Industrie in Bonn/Rhein-Sieg - Wohlstand und Nachhaltigkeit für die Region - www.ihk-bonn.de
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Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Inhalt Inhalt Einleitung ........................................................................................................................................................... 05 1. Die regionale Industrie ....................................................................................................................06 Qualitative Bedeutung der Industrie.......................................................................................................................... 06 Quantitative Bedeutung der Industrie........................................................................................................................ 08 2. Herausforderungen für die regionale Industrie ............................................................................12 Engpässe bei Gewerbeflächen................................................................................................................................. 12 Fachkräftemangel absehbar..................................................................................................................................... 12 Energiewende und Klimaschutz erfordern große Anstrengungen.............................................................................. 13 Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie noch zu wenig ausgeprägt.................................................. 14 Verwaltungen zu wenig industrienah......................................................................................................................... 14 Akzeptanz gegenüber Industrie zu gering................................................................................................................. 15 Umweltauflagen belasten Industrieunternehmen....................................................................................................... 15 Infrastruktur nicht an moderne Industrieanforderungen angepasst............................................................................ 16 Gewerbesteuer in Bonn/Rhein-Sieg vergleichsweise hoch........................................................................................ 16 3. Was die Industrie in Bonn/Rhein-Sieg braucht.............................................................................17 Ausreichend Gewerbeflächen ausweisen.................................................................................................................. 17 Verfügbarkeit von Fachkräften sichern...................................................................................................................... 17 Energiewende, Klimaschutz und Nachhaltigkeit industrieverträglich gestalten........................................................... 18 Zusammenarbeit Wissenschaft und Wirtschaft intensivieren..................................................................................... 20 Verwaltungen industriefreundlich organisieren und digitalisieren................................................................................ 21 Akzeptanz der Industrie verbessern.......................................................................................................................... 21 Umweltauflagen mit Augenmaß anwenden............................................................................................................... 22 Infrastruktur an Industrieanforderungen anpassen..................................................................................................... 22 Gewerbesteuern senken........................................................................................................................................... 23 Fazit und Ausblick.............................................................................................................................................. 24 Initiative In|du|strie Bonn/Rhein-Sieg........................................................................................................... 25 Vorstellung der Initiative............................................................................................................................................ 25 Literaturverzeichnis........................................................................................................................................... 26 Impressum ........................................................................................................................................................... 27 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 3
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Einleitung Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Einleitung Einleitung Unsere regionale Industrie1 hat in der Corona-Pandemie schnell und innovativ reagiert: Maschinen zur Produktion von Masken hergestellt, Boxen für die Impfstoffkühlung be- reitgestellt, Plexiglasscheiben zum Schutz von Angestellten in Büros und Einzelhandel entwickelt. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Das moderne Leben, wie wir es kennen – und seit Corona noch mehr zu schätzen wissen –, wäre ohne die regionale Industrie nicht in gleicher Art und Weise wieder angelaufen. Aber auch unsere Industrie hatte und hat mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen: unterbrochene Lieferketten, Materialmangel und gestiegene Preise. Erschwerend kommt hinzu, dass die Industrie sich in einem Strukturwandel hin zu Digitalisierung und Dekar- bonisierung befindet. Trotz dessen wurden die Betriebe in der Krise ihrer verantwortungs- vollen Rolle gerecht und brachten ihre Mitarbeiter weitgehend gut durch die Pandemie. Peter Kuhne Vizepräsident der Eine regionale Standortpolitik für die Industrie sollte die Chancen ergreifen, die unsere In- IHK Bonn/Rhein-Sieg dustrie im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg bietet: gute und sichere Arbeitsplätze, Lösungen für gesamtgesellschaftliche Herausforderungen unter Einsatz modernster Technologien und einen erheblichen Beitrag zum Wohlstand der Region. Die Ausgangssituation für die Industrie in Bonn und Rhein-Sieg ist gut – der Rhein, der Flughafen Köln/Bonn, Häfen und Umschlagsbahnhöfe sowie die Nähe zu Seehäfen und Metropolregionen an Rhein und Ruhr sowie die Lebens- und Aufenthaltsqualität sind at- traktive Standortfaktoren. Regionale Cluster wie die Kunststoff-Branche, zahlreiche Weltmarktführer sowie weitere innovative, oft wenig bekannte Industrieunternehmen sind Ausweis einer kraftvollen und vielseitigen Industrie-Region Bonn/Rhein-Sieg. Zudem bestehen zwischen den Industrie- und Dienstleistungsunternehmen starke regionale Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus genießt die Region als Forschungs- und Bildungsstandort einen ausgezeichneten Ruf. Prof. Dr. Stephan Wimmers Angesichts der regionalen, nationalen und globalen Herausforderungen, vor denen auch der Geschäftsführer Industriestandort Bonn/Rhein-Sieg steht, sind eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung so- der IHK Bonn/Rhein-Sieg wie eine positive Kooperation zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung, ein Eintreten für gemeinsame Ziele, dringend notwendig. Denn: Digitalisierung, Klima- und Umweltschutz, demografischer Wandel, Veränderung der wirtschaftlichen Weltordnung sowie die Bewälti- gung der Corona-Pandemie und der Folgen der Flutkatastrophe sind Daueraufgaben. Im vorliegenden Industriereport skizziert die IHK Bonn/Rhein-Sieg die Bedeutung der hie- sigen Industrie für den Wirtschaftsstandort und nennt die Probleme der Region beim Namen. Zudem unterbreiten wir Lösungsvorschläge für eine regionale Industrie-Standort- politik. Wir hoffen auch, dass eine neue Bundesregierung verantwortungsvoll mit unserer Industrie umgeht und deren Wert zu schätzen weiß. Eine anregende Lektüre wünschen Peter Kuhne, Vizepräsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg Prof. Dr. Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg 4 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 5 1 Unter „Industrie“ wird der Bergbau, das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe verstanden.
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region 1. Die regionale Industrie Qualitative Bedeutung der Industrie Regionale Industrieunternehmen stellen materielle Güter und Maschinen her, gewinnen Rohstoffe und veredeln sie. Dabei setzen sie modernste Technik ein – mechanisch, maschinell und automatisch. Auch Dienstleistungen kommen zum Einsatz, etwa das Beschaf- fen von Ressourcen und die Vermarktung von Produkten. Diese erstellt ein Industriebetrieb entweder selbst oder kauft sie zu. Eine Wertschöpfungskette (siehe Übersicht) zeigt die Zusammenhänge. Der Kern der industriellen Wertschöpfungskette ist die Produktion oder die Erstellung des Endproduktes. Hier sind typischerweise auch die meisten Beschäftigten in der Industrie tätig. Übersicht: Die industrielle Wertschöpfungskette Industriebetriebe sind heute meist durch automatisierte Anlagen rung, für Energieversorgung und Mobilität und viele andere An- und moderne Architekturen gekennzeichnet. Wer heute ein In- wendungsfelder bereit. dustrieunternehmen besucht, kann sich davon selbst überzeu- gen: Das veraltete Bild der „rauchenden Schlote“ hat sich längst Den Menschen in der Region bieten die Industrieunternehmen Eingangslogistik Produktion Ausgangslogistik Service zur aktuellen Erscheinung der „clean production“ gewandelt. moderne, zukunftssichere und gut bezahlte Arbeitsplätze. Hin- zu kommen ausgezeichnete Ausbildungs- und Weiterbildungs- Rohstoff- und werkstoffnahe Produktion des Endproduktes Alle Aktivitäten zur Förderung des Einsatzes und Die Industrieunternehmen in Bonn/Rhein-Sieg versorgen ihre möglichkeiten, die die Industrie gerade auch für junge Men- Tätigkeiten und Zulieferung oder Erstellung der Auslieferung der Produkte Werterhaltung und Weiterverwen- Kunden regional, national sowie international mit unterschied- schen attraktiv macht. Die Beschäftigten üben hochqualifizierte von Komponenten Dienstleistungen dung der verkauften Produkte lichsten Produkten – von Maschinen und Fahrzeugteilen über Tätigkeiten aus, die mit der traditionellen Vorstellung einer Arbeit Quelle: eigene Darstellung nach BDI (2013, S. 23) Gummi- und Kunststoffwaren bis hin zu Wasserstoffspeichern. am Fließband nichts mehr zu tun haben. Techniker/-innen und Die hiesigen Industrieunternehmen bieten Lösungen für die Her- Ingenieur/-innen finden dort ideale Bedingungen, um ihre Fähig- Zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor bestehen mithin vielfältigste Beziehungen. Industrielle Produkte können nur durch eine ausforderungen unserer Zeit. Sie stellen nützliche Komponenten keiten individuell einsetzen und die Entwicklung von Zukunfts- Zusammenarbeit beider Sektoren entstehen. Das heißt aber auch, dass viele Dienstleister in der Region Bonn/Rhein-Sieg auf ihre für eine nachhaltige Entwicklung, für Gesundheit und Ernäh- themen aktiv vorantreiben zu können. industriellen Kunden angewiesen sind. Starke Industrie bedeutet starker Dienstleistungssektor Zur Debatte über die Industrie in der Dienstleistungsgesellschaft Industrie und Dienstleistungen sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Aufgrund der engen Verbindung zwischen industrieller Die Verfügbarkeit von Industriegütern bildet die Grundvoraussetzung für ein modernes Leben. Ohne Industrieprodukte ist Produktion und produktbezogenen Dienstleistungen finden diese meist in räumlicher Nähe zueinander statt (Wölfl, 2019, S. 56). unser Wohlstand undenkbar. Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften sind auf industrielle Produktion angewiesen, um- Das gilt etwa für Transport- oder Wartungsdienstleistungen, die sich häufig am gleichen Standort wie die Industrieunterneh- gekehrt gilt dies jedoch auch. Viele Dienstleistungen und Wissensangebote erfordern industriell gefertigte Produkte, damit men niederlassen. Industrieunternehmen beauftragen in der Regel Dienstleister aus der näheren Umgebung. Diese Symbiose sie erzeugt werden können. Die quantitativ-statistische Bedeutung der Industrie wird weiter abnehmen – Grund dafür ist die zeigt sich auch bei der Verlagerung von Industriebetrieben. Dienstleister folgen teilweise der sich verlagernden Industrie an zunehmende Arbeitsteilung. Die qualitative Bedeutung der Industrie bleibt jedoch unverändert hoch. andere Standorte. 6 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 7
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region Quantitative Bedeutung der Industrie Industrie im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg Zu großen Teilen sind Industriebetriebe in der Energie- und Wasserversorgung, im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden, im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bauhauptgewerbe aktiv, vereinzelt sogar im Bereich der Dienstleistungen (siehe Syste- matik).2 8,9 Die Industrie in der Systematik der Wirtschaftszweige % Baugewerbe Verarbeitendes Gewerbe Anzahl Betriebe Gesamtwirtschaft* 54.361 Industrie* 4.838 • Hochbau • Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln • Tiefbau • Getränkeherstellung Anteil Betriebe • Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und • Tabakverarbeitung Industrie 8,9 % sonstige Ausbaugewerbe • Herstellung von Textilien an Gesamtwirtschaft* „Neben der „Bundes- und • Herstellung von Bekleidung Universitätsherrlichkeit“ • Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen waren die Repräsentanten • Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren Bergbau und (ohne Möbel) der Stadt Bonn 1952 sehr Gewinnung von Steinen und Erden • Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus an problemloser Industrie- • Herstellung von Druckerzeugnissen; ansiedlung interessiert. 16,1 • Kohlenbergbau Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern So sind meine Großeltern • Gewinnung von Erdöl und Erdgas • Kokerei und Mineralölverarbeitung und mein Vater von Berlin • Erzbergbau • Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau • Herstellung von chemischen Erzeugnissen • Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen % und Straubing in die • Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau und für die • Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren damalige Peripherie Gewinnung von Steinen und Erden • Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, von Bonn (Verteilerkreis) Verarbeitung von Steinen und Erden umgezogen und haben • Metallerzeugung und -bearbeitung Anzahl Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte** Verwaltung und Produktion • Herstellung von Metallerzeugnissen Gesamtwirtschaft** 349.190 hier neu errichtet. Auch heute Energie- und Wasserversorgung; • Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, Industrie** 56.215 elektronischen und optischen Erzeugnissen noch wissen unsere Mitarbeiter Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen • Herstellung von elektrischen Ausrüstungen Anteil Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Bonn und dem Umland • Maschinenbau Industrie 16,1 % sowie die vielen täglichen an Gesamtwirtschaft** • Energieversorgung • Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Lieferanten die gute Verkehrs- • Gasversorgung • Sonstiger Fahrzeugbau Quellen: *IHK Bonn/Rhein-Sieg (2021) anbindung zu schätzen.“ • Wasserversorgung • Herstellung von Möbeln **Bundesagentur für Arbeit Bonn (2020) • Abwasserentsorgung • Herstellung von sonstigen Waren • Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen; • Reparatur und Installation von Maschinen Rückgewinnung und Ausrüstungen Im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg sind insgesamt 4.838 Unternehmen • Beseitigung von Umweltverschmutzungen und des produzierenden Gewerbes ansässig (IHK Bonn/Rhein-Sieg, 2021). sonstige Entsorgung Damit stellt die Industrie in der Region einen Unternehmensanteil von knapp neun Prozent. Anders sieht es bei den sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten aus: In der Region Bonn/Rhein-Sieg entfallen von den insgesamt knapp 350.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 56.215 (Bundesagentur für Arbeit, 2021) auf das produzierende Ge- Quelle: Statistisches Bundesamt (2008) werbe – ein Anteil von 16,1 Prozent. Die Industrie sorgt also für rund William Verpoorten Geschäftsführer jedes sechste sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnis. VERPOORTEN GmbH & Co. KG, Bonn 2 Wenn ein Unternehmen materielle Güter herstellt, gewinnt oder veredelt, wird es dennoch in bestimmten Fällen statistisch den Dienstleistungen 8 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg zugerechnet, nämlich dann, wenn der wirtschaftliche Schwerpunkt dienstleistenden Charakter aufweist. Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 9
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Region Industriebetriebe* in der Region Bonn/Rhein-Sieg Kommunen des IHK-Bezirks mit den meisten Industriebetrieben* Auslands- Kommunen Anzahl Betriebe Beschäftigte Entgeltsumme Umsatz Exportquote umsatz (in Mrd. €) (in Mrd. €) (in Mrd. €) (%) Troisdorf 79 Rhein-Sieg- Bonn 54 290 25.089 1,1 6,0 2,5 41,2 Kreis Hennef (Sieg) 27 Bonn 54 6.933 0,4 1,1 0,6 51,4 Sankt Augustin 22 Summe 344 32.022 1,5 7,1 3,0 46,3 Meckenheim 20 Quelle: IT.NRW (2021) *Industriebetriebe sind hier Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau mit mehr als 20 Beschäftigten. Quelle: IT.NRW (2021) *Industriebetriebe sind hier Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau mit mehr als 20 Beschäftigten. Etwa sieben Prozent der Industriebetriebe in der Region Bonn/ erhebliche Kaufkraft in der Region. Das Geld verdient die Indus- Rhein-Sieg haben jeweils mehr als 20 Beschäftigte. In die- trie aber nicht nur hier, sondern in einem erheblichen Maß im sen 344 Unternehmen arbeiten über 32.000 Beschäftigte, die Ausland – die Exportquote der hiesigen Unternehmen liegt bei Die industrielle Kernregion des IHK-Bezirks Lohnsumme beträgt gut 1,5 Milliarden Euro, der Umsatz zirka über 46 Prozent. Die Betriebe sind weltweit tätig und damit Teil befindet sich rechtsrheinisch zwischen Trois- 7,1 Milliarden Euro. Somit generiert die örtliche Industrie eine von weltweiten Wertschöpfungsketten. dorf, Sankt Augustin, Siegburg und Hennef (Sieg). Bedeutende weitere Standorte sind Bonn und Meckenheim. Viele traditionelle und über die Grenzen der Region hinaus be- kannte Unternehmen haben hier ihren Sitz. Schwerpunkte der Industrieproduktion* in der Region Bonn/Rhein-Sieg Anzahl Anzahl Umsatz Industriezweig Betriebe Beschäftigte (in Mrd. €) Die zehn größten Industrie-Arbeitgeber der Region Maschinenbau 48 4.608 1,1 Name Mitarbeiter in der Region Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 43 3.363 0,8 Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA 1.012 Reifenhäuser GmbH & Co. KG Maschinenfabrik 903 Metallerzeugung und -bearbeitung, 43 3.284 0,7 Herstellung von Metallerzeugnissen SGL Carbon GmbH 876 Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 38 3.838 1,0 Eaton Industries GmbH 869 Kautex Textron GmbH & Co. KG 786 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 18 2.490 0,8 ZF Friedrichshafen AG 700 Die fünf wichtigsten Industriezweige zusammen 190 17.583 4,4 Mannstaedt-Werke GmbH & Co. 699 Industrie insgesamt 344 32.022 7,1 Walterscheid Powertrain Group 670 Anteil wichtigste Industriezweige an Industrie insgesamt 55 % 55 % 62 % Quelle: IT.NRW (2021) *Industriebetriebe sind hier Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau mit mehr als 20 Beschäftigten. GKN Sinter Metals Components GmbH 519 Die Schwerpunkte der Industrieproduktion in Bonn/Rhein-Sieg lie- stellung von Nahrungs- und Futtermitteln und chemischen Er- Evonik Industries AG 508 gen im Maschinenbau, in der Herstellung von Gummi- und Kunst- zeugnissen. Diese fünf Industriezweige erwirtschaften 62 Prozent stoffwaren, der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie der Her- des gesamten Industrieumsatzes im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg. Quelle: IHK Bonn/Rhein-Sieg, General-Anzeiger (2021) 10 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 11
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Herausforderungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Herausforderungen 2. Herausforderungen für die regionale Industrie Die Industrie trägt in erheblichem Maße zum Wohlstand der Re- den Rhein-Sieg-Kreis dar. Hier wurden im gesamten IHK-Bezirk Energiewende und Klimaschutz gion Bonn/Rhein-Sieg bei. Gleichzeitig steht sie vor erheblichen Potenzialflächen identifiziert, die auch interkommunal entwickelt erfordern große Anstrengungen Herausforderungen. Es sind nicht nur die gesamtwirtschaftli- werden können. chen Rahmenbedingungen – zum Beispiel Energiepreise und Da die deutsche Industrie außergewöhnlich stark im internationalen Steuern –, sondern auch bestimmte Gegebenheiten an Ort und Fachkräftemangel absehbar Wettbewerb steht, sind die Kosten für Strom und Gas ein wichtiger Stelle, die den Industrieunternehmen Sorgen bereiten. Es sind Standortfaktor. Viele Prozesse in der Industrie sind abhängig von ei- die Standortbedingungen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Die Industrie in der Region benötigt Fachkräfte, um mit moder- ner hohen Versorgungssicherheit, die in Deutschland seit Jahrzehn- die mitentscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit der Unter- nen, innovativen Produkten und Prozessen im internationalen ten gewährleistet ist. Kleinste Spannungsschwankungen können lau- nehmen. Als problematisch erweisen sich schon seit längerem Wettbewerb bestehen zu können. Zwar hat die Corona-Pande- fende Prozesse unterbrechen. Die Folgekosten sind erheblich. die Standortfaktoren Gewerbeflächen, bürokratische Auflagen, mie die Industrieproduktion 2020 etwas gedrosselt. Doch 2021 ist die Nachfrage nach Industrieprodukten wieder stark ange- Die Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier werden in Kürze ab- „Die Energieversorgung muss Fachkräftesituation, Verkehrsinfrastruktur, Energiekosten und Digitalisierung. stiegen. Was sich in einer Steigerung der eingetragenen Ausbil- geschaltet. Dieser erhebliche Anteil an der Stromerzeugung muss in klimaneutral werden. Damit dungsverträge in den industriellen Ausbildungsberufen um 22 den nächsten Jahren durch erneuerbare Energien und Energie aus das gelingen kann, hat GKN Engpässe bei Gewerbeflächen Prozent bemerkbar macht. Dennoch ist die Nachfrage sowohl komplementären Gaskraftwerken ersetzt werden. Die Herausforde- sichere und kompakte nach Fachkräften als auch nach Auszubildenden ungebremst. rung: die zwangsläufigen Schwankungen der Stromerzeugung aus- Wasserstoffspeicher entwickelt. Dafür gibt es vielfältige Gründe: zugleichen. Teilweise berichten Unternehmen schon jetzt von Proble- Die Region Bonn/Rhein-Sieg ist eine Wachstumsregion mit Sie speichern grünen entsprechendem Bedarf an Industrieflächen. Diese sind nicht • Die Industrie wird von vielen Menschen nicht als moderner men mit schwankenden Spannungen. Wasserstoff aus erneuerbaren nur erforderlich, um bereits ansässigen Unternehmen eine Ex- und zukunftssicherer Arbeitsplatz gesehen. Allzu oft herrscht Energien unter geringem pansion zu erlauben oder sie bei erforderlichen Standortverla- noch immer das Bild der „rauchenden Schlote“ vor. Hinzu Zudem zählen die Brutto-Strompreise in Deutschland zu den höchs- ten in Europa. Maßgeblich für die Energiekosten sind hierzulande vor Druck und liefern bereits gerungen in der Kommune oder zumindest in der Region zu kommt, dass die Industrie mit Blick auf die Nachhaltigkeit – Kunststoffregion – häufig als Verursacher von Klima- und allem die politischen Komponenten des Preises, also Umlagen und heute bei Bedarf Strom halten. Sondern auch, um neue Unternehmen für den Standort zu gewinnen. Umweltproblemen angesehen wird. Das beeinträchtigt die Steuern. Industrieunternehmen mit einem hohen Stromverbrauch oder Wärme für Gebäude Attraktivität eines Arbeitsplatzes oder einer Ausbildung im profitieren jedoch auch von Sonderregelungen, die den Strompreis oder Industrieanlagen.“ Besonders für die engräumige und von gemischter Flächennut- Industriebereich. stark senken. Solche Ausnahmeregeln bieten Anlass für Unsicher- zung geprägte Stadt Bonn wird es immer schwieriger, geeigne- • Nach wie vor ist es schwierig, ausländische Fachkräfte für heit, da sich die politischen Rahmenbedingungen und damit die te Flächen zu schaffen oder in ihrer Nutzung festzuschreiben. eine Tätigkeit in Betrieben zu gewinnen. Komplizierte Zu- Strompreise schnell ändern können. Investitionen und Innovationen Hier stellt die Flächenkonkurrenz zwischen den Nutzungsarten wanderungsregeln im Fachkräfteeinwanderungsgesetz hin- könnten dadurch ausgebremst werden und die Standorte in unserer Wohnen und Gewerbe eine besondere Herausforderung dar. dern die Unternehmen an der Rekrutierung von Fach- Region zunehmend an Attraktivität verlieren. Gegenwärtig stehen nur noch geringe Flächenreserven zur Ver- kräften aus dem Ausland – hier sind etliche bürokratische fügung: in der Stadt Bonn rund 36 Hektar, im Rhein-Sieg-Kreis Hürden zu nehmen. Insbesondere fehlt die Möglichkeit für Die Mehrheit der Gesellschaft will einen neuen Pfad eingeschlagen: 302 Hektar (laut Gewerbeflächengutachten der Stadt Bonn und ausländische Studierende an deutschen Hochschulen, in Hin zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft. Die Ansprüche der Be- des Rhein-Sieg-Kreises (2018)). Die Reichweite dieser Flächen- Deutschland anstelle des Studiums eine Ausbildung zu be- völkerung an die Industrie sind deshalb hoch. Und der Anspruch der reserven beträgt nur noch wenige Jahre, die Flächenknappheit ginnen. Auch die Hürden für gestattete Flüchtlinge sind für Unternehmen selbst ist es auch: Mithilfe ihrer Innovationskraft, neuen droht zum Hemmnis für die Industrie in der Region zu werden. Unternehmen schwer zu nehmen. Technologien und umweltschonender Verfahren wird die Industrie die • Es fällt auch auf, dass in den gewerblich-technischen Beru- negativen Auswirkungen auf die Umwelt weiter reduzieren. Um jedoch Keine Kommune kann die Problematik der Gewerbeflächenver- fen sehr wenig Qualifizierungsmaßnahen durch die Jobcen- die ambitionierten Ziele der Europäischen Union, der Bundesregierung, fügbarkeit allein lösen. Es scheitert entweder an nicht vorhande- ter und Arbeitsagenturen angeboten werden. So könnten aber auch der Stadt Bonn realisieren zu können, bis zum Jahr 2035, nen Flächen oder an dem durch die Bezirksregierung kommunal jedoch Arbeitssuchende leichter den Einstieg in diese at- spätestens jedoch 2050 klimaneutral zu sein, benötigt die hiesige In- zugesprochenen Bedarf. Die Lösung hierfür stellt das gemeinsa- traktiven Berufe erreichen. dustrie angemessene Rahmenbedingungen. Es gilt zu vermeiden, me Fachgutachten Gewerbe- und Industrieflächen für Bonn und Guido Degen COO Additive and Business Development GKN Powder Metallurgy, Köln/Bonn 12 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 13
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Herausforderungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Herausforderungen dass Industrieunternehmen hier schließen und an anderen Standorten Eine besondere Herausforderung sind Regionalplanänderungen, mit geringeren Auflagen wieder öffnen („Carbon Leakage“). doch auch die Genehmigung von Produktionsanlagen oder Ferti- gungshallen sorgt für erheblichen bürokratischen Aufwand. Für Be- Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft triebe im permanenten nationalen oder internationalen Wettbewerb und Industrie noch zu wenig ausgeprägt ist Geschwindigkeit aber überlebenswichtig. In anderen Ländern geht es teilweise erheblich schneller und nicht selten mit weniger Mit neuen und verbesserten Produkten und Verfahren gelingt es In- Auflagen. Selbst innerhalb Deutschlands finden sich bisweilen bes- dustrieunternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Deswegen sind sere Standortbedingungen, manchmal sogar unmittelbar hinter der Innovationen eine Kernaufgabe für die Betriebe. Neben dem innerbe- Kreis- oder Stadtgrenze. Gerade dann kann es für Unternehmen den trieblichen Engagement in Forschung und Entwicklung, um die Kun- entscheidenden Unterschied machen, wie hoch zum Beispiel die Ge- denwünsche zu erfüllen, kommt es dabei auch auf ein innovations- werbesteuerhebesätze oder die Servicebereitschaft der Verwaltung „Der Standort der SGL Carbon förderndes Umfeld an. Im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg arbeitet ein diesseits und jenseits der kommunalen Grenze ist. „Die ATLANTIC GmbH ist an der Drachenburgstraße in ganzes Netzwerk von Hochschulen und Forschungseinrichtungen an seit über 100 Jahren in Bonn Bonn-Mehlem ist ein fester neuen Erkenntnissen und wissenschaftlichen Fragestellungen. Immer Akzeptanz gegenüber Industrie zu gering tätig. Wir produzieren für Bestandteil der Region. wieder lassen sich diese Erkenntnisse von Unternehmen anwenden, internationale Kunden der um neue Produkte und Verfahren zu entwickeln. Auch gründen Wis- Wenn es um Investitionen in neue Anlagen geht, sieht sich die Indus- Die historisch gewachsene Automobilbranche bis hin zur senschaftler/-innen in der Region immer wieder Unternehmen aus trie häufig massiver Kritik ausgesetzt. Noch immer wird die Industrie Produktion innerhalb von Wälzlagerindustrie und Stahl- den Hochschulen und Forschungseinrichtungen heraus. Eine zent- in weiten Teilen der Bevölkerung mit klimaschädlichen Emissionen Wohnanlagen und Einkaufs- industrie. Wir sind uns als rale Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bilden zudem die sowie einem erheblichen Energie- und Ressourcenverbrauch und märkten ist unser Technologie- hiesigen Hochschulabsolventen. Nicht selten arbeiten diese bereits zusätzlichem Verkehr gleichgesetzt. Mindestens jedoch herrschen produzierendes Unternehmen zentrum für die Herstellung von während ihres Studiums in Industriebetrieben. häufig Nichtwissen und ein von wenig Interesse geprägtes Neben- unserer Verantwortung für hochinnovativen Graphit- einander von Wohnbevölkerung und ansässigen Industriebetrieben. den Klimaschutz bewusst und Produkten für die Solar-, LED-, Obwohl sich die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirt- Es mangelt in manchen Teilen der Bevölkerung, aber auch in Ver- arbeiten fortwährend an un- Halbleiter- und Automobilindus- schaft in den vergangenen Jahren stark verbessert hat, gibt es wei- waltungen und bei der Politik häufig am Wissen über die Zusam- serer Energieeffizienz. Jedoch trie. SGL investiert dabei regel- tere Potenziale. Insbesondere kleine, aber nicht selten auch mittlere menhänge von Industrie und Wohlstand, stattdessen ist die Haltung sind wesentliche Kernprozesse mäßig in modernste Umwelt- und bisweilen selbst größere Betriebe haben nicht so ausgeprägte „Not in my backyard“ weit verbreitet. Nicht selten reagieren deshalb absehbar nicht CO2-frei zu Kontakte in die Wissenschaft wie große Industrieunternehmen. Zu- selbst Verwaltungen und insbesondere die Politik, die es anders wis- gestalten. Mit unserem starken, schutzanlagen und engagiert dem stehen die Betriebe vor der Notwendigkeit, sukzessive ihre ge- sen müssten, äußerst zurückhaltend auf Industrieansiedlungen und sich darüber hinaus seit über innovativen Team entwickeln samte Wertschöpfungskette digitalisieren zu müssen. Häufig sind -erweiterungen. Mitunter erweitern deshalb Betriebe in der Region 100 Jahren durch ihre breit auf- wir hochwertige Schleifwerk- Unternehmen unsicher, welche Möglichkeiten sie haben und welche nicht oder verlassen diese sogar – mit negativen Folgen für den Wirt- gestellte Berufsausbildung. Wir zeuge, die auch bei unseren Wege sie beschreiten sollen. Einige Betriebe scheitern schlicht an den schaftsstandort. verstehen uns als Partner vor Kunden die Produktionspro- finanziellen Voraussetzungen. Ort und setzen auf einen guten Umweltauflagen belasten Industrieunternehmen zesse ressourceneffizienter Dialog mit der Nachbarschaft.“ Verwaltungen zu wenig industrienah gestalten helfen.“ Die Industriebetriebe der Region erfüllen strikte Umweltschutzaufla- Die Industrie an Rhein und Sieg ist darauf angewiesen, dass sie ihre gen. Dabei haben die Anforderungen an die Unternehmen erheblich Vorhaben zeitnah und vor allem unbürokratisch umsetzen kann. Ganz zugenommen. Auch wenn ein starker betrieblicher Umweltschutz besonders wichtig für die Unternehmen ist eine Verwaltung, die sie ein Innovationstreiber sein kann, stellen die Kosten der betrieblichen unterstützt. Dabei machen die Unternehmen sehr unterschiedliche Maßnahmen einen Faktor dar, der im internationalen Wettbewerb Erfahrungen mit den Behörden – so die Rückmeldung aus den Be- durchaus nachteilig sein kann. Viele dieser Regulierungen werden trieben. Während die einen die Zusammenarbeit mit den Behörden durch lokale und regionale Umweltaufsichtsbehörden kontrolliert. Robert Michels Dr. Marco Weber loben, klagen andere über lange und komplizierte Verfahren. Viele Dabei sind die Betriebe darauf angewiesen, dass die Auflagen mit Standortleiter Managing Director, CEO, Geschäftsführer Unternehmen beschweren sich über lange Planungs- und Prozes- Augenmaß erfüllt werden können. Mitunter gibt es auch Betriebe, die SGL Carbon GmbH, Bonn ATLANTIC GmbH, Bonn sabläufe bei Genehmigungsverfahren, teils warten sie mehrere Jahre vollkommen verunsichert sind und nicht wissen, wie sie die Auflagen auf die notwendige Bau- oder Betriebsgenehmigung. überhaupt erfüllen können. 14 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 15
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Herausforderungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen Infrastruktur nicht an moderne Industrieanforderungen angepasst Verkehrliche Anbindung 3. Was die Industrie in Bonn/Rhein-Sieg braucht Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrieunternehmen hängt in entscheidendem Maße von der Beschaffenheit und Verfügbarkeit von Schienen und Straßen, Häfen und Flughäfen ab. Verkehrsin- frastruktur kann nicht kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Wie gezeigt, muss sich die Industrie im IHK-Bezirk mit erheb- Ein Mittel zur effizienten Flächennutzung ist das sogenannte Die Schienen und Straßen, die wir heute nutzen, sind Ergebnis lichen Herausforderungen auseinandersetzen. Damit sich die Stapeln von Gewerbeflächen. Diese Möglichkeit wurde in der von Investitionen, die teils lange zurückliegen. Der Haken daran: Industrie weiterentwickeln kann und nicht an andere Standorte Vergangenheit selten genutzt. Voraussetzung für eine häufigere Da die Projekte häufig unter den Voraussetzungen und Annah- verlagert, sollten Politik und Verwaltung in der Region handeln. Errichtung von mehrgeschossigen Gewerbe- und Industriege- men früherer Zeiten entstanden sind, genügt die Infrastruktur Wir wünschen uns eine regionale Standortpolitik für eine starke bäuden wäre eine Anpassung des Planungsrechts und der vor- vielfach nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Das trifft auch auf Industrie – mit folgenden Eckpunkten: handenen Bebauungspläne. Damit wäre es den Unternehmen die Region Bonn/Rhein-Sieg zu und gilt hier sowohl für die Auto- möglich, mehrere Produktionsschritte übereinander zu stapeln. bahnen und Brücken als auch die Schieneninfrastruktur. Die vor- handene Infrastruktur kann den Transport der Gütermengen, die Ausreichend Gewerbeflächen ausweisen Bebauungspläne sind zudem oft veraltet. Sie entsprechen über die Verkehrsnetze unterwegs sind, schon seit längerem nur häufig nicht mehr modernen Anforderungen. Das verhindert noch mit erheblichen Schwierigkeiten bewältigen. Und alle Pro- Bei der Bereitstellung von Gewerbeflächen kooperieren die Ansiedlungen und Erweiterungen von Industrieunternehmen. gnosen gehen von weiter zunehmenden Transportmengen aus. Kommunen immer noch zu wenig. Bonn und die Gemeinden Deshalb ist es wichtig, dass die Kommunen ihre Bebauungs- im Rhein-Sieg-Kreis müssen noch stärker als bisher interkom- pläne jederzeit aktuell halten, so dass sich auch Betriebserwei- Breitband munale Gewerbegebiete entwickeln. Dazu ist es wichtig, ein terungen und Neuansiedlungen zügig umsetzen und Genehmi- In einer Standortumfrage der IHK wurde der Breitbandausbau Modell zu vereinbaren, bei dem sich die beteiligten Kommunen gungsverfahren verkürzen lassen. Hierzu sollten ausreichende von den Unternehmen als der wichtigste Standortfaktor be- die Erschließungskosten teilen – aber auch die Steuereinnah- personelle Kapazitäten bereitgehalten oder externe Planungs- nannt (IHK Bonn/Rhein-Sieg, 2017). Sie wissen: Eine möglichst men. Erste Ansätze, wie die Zusammenarbeit zwischen Alfter büros hinzugezogen werden. optimale Breitbandinfrastruktur ist eine wesentliche Vorausset- und Bornheim, sollten auf die gesamte Region übertragen und zung für alle Schritte der Digitalisierung. Das gilt insbesondere das Projekt NEILA, welches ein Ausgleichssystem entwickelt, intensiv weiter verfolgt werden. Es ist von entscheidender Be- Verfügbarkeit von Fachkräften sichern für Industrie 4.0 und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Die Region und das Stadtgebiet Bonn gelten nach heutigen Breit- deutung, dass sich die Kommunen für eine ausgewogene, aber banddefinitionen grundsätzlich als gut ausgebauter Standort. vor allem ausreichende Flächenausweisung stark machen, so- Auch während der Corona-Pandemie haben die meisten Unter- Allerdings sind derzeit nur 76 Prozent der Haushalte in Bonn und dass auch künftig Industrieunternehmen wachsen oder sich nehmen an ihrem Ausbildungsengagement festgehalten. Sobald 62 Prozent im Rhein-Sieg Kreis mit einer Geschwindigkeit von neu ansiedeln können. Die neuen Gewerbegebiete sollten die aktuelle Unsicherheit weicht und die Perspektiven sich auf- mehr als 200 MBit angebunden (Breitbandatlas, 2021). Auch dabei mit so geringen Restriktionen wie möglich belegt sein. hellen, werden sie verstärkt ausbilden. Politik, Wirtschaftskam- bei den Mobilfunktechnologien, wie LTE oder 5G, gibt es noch mern sowie Schul- und Arbeitsverwaltung müssen dann alle erhebliche Versorgungslücken. Register ziehen, um junge Menschen zu erreichen, sie an Aus- Das Agglomerationskonzept bildung heranzuführen und Ausbildungsplatzsuchende mit Aus- ist ein für die Region Köln/Bonn bildungsstellen zusammenzubringen. Formate wie die „LANGE Gewerbesteuer in Bonn/Rhein-Sieg entwickeltes Strukturkonzept für NACHT DER INDUSTRIE“ oder „NACHT DER TECHNIK“ sind vergleichsweise hoch den Zeitraum nach 2040 und Konzept Beispiele, die zeigen, dass Politik, Wirtschaftskammern und stellt unter anderem einen inte- Schulverwaltungen dieses Ziel gemeinsam verfolgen. Der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz in Nordrhein-West- grierten Fachbeitrag für den neu falen lag 2019 bei 453 Prozent (Statistisches Bundesamt, 2021). Region Köln/Bonn aufzustellenden Regionalplan Das gilt auch für junge Menschen mit Studienerfahrung, die ihr Im gleichen Jahr blieben nur fünf von 20 Kommunen im IHK- Köln dar. Die Wirtschaft hat sich Studium aber nicht zu Ende führen möchten. Um sie für die Dua- Bezirk Bonn/Rhein-Sieg unterhalb dieser Marke – die meisten Gefördert von: In Kooperation mit: im Erarbeitungsprozess für eine le Ausbildung zu gewinnen, bestehen bereits Kooperationen mit lagen deutlich darüber (IHK Bonn/Rhein-Sieg, 2021a). In der Übernahme der Ergebnisse des vorliegenden Gewer- Hochschulen und Arbeitsagenturen. Ein erster Ansatz dazu ist Region sind die Industrieunternehmen steuerlich also vergleichs- beflächenkonzeptes eingesetzt und sich für geringe „Relaunch your career“, welches aber gerade für den industriel- weise hoch belastet. Deutschlandweit lag der durchschnittliche Ausweisungs- und Entwicklungsrestriktionen stark ge- len Bereich noch deutlich ausgebaut werden könnte. Hierzu sind Gewerbesteuerhebesatz 2019 sogar bei lediglich 400 Prozent macht. Dadurch können auch neue Gebiete ohne einen weitere Gespräch mit Hochschulen und Schulträgern nötig, bei- (Statistisches Bundesamt, 2021). Auch die angrenzenden rhein- bimodalen Verkehrsanschluss entwickelt werden. spielsweise für eigene Fachklassen. Diese müssen fortgesetzt landpfälzischen Landkreise belasten ihre Unternehmen mit gerin- www.agglomerationsprogramm.de und ausgebaut werden. geren Hebesätzen (IHK Bonn/Rhein-Sieg, 2020, S. 43). 16 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 17
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen auch eine finanzielle Unterstützung, wenn die Industriebetriebe Energiewende, Klimaschutz und Nachhaltigkeit industrieverträglich gestalten dies nicht selbst leisten können. • Auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg entwickeln Industriebetrie- be vielfältige Technologien zur Herstellung, Leitung, Speiche- Die IHK befürwortet Anstrengungen für mehr Klimaschutz. Viele „Als internationales rung und Umwandlung von Energie oder bieten entsprechende „Unser Unternehmen wird in IHK-Mitglieder, darunter auch Industrieunternehmen, wollen nach Wirtschaftsunternehmen Produkte an. Deshalb müssen Rahmenbedingungen geschaffen der Region perspektivisch Möglichkeit klimaneutral werden. Schon heute existieren wesentliche stehen wir in einem harten werden, mit denen diese Produkte den Weg zu den Verbrau- eine immer wichtigere Rolle Technologien, um diesem Ziel nahe zu kommen. Und auch die In- Wettbewerb. Hier sind unsere dustriebetriebe nutzen diese bereits dort, wo sie es für ökonomisch chern finden. Das kann auch bedeuten, dass zukunftsweisen- spielen, denn der Müllberg von Fachkräfte unsere wichtigste vertretbar halten. In anderen Fällen überlegen Industriebetriebe, ob de Projekte von Wirtschaft und Verwaltung gemeinsam realisiert heute ist der Rohstoffberg von Ressource, die in diesem werden – zum Beispiel die Energieversorgung eines Verwal- mit Ausgleichsmaßnahmen für Abhilfe gesorgt werden kann, wenn morgen. Seit über 70 Jahren spannenden und attraktiven tungsgebäudes. sich das wirtschaftlich darstellen lässt. arbeiten wir an der Ressour- Rahmen ihre Fähigkeiten zur censchonung der Umwelt. Energiepreise sind ein wichtiger Standortfaktor, der darüber mitent- Entfaltung bringen können. Folgende Gedanken sollen den Weg zur Klimaneutralität aus Sicht Es wäre wünschenswert, scheidet, wo auf der Welt produziert wird. Die Industrie arbeitet konti- Denn: Industriearbeitsplätze der Industrie ebnen: wenn in der Öffentlichkeit nuierlich an der Senkung ihres Energieverbrauchs. Die meisten Ener- sind modern, sicher und noch stärker wahrgenommen gieeffizienz-Potenziale sind jedoch häufig schon ausgeschöpft. gut bezahlt. Wer zu uns • Eine wichtige Voraussetzung für Klimaneutralität ist, dass die Energieerzeugung weitgehend auf erneuerbare Energien umge- würde, wie aktiv und innovativ kommt, kann an den großen stellt wird. Die Versorgungssicherheit muss dennoch gewähr- • Durch die Eingriffe der Politik dürfen die Energiepreise nicht wei- die Industrie im Zukunftsmarkt Herausforderungen unserer leistet bleiben. Damit die Industriebetriebe diese erneuerbaren ter ansteigen. Dies hätte negative Auswirkungen auf die Ar- Wiederverwertung hier am Zeit mitarbeiten.“ beitsplatzsicherheit der Industrieunternehmen. Das muss bei Energien einsetzen, bedarf es zusätzlicher Anreize und Angebo- Standort Bonn/Rhein-Sieg ist.“ te. Das könnten zum Beispiel vertiefte Energieberatungen oder der in der Region angebotenen Energieversorgung berücksich- Zuschüsse für PV-Anlagen sein. tigt werden. • Nicht immer ist es technisch, ökonomisch und ökologisch sinn- • Der Energieverbrauch in vielen Industriebetrieben schwankt. voll, durch CO2-reduzierende Maßnahmen den CO2-Ausstoß im Deshalb ist es wichtig, durch entsprechende Rahmenbedingun- IHK-Bezirk vollständig zu verhindern. Industriebetrieben sollte es gen dafür zu sorgen, dass der jeweilige Bedarf und das Angebot freigestellt werden, CO2-Kompensationen zu nutzen. Sollte dies an erneuerbaren Energien übereinstimmen. ihre Möglichkeiten übersteigen, müssen die Industriebetriebe da- • Energieerzeugung findet zunehmend dezentral statt – zum Bei- bei entsprechend unterstützt werden. Alle Auflagen und Sanktio- spiel durch die Einspeisung von Solarstrom. Deshalb wäre es vor- nen müssen wirtschaftlich umsetzbar gestaltet werden. teilhaft, die dezentralen Energieerzeuger mit den dezentralen -ver- • Einzelne Industriebetriebe können ihre Prozesse kurz- bis mittel- brauchern (zum Beispiel E-Autos) besser zu verzahnen. Hierfür fristig nicht CO2-frei gestalten. Die Auslagerung dieser Indust- müssen die geeigneten Rahmenbedingungen geschaffen werden. riebetriebe ins Ausland würde jedoch dem Ziel, den weltweiten Das bedeutet auch, die entsprechende Infrastruktur auszubauen. CO2-Ausstoß zu verringern, entgegenstehen. Diesen Industrie- • Ergänzend zu den im Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Bonn exis- Mathias Welteroth betrieben sollten Angebote gemacht werden, wie sie entspre- tierenden Untersuchungen und Online-Portalen zu den vor- Christian Hündgen CFO + COO chende Ausgleichsmaßnahmen verwirklichen können – darunter handenen Potenzialen von erneuerbaren Energien sollten auch Geschäftsleitung LEMO Maschinenbau GmbH, Niederkassel Mondorf Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG, Bonn 18 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 19
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen mögliche Standorte für Energiespeicher und -verbünde ermittelt Verwaltungen industriefreundlich „Die Konzentration und die werden. organisieren und digitalisieren „Quarzsande und -kiese sind • Spannungsschwankungen können Industrieprozesse unterbre- Kooperationen von öffentlichen in vielen Produkten unseres chen. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Deshalb muss beim Damit die planerischen Besonderheiten von Industriebetrieben bes- Forschungseinrichtungen und ser berücksichtigt werden können, wäre eine stärkere Sensibilisierung täglichen Lebens enthalten: Ausbau der erneuerbaren Energien und der Abschaltung vorhan- technisch anspruchsvollen dener Kapazitäten darauf geachtet werden, dass die Energiever- der kommunalen Planungsämter wünschenswert. Auch sollte es hier- Filterkies für die Trinkwasser- Fertigungsunternehmen in der sorgung für Unternehmen zu keinem Zeitpunkt gefährdet ist. zu einen regelmäßigen Austausch der Ämter mit den ansässigen In- aufbereitung, Sportplatzsand Region bietet einen idealen • Die in vielen Kommunen und im Kreis entwickelten Klimaschutz- dustriebetrieben geben. Insgesamt müssen Genehmigungsverfahren oder Baumaterialien für unsere Nährboden für Kreativität und konzepte müssen auf die gesamte Region Bonn/Rhein-Sieg ab- wirtschaftsfreundlicher gestaltet und vor allem beschleunigt werden. Straßen und Häuser. Mit einer Ideenreichtum. Dabei ist die gestimmt werden, um eine optimale Wirkung entfalten zu kön- regionalen Rohstoffgewinnung Produktion das Brot und die nen. Hierbei können auch entsprechende Aktivitäten einzelner Es ist für die Unternehmen nach wie vor sehr aufwändig, bestimmte unterstützen wir daher die Kommunen als Vorbild dienen, um bisher ungenutzte Potenziale Verwaltungsdienstleistungen zu nutzen. Dieser Aufwand muss sin- Innovationskraft das Salz für regionale Industrie und sparen im Bereich der Energieeffizienz zu erschließen. ken. Hilfreich wäre es, die Angebote auf Basis der Anforderungen den Wirtschaftsstandort.“ sogar lange Transportwege. des E-Governments und Onlinezugangsgesetzes viel schneller und Am Wirtschaftsstandort Bonn/ konsequenter als bisher zu digitalisieren. Dabei könnte hilfreich sein, regionale Ansprechpersonen zu installieren, zum Beispiel kommunale Rhein-Sieg fühlen wir uns gut Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft Chief Digital Officers, die die Digitalisierung der öffentlichen Verwal- aufgehoben wegen der guten und Wirtschaft intensivieren tung vorantreiben und dabei aktiv den Kontakt zur regionalen Wirt- Verkehrsanbindung und der schaft suchen. Nähe zu wichtigen Kunden.“ Existenzgründungen aus Hochschulen heraus wird in Bonn/Rhein- Sieg stark gefördert. Wichtig für die weitere Dynamik des Wirtschafts- standortes wäre es dabei, dass Hochschulabsolventen auch neue In- dustrieunternehmen gründen. Alle relevanten Akteure sollten diesem Akzeptanz der Industrie verbessern Aspekt hohe Priorität einräumen. Damit Industrieunternehmen und Wissenschaft voneinander lernen Die Akzeptanz für die Industrie muss verbessert werden. Gerade können, sollten die Kontakte zwischen der Wissenschaft und kleinen bei Erweiterungsplänen von Industrieunternehmen sind Bürgermeis- und mittleren Industrieunternehmen verstärkt werden. Dazu zählen ter/-innen, Wirtschaftsförderungen und Planungsämter aufgerufen, industriell betreute Bachelor- und Masterarbeiten genauso wie Vor- sich gemeinsam mit der IHK für die Pläne der Industrieunternehmen lesungen und Seminare von Praktikern in den Hochschulen oder di- einzusetzen. Auch muss die Bevölkerung von Industrieprojekten und rekt in den Betrieben. Zudem sollten mit attraktiven Veranstaltungen deren Bedeutung für die Region überzeugt werden. Dazu gehört Dr. Martin Grönefeld Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Industriebetriebe stärker zudem, Schüler/-innen und Studierende frühzeitig mit der Industrie Nicola Lindemann-Berk Geschäftsführer miteinander in Austausch kommen. in Kontakt zu bringen. Geschäftsführerin Magnetfabrik Bonn GmbH, Bonn Quarzwerke Witterschlick GmbH, Alfter-Witterschlick 20 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 21
Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen Industrie in Bonn/Rhein-Sieg | Empfehlungen Entsorgungsinfrastruktur geleistet wird. Im Rahmen der Diskus- lichen Nähe von Wohnen und Arbeiten“ verstärkt wieder in die Umweltauflagen mit Augenmaß anwenden sion um den sogenannten „kommunalen Querverbund“ muss Planung aufzunehmen. „Bei einer Exportquote von klar zwischen hoheitlicher und „privatrechtlicher“ Tätigkeit der Breitband 93 Prozent könnten wir unsere Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Emissionen und Schäden für Kommunen getrennt werden. Gewinne „kommunaler Unterneh- Kunden in aller Welt auch von die Umwelt zu vermeiden. Deshalb wünschen sich die Industri- men“ im nicht hoheitlichen Bereich sollten, wie bei allen übrigen Wettbewerbern auch, besteuert werden, um Chancengleichheit Die relevanten Akteure im Kreis und in der Stadt müssen ein offe- einem anderen Standort aus eunternehmen von den Aufsichtsbehörden teilweise eine etwas verständnisvollere und wohlwollendere Behandlung – kurzum sicherzustellen. nes Ohr für neue IT-Themen und Trends für die Industrie haben, etwa bedienen. Aber wir sind sehr Künstliche Intelligenz, Blockchain oder 5G, um diese rasch regional froh, hier im Rheinland zu sein. eine Kontrolle mit Augenmaß. Für viele Umweltprobleme – zum aufgreifen zu können. Dabei sollten Synergien mit bestehenden Netz- Erstens schätzen wir Tradition – Beispiel Mikroplastik – gibt es innovative und vielversprechende Infrastruktur an Industrieanforderungen werken stärker genutzt werden. technische Lösungen. Diese müssen zusammengetragen und anpassen wir sind seit 1911 in Troisdorf – deren Anwendung diskutiert werden. Es muss verstanden wer- Eine leistungs- und zukunftsfähige Infrastruktur auf- und auszu- und langfristige Verbindungen, den, dass es letztlich unternehmerisches Engagement ist, das für zweitens gibt es in der Region bauen sowie zu pflegen, sollte im Mittelpunkt der politischen Be- die Beseitigung von Umweltproblemen notwendig ist. Verkehrliche Anbindung mühungen stehen. Dazu müssen Breitbandanschlüsse vor allem in viel Expertise in Sachen Kunst- Gewerbegebieten flächendeckend zur Verfügung stehen, denn der stoff, und drittens finden wir Zurzeit können viele Stoffe nur unter großem Aufwand getrennt Eine wirtschaftlich erfolgreiche und wachsende Industrieregion erforderliche Datendurchsatz der Netze und der Bedarf an zukunfts- im Raum Köln-Bonn-Aachen werden. Vielfach wissen Verbraucher/-innen nicht, wie sie Stoffe muss auch künftig erreichbar sein. Nur so kann sie am weltwei- orientierten Anbindungen wird stetig steigen. Vor allem der ländliche genügend guten Nachwuchs oder Produkte fachgerecht trennen und entsorgen sollten. Inso- ten Warenhandel teilhaben. Dazu wird es notwendig sein, das Raum muss in dieser Hinsicht attraktiver werden, dazu bedarf es fern lässt sich das Recycling dieser Stoffe nicht immer wirtschaft- Verkehrsnetz in Bonn/Rhein-Sieg zukunftsfähig zu gestalten, für unsere Ausbildung sowie einer flächendeckenden und hochwertigen Netzabdeckung mindes- lich darstellen. Unternehmen arbeiten längst an Möglichkeiten, sprich: das Straßennetz, das ÖPNV-Netz und die Schienennet- exzellente Hochschulabsol- tens mit LTE-Standard. Ferner sollten die relevanten Akteure den Stoffe besser trennen zu können. Es fehlt jedoch an einer ent- ze zu ertüchtigen und auszubauen. Die durch die Berufspendler venten, insbesondere von der Ausbau der 5G-Technologie und die Schaffung regionaler Campus- sprechenden Aufklärung der Verbraucher/-innen durch die Schu- ausgelöste Überlastung der Verkehrsinfrastruktur muss durch netzwerke in Unternehmen sowie Bildungs- und Forschungseinrich- Hochschule Bonn-Rhein-Sieg len und öffentlich-rechtlichen Medien. Ein Verbot der Stoffe darf Schaffung von Park-&-Ride- und Park-&-Bike-Möglichkeiten und der RWTH Aachen. Das tungen forcieren. es jedoch nicht geben. sowie verstärkte Nutzung des mobilen Arbeitens begegnet wer- sind wichtige Standortvorteile.“ den. Zudem könnten eine bessere Taktung und vor allem bes- Aktuell wird eine kontroverse Debatte über Ein- und Mehrweg- sere Verbindungen zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Gewerbesteuern senken produkte geführt. Dabei wird vielfach der Mehrwegvariante der Pendler davon überzeugen, auf Bahnen und Busse umzustei- Vorzug gegeben. Hier muss abgewogen werden, inwiefern gen. Auch der Ausbau des ÖPNV-Angebots sowie die Schaf- Mehrwegprodukte tatsächlich umweltfreundlicher und nachhalti- fung von Radpendlerrouten würden helfen. Die Kommunen in der Region Bonn/Rhein-Sieg müssen alles daran- ger sind. Sollte Mehrweg insgesamt mehr Ressourcen und Ener- setzen, um in der Zukunft handlungsfähig zu bleiben oder handlungs- gie verbrauchen, ist das Einwegprodukt – unabhängig davon, ob Viele Industriegebiete sind nur unzureichend an das ÖPNV-/ fähig zu werden. Durch angemessene Realsteuerhebesätze lässt sich es sich recyceln lässt oder nicht – das Mittel der Wahl. SPNV-Netz angeschlossen, für viele Menschen stellt das Auto die Attraktivität des Standorts sichern. Gerade die niedrigeren Hebe- die einzige Möglichkeit dar, den Arbeitsplatz zu erreichen. Ziel sätze in den Kommunen in Rheinland-Pfalz können die Entscheidung Ulrich Reifenhäuser muss es daher zum einen sein, andere Möglichkeiten für den von Unternehmen zur Ansiedlung in unserer Region nachteilig beein- Geschäftsführer Kommunen sollten nur dann als Unternehmer auftreten, wenn Reifenhäuser GmbH & Co. KG hierdurch ein Beitrag zur Verbesserung der örtlichen Ver- oder Arbeitsweg anzubieten, zum anderen, das Leitbild der „räum- flussen und schaffen vermeidbare Anreize für einen Umzug. Maschinenfabrik, Troisdorf 22 Industrie in Bonn/Rhein-Sieg Industrie in Bonn/Rhein-Sieg 23
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