Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger

 
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Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
Schlossanger-Bote 08
 August 2021
Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
Sommer-Bowle Somm
 er-
 bowle

Erdbeeren, Melone, Trauben, Sekt, fleißige Helferinnen, Freude miteinander – was
braucht es mehr zum Gelingen einer leckeren Sommer-Bowle? Ein Prosit auf den
Sommer und unsere Bewohnerinnen und Bewohner!
Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
Editorial

Liebe Bewohnerinnen, liebe Bewohner,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Freunde des Seniorenzentrums,

die Tage im August sind voller Leben Falls uns jedoch der August mit Regen
und auch die lauen Sommernächte sind und Kälte ins Haus treibt, freuen wir uns
erfüllt vom Summen der Mücken und um so mehr auf den Spätsommer, bei dem
dem Zirpen der Grillen. Auf den Fel- uns in Bayern wie gewohnt die Sonne am
dern am Kirchweg steht das Getreide weiß-blauen Himmel entgegenlacht.
schon goldgelb und am Feldrain blühen Ich wünsche uns eine gesunde und
die Kornblumen. Auch der Garten des glückliche Zeit.
Schlossangers zeigt sich von seiner ein-
ladenden Seite und dank des Förderver- Mit lieben Grüßen,
eins können wir diesen auch im Schatten
von neuen Schirmen genießen.

 Anika Fischer

 „Was der August nicht tut,
 macht der September wieder gut.“
 Johann Wolfgang von Goethe

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Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
Aktuelles

 Der leidenschaftliche
 und stolze Löwe
 21. Juli bis 21. August
 Was braucht der Löwe?
 Was erwartet Er liebt den Duft von Lavendel und Hec-
 uns kenrosen. Wichtig ist zu jeder Jahreszeit
 die Sonne für Körper und Seele.
 Aktivitäten
 intern An Schmuck soll es bitte Gold oder der

   
 Rubin sein.
 Glückszahl: die 1
 Was mag er nicht:
 Wenn er am Erzählen ist, sollte man ihn
Neben unseren Einzel-Betreuungs-Ange- auf keinen Fall unterbrechen. Genauso
boten finden von Montag bis Freitag un- wie er es nicht verträgt, wenn man über
sere vielfältigen Gruppenaktivitäten statt. ihn Witze macht, sowie spottet.
Und Hockergymnastik: Was isst er am liebsten:
 Besondere Leckerbissen auf einer festli-
Mo 10 Uhr OG – mit Christian Bauer chen Tafel.
Mo 11 Uhr EG/Foyer
 Prominente Zeitgenossen:
 – mit Christian Bauer
 Alexander Fleming, Fidel Castro, Ivan
Mi 10 Uhr OG/EG im Foyer oder
 Rebroff, Hans Moser
 im Gymnastikraum im UG

 insam
 Geme ten
 r
 im Ga er
 
 oy
 oder F

 †
 Gottesdienste im August
 Katholischer Gottesdienst
 Donnerstag, 11. August 2021, Uhrzeit 15.30 Uhr
 Donnerstag, 26. August 2021, Uhrzeit 15.30 Uhr
 Evangelischer Gottesdienst
 Freitag, 13. August 2021, Uhrzeit 15. 30 Uhr

 Die Gottesdienste sind ausschließlich unseren vollstationä-
 ren Bewohnern vorbehalten!

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Aktuelles
 Geburtstage im August Verstorben im Juli
A I
L
 N
L
E
S T
 R
G A
U U
T E
E zum Geburtstag R nehmen wir Abschied
 Wir gratulieren unseren In aufrichtiger Trauer
 Bewohner*innen herzlich! nehmen wir Abschied!
 Herrn Helmut Sonnendorfer Frau Emilie Zylka
 Herrn Wolfgang Tiller Herrn Paul Roth
 Frau Anna Gramann Herrn Horst Fiedler

 10 BAUERN-
 REGELN Wenn Sankt Rochus (16.) trübe schaut
 FÜR DEN kommen die Raupen in das Kraut.
 Je dichter der Regen im August
 August je dünner wird der Most.
 Ist der Nordwind im August nicht selten
 so soll er schönem Wetter gelten.
 Wenn’s Federbett im August zu heiß
Wie das Wetter am Himmelfahrtstag (15.) trägt Honig die Bien aus der Heide mit
so noch zwei Wochen bleiben mag. Fleiß.

Mariä Himmelfahrt klarer Sonnenschein Augustregen wirkt wie Gift
bringt meistens viel und guten Wein. wenn er die reifenden Trauben trifft.

Scheint die Sonne hell und zart an Ma- Der August muss Hitze haben
ria Himmelfahrt sonst Obstbaumsegen wird begraben.
so soll’s guten Wein bedeuten Ein trockner August hat die Leute noch
was erwünscht bei allen Leuten. nie arm gemacht - ein nasser schon.

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SCHÖN, DASS SIE DA SIND!
„Neue“ & „Alte“ Mitarbeiter

 IN UNSEREM HAUS

Das Beschäftigungs-Team:
Mit unseren vielfältigen Angeboten möchten wir, das Team der Beschäftigung und
Betreuung, Ihnen, liebe Bewohnerinnen und Bewohner, Freude bereiten, Anregungen
geben und Unterstützung bieten.

Gerne stellen wir uns an dieser Stelle kurz vor, damit Sie uns noch besser kennenlernen.

 Mein Name ist Asma Colak, bin 35 Jahre alt und komme
 aus Marokko. Ich lebe seit 15 Jahren in Deutschland und
 wohne seit 9 Jahren mit meiner Familie in Höhenkirchen-
 Siegertsbrunn.
 Über 5 Jahre war ich hier im Haus, in der Hauswirtschaft tä-
 tig. Mein Wunsch in die Betreuung zu wechseln, wurde mir
 im April erfüllt und ich startete sofort meine Weiterbildung
 zur Betreuungsassistentin.
 Die Kolleginnen in der Sozialen Betreuung haben mich herzlich aufgenommen
 und ich freue mich riesig den Bewohnerinnen und Bewohner näher zu sein und
 sie im Alltag zu unterstützen.

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Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
„Neue“ & „Alte“ Mitarbeiter

Ich heiße Daniela Donaubauer und arbeite hier im Wohnen
am Schlossanger seit sechseinhalb Jahren als Betreuungs-
assistentin. Geboren bin ich in München und lebe schon
seit 16 Jahren mit meiner Familie, 2 Kinder, in Höhenkir-
chen-Siegertsbrunn.
Nach meiner Elternzeit wollte ich nicht mehr in meinen Be-
ruf als Zahnmedizinische Assistentin zurück und habe mir
durch die Weiterbildung zur Betreuungsassistentin die Mög-
lichkeit für meinen weiteren beruflichen Werdegang geschaffen.
Meine Aufgaben im Haus sind individuelle Einzelbetreuungen und Gruppenstun-
den. Ich habe Anfang dieses Jahres die Ausbildung zur Palliative Care Fachkraft
beendet und bin außerdem als Sehbeauftragte tätig.
Ich begegne den Menschen mit Herz, Wertschätzung und Respekt und trage
dazu bei, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sich hier bei uns zuhause
fühlen.

 Ich heiβe Vanesa Calzada und komme aus Mallorca in Spa-
 nien. Ich habe Sportwissenschaft und Sportmanagement an
 der Universität in Gran Canaria studiert. Ich bin verheiratet
 und habe 2 Mädchen (Mireia und Carla, 4 und 6 Jahre alt).
 Wir sind wegen der Arbeit meines Mannes nach Deutsch-
 land gezogen. Aktuell arbeitet er auch hier in Höhenkirchen
 als Haupttrainer der Hockey-Abteilung „Grasshoppers“ der
 Spielvereinigung Höhenkirchen.
Wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung, obwohl wir manchmal die Familie und
die Freunde vermissen, die wir zurückgelassen haben. Nachdem wir vier Jahre
in München gelebt haben, sind wir im Juni 2018 nach Höhenkirchen gezogen. Im
März 2019 habe ich die Weiterbildung zur Betreuungsassistentin gemacht und seit
Juni 2019 arbeite ich hier im Seniorenzentrum in der Beschäftigung.
Mir macht die Tätigkeit viel Spaß, besonders der direkte Kontakt mit unseren Be-
wohnerinnen und Bewohnern und wie sie ihre persönlichen Erfahrungen mit mir
teilen.
Auch nach zwei Jahren hier im Haus bin ich immer wieder neu überrascht.
Ich kannte diese Arbeit vorher nicht und möchte den Kolleginnen vom Betreu-
ungsteam von Herzen danken für die tolle Unterstützung bei der Einarbeitung
und die gute Zusammenarbeit.

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Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
„Neue“ & „Alte“ Mitarbeiter

 Mein Name ist Hilli Schütze und ich bin der „Oldtimer“ im
 BT-Team.
 Ich bin seit mehr als 7 Jahren im Haus tätig und habe nach
 wie vor große Freude an meiner Arbeit.
 Geboren in München und aufgewachsen im Würmtal, fühle
 ich mich seit 24 Jahren mit meinem Ehemann sehr wohl in
 Höhenkirchen. Unsere drei inzwischen erwachsenen Kinder
 sind hier groß geworden.
 Von Beruf bin ich Physiotherapeutin – ich liebe und schätze aber die Betreuungs-
 tätigkeit im WaS und vor allem die Zusammenarbeit in unserem vielfältigen BT-
 Team.
 Nach Zusatzausbildungen in Palliative Care, Aromapflege und Trauerbegleitung,
 liegt mein Schwerpunkt – neben den Gruppenaktivitäten – auf der Begleitung unse-
 rer Bewohnerinnen und Bewohner (und deren Angehörigen) auf ihrem letzten Weg.

 Seit über acht Jahren bin ich, Hedda, Ostfriesin und damit
 das „Nordlicht“ in unserem bunten und vielseitigen Betreu-
 ungsteam, nun schon im Seniorenzentrum tätig und darf auf
 sehr viele Gespräche, Feste und Gruppenstunden mit Ihnen,
 unseren Bewohnerinnen und Bewohnern, zurückblicken.
 Neben Einzelbetreuungen gehören die Gruppenstunden zu
 meinem Arbeitsschwerpunkt. Lese-, Rätsel- und Gedächtnis-
 stunden, gemeinsames Backen, Hockergymnastik und Sitztanz-Runden machen
 mir immer wieder viel Freude, wobei „Bewegung“ mir besonders am Herzen liegt.
 Die vielen Begegnungen mit Ihnen, der Austausch über Ihren reichen Erfahrungs-
 schatz, Sie zu unterstützen und einfach mal gemeinsam zu lachen, machen die
 Arbeit hier im Haus für mich so wertvoll, denn:
 „Es sind die Begegnungen mit Menschen,
 die das Leben lebenswert machen.“
 (Guy de Maupassant)
 Hedda Pisch

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Schlossanger-Bote 08 August 2021 - Wohnen am Schlossanger
August 2021
Die Heilige des Monats: die ihr ausrichteten, er wolle nicht mehr
 leben, wenn er sie nicht wieder zum
Radegunde, Königin Weibe haben könne, legte sie sich die
518 – 587, gefeiert am 13. August härtesten Bussübungen auf. Tag und
 Nacht flehte sie den Himmel um Schutz
Die thüringische Königstochter Rade-
 vor dem Gatten an. Als Chlothar mit sei-
gunde war die wertvollste Beute der Fran-
 nem Sohn anreiste, um sie notfalls mit
ken nach der gewonnenen Schlacht an
 Gewalt zu entführen, warf sich ihm der
der Unstrut im Jahre 531. Die merowigi-
 Bischof Germanus von Paris in den Weg
schen Bruderkönige stritten sich um das
 und bat ihn, den Willen Gottes zu res-
in seiner Verlassenheit anrührend schöne
 pektieren. Da endlich zeigte der Rohling
Mädchen. Aus dem Kampf ging der rohe
 Einsicht. Er warf sich seinerseits dem Bi-
Chlotar als Sieger hervor. Er ließ sie im
 schof zu Füßen und bat um Verzeihung
Christentum unterrichten und vermählte
 für alle Sünden, zu denen ihn schlechte
sich schließlich mit ihr – nach einem ihrer
 Ratgeber angestiftet hätten. Der Bischof
vergeblichen Fluchtversuche.
 vergab, aber Radegunde sah der König
Radegunde war jedoch an Christus mehr nie mehr wieder.
gelegen als an ihrem Gemahl. Um sich
 Sie ließ ein mächtiges Kloster in der
seinen ehelichen Ansprüchen zu entzie-
 westfranzösischen Stadt Poitiers bauen,
hen, erfand sie allerlei Listen. Nachts stahl
 zu dessen Äbtissin sie das fromme Mäd-
sie sich, leibliche Notdurft vorschützend,
 chen Agnes machte. Sie selbst lehnte alle
aus dem Schlafzimmer, um im leichten
 Ehrenämter ab und ergab sich während
Nachtgewand in der kalten Schlosskapel-
 ihrer letzten 30 Lebensjahre ganz der
le der Andacht zu obliegen. Dabei erkäl-
 härtesten Buße. In der Fastenzeit spann-
tete sie sich so sehr, dass sie weder am
 te sie ihren Hals und ihre Arme in drei
Kamin noch im Bett mehr warm werden
 breite Eisenringe und schnürte den blo-
konnte. In der Fastenzeit trug sie ein hä-
 ßen Leib in ebenso viele Ketten ein, bis er
renes Gewand unter ihrem Seidenkleid.
 blutete. Um die Versuchungen zu besie-
Als Lothar ihren Bruder ermorden ließ, gen, zwickte sie sich sogar mit glühenden
flüchtete sie zum Bischof Medardus und Zangen. Noch zu Lebzeiten tat sie viele
bewog den widerstrebenden und furcht- Wunder, heilte Mitschwestern von Krank-
samen Heiligen, sie als Nonne einzu- heit und Besessenheit. Sogar verdorrte
segnen. Als Boten von Chlothar kamen, Bäume brachte sie wieder zum Blühen.

 Die heilige Radegunde wird als Klosterfrau mit königlichen
 Zeichen abgebildet, aber auch betend vor einem Kreuzparti-
 kel, mit einem Bischof, der ihr den Schleier reicht, mit Wölfen.
 Die heilige Radegunde ist Patronin der Töpfer und Weber,
 sie wird angerufen bei Aussatz, bei Fieber bei Kindern, bei
 Geschwüren, Grind, Krätze.

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 schworen, bald einen Heizungsfachmann
 zu schicken. Der kam dann auch, sah
 sich länger im Keller um und mach-
 te dann ein besorgtes Gesicht: „Das
 wird teuer!“ Selma ging mit ihm
 zum Eisenbahner, zeigte auf ihren
 Bauch und sagte dem Vermieter:
 „Sie sehen ja, da wird es bald ein
 Baby geben und das braucht ver-
 lässlich warmes Wasser!“ Der Ei-
 senbahner nickte besorgt. Selma
 hatte schon bei den Putzarbeiten öf-
 ter innehalten müssen, sie stieg auch
 nicht mehr auf eine Leiter.
Eine Augustgeschichte Werner und die beiden Väter sahen sich
Kein Sommerurlaub für Selma, Birgit das Haus von innen und außen genau
und Werner, stattdessen: der Umzug ins an. Der Zustand war offenbar besser als
Haus auf dem Land. „Landhaus“ woll- gedacht. Werners Vater sagte: „Wenn
ten sie es aber nicht nennen. Selma und dir, Werner, das Haus gehören würde –
Werner sagten: „Unser Haus“. Zwei Wo- dann würde ich sagen, nimm einen Kre-
chenenden im Juli 1961 verbrachten Sel- dit auf und saniere das ganze Anwesen!
ma, Werner, Selmas Mutter, Selmas Va- Aber du bist Mieter und deshalb sage ich
ter, Werners Mutter und Werners Vater dir: Richte dich ein, für zehn Jahre, und
im Haus in der Rosenstraße. Die Frauen dann wirst du hoffentlich Geld für was
putzen Zimmer für Zimmer und mussten Besseres haben!“ Selmas Vater stimmte
dabei feststellen, dass da schon länger Werners Vater zu. Er hatte sich die Sta-
nicht mehr ordentlich geputzt worden tik des Hauses, das Dach und den Gar-
war. Sie machten eine Liste der fehlen- ten angesehen. Der Garten sollte einen
den Dinge, Gardinen standen obenan, Sandkasten für die Kinder bekommen,
aber auch Lampen, Möbel und Teppi- fand er. Das Übrige würde halten, aber
che. Es war jetzt einfach doppelt soviel nicht sehr lange.
Platz da, verglichen Am Sonntagabend des letzten
mit der Stadtwoh- Juli-Woche des Jahres 1961
nung. Es hallte in saßen alle sechs im „Wohnzim-
den Räumen. mer“ des neuen Hauses zusam-
Selma und Werner men und tranken ein Bier, Selma
hatten die alte Woh- machte sich einen TRi TOP-Saft.
nung gekündigt, den Die Stimmung war gut, der Um-
Mietvertrag für das zug am zweiten August-Wo-
Haus unterschrieben chenende konnte beginnen.
und den nebenan Werner, Werners Vater und Sel-
wohnenden Vermie- mas Vater fragten ein paar Ar-
ter, den „Eisenbahner“, beitskollegen, Werner lieh sich
wie sie ihn nannten, be- ein Lkw, viereinhalb Tonnen,

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und früh um 7 Uhr ging es los, bei Gott Als sie später das Radio ausprobierten,
sei Dank schönem Wetter. In zwei Fuh- hörten sie, dass in Berlin was passiert
ren war alles geschafft. Die Hauptarbeit war, Ulbricht, Walter Ulbricht, der SED-
war das Tragen. Aber die Väter wussten und Staatschef der „DDR“, hatte eine
nicht nur, wie man Betten und Schränke Mauer gebaut, hatte Westberlin einge-
auseinandernimmt und wieder zusam- zäunt und die DDR abgeriegelt. Sie hiel-
mensetzt, sie wussten auch, wie man ten bei dieser Nachricht alle kurz bei ih-
schwere Teile – die Waschmaschine! – ren Einzugsarbeiten inne: Was war das?
trägt, ohne sich das Kreuz zu brechen. Was bedeutete das? Sie konnten sich
Selmas Vater konnte zudem mit Elek- das alles nicht recht vorstellen. Wer-
trik umgehen, noch am Samstagabend ner hatte zwar Urlaub, nahm sich aber
brannten in allen Zimmern wenigstens vor, auf alle Fälle in seiner Redaktion im
Birnen, der Herd, der Kühlschrank und Bayerischen Rundfunk vorbeizuschau-
die Waschmaschine waren angeschlos- en. Alle hatten ein Gefühl von Angst – da
sen, Selma kochte einen Gemüseeintopf war etwas passiert, das auch ihr Leben
mit Würstchen. Birgit schlief friedlich in verändern würde, sie wussten nur noch
ihrem neuen Kinderzimmer. nicht, auf welche Weise.

Was in München im August 1961 passierte
4. August: Immer noch leben 9500 eva- 18. August: Der Chronist berichtet: „Ge-
kuierte Münchner außerhalb ihrer Hei- gen die neuen Zwangsmaßnahmen
matstadt. Seit Jahren häufen sich ihre der Sowjetzone in Berlin hat auch die
Bitt-Briefe um eine Wohnungszuteilung Münchner Bevölkerung gestern protes-
in der Münchner Stadtverwaltung. Aber tiert. Trotz starken Regens waren fast
in München ist die Wohnungsnot immer 10.000 Männer und Frauen der Einla-
noch das Problem Nummer eins. Im Juli dung des Stadtkuratoriums „Unteilbares
dieses Jahres waren beim Münchner Deutschland“ zu einer Sympathiekund-
Wohnungsamt 85.000 Anträge auf Zuwei- gebung mit der Bevölkerung von Berlin
sung einer Familienwohnung registriert. auf dem Marienplatz zusammengekom-
5. August: An diesem Tag starb Hanns men. Anschließend zogen die Teilneh-
Seidel, der von 1957-1960 bayerischer mer in einem langen Schweigemarsch
Ministerpräsident gewesen war. Er wur- zum Platz der Opfer des Nationalsozia-
de auf dem Westfriedhof beigesetzt. lismus.“

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 Blumenvase
 und
 Windspiele
 basteln

 Kreative
 S tunde

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Schlossangerbote 08/21
 werden. Die Bader-Lehrlinge lernten drei
 Jahre lang und dann mussten sie für drei
 Jahre auf Wanderschaft gehen.
 Einen ersten Einschnitt für das Baderge-
 werbe gab es, als am Ende des Mittelal-
 ters Geschlechtskrankheiten auftauch-
 ten, auch in den Badestuben. Man wusste
 nicht genau, wie sich zum Beispiel die
 Alte Berufe Syphilis übertrug, aber man vermied den
 Kontakt, Männer und Frauen badeten
 nicht mehr wie bisher gemeinsam.
 Ein zweiter Einschnitt kam mit dem Drei-
 ßigjährigen Krieg. Man fürchtete, in der
 Badestube von den allgegenwärtigen
 Soldaten überfallen zu werden, nackt,
 wehrlos, wie man war. Nach dem West-
Der Bader fälischen Frieden von 1648 erholte sich
Die Bader wurden auch Stübner ge- das Bader-Handwerk wieder, aber sei-
nannt, weil sie die städtische Badestube ne Blütezeit war vorbei, es gab allmäh-
verwalteten. Die Badestuben waren in lich mehr „studierte“ Ärzte, Spitäler und
Zeiten, in denen es kein fließendes Was- Krankenhäuser machten konkurrierende
ser in den Wohnungen gab, eine wich- Angebote – 1710 wurde in Berlin das bis
tige Angelegenheit, man traf sich dort, heute bestehende Charité-Krankenhaus
um den Körper zu pflegen und natürlich gegründet. Aber es gab noch im 19. Jahr-
auch, um miteinander zu reden. hundert Bader-Schulen in Würzburg und
Ursprünglich war der Beruf des Baders Landshut. Aus den Badern von ehedem
unehrlich – man glaubte, Menschen, die wurden nach und nach Heilpraktiker,
Kranke oder Verwundete berührten, sei- Orthopäden, Ostheopathen und Physio-
en unrein. Allmählich aber wuchsen den therapeuten, Masseure, Maniküre- und
Badenern immer mehr Aufgaben zu. Sie Pediküre-Anbieter, Kosmetikerinnen.
schnitten den Männern die Haare und
frisierten die Damen, sie knüpften Pe-
rücken, sie ließen zur Ader und schröpf-
ten, sie verabreichten Klistiere, zogen
Zähne, verbanden Wunden und heil-
ten Knochenbrüche – und sie fungier-
ten als Heiratsvermittler. Manche Bader
begünstigten auch die Prostitution und
manche Bader-Frauen waren „Engelma-
cherinnen“, andere wieder arbeiteten als
Hebammen. Bader wurden lebenswich-
tig, „systemrelevant“ würde man heute
sagen und deshalb gestattete man ihnen,
Zünfte zu gründen, ehrbar und ehrlich zu

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Natürlich fallen einem, wenn vom Beruf
der Bader die Rede ist, die Straubinger „Stieglitz, Stieglitz,
Baderstochter Agnes Bernauer und ihr s´Zeiserl is krank
Schicksal ein: Agnes Bernauer, geboren geh ma zum Bader
1411, verheiratet mit Herzog Albrecht von lass ma eahm Ader
Bayern, wurde von ihrem Schwiegerva- Stieglitz, Stieglitz,
ter, Herzog Ernst, der Hexerei bezichtigt, s´Zeiserl is krank“
angeklagt und zum Tod des Ertränkens
in der Donau verurteilt. Dem Schwieger-
vater war die Schwiegertochter, die Ba-
der-Tochter, nicht gut genug gewesen.
Für die Freundinnen und Freunde des
deutschen Volkslieds sei erinnert an das
Stieglitz-Lied, in dem ein Bader eine
wichtige Rolle spielt.

Das Lied hat noch mehr Strophen, es kommt aus Österreich. Die Melodie ist die gleiche
wie bei „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald“ – Hoffmann von Fallersleben, der Dich-
ter der deutschen Nationalhymne, hatte sich die Zeiserl-Melodie für sein Kuckuckslied
ausgeliehen.

Und was sagt der Hundertjährige
 Kalender
für den Saturn-Monat August 2021 voraus?
Der erste ist trüb mit etwas Regen, der zweite, dritte und vierte sind herrlich schön,
nachts ist es kühl. Am fünften Donner und Platzregen. Am sechsten ist es ziemlich
schön, vom siebten bis 13. täglich Regen, der 14., 15. und 16. schön. Am 17. gibt es
ein großes Gewitter mit Donner, Sturmwind und Platzregen. Vom 18. bis zum Monats-
ende herrscht kontinuierlich starkes Regenwetter. Das Getreide auf dem Feld wächst
aus und das Stroh verfault.

 Impressum:
 Seniorenzentrum Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Wohnen am Schlossanger GmbH
 Bahnhofstraße 8 · 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn
 Telefon: 08102/78 44 40
 V.i.S.d.P. Anika Fischer
 Mitarbeit: Dr. Konrad Franke, Bettina Hintermaier und Christina Lorenz
 Titelbild: Claus Schunk

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Seit wann gibt es…
Duschen?
„Dusche“ kommt vom lateinischen Wort
für „Leitung“, „Wasserleitung“: „ductio“.
Zu Zeiten der Bader und der Baderstu-
ben konnte man noch nicht duschen oder
brausen. Man übergoss sich mit Wasser.
Die Dusch-Einrichtung entstand, als man
sie brauchte – als viele Menschen sich
schnell und mit wenig Wasser reinigen
sollten - in Kasernen, Gefängnissen, In-
ternaten. Im Gefängnis Bonne-Nouvelle
im französischen Rouen in der Norman-
die ließ der Arzt François Merry Delabost
1872 Wasser von oben auf die Gefange-
nen regnen. Er hoffte, dadurch Krankhei- Duschtassen von 80 und 100 cm Kan-
ten von den Gefangenen fernzuhalten. tenlänge die Regel, es gibt einbaubare
„Hängende Bäder“ kannten aber schon Fertig-Duschen. Für ältere Menschen ist
die alten Römer. Der königliche Leibarzt die ebenerdige Dusche mit Vorhang un-
Jean Pidoux beschrieb 1597 eine Mine- abdingbar, Schiebe-Türen sind bei Du-
ralwasser-Dusche. Und von den in die schen für Rollstuhlfahrer nicht erlaubt,
Kolonien entsandten Engländern, Fran- aus Sicherheitsgründen.
zosen, Niederländern war bekannt, dass Duschen habe unterdessen den größten
sie von den Eingeborenen Gießkannen Anteil am Energieverbrauch der Haus-
in Bäume hängen ließen, die, von einem halte: pro Minute fließen etwa 15 Liter
Strick bewegt, Wasser über die schwit- Wasser auf den Menschen herab, der
zenden Weißen ausgossen. 1875 wur- Wasserverbrauch ist doppelt so groß
den alle französischen, 1879 alle preu- wie beim Baden. Umso mehr sollte man
ßischen Soldaten geduscht – schon des beim Duschen klug vorgehen: mit war-
Schweißgeruchs wegen, es gab ja noch mem Wasser nass machen, Wasser ab-
keine Deodorants. stellen, einseifen/einshamponieren, mit
Bis es zur „Zimmer-Dusche“ für jeder- warmem Wasser abspülen, mit kaltem
mann und jede Frau kam - das dauer- Wasser nachspülen um so die Normal-
te. Die Badewanne war im Wege. Erst temperatur des Körpers zu erreichen.
nach dem Zweiten Weltkrieg kam, statt Dauerduschen ist teuer, darüber hin-
des Badens, das Brausen, das Duschen aus ungesund. Duschen ist übrigens in
in Mode. Häufig waren die Duschen in Deutschland immer erlaubt, zu jeder
Badewannen angebracht, es gab Kom- Tages- und Nachtzeit, die Dusche darf
binationen mit Plexiglaswänden und aber höchstens eine halbe Stunde lang
Duschvorhängen (letztere kam immer andauern.
dann dem Duschenden sehr nahe, Was wusste Kurt Tucholsky, der Men-
wenn er von „warm“ auf „kalt“ wechsel- schenkenner? „Wer immer nur Füße
te). Unterdessen ist die Duschkabine mit wäscht, der will auch mal brausen.“

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Wann gibt’s ein Gewitter? Gegen Blitzschläge auf Häuser helfen
 Blitzableiter. Benjamin Franklin, einer
Es ist eine Angelegenheit von Sonne und
 der Autoren der USA-Verfassung, ließ
Wasser. Die Sonne tut, was sie immer
 während eines Gewitters einen Drachen
tut: scheinen. Ihr Scheinen macht, dass
 steigen, am Ende der Drachenschnur
das Wasser, das sich auf der Erde und
 war ein Schlüssel angeknotet. Der Blitz
in der Luft befindet, verdunstet, die Luft
 schlug ein – Franklin hatte, 1752, den
wird feuchtwarm, der Mensch empfindet
 Blitzableiter erfunden. Der englische
diese Wetter-Situation als schwül. Aus
 Physiker Charles Moore fand etwas spä-
der feuchtwarmen Luft bilden sich Gewit-
 ter, Blitzableiterkugeln leiteten besser als
terwolken. In der Gewitterwolke werden
 Blitzableiterspitzen und er hatte recht.
die Wassertröpfchen der Wolke nach
 Deshalb hat England mit seinen Kugel-
oben gewirbelt, durch den Auftrieb der
 blitzableitern den besseren Blitzschutz
warmen Luft. Die Wassertropfen reiben
 als Deutschland mit seinen spitzen Ben-
sich aneinander und laden sich mit elek-
 jamin-Franklin-Blitzableitern. Aber den
trischer Spannung auf. Diese Spannung
 Versicherungen – und darauf kommt es
entlädt sich in Blitzen, der Donner ist das
 letztlich an – genügen die deutschen
dazu gehörende Explosionsgeräusch
 Spitzen-Blitzableiter durchaus.
der Blitze. Da das Licht schneller ist als
der Schall, sehen wir erst den Blitz und Alte Regel für Kinder:
hören dann den Donner. Aus der Zeitdif- Man darf barfuß gehen, wenn es zum
ferenz zwischen Blitz und Donner kann dritten Mal in dem Jahr gewittert hat. Und
man errechnen, wo das Gewitter „steht“, natürlich ist das mit den Eichen, denen
drei Sekunden Differenz entsprechen man weichen und den Buchen, die man
ungefähr einem Kilometer. Die Blitze zu- suchen soll, Unsinn – im Gewitter, das
cken entweder zwischen den Wolken hin über einem steht, legt man sich, fern von
und her oder fahren von der Wolke zur einem Baum, am besten in eine Vertie-
Erde. Blitze können mehrere tausend fung des Bodens, in eine Kuhle, so, wie
Grad heiß sein, sie können Häuser und die Tiere es auch machen.
Wälder in Brand setzen, aber auch Men-
schen töten.

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Im Garten zu lesen:
Wie viele Atemluft spendet eine Wiese für den Menschen?
Von den gasförmigen Hauptkomponen- bestand, also etwa ein überschaubares
ten der Luft sind für die Lebensvorgänge ungemähtes Wiesenstück würde für je-
der Organismen eigentlich nur das Koh- des als Betriebsstoff aufgenommene
lenstoffdioxid und der Sauerstoff von un- Molekül Kohlenstoffdioxid ein Molekül
mittelbarer Bedeutung. Kohlenstoffdioxid Sauerstoff abgeben – in jeder Sekunde
ist neben Wasser das Endprodukt der 5 Milliliter oder rund 18 Liter in der Stun-
Zellatmung – mit jedem Atemzug geben de. Für den täglichen Sauerstoffbedarf
wir es über die Lunge an die Atmosphä- eines Menschen müsste man das Wie-
re ab und auch alle anderen Arten von senstück daher noch etwas vergrößern,
Lebewesen produzieren diesen Stoff. denn die Pflanzen können ja nur im Licht
Grüne Pflanzen nehmen Kohlenstoffdi- photosynthetisch aktiv sein: beim Sau-
oxid aus der Luft oder gelöst in Wasser erstoffverbrauch von weniger als einem
wieder auf. Sie stellen daraus durch den Liter in der Minute würde uns die tägli-
raffinierten Prozess der Photosynthese che Sauerstoffproduktion eines knapp
wieder wertvolle organische Stoffe wie 70 Quadratmeter großen Wiesenaus-
Zucker und Stärke her. schnitts am Leben erhalten, nicht einge-
Ein gesunder erwachsener Mensch, der rechnet natürlich die benötigte Nahrung.
völlig entspannt in seinem Garten sitzt, Solche Berechnungen sind wichtig für
nur die Zeitung liest und sich auch in den Überlegungen, wie man denn eigent-
restlichen Tagesstunden nicht sonderlich lich künstliche Ökosysteme bemessen
anstrengt, atmet am Tag ungefähr 400 Li- muss, mit denen sich Menschen längere
ter Kohlenstoffdioxid aus. Diese Menge Zeit im Weltraum aufhalten können. Der
entspricht dem durchschnittlichen Koh- Raum- und Energiebedarf solcher Sys-
lendioxidgehalt von etwas mehr als 1000 teme ist nicht allzu ermutigend. Auf der
Kubikmetern Luft. Mit der ausgeatmeten Erde, beispielsweise im Garten, funktio-
Luft eines Erwachsenen könnte nun ein niert das alles viel problemloser.
etwa 20 Quadratmeter großer Pflanzen-
bestand aus mittelhohen Gräsern oder
Kräutern den Kohlenstoffbedarf für sei-
ne Photosynthese decken und dabei für
sich selbst einen Trockenmassenzuge-
winn von 530 Gramm verbuchen. Diese
Menge entspricht umgekehrt wiederum
dem ungefähren täglichen Energiebe-
darf eines nur am Strand dösenden Ur-
laubers von etwa 1750 Kilokalorien.
Jede etwas anstrengendere körperliche
Tätigkeit würde diesen Betrag deutlich
erhöhen und damit natürlich auch den
Kohlenstoffdioxidausstoß über die At-
mung. Der 20-Quadratmeter- Pflanzen-

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 Freundin Mathilde, die ihn heimlich auf-
 R sucht, gibt ihm etwas Geld, außerdem
 Ä hat sie einen Revolver für ihren Mathias
 aufbewahrt. Kneissl schießt Rehböcke,
 U erbeutet die Lohnkasse des Sulzemoo-
 B ser Gutshofes, bricht wieder Opferstö-
 cke auf. In einem Odelfaß kommt er
 E durch eine Polizeisperre. Aus München
 R machen sich Detektive auf den Weg. Sie
 fragen in den Bauern-Wirtshäusern nach
 dem „Räuber“ Kneissl. Die kleinen Leute
Der Räuber Kneissl (III) in Oberbayern singen Lieder, in denen
 der Mathias Kneissl gelobt und bewun-
Mathias Kneissl ist auf der Flucht. Auf
 dert wird, es werden Postkarten mit sei-
seinen Steckbrief, der 400 Goldmark
 nem Steckbrief-Porträt gedruckt.
für seine Ergreifung anbietet, schreibt
er: „Der bayerische Hiasl lebt!“ Er fällt In der zweiten Februarhälfte des Jah-
in reiche Bauernhöfe ein, bricht in Kir- res 1901, vor 120 Jahren also, schießt
chen Opferstöcke auf – im Bereich von Kneissl am Starnberger See auf Wilden-
Rosenheim, Wasserburg, Erding, acht ten. Die Schüsse werden gehört, er wird
Monate lang. Am 30. November des verfolgt, ein Fischer rettet ihn. Als ihn bei
Jahres 1900, am Andreastag, trifft er sei- Gauting wenig später eine berittene Po-
nen alten Kumpanen Michael Rieger in lizeistreife aufspürt, schießt Kneissl und
Irchenbrunn und bittet ihn um eine Mahl- flieht auf einem Polizisten-Pferd. Das
zeit und um ein Bier. Der Rieger Michael Pferd verschenkte er, weil er es nicht
zeigt sich spendabel, verrät ihn aber an weiter brauchen kann, an einen Bauern-
die Polizei. Mathias Kneissl weiß keinen jungen. Seine Mutter und seine Schwes-
Ausweg, er schießt, ein Polizist stirbt, ei- ter Katharina, die in München auf der
ner wird verletzt. Nun ist er ein Mörder. Schwanthalerhöhe wohnen, besuchen
 ihn insgeheim und bieten Mathias Geld
Er flieht, wie immer, mit dem Rad, bleibt
 an. Auch seine Freundin Mathilde fährt
aber an einem Wurzelstock hängen, flieht
 los, mit der Bahn, bis Nannhofen, dann
zu Fuß weiter und verbirgt sich in seiner
 geht sie zu Fuß bis zum Aumacherhof,
Erdhütte, die er sich zwischen Markt In-
 der liegt bei Geisenhofen. Dort ist Mathi-
dersdorf und Randelsried gebaut hat.
 as Kneissl untergekommen. Das sollte
Ein neuer Steckbrief fahndet nach Mathi- die letzte gemeinsame Nacht für Mathias
as Kneissl. Diesmal werden 1000 Gold- und seine geliebte Mathilde werden. Alte
mark für seine Ergreifung ausgelobt. Für Kumpane und Mathildes Mutter wollen
1000 Goldmark kann man sich um 1900 sich die 1000 Mark für die Ergreifung Ma-
herum in Bayern schon einen kleinen thias Kneissls verdienen – das weiß Mat-
Hof kaufen. Kneissl bleibt unentdeckt, hilde.
ja er wagt sich wieder an kleine Räube-
 (Nach: Manfred Böckl, Mathias Kneissl,
reien mit dem geliebten Drillingsgewehr,
 Der Raubschütz von der Schachermühle,
er muss ja von irgendwas leben. Seine
 Verlagsanstalt Bayerland, Dachau)

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Schlossangerbote 08/21

 kath .
 Gottes-
 dienst

Bayern und Napoleon poleon – der große Siegessohn!
 – Franzosen – Brüder! – Juhu!
„Vater unser, der du bist
 Stoßt an und trinkt. Und lasst
Napoleon, gepriesen wer-
 uns kämpfen bis der volle
de dein Name, zukomme
 Sieg gelingt!“
uns ein Teil von Österreich,
dein Wille geschehe wie in Napoleon hatte 10 Millionen
Frankreich, so auch in Bayern, Franc als Geschenk an bayeri-
gib uns den Frieden und vergib sche Soldaten verteilen lassen.
uns unsere Schulden von 1799, so auch Andererseits, die französischen Sol-
wir vergeben unseren Schuldigern und daten in Bayern waren „Besatzer“, sie
führe uns nicht in alte Versuchung, son- nahmen sich, was sie brauchten – und
dern erlöse uns von allen Österreichern. mehr als das. Der Münchner Domkapi-
Amen.“ Diese blasphemische Vater-un- tular Lorenz von Westenrieder berich-
ser-Parodie dichtete ein unbekannter tet über die Zustände in München: „Die
bayerischer Bürger. Die Bayern waren ganze Stadt spricht von nichts mehr,
von Napoleon begeistert. Der bayeri- als von dem drückenden Wunsch, dass
sche Bürger fühlte sich als Sieger. die Franzosen uns sehr bald verlassen
 möchten. Diese Franzosen, die anno
Ein bayerischer Korporal schrieb das
 1800, da unsere Truppen im englischen
Lied: „Frohlockt, singt! Es lebe hoch Na-
 21
Schlossangerbote 08/21
Sold standen, unsere Feinde waren, wa- den aber in unseren Erwartungen sehr
ren anno 1800 ungleich freundlicher, be- getäuscht. Denn sie behandelten uns
scheidener und genügsamer als 1805, ebenso grob und gewaltsam wie in den
da sie unsere Freunde und Verbünde- beiden ersten Invasionen und ihrer For-
te sind. Ihre Quartiere sind wegen ihrer derungen und Requisition war während
mit dem höchsten Poltern und Schelten dieses dreivierteljährigen Aufenthalts (bis
und Drohen verbundener, unaufhörli- September 1806) in diesseitigen Landen
cher Forderungen und wegen ihrer gro- nie ein Ende, nur die feindlichen Kontri-
ben Ungezwungenheit, mit welcher sie butionen und Brandschatzungen unter-
die Hauseinwohner erniedrigen und auf blieben diesmal.“ Der Gastwirt sammelte
alle Weise quälen, unerträglich. In und die ihn betreffenden Einquartierungszet-
um die Stadt in einem Bezirk von 3 bis 4 tel und klebte sie auf eine 15 Meter lan-
Stunden sind zuverlässig 60.000 Mann. ge Leinwand auf, in der Hoffnung, vom
Beständig wird Heu und Stroh und Ge- bayerischen Staat eine Entschädigung
treide, das die Inhaber von Wiesen und zu bekommen. Dies geschah jedoch nur
Äckern unentgeltlich liefern müssen, teilweise und er war am Ende der napo-
zugeführt. Die Theatiner-Kirche ist als leonischen Zeit bankrott.
Heu-Magazin benützt worden. Die Ein- Im Winter 1805/06 bezogen 150.000
quartierungen machten, dass sich die Mann der Grande Armee in Bayern ihr
Einwohner in der peinlichsten Unruhe, Winterquartier. Im Frühjahr kam noch
Sorge und Furcht befanden. Mancher einmal 42.000 Mann dazu. Auch wa-
traute sich kaum auszugehen und ging ren 35.000 Pferde zu füttern. Bald fehl-
mit Kummer und Sorgen nachhause te es an Lebensmitteln. Die Napoleon-
und näherte sich mit banger Angst sei- Begeisterung kühlte sich ab. Die Gräfin
ner Haustür, indem man fürchtete, Ein- Ernestine von Montgelas, ansonsten
quartierungen anzutreffen. Wenn mit der eine glühende Befürwortern der baye-
Glocke geschellt wurde, erschrak man risch-französischen Allianz, schrieb an
und wenn man das Schreien eines Fran- Talleyrand, den französischen Außenmi-
zosen hörte, so wusste man nicht mehr, nister: „Hat man, seit die Welt besteht,
wohin man aus Beklemmung sich wen- je so gefräßige Verbündete gesehen wie
den sollte, zumal da kein Machthaber euch, die ihr euch zu einem Aufenthalt
unter uns vorhanden war, der dem Un- ohne Ende niedergelassen habt, ohne
fug der Einquartierten Einhalt hätte tun eine Miene zu machen, zu zahlen? Aber
können oder wollen.“ wisst, dass man um diesen Preis auch
In Aichach traf am 9. Oktober 1805 das Feinde da haben könnte und dann hät-
rund 26.500 Mann starke Armeekorps te man wenigstens das Vergnügen, den
von Marschall Davout ein, worüber der einen oder anderen oder allesamt umzu-
Gastwirt Lorenz Gerhauser berichtete: bringen.“
„Wir glaubten, diesmal die mit Bayern (Nach: Thomas Schuler, Wir sind auf
alliierten Franzosen freundlicher und einem Vulkan, Napoleon und Bayern, C.
schonender gegen uns zu finden, wur- H. Beck Verlag)

 22
Tisch-
kegeln
Fußball ist
Männersache?

 Sitztanz
 im
 Garten
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