Mainfranken - Spektakulär Sensationell - Region Mainfranken GmbH
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mainfranken Das Magazin für die Region Ausgabe Frühjahr 2018 Spektakulär Sensationell Stark Wie S4 Space das Wie Mainfranken die Wie HandyGames Weltall vernetzt Graveller-Szene rockt innovativ bleibt
2 mainfranken 3 Inhalt A uf zu neuen Höhen! Bemerkenswert, was sich in Main- franken alles tut! An so vielen Stellen wird geplant, entwickelt und gebaut. Dabei entstehen innovative und zukunftsweisende Projekte, die unsere Position im Standort- Arbeitsraum wettbewerb weiter stärken. Den Pioniergeist und das persönli- „Am liebsten ohne viel Trara“ 4 che Engagement von visionären Menschen wollen wir in dieser Bier aus der Rhön Ausgabe des Mainfranken Magazins besonderes würdigen. Gleichzeitig war Mensch-sein in Mainfranken nie schöner. Dass Den eigenen Weg gegangen 8 Elektronikerin Diana Reuter es sich hier gut entspannen lässt, zeigt die Sammlung „Lieb- 4 lingsplätze“, die an unserem Stand auf der Mainfranken Messe zusammenkam. Von mehr als 1000 eingereichten Favoriten, Lebensraum zeigen wir die Top-Platzierten. Jeder dieser Traumorte ist ein- Radelst Du noch oder gravelst Du schon? 10 zigartig und voller Gelassenheit. Das macht Lust – auf Graveller-Tour noch mehr Mainfranken! Mainfrankens Lieblingsplätze 14 Traumorte und Lieblingsmomente Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre Region Mainfranken GmbH Feinkost ab Hof 18 Spessarthof Innovationsregion 10 „Keine Welle mehr verpassen“ 20 Games Engineering in Mainfranken Von Würzburg ins Weltall 22 S4 Space Fränk ische S News 26 aale Aktuelles aus der Wirtschaft ale e Sa sch nki Frä Schweinfurt Main 20 Würzburg Main
4 mainfranken Arbeitsraum | Bier aus der Rhön 5 D oppel-Wit, Punk Rauch, Mint- Stout, Peanut-Butter-Porter, In- dian Pale Ale – schon mal gehört? Was nach einer Zusammenstellung von Bierspezialitäten aus aller Welt klingt, hat seinen Ursprung in einem kleinen Dorf in der Rhön. Doch auch ohne zu wis- sen, was drin ist, machen die Erzeugnisse der Pax Bräu auf sich aufmerksam. Einen Liter fassen die stilechten Bügelfla- schen, die neben Inhalt und Größe durch das eigenwillige Artwork ihrer Etiketten auffallen, auf denen entliehene Motive aus Fantasy-Welten, japanischen Mangas oder der Heavy-Metal-Szene prangen. „Meine Biere sind ein Leuchtfeuer der Nonkonformität in einer zunehmenden Wüste der Eintönigkeit der Großkonzern- biere“, sagt Andreas Seufert, Braumeis- ter, Biersommelier und Besitzer der Pax Bräu in Oberelsbach. Die Brauerei umweht auch zehn Jah- re nach ihrer Gründung der Nimbus einer Renegatin, auch wenn sie längst zum Es- tablishment in der Craft-Beer-Szene ge- hört. „Heute geht noch eine Europalette mit einer neuen Bierspezialität nach Bremen“, sagt Andreas Seufert und zeigt auf einen ganzen Stapel Bierkisten im Laderaum seines Transporters. Jeden Monat erscheint Brauerei, das sich auf dem Etikett jeder Flasche findet. eine neue außergewöhnliche Kreation im hauseigenen Trinken für den Frieden. Der Firmenname ist wohl über- „Bierkalender“. Zu Hopfen, Malz und Wasser gesellten legt: „Bier verbindet und Bier macht glücklich. Und Bier sich bereits wahlweise Honig, Kürbis oder Kastanien, kann noch so viel mehr.“ „Am liebsten Minze, Schokolade oder Koriander. Oder wie zuletzt Vor allem kann es mehr, als die Sortimente der Mango und eine „unmenschlich scharfe“ Chili aus Ke- großen Brauereien vermuten lassen. Nicht ohne Grund nia, die ihm und seinem Mitarbeiter beim Brauen die schießen in den letzten Jahren immer mehr kleine Tränen in die Augen getrieben hat. „Das neue Bier fetzt Brauereien aus dem Boden, die alles andere machen beim Trinken richtig schön am Gaumen“, sagt der Brau- als massenkonformes Bier. „Craft Beer“, also in kleinen meister und lacht. Margen hergestelltes Gebräu aus sogenannten Mikro- ohne viel Trara“ Von alleine verkauft sich solch eine Kreation nicht, brauereien, findet man hierzulande immer öfter. Eine gibt er zu. „Meine Spezialsor- positive Entwicklung, fin- ten sind erklärungsbedürftig det der Braumeister. „In und wenden sich an einen den siebziger und achtziger kleinen Kreis von Leuten, de- „Lasst uns Schwerter Jahren begingen viele deut- nen das klassische Pils oder sche Bierbrauer den Fehler, Helle zu langweilig ist.“ Umso zu Zapfhähnen ihre Individualität zuguns- Für Andreas Seufert steht sein Rhöner Kultbier wichtiger sind Getränkehänd- ten eines massentauglichen ler, die mit ebensolcher Lei- schmieden.“ Einheitsgeschmacks aufzu- denschaft bei ihren Kunden geben. Man wollte so brau- Pax Bräu auch für Heimat und Haltung. für das Bier werben, wie er es selbst tut. Und deswegen ist er auch viel unterwegs, landauf, landab, spricht mit Getränkehändlern und en und sein wie die großen Bierkonzerne.“ Der Schuss ging für manch einen nach hinten los – vielerorts mussten jahrhundertealte Brau- Mut wird belohnt: Andreas Seufert beweist kümmert sich nach Möglichkeit immer persönlich um stätten schließen, eine Entwicklung, die (auch auf- mit seinem erfolg- Von Dominik Röding (Text) und Daniel Peter (Fotos) den Vertrieb. Seufert will ein Bier mit Gesicht liefern – grund des rückläufigen Bierkonsums in Deutschland) reichen Kultbier, dass und das mit klarem Auftrag: „Lasst uns Schwerter zu bis heute anhält. „Es ist doch klar: Wenn alle Biere es sich lohnt, seinen Zapfhähnen schmieden“ – so lautet das Motto der gleich schmecken, zählt nicht mehr der Inhalt, sondern eigenen Weg zu gehen.
6 mainfranken Arbeitsraum | Bier aus der Rhön 7 Rund 100.000 Flaschen nur noch die Verpackung und der Werbeetat – und dann selbst sprechen. Das passt zur unaufgeregten Art des Bier kommen pro Jahr wird es beliebig und austauschbar.“ Innovationen kom- Braumeisters, der der Mundpropaganda seiner Kunden aus der kleinen Brauerei men heute aus den kleinen Brauereien, die minimale vertraut. Sein Konzept geht auf: Seit Beginn an ist das „Pax Bräu“ in der Rhön. Mengen produzieren können, nicht abhängig sind vom Unternehmen gewachsen, im Schnitt um rund zehn Fans für die unge- Geschmack der großen Masse und sich mit eigenwilli- Prozent pro Jahr. „Wir machen kleine Schritte, weil ich wöhnlichen Biere gibt gen Kreationen eine Nische im hart umkämpften Bier- ein gesundes Wachstum will.“ Heuer stieß die Brauerei es inzwischen in ganz markt erarbeitet haben. rund 1.000 Hektoliter aus, das sind 100.000 Flaschen Deutschland. Andreas Seufert setzte von Beginn an auf Bier mit Bier. Das Wort „Wer nicht baut, der nicht braut“ beher- Persönlichkeit und Rückgrat – nachhaltig, natürlich zigt der Braumeister und investiert das eingenommene und regional. Das fängt schon Geld ständig in neues Equip- bei der Auswahl der Rohstof- ment. Hinter der Scheune, in fe an, die möglichst aus re- Innovationen der die Abfüllung unterge- gionalem und biologischem bracht ist, wachsen gerade Anbau stammen. Strom und kommen heute die Ziegelsteinmauern für ein Wärme bezieht er auf seinem neues Lager in die Höhe. Hof aus Photovoltaik und So- aus den kleinen Bis heute ist kein Stück larthermie, und den Verkauf beschränkt er vorwiegend auf Brauereien. von seiner Begeisterung fürs Bierbrauen gewichen. Er die mainfränkische Gegend. spricht vom magischen Mo- Global denken, lokal trinken. Die Entscheidung, in ment am frühen Morgen, wenn der Sud nach der abend- der Rhön zu brauen, war daher schnell getroffen. „Von lichen Hefezugabe das Blubbern anfängt und die ersten hier stammt meine Familie, weswegen ich hier immer Blasen wirft. „Mich fasziniert es jedes Mal aufs Neue, als Bub an den Wochenenden zu Besuch war.“ Die Rhön wenn der Gärprozess in Gang kommt und ich etwas in ist das Urlaubsparadies seiner Kindheit und Synonym Bewegung gesetzt habe.“ Als geprüfter Sommelier kann für einen unberührten Flecken Erde, welche jetzt den er natürlich den Geschmack eines Bier in einzelne Aro- Schauplatz bietet für die Story hinter dem Bier, das er men aufsplittern und fundierte Expertisen abgeben, auf dem Hof seiner Großeltern braut. Selbstverständ- doch akademische Diskussionen wird man mit ihm nicht lich ist er Mitglied der Gemeinschaft „Wir sind Rhöner führen müssen. „Ich genieße Bier am liebsten in gro- Bier“, in der sich neun Brauereien, zwei Landwirte und ßen Schlucken ohne viel Trara – und das geht am besten eine Mälzerei zusammengeschlossen haben, um die Be- mit ungewöhnlichen Erzeugnissen, die mir schmecken.“ deutung der regionalen Bierherstellung für die Kultur- Eine neue Idee dafür hat er auch schon im Kopf. „Süß- landschaft Rhön-Grabfeld herauszustellen. kartoffeln reizen mich schon eine ganze Weile. In Ver- Von marktschreierischen Superlativen und am bindung mit Rosmarin könnte das ein richtig gutes Bier Reißbrett entworfenen Werbestrategien hält Andreas ergeben.“ Seufert hingegen nicht viel. Sein Bier soll für sich Ungewöhnlich sind nicht nur die Rezep- turen von Pax Bräu, sondern auch ihre Flaschen-Etiketten.
8 mainfranken Arbeitsraum | Elektronikerin Diana Reuter 9 an das Fachabitur hätte sie sich nicht vorstellen kön- Keine Frage, dass solch außergewöhnliche Leistun- Mit der Modelleisen- nen: „Ich wollte unbedingt etwas mit meinen Händen gen Beachtung finden: Im Werk 3 der Scheba GmbH in bahn des Vaters begann machen.“ So setzte sie sich also hin und schrieb zehn Schweinfurt fand der Twen schnell einen Arbeitsplatz. im Alter von sechs Ausbildungsbetriebe rund Ihr Know-how rund um ener- Jahren Diana Reuters um Hammelburg an. Drei- mal wurde sie zum Vorstel- „Ich war die bisher gie-, gebäude- und kommu- nikationstechnische Anlagen Technikbegeisterung, die sie zu ihrem heuti- lungsgespräch eingeladen. Schließlich landete sie als einzige Frau, die bringt sie hier beim Bau von Schaltschränken für die In- gen Job geführt hat. Azubine im Hammelburger in diesem Bereich dustrie ein. Im nächsten Jahr Dienstleistungszentrum der hat Reuter vor, sich zur Meis- Bundeswehr. Dort kümmert arbeitete.“ terin zu qualifizieren. Im Mai sich ein 20-köpfiges Team da- und Juni wird sie die ersten rum, dass die Stromversorgung in der großen Kaserne Module in Vollzeit absolvieren, ab September steigt funktioniert und Stromausfälle rasch behoben werden. sie in die zweijährige Meisterausbildung in Teilzeit ein. „Ich war die bisher einzige Frau, die in diesem Danach hofft sie, sich als Elektromeisterin bei Scheba Bereich arbeitete“, sagt Reuter. Um sie einstellen zu einbringen zu können und weiter ihren Weg zu gehen. können, mussten eigens eine Damentoilette und eine Dusche für Frauen eingebaut werden. Die älteren Kol- Den eigenen legen im Team wunderten sich sehr darüber, dass eine weibliche Jugendliche den Mumm hatte, sich in die Ge- heimnisse der Energie- und Gebäudetechnik zu vertie- Kampagne „Elternstolz“: Eine Ausbildung bie- fen. „Frauen gehören ins Büro“, hörte Diana Reuter sie tet hervorragende Karrierechancen: Darauf murmeln. Doch das ärgerte sie nicht. Ihre Ambitionen macht die Kampagne „Elternstolz“ seit Februar Weg gegangen gingen vielmehr dahin, die Kollegen durch Kompetenz 2016 aufmerksam. Eltern, die stolz auf die Be- zu beeindrucken – was ihr gelang. Die Lehre durchlief rufswahl ihrer Kinder sind, verweisen als Testi- sie mit Bravour, so dass die reguläre dreieinhalbjähri- monials auf die Vorteile, die eine Lehre bietet. ge Ausbildungszeit um ein halbes Jahr verkürzt werden Getragen wird die Kampagne vom Bayerischen konnte. Doch Reuter war nicht nur Prüfungsbeste ihrer Wirtschaftsministerium, von den bayerischen Innung. Sie setzte sich bayern- und deutschlandweit in IHKs und den bayerischen Handwerkskammern. Wettbewerben durch. Beim Bundesentscheid des Leis- Weitere Informationen zur Kampagne unter: tungswettbewerbs im Deutschen Handwerk heimste sie www.elternstolz.de im November den Titel der 2. Bundessiegerin ein. Als Elektronikerin taucht Diana Reuter tief in eine Männerdomäne ein und fühlt sich hier genau richtig. Von Pat Christ (Text) und Daniel Peter (Fotos) D Mit viel Know-how und ie Kindheit legt für vieles weitere im Leben den die Eisenbahnlandschaft, die aus Schienen, Tunneln prämierten Leistungen Grundstein. So auch bei Diana Reuter für ihre Be- und Häuschen bestand, mit viel Liebe zum Detail auf- im Job zeigt Diana geisterung für Technik. Heute, 15 Jahre später, zubauen. Reuter, dass Frauen arbeitet sie als Elektronikerin für Energie- und Gebäu- Wohin ihre berufliche Reise gehen könnte, kristalli- entgegen veralteten detechnik in einem Beruf, der lange als Männerdomä- sierte sich im Anschluss an die Mittlere Reife auf der FOS Rollenbildern sehr gut ne galt. Die 21-Jährige fühlt sich in diesem Job genau in Schweinfurt heraus. „Wir hatten drei Zweige, einen in Handwerksberufe richtig und unterstreicht dies auch mit ausgezeichne- technischen, einen wirtschaftlichen und einen sozialen“, hineinpassen. ten Leistungen. berichtet Reuter. Technik interessierte sie am meisten. Wenn Diana Reuter daran zurückdenkt, wie alles Bei praktischen Übungen in den Lehrwerkstätten der anfing, spielt sich vor ihrem inneren Auge ein Film ab: Schule fing sie endgültig Feuer für ihren späteren Beruf. Er zeigt, wie fasziniert sie von der großen Eisenbahn „Wir hatten damals zum Beispiel gemeinsam eine Ampel- war, die ihr Vater aufgebaut hatte, als sie etwa sechs anlage für eine Kreuzung gebaut“, erzählt die passionier- Jahre zählte. „Eigentlich sollte vor allem mein Bruder te Hobby-Reiterin. Das war eine ganz schön kniffelige damit spielen“, schmunzelt die junge Frau, die im Ham- Sache gewesen. Die am Ende super gelang. melburger Stadtteil Westheim im Kreis Bad Kissingen Diana Reuter beschloss, eine Lehre im Elektro- aufwuchs. Doch am Ende war sie es, die dem Vater half, handwerk zu absolvieren. Ein Studium im Anschluss
10 mainfranken Lebensraum | Mainfranken Graveller 11 tung durchfahren – Natur pur, aber auch lange An- Nach den dichten Wäldern des Spessarts und der stiege, die an den Kräften zehren. Über Habichsthal, bewaldeten südlichen Rhön ist für das „Land der of- den westlichsten Ort Mainfrankens, geht es zur Bay- fenen Fernen“ die Geschwindigkeit auf dem Graveller erischen Schanz, wo ein ganz einzigartiger Strecken- ideal, hier kann sich bei guten Lichtverhältnissen der abschnitt lockt. Die Birkenhainer Straße war im Mit- Blick schnell in der Weite aller Himmelsrichtungen telalter ein stark befahrener verlieren, dem spärlichen Handelsweg; heute verläuft Bewuchs steht die Farben- hier ein Singletrail entlang Bei guten pracht der Gräser und Blu- der zahlreichen überwu- men gegenüber. cherten Hohlwege. Und mit Lichtverhältnissen Nach einer Schleife über Weimarschmieden, dem nörd- kann sich der Blick der Ausgrabungsstätte Klos- ter Elisabethenzell liegt ein lichsten Ort der Tour, wird die echtes archäologisches High- light direkt am Wegesrand. schnell in der Weite Strecke deutlich zahmer. Auf den asphaltierten Radwegen Das Sinntal bildet die geografische Grenze zwisch- verlieren. durch das Elsbachtal oder das Saaletal verlaufen die en Spessart und Rhön. Von Kilometer bis zur Saalequelle Burgsinn aus geht es nach dem steilen An- hinter Bad Königshofen entspannt, bevor mit den Haß- Radelst Du noch oder stieg zur Hochstraße weiter nach Norden, vor- bergen das nächste Mittelgebirge wartet. bei an den Bauwerken der „Strecke 46“, Deutsch- Hier sind die Höhen etwas moderater. Es geht zur lands größter Autobahnruine aus der Vorkriegs- Nassacher Höhe (506 m), dem höchsten Punkt der zeit. Nach dem Dreistelzberg, dessen Aussichts- turm einen fantastischen Ausblick nach Süden bietet, gravelst Du schon? geht es erneut ins Sinntal hinab. Bad Brückenau lockt nicht nur als Kurstadt, sondern ganz besonders die „Gravel“ ist das englische Wort für Schotter. Radler mit dem Deutschen Fahrradmuseum. In einer Gravelbikes oder Graveller verbinden den Aufbau Schleife über den Volkersberg quert man das Sinn- eines Rennrads (ungefedert, Rennradlenker) mit tal bei Riedenberg zum letzten Mal und dann: Rhön den Möglichkeiten des Mountainbikes (breite Rei- pur! Von der Platzer Kuppe aus liegen alle markanten fen mit Profil, entspannte Geometrie). Gefahren fränkischen Rhönberge auf der Strecke: Totnansberg wird mit solchen Rädern bevorzugt auf Schotter- (839 m), Feuerberg (830 m) und Kreuzberg (928 m). wegen und rumpligen älteren Straßen. Graveller Es folgen die Abfahrt nach Bischofsheim und der lan- sind wahre Allrounder, kommen mit fast jedem Mainfranken auf vergessenen Wegen erfahren – ge Anstieg am Schwarzbach entlang auf die Hoch- Untergrund zurecht und sind darauf ausgelegt, rhön. Am Heidelstein (928 m) vorbei geht es bis zum lange Strecken entspannt zurücklegen zu können. der „Mainfranken Graveller“ macht es möglich. Schwarzen Moor. Von Jochen Kleinhenz (Text/Fotos) und Daniel Peter (Fotos) D 13 Fahrer haben sich ie mainfränkische Landschaft geizt an kaum stationen, keine Zeitnahme, und um Verpflegung und beim Mainfranken einer Stelle mit ihren Reizen. Die Schönheit Unterkunft für die Nacht kümmern sich die Fahrer Graveller 2017 ein der Natur, die vielen historischen Zeugnisse selbst. Der erste Mainfranken Graveller startete Ende ambitioniertes Ziel und fantastischen Ausblicke von den Höhen bie- September 2017 auf der Mainfranken-Messe in Würz- gesetzt: Mainfranken in ten Radfahrern und Wanderern einen idealen Raum burg mit einem ambitionierten Ziel: 13 Fahrer setzten vier Tagen zu umrunden. für Aktivurlaub und Naherholung. sich ein Zeitfenster von vier Tagen, um ganz Mainfran- Der „Mainfranken Graveller“ (MfG) ist nicht nur ken zu umrunden. Dank GPS-Trackern konnten Fami- eine weitere Option für eine Tour durch Mainfranken, lien, Freunde und Fans ihre Bewegungen „live“ im er bietet mit 630 Kilometern Strecke und ca. 10.000 Internet verfolgen. Höhenmetern ambitionierten, trainierten Radfah- Die Route verläuft im Uhrzeigersinn großzügig um rern, die gerne autonom unterwegs sind, eine Rou- Mainfranken herum: Von Würzburg geht es in westli- te fast ausschließlich in der Natur, überwiegend auf cher Richtung über die Felder hinüber zum Spessart, Rad-, Feld- und Waldwegen. Mehrere Tage – und zum wo gleich die erste Herausforderung wartet, der Gei- Beim Mainfranken Teil auch nachts – sind die Teilnehmer als Bikepa- ersberg/Breitsol westlich von Marktheidenfeld, mit Graveller haben die cking-Selbstversorger unterwegs. Es gibt weder Start- 585 m der höchste Punkt im Spessart. Der dichtbe- Teilnehmer nur das noch Preisgelder, keine organisierten Verpflegungs- waldete Spessart wird von hier aus in nördlicher Rich- Nötigste dabei.
12 mainfranken Lebensraum | Mainfranken Graveller 13 Die Tour durch Main- Haßberge, bevor es, auf dem Höhenzug an Hofheim franken belohnt ihre vorbei, weiter zum östlichsten Punkt Mainfrankens „Bikepacking“ beschreibt nichts anderes, als das Gepäck am Fahrrad zu transportieren. Anders als bei Teilnehmer immer wie- geht, Untermerzbach im Itzgrund. Neben den Wäldern längeren Radreisen, bei denen die Räder mit zusätzlichen Trägern und großen Taschen bestückt werden, der mit atemberauben- sind die vielen Burgruinen der markanteste Beitrag zielt Bikepacking eher auf wenig Gepäck ab: Ohne zusätzliche Trägersysteme werden die Taschen direkt am den Ausblicken wie vom der Haßberge zum Mainfranken Graveller: Bramberg, Rad befestigt, an Sattel, Rahmen, Lenker und/oder Gabel. Ohne ausladende Seitentaschen bleibt das Rad Dreistelz-Turm aus. Altenstein, Lichtenstein, Rotenhan und Raueneck. schmal und sehr gut steuerbar, was vor allem das Fahren auf schmalen Wegen und Pfaden klar begünstigt. Man quert den Main bei Ebelsbach-Eltmann und Mitgeführt wird nur das Nötigste, Vorräte werden unterwegs aufgefrischt. durchfährt den Steigerwald an seinem westlichen Rand bis zum Schwanberg. Nach der Abfahrt nach Iphofen wird es nicht wirklich flach, aber die Land- schaft ändert sich doch merklich, die Wälder weichen zurück, und der Ochsenfurter Gau mit seinen sanften Hügeln wartet. Die Route leitet hinunter nach Tau- berrettersheim, dem südlichsten Ort, und über den Gaubahnradweg zurück zum Main und schließlich zum Ausgangspunkt in Würzburg. Am Ende der Tour überraschte ausgerechnet ein mainfränkischer Fahrer das Teilnehmerfeld. Als „last man standing“ fuhr er bis auf 80 km an das Ziel heran. Somit schaffte er es in drei Tagen durch alle mainfrän- kischen Landkreise und legte damit 550 Kilometer zu- rück – eine beachtliche Leistung für jemanden, der bis dato kaum Erfahrungen mit dem Rad auf Langstrecken gesammelt hatte. Auch die auswärtigen Fahrer wollen nächstes Jahr wieder ihr Glück versuchen, wenn der MfG in die Neuauflage geht. Denn vor dem Graveller ist nach dem Graveller … Der MfG 2018 startet am 31. Mai (Fronleichnam) um 10 Uhr auf dem Gelände der Landesgarten- Auch wenn es einmal schau in Würzburg. Weitere Informationen zur matschig wird, Pisten Tour und Anmeldung gibt es unter: durch die Natur machen www.wiefuerdichgemacht.com/mainfrankenblog den Reiz des Mainfran- ken Graveller aus.
14 mainfranken Lebensraum | Mainfrankens Lieblingsplätze 15 Mainfrankens Lieblingsplätze Traumorte und Lieblingsmomente – Mainfranken ist wie für Dich gemacht. Von Region Mainfranken GmbH (Text und Fotos)
16 mainfranken Lebensraum | Mainfrankens Lieblingsplätze 17 1 2 3 9 Ostheim / Rhön Mein Haus ist meine Burg Rokoko macht Kinder froh Alles im Fluss Karlstadt Rokokogarten, Veitshöchheim Alte Mainbrücke, Würzburg 8 Bad Kissingen Sa ale 4 5 6 sche rä nki Ebern 7 F Schweinfurt 5 Main 1 Karlstadt Main 6 Oberschwarzach Maria im Weingarten Ein Tag in der Kunsthalle Ganz oben im Weinberg Volkach Schweinfurt Stollberg-Handthal, Oberschwarzach 2 Veitshöchheim 4 Volkach 3 Würzburg 7 8 9 Aus dem Felsen geschlagen Fürstliches Flair So schön ist die Rhön Eyrichshof, Ebern Regentenbau, Bad Kissingen Kirchenburg, Ostheim vor der Rhön
18 mainfranken Lebensraum | Spessarthof 19 Auf den Streuobstwiesen hinter dem Weide- Gemeinsam teilen grund wachsen seit 2001 Obstbäume verschie- Andrea, Günther und dener Sorten. 150 Bäume hatte Günther Jeckel Magdalena Jeckel (von seinerzeit neu angepflanzt, um ihre Früchte zu links) ihre Leidenschaft vergeistigen. Dafür erwarb er eine alte Destil- für Feinkost. lationsanlage mit dem dazugehörigen großen landwirtschaftlichen Brennrecht. 2016 inves- tierte er dann in eine neue Schaubrennerei von dem führenden Hersteller Arnold Holstein. Vor dem eigentlichen Anwesen, in dem die Familie wohnt, führen steile Treppenstufen nach unten in den Gewölbekeller, in dem die verschiedenen Destillate bereitstehen, um stil- echt am Steh-Fass verkostet zu werden. Neben Klassikern wie Williams-Christ-Birne oder Zwet- schge dampfen längst auch progressive Brände wie „Dark Oak“-Whisky und „Gute Nacht“-Gin durch die Kolonnen der Brennereianlage. Ext- ravagante Sorten wie Haselnuss, Vogelbeere, Mispel oder Aroniabeere ergänzen das bereits mehrfach ausgezeichnete Sortiment. In der Nudelmanufaktur nebenan entste- hen die beliebten Spessarthof-Landnudeln. Frisches Ei den Landnudeln beigemischt und färbt sie grün. Eine und Getreidegrieß, je nach Sorte aus Hartweizen- oder Besonderheit, die man nur auf dem Spessarthof findet. Feinkost ab Hof Dinkelgrieß, garantieren bissfeste Pasta in verschie- Trotz der vielen Aufgaben: Familie Jeckel betreibt denen Formen und Geschmacksrichtungen, die Andrea den Spessarthof von Beginn an im Nebenerwerb und Jeckel mit einer Mitarbeiterin nach eigener Rezeptur daran soll sich auch nichts ändern. „Unser Name steht herstellt. Bis zu 300 Kilogramm pro Woche, danach ist für Familie, Heimat, Qualität und echte Handarbeit“, Schluss; eine höhere Produktion ist bei der Manufak- sagt Günther Jeckel. Wer bei all diesem Arbeits- und turgröße nicht möglich, auch wenn die Nachfrage sehr Zeitaufwand eine gestresste Familie erwartet, sieht viel höher ist. „Wir wollen jedem Nudelliebhaber etwas sich getäuscht. „Der Spaßfaktor liegt bei uns bei Mit dem Spessarthof hat Familie Jeckel einen wahren bieten, aber keine Abstriche bei der Qualität machen“, erklärt Andrea Jeckel. Unter den Sorten finden Kunden 100 Prozent.“ Hier verschmelzen Arbeits-, Familien- und Freizeit: „Weil ich den Spessarthof von klein auf Sehnsuchtsort für Genießer geschaffen. etwa die einmaligen „Moringa“-Landnudeln. Die Pflan- ze, auch Meerrettichbaum genannt, enthält viele Vita- begleite, bin ich ebenso Feuer und Flamme dafür wie meine Eltern“, sagt Magdalena. Schöner als so, wie es mine sowie Mineralstoffe und wird deswegen auch als momentan ist, kann es sich keiner in der Familie vor- Von Dominik Röding (Text) und Felix Keßler/Daniel Peter (Fotos) „Wunderbaum“ bezeichnet. Das gewonnene Pulver wird stellen. M Brennerei, Rinderzucht an ist eine ganze Weile unterwegs auf kurvigen Genießer, die zu uns auf den Hof kommen, die für Qua- und Nudelmanufaktur – Landstraßen, vorbei an hügeligen Wäldern und lität bereit sind, einen weiteren Anfahrtsweg und einen für Gourmet-Fans ist Wiesen, ehe man das Ortsschild „Aura“ erreicht. höheren Preis in Kauf zu nehmen“, sagt Günther Jeckel. der Spessarthof ein Malerisch im Sinngrund gelegen, dem Flusstal zwischen Ein Besuch vor Ort lohnt sich allemal: Vor der Weide wahrer Sehnsuchtsort. Rhön und Spessart, finden nicht nur Naturliebhaber ein direkt am Haus sieht man Charolais- und die seltenen Paradies vor, sondern auch Genießer: den Spessarthof. Wagyu-Rinder grasen, von denen es in Deutschland Die Region bildet die perfekte Kulisse für den ein- nur etwa 600 Tiere gibt und deren Fleisch als Delikat- zigartigen Manufakturbetrieb, den Andrea und Günther esse gilt. 2003 hat Günther Jeckel den Viehbetrieb der Jeckel 2011 eröffnet haben. Zusammen mit ihrer Toch- Eltern übernommen und den Hof auf Bio-Rinderzucht ter Magdalena, die die Eltern neben ihrem Studium tat- umgestellt. Die ganzjährige Freilandhaltung und die kräftig unterstützt, lassen sie hier Destillate, Nudeln, ausschließliche Fütterung mit Gras, Heu und Silage Rindfleisch und weitere Gourmet-Produkte in sorgfälti- aus eigener Herstellung machen zwar mehr Arbeit, sind Zur bio-zertifizierten ger Handarbeit entstehen. Mit Hannah und Maximilian für den Züchter aber notwendig, um das bestmögliche Rinderzucht gehören stehen schon die nächsten Geschwister in den Start- Produkt anbieten zu können. Das marmorierte Fleisch, Charolais- und die löchern, die nach ihrem Studium wie ihre Schwester nach Wunsch abgehangen im Dry-Age-Schrank, ist mit seltenen Wagyu-Rinder, ebenso die Brennerausbildung ablegen wollen. Für ihre dem Bio-Siegel der EU zertifiziert und, bei richtiger Zu- deren Fleisch als Kunden ist der Spessarthof ein Sehnsuchtsort: „Es sind bereitung, wunderbar zart und saftig am Gaumen. Delikatesse gilt.
20 mainfranken Innovationsregion | Games Engineering in Mainfranken 21 Die Gamesindustrie ist längst zu einem Wirtschaftszweig mit enormen Entwicklungschancen erwachsen. Mainfranken bietet mit innovativen Unternehmen wie HandyGames den idealen Nährboden für die boomen- de Zukunftsbranche und zugleich spannende Berufsperspektiven. An der Universität Würzburg können junge Menschen im Bachelor-Stu- diengang „Games Engineering“ die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen dafür erlernen. Weitere Informationen zum Studiengang gibt es unter: games.uni-wuerzburg.de Herr Kassulke, als Spieleentwickler haben Die virtuelle Spielewelt hat es da natürlich nehmen, das für immer sicher aufgestellt ist. Sie von Mainfranken ausgehend Erfolg in einfacher. Sie kann Städte und Dörfer am Im Gegenteil: Wer eine Welle verpasst hat, ganz Deutschland und der Welt. Welche Reißbrett hochziehen. überlebt vielleicht noch. Beim zweiten Mal Rolle spielt der heimische Standort? Sie werden lachen, aber wir steigen gerade in geht es an die Existenz. Gleichzeitig dauert es Wir haben drei Wünsche an unseren Stand- den realen Immobilienbau ein. mindestens ein, eher zwei Jahre, bis wir ein ort. Einen lokalen, gut ausgebildeten und für Spiel fertig entwickelt haben. Spiele brennenden Mitarbeiterpool, einen Wie das? schnellen Internetanschluss sowie einen kur- Mit unseren Technologien – Stichwort Virtu- Das bedeutet: Sie müssen spekulieren. zen Weg zu einem internationalen Flughafen. al Reality – ist es möglich, dass Interessierte So ist es. Unsere große Wette läuft aktuell All diese Faktoren sind in Giebelstadt erfüllt, schon weit vor dem Baustart dreidimensional auf die Nintendo Switch. Während vor allem wären es aber auch in Karlsruhe oder Kassel. durch die Räumlichkeiten laufen können – die großen Publisher weltweit bisher eher mit viel Liebe zum Detail. Gleiches gilt auch zurückhaltend waren, haben wir von Anfang Tatsächlich? für aufwendige Gebäude wie Kirchen und Un- darauf gesetzt. Das könnte jetzt unser großes Okay, ich gebe es ja dazu. Ich bin waschech- ternehmenskomplexe. Glück werden. Wir haben elf Spiele auf der ter Franke und könnte mir nicht vorstellen, Switch entwickelt, das bekannte EA Sports irgendwo anders zu arbeiten. Die Region hat Sie verlassen also Ihr originäres Geschäfts- erstmal nur eines. unglaublich viel zu bieten. Wir haben Mitar- feld, die Games-Branche ... beiter aus aller Herren Länder. Wenn ich ei- Nein, das nicht. Doch dort, wo es sinnvoll ist, Aber das Geschäft, welches Sie groß ge- nem Holländer oder Spanier unsere Bier- und schauen wir über den Tellerrand hinaus. Wir macht hat, sind doch Handy-Games. „Keine Welle mehr Esskultur näherbringe, will er hier so schnell kooperieren auch verstärkt mit mittelstän- Das schon, aber wir sind längst plattformun- nicht mehr weg. dischen Unternehmen – vor allem bei Indus- abhängig unterwegs – und müssen dies auch trie-4.0-Lösungen. Mit Innovationen im Be- sein. Hier haben wir einen entscheidenden reich der Augmented Reality können wir uns Wettbewerbsvorteil. Denn es ist einfacher, direkt auf die Schnittstellen obendrauf set- von einem kleineren Spielegerät auf ein grö- verpassen“ zen. Da spielt es keine Rolle, welche Prozesse ßeres zu switchen als umgekehrt. Unseren in dem Unternehmen vorherrschen. Mit unse- Firmennamen aber behalten wir. Denn er rer Pick-by-Watch haben wir in einem Betrieb hat ein Image, dem unsere Kunden vertrau- die Logistik komplett auf den Kopf gestellt. en. Und diese sitzen kaum hier in Mainfran- Das ist eine Uhr mit wenigen Knöpfen, die ken, auch nur zu einem geringen Anteil in den Kommissionierern das Zusammenstellen Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. der Aufträge leichtmacht – und erforderliche Christopher Kassulke, Geschäftsführer von HandyGames, spricht Nachbestellungen sofort anzeigt. im Interview über Technologien, Trends und Tellerränder. Wo geht die Reise denn im Spielemarkt hin? Christopher Kassulke (im Bild) leitet das Diese Frage lässt sich nicht beantworten. In- Unternehmen gemeinsam mit seinem nerhalb von 180 Tagen verändert sich unser Von Jörg Rieger (Text) und Daniel Peter (Fotos) Bruder Markus Kassulke. Markt komplett. Es gibt kein Games-Unter-
22 mainfranken Innovationsregion | S4 Space 23 Von Würzburg ins Weltall Das Würzburger Start-up S4 – Smart Small Satellite Systems GmbH vernetzt mit seinen Kleinstsatelliten unseren Planeten. Von Von Martina Jörg Rieger Häring(Text) (Text) und und Daniel Daniel Peter Peter (Fotos) (Fotos)
24 mainfranken Innovationsregion | S4 Space 25 Diese Vielseitigkeit fasziniert auch Oliver Ruf, der Die Satelliten von ursprünglich aus dem nahen Taubertal kommt und S4 Space sind nicht mittlerweile in der Würzburger Altstadt daheim ist. Am einmal so groß wie liebsten scheint der 28-Jährige allerdings in der Test- eine herkömmliche halle seines Arbeitgebers S4 Space im Technologie- und Feuerwerksbatterie. Sie Gründerzentrum am Hubland zu tüfteln. Hier stehen sind mit einer Kamera unter anderem zwei große Dynamik-Simulatoren, die ausgestattet, um drei- die Bedingungen des Orbits nachstellen. „Damit kön- dimensionale Bilder von nen Kleinstsatelliten exakt aufeinander abgestimmt der Erde zu liefern. werden“, sagt Ruf: „Die Konstruktion ist vom Rest des Bodens isoliert, so dass wir durch die Halle laufen kön- nen, ohne dass die Messungen gestört werden.“ Hintergrund für die Testläufe: Ein einzelner Kleinst- satellit bewegt sich mit circa 28 000 (!) Kilometern in der Stunde um die Erde. Noch besser als ein Solist kön- nen mehrere Klein-Satelliten im Team die Erde beob- achten. „Das kann man sich so vorstellen: Einer erspäht irgendwo da unten einen Vulkanausbruch und infor- miert seine Mitstreiter. Dann tun sie sich zusammen und richten ihr Augenmerk aus verschiedenen Blickwinkeln Die Innovationsregion Mainfranken wird auf die entdeckte Stelle“, erläutert Ruf. Das alles laufe weiter gestärkt: Ab Herbst 2018 wird ein neuer, vollautomatisiert ab. „Das Gehirn der Satelliten ist ihre englischsprachiger Elite-Studiengang für Sa- Software, die wir von hier unten aus bedienen können.“ telliten-Technologie an der Universität Würz- Das Projekt ist weltweit angelegt. In Würzburg wer- burg angeboten. Der vom Freistaat geförderte den bis 2019 drei solcher Kleinstsatelliten namens TOM Master „Satellite Technology – Advanced Space 1–3 entwickelt und zusammengebaut. „Der Abschuss in Systems“ (SaTec) ergänzt den seit 2005 an der den Weltraum erfolgt mit einer Rakete von dort, wo es Würzburger Uni laufenden internationalen Studi- am kostengünstigsten ist, meist in Indien oder Russ- engang „SpaceMaster – Master in Space Science land“, erklärt Schilling. Die Vorgänger von TOM flie- and Technology“. Dieser wird bereits von der EU E lf Männer aus Deutschland waren schon oben, in vom Zentrum für Telematik in Würzburg: „Folgerichtig gen noch dort oben und der UWE-3 funktioniert nach gefördert und lockt Studenten aus der ganzen drei Jahren folgt die erste Frau. Die Rede ist von nutzen nun die kommerziellen Kleinsatelliten diese über vier Jahren noch völlig einwandfrei. Eines haben Welt an. Weitere Informationen zum „SpaceMas- einem Ausflug ins All. Im Jahr 2020 wird aller Vor- Technologien für konkrete Anwendungen.“ Nicht zu- die Kleinstsatelliten schon jetzt bewirkt: Für Anna Au- ter“ unter: www.spacemaster.uni-wuerzburg.de aussicht nach erstmals eine Deutsche zur Raumstation letzt deshalb initiierte er 2017 die Ausgründung der mann, Oliver Ruf und ihre Kollegen sorgen sie für die Informationen zum neuen Master „Satellite Tech- ISS fliegen. Anna Aumann vom Würzburger Start-up Universität Würzburg, das Start-up S4 Space. „Der perfekte Spielwiese für ihre Zukunftstechnologien auf nology“ folgen unter: www.uni-wuerzburg.de „S4 – Smart Small Satellite entscheidende Vorteil von Würzburger Grund und Boden. Systems GmbH“ kommt ihr Kleinstsatelliten sind ihr bereits zuvor. Gut, sie fliegt Die kleinen Kästen niedriges Gewicht und da- nicht persönlich in den Welt- mit verbunden ihr niedriger raum; stattdessen schickt sie sollen nichts weniger Preis“, weiß Schilling. Satelliten hoch, die sie mi- Die kleinen Kästen sollen tentwickelt hat. „Astronautin als Menschenleben letztlich nichts weniger als wollte ich nie werden“, sagt Menschenleben retten – und die 26-Jährige. „Es reicht retten. ein möglicher Anwendungs- mir, wenn eines Tages etwas fall erschütterte kürzlich die im All fliegt, an dem ich mitgearbeitet habe.“ Bewohner von Bali: der Vulkan Agung. „Während der Konkret geht es um Kleinstsatelliten, deren Maße Ausbrüche wäre es zu gefährlich, mit Flugzeugen da- nicht einmal an eine gewöhnliche Feuerwerksbatterie rüber zu fliegen. Daher können viel besser Satelliten heranreichen. „Sie sind mit einer Kamera ausgestattet, dreidimensionale Bilder von oben liefern. Diese wer- In der Testhalle im die gemeinsam mit anderen Satelliten dreidimensiona- den etwa benötigt, um zu erkennen, in welchen Höhen Technologie- und le, hochaufgelöste Bilder von der Erde liefern soll“, er- und wohin der Wind die Aschewolken treibt“, erläutert Gründerzentrum am klärt Aumann, die aus Worms stammt und ihr Glück in Schilling. Aus dem Weltraum könne man zudem auch Um präzise Bilder von Würzburger Hubland Würzburg gefunden hat. Denn nur in der Domstadt kann solche Gebiete erreichen, wo Mensch und Technik sonst der Welt zu erhalten, finden die Mitarbeiter sie Informatik so gut mit Raumfahrttechnik verbinden nur schwer hinkämen – Ölplattformen auf tiefer See braucht es Schwärme des Start-ups S4 Space und gleichzeitig in einem Orbit-Projekt promovieren. etwa oder schroffe Gebirge. Nicht nur das: Mithilfe der der Kleinstsatelliten, ideale Forschungsbe- „Die Grundlagenforschung ist bei Satelliten soweit Minisatelliten lässt sich dort auch telefonieren und Ma- die miteinander kom- dingungen vor. abgeschlossen“, berichtet Professor Klaus Schilling schinen überwachen. munizieren.
26 mainfranken Innovationsregion | News 27 Neuer Verkehrsverbund: Gemeinsam in die Zukunft starten Mit der Unterzeichnung des Gesellschaf- wieder ein wesentliches Stück weiter zusam- schaft. „Sie verdeutlicht den gemeinsamen tervertrages zur Gründung der Nahverkehr men“, so Schuchardt. Der neue Verkehrsver- politischen Willen aller ÖPNV-Aufgabenträger Mainfranken GmbH im vergangenen Dezember bund bedeutet damit nicht nur eine stärkere in Mainfranken, diesen – dann drittgrößten – ist der Weg frei für einen gemeinsamen Ver- Vernetzung der Verkehrsträger, sondern auch Verkehrsverbund in Bayern zu schaffen.“ kehrsverbund, der Stadt und Landkreis Würz- eine Stärkung des Umweltverbundes. Nach der Unterzeichnung des Gesellschaf- burg, die Landkreise Kitzingen, Main-Spes- „Der neue Verbundraum, der von den tervertrages werden nun die weiteren recht- sart, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Haßberge Haßbergen bis in den Main-Spessart und vom lichen Grundlagen für die Erweiterung des sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt um- Rhön-Grabfeld bis in den Landkreis Kitzingen Verkehrsverbundes geschaffen. In einem ers- fasst. reicht, gibt uns die Möglichkeit, den Nah- ten Schritt werden die Verkehrsunternehmen „Mit dieser großflächigen Erweiterung des verkehr im gesamten Bereich attraktiver zu des bestehenden Verbundes über Kooperati- bestehenden Verbundraumes und der Aussicht machen“, so Florian Töpper, Landrat des Land- onsverträge in die Nahverkehr Mainfranken auf einen Gemeinschaftstarif im gesamten kreises Schweinfurt. „Eine gelungene Vernet- GmbH integriert werden. Im Anschluss wird Verbundraum geht ein langgehegter Wunsch zung von Arbeits- und Wohnorten, auch über für eine zielgruppengerechte Ausrichtung in Erfüllung“, betont Würzburgs Oberbürger- die Grenzen einzelner Städte und Landkreise des Verkehrsverbundes das Fahrgastverhalten meister Christian Schuchardt. hinaus, ist entscheidend für die Zukunftsfä- durch externe Gutachter untersucht werden. „Die Attraktivitätssteigerung des ÖPNV higkeit einer Region“, so Töpper. Der neue In einem weiteren Schritt soll zum 1. August und damit eine größtmögliche Verlagerung Verbundraum verdoppelt schließlich den bis- 2022 die Erweiterung des Verkehrsverbundes vom motorisierten Individualverkehr auf den herigen auf fast eine Million Menschen, die in um die Region Main-Rhön erfolgen. Es liegen öffentlichen Nahverkehr ist zugleich eines seinem Zuständigkeitsbereich leben. vor den Kooperationspartnern noch mehrere der wichtigen Ziele, die wir umweltpolitisch Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer Jahre Arbeit bis zur operativen Verwirklichung verfolgen. Außerdem wächst Stadt und Land freut sich über die Gründung der neuen Gesell- der Zielsetzung. Career tour Mainfranken begeistert Berufseinsteiger. Foto: Anne Krämer, Region Mainfranken GmbH Vom Hörsaal zum Weltmarktführer Um Fachkräfte für Mainfranken zu sichern, Das innovative Familienunternehmen de es aber toll, dass ich nun durch die career führt die Region Mainfranken GmbH für Stu- WAREMA, das seit mehr als 60 Jahren für tour die Möglichkeit hatte, mir den Betrieb dierende der mainfränkischen Hochschulen hochwertigen Sonnenschutz steht, bot den von innen anzuschauen und erste Kontakte career tours durch. Die career tours sind Studierenden ein vielfältiges Programm. Ne- mit den relevanten Personalverantwortlichen kostenfreie eintägige Bustouren mit Besich- ben einer Besichtigung der digitalisierten zu knüpfen“, so eine Teilnehmerin. „Ich habe tigungen bei Toparbeitgebern in der Region Produktion konnten die Teilnehmer in einem schon an der letzten Tour teilgenommen und und richten sich gezielt an Studierende in der Kreativworkshop eigene Produktlösungen werde sicher auch bei der nächsten mit dabei Karriereplanung. Die praxisnahen Einblicke entwickeln und so erste Eindrücke von den sein.“ in die Unternehmenskultur, Produkte, Prozes- internen Arbeitsprozessen eines Weltmarkt- Die Umsetzung der career tours erfolgt se sowie die konkreten Karrieremöglichkeiten führers erhalten. Der Rundgang bei Procter & in Kooperation mit den career services der der Betriebe stehen dabei im Vordergrund. Gamble, einem global aufgestellten Konsum- Julius-Maximilians-Universität Würzburg An der Tour im vergangenen Dezember güterhersteller, bot Einblicke in die moder- und der Hochschule für angewandte Wissen- nahmen rund 25 motivierte Studierende nen Produktionsanlagen des Marktheidenfel- schaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS). Die teil und besuchten in Begleitung der Re- der Werkes. nächste Tour findet im Sommersemester 2018 gion Mainfranken GmbH die Unternehmen „Ich muss zugeben, dass ich bei meiner statt. Studierende der Universität Würzburg WAREMA Renkhoff SE und Procter & Gamble bisherigen Berufsplanung gar nicht an diese und der FHWS können sich informieren unter Manufacturing GmbH in Marktheidenfeld. beiden Unternehmen gedacht habe. Ich fin- www.mainfranken.org/careertours. Impressum Verkehrsverbund-Puzzle mit neun Teilen: Mit der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrags der Nahverkehr Mainfranken GmbH machen Landrat Thomas Bold Herausgeber: Region Mainfranken GmbH, Ludwigstraße 10 1/2, 97070 Würzburg, Tel.: 09 31 / 45 26 52-0, www.mainfranken.org | Inhaltlich verantwortlich: (Bad Kissingen), Bürgermeisterin Sorya Lippert (Schweinfurt), Landrat Florian Töpper (Schweinfurt Land), Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Würz- Åsa Petersson (Redaktionsleitung), Geschäftsführerin, Region Mainfranken GmbH | Umsetzung: MainKonzept, Berner Straße 2, 97084 Würzburg, burg), Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld), Landrätin Tamara Bischof (Kitzingen), Landrat Thomas Schiebel (Main-Spessart), Landrat Eberhard Nuß Tel.: 09 31 / 60 01-775, www.mainkonzept.de | Gestaltung: Jochen Kleinhenz (Corporate Design), Fabienne Zobel (Gestaltung und Satz) | Fotos Lieblings- (Würzburg Land), Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer und Landrat Wilhelm Schneider (Haßberge) einen Riesenschritt in Richtung einheitlicher plätze: Andreas Hub, G. Engert, Jochen Kleinhenz, Åsa Petersson | Projektmanagement: Tobias Lehra | Druck: Haßfurter Medienpartner GmbH & Co. KG, Wabentarif in ganz Mainfranken. Foto: Georg Wagenbrenner (Stadt Würzburg) Augsfelder Straße 19, 97437 Haßfurt.
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