtshelferkröten genannt, weil sie ihre
Ziele des Aktionsplans sind:                                         Franziska Studer        Laichschnur an Land mit sich herumtragen.
  1. Bestehende Populationen durch Pfle-
gemassnahmen zu erhalten und zu stär-
ken.
  2. Wichtige Vernetzungsachsen zwi-
schen den bestehenden Populationen zu
definieren, um den genetischen Aus-
tausch der einzelnen Vorkommen zu er-
möglichen.
  3. In Zusammenarbeit mit Natur- und
Vogelschutzvereinen, Landwirten, Land-
besitzerinnen und Förstern geeignete
Standorte zu finden, wo ökologische Auf-
wertungsprojekte realisiert werden kön-
nen.
  In den Gemeinden Maisprach und Buus
findet die erste Umsetzung eines Vernet-
zungsprojektes des Aktionsplans statt.
Entlang des Waldrandes werden fünf
neue Weiher und Landlebensräume für
wärmeliebende Arten angelegt. Dadurch
können zwei bestehende Glögglifrosch-
vorkommen vernetzt werden. Die Weiher
Nr. 1 & 5 liegen in einem kantonalen Na-
turschutzgebiet und werden vollständig
                                                                                                                                                   Landeskarte: Bundesamt für Landestopografie swisstopo

von der Fachstelle N&L finanziert. Der
Verein Vernetzte Vielfalt Maisprach
(VVM) beantragt die finanziellen Mittel
zur Umsetzung der Weiher Nr. 2, 3 und 4
bei diversen Stiftungen.
  Die Weiher liegen sowohl im Offenland
als auch am Waldrand und bieten somit
ein breites Spektrum an unterschiedli-
                                           Zwischen Maisprach und Buus werden im Rahmen des Aktionsplanes fünf neue Weiher angelegt. Der
chen Lebensräumen. Durch die Weiher-       Weiher Nr. 275 in Maisprach wird saniert, um die bestehende Glögglifroschpopulation vor Ort zu
kette erhöht sich die Amphibien- und       erhalten.

                                                                                                                    Pro Natura Lokal 2/2022 | 13
Regionaler Naturpark

                                                                     Ein Naturpark
                                                                     fürs Baselbiet
                                                                     Die Bestrebung, im Kanton Baselland ei-            soll die kulturelle Identität stärken und
                                                                     nen regionalen Naturpark zu erstellen, ist         die Schätze des Baselbiets in seiner un-
                                                                     nicht neu: In den Jahren 2009 und 2010             verwechselbaren Landschaft sichtbar ma-
                                                                     versuchte der Trägerverein «Jurapark Ba-           chen. Von einem Naturpark profitieren
                                                                     selland», einen «Regionalen Naturpark              sowohl die Natur als auch die Menschen.
                                                                     von nationaler Bedeutung» als Bindeglied           Er soll nachhaltige Projekte in den Berei-
                                                                     der damals bereits im Entstehen begriffe-          chen Natur und Landschaft, Wirtschaft,
                                                                     nen Pärke «Jurapark Aargau» und «Natur-            Bildung und Gesellschaft anstossen.
                                                                     park Thal» einzurichten. Doch das                    Nach der Aufarbeitung und Analyse der
                                                                     Vorhaben scheiterte. Seither ist mehr als          Erfahrungen aus der ersten Planungspha-
                                                                     ein Jahrzehnt vergangen und nun ist die            se ist für die Projektgruppe der enge Aus-
                                                                     Zeit reif, um mit frischen Kräften einen           tausch mit sämtlichen Interessenver-
                                                                     Neustart zu vollziehen. Der Zeitpunkt,             einigungen ein wichtiger Grundsatz auf
                                                                     das Vorgehen wieder anzupacken, ist ide-           dem gemeinsamen Weg, ebenso eine
                                                                     al, da das Bewusstsein für die nahe Um-            offene Kommunikation gegenüber der
                                                   Thomas Zumbrunn

                                                                     gebung und deren Potential bei der                 Bevölkerung. Ein Naturpark kann nur
                                                                     Bevölkerung gewachsen ist. Deshalb                 entstehen, wenn sich Menschen dafür
                                                                     nahm der Verein Erlebnisraum Tafeljura             begeistern und an der Gemeindever-
                                                                     das Projekt 2021 wieder auf und es bilde-          sammlung für ihn entscheiden.
                                                                     te sich eine Projektgruppe. Diese begann             Gespräche mit Interessenverbänden wie
                                                                     mit der Arbeit der Vorprojektierungspha-           Pro Natura Baselland, dem Bauern- und
                                                                     se, in welcher wir uns jetzt befinden.             Obstverband, Baselland Tourismus und
                                                                       Ziel ist es, mit dem Naturpark Baselbiet         vielen weiteren Partnern bildeten für uns
                                                                     das Oberbaselbiet zu stärken und zusam-            einen wichtigen Grundstein in der
                                                                     men etwas zu erreichen. Dabei sollen Le-           Startphase. Nur so können Bedenken und
                                                                     bensräume aufgewertet sowie die hei-               Ängste entkräftet werden und die
                                                                     mische Artenvielfalt geschützt und ge-             Überzeugung wachsen, dass ein Natur-
                                                                     fördert werden. Die Bildung und die                park nicht einfach ein Konstrukt ist,
                                                                     Sensibilisierung stellen eine entscheiden-         sondern einen Mehrwert für die gesamte
                                                                     de Kernaufgabe dar. Die Natur- und Kul-            Region bringt. Auch der Austausch mit
                                                                     turwerte sollen durch lokal Erlebtes               politischen Vertretungen aus Regierung-
                                                                     helfen, Zusammenhänge zu verstehen.                srat, Landrat und Gemeinderäten sowie
                                                  zvg

                                                                     Und das Wissen um lokale Traditionen               mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU
                                                                                                                        und mit den Nachbarpärken war ein
                                                                                                                        zentraler Teil der ersten Aktivitäten.
                                                                                                                          Durch die Errichtung eines regionalen
                                                                                                                        Naturparks wollen wir aufzeigen, dass
                                                                                                                        die gesamte Region profitieren kann: Das
                                                                                                                        vierblättrige Kleeblatt (Bild) bildet die
                                                                                                                        Gesellschaft, die Ökologie, die Ökonomie
                                                                                                                        und die Bildung ab. Im Zusammenspiel
                                                                                                                        der vier Blätter steht das übergeordnete
                                                                                                                        Ziel, die hohen landschaftlichen, öko-
                                                                                                                        logischen und charakteristischen Werte
                                                                                                                        unserer Region für künftige Generationen
                                                                                                                        zu erhalten.
                                                                                                                  zvg

Die Projektgruppe. Vorne von links nach rechts: Florence Brenzikofer, Bettina Fischer, Sandra Strüby.                                           Florence Brenzikofer
Hinten von links nach rechts: Barbara Saladin, Simon Czendlik, Matthias Buchenhorner.                                            Präsidentin Erlebnisraum Tafeljura

14 | Pro Natura Lokal 2/2022
Standpunkt und Spendenaufruf

Der Naturpark Baselbiet
ist eine Chance
Die Bestrebungen des Vereins Erlebnis-          (b) schützenswerte Lebensräume ein-
raum Tafeljura, einen regionalen Natur-       heimischer Tier- und Pflanzenarten auf-
park zu errichten, werden vom Vorstand        zuwerten und zu vernetzen;
von Pro Natura Baselland sehr begrüsst.         (c) bei neuen Bauten, Anlagen und
Damit im «Naturpark» insbesondere auch        Nutzungen der Charakter des Land-
für die Natur ein Mehrwert resultiert,        schafts- und Ortsbildes zu wahren und
muss die Verordnung über die Pärke von        zu stärken;
nationaler Bedeutung (Pärkeverordnung,          (d) bestehende Beeinträchtigungen des
PäV) buchstabengetreu umgesetzt wer-          Landschafts- und Ortsbildes durch Bau-
den. In Art. 19 heisst es:                    ten, Anlagen und Nutzungen bei sich bie-
  «Zur Erhaltung und Aufwertung der           tender Gelegenheit zu vermindern oder
Qualität von Natur und Landschaft sind        zu beheben.»
im Regionalen Naturpark:                        Der Vorstand ist zuversichtlich, dass
  (a) die Vielfalt der einheimischen Tier-    diese Bestimmungen nicht toter Buchsta-
und Pflanzenarten, die Lebensraumtypen        be bleiben werden und wünscht den Ini-

                                                                                                                        Thomas Zumbrunn
sowie das Landschafts- und Ortsbild zu        tiantinnen und Initianten bei ihrem
erhalten und so weit wie möglich zu ver-      ambitiösen Vorhaben viel Erfolg.
bessern;

Lasst tausend
Bäche fliessen
Mit der Mehrjahresaktion «Gummistiefel-       CHF 45'000. Der Kanton bezahlt von Ge-
land» holte Pro Natura Baselland seit         setzes wegen einen Teil. Für den Rest
2007 eingedolte Bäche mit einer Gesamt-       kommen private Stiftungen und Pro Na-
                                                                                                                        Thomas Zumbrunn

länge von 2.75 km an die Oberfläche.          tura auf. Wir würden uns freuen, wenn
Auch wenn die Aktion offiziell abge-          Sie dieses Projekt mit einem Beitrag un-
schlossen wurde, gehen die Bestrebun-         terstützen würden. Besten Dank!
gen, weitere Kleingewässer im Baselbiet
auszudolen, unvermindert weiter.
  Eines der geplanten Projekte liegt in Ar-
boldswil. Diesen Sommer wird im Gebiet
«Baach» der untere Teilabschnitt des
«Baachbächli» ausgedolt. Der im Natur-
schutz engagierte und leider letzten Au-
gust verstorbene Landeigentümer Ueli
Stohler hatte Pro Natura Baselland vor
seinem Tod das Recht zur Ausdolung ein-
geräumt.
  Die Ausdolung des Teilstücks kostet ca.

                                                                                         Pro Natura Lokal 2/2022 | 15
Veranstaltungen

                                            Wiesentouren
Jahresversammlung 2022                      Gemeinsam mit Baselland Tourismus und        ren eine sich ständig ändernde faszinie-
Montag, 25. April 2022,                     dem Bauernverband beider Basel führt         rende Pflanzenwelt. Damit Sie die Touren
Hagnau Birsfelden:                          Pro Natura Baselland auch dieses Jahr        geniessen und sowohl die geistige wie
17.30 Exkursion im «WildStadtGarten»        die beiden Baselbieter Wiesentouren «Ar-     auch die kulinarische Nahrung gemütlich
(Besammlung Eingang Familiengärten)         boldswil-Titterten» und «Dittingen-Lau-      aufnehmen und verdauen können, sollten
18.30 Apéro                                 fen» durch. Auf den beiden Wander-           Sie sich genügend Zeit nehmen. Da Start-
19.00 Jahresversammlung                     touren erfahren die Besucherinnen und        und Zielort nicht identisch sind, sollte die
Bitte um Anmeldung bis 17. April 2022       Besucher bei Informationsposten via QR-      An- und Rückreise mit öffentlichen Ver-
an pronatura-bl@pronatura.ch.               Code viel Wissenswertes und Spannen-         kehrsmitteln erfolgen.
Mehr unter www.pronatura-bl.ch/gv22         des über die Wiesen, ihre Bewirtschafter       Ein grosser Dank geht an den Swisslos-
                                            und die Geschichte. Unterwegs können         Fonds Baselland und die Fondation Sur-
Exkursionen                                 feine lokale Produkte der Landwirte ge-      la-Croix für die finanzielle Unterstützung
Thema Wiese: für Schulklassen und           nossen werden.                               sowie an das Ebenrain-Zentrum, die
Gruppen von Mitte April bis Mitte Juni.       Ergänzend zu den ausgeschilderten          Landwirtinnen und Landwirte und die
Thema Biber: Für Schulklassen und           Wiesentouren bietet Pro Natura Basel-        Gemeinden für die gute Zusammenarbeit.
Gruppen, das ganze Jahr über.               land Exkursionen für Schulklassen an.
Mehr unter www.pronatura-bl.ch/             Auf den Schulexkursionen wird Fragen          Weitere Informationen:
exkursionen-schulen-gruppen oder bei        rund um den Lebensraum Wiese nachge-          www.wiesentour.ch und www.pronatura-bl.ch/
meret.halter@pronatura.ch                   gangen. Wie entstehen Wiesen? Warum           exkursionen-schulen-gruppen
                                            sehen nicht alle Wiesen gleich aus? Hat
Jugendnaturschutz Laufental                 eine Magerwiese zu wenig «Nahrung»?
30.4.      A-hoi Schnecken!                 Und warum sind Wiesen für uns
14.5.      Wilde Pflanzen, Wilde Märt       wichtig?
14.5.      Wo «L»?                            Die Wiesentouren sind von Mitte April
4.-6.6.    Austausch im Bienenstock         bis Mitte Juli signalisiert und präsentie-
25.-26.6. Bergtrekking
30.7.-6.8. Der Olymp ruft

                                            Wildpflanzen- und
13.8.      Spiel & Spass - ein Nachmittag
           im Freien
Mehr unter www.juna-laufental.ch

Jugendnaturschutz Baselland
                                            Kräutermärkte
21.5.    Bachuptzete                        Die beliebten Wildpflanzen- und Kräuter-
4.-6.6.  Pfingstlager: Up in space, up      märkte werden dieses Jahr an 10 Orten
         in the sky                         im Baselbiet stattfinden. Auf vielfachen
1.-11.8. Sommerlager: Ave Caesar, die       Wunsch kann man aber wiederum auch
         Naturgeweihten grüssen Dich!       Pflanzen online bestellen und an Depots
Mehr unter www.jnbl.ch                      in Laufen, Oberwil, Pratteln und Liestal
                                            abholen.
                                              Die detaillierten Angaben zu den
                                            Marktorten, -daten und -zeiten finden Sie
                                            auf unserer Webseite.

                                             Märkte und
                                             Onlinebestellungen:
                                             www.pronatura-bl.ch/wildpflanzenmaerkte
                                                                                                                                             Urs Chrétien

                                                                                                              Pro Natura Lokal 2/2022 | 16
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