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Nr. 10 | 27. Oktober 2018

                            BERUFSPOLITIK | INFORMATIONEN | MITTEILUNGEN |   Amtliches Bekanntmachungsorgan der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe

                                   Mit Amtlichen
                                 Bekanntmachun
                                               gen
                                   Ausschreibun
                                                 gen von
                                     Vertragsarzt
                                                  - und
                                     Vertragspsyc
                                                   ho-
                                    therapeutens
                                                 itzen
                                      > ab Seite 34

                            Mehr Spezialisten für das Allgemeine
                            Konsenspapier verabschiedet: Quereinstieg in die Allgemein-
                            medizin soll stärker gefördert werden > Seite 4

                            Bekenntnis zum Standort: Medizinische Fakultät für die Universität Bielefeld > Seite 18
                            „DS-GVO kompakt“ – Teil 5: Die Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) > Seite 22
                            Mehr als 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress zum Thema Digitalisierung > Seite 28
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Inhalt

                                               4    Mehr Spezialisten für das Allgemeine
                                                    Konsenspapier zum Quereinstieg in die hausärztliche
                                                    Versorgung verabschiedet

                                       4
                                               12   „Wollen an vertrauensvolle und hochprofessionelle
                                                    Zusammenarbeit anschließen“
                                                    Ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens
                                                    zum TK-Antrittsbesuch im Dortmunder Ärztehaus

                                               14   Brief ohne Marke
                                                    Der elektronische Arztbrief ermöglicht die sichere

                                      14       18
                                                    Kommunikation in Echtzeit

                                                    Hoffen auf den Klebeeffekt: eine Medizinische Fakultät für
                                                    die Universität in Bielefeld

                                               22   „DS-GVO kompakt“ – Teil 5: Die Datenschutz-Folgenabschätzung

                                               26   Das eigene Verordnungsverhalten im Vergleich
                                                    Die KVWL versendet erstmalig ein Antibiotika-Reporting

           26                                  28   Digitalisierung: Ein Thema, unterschiedliche Blickwinkel
                                                    Mehr als 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress
                                                    Anfang Oktober im Ärztehaus Dortmund

                                               32   Sicherung der ambulanten Versorgung:
                                                    Förderverzeichnis der KVWL
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                                                    STANDARDS

                                               30   Kurznachrichten

                                               34Amtliche Bekanntmachungen
                                                 34 Ausschreibungen von Vertragsarzt- und
  2
          Nr. 10 | 27. Oktober 2018            		    Vertragspsychotherapeutensitzen in Westfalen-Lippe

          mit praxisrelevanten Informationen
          in der Heftmitte zum Heraustrennen   42   Impressum
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Die digitale Zukunft gestalten

B
       eim Thema Digitalisierung lohnt mei-        andere als glatt angelaufen ist, aber gerade
       ner Meinung nach der Blick über den         die TI ist ein gutes Beispiel dafür, dass die
       Tellerrand des Alltagsgeschäfts. Die        KVen mit vereinten Kräften steuernd eingrei-
       Digitalisierung ist ein Megatrend, der      fen können – und auch müssen! Die nun er-
heute schon unser privates wie berufliches         reichte Fristverlängerung bis zum 31. Dezem-
Leben auf vielen Ebenen beeinflusst.               ber 2018 ist zwingend erforderlich, weil wir
                                                   als Selbstverwaltung es nicht zulassen kön-
Mit Blick auf den Gesundheitsmarkt stellt sich     nen, dass unsere Mitglieder für die Versäum-
die Frage, von wem wir erwarten, dass er digi-     nisse von Industrie und Politik haftbar ge-
tale Dienstleistungen anbietet. Wollen wir die     macht werden.
Entwicklung dem freien Spiel der (Markt-)
Kräfte und damit der Industrie überlassen?         „Nicht verwalten, sondern gestalten“, heißt
Soll maximaler Profit der Treiber sein – unter     die Devise. Und deshalb sollten wir auch die
Umständen auch zulasten der Datensicher-           positiven Seiten der Digitalisierung nicht aus
heit? Oder soll die Politik, die bisweilen große   dem Blick verlieren. Gut vorbereitet und mit
Ambitionen hegt, den Gestaltungsspielraum          Augenmaß umgesetzt kann sie beispielsweise
der ärztlichen Selbstverwaltung zu beschnei-       helfen, das Terminmanagement zu optimie-
den, die Zukunft der digitalen Arztpraxis defi-    ren, Präventionsleistungen zu unterstützen
nieren? Sicherlich sind Sie bei mir, wenn ich      und Patienten mit relevanten und gut beleg-
diese Fragen mit einem deutlichen „Nein“           ten Informationen zu versorgen.
beantworte.
                                                   Gesundheitsbezogene Services und Dienst-

                                                                                                       10/2018
Die Strategie der KVWL sollte es sein, im en-      leistungen sind nicht automatisch deshalb
gen Austausch mit ihren Mitgliedern eine           gut, weil sie digital sind. Wenn sie aber digital
eigene Digitalmarke zu entwickeln. Nicht zum       angeboten werden sollen, müssen sie gut
Selbstzweck, nicht um dem Chor derer, die          gemacht sein. Daran sollten wir gemeinsam
das Hohelied der Digitalisierung singen, eine      arbeiten!
weitere Stimme hinzuzufügen, sondern um
die ureigenen Interessen der westfälisch-lippi-
schen Ärzte und Psychotherapeuten mit
Nachdruck zu vertreten. Nur Sie können beur-
teilen, welche digitalen Geräte und Services
                                                                                                        3
wirklich in der Praxis gebraucht werden. Was
ist praktikabel, was sinnvoll?

Ich will nicht verschweigen, dass die Umset-       Thomas Müller,
zung der Telematikinfrastruktur (TI) alles         KVWL-Vorstandsmitglied
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für das Allgemeine
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Konsenspapier zum Quereinstieg in die haus-
ärztliche Versorgung verabschiedet
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                  eder dritte der in Westfalen-Lippe       Strukturelle Probleme auf dem Land
                  tätigen Hausärzte ist heute über 60
                  Jahre alt. Viele Mediziner, die in den    Das Phänomen der zunehmenden Landflucht
                  kommenden Jahren ihren verdienten         ist seit einigen Jahren verstärkt zu beobach-
          Ruhestand antreten wollen, werden Schwie-         ten und hat natürlich auch Auswirkungen auf
          rigkeiten haben, einen Nachfolger für ihre        die medizinische Infrastruktur. Allein: Die Ur-
          Praxis zu finden. Um dieser Entwicklung auch      sachen, hier vor allem Demografie und Urba-
          kurzfristig entgegenzuwirken, haben die nord-     nisierung, entziehen sich dem Einfluss einer
          rhein-westfälischen Ärztekammern, Kassen-         Kassenärztlichen Vereinigung. Hier sind Land
          ärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen        und Kommunen gefragt, mit punktuellen
          gemeinsam mit NRW-Gesundheitsminister            ­Infrastrukturmaßnahmen gegenzusteuern.
          Karl-Josef Laumann beschlossen, den Quer-
          einstieg von Klinikern in die ambulante Allge-   Andere Maßnahmen, die die Kassenärztliche
          meinmedizin besonders zu fördern.                Vereinigung Westfalen-Lippe ideell, politisch
                                                           und auch finanziell unterstützt, sind mittel- bis
          Es gibt keinen Königsweg gegen den sich hier     langfristig angelegt und können ihre volle
          und da abzeichnenden Mangel an Nachwuchs-        Wirkung erst in einigen Jahren entfalten. So
          medizinern, die sich in der ambulanten Ver-      befinden sich zum Beispiel die medizinischen
          sorgung engagieren möchten. Dazu sind die        Fakultäten Bochum, Duisburg-Essen und Wit-
          Ursachen zu vielfältig. Zum einen gibt es –
          gerade in ländlichen Regionen – strukturelle
          Faktoren, die es erschweren, junge Ärzte in
          eine Landarztpraxis zu locken. Wenn kulturel-
          le Angebote ebenso fehlen wie schnelles In-
          ternet, Kita- und Schulplätze mit langen Fahr-
          zeiten verbunden sind und der Ehepartner
          kaum Beschäftigungschancen hat, wird es
          nicht gerade einfacher, junge Ärzte für eine
          Niederlassung zu begeistern.
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ten/Herdecke mitten im Ruhrgebiet und damit
im größten Ballungsraum Deutschlands, der
ohnehin gut mit Ärzten versorgt ist. Die West-
fälische Wilhelms-Universität Münster schließt
sich in nördlicher Richtung an und versorgt
das Münsterland mit Ärztenachwuchs. Eine
Lücke tut sich aus westfälisch-lippischer Sicht
noch in der Region Ostwestfalen auf. Zwar
wird derzeit mit Hochdruck auch an der Uni
Bielefeld eine medizinische Fakultät aufgebaut
(s. auch S. 18 in diesem Heft). Bis das dortige
Umland aber seinerseits vom vielzitierten
„Klebeeffekt“ profitieren kann, werden noch
mindestens zehn bis fünfzehn Jahre vergehen.

Auch die KVWL-eigene Nachwuchskam-
pagne mit dem zentralen Online-Portal
www.praxisstart.info soll neben der Image-
pflege ganz konkret Medizinstudenten und
Weiterbildungsassistenten ansprechen und
über die Möglichkeiten einer beruflichen Tä-
tigkeit in der ambulanten Patientenversor-
gung informieren. Zwar erhält sie in den Ziel-
gruppen durchweg positive Resonanz, aber
auch Werbekampagnen – zumal solche, mit
einem derart „erklärungsbedürftigen Pro-
dukt“ wie der medizinischen Versorgung –
verfolgen eher langfristige Ziele.

Quereinstieg als kurzfristige Maßnahme

Bleibt die Frage, wie man kurzfristig mehr        ten Versorgung und auch das allgemeinmedi-

                                                                                                    10/2018
junge Ärzte in die ambulante hausärztliche        zinische Tertial im praktischen Jahr geför-
Versorgung bekommt. Ein Baustein soll die         dert. Wird dadurch Interesse bei einem
gezielte Förderung des Quereinstiegs in die       Studenten geweckt, steht er nach jedoch frü-
Allgemeinmedizin sein, die nun in einem Kon-      hestens weiteren fünf, spätestens elf Jahren
senspapier beschlossen wurde. KVWL-Vor-           für die Versorgung als Hausarzt zur Verfü-
stand Dr. Wolfgang-Axel Dryden, selbst Allge-     gung. Die jetzt im Konsenspapier zur Stär-
meinmediziner und einer der Initiatoren des       kung der hausärztlichen Versorgung verab-
Konzepts, sieht in den neuen Förderprogram-       schiedeten Maßnahmen können im Einzelfall
men das letzte noch fehlende Puzzleteil einer     eine Abkürzung auf dem Weg in die hausärzt-
umfassenden Förderung durch die Körper-           liche Praxis sein. Meiner Ansicht nach ist es
                                                                                                     7
schaft: „Der Quereinstieg ist sicher nicht die    zudem ein starkes Zeichen für eine funktio-
Lösung für den Nachwuchsmangel in der             nierende Selbstverwaltung wenn KVen, Ärzte-
hausärztlichen Versorgung. Er schließt aber       kammern und Krankenkassen gemeinsam mit
eine Lücke in den bisherigen Fördermaßnah-        dem zuständigen Landesgesundheitsminister
men. Zu Beginn und während des Studiums           relativ kurzfristig ein solches Konzept auf den
werden Famulaturen, Praktika in der ambulan-      Weg bringen.“
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Der Kampf gegen den Hausarztmangel ist eine der
          zentralen Herausforderungen unseres Gesundheitssystems.
          NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann

                    Kommunen mit weniger als                            rechtlichen Voraussetzungen für eine ver-
                    40.000 Einwohnern im Fokus                          tragsärztliche Zulassung hemmen nicht
                                                                        erworbene Berufserfahrungen im ambulan-
                    Das Quereinsteigerprogramm ist dreigliedrig         ten Sektor den Schritt in die Niederlas-
                    angelegt und wendet sich an klinisch tätige         sung“, heißt es dazu im Konsenspapier.
                    Allgemeininternisten (die auch jetzt schon          Diese fehlenden praktischen Erfahrungen
                    über die rechtlichen Voraussetzungen für            können die Quereinsteiger während des
                    eine vertragsärztliche Zulassung verfügen)          Qualifizierungsjahres sammeln.
                    sowie an Internisten und weitere unmittelbar
                    an der Patientenversorgung beteiligte Fach-         Absolviert ein Allgemeininternist sein Qua-
                    ärzte, die zusätzlich die Weiterbildung im          lifizierungsjahr in einer hausärztlichen
                    Fachgebiet Allgemeinmedizin absolvieren             Praxis in einer Gemeinde mit unter 40.000
                    wollen:                                             Einwohnern erhält er eine monatliche Ver-
                                                                        gütung von bis zu 9.000 Euro. Dieser För-
                    a) Allgemeininternisten, die durch Hospitation      derbetrag kann aus Landesmitteln um 500
                       Sicherheit für die breit angelegte Tätigkeit     Euro pro Monat aufgestockt werden, wenn
                       als Hausarzt erlangen wollen, können unter       sich die Praxis gleichzeitig in einer unter-
                       der Anleitung und Verantwortung eines            versorgten oder von Unterversorgung be-
                       erfahrenen Hausarztes ein zwölfmonatiges         drohten Region befindet (gemäß Hausarzt-
                       Training-on-the-job absolvieren und stehen       aktionsprogramm des MAGS)
                       so praktisch sofort der ambulanten Versor-
                       gung zur Verfügung („Qualifizierungs-          b) Allgemeininternisten, die zusätzlich die
                       jahr“). „Ungeachtet des Vorliegens der            Facharztqualifikation Allgemeinmedizin
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                               Aus Sicht der KVWL schließt die Förderung des Quereinstiegs eine Lücke im
                               umfangreichen Beratungs- und Unterstützungsangebot der Körperschaft.

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                                                                         Weiterbildung
                         Famulaturen/                      PJ-             Arzt für                  Quer-
                           Praktikum                   Stipendien         Allgemein-                einstieg
                                                                           medizin
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erwerben wollen, können dies im Rahmen         zept vereinbarten Förderprogramme sind
      einer geförderten Weiterbildung innerhalb      zunächst bis zum 31. Dezember 2023 befristet.
      eines Jahres erreichen. Damit wird die
      sonst vorgeschriebene Weiterbildungszeit       „Der Kampf gegen den Hausarztmangel ist
      von 30 Monaten deutlich verkürzt.              eine der zentralen Herausforderungen unse-
                                                     res Gesundheitssystems. Darum treibt die
      Die zwölfmonatige Weiterbildungszeit           Landesregierung eine Reihe von Maßnahmen
      wird ebenfalls mit bis zu 9.000 Euro pro       voran – etwa die Gründung der Medizinischen
      Monat vergütet (bei unterversorgten            Fakultät OWL in Bielefeld oder die Umsetzung
      Gebieten s.o.).                                der Landarztquote. Es wird jedoch dauern, bis
                                                     diese Maßnahmen wirken. Beim Quereinstieg
   c) Fachärzte anderer Fachgruppen der unmit-       sieht das anders aus: Damit können wir sehr
      telbaren Patientenversorgung (z. B. Anäs-      kurzfristig zusätzliche Hausärzte gewinnen.
      thesie, Chirurgie, Innere Medizin mit          Ich freue mich daher sehr, dass alle Vertrags-
      Schwerpunktbezeichnung) können je nach         partner beim Quereinstieg gemeinsam an
      kammerrechtlichen Bestimmungen nach            einem Strang ziehen, um ihn für Interessen-
      spätestens drei Jahren zur Facharztprü-        ten attraktiver zu gestalten. Und ich begrüße
      fung Allgemeinmedizin zugelassen werden.       es, dass diese Förderung zunächst gezielt
                                                     kleineren Kommunen zugutekommt. Denn sie
      Auch ihre ambulante Weiterbildungszeit         sind es, die besonders von einer Unterversor-
      wir für maximal 24 Monate mit bis zu           gung bedroht sind“, kommentierte NRW-Ge-
      9.000 Euro monatlich vergütet.                 sundheitsminister Karl-Josef Laumann die
                                                     Vereinbarung zum Quereinstieg. -ms
   Die Vergütung für die Quereinsteiger stammt
   aus dem Strukturfonds, den die KVWL gemein-
   sam mit den Krankenkassen unterhält. Die
   Mittel aus diesem Fonds sind zweckgebunden
   für die Förderung von Sicherstellungsmaßnah-
   men in unterversorgten Gebieten zu verwen-        Weitere Informationen
   den. Wenn die letzten Details geklärt sind,       Service-Center der KVWL
   kann die Förderung des Quereinstiegs zum          Tel.: 0231 / 94 32 10 00
   Jahreswechsel starten. Die nach diesem Kon-       E-Mail: Service-Center@kvwl.de

                                                                                                      10/2018

                                                                                                       9
 Nieder-
lassungs-                                   BWL-                   Praxis-
                      Paten
förderung                                 Beratung               management
KV / Land
Mehr Spezialisten für das Allgemeine - Konsenspapier verabschiedet: Quereinstieg in die Allgemein-medizin soll stärker gefördert werden Seite 4 ...
K ommentar
           Quereinstieg – Missgriff
           oder ultimative Lösung?

           Das im nebenstehenden Beitrag
           beschriebene Modell des Querein-
           stiegs in die Allgemeinmedizin
           wurde in der Öffentlichkeit bereits
           intensiv diskutiert. Wie zu erwarten
           reichen die Meinungen von Zustim-
           mung und Erleichterung bis zu völ-
           liger Ablehnung. Oft fokussiert
           sich die Kritik leider auf einen ein-   Allgemeinmedizin zeigt ein großes
           zelnen Baustein und verliert so         Delta auf, das insbesondere für
           das Gesamtbild aus den Augen.           Kolleginnen und Kollegen mit Fami-
                                                   lien nur schwer zu ignorieren ist.
           Die Gegner des Modells befürch-
           ten, dass die Qualität der allge-       Bereits für die Förderung der Wei-
           meinmedizinischen Versorgung            terbildung Allgemeinmedizin gilt
           leiden könnte. Zudem warnen sie         jedoch die Losung, dass der Wei-
           vor einer Gehaltskonkurrenz zwi-        terzubildende in einer Praxis nicht
           schen denen, die regelhaft die          weniger verdienen soll als in der
           Weiterbildung Allgemeinmedizin          Klinik. Dieses Motto wird im Quer-
           absolvieren und denen, die den          einstieg beibehalten.
           Quereinstieg wagen. Andere be-
           fürchten den Exodus von Fach-           Dass die damit einhergehende
           ärzten aus den Kliniken in die am-      Chancengleichheit den Querein-
           bulante Versorgung. Doch ist das        stieg attraktiver macht, führt
           wirklich zu erwarten?                   nicht zwangsläufig dazu, dass nun
                                                   alle Fachärzte aus den Kliniken in
10/2018

           Quereinstieg in die Allgemeinmedi-      ambulante Praxen drängen. Die
           zin ist kein Phänomen, das mit die-     Erfahrung zeigt, dass viele Kolle-
           sem Programm neu geschaffen             ginnen und Kollegen mit den Ar-
           wurde. Die Akademie für medizi-         beitsbedingungen in Kliniken un-
           nische Fortbildung bietet bereits       zufrieden sind und eine Alter-
           seit Jahren Kurse für Quereinstei-      native suchen. Denen wird ein
           ger an. Doch viele Interessenten        gutes Angebot gemacht, das dazu
           tun sich mit der endgültigen Ent-       beitragen soll, die ambulante Ver-
           scheidung schwer. Sie sind voll wei-    sorgung der Bevölkerung zu ver-
           tergebildete Fachärzte, die in der      bessern. Wer in der Klinik zufrie-
10
           Klinik eine Oberarztstelle besetzen     den ist, bleibt auch dort.
           könnten. Der Vergleich der Vergü-
           tung eines Oberarztes und eines         Dr. Wolfgang-Axel Dryden,
           Weiterbildungsassistenten in der        KVWL-Vorstandsmitglied
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„Wollen an vertrauensvolle und
           hochprofessionelle Zusammenarbeit
           anschließen“

           Ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zum
           TK-Antrittsbesuch im Dortmunder Ärztehaus
10/2018

                           Sieben Jahre lang war Barbara Steffens NRW-    Frau Steffens, aus dem Ministerium
                           Gesundheitsministerin. Nun hat die ehemalige   in die TK-Landesvertretung: Haben
                           Spitzenpolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen   Sie sich schon in Ihrem neuen Auf-
                           als Leiterin der NRW-Landesvertretung der      gabenfeld eingewöhnt?
                           Techniker Krankenkasse (TK) eine neue beruf-
                           liche Heimat gefunden. Vor wenigen Wochen      Die Umstellung war gar nicht so
                           war die 56-jährige Gesundheitsexpertin wie-    groß, denn ich bin ja im Gesund-
                           der einmal zu Gast im Dortmunder Ärz-          heitsbereich geblieben. Viele Akteu-
                           tehaus – zum Antrittsbesuch beim 1. KVWL-      re, die in NRW eine Rolle spielen,
                           Vorsitzenden Dr. Gerhard Nordmann. Eine        kenne ich noch aus meiner alten
12
                           gute Gelegenheit, auch der Redaktion von       Tätigkeit, das ist sicherlich ein Vor-
                           KVWL kompakt für ein kurzes Gespräch zur       teil. Als Überzeugungstäterin habe
                           Verfügung zu stehen.                           ich mich schon immer für die solida-
                                                                          rische Krankenversicherung stark
                                                                          gemacht, dafür kann und will ich
                                                                          mich jetzt auf der neuen Position
                                                                          einsetzen. Und bei allen Dingen,
die sozusagen das Innenleben einer       Bevölkerung?“ Konkret: Wie kann        Wo sehen Sie Schnittpunkte, Verbin-
großen Krankenkasse betreffen,           ich Pflegebedarfe später eintreten     dungen bzw. weitere Möglichkeiten
hilft mir mein Team aus erfahrenen       ­lassen und eine möglichst hohe        der Zusammenarbeit zwischen TK
Mitarbeitern.                             ­Lebensqualität und Selbständigkeit   und KVWL?
                                           länger erhalten? Die TK hat ihre
                                           Vorschläge dazu in einem Master-     Wir haben in der Vergangenheit
Welche gesundheitspolitischen              plan Pflege gebündelt.               eine vertrauensvolle und hochpro-
­Themen müssen Ihrer Ansicht nach                                               fessionelle Zusammenarbeit mit der
 aktuell primär behandelt werden         Der zweite Ansatz ist, die Chancen     KVWL erlebt. Daran möchten wir
 und wie positioniert sich die TK        der Digitalisierung optimal zu nut-    nahtlos anschließen. Dass dies nicht
 dazu?                                   zen, so dass im Ergebnis die „Res-     unbedingt selbstverständlich ist,
                                         source Mensch“ für den Menschen        sieht man, wenn man über die Lan-
Die zentrale Frage aus meiner Sicht      mehr frei ist. Auch eine bessere       desgrenzen hinausschaut. Und
ist, wie schaffen wir die medizinische   Vernetzung kann den Informations-      wenn es Initiativen gibt, die über
Versorgung vor dem Hintergrund           fluss und somit auch die Versor-       das vertragspolitische Standardge-
der demographischen Entwicklung          gung verbessern. Hier hat die TK       schäft hinausgehen, dann sind wir
strukturell überall sicherzustellen –    gemeinsam mit IBM die elektroni-       natürlich gesprächsbereit. vity
auch in ländlichen Regionen. Dabei       sche Gesundheitsakte TK-Safe ent-
stehen zwei Ansätze im Mittelpunkt:      wickelt. Sie bietet dem Patienten
Der eine ist die Prävention und die      mehr Informationen, wovon auch
Frage „Wie kann ich Lebensqualität       der Arzt profitiert, denn er kann
steigern und Bedarfe minimieren,         seinen Patienten schneller, wirksa-
vor allem in einer älter werdenden       mer und effizienter versorgen.

                                                                                  Machen Sie mit,
                                                                                  helfen Sie mit,
                                                                                  lernen Sie mit!

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                               interaktiv         effektiv
                                                                                    www.cirs-nrw.de
Brief ohne Marke
10/2018

          Der elektronische Arztbrief ermöglicht die sichere
          Kommunikation in Echtzeit

          D
                  er Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten erfordert eine sichere und zuverlässige
                  technische Infrastruktur. Gleichzeitig muss das Erheben, Speichern und Versenden digi-
                  taler Daten möglichst einfach und frei von Medienbrüchen sein, damit es seine Vorteile
                  entfalten und sich in der Fläche durchsetzen kann. Beide Voraussetzungen sind beim
14
          elektronischen Arztbrief (eArztbrief) gegeben. Seit Beginn des Jahres gibt es auch entspre-
          chende Abrechnungsziffern für den eArztbrief im EBM. Für die Redaktion von KVWL kompakt
          ein guter Zeitpunkt, mal einen Praktiker nach seinen bisherigen Erfahrungen mit der elektroni-
          schen Post zu fragen. Karl Arne Faust ist mit seiner Detmolder Praxis von Anfang an dabei
          und engagiert sich auch persönlich für den weiteren Ausbau des elektronischen Arztbriefes.
          Die Erfahrungen des Facharztes für Allgemeinmedizin und der ständige Austausch mit den
          Kolleginnen und Kollegen vor Ort offenbaren aber auch Verbesserungspotenzial.
Ich wünsche mir für die Zukunft eine un-
                                  kompliziertere Vergütung unserer ärztli-
                                  chen Leistung, denn das volle P
                                                                ­ otenzial
                                  kann der eArztbrief erst dann entfalten,
                                  wenn möglichst viele Leistungserbringer
                                  mitmachen.                      Karl Arne Faust

Warum haben Sie sich mit dem eArztbrief
beschäftigt?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen
stellt sich der traditionelle Übermittlungsweg
des Faxversandes als zunehmend unzuverläs-
sig dar. Das gilt sowohl in technischer als auch
in datenschutzrechtlicher Hinsicht. Zum ande-
ren ist es schon bemerkenswert, dass wir die
elektronische Kommunikation im privaten
Umfeld massenhaft einsetzen, im beruflichen
Umfeld aber immer noch tonnenweise Papier
bedrucken. Das ist meiner Ansicht nach nicht
allein mit datenschutzrechtlichen Bedenken         Wie läuft der technische Zugriff auf den
zu erklären. Mit dem elektronischen Arztbrief      eArztbrief ab?
können wir gleich mehrere Medienbrüche             Das ist mit geringem Aufwand und wenigen
verhindern, was in Zeiten zunehmender Ar-          Mausklicks erledigt. Während ich meine Doku-
beitsverdichtung vor allem auch meine Mitar-       mentation im PVS erledige, kann ich einzelne

                                                                                                      10/2018
beiterinnen deutlich entlastet. Es ist nicht       Bausteine (Anamnese, Befund) markieren und
einzusehen, dass wir bei den gegebenen Mög-        auswählen, die ich anschließend in einem
lichkeiten der digitalen Datenübermittlung         eArztbrief an einen oder mehrere Kollegen
immer noch Arztbriefe und Befunde ausdru-          verschicken möchte. Die technische – und
cken, per Post verschicken und der Adressat        damit nach dem Stand der Dinge sichere –
das Ganze wieder einscannt, um es in seinem        ­Basis des eArztbriefs ist der KV-eigene Kom-
PVS zu dokumentieren. Und schließlich spielt       munikationsdienst KV-Connect. Die Daten
der Faktor Zeit eine große Rolle. Ich kann         werden im PDF-Format versandt, so dass sie
relevante Gesundheitsdaten in Echtzeit zu          von jedem Adressaten ohne Probleme gele-
einem weiter- oder mitbehandelnden Kollegen        sen und weiterverarbeitet werden können.
                                                                                                       15
schicken und mögliche Verzögerungen in der         Wichtig zu erwähnen ist auch, dass die Zuord-
Behandlung aufgrund unvollständiger oder           nung der verschickten Information zum jewei-
nicht rechtzeitig übermittelter Informationen      ligen Patienten im PVS des Empfängers auto-
vermeiden.                                         matisch abläuft. Hier entfällt also ein weiterer
                                                   Arbeitsschritt, dadurch dass keine analoge
                                                   Post mehr händisch der Patientendatei zuge-
                                                   ordnet werden muss.
Wie viele Praxen kommunizieren derzeit im         bevor der Patient am Montagmorgen zum
          Raum Detmold per elektronischem Arztbrief?        Beispiel seinen Hausarzt aufsucht. Für den
          Sind auch Krankenhäuser beteiligt?                Patienten selbst entfällt jeglicher Aufwand
          Derzeit können wir uns in Detmold mit 15          der Informationsweitergabe.
          Praxen per elektronischem Arztbrief austau-
          schen. Ich würde dieses Netz lieber heute als
          morgen vergrößern – das geht aber nur durch       Wie sind generell Ihren ersten Erfahrungen
          viel persönliche Überzeugungsarbeit.              mit dem eArztbrief?
                                                            Ich bin sehr zufrieden, dass wir mit dem
          Auf der technischen Seite müssen wir die          eArztbrief die Möglichkeit haben, Patienten-
          Interoperabilität im Blick behalten. Denn pers-   daten ohne Medienbrüche und ohne zeitli-
          pektivisch muss die digitale Kommunikation        chen Verzug auszutauschen. Ich selbst nutze
          meiner Meinung nach zwingend in der Lage          diese Möglichkeit nun fast ein Jahr und kann
          sein, die Sektorengrenzen zu überwinden.          sagen, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich
          Dazu wird momentan ein Adapter für KV-Con-        will allerdings nicht verschweigen, dass es zu
          nect erprobt, der es weiteren Leistungserbrin-    Beginn hier und da technische Probleme gab,
          gern ermöglichen soll, per eArztbrief mitein-     die wir aber gemeinsam mit der KVWL lösen
          ander zu kommunizieren. Ziel muss es sein,        konnten.
          dass der elektronische Arztbrief alle Wege
          nachvollziehen kann, die der Patient im Ge-       Nichtsdestotrotz sehe ich nach wie vor Ver-
          sundheitswesen zurücklegt.                        besserungspotenzial: Die zugrundeliegende
                                                            Adressdatenbank bzw. der Nameserver sind
                                                            technisch noch nicht bis ins Letzte durch-
                                                            dacht. Ich kann zum Beispiel bei größeren
                                                            Gemeinschaftspraxen nur die Praxis als sol-
                                                            che bzw. den Praxisinhaber adressieren, nicht
                                                            jedoch einen einzelnen Arzt, da diese nicht
                                                            über den Nameserver gefunden werden. Hier
                                                            muss eine intelligentere Suchlogik installiert
                                                            werden.

          Warum haben Sie sich dafür eingesetzt, dass       Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu einem
          auch die Detmolder Notfalldienstpraxis den        großen digitalen Postnetz ist die fehlende
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          eArztbrief verwenden kann?                        Vergütung. Zwar gibt es inzwischen entspre-
          Ich war lange Zeit Notfalldienstbeauftragter      chende EBM-Ziffern, die jedoch nur selten
          für den Raum Detmold und habe mich dem-           abgerechnet werden. Voraussetzung für die
          entsprechend intensiv mit den Kolleginnen         Vergütung des eArztbriefes ist die elektroni-
          und Kollegen ausgetauscht. Dabei hat sich         sche Signatur. Die dazu notwendigen elektro-
          gezeigt, dass Patienten die ihnen vermittelten    nischen Heilberufsausweise und passende
          Informationen oft nur sehr bruchstückhaft         Lesegeräte sind aber noch lange nicht flä-
          oder gar nicht weitergeben. Aus dieser Erfah-     chendeckend vorhanden. Das Gleiche gilt
          rung heraus habe ich mich bemüht, in Det-         bekanntermaßen für die Telematikinfrastruk-
          mold einen Feldversuch zum eArztbrief             tur, was dazu führt, dass momentan meist nur
16
          durchzuführen, der auch von der KVWL ge-          besonders affine Kollegen die Möglichkeiten
          nehmigt wurde. Und die Vorteile überzeugten:      der digitalen Kommunikation nutzen. Hier
          Wenn ein Patient am Wochenende eine Not-          wünsche ich mir für die Zukunft eine unkom-
          falldienstpraxis aufsucht und der dienstha-       pliziertere Vergütung unserer ärztlichen Leis-
          bende Arzt Zugang zum eArztbrief hat, liegen      tung, denn das volle Potenzial kann der eArzt-
          alle relevanten Informationen in der weiterbe-    brief erst dann entfalten, wenn möglichst
          handelnden Praxis schon vollständig bereit,       viele Leistungserbringer mitmachen. -ms
WER
              WERSUCHT,
                 SUCHT,
          SOLL
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                                                 erfahrenen
                                                   erfahrenen
                                                            Kollegen
                                                              Kollegen
                                                                     zuzu
                                                                        übernehmen?
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Möchten
  MöchtenSieSie
             IhrIhr
                  eigener
                    eigenerChef
                             Chef
                                sein
                                  sein
                                     und
                                       und
                                         sich
                                           sich
                                              niederlassen?
                                                niederlassen?
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                                          diedie
                                              Übernahme
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                                                                                  fürfür
                                                                                      Ihre
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  Niederlassung
Niederlassung     oder
               oder    einen
                     einen   engagierten
                           engagierten   Nachfolger
                                       Nachfolger  fürfür  Ihre
                                                        Ihre     Praxis.
                                                              Praxis.

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Hoffen auf den Klebeeffekt:
          Eine Medizinische Fakultät für
          die Universität in Bielefeld
          Gesundheitsminister Laumann: „Klares Bekenntnis zum Standort
          Ostwestfalen-Lippe“ / KVWL-Chef Dr. Gerhard Nordmann ist Mitglied
          im externen Beirat

          W
                    ir haben in den zurück-      Hornberg unsere Expertise zur           Anforderungen ärztlichen Arbeitens
                    liegenden Jahren in Nord-    Unterstützung angeboten – und           wird im neuen Modellstudiengang
                    rhein-Westfalen zu wenig     dieses Angebot wurde dankend            die Perspektive der hausärztlichen
                    Ärzte ausgebildet. Das ist   angenommen.“                            Versorgung in besonderem Maße
          eine Tatsache. Ebenso Tatsache ist                                             Berücksichtigung finden. So sollen
          aber auch, dass wir auf verschiede-    Zum Hintergrund: Die Landesregie-       die Studierenden regelmäßigen
          nen Ebenen aktiv sind, um diesen       rung Nordrhein-Westfalens hat im        Kontakt mit Patienten in allgemein-
          Missstand zu beenden.“ Der 1. KV-      Sommer 2017 die Gründung der            medizinischen Praxen haben –
          WL-Vorsitzende Dr. Gerhard Nord-       Medizinischen Fakultät in Ostwest-      während des gesamten Studiums
          mann ist zuversichtlich, dass ein      falen-Lippe in Bielefeld beschlossen.   und bereits ab dem ersten Semes-
          entscheidender Schlüssel für die       Zugleich wurde die Universität          ter. Ziel ist es, die Studierenden
          gesicherte medizinische Versorgung     Bielefeld gebeten, im engen             auch für die hausärztliche Tätigkeit
          der Zukunft in Bielefeld liegt. Dort   Austausch mit den Ministerien für       zu interessieren, sie mit Niederlas-
          wird an der Universität aktuell eine   Kultur und Wissenschaft sowie           sungsmöglichkeiten in Ostwestfa-
          Medizinische Fakultät eingerichtet,    Arbeit, Gesundheit und Soziales ein     len-Lippe vertraut zu machen und
          die unter anderem einen Schwer-        entsprechendes Konzept zu er-           wertvolle Kontakte für die Famula-
          punkt auf die Ausbildung im Be-        arbeiten. Seit dem 1. Oktober 2018      tur (Pflichtpraktikum), das Block-
          reich der Allgemeinmedizin legt.       befindet sich die Medizinische          praktikum, das Praktische Jahr oder
          Dr. Gerhard Nordmann begleitet         Fakultät offiziell „in Gründung“.       die spätere fachärztliche Weiterbil-
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          die Gründung dieser Fakultät als       Der Studienbetrieb soll im Winter-      dung zu bieten. Die Inhalte der
          eines der Mitglieder in einem eigens   semester 2021/2022 aufgenommen          Grundlagenfächer, die für das medi-
          eingerichteten externen Beirat –       werden. Im Endausbau (ab 2025)          zinische Verständnis notwendig
          als einziger KV-Vertreter. „Wir        sollen hier bis zu 300 Studierende      sind, sollen von Beginn an durch
          haben dem Universitätsrektor           pro Jahr ihr Studium beginnen.          Fallbeispiele aus klinischen Fächern,
          Prof. Gerhard Sagerer und der          Neben der kontinuierlichen Vorbe-       wie beispielsweise der Allgemein-
          Gründungsdekanin Prof. Claudia         reitung auf die unterschiedlichen       medizin, Orthopädie, Inneren

18
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (l.) gab zusammen mit der NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel
Pfeiffer-Poensgen und Universitätsrektor Prof. Gerhard Sagerer im Rahmen einer Pressekonferenz Anfang Oktober auf dem
Bielefelder Universitätsgelände einen Überblick zum Planungsstand für die neue Medizinische Fakultät. Der Studienbetrieb
soll im Wintersemester 2021/2022 aufgenommen werden.

Medizin und Pädiatrie ergänzt                 Mittel für die nächsten Jahre einge-          der Volllastbetrieb noch nicht er-
werden. Interdisziplinarität, eine            plant. Die bestehende mittelfristige          reicht sein. Für den Endausbau
enge Vernetzung mit anderen Be-               Finanzplanung des Landes sieht                werden die notwendigen finanziel-
rufen des Gesundheitssystems,                 einen Mittelbedarf vor, der von               len Mittel von der Universität im
fachliche Profilierungsmöglichkeiten          4,5 Millionen Euro in diesem Jahr             kommenden Jahr ermittelt und mit
sowie eine starke wissenschafts-              in den kommenden Jahren auf                   dem Land geklärt.
methodische Orientierung sind                 45 Millionen Euro für die Jahre 2021

                                                                                                                                  10/2018
weitere Merkmale des Bielefelder              und 2022 anwächst. Nach aktuellen             „Wir werden durch die Gründung
Modellstudiengangs.                           Einschätzungen wird dieses für                der Medizinischen Fakultät mehr
                                              die nächsten Jahre vorgesehene                Ärzte und – dank des Schwerpunkts
Zur Finanzierung des Aufbaube-                Finanzpolster eine ausreichende               in der Allgemeinmedizin – auch
triebs der Medizinischen Fakultät             Basis für die Aufbauphase dar-                mehr Hausärzte in Ostwestfalen-
hat die Landesregierung in Abspra-            stellen (ohne Investitionskosten, vor         Lippe ausbilden. Und wir werden sie
che mit der Universität Bielefeld             allem Gebäude). Im Jahr 2022 wird             in einer Region ausbilden, die im

                                                                                                                                   19
Wir hoffen alle auf den sogenannten „Klebe-
                                                effekt“. Wer sich an seinem Studienort wohl-
                                                fühlt und dort gut ausgebildet wurde, bleibt
                                                der Region auch nach dem Studium oftmals
                                                weiter verbunden.  1. KVWL-Vorsitzender Dr. Gerhard Nordmann

          besonderen Maße von Unterver-         Familienmedizin“ und „Innere Medi-    gebracht. Vielen Dank für diese
          sorgung bedroht ist. Die Gründung     zin mit dem Schwerpunkt Gastro-       Unterstützung.“
          der Medizinischen Fakultät ist ein    enterologie und Stoffwechsel-
          klares Bekenntnis für den Standort    erkrankungen“ ausgeschrieben.         Zwei Mal im Jahr wird der externe
          Ostwestfalen-Lippe. Es wäre ein-      Des Weiteren sucht die Universität    Beirat zusammenkommen und die
          facher und günstiger gewesen, an      Bielefeld Professoren für „Medizin-   Gründung der Medizinischen Fakul-
          anderen, etablierten Standorten       didaktik, medizinische Lehrentwick-   tät in Bielefeld begleiten. KVWL-
          einfach mehr Ärzte auszubilden.       lung und Ausbildungsforschung“,       Chef Dr. Gerhard Nordmann: „Na-
          Aber das hätte die anstehenden        „Digitalisierung in der Medizin“      türlich hoffen wir alle auf den
          Versorgungsprobleme in der Region     und „Interprofessionalität in der     sogenannten ‚Klebeeffekt‘. Wer sich
          nicht gelöst. Für die Landesre-       Medizin“.                             an seinem Studienort wohlfühlt und
          gierung ist dieses Projekt eine der                                         dort gut ausgebildet wurde, bleibt
          bedeutendsten Infrastruktur-          Universitätsrektor Prof. Gerhard      der Region auch nach dem Studium
10/2018

          maßnahmen“, erläuterte NRW-           Sagerer ist sehr zufrieden mit dem    oftmals weiter verbunden. Diese
          Gesundheitsminister Karl-Josef        bisherigen Planungsverlauf. „Uni-     Verbundenheit gilt es zu entwickeln
          Laumann zusammen mit der NRW-         versität und Landesregierung          und zu fördern. Wir wollen unseren
          Ministerin für Kultur und Wissen-     arbeiten konstruktiv und eng          Teil dazu beitragen. Zum Beispiel
          schaft Isabel Pfeiffer-Poensgen im    zusammen. Den politischen Auftrag     planen wir in einem der nächsten
          Rahmen einer Pressekonferenz          bezüglich Allgemeinmedizin            Schritte nach Fakultätsgründung
          Anfang Oktober auf dem Universi-      nehmen wir sehr ernst, er findet      auch die Eröffnung einer Campus-
          tätsgelände. Im Rahmen dieser         sich in allen Facetten unserer Pla-   praxis, wie sie bereits mit großem
          Konferenz wurden auch die acht        nung wieder. Dankbar bin ich dem      Erfolg in Münster betrieben wird.
          ersten Professur-Ausschreibungen      Medizinischen Beirat für die enge     Die Arbeit in der Niederlassung wird
20
          präsentiert. Es handelt sich im       Begleitung. Wir standen in den ver-   den Studierenden auf diese Weise
          Bereich der Theoretischen Medizin     gangenen Monaten im Austausch         auf dem ganz praktischen Weg nä-
          um die Professuren für „Anatomie“,    mit Krankenhäusern, Ärztenetz-        her gebracht. Und genau das ist
          „Biochemie“ sowie „Physiologie und    werken, der Ärztekammer, der          meiner Meinung nach der sicherste
          Pathophysiologie“. Im Bereich der     Kassenärztlichen Vereinigung und      Weg, junge Ärzte für den ambu-
          ambulanten Medizin werden die         der Politik in der Region. Sie alle   lanten Versorgungsbereich zu be-
          Professuren für „Allgemein- und       haben sich sehr konstruktiv ein-      geistern.“ vity
§         Datenschutz-Folgenabschätzung
          Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) möchte Vertragsärzten und Ver-
          tragspsychotherapeuten eine Hilfestellung zur Umsetzung der seit dem 25. Mai 2018 anzu-
          wendenden EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) geben. Hierzu veröffentlicht die
          KVWL die Serie „DS-GVO kompakt“, die sukzessive wichtige Pflichten der DS-GVO behandelt.
          Teil 5 widmet sich der Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) und deren Voraus­setzungen.

          Einführung

          Die Verarbeitung von Gesundheitsdaten bein-
          haltet aufgrund der Sensibilität dieser Daten
          immer ein gewisses Risiko. Realisieren kann
          sich ein solches Risiko insbesondere in Form
          von Datenpannen, die den Verlust der Vertrau-
          lichkeit der Daten mit sich bringen. Denkbar
          sind verschiedene Szenarien wie Hackeran-
          griffe, Viren, Anwendungsfehler o. ä. Da sich
          als Konsequenz solcher Datenpannen durch-
          aus empfindliche Schäden, wie z. B. Diskrimi-
          nierung oder Rufschädigung ergeben können,
          sieht die DS-GVO unter bestimmten Vorausset-
          zungen verpflichtend die Durchführung einer
          DSFA vor. Diese soll mit geeigneten – meist
                                                           eine DSFA nicht zwingend erforderlich. Aller-
                                                           dings sind auch beim Absehen von der DSFA
                                                           die hierfür maßgeblichen Gründe schriftlich
                                                           zu dokumentieren; dies folgt aus der Ver-
                                                           pflichtung zur Rechenschaftslegung.1

                                                           Die DS-GVO selbst benennt einen Katalog von
                                                           Faktoren, die nach Wertung des Verordnungs-
                                                           gebers wahrscheinlich zu einem hohen Risiko
                                                           führen. Daneben haben die unabhängigen Da-
                                                           tenschutzbehörden des Bundes und der Län-
                                                           der eine sog. „Blacklist“ oder „Muss-Liste“
                                                           veröffentlicht, in der Verarbeitungsvorgänge
                                                           genannt sind, die in jedem Fall eine DSFA aus-
                                                           lösen.2 Für Arztpraxen sind hier lediglich Tele-
                                                           medizin-Lösungen benannt. Von den aus der
          technisch-organisatorischen – Maßnahmen          DS-GVO stammenden Faktoren sind im Rahmen
          dabei helfen, die Risiken einzudämmen.           der Vorprüfung für die Arztpraxis insbesonde-
                                                           re die im Folgenden benannten von Bedeutung:

          Erforderlichkeit einer DSFA                      a) Umfang der Datenverarbeitung
10/2018

                                                              Gesundheitsdaten nach Art. 9 Abs. 1 DS-
          Der verantwortliche Praxisinhaber kann sich         GVO sind personenbezogene Daten beson-
          freiwillig für die Durchführung einer DSFA          derer Kategorie, bei denen eine DSFA im-
          entscheiden. Unter den nachfolgenden Bedin-         mer schon dann durchzuführen ist, wenn
          gungen ist er hierzu jedoch verpflichtet. Ob        eine u m f a n g r e i c h e Verarbeitung
          die DSFA in der Arztpraxis verpflichtend ist,       stattfindet.
          ist von dem Ergebnis einer Vorprüfung ab-
          hängig. Ziel der Vorprüfung ist festzustellen,     Bei Einzelpraxen (auch in Praxisgemein-
          ob durch die Datenverarbeitung voraussicht-        schaft) liegt nach Auffassung des Normge-
          lich ein hohes Risiko (für die Rechte der von      bers per se keine umfangreiche Datenver-
22
          der Datenverarbeitung betroffenen Personen)        arbeitung vor, weshalb hier grundsätzlich
          entsteht und wie diesem begegnet werden            keine DSFA durchzuführen ist.3
          kann. Wird die „Risikoträchtigkeit“ der Verar-
          beitung bejaht, ist eine DSFA durchzuführen.       Daraus folgt jedoch im Umkehrschluss
          Wird hingegen festgestellt, dass der Verarbei-     nicht, dass in Gemeinschaftspraxen oder
          tungsvorgang kein hohes Risiko aufweist, ist       MVZ immer eine DSFA vorzunehmen ist,
§
                                                          Teil 5
  weil dort eine umfangreiche Datenverarbei-
  tung unterstellt werden muss. Als Faustre-
  gel wird derzeit davon ausgegangen, dass
  eine solche die DSFA auslösende umfang-
  reiche Datenverarbeitung erst bei Gemein-
  schaftspraxen und MVZ vorliegt, in denen
  mehr als vier Ärzte tätig sind.

  Auf jeden Fall ist aber eine DSFA durchzu-
  führen, wenn für die Praxis ein betriebli-           Stelle betrieben werden, endet die Verant-
  cher Datenschutzbeauftragter bestellt wer-           wortlichkeit der Praxis in der Regel bei der
  den muss.4 Da die Bestellung eines                   Übergabe der personenbezogenen Daten in
  betrieblichen Datenschutzbeauftragten                die „fremde“ Infrastruktur. Daher ist eine
  davon abhängig ist, ob zehn oder mehr                DSFA z. B. in Bezug auf den Einsatz der
  Personen (unabhängig, ob Arzt oder sonsti-           Telematikinfrastruktur nicht erforderlich;
  ges Praxispersonal) ständig mit der Daten-           dies hat der Bundesbeauftragte für den
  verarbeitung beschäftigt sind, unterstellt           Datenschutz ausdrücklich bestätigt.
  der Gesetzgeber wohl, dass damit auch
  zwangsläufig eine umfangreiche Datenver-
  arbeitung einhergeht.                             Durchführung einer Datenschutz-
                                                    Folgenabschätzung
b) Sonstige Gründe
   Im Einzelfall kann die Pflicht zur Durchfüh-     Ausgangspunkt für die Durchführung einer
   rung einer DSFA unabhängig vom Umfang            DSFA ist die übergeordnete Zweckbestim-
   der Datenverarbeitung schon allein auf-          mung, die mit der Datenverarbeitung verfolgt
   grund der Art der verarbeiteten Daten be-        wird.6 Ausgehend von dieser Zweckbestim-
   stehen. Dies ist beispielsweise der Fall,        mung ist im Rahmen der DSFA eine – zu doku-
   wenn besonders sensible genetische Daten         mentierende – systematische Beschreibung
   verarbeitet werden (z. B. im Bereich der         der Verarbeitungsvorgänge in der Praxis.

                                                                                                                       10/2018
   Reproduktionsmedizin).                           Diese Dokumentation kann beispielsweise
                                                    anhand des „Lebenszyklusses“ eines perso-
  Eine Videoüberwachung kann auch Anlass            nenbezogenen Datums (von der Datenerhe-
  für eine DSFA sein. Nach der Rechtslage ist       bung bis zur Löschung) erfolgen. Dabei sind
  dies allerdings nur dann der Fall, wenn das       der definierte Zweck der Verarbeitung sowie
  Kriterium der „weiträumigen Überwachung
  öffentlich zugänglicher Bereiche“ erfüllt ist.5
  Eine Videoüberwachung in einer Arztpraxis
  erfasst grundsätzlich nur den dortigen einge-
  schränkten Publikumsverkehr, so dass das
                                                                                                                        23
  für eine DSFA maßgebliche Kriterium in der        1	 Vgl. Art. 5 Abs. 2 DSGVO
                                                    2 https://www.ldi.nrw.de/mainmenu_Aktuelles/submenu_EU-Daten-
  Regel „quantitativ“ nicht erfüllt ist.                schutzreform/Inhalt/EU-Datenschutzreform/DSFA-Muss-Lis-
                                                        te-1_0.pdf
                                                    3 vgl. Erwägungsgrund 91 DSGVO
c) Verarbeitungen durch andere Stellen              4 § 38 Abs. 1 BDSG in Ergänzung zu Art. 37 Abs. 1 lit. c) DSGVO,
                                                        Art. 35 Abs. 1 und 3 DSGVO)
   Bei Verarbeitungen, die aus technisch-           5 Vgl. Erwägungsgrund 91 DSGVO
   organisatorischer Sicht von einer anderen        6 Vgl. KVWL kompakt 6/2018, DSGVO kompakt Teil 3.
die bei der Verarbeitung beteiligten Stellen            der Verarbeitungsvorgang wird noch immer
          und Systeme anzugeben. Hierbei bieten sich              auf dieselbe Art durchgeführt,
          grafische Darstellungen z. B. durch Daten-              das mit dem Verarbeitungsvorgang verbun-
          flussdiagramme an. Ferner muss der Verant-              dene Risiko hat sich nicht geändert.9
          wortliche die Legitimität des mit der Verarbei-
          tung verfolgten Zieles darlegen.                     Haben sich diese Bedingungen in einer Weise
                                                               verändert, dass nunmehr ein h o h e s R i -
          Im Anschluss an die Beschreibung der Verar-          s i k o für die Patienten wahrscheinlich ist,
          beitungsvorgänge erfolgt die Risikobewertung         muss die DSFA hingegen auch für schon ein-
          als eigentliches Kernstück der DSFA. Dabei           geführte bzw. bestehende Verfahren durch­
          werden die E i n t r i t t s w a h r s c h e i n -   geführt werden. Dies kann auch für Risiken
          l i c h k e i t eines definierten Risikos und die    ­gelten, die sich beispielsweise aufgrund des
          möglichen A u s w i r k u n g e n für Betroffe-       Einsatzes neuer Technologien verändern.

                                                                §
          ne analysiert. Risiken, die schützenswerte            Davon unabhängig sind Verarbeitungen
          Güter gefährden (wie z. B. Verlust der Vertrau-       grundsätzlich in regelmäßigen Zeitabständen
          lichkeit oder Datenintegrität) sind bei der           auf mögliche Veränderungen der damit ein-
          Bewertung besonders zu beachten. Auch soll-           hergehenden Risiken zu überprüfen.
          ten die möglichen Auswirkungen einer Daten-
          panne dargelegt werden.

          Nach der Identifizierung des Risikos sind ab-
          schließend geeignete – in der Regel technisch-
          organisatorische – Abhilfemaßnahmen zu               7 Vgl. KVWL kompakt 6/2018, DS-GVO KOMPAKT Teil 3 für ein
                                                                 Beispiel eines Sicherheitskonzepts.
          benennen. Die Beschreibung solcher Maßnah-           8 Im Zuständigkeitsbereich der KVWL ist dies die Landesbeauf-
          men kann über ein Sicherheitskonzept erfol-            tragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-
                                                                 Westfalen (LDI NRW).
          gen.7 Nach der Darlegung der Abhilfemaß-             9 Dabei werden unter der Art der Verarbeitung die Durchfüh-
                                                                 rungsbedingungen, wie z. B. Umfang, Zweck, erfasste perso-
          nahmen hat der Verantwortliche zu ent-                 nenbezogene Daten, Identität der für die Verarbeitung Ver-
          scheiden, ob weiterhin ein h o h e s R i s i k o       antwortlichen oder der Empfänger, Speicherfristen oder
                                                                 technische und organisatorische Maßnahmen etc. verstanden.
          für Rechte und Freiheiten von Betroffenen
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          besteht. Ist dies der Fall, muss eine Konsul-
          tation der zuständigen Datenschutz-Auf-
          sichtsbehörde8, vorgenommen werden.

          Bestehende Datenverarbeitungen

          Für Datenverarbeitungsverfahren, die bereits
          vor Inkrafttreten der DS-GVO eingesetzt wur-
          den und aktuell fortgeführt werden, kann von
24
          einer DSFA unter folgenden Bedingungen
          abgesehen werden:
             es wurde die nach dem BDSG (alte Fassung)
             erforderliche Vorabkontrolle durchgeführt,
             das Verfahren wurde durch den Daten-
             schutzbeauftragten geprüft,
Zukunft für Kinder !

DAS SCHÖNSTE                                                                                                10/2018

GESCHENK
FÜR KINDER:
EINE ZUKUNFT.                                                                                                25

Eine World Vision Patenschaft ist die persönlichste Form der Unterstützung.
Über ein eigenes Patenportal können Sie an den Erfolgen Ihres Patenkindes und
seines Umfelds teilhaben. Sie erhalten alle aktuellen Informationen, Fotos und
Videos und können seine Entwicklung miterleben. So verändern Sie nicht nur das
                                                                                          Jetzt Pat     e
Leben eines hilfsbedürftigen Kindes, sondern auch Ihr eigenes.
                                                                                             we rden:
Das ist die KRAFT der Patenschaft.                                                         worldvision.de
Das eigene Verordnungs-
          verhalten im Vergleich
          Die KVWL versendet erstmalig ein Antibiotika-
          Reporting / Anregung von AnTiB Bielefeld aufgegriffen

          A
                   ntibiose ist ein wirkungsvol-   feld“, kurz AnTiB, in dem orientie-    an die Allgemeinmediziner, Kinder-
                   les und wichtiges Therapie-     rende Verordnungsempfehlungen          und Jugendärzte, Gynäkologen,
                   mittel bei unterschiedlichen    für Antibiotika bezogen auf ver-       HNO-Fachärzte sowie Urologen
                   Indikationen – wenn sie ge-     schiedene ärztliche Fachgruppen        verschickt – zunächst für Bielefeld,
          zielt eingesetzt wird. Die Realität      erarbeitet werden (s. auch KVWL        anschließend Westfalen-Lippe-weit.
          im Praxisalltag ist oft eine andere.     kompakt 5/2018, S. 22 ff.).
          „Im Zweifel werden immer wieder                                                 Wie sieht das Antibiotika-
          zu viele Antibiotika verordnet. Auf      Aus dem Projekt AnTiB heraus ent-      Reporting genau aus?
          lange Sicht gesehen fördert das          stand dann auch die Idee, ein regel-
          aber die Ausbildung von therapie-        mäßiges Reporting für Antibiotika-     Das Antibiotika-Reporting wird ein-
          hemmenden Resistenzen.“ Dr. Ro-          Verordnungen zu entwickeln. Die        mal pro Jahr für die oben genann-
          land Tillmann weiß, wovon er             KVWL nahm die Anregung gern auf        ten Fachgruppen erstellt. Angespro-
          spricht. Der niedergelassene Biele-      und hat in diesen Wochen erstmalig     chen werden Praxen, bei denen
          felder Kinder- und Jugendarzt en-        und rechtzeitig zur bevorstehenden     Antibiose ein Therapieschwerpunkt
          gagiert sich im regionalen Projekt       Krankheits- und Verordnungs-Hoch-      ist. Es setzt sich zusammen aus den
          „Antibiotische Therapie in Biele-        saison eine Reporting-Auswertung       drei folgenden Modulen:

                                                                                          Modul 2
                                                                                          Hier wird die Häufigkeit der
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                                                                                          Antibiotika-Verordnungen
                                                                                          der eigenen Praxis im Ver-
                                                                                          gleich zu allen Fachkollegen
                                                                                          aus dem Bezirksstellen-
                                   Modul 1                                                bereich dargestellt. Es ergibt
                                                                                          sich so ein wertungsfreies
                  Hier werden tabellarisch die                                            Ranking.
                     individuellen Antibiotika-
                   Verordnungen der eigenen
                         Praxis mit den Durch-
26
                   schnitten der Fachkollegen                                             Modul 3
                    aus dem eigenen Bezirks-
                      stellenbereich sowie aus                                            Hier werden die verordneten
                      Westfalen-Lippe ins Ver-                                            Antibiotika und die Häufigkeit
                  hältnis gesetzt, in Quartals-                                           ihrer Verordnung dargestellt.
                      schritten, beginnend mit
                           dem Quartal 2/2016.
Auswertung
                                                                                                       01.01.2018 — 31.03.2018

     Anteil Ihrer Arzneimittelpatienten im Zeitverlauf im Bereich
     J01-ANTIBIOTIKA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG
     Die folgende Abbildung zeigt Ihren Anteil an Arzneimittelpatienten in Relation
     zu den gesamten Arzneimittelpatienten im Zeitverlauf der letzten acht Quartale.

                               Ihre Praxis   VG Bezirksstelle            VG Westfalen-Lippe                       AMP Arzneimittelpatient
                                                                                                                  VG Vergleichsgruppe
Anteil AMP an AMP gesamt (%)

     „Dieses Reporting ist definitiv kein                       gemäßen Einsatz von Antibiotika

                                                                                                                                            10/2018
     Kontrollwerkzeug, sondern eine                             können sich Antibiotika-Resistenzen
     neutrale Orientierungshilfe“, betont                       entwickeln und ausbreiten. Antibio-
     Dr. Mathias Flume, Leiter des KVWL-                        tika-Resistenzen führen dazu, dass
     Geschäftsbereichs Verordnungsma-                           bisher leicht behandelbare Infektio-
     nagement. „Kein Arzt muss mit                              nen nur noch schwer oder über-
     Blick auf seine Verordnungsweise                           haupt nicht mehr therapiert werden
     von Antibiotika Konsequenzen                               können. Dr. Mathias Flume: „Wir
     fürchten. Wir möchten lediglich                            möchten den niedergelassenen
     dazu beitragen, das eigene Ver-                            Ärzten mit diesem Reporting-Instru-
     schreibungsverhalten mit denen der                         ment auch nicht vorgeben, welche
                                                                                                                                             27
     Fachgruppenkollegen im eigenen                             Antibiotika sie in welcher Menge
     Bezirksstellenbereich sowie KVWL-                          verordnen sollten, die Einsatzzwe-
     weit vergleichbar zu machen und                            cke sind zu unterschiedlich. Aber
     darüber hinaus dafür zu sensibilisie-                      ein Blick über den Tellerrand kann
     ren, die eigene Verordnungsweise                           möglicherweise das eigene Verord-
     konstruktiv-kritisch zu prüfen.“                           nungsverhalten optimieren.“
     Unter anderem durch den unsach-                               vity
Digitalisierung: Ein Thema,
 unterschiedliche Blickwinkel
„Praxis der Zukunft – Zukunft der Praxis“: Mehr als
 160 Teilnehmer beim KVWL-Jahreskongress Anfang Oktober
 im Ärztehaus Dortmund

K
        rankschreibungen per Mausklick,           schen nützt“. Zahlreiche Vorträge mit unter-
        Ganzkörperscans und Medizinroboter,       schiedlichen Blickwinkeln auf das Thema Digi-
        die Operationen eigenständig vorneh-      talisierung, wie zum Beispiel „Ada — Künstliche
        men — zurzeit ist das noch Zukunfts-      Intelligenz in der modernen Medizin“ oder
 musik. Aber die Zukunft der Medizin hat          „eHealth in der Praxis“ und ein Markt der
 längst begonnen, die digitale Revolution         Möglichkeiten im Foyer des Ärztehauses
 nimmt auch hier Fahrt auf. Was die neuen         schlossen sich an. An der Podiumsdiskussion
 technischen Möglichkeiten für die ambulante      zum Kongressausklang nahmen dann neben
 Versorgung bedeuten, welche Chancen und          dem CompuGroup-Vorstandsmitglied Uwe
 Risiken sie mit sich bringen — das alles stand   Eibich noch Barbara Steffens, Leiterin der
 im Mittelpunkt des KVWL-Jahreskongresses         TK-Landesvertretung NRW, der Vorsitzende
 2018 unter dem Motto „Praxis der Zukunft —       des KVWL-eHealth-Ausschusses Dr. Hans-Peter
 Zukunft der Praxis“. KVWL-Vorstandsmitglied      Peters sowie der Ramsdorfer Hausarzt und
 Thomas Müller konnte dazu am Samstag,            KVWL-Bezirksstellenleiter Dr. Amin Osman teil.
 6. Oktober, mehr als 160 Teilnehmer              „Der KVWL-Jahreskongress soll eine Gelegen-
 im Ärztehaus in Dortmund begrüßen.               heit sein, miteinander ins Gespräch zu kom-
                                                  men, sich auszutauschen darüber, wie die
 Den Einstieg ins Thema gestaltete Prof. Dr.      Arztpraxis von morgen aussehen kann. Diese
 Daniel Buhr vom Steinbeis-Transferzentrum        Gelegenheit haben unsere Gäste gut und gern
 Soziale und Technische Innovation aus Tübin-     genutzt“, zieht KVWL-Vorstandsmitglied Tho-
 gen. Er referierte zum Thema „Die Praxis der     mas Müller eine positive Bilanz.
 Zukunft — wie die Digitalisierung den Men-          vity
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Kurznachrichten

          Servicebroschüre zur ASV aktualisiert

          Die KBV hat ihre Broschüre zur ambulanten
          spezialfachärztlichen Versorgung überarbei-
          tet. Auf 24 Seiten fasst sie alles Wissenswerte
          für Praxen zusammen. Das Heft kann ab so-
          fort kostenlos bestellt werden.                    ASV: Interdisziplinär
          Es wird Schritt für Schritt erläutert, wie Ärzte   in Praxen und Kliniken
          ein Team zur Behandlung von Patienten in der
          ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung        Die ambulante spezialfachärztliche
          (ASV) bilden können. Die Texte wurden aktua-       Versorgung ist ein Versorgungsbereich
          lisiert und neue Indikationen wie die rheuma-      für Patienten, die an einer seltenen
          tologischen Erkrankungen aufgenommen.              oder schweren Erkrankung mit beson-
          Ein Schwerpunkt liegt auf der Abrechnung in        derem Krankheitsverlauf leiden. Inter-
          der ASV, dieses Kapitel wurde ausgebaut und        disziplinäre Teams aus Praxis- und
          um zahlreiche Hinweise ergänzt. Neu aufge-         Klinikärzten übernehmen die ambulan-
          nommen wurde zudem eine Reportage über             te hochspezialisierte Behandlung.
          ein ASV-Team.                                      Wie der Versorgungsbereich funktio-
                                                             niert, regelt die ASV-Richtlinie des
                                                             Gemeinsamen Bundesausschusses. In
          Servicereihe PraxisWissen –                        den Anlagen werden die allgemeinen
          Hefte kostenlos bestellen                          Regeln für jede ASV-Indikation konkre-
                                                             tisiert.
          Das Heft ist in der Servicereihe PraxisWissen
          erschienen. Gedruckte Exemplare können             www.kbv.de/asv
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          kostenlos per E-Mail bestellt werden (ver-
          sand@kbv.de). Die Publikation steht zudem
          als PDF-Dokument zum Download bereit.
          In der Reihe PraxisWissen hat die KBV bereits
          mehrere Hefte veröffentlicht, unter anderem
          zu den Themen Soziotherapie, Reha, Telema-
          tikinfrastruktur oder auch Vielfalt in der Pra-
          xis – Patienten mit Migrationshintergrund.

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