Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de

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Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de
Paderborn:

             Magazin für Paderborn          Ausgabe 2 /2020
                                     Herbst/Winter 2020
Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de
Bestattung ist bei uns
                                Familiensache - seit
                                über 125 Jahren
                                Wir begleiten Sie mit der Erfahrung
                                aus 5 Generationen

Voss Bestattungen
Kisau 17-23 | 33098 Paderborn
Tel.: 05251-10 59 0
info@voss-bestattungen.de
www.voss-bestattungen.de
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INHALT
Frieden auf Erden den Menschen guten Willens
VORWORT von Pfarrer Thomas Stolz                                                                                                                            ... 05

KONTAKTE
Adressen, Telefonnummern, Mailadressen und
Öffnungszeiten der Pastoralverbünde in Paderborn                                                                                                            ... 05

                                                   „Die Armen sind unsere Herren“
                                                   Menschen, die auf der Straße leben, behandelt sie wie Brüder und
                                                   Schwestern. Die Vincentinerin Schwester Elrike geht seit Jahrzehnten zu
                                                   denen, die am Rand der Gesellschaft ein Leben in Armut fristen.                                            ... 6

                                                   „Maria singt das Loblied der Befreiung“
                                                   Die Kirche braucht die Frauen. Das meint Dr. Agnes Wuckelt, Theologie-Professorin
                                                   und stellvertretende Bundesvorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft
                                                   Deutschlands (kfd). Ein Gespräch über Zweifel, Krisen und Chancen der Kirche.                             ... 14

                                                   Unterwegs im Krisengebiet
                                                   Alexandra Boxberger arbeitet für die Kirche. Sie geht in die City, dort wo die
                                                   Menschen keine Zeit für Kirche haben oder schlicht kein Interesse an Glaubensfragen.
                                                   Kann das funktionieren?                                                                                  ... 24

                                                   „Plastik ist so 90er“
                                                   Zwei Unverpackt-Läden machen das plastikfreie Einkaufen
                                                   in Paderborn möglich. Noch handelt es sich um eine Nische
                                                   im Lebensmittelhandel, doch das Konzept kommt an.                                                        ... 28

                                                                                                                    Titelbild:
                                                                                                                    Illustration von Birgit Kloppenburg

             Herausgeber:                                        Texte und Fotos*: Karl-Martin Flüter               Druck und Verlag: Bonifatius GmbH
 IMPRESSUM

             Pfarrer Thomas Stolz (V.i.S.d.P.) Pastoralverbund   Gestaltung: Maira Stork, Karl-Martin Flüter,       Geschäftsführer: Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer
             Paderborn Nord-Ost-West                             Birgit Kloppenburg (Illustration)                  Ein Kooperationsprojekt der Pastoralverbünde
             Dr.-Rörig-Damm 35, 33102 Paderborn                  Pressebüro Flüter, Paderborn                       Paderborn Nord-Ost-West, Paderborn-Mitte
             Tel.: 05251 54005-0                                 Tel.: 05251 8791900, info@pressebuero-flueter.de   und „Der Dom“, Kirchenzeitung des Erzbistums
             thomas.stolz@pv-paderborn-now.de                                                                       Paderborn
                                                                 Anzeigen: Astrid Rohde (verantwortlich)
             Redaktion:                                          Tel.: 05251 153-222; anzeigen@bonifatius.de
             Pfarrer Thomas Stolz                                Anzeigenverkauf:
             Karl-Martin Flüter                                  Westfalen-Blatt                                    *wenn nicht anders gekennzeichnet

                                                                                                                                                                       3
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Der Trauer einen Ort der Nähe schenken
 Neben den drei großen Friedhöfen der Kernstadt gibt es in Paderborn
 noch neun Friedhöfe in den Ortsteilen. Trauernde finden dort ihren
 persönlichen Ort der Trauer - direkt in der Nähe.
 Friedhöfe - Orte der Trauer, der Ruhe und der Stille. Funktionen. Die Friedhöfe in den Stadtteilen bie-
 Neben Ihrer Bestimmungen als Bestattungsorte ten den Trauernden Nähe. So kann die Trauer und
 sind sie auch eine „Grüne Oase“ in                                      die Erinnerung dort gelebt wer-
                                        Die Erinnerung ist das
 der Stadtlandschaft und kulturelles                                     den, wo auch das Leben statt-
 Erbe der Vergangenheit.                einzige     Paradies, aus        findet. Besuche am Grab mit
 Die Stadt Paderborn verfügt über dem wir nicht vertrie-                 kurzen Wegen sind wichtiger
 14 Friedhöfe. Über ihre eigent-        ben   werden     können.         Teil der Paderborner Trauerkul-   Die Friedhöfe in den Stadtteilen
                                                                                                           bieten den Trauernden einen
 lichen Bestimmungen als Be-                               Jean Paul tur. Jeder Stadtteil-Friedhof hat     Raum für ihre Trauer direkt vor
 stattungsorte hinaus erfüllen die                                       seinen eigenen Charakter, den     der eigenen Haustür - dort wo
 Friedhöfe wichtige ökologische und kulturelle es auch in Zukunft zu erhalten und pflegen gilt.            auch das Leben stattfindet.

Orte für die Seele                                                                                             Die Friedhöfe in
                                                                                                               den Stadtteilen

Die Paderborner Friedhöfe

                                                                                                 Trauer & Erinnerung
                                                                                                 Parks & Natur
                                                                                                 Kultur & Kunst

Amt für Umweltschutz und Grünflächen
Am Hoppenhof 33 | 33104 Paderborn
www.paderborn.de
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Editorial
Frieden auf Erden den Menschen guten Willens
von Pfarrer Thomas Stolz

Liebe Leserin, lieber Leser,                                                                     Pastoralverbund Paderborn
vor der Advents- und Weihnachtszeit will die                                                     Mitte-Süd
neue Ausgabe von „Paderborn jetzt“ Sie,
                                                                                                 Zentralbüro
liebe Leserinnen und Leser, auf einige
                                                                                                 Domplatz 4, 33098 Paderborn
Themen aufmerksam machen, die die Men-
                                                                                                 Tel.: 05251 - 5449390
schen in unserer Stadt bewegen oder zumin-
                                                                                                 Fax: 05251 - 5449395
dest interessieren sollten.
                                                                                                 E-Mail: pfarrbuero@katholisch-in-paderborn.de
                                                                                                 Das Zentralbüro des Pastoralverbundes Paderborn
Interesse zeigen an dem Tun und Handeln
                                                                                                 Mitte-Süd ist in der Regel an fünf Tagen in der
der Menschen, an ihrer Lebenssituation,
                                                                                                 Woche zu folgenden Bürozeiten besetzt:
ihren Wünschen und Sorgen sollte immer ein
                                                                                                 Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag
gesellschaftliches Anliegen sein. Nur eine
                                                                                                 10:00 Uhr - 12:00 Uhr
Gesellschaft, die sich um den einzelnen Men-
                                                                                                 Montag und Dienstag
schen und die unterschiedlichen Gruppen in
                                                                                                 15:00 Uhr - 17:00 Uhr
einer Gesellschaft kümmert, diese Lebenssitu-      Pfarrer Thomas Stolz
                                                                                                 Mittwoch 10:00 Uhr - 12:00 Uhr
ationen ernst nimmt, wird auch gute Lösungs-       ist Leiter des Pfarrverbundes
                                                   Paderborn Nord-Ost-West
wege finden können, um eine friedvolles
Miteinander ermöglichen.
                                                                                                 Pastoralverbund Paderborn
Es gibt in unserer Gesellschaft viele Diskussionen, die gute und harmonische Lösungen
brauchen. Ich denke da an die Gleichstellung von Mann und Frau, gerade im Hinblick auf
                                                                                                 Nord-Ost-West
Lohn, Gehalt und Rente. Die Armen und Randgruppen unserer Gesellschaft brauchen mehr             Leiter des Pastoralverbundes
Aufmerksamkeit, damit sie Gehör finden und eben nicht nur am „Rand“ stehen, denn alle            Pfarrer Thomas Stolz
sind immer Teil einer Gesellschaft. Das Corona-Virus belastet unterschiedliche Gruppen sehr      Dr.-Rörig-Damm 35, 33102 Paderborn
stark, Familien, Kleinunternehmer und Soloselbstständige, auch Gastronomie und Hotelge-          Telefon: 05251 54005-0 (Pfarrbüro)
webe, andere sind finanziell weniger betroffen.                                                  Telefax: 05251 54005-24 (Pfarrbüro)
                                                                                                 E-Mail: thomas.stolz@pv-paderborn-now.de
Auch in der Kirche zeigen sich verschiedene Strömungen und Haltungen im Zusammen-                Mobil: 0171-4780921
hang mit der Teilhabe der Frauen in der Ämterstruktur. Die lebhaften Diskussionen über           Pastoralverbundsbüro
den Synodalen Weg in Deutschland lassen vielfältige Meinungen und Ansichten deutlich             Dr.-Rörig-Damm 35, 33102 Paderborn
werden.                                                                                          Telefon: 05251 54005-0
                                                                                                 Telefax: 05251 54005-24
Nun haben wir bald wieder Weihnachten und die Adventszeit will uns auf dieses große              E-Mail: pv-buero@pv-paderborn-now.de
Fest vorbereiten. Das Hauptthema von Weihnachten ist wie in jedem Jahr die Verkündigung
der Engel bei den Hirten: „Frieden auf Erden den Menschen guten Willens“. Ich bin davon          Öffnungszeiten:
überzeugt, dass dieses Thema gerade jetzt für uns alle sehr wichtig ist, bei allen Diskus-       montags bis freitags 9:00 bis 12:00 Uhr sowie
sionen und Suchen nach neuen Wegen der Gesellschaft und des gelingenden Miteinan-                montags, mittwochs und donnerstags
ders. Weihnachten könnte für uns alle trotz Corona ein großartiges Fest des Frieden, des         15:00 bis 18:00 Uhr
Miteinanders und der Gemeinschaft werden, wenn wir guten Willen zeigen und bei allen             An Feiertagen bleiben die Pfarrbüros grundsätzlich
Problemen, Sorgen und Unterschiedlichkeit Frieden stiften. Jesus Christus, unser Friedenstift,   geschlossen.
ging zu allen Menschen, nahmen jeden Menschen an und spendete Trost und schenkte
Heilung. Er zeigte uns den guten Willen Gottes, zeigen auch wir unseren guten Willen für
einen bessere Welt zu sorgen.
                                                                    Ihr Pfarrer Thomas Stolz

                                                                                                                                            5
Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de
„Die Armen
    sind unsere
    Herren“
    Menschen, die auf der Straße leben, behandelt sie wie Brüder und
    Schwestern. Schwester Elrike geht zu denen, die am Rand der Gesell-
    schaft leben. Ihr Engagement hat über Jahrzehnte nicht nachgelassen.
    Im Gegenteil: Der ständige Einsatz für andere hat sie jung gehalten.

    Text: Karl-Martin Flüter

6
Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de
Einfach mit den Menschen
zusammen sein, ihre Sorgen zu
teilen, mit ihnen zu feiern: „Das
wirkt Wunder“, sagt Schwester
Elrike.                Foto: SKM

                                    7
Magazin für Paderborn - Herbst/Winter 2020 - Kirchenmagazine.de
Schwester Elrike Tyws schaut mit professioneller Neu-       ten. Obdachlose in der Jesuiten-Gruft: Das gefiel nicht
                                   gierde in den Plastikbeutel, der für sie abgegeben wur-     jedem. Doch Wilhelm Jürgens ließ sich nicht beirren. „Er
                                   de. Sie sieht auf den ersten Blick, dass sie das meiste     hatte eines Morgens einen erfrorenen Menschen vor
Foto auf der rechten Seite: Sich
einfach zu den Menschen set-       davon gebrauchen kann: Kleidung für den Winter, die         der Tür seines Pfarrhauses gefunden“, sagt Schwester
zen, zu denen sich sonst keiner    gewaschen und dann sortiert wird.                           Elrike. „Danach war ihm klar, was er machen musste.“
setzen will: So lernt Schwester
                                       Was praktisch und gut erhalten ist, packt Schwester         Sie sagt das mit Entschiedenheit und man sieht ihr
Elrike die „Brüder und Schwester
von der Straße“ kennen. „Wenn      Elrike sorgfältig in Geschenkpapier ein: warme Pullover,    an, wie sehr ihr die Unbeugsamkeit des im letzten Jahr
man zuhört, öffnen sie sich“,      gute Schuhe, aber auch Uhren. Dinge, die man für das        verstorbenen Marktkirchenpfarrers auch nach fast vier-
sagt sie.
                                   Leben auf der Straße gut gebrauchen kann. Die Päck-         zig Jahren gefällt. Schnell gehörte sie zu den Helferin-
Foto: SKM
                                   chen sind für das Weihnachtsfest bestimmt, das die          nen und Helfern, die sich um den standhaften Priester
                                   „Brüder und Schwestern auf der Straße“ im Dezember          sammelten und die Menschen, die in der Gruft Schutz
                                   feiern.                                                     suchten, unterstützten.
                                       Ohne die Geschenke, die Schwester Elrike mitbringt,         Schwester Elrike hatte zuvor zehn Jahre in Siegen
                                   wäre die Feier nicht vorstellbar. Dass sie in diesem Jahr   als Vincentinerin gewirkt und war danach zurück nach
                                   vielleicht wegen Corona ausfallen könnte, erschüttert       Paderborn gekommen, um als Lehrerin zu arbeiten. In
                                   die Schwester nicht: „Dann feiern wir eben später.“         den folgenden Jahren wurde der Einsatz für Menschen
                                                                                               auf der Straße immer mehr zu ihrem Lebensinhalt. So
                                                                                               war sie dabei, als der Ordensrat im Erzbistum Paderborn
                                                                                               Mitte der 1980er Jahre während Libori eine besondere
                                                                                               Veranstaltung auf dem Marienplatz im Herzen der Stadt
                                                                                               plante: einen Liboritreff für und mit den Brüdern und
                                                                                               Schwestern von der Straße. Die Aktion erregte Aufse-
                                                                                               hen.

                                                                                               Eine Arbeitsgemeinschaft der Orden für
                                                                                               die Schwestern und Brüder auf der Straße
                                                                                               Der Marienplatz war damals noch der Treff der nicht-
                                                                                               sesshaften Menschen in Paderborn. Nur zu Libori
                                                                                               mussten sie weichen, weil dann auf dem Platz religiöse
                                                                                               Veranstaltungen stattfanden. Schwester Elrike wollte es
                                                                                               wie die anderen Organisatoren nicht mehr hinnehmen,
                                                                                               dass die Armen während des Stadtfestes wegen einer
                                                                                               Kirchenveranstaltung aus dem öffentlichen Raum wei-
                                                                                               chen sollten.
                                                                                                   1987 feierten Ordensleute zum ersten Mal mit den
                                                                                               Brüdern und Schwestern von der Straße zu Libori. In
                                                                                               den Jahren danach wurde die Veranstaltung auf dem
                                                                                               Marienplatz zu einem festen Liboritermin. Schon bald
                                                                                               kam im Advent ein zweites Fest hinzu, das es bis heu-
                                                                                               te gibt. Die Geschenke, die Schwester Elrike im Keller
                                                                                               des Klosters verpackt, sind für dieses vorweihnachtliche
Foto oben: Vorträge halten, für        Die Vincentinerin Schwester Elrike Tyws hat sich die-   Treffen bestimmt.
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                                   se Krisenfestigkeit im Lauf der Jahrzehnte angeeignet.          Viele Jahre sorgten die Mitglieder von Ordensge-
Schwester Elrike schon seit        Seit fast fünfzig Jahren begleitet und betreut sie Men-     meinschaften aus dem Kreis Paderborn für die Men-
Jahrzehnten.                       schen, die am Rand der Gesellschaft leben.                  schen auf der Straße. Die vielen Orden im Paderbor-
Foto: SKM
                                       Angefangen hat alles Mitte der 1970er Jahre in einem    ner Land schlossen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft
                                   anderen Keller in Paderborn. Damals öffnete der Pfar-       zusammen: Franziskaner und Franziskanerinnen,
                                   rer der Marktkirche, Wilhelm Jürgens, die Räume unter       Salesianer und Vincentinerinnen, Augustiner Chorfrau-
                                   der Kirche für Menschen, die sonst trotz der Kälte des      en und Katharinenschwestern aus Wewelsburg, die
                                   Winters draußen hätten schlafen müssen. Durch den           Barmherzigen Brüder, die Schwesterm der Christlichen
                                   Keller der Marktkirche verliefen die Heizungsrohre, es      Liebe und die Schwestern vom Kostbaren Blut in Neu-
                                   war warm, auch wenn es draußen fror.                        enbeken.
                                       Der Raum, den Pfarrer Jürgens geöffnet hatte, war die       Die Sorge für die Armen war tief verankert in der
                                   Gruft der Jesuiten, die hier mal ihr Kloster gehabt hat-    kirchlichen Arbeit und Schwester Elrike war bestens

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HIN+                      Kärcher 1/4 und
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vernetzt. Sie arbeitete im Ordensreferat des Erzbischöf-                   Einfach für andere da sein: Schwester Elrike ist
                          lichen Generalvikariates und sorgte dafür, dass das                    damit groß geworden. Ihre Mutter sei immer mit vol-
                          Thema Armut im Bildungsprogramm eine wichtige Rol-                     len Taschen aus dem Haus gegangen und mit leeren
                          le spielte. Seit 1994 trafen sich die engagierten Ordens-              zurückgekommen, erinnert sie sich an ihre Kindheit in
                          mitglieder, aber auch viele andere ehrenamtliche Men-                  Wanne-Eickel. „Sehr oft hatten wir Fremde am Tisch.“
                          schen zum regelmäßigen Kontaktseminar „Option für                          Sie selbst wurde überzeugte Pfadfinderin, die einen
                          die Armen“ in Münster. Man besuchte andere Projekte,                   Stamm – wie die Pfadfinder ihre Gruppen nennen –
                          wie das Containerdorf in Graz, das Schwester Elrike                    leitete und mit Begeisterung auf Großfahrten ging. Bei
                          auch heute noch „super“ findet. „So etwas in Pader-                    ihren Einsätzen für die „Scouts“ kam sie auch in das
                                                            born, das wäre toll.“                St. Anna Hospital in Wanne-Eickel, in dem Schwestern
                                                                Besonders gut findet             der Vincenzordens arbeiteteten. Die Erfahrung dieser
Schwester Elrike sucht Menschen auf der                     sie, dass das Container-             Einsätze wirkte nach. 1964 trat sie in den Orden der
Straße auf. Setzt sich mit ihnen auf eine Park- dorf mitten in der Stadt                         Vincentinerinnen ein und wurde Heimerzieherin. In Sie-
bank oder in eine Ecke. „Es ist sagenhaft, was liegt. Der Pfarrer Wolf-                          gen studierte sie Deutsch, Religion und Geschichte auf
                                                            gang Pucher, ebenfalls               Lehramt. „Ich hatte immer das Glück, dass ich Leute traf,
ich da erlebt habe“, sagt sie.                              ein Ordensmitglied der               die mich verstanden und mit denen ich zusammenar-
                                                            Vincentiner, hat diese               beiten konnte“, sagt sie.
                          zentrale Lage in Graz gegen alle Widerstände durchge-                      So war es auch in der Arbeit für die Armen. Die
                          setzt. Armut und Verlassenheit sichtbar zu machen, ist                 Arbeitsgruppe der Ordensmitglieder für die Menschen
                          wichtig. Das ist auch die Überzeugung von Schwester                    auf der Straße war in den 1980er und 1990er Jahren
                          Elrike: „Wir alle sind aufgefordert, hinzusehen“, ist sie              der Anfang. Seit 1998 half Schwester Elrike im Prälat-
                          überzeugt.                                                             Braekling-Haus in Paderborn. Das Übergangswohnheim
Fotos aus einem
bewegten Leben                                                                                   für Männer in besonderen Schwierigkeiten wird vom
linke Spalte, oben: In den 1980er   Auf die Parkbank setzen                                      katholischen Verein SKM betrieben. Später war sie
Jahren feierten die Mitglieder      und einfach zuhören                                          ehrenamtlich in der Tagesstätte des SKM tätig.
von Ordensgemeinschaften
während der Liboritage mit den      Am Eingang zum Grazer Containerdorf hat Schwester                Andernorts wurde man auf ihre Arbeit aufmerksam.
Schwestern und Brüdern von der      Elrike den Satz gelesen: „Wer nicht weiß, wohin er sein      2007, damals war Schwester Elrike schon jenseits der
Straße auf dem Marienplatz in
                                    Haupt legen soll, ist hier willkommen.“                      70, erfolgte die Beauftragung zur seelsorglichen Beglei-
der Paderborner City.
rechte Spalte, oben:                    Genauso so soll es sein, betont Elrike. Natürlich weiß   tung der Wohnungslosen in Paderborn. „Das bedeutet
Pfarrer Wilhelm Jürgens lud die     sie, dass es Jesus ist, der sich im Lukasevangelium als      die grundsätzliche Bereitschaft zum Gespräch“, sagt sie,
Menschen von der Straße in den      jemand beschreibt, der nicht weiß, wo er schlafen soll.      „auf der Straße, am Busbahnhof, in Heimen, Kranken-
warmen Keller unter seiner Kirche
ein. Schon damals war Schwes-       Diese Nähe von Jesus zu den Menschen, die nichts             häusern, Gefängnissen, aber auch an der Klosterpforte.“
ter Elrike dabei.                   haben: Das hat auch der Ordensgründer Vincenz von            „Zeit mitbringen, daneben sitzen, zuhören“ sei ihre Auf-
rechte Spalte, unten:               Paul gemeint, als er sagte: „Die Armen sind unsere Her-      gabe, sagt sie. Dann geschieht alles Weitere von alleine.
Schwester Elrike ist auch eine
überzeugte Radfahrerin, die –       ren.“
ohne Elektroantrieb – den Hax-          Am stärksten hat sie das bei den „Exerzitien auf         „Beruf dich nicht auf Privilegien
terberg hochradelt.                 der Straße“ erlebt. Die Straßenexerzitien sind eng ver-      und geh deinen Weg“
linke Spalte, Mitte und unten:
„Wenn die Leute merken, dass        bunden mit dem Jesuiten und Arbeiterpriester Christian       Würde man den Jesus ernstnehmen, der im Lukas-
du Zeit hast, kommen sie            Herwartz, der mit ausgegrenzten Menschen in Berlin-          evanglium sagt, auch er habe keinen Platz zum Schla-
auf dich zu und öffnen sich.        Kreuzberg lebte. Irgendwann baten ihn Außenstehende,         fen, dann hätte das einschneidende Folgen. Ein bürger-
Du musst nur zuhören“, sagt
Schwester Elrike über ihr Leben     ihn dabei begleiten zu dürfen, wenn er zu den Men-           liches, sicheres Leben fortsetzen, ohne nach rechts und
mit den Brüdern und Schwestern      schen auf der Straße ging. Daraus entwickelten sich die      links zu schauen, wo die Mensch in unsicheren Ver-
von der Straße.                     Straßenexerzitien, die es heute nicht nur in Berlin, son-    hältnissen oder in Armut leben? Das ist nicht möglich.
Fotos:                              dern in ganz Deutschland und im Ausland gibt.                „Das, was Jesus sagt, bedeutet doch, beruf dich nicht
rechts unten: Karl-Martin Flüter        Auch Schwester Elrike ist während ihrer Exerzitien,      auf Privilegien, lege keine Vorräte an und geh deinen
alle anderen Fotos: privat          die jede Vincentinerin absolviert, nicht zum Beten und       Weg“, sagt Schwester Elrike.
                                    Meditieren in ein einsames Kloster gegangen, sondern             Es handelt sich um eine wirklich revolutionäre,
                                    hat in Berlin und dann auch in Paderborn Menschen            unbequeme Botschaft, die Schwester Elrike vertritt. Gib
                                    aufgesucht und einfach zugehört. Hat sich mit auf die        dein Sicherheitsdenken auf, denn wer auf Gott vertraut,
                                    Parkbank oder in eine Ecke gesetzt. Oft ohne Tracht,         kann ohne Sorge bleiben. Das Leben erneuert sich von
                                    weil sie ihren Glauben nicht vor sich hertragen wollte.      selbst. In diesem Punkt ist sich Schwester Elrike sicher:
                                    „Es ist sagenhaft, was ich da erlebt habe“, sagt sie.        „Das ist wie der brennende Dornbusch.“
                                    „Wenn die Leute merken, dass du Zeit hast, kommen                Der brennende Dornbusch, das muss man wissen,
                                    sie auf dich zu und öffnen sich. Du musst nur zuhören.“      ist der Titel einer Geschichte aus dem Alten Testament.

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Foto oben: Immer wieder             Moses, der Viehhirte, stieß in der Wüste, schein-             Schwester Elrike hat noch andere Argumente, die für
werden im Kloster der Vincen-
terinnen Spenden abgegeben.
                                    bar durch Zufall, auf diesen Dornbusch, der brannte,      ihren Lebensweg sprechen. Das sind die vielen Freun-
Schwester Elrike sortiert sie und   aber wunderbarerweise nicht verbrannte. Als Moses         de und Gefährten, die sie auf der Straße kennengelernt
verpackt gut erhaltene Sachen       näherkam, war es Gott, der durch den Dornbusch zu         hat. Überhaupt scheint es eine ihrer Stärken zu sein,
als Weihnachtsgeschenk.
Foto: Flüter
                                    ihm sprach. Er erteilte Moses den Auftrag, das Volk       Beziehungen aufzubauen und über lange Zeit lebendig
                                    Israel aus Ägypten zu führen. Eine Aufgabe, der der       zu erhalten. Am Samstag kommt eine ehemalige Schü-
                                    frühere Viehhirte von da an sein ganzes Leben wid-        lerin aus Siegen nach Paderborn, um Schwester Elrike
                                    mete.                                                     zu besuchen. Nach mehr als 50 Jahren haben sich die
                                        Sollte das eine Lösung sein? Jung und dynamisch       beiden nicht aus den Augen verloren.
                                    bleiben, weil man sich einer guten Sache ganz und             Und dann ist da ihre beneidenswerte körperliche
                                    gar widmet? Schwester Elrike kann dafür als Beispiel      Rüstigkeit. Jeden Sonntag nach der Messe, auch in der
                                    dienen. 86 ist sie jetzt, aber das ist ihr nicht anzu-    kalten Jahreszeit, klettert Schwester Elrike wie immer
                                    merken. Ihre Stimme, ihre Bewegungen, ihre Energie,       auf eines ihrer beiden Räder, das schnellere mit den
                                    alles wirkt jünger. „Ich bin immer in Bereitschaft“,      schmalen Reifen, um ihre Fahrt auf den Haxterberg zu
                                    sagt sie.                                                 unternehmen – wohlgemerkt nicht mit einem E-Bike,
                                        Und was ist, wenn es zu viel wird? „Man muss          wie das heute eigentlich selbstverständlich wäre. Die
                                    schon aufpassen“, sagt die Unermüdliche, aber man         Kraft für den langen Anstieg hat sie noch. Richtig aus-
                                    sieht ihr an, dass sie eigentlich sagen will: „Burnout,   powern, das muss sein, auch mit 86. Egal ob auf dem
                                    kenne ich nicht. Was ist das?“                            Fahrradsattel oder sonst im Leben.

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„Maria singt
      das Loblied
      der Befreiung“
      Die Kirche braucht die Frauen. Das meint Dr. Agnes Wuckelt,
      Theologie-Professorin und stellvertretende Bundesvorsitzende der
      katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Teilneh-
      mern der Synodalversammlung der deutschen Katholiken.
      Ein Gespräch über Zweifel, Krisen und Chancen der Kirche.
      Interview: Karl-Martin Flüter

     Gesprächspartnerin: Agnes Wuckelt wäh-
     rend der Regionenkonferenz in Dort-
     mund, an der sie als Vertreterin der kfd
     teilnimmt. Rechts neben ihr Weihbischof
     Stefan Zekorn aus dem Bistum Münster.
     Foto: Synodaler Weg/Bezem Mashiqi

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Selbstbewusst für die Rechte der
Frauen kämpfen: Agnes Wuckelt ist
stellvertretende Bundesvorsitzende
der Katholischen Frauengemeinschaft
Deutschlands (kfd), dem 450.000
Frauen angehören.        Foto: kfd

                                      15
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
       DR. AGNES WUCKELT

                                             Frau Dr. Wuckelt, welchen Einfluss hat die
                                             Kirche in der modernen Gesellschaft?
                                             Agnes Wuckelt: Theologie und die kirchenamtliche                        Krankenhäusern oder in der Altenpflege wird sehr wohl
                                             Ebene haben nur noch wenig mit der Lebenswirk-                          wahrgenommen.
                                             lichkeit der meisten Menschen zu tun. In der pluralen                        Auch die Kirche als Trägerin von Bildungseinrichtun-
                                             Gesellschaft, in der es so viele Angebote gibt, Leben                   gen, von der Kita bis zur Erwachsenenbildung, ist wich-
                                             zu gestalten, ist Kirche nicht mehr hilfreich. Auch in den              tig. Da wird Kirche gesehen und es wird vielleicht sogar
                                             kirchlichen Gemeinden hat sich eine starke Individuali-                 akzeptiert, dass Kirchensteuermittel dafür eingesetzt
                                             sierung entwickelt. Die Menschen entscheiden selbst,                    werden. Gerade in den ostdeutschen Bundesländern
                                             was sie für sich als richtig erachten. Die Frage nach der               haben kirchliche Schulen einen großen Zulauf. Nicht
                                             Lebensführung, die Art, wie ich Beziehung gestalte, wie                 wegen der religiösen Inhalte oder weil katholisch drauf-
                                             ich Sexualität lebe: Das entscheiden wir für uns selbst.                steht, sondern weil dort eine sehr gute Arbeit geleistet
                                             Da hat Kirche nur noch wenig zu sagen.                                  wird.

                                                                                                                                                 Die Kirche ist nicht nur
                                                                                                                                                 Caritas. Welche Rolle
                                                                                                                                                 spielt die Spiritualität
                                                                                                                                                 der Kirche in der öffent-
                                                                                                                                                 lichen Wahrnehmung?
                                                                                                                                                 Im Bereich des Spirituel-
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                                                                                                                                                 terin unter vielen anderen.
                                                                                                                                                 Wenn eine Coachingfirma
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                                                                                                                                                 Fortbildungsangebote
                                                                                                                                                 macht, dann ist sie sehr
                                                                                                                                                 wohl eine Konkurrenz zu
                                                                                                                                                 kirchlichen Angeboten.
                                                                                                                                                     Es gibt an der katho-
                                                                                                                                                 lischen Universität Eich-
                                                                                                                                                 stätt einen sehr gefragten
                                                                                                                                                 Manager-Studiengang
                                                                                                                                                 zum Thema Führung,
                                                                                                                                                 der von Managerinnen
                                                                                                                                                 und Managern besucht
                                                                                                                                                 wird. Die Referentinnen
                                                                                                                                                 und Referenten kommen
                                                                                                                                                 weniger aus der Theo-
                                                                                                                                                 logie; es sind Fachleute
Nicht nur reden, sondern handeln: Die        Wo wird Kirche noch als wichtig wahrgenommen?                           aus großen Coachingfirmen, die Fragen behandeln wie:
kfd erregt immer wieder mit Protestak-
tionen Aufsehen. Im September 2020
                                             Wenn man auf die Umfragen schaut, dann ist das Sozi-                    Was heißt es ethisch zu führen? Was heißt es, ethisch
überreichte Agnes Wuckelt als stellvertre-   ale wichtig. Die Bedeutung der Kirche in der Caritas, in                zu leben und zu arbeiten?
tende kfd-Bundesvorsitzende während
der Herbstversammlung der Deutschen
Bischofskonferenz einen „MachtMeter“
an die Bischöfe. Einer, der ihr zuhörte,                  Dr. Agnes Wuckelt (*1949) war von 1986 bis 2015 Professorin für Praktische Theologie an der Katholischen Hoch-
war der aus dem Erzbistum Paderborn                       schule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn. 2017 wurde sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden der
stammende Osnabrücker Bischof Franz-                      Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) gewählt. Sie lebt in Paderborn.
Josef Bode. Foto: kfd/Angelika Stehle

       16
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
                                                                                                                                DR. AGNES WUCKELT

    An diesem Beispiel wird deutlich: Wenn Kirche noch               wir in der Familie im Lockdown eng zusammenleben
irgendetwas zu sagen haben möchte, muss sie sich mit                 müssen und nach einer Woche der absolute Streit aus-
anderen gesellschaftli-
chen Gruppen vernetzen.
Sie muss deutlich sagen,
was sie anders macht
oder wie sie sich mehr
oder anders einbringt als
eine Coachingfirma, die
ein ethisches Programm
für Personalführung hat.

Zuletzt wurde beklagt,
dass sich Kirche wäh-
rend der Corona-Pande-
mie kaum an der Debat-
te über die ethischen
Fragen beteiligt hat.
Sie hat vor allem am
Anfang nichts Relevan-
tes geboten. Was von
der Kirche kam, waren
gestreamte Eucharistiefei-
ern oder Erläuterungen,
wie Hygieneregeln ein-
zuhalten sind oder dass
Kirchgänger von der Sonntagspflicht befreit sind. Dabei              bricht? Wie lebt man in dieser extremen Situation gute Die Proteste der Proteste häufen sich.
weiß doch ohnehin kein Mensch mehr, worin die Sonn-                  Beziehungen? Wie gehe ich damit um, dass ich mich Hier        bei einem Treffen der deutschen
                                                                                                                              Bischöfe. Foto: kfd/Angelika Stehle
tagspflicht besteht. Die Menschen regeln das für sich                selbst als unausgeglichen erlebe, weil ich nicht mehr
selber, wann sie in die Kirche gehen. Da muss niemand                vor die Tür kann? Was ist,
mehr befreit werden.                                                 wenn mein Arbeitsplatz
    Das sind kirchengesetzliche Vorgaben, die für                    wegbricht? Dass ich als
                                                                                                  „Was in der Coronakrise anfangs kam, waren
Gemeindemitglieder, auch die frommen, kaum mehr                      Freiberufler keine Ein- gestreamte Eucharistiefeiern, Erläuterungen
Relevanz haben. Leider sind unter diesen Gemeinde-                   künfte mehr habe? Die zu den Hygieneregeln oder dass die
mitgliedern auch die, die heute, nach der Erfahrung der              existenziellen, lebensna-
Pandemie, sagen: „Eigentlich vermisse ich die Kirche                 hen Fragen wurden über- Kirchgänger von der Sonntagspflicht befreit
nicht.“                                                              haupt nicht aufgegriffen.    sind. Dabei weiß doch ohnehin kein Mensch
                                                                         Wichtiger als das war mehr, worin die Sonntagspflicht besteht. Die
Worüber hätte die Kirche denn während des Lock-                      die Sorge, dass die Got-
downs reden sollen?                                                  tesbeziehung gefährdet Menschen regeln das für sich selbst.“
Sie hätte Antworten geben können. Antworten auf                      sei, wenn die Menschen
Fragen nach Gott, der so etwas wie eine Pandemie                     nicht mehr in den Gottesdienst gehen. Das ging an
zulässt, bei der Menschen zu Tausenden sterben und in                dem vorbei, was die Kirche Jesu Christi tatsächlich sein
Massengräbern verscharrt werden. Was heißt es, wenn                  kann.

              Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist mit 450.000 Mitgliedern der größte katholische
              Frauenverband und einer der größten Frauenverbände Deutschlands. Die kfd setzt sich für die Interessen von
              Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft ein.

                                                                                                                                                            17
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
DR. AGNES WUCKELT

     Lange waren Frauen auch in der Kirche
     unsichtbar. Das hat sich geändert. Zufrieden
     sind viele Frauen deshalb noch lange nicht.
     Ein Foto von der Synodalversammlung im Januar
     2020 in Frankfurt. Foto: Synodaler Weg/Malzkorn
 Foto: kfd

18
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
                                                                                                                                          DR. AGNES WUCKELT

Was bleibt in der männerdominierten Welt
der Kirche für die Frauen?
Agnes Wuckelt: Der kfd-Bundesverband hat eine Stu-                            Es gibt auch die Frauen, die weiter zu der Marien-
die über das Verhältnis von Frauen und Kirche in Auftrag                  frömmigkeit stehen, die sie seit Kindesbeinen kennen.
gegeben. Es wurde deutlich, dass für viele Frauen die                     Es gibt beide Seiten und beide sind berechtigt: Der Auf-
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, die kfd,                     bruch zu neuen Sichtweisen und das Gefühl, in der
„ihre“ Kirche ist. Die kfd ist ein Frauenort in der Kirche                traditionellen Überlieferung zu Hause zu sein.
und an diesem Frauenort ist Empowerment möglich.
Das kennzeichnet ja die gesamte feministische Bewe-                       Wie würde sich die Kirche verändern, wenn die Frau-
gung: Empowerment als die Kraft, die Frauen stark                         en in der Kirche wirklich etwas zu sagen hätten?
macht, und als Ort, an dem Frauen sich selber stärken.                    Wir wissen aus der Wirtschaft, dass sich in der Füh-
     Die kfd greift das auf, indem der Verband Themen,                    rungskultur von Unternehmen wirklich etwas verändert,
Angebote und Dienste fördert, die für Frauen wichtig                      wenn etwa 40 Prozent der Manager Frauen sind. Wenn
sind, etwa die Qualifizierung zur geistlichen Leiterin                    der Anteil der Frauen geringer ist, bleiben die Frauen
oder geistlichen Begleiterin. Das können Gespräche                        unter sich und das Männerbündische wird weiter prak-
sein, Andachten, Pilgerfahrten, Wortgottesfeiern oder                     tiziert. Dann können die Frauen in dem Netzwerk der
Agapefeiern mit Frauen vorbereiten und mit Frauen fei-                    Männer immer noch leicht umgangen werden.
ern. Wir begeben uns damit relativ nah an den eucha-                          Wenn gleich viele Frauen und Männer auf derselben
ristischen Bereich, aber selbstverständlich respektieren                  Ebene agieren, sind die Redeanteile der Frauen sogar
wir, was für uns Frauen nicht möglich ist. Trotzdem kön-                  stärker als die der Männer. Auf diese Weise verändern
nen wir uns fragen, worin der Unterschied liegt, wenn                     sich Denk- und Planungsprozesse, aber auch die all-
Frauen in der Agape miteinander Brot brechen, Brot                        täglichen Dinge. Vie-
essen und Wein trinken. Im Vollzug geschieht bei vielen                   les, was vorher nach          „Wir wissen aus der Wirtschaft, dass sich
unserer Feiern mit Frauen vielleicht mehr als in einer                    alten Rollenmustern
herkömmlichen Eucharistiefeier. Das Miteinandersein,                      selbstverständlich
                                                                                                        in der Führungskultur von Unternehmen
das sich gemeinsam auf den Weg machen, das gläu-                          war, löst sich auf.           wirklich etwas verändert, wenn 40 Prozent
bige Vertrauen ist stark. „Wo immer zwei oder drei in                         So wären die Ver-         der Manager Frauen sind. Wenn der Anteil
meinem Namen versammelt sind, ist Gott mitten unter                       änderungen         auch
ihnen“, heißt es im Neuen Testament.                                      in der Kirche, wenn           der Frauen geringer ist, bleiben die Frauen
                                                                          Frauen etwa gleich            unter sich und das Männerbündische wird
Die Protestbewegung der Frauen in der katholischen                        stark in die Führung          weiter praktiziert.“
Kirche heißt „Maria 2.0“. Warum?                                          eingebunden wür-
Wie die Rolle von Maria interpretiert wird, verrät viel                   den. Das Männer-
über die jeweilige Einstellung zum Glauben. In der                        bündische, die Art und Weise, wie Männer die Welt
traditionellen Marienfrömmigkeit wird Maria überhöht                      sehen, hätte nicht mehr Vorrang vor dem, wie Frauen
und für uns Frauen unerreichbar gemacht. In der femi-                     die Welt sehen. Die Kirche würde um neue Sichtweisen
nistischen Theologie und der Befreiungstheologie kann                     und Perspektiven bereichert. Es würde deutlicher wer-
man eine andere Maria kennenlernen, eine Maria, die                       den, dass jeder Mensch – Frau, Mann, divers – die Welt
das Loblied der Befreiung singt: „Gott stürzt die Mächti-                 anders sieht. Miteinander zu leben und zu schauen,
gen vom Thron und hebt die Niedrigen aus dem Staub                        wie ich dem anderen gerecht werden kann, verändert
hoch.“ Davon zu erfahren, ist vor allem für Frauen eine                   den Alltag. Das sind Prozesse, die dem Zusammenle-
Erleichterung.                                                            ben guttun würden.

              Maria 2.0 ist eine von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland ausgehende Intitiative, die sich gegen die
              Machtstrukturen in der Kirche richtet. Die Initiative fordert Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern der Kirche, die
              Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche.

                                                                                                                                                          19
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
DR. AGNES WUCKELT

                  Kann der Synodale Weg den Umbau der
                  Kirche voranbringen?
                  Agnes Wuckelt: Der Synodale Weg kann nur                               theologisch ausgebildet. Auch sie vertreten keinen
                  erfolgreich sein, wenn wir uns die Strukturen der                      repräsentativen Querschnitt des Kirchenvolkes.
                  Kirche genau anschauen. Die Vertreter der Amtskir-                        Die Bischöfe und die Vertreter der Laien und Lai-
                  che müssen sich zur Basis, zum Kirchenvolk, hin-                       innen mussten zuerst Kommunikationsstrukturen
                  bewegen. Allerdings ist diese Basis auch auf dem                       angleichen. Die männerbündische Bischofskonfe-
                  Synodalen Weg nicht vertreten. Zwei Drittel der Ver-                   renz kommuniziert ganz anders und hat ein ganz
                  treter sind Kleriker. Die Laien und Laiinnen kommen                    anderes Sitzungsverhalten als wir im Zentralkomi-
                  oft aus den Verbänden, sind akademisch und oft                         tee der deutschen Katholiken.

                                                                                                                               Kann der Synodale
                                                                                                                               Weg trotzdem erfolg-
                                                                                                                               reich sein?
                                                                                                                               Angesichts dessen, was
                                                                                                                               unsere Kirche braucht,
                                                                                                                               geschieht nicht genug.
                                                                                                                               Außerdem kommt zu
                                                                                                                               wenig von dem, was
                                                                                                                               wir beim Synodalen
                                                                                                                               Weg besprechen, in
                                                                                                                               den Gemeinden an. Ich
                                                                                                                               hatte viele Termine für
                                                                                                                               Vorträge und Gesprä-
                                                                                                                               che in Gemeinden und
                                                                                                                               Verbänden geplant, um
                                                                                                                               die Arbeit des Synoda-
                                                                                                                               len Wegs vorzustellen
                                                                                                                               und Anregungen mit-
                                                                                                                               zunehmen. Doch das
                                                                                                                               fällt alles wegen Coro-
                                                                                                                               na aus.

                                                                                                                               Das scheint alles sehr
                                                                                                                               mühselig zu sein und
                                                                                                                               langsam voranzuge-
                                                                                                                               hen. Hat die Kirche so
                                                                                                                               viel Zeit?
                                                                                                                               Es bleibt nicht mehr viel
                                                                                                                               Zeit. Das ist zum einen

                              Der Synodale Weg ist ein innerkirchlicher Gesprächsprozess, der auf zwei Jahre angelegt ist und im Dezember
                              2019 eröffnet wurde. Die Deutsche Bischofskonferenz entschied im März 2019, gemeinsam mit dem Zentralkomitee
                              der deutschen Katholiken, die „strukturierte Debatte“ zu beginnen. Der Gesprächsprozess findet in der Synodalver-
                              sammlung sowie den Regionalforen (unter anderem in Dortmund) statt.

20
eine demographische Frage. Die Gemeinden sind
überaltert. Es rächt sich, dass junge Menschen und
die mittlere Generation nicht ausreichend ange-
sprochen wurden. Was ist mit jungen Familien?
Was ist mit den Singles, einer rasch wachsenden
Bevölkerungsgruppe?
Patchworkfamilien, Geschiedene und Wiederver-
heiratete werden nicht wahrgenommen. Es bricht
vieles weg. Immer wieder wird zu spät erkannt,         „Wir schaffen den perfekten Rahmen
was Menschen wirklich brauchen.
   Im Forum III des Synodalen Weges, das sich den
                                                        für einen sicheren und planbaren
Diensten und Ämtern von Frauen in der Kirche wid-              Immobilienverkauf.“
met, geht es darum, wie Frauen in der Kirche den
                                                              Andrea & Matthias Thater
Platz erhalten, der ihnen als die eine Hälfte der
Menschheit zusteht.
   Dazu möchten Frauen jetzt Entscheidungen
haben. Selbst wenn die Bischöfe sich dazu ent-
scheiden, die Quotenregelung umzusetzen, die sie
im März 2019 beschlossen haben, reicht das nicht.
                                                       DER INKOGNITO-VERKAUF
Das ist nicht das, was Frauen wirklich anstreben,      Immobilien vertraulich & diskret verkaufen
nämlich den Zugang zur Weihe, zumindest zum
Diakonat.
   Doch das bleibt Zukunftsmusik, weil selbst die
                                                       Sie möchten Ihren
Bischöfe, die das wollen, vor unüberwindbaren          Immobilienverkauf
Hürden stehen.                                         nicht an die große
   Das hängt nicht vom guten Willen einiger
Bischöfe ab, sondern vom Kirchenrecht und ural-
                                                       Glocke hängen?
ten theologischen Konstrukten, von Macht und der
Definitionsmacht der Bischöfe. Es reicht, dass ein     Lassen Sie uns
Bischof sagt: „Mit mir nicht“, und uns bleibt nichts
                                                       darüber sprechen,
anderes übrig, als es hinzunehmen.
                                                       wie Ihre Immobilie erfolgreich geheim
Was sie sagen, klingt nach Resignation.                verkauft werden kann.
Für mich persönlich sehe ich eigentlich nicht, dass
sich wirkliche Veränderungen während meiner
Lebenszeit ergeben werden.
   Aber ich werde nicht nachgeben. Ich stehe für            thater IMMOBILIEN GmbH
eine gute Sache ein und selbst wenn erst meine
Töchter und meine Enkelinnen diese Dinge wirklich
                                                               Grube 12, Paderborn
erreichen werden, habe ich doch etwas dazu bei-                  05251 2886900
tragen können. Doch die Frauen, die nicht warten           info@thater-immobilien.de
können oder wollen, die werden davongehen und              www.thater-immobilien.de
sich ihre eigenen Räume schaffen.

                                                  21                                                21
DAS JETZT-INTERVIEW MIT
                                                                                                                               DR. AGNES WUCKELT

                                     Frau Wuckelt, was hält Sie
                                     in der katholischen Kirche?
                           Agnes Wuckelt: Die Kirche ist der Bereich, in dem                       kirchlichen Diskussion als Professorin für Theologie
                           meine Beziehung zu Gott wachsen konnte. Ich habe                        respektiert, auch das zählt natürlich. Ich erlebe Kir-
                           in der Kirche Menschen getroffen, die mir dabei                         che auf ganz unterschiedliche Weise und entdecke
                           geholfen haben und mir den Freiraum gelassen                            immer wieder Hoffnungszeichen – Räume, in denen
                                                               haben, eigene                       ich meine Zukunftsvision von Kirche wenigstens
     „Die Frage nach dem Glauben ist auch die Frage Ideen              zu ent-
                                                               wickeln. Mein
                                                                                                   ansatzweise leben kann.
                                                                                                       Aber vor allem ist für mich die Frage nach dem
     nach dem guten Leben. So wie der Papst                    leider viel zu                      Glauben und der Kirche eine Frage nach dem guten
     gesagt hat: Ein gutes Leben bedeutet, sich                früh verstorbe-                     Leben. So wie es der Papst in seiner Enzyklika „Lau-
                                                               ner Doktorvater,                    dato si´“ gesagt hat, bedeutet ein gutes Leben zu
     selbst als Teil der Umwelt wahrzunehmen.“                 der    Theologe                     führen, sich als Teil der Mitwelt wahrzunehmen. Was
                                                               und Ägyptologe                      braucht die Umwelt, was brauchen die Geschöpfe
                           Manfred Görg, gehörte zu denen, die mich auf diese                      der Natur, was brauchen die anderen Menschen?
                           Weise inspiriert haben.                                                 Wie gehen Völker und Kulturen miteinander um?
                               Ich habe gute Freundinnen und Freunde in der                            Es geht darum, voneinander zu lernen und das
                           Kirche, auch unter Priestern. Ich werde in der inner-                   Andere zu respektieren. Das ist meine Zukunftsvisi-
                                                                                                   on, dass wir die Vielfalt schätzen, aber auch dass wir
                                                                                                   die uns Frage der Machtverteilung immer wieder neu
                                                                                                   stellen. Ohne Macht geht es nicht, aber wir müssen
                                                                                                   uns immer wieder fragen, wo wir sie missbrauchen.

                                                                                                   Was würden Sie denen sagen, die der Kirche fern
                                                                                                   sind? Wie könnten Sie für die Kirche werben?
                                                                                                   Werben für den Glauben können wir am besten,
                                                                                                   indem wir zu den Menschen gehen und sie ein
                                                                                                   Stück weit begleiten.

                                                                                                   Und warum lohnt es sich, die Kirche zu erneuern?
                                                                                                   Am besten sage ich es mit Papst Franziskus. Franzis-
                                                                                                   kus will, so wörtlich, eine verbeulte Kirche, die ver-
Die Theologin Dr. Agnes Wuckelt                                                                    letzt und verschmutzt ist. Was der Papst nicht will,
wird im innerkirchlichen Diskussi-                                                                 ist eine Kirche, die sich an die eigenen Sicherheiten
onsprozess geschätzt.                                                                              klammert.
Foto: kfd/Kay Herschelmann
                                                                                                   Ich würde allen in der Kirche sagen: Macht die Türen
Foto rechte Seite:                                                                                 auf. Ihr müsst euch nicht einschließen. Habt keine
Die Kirche muss sich auch im                                                                       Angst, die Kirchen zu öffnen. Auch wenn es dreckig
sozialen Leben beweisen: Agnes
Wuckelt während der kfd-Aktion                                                                     und unordentlich wird. Wir räumen nachher gemein-
Foto: kfd/Angelika Stehle                                                                          sam auf.

                                          Die Synodalversammlung ist das oberste Gremium des Synodalen Weges, das Beschlüsse fassen kann. Ihm
                                          gehören die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz sowie Vertreterinnen und Vertreter des Zentralkomitees
                                          der deutschen Katholiken, der geistlichen Ämter und kirchlichen Dienste sowie Einzelpersönlichkeiten an.
                                          Agnes Wuckelt nimmt für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken an der Synodalversammlung teil.

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Unterwegs im
     Krisengebiet
     Alexandra Boxberger arbeitet für die Kirche. Sie geht in die City,
     dort wo die Menschen keine Zeit für Kirche haben oder schlicht
     kein Interesse an Glaubensfragen. Kann das funktionieren?

     Text: Karl-Martin Flüter

     „Mit Ihnen würde ich nicht tauschen wollen“, hat           Alltag und darüber, wie die Kirche tatsächlich bei den
     eine Passantin gesagt, als Alexandra Boxberger im          Menschen ankommt.
     Herbst 2018 an einem Stehtisch auf dem Paderbor-               „Ich hatte meine Zweifel, ob das an dem Tag klap-
     ner Wochenmarkt Marktbesucher ansprach. Tauschen           pen würde“, erinnert sich Alexandra Boxberger, „ich
     wollte Alexandra Boxberger ihren Job nicht, aber           allein zwischen den Marktständen. Am Ende war ich
     ein wenig unsicher hat sie sich an diesem Herbst-          zufrieden.“ Es gab die, die die Chance nutzten und am
     tag schon gefühlt. Ganz allein wollte sie Werbung          Stehtisch kräftig gegen die Kirche wetterten. Aber es
     machen: für die City Pastoral, das neue Projekt, für       gab auch viele gute Unterhaltungen.
     das sie arbeitete – und damit auch für ein noch viel           Die Frau, die damals ihre eigene Skepsis über-
     größeres Projekt, das hinter der City Pastoral steht und   winden musste, hätte das eigentlich gar nicht nötig
     nicht unumstritten ist: die katholische Kirche.            gehabt. Alexandra Boxberger hat Religionspädagogik
        Mit dem Dom, der den Wochenmarkt wuchtig                studiert und danach acht Jahre im ländlichen Warburg
     überragt, hatte die City Pastoral wenig zu tun. Eher       als Gemeindereferentin gelebt und gearbeitet. Seit
     mit Gesprächen auf Augenhöhe über die Sorgen im            2006 ist sie in Paderborn. Im Pastoralverbund Nord-

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Mit der „Roten Bank“ in der City:
Alexandra Boxberger und Dario Martic.

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Ost-West (NOW) bereitet sie als Gemeindereferentin
                                            Kinder auf die Kommunion vor, leitet Beerdigungen,
                                            übernimmt die Firmvorbereitung: ein sicherer Arbeits-
Foto: Manchmal hilft Schokolade, um         platz, für den sie während ihres Studiums ausgebildet
mit Passanten ins Gespräch zu kommen:
Alexandra Boxberger bei der Arbeit in der   wurde.
Westernstraße.                                  Für die City Pastoral hat sie ihre Stelle als Gemein-
                                            dereferentin beim Pastoralverbund NOW reduziert.
                                            Ihre neue Stelle ist im Dekanatsbüro angesiedelt,
                                            einer Servicestelle für haupt- und ehrenamtliche Mit-
                                            arbeiter im östlichen Kreis Paderborn. Sie wechselt
                                            also zwischen zwei Arbeitsplätzen hin und her – und
                                            zwischen zwei Arbeitsbereichen, die sich deutlich
                                            unterscheiden.
Mit Abstand auf                                 Im City Pastoral musste sich Alexandra Boxberger
der Roten Bank                              viel erarbeiten, die Aufgaben waren neu. Bis heute
                                            ist dieser Arbeitsbereich eine Herausforderung geblie-
Entwurf und Anfertigung                     ben. Es ist nicht so einfach, der eigenen Zielvorgabe
der „Roten Bank“ kommen                     gerecht zu werden. „Eine Form der offenen Kirche in
aus der Kunstschmiede                       der Stadt“ soll die City Pastoral sein. So lautet die Stel-
der Abtei Königsmünster in                  lenbeschreibung auf der Internetseite von Alexandra
Meschede. Pater Abraham,                    Boxbergers Arbeitgeber, dem Dekanat.
Leiter der Werkstatt,                           Zwei Jahre später: Ein anderer kühler Herbsttag in
hatte bei der Planung                       Paderborn, dieses Mal in der Westernstraße vor der
bereits die veränderten                     Franziskanerkirche. Alexandra Boxberger und Dario
Rahmenbedingungen                           Martic sind mit einem seltsamen Gefährt in die Fuß-
während der Corona-                         gängerzone gezogen: eine Bank aus Metall, mit roten
Pandemie berücksichtigt.                    Sitzen und auf Rädern, damit sie leichter zu bewegen
Die Sitzbank kann leicht                    ist. Die „Rote Bank“, so heißt sie tatsächlich, ist das       möchten sich nicht belehren lassen, vor allem nicht,
auseinander genommen                        neueste Projekt der City Pastoral in Paderborn, ein wei-      wie sie ihr Leben führen sollen. Aber jemanden zum
werden. Das erleichtert es,                 terer Versuch mit den Menschen in der Innenstadt ins          Zuhören brauchen alle. „Wir sind ein Aspekt von Kir-
ausreichend weit entfernt                   Gespräch zu kommen.                                           che, wir reden mit den Leuten, suchen nach Lösun-
voneinander zu sitzen und                                                                                 gen, sind mittendrin, aber wir missionieren nicht.“
den gefährlichen Aerosolen                  Die treffen, die nie in der Kirche sind                          Eine grundsätzliche Offenheit zeigen und Dinge in
aus dem Weg zu gehen.                       Auch jetzt ist es nicht leicht, die Leute tragen Masken,      Gang bringen, wenn das gewünscht ist. Zielgruppe
Improvisierte Talks, längere                die neue Umgangsregel heißt „Abstand halten“. Viele           sind auch oder gerade die, die mit Kirche nicht allzu
Gespräche, Zurufe im                        Passanten haben keine Lust, im kalten Wind stehenzu-          viel am Hut haben.
Vorbeigehen: Das ist damit                  bleiben. Aber Alexandra Boxberger hat mittlerweile Erfah-
wieder in der City möglich.                 rung, wie sie die Leute trotzdem aus der Reserve locken       Schnippel-Disko und Aschenkreuz-to-go
                                            kann. So kommen doch Gespräche zustande.                      Ort der City Pastoral sind die Fußgängerzonen, Parks
                                                Oft geht es dabei um Alltagsprobleme: Corona,             und öffentlichen Plätze, die Kaufhäuser, Cafés und
                                            Arbeit, Familie, Kinder, die wegen der Pandemie aus-          Kneipen der Innenstadt – eine Gegend, in der die
                                            gefallenen Herbstferien. Eine Frau erzählt davon, wie         Leute keine Zeit haben und das Interesse an religiö-
                                            ihr Arbeitgeber, ein Verlag, darum kämpft, Corona zu          sen Themen eher unterentwickelt ist. Das macht die
                                            überstehen. Alexandra Boxberger ist mitfühlend, lacht,        City zu einem kirchlichen Krisengebiet und gleichzeitig
                                            plaudert und hört vor allem zu. Dario Martic, der als         zu einem reizvollen Ort für die City Pastoral. Hier gibt
                                            zukünftiger Pastoralassistent ein Anerkennungsjahr im         es Menschen, die Hilfe brauchen. Und hier finden sich
                                            Dekanatsbüro macht, ist zurückhaltender als seine             die, die man niemals in der Kirche trifft. Man muss nur
                                            Kollegin, wenn es darum geht, Leute im Vorbeigehen            richtig hinsehen und richtig zuhören
                                            einfach anzuquatschen. Aber er schaut zu. An diesem               Und man muss die richtigen Worte finden. Alexan-
                                            Morgen gibt es viel zu lernen: Darüber, wie Glaube            der Boxberger ist nicht nur Gemeindereferentin, son-
                                            funktioniert, wenn er nicht innerhalb der schützenden         dern auch als „Gestaltberaterin“ und in der „Heilen-
                                            Mauern einer Kirche geschieht.                                den Seelsorge“ ausgebildet. Beides kommt aus der
                                            „Der Smalltalk hilft“, ist Alexandra Boxberger nach-          Gestalttherapie, die auf konkrete Erfahrung, Unmittel-
                                            her beim Gespräch im Eiscafé überzeugt. „Die Leute            barkeit, Alltagserfahrung, Spontanität und Authentizi-

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tät setzt. Das hilft in der City Pastoral. Sich der Über-      Die Notwendigkeit von Veränderungen
raschung oder dem Desinteresse von Menschen aus-
zusetzen, die mit Kirche nichts zu tun haben wollen,           In den Gesprächen erfahre sie immer wieder, dass die
kann auch eine Form stärkender Selbsterfahrung sein.           Kirche gar nicht so negativ gesehen wird, erzählt sie. Die
Auf unbekannte Menschen individuell zu reagieren,              soziale Kompetenz der Kirche und ihrer karitativen Organi-
verlangt Interesse und Spontanität. Wenn Alexandra             sationen wird sehr wohl wahrgenommen. Da ist ihre Rolle
Boxberger nicht authentisch rüberkommt, verlieren              in der Flüchtlingsfrage, in der sie unbeeindruckt Humanität
ihre Gesprächspartner schnell die Lust.                        einfordert. Kirchen sind Kulturträger mit ihren romanischen
    Alexandra Boxberger hat eine Reihe Aktionen                oder gotischen Bauwerken, ihren Chorälen und Orgelkon-
ins Leben gerufen. Etwa eine „Schnippel-Disko“, bei            zerten. Das alles wissen die Menschen zu schätzen.
der die Teilnehmer mit eigentlich aussortierten und                Es gibt vieles, was für die Kirche spricht, aber es gibt
für den Müll vorgesehenen Lebensmitteln gekocht                auch die Notwendigkeit, dass sie sich verändert. „Ich
haben. Beim „Aschenkreuz to go“ wurde das Aschen-              sehe keinen Grund, warum eine Frau nicht Priester wer-
kreuz in der Westernstraße gespendet. Ein Konzert mit          den sollte“, sagt Alexandra Boxberger. Immerhin, sie darf
improvisierter Musik in der Herz-Jesu-Kirche war bis           das sagen, ohne Repressionen befürchten zu müssen. Ob
auf den letzten Platz gefüllt.                                 ihre Überzeugungen irgendwann mal Realität werden, ist
    Dann kam Corona. Die Abstandsregeln untergraben            eine andere Frage. „Das ist ein langer Weg“, sagt Alexandra
das Konzept der City Pastoral – und fordern sie ganz           Boxberger.
besonders. Der durch Corona verstärkte Druck hat ver-              Sie bleibt dran, weil sie etwas verändern will: in der
steckte Probleme sichtbar gemacht, auf die die Kirche          Kirche und in der Gesellschaft. Und nein, ihren Job im City
reagieren muss: die Einsamkeit der älteren Menschen,           Pastoral würde sie immer noch nicht gegen eine andere
die Angst vor Insolvenz und Jobverlust, die Frage, wie         Stelle tauschen. „Es ist doch gut“, sagt sie, „wenn ich immer
es weitergeht. Die Tristesse der leeren Westernstraße          wieder aufs Neue anderen Menschen Antwort auf die Fra-
im März und April sprach Bände.                                ge geben muss: Warum bist du eigentlich in der Kirche?“

    Andreas Gaidt | Wilhelm Grabe | Ulrich Vogt
                                                                                     Un se re re gi on
    PADERBORN IN FARBE 5.0
                                                                                     »H ö rt be ss er !.
    Von frühen Farbaufnahmen bis zu heutigen Digitalfotografien                       mi t Vo ll ba cH

                                    ▪   Zahlreiche bisher
                                        unveröffentlichte Bilder

                                  Kärcher
                                  ▪       1/4 und
                                        Gegenüberstellung alter
                                        und neuer Fotografien

                                  Vollbach 1/4
                                    Gebunden | 142 Seiten
                                    ISBN 978-3-89710-824-0
                                    € 29,90                                          Ihr hörakust I ker vor ort –
                                                                                     jet zt t erm In vereInbaren!
    Der Bildband mit Farbfotografien vom alten und neuen
    Paderborn umfasst farbige Diapositive der 1930er-                                Paderborn
    Jahre bis hin zu aktuellen Digitalfotos.                                         Riemekestr. 12, PB 2 74 80
    Die sorgfältig recherchierten Texte führen auf eine
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