Märkte und Trends August 2021 - Helaba

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Märkte und Trends August 2021 - Helaba
Research & Advisory

                             Märkte und Trends
                             August 2021

                Weltkonjunktur                                         Rohöl
                Geldpolitik                                            Immobilien
                Staatsanleihen                                         Devisen
                Credits & Covered Bonds                                Prognosetabelle BIP und Inflation
                Aktien                                                 Kapitalmarktprognosen
                Gold

                          Editorial: Heiße Zeiten
                      gt/ Die letzten vier Wochen waren heiß – in vielerlei Hinsicht, aber nicht überall. In manchen
                      Regionen in Deutschland schien nicht nur die Sonne sehr wenig, sondern auch das im Süden
                      Europas herbeigesehnte kühle Nass kam in solchen Mengen auf die Landstriche nieder, dass
                      Häuser und sonstiges Hab und Gut buchstäblich davonschwammen. Hier ist offensichtlich,
                      dass eine unmittelbare Hilfe allein nicht ausreichen wird. Wie schnell die Häuser und Ort-
                      schaften jedoch wiederaufgebaut werden können, bleibt unklar. Denn in der Baubranche ge-
hören jetzt schon Lieferengpässe genauso zur Tagesordnung wie in der Industrie. Knappheiten sind überall zu
beobachten und treiben die bereits durch die Mehrwertsteuer- und CO2-Abgabenerhöhung steigenden Inflations-
raten in die Höhe. Ein Ende dieser Überhitzung ist noch nicht in Sicht.

Heiß her ging es auch bei den Olympischen Spielen in Tokio. Leider habe ich deutlich weniger davon mitbekom-
men als mir lieb war. Im Urlaub hätte ich durchaus Zeit vor dem Fernseher verbringen können, allerdings fiel es mir
doch recht schwer, bereits vormittags auf der faulen Haut zu liegen und anderen beim Sport zuzuschauen. Die
deutsche Königin des Weitsprungs Malaika Mihambo hat wie erwartet Gold geholt und endlich gewann im Einzel
mit Alexander Zverev auch mal ein deutscher Mann Gold im Tennis – was Steffi Graf schon 1988 erzielte, neben
den vier Grand-Slam-Siegen im gleichen Jahr. Positiv überraschten schon wieder die Italiener: Erst vor weniger
Wochen wurden sie Fußball-Europameister und nun holte der Italiener Lamont Marcell Jacobs olympisches Gold
im 100-Meter-Lauf. Dies ist einem Europäer zuletzt 1992 gelungen. Kein Wunder also, dass Mario Draghi ihn di-
rekt nach dem Rennen angerufen haben soll. Auch ansonsten läuft es für Italien nicht schlecht. Während wir auf-
grund der großen Lieferprobleme im deutschen Industriesektor unsere BIP-Prognose für dieses Jahr von 3,4 %
auf 3 % reduzierten, haben wir diese für Italien von 4,5 % auf 5,3 % erhöht.

Gleichzeitig mussten wir jedoch unsere Inflationsprognosen nach oben nehmen. Mehr und mehr zeichnet sich ab,
dass der Anstieg der Preise kein temporäres Phänomen ist. Sollten irgendwann die konjunkturellen Faktoren und
der große Nachfrageüberhang in vielen Sektoren nachlassen, werden voraussichtlich strukturelle Aspekte stärker
zu Buche schlagen, angefangen von höheren Klimakosten über demographische Faktoren bis zu staatlichen Auf-
bauprogrammen wie dem Next-Generation-Fonds der EU.

Trotz des steigenden Preisdrucks signalisieren die Notenbanken weiterhin eine extrem expansive Geldpolitik und
ein Festhalten an den Niedrigzinsen. Die Nachfrage wird also weiter heiß laufen.

Ihre

Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirtin / Head of Research & Advisory

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                             1 von 14
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Märkte und Trends August 2021

Weltkonjunktur: Lieferengpässe bremsen nur temporär

                        Die konjunkturelle Erholung dauert an – die USA und Europa schließen zu China auf
                        Trotz entfallender fiskalischer Impulse dürfte das Wachstum in den USA auch im zweiten Halbjahr
                         deutlich überdurchschnittlich bleiben
                        Die Lieferschwierigkeiten der Industrie sollten allmählich geringer werden. Das stimuliert vor al-
                         lem das deutsche Wirtschaftswachstum. Die Eurozone profitiert von Corona-Öffnungen.
                        Nicht nur Sonderfaktoren wie höhere Mehrwertsteuersätze lassen die deutsche Inflation im zwei-
                         ten Halbjahr deutlich steigen. Der Preisdruck hat in vielen Bereichen zugenommen.

                                                                                 pf, smü/ Die Weltkonjunktur setzt ihre Erholung fort,
 Nach Wachstumsgipfel Normalisierung angesagt                                    trotz Sorgen über die weitere Entwicklung der Pande-
 Reales Bruttoinlandsprodukt, % gg. Vj.                                          mie und das Klima. Chinas Wachstum hat sich verlang-
                                                                                 samt, wobei dies teilweise einfach eine Normalisierung
                                                                                 reflektiert. Eine Rolle spielt auch, dass Vorjahresver-
                                                                                 gleiche aktuell auf der Boom-Phase unmittelbar nach
                                                                                 dem Lockdown im Frühjahr 2020 aufsetzen. Drastische
                                                                                 lokale Maßnahmen zur Eindämmung von Virusausbrü-
                                                                                 chen dämpfen zusätzlich den Warenhandel, der so-
                                                                                 wieso kaum mit der boomenden weltweiten Nachfrage
                                                                                 mithalten kann.

                                                             Ein Treiber dieser globalen Nachfrage sind die USA.
                                                             Das Wachstum war dort im zweiten Quartal mit rund
  Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                             6,5 % etwa genauso hoch wie zum Jahresbeginn. Zwar
                                                             entfallen im zweiten Halbjahr die Impulse aus den Sti-
mulusprogrammen. Die Haushalte haben aber nach der mit Abstand kürzesten Rezession in der US-Wirtschaftsge-
schichte – offiziell dauerte sie nur zwei Monate – erhebliche Überschussersparnisse in Höhe von rund 10 % der
jährlichen verfügbaren Einkommen angehäuft. Selbst ein nur partielles Ausgeben dieser Mittel wird die Nachfrage
spürbar stützen. Zudem ist in den kommenden Monaten mit einem weiterhin deutlichen Stellenaufbau und über-
durchschnittlichen Lohnzuwächsen zu rechnen, was die Einkommen stärkt. Schließlich ist der Aufholprozess bei
den Dienstleistungen alles andere als abgeschlossen. Ausländische Touristen sind nach wie vor quasi ausgesperrt.
Die Konsumausgaben der Amerikaner selbst für Flugreisen, Unterhaltung und Hotelunterkünfte waren zur Jahres-
mitte noch immer 20 % bis 30 % unter dem Niveau von Anfang 2020. Schließlich wird derzeit kräftig investiert,
um die Produktionskapazitäten wieder mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Der deutliche Lagerabbau im
zweiten Quartal signalisiert, dass dies frühestens im zweiten Halbjahr geschehen wird.

Die europäischen Volkswirtschaften sind aufgrund der         Bruttoinlandsprodukt, real
                                                                                                            2018 2019 2020 2021p 2022p
Lockerungen im zweiten Quartal wieder gewachsen.              % gg. Vorjahr
                                                             Deutschland                                     1,1       1,1       -4,9        3,0       4,0
Deutschland hat mit einem Plus von 1,5 % enttäuscht,
                                                             Eurozone                                        1,9       1,4       -6,5        4,5       3,6
zumal das erste Vierteljahr nach unten korrigiert worden
                                                             USA                                             2,9       2,3       -3,4        6,0       4,3
ist. Die wesentliche Ursache hierfür war die Schwäche
                                                             Welt                                            3,6       3,0       -3,1        6,2       4,2
der Industrie. Das Verarbeitende Gewerbe hat seit dem        p=Prognose, kalenderbereinigt soweit verfügbar    Quellen: M acrobond, Helaba Research & Advisory

Abebben der ersten Corona-Welle zwar eine Flut von Auf-
trägen erhalten, die sie allerdings nur sehr zögerlich abarbeiten kann. So lagen die Auftragseingänge im zweiten
Quartal 2021 mehr als 50 % über dem entsprechenden Vorjahresniveau, während die Produktion gerade mal ei-
nen Zuwachs von knapp 20 % erreichte. Damit ist der Auftragsbestand der deutschen Industrie seit Juni 2020 ge-
stiegen und hat den höchsten Stand seit Einführung der Statistik 2015 erreicht. Gründe sind Logistikprobleme, die
die Knappheiten bei Vorprodukten noch verschärfen. Die Lieferschwierigkeiten werden sich im zweiten Halbjahr
allmählich bessern, sie dürften aber auch noch zu Beginn des neuen Jahres vorhanden sein. Wir haben deswegen
unsere BIP-Prognose für 2021 auf 3 % (vorher: 3,4 %) gesenkt. Da die Produktion nun später in Fahrt kommt,
steigt das Wachstum 2022 auf 4 % (vorher: 3,4 %).

Die Detailzahlen des deutschen Bruttoinlandsprodukts sind noch nicht veröffentlicht. Klar dürfte aber sein, dass
die privaten Konsumausgaben durch die Corona-Lockerungen etwas an Schwung gewonnen haben. Die Arbeitslo-
sigkeit ist bereits wieder deutlich gesunken und die Beschäftigung steigt. Allerdings war der Einbruch durch den
Lockdown im ersten Quartal sehr stark, so dass dieses wichtigste Aggregat der gesamtwirtschaftlichen Leistung

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                                    2 von 14
Märkte und Trends August 2021

                                                                     2021 mit voraussichtlich 1,5 % nur unterdurchschnitt-
                                                                     lich expandieren dürfte. Die zunehmende Dynamik wird
 Deutliche Arbeitsmarktbesserung hilft Konsum                        sich erst in der Jahresrate 2022 niederschlagen. Im-
 Deutschland, Mio.                                             Mio.
                                                                     pulse für die deutsche Wirtschaft kommen von den In-
  3,0                                                           45,5 vestitionen. Der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen
           Beschäftigung (rechte Skala)
  2,9                                                                von etwa 5 % in diesem Jahr holt aber nur einen Bruch-
                                                                45,0
  2,8                                                                teil des gesamten Einbruchs von einem Viertel wieder
  2,7
                                                                44,5 auf. Die Bauinvestitionen werden 2021 leicht unter-
  2,6                                                           44,0 durchschnittlich wachsen. Dies ist allerdings zu einem
  2,5                                                                guten Teil auf einen Basiseffekt zurückzuführen, da es
                                                                43,5
  2,4                                                                hier im letzten Frühjahr auch keinen Einbruch gegeben
  2,3
                                                                43,0 hatte. Während damals auf den Baustellen ohne grö-
  2,2
          Zahl der Arbeitslosen     (l. Skala)                  42,5 ßere Probleme weitergearbeitet werden konnte,
          2015    2016       2017       2018    2019 2020 2021       kommt es nun bei Baumaterialien zu Engpässen, die
                                                                     die Bautätigkeit einschränken. Trotz des nach wie vor
 Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                                     hohen Bedarfs an neuem Wohnraum und energetischer
                                                                     Sanierung im Bestand können die im ersten Halbjahr
um rund ein Zehntel gestiegenen Wohnungsbaugenehmigungen nur teilweise abgearbeitet werden. Der deutsche
Außenhandel dürfte im zweiten Quartal noch gebremst haben. Trotzdem sollten die Exporte 2021 dank des kräfti-
gen Aufschwungs der Weltwirtschaft 2021 mit schätzungsweise 9 % etwas stärker zulegen können als die Im-
porte.

Für den gesamten Währungsraum betrug das Plus des Bruttoinlandsprodukts 2 % gegenüber den drei Monaten
zuvor. Positiv überrascht haben im Frühjahr Italien und Spanien mit hohen Wachstumsraten. Für beide Länder ha-
ben wir unsere Prognose für 2021 angehoben. In der Eurozone gleichen sich diese Effekte in etwa aus, so dass die
erwartete Wachstumsrate bei 4,5 % bleibt. 2022 dürfte das Plus mit 3,6 % nun etwas höher ausfallen (bisher:
3,4 %).

                                                           Die Inflation ist zurück! Ein Grund hierfür sind die seit
 Mehr Inflation nicht nur in den USA                       Jahresbeginn hierzulande wieder höheren Mehrwert-
  Verbraucherpreise, % gg. Vj.
                                                           steuersätze, die seit Juli mit den niedrigeren Sätzen
                                                           von vor einem Jahr verglichen werden. Dieser verzer-
                                                           rende Basiseffekt fällt Anfang 2022 aus der Berech-
                                                           nung, so dass dann mit wieder niedrigeren Inflationsra-
                                                           ten zu rechnen ist. Zudem wurde in Deutschland zu Be-
                                                           ginn dieses Jahres eine preissteigernde CO2-Steuer auf
                                                           Brenn- und Treibstoffe eingeführt. Für 2021 haben wir
                                                           unsere Inflationsprognose auf 3 % erhöht (vorher:
                                                           2,5 %). Im nächsten Jahr dürfte sie auf 2,5 % (vorher:
                                                           2 %) leicht zurückgehen. Die zunehmenden Öffnungen
                                                           führen zu mehr Preisdruck bei Dienstleistungen. Gast-
                                                           ronomie und Hotels versuchen nach den hohen Um-
  Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                           satzausfällen während der Lockdowns, einen Teil der
                                                           Verluste durch Preisanpassungen auszugleichen. Teu-
rere Vorprodukte in der Produktion werden zudem auf die Güterpreise überwälzt. In der Eurozone bleiben die In-
flationsraten mit 2,1 % in diesem Jahr (vorher: 2 %) und 1,9 % (vorher: 1,8 %) im nächsten Jahr unter denen von
Deutschland.

In den USA hat die Teuerung den langjährigen Spitzenwert Verbraucherpreise,                  2018 2019 2020 2021p 2022p
von 5,4 % erklommen und hält sich wohl zunächst in die-    % gg. Vorjahr
                                                           Deutschland*                       1,8         1,4       0,5       3,0        2,5
ser Region. Im Juli war der Preisanstieg auf Vormonatsba-
                                                           Eurozone                           1,8         1,2       0,3       2,1        1,9
sis nicht mehr ganz so kräftig wie in der Phase April bis
                                                           USA                                2,4         1,8       1,2       4,5        3,5
Juni. Mit 0,5 % fiel der Zuwachs aber immer noch über-     p=Prognose, *nationale Abgrenzung  Quellen: M acrobond, Helaba Research & Advisory
durchschnittlich aus. Wann genau sich die preistreiben-
den Engpässe in Wohlgefallen auflösen, bleibt unklar. Stimmen aus der Industrie sprechen vom Ende des Jahres
oder gar erst 2022. Computer-Chips könnten bis 2023 Mangelware bleiben. Wir rechnen nach wie vor für 2021 mit
einem Anstieg der Verbraucherpreise um 4,5 % und 3,5 % für 2022, wobei sich die Vorjahresrate im Laufe des
kommenden Jahres deutlich abschwächen sollte.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                    3 von 14
Märkte und Trends August 2021

Geldpolitik: Spiel auf Zeit

                          EZB sieht Inflationsanstieg als beherrschbar an
                          Sie erwartet vermutlich kein zügiges Erreichen des mittelfristigen Inflationsziels
                          Notenbanker in Frankfurt dürften weiter auf Kaufprogramme setzen
                          In den USA rückt der „Einstieg in den Ausstieg“ aus dem Anleihekaufprogram näher
                          Die Fed geht hier aber mit großer Gemächlichkeit vor – trotz aktuell sehr hoher Inflation
                          Eine erste Zinserhöhung der Fed in den kommenden zwölf Monaten bleibt unwahrscheinlich

uk/ Der EZB-Rat ist in der Sommerpause und wird am 9. September wieder zusammentreten, wohl um zu diskutieren,
wie es mit den Kaufprogrammen weitergeht. Die Strategieanpassung auf der Instrumentenebene hatte zuerst die
Zinsen betroffen. Die Zentralbank hat mit der Adjustierung der Forward Guidance das Niedrigzinsumfeld weiter ge-
                                                         festigt. Vor allem eine temporär höhere Inflation ist kein
                                                         Grund mehr geldpolitisch zu reagieren. Aufgrund der lau-
Notenbanken setzen auf Kontinuität                       fenden vierten Infektionswelle in Europa und anhaltender
%                                                        Sorgen vor allem in der wichtigen Tourismusindustrie ist
                                                         vielmehr von verlängernden Maßnahmen zur Aufrechter-
                                                         haltung der günstigen Finanzierungsbedingungen zu
                                                         rechnen. Auch die in ihrer Bedeutung aufgewerteten EZB-
                                                         Projektionen dürften ein mittelfristig eher moderates In-
                                                         flationsniveau im Euroraum signalisieren. Dies könnte
                                                         den Befürwortern einer Verlängerung der Kaufpro-
                                                         gramme in die Karten spielen. Denn nur mit diesem In-
                                                         strument ist eine verlässliche Steuerung der Kapital-
                                                         märkte mit stabil niedrigen Renditen und Risikoaufschlä-
                                                         gen möglich.

Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                           pf/ Die US-Notenbank bewegt sich derweil im Schne-
                                                           ckentempo auf ein graduelles Ende ihres Anleihekauf-
programms zu. Der „Einstieg in den Ausstieg“ ist zwar noch in diesem Jahr zu erwarten. Das bedeutet aber wohl,
dass die Bilanzsumme der Fed bis weit ins Jahr 2022
hinein merklich wachsen wird – trotz der aktuellen kräf-
tigen konjunkturellen Dynamik und einem langjährigen            USA: Geldpolitik wirkt anders als 2008/2009
Hoch bei der Inflationsrate. Und diese Anleihekäufe zei-        % gg. Vj.

gen erhebliche Wirkung. Während die Fed in der Finanz-
                                                                  160                                                40
krise bei Fragen nach den Stabilitätsrisiken ihres extrem                   Bilanzsumme der Fed (LS)
                                                                  140                                                35
expansiven Kurses noch darauf verweisen konnte, dass              120                                                30
die Bilanzausweitung damals nur mit sehr unterpropor-             100                                                25
tionalem Geldmengenwachstum verbunden war, ist das                 80                                                20

diesmal ganz anders: Die breite Geldmenge M2 be-                   60                     Geldmenge  M2  (RS)        15
                                                                   40                                                10
schleunigte sich in der Spitze bis auf über 25 % gegen-
                                                                   20                                                5
über Vorjahr und wächst noch immer stark überdurch-                 0                                                0
schnittlich. Insofern „versickert“ ein viel geringerer An-        -20                                                -5
teil des geldpolitischen Impulses im Bankensystem.                    2007 2009   2011 2013   2015  2017   2019 2021

                                                                 Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
Hinsichtlich der Aussichten für eine erste Leitzinserhö-
hung vom aktuellen Krisenniveau nahe null hat sich zu-
letzt nicht viel bewegt. Man bleibt dabei, den aktuellen Inflationsschub als temporär zu charakterisieren. Damit
beeinflusst er offenbar trotz seiner enormen Wucht für die Mehrheit der Notenbanker den angemessenen Zeit-
 %                     aktuell* Q3/21  Q4/21    Q1/22    Q2/22     punkt einer geldpolitischen Normalisierung so gut
 3M Euribor             -0,55   -0,50  -0,50    -0,50    -0,50     wie nicht. Wir rechnen daher innerhalb des Zwölf-
 EZB Refi-Satz           0,00    0,00   0,00     0,00     0,00     monatshorizonts unverändert nicht mit einer Leit-
 Fed Funds Target Rate   0,13    0,13   0,13     0,13     0,13     zinserhöhung.
* 18.08.2021                                     Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                  4 von 14
Märkte und Trends August 2021

Staatsanleihen: Renditeanstieg ausgebremst

                        Die Inflation steigt stärker als erwartet, aber die Renditen reagieren kaum
                        Infolge der starren Geldpolitik ergibt sich vorerst nur ein begrenzter Renditespielraum
                        Die Pandemie geht in die Verlängerung und stützt Renten
                        Anleger sehen den stabilen Rentenmarkt als sicheren Hafen an
                        Die Prognose 10-jähriger Bundesanleihen zum Jahresende wurde von 0,0 % auf -0,2 % reduziert
                        Die Renditen 10-jähriger US-Treasuries dürften auf 1,5 % (vorher: 1,75 %) steigen

uk/ Die Teuerung kletterte in Deutschland auf den höchsten Stand seit 1993 und nähert sich der 4 %-Marke an.
Die Renditen verharrten dagegen auf ihren zuletzt reduzierten Niveaus. Der massive Einfluss der Geldpolitik zeigt
                                                         sich dabei immer deutlicher. Unter diesen Bedingungen
                                                         sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Rendite 10-jähri-
Renditen im Vergleich                                    ger Bundesanleihen noch in diesem Jahr den positiven
%                                                        Bereich erreicht. Beiderseits des Atlantiks werden die
                                                         Kapitalmarktzinsen vermutlich zwar tendenziell wieder
                                                         steigen, allerdings weniger deutlich, als bislang prog-
                                                         nostiziert: Helaba Research & Advisory hat den Gravitati-
                                                         onswert 10-jähriger Bundesanleihen für das laufende
                                                         Halbjahr von 0,0 % auf -0,2 % und für 10-jährige US-
                                                         Treasuries von 1,75 % auf 1,5 % gesenkt. Damit erge-
                                                         ben sich bei Bunds wieder die Zielwerte aus unserem
                                                         Jahresausblick. Vor dem Hintergrund zuletzt höherer In-
                                                         flations- und Wachstumsprognosen mag dies zwar über-
                                                         raschen. Schaut man sich allerdings den Zusammen-
                                                         hang zwischen Renditen und Inflation bzw. Inflationser-
Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory           wartungen sowie Konjunkturindikatoren wie dem ifo-In-
                                                         dex an, so zeigte sich ein eher schwacher Zusammen-
                                                         hang. Die Korrelation ist aktuell sogar negativ. Vor die-
sem Hintergrund ist auch die moderate Marktreaktion auf den jüngsten kräftigen Inflationsanstieg in Deutschland
analytisch nachvollziehbar.

Dieses ungewöhnliche Verhaltensmuster der Anleger hängt sehr wahrscheinlich mit der veränderten Geldpolitik
beiderseits des Atlantiks zusammen. Die Notenbanken haben durch die Strategieänderungen und ihre Entschei-
dungen während der Pandemie klare Signale gesendet,
dass sich ihre Reaktionsfunktion nachhaltig verändert
hat. Die US-Notenbank hat bis zuletzt nicht an ihren An-   Renditerückgang stößt an Grenzen
leihekäufen gerüttelt, auch wenn sie jüngst Fortschritte   10-jährige Bunds, Abweichung von 100-TL, Prozentpunkte
bei der Erreichung der Ziele eingeräumt hat. Auch die
EZB hat es mit Änderungen nicht eilig. Aufgrund der lau-
fenden vierten Infektionswelle in Europa ist vielmehr mit
verlängernden Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der
günstigen Finanzierungsbedingungen zu rechnen. Hinzu
kommen die latenten Rückschlaggefahren bei Aktien,
die Anleihen in den Augen vieler Investoren, Inflation hin
oder her, als sicheren Hafen erscheinen lassen.

Nach unten dürfte der Renditespielraum gleichwohl in-
zwischen eingeschränkt sein. Der Abstand zur 100-Tage-
Linie erreicht mittlerweile -0,2 Prozentpunkte. Größere                                        Quellen: Refinitiv, Helaba Research & Advisory
Abweichungen gab es zuletzt beim Lockdown im März
2020. Einen Renditeeinbruch hat es auch im Jahr davor
                                                                                                 gegeben, allerdings immer begleitet von deutli-
%                        aktuell*   Q3/21      Q4/21           Q1/22            Q2/22
                                                                                                 chen Änderungen bei den Zinserwartungen am
10j. Bundesanl.           -0,48     -0,20      -0,20            -0,10           -0,10
                                                                                                 Geldmarkt. Diese haben sich zuletzt aber ver-
10j. US-Treasuries        1,26      1,50        1,50            1,70             1,80
* 18.08.2021                                  Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory     gleichsweise wenig verändert.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                                5 von 14
Märkte und Trends August 2021

Credits & Covered Bonds: Spreads erfahren weiterhin Unterstützung

                        Die Fortführung der expansiven Zentralbankpolitik lässt die Risikoprämien bei EUR Corporate-
                         Bonds sinken. Ein geringeres Primärmarktvolumen bleibt 2021 jedoch wahrscheinlich
                        Banken kündigen Sonderdividenden und Aktienrückkäufe an
                        Bei Covered Bonds gehen wir aufgrund der starken Nutzung der EZB-Refinanzierungstender wei-
                         terhin von reduzierten Emissionen aus. Risikoprämien bleiben unverändert auf niedrigem Niveau.

uki/ Angetrieben durch die unverändert expansive Geldpolitik der EZB sind die Credit Spreads für Corporates in
den vergangenen Wochen nochmals gesunken. Inzwischen liegen die Risikoprämien des iBoxx Non-Financials
knapp ein Viertel unter dem Stand vom Jahresanfang. Zudem haben auch die Basiszinsen zuletzt wieder den Rück-
wärtsgang eingelegt. In der Summe bieten sich den Unternehmen unverändert günstige Refinanzierungsmöglich-
keiten. Gleichwohl haben diese vorteilhaften Rahmenbedingungen nicht zu einem Anstieg der Emissionsdynamik
bei EUR Corporate Bonds geführt. Weit entfernt von den Rekordständen 2020 bewegt sich das Platzierungsvolu-
men gegenwärtig in etwa auf dem Niveau von 2019.
So sind bis Ende Juli 234 Mrd. Euro begeben worden –
nur 8 Mrd. Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2019.       Neuemissionen unter Vorjahresniveau
Damit setzt sich die von uns erwartete Normalisierung      Emissionsvolumen* EUR Corporate Bonds, in Mrd. Euro
der Emissionstätigkeit am EUR Corporate Bondmarkt
                                                             70                                                      70
fort. Gegenwärtig verfügt die Mehrzahl der Unterneh-                              2021
                                                                          2020
men über eine recht solide Liquiditätsausstattung.           60                                                      60
                                                                       2019
Nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Ertragslage          50
                                                                      2018                                           50
dürfte sich die Kapitalmarktaktivität der Unternehmen        40                                                      40
daher in den verbleibenden Monaten des Jahres vor-           30                                                      30
zugsweise auf die Refinanzierung auslaufender Ver-
                                                             20                                                      20
bindlichkeiten und Investitionen sowie gegebenen-
                                                             10                                                      10
falls von Zukäufen fokussieren. Wir halten 2021 ein
Marktvolumen von 400 Mrd. Euro für wahrscheinlich.            0                                                      0
                                                                  Jan Febr Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez
Angesichts der Weiterführung der Ankaufprogramme
durch die EZB dürfte sich der Trend zu niedrigeren Ri-     *Emissionen bis 9.8.2021 berücksichtigt
                                                           Quellen: Bloomberg, bondradar, Helaba Research & Advisory
sikoprämien vorerst fortsetzen.

sk/ Das freundliche Marktumfeld und stabile Bonitätskennzahlen sorgen auch bei Bankanleihen für anhaltend
niedrige Spreads. Die jüngsten Quartalsberichte haben erneut gezeigt, dass die Branche angesichts hoher Eigen-
kapitalquoten und umfangreicher Kreditrückstellungen gut aufgestellt ist. So überraschte auch nicht, dass die
meisten Institute im diesjährigen Stresstest selbst im adversen Szenario über reichlich Risikopuffer verfügten. Wie
                                                             von uns erwartet folgte auf die Aufhebung der allge-
                                                             meinen Dividendenbeschränkungen durch die EZB
  Bedeutung von Fixed-to-float-Anleihen nimmt zu             zum 30.9. die Ankündigung umfassender Sonderdivi-
  EUR-Benchmark-Emissionsvolumen, Mrd. Euro                  denden und Aktienrückkäufe. Allerdings hat die EZB
                                                             vorsichtiges Handeln angemahnt – u.E. zu Recht, denn
                   Bullet      Fix-to-float
   200
                                                             die Auswirkungen der Pandemie werden wohl noch bis
          2%     22% 13%           12% 33%        43% 200
                                                             2022 spürbar bleiben. Der Primärmarkt für erstrangig
   150                                                   150 unbesicherte Bankanleihen leidet unter der Sommer-
                                                             flaute, für das Gesamtjahr erwarten wir jedoch weiter,
   100                                                   100 dass das Volumen die rund 125 Mrd. Euro des Vorjah-
                                                             res übertreffen wird. Dabei hält der Trend zur Kündi-
    50                                                   50  gungsmöglichkeit ein Jahr vor Endfälligkeit, getrieben
                                                             durch regulatorische Anforderungen, an (siehe „Im
     0                                                   0
          2016   2017     2018     2019     2020 H1 2021
                                                             Fokus: Credits“ vom 29.7.2021).

  Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory            sam/ Bei den Covered Bonds bewegen sich die
                                                            Spreads unverändert auf sehr niedrigem Niveau.
                                                            Grund sind weiterhin das stark reduzierte Emissions-
volumen und die anhaltende EZB-Unterstützung. Im Juli erreichte der monatliche Netto-Ankaufbetrag mit 2 Mrd.
Euro den Höchstwert in diesem Jahr. Das Covered Bond Ankaufprogramm stieg auf 293,8 Mrd. Euro. Mit Blick auf
das von uns prognostizierte geringe Gesamtjahr-Emissionsvolumen von lediglich rund 70 Mrd. Euro (2020: 96
Mrd. Euro) sollten die Risikoprämien daher vorerst niedrig bleiben.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                6 von 14
Märkte und Trends August 2021

Aktien: Rekordhoch, was nun?

                      DAX: Rekordjagd hält an, wie lange noch? Belastungsfaktoren sollten im Blick behalten werden
                      Börsen sind keine Einbahnstraße – zwischenzeitliche Korrekturen normal
                      Die Inflationsentwicklung stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar
                      Tapering-Diskussionen halten an
                      Neue Hochs an den US-Börsen gehen lediglich auf wenige Aktien zurück
                      Korrektur im zweiten Halbjahr weiterhin wahrscheinlich

cs/ Der DAX markierte zuletzt neue Rekordstände, ebenso wie der EuroStoxx 50 und die Wall-Street-Indizes. In der
Regel werden neue Hochs als prozyklisches Signal interpretiert. Insbesondere die Tatsache, dass aus vergangenen
Kursbewegungen keine Widerstände abzuleiten sind und folglich die Anleger keine Verlustpositionen besitzen,
                                                          unterstreicht diese These. Da die Börse letztlich aber
                                                          keine Einbahnstraße und es normal ist, dass die
  DAX: Korrekturrisiken nehmen zu
                                                          Märkte zwischenzeitliche Korrekturen vollziehen, gilt
  Indexpunkte
                                                          es nach Hinweisen auf eine mögliche Richtungsände-
                                                          rung Ausschau zu halten. Auch die vorhandenen Be-
                                                          lastungsfaktoren sollten in die Marktbeurteilung ein-
                                                          bezogen werden. Zweifelsohne stellt die Corona-Delta-
                                                          Variante, insbesondere da sich diese verstärkt aus-
                                                          breitet, ein Risiko für die weitere Wirtschaftsentwick-
                                                          lung dar. Auch die Lieferketten sind in vielen Branchen
                                                          noch immer gestört. Die daraus resultierenden Knapp-
                                                          heiten und Verzögerungen wirken sich preistreibend
                                                          aus. Einer Studie zufolge könnten die Autopreise um
                                                          3 bis 6 % zulegen, Bauholz war zwischenzeitlich vier
  Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                          Mal so teuer als vor der Pandemie.

                                                            Nicht zuletzt deshalb rückt das Inflationsthema in den
Fokus, zumal die Inflationserwartungen in der Eurozone im Trend zunehmen. Der 5J/5J-Forward erreichte jüngst
das 34-Monatshoch, das Ende Juli bei 1,73 %
                                                    Indexpunkte         aktuell* Q3/21     Q4/21           Q1/22            Q2/22
markiert wurde. Mittlerweile haben viele Indust-
                                                    DAX                 15.966   14.000   14.500           15.000           15.300
riebetriebe angekündigt, ihre Preise erhöhen zu
                                                    Euro Stoxx 50        4.189    3.800    3.900            4.000            4.050
wollen. Auch in den USA zeigt der Inflationstrend   S&P 500              4.400    3.800    3.950            4.050            4.150
nach oben, was zudem die Tapering-Diskussionen * 18.08.2021                               Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory

weiter befeuert. Verschiedene Fed-Vertreter haben sich bereits für eine Reduzierung der Anleihekäufe ab dem
vierten Quartal ausgesprochen. Was bedeutet die Inflation für den Aktienmarkt?

Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt, dass sich die US-
Börsen immer dann besonders wohlfühlten, wenn sich                     US-Inflation oberhalb von 3 % negativ für Aktien
die Teuerung innerhalb einer Range von etwa 1-3 %                      US-Inflationsrate, % gg. VJ vs. S&P 500, trendbereinigt

bewegte. Wie die Grafik zeigt, ergibt sich, wenn die
3 %-Marke überwunden ist, eine Aktien-Kursentwick-
lung, die unter dem Trend liegt. Dies muss nicht zwin-
gend negativ sein. Verschiedene Beispiele aus der
Vergangenheit verdeutlichen jedoch eindrucksvoll,
dass der Effekt keineswegs unterschätzt werden sollte.
Darüber hinaus ist mit Blick auf die US-Märkte festzu-
stellen, dass die Aktienhandelsumsätze bei den Bro-
kern zuletzt um 30 % zurückgegangen sind und der
letzte Anstieg nur noch von einer kleinen Zahl von Ak-
tien getragen wurde. Der marktbreite Russell 2000-In-
                                                                       Quellen: Refinitv, Helaba Research & Advisory
dex markierte sein Jahreshoch bereits im März und
befindet sich seitdem in einer Seitwärtsphase.

Insgesamt halten wir an unserer Einschätzung fest, dass die Aktienmärkte vor einer Korrektur stehen und bestäti-
gen unsere Prognosen.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                 7 von 14
Märkte und Trends August 2021

Gold: Erholungskurs nach Einbruch

                        Gold befindet sich nach massivem Einbruch wieder auf einem Erholungskurs
                        Steigende US-Anleiherenditen sowie Dollaraufwertung als maßgebliche Gold-Belastungsfaktoren
                        Wachstumsunsicherheit aufgrund des Pandemieverlaufs dürfte Goldpreis weiter steigen lassen
                        Positive Impulse stammen darüber hinaus von anhaltend negativer Realverzinsung

                                                                  cw/ Gold ist im vergangenen Monat stark unter Druck
                                                                  geraten. Sah es Ende Juli noch so aus, als ob das Edel-
  Gold: Geldpolitik gibt Richtung vor                             metall die nächste obere Hürde mit 1.900 US-Dollar je
  Preis per Feinunze
                                                                  Feinunze in Angriff nimmt, so gab der Preis binnen we-
                                                                  niger Stunden nach einem überraschend positiven US-
                                                                  Arbeitsmarktbericht um über 100 US-Dollar nach. Im-
                                                                  merhin folgte dem Einbruch bis auf knapp unter 1.700
                                                                  US-Dollar eine rasche Erholung bis auf knapp 1.790
                                                                  $/Uz. bzw. 1.523 €/Uz. Im Gefolge des starken US-Stel-
                                                                  lenaufbaus zogen die Zinsen an, der US-Dollar wertete
                                                                  gegenüber dem Euro auf. Die Anleger stellten sich auf
                                                                  eine frühere US-Zinswende ein. Dennoch fiel die Reak-
                                                                  tion am Goldmarkt in Relation zu der am Renten- und
                                                                  Devisenmarkt recht heftig aus. Dieser vermutlich tech-
                                                                  nisch ausgelösten Überreaktion am Goldmarkt folgte
  Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                                  dann eine ebenso rasche Konsolidierung. Deshalb ist
                                                                  nicht von einer Neubewertung auszugehen. Vielmehr
sollte sich das Edelmetall wieder um die Marke von 1.800 $/Uz. festigen. Schließlich bleibt als Unsicherheitsfaktor,
ob das Vordringen der Delta-Variante das globale      Preis / Feinunze        aktuell* Q3/21   Q4/21           Q1/22            Q2/22
Wachstum ausbremsen wird. Zumindest in Asien          Gold in Euro             1.527   1.600   1.600            1.600            1.440
scheint das der Fall zu sein. Mittelfristig sorgt die Gold in US-Dollar        1.788   2.000   2.000            2.000            1.800
                                                      * 18.08.2021                            Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory
geldpolitische Pandemiebekämpfung für ein Um-
feld anhaltend negativer Realzinsen. Gold dürfte deshalb als Sachwertalternative neben Aktien und Immobilien
bestehen können.

Rohöl: Angst vor der Delta-Delle

                        Einigung der OPEC+ beruhigt zunächst
                        Sorgen vor sich eintrübendem Konjunkturausblick in Asien belastet
                        Öl-Lagerbestände sind gesunken
                        US-Produktionserholung weiterhin schleppend

                                                                         ru/ Nachdem es Anfang Juli große Verunsicherung
                                                                         über den Zusammenhalt innerhalb der OPEC+-Gruppe
  Kurspotenzial bleibt bestehen                                          gegeben hatte, wurde im Verlauf der folgenden Wo-
  USD/Barrel
                                                                         chen doch noch eine Einigung erzielt. Mithin konnte
                                                                         ein Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und den Verei-
                                                                         nigten Arabischen Emiraten vermieden werden. Den-
                                                                         noch sind die Notierungen zuletzt unter Druck gera-
                                                                         ten, was zu einem Teil den zunehmenden Sorgen vor
                                                                         einer erneuten, durch Corona-Mutationen hervorgeru-
                                                                         fene konjunkturellen Belastung, der Delta-Delle, ge-
                                                                         schuldet ist. Tendenziell sinkende Lagerbestände und
                                                                         robuste Wirtschaftsdaten vor allem in den USA konn-
                                                                         ten dagegen kaum stützen. Angesichts einer aus unse-
                                                                         rer Sicht intakten Wirtschaftserholung und einer wei-
                                                                         terhin nur zögerlichen Erholung der US-Ölproduktion
  Quellen: Macrobond, Research & Advisory
                                                                         sehen wir Potenzial für wieder steigende Notierungen
                                                                         Preis / Barrel      aktuell*   Q3/21     Q4/21           Q1/22            Q2/22
bis in den Bereich um 85 USD/Barrel im Schlussquartal                    Rohöl Brent           68        83         85               85              83
und Anfang des kommenden Jahres.                                         * 18.08.2021                            Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                                8 von 14
Märkte und Trends August 2021

Immobilien: Große Unterschiede nach Marktsegmenten

                           Durchschnittliche Jahresperformance offener Immobilienfonds zuletzt etwas über 1,5 %
                           Mittelzuflüsse offener Fonds von Januar bis Mai mit 3,6 Mrd. Euro 22 % unter Vorjahreszeitraum
                           Ausbleiben weiterer Corona-bedingter Abschreibungen führt zu etwas höherer Renditeprognose
                           Gewerbliche Immobilien weiterhin schwach: Einzelhandel unter Druck, Büros stabiler
                           Deutsche Wohnungspreise setzen kräftigen Anstieg fort. Hohe Nachfrage, niedrige Zinsen und zu
                            geringe Bautätigkeit bleiben Treiber. Hauspreisprognose für 2021 auf 8 % angehoben

smi/ Die durchschnittliche Performance offener Immobilienfonds hat sich zuletzt auf niedrigem Niveau leicht ver-
bessert. Die Jahresperformance des „Helaba OIF-Index“ lag Ende Juli etwas über 1,5 % und damit geringfügig hö-
her als im Vormonat, aber noch deutlich niedriger als Anfang letzten Jahres. Der Index umfasst die durchschnittli-
                                                          che Wertentwicklung von neun großen offenen Immobi-
                                                          lienpublikumsfonds der vier führenden Anbieter. Zu-
 Weiter niedrige Rendite offener Fonds                    letzt kam es entgegen unserer Erwartung nicht zu wei-
 Helaba OIF-Index, Gesamtrendite, %                       teren größeren Abwertungen bei Einzelhandelsimmobi-
 3,0                                              3,0     lien und Hotels, die die Performance hätten weiter drü-
                                                          cken können. Wenn diese auch bis Jahresende ausblei-
 2,5                                              2,5
                                                          ben und im Herbst einige Abwertungen aus 2020 aus
                                                          der Jahresrechnung herausfallen, wird der OIF-Index
                                                          nochmals leicht zulegen. Wir haben deshalb unsere
 2,0                                              2,0
                                                          Renditeprognose für 2021 auf 1,7 % angehoben. Im
                                                          Zuge der konjunkturellen Besserung dürfte sich die
 1,5                                              1,5
                                                          Normalisierung der Performance offener Fonds im kom-
                                                          menden Jahr in Richtung 2 % fortsetzen.
 1,0                                                             1,0

                                                       Die jüngst veröffentlichten Daten des Pfandbriefver-
 Quellen: Refinitiv, Helaba Research & Advisory
                                                       bands vdp für das zweite Quartal zeigen weiterhin ein
                                                       differenziertes Bild zwischen den einzelnen Immobili-
ensegmenten. Bei Büros wurde in Folge von Corona-Krise und tiefer Rezession zwar der langjährige Anstieg von
Mieten und Immobilienwerten beendet, der Sektor präsentiert sich aber insgesamt recht robust: Mieten und Kapi-
talwerte lagen zuletzt nur leicht unter dem Vorjahres-
stand. Deutlich stärker fielen die Rückgänge auch im
zweiten Quartal bei Einzelhandelsimmobilien aus, die     Schere zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien
schon vor der Pandemie unter der Konkurrenz des zu-                           vdp Immobilienpreisindex Deutschland, Q1 2008 = 100

nehmenden Onlinehandels gelitten haben.                                       190                                                             190
                                                                              180                                          Wohnen             180
Die Preise für deutsche Wohnimmobilien setzten da-                            170                                                             170
                                                                              160                                                             160
gegen ihren Aufwärtstrend unbeirrt fort. Für das                              150                                                             150
                                                                                                                                                Büro
zweite Quartal wurde sogar eine Beschleunigung des                            140                                                             140
Preisauftriebs gemeldet. Danach stiegen die Kauf-                             130                                                             130
                                                                              120                                                             120
preise für selbstgenutztes Wohneigentum im Bundes-
                                                                              110                                                             110
durchschnitt gegenüber dem Vorjahr um fast 11 %, in                           100                                                             100
                                                                                                                                        Einzelhandel
den größten Ballungszentren immerhin um 9 %. Hier                              90                                                             90
wurden seit etwa drei Jahren unterdurchschnittliche                            80                                                             80
                                                                                                     08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Raten beobachtet, vermutlich wegen der inzwischen
                                                                                               Quellen: vdp, Helaba Research & Advisory
erreichten hohen Niveaus, die für viele potenzielle
Käufer nicht mehr erschwinglich sind. Die wesentli-
chen Treiber des Preisanstiegs sind weiterhin intakt,
so dass wir trotz der weiterhin unterstellten gewissen Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte unsere Haus-
preisprognose für 2021 auf 8 % angehoben haben. Weiterhin sehr niedrige Zinsen sorgen für eine hohe relative
                                                                                              Attraktivität von Wohnimmobilien als Investment und
Immobilienindizes
 % gg. Vorjahr
                                                 2018        2019        2020 2021p 2022p     erleichtern die Finanzierung. Die Nachfrage nach
OIF-Index*                                        2,7         2,7         1,5        1,7  2,0
                                                                                              Wohnraum ist unverändert groß und kann durch die
Wohnimmobilien**                                  8,3         6,4         6,8        8,0  5,0 jüngsten Fertigstellungen nur unvollständig gedeckt
Gewerbeimmobilien**                               6,8         6,4         3,1        1,0  2,0 werden. Kräftig steigende Preise für Baumaterialien
* Helaba-Index für offene Immobilienfonds (Jahresrendite); **vdp Preisindizes Deutschland     und Lieferverzögerungen auf den Baustellen sprechen
p=Prognose; Quellen: Refinitiv, Helaba Research & Advisory
                                                                                              gegen eine kurzfristig anziehende Bautätigkeit.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                           9 von 14
Märkte und Trends August 2021

Devisen: US-Dollar mit mehr Risiken als Chancen

                      US-Dollar zeigt sich robust und profitiert von Erwartungen einer geldpolitischen Divergenz
                      Aufgrund der zögerlichen Fed scheint der geldpolitische Rückenwind für den Dollar überzogen
                      US-Währung weiter mit langfristigen Belastungen, so dass die Abwertungsrisiken dominieren
                      Britisches Pfund tritt trotz des kräftigen Wirtschaftswachstums vorerst auf der Stelle
                      Aufwertung des Schweizer Frankens auf wackligem Fundament, Rückschläge wahrscheinlich
                      Japanischer Yen mit zyklischen Nachteilen, aber strukturell unterstützt

ca/ Die US-Währung zeigt sich weiterhin robust. Der handelsgewichtete US-Dollar-Index verpasste zwar ein neues
Jahreshoch. Hingegen fiel der Euro-Dollar-Kurs fast punktgenau auf das März-Tief von 1,17, selbst wenn danach
eine Gegenbewegung einsetzte. Der Greenback profitierte von einem sehr kräftigen US-Arbeitsmarktbericht, der
Erwartungen an einen früheren geldpolitischen Kurswechsel schürte. Der US-Renditevorteil bei zehnjährigen An-
leihen gegenüber dem Euro vergrößerte sich, was
den Dollar attraktiver macht. Allerdings hatte der
                                                         Zweijähriger US-Zinsvorteil kaum gewachsen
Greenback schon im Juni/Juli zugelegt, obwohl die
                                                         %-Punkte                                        USD
Zinsdifferenzen Gegenteiliges nahegelegt hätten.
                                                               3,0                                                      1,7
                                                                       Spread 2j. Staatsanleihen Deutschland vs. USA
Eine große geldpolitische Divergenz ist nicht unbe-          2,0                     (linke Skala)          1,6

dingt auszumachen. Die EZB hält sicher weiter Kurs.          1,0
                                                                                                            1,5

Jedoch nähert sich auch die Fed einer Zinswende              0,0
                                                                                                            1,4

nur im Schneckentempo. Die erste Anhebung der                                                               1,3
                                                            -1,0
Leitzinsen dürfte gegen Ende nächsten Jahres erfol-                                                         1,2
                                                            -2,0
gen. In der Vergangenheit wertete der US-Dollar                                                             1,1

erst etwa ein halbes Jahr vor einer Zinswende auf.          -3,0           EUR-USD (rechte Skala)           1,0

Bei zweijährigen Anleiherenditen zog der US-Vorteil         -4,0                                            0,9
                                                                  2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020
nur marginal an. Die Rückführung der Anleihekäufe,
das „Tapering“, könnte die Notenbank zwar schon           Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
in einer der nächsten Sitzungen beschließen und
vielleicht um die Jahreswende umsetzen. Aber ist
das wirklich eine massive Stütze für den Dollar? Die Fed wird die Anleihekäufe nur allmählich reduzieren. Zudem
wird sogar die EZB 2022 wohl weniger kaufen. Die Erfahrung mit dem „Tapering“ 2013/2014 spricht kaum für eine
Dollar-Aufwertung. Im Zuge der Diskussion und mit dem Beginn im Dezember 2013 neigte die US-Währung zur
Schwäche, bis sich das große EZB-Kaufprogramm ab Mitte 2014 andeutete.

                                                               Im Gesamtjahr 2021 genießt die US-Wirtschaft gegen-
                                                               über der Eurozone zwar einen klaren Wachstumsvor-
  US-Dollar droht Abwertung                                    teil – wegen des schwierigen Winterhalbjahrs in Eu-
                                                               ropa. Die aktuelle Dynamik sieht jedoch etwas anders
                                                               aus. Denn im zweiten Quartal wuchs die Eurozone
                                                               stärker. Im zweiten Halbjahr 2021 werden die Raten in
                                                               etwa gleichauf liegen. Außerdem verschieben sich zur-
                                                               zeit die Pandemie-Sorgen wieder über den Atlantik. In
                                                               den USA steigt die Zahl der Neuinfektionen stärker,
                                                               zumal sie bei den Impfquoten klar von der Eurozone
                                                               überholt wurden.

                                                            Während das zyklische Bild nicht so Dollar-positiv wie
                                                            angenommen ist, sieht die strukturelle Lage für ihn
                                                            schwierig aus. Die Überbewertung gerade gegenüber
   Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
                                                            dem Euro hat sich noch ausgeweitet, da die aktuelle
                                                            Inflation in den USA viel höher als in der Eurozone aus-
fällt. Das US-Haushaltsdefizit wird sich zwar ohne Pandemie-Sonderausgaben spürbar verringern, bleibt jedoch
auf einem hohen Niveau, zumal Präsident Biden neue Ausgabenprogramme durch den Kongress bekommen
möchte. Auch das Leistungsbilanzdefizit ist deutlich gestiegen, während in der Eurozone nun lediglich die Über-
schüsse ein wenig zurückgehen. Die Dollar-Aufwertung dürfte sich daher erschöpfen. Die Chancen auf einen höhe-
ren Euro-Dollar-Kurs steigen, selbst wenn es wohl etwas langsamer als erwartet geht.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                       10 von 14
Märkte und Trends August 2021

Das Britische Pfund versuchte – gegenüber dem Euro – durchzustarten, was aber vorerst misslang. Der Euro-
Pfund-Kurs rutschte kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit Februar 2020, kletterte danach aber wieder über 0,85.
Die britische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal rasant aufgrund der Aufhebung vieler Pandemie-Restriktionen.
Allerdings wird dieser Schwung zwangsläufig nachlassen. Trotz des „Freedom day“ entspricht die britische Welt
noch nicht dem Vor-Pandemie-Zustand, zumal hohe Corona-Inzidenzen belasten. Und selbst das hohe Wachstum
von mehr als 6 % im Durchschnitt von 2021 relativiert sich durch den Einbruch im Vorjahr von fast 10 %. Die Infla-
tion zieht allmählich an, die Raten bewegen sich aber noch in gemäßigten Bahnen, wenngleich das kräftige Lohn-
wachstum Sorgen bereitet. Die Bank of England bewahrt erst einmal Ruhe. Ihr Anleihekaufprogramm wird wohl
plangemäß zum Jahresende auslaufen. Mit einer Zinswende hat sie es nicht eilig. Das Thema dürfte erst im zwei-
ten Halbjahr 2022 ernst werden. Der Renditevorteil
des Pfund gegenüber dem Euro wird sich vermutlich
zunächst nicht groß ausweiten. Der Euro-Pfund-Kurs           Franken wertet trotz hoher Risikoneigung auf
dürfte weiter um 0,85 schwanken. Gegenüber dem US-           Index, invertiert                                CHF

Dollar legen die Zinsdifferenzen ein stärkeres Pfund           98,5                                          1,21
nahe.                                                          99,0            EUR-CHF (rechte Skala)        1,18
                                                                                             99,5                                                          1,15
                                                            100,0
Der Schweizer Franken legte zu. Der Euro-Franken-                                                                              1,12
                                                            100,5
Kurs rutschte in Richtung 1,07. Angesichts der sich         101,0
                                                                                                                               1,09
                                                                                                                               1,06
weltweit ausbreitenden Delta-Variante und Sorgen um         101,5
                                                                                                                               1,03
China und andere geopolitische Konflikte wie Afgha-         102,0
                                                            102,5 Risikoindikator* (linke Skala)                               1,00
nistan waren scheinbar sichere Anlagehäfen gefragt.
                                                            103,0                                                              0,97
Parallel war dennoch die Risikoneigung hoch, was Ak-        103,5                                                              0,94
tienindizes auf Rekordständen und niedrige Credit                        2018               2019             2020         2021

Spreads untermauerten. An diesen „schizophrenen“
                                                          * errechnet aus VIX, High-Yield Spreads, Gold-Kupfer-Verhältnis
Finanzmärkten schlug sich der Devisenmarkt auf die        Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory
sichere Seite. Die Schweizer Währung profitierte auch
davon, dass sich bei sinkenden Anleiherenditen die
Zinsdifferenzen zu Gunsten des Frankens bewegten. In den nächsten Monaten wird sich dieser Trend aber vermut-
lich zu seinen Lasten umkehren. Abgesehen davon wird die Schweizer Notenbank wohl wieder stärker am Devisen-
markt intervenieren. Der Franken dürfte daher nachgeben. Der Euro-Franken-Kurs könnte dann in Richtung 1,10
oder sogar darüber hinaus steigen.

                                                                                        Der Japanische Yen konnte ebenfalls von einer ver-
                                                                                        meintlichen Fluchtbewegung profitieren, sogar gegen-
 Yen mit realen Renditevorteilen                                                        über dem US-Dollar. Dabei strotzt die japanische Wirt-
 %-Punkte                                                                   JPY
                                                                                        schaft nicht gerade vor Kraft. Im zweiten Quartal wuchs
   0,25                                                                     113         sie nur leicht. Trotz der andauernden Corona-Welle und
           Realer* Spread 10j. Staatsanleihen USA vs. Japan
   0,00                 (linke Skala)                                       112         dem ausbleibenden Olympia-Boost wird die japanische
                                                                            111
  -0,25
                                                                            110
                                                                                        Wirtschaft im zweiten Halbjahr immerhin etwas stärker
  -0,50
                                                                            109         wachsen. Im internationalen Vergleich hinkt das Land
  -0,75                                                                     108         weiter hinterher. Ein geldpolitischer Kurswechsel
  -1,00                                                                     107
                                                                            106
                                                                                        würde in Japan aber selbst bei einem kräftigeren
  -1,25
                                                                            105         Wachstum kaum auf der Agenda stehen. Die Bank of
  -1,50
  -1,75
                                                                            104         Japan behält noch lange ihre expansive Politik bei, zu-
                                                                            103
  -2,00
                                      USD-JPY (rechte Skala)                102
                                                                                        mal die Inflation um die Nulllinie schwankt. Daher er-
                          2020                              2021                        hält der Yen kaum zyklischen Rückenwind. Der Euro-
 *deflationiert mit jeweiligen 5-Jahres-Inflationserwartungen in 5 Jahren
                                                                                        Yen-Kurs dürfte wieder über 130 steigen. Strukturell
 Quellen: Macrobond, Helaba Research & Advisory                                         wird die Währung jedoch schon gestützt. Das betrifft
                                                                                        nicht nur die hohen Leistungsbilanzüberschüsse und

die gegenüber dem US-Dollar günstige Bewer-                                   gg. Euro              aktuell*   Q3/21    Q4/21           Q1/22            Q2/22
                                                                              US-Dollar              1,17      1,25      1,25            1,25             1,25
tung. Gerade mit den nur leicht negativen Real-
                                                                              Jap. Yen                129       133      133              133             133
renditen besitzt der Yen einen Vorteil gegenüber
                                                                              Brit. Pfund            0,85      0,85      0,85            0,85             0,85
all den anderen wichtigen Währungen, nicht zu-
                                                                              Schw. Franken          1,07      1,12      1,12            1,12             1,12
letzt gegenüber dem US-Dollar. Der Dollar-Yen-                                * 18.08.2021                             Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory

Kurs dürfte mittelfristig sogar fallen.

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                                      11 von 14
Märkte und Trends August 2021

                   Prognosetabelle BIP und Inflation

                                                Bruttoinlandsprodukt                                                     Verbraucherpreise
                                         reale Veränderung gg. Vorjahr, %                                         Veränderung gg. Vorjahr, %
                                  2019             2020             2021p             2022p             2019              2020               2021p   2022p
Eurozone                           1,4              -6,5              4,5               3,6               1,2              0,3                2,1     1,9
  Deutschland                      1,1              -4,9              3,0               4,0               1,4              0,5                3,0     2,5
  Frankreich                       1,8              -8,0              5,9               3,5               1,3              0,5                1,8     1,7
  Italien                          0,3              -8,9              5,3               3,0               0,6              -0,1               1,5     1,3
  Spanien                          2,0             -10,8              5,7               4,0               0,8              -0,3               2,3     1,9
  Niederlande                      1,9              -3,8              4,0               3,3               2,7              1,1                1,9     1,7
  Österreich                       1,4              -6,4              3,8               4,4               1,5              1,4                2,4     1,9
  Irland                           5,6               3,4              4,5               4,5               0,9              -0,5               1,6     1,8
  Portugal                         2,2              -7,6              4,2               3,5               0,3              -0,2               0,8     1,3
  Griechenland                     1,9              -8,0              3,5               4,0               0,5              -1,3               1,4     1,5
Schweden                           2,0              -2,9              4,3               3,6               1,8              0,5                1,9     1,8
Norwegen                           0,9              -1,3              3,0               3,3               2,2              1,3                2,7     2,1
Polen                              4,8              -2,7              4,7               5,3               2,3              3,4                4,5     3,5
Tschechien                         3,0              -5,8              3,0               4,0               2,8              3,2                3,0     2,3
Ungarn                             4,6              -5,1              6,5               4,3               3,3              3,3                4,3     3,1
Großbritannien                     1,4              -9,8              6,3               4,0               1,8              0,9                2,1     2,6
Schweiz                            1,1              -2,6              3,4               2,8               0,4              -0,7               0,5     1,2
USA                                2,3              -3,4              6,0               4,3               1,8              1,2                4,5     3,5
Japan                              0,0              -4,7              2,4               2,2               0,5              0,0                0,1     1,0
Asien ohne Japan                   4,7              -0,6              7,4               5,0               2,9              2,6                2,2     2,7
 China                             6,1               2,3              8,7               5,5               2,9              2,5                1,5     2,5
 Indien*                           4,2              -7,3             10,2               5,5               3,7              6,6                5,3     4,6
Russland                           1,3              -3,1              3,0               2,0               4,5              3,4                5,0     4,2
Türkei                             0,9               1,8              4,6               3,7              15,6             12,3               15,7    11,3
Lateinamerika**                    1,4              -6,9              6,1               3,0               8,3              6,5                9,1     8,0
  Brasilien                        1,1              -4,1              5,3               2,7               3,8              2,3                6,3     4,5
Welt                               3,0              -3,1              6,2               4,2               2,8              2,2                3,4     3,2
*Indien: Financial Year; ** Lateinamerika wegen Hyperinflation ohne Venezuela; p=Prognose, BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Research & Advisory

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                                     12 von 14
Märkte und Trends August 2021

                    Kapitalmarktprognosen

                             31.12.2020 Vormonat*           Stand**         Q3/2021   Q4/2021           Q1/2022              Q2/2022
Zinsen                               Basispunkte               %
EZB Refi-Satz                    0                 0          0,00           0,00      0,00                0,00                 0,00
EZB Einlagenzins                 0                 0          -0,50          -0,50     -0,50              -0,50                 -0,50
Tagesgeldsatz €STR               2                 -1         -0,57          -0,55     -0,55              -0,55                 -0,55
3M Euribor                       0                 0          -0,55          -0,50     -0,50              -0,50                 -0,50
6M Euribor                       0                 -1         -0,53          -0,50     -0,50              -0,50                 -0,45
2j. Bundesanleihen               -4                -2         -0,74          -0,70     -0,70              -0,65                 -0,65
5j. Bundesanleihen               0                 -4         -0,74          -0,55     -0,55              -0,45                 -0,45
10j. Bundesanleihen              9                 -6         -0,48          -0,20     -0,20              -0,10                 -0,10
2j. Swapsatz                     3                 -2         -0,50          -0,45     -0,45              -0,40                 -0,40
5j. Swapsatz                     9                 -2         -0,37          -0,20     -0,20              -0,10                 -0,10
10j. Swapsatz                   16                 -4         -0,10          0,15      0,15                0,25                 0,25
20j. Swapsatz                   22                 -6         0,23           0,50      0,50                0,55                 0,55
30j. Swapsatz                   23                 -6         0,21           0,50      0,50                0,55                 0,55
Fed Funds Target Rate            0                 0          0,13           0,13      0,13                0,13                 0,13
10j. US-Treasuries              35                 -2         1,26           1,50      1,50                1,70                 1,80
Aktien                         Landeswährung, %
DAX                            16,4                2,9       15.966         14.000    14.500             15.000                15.300
Euro Stoxx 50                  17,9                3,2        4.189          3.800     3.900              4.000                4.050
Dow Jones                      14,2                0,4       34.961         31.500    32.000             33.000                34.000
S&P 500                        17,2                0,8        4.400          3.800     3.950              4.050                4.150
Nikkei 225                      0,5                0,1       27.586         25.500    26.000             27.500                28.000
Gold und Brentöl                         %
Gold €/Unze                     -1,8           -0,5           1.527          1.600     1.600              1.600                1.440
Gold $/Unze                     -5,8           -1,1           1.788          2.000     2.000              2.000                1.800
Brentöl $/Barrel               31,7            -7,5            68             83        85                  85                    83
Devisen                        jeweils gg. Euro, %       jeweils gg. Euro
US-Dollar                       4,3                0,5        1,17           1,25      1,25                1,25                 1,25
Japanischer Yen                 -1,8               0,9         129           133       133                 133                   133
Britisches Pfund                5,0                0,4        0,85           0,85      0,85                0,85                 0,85
Schweizer Franken               0,7                0,7        1,07           1,12      1,12                1,12                 1,12
* 22.07.2021 ** 18.08.2021                                                                      Quellen: Bloomberg, Helaba Research & Advisory

© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                                                 13 von 14
Märkte und Trends August 2021

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  Chefvolkswirtin/Head of Research & Advisory         Dr. Gertrud R. Traud (gt)                 20 24
  Rentenstrategie                                     Ulf Krauss (uk)                           47 28
  Aktienstrategie                                     Christian Schmidt (cs)                    47 23
  Devisenstrategie, Großbritannien                    Christian Apelt (ca), CFA                 47 26
  Gold                                                Claudia Windt (cw)                        25 00
  Immobilien                                          Dr. Stefan Mitropoulos (smi)              46 19
  Rohöl                                               Ralf Umlauf (ru)                          11 19
  Pfandbriefe, Covered Bonds                          Sabrina Miehs (sam), CESGA                48 90
  Unternehmensanleihen                                Ulrich Kirschner (uki), CFA               28 39
  Bankanleihen                                        Dr. Susanne Knips (sk)                    32 11
  Deutschland, Eurozone, Branchen                     Dr. Stefan Mütze (smü)                    38 50
  USA, China                                          Patrick Franke (pf)                       47 38

 Herausgeber und Redaktion                             Disclaimer
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 Redaktion:                                            hält jedoch lediglich unverbindli-
 Dr. Stefan Mitropoulos, Dr. Stefan Mütze              che Analysen und Prognosen zu
                                                       den gegenwärtigen und zukünfti-
 Verantwortlich:                                       gen Marktverhältnissen. Die Anga-
 Dr. Gertrud R. Traud                                  ben beruhen auf Quellen, die wir
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© Helaba | Research & Advisory | 19. August 2021                                                   14 von 14
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