Luftwaffe 60 Jahre in Erding
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
4 Grußwort Kommandeur 5 Grußwort Oberbürgermeister der Stadt Erding 6 Die Chronik der Luftwaffe am Fliegerhorst Erding 1956 - 1958 Die Aufstellung des Luftwaffenversorgungs- regiment 1 10 Die Geschichte zum Titelbild Ein Zeitzeuge der ersten Stunden bei der jungen Luftwaffe - Herr Josef Srb 11 Die Regimentskommandeure 12 1959 - 1967 Das Luftwaffenparkregiment 15 1968 - 1972 Der Luftwaffenversorgungsbereich 1 17 1973 - 1979 Das Luftwaffenversorgungsregiment 1 18 1980 - 1988 Das Luftwaffenversorgungsregiment 1 20 1989 - 2000 Die Armee der Einheit – das Luftwaffenver- sorgungsregiment 1 in der Luftwaffenstruktur 4 23 2001 - 2010 Transformation - Das Luftwaffeninstand- haltungsregiment 1 in der Luftwaffenstruktur 5 und 6 28 2011 - 2012 Die Bundeswehrreform und das Luftwaffen- instandhaltungsregiment 1 30 2013 - 2017 Das Waffensystemunterstützungszentrum 1 32 Das Waffensystemunterstützungszentrum 1 34 Auftrag und Gliederung 38 Stab Waffensystemunterstützungszentrum 1 40 Arbeitsgruppe für Technische Untersuchungen 41 Die Ausbildungswerkstatt 42 Instandsetzungskooperation Kampfflugzeuge 43 Instandsetzungskooperation Triebwerke 46 Waffensystemunterstützungsteam Kampfflugzeuge 48 Instandsetzungszentrum 11 50 Abgesetzter Bereich Penzing 52 Instandsetzungszentrum 12 53 Instandsetzungskooperation Rettungsgeräte 54 Instandsetzungszentrum 13 55 Militärgeschichtliche Sammlung „Erinnerungsort Weingut II“ 56 Systemzentrum 14 57 DDO/DtA International Weapon System Support Center 58 Sonderlackierungen 65 Bundeswehrdienstleistungszentrum München Standort Erding 66 Materialdepot Erding 67 Zentrum Brandschutz der Bundeswehr / Bundeswehrfeuer- wache Erding 68 Wehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebs- stoffe 3
Grußwort Kommandeur Grußwort Kommandeur Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Angehörige des Fliegerhorstes Erding, zum 60. Mal jährt sich die Übergabe des Fliegerhorstes Erding an die deutsche Luftwaffe in diesem Jahr. Dieses Jubiläum wollen wir am 20. Mai 2017 zusammen mit Ihnen mitten im Herzen der Stadt Erding gebührend feiern. Gleichzeitig wollen wir uns von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Erding würdig verabschieden. In 2018 beginnen Verlegung und Schließung der Dienststellen des Fliegerhorstes. Der Stab Waffensystemunterstützungszentrum 1 wird seine Heimat Erding in Richtung Manching verlassen und das Materialdepot Erding wird aufgelöst werden. Nur wenige Jahre später wird auch das Instandset- zungszentrum 11 dem Stab nach Manching folgen und die uns so gut unterstützenden Stellen wie Standortservice, Küche, Sanität und Feuerwehr werden nicht mehr benötigt. Deshalb haben wir mit Ihnen und der Stadt Erding am 20. Mai viel vor. Tagsüber kann in einer Ausstellung die Luftwaffenhistorie des Fliegerhorstes nachvollzogen werden und wir präsentieren Beispiele der von uns instandgesetzten Luftfahrtgeräte. Es wird Gelegenheit zum Anschauen und für Fragen geben, die die Soldatinnen und Soldaten genauso gerne wie die zivilen Fachkräfte der Bundeswehr beantworten werden. Auch die ansonsten traditionell im Advent stattfindende Aktion „Soldaten helfen“ wird mit einer Sonderaktion vertreten sein und für das leibliche Wohl der Besucher sorgen. Mit der liebevoll genannten „Erbse“ hat die Luftwaffe in vielen Jahrzehnten so viel Unterstützung, Zuspruch und Erfolg hier in Erding erleben dürfen und gleichzeitig sehr viel für caritative Einrichtungen der Stadt und des Landkreises Erding bewirken können. In den Abendstunden beschließen wir den Tag bei Fackelschein mit einem feierlichen Appell auf dem Schrannenplatz, der musikalisch durch ein Mu- sikkorps der Bundeswehr gestaltet wird. Auch hierzu sind alle herzlich eingeladen. Die Wiege der Luftwaffenlogistik wird immer mit dem Fliegerhorst Erding verbunden bleiben. Nahezu alle Luftfahrzeugtypen der Luftwaffe wurden hier in irgendeiner Form gewartet, versorgt, inspiziert oder instandgesetzt. Damit leisteten die im Fliegerhorst Beschäftigten einen wesentlichen Beitrag zur Einsatzfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Luftwaffe und dienten letztlich dem Frieden, der Freiheit und der Souveränität Deutschlands. Daher danke ich allen Frauen und Männern ganz herzlich, die oftmals auch unter schwierigsten Be- dingungen dafür gesorgt haben und sorgen, dass auf „die in Erding“ stets Verlass war und noch immer ist. Dieses Kapitel im Geschichtsbuch der Luftwaffe wird nun langsam geschlossen. Auf die traditionsreiche Zeit und die erzielten Erfolge können alle Beteiligten der letzten 60 Jahre sehr stolz sein. Die großartige Unterstützung der Stadt Erding mit ihren Bürgerinnen und Bürgern über all die Jahre hat dabei vieles erst möglich gemacht. Ich wünsche Ihnen und uns eine schöne Jubiläumsfeier und bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass die Luftwaffe 60 Jahre in Erding so erfolgreich sein konnte. Stefan Schmid-Schickhardt Oberst 4
Grußwort Oberbürgermeister der Stadt Erding Grußwort Oberbürgermeister der Stadt Erding Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bedienstete des Fliegerhorstes, der 20. Mai 2017 sieht eine große Veranstaltung in Erding, läutet aber gleichzeitig ein sehr bedauerliches Kapitel in der Geschichte dieser Stadt ein: Wir feiern einerseits das 60-jährige Jubiläum der Luftwaffe in Erding; doch wenn sich an diesem Tag andererseits der Stab des Waffensystemunter- stützungszentrums 1 mit einem feierlichen Appell aus Erding verabschiedet, ist die seit langer Zeit angekündigte Konversion des Fliegerhorstes kein in weiter Ferne liegendes Ereignis mehr, sondern bittere Realität. Sein Aus vollzieht sich Schritt für Schritt. Ich sage hier ganz bewusst: bitter, weil zuletzt zwei Begebenheiten wieder deutlich machten, wie sehr Ihr Luftwaffen-Stützpunkt in unserer Stadt ver- wurzelt ist. Zum einen zeigt das sehr schön eine geplante Ausstellung im Museum Erding über die mittlerweile 80 Jahre dauernde Geschichte des Fliegerhorstes. Obwohl die Planungen bereits im Frühjahr 2016 begannen, musste die ursprünglich vorgesehene Eröffnung im vergangenen Herbst verschoben werden, da das Organisationsteam die schiere Masse an von Privatpersonen eingereichten (möglichen) Exponaten nicht gründlich genug sichten konnte. Zum anderen sorgte wie so oft die „Aktion Erbse“ (der Verkauf von Eintopf am Grünen Markt an den vier Adventssamstagen für soziale Zwecke) für positive Schlagzeilen. Obwohl die Bundeswehr die gemeinnützige Initiative nach ihrem Abzug nicht mehr betreiben kann, zeichnet sich ab, dass sie Erdinger Institutionen weiterführen werden. Für mich beweisen beide Vorgänge: Der Fliegerhorst war nie ein abgeschotteter Fremdkörper in dieser Stadt, sondern geschätzter Teil der Öffentlichkeit. Und ich bin mir sicher: Er wird es noch lange Zeit bleiben, selbst wenn ihn die letzte Einheit verlassen hat. Max Gotz Oberbürgermeister der Stadt Erding 5
1956 – 1958 Die Aufstellung des Luftwaffenversorgungsregiment 1 Die Chronik der Luftwaffe am Fliegerhorst Erding 25.09.1956 Am 25. September 1956 wurde mit dem Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 21 die Aufstellung des Luftwaffenversorgungsregiment 1 angeordnet. Mit dem Aufstellungsbefehl Luftwaffe Nr. 21 für das Luftwaffenversorgungsregi- ment 1 vom 22. September nahmen die ersten 51 Regimentsangehörigen ihre Arbeit auf. Der 1. Oktober gilt als Geburtstag des Luftwaffenversorgungsregi- ment 1. Der Verband ist damit einer der ältesten logistischen Verbände sowohl der Luftwaffe als auch der Bundeswehr. 1956 Die Aufstellung musste mit einer Gesamtstärke von 829 Soldaten und 844 Zi- vilbediensteten bis zum 1. Juli 1957 abgeschlossen sein. Als erster Komman- deur übernahm Oberst Dipl.-lng. Wilhelm Stemmler am 1. Dezember das Regiment. Das Regiment erhielt in der Aufstellungs- und Übergabezeit von amerikanischer Seite tatkräftige Unterstützung. So ist in den Militärtagebüchern zu lesen, dass sich Amerikaner und Deutsche am Arbeitsplatz als Partner gegenüber saßen und gemeinsam den Dienst verrichteten. Der Aufbau des Regiments ging Zug um Zug voran. Daneben bekamen fremde Einheiten in Erding Starthilfe und ver- legten in andere Standorte. So hatten logistische Dienststellen in Diepholz, Bü- chel, Oldenburg und Nörvenich ihre Wurzeln in Erding. Selbst das Lufttransportgeschwader 61, das heute in Penzing stationiert ist, machte seine ersten Luftsprünge mit der C-47 von Erding aus. Am 24. Juni traf schließlich aus Memmingen kommend eine NORATLAS zur 150-Stunden-Kontrolle ein. Damit lief das Instandsetzungsprogramm an. 1957 Das Jahr 1957 war geprägt von den Vorbereitungen zur Übernahme des Flie- gerhorstes durch die Bundeswehr. Nach einer von deutschen und amerikani- schen Offizieren gemeinsam durchgeführten Inventur des gesamten Materials Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 21 wurde festgelegt, welche Materialien von der Bundeswehr übernommen werden. Danach wurden zwischen der USAF und der Bundesregierung die Übernahme- verträge ausgehandelt. Im Amtsblatt der Regierung von Oberbayern vom 20. Februar 1957 wurde erstmals ein Termin für die Übergabe bekanntgegeben, Streitkräfte seien inzwischen mit der Hilfe der Verbündeten und durch ihre der sich jedoch mehrmals verschob. Am 14. Dezember 1957 erfolgte die offi- eiserne Aufbau- und Ausbildungsarbeit zu einem vollwertigen NATO-Partner zielle Übergabe der Fliegerhorste Erding, Fürstenfeldbruck, Landsberg und herangereift. Kaufbeuren an die Bundeswehr. An den Übergabefeierlichkeiten nahmen Bun- desverteidigungsminister Franz-Josef Strauß, der Botschafter der USA in 1958 Deutschland, David K. E. Bruce, und der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleut- Den Zivilbediensteten, die Anfang 1958 von den US-Streitkräften übernommen nant Josef Kammhuber, teil. wurden, brachte der Wechsel des Arbeitgebers einige Verschlechterungen. Die wöchentliche Arbeitszeit erhöhte sich für sie von 40 auf 48 Stunden und an In seiner Festrede stellte Colonel Roland A. Elliott jr. als Kommandeur des Flug- jedem zweiten Samstagvormittag musste Dienst geleistet werden. Die Zusam- platzes Erding fest, dass mit der Übernahme der vier Plätze nicht nur eine for- menarbeit mit den Tageszeitungen war in der ersten Bundeswehrzeit noch nicht melle Handlung erledigt werde, sondern dass dieser Akt gleichzeitig so etwas so unkompliziert wie heute. Es entsprach der Zeit, dass Journalisten der Bun- wie eine Mündigkeitserklärung für die deutsche Luftwaffe sei. Die deutschen deswehr gegenüber besonders kritische Einstellungen hatten. 1957 - Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß bei der Übergabe des Fliegerhorst Erding 1957 - Übergabe Fliegerhorst 6
60 Jahre Luftwaffe in Erding bedeuten eine enorme Bereicherung für unsere Stadt. Neben dem ökonomischen Aspekt – der Fliegerhorst war in Erding lange Jahre der größte Arbeitgeber für zivile Beschäftigte – führte das gesellschaftliche Engagement vieler Soldaten zu einem geschätzten Miteinander von Bürgerschaft und Militärstützpunkt. Viele Vereine hätten ihre erfolgreiche Arbeit ohne Soldaten so nicht leisten können. Max Gotz Oberbürgermeister der Stadt Erding 7
1956 – 1958 Die Aufstellung des Luftwaffenversorgungsregiment 1 Der Fliegerhorst Erding – Wiege vieler Luftwaffeneinheiten 14.12.1957 Übernahme Fliegerhorst Erding durch die Luftwaffe vom USAF 7485th Support-Wing 01.12.1956 01.06.1957 24.08.1957 01.02.1958 Luftwaffen- Materialkommando Luftwaffe Transportgeschwader 61 Waffenschule 50 versorgungsregiment 1 1957 16.02.1962 01.08.1959 07.07.1959 Luftwaffen- Waffenausbildungskomponente Luftwaffenparkregiment 1 Aufklärungsgeschwader 51 versorgungsregiment 2 1959 01.09.1964 01.05.1968 16.12.1959 Luftwaffen- Nachschubschule der Luftwaffenversorgungsbereich 1 Aufklärungsgeschwader 52 versorgungsregiment 3 Luftwaffe 1957 22.05.1967 01.10.1973 10.10.1960 Luftwaffen- Materialkontrollzentrum Luftwaffenversorgungsregiment 1 Aufklärungsgeschwader 53 versorgungsregiment 4 Luftwaffe Süd 1959 01.01.2013 01.05.1984 01.04.1962 Luftwaffen- Waffensystem- F-104-Kommando Aufklärungsgeschwader 54 versorgungsregiment 6 unterstützungszentrum 1 29.10.1959 11.03.1982 01.04.1997 Materialprüfstelle der Wehrwissenschaftliches Institut Wehrwissenschaftliches Institut Bundeswehr für Materialuntersuchungen für Werk- und Betriebsstoffe Auszug der in Erding aufgestellten Einheiten 1957 - NORATLAS 1957 - Landrat Dr. Herbert Weinberger, Bürgermeister Hans Schmidmayer und Oberst Victor von Loßberg So schrieb die Süddeutsche Zeitung am 9. Januar nicht ganz unberechtigt: „Eine LOOKHEED T-33 und PIAGGIO P-149D eine bedeutende Erweiterung und Be- Flugstaffel kann nicht fliegen.“ Gemeint waren die Transporter vom Typ NOR- reicherung. ATLAS, die aus technischen Gründen kurzfristig mit Flugverbot belegt waren. Soldaten der Instandsetzungsgruppe des Luftwaffenversorgungsregiment 1 hat- Am 1. Februar wurde in Erding die Waffenschule der Luftwaffe aufgestellt. Diese ten dann maßgeblichen Anteil an der schnellen Aufhebung dieser Beschränkung. war eine Spezialausbildung für Aufklärungsflieger. Mit Material und Gerät im Wert von über vier Millionen DM aus US-Beständen Am 1. April wurde das Luftwaffenversorgungsregiment 1 truppendienstlich der war die Instandsetzungsgruppe nun voll einsatzfähig gemacht worden. Luftwaffengruppe Süd unterstellt. Die fachdienstliche Unterstellung unter das Materialkommando Luftwaffe, das sich von diesem Tage an Materialamt der Luft- Das Instandsetzungsprogramm erfuhr mit der Aufnahme der Flugzeug-Muster waffe nannte, blieb bestehen. 8
1956 – 1958 Die Aufstellung des Luftwaffenversorgungsregiment 1 1957 - Das Flugfeld Mitte der 50er Jahre, im Bild zwei Piper L18 1958 - Die ersten US-Radargeräte werden übernommen 1958 - PIAGGIO P-149 D 1958 - Sonderauftrag des Deutschen Museum zur Rettung einer Ju 52 Bereits in der Anfangszeit war das Regiment Ansprechstelle für „besondere tierten sie auf die Münchner Museumsinsel und bauten sie dann wieder auf. Be- Fälle“. So wandte sich unter anderem das größte naturwissenschaftlich-techni- staunt werden kann sie dort noch heute in der Luft- und Raumfahrthalle des sche Museum der Welt, das Deutsche Museum in München, mit einer speziellen Deutschen Museums. Dies war einer der ersten Sonderaufträge, von denen in Bitte an die Technikspezialisten in Erding. Dem Museum, respektive Deutsch- den nächsten Jahrzehnten noch viele folgen sollten. land, wurde von der französischen Luftwaffe für die Gegenleistung von einem Franc eine Ju 52 überlassen. Diese war bis zuletzt in Frankreich und Nordafrika Im März wurden die ersten RF-84F bei der 1. Staffel der Waffenschule der Luft- im Einsatz gewesen und schaffte sogar noch den Überführungsflug nach Mün- waffe 50 in Erding in Dienst gestellt und zum ersten Mal durch einen deutschen chen/Riem aus eigener Kraft. Gemeinsam mit Technikern des Museums demon- Piloten geflogen. tierten Soldaten der Flugzeugreparaturstaffel die „Tante Ju“ vor Ort, transpor- Bild unten: Luftbild des Standortes Erding Ende der 1950er Jahre 9
Die Geschichte zum Titelbild und Zeitzeuge Die Geschichte zum Titelbild Im Titelbild rechts ist Stabsfeldwebel a.D. Karl Albrecht zu sehen. Ein junger 60 Jahre später steht Stabsfeldwebel Roland Pappert an der gleichen Stelle, Luftwaffensoldat der ersten Stunden, der im November 1956 als Stabsun- an dem sein Großvater bei der offiziellen Übergabe des Fliegerhorstes Er- teroffizier eingestellt worden ist. Stabsfeldwebel a.D. Albrecht ist am 1. Au- ding 1957 die Flagge hisste. Stabsfeldwebel Pappert ist Angehöriger des gust 1984 in den Ruhestand versetzt worden und leider bereits 1996 ver- Waffensystemunterstützungszentrums 1 in Erding. Dieses Jubiläum bringt storben. ihn und seinen Großvater noch einmal zusammen und ist nur ein Beispiel von vielen an diesem traditionsreichen Standort. Ein Zeitzeuge der ersten Stunden bei der jungen Luftwaffe - Herr Josef Srb Seine Hobbies und die Ehefrau halten Josef Srb offensichtlich jung. Ein rüs- halb kam er am 13. April 1945 in Kriegsgefangenschaft in Wien. Zu dieser tiger 89-jähriger Mann öffnet die Tür seines Hauses in der Nähe von Günz- Zeit war alles im Umbruch, weshalb ihm die Flucht zurück nach Deutschland burg. Hier würde keiner vermuten, dass er bei der Übergabe des gelang. Nun wurde er Bergmann in Gelsenkirchen, dann Elektro-Hilfsmon- Fliegerhorstes Erding im Jahr 1957 bereits 30 Jahre alt war. Der spätere teur bei AEG, ging anschließend zur Bayerischen Landespolizei bevor er Berufssoldat und Spieß erinnert sich an viele Details der damals jungen Luft- schließlich am 13. April 1951 an den Standort Erding kam. Hier arbeitete er waffe und freut sich, bei der Jubiläumsfeier am 20. Mai 2017 aktiv teilzuneh- bereits für die US-Amerikaner am Fliegerhorst, bevor er am 1. Oktober 1956 men. Noch dazu, da Srb am 21. Mai 1927 geboren wurde und deshalb am zur Bundeswehr in die Fahrzeugkompanie eingezogen wurde. Nach Ab- Tag nach dem Jubiläum seinen 90. Geburtstag feiern wird. schluss seiner Feldwebelausbildung, die nur 20 von 600 auf Anhieb geschafft hatten, war er letztlich Spieß beim Luftwaffenparkregiment 1. 1969 wurde Bei der Übergabe des Fliegerhorstes Erding von den US-Amerikanern an er nach Leipheim versetzt, wo er nun gemeinsam mit seiner Frau seit 1980 die Deutschen im Jahr 1957 war er bereits als Gefreiter mit dabei. „Der ein- als pensionierter Stabsfeldwebel seinen verdienten Ruhestand genießt. zige Mannschaftsdienstgrad bin ich zu dieser Zeit gewesen und mein Spieß gab die Order an seine 19 Soldaten heraus, dass nur er mich anmeckern Trotz dieser langen Zeit ist bei Josef Srb alles noch präsent. Der Sammler dürfe“, sagte Srb. Das gefiel dem jungen Gefreiten natürlich sehr. von alten Luft- und Bodenfahrzeugen der Bundeswehr und der US-Streit- kräfte kennt jedes Teil seiner Sammlung genau. Auf dem Schrank stehen Bevor er in den Dienst der Bundeswehr trat, hatte er bereits ein aufregendes alle militärischen Fahrzeuge fein säuberlich aufgereiht, die er selbst gefahren Leben hinter sich. Nach einer Landwirtschaftslehre ist er als 17-jähriger in hat und zu denen er jeweils eine eigene Geschichte berichten kann. den letzten fünf Kriegsmonaten in die Wehrmacht einberufen worden. Des- 1956 - Gefreiter Srb und Obergefreiter Seebeck ...... ... 2017 - vor seiner Modellflugzeugsammlung 10
Die Kommandeure Oberst Wilhelm Stemmler Oberst Hermann Huppenbauer Oberst Walter Feuerrohr Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwPkRgt 1 Kommandeur LwPkRgt 1 01.12.1956 – 20.04.1960 21.04.1960 – 16.04.1963 17.04.1963 – 31.03.1966 Oberst Albert Busse Oberst Wilhelm Wagner Oberst Claus Thierschmann Oberst Sigmund Grammer Oberst Georg Dassler Kommandeur LwVersBereich 1 Kommandeur LwVersBereich 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 01.04.1966 – 30.09.1970 01.10.1970 – 30.09.1973 01.10.1973 – 31.12.1975 01.01.1976 – 31.03.1979 01.04.1979 – 31.03.1981 Oberst Dieter Klepzig Oberst Hans-Joachim Meißner Oberst Josef Priller Oberst Jürgen Breidenbach Oberst Uwe Heinze Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 01.04.1981 – 30.09.1986 01.10.1986 – 30.09.1989 01.10.1989 – 31.03.1991 01.04.1991 – 31.12.1993 01.01.1994 – 31.10.1996 Oberst Herbert Glunz Oberst Klaus Zäpfel Oberst Peter Ikier Oberst Ralf Mertel Oberst Richard Drexl Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwVersRgt 1 Kommandeur LwInsthRgt 1 Kommandeur LwInsthRgt 1 01.11.1996 – 30.09.1998 01.10.1998 – 31.03.2000 01.04.2000 – 30.09.2001 01.10.2001 – 25.08.2003 26.08.2003 –31.11.2006 Oberst Herbert Hardt Oberst Michael Rethmann Oberst Thomas Hambach Oberst Markus Alder Oberst Stefan Schmid-Schickhardt Kommandeur LwInsthRgt 1 Kommandeur LwInsthRgt 1 Kommandeur WaSysUstgZ 1 Kommandeur WaSysUstgZ 1 Kommandeur WaSysUstgZ 1 01.12.2006 – 14.05.2009 15.05.2009 – 31.12.2012 01.01.2013 – 09.04.2014 10.04.2014 - 31.01.2017 seit 01.02.2017 11
1959 – 1967 Das Luftwaffenparkregiment 1959 F-104 STARFIGHTER in das Instandsetzungsprogramm. Die Einrichtung einer Von 1959 bis 1968 führte das Regiment die Bezeichnung Luftwaffenparkregi- Werkstatt und eines Prüfstandes für das Triebwerk J-79 des STARFIGHTER ment 1. Ein zweites Parkregiment war in Diepholz stationiert. Diese Zeit kann wurde zur gleichen Zeit in Angriff genommen. Soldaten des Regiments nahmen als zweiter Abschnitt in der Geschichte der Luftwaffen-Logistik bezeichnet wer- an Einweisungslehrgängen F-104 in den Vereinigten Staaten, an der Waffen- den. Nach den Pionierjahren folgte nun der systematische Aufbau des Nach- schule 10 in Nörvenich und an der Technischen Schule der Luftwaffe in Kauf- schubwesens. beuren teil. Das Luftwaffenparkregiment 1 war für die der Industrieinstandsetzung gleichzu- Die Einführung des STARFIGHTER stellte einen wesentlichen Einschnitt in die setzende Arbeit zuständig. Hierzu verfügte der Regimentsstab über eine Stabs- logistische Lage dar. Der STARFIGHTER war vielleicht die eigenwilligste und staffel und der Instandsetzungsgruppe unterstanden fünf Staffeln für Flugzeug-, umstrittenste Konstruktion im Kampfflugzeugbau. Mit der Entwicklung des Flug- Ausrüstungs-, Elektronik-, Waffen- und Bodengeräte-Instandsetzung. zeuges wurde bei der amerikanischen Firma Lockheed im Jahr 1951 begonnen. Der erste Prototyp flog als XF-104 im Februar 1954. Zwei Jahre später war das In den Staffeln der Instandsetzungsgruppe wurde in der Materialerhaltungsstufe erste Produktionsmodell fertiggestellt. 3 (MES 3) schwere Feldinstandsetzung durchgeführt. Die Erdinger Werkstätten verfügten dazu über umfangreiche Ausstattung mit Spezialwerkzeugen, Ersatz- Am 10. Oktober wurde in Erding das Aufklärungsgeschwader 53 mit dem Flug- teilen, Vorrichtungen, Maschinen, Test- und Prüfgeräten. Die Arbeiten umfassten zeugmuster FIAT G-91 aufgestellt. die Grundüberholung von Flugzeugen und die Anfertigung von Spezialersatz- teilen. Insgesamt wurden 916 STARFIGHTER von den Verbänden der Luftwaffe und von den Marinefliegern in verschiedenen Versionen und Bewaffnungen genutzt. Der gesamte Personalumfang der im Fliegerhorst tätigen Soldaten und Zivilbe- In der deutschen Luftwaffe fanden sie als Abfangjäger, Jagdbomber und Aufklä- diensteten hielt sich mit je rund 1.500 Köpfen die Waage. rer Verwendung. 1959 - Teamarbeit 1960 - Die Wiege- und Nivellierabteilung mit der Jubiläumsmaschine (F-84F Thunderstreak) Am 7. Januar erfuhr das Regiment zum ersten Mal Verstärkung durch Wehr- Über 250 deutsche F-104G sollten bis zur Außerdienststellung abstürzen. pflichtige. Es traten 129 Mann ihren Dienst in Erding an. Die Wiege- und Nivellierabteilung vermeldete die 500ste Vermessung eines Luft- Die RF-84 wurde mit Priorität in das Instandsetzungsprogramm aufgenommen. fahrzeuges. Die Hauptaufgabe der Abteilung war die periodische Wägung und Dagegen stufte man die Dringlichkeit der Überholung der T-33 zurück. Allerdings Schwerpunktbestimmung von Luftfahrzeugen. stürzte am 9. Juni eine RF-84 bei Bockhorn ab. Der 35-jährige Pilot kam dabei ums Leben. Nachdem das Aufklärungsgeschwader 52 am 1. November von Erding auf den späteren Marineflugplatz Eggebeck in Schleswig-Holstein verlegte, fand es 1964 Die Flugzeuginstandsetzungsstaffel feierte im März die 100. Grundüberholung in Leck in Nordfriesland seinen endgültigen Standort. einer T-33. Die personelle und materielle Unterstützung durch die US Air Force wurde allmählich in dem Maße zurückgeschraubt, wie der Aufbau der neuen 1961 deutschen Luftwaffe vorankam. Mit Ablauf vom Juni stellte das US Advisory Am 13. Mai traf die erste F-104 mit dem Kennzeichen BB 363 zur 100-Stunden- Team dann seine Tätigkeit im Regiment ein. Kontrolle und zur periodischen Inspektion beim Luftwaffenparkregiment 1 ein. Aus der Waffenschule der Luftwaffe entstand am 7. Juli das Aufklärungsge- schwader 51. Das zweite Aufklärungsgeschwader der Luftwaffe, das Aufklä- rungsgeschwader 52, ging aus der 2. Staffel der Waffenschule der Luftwaffe 50 hervor. Dieses wurde am 16. Dezember in Erding in Dienst gestellt. 1960 Die Fliegerhorstkirche in Erding wurde von der US-Army am 15. Januar an die Katholische Militärseelsorge übergeben. Am 22. April übergab Oberst Dipl. Ing. Wilhelm Stemmler das Luftwaffenpark- regiment 1 an Oberst Hermann Huppenbauer. Das Aufklärungsgeschwader 51 verlegte am 1. Juli nach Manching und bekam später den Traditionsnamen „Immelmann“ verliehen. Die Lehrwerkstätte nahm am 1. September den Ausbildungsbetrieb auf. Im Frühsommer 1960 begannen die Vorbereitungen für die Aufnahme des 1961 - Die erste periodische Inspektion einer F-104 12
1959 – 1967 Das Luftwaffenparkregiment Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um für die neue Aufgabe gerüstet stellen in dienstaufsichtsführender und beratender Eigenschaft und Besucher zu sein. Ersatzteile wurden bestellt, der Anschlussbedarf für die nächsten Jahre aus allen Kreisen der Bevölkerung informierten sich über die Verhältnisse beim wurde festgelegt, die Listen für Prüfgeräte und Sonderwerkzeuge wurden auf Regiment. Als besonderer Gast sollte hier der Wehrbeauftragte des Deutschen den neuesten Stand gebracht und die Bereitstellung von technischen Dienst- Bundestages, Admiral a. D. Hellmuth Heye, erwähnt werden, der im Januar im vorschriften wurde sichergestellt. Spezialisten-Teams von Lockheed und General Regimentsbereich weilte. Electric hielten sich in Erding auf und wiesen Soldaten und Zivilbedienstete in die schwierige Materie F-104 und Triebwerk J-79 ein. Umgekehrt besuchten An- Am 15. März verlegte das Aufklärungsgeschwader 53 nach Leipheim. Nur einen gehörige des Regiments zivile und militärische Einrichtungen in den Vereinigten halben Monat später, am 1. April, wurde in Erding das neue Aufklärungsgeschwa- Staaten. Nach 31 Arbeitstagen war die 100-Stunden Kontrolle und periodische der 54 aufgestellt, welches jedoch ein Jahr später nach Oldenburg in Nieder- Inspektion an der ersten F-104 abgeschlossen. sachsen verlegte. Das Regiment beging am 29. September den 5. Jahrestag seines Bestehens. Am 7. April stürzte eine Fouga Magister in ein Erdinger Baugebiet, wobei der Flugzeugführer tödlich verunglückte. Im Oktober und November musterten die Kreiswehrersatzämter 826 Zivilbe- dienstete des Regiments für die Mob-Verwendung. Nach Durchführung dieser Für die 14. Handwerksmesse in München vom 12. bis 23. April leistete das Re- Maßnahme standen über 1.100 Wehrpflichtige Zivilbedienstete im Regiment in giment mit der Sonderschau »Bundeswehr und Handwerk« einen Beitrag, in Mob-Bereitschaft. Es handelte sich durchwegs um Spezialisten. Die Einsatzbe- dem es die Zelle der RF-84F sowie eine Metaller- und Instrumentenwerkstatt reitschaft des Regiments war nun auch im Verteidigungsfall gesichert. vorführte. 1962 Die Instandsetzungsgruppe konnte mit respektablen Leistungen aufwarten: 193 Die Besuchsserie setzte sich auch in diesem Jahr in gewohnter Weise fort. Lehr- Flugzeuge durchliefen im Jahre 1962 die Werkstätten, 249.856 Arbeitsstunden gangsteilnehmer der Offizierschule der Luftwaffe, Soldaten vorgesetzter Dienst- wurden dafür aufgewendet. Die Palette an Flugzeugmustern reichte von der 1961 - F-104 Inspektion 1962 - 100ste J79 Instandsetzung F-104 über RF-84F, F-84F, NORATLAS , C-47, Do-27, PIAGGIO P-149D, G-91, ALOUETTE bis zur PEMBROKE. 796 Triebwerke der Typen J-65, J-79 und J-33A35 wurden in 140.022 Stunden instandgesetzt. Im Juli wurde die 2. Batterie des Flugabwehrbataillons 32 nach Erding verlegt. 1963 Das Regiment wurde am 1. April aus dem Kommandobereich der Luftwaffen- gruppe Süd herausgelöst und dem Luftwaffenamt - Inspektion Versorgung und Truppentechnik - unterstellt. Am 18. April bekam das Regiment mit Oberst Dipl.-Ing. Walter Feuerrohr seinen dritten Kommandeur. Prominentester Besucher in diesem Jahr war der britische Verteidigungsminister Peter Thorneycraft, begleitet von Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel. 1964 Da die Waffenschule der Luftwaffe 50 am 1. April nach Fürstenfeldbruck verlegte, wurde der Aufklärungsflugbetrieb in Erding beendet. So mussten Werkstätten neu geschaffen, verlagert oder erweitert werden. Das Regiment erhielt zusätzlich den Auftrag, einen 45-Tage-Vorrat für das Waffen- system F-104 in Eisenbahnwaggons vorrätig zu halten. 1961 - Der erste Inspekteur der Luftwaffe, General Josef Kammhuber, zu Besuch im Fliegerhorst Erding. 13
1959 – 1967 Das Luftwaffenparkregiment Die Aufträge für das Regiment wurden immer vielfältiger. Als neue Variante lo- gistischer Tätigkeit kam die Rückführung von Material hinzu, das bei der Truppe ausgedient hatte. Es war durch das Regiment entweder zu überholen und für eine weitere Verwendung zu lagern oder auszusondern und einer Verwertungs- gesellschaft zuzuführen. Das Arbeitsgebiet Konservierung bekam dadurch noch mehr Gewicht. 1966 Am 1. April übernahm Oberst Albert Busse das Regiment. Nachdem das Regiment nun schon jahrelang ein bedeutendes Glied in der Kette der F-104 Instandsetzung gebildet hatte, war es naheliegend, dass es auch unter Beschuss in Zusammenhang mit der STARFIGHTER-Kritik geriet. Der Vorsit- zende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages vertrat die Ansicht, dass die Industrieinstandsetzung problemloser sei, weil die Luftfahrtin- dustrie nach Auslaufen des Serienbaus über einen Stamm qualifizierter Fach- 1964 - F-104 Instandsetzung arbeiter verfüge und dieser auch weiterbeschäftigt werden müsse. Aus der In dieser Zeit hatte sich die Technische Gruppe mit den ersten Flugunfallunter- Tatsache, dass die Truppe auch Wehrpflichtige mit Wartungsarbeiten an der suchungen zu befassen. Die jetzt bestehende Arbeitsgruppe für technische Un- F-104 beschäftigen müsse, ergäben sich gewisse Schwierigkeiten. Dieser Mei- tersuchungen (AGTU) bildete sich im Laufe der Jahre aus bescheidenen nung trat das Regiment mit Entschiedenheit entgegen. Es war damals schon er- Anfängen zu einem anerkannten und technisch leistungsfähigen Instrument he- wiesen, dass die Instandsetzungsgruppe qualitativ hochwertiges Personal, raus. Soldaten wie Zivilbedienstete, in ihren Reihen hatte, die alle Arbeiten ohne we- sentliche Beanstandungen erledigten. Es konnte jedenfalls noch kein einziger 1965 Flugunfall auf Fehler der Instandsetzungsgruppe zurückgeführt werden. Ein militärisches Ereignis besonderer Art feierte die Luftwaffe am 24. April im Münchner Dante-Stadion. Im Beisein von Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe Das Regiment und die Fliegerhorstgruppe begingen Anfang Oktober 1966 mit von Hassel übergab der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Werner Pa- einer militärischen Feierstunde ihr zehnjähriges Bestehen. Erdings Landrat 1965 - NORATLAS im Dock 1966 - Die 200ste Überholung einer T33. Die LOOKHHED T-33A SHOOTING STAR war das erste Dü- senflugzeug der Bundesluftwaffe. nitzki, 85 Truppenfahnen an die Verbände und Schulen der Luftwaffe. Die Feier Simon Weinhuber stellte das gute gegenseitige Verständnis der militärischen endete mit dem großen Zapfenstreich unter Fackelbeleuchtung. und zivilen Dienststellen besonders heraus und erwähnte, dass der Fliegerhorst der größte Arbeitgeber des Landkreises sei. Drei Tage später wurde die Fahne des Regiments in feierlicher Form im Flieger- horst eingeholt. 1967 Für das Gebiet um Hallbergmoos hatte das Bayerische Wirtschaftsministerium ein Raumordnungsverfahren eingeleitet. Die Landesplanungsbehörden sollten zur Prüfung der Frage, ob sich dieses Gelände für den geplanten Großflughafen München eignet, mit Grundlagenmaterial versorgt werden. Damit kam der Raum Erding-Freising als weitere Variante neben Sulzemoos und Hofoldinger Forst ins Gespräch. Das Regiment übte auch in diesem Jahr eine große Anziehungskraft aus. Es fiel aus dem Rahmen, dass es seinen Gästen neben den obligatorischen Besichti- gungen auch Gelegenheit zu Rundflügen bot. So erhielten zum Beispiel 100 Lehrkräfte einen Rundflug mit der C-47 und 35 Jungsozialisten aus den Kreisen Mühldorf, Wasserburg und Altötting fanden Platz in einer NORATLAS. 1965 - Die Truppenfahne vor dem Stabsgebäude 14
1968 – 1972 Der Luftwaffenversorgungsbereich 1 1968 Bei der Erdinger Bevölkerung und den am Standort Beschäftigten fand eine Ab 1. Mai trat das Luftwaffenparkregiment 1 in seine nächste Umgliederungs- mögliche Stilllegung des Fliegerhorstes geteiltes Echo. Viele sahen in dem zu phase ein. Aus dem Regiment wurde der Luftwaffenversorgungsbereich 1. erbauenden Großflughafen eine größere Chance für die Wirtschaftsstruktur des Landkreises. Die erhöhten Anforderungen an moderne Luftstreitkräfte wurden nicht zuletzt durch die Invasion des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei deutlich. 1968 fiel dann, trotz erheblicher Proteste, die Entscheidung für den Standort Er- Für die Luftwaffenlogistik begann damit der dritte Abschnitt ihrer Geschichte. ding-Hallbergmoos. Bis zur Eröffnung sollten jedoch noch 24 Jahre ins Land Die Umstellung hin zu einer effizienten Kommandostruktur führte zur Aufstellung gehen. des Luftwaffenunterstützungskommandos. Im Zuge dessen wurde das Luftwaf- fenparkregiment 1 in den Luftwaffenversorgungsbereich 1 umgegliedert. Dem 1969 Kommandeur unterstanden danach nur noch zwei, statt bislang vier Gruppen. Am 12. Februar traf ein Schicksalsschlag den Standort. Kurz nach dem Abheben Die früheren Instandsetzungsgruppen A und B, die Nachschub- und Transport- stürzte eine NORATLAS des Luftwaffentransportgeschwaders 61 mit zehn Pas- gruppe wurden zusammengefasst und anders strukturiert. sagieren und vier Besatzungsmitgliedern an Bord auf ein einzeln stehendes Wohnhaus in Emling. Dabei fanden zehn Soldaten den Tod, vier konnten schwer- Dem Luftwaffenversorgungsbereich 1 unterstand nunmehr die Luftwaffendepot- verletzt gerettet werden. Aus den Trümmern des völlig ausgebrannten Hauses instandsetzungsgruppe 1. Diese bildete sich aus dem Stab sowie den Luftwaf- konnte von den Rettungskräften ein zweieinhalbjähriges Mädchen nur noch tot fenwerften 11 bis 14 und 16 in Erding und der Luftwaffenwerft 15 in Kaufering. geborgen werden. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Johannes Steinhoff, besuchte Am 15. Februar vormittags fand in der Halle 4 des Fliegerhorstes eine militäri- den Versorgungsbereich. Sein besonderes Interesse galt der Instandsetzung sche Trauerfeier statt. In Vertretung des Bundesverteidigungsministers hielt der des Waffensystems F-104 sowie dem Stand der Umrüstung auf den Martin- Amtschef des Luftwaffenamtes, Generalleutnant Adolf Hempel, die Traueran- Baker-Schleudersitz, der zu einer wesentlichen Erhöhung der Sicherheit der sprache: „Ich weiß, dass viele von ihnen an diesem schwärzesten Tag der deut- STARFIGHTER-Piloten beitragen sollte. schen Luftwaffe seit ihrem Bestehen aufs tiefste erschüttert wurden, weil unvollendetes allzu früh vernichtet wurde. Ich schäme mich der Tränen nicht, Die Diskussion um den Erhalt der Arbeitsplätze ziviler Arbeitnehmer auf dem Fliegerhorst wurde ein weiteres Mal durch Gerüchte angefacht. Landrat Simon Weinhuber wies in einem Schreiben an den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel auf die Bedeutung dieser größten Arbeitsstätte in seinem Land- kreis und auf die katastrophalen Folgen im Falle der teilweisen oder ganzen Auf- gabe hin. Die Sorgen des Landkreises machte sich auch die bayerische Staatsregierung zu Eigen und richtete hierzu einen Appell an Bundesverteidi- gungsminister Dr. Gerhard Schröder. Ein Jahr nach Beginn des Raumordnungsverfahrens für den neuen Verkehrs- flughafen veröffentlichte das bayerische Wirtschaftsministerium die folgende Pressemitteilung: „[...] Im Zuge neuer Verhandlungen der Bayerischen Staats- regierung mit dem Bundesministerium für Verteidigung ist die Möglichkeit der Freigabe des Militärflugplatzes Erding in eine greifbare Nähe gerückt.“ Weiter wurde mitgeteilt, dass das Bundesverteidigungsministerium einer wesentlichen Einschränkung des Flugbetriebes, wahrscheinlich sogar einer Auflösung des Mi- litärflugplatzes Erding zustimmen würde, wenn sich als Ergebnis eines Raum- 1969 - Ein schrecklicher Flugunfall uberschattet das Jahr ordnungsverfahrens herausstellen sollte, dass der Standort Erding-Hallberg- die mir beim Empfang der so traurigen Nachricht in die Augen traten und ich kann sagen, dass die ganze Luftwaffe für einen Augenblick den Atem anhielt und in tiefem Mitgefühl und größter Verbundenheit der Toten gedenkt.“ Leichtsinn oder mangelnde Erfahrung der Besatzung konnten jedoch von vornherein aus- geschlossen werden. Der 31-jährige Flugzeugführer galt als sehr erfahrener Pilot. Später stellte sich als Ursache eine Vereisung im Querruderspalt der NOR- ATLAS heraus. Durch den Absturz kam in der Bevölkerung Kritik an der Zuverlässigkeit der Flug- sicherung des Fliegerhorstes Erding auf. Seit 1964, als die Waffenschule 50 nach Fürstenfeldbruck verlegte, fand in Erding, abgesehen von den Flugbewe- gungen amerikanischer Verbände, kein regelmäßiger Flugverkehr mehr statt. Lediglich bei größeren Übungen im NATO-Rahmen wurde der Luftraum über Erding stark beansprucht. Ansonsten wurden die Einrichtungen des Flugplatzes zumeist für Werkstattflüge nach periodischen Inspektionen und Änderungsüber- holungen genutzt. Bislang war bei solchen Flügen noch kein Unfall zu verzeich- 1968 - Informationsbesuch von General Johannes Steinhoff nen. Ein Beweis für die hohe Qualifikation und Zuverlässigkeit der Techniker und auch der Testpiloten. moos für die Anlegung eines künftigen internationalen Flughafens geeignet sei. Dies lag indes nicht in der Absicht der bayerischen Staatsregierung, wie diese 1970 Stellungnahme verdeutlicht: „Es ist nicht daran gedacht, den Militärflugplatz Er- Dem Versorgungsbereich stand ein Kommandeur Wechsel ins Haus. Am 1. Ok- ding aufzulassen, weil wir das nämlich gar nicht wollen. […] Das auf dem Flug- tober kam Oberst Wilhelm Wagner an die Spitze des Regiments. platz stationierte Parkregiment sei der größte Wirtschaftsbetrieb des Landkreises. Man wolle jedenfalls den dort arbeitenden Leuten den Arbeitsplatz Für die Zeit von Juni 1970 bis April 1971 wurde der Flugbetrieb wegen dringend erhalten.“ Weiter war zu lesen: „[...] ein Ausbau des Militärflughafens Erding notwendiger Baumaßnahmen eingestellt. Die Startbahn wurde ausgebessert, selbst zum Zivilflughafen sei nicht möglich.“ die technischen Einrichtungen auf den neuesten Stand gebracht und zusätzliche Flugzeugschutzbauten erstellt. 15
1968 – 1972 Der Luftwaffenversorgungsbereich 1 1971 Die Luftwaffenwerft 13 wurde aufgelöst und ihre Teileinheiten anderen Werften Anfang April gab der Kommandeur der Fliegerhorstgruppe den Platz wieder für zugeordnet. Die Luftwaffenwerft 15 wurde dem Luftwaffenversorgungsregiment den allgemeinen Flugbetrieb frei. Als erstes Flugzeug landete eine C-47 der 3 (Landsberg) unterstellt. Flugvermessungsstaffel aus Lagerlechfeld. Die Betreuung dieses Flugzeuges war zugleich die 10.000ste technische Abfertigung durch die Versorgungsstaf- Die Aufgabe der Werft 11 wandelte sich infolge der Rationalisierungsmaßnah- fel. men von Übernahmeinspektionen und Störbehebung immer mehr hin zu plan- mäßigen Inspektionen, Änderungsüberholungen sowie planbaren und nicht planbaren Instandsetzungen von Luftfahrzeugen. Aufgabenbereich der Werft 12 war die schwere Instandsetzung sowie die Durch- führung von technischen Änderungen und Umrüstungen an Flugzeugtriebwer- ken und -turbinen. Für die nach Abschluss der Instandsetzung erforderlichen Testläufe standen entsprechende Prüfstände in Lärmschutzhallen zur Verfü- gung. Das Lastenheft der Werft 14 umfasste die Instandsetzung von Elektronikbau- teilen, Bodenradar, Bodenfunk, Mess- und Prüfgeräten, Waffenzusatzgerät bis hin zu Fernschreibgeräten. Die Werft 16 war für die Instandsetzung von Kraftfahrzeugen und Bodengeräten zuständig. 1973 1971 - Im Juni besucht Generalleutnant Günter Rall, Inspekteur der Luftwaffe, den Fliegerhorst. Im Frühjahr kamen die fliegenden Staffeln des Jagdbombergeschwaders 33 aus Büchel mit dem erforderlichen Tross vorübergehend nach Erding, da auf dem 1972 Heimatflugplatz Infrastrukturmaßnahmen die Weiterführung des Flugbetriebes Das dienstliche Handeln in diesem Jahr stand im Zeichen eines Großereignis- versagten. Die Bücheler absolvierten hier ihre 100.000ste Flugstunde mit dem ses: der XX. Olympischen Sommerspiele in München. Der Bundeswehreinsatz STARFIGHTER. Dieses Ereignis wurde in Anwesenheit des Kommandeurs der wurde sorgfältig geplant. Auch der Luftwaffenversorgungsbereich 1 leistete durch 1. Luftwaffendivision, Generalmajor Carl-Heinz Greve, gebührend gefeiert. Abstellung von Personal und Gerät seinen Beitrag. Die Einsatzbereitschaft und die Funktionsfähigkeit dieses Verbandes durften dadurch jedoch nicht beein- Die Umgliederung des Regiments und der Kommandeurwechsel fielen auf den trächtigt werden. Hier wurde deutlich, dass der Verband in außergewöhnlichen 1. Oktober. Neuer Regimentskommandeur wurde Oberst Claus Thierschmann. Situationen zu besonderen Leistungen fähig ist. Als Dank und Anerkennung für den Einsatz verlieh der Bayerische Ministerpräsident, Dr. Alfons Goppel, dem Die Ergebnisse der Umstrukturierungen wurden am Beispiel der Werft 11 deut- Versorgungsbereich und der Fliegerhorstgruppe Fahnenbänder, die bei einem lich, die nun mit rund 500 Beschäftigten in der neuen Form dem Vergleich mit feierlichen Appell an die Truppenfahnen geheftet wurden. einem modernen Betrieb der Luftfahrtindustrie ohne Problem standhielt. 1972 - Bundesverteidigungsminister Georg Leber bei seinem Besuch in Erding 1973 - Fahrwerkprobe nach durchgeführter Änderungsüberholung an einer F-104G Um neuesten Erkenntnissen von Management und Unternehmensstrukturen 1974 Rechnung zu tragen, wurde am 1. Oktober 1973 das Erdinger Regiment erneut 1974 wurde ein „Tag der offenen Tür“ realisiert. Zu sehen waren Flugzeuge der umgegliedert. Typen TRANSALL, F-104 STARFIGHTER, PHANTOM und NORATLAS der Luft- waffe und eine HERKULES der US-Air Force. Es führte nun wieder die Bezeichnung, die es bei seiner Aufstellung hatte: Luft- waffenversorgungsregiment 1. Die wesentlichen Veränderungen im organisa- Soldaten und Zivilbedienstete reichten viele Verbesserungsvorschläge ein und torischen Bereich bestanden darin, dass die 1956 von der US-Luftwaffe wurden dafür mit Geldprämien belohnt. Nicht zuletzt dieser Ideenreichtum führte übernommene Gruppen-Ebene zwischen Regimentsführung und Staffeln entfiel. in der Werft 14 zu einer zwanzigprozentigen Erhöhung der Instandsetzungs- Die Staffeln des Regiments erhielten eigene Stäbe nach dem „Oldenburger Mo- quote. dell" mit den Sachgebieten S1 Personal, S2 Sicherheit, S3 Organisation, S4 Nachschub, später noch S6 Fernmeldewesen. Die Werft 12 konnte das 2.000ste Triebwerk F-104 in den Versorgungskreislauf zurückführen. Die Instandsetzungsaufgaben des Luftwaffenversorgungsregiments 1 verteilten sich nach der Umgliederung auf fünf Werften. Die Luftwaffenwerften 11, 12, 14 und 16 waren in Erding und die neu hinzugekommene Feldwerft F-104 in Man- ching stationiert. 16
1973 – 1979 Das Luftwaffenversorgungsregiment 1 1975 - Erstabnahme eines J79 Triebwerkes Starfighter bereit zum Abflug 1975 nenbus, der die Besucher, die mit der S-Bahn gekommen waren, in den Flie- Durch das Herbstmanöver »Große Rochade« kamen unter anderen Bundes- gerhorst transportierte, war bei jeder Fahrt brechend voll. [...] Am Nachmittag verteidigungsminister Georg Leber und NATO-Oberbefehlshaber Alexander Haig waren Flugvorführungen der bei der Luftwaffe verwendeten Kampfflugzeuge nach Erding. vom Typ PHANTOM, MRCA-TORNADO, F-104 STARFIGHER und ALPHA-JET zu bestaunen. Dazu waren Flugzeuge von NATO-Verbündeten zu sehen, als Außerdem fertigte das Luftwaffen Materialdepot 11 den 75.000sten Eisenbahn- Beispiel eine F-15 der US-Air-Force, eine Mirage F-1 aus Frankreich, eine F-5 wagon am 11. Juli ab. der Niederlande sowie Harrier und Buccaneer der Royal-Air-Force. Insgesamt hatten an diesem Tag fast 200.000 Besucher das Angebot genutzt.“ 1976 Am 1. Januar wurde das Kommando über das Regiment an Oberstleutnant Sieg- mund Grammer übergeben. Die Umgliederung brachte auch erhebliche Unruhe um die Sicherheit von Ar- beitsplätzen mit sich. Auslöser war unter anderem die Tatsache, dass Teile des Regiments in andere Standorte verlegt werden sollten. Erdings Landrat Dr. Her- bert Weinberger nahm sich der Sache an und wandte sich an seinen persönli- chen Freund, den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Ertl: „[...] Der NATO-Flughafen Erding ist der mit Abstand größte Arbeitgeber im Landkreis. [...] Trotz der Nähe zu München steht der Landkreis an vorletzter Stelle hinsicht- lich seiner Steuerkraft in Oberbayern. [...] In Anbetracht der Sachlage erscheint es mir dringend notwendig, beim Bundesverteidigungsminister persönlich vor- zusprechen.“ Nach Anfrage von Ertl antwortete der damalige Verteidigungsmi- nister Georg Leber, dass Planungsabsichten nicht losgelöst von struktur- politischen Erwägungen, in Verbindung mit der Auslastung der Luft- und Raum- fahrtindustrie, gesehen werden könnten. Alle Möglichkeiten, so Leber, würden ausgeschöpft, um die Arbeitsplätze zu sichern. Aufgrund der Intervention des 1978 - Erneut wandte sich das Deutsche Museum an die Techniker in Erding. Diesmal galt es eine Heinkel He 111 zu restaurieren. Landrates wurden Abbaupläne dann zunächst aufgegeben. Daneben wurde der „normale“ Dienst nicht vernachlässigt und so konnte der 1977 Wiege- und Nivelliertrupp der Werft 11 am 11. November 1978 die 15.000ste Trotz aller Bemühungen von Kommunalpolitikern des Landkreises Erding wurde Flugzeugvermessung durchführen. am 1. Oktober 1977 die Werft 14 aufgelöst. Die Maßnahme wurde mit Ände- rungen in der Organisationsstruktur im Zusammenhang mit der Einführung des 1979 Waffensystems TORNADO begründet. Tatsächlich wurde mit dem Mehrzweck- Am 1. April wurde Oberst Georg Dassler die Führung über das Regiment über- kampfflugzeug TORNADO der Standort Erding innerhalb der Luftwaffenlogistik tragen. aufgewertet. Die Werft 12 setzte das 2.500ste Düsentriebwerk J79 instand. 1978 Am 3. März 1978 streifte bei einer missglückten Notlandung eine F-104 ein An- Im Rahmen der Übung „Coronet Bridle“ verlegte die 179. Taktische Aufklärungs- wesen in Unterstrogn. Der Pilot, ein 25-jähriger Oberleutnant, konnte sich mit staffel der US Air Force vom 3. bis 24. August aus Duluths, Minnesota mit acht dem Schleudersitz retten. Das beschädigte Haus fing Feuer. Die Bewohner PHANTOM und 300 Angehörigen der US-Air-Force nach Erding. kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Es war der insgesamt 176. STAR- FIGHTER-Absturz. Anfang der 80er Jahre zeichnete sich dann das Ende der Anfang der 80er Jahre wurde der mittlerweile veraltete F-104 STARFIGHTER STARFIGHTER-Ära ab. Beim Prozess der Ablösung dieses Waffensystems kam durch den in deutsch-italienisch-britischer Kooperation entwickelten MRCA TOR- dem Fliegerhorst Erding noch eine zentrale Rolle zu. NADO abgelöst. Bei diesem Prozess nahm der Fliegerhorst Erding eine zentrale Rolle ein. Ausschlaggebend hierfür war allein schon die geographische Lage in Am 6. Mai fand im Fliegerhorst, zeitgleich mit der 750-Jahr-Feier der Stadt Er- angemessener Entfernung zu den deutschen Herstellerfirmen des TORNADO ding, ein Großflugtag statt. in Manching (MBB) und München (MTU). Der Erdinger Anzeiger schrieb dazu am 8. Mai: „Ungemein heiß war das Wetter Die Einführung des TORNADO in die Geschwader der Luftwaffe und Marine er- am Samstag - für einen Flugtag wie geschaffen, kein Wunder, dass es zeitweilig forderte die Aufstellung von zwei neuen Einheiten des Luftwaffenversorgungs- Staus auf allen Zufahrtsstraßen nach Erding gab, die teilweise über 10 km lang regiment 1. So wurden für die Materialversorgung das Trinationale Verteiler- und waren. Die 15.000 Parkplätze, die zur Verfügung standen, reichten bei weitem Übernahmedepot 11 (kurz: Trinat) und für die technische Betreuung des TOR- nicht aus. Der von der Bundesbahn zum Nulltarif zur Verfügung gestellte Schie- NADO am 1. Oktober 1980 die Technische Gruppe 11 in Dienst gestellt. 17
1980 – 1988 Das Luftwaffenversorgungsregiment 1 Die Technische Gruppe 11 gliederte sich, gleich den technischen Gruppen in 1981 fliegenden Verbänden der Luftwaffe, in drei Staffeln: Instandsetzungsstaffel, Am 1. April wurde Oberst Dieter Klepzig Kommandeur des Regimentes. Elektronikstaffel und Nachschubstaffel. Personal und Material waren größtenteils aus der Werft 11 übernommen worden. In der Einführungsphase des TORNADO Am 16. Oktober kam Bundesverteidigungsminister Hans Apel nach Erding. sollten alle Flugzeuge bei der Technischen Gruppe 11 durchgeschleust werden. Die Durchlaufzeit pro Flugzeug betrug ca. zwei Monate. In dieser Zeit wurden Im Oktober durchlief das 16.000ste Luftfahrzeug den Wiege- und Nivelliertrupp. die einsatzspezifische Ausrüstung und der Außenlastträger eingebaut. Erst da- nach kamen die TORNADO zum Einsatz. Am 9. November 1981 wurde der erste TORNADO der Luftwaffe vom MBB- Werk Manching auf den Fliegerhorst Erding überführt. Gleichzeitig wurde die Werft 12 in Luftwaffenwerft 11 umbenannt. Die Luftwaf- fenwerft 11 war mit der Depotinstandsetzung und der Durchführung von techni- 1982 schen Änderungen von Triebwerken beauftragt. Für die Jet´s der Luftwaffe Im Januar wurde die 250ste Änderungsüberholung am Waffensystem STAR- waren dies die Strahltriebwerke für F4 PHANTOM, ALPHA-JET und TORNADO. FIGHTER durchgeführt. Für den Bereich der Hubschrauber wurden Wellenleistungstriebwerke für die Bell UH-1D und BO-105 sowie Anlassturbinen für TRANSALL und TORNADO Als Interimslösung wurde am 16. Februar die Waffenausbildungskomponente gewartet und instandgesetzt. TORNADO in Erding in Dienst gestellt. Nachdem die Infrastruktur am geplanten Sitz in Jever fertiggestellt war, erfolgte Mitte Juni 1983 schließlich die Verlegung 1980 dorthin. Dies führte unter anderem dazu, dass erstmals in der Geschichte der Am 1. Oktober wurde die Werft 11 aufgelöst und die Technische Gruppe 11 auf- Luftwaffe einem logistischen Verband die Flugsicherheitsurkunde des Inspek- gestellt. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Werft 12 in Luftwaffenwerft 11 um- teurs der Luftwaffe für unfallfreien Flugbetrieb ausgehändigt wurde. benannt. 1980 - In den achtziger Jahren hatte das Regiment bereits einen imposanten Kundenstamm Schwierige Zeiten: 1981 führte Bundesverteidigungsminister Hans Apel in Erding eine öffentliche Diskussion zum NATO-Doppelbeschluss. 18
1980 – 1988 Das Luftwaffenversorgungsregiment 1 Der TORNADO. Dieses Luftfahrzeug sollte den Fliegerhorst Erding die nächsten drei Jahrzehnte Das 30-jährige Bestehen der Bundeswehr wurde gemeinsam mit der Bevölkerung prägen. in würdiger Form auf dem Schrannenplatz in Erding begangen. 1983 - STARFIGHTER und TORNADO im Dock 1986 - Das 30-jährige Standortjubiläum 1983 1987 Im Januar erfolgte die Einführung der Spitzendienstgrade Stabsfeldwebel und Im Februar wurde das 5.000ste Jet-Triebwerk instandgesetzt. Der Flugbetrieb Oberstabsfeldwebel. Davon waren 42 Hauptfeldwebel des Regimentes betrof- des Marinejagdbombers F-104 G wurde im Mai in Erding beendet und im glei- fen. chen Monat wurde an der Logistischen Fachschule der Luftwaffe der 50.000 Lehrgangsteilnehmer verabschiedet. Da 1983 das Jahr des Baumes war, wurden im Fliegerhorst insgesamt 6150 Bäume und Sträucher gepflanzt. 1988 Am 29. Juli wurde der Luftwaffe der 250ste TORNADO zugeführt. 1984 Am 9. Mai wurde das F-104 Kommando in Erding aufgestellt. Zwei Monate spä- Das F-104 Kommando wurde am 19. September aufgelöst. ter stürzte ein Starfighter des F-104 Kommandos bei Stade in Niedersachsen ab. Die Luftwaffenwerft 11 feierte im November ihr 25-jähriges Bestehen. Über 500 „Ehemalige“ folgten der Einladung. Im Oktober wurde der 100. TORNADO von der Industrie übernommen und die erste Depotinspektion eines TORNADO begonnen. 1985 Im Rahmen der Verteidigungshilfe wurde am 21. Januar der älteste deutsche STARFIGHTER mit der Kennung 20+01 in die Türkei überflogen. Die Werft 11 feierte Richtfest für ihre neue Triebwerkinstandsetzungshalle. Das Gebäude kostete 20 Millionen DM. Die Bundeswehr blickte auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück. Dies wurde in Er- ding am 14. November im Rahmen eines öffentlichen Appells auf dem Schran- nenplatz begangen. Zu dem Appell waren 1.100 Soldaten angetreten. 1986 Am 13. September 1986 wurde das 30-jährige Regimentsjubiläum begangen und der Fliegerhorst Erding konnte auf 50 Jahre Geschichte zurückblicken. Dies war Anlass, einen „Tag der offenen Tür“ mit Flugtag zu veranstalten. Insgesamt wurde die Zahl der Besucher an diesem Tag auf 100.000 geschätzt. 1987 - F-104 Kommando Am 1. Oktober übernahm Oberst Hans-Joachim Meißner das Regiment. 19
Sie können auch lesen