MÜNCHEN ALS WACHSENDER HOTSPOT FÜR INNOVATIONEN UND ENTREPRENEURSHIP - Ein Whitepaper zur Betrachtung des MUNICH INNOVATION ECOSYSTEMS - MUST Munich
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2021 MUNICH IS WAITING FOR YOU ... SO WHAT ARE YOU WAITING FOR? MÜNCHEN ALS WACHSENDER HOTSPOT FÜR INNOVATIONEN UND ENTREPRENEURSHIP Ein Whitepaper zur Betrachtung des MUNICH INNOVATION ECOSYSTEMS
Autorinnen und Autoren: Dr. Dominik B. Domnik, Katja Werner – MUC SUMMIT GmbH Michael Birlbauer, Helena Meerpohl, Julia Ochsenmeier – PwC Herausgegeben von: Frizzi Engler-Hamm, Matthias Notz CEO / Geschäftsführung MUC Summit GmbH Freddie-Mercury- Straße 5 | 80797 München contact@muc-summit.com www.must-munich.com Publikation: Oktober 2021 2
INHALT Abbildungsverzeichnis 4 Executive Summary 5 Einleitung und Vorgehensweise 6 THESE 1: München ist ein Tech-Hub 8 THESE 2: München ist ein starker Wissenschaftsstandort 12 THESE 3: München ist ein starker Wirtschaftsstandort 16 THESE 4: München verfügt über einen guten Vernetzungsgrad seiner Anspruchsgruppen 19 THESE 5: München bietet beste Lebensqualität 21 THESE 6: München verfügt über viel Innovationskapital 24 THESE 7: München kann hinsichtlich der UN SDGs eine Vorreiterrolle übernehmen 27 HANDLUNGSEMPFEHLUNG 30 1. Bessere Innovationskultur schaffen 30 2. Bezahlbaren Wohn-, Büro- und Kreativraum schaffen 32 3. Besseres Standortmarketing und Entwicklung einer vollumfänglichen Standortstrategie 32 4. Gemeinsame Wertschöpfung im Netzwerk über Plattformlösungen 33 5. Öffnung und gezielte Schaffung von mehr Diversität 34 Fazit und Ausblick 35 Verzeichnis der Interviewpartnerinnen und Partner 35 3
ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Wertschöpfungsprozess in Ökosystemen 7 Abbildung 2: Acht Vorteile für München 9 Abbildung 3: Art der Technologiegebiete 12 Abbildung 4: Studierende an Münchner Hochschulen 13 Abbildung 5: Die Münchner Mischung 17 Abbildung 6: Beispielhafte Vernetzungen der Stadt München innerhalb der EU 21 Abbildung 7: Mietbelastung nach Wohnsituation in der Stadt München 22 Abbildung 8: VC investment global hubs: 2016 vs. 2020 24 Abbildung 9: Sustainable Development Goals 28 4
EXECUTIVE SUMMARY Immer wieder erreicht München in Städterankings Spitzenplätze – so auch im Jahr 2020: Das IW Consult Städteranking platzierte die bayerische Landeshauptstadt an der Spitze in Kategorien wie Wirtschaftskraft oder Dynamik in Bezug auf Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt und Lebensqualität1. Doch sind das auch optimale Voraussetzungen für ein Entrepreneurship- und Innovationsökosystem? Dieser Frage widmet sich dieses Whitepaper zum Standort München – es beleuchtet Dimensionen wie Netzwerk, Industrie, Start-up-Szene und Nachhaltigkeit. Dabei wird die Attraktivität Münchens in den verschiedensten Bereichen sehr deutlich. Es zeichnet sich aber auch ein Problem ab: Das Profil der Stadt ist im Innovations- und Entre- preneurship-Ökosystem noch zu undifferenziert und das Potenzial zu wenig bekannt – auf nationaler wie internationaler Ebene. Um hier nachzuschärfen, schließt das Whitepaper mit Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Kammern sowie für alle Stakeholder, die ein Interesse an der Zukunftsgestaltung und Weiterentwicklung Münchens haben. Konkret sehen wir in folgenden Punkten Bedarf, die Strategie der Stadt München zu erweitern: 1. Schaffung einer besseren Innovationskultur durch Förderung von Entrepreneurship seitens der Universitäten und besseren Zugang zu Kapital 2. Schaffung von mehr Wohn-, Arbeits- und Kreativraum 3. Verbesserung des Standortmarketings und Einführung einer holistischen Standortstrategie 4. Steigerung des Vernetzungsgrads zwischen den verschiedenen örtlichen und nationalen – aber auch internationalen – Initiativen durch Einführung geeigneter Plattformen 5. Gezielte Schaffung von mehr Diversität durch Vereinfachung qualifizierter Migration und systematische Frauenförderung Außerdem würde die Betrachtung der hiesigen Innovationspolitik über rein wirtschaftliche Determinanten hinaus den Innovationsgeist zusätzlich befruchten und insgesamt zu größerer sozialer Kohäsion und Widerstandsfähigkeit der Stadtgesellschaft führen. Die in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beschriebenen Herausforderungen lassen darüber hinaus erahnen, welche Themen die moderne Stadt in Zukunft bespielen muss. Die genannten Themen müssen gebündelt und Akteure übergreifend adressiert werden, um München als Innovations- und Entrepreneurship-Standort international zu vertreten, den mobilen Talenten gute Gründe zu geben, sich in München anzusiedeln und Akteuren im Innovationsbereich jegliche Art von Investments in die Stadt schmackhaft zu machen. Nur koordiniertes Handeln kann München als ein weltweit wahrnehmbares Innovationsökosystem positionieren und damit die Zukunftsgestaltung und Wett- bewerbsfähigkeit der Stadt sichern. Im Rahmen eines Strategieprozesses wurden 45 Teilnehmer aus Wissenschaft, Start-up-Szene, der Industrie und Politik eingebunden, um folgende Vision für München zu verabschieden „Munich’s innovative, open-minded, and diverse community brings together international young talent, startups, and established companies. Together, they co-create scalable innovation that thrives toward the Sustainable Development Goals. This unique blend of academia, industry, startups, government, science and society offers a unique high-tech based ecosystem in one of the most livable cities in the world.“ 1 https://www.muenchen.de/rathaus/wirtschaft/wirtschaftsstandort/ranking.html 5
EINLEITUNG UND VORGEHENSWEISE Munich, Monaco di Baviera oder auch 慕尼黑 [mùníhēi] – die Welt kennt viele Namen für die bayerische Landeshauptstadt (LH) München. Das spricht für ihre Vielseitigkeit, ein Nachweis ist es noch nicht. ZIELSETZUNG Mit dem vorliegenden Paper wollen wir daher im Stil eines „Whitepapers“ der Frage nachgehen, wie gut die LH München hinsichtlich der Zukunftsthemen Innovation und Entrepreneurship aufgestellt ist. Es stellt damit einen Diskussionsbeitrag zur Entwicklung des Münchner Innovationsökosys- tems dar und ergänzt und erweitert diesen Diskurs. Dabei möchten wir bewusst über bestehende Standort- beschreibungen und Analysen hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Region hinausgehen und München aus verschiedenen, für die gesellschaftliche Entwicklung maßgeblichen Perspektiven betrach- ten. Bei diesem Vorgehen nehmen wir auch Bezug auf den Bürgerdialog und aktuelle Debatten darüber, wie die Stadtgesellschaft prägende Kernthemen der Zukunft gestalten möchte. PARTNER Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat sich ein Konsortium aus der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH WPG (PwC) und der MUC SUMMIT GmbH, die mit vielen anderen an der Verwirklichung von Münchens Innovationsökosystem arbeitet, zusammengetan, um dieses Papier gemeinsam zu verfassen. VORGEHEN Die Studie erscheint im Format eines „Whitepapers“, da sie eine Momentaufnahme, der sich ständig verändernden sozialen und wirtschaftlichen Wirklichkeit einer Millionenstadt darstellt. Es basiert auf einer Auswertung qualitativ hochwertiger Fachinformationen in Form von Interviews und Dokumentenana- lysen und zielt auf die Vermittlung von Handlungsempfehlungen und Problemlösungen ab. Unsere Linse ist auf die Voraussetzungen und Kriterien für die Entstehung von Innovationen mit unternehmerischen Mitteln eingestellt. Die entsprechende Ausgangsfrage lautet: Eignet sich München besonders gut für Innovationen? Dazu haben wir sieben als Thesen formulierte Aussagen getroffen: • München ist ein Tech Hub • München ist ein starker Wissenschaftsstandort • München ist ein starker Wirtschaftsstandort • München hat ein breites Netzwerk • München bietet eine hohe Lebensqualität • München verfügt über viel Innovationskapital • München kann eine Vorreiterrolle beim Erreichen der UN SDGs übernehmen Diese Aussagen leiteten wir aus der gängigen Literatur zum Wirtschaftsstandort München ab. Um sie zu überprüfen, werteten wir in einer Textanalyse bestehendes Material wie Jahreswirtschaftsberichte, Studien zur regionalen Wettbewerbsfähigkeit, Umfragen unter Start-ups und Unternehmensvertreterinnen und Unter- nehmensvertretern sowie statistische Daten aus. 6
Auf dieser empirischen Basis entwickelten wir einen Fragebogen für Experteninterviews. Mit zehn Interview- enden führten wir ausführliche, circa einstündige Experteninterviews. Um die Multiperspektivität abzubilden, wählten wir als Interviewpartnerinnen und Interviewpartner Entscheiderinnen und Entscheider aus unter- schiedlichen Branchen: Start-ups und Technologiekonzerne, wissenschaftliche Einrichtungen oder Kammern. Die in der Folge dargelegten Ergebnisse gestatten uns, Strukturen im Münchner Ökosystem herauszuarbeiten und die Aussagen in einen empirischen Kontext zu stellen. Es zeigt sich deutlich, welch enormes Innovations- potenzial in der Metropole München steckt. Wir diskutieren, inwieweit dieses Potenzial auch genutzt wird, beziehungsweise in Zukunft genutzt werden kann oder muss. Ferner stellen wir Verbindungen zu anderen attraktiven Wirtschaftsregionen her und leiten daraus Empfehlungen für die wichtigsten Handlungsfelder ab. Folgend eine Abbildung zu einem Ökosystem, welche auf eine gemeinsame Wertschöpfung ausgerichtet ist. Ziel ist es, durch die gegenseitige Nutzung der Ressourcen der beteiligten Akteure Werte für alle beteiligten Stakeholder zu schaffen. ÖKO- SYSTEME WERTSCHÖPFUNG Mobilität Kern aquirieren Wohnen kooperieren investieren inkubieren entwickeln Finanzielle Bedürfnisse Vision KULTUR ZUSÄTZLICHE SERVICES Dienst- leistung Abbildung 1: Wertschöpfungsprozess in Ökosystemen2 2 Eigene Darstellung, angelehnt an https://www.baloise.com/de/home/news-stories/top-themen/oekosysteme.html 7
THESE 1 MÜNCHEN IST EIN TECH-HUB TEASER Digital- und Technologieunternehmen siedeln sich häufig in hoher Konzentration in Städten an. Es entsteht eine Clusterbildung, die unter dem Begriff Tech Hub bekannt ist. Viele Merkmale eines Tech Hubs, die das für Technologie-Start-ups hervorragende Umfeld charakterisieren, finden wir in der bayerischen Landeshauptstadt wieder. „Als wir inveox in München gründeten, wussten wir, dass wir uns einer pulsierenden und vielfältigen Tech- Community anschließen würden: Mit Start-ups wie ProGlove, Kronos Solar und MedTech-Unternehmen wie inveox, global agierenden Tech-Innovatoren und dank TU und LMU auch mit einer starken lokalen Forschungsbasis“ Mara und Dominik Sievert, inveox POLICY-EBENE Essenziell für die Entstehung neuer Technologien und deren Kommerzialisierung im Ge- schäftskontext sind nicht nur kluge Köpfe, die an Münchens renommierten technischen Hochschulen und Universitäten3 ausgebildet werden (These 2 siehe Wissenschaftsstandort), auch die Infrastruktur der Stadt München spielt eine große Rolle bei der Begründung eines Tech Hubs. In München ist die Nähe zu Europas einzigem 5-Star-Airport nicht nur ein Tor zu 266 Zielen in 74 Ländern weltweit,4 sondern auch das engmaschige Netz des ÖPNV ermöglicht es, sich schnell und unkompliziert für Meetings zu treffen. Die digitale Infrastruktur ist ebenfalls beachtlich: Im Gegensatz zu suburbanen oder ländlichen Regionen verfügt München über ein nahezu flächendeckendes LTE-Netz.5 Große Institutionen für Forschung und Entwicklung wie die Max-Planck-Gesell- schaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. oder die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. sind in München ansässig und versorgen den Standort laufend mit den neuesten wissenschaft- lichen Erkenntnissen und deren Überführung in die unternehmerische Praxis. Darüber hinaus bestimmen auch die Abteilungen für Forschung und Entwicklung der lokalen Unternehmen die Rahmenbedingungen für Mün- chen als Tech Hub.6 Nicht zuletzt spielt die Nähe zu aufblühenden Regionen in Bayern sowie zu den wirtschaft- lich starken Nachbarn Schweiz und Österreich eine signifikante Rolle.7 Der Beitrag der Politik ist von wesentlicher Bedeutung. Aktuell ist München bereits Hub für Versicherungswirt- schaft, Mobilität und Biotech, was sicherlich zum Großteil den vielen örtlichen Unternehmen und Konzernen der jeweiligen Branchen zuzuschreiben ist. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat München nun zusätzlich das Potenzial zum Zentrum für Künstliche Intelligenz: Mithilfe des BMBF konnte das Munich Center for Machine Learning8 mit 22 neuen Lehrstühlen an der Ludwig-Maximi- lians-Universität und der Technischen Universität München ins Leben gerufen werden.9 Außerdem befindet sich in München einer von drei bayerischen Cross Reality-Hubs, in die das Bayerische Staatsministerium für Digitales seit 2020 jährlich 1,5 Millionen Euro investiert.10,11 Nicht zuletzt hat der Freistaat Bayern mit „Bavaria 3 https://www.pwc.de/de/branchen-und-markte/start-up-monitor-dsm-2020.pdf, S. 52 4 https://www.munich-airport.de/ 5 https://www.toptarif.de/handy/wissen/handynetz-muenchen/#:~:text=Die%20Netzabdeckung%20von%20Vodafone%20in%20 M%C3%BCnchen&text=Eine%20LTE%2DVerbindung%20(4G)%20mit%20einer%20maximalen%20Geschwindigkeit%20von,%2DVerbin- dung%20(4G)%20m%C3%B6glich. 6 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 7 https://www.tmf-group.com/-/media/files/publications/2014/eu-tech-hubs-whitepaper_ger_final.pdf?la=en 8 https://www.tmf-group.com/-/media/files/publications/2014/eu-tech-hubs-whitepaper_ger_final.pdf?la=en 9 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/de_factsandfigures_2020.pdf, S.9 10 https://www.invest-in-bavaria.com/blog/beitrag/staatsregierung-verstaerkt-foerderung-von-virtual-reality-in-bayern.html 11 https://xrhub-bavaria.de/ueber-uns/ 8
One“ eine eigene Luft- und Raumfahrtstrategie entwickelt. Im Landkreis soll die größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt in ganz Europa entstehen, wofür die Staatsregierung 700 Millionen Euro ausgeben möchte.12 Ein Vorhaben dieser Größe hat das Potenzial, viele weitere Innovationen und technologische Entwicklungen hervorzubringen, die Münchens Stellung als Tech Hub manifestieren. Nähe zu fest Gute Verkehrs- etablierten und IT-Infrastruktur Universitäten 8 1 Technologische Infrastruktur Einfacher Zugang zu durch ansässige, große einem Pool talentierter junger Arbeitnehmer 7 2 inländische multinationale Unternehmen Campus-Einrichtungen und Gemeinschafts- 6 3 Verfügbarkeit von Fördergeldern und arbeitsplätze Steuervergünstigungen 5 4 Viele IKT- Rasches Wachstum Aktivitäten Abbildung 2: Wesentliche Vorteile für München sich als Tech Hub zu positionieren 13 CORPORATE-EBENE Aktuell zeichnet sich die bayerische Landeshauptstadt als Tech Hub unter anderem durch eine hohe Beschäftigtenzahl im Informations- und Kommunikationstechniksektor aus14 und wurde in einer EU-Studie sogar zum besten IuK-Standort Europas gekürt.15 Darunter befindet sich das 2011 von TUM- Studierenden gegründete Unicorn bzw. mittlerweile Decacorn Celonis, das Software für Process Mining weltweit vertreibt, aber auch globale Konzerne wie Cisco, Huawei oder Salesforce sind in München verortet.16 Nicht zuletzt bestätigt die Präsenz jedes der fünf größten Technologieunternehmen der Welt München als Tech Hub: Apple, Amazon, Google (Alphabet), Microsoft und IBM sind mit jeweils einem wichtigen Standort in München vertreten.17 Mitten in der Stadt plant und baut der Global Player Google zum jetzigen Zeitpunkt ein zusätzliches Ent- wicklungszentrum mit Arbeitsplätzen für weitere 1500 Mitarbeitende. Auf diesem Gelände der historischen Arnulfpost soll in Kürze an Themen wie Datenschutz, Weiterentwicklung des offenen Web sowie der Google Cloud gearbeitet werden. Auch am Standort München folgt Google dem Anspruch, von 2030 an ununter- brochen CO2-frei zu arbeiten, nachdem man als Unternehmen weltweit schon seit 2007 CO2-neutral ist.18 12 https://www.bavarian-space-agency.de/bavaria-one/ 13 Eigene Darstellung 14 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/de_factsandfigures_2020.pdf, S.11 15 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 16 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/de_factsandfigures_2020.pdf, S.1315 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publika- tionen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 17 https://www.gevestor.de/details/die-5-groessten-hightech-unternehmen-der-welt-712322.html 18 https://about.google/intl/ALL_de/stories/arnulfpost/ 9
Mit dem LabCampus reiht sich auch das Gelände des Flughafens München als weiterer Standort für die aus dem Boden sprießenden Innovationszentren ein. Am LabCampus sollen über sämtliche Branchen und Unternehmensgrößen hinweg gemeinsame Innovationsprojekte vorangetrieben werden – von der Entwick- lung über Tests und Präsentationen bis hin zur Realisation. Renommierte Partner wie das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, die German Entrepreneurship oder Bayern Innovativ unterstützen das im Auf- bau befindliche Konzept.19 Nicht zuletzt setzt die jüngste Ankündigung von Apple, stärker in die bayerische Hauptstadt zu investieren, ein starkes Signal, das für München als Innovation Hub spricht: Zusätzlich zum be- reits 2015 eröffneten Bavarian Design Center möchte Apple das European Silicon Design Center als weitere Basis für seine Entwicklungsteams aufbauen. Dort soll primär an 5G und Mobilfunktechnologien der Zukunft gearbeitet werden.20 Die starke Präsenz dieser Schlüsselunternehmen fördert die Entwicklung vieler Digitalisierungstrends, wie zum Beispiel des Internet of Things (IoT), wo auch erfolgreiche Start-ups wie ProGlove oder Magazino mitmischen.21 START-UPS In Deutschland ist die Stadt München nach Berlin Vorreiter mit 1300 Informations- und Kommu- nikationstechnologie-Neugründungen (IKT) pro Jahr – was etwa 9% aller deutschen Gründungen entspricht. Bei der Zahl der Beschäftigten in IKT-Start-ups liegt München sogar an der Spitze.22 Vor allem die Qualität des Start-up-Ökosystems zieht Gründende an: Mehr als 75% der Gründerinnen und Gründer schätzen die Güte des Netzwerks, das sie vor Ort zur Suche von Investorinnen und Investoren, zum Ideenaustausch oder zur Zusammenarbeit erhalten.23 Auf der anderen Seite suchen Großunternehmen, die Abteilungen und Töchter einrichten, um sich mit innova- tiven Gründern zusammenzutun, ebenfalls die Nähe zu München. Eines dieser Unternehmen ist Intel: Das Pro- gramm Intel Ignite, welches seinen Ursprung in der Start-up-Nation Israel hat, unterstützt junge Unternehmen bei ihrer Entwicklung. Hierzu werden zehn ausgewählte Start-ups zwölf Wochen lang durch Intel und weitere Branchenexperten gefördert. Die Teilnehmenden erhalten Zugang zu Technologie-, Management- und Fach- expertise sowie zu einem breiten Unternehmensnetzwerk. Stephan Heller, Managing Director für Intel Ignite in Europa, erzählt: „Nicht umsonst ist auch die Entscheidung Intels auf München für den europäischen Standort von Intel Ignite gefallen. Zum einen, weil wir in der Region bei der Entwicklung von Technologien immer noch eine große Kreativität spüren. Und zum anderen, weil wir von hier aus dank hoch qualifizierter Fachkräfte, viel Know-how und einem starken Netzwerk das Potenzial haben, Start-ups in ganz Europa zu fördern.“ Gleichzeitig bringt die Aktivität des Standorts auch gewisse Herausforderungen mit sich: So kämpfen viele Start-ups mit den hohen Mietpreisen in München. Es gibt einige Fälle, in denen ein Start-up nach Beendigung der finanziellen Förderung seinen Standort verlagerte. Hier setzt sich die Landeshauptstadt München aktiv für den Standort ein. Mit dem Münchner Technologiezentrum (MTZ) gibt sie Starthilfe für Gründerinnen und Gründer. Einen weiteren Lichtblick für Start-ups bietet das Munich Urban Colab. Dieses wurde von der Stadt in Kooperationen mit der UnternehmerTUM als neues Innovations- und Gründerzentrum im Kreativquartier eröff- net, das unter anderem auch günstige Büroräume für Start-ups vorsieht.24 Gleichzeitig entstehen zurzeit immer mehr Subzentren, vor allem im Osten der Stadt. SCHLUSSFOLGERUNG Mit seinen renommierten Hochschulen und Universitäten, einem großen und konzentrierten Unternehmensumfeld sowie einem starken Start-up-Ökosystem, sticht die Landeshauptstadt im deutschlandweiten Vergleich sowie der EU heraus und hat den Titel „Tech Hub“ definitiv verdient. Die hohe Präsenz und Ansiedlung einzelner Schlüsselunternehmen stärkt den Standort München ebenso als internatio- 19 https://www.labcampus.de/ 20 https://www.apple.com/uk/newsroom/2021/03/apple-to-invest-over-1-billion-euros-in-germany-with-new-munich-campus/ 21 https://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 22 https://www.muenchen.de/rathaus/wirtschaft/branchen/medien-informations-kommunikationsbranche-iuk.html 23 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Forschungs-und-Innovationsbericht-muenchen-2020.pdf, S. 7 24 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Forschungs-und-Innovationsbericht-muenchen-2020.pdf, S. 7 10
nal wahrgenommenen Tech-Standort. Jedoch sind viele Projekte gerade erst in der Entstehung, und zentrale Akteure wie Fördererinstitutionen und Investierende beginnen aktuell ein Verständnis für ihre treibende Rolle in München zu entwickeln. Um den Standort München zukünftig vor allem auch international als führenden Tech Hub weiter zu stärken, sollten aktuell entstehende Projekte sowie zukünftige Projekte gemeinsam im Innovations-Ökosystem vorangetrie- ben und umgesetzt werden. 11
THESE 2 MÜNCHEN IST EIN STARKER WISSENSCHAFTSSTANDORT TEASER Es ist kein wohlgehütetes Geheimnis mehr: München ist ein einzigartiger Wissenschaftsstandort, denn München schafft es in 27 von 35 der wichtigsten untersuchten Innovationsfelder unter die Top 10 in Europa – hinsichtlich Diversität und Leistungsstärke ein unerreichtes Ergebnis.25 ANZAHL DER TECHNOLOGIEGEBIETE, BEI DENEN DIE REGION ZU EUROPAS TOP 10 GEHÖRT MÜNCHEN 27 ZÜRICH 19 PARIS 18 ZUUIDOST-NOORD-BRABANT 15 BERLIN 15 Abbildung 3: Anzahl der Technologiegebiete26,27 Eine von Prognos im Auftrag der Landehauptstadt erstellte Studie hat folgende Technologiegebiete herausgearbeitet, auf denen sich München besonders hervortut. Sie lesen sich wie ein Who’s Who der Zukunftsökonomie: • Informations- und Kommunikationstechnologien • Life Sciences und Biotechnologie • Luft- und Raumfahrt • Automotive • Umweltwirtschaft • Kreativwirtschaft • Fintech • Insurtech Die starke Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft sind dabei die Triebfeder für diese gute Positionie- rung. 25 https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Arbeit-und-Wirtschaft/News/studie-wissenschaftsstandort.html 26 Eigene Darstellung nach Daten von Prognos (2019) und Schmoch (2008) sowie https://www.wipo.int/export/sites/www/ipstats/en/statis- tics/patents/pdf/wipo_ipc_technology.pdf 27 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Innovations-und-Wissenschaftsstandort19-kurz.pdf 12
POLICY-EBENE Als Prof. Dr. Andreas Felix von Oefele als Vorsteher der Hofbibliothek die Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Ende des 18. Jahrhunderts vorantrieb, war noch nicht absehbar, dass sich hier einmal nahezu vierzig Prozent der bayerischen Studierenden einschreiben sollten und Mün- chen im nationalen Vergleich die größte Dichte außeruniversitärer und staatlicher Forschungseinrichtungen aufweisen würde. Heute haben die Fraunhofer-Gesellschaft und die Max-Planck-Gesellschaft ihren Hauptsitz in der Region München und betreiben in ihr weitere Institute, ebenso wie die Helmholtz-Gesellschaft und die Leibniz-Gemeinschaft. In der Region München sind drei Universitäten und 13 Hochschulen angesiedelt, an denen rund 120 000 Studierende immatrikuliert sind. In der erweiterten Metropolregion zählen wir sogar 29 Hochschulen und fast 170 000 Studierende.28 Annähernd 70 Haupt- und Nebenstandorte von außeruniversi- tären Forschungseinrichtungen versammeln sich hier und erzeugen auf diese Weise eine ungewöhnlich hohe Dichte an wissenschaftlichem Potenzial und „Brainpower“. Als Leuchttürme stechen die beiden großen Uni- versitäten LMU München und Technische Universität München (TUM) sowie die Hochschule München hervor. Beide Universitäten wurden wiederholt national als Exzellenzuniversitäten29 ausgezeichnet und belegen in zahlreichen internationalen Rankings Spitzenplätze,30 während die Hochschule München deutschlandweit in ihrer Kategorie sogar an der Spitze steht.31 STUDIERENDE AN MÜNCHNER HOCHSCHULEN Wintersemester 2018/2019 51 164 40 623 131 006 Studierende 17 987 17 952 in München, darunter 3 271 26 401 ausländische Studierende (Anteil 20,2%) Ludwig-Maximilians- Technische Hochschule für Universität der Weitere Universität München Universität München angewandte Bundeswehr Hochschulen Wissenschaften München und Fachhoch- München schulen Abbildung 4: Studierende an Münchner Hochschulen32 In Münchner Exzellenzclustern werden zudem wichtige international wettbewerbsfähige Forschungsfelder über Arbeitsgebiete hinweg oder in Universitätsverbünden vorangetrieben. Das Origin and Structure of the Universe-Cluster an der TUM oder die Nanosystems Initiative Munich (NIM) an der LMU sind zwei solcher Cluster. Einrichtungen wie das Digital Innovation Hub (vormals Zentrum Digitalisierung Bayern)33 oder gemein- sam von Wissenschaft und Wirtschaft initiierte Verbünde wie bavAIRia, das BICCnet oder BioM erzeugen eine Katalysatorwirkung für weitere Forschungs- und Gründungsaktivitäten. Erwähnenswert ist in diesem Zusam- menhang auch das in München sitzende Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb. „Münchens exzellente, entrepreneurial ausgerichtete Hochschulen wie der TUM, LMU, HM und UniBW bieten die besten Voraussetzungen, München als entrepreneurial Eco-System zu positionieren“ Prof. Dr. Klaus Sailer, Strascheg Center for Entrepreneurship 28 https://www.metropolregion-muenchen.eu/region/wissenschaftsstandort/ 29 https://www.dfg.de/foerderung/exzellenzstrategie/index.html 30 https://www.timeshighereducation.com/world-university-rankings/2021/world-ranking#!/page/1/length/25/sort_by/rank/sort_order/asc/ cols/stats 31 https://www.hm.edu/sekundaer_navigation/presse/pressemitteilungen_1/detail_148097.de.html 32 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 33 https://www.bayern-innovativ.de 13
Dieses akademische Umfeld in München schafft es der Datenlage nach besonders gut, die von Gaan, Montresor & Eisenberg in einer Publikation des World Economic Forum herausgearbeiteten drei Koopera- tionsstrategien34 umzusetzen. 1) Systematisch werden neue Formate der Zusammenarbeit entwickelt: von den bereits erwähnten Branchenclustern über Spin-off-Aktivitäten oder Start-up-Akzeleratoren bis hin zu systema- tischen Talentsharingstrategien wird permanent Innovation geschaffen. 2) Beispiele für die Vernetzung des Technologiebereichs mit den Sozialwissenschaften sind das Innovations- und Gründerzentrum Martinsried oder das Media Lab Bayern35 3) Flexibilität und Geschwindigkeit der Gründerzentren sind erheblich gesteigert worden und erhalten durch das Zusammenwirken von Bayerischer Forschungsallianz, universitärer Transfer- stellen sowie der Kammern zusätzliche Wirkungskraft. START-UPS Insofern überrascht es nicht, dass bereits jedes fünfte Münchner Start-up mit wissenschaft- lichen Einrichtungen kooperiert. Im Vergleich zum gesamtdeutschen Durchschnitt von 16% ist das überdurch- schnittlich viel.36 Dies liegt auch an der hervorragenden Infrastruktur der Gründungsförderungseinrichtungen vor Ort. Der German Accelerator, umgesetzt von German Entrepreneurship mit Hauptsitz in München, unter- stützt beispielsweise deutsche Start-ups im Rahmen diverser Programmangebote bei der internationalen Ex- pansion und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Die Hochschule München mit ihrem An-Institut Strascheg Center for Entrepreneurship sowie die TU München, flankiert durch die Unterneh- merTUM, führen seit Jahren das Gründerradar37 des Stifterverbands im nationalen Ranking an. Zusammen mit der LMU München, die laut Start-up-Monitor auch zu den Top-5-Gründerhochschulen in Deutschland gehört,38 bietet das Münchner akademische Umfeld einzigartige Unterstützung und Bedingungen für Neugründungen und Ausgründungen. Allein aus den Entrepreneurship Centern der Hochschulen gehen über 120 Start-ups jährlich hervor. Ferner konnten die HM, LMU und TUM durch Fördergelder der Initiative EXIST-Potentiale des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit ihrem Gemeinschaftsantrag überzeugen. Er zielt darauf ab, internationale Talente und Start-ups mit skalierbaren Geschäftsmodellen anzusiedeln, um Innovationen mit ge- sellschaftlichem Mehrwert im Münchner Ökosystem zu verankern. Beispiel einer weiteren universitätsübergreifenden Zusammenarbeit: LMU und TUM haben das Center for Digital Technology and Management (CDTM) ins Leben gerufen – das CDTM,39 sichtbar in Form zahlreicher bekannter Start-ups wie Personio oder CliniServe, die von den „Centerlings“ (ehemalige Studierenden des CDTM) gegründet wurden. Hinzu kommt ein großes Netz kleinerer und häufig stark spezialisierter Hochschu- len und privater Einrichtungen. Aus diesem Grund verfügt das Münchner Ökosystem über sehr gute Ausbil- dungsmöglichkeiten für künftige Talente und Gründende und zieht Studierende an. Nicht nur hat München eine überdurchschnittlich hohe Akademikerdichte (>32%), auch die Verteilung auf die zukunftsträchtigen MINT-Fächer (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) (>40%) und Medizin (8%) ist bemer- kenswert40 und findet ihren Niederschlag in der positiven Bewertung Münchens.41 CORPORATE-EBENE Schon früh setzte die Bayerische Staatsregierung auf Förderung und Ansiedelung von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, um eine entsprechende Inzidenzwirkung für wirtschaftliche Entwicklung und Ansiedelung von Schlüsseltechnologien zu erzielen.42 Dazu wirbt die Landeshauptstadt seit Jahren um die Ansiedelung weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen und der sie umgebenden Sekundärge- werke. Ergänzt wird diese öffentliche Innovationspolitik durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungs- einrichtungen der Wirtschaft, wie beispielsweise das FIZ, das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW, in dem rund 15 000 Menschen beschäftigt sind. In den Bereichen Umwelttechnologie, Fintech oder in der Informationstechnologie wurde ebenfalls strukturiert nachgezogen, wie im Abschnitt zum Tech Hub Mün- chen nachgelesen werden kann. Durch die hohe Dichte an Unternehmenszentralen von DAX, M-DAX oder 34 https://www.weforum.org/agenda/2018/11/3-ways-to-nurture-collaboration-between-universities-and-industry/ 35 Für eine Übersicht: https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/Gründung/Netzwerke-Kooperationen/Inkubatoren-und-Acceleratoren.html 36 https://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2017/umfrage-start-up-unternehmen-muenchen-2017.pdf 37 https://www.gruendungsradar.de/gesamtranking/grosse-hochschulen 38 https://deutscherstartupmonitor.de 39 Gespräch mit Andrea Hofmann (Lab Campus) 40 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Innovations-und-Wissenschaftsstandort19.pdf 41 https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/de/Documents/Innovation/Tech-Standorte-Deutschland-Ranking-Deloitte-2018.pdf 42 https://www.ihk-muenchen.de/ihk/documents/Innovation/FuE-Report_Langversion_finweb.pdf 14
Tech-DAX Unternehmen43, ergänzt durch Europazentralen der internationalen IKT Konzerne ergibt sich in der bayerischen Landeshauptstadt eine außergewöhnliche Konzentration von unternehmensbasierter Forschung - und Entwicklung, die sich natürlich stark mit den Universitäten und Wissenschaftsinstitutionen vernetzt und befruchtet. SCHLUSSFOLGERUNG Vor diesem Hintergrund kann Andreas von Oefele ganz zufrieden sein mit der Saat, die er vor über 200 Jahren säte. München vereint die hohe Akademikerdichte kleiner Universitätsstädte mit großstädtischer Anziehungskraft und Institutionendichte in einer sehr ungewöhnlichen Mischung. 43 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/boersennotierte_unternehmen_d.pdf 15
THESE 3 MÜNCHEN IST EIN STARKER WIRTSCHAFTSSTANDORT TEASER Laut einer neuen Studie des bayerischen Unternehmensverbands vbw belegt Deutschland welt- weit Rang vier der Länder mit den besten Bedingungen für Industrieunternehmen.44 Davon ist natürlich auch München nicht ausgenommen – im Gegenteil: München ist hier besonders stark aufgestellt. Doch was genau macht den Wirtschaftsstandort München aus? „Noch verbinden viele mit München den Fußball und das Oktoberfest, nicht aber einen Investitions- standort – daran muss man noch arbeiten. Aufgrund der Nähe zu den großen Industrien und DAX- Unternehmen ist München jedoch sehr sichtbar.“ Gabirle Böhmer, Munich Startup POLICY-EBENE München zeichnet sich insbesondere durch außergewöhnliche Wettbewerbsquoten und einen herausragenden Branchenmix aus. Die Stadt vereint knapp 19% des gesamten BIPs in Bayern auf sich, mit dem Münchner Umland sogar 31,4%. Auch die Kaufkraft liegt in München mit etwa 38% über dem Bundes- durchschnitt. Die Arbeitslosenquote liegt in der Region München mit 3,3% deutlich unter der bundesweiten Quote von 5%.45 Der wohl wesentlichste Faktor ist jedoch der bereits angesprochene Branchenmix, auch bekannt als „Münchner Mischung“46, die aus Großunternehmen, Mittelständlern, Start-ups sowie traditionellen Handwerksbetrieben in einer ausgewogenen Zusammensetzung besteht. Relevante Branchen sind u.a. die Informations- und Kommunikationstechnologie, Dienstleistungen, Forschungs- und wissensintensive Branchen – insbesondere Life Sciences, Medizin- und Umwelttechnologien – sowie die Kultur- und Kreativ- wirtschaft. München ist außerdem der größte Versicherungsstandort Deutschlands und nach Frankfurt am Main der zweitwichtigste deutsche Bankenplatz. München wird zudem als „die DAX-Hauptstadt“ bezeichnet, da sechs der 40 DAX-notierten Unternehmen ihre Heimat in München haben. Hierzu zählen die Allianz, BMW, Munich RE, Siemens, MTU Aero Engines AG und Infineon Technologies (Neubiberg).47 Betrachtet man alle Unternehmen zusammen, ist erkennbar, dass bei einem Großteil ein Tech-Fokus besteht. Im MDAX hat München mit zwölf Unternehmen klar die Nase vorn.48 Auch im Tec DAX kann München sechs Unternehmen vorweisen.49 Neben diesen traditionellen Dax-Unter- nehmen siedeln sich auch immer mehr ausländische Hightech-Unternehmen in München an, wie beispiels- weise Google (seit 2007 in München), das gerade eine neue Zentrale in München baut, Apple, Microsoft, IBM, Oracle, Cisco oder Huawei.50 Hier zeigt sich in und um München eine klare Tendenz zu starkem Wachstum im Bereich (High-)Tech. München ist mit der Messe München außerdem internationaler Messeplatz und lockt mit seinen Leitmessen – der analytica, BAUMA, electronica, EXPO REAL, Intersolar, ispo und MATERIALICA – zahlreiche Branchengrö- ßen nach München. 2021 hat zudem erstmals die IAA Mobility in München stattgefunden.51 44 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/industrie-muenchen-studie-deutschland-unter-den-top-industriestandorten-dpa.urn-newsml- dpa-com-20090101-190823-99-573180 45 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/de_factsandfigures_2020.pdf 46 Gespräch mit Gabriele Böhmer (Munich Startup) 47 https://www.muenchen.de/rathaus/wirtschaft/wirtschaftsstandort/wirtschaftsstruktur/dax-unternehmen-muenchen.html 48 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/boersennotierte_unternehmen_d.pdf 49 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/boersennotierte_unternehmen_d.pdf 50 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 51 https://messe-muenchen.de/de/technisches/veranstaltungen/iaa-mobility-2021.php 16
Luft- und Life Sciences Raumfahrt 25.000 15.000 Beschäftigte Beschäftigte Automotive 128.500 Beschäftigte Unternehmensnahe Dienstleistungen Handwerk 210.000 Beschäftigte 76.700 Beschäftigte Kultur- und Kreativwirtschaft 179.000 Informations – und Beschäftigte Telekommunikations- technologie G 118.600 UN Beschäftigte CH IS Finanzwirtschaft M ER ohne Angabe H N M Ü N C Abbildung 5: Die Münchner Mischung – eine vielschichtige Wirtschaftsstruktur52 CORPORATE EBENE Betrachtet man die Unternehmen in München genauer, ist München insbesondere im Bereich Automotive und Informations- und Kommunikationstechnologie sowie unternehmensnahe Dienst- leistungen wie beispielsweise Versicherungen herausragend aufgestellt. Hier sind insgesamt ca. 460 000 Personen in ca. 46 700 Unternehmen beschäftigt. Die räumliche Nähe von Unternehmen auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette, wie Zulieferer und Endhersteller, stellt neben vielfältigen Kooperationsmög- lichkeiten mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen einen besonderen Standortvorteil dar. Weiterhin begünstigen die Mischung von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie die Nähe zu den wichtigen Kunden die Arbeit dieser Branchen. München ist unter anderem auch wichtigster Versicherungsstandort Deutschlands, und der Consulting-Sek- tor hat hier eine prägende Bedeutung. Nicht zuletzt zeichnet die Stadt aus, wichtigster Standort für (Patent-) Anwaltskanzleien zu sein, was insbesondere auf die große Zahl an Tech-Unternehmen zurückzuführen ist. In diesen Bereichen sind in München weitere etwa 210 000 Personen beschäftigt. Erwähnenswert ist darüber hinaus die Luft- und Raumfahrt, welche in München auch historisch einen besonderen Stellenwert einnimmt. Hier werden allein in der Produktion circa 10 Mrd. Euro Umsatz generiert, und mit Airbus, MTU Aero Engines und Premium Aerotec sind drei „Weltklasse“-Unternehmen angesiedelt. An der TU München entsteht in diesem Kontext der größte Fachbereich seiner Art in Europa. Nicht zuletzt bestätigen derartige Aktivitäten Münchens Ruf als Industriestandort.53 52 Eigene Darstellung in Anlehnung an: http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 53 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 17
„Wir möchten mit unseren Aktivitäten den Standort München nachhaltig weiterentwickeln, Talente mit werthaltigen und skalierbaren Geschäftsmodellen ansiedeln, Potentiale und Synergien zwischen Startups, Hochschulen, Corporates, öffentlicher Hand erkennen, um branchenübergreifende Kooperationen aktiv zu gestalten und die richtigen Partner zu vernetzen.“ Frizzi Engler-Hamm, MUC SUMMIT START-UPS München als starker Wirtschafts- und Industriestandort ist für die Ansiedlung von Start-ups re- levant. Viele große Industrieunternehmen reichern ihre Innovationsbereiche mit dem Know-how von Start-ups an und bilden mit ihnen Joint Ventures und Kooperationen. Dasselbe gilt für die großen Bildungseinrichtun- gen der Metropolregion: sie fördern aktiv Jungunternehmen oder Spin-offs aus Wissenschaft und Forschung.54 So entstand im Rahmen der Start-up-Förderung unter anderem die „BMW Startup Garage“, in welcher der Konzern das Wissen besonders innovativer Start-ups für sich nutzen möchte, und in Kooperation mit der TU München entstand das Accelerator-Programm „TechFounders“ für Technologie-Start-ups.55 Ebenso entstehen branchenspezifische Angebote wie das Accelerator-Programm Drink Innovation Campus (DICA) des Strascheg Center for Entrepreneurship oder der Food Startup Incubator Weihenstephan, in denen das Innovations- ökosystem der Getränkewirtschaft und die Innovationskraft der Start-ups mit Produkt- und Markt-Know-how etablierter Unternehmen kombiniert werden.56 Initiativen wie diese sind sicherlich einer der Gründe, weshalb München auch für die Start-up-Szene ein relevanter Standort ist. Um die Vernetzung weiter zu fördern, wurden in München der Hub für Versicherungswirtschaft und der für Mobilität sowie das Biotech-Cluster BioM ins Leben gerufen. Außerdem ist geplant, München zum bayerischen Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI) zu machen, mit dem „Mission Institute für KI“ und 22 neuen KI-Lehrstühlen an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität.57 SCHLUSSFOLGERUNG München ist nicht nur als Wirtschaftsstandort äußerst stark, sondern auch als Industriestandort, insbesondere im Technologie-Bereich. Hervorgehoben sei hierbei die starke Vernetzung zwischen Industrie, Start-ups und Wissenschaftseinrichtungen, was die bayerische Landeshauptstadt insbe- sondere für Gründende interessant macht. Obwohl München große Schritte im Rahmen der Vernetzung unternimmt, z.B. in Form neuer Hubs, scheint hier noch in Bezug auf vertikale Integration und branchenüber- greifende Vernetzung weiteres Ausbaupotenzial zu bestehen. Frizzi Engler-Hamm, Geschäftsführerin von MUC SUMMIT erzählt: „Im Rahmen der Initiative “MUST – The Munich Innovation Ecosystem” hat sich die MUC SUMMIT GmbH unter anderem die branchenübergreifende Vernetzung zur Aufgabe genommen, um gemeinsam mit den Stakeholdern aus der öffentlichen Hand, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Start- up-Szene den Wirtschaftsstandort München national und international weiter zu stärken.“ 54 https://www.businessinsider.de/gruenderszene/allgemein/bmw-i-ventures-investment-caroobi/ 55 https://gruenderfreunde.de/bmw-setzt-verstaerkt-auf-startup-trend/ 56 vgl. www.drinkinnovation.de & https://fsiws.com 57 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/de_factsandfigures_2020.pdf 18
MÜNCHEN VERFÜGT ÜBER EINEN THESE 4 GUTEN VERNETZUNGSGRAD SEINER ANSPRUCHSGRUPPEN TEASER Die sprichwörtliche bayerische Gemütlichkeit gilt als ideale Voraussetzung für die Vernetzung und Zusammenkunft des Münchner Ökosystems. Deswegen verwundert es nicht, dass im Zusammenspiel mit dem Oktoberfest als größtem Volksfest der Welt die Bits&Pretzels als eine der wesentlichen Vernetzungsveranstal- tungen der Innovations- und Entrepreneurship-Szene entstand. POLICY-EBENE Die überschaubare Größe der Stadt und die hohe Dichte an Veranstaltungen und Aus- tauschmöglichkeiten geben dem Tech-Hub München eine sehr gute Ausgangslage für die schnelle Verteilung von Informationen. Die Dichte an Akteuren lässt sich gut auf dem Ecosystem Dashboard von Munich Startup ablesen: Über 1500 Start-ups treffen auf über 300 Unternehmen, die gezielt die Zusammenarbeit mit Start-ups suchen, gepaart mit rund 130 Investorinnen und Investoren und einem Talentpool von 45 000 Mitarbeitenden.58 „Durch MUST, Bits&Pretzels, Veranstaltungen der Entrepreneurship Zentren oder der Start-up-Unit der IHK gibt es schon viel Vernetzung in München. Laut Studie der BCG „The most innovative companies”, in der 50 der innovativsten Unternehmen identi- fiziert wurden, haben 40 davon Vertretungen in München oder Bayern – wichtig ist, diese zusammenzu- bringen und in unseren Stakeholder-Mix zu integrieren.“ Frank Dollendorf, IHK für München und Oberbayern Das Münchner Innovations-Ökosystem verfügt über einen einzigartigen Stakeholder-Mix. Mit der Initiative “MUST – The Munich Innovation Ecosystem“ werden die relevantesten Akteure zusammengebracht, um somit den Austausch in, von und für München zu fördern und das Münchner Innovations-Ökosystem national und international besser sichtbar zu machen. Auf diese Weise können stärkere Verbindungen und Synergien zwi- schen Wirtschaft, Wissenschaft, Start-ups und der Politik sowie weiteren Partnern des Ökosystems entstehen und den Standort langfristig attraktiv machen. Dabei spielen die Landeshauptstadt selbst, die Handelskammern, Unternehmensverbände und die Wissen- schaft ebenfalls eine große Rolle. Zusätzlich prägen von Stadt und Land unterstützte Veranstaltungen und Messen die Vernetzung untereinander. Die von Steffi Czerny und der Burda Mediengruppe ins Leben geru- fene Digital Life Design (DLD), beispielsweise, ist seit über 15 Jahren die führende Konferenz zum Austausch der innovativen Köpfe mit Politik, Kunst und Wissenschaft vor dem Hintergrund der raschen digitalen Verän- derung unserer Welt. Eine Perspektive, die auch eine weitere sehr wichtige, jährlich in München stattfindende Konferenz zunehmend beschäftigt: die Münchner Sicherheitskonferenz. Auch dieses Forum vernetzt sich zunehmend mit anderen Bereichen außerhalb des Politikbetriebs, da die enge Verflechtung von Ökologie, Sozialem und Wirtschaft im öffentlichen Raum die Innovationen aus dem privaten und dem dritten Sektor be- nötigt. Gerade die überregionale und europäische Ebene spricht die Startup Cities Alliance (SCALE)59 an. Über eine gemeinsame Plattform, eine Ökosystemkarte und zahlreiche andere Instrumente lassen sich die wichtigs- ten europäischen Technologiestandorte miteinander vergleichen. Insgesamt hat SCALE das Potenzial einer europäischen Antwort auf das US-amerikanische oder das chinesische Start-up-Ökosystem und wird die Zu- sammenarbeit von Oslo bis Rom sowie von Porto bis Vilnius befruchten. Münchens zentrale Lage im Herzen Europas offenbart sich hier erneut. 58 https://www.munich-startup.de/ecosystem/insights/ 59 https://scalecities.com 19
CORPORATE-EBENE Im internationalen Wettlauf um Märkte, Innovationen und Talente wird es auch für etablierte Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein, mit Start-ups zusammenzuarbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren.60 Eine BCG-Studie hat diese Art der Zusammenarbeit von Großunternehmen und Start-ups untersucht und dabei fünf Kooperationsinstrumente identifiziert, die sich alle in München wiederfin- den: • innovation or digital labs: z.B. Deloitte Digital oder Siemens AI Lab • accelerators: z.B. BMW Startup Garage, Climate-KIC Accelerator • corporate venture capital (CVC): z.B. Allianz X, BayWa r.e. Energy Ventures oder HV Holtzbrinck Ventures • partnership units: z.B. Infineonʼs Inno.Wafer oder Giesecke+Devrient • incubators: Media Lab Bayern oder ESA Business Incubation Centre (BIC) Bavaria Dabei fällt auf, dass in der DACH-Region etwa 50 % der Start-ups und Unternehmen unzufrieden mit der Zu- sammenarbeit sind und die hohen Erwartungen an Prozessen, Strukturen und Kulturen scheitern.61 Mit einer klaren und allgemein geteilten Vorstellung der Kooperationsziele im Hinterkopf wird vorgeschlagen, eine Ver- bindung der Start-ups mit dem Kerngeschäft der Großunternehmen herzustellen. Damit die Partner das jeweils richtige Gegenüber und dann innerhalb der stark diversifizierten Strukturen großer Unternehmen die richtigen Adressaten finden, ist erneut Netzwerkarbeit gefragt. „Das Innovationsökosystem kann noch von einer Professionalisierung, wie sie von MUST vorangetrieben wird, profitieren, um vor allem in der internationelen Wahrnehmung stärker aufzutreten.“ Matthias Marschall, Google Germany START-UPS München ist ein attraktiver und innovationsfreundlicher Standort, der Talente und Start-ups ebenso wie Unternehmen aus der Region und der ganzen Welt in seinen Bann zieht. Mit MUST – The Munich Innovation Ecosystem – gegründet durch UnternehmerTUM, Strascheg Center for Entrepreneurship und Ger- man Entrepreneurship – lässt sich die Vernetzung des einzigartigen Stakeholder-Mix durch Formate wie z.B. MUST Dialogue oder fachspezifische Workshops immer besser realisieren. Deswegen werden für die Kuratierung der Inhalte die Funktionen von Market-Makern und die systematische Aufarbeitung der Wissensressourcen immer wichtiger. Interessanterweise greifen Münchner Start-ups diese Trends seit Längerem auf. Einige der erfolgreichsten Neugründungen der letzten Jahre, das new data mining Software-Haus Celonis oder der Personalvermittler Personio, bieten ihren Kundengruppen entsprechende Lösungen an. Doch es ist „noch viel Luft nach oben“ finden die beiden Geschäftsführer von inveox: „Auch die Münchner Umgebung beheimatet noch so viele weitere Player und Stakeholder – die Möglichkeiten hier sollten für künftige Unternehmer noch viel transparenter und zugänglicher sein. Unternehmerinnen und Unter- nehmer sollten nicht danach suchen müssen, welche Münchner Unternehmen für eine Partnerschaft infrage kommen könnten. Ein leichterer Zugang für Unternehmer zu Ressourcen und dem nötigen Support würde die Innovationskraft am Standort München sicherlich zusätzlich stärken“, so Maria und Dominik Sievert, inveox. SCHLUSSFOLGERUNG Das Münchner Innovationsökosystem ist zwar hochgradig vernetzt, doch um auf die Ebene einer gemeinsamen Wertschöpfung zu gelangen, besteht noch Potenzial nach oben. Dabei wird es vor allem darum gehen, spezialisierte Communities wie z.B. die One Mission Initiative und das Female Inves- tors Netzwerk oder den Venture Capital Club e.V. mit anderen Akteuren zu verbinden. Genügend durchlässig zu sein, um wertvolle Querverbindungen aufzubauen und gleichzeitig die Identität und das Zusammengehö- rigkeitsgefühl der Gruppen zu wahren, ist die Aufgabe der Zukunft. 60 Weiblen, T., & Chesbrough, H. W. (2015). Engaging with startups to enhance corporate innovation. California Management Review, 57(2), 66–90. Abrufbar unter https://journals.sagepub.com/doi/10.1525/cmr.2015.57.2.66 61 https://www.bcg.com/publications/2019/corporate-startup-relationships-work-after-honeymoon-ends 20
MÜNCHEN BIETET BESTE THESE 5 LEBENSQUALITÄT TEASER München ist eine wunderschöne Stadt, hat den größten innerstädtischen Park der Welt, durch des- sen Mitte die Isar fließt, zahlreiche Ausflugsziele sind nicht weit entfernt, und international angebunden ist die Stadt über ihren modernen Flughafen. München scheint vor Lebensqualität zu strotzen. POLICY-EBENE Die Lebensqualität in München ist auch bei der Wahl des Arbeitgebers oder Unterneh- mensstandorts relevant. So geben neun von zehn Berufstätigen in München an, sich in ihrer Region wohlzu- fühlen, und sogar ungefähr jeder Zweite kam in die Metropolregion aus beruflichen Gründen, knapp jeder Fünfte der Ausbildung bzw. des Studiums wegen. Gründe für die Zufriedenheit in München sind u.a. die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die Erreichbarkeit für Aktivitäten auf öffentlichen Grünflächen und in Parks, aber auch gute Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf sowie weitere Möglichkeiten, etwa für Sport und Bewegung, um nur einige zu nennen.62 HELSINKI OSLO STOCKHOLM KOPENHAGEN DUBLIN AMSTERDAM BERLIN WARSCHAU LONDON BRÜSSEL PRAG PARIS MÜNCHEN WIEN BERN MADRID ROM LISSABON Abbildung 6: Gute Anbindung der Stadt München innerhalb der EU63 62 https://www.pwc.de/de/standorte/muenchen-und-umland-auswirkungen-hoher-mieten.pdf 63 Eigene Darstellung, angelehnt an https://www.lmu.de/de/die-lmu/die-lmu-auf-einen-blick/die-lmu-muenchen/index.html 21
Neben diesen Faktoren bietet München ein abwechslungsreiches Kultur- und Gastromilieu. Laut dem “Cul- tural & Creative Cities Monitor” der EU-Kommission aus dem Jahr 2019 belegt München in dieser Kategorie den zweiten Platz, direkt hinter Paris. Die Theater- und Opernszene kann immerhin fünf staatliche, 50 private und drei städtische Bühnen vorweisen.64 Sicherlich ist auch die Heimat des erfolgreichsten Deutschen Fuß- ballclubs, des FC Bayern München, für die andere oder den anderen ein attraktiver Faktor. München ist unter anderem geprägt durch seine kulturelle Vielfalt und spannenden internationalen Austausch. So stammen etwa 28% aller in München Lebenden aus dem Ausland. Hier leben Menschen aus etwa 180 Ländern – was die Stadt zu einem internationalen Hotspot macht.65 Die große Zahl an Expatriates in München ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass München Vorreiter in puncto Lebensqualität in Deutschland ist. Was den 1,47 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern allerdings Sorge bereitet, ist der stetige Trend zu steigenden Preisen für Häuser und Wohnungen, auch in Krisenzeiten.66 Das Thema „Bezahlbarer Wohnraum“ ist in München seit 30 Jahren ein Dauerbrenner, und das bayerische Landesamt für Statistik prognostiziert ein Wachstum der Einwohnerzahl bis 2038 auf 1,67 Millionen, was keineswegs auf eine Entspannung der Lage hinweist.67 In Deutschland beträgt der durchschnittliche Anteil an Miete vom Haushaltseinkommen ca. 20,6%.68 In München liegt dieser Wert im Schnitt bei 29,5%, was 18,61 Euro pro Quadratmeter entspricht.69 Gerade bei Personen mit geringem Einkommen oder Berufseinsteigern dürfte der Wert deutlich höher liegen. Bei Wohn- eigentum ist das Münchner Gefälle im Vergleich sogar noch stärker ausgeprägt.70 München ist in Deutschland diesbezüglich nach wie vor Spitzenreiter und kann sich mit den großen internatio- nalen Metropolen messen. MIETBELASTUNG NACH WOHNSITUATION IN DER STADT MÜNCHEN Median in Prozent des Haushaltsnettoeinkommens aus 10 041 Befragten ALLEINERZIEHEND MIT FAMILIE 37 ALLEIN LEBEND 31 MIT FAMILIE 28 IN EINER WOHNGEMEINSCHAFT 27 MIT PARTNER/-IN 25 IN DEUTSCHLAND IN MÜNCHEN Abbildung 7: Mietbelastung nach Wohnsituation in der Stadt München71 64 https://exporo.de/standortanalyse/muenchen/ 65 http://www.wirtschaft-muenchen.de/publikationen/pdfs/Wirtschaftsstandort_Muenchen_d.pdf 66 http://www.kommunalreferat-muenchen.de/gaa/immo/analysen/index.htm 67 https://aigner-immobilien.de/download-muenchner-immobilien-marktbericht-20-21/?ref=AdW-SU-Marktbericht-2021&gclid=EAIaIQob- ChMIwPKBl6Cj7wIVGuJ3Ch3oDglgEAAYASAAEgKDj_D_BwE 68 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459578/umfrage/mietanteil-am-haushaltseinkommen-privater-haushalte-in-deutsch- land/#:~:text=Im%20Jahr%202019%20belief%20sich,auf%20etwa%2020%2C6%20Prozent. 69 https://de.statista.com/infografik/20131/anteil-der-miete-am-gehalt-in-grossstaedten-in-ost-und-west/ 70 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6654/umfrage/immobilienpreise-fuer-eigentumswohnungen-in-deutschen-staedten-2008/ 71 https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/muenchen/meinemiete-so-stark-belastet-die-miete-die-muenchner-e807307/ 22
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