Mehr Spezialisten für das Allgemeine - Konsenspapier verabschiedet: Quereinstieg in die Allgemein-medizin soll stärker gefördert werden Seite 4 ...
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Nr. 10 | 27. Oktober 2018 BERUFSPOLITIK | INFORMATIONEN | MITTEILUNGEN | Amtliches Bekanntmachungsorgan der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe Mit Amtlichen Bekanntmachun gen Ausschreibun gen von Vertragsarzt - und Vertragspsyc ho- therapeutens itzen > ab Seite 34 Mehr Spezialisten für das Allgemeine Konsenspapier verabschiedet: Quereinstieg in die Allgemein- medizin soll stärker gefördert werden > Seite 4 Bekenntnis zum Standort: Medizinische Fakultät für die Universität Bielefeld > Seite 18 „DS-GVO kompakt“ – Teil 5: Die Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) > Seite 22 Mehr als 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress zum Thema Digitalisierung > Seite 28
Inhalt 4 Mehr Spezialisten für das Allgemeine Konsenspapier zum Quereinstieg in die hausärztliche Versorgung verabschiedet 4 12 „Wollen an vertrauensvolle und hochprofessionelle Zusammenarbeit anschließen“ Ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zum TK-Antrittsbesuch im Dortmunder Ärztehaus 14 Brief ohne Marke Der elektronische Arztbrief ermöglicht die sichere 14 18 Kommunikation in Echtzeit Hoffen auf den Klebeeffekt: eine Medizinische Fakultät für die Universität in Bielefeld 22 „DS-GVO kompakt“ – Teil 5: Die Datenschutz-Folgenabschätzung 26 Das eigene Verordnungsverhalten im Vergleich Die KVWL versendet erstmalig ein Antibiotika-Reporting 26 28 Digitalisierung: Ein Thema, unterschiedliche Blickwinkel Mehr als 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress Anfang Oktober im Ärztehaus Dortmund 32 Sicherung der ambulanten Versorgung: Förderverzeichnis der KVWL 10/2018 STANDARDS 30 Kurznachrichten 34Amtliche Bekanntmachungen 34 Ausschreibungen von Vertragsarzt- und 2 Nr. 10 | 27. Oktober 2018 Vertragspsychotherapeutensitzen in Westfalen-Lippe mit praxisrelevanten Informationen in der Heftmitte zum Heraustrennen 42 Impressum
Die digitale Zukunft gestalten B eim Thema Digitalisierung lohnt mei- andere als glatt angelaufen ist, aber gerade ner Meinung nach der Blick über den die TI ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Tellerrand des Alltagsgeschäfts. Die KVen mit vereinten Kräften steuernd eingrei- Digitalisierung ist ein Megatrend, der fen können – und auch müssen! Die nun er- heute schon unser privates wie berufliches reichte Fristverlängerung bis zum 31. Dezem- Leben auf vielen Ebenen beeinflusst. ber 2018 ist zwingend erforderlich, weil wir als Selbstverwaltung es nicht zulassen kön- Mit Blick auf den Gesundheitsmarkt stellt sich nen, dass unsere Mitglieder für die Versäum- die Frage, von wem wir erwarten, dass er digi- nisse von Industrie und Politik haftbar ge- tale Dienstleistungen anbietet. Wollen wir die macht werden. Entwicklung dem freien Spiel der (Markt-) Kräfte und damit der Industrie überlassen? „Nicht verwalten, sondern gestalten“, heißt Soll maximaler Profit der Treiber sein – unter die Devise. Und deshalb sollten wir auch die Umständen auch zulasten der Datensicher- positiven Seiten der Digitalisierung nicht aus heit? Oder soll die Politik, die bisweilen große dem Blick verlieren. Gut vorbereitet und mit Ambitionen hegt, den Gestaltungsspielraum Augenmaß umgesetzt kann sie beispielsweise der ärztlichen Selbstverwaltung zu beschnei- helfen, das Terminmanagement zu optimie- den, die Zukunft der digitalen Arztpraxis defi- ren, Präventionsleistungen zu unterstützen nieren? Sicherlich sind Sie bei mir, wenn ich und Patienten mit relevanten und gut beleg- diese Fragen mit einem deutlichen „Nein“ ten Informationen zu versorgen. beantworte. Gesundheitsbezogene Services und Dienst- 10/2018 Die Strategie der KVWL sollte es sein, im en- leistungen sind nicht automatisch deshalb gen Austausch mit ihren Mitgliedern eine gut, weil sie digital sind. Wenn sie aber digital eigene Digitalmarke zu entwickeln. Nicht zum angeboten werden sollen, müssen sie gut Selbstzweck, nicht um dem Chor derer, die gemacht sein. Daran sollten wir gemeinsam das Hohelied der Digitalisierung singen, eine arbeiten! weitere Stimme hinzuzufügen, sondern um die ureigenen Interessen der westfälisch-lippi- schen Ärzte und Psychotherapeuten mit Nachdruck zu vertreten. Nur Sie können beur- teilen, welche digitalen Geräte und Services 3 wirklich in der Praxis gebraucht werden. Was ist praktikabel, was sinnvoll? Ich will nicht verschweigen, dass die Umset- Thomas Müller, zung der Telematikinfrastruktur (TI) alles KVWL-Vorstandsmitglied
Mehr Spezialisten 10/2018 für das Allgemeine 5 Konsenspapier zum Quereinstieg in die haus- ärztliche Versorgung verabschiedet
J eder dritte der in Westfalen-Lippe Strukturelle Probleme auf dem Land tätigen Hausärzte ist heute über 60 Jahre alt. Viele Mediziner, die in den Das Phänomen der zunehmenden Landflucht kommenden Jahren ihren verdienten ist seit einigen Jahren verstärkt zu beobach- Ruhestand antreten wollen, werden Schwie- ten und hat natürlich auch Auswirkungen auf rigkeiten haben, einen Nachfolger für ihre die medizinische Infrastruktur. Allein: Die Ur- Praxis zu finden. Um dieser Entwicklung auch sachen, hier vor allem Demografie und Urba- kurzfristig entgegenzuwirken, haben die nord- nisierung, entziehen sich dem Einfluss einer rhein-westfälischen Ärztekammern, Kassen- Kassenärztlichen Vereinigung. Hier sind Land ärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen und Kommunen gefragt, mit punktuellen gemeinsam mit NRW-Gesundheitsminister Infrastrukturmaßnahmen gegenzusteuern. Karl-Josef Laumann beschlossen, den Quer- einstieg von Klinikern in die ambulante Allge- Andere Maßnahmen, die die Kassenärztliche meinmedizin besonders zu fördern. Vereinigung Westfalen-Lippe ideell, politisch und auch finanziell unterstützt, sind mittel- bis Es gibt keinen Königsweg gegen den sich hier langfristig angelegt und können ihre volle und da abzeichnenden Mangel an Nachwuchs- Wirkung erst in einigen Jahren entfalten. So medizinern, die sich in der ambulanten Ver- befinden sich zum Beispiel die medizinischen sorgung engagieren möchten. Dazu sind die Fakultäten Bochum, Duisburg-Essen und Wit- Ursachen zu vielfältig. Zum einen gibt es – gerade in ländlichen Regionen – strukturelle Faktoren, die es erschweren, junge Ärzte in eine Landarztpraxis zu locken. Wenn kulturel- le Angebote ebenso fehlen wie schnelles In- ternet, Kita- und Schulplätze mit langen Fahr- zeiten verbunden sind und der Ehepartner kaum Beschäftigungschancen hat, wird es nicht gerade einfacher, junge Ärzte für eine Niederlassung zu begeistern. 10/2018 6
ten/Herdecke mitten im Ruhrgebiet und damit im größten Ballungsraum Deutschlands, der ohnehin gut mit Ärzten versorgt ist. Die West- fälische Wilhelms-Universität Münster schließt sich in nördlicher Richtung an und versorgt das Münsterland mit Ärztenachwuchs. Eine Lücke tut sich aus westfälisch-lippischer Sicht noch in der Region Ostwestfalen auf. Zwar wird derzeit mit Hochdruck auch an der Uni Bielefeld eine medizinische Fakultät aufgebaut (s. auch S. 18 in diesem Heft). Bis das dortige Umland aber seinerseits vom vielzitierten „Klebeeffekt“ profitieren kann, werden noch mindestens zehn bis fünfzehn Jahre vergehen. Auch die KVWL-eigene Nachwuchskam- pagne mit dem zentralen Online-Portal www.praxisstart.info soll neben der Image- pflege ganz konkret Medizinstudenten und Weiterbildungsassistenten ansprechen und über die Möglichkeiten einer beruflichen Tä- tigkeit in der ambulanten Patientenversor- gung informieren. Zwar erhält sie in den Ziel- gruppen durchweg positive Resonanz, aber auch Werbekampagnen – zumal solche, mit einem derart „erklärungsbedürftigen Pro- dukt“ wie der medizinischen Versorgung – verfolgen eher langfristige Ziele. Quereinstieg als kurzfristige Maßnahme Bleibt die Frage, wie man kurzfristig mehr ten Versorgung und auch das allgemeinmedi- 10/2018 junge Ärzte in die ambulante hausärztliche zinische Tertial im praktischen Jahr geför- Versorgung bekommt. Ein Baustein soll die dert. Wird dadurch Interesse bei einem gezielte Förderung des Quereinstiegs in die Studenten geweckt, steht er nach jedoch frü- Allgemeinmedizin sein, die nun in einem Kon- hestens weiteren fünf, spätestens elf Jahren senspapier beschlossen wurde. KVWL-Vor- für die Versorgung als Hausarzt zur Verfü- stand Dr. Wolfgang-Axel Dryden, selbst Allge- gung. Die jetzt im Konsenspapier zur Stär- meinmediziner und einer der Initiatoren des kung der hausärztlichen Versorgung verab- Konzepts, sieht in den neuen Förderprogram- schiedeten Maßnahmen können im Einzelfall men das letzte noch fehlende Puzzleteil einer eine Abkürzung auf dem Weg in die hausärzt- umfassenden Förderung durch die Körper- liche Praxis sein. Meiner Ansicht nach ist es 7 schaft: „Der Quereinstieg ist sicher nicht die zudem ein starkes Zeichen für eine funktio- Lösung für den Nachwuchsmangel in der nierende Selbstverwaltung wenn KVen, Ärzte- hausärztlichen Versorgung. Er schließt aber kammern und Krankenkassen gemeinsam mit eine Lücke in den bisherigen Fördermaßnah- dem zuständigen Landesgesundheitsminister men. Zu Beginn und während des Studiums relativ kurzfristig ein solches Konzept auf den werden Famulaturen, Praktika in der ambulan- Weg bringen.“
Der Kampf gegen den Hausarztmangel ist eine der zentralen Herausforderungen unseres Gesundheitssystems. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann Kommunen mit weniger als rechtlichen Voraussetzungen für eine ver- 40.000 Einwohnern im Fokus tragsärztliche Zulassung hemmen nicht erworbene Berufserfahrungen im ambulan- Das Quereinsteigerprogramm ist dreigliedrig ten Sektor den Schritt in die Niederlas- angelegt und wendet sich an klinisch tätige sung“, heißt es dazu im Konsenspapier. Allgemeininternisten (die auch jetzt schon Diese fehlenden praktischen Erfahrungen über die rechtlichen Voraussetzungen für können die Quereinsteiger während des eine vertragsärztliche Zulassung verfügen) Qualifizierungsjahres sammeln. sowie an Internisten und weitere unmittelbar an der Patientenversorgung beteiligte Fach- Absolviert ein Allgemeininternist sein Qua- ärzte, die zusätzlich die Weiterbildung im lifizierungsjahr in einer hausärztlichen Fachgebiet Allgemeinmedizin absolvieren Praxis in einer Gemeinde mit unter 40.000 wollen: Einwohnern erhält er eine monatliche Ver- gütung von bis zu 9.000 Euro. Dieser För- a) Allgemeininternisten, die durch Hospitation derbetrag kann aus Landesmitteln um 500 Sicherheit für die breit angelegte Tätigkeit Euro pro Monat aufgestockt werden, wenn als Hausarzt erlangen wollen, können unter sich die Praxis gleichzeitig in einer unter- der Anleitung und Verantwortung eines versorgten oder von Unterversorgung be- erfahrenen Hausarztes ein zwölfmonatiges drohten Region befindet (gemäß Hausarzt- Training-on-the-job absolvieren und stehen aktionsprogramm des MAGS) so praktisch sofort der ambulanten Versor- gung zur Verfügung („Qualifizierungs- b) Allgemeininternisten, die zusätzlich die jahr“). „Ungeachtet des Vorliegens der Facharztqualifikation Allgemeinmedizin 10/2018 Aus Sicht der KVWL schließt die Förderung des Quereinstiegs eine Lücke im umfangreichen Beratungs- und Unterstützungsangebot der Körperschaft. 8 Weiterbildung Famulaturen/ PJ- Arzt für Quer- Praktikum Stipendien Allgemein- einstieg medizin
erwerben wollen, können dies im Rahmen zept vereinbarten Förderprogramme sind einer geförderten Weiterbildung innerhalb zunächst bis zum 31. Dezember 2023 befristet. eines Jahres erreichen. Damit wird die sonst vorgeschriebene Weiterbildungszeit „Der Kampf gegen den Hausarztmangel ist von 30 Monaten deutlich verkürzt. eine der zentralen Herausforderungen unse- res Gesundheitssystems. Darum treibt die Die zwölfmonatige Weiterbildungszeit Landesregierung eine Reihe von Maßnahmen wird ebenfalls mit bis zu 9.000 Euro pro voran – etwa die Gründung der Medizinischen Monat vergütet (bei unterversorgten Fakultät OWL in Bielefeld oder die Umsetzung Gebieten s.o.). der Landarztquote. Es wird jedoch dauern, bis diese Maßnahmen wirken. Beim Quereinstieg c) Fachärzte anderer Fachgruppen der unmit- sieht das anders aus: Damit können wir sehr telbaren Patientenversorgung (z. B. Anäs- kurzfristig zusätzliche Hausärzte gewinnen. thesie, Chirurgie, Innere Medizin mit Ich freue mich daher sehr, dass alle Vertrags- Schwerpunktbezeichnung) können je nach partner beim Quereinstieg gemeinsam an kammerrechtlichen Bestimmungen nach einem Strang ziehen, um ihn für Interessen- spätestens drei Jahren zur Facharztprü- ten attraktiver zu gestalten. Und ich begrüße fung Allgemeinmedizin zugelassen werden. es, dass diese Förderung zunächst gezielt kleineren Kommunen zugutekommt. Denn sie Auch ihre ambulante Weiterbildungszeit sind es, die besonders von einer Unterversor- wir für maximal 24 Monate mit bis zu gung bedroht sind“, kommentierte NRW-Ge- 9.000 Euro monatlich vergütet. sundheitsminister Karl-Josef Laumann die Vereinbarung zum Quereinstieg. -ms Die Vergütung für die Quereinsteiger stammt aus dem Strukturfonds, den die KVWL gemein- sam mit den Krankenkassen unterhält. Die Mittel aus diesem Fonds sind zweckgebunden für die Förderung von Sicherstellungsmaßnah- men in unterversorgten Gebieten zu verwen- Weitere Informationen den. Wenn die letzten Details geklärt sind, Service-Center der KVWL kann die Förderung des Quereinstiegs zum Tel.: 0231 / 94 32 10 00 Jahreswechsel starten. Die nach diesem Kon- E-Mail: Service-Center@kvwl.de 10/2018 9 Nieder- lassungs- BWL- Praxis- Paten förderung Beratung management KV / Land
K ommentar Quereinstieg – Missgriff oder ultimative Lösung? Das im nebenstehenden Beitrag beschriebene Modell des Querein- stiegs in die Allgemeinmedizin wurde in der Öffentlichkeit bereits intensiv diskutiert. Wie zu erwarten reichen die Meinungen von Zustim- mung und Erleichterung bis zu völ- liger Ablehnung. Oft fokussiert sich die Kritik leider auf einen ein- Allgemeinmedizin zeigt ein großes zelnen Baustein und verliert so Delta auf, das insbesondere für das Gesamtbild aus den Augen. Kolleginnen und Kollegen mit Fami- lien nur schwer zu ignorieren ist. Die Gegner des Modells befürch- ten, dass die Qualität der allge- Bereits für die Förderung der Wei- meinmedizinischen Versorgung terbildung Allgemeinmedizin gilt leiden könnte. Zudem warnen sie jedoch die Losung, dass der Wei- vor einer Gehaltskonkurrenz zwi- terzubildende in einer Praxis nicht schen denen, die regelhaft die weniger verdienen soll als in der Weiterbildung Allgemeinmedizin Klinik. Dieses Motto wird im Quer- absolvieren und denen, die den einstieg beibehalten. Quereinstieg wagen. Andere be- fürchten den Exodus von Fach- Dass die damit einhergehende ärzten aus den Kliniken in die am- Chancengleichheit den Querein- bulante Versorgung. Doch ist das stieg attraktiver macht, führt wirklich zu erwarten? nicht zwangsläufig dazu, dass nun alle Fachärzte aus den Kliniken in 10/2018 Quereinstieg in die Allgemeinmedi- ambulante Praxen drängen. Die zin ist kein Phänomen, das mit die- Erfahrung zeigt, dass viele Kolle- sem Programm neu geschaffen ginnen und Kollegen mit den Ar- wurde. Die Akademie für medizi- beitsbedingungen in Kliniken un- nische Fortbildung bietet bereits zufrieden sind und eine Alter- seit Jahren Kurse für Quereinstei- native suchen. Denen wird ein ger an. Doch viele Interessenten gutes Angebot gemacht, das dazu tun sich mit der endgültigen Ent- beitragen soll, die ambulante Ver- scheidung schwer. Sie sind voll wei- sorgung der Bevölkerung zu ver- tergebildete Fachärzte, die in der bessern. Wer in der Klinik zufrie- 10 Klinik eine Oberarztstelle besetzen den ist, bleibt auch dort. könnten. Der Vergleich der Vergü- tung eines Oberarztes und eines Dr. Wolfgang-Axel Dryden, Weiterbildungsassistenten in der KVWL-Vorstandsmitglied
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„Wollen an vertrauensvolle und hochprofessionelle Zusammenarbeit anschließen“ Ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zum TK-Antrittsbesuch im Dortmunder Ärztehaus 10/2018 Sieben Jahre lang war Barbara Steffens NRW- Frau Steffens, aus dem Ministerium Gesundheitsministerin. Nun hat die ehemalige in die TK-Landesvertretung: Haben Spitzenpolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen Sie sich schon in Ihrem neuen Auf- als Leiterin der NRW-Landesvertretung der gabenfeld eingewöhnt? Techniker Krankenkasse (TK) eine neue beruf- liche Heimat gefunden. Vor wenigen Wochen Die Umstellung war gar nicht so war die 56-jährige Gesundheitsexpertin wie- groß, denn ich bin ja im Gesund- der einmal zu Gast im Dortmunder Ärz- heitsbereich geblieben. Viele Akteu- tehaus – zum Antrittsbesuch beim 1. KVWL- re, die in NRW eine Rolle spielen, Vorsitzenden Dr. Gerhard Nordmann. Eine kenne ich noch aus meiner alten 12 gute Gelegenheit, auch der Redaktion von Tätigkeit, das ist sicherlich ein Vor- KVWL kompakt für ein kurzes Gespräch zur teil. Als Überzeugungstäterin habe Verfügung zu stehen. ich mich schon immer für die solida- rische Krankenversicherung stark gemacht, dafür kann und will ich mich jetzt auf der neuen Position einsetzen. Und bei allen Dingen,
die sozusagen das Innenleben einer Bevölkerung?“ Konkret: Wie kann Wo sehen Sie Schnittpunkte, Verbin- großen Krankenkasse betreffen, ich Pflegebedarfe später eintreten dungen bzw. weitere Möglichkeiten hilft mir mein Team aus erfahrenen lassen und eine möglichst hohe der Zusammenarbeit zwischen TK Mitarbeitern. Lebensqualität und Selbständigkeit und KVWL? länger erhalten? Die TK hat ihre Vorschläge dazu in einem Master- Wir haben in der Vergangenheit Welche gesundheitspolitischen plan Pflege gebündelt. eine vertrauensvolle und hochpro- Themen müssen Ihrer Ansicht nach fessionelle Zusammenarbeit mit der aktuell primär behandelt werden Der zweite Ansatz ist, die Chancen KVWL erlebt. Daran möchten wir und wie positioniert sich die TK der Digitalisierung optimal zu nut- nahtlos anschließen. Dass dies nicht dazu? zen, so dass im Ergebnis die „Res- unbedingt selbstverständlich ist, source Mensch“ für den Menschen sieht man, wenn man über die Lan- Die zentrale Frage aus meiner Sicht mehr frei ist. Auch eine bessere desgrenzen hinausschaut. Und ist, wie schaffen wir die medizinische Vernetzung kann den Informations- wenn es Initiativen gibt, die über Versorgung vor dem Hintergrund fluss und somit auch die Versor- das vertragspolitische Standardge- der demographischen Entwicklung gung verbessern. Hier hat die TK schäft hinausgehen, dann sind wir strukturell überall sicherzustellen – gemeinsam mit IBM die elektroni- natürlich gesprächsbereit. vity auch in ländlichen Regionen. Dabei sche Gesundheitsakte TK-Safe ent- stehen zwei Ansätze im Mittelpunkt: wickelt. Sie bietet dem Patienten Der eine ist die Prävention und die mehr Informationen, wovon auch Frage „Wie kann ich Lebensqualität der Arzt profitiert, denn er kann steigern und Bedarfe minimieren, seinen Patienten schneller, wirksa- vor allem in einer älter werdenden mer und effizienter versorgen. Machen Sie mit, helfen Sie mit, lernen Sie mit! CIRS-NRW ist ein Lern- und Berichtssystem für kritische Ereignisse in der medizinischen Versorgung. Mit Ihrer Teilnahme an CIRS-NRW engagieren auch Sie sich für Sicherheitskultur und Patientensicherheit. CIRS-NRW ist: freiwillig einfach anonym übersichtlich interaktiv effektiv www.cirs-nrw.de
Brief ohne Marke 10/2018 Der elektronische Arztbrief ermöglicht die sichere Kommunikation in Echtzeit D er Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten erfordert eine sichere und zuverlässige technische Infrastruktur. Gleichzeitig muss das Erheben, Speichern und Versenden digi- taler Daten möglichst einfach und frei von Medienbrüchen sein, damit es seine Vorteile entfalten und sich in der Fläche durchsetzen kann. Beide Voraussetzungen sind beim 14 elektronischen Arztbrief (eArztbrief) gegeben. Seit Beginn des Jahres gibt es auch entspre- chende Abrechnungsziffern für den eArztbrief im EBM. Für die Redaktion von KVWL kompakt ein guter Zeitpunkt, mal einen Praktiker nach seinen bisherigen Erfahrungen mit der elektroni- schen Post zu fragen. Karl Arne Faust ist mit seiner Detmolder Praxis von Anfang an dabei und engagiert sich auch persönlich für den weiteren Ausbau des elektronischen Arztbriefes. Die Erfahrungen des Facharztes für Allgemeinmedizin und der ständige Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort offenbaren aber auch Verbesserungspotenzial.
Ich wünsche mir für die Zukunft eine un- kompliziertere Vergütung unserer ärztli- chen Leistung, denn das volle P otenzial kann der eArztbrief erst dann entfalten, wenn möglichst viele Leistungserbringer mitmachen. Karl Arne Faust Warum haben Sie sich mit dem eArztbrief beschäftigt? Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen stellt sich der traditionelle Übermittlungsweg des Faxversandes als zunehmend unzuverläs- sig dar. Das gilt sowohl in technischer als auch in datenschutzrechtlicher Hinsicht. Zum ande- ren ist es schon bemerkenswert, dass wir die elektronische Kommunikation im privaten Umfeld massenhaft einsetzen, im beruflichen Umfeld aber immer noch tonnenweise Papier bedrucken. Das ist meiner Ansicht nach nicht allein mit datenschutzrechtlichen Bedenken Wie läuft der technische Zugriff auf den zu erklären. Mit dem elektronischen Arztbrief eArztbrief ab? können wir gleich mehrere Medienbrüche Das ist mit geringem Aufwand und wenigen verhindern, was in Zeiten zunehmender Ar- Mausklicks erledigt. Während ich meine Doku- beitsverdichtung vor allem auch meine Mitar- mentation im PVS erledige, kann ich einzelne 10/2018 beiterinnen deutlich entlastet. Es ist nicht Bausteine (Anamnese, Befund) markieren und einzusehen, dass wir bei den gegebenen Mög- auswählen, die ich anschließend in einem lichkeiten der digitalen Datenübermittlung eArztbrief an einen oder mehrere Kollegen immer noch Arztbriefe und Befunde ausdru- verschicken möchte. Die technische – und cken, per Post verschicken und der Adressat damit nach dem Stand der Dinge sichere – das Ganze wieder einscannt, um es in seinem Basis des eArztbriefs ist der KV-eigene Kom- PVS zu dokumentieren. Und schließlich spielt munikationsdienst KV-Connect. Die Daten der Faktor Zeit eine große Rolle. Ich kann werden im PDF-Format versandt, so dass sie relevante Gesundheitsdaten in Echtzeit zu von jedem Adressaten ohne Probleme gele- einem weiter- oder mitbehandelnden Kollegen sen und weiterverarbeitet werden können. 15 schicken und mögliche Verzögerungen in der Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die Zuord- Behandlung aufgrund unvollständiger oder nung der verschickten Information zum jewei- nicht rechtzeitig übermittelter Informationen ligen Patienten im PVS des Empfängers auto- vermeiden. matisch abläuft. Hier entfällt also ein weiterer Arbeitsschritt, dadurch dass keine analoge Post mehr händisch der Patientendatei zuge- ordnet werden muss.
Wie viele Praxen kommunizieren derzeit im bevor der Patient am Montagmorgen zum Raum Detmold per elektronischem Arztbrief? Beispiel seinen Hausarzt aufsucht. Für den Sind auch Krankenhäuser beteiligt? Patienten selbst entfällt jeglicher Aufwand Derzeit können wir uns in Detmold mit 15 der Informationsweitergabe. Praxen per elektronischem Arztbrief austau- schen. Ich würde dieses Netz lieber heute als morgen vergrößern – das geht aber nur durch Wie sind generell Ihren ersten Erfahrungen viel persönliche Überzeugungsarbeit. mit dem eArztbrief? Ich bin sehr zufrieden, dass wir mit dem Auf der technischen Seite müssen wir die eArztbrief die Möglichkeit haben, Patienten- Interoperabilität im Blick behalten. Denn pers- daten ohne Medienbrüche und ohne zeitli- pektivisch muss die digitale Kommunikation chen Verzug auszutauschen. Ich selbst nutze meiner Meinung nach zwingend in der Lage diese Möglichkeit nun fast ein Jahr und kann sein, die Sektorengrenzen zu überwinden. sagen, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich Dazu wird momentan ein Adapter für KV-Con- will allerdings nicht verschweigen, dass es zu nect erprobt, der es weiteren Leistungserbrin- Beginn hier und da technische Probleme gab, gern ermöglichen soll, per eArztbrief mitein- die wir aber gemeinsam mit der KVWL lösen ander zu kommunizieren. Ziel muss es sein, konnten. dass der elektronische Arztbrief alle Wege nachvollziehen kann, die der Patient im Ge- Nichtsdestotrotz sehe ich nach wie vor Ver- sundheitswesen zurücklegt. besserungspotenzial: Die zugrundeliegende Adressdatenbank bzw. der Nameserver sind technisch noch nicht bis ins Letzte durch- dacht. Ich kann zum Beispiel bei größeren Gemeinschaftspraxen nur die Praxis als sol- che bzw. den Praxisinhaber adressieren, nicht jedoch einen einzelnen Arzt, da diese nicht über den Nameserver gefunden werden. Hier muss eine intelligentere Suchlogik installiert werden. Warum haben Sie sich dafür eingesetzt, dass Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu einem auch die Detmolder Notfalldienstpraxis den großen digitalen Postnetz ist die fehlende 10/2018 eArztbrief verwenden kann? Vergütung. Zwar gibt es inzwischen entspre- Ich war lange Zeit Notfalldienstbeauftragter chende EBM-Ziffern, die jedoch nur selten für den Raum Detmold und habe mich dem- abgerechnet werden. Voraussetzung für die entsprechend intensiv mit den Kolleginnen Vergütung des eArztbriefes ist die elektroni- und Kollegen ausgetauscht. Dabei hat sich sche Signatur. Die dazu notwendigen elektro- gezeigt, dass Patienten die ihnen vermittelten nischen Heilberufsausweise und passende Informationen oft nur sehr bruchstückhaft Lesegeräte sind aber noch lange nicht flä- oder gar nicht weitergeben. Aus dieser Erfah- chendeckend vorhanden. Das Gleiche gilt rung heraus habe ich mich bemüht, in Det- bekanntermaßen für die Telematikinfrastruk- mold einen Feldversuch zum eArztbrief tur, was dazu führt, dass momentan meist nur 16 durchzuführen, der auch von der KVWL ge- besonders affine Kollegen die Möglichkeiten nehmigt wurde. Und die Vorteile überzeugten: der digitalen Kommunikation nutzen. Hier Wenn ein Patient am Wochenende eine Not- wünsche ich mir für die Zukunft eine unkom- falldienstpraxis aufsucht und der dienstha- pliziertere Vergütung unserer ärztlichen Leis- bende Arzt Zugang zum eArztbrief hat, liegen tung, denn das volle Potenzial kann der eArzt- alle relevanten Informationen in der weiterbe- brief erst dann entfalten, wenn möglichst handelnden Praxis schon vollständig bereit, viele Leistungserbringer mitmachen. -ms
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Hoffen auf den Klebeeffekt: Eine Medizinische Fakultät für die Universität in Bielefeld Gesundheitsminister Laumann: „Klares Bekenntnis zum Standort Ostwestfalen-Lippe“ / KVWL-Chef Dr. Gerhard Nordmann ist Mitglied im externen Beirat W ir haben in den zurück- Hornberg unsere Expertise zur Anforderungen ärztlichen Arbeitens liegenden Jahren in Nord- Unterstützung angeboten – und wird im neuen Modellstudiengang rhein-Westfalen zu wenig dieses Angebot wurde dankend die Perspektive der hausärztlichen Ärzte ausgebildet. Das ist angenommen.“ Versorgung in besonderem Maße eine Tatsache. Ebenso Tatsache ist Berücksichtigung finden. So sollen aber auch, dass wir auf verschiede- Zum Hintergrund: Die Landesregie- die Studierenden regelmäßigen nen Ebenen aktiv sind, um diesen rung Nordrhein-Westfalens hat im Kontakt mit Patienten in allgemein- Missstand zu beenden.“ Der 1. KV- Sommer 2017 die Gründung der medizinischen Praxen haben – WL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nord- Medizinischen Fakultät in Ostwest- während des gesamten Studiums mann ist zuversichtlich, dass ein falen-Lippe in Bielefeld beschlossen. und bereits ab dem ersten Semes- entscheidender Schlüssel für die Zugleich wurde die Universität ter. Ziel ist es, die Studierenden gesicherte medizinische Versorgung Bielefeld gebeten, im engen auch für die hausärztliche Tätigkeit der Zukunft in Bielefeld liegt. Dort Austausch mit den Ministerien für zu interessieren, sie mit Niederlas- wird an der Universität aktuell eine Kultur und Wissenschaft sowie sungsmöglichkeiten in Ostwestfa- Medizinische Fakultät eingerichtet, Arbeit, Gesundheit und Soziales ein len-Lippe vertraut zu machen und die unter anderem einen Schwer- entsprechendes Konzept zu er- wertvolle Kontakte für die Famula- punkt auf die Ausbildung im Be- arbeiten. Seit dem 1. Oktober 2018 tur (Pflichtpraktikum), das Block- reich der Allgemeinmedizin legt. befindet sich die Medizinische praktikum, das Praktische Jahr oder Dr. Gerhard Nordmann begleitet Fakultät offiziell „in Gründung“. die spätere fachärztliche Weiterbil- 10/2018 die Gründung dieser Fakultät als Der Studienbetrieb soll im Winter- dung zu bieten. Die Inhalte der eines der Mitglieder in einem eigens semester 2021/2022 aufgenommen Grundlagenfächer, die für das medi- eingerichteten externen Beirat – werden. Im Endausbau (ab 2025) zinische Verständnis notwendig als einziger KV-Vertreter. „Wir sollen hier bis zu 300 Studierende sind, sollen von Beginn an durch haben dem Universitätsrektor pro Jahr ihr Studium beginnen. Fallbeispiele aus klinischen Fächern, Prof. Gerhard Sagerer und der Neben der kontinuierlichen Vorbe- wie beispielsweise der Allgemein- Gründungsdekanin Prof. Claudia reitung auf die unterschiedlichen medizin, Orthopädie, Inneren 18
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (l.) gab zusammen mit der NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen und Universitätsrektor Prof. Gerhard Sagerer im Rahmen einer Pressekonferenz Anfang Oktober auf dem Bielefelder Universitätsgelände einen Überblick zum Planungsstand für die neue Medizinische Fakultät. Der Studienbetrieb soll im Wintersemester 2021/2022 aufgenommen werden. Medizin und Pädiatrie ergänzt Mittel für die nächsten Jahre einge- der Volllastbetrieb noch nicht er- werden. Interdisziplinarität, eine plant. Die bestehende mittelfristige reicht sein. Für den Endausbau enge Vernetzung mit anderen Be- Finanzplanung des Landes sieht werden die notwendigen finanziel- rufen des Gesundheitssystems, einen Mittelbedarf vor, der von len Mittel von der Universität im fachliche Profilierungsmöglichkeiten 4,5 Millionen Euro in diesem Jahr kommenden Jahr ermittelt und mit sowie eine starke wissenschafts- in den kommenden Jahren auf dem Land geklärt. methodische Orientierung sind 45 Millionen Euro für die Jahre 2021 10/2018 weitere Merkmale des Bielefelder und 2022 anwächst. Nach aktuellen „Wir werden durch die Gründung Modellstudiengangs. Einschätzungen wird dieses für der Medizinischen Fakultät mehr die nächsten Jahre vorgesehene Ärzte und – dank des Schwerpunkts Zur Finanzierung des Aufbaube- Finanzpolster eine ausreichende in der Allgemeinmedizin – auch triebs der Medizinischen Fakultät Basis für die Aufbauphase dar- mehr Hausärzte in Ostwestfalen- hat die Landesregierung in Abspra- stellen (ohne Investitionskosten, vor Lippe ausbilden. Und wir werden sie che mit der Universität Bielefeld allem Gebäude). Im Jahr 2022 wird in einer Region ausbilden, die im 19
Wir hoffen alle auf den sogenannten „Klebe- effekt“. Wer sich an seinem Studienort wohl- fühlt und dort gut ausgebildet wurde, bleibt der Region auch nach dem Studium oftmals weiter verbunden. 1. KVWL-Vorsitzender Dr. Gerhard Nordmann besonderen Maße von Unterver- Familienmedizin“ und „Innere Medi- gebracht. Vielen Dank für diese sorgung bedroht ist. Die Gründung zin mit dem Schwerpunkt Gastro- Unterstützung.“ der Medizinischen Fakultät ist ein enterologie und Stoffwechsel- klares Bekenntnis für den Standort erkrankungen“ ausgeschrieben. Zwei Mal im Jahr wird der externe Ostwestfalen-Lippe. Es wäre ein- Des Weiteren sucht die Universität Beirat zusammenkommen und die facher und günstiger gewesen, an Bielefeld Professoren für „Medizin- Gründung der Medizinischen Fakul- anderen, etablierten Standorten didaktik, medizinische Lehrentwick- tät in Bielefeld begleiten. KVWL- einfach mehr Ärzte auszubilden. lung und Ausbildungsforschung“, Chef Dr. Gerhard Nordmann: „Na- Aber das hätte die anstehenden „Digitalisierung in der Medizin“ türlich hoffen wir alle auf den Versorgungsprobleme in der Region und „Interprofessionalität in der sogenannten ‚Klebeeffekt‘. Wer sich nicht gelöst. Für die Landesre- Medizin“. an seinem Studienort wohlfühlt und gierung ist dieses Projekt eine der dort gut ausgebildet wurde, bleibt bedeutendsten Infrastruktur- Universitätsrektor Prof. Gerhard der Region auch nach dem Studium 10/2018 maßnahmen“, erläuterte NRW- Sagerer ist sehr zufrieden mit dem oftmals weiter verbunden. Diese Gesundheitsminister Karl-Josef bisherigen Planungsverlauf. „Uni- Verbundenheit gilt es zu entwickeln Laumann zusammen mit der NRW- versität und Landesregierung und zu fördern. Wir wollen unseren Ministerin für Kultur und Wissen- arbeiten konstruktiv und eng Teil dazu beitragen. Zum Beispiel schaft Isabel Pfeiffer-Poensgen im zusammen. Den politischen Auftrag planen wir in einem der nächsten Rahmen einer Pressekonferenz bezüglich Allgemeinmedizin Schritte nach Fakultätsgründung Anfang Oktober auf dem Universi- nehmen wir sehr ernst, er findet auch die Eröffnung einer Campus- tätsgelände. Im Rahmen dieser sich in allen Facetten unserer Pla- praxis, wie sie bereits mit großem Konferenz wurden auch die acht nung wieder. Dankbar bin ich dem Erfolg in Münster betrieben wird. ersten Professur-Ausschreibungen Medizinischen Beirat für die enge Die Arbeit in der Niederlassung wird 20 präsentiert. Es handelt sich im Begleitung. Wir standen in den ver- den Studierenden auf diese Weise Bereich der Theoretischen Medizin gangenen Monaten im Austausch auf dem ganz praktischen Weg nä- um die Professuren für „Anatomie“, mit Krankenhäusern, Ärztenetz- her gebracht. Und genau das ist „Biochemie“ sowie „Physiologie und werken, der Ärztekammer, der meiner Meinung nach der sicherste Pathophysiologie“. Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung und Weg, junge Ärzte für den ambu- ambulanten Medizin werden die der Politik in der Region. Sie alle lanten Versorgungsbereich zu be- Professuren für „Allgemein- und haben sich sehr konstruktiv ein- geistern.“ vity
§ Datenschutz-Folgenabschätzung Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) möchte Vertragsärzten und Ver- tragspsychotherapeuten eine Hilfestellung zur Umsetzung der seit dem 25. Mai 2018 anzu- wendenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) geben. Hierzu veröffentlicht die KVWL die Serie „DS-GVO kompakt“, die sukzessive wichtige Pflichten der DS-GVO behandelt. Teil 5 widmet sich der Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) und deren Voraussetzungen. Einführung Die Verarbeitung von Gesundheitsdaten bein- haltet aufgrund der Sensibilität dieser Daten immer ein gewisses Risiko. Realisieren kann sich ein solches Risiko insbesondere in Form von Datenpannen, die den Verlust der Vertrau- lichkeit der Daten mit sich bringen. Denkbar sind verschiedene Szenarien wie Hackeran- griffe, Viren, Anwendungsfehler o. ä. Da sich als Konsequenz solcher Datenpannen durch- aus empfindliche Schäden, wie z. B. Diskrimi- nierung oder Rufschädigung ergeben können, sieht die DS-GVO unter bestimmten Vorausset- zungen verpflichtend die Durchführung einer DSFA vor. Diese soll mit geeigneten – meist eine DSFA nicht zwingend erforderlich. Aller- dings sind auch beim Absehen von der DSFA die hierfür maßgeblichen Gründe schriftlich zu dokumentieren; dies folgt aus der Ver- pflichtung zur Rechenschaftslegung.1 Die DS-GVO selbst benennt einen Katalog von Faktoren, die nach Wertung des Verordnungs- gebers wahrscheinlich zu einem hohen Risiko führen. Daneben haben die unabhängigen Da- tenschutzbehörden des Bundes und der Län- der eine sog. „Blacklist“ oder „Muss-Liste“ veröffentlicht, in der Verarbeitungsvorgänge genannt sind, die in jedem Fall eine DSFA aus- lösen.2 Für Arztpraxen sind hier lediglich Tele- medizin-Lösungen benannt. Von den aus der technisch-organisatorischen – Maßnahmen DS-GVO stammenden Faktoren sind im Rahmen dabei helfen, die Risiken einzudämmen. der Vorprüfung für die Arztpraxis insbesonde- re die im Folgenden benannten von Bedeutung: Erforderlichkeit einer DSFA a) Umfang der Datenverarbeitung 10/2018 Gesundheitsdaten nach Art. 9 Abs. 1 DS- Der verantwortliche Praxisinhaber kann sich GVO sind personenbezogene Daten beson- freiwillig für die Durchführung einer DSFA derer Kategorie, bei denen eine DSFA im- entscheiden. Unter den nachfolgenden Bedin- mer schon dann durchzuführen ist, wenn gungen ist er hierzu jedoch verpflichtet. Ob eine u m f a n g r e i c h e Verarbeitung die DSFA in der Arztpraxis verpflichtend ist, stattfindet. ist von dem Ergebnis einer Vorprüfung ab- hängig. Ziel der Vorprüfung ist festzustellen, Bei Einzelpraxen (auch in Praxisgemein- ob durch die Datenverarbeitung voraussicht- schaft) liegt nach Auffassung des Normge- lich ein hohes Risiko (für die Rechte der von bers per se keine umfangreiche Datenver- 22 der Datenverarbeitung betroffenen Personen) arbeitung vor, weshalb hier grundsätzlich entsteht und wie diesem begegnet werden keine DSFA durchzuführen ist.3 kann. Wird die „Risikoträchtigkeit“ der Verar- beitung bejaht, ist eine DSFA durchzuführen. Daraus folgt jedoch im Umkehrschluss Wird hingegen festgestellt, dass der Verarbei- nicht, dass in Gemeinschaftspraxen oder tungsvorgang kein hohes Risiko aufweist, ist MVZ immer eine DSFA vorzunehmen ist,
§ Teil 5 weil dort eine umfangreiche Datenverarbei- tung unterstellt werden muss. Als Faustre- gel wird derzeit davon ausgegangen, dass eine solche die DSFA auslösende umfang- reiche Datenverarbeitung erst bei Gemein- schaftspraxen und MVZ vorliegt, in denen mehr als vier Ärzte tätig sind. Auf jeden Fall ist aber eine DSFA durchzu- führen, wenn für die Praxis ein betriebli- Stelle betrieben werden, endet die Verant- cher Datenschutzbeauftragter bestellt wer- wortlichkeit der Praxis in der Regel bei der den muss.4 Da die Bestellung eines Übergabe der personenbezogenen Daten in betrieblichen Datenschutzbeauftragten die „fremde“ Infrastruktur. Daher ist eine davon abhängig ist, ob zehn oder mehr DSFA z. B. in Bezug auf den Einsatz der Personen (unabhängig, ob Arzt oder sonsti- Telematikinfrastruktur nicht erforderlich; ges Praxispersonal) ständig mit der Daten- dies hat der Bundesbeauftragte für den verarbeitung beschäftigt sind, unterstellt Datenschutz ausdrücklich bestätigt. der Gesetzgeber wohl, dass damit auch zwangsläufig eine umfangreiche Datenver- arbeitung einhergeht. Durchführung einer Datenschutz- Folgenabschätzung b) Sonstige Gründe Im Einzelfall kann die Pflicht zur Durchfüh- Ausgangspunkt für die Durchführung einer rung einer DSFA unabhängig vom Umfang DSFA ist die übergeordnete Zweckbestim- der Datenverarbeitung schon allein auf- mung, die mit der Datenverarbeitung verfolgt grund der Art der verarbeiteten Daten be- wird.6 Ausgehend von dieser Zweckbestim- stehen. Dies ist beispielsweise der Fall, mung ist im Rahmen der DSFA eine – zu doku- wenn besonders sensible genetische Daten mentierende – systematische Beschreibung verarbeitet werden (z. B. im Bereich der der Verarbeitungsvorgänge in der Praxis. 10/2018 Reproduktionsmedizin). Diese Dokumentation kann beispielsweise anhand des „Lebenszyklusses“ eines perso- Eine Videoüberwachung kann auch Anlass nenbezogenen Datums (von der Datenerhe- für eine DSFA sein. Nach der Rechtslage ist bung bis zur Löschung) erfolgen. Dabei sind dies allerdings nur dann der Fall, wenn das der definierte Zweck der Verarbeitung sowie Kriterium der „weiträumigen Überwachung öffentlich zugänglicher Bereiche“ erfüllt ist.5 Eine Videoüberwachung in einer Arztpraxis erfasst grundsätzlich nur den dortigen einge- schränkten Publikumsverkehr, so dass das 23 für eine DSFA maßgebliche Kriterium in der 1 Vgl. Art. 5 Abs. 2 DSGVO 2 https://www.ldi.nrw.de/mainmenu_Aktuelles/submenu_EU-Daten- Regel „quantitativ“ nicht erfüllt ist. schutzreform/Inhalt/EU-Datenschutzreform/DSFA-Muss-Lis- te-1_0.pdf 3 vgl. Erwägungsgrund 91 DSGVO c) Verarbeitungen durch andere Stellen 4 § 38 Abs. 1 BDSG in Ergänzung zu Art. 37 Abs. 1 lit. c) DSGVO, Art. 35 Abs. 1 und 3 DSGVO) Bei Verarbeitungen, die aus technisch- 5 Vgl. Erwägungsgrund 91 DSGVO organisatorischer Sicht von einer anderen 6 Vgl. KVWL kompakt 6/2018, DSGVO kompakt Teil 3.
die bei der Verarbeitung beteiligten Stellen der Verarbeitungsvorgang wird noch immer und Systeme anzugeben. Hierbei bieten sich auf dieselbe Art durchgeführt, grafische Darstellungen z. B. durch Daten- das mit dem Verarbeitungsvorgang verbun- flussdiagramme an. Ferner muss der Verant- dene Risiko hat sich nicht geändert.9 wortliche die Legitimität des mit der Verarbei- tung verfolgten Zieles darlegen. Haben sich diese Bedingungen in einer Weise verändert, dass nunmehr ein h o h e s R i - Im Anschluss an die Beschreibung der Verar- s i k o für die Patienten wahrscheinlich ist, beitungsvorgänge erfolgt die Risikobewertung muss die DSFA hingegen auch für schon ein- als eigentliches Kernstück der DSFA. Dabei geführte bzw. bestehende Verfahren durch werden die E i n t r i t t s w a h r s c h e i n - geführt werden. Dies kann auch für Risiken l i c h k e i t eines definierten Risikos und die gelten, die sich beispielsweise aufgrund des möglichen A u s w i r k u n g e n für Betroffe- Einsatzes neuer Technologien verändern. § ne analysiert. Risiken, die schützenswerte Davon unabhängig sind Verarbeitungen Güter gefährden (wie z. B. Verlust der Vertrau- grundsätzlich in regelmäßigen Zeitabständen lichkeit oder Datenintegrität) sind bei der auf mögliche Veränderungen der damit ein- Bewertung besonders zu beachten. Auch soll- hergehenden Risiken zu überprüfen. ten die möglichen Auswirkungen einer Daten- panne dargelegt werden. Nach der Identifizierung des Risikos sind ab- schließend geeignete – in der Regel technisch- organisatorische – Abhilfemaßnahmen zu 7 Vgl. KVWL kompakt 6/2018, DS-GVO KOMPAKT Teil 3 für ein Beispiel eines Sicherheitskonzepts. benennen. Die Beschreibung solcher Maßnah- 8 Im Zuständigkeitsbereich der KVWL ist dies die Landesbeauf- men kann über ein Sicherheitskonzept erfol- tragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein- Westfalen (LDI NRW). gen.7 Nach der Darlegung der Abhilfemaß- 9 Dabei werden unter der Art der Verarbeitung die Durchfüh- rungsbedingungen, wie z. B. Umfang, Zweck, erfasste perso- nahmen hat der Verantwortliche zu ent- nenbezogene Daten, Identität der für die Verarbeitung Ver- scheiden, ob weiterhin ein h o h e s R i s i k o antwortlichen oder der Empfänger, Speicherfristen oder technische und organisatorische Maßnahmen etc. verstanden. für Rechte und Freiheiten von Betroffenen 10/2018 besteht. Ist dies der Fall, muss eine Konsul- tation der zuständigen Datenschutz-Auf- sichtsbehörde8, vorgenommen werden. Bestehende Datenverarbeitungen Für Datenverarbeitungsverfahren, die bereits vor Inkrafttreten der DS-GVO eingesetzt wur- den und aktuell fortgeführt werden, kann von 24 einer DSFA unter folgenden Bedingungen abgesehen werden: es wurde die nach dem BDSG (alte Fassung) erforderliche Vorabkontrolle durchgeführt, das Verfahren wurde durch den Daten- schutzbeauftragten geprüft,
Zukunft für Kinder ! DAS SCHÖNSTE 10/2018 GESCHENK FÜR KINDER: EINE ZUKUNFT. 25 Eine World Vision Patenschaft ist die persönlichste Form der Unterstützung. Über ein eigenes Patenportal können Sie an den Erfolgen Ihres Patenkindes und seines Umfelds teilhaben. Sie erhalten alle aktuellen Informationen, Fotos und Videos und können seine Entwicklung miterleben. So verändern Sie nicht nur das Jetzt Pat e Leben eines hilfsbedürftigen Kindes, sondern auch Ihr eigenes. we rden: Das ist die KRAFT der Patenschaft. worldvision.de
Das eigene Verordnungs- verhalten im Vergleich Die KVWL versendet erstmalig ein Antibiotika- Reporting / Anregung von AnTiB Bielefeld aufgegriffen A ntibiose ist ein wirkungsvol- feld“, kurz AnTiB, in dem orientie- an die Allgemeinmediziner, Kinder- les und wichtiges Therapie- rende Verordnungsempfehlungen und Jugendärzte, Gynäkologen, mittel bei unterschiedlichen für Antibiotika bezogen auf ver- HNO-Fachärzte sowie Urologen Indikationen – wenn sie ge- schiedene ärztliche Fachgruppen verschickt – zunächst für Bielefeld, zielt eingesetzt wird. Die Realität erarbeitet werden (s. auch KVWL anschließend Westfalen-Lippe-weit. im Praxisalltag ist oft eine andere. kompakt 5/2018, S. 22 ff.). „Im Zweifel werden immer wieder Wie sieht das Antibiotika- zu viele Antibiotika verordnet. Auf Aus dem Projekt AnTiB heraus ent- Reporting genau aus? lange Sicht gesehen fördert das stand dann auch die Idee, ein regel- aber die Ausbildung von therapie- mäßiges Reporting für Antibiotika- Das Antibiotika-Reporting wird ein- hemmenden Resistenzen.“ Dr. Ro- Verordnungen zu entwickeln. Die mal pro Jahr für die oben genann- land Tillmann weiß, wovon er KVWL nahm die Anregung gern auf ten Fachgruppen erstellt. Angespro- spricht. Der niedergelassene Biele- und hat in diesen Wochen erstmalig chen werden Praxen, bei denen felder Kinder- und Jugendarzt en- und rechtzeitig zur bevorstehenden Antibiose ein Therapieschwerpunkt gagiert sich im regionalen Projekt Krankheits- und Verordnungs-Hoch- ist. Es setzt sich zusammen aus den „Antibiotische Therapie in Biele- saison eine Reporting-Auswertung drei folgenden Modulen: Modul 2 Hier wird die Häufigkeit der 10/2018 Antibiotika-Verordnungen der eigenen Praxis im Ver- gleich zu allen Fachkollegen aus dem Bezirksstellen- Modul 1 bereich dargestellt. Es ergibt sich so ein wertungsfreies Hier werden tabellarisch die Ranking. individuellen Antibiotika- Verordnungen der eigenen Praxis mit den Durch- 26 schnitten der Fachkollegen Modul 3 aus dem eigenen Bezirks- stellenbereich sowie aus Hier werden die verordneten Westfalen-Lippe ins Ver- Antibiotika und die Häufigkeit hältnis gesetzt, in Quartals- ihrer Verordnung dargestellt. schritten, beginnend mit dem Quartal 2/2016.
Auswertung 01.01.2018 — 31.03.2018 Anteil Ihrer Arzneimittelpatienten im Zeitverlauf im Bereich J01-ANTIBIOTIKA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG Die folgende Abbildung zeigt Ihren Anteil an Arzneimittelpatienten in Relation zu den gesamten Arzneimittelpatienten im Zeitverlauf der letzten acht Quartale. Ihre Praxis VG Bezirksstelle VG Westfalen-Lippe AMP Arzneimittelpatient VG Vergleichsgruppe Anteil AMP an AMP gesamt (%) „Dieses Reporting ist definitiv kein gemäßen Einsatz von Antibiotika 10/2018 Kontrollwerkzeug, sondern eine können sich Antibiotika-Resistenzen neutrale Orientierungshilfe“, betont entwickeln und ausbreiten. Antibio- Dr. Mathias Flume, Leiter des KVWL- tika-Resistenzen führen dazu, dass Geschäftsbereichs Verordnungsma- bisher leicht behandelbare Infektio- nagement. „Kein Arzt muss mit nen nur noch schwer oder über- Blick auf seine Verordnungsweise haupt nicht mehr therapiert werden von Antibiotika Konsequenzen können. Dr. Mathias Flume: „Wir fürchten. Wir möchten lediglich möchten den niedergelassenen dazu beitragen, das eigene Ver- Ärzten mit diesem Reporting-Instru- schreibungsverhalten mit denen der ment auch nicht vorgeben, welche 27 Fachgruppenkollegen im eigenen Antibiotika sie in welcher Menge Bezirksstellenbereich sowie KVWL- verordnen sollten, die Einsatzzwe- weit vergleichbar zu machen und cke sind zu unterschiedlich. Aber darüber hinaus dafür zu sensibilisie- ein Blick über den Tellerrand kann ren, die eigene Verordnungsweise möglicherweise das eigene Verord- konstruktiv-kritisch zu prüfen.“ nungsverhalten optimieren.“ Unter anderem durch den unsach- vity
Digitalisierung: Ein Thema, unterschiedliche Blickwinkel „Praxis der Zukunft – Zukunft der Praxis“: Mehr als 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress Anfang Oktober im Ärztehaus Dortmund K rankschreibungen per Mausklick, schen nützt“. Zahlreiche Vorträge mit unter- Ganzkörperscans und Medizinroboter, schiedlichen Blickwinkeln auf das Thema Digi- die Operationen eigenständig vorneh- talisierung, wie zum Beispiel „Ada — Künstliche men — zurzeit ist das noch Zukunfts- Intelligenz in der modernen Medizin“ oder musik. Aber die Zukunft der Medizin hat „eHealth in der Praxis“ und ein Markt der längst begonnen, die digitale Revolution Möglichkeiten im Foyer des Ärztehauses nimmt auch hier Fahrt auf. Was die neuen schlossen sich an. An der Podiumsdiskussion technischen Möglichkeiten für die ambulante zum Kongressausklang nahmen dann neben Versorgung bedeuten, welche Chancen und dem CompuGroup-Vorstandsmitglied Uwe Risiken sie mit sich bringen — das alles stand Eibich noch Barbara Steffens, Leiterin der im Mittelpunkt des KVWL-Jahreskongresses TK-Landesvertretung NRW, der Vorsitzende 2018 unter dem Motto „Praxis der Zukunft — des KVWL-eHealth-Ausschusses Dr. Hans-Peter Zukunft der Praxis“. KVWL-Vorstandsmitglied Peters sowie der Ramsdorfer Hausarzt und Thomas Müller konnte dazu am Samstag, KVWL-Bezirksstellenleiter Dr. Amin Osman teil. 6. Oktober, mehr als 160 Teilnehmer „Der KVWL-Jahreskongress soll eine Gelegen- im Ärztehaus in Dortmund begrüßen. heit sein, miteinander ins Gespräch zu kom- men, sich auszutauschen darüber, wie die Den Einstieg ins Thema gestaltete Prof. Dr. Arztpraxis von morgen aussehen kann. Diese Daniel Buhr vom Steinbeis-Transferzentrum Gelegenheit haben unsere Gäste gut und gern Soziale und Technische Innovation aus Tübin- genutzt“, zieht KVWL-Vorstandsmitglied Tho- gen. Er referierte zum Thema „Die Praxis der mas Müller eine positive Bilanz. Zukunft — wie die Digitalisierung den Men- vity
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Kurznachrichten Servicebroschüre zur ASV aktualisiert Die KBV hat ihre Broschüre zur ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung überarbei- tet. Auf 24 Seiten fasst sie alles Wissenswerte für Praxen zusammen. Das Heft kann ab so- fort kostenlos bestellt werden. ASV: Interdisziplinär Es wird Schritt für Schritt erläutert, wie Ärzte in Praxen und Kliniken ein Team zur Behandlung von Patienten in der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung Die ambulante spezialfachärztliche (ASV) bilden können. Die Texte wurden aktua- Versorgung ist ein Versorgungsbereich lisiert und neue Indikationen wie die rheuma- für Patienten, die an einer seltenen tologischen Erkrankungen aufgenommen. oder schweren Erkrankung mit beson- Ein Schwerpunkt liegt auf der Abrechnung in derem Krankheitsverlauf leiden. Inter- der ASV, dieses Kapitel wurde ausgebaut und disziplinäre Teams aus Praxis- und um zahlreiche Hinweise ergänzt. Neu aufge- Klinikärzten übernehmen die ambulan- nommen wurde zudem eine Reportage über te hochspezialisierte Behandlung. ein ASV-Team. Wie der Versorgungsbereich funktio- niert, regelt die ASV-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses. In Servicereihe PraxisWissen – den Anlagen werden die allgemeinen Hefte kostenlos bestellen Regeln für jede ASV-Indikation konkre- tisiert. Das Heft ist in der Servicereihe PraxisWissen erschienen. Gedruckte Exemplare können www.kbv.de/asv 10/2018 kostenlos per E-Mail bestellt werden (ver- sand@kbv.de). Die Publikation steht zudem als PDF-Dokument zum Download bereit. In der Reihe PraxisWissen hat die KBV bereits mehrere Hefte veröffentlicht, unter anderem zu den Themen Soziotherapie, Reha, Telema- tikinfrastruktur oder auch Vielfalt in der Pra- xis – Patienten mit Migrationshintergrund. 30
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