Marktreport WAS VERSICHERER BEWEGT - Deutsche Rück
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INHALT 4 CYBER RISK Es gibt noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten 14 NEUE WEGE IN DER ARBEITSKRAFTABSICHERUNG Raus aus der Komfortzone! 8 1 Million Euro in der Drohnen-Haftpflicht sind nicht mehr genug 16 Ist das humanistische Weltbild mit dem autonomen Fahren vereinbar? 9 Wetterphänomen Starkregen 18 RÜCKVERSICHERER ALS INDUSTRIEVERSICHERER Neues Geschäft, alte Probleme? 10 SMART HOME „Starterpakete für 50 Euro können gefährlich sein“ IMPRESSUM Herausgeber: Bilder: Deutsche Rückversicherung 123RF.com©Galina Peshkova; istockphoto.com©posteriori; picture alliance/ Aktiengesellschaft dpa; shutterstock.com©Visual Generation; shutterstock.com©jagoda; Hansaallee 177 Valentin Mühl; shutterstock.com©Blueguy; Daimler AG; shutterstock.com© 40549 Düsseldorf AlfaSmart; shutterstock.com©Dukesn Graf ik + Druck: bernauer-design.de veröffentlicht im Oktober 2017
marktreport 2017 | 3 Liebe Leserinnen und Leser, vor Ihnen liegt mit dem „marktreport“ die erste Ausgabe einer neuen Deutsche-Rück-Publikation. Mit der darin enthaltenen Auswahl aktuell marktrelevanter Themen und deren Aufarbeitung aus unterschied- lichen Blickwinkeln möchten wir in unserer Position als einer der führenden Rückversicherer Deutschlands zum Diskutieren anregen, Stellung beziehen, Impulse setzen und zu gemeinsamen Gesprächen einladen. Themen, die uns heute und morgen beschäftigen, sind unter anderem die Cyber-Versicherung, Smart Home, die Drohnen-Haftpflichtversiche- rung oder das autonome Fahren. Obwohl es ein viel diskutiertes Thema ist, haben wir der aktuellen Entwicklung in den Cat-Märkten bewusst keinen Raum gegeben. Es sollte niemanden überraschen, dass auch wieder einmal eine große Schadenserie von den Rückversicherungs- und Retrozessionsmärkten zu verarbeiten ist. Hierin vermögen wir keine grundlegende Veränderung der Marktgegebenheiten zu erkennen. Selbst wenn das aufgezehrte Risikokapital nicht durch nachströmendes Kapital ersetzt würde, ist der Markt als solches insgesamt immer noch reichlich kapitalisiert. Die anhaltende Niedrigzinsphase wird für einen weiterhin stabilen Kapitalzufluss in die Branche sorgen. Allerdings könnte die Hurrikan-Serie zusammen mit den Erdbeben in Mexiko zu einem Lackmustest für den ILS-Markt werden: Noch fehlen uns belastbare Erfahrungen, wie sich dieses Marktsegment im Schaden- fall verhält. An der „ability to pay“ besteht kein Zweifel. In Bezug auf die „willingness to pay“ werden wir in einiger Zeit womöglich klüger sein. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und freuen uns auf den persönlichen Austausch! Ihre Deutsche Rück
4 | marktreport 2017 CYBER RISK Es gibt noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten Von Dr. Oliver Lamberty, Abteilungsleiter des fakultativen HUK-Geschäfts und des HUK-Spartenmanagements bei der Deutschen Rück
marktreport 2017 | 5 Die Digitalisierung unserer Gesellschaft führt dazu, dass Manipulationen oder Ausfälle von Kunden-Logins, Datenban- ken, Verwaltungs- und Produktionssoftware zur existenziel- len Bedrohung für Firmen werden können. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom ist jedes zweite Unternehmen in Deutschland innerhalb der letzten beiden Jahre Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Die Versicherungsbranche steht vor der strategischen Aufgabe, Lösungen zur Bewältigung der mit dieser Entwicklung einhergehenden Risiken anzubieten. Die neue Produktklasse Cyber- da die eingangs beschriebene Versicherungen verspricht erheb- Entwicklung das in ihren Büchern liches ökonomisches Entwick- befindliche Geschäft bereits jetzt lungspotenzial. So erwartet die und zukünftig im zunehmenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Maße als Änderungsrisiko expo- KPMG in einer aktuellen Studie, nieren wird. dass das Beitragsvolumen in den nächsten Jahren auf etwa 15 bis Assekuranz bereit für Cyber 20 Milliarden Euro ansteigen Die in den vergangenen Jahren könnte. Und damit in eine Dimen- speziell zur Absicherung von sion ähnlich der Kfz-Versiche- Cyber-Risiken in den Markt einge- rung. Aber nicht nur die ökonomi- führten Deckungskonzepte zeigen: sche Perspektive ist ein Grund für Die Versicherungswirtschaft ist die Versicherer, sich mit Cyber- bereit, geeignete Lösungen zum Risiken zu beschäftigen. Vielmehr Umgang mit Cyber-Risiken anzu- ist es ein Gebot des professionel- bieten. Die Veröffentlichung der len Portefeuille-Managements, GDV-Musterbedingungen im Mai MINDESTSTANDARD FÜR DIE ABSICHERUNG VON CYBER-RISIKEN Der Bedarf an angemessener Absicherung von Cyber-Risiken steigt stetig – nicht nur bei großen Firmen, sondern mittelfristig auch bei kleinen sowie mittelständischen Unternehmen. Impulse setzt hier auch der Gesetz- geber, der auf nationaler und europäischer Ebene Fortschritte bei der Regulierung der IT-Sicherheit von Unternehmen macht. Der Verband öf- fentlicher Versicherer hat bereits frühzeitig reagiert und unverbindliche Musterbedingungen entwickelt. In diesem Jahr folgte der Gesamtver- band der Deutschen Versicherungswirtschaft mit einem entsprechen- den Angebot für den Mindeststandard hinsichtlich der Absicherung von Cyber-Risiken.
6 | marktreport 2017 Eine neue Sparte Cyber-Versicherung hat das Potenzial, Kraftfahrt als volu- menstärkste Schaden-Unfall-Sparte in den nächsten 20 Jahren abzulösen. 19.642 10.103 4.786 117 664 2016 2021 2026 2031 2036 Erwartetes Wachstum der Bruttoprämie in Deutschland, Österreich und Schweiz in Mio. Euro Quelle: KPMG 2017 dieses Jahres wird die Entwick- gen von Assistance-Leistungen lung und Ausdifferenzierung eines wie etwa das Wiederherstellen entsprechenden Produktangebots von Daten und Software oder der weiter befördern. Das gilt zunächst Zugriff auf forensische Dienst- für den deutschen Markt; darüber leistungen. Es gilt also, Netzwerke hinaus strahlen die Musterbedin- von Kooperationspartnern, die die gungen als Referenzstandard auch Schadenbearbeitung unterstützen auf andere europäische Versiche- beziehungsweise die in den Versi- rungsmärkte aus, insbesondere cherungsbedingungen vereinbar- auf Österreich und die Schweiz. ten Services zuliefern, aufzubauen und zu pflegen. Vieles hat die Versicherungsin- dustrie schon geschafft. So hat sie Kumulrisiko steigt Zeichnungs- und Annahmericht- Bei aller bisher geleisteten Entwick- linien ausgearbeitet und entspre- lungsarbeit: Es sind noch zwei ver- chende Prozesse implementiert. sicherungstechnische Fragen offen, Sie hat Anforderungen an die zu deren Beantwortung für die weitere zeichnenden Risiken formuliert, Entwicklung entscheidend ist. Die den Umgang mit besonders expo- erste dieser Fragen betrifft die noch nierten Risiken erläutert und un- fehlenden Rechnungsgrundlagen. erwünschte Risiken benannt. Und Wie bei jedem neuen Versiche- sie hat Prozesse zur Risikoanalyse rungskonzept stehen die wich- und -bewertung aufgesetzt, um tigsten versicherungstechnischen Cyber-Risiken zu identifizieren Informationen, nämlich die Scha- und in der Folge korrekt zeichnen dendaten, nicht zur Verfügung, da zu können. Eine besondere Bedeu- entsprechende Risikostatistiken tung kommt bei alldem der Orga- erst konzipiert und aufgebaut nisation des Incident-Response- werden müssen. Eine solche Lage Prozesses im Rahmen des Scha- ist typisch für die Einführung eines denmanagements zu. Denn der neuartigen Versicherungskonzepts. ist Voraussetzung für das Erbrin- Insofern hat die Branche durchaus
marktreport 2017 | 7 Erfahrung im Umgang mit einer diesem System hatte zum Beinahe- solchen Situation. Das hat sie bei- Kollaps während der Finanz- spielsweise bei der Einführung der krise im Jahr 2008 geführt. Die D&O-Versicherung im deutschen möglichen volkswirtschaftlichen Markt Mitte der Neunzigerjahre Konsequenzen eines massiven gezeigt. Gemeinsam mit ihren Cyber-Vorfalls sind durchaus ver- Kunden wird sie in den nächsten gleichbar einzuschätzen. Es ist kei- Jahren also lernen müssen, das ne Übertreibung, davon auszuge- tatsächliche Risiko zu erfassen und hen, dass im schlimmsten Fall ein angemessen zu kalkulieren. Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung droht. Hier kommt der Wesentlich herausfordernder ist Kernkompetenz der Assekuranz, die zweite noch offene Frage: die Risiken zu klassifizieren und zu der Beherrschung des Kumul- quantifizieren, eine zentrale Rolle schaden-Potenzials, das durch zu, die über die Weiterentwicklung eine zunehmend enger werden- ihrer Versicherungsprodukte hi- de Vernetzung der Systeme von nausgeht. Es gilt, die anderen Stake- IT-Nutzern untereinander – Stich- holder im System – den Staat, die wort „Industrie 4.0“ – in Zukunft IT-Industrie und nicht zuletzt den zunehmen wird. Hier gibt es professionellen und den privaten durchaus Parallelen zum globalen IT-Nutzer – zu sensibilisieren und Finanzsystem. Die enge Verzah- bei der Gestaltung von Sicherheits- nung der einzelnen Akteure in architekturen zu unterstützen. ¢ DIE DIGITALISIERTE GESELLSCHAFT IST VERWUNDBAR „Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung durch Entwicklungen wie ‚Internet der Dinge‘, Industrie 4.0 oder Smart Everything bieten Cyber-Angreifern fast täglich neue Angriffsflächen und weitreichende Möglichkeiten, Informationen auszuspähen, Geschäfts- und Verwal- tungsprozesse zu sabotieren oder sich anderweitig auf Kosten Dritter kriminell zu bereichern. Angreifer verfügen über leistungsfähige und flexibel einsetzbare Angriffsmittel und -methoden. So werden täglich rund 380.000 neue Schadprogrammvarianten entdeckt, die Anzahl von Spam-Nachrichten mit Schadsoftware im Anhang ist explosionsartig um 1.270 Prozent angestiegen. Gleichzeitig verlieren bisherige klassische Abwehrmaßnahmen weiter an Wirksamkeit. Im Fokus der Angriffe stehen Unternehmen und kritische Infrastrukturen ebenso wie Verwaltung, For- schungseinrichtungen und Bürger. Die Ransomware-Angriffe im Frühjahr 2016 haben deutlich gemacht, welche Konsequenzen diese Entwicklun- gen haben und wie verwundbar eine digitalisierte Gesellschaft ist.“ (Quelle: Auszug aus dem Lagebericht 2016 des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik)
8 | marktreport 2017 1 Million Euro in der Drohnen-Haftpflicht sind nicht mehr genug Von Doreen Bracher, Senior-Underwriter für das fakultative HUK-Geschäft bei der Deutschen Rück Immer bessere Technik zu immer Autos prallt. Infolgedessen kann günstigeren Preisen führt seit Jah- es zu erheblichen Sach- oder gar ren zu steigenden Verkaufszahlen Personenschäden kommen. Vor von Drohnen. Nach Schätzung der dem Hintergrund dieses massiven Deutschen Flugsicherung wird Haftungspotenzials scheint es die Zahl der Drohnen im Bundes- zumindest auf den ersten Blick gebiet bis zum Jahr 2020 deutlich unverständlich, dass die seit dem mehr als eine Million erreichen. Jahr 2005 im Luftverkehrsgesetz Der technische Fortschritt macht verankerte Versicherungspflicht ihren Einsatz in vielen Bereichen für privat oder gewerblich genutz- interessant: etwa zum Überfliegen te Drohnen derzeit lediglich eine von Industrieanlagen, um den Mindestversicherungssumme von baulichen Zustand festzustellen, circa 1 Million Euro vorsieht. Die- oder von Feldern vor der Ernte, ser vor mittlerweile mehr als zehn um zu vermeiden, dass Jungtiere Jahren relativ niedrig angesetzte durch Erntemaschinen in Gefahr Betrag ist allerdings in erster geraten. Auch für Filmaufnahmen Linie der Tatsache geschuldet, oder einfach nur zum Spaß an dass damals sowohl Gesetzgeber der Fliegerei steigen Drohnen in als auch Versicherer noch über die Lüfte. Nach wie vor ist aber wenig Kenntnisse und Erfah- vor allem Privatnutzern dabei rungswerte verfügten. Zudem nicht klar, dass sie – selbst ohne war noch nicht zwingend abseh- Verschulden – für Schäden haf- bar, in welche Bereiche unseres ten, von denen Dritte betroffen Lebens die neue Flugtechnologie sind. Ein denkbares und bereits überall vordringen würde. Auf mehrmals aufgetretenes Szenario diese Entwicklung haben weite ist etwa, dass der Kopter infolge Teile der Versicherungsbranche eines Bedienfehlers auf eine inzwischen in der Praxis reagiert Autobahn stürzt und dort gegen und ihr Produktportfolio ange-
marktreport 2017 | 9 Die kleine 900-Einwohner-Gemeinde Braunsbach nach den heftigen Regenfällen im Mai 2016. passt – und das ist auch gut so! Mit Versicherungssummen von bis zu 10 Millionen Euro bei oftmals welt- weitem Geltungsbereich werden Drohnen entweder über die Privat- oder Betriebs- beziehungsweise Wetterphänomen Berufshaftpflichtversicherung mitversichert. Auch über separate Starkregen Policen mit Jahreslaufzeit oder für nur einen einzigen Einsatz Nicht nur im laufenden Jahr hat die Naturgefahr Starkre- wird Deckungsschutz angeboten. gen die Branche intensiv beschäftigt. Auch die mitunter Übrigens: Nicht nur in Sachen erschreckenden Bilder von zerstörerischen Schlammla- Haftung in einem Schadensfall winen und meterhohen Trümmerbergen aus dem kleinen kann es kostspielig werden. Der Ort Braunsbach in Baden-Württemberg im Mai 2016 haben Halter ist auch stets gut beraten, sich ins Gedächtnis der Öffentlichkeit eingebrannt. Derar- beim Drohnen-Ausflug seine Ver- tige Extremunwetter stellen große Herausforderungen an sicherungsbestätigung mit sich Versicherer, Politik und die Gesellschaft. Es wird immer zu führen. Andernfalls droht ihm wichtiger, Naturgefahrenereignisse geowissenschaftlich gemäß jüngst erlassener „Verord- zu dokumentieren, einzuordnen und Schadenpotenziale nung zur Regelung des Betriebs realistisch einzuschätzen. Die Deutsche Rück beschäftigt von unbemannten Fluggeräten“ sich deshalb eingehend mit derartigen Wetterphänome- mitunter eine Geldbuße von bis zu nen. In einem neuen Video geht unsere Geoökologin und 50.000 Euro. ¢ Naturgefahren-Expertin Meike Müller unter anderem den Fragen nach, welche Wetterlagen Starkregen begünstigen, welches Gefahrenpotenzial dieses Phänomen birgt und welche Bedeutung Starkregen-Gefahrenkarten künftig Für mehr Informa- tionen zum Thema zuteilwerden könnte. ¢ Drohnen klicken Sie hier. Hier geht es zu unserem Video.
10 | marktreport 2017 SMART HOME „Starterpakete für 50 Euro können gefährlich sein“ Das Interview führte Monika Lier, freie Journalistin Smart Home ist ein Zukunftsmarkt: Allein für Deutschland wird bis 2025 ein Marktvolumen von 19 Milliarden Euro erwartet*. Auch die Assekuranz steht in den Startlöchern. Im Interview erklären Markus Brück, Abteilungsleiter des fakultativen Sach-Geschäfts und des Sach-Spar- tenmanagements bei der Deutschen Rück, und Jens Wußmann, Senior-Referent Produktma- nagement HUS beim Verband öffentlicher Versicherer, warum Smart Home wichtig wird, Eile aber nicht geboten ist. Rund ein Dutzend Versicherer bieten schon Smart-Home- Lösungen an. Worum geht es ihnen dabei? Wußmann: Die intelligente Vernetzung von Haustechnik dient aktuell vorrangig dem Image der Versicherer. Im Fokus steht darüber hinaus sicherlich auch, die Schnittstelle zum Kunden zu besetzen und den Kontakt zu ihm nicht an die großen Internet- Player zu verlieren. Das gilt vor allem für die Marktführer in der Wohngebäudeversicherung. So haben beispielsweise einige öffentliche Versicherer Piloten gestartet beziehungsweise bieten schon etwas an. Über Kooperati- Markus Brück, Abteilungsleiter des fakultativen Sach-Geschäfts und des onen rüsten unter anderen auch Sach-Spartenmanagements Allianz, Axa, und die Generali- Gruppe ihre Kunden mit Smart- Home-Modulen aus und verspre- chen im Schadensfall teilweise zusätzlich Assistanceleistungen. *Der Smart-Home-Umsatz in Deutschland betrug 2015 rund 2,3 Milliarden Euro. Eine von der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH in Kooperation mit dem Institut für Gründung und Innovation der Universität Potsdam im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellte Studie erwar- tet bis 2025 einen Anstieg des Umsatzes auf 19 Milliarden Euro.
marktreport 2017 | 11 „SMART HOME“ (AUCH: „CONNECTED HOME“) Ein Wohnhaus oder eine Wohnung gilt gemäß der Bundesinitiative Smart-Home Deutschland als „smart“ beziehungsweise „connected“, wenn verschiedene Geräte samt Sensoren, Anwendungen oder Dienste intelligent miteinander verknüpft werden und zusammenarbeiten, um das Leben der Bewohner zu erleichtern und sicherer zu machen sowie ihren häuslichen Energieverbrauch zu optimieren. Beispiele hierfür sind intelligente Kühlschränke, die selbstständig Einkäufe tätigen, eine App, mit der sich Heizung und Licht steuern lassen oder die einen Benachrichtigungsalarm auslöst, etwa wenn ein Brand entsteht. Welche Rolle spielt Schaden- lern oder Kommunikationsan- verhütung für die Assekuranz bietern. Mir sind aktuell nur beim Thema Smart Home? zwei Versicherer bekannt, die Wußmann: Der Aspekt Schaden- den Einsatz von Smart Home verhütung wird zwar von einigen mit einigen Prozent Rabatt auf Versicherern in der Vermarktung die Prämie belohnen. Versiche- von Smart Home genutzt, scheint rungslösungen zur Absicherung jedoch intern nicht allerhöchste der Smart-Home-Technik sind Priorität zu besitzen. Denn für ein da schon verbreiteter. „Echte Smart-Home-Versicherungs- lösungen gibt es aktuell noch nicht.“ effektives Instrument gegen die Und wie sicher sind diese klassischen Gefahren Feuer, Lei- Techniken? tungswasser und Einbruch-Dieb- Brück: Wir beobachten die Akti- stahl müssten die Smart-Home- vitäten der Erstversicherer – und Pakete für ein Einfamilienhaus auch mögliche Cyber-Risiken. Bei mehr Fenstersensoren, Tür- und Smart-Home-Komponenten aus Rauchmelder sowie Kameras dem Bau- oder Supermarkt bleibt enthalten, als dies bei derzeitigen die Sicherheit oft auf der Strecke. Starter-Paketen am Markt tatsäch- Denn niedrigpreisige Sensoren Jens Wußmann, Senior-Referent Produkt- lich der Fall ist. Echte Smart-Home- und Kameras haben meist kein management HUS Versicherungslösungen gibt es Modul, um Software zu verändern. aktuell noch nicht. Von den rund Während die Kunden ihren PC ein Dutzend Versicherern mit vergleichsweise „täglich“ patchen, einem wie auch immer gearteten können sie die Sicherheitslücken Smart-Home-Angebot kooperieren dieser Komponenten nicht durch die meisten mit Technikherstel- Korrekturauslieferungen des Soft-
12 | marktreport 2017 2016 2022 DIE SMART-HOME-MARKTDURCHDRINGUNG WIRD SICH BIS 2022 VON AKTUELL ZWEI MILLIONEN AUF RUND ACHT MILLIONEN DEUTSCHE HAUSHALTE VERVIERFACHEN. Quelle: eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und Arthur D. Little: „Der deutsche Smart-Home-Markt 2017–2022. Zahlen und Fakten“ wareherstellers schließen. Das ist tümer einer solchen Anlage wird Eines von mehreren Cyber-Kumul- dann so, als wenn sie bei einem ungefragt Teil eines Netzwerks, szenarien des US-Modellierungsan- Boot ein Glied der Ankerkette durch das beispielsweise Schadsoftware bieters RMS beschreibt etwa, dass eine Büroklammer ersetzten. versendet. bei einem ungezielt ins Internet ausgeführten Cyber-Angriff die Wußmann: Starterpakete für Wußmann: Nicht zu vergessen Ladetechnik einer Vielzahl von 50 Euro können gefährlich sein – sind die zahlreichen Beispiele, die Laptops so manipuliert werden müssen es aber nicht. Module aktive Hacks von Kameras belegen. kann, dass sie überhitzen und und Hauptsysteme müssen dadurch parallele Brände in Datenschutz, Sabotageschutz Haben diese Schäden Folgen zahlreichen Bürohäusern entste- und Ausfallsicherheit leisten. Ein für Erstversicherer mit solchen hen könnten. Der Angriff auf die zuverlässiges System hat beispiels- Angeboten? 1,25 Millionen Telekom-Router im weise eine Basisstation mit einem Wußmann: Sie sind auf jeden Fall Jahr 2016 hätte der Anfang eines eigenen Internetzugang und kann kontraproduktiv für das Image. Kumulszenarios für Smart Home unabhängig vom Stromkreis kom- Denn die Story der Erstversiche- sein können. Aktuell halte ich munizieren. Es gibt aber Systeme, rer ist ja: „Wir kümmern uns: Wir das Eintrittsrisiko eines hohen die auf das WLAN im Haus zurück- entdecken deinen Schaden, bevor Kumulschaden-Aufwands, der greifen. Fällt der Strom zum Beispiel du etwas bemerkst – und beheben durch einen Cyber-Angriff auf durch einen Brand aus, funktioniert ihn für dich.“ Smart-Home-Komponenten ausge- Smart Home nicht mehr. löst wird, in der klassischen Sach- Sind Kumulschäden wahr- versicherung noch für eher gering. Brück: Ungeschützt in Netzwer- scheinlich? Aber wir beobachten aufmerksam ken sind diese Module anfällig für Brück: Theoretisch ja, praktisch die Lage, denn das Kumulschaden- Bot-Netze. Das heißt, der Eigen- eher nicht – zumindest zurzeit. Potenzial ist durchaus vorhanden.
marktreport 2017 | 13 „Aber wir beobachten auf- merksam die Lage, denn das Kumulschaden-Potenzial ist durchaus vorhanden.“ Und was sollten Erstversicherer Brück: Die Zielrichtungen der Ihrer Meinung nach tun? Erstversicherer sind derzeit noch Wußmann: Sie sollten prüfen, recht unterschiedlich, zudem ob ihre Smart-Home-Lösungen fehlen noch einheitliche techni- hinsichtlich Daten- und Sabota- sche Standards. Zur Vielfalt bei den geschutz sowie Ausfallsicherheit Modulen kommt beispielsweise die ihren Ansprüchen, die sie auch der Übertragungswege – WLAN, sonst an ihr Geschäftsmodell stel- Bluetooth, Z-Wave oder ZigBee. len, standhalten. Die Provinzial Sobald es Standards gibt, wird sich Nordwest etwa hat auf die Vermei- dieser Markt entwickeln. Deshalb dung dieser Gefahren sehr großen ist es auf jeden Fall wichtig, die Wert gelegt, was sich auch in der Fortschritte zu beobachten und Ein- Hochwertigkeit der Module und blick in die Technik zu bekommen. im Preis der von ihr angebotenen Sobald es etwas Vernünftiges gibt, Lösung widerspiegelt. Aber das ist werden viele einsteigen. Man muss auch eine Frage der Zielgruppe. nicht immer First Mover sein. ¢
14 | marktreport 2017 NEUE WEGE IN DER ARBEITSKRAFTABSICHERUNG Raus aus der Komfortzone! Von Dr. Barbara Ries, Abteilungsleiterin des Markt- und Produktmanagements in der Lebens- und Krankenversicherung bei der Deutschen Rück Mit Sätzen wie „Krank sein macht arm!“, „Jeder Vierte wird berufsunfähig!“ oder „Sichern Sie sich jetzt noch Ihren guten Gesundheitsstatus!“ versuchte die Lebensversicherungsbranche bislang, ihren Kunden den Bedarf an einer Berufsunfähigkeitsversicherung nahezubringen. Angst zu machen und Risiken aufzuzeigen bringt Kunden heute aber nicht mehr unmittelbar zum Abschluss. Obwohl Verbraucherschützer das KUNDEN AM WICHTIGSTEN Produkt für absolut notwendig TOUCHPOINT ABHOLEN erachten, besitzen nur 40 Prozent der Erwerbstätigen eine Police. Gerade die so viel beachteten und Seit 2004 stagniert der Bestand umworbenen Kundengruppen bei rund 17 Millionen Verträgen. der Generation Y und Z kann die Auch Alternativen mit einem Branche auf diese Weise nicht reduzierten Deckungsumfang, für sich gewinnen. Zwar hat sie wie die Erwerbsunfähigkeits-, durch zahlreiche Features wie Grundfähigkeits- oder Funktio- die Infektionsklausel oder den nelle Invaliditätsversicherung, Arbeitsunfähigkeitsbaustein brachten keine Trendwende. Die versucht, ihre Produkte weiter- Gründe hierfür sind vielseitig. So zuentwickeln, doch bestand das mangelt es unter ande- Hauptinteresse vermutlich eher rem am Verständnis darin, ein besseres Produkt- der Versicherer für ihre Rating zu erzielen. Aber haben Kunden. Der Kunde hat Ratings tatsächlich einen Einfluss heute andere Bedürfnisse auf das Abschlussverhalten des und Wünsche. Er möchte Kunden oder sind sie eher ein zu- einen dauerhaften Mehrwert. sätzliches Vertriebsinstrument? Für etwas bezahlen, ohne Ein ebenso wichtiger Aspekt ist direkt etwas davon zu die Digitalisierungsstrategie haben, ist nicht mehr der Versicherer. Nach wie vor vermittelbar. Doch erreichen sie ihre Kunden nicht noch immer beurtei- über den wichtigsten Touchpoint, len Versicherer zu sehr nämlich online. Die aktuellen aus der Wir-Perspektive: Produkte zur Arbeitskraftabsiche- „Was glauben wir, was rung lassen noch viel Raum für der Kunde möchte?“ Entwicklung. Ein erster Ansatz
marktreport 2017 | 15 ist, den bisher sehr komplexen ADIEU „ANGST-STRATEGIE“ Vertragsabschluss einfach und verständlich zu gestalten, den Die Deutsche Rück wiederum Antragsprozess und die Antrags- unterstützt Erstversicherer dabei, fragen neu zu bewerten und die solche Entwicklungen voranzu- Risikoprüfung zu automatisieren. treiben. Dazu hat sie neue Produk- te für die Generation Y entwickelt, INTERAKTIVE PARTNER- die den finanziellen Lebensstan- PROGRAMME VIA APP dard des Versicherungsnehmers absichern und ihm gleichzeitig Alternative Ideen gibt es zwar über die komplette Vertragslauf- bereits, doch werden sie nur zeit einen dauerhaften Benefit zögerlich vorangetrieben. Hier bieten, beispielsweise durch lautet die Devise: Heraus aus der Prämienleistungen bei Einhaltung Komfortzone! Weg von der Frage von Vorsorgeuntersuchungen „Was glauben wir, was der Kunde oder sportlichen Zielen. Hierbei möchte?“ hin zu einem „Was will steht eine flexible Gestaltung und der Kunde wirklich?“. Aus einem Variation der Risikokomponenten abstrakten Versicherungsprodukt ebenso im Vordergrund wie die etwas Erlebbares und interak- Konzeption von neuen Kernleis- tives Neues zu gestalten ist ein tungen aus den Bereichen Beruf, erfolgversprechender Weg, um Gesundheit und Lifestyle. Die das vorhandene Potenzial zu Produkte sind unkompliziert und heben. Dies kann zum Beispiel transparent. Und sie finden vor ein Partnerprogramm während allem vom Abschluss über die der Vertragslaufzeit sein, bei Laufzeit bis hin zum Leistungs- dem sich die Kunden über Apps fall oder Vertragsablauf in einer und eine Online-Plattform mit digitalen Umgebung statt. Dieses den Themen Bewegung, gesunde neuartige Zusammenspiel der Ernährung sowie Stressabbau be- Komponenten, die Art und die schäftigen und dabei gleichzeitig Bereitstellung der Zusatzleis- Vergünstigungen und Belohnun- tungen sowie insbesondere die gen erhalten. Dabei muss nicht Kommunikation und Vermark- zwangsläufig alles auf den Kopf tung der Produkte vermitteln – Für mehr Aspekte gestellt werden. Es geht vielmehr anders als dies mit der bisherigen rund um die Arbeits- darum, sich als Versicherer auf „Angst-Strategie“ der Fall war – kraftabsicherung den Kunden zuzubewegen. ein positives Bild. ¢ klicken Sie hier.
16 | marktreport 2017 Ist das humanistische Weltbild mit dem autonomen Fahren vereinbar? Von Marcos Lemaitre, Senior-Underwriter für das fakultative Politik und Gesellschaft sind HUK-Geschäft bei der Deutschen Rück dazu aufgerufen, der Industrie ethisch verantwortbare, techni- sche Entwicklungsleitlinien für vollautomatisierte Fahrsysteme vorzugeben. Als Risikoträger für die Folgen von Straßenverkehrs- unfällen muss aber auch die Ver- sicherungsbranche fest in den Prozess der Entscheidungsfindung eingebunden sein. Im Juni 2017 Für weitere Informati- hat die vom Bundesminister für onen zum autonomen Fahren und zur Kraft- Verkehr und digitale Infrastruktur fahrtversicherung eingesetzte Ethik-Kommission klicken Sie hier. „Automatisiertes und vernetz-
marktreport 2017 | 17 tes Fahren“ ihren ersten Bericht zung von Personen vor Tötung“ – Opfern einer Person, um mehre- veröffentlicht. Darin formuliert sie das Risiko eines jeden akut ge- re andere zu retten, in unserer zwanzig ethische Leitregeln. Im fährdeten Verkehrsteilnehmers Rechtsordnung unzulässig. Auch Kern geht es darum, das huma- in gleichem Maße reduzieren. dürfen Unbeteiligte grundsätzlich nistische Menschenbild unserer Eine solche Minimierung der indi- nicht geopfert werden, um das Rechtsordnung auch in Zukunft viduellen Risiken wird auch beim Leben der an Mobilitätsrisiken zu bewahren und die Freiheit des Impfschutz verfolgt und findet beteiligten Fahrzeuginsassen Einzelnen zur Selbstbestimmung allgemeinen gesellschaftlichen zu schützen. Diese Entscheidun- nicht durch eine technisch vor- Konsens. gen dürfen weder an künstliche gegebene Fremdbestimmung ab- Intelligenzen noch an Program- zulösen. Kritische Situationen im Die Übertragung einer so heraus- mierer abgegeben werden. hochkomplexen Straßenverkehr fordernden Leitlinie auf die Die Ethik-Kommission hat mit werden vom Menschen individuell Entwickler technischer Systeme ihrem Bericht weltweit die ersten erfasst und zumeist intuitiv gelöst. dürfte die Industrie allerdings ethischen Leitlinien für automa- Dagegen verarbeiten technische vor schwerwiegende Herausfor- tisiertes Fahren entwickelt und Systeme diese abstrakt-generell. derungen stellen. Auch die damit das Thema auf die gesell- Das wiederum stößt spätestens Versicherungswirtschaft ist hier schaftliche Agenda gesetzt. Das dann an seine Grenzen, wenn das gefordert. Denn bisher ungelöste ist gut, und das ist wichtig. Sie Leben der Fahrzeuginsassen oder Haftungs- und Überwachungs- zeigt wesentliche Orientierungs- unbeteiligter Dritter unmittelbar fragen, Funktionsstörungen und punkte auf, doch sie bietet noch bedroht ist. In diesen Dilemma- Hackerangriffe sind nur einige keine konkreten Lösungen an. Situationen müssen technische der möglichen Risiken. Doch wer Diese müssen in einem breiten Systeme sicherstellen, dass keine trifft letztlich die notwendige gesellschaftlichen Konsens ge- der gefährdeten Personen zum Risikoentscheidung und nach sucht und technisch umgesetzt bloßen Objekt degradiert wird. welchem Maßstab? Als Höchstgut werden, damit wir uns nicht Dazu soll die Programmierung genießt der Schutz des mensch- plötzlich und unbeabsichtigt in nach Ansicht der Ethik-Kommis- lichen Lebens vor allen anderen der Realität eines neuen Weltbilds sion – neben einigen allgemeinen Erwägungen unbedingten Vor- wiederfinden. ¢ Grundsätzen wie „Sachschäden rang. Dabei ist die Aufrechnung vor Personenschäden“ oder „Verlet- von Menschenleben, also das
18 | marktreport 2017 RÜCKVERSICHERER ALS INDUSTRIEVERSICHERER Neues Geschäft, alte Probleme? Von Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen Wie kann man als Rückversicherer noch wachsen? In einem mit der Gründung einer eigenen stagnierenden, zum Teil rückläufigen Markt taten sich die Industrieversicherungstochter in großen Rückversicherer in den letzten Jahren schwer, auf Deutschland nachgezogen. diese Frage eine gute Antwort zu finden. Die Konsolidierung der Erstversicherungsmärkte ließ die Nachfrage nach Rück- Verschwimmende Grenzen? versicherungsdeckung schrumpfen; die reichlich vorhandene Damit agieren diese Rückversiche- klassische Kapazität und der stark anschwellende Zustrom rer in einer strategischen Aufstel- alternativen Kapitals setzten den Markt zusätzlich unter Druck. lung, wie sie in früheren Zeiten vollkommen undenkbar gewesen wäre: Letzten Endes machen sie Diversifizierung und das Erschlie- ihren Erstversicherungskunden ßen neuer Märkte ist gefragt, um damit auf deren eigenem Ge- einem drohenden Bedeutungs- schäftsfeld Konkurrenz. Vorneh- verlust entgegenzuwirken. Man- mer ausgedrückt kann man auch che Rückversicherer suchen ihr sagen: Es sieht so aus, als ob die Heil dabei in der Industrieversi- Grenzen zwischen Erst- und Rück- cherung. Die beiden Marktführer versicherung im Markt zusehends Munich Re und Swiss Re gingen verschwimmen. voran: Die Münchener setzen unter anderem auf angelsächsi- Die Rückversicherer, die in wenig sche Spezialversicherer für die dynamischen Zeiten Wachstums- Entwicklung neuer Industrie- storys brauchen, um den Kapital- deckungen; die Schweizer haben markt gewogen zu halten, haben schon länger eine eigene Unter- bei ihren Aktivitäten im Indus- nehmenseinheit für das Indus- trieversicherungsmarkt durchaus triegeschäft etabliert. Mittlerweile schlagende Argumente auf ihrer hat auch Berkshire Hathaway Seite: Sie kennen die Risiken der
marktreport 2017 | 19 Industrie gut, weil sie selbst seit Rückversicherern im Vordergrund zu diesem Herbst über eine lange vielen Jahren bei der Bewertung stehen. In der Folge könnte durch Phase mit niedrigen Naturkata- dieser Risiken involviert sind diesen Konflikt der klassische strophenschäden freuen konnte. und in vielen Bereichen Spezial- Rückversicherungsmarkt weiter Know-how angesammelt haben. schrumpfen, weil sich die Zeden- Wenn manche großen Rückver- Die Expertise vieler Rückversiche- ten nach neuen Anbietern und sicherer ihr Heil in der Industrie- rer gerade auf technischem Gebiet Formen der Deckung umsehen versicherung suchen, sollte das sucht ihresgleichen – warum also und womöglich auch dem Einsatz für den Markt kein Grund sein, es diese Expertise nicht direkt im Ge- von alternativen Kapitalmarktlö- ihnen automatisch gleichzutun. schäft mit der Industrie einsetzen, sungen offener gegenüberstehen Im Gegenteil: Wer weiter auf die statt den Umweg über die Erstver- als bislang. klassische Aufgabenteilung zwi- sicherer zu gehen? Gerade bei der schen Erst- und Rückversicherer Versicherung von neuen Risiken Zwei schwierige Märkte setzt und mit innovativen Deckun- ist das Know-how der Rückversi- Mit der Expansion in die Indus- gen und Services die Bedürfnisse cherer unerlässlich – kein Wunder, trieversicherung wechseln die seiner traditionellen Klienten dass sie mit wachsendem Erfolg in Rückversicherer außerdem von befriedigt, dürfte nicht schlechter Spezialmärkten und bei Innovati- einem schwierigen Markt in den fahren. Langfristig muss sich erst onen ihren Zutritt in den Indus- anderen, denn auch die Industrie- zeigen, ob das Engagement der trieversicherungsmarkt suchen. versicherung hat Wachstumspro- Rückversicherer in der Industrie- Die Kehrseite der Medaille: Mit bleme. Die Prämien sind unter versicherung ein Erfolg wird oder ihrem Engagement in der Indus- Druck, und der Wettbewerb, auch ob sie sich hier nicht mit neuem trieversicherung geraten sie in durch immer neue Markteintritte Geschäft am Ende alte Probleme Konflikte mit ihren alten Zedenten internationaler Erstversicherer, ist einkaufen. ¢ und riskieren die Störung der klas- hart. Die Ergebnissituation in der sischen Rückversicherungsland- Industrieversicherung stellt sich schaft, die gerade in den deutsch- zudem noch weniger rosig dar als sprachigen Märkten bislang eher in der Rückversicherung, traditionell geprägt ist und bei die sich immerhin bis der langjährige, vertrauensvolle Beziehungen zwischen Erst- und
Deutsche Rück. Nähe mit Weitblick. DEUTSCHE RÜCKVERSICHERUNG AKTIENGESELLSCHAFT Hansaallee 177 40549 Düsseldorf Telefon +49 211. 4554-01 info@deutscherueck.de www.deutscherueck.de
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