BRIDGEMagazin Bridge am Computer - DER JUNGBRUNNEN: Deutscher Bridge-Verband
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Zeitschrift des Deutschen Bridge-Verbands e.V. | ISSN 1617- 4178 | 70. Jahrgang | Juli 2021 BRIDGE Magazin DER JUNGBRUNNEN: Bridge am Computer Wie ältere Menschen spielerisch das Internet für sich entdecken
Bridge für Einsteiger Online-Unterricht bei BBO Expresskurs „Reizung“ Termine und Themen: 14 Abende im Juli, 4 Termine wöchentlich, Mo 26.07.2021 Wiedergebot nach Farbwechsel 1 jeweils Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag über 1 (I, SA-Verteilungen) 18.00 Uhr – 19.00 Uhr Di 27.07.2021 Wiedergebot nach Farbwechsel 1 über 1 (II, Zweifärber) Mo 05.07.2021 Grundlagen der Reizung Mi 28.07.2021 Wiedergebot nach SA-Antworten und Di 06.07.2021 Die Eröffnungen Hebungen Mi 07.07.2021 Antworten auf Oberfarberöffnungen Do 29.07.2021 Wiedergebot nach Farbwechsel 2 über 1 Do 08.07.2021 18.00 Uhr Thementurnier bei BBO Do 29.07.2021 19.15 Uhr Thementurnier bei BBO (DBV_01) 12 Boards (DBV_01) 12 Boards Mo 12.07.2021 Antworten auf Unterfarberöffnungen Di 13.07.2021 Antworten auf Eröffnung 1SA, 1. Teil Ablauf: Mo 19.07.2021 Antworten auf Eröffnung 1SA, • Erklären von Beispielhänden an einem 2. Teil (Stayman) Unterrichtstisch Di 20.07.2021 Grundlagen der Gegenreizung • Bitte pünktlich in BBO einloggen und an den Tisch Mi 21.07.2021 Antworten auf Gegenreizung DBV Lesson kommen (über Personen → Suchen) Do 22.07.2021 18.00 Uhr Thementurnier bei BBO oder mit cfroehner1@web.de Kontakt aufnehmen. (DBV_01) 12 Boards • 3 x donnerstags 18.00 Uhr (28.07.2021 19.15 Uhr!!!) BBO Thementurnier zum aktiven Nachspielen von 12 Händen zu den Wochenthemen. • Unterrichtsmaterialien (8 Spiele + Kurzbeschreibung + Aufgabenblatt) werden auf der Seite www.bridge- verband.de veröffentlicht. Bridge Magazin Herausgeber: Anzeigenverkauf und Direktlieferung: ISSN 1617-4178 Deutscher Bridge-Verband e.V. Anzeigenverwaltung: Die Handlingpauschale Zeitschrift für die Mitglieder des Redaktion Bridge-Magazin: Deutscher Bridge Verband für 12 Monate beträgt: Deutschen Bridge-Verbands e.V DBV-Geschäftsstelle Augustinusstraße 11c für Mitglieder des DBV Augustinusstraße 11c 50226 Frechen-Königsdorf Deutschland € 23,40 Postanschrift: 50226 Frechen-Königsdorf Hotline: 0 22 34/6 00 09-14 Europa € 42,00 DBV-Geschäftsstelle Bürozeit: 10.00 – 12.30 Uhr Fax: 0 22 34/6 00 09-20 Welt € 78,00 Augustinusstraße 11c Tel.: 0 22 34/6 00 09-0 E-Mail: anzeigen@bridge-verband.de für Nichtmitglieder des DBV 50226 Frechen-Königsdorf Fax: 0 22 34/6 00 09-20 Anzeigenschluss: Deutschland € 43,00 Bürozeit: 10.00 – 12.30 Uhr E-Mail: redaktion-bm am 15. eines Monats Europa € 61,00 Tel.: 0 22 34/6 00 09-0 @bridge-verband.de Welt € 97,00 Fax: 0 22 34/6 00 09-20 Erscheinungstermine: E-Mail: info@bridge-verband.de Redakteure: monatlich zum Monatsanfang Bestellungen nimmt der Internet-Adresse: Gesamtredaktion, Sport, Gesell- Anzeigenverkauf des DBV entgegen. Bezugspreise: http://www.bridge-verband.de schaft, Unterhaltung: Bernd Paetz Es gilt die Preisliste Für Mitglieder des Deutschen Technik: Stefan Back in den Mediadaten 01/2021 Bankverbindung: Bridge-Verbandes e.V. im Beitrag Jugend: Mona Rieger Konto-Nr. 100 064 559 enthalten. Papier: chlorfrei gebleicht bei der Sparkasse Herford Redaktionsschluss: © Deutscher Bridge-Verband e.V. am 10. eines Monats Abbildungen von Adobe Stock auf BLZ: 494 501 20 2021 den Seiten: IBAN:DE58494501200100064559 Gestaltung: BIC: WLAHDE44XXX Nicole Königsheim, Viviane Volz 1/2/3/4/8/10/12/15/21/23/44
Bridge Magazin | Juli 2021 Inhalt 3 Inhalt 06 Neue Chancen: RU NNEN B B RI Mit zunehmendem JUNG DGE Alter wird Bridge im Internet zu einer reizvollen Perspektive – erst recht, wenn man dabei auch 02 DBV INTERN die sozialen Kontakte 02 Impressum pflegen kann. 04 AKTUELLES 05 EDITORIAL 06 TITELSTORY 06 Gartenarbeit, Ballett – und Bridge am PC 09 „Was sind das heute wieder 08 SPORT Verteilungen ...!“ 08 Der kleine Turnierleiter Dieser Stoßseufzer kommt 09 Abartige oder tolle Verteilung? manchem über die Lippen, wenn 10 Glücksspiel in Roulettenburg Hände außergewöhnlich schräg 19 JUGEND zu stehen scheinen. Aber wichtig 19 Die polnische U20-Liga ist: Auch damit muss man optimal umgehen. 21 TECHNIK BASIS 21 Rätsel 23 Den verborgenen Karten auf der Spur – Folge 12 25 Pechsteins Leiden – Folge 1 27 TECHNIK 27 Mehr Tops im Paarturnier – Folge 5 29 Bridge mit Eddie Kantar 31 Unser Forum 33 Expertenquiz 40 UNTERHALTUNG 19 Schwarz-Rot-Gold: Das sind die Farben der drei 40 Der Abt – Folge 20 deutschen Junioren-Teams, die in der polnischen U20-Online-Liga mitspielen. 33 Moderator Helmut Häusler Titel macht im Expertenquiz Wenn ältere Menschen den Unterschied durch Bridge den PC für sich zwischen Verzweiflung entdecken, dann trägt und Verlockung klar. das zur geistigen Fitness bei.
4 Aktuelles Juli 2021 | Bridge Magazin Der DBV gratuliert WILHELM GROMÖLLER erhält die goldene Ehrennadel des DBV 95Jah re dem Bridge-Club Hagen zum 95-jährigen Jubiläum 85 Jah re dem Bridgeclub Goslar von 1936 zum 85-jährigen Jubiläum Der Deutsche Bridge-Verband hat Wilhelm Gromöller aus Bamberg als erstem Spieler 70 Jah re in Deutschland die goldene Ehrennadel des Verbandes verliehen. Coronabedingt nahm die DBV-Präsidentin Marie Eggeling die Ehrung dem Bridge-Club Garmisch-Partenkirchen und auf dem Domplatz vor laufenden Fernsehka- dem Bridge-Club Osnabrück meras vor. zum 70-jährigen Jubiläum Die Ehrennadel bekam er nicht nur für seine Erfolge im Bridge, die sich mit acht Deutschen Meisterschaften und dem Gewinn der offe- nen Südafrikanischen Meisterschaft durchaus sehen lassen können, sondern auch für seinen unermüdlichen Einsatz, junge Menschen zum 100 Bridgespielen auszubilden. So hielt er Fort- bildungskurse in 16 deutschen Städten von Jahre München bis Buxtehude. Besonders die Ausbildung junger Spieler aus Bamberg dürfte einmalig sein. So wurden viele Spieler, die Wilhelm Gromöller inten- Der Bridgeclub Günzburg Nach dem Umzug nach siv ausgebildet hat, auch Deutsche Meister. gratuliert ganz herzlich Günzburg 1994 trat die Insgesamt konnten sie 73 Deutsche Meister- unserem langjährigen Mit- Jubilarin in den Bridgeclub schaften erringen. Sabine Auken (langjährige glied Frau Elsa Meyer-Brötz Günzburg ein und ist seit Nr. 1 der Weltrangliste) und Guido Hopfen- zu ihrem 100. Geburtstag, dieser Zeit eine hochge- heit wurden sogar Weltmeister und Michael den sie am 16. Juli mit ihrer schätzte Spielerin. Aus Gromöller gewann mit der Bamberger Mann- Familie und seit neuestem gesundheitlichen Gründen schaft die Europmeisterschaft. auch mit ihrem Hund Falco musste sie vor einigen feiern wird. Die Jubilarin ist Jahren das Spielen im Club eine echte Berlinerin, studier- aufgeben. Unsere Jubilarin te mit Unterbrechungen in war eine leidenschaftliche NG den Kriegswirren Pharmazie und sehr gute Spielerin, die JAHRESHAUPTVERSAMMLU und arbeitete bis 1955 als bei den Turnieren oft erste 2021 Apothekerin in Berlin. Aus Plätze belegte. beruflichen Gründen ihres Wir alle wünschen ihr noch elle Mannes zog die Familie nach viele glückliche Jahre mit Nicole Wilbert / DBV-Geschäftsst Ulm um und dort animierte ihren Kindern, Enkeln und Ur- äftsjahres 2021 findet enkeln bei bester Gesundheit. Die Hauptversammlung des Gesch eine Freundin sie, einen 11. September 2021 ab In Namen der gesamten voraussichtlich am Samstag, den Bridgekurs zu besuchen. onn /Düsseldorf statt. Die Leidenschaft für unseren Vorstandschaft und aller 14.00 Uhr im Großraum Köln/B die Tag esordnung der Mitglieder des Bridgeclub Weitere Informationen sowie wunderbaren Sport t und ab Mitte/Ende Juli war geweckt. Günzburg. Sitzung werden im Augusthef tlicht. auf der DBV-Webseite verö ffen Von Josef Gantner
Bridge Magazin | Juli 2021 Editorial 5 Internet neue Formen des Bridgespiels erlaubt. Wir stellen ihnen drei nur nach Jahren nicht mehr ganz junge Menschen vor, die ihre alltägliche Le- bensqualität durch das Spiel vor dem Bildschirm merklich gesteigert haben. Unser Jugend-Ressort präsentiert ein Beispiel da- für, dass national geprägtes Denken in der Bridge- welt eine untergeordnete Rolle spielt. Der polni- sche Verband hat seine Nachwuchsliga für Teams aus anderen Ländern geöffnet, und so können sich gleich drei deutsche Mannschaften mit ihren Altersgenossen auf internationalem Parkett mes- sen. Gelebte Völkerverbindung also. Reichlich Raum bieten wir in unserem Sportteil auch einem anderen Aspekt unseres Spiels, und zwar einem, den viele oft nicht wahrhaben wol- Liebe len: dem Glücksfaktor. Man kann es „Lauf“ nen- nen oder davon sprechen, dass man die richtigen Hände gegen die richtigen Gegner haben muss, Bridgefreunde, um in einem Turnier oder bei einer Meisterschaft weit vorne zu landen. Aber ganz ohne Fortunas Hilfe stellt sich der Erfolg höchst selten ein. Unser Autor hat ein besonders kurioses Beispiel für die Bridge hat viele Facetten, die es zu einem einzig- Glückskomponente in unserem Denksport aus- artigen Kartenspiel machen. Jeder mag für sich gegraben. selbst entscheiden, welcher Aspekt für ihn am Selbstverständlich runden wir auch diese Ausga- wichtigsten ist: Die Tatsache, dass es auf der gan- be des Bridge-Magazins mit Lehrreichem in unse- zen Welt nach denselben Regeln gespielt wird? rem Technik-Teil und mit Unterhaltsamem ab. Der Dass also ein Chinese, ein Neuseeländer, ein Süd- Abt lässt es sich schmecken. amerikaner und ein Europäer sofort miteinander Wir hoffen, dass Ihnen auch unsere neueste Aus- spielen können, wenn sie sich treffen. Oder ist es gabe schmeckt, die unendliche Vielfalt, die dafür sorgt, dass man sein Leben lang nie die exakt identische Karten- Ihr verteilung auf die Hand bekommt? Dass also je- Bernd Paetz des einzelne Spiel eine neue unbekannte Heraus- forderung darstellt. Ich möchte heute einen anderen Gesichtspunkt unterstreichen. Die Tatsache nämlich, dass unser Spiel zeit- und alterslos ist. Bridge selbst kommt nie in die Jahre, bleibt immer jung, weil kein Board schon einmal da war. Und mehr oder we- niger ebenso die Spieler. In der Bundesliga spie- gelt sich dies wider, auf höchstem Niveau treten Rentner und Teenager gegeneinander an – mit völlig offenem Ausgang. Und ein Spiegelbild die- ser Eigenschaft von Bridge ist auch unsere aktuel- le Ausgabe: Wir berichten darüber, wie Grenzen überschritten werden. Bridge im Alter kann die Schwellenangst vor der digitalen Welt überwin- den, und Nachwuchsspieler zeigen, dass Länder- grenzen für Bridgesportler keine Rolle spielen. So widmen wir uns in der Titelstory den neuen Chancen, die Onlinebridge gerade älteren Se- mestern eröffnet. Ab einem gewissen Lebensalter bleibt vielen Menschen die digitale Welt fremd – aber manchen erschließt sie sich neu, weil das
6 Titelstory Juli 2021 | Bridge Magazin GARTENARBEIT, BALLETT – UND Wie die digitale Welt das Leben auch in hohem Alter noch bereichern kann Aus der Not eine Tugend machen – was abgedroschen klingt, ist gleichwohl oft eine treffende Umschreibung dafür, wie man im Alltag Probleme löst und Lebensqualität gewinnt, wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen. Auch noch in hohem Alter. Zum Beispiel, indem man lernt, mit dem Computer umzugehen. Wie zwei Frauen aus dem Bridge-Club Koblenz. W Den Preis für das älteste er Marianne Ferdinand Paar beim Koblenzer Früher hat sie viel gelesen, aber seit ihre in diesen heißen Juni- RealBridge-Turnier kann Augen schlechter werden, strengt sie das Tagen früh am Morgen ihnen niemand streitig sehr an. Am Computerbildschirm kommt besuchen möchte, der machen: Marianne sie besser zurecht. Und das Laptop wurde Ferdinand ist 90 Jahre sollte besser nicht klin- schnell zu einem festen Bestandteil ihres jung, Hildegard geln, sondern einfach ums Haus herumge- Rosenbauer 87. Lebens. Zunächst begann dies mit Mails, hen. Die Wahrscheinlichkeit, sie in ihrem weil über diesen Weg ihr Sohn, der im Sü- Garten anzutreffen, ist deutlich höher. „Bei den Deutschlands lebt, bei der Verwaltung diesem Wetter bin ich schon um halb sie- Prinzip Selbstversorgerin ist. Stolz präsen- ihrer Mietwohnungen helfen konnte. Und ben draußen, um meine Pflanzen zu gie- tiert sie die Pflanzen, die dank ihrer Pflege als dann Corona das Clubleben lahmlegte, ßen“, sagt sie mit einer Selbstverständlich- prächtig gedeihen: Kartoffeln und Erdbee- wurde Marianne Ferdinand auf BBO aktiv. keit, die bei einer 90-Jährigen eher nicht zu ren, Kohlrabi und Möhren, Stangenbohnen Sie machte sich schlau, wie man sich auf erwarten wäre. Für Marianne Ferdinand ist und – gut geschützt durch die Rückwand der Plattform anmeldet und an Turnieren die Arbeit mit Hacke, Rechen und Spaten der Garage – viele Tomaten. Diese Aufzäh- teilnimmt – und fand schnell Spaß daran. keine Pflicht oder gar Last, sondern pure lung ist alles andere als vollständig, sondern Aber es fehlte natürlich der unmittelbare Freude. „Der Garten hält mich jung. Und nennt nur einen Bruchteil dessen, was hier soziale Kontakt zu den Club-Mitspielern. er hat mir bestimmt schon manchen Gang an Gemüse und Kräutern angebaut wird. Deshalb war die 90-Jährige auch sofort zum Arzt erspart.“ dabei, als in Koblenz RealBridge-Turniere So wie ihr Garten sie körperlich fit hält, so angeboten wurden. Sie schätzt die neuen Die Rede ist hier nicht von einer kleinen tut dies das Bridgespiel geistig. Seit vielen Möglichkeiten sehr: „Das ist einfach schön, Parzelle. Hinter ihrem Mehrfamilienhaus Jahren hat Marianne Ferdinand ihre festen wenn man die anderen am Tisch auch sieht im Koblenzer Stadtteil Metternich hat die Termine im Bridgeclub Koblenz mit mehre- und ganz normal mit ihnen reden kann.“ jung gebliebene Frau keinen englisch kurz ren Partnern. Sie hat keinerlei Schwierigkei- Dies führt für Marianne Ferdinand biswei- geschnittenen Rasen, sondern eine große ten, sich auf ein neues Gegenüber am Tisch len zu einem kleinen Konflikt, wenn sie Wiese, auf der bunte Blumen wachsen. einzustellen – eine Fähigkeit, die ihr auch sich zwischen geistiger und körperlicher Umrahmt wird diese Fläche von weiteren beim Eintritt in die Computerwelt geholfen Betätigung entscheiden muss. „Ich würde Blumen und Sträuchern. Und der Nutzgar- hat. „Ich spiele eigentlich mit jedem. Die gerne öfter spielen, aber manchmal geht ten ist so groß, dass Marianne Ferdinand im Spielstärke ist mir nicht wichtig – nur nett der Garten halt vor“, sagt sie mit einem Lä- muss mein Partner sein. Es muss mensch- cheln, das klar macht, dass sie mit diesem lich stimmen.“ Konflikt gut leben kann. Zweimal täglich – und das mit 94 Jahren D as soll erst mal einer nachmachen: Barry hat ein bewegtes Leben hinter sich. Barry E. Buehner, der im Novem- In der bayerischen Röhn geboren, folgten ber 95 Jahre alt wird, spielt zwei- seine Mutter, er und sein Bruder Ende der mal täglich Bridge im Internet, sein letztes 1920er Jahre dem nach Amerika ausge- Turnier um 22 Uhr. Seit Jahren schon ist wanderten Vater. Nach Schule und Lehre er begeisterter Internetspieler, also schon kam Barry als US-Soldat 1945 nach Korea. lange vor der Coronapandemie. Nach Rückkehr in die USA holte er seinen High School Abschluss nach und ging zur
NNEN B Bridge Magazin | Juli 2021 RU Titelstory 7 B RI JUNG DGE BRIDGE AM PC Text und Fotos: Bernd Paetz Marianne Ferdinand in ihrem Garten, der sie körperlich ebenso fit hält Hildegard Rosenbauer auf ihrem Balkon zum grünen Innenhof wie das Bridgespiel geistig. mitten in der Stadt. Für Hildegard Rosenbauer spielte die Koblenzer Club seit März anbietet. „Wenn mer hängen und man muss sich eben da- digitale Welt bis vor Kurzem überhaupt ich ehrlich bin, habe ich mein Laptop nur mit abfinden, dass man sich nicht mehr so keine Rolle. Sie verfügte zwar schon seit dafür, um bei den Turnieren mitspielen zu schnell verbessert, wenn man älter ist.“ Jahren über ein Laptop, aber obwohl ihr können“, schmunzelt die 87-Jährige mit ei- Auch Hildegard Rosenbauer tut viel für alle Zugänge eingerichtet worden waren, ner gehörigen Portion Selbstironie. ihr körperliches Wohlergehen. Bis vor vier blieben ihr die Internet-Möglichkeiten, die Jahren spielte sie im Schnitt mindestens der Computer bietet, lange fremd. „Das Zum Bridge kam Hildegard Rosenbauer drei Mal pro Woche Golf, heute geht sie liegt wohl daran, dass Geduld nicht zu erst relativ spät, Jahrzehnte lang war das viel spazieren und besucht zwei Mal wö- meinen Stärken gehört“, sagt sie ver- Ballett ihr Leben. Sie wurde an der Ham- chentlich das Fitnessstudio. Das eine oder schmitzt. „Wenn was nicht sofort klappt, burger Staatsoper ausgebildet, brach ihre andere kleine Laster kann sie sich deshalb dann ist das nichts für mich.“ Und so ist Tänzerinnen-Karriere dann aber schon früh auch gönnen. Wenn sie täglich abends mit es auch heute noch so, dass sie eigentlich ab, als ihre Töchter geboren wurden. Mit einer ihrer Töchter, die in der Nähe von nie in ihren Maileingang schaut. Wer ihr Mitte 30 startete sie dann, nachdem sie Basel wohnt, telefoniert, dann hat sie ein etwas Wichtiges mitteilen möchte, der früh Witwe geworden war, neu durch und Glas Whiskey neben sich stehen. Und an sollte lieber anrufen. Und obwohl ihr die wurde staatlich geprüfte Ballett-Pädagogin. den Wochenenden gönnt sie sich auch Bridgeturniere im Club sehr fehlen, konnte „Ich liebe Unterricht“, sagt sie mit Inbrunst. mal ein paar Zigaretten auf ihrem schönen sie sich auch mit BBO nicht anfreunden. Und damit meint sie nicht nur die Rolle als Balkon mit Blick ins Grüne. Lehrerin, sondern auch die als Schülerin. Das änderte sich erst durch RealBridge. Seit vielen Jahren ist sie eine der treuesten So unterschiedlich die beiden älteren Da- Eine ihrer Partnerinnen half ihr dabei und Teilnehmerinnen an den Weiterbildungs- men in vielen Dingen auch sind – in einem saß bei den ersten beiden Turnieren an ihrer seminaren und am Betreuten Spielen im Punkt stimmen sie völlig überein: Der späte Seite. Jetzt weiß sie, wie sie sich anmeldet Club. „Mir macht Lernen einfach Spaß, auch Zugang zu Bridge am Computer hat ihr Le- und ist bei so gut wie jedem der beiden wenn ich manche Sachen danach trotzdem ben auch im hohen Alter noch bereichert. Spielnachmittage pro Woche dabei, die der noch falsch mache. Irgendetwas bleibt im- US-Luftwaffe, wo er als Funker ausgebildet te und sofort elektrisiert war. Nach dem 2014 ist Barry in ein Seniorenheim wurde. 1950 geriet er als Armeeangehöri- GOREN System lernte er schrittweise und gezogen, verkaufte seine geliebte Harley ger nach Deutschland, musste aber nach nach der Methode „learning by doing“. Davidson und genießt seitdem das Bridgen 5 Jahren zurück in die USA. Weil er zuvor Fortan spielte er mit seiner Frau Turniere, im Internet. Zwischen den Turnieren be- 1951 seine spätere Frau in Wiesbaden bis diese viel zu früh 1981 verstarb. wegt er sich gern im schönen Rheingau. kennen gelernt hatte, kam er 1956 zurück nach Deutschland, heiratete seine große In unserem Club, dem Bridgeclub Wir wünschen ihm alles Gute und weiter- Liebe – und blieb. Wiesbaden-Taunusstein, war er jahrelang hin viel Freude beim Bridgen. Sport- und Turnierleiter, weswegen er auch Jürgen Haupt Zum Bridgen kam er 1970, nachdem er inzwischen zum Ehrenmitglied ernannt von Kollegen von diesem Spiel gehört hat- wurde.
8 Sport Juli 2021 | Bridge Magazin FRAGEN AN DEN KLEINEN TURNIERLEITER Christian Farwig beantwortet Ihre Fragen WECHSEL DER RICHTUNG FRAGE Ich hätte mal von Ihnen gerne wieder eine Auskunft, Ost Folgendes: „Ich konnte bis jetzt noch nicht reizen da man unterschiedlicher Meinung ist. Kann während und spielen“ und daraufhin sagte die Partnerin auf Ost: eines Turniers die Richtung gewechselt werden? „Dann wechseln wir gleich die Achse“. Meine Partnerin und ich spielten auf Nord/Süd. Die Ist dies während eines Turniers erlaubt? Gegenspielerin auf West sagte zu ihrer Partnerin auf © ANTWORT Es ist ein wohl bekannter Fakt, dass gelegentlich in ei- Die einmal gewählte Himmelsrichtung darf ein Spie- nem Turnier eine Himmelsrichtung verflucht ist – eine ler während eines Durchgangs nur nach Anweisung trostlose Hand nach der anderen und wenn man mal oder mit Erlaubnis des Turnierleiters ändern. etwas Akzeptables hat, dann liegt der Partner brach. Es ist Ihnen also verwehrt, mit dem Partner die Plätze So sehr es einen danach verlangen würde, man darf zu tauschen. Auf der anderen Seite kenne ich keinen $ trotzdem während des Turniers nicht versuchen, durch Turnierleiter, der dies kontrolliert, geschweige denn Platzwechsel diesem Fluch zu entgehen. Der § 5 der verfolgt oder bestraft. Regeln besagt: Anfragen können Sie unter kleinerturnierleiter@bridgescore.de stellen.
Bridge Magazin | Juli 2021 Sport 9 „Abartige“ Autor: Stefan Back oder „tolle“ Verteilung? Ein besonderes Eliminations-Fundstück aus den DBV-Besprechungsturnieren A ls die folgende Hand Ende und hofft somit auf folgende Verteilung April im Turnier oder zwei der Nordhand: Stunden später in der DBV- Besprechung erschien, kam 5er-Pik: bereits verifiziert es zu amüsanten Bemerkun- 3er-Cœur: durch drei Cœur-Runden ve- gen unter den Spielern bzw. Zuhörern: rifiziert 3er-Treff: Prinzip Hoffnung, da West sonst sein zweites Treff-Bild nicht einsam- meln könnte und somit: 2er-Karo: Prinzip Hoffnung, damit West mit einem Schnapper wieder in seine Hand gelangt Bei nur Singleton-Karo würde West von Nord direkt überschnappt werden, „daher Es wäre keine Schande gewesen, auf Ost/ Ein Alleinspieler bejammerte, „dass die kann nicht sein, was nicht sein darf!“ West in 7« zu landen, da es hierfür nur Bundesligaspieler (an seinem Tisch auf Weiter geht es also mit einem geschnapp- eines 3-2-Stand der gegnerischen Piks so- Nord/Süd) immer Glück mit den Vertei- ten Karo und einem eingesammelten ¨K, wie eines 4-3-Stands der gegnerischen lungen hätten!“ worauf Durchatmen angesagt und folgen- Cœurs bedurft hätte. Vor dem Trumpfzie- Eine Zuschauerin kommentierte in der de Endposition entstanden ist: hen entblockiert man ªKD, spielt ein ho- Nachbesprechung die Verteilung spon- hes Treff, schnappt ein Treff und wirft auf tan aus übervollem Herzen als „abartig“! ªA seinen letzten Treff-Verlierer ab. Zu beiden Reaktionen aber ist zu sagen, Der gehörige Respekt vor Großschlemms dass nach 6« = die Bundesligaspieler dies- ließ jedoch viele Paare in 6« oder sogar mal in die Röhre geschaut hätten und die auf Vollspiel-Niveau stoppen – bspw. nach Verteilung eigentlich eher als „anspruchs- einer solchen oder ähnlichen Reizung, die voll“ und somit weit entfernt von „abartig“ allerdings keinerlei Anspruch auf Perfek- zu bezeichnen ist. Man darf nur die Flinte tion (oder FORUM D-Präzision) erhebt: nicht ins Korn werfen, oder – wie meine Mutter es ausgedrückt haben würde: „Erst heulen, wenn man geschlagen wurde, nicht schon zuvor!“ Wie also geht man an 6« heran? Zunächst einmal gewinnt man ©10-Aus- spiel mit dem Ass und spielt Pik zum Ass, um den schlechten Trumpfstand zu ent- West hat nun nur noch eine letzte, leichte decken. Wer jetzt weiter Trumpf zieht, (?) Hürde zu nehmen: Er steigt zum viert- hat überhaupt keinen Spielplan gemacht, letzten Stich an Nord mit einem KLEINEN denn wo will man mit seinem zweiten klei- Pik aus! Die Trauer über einen verpassten Groß- nen Treff eigentlich hin? Da alle drei Nebenfarben eliminiert sind, schlemm, als der Dummy nach Karo-Aus- Nein, nach Pik zum Ass kassiert man ªKD, löst sich Nords zweiter Trumpfstich in (Un-) spiel herunterkam, wich sicherlich einem zieht ¨A und schnappt wie geplant ein Wohlgefallen auf, denn nach dem Gewinn großen Kopfschütteln, als in der ersten Treff am Tisch. Der zweite Treff-Loser ver- von «10 muss er zähneknirschend von Pikrunde Süd ausblinkte (!): schwindet dann auf ªA. Sehen Sie schon, «B43 in Wests «KD8-Gabel antreten. dass sich nun die Hand quasi von selbst Jetzt aber mal ehrlich: War das ein „abar- spielt, denn man kommt zu ¨K in der tige“ oder eine „tolle“ Verteilung? Hand nur durch einen Karo-Schnapper
10 Sport Juli 2021 | Bridge Magazin Autor: Berthold Engel Glücksspiel in ROULETTENBURG Oder: Wie einmal Fortuna in Wiesbaden im Alleingang das Endspiel um den DBV-Vereinspokal entschieden hat Der französische Badeort Deauville und die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden sind für ihre Spielkasinos bekannt. W enn man als Bridgespie- figer – vorhandenes Vermögen langsam, lich hilflos ausgeliefert ist, sobald man ler mit einem normalen aber sicher zu vernichten, nämlich indem die nicht ohne Grund gern auch mal als Menschen – also mit man einen letzten Endes meistens über- „Gebetbuch des Teufels“ bezeichneten jemandem, der nicht mächtigen Gegner, ein Spielkasino oder Spielkarten anfasst. Bridge spielt – bei ei- eine ähnliche Institution, im Pokern oder ner zwanglosen Plauderei irgendwann im Black Jack herausfordert. Alle diese Soweit die naive und unterkomplexe Her- auch mal auf das Thema „Kartenspie- Kartenspiele haben gemeinsam, dass angehensweise des gewöhnlichen Volkes len“ zu sprechen kommt, bewegen sich man zwar mit Aufmerksamkeit und mit an diese in Wirklichkeit doch so vielschich- die Gedanken des Gesprächspartners Geschicklichkeit das Geschehen in gewis- tige Materie. Wir Bridgespieler sind da meistens in zwei Richtungen: Einerseits sen Grenzen beeinflussen kann, sodass freilich ein ganzes Stück weiter, denn wir ist Kartenspielen für ihn eine harmlose der bessere Spieler auf die Dauer meis- wissen es besser: Unser geliebtes Bridge, Freizeitbeschäftigung, die man im Kreise tens auch erfreulichere Ergebnisse erzie- die Mutter aller Kartenspiele (wie Saddam der Familie oder beim Zusammensein mit len wird als sein nicht ganz so erfahrener Hussein es wahrscheinlich ausgedrückt Freunden und Bekannten ausübt, ange- oder nicht ganz so begabter Mitspieler; hätte, wenn er Bridge gespielt hätte), passt fangen bei ganz einfachen Spielen wie weil sich nämlich das Kartenglück und das in keiner Weise in dieses Schema, weil es Mau-Mau bis hin zu dem vielleicht ein Kartenpech nach den Gesetzen der Statis- nämlich überhaupt kein Glücksspiel ist, bisschen anspruchsvolleren Rommé; aber tik und der Wahrscheinlichkeitsrechnung sondern vielmehr ein Denksport, in sei- andererseits denkt er bei dem Stichwort auf Dauer mehr oder weniger ausgleichen. ner Komplexität nur vergleichbar dem „Spielkarten“ gleich auch an eine zwar Aber es gilt doch weithin als gesicherte Schach und dem Go. Freilich wurde es faszinierende, aber auch etwas anrüchi- Erkenntnis, dass man – jedenfalls auf kür- und wird es nichtsdestotrotz, besonders ge Methode, schnell und ohne Arbeit an zere Distanz gesehen – dem Wohlwollen auch auf hohem Niveau, in vielen Fällen Geld zu kommen, oder auch – viel häu- irgendwelcher höherer Instanzen ziem- gerade von Leuten praktiziert, die auch zu
Bridge Magazin | Juli 2021 Sport 11 den Kreisen gehören, die sich für die Zo- lich und freundschaftlich Bridge gespielt gazin nicht nur aus eigener Anschauung, ckerei an solchen dubiosen Örtlichkeiten wurde. Und wo fand dieses wirklich be- sondern sogar aus eigenem Miterleben interessieren, wie es Spielkasinos in den merkenswerte Ereignis statt? Nicht über- am Tisch berichten kann. Augen von braven Bürgern nun einmal raschenderweise in derjenigen deutschen mehr oder weniger sind. Und deshalb ist es Stadt, die einem zuallererst in den Sinn Aber warum denn eigentlich dieser sicher kein Zufall, dass die meisten wirklich kommt, wenn man an Spiel im Allgemei- ganze Vorspann mit den weitschweifigen bedeutenden Veranstaltungen im Bridge nen und an Glücksspiel im Besonderen Ausführungen über Spiel, Kartenspiel, – also Weltmeisterschaften und ähnliche denkt; weil sie nämlich nicht nur eines der Glücksspiel, Dostojewski e tutti quanti – Zusammentreffen der Besten der Besten ältesten und schönsten deutschen Spielka- und dieses ganze Zeugs? Nun ja, einmal in diesem spannenden Denksport – an sinos beherbergt, sondern weil sie auch natürlich, weil das, worüber im Folgenden Orten ausgetragen werden, die durch in die Weltliteratur eingegangen ist dank berichtet wird, sich nun einmal in Wiesba- dort angesiedelte traditionsreiche und re- Fjodor Michailowitsch Dostojewski und den zugetragen hat, also an einem Ort, nommierte Spielkasinos für Spielernaturen seinem Roman „Der Spieler“. Dieses fas- der wegen Fjodor Michailowitsch – und aller Art und damit also auch für Bridge- zinierende Meisterwerk spielt zwar in dem überhaupt – zum Philosophieren über die- Experten so überaus anziehend sind. fiktiven Kurort Roulettenburg; es enthält ses ganze Themenbündel nachdrücklich aber deutliche Hinweise darauf, welche einlädt. Zum anderen aber, und das ist der So steht zum Beispiel eines der größten deutsche Stadt für diesen erfundenen Ort Hauptgrund: Dieses Pokalendspiel, also ein und das vielleicht architektonisch schönste mit dem sprechenden Namen Modell ge- Wettbewerb von doch sehr hoher sportli- Spielkasino Frankreichs in dem mondänen standen hat. Wenn Sie diesen Roman be- cher Bedeutung, wurde, wie vielleicht kein Badeort Deauville; und an diesem Ort fand reits gelesen haben, wissen Sie inzwischen anderer Titelkampf in der Geschichte des auch jahrzehntelang das sportlich und vor schon mit Sicherheit, wovon die Rede ist; deutschen Bridgesports, entschieden nicht allem auch gesellschaftlich angesehenste aber auch, wenn Sie dieses Buch noch durch brillantes oder wenigstens gutes Spiel Bridgefestival dieser großen Bridgenation nicht gelesen haben (was Sie in diesem oder auch nur durch die einigermaßen kon- statt. Die Engländer haben sogar eine Spiel- Fall unbedingt nachholen sollten, solan- zentrierte und halbwegs fehlerfreie Ausfüh- technik im Bridge, den Bath Coup, nach ge Sie noch so viel Zeit zum Bücherlesen rung von irgendwelchen Routinespielzü- einem Ort benannt, der noch viel mehr als haben, wie es gerade nun mal der Fall gen; das letztlich entscheidende Board durch sein Bridgefestival durch das Cen- ist), ist Ihnen wahrscheinlich schon klar, dieses Finales war vielmehr geprägt von tury Gaming Casino bekannt ist. Und in dass mit Dostojewskis Roulettenburg die Nachlässigkeiten und Fehlern und unglück- Deutschland? Nun, bei uns wurden zum hessische Landeshauptstadt Wiesbaden lichen Entscheidungen, die einer solchen Beispiel jahrzehntelang regelmäßig be- gemeint ist (die im Übrigen auch immer Gelegenheit mehr als unwürdig waren; und deutende Bridgeturniere in Baden-Baden einen Besuch wert ist; nicht nur, aber auch was das ganz besonders Absurde daran ausgetragen, einem Ort, über dessen Spiel- wegen des tatsächlich wirklich sehenswer- war: Die Kartenverteilung bei diesem Board kasino und über dessen spezielles, Spie- ten Kasinos). war so ungewöhnlich, dass gerade ein bei lernaturen aller Art anziehendes Flair man einem Wettbewerb auf diesem Niveau fast nicht viel erzählen muss; das haben bereits IN EINEM unvorstellbares außergewöhnliches Fehl- zahllose Schriftsteller erledigt, insbesonde- verhalten dazu führte, dass das betreffen- re solche aus dem zaristischen Russland STARKEN TEAM de Team dieses Spiel und damit das Match wie Puschkin, Turgenjew und Dostojewski, ZUM FINALE gewann, während dieses Team ohne dieses und dazu noch viele andere mehr aus al- bizarre Vorkommnis das Match verloren len denkbaren Ländern und Kulturkreisen. Im Jahre 1983, als die oben erwähnten hätte. Nicht, dass schlechtes Spiel mit ei- Und zu den wichtigsten Austragungsorten Team-Europameisterschaften in Wiesba- nem guten Ergebnis belohnt worden wäre; für diverse deutsche Meisterschaften zähl- den ausgetragen wurden, versuchte sich das ist auch nicht so schön, aber es kommt ten zum Beispiel jahrelang Orte wie Bad der Chronist gerade an seinen ersten Club- beim Bridge nun mal öfter vor, als man es Pyrmont oder Bad Neuenahr, die auch in turnieren; deshalb könnte er über diese als Bridge-Liebhaber gerne hätte. Nein, hier den Ohren von Roulette-Aficionados und Großveranstaltung nur aus dritter Hand war nicht etwa einfaches schlechtes Spiel, anderen Spielsüchtigen einen verlocken- berichten, was er von älteren Spielern so sondern eine schon fast groteske Unauf- den Klang haben. hier und da erzählt bekommen hat; von merksamkeit die unbedingt notwendige der ganz besonderen Art Bridge zu spie- Voraussetzung dafür, ein Endspiel um eine Die sportlich, gesellschaftlich und po- len, wie dies bei Europameisterschaften deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Was litisch bis zum heutigen Tag wohl wich- „state of the art“ ist, war er selbst da noch sich die Glücksgöttin Fortuna – oder wer tigste Bridgeveranstaltung, die jemals in Lichtjahre entfernt. Aber im Jahre 1995, oder was auch immer – dabei wohl gedacht Deutschland ausgetragen wurde, waren als die Endrunde des deutschen Vereins- hat? Aber lesen Sie selbst, was sich damals aber die Europameisterschaften 1983; da- pokals nach Wiesbaden vergeben wurde, zugetragen hat, und erleben Sie es mit aus mals trafen sich die Bridgenationalteams spielte er schon etwas besser; und weil der Perspektive desjenigen Spielers, der – aus dem gesamten, damals noch durch er in einem sehr starken Team mitspielen ganz unverdientermaßen – am Ende des den Eisernen Vorhang wirklich hermetisch durfte, qualifizierte er sich zusammen mit Tages der glückliche Held dieser Geschich- in zwei Teile geteilten Europa zu einer Ver- seinen Teamkollegen tatsächlich für das te ist; und dann können Sie ja mal darüber anstaltung, bei der auf höchstem Niveau Finale dieser Veranstaltung, über das er nachdenken, welche Schlussfolgerungen und mit größtem Ehrgeiz und doch fried- somit in diesem Beitrag für das Bridge Ma- man aus diesen Vorkommnissen
12 Sport Juli 2021 | Bridge Magazin Schlaues aus. Das ist zwar nicht hundert- prozentig regelkonform, aber es ist SOP, Standard Operating Procedure; cosi fan tutte, so machen es alle. Ja, diese Art von „abgekürztem Reizver- fahren“ haben wir doch alle schon ziemlich oft erlebt; und nie hat es darüber Diskussio- nen gegeben, oder? Im konkreten Fall sind wir genau genommen in vierter Hand, alle sind in Gefahr, und wir halten eine 4333- Hand mit neun Figurenpunkten; der Stolz dieses tollen Blattes ist eine Viererlänge in Pik, die aus dem Ass und drei ganz kleinen Karten besteht. Der linke Gegner passt in erster Hand, sichtlich gelangweilt; darauf- hin findet auch unser Partner keine Eröff- nung (und das will was heißen, denn er eröffnet sonst alles, was nicht bei „Drei“ auf dem Baum ist). Als dann die rechte Geg- nerin 1« eröffnet und uns damit auch noch die einzige Farbe wegnimmt, mit der wir Auch hier rollt die Roulettekugel: das Kurhaus von Baden-Baden. vielleicht irgendwann, irgendwie mal was hätten unternehmen können, verlieren wir endgültig jedes Interesse an dem aktuellen ziehen kann, was den verborgenen Cha- ganz zu Ende! Aber da hat unser rechter Spiel; unser Geist schweift ziellos umher; na rakter beziehungsweise den Sinn oder den Gegner auch schon ein „Passe“-Kärtchen ja, nicht so ganz ziellos; wie meistens sinnie- Unsinn unseres schönen Spiels betrifft. neben seine 1SA-Eröffnung gelegt. Aber ren wir hauptsächlich über die zahllosen un- trotzdem: Die Bridgeregeln verlangen für glücklichen Entscheidungen, die unser Part- Wir spielen also ein ziemlich wichtiges das Ende der Reizung drei aufeinanderfol- ner im bisherigen Verlauf dieses Matches Teammatch, ein Endspiel um eine deut- gende „Passe“-Ansagen; also müssten wir getroffen hat. Obwohl wir den Verlauf der sche Meisterschaft, und es ist alles noch eigentlich noch ein zweites grünes Schild Ereignisse somit vorübergehend nur vage offen; jeder größere Swing in den nächs- vor uns auf den Tisch legen, weil auch wir verfolgen, entgeht es uns immerhin nicht, ten Boards kann die Sache in die eine in der zweiten Bietrunde noch einmal pas- dass der linke Gegner die Eröffnung seiner oder in die andere Richtung kippen las- sen müssen, bevor wir dann aber endgültig Partnerin in 2« gehoben hat und dass die sen. Gerade jetzt haben wir aber ein sehr tatsächlich ausspielen dürfen. rechte Gegnerin neben das 1Pik-Schild ein nichtssagendes Blatt aufgenommen, und grünes „Passe“-Kärtchen gelegt hat. Daraus zu allem Überfluss eröffnet unser rechter Aber machen Sie das wirklich: In einer folgern wir unschwer, dass wir gegen 2« Gegner ohne großes Bedenken mit 1SA. solchen Situation noch ein zweites grünes ausspielen müssen; das ist ja so ungeheuer Das ist im Moment also nicht gerade wirk- Kärtchen auf den Tisch legen? Na ja, viel- spannend, dass es kaum auszuhalten ist. lich spannend, und so legen wir ganz ge- leicht dann, wenn Sie das Bridgespielen Na ja, streng genommen müssten wir erst langweilt ein grünes „Passe“-Schild auf den bei einem Typen wie dem Secretary Bird mal noch ein „Passe“-Schild hinlegen; aber, Tisch. Der linke Gegner hat offensichtlich gelernt haben, diesem seltsamen Vogel, wie gerade eben besprochen: Wer macht auch kein größeres Problem; er greift tief der in Viktor Mollos Bridgemenagerie für das schon in einer solchen Situation? Wäh- in seine Biddingbox und praktiziert mit die Feinheiten der Bridgeregeln zuständig rend wir noch einen Moment über unser schwungvoller Geste den ganzen Karten- ist und der sich dadurch am Ende immer wahrscheinlich völlig irrelevantes Ausspiel stapel bis zu dem 3SA-Kärtchen vor sich irgendwie selbst reinlegt. Ansonsten ma- nachdenken, räumen wir erst mal beiläu- hin. Wir sind also am Ausspiel gegen einen chen Sie es wahrscheinlich wie eigentlich fig das grüne Kärtchen weg, das wir vor- wahrscheinlich ziemlich normalen 3SA- nahezu alle Spielerinnen und Spieler, die in hin in der ersten Bietrunde auf den Tisch Kontrakt und es gibt keinen Grund, warum dieser Lage sind: Sie sparen sich das Raus- gelegt hatten. Währenddessen haben wir wir nicht die vierthöchste unserer längsten kramen eines zweiten „Passe“-Kärtchens, uns auch entschieden, was wir ausspielen und besten Farbe ausspielen sollten, wie das Sie sowieso eine Sekunde später wie- wollen; aber bevor wir tatsächlich zu dieser man das seit Menschengedenken in einer der in die Bidding Box einräumen müssten, Maßnahme schreiten können, ändert sich solchen Lage nun mal macht. Das ist alles weil mit ihrem zweiten Passen ja die Rei- plötzlich die ganze Situation, indem etwas die allerlangweiligste Routineangelegen- zung zu Ende ist; stattdessen räumen Sie sehr Ungewöhnliches passiert. heit, die man sich vorstellen kann; aber einfach das „Passe“-Kärtchen, mit dem Sie Moment mal: Wenn man es ganz genau auf die 1-SA-Eröffnung des rechten Geg- Unser Partner meldet sich nämlich zu nimmt, ist die Reizung mit dem 3SA-Ge- ners reagiert haben, in die Bidding Box Wort mit dem etwas aufgeregt und hek- bot des linken Gegners ja noch nicht so zurück und spielen irgendwas möglichst tisch vorgebrachten Hinweis: „Moment
Bridge Magazin | Juli 2021 Sport 13 mal, die Reizung ist noch nicht zu Ende, haben wir auch nicht; also kommt nach Na ja, vielleicht ist es doch nicht ganz so ich habe doch kontriert!“ Etwas verwirrt dem Ausschlussverfahren eigentlich nur einfach. Rutschen wir kurz mal nach links schauen wir erst unseren Partner an und ein 2SA-Gebot in Frage. Wenn der Partner um den Tisch rum und betrachten die Si- dann den Farbensalat, den er vor sich auf mit seiner für ein Informationskontra ohne tuation somit zur Abwechslung aus dem dem Tisch angerichtet hat. Und tatsäch- Eröffnungsstärke zwingend notwendigen Blickwinkel unseres linken Gegners. Wenn lich: Neben dem grünen „Passe“-Kärtchen Pik-Kürze eine 5440-Verteilung oder eine seine Partnerin in dritter Hand 1« eröff- aus der ersten Bietrunde liegt dort, jetzt 5431-Verteilung hat, kann er dann seine net, hat er zwar nur fünf Punkte und eine plötzlich grell in unseren Augen leuchtend Fünferfarbe reizen, wonach die Welt ei- 4333-Verteilung, aber er hat immerhin ein und eigentlich unübersehbar, ein rotes nigermaßen in Ordnung sein müsste; und Vierer-Pik dazu. Und da man „Viererfarben „Kontra“-Schild. In Wirklichkeit ging die wenn er unangenehmerweise 4441 verteilt von unten nach oben“ spielt, verbunden Reizung demzufolge (links von uns begin- sein sollte, sollte ein 2SA-Kontrakt noch das mit einer schwachen 1SA-Eröffnung, hat nend, wir also in vierter Hand): Passe - Pas- geringste Übel sein, besser als irgendetwas die Partnerin für ihre Eröffnung entweder se - 1« - Passe - 2« - KONTRA!!! - Passe, im 4/3-Fit auf der Dreierstufe. Gesagt, ge- mindestens ein 5er-Pik oder, wenn sie und in dieser Situation müssen wir jetzt ein tan: Wir legen das „Passe“-Kärtchen aus nur ein 4er-Pik hat, hat sie mindestens 15 Gebot finden mit dem folgenden, für die- der ersten Bietrunde, das wir gerade weg- Punkte (weil sie mit einer ausgeglichenen se spezielle Reizsequenz nur beschränkt räumen wollten, wieder vor uns hin und Hand mit weniger als 15 Punkten 1SA er- geeigneten Blatt: platzieren daneben den Kartenstapel mit öffnet hätte). In beiden Fällen kann eine «Axxx ªKxx ©xxx ¨Dxx. dem „2SA“-Kärtchen obendrauf. bescheidene Höflichkeitshebung nichts schaden, ein 2«-Gebot ist also ziemlich Was hätten Sie in dieser Lage getan? Nun, Sind Sie soweit einverstanden? Na ja, naheliegend. Daraufhin findet der linke so schwer finden wir das eigentlich dann Ihnen wäre das natürlich nie unterlaufen, Gegner, obwohl er mal angepasst hatte, doch wohl nicht. Eine Farbe zum Reizen eine solche peinliche Unaufmerksamkeit. ein Take-Out-Kontra in seinem Blatt, wor- haben wir nicht, und die Defensivwerte Aber nachdem es nun mal passiert ist, ist aufhin der rechte Gegner brav 2SA bietet; beziehungsweise die vielen Trumpfstiche, doch jetzt noch mal alles irgendwie gut wahrscheinlich kennt der Mann halt auch die man für ein Strafpassen haben sollte, gegangen, oder? die bekannte und wohl stichhaltige Bulgarien NEU im Programm Türkei – Icmeler 02.10. – 23.10.2021 The Palace * * * * * 11.09. – 25.09.2021 Hotel Aqua, Hotel L´etoile Ein Traum in der Ägäis und Marti Resort * * * * * Direkt am Meer, DZ/DZ=EZ/AI, Balkon, Flug, Transfer und Rail&Fly. All inclusive Aqua DZ/AI DZ=EZ + € 13 ab € 1.187 Unschlagbarer Preis für 14 Tage! 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14 Sport Juli 2021 | Bridge Magazin Empfehlung des kanadischen Weltklasse- hoffnungsvollen 2«-Kontrakt, und das in- ist also wirklich passiert, wenn wir sozusa- spielers Eric Kokish, dass man Herausnah- teressanterweise im Kontra! Da würde für gen über diesen undurchsichtigen Vorfall mekontras herausnehmen sollte. unser Team doch ein ganz schön saftiger die klare Folie der Turnierbridgeregeln le- IMP-Gewinn winken, wenn wir auf diese gen? Die erste Frage ist, ob unser Wegräu- Wenn man es so darstellt, klingt das Vor- Weise in einer harmlosen Teilkontrakthand men des „Passe“-Kärtchens irgendetwas gefallene eigentlich ziemlich banal. Aber ins Vollspiel kontriert würden! zu bedeuten hat. Ja, das haben wir ja bei aktuell war es doch ein bisschen verwor- unseren Vorüberlegungen schon geklärt, rener: Da ist hin und her geräumt worden BRAV NACH VORSCHRIFT und ja, das hat damals der Turnierleiter und außerdem ist geredet worden; so ganz auch ohne jede Unsicherheit klargestellt: normal ist es denn doch nicht, was da so FOLGT DER RUF NACH Obwohl wir in der zweiten Bietrunde kein alles vorgefallen ist. War das denn wirklich DEM TURNIERLEITER zweites „Passe“-Kärtchen aus der Bidding alles so hundertprozentig regelkonform? Box geholt haben, haben wir trotzdem ein Oder doch eher nicht? Müssen wir sowas Na ja, schaden kann es jedenfalls nicht, „Passe“-Gebot abgegeben; zwar nicht als Spieler genau wissen oder sollen wir ir- und brav nach Vorschrift ist es auch; also explizit, aber implizit, weil wir durch das gendwas vermuten oder was ist sonst das ruft unser linker Gegner mal nach der Tur- Wegräumen des ersten „Passe“-Kärtchens von uns erwartete Verhalten? Nun ja, da nierleitung (was wir ihm nicht verübeln klargemacht haben, dass für uns die Rei- sind die Regeln ganz eindeutig, und das be- können, denn ein bisschen suspekt war zung beendet ist, was andererseits wiede- kommen auch alle Bridgespieler immer wie- uns unser kleines Schläfchen ja doch ir- rum voraussetzt, dass wir erst mal noch der eingetrichtert (und es kann auch nichts gendwie selbst). Der Turnierleiter hört gepasst haben beziehungsweise jedenfalls schaden, wenn es an dieser Stelle noch mal sich alles an und freut sich erst mal über passen wollten. wiederholt wird): Wenn irgendetwas unklar den angenehmen Fall; sehr oft steht doch, ist, soll man auf keinen Fall selbst den She- wenn der Turnierleiter gerufen wird, Aussa- Na gut; wir haben also ein „implizites“ riff spielen, sondern man soll einfach den ge gegen Aussage: „Herr XYZ – oder Frau Passe-Gebot abgegeben. Dass es so etwas Turnierleiter rufen; dafür ist er ja schließlich ABC – hat mal wieder ewig überlegt“ versus gibt, steht zwar nirgends so ausdrücklich in da (und, jedenfalls bei einem Pokalendspiel, „Eine Frechheit, so was zu behaupten, das den Regeln; das ergibt sich aber aus den wird er dafür sogar einigermaßen ordent- waren noch nicht mal fünf Sekunden“; und allgemeinen Rechtsgrundsätzen, die auch lich bezahlt). Aber ist das hier wirklich un- dann hat der arme Sheriff die undankbare beim Bridge anzuwenden sind, wenn die vermeidlich? Ist es so schlimm, wenn der Aufgabe, irgendjemand zu glauben und speziellen Bridge-Regelwerke keine kon- Gegner 2SA spielt? Na ja, schlimm wäre irgendjemand nicht zu glauben, und egal, krete Rechtsgrundlage anzubieten haben. das natürlich nicht; aber allzu viele IMPs was er macht, er kriegt immer Ärger. Aber Das ist aus juristischer Sicht so ähnlich, wie gewinnen werden wir damit wahrscheinlich hier ist der Sachverhalt ganz unbestritten; wenn wir in den Bus einsteigen: Obwohl auch nicht, ziemlich egal, wie das ausgeht; wir können und wollen nicht abstreiten, wir dann nix unterschreiben und auch nix ein unkontrierter Teilkontrakt ist bei Team- dass wir etwas ungeschickt und verworren sagen, nehmen wir trotzdem das Angebot turnierabrechnung selten ein Ereignis, das operiert haben – to say the least. des Verkehrsunternehmens an, einen Be- die ganze Welt auf den Kopf stellt. Aber förderungsvertrag abzuschließen, wodurch kurzzeitig war die Reizung doch auch Aber „ungeschickt und verworren“ ist das dann auch tatsächlich ein entsprechender mal in einem aus unserer Sicht ziemlich eine, und „regelwidrig“ ist das andere. Was Vertragsschluss eintritt mit allen daraus Der Bridgeclub Villingen-Schwenningen BRIDGECLUB Saarbrücken 65 und 84 trauert um sein langjähriges Gründungsmitglied Wir trauern um unseren langjährigen Thea Nitschke, Vorsitzenden die am 7. März 2021 in ihrem 99. Lebensjahr von uns gegangen ist. KLAUS KIEFER Seit wir sie kannten, war Bridge ihr Leben, der Verein ihr gest. 26.05.21 Herzensanliegen. Für Thea gibt’s im Bridge-Himmel lauter Tops in der Oberfarbe mit Überstich, endlich wieder So war er – engagiert, an der Seite ihres Mannes und Mitbegründers Wolfgang, der seit 30 Jahren geduldig auf sie wartet. temperamentvoll, liebenswürdig, Wir werden sie schmerzlich vermissen. ideenreich, gut – eben ein Freund, der nicht zu ersetzen ist! Vorstand und Mitglieder des Bridgeclubs Villingen-Schwenningen
Bridge Magazin | Juli 2021 Sport 15 entstehenden Rechtsfolgen, zum Beispiel, wenn wir bei einer Kontrolle ohne Fahrkarte Nach dem erwischt werden; der Jurist sagt dazu, dass englischen Ort wir unseren Willen, einen Beförderungsver- Bath – hier das berühmte trag abzuschließen, durch „konkludentes römische Handeln“ erklärt haben. Nun ja, wir haben Bad – ist eine also gepasst, obwohl wir gar nicht gepasst Spieltechnik haben; das kann man sogar als Nichtjurist im Bridge vielleicht einigermaßen nachvollziehen, benannt. denn ohne die Erfindung dieses „konklu- denten Handelns“ ließe sich so etwas wie ein öffentlicher Nahverkehr unter Einspa- rung des früher mal selbstverständlichen Schaffners nicht so recht organisieren; und auch beim Bridge ist diese Rechtsfigur bei der sinnvollen Beurteilung einer alltäglichen Situation ziemlich nützlich. Das mag ja alles richtig sein; aber dieses Änderungen einer Ansage gibt. Und wenn regelkonform wäre), sondern man ändert ominöse „implizite“ Passe-Gebot haben es also zwei Kategorien gibt: In welche eine (jedenfalls eben gerade vorhin noch) wir doch abgegeben, als uns die Brisanz Kategorie fällt dann das, was wir uns in beabsichtigte Ansage (was regelwidrig ist). der Situation noch nicht so richtig klar war, unserer zeitweiligen Verwirrtheit da zu- Und wie war es jetzt bei uns hier und heu- weil das etwas überraschend aufgetauch- sammengewurschtelt haben? te? Nun, in dem Moment, als wir unser te Kontra unseres doch angepassten und erstes „Passe“-Kärtchen weggeräumt ha- dadurch aus dem Fokus unserer Aufmerk- Nun, man darf eine „unbeabsichtigte“ ben und über das Ausspiel nachgedacht samkeit irgendwie entschwundenen Part- Ansage durch eine beabsichtigte Ansage haben, wollten wir wirklich passen; zwar ners irgendwie unserer doch ansonsten ersetzen. Und was ist nun eine „unbeab- nur deshalb, weil wir eine irrige Vorstel- immer makellosen Fokussierung auf das sichtigte“ Ansage? Das ist eine Ansage, lung über den Verlauf der Reizung hatten, Spielgeschehen entgangen war; und als die man „nicht machen wollte“. Man be- aber das interessiert nicht (jedenfalls nach wir dann die Lage neuerdings wieder sou- achte dabei die Vergangenheitsform! Es Einschätzung der Regelmacher der World verän überblickt haben, haben wir das ei- geht also nicht darum, ob wir diese erste Bridge Federation). Unser implizites Pas- gentlich unstreitig naheliegende und sinn- Ansage (in unserem Fall also das „Passe“) sen war also eine beabsichtigte Ansage im volle 2SA-Gebot abgegeben; damit haben jetzt in diesem Moment, wo wir mit dem Sinne von § 25 Turnier-Bridge-Regeln und wir das bisschen Chaos doch eigentlich Turnierleiter im Clinch liegen, abgeben deshalb war unsere Änderung dieser An- ganz einwandfrei wieder in Ordnung ge- wollen, sondern es kommt darauf an, ob sage REGELWIDRIG. Traurig, aber wahr; bracht und die Situation entschärft! Oder wir genau in dem Moment, als wir die erste und von dem damaligen Turnierleiter auch wie oder was oder doch nicht so ganz? Ansage getätigt haben, diese Ansage auch souverän so festgestellt und auch noch wirklich gerade so abgeben wollten. Wenn korrekt und nachvollziehbar begründet. Na ja. Es ergibt sich als Fazit des ganzen man zum Beispiel mit einem 5er Cœur Hin und Her, dass wir erst mal ein Passe- und einem Single Karo ganz normal 1ª Damit haben wir die rechtliche Beurteilung Gebot abgegeben haben und dann ein eröffnen will und sich in der Bidding Box der Situation eindeutig geklärt. Und was 2SA-Gebot; und beide Gebote waren zu- vergreift und das 1©-Schild herauszieht, ist sind nun die Rechtsfolgen? Nun, auch lässige Gebote, die wir in der betreffenden es ganz offensichtlich, dass man sich ver- dazu äußert sich das vorbildliche Regel- Reizsituation abgeben durften. Was haben griffen hat und dass „1©“ eine unbeabsich- werk unseres allerobersten Verbandes un- wir also gemacht? Nun, das ist jetzt aber tigte Ansage war; auch der streitsüchtigste missverständlich: Wenn eine Ansage be- wirklich einleuchtend: Wir haben unser Gegner und der misstrauischste Turnierlei- absichtigt war und deshalb ihre Änderung Gebot geändert. Und damit verlassen wir ter werden einem das glauben müssen. regelwidrig war, dann bleibt diese, also die wieder den schwankenden Boden von ir- Wie ist es aber, wenn man mit einem 5er erste Ansage bestehen. Das ist zwar sehr gendwelchen dubiosen Rechtsverdreher- Cœur und einem 4er Karo 1© eröffnet? Ist streng entschieden von unseren Bridge- Konstruktionen und begeben uns auf den es dann nicht gut vorstellbar, dass man ein Autoritäten, aber irgendwie konsequent sicheren Grund des Bridge-Regelwerks; Karo bei den Cœurs stecken hatte, sodass und ganz gut nachvollziehbar; jedenfalls denn die „Änderung einer Ansage“ ist man ganz absichtlich 1© eröffnet hat, weil besser nachvollziehbar als das meiste, was dort detailliert und klar verständlich ge- man irrtümlich geglaubt hat, dass Karo die unsere überforderten politischen Autoritä- regelt, und zwar in § 25 der offiziellen längste Farbe sei? Wenn man dann einen ten in Corona-Zeiten so hin und her ent- „Turnier-Bridge-Regeln“ der vernünftigen Moment später auf die Idee kommt, doch scheiden; aber das ist nun wieder ein ganz und vertrauenswürdigen World Bridge lieber 1ª zu eröffnen, weil einem plötz- anderes Problem. Federation. Dort wird festgestellt, dass es lich aufgefallen ist, dass die vermeintliche Wir werden also unbarmherzig auf die- „regelkonforme“ Änderungen einer Ansa- ©4 in Wirklichkeit die ª4 ist, ändert man ses fahrlässige Passen festgenagelt; und ge gibt, dass es aber auch „regelwidrige“ nicht eine unbeabsichtigte Ansage (was nachdem der Turnierleiter das so
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