"Mein Weg in die Selbstständigkeit" - Christophorus-Werk ...
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MENSCHEN Jennifer Julia Endler (Bewohnerin BWS Scharnhorststraße) & Julia Ströer (pädagogische Mitarbeiterin BWS Scharnhorststraße) „Mein Weg in die Selbstständigkeit“ Jennifer Julia Endler lebt seit Sommer 2016 in Wohngruppen der Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH. Jule, wie ihre Freunde sie nennen, erzählt der Blitzlicht von ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Z unächst wohnte ich drei Jahre in der Wohngruppe Herrenkamp. Diese Wohngruppe versteht sich als Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und beruflicher Qualifizierung. Während dieser Zeit habe ich meine Ausbildung zur Fachpraktikerin im Bereich Hauswirtschaft erfolgreich beendet. Die Ausbildung habe ich im Berufsbildungswerk des Christophorus-Werkes Lingen e.V. absolviert. Im Anschluss an die Ausbildung konnte ich einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeits- markt in einer Lingener Seniorenresidenz finden. Im August 2019 zog ich dann in die betreute Wohngemeinschaft in der Scharnhorststraße um. Hier leben vier junge Erwachsene weitgehend selbstständig, werden jedoch von zwei Betreuerinnen im Alltag begleitet. Nun verdiene ich mein eigenes Geld und kann mich in der Scharnhorststraße weiter in Richtung Verselbstständigung entwickeln. Das Angebot der betreuten Wohngemeinschaft bietet mir die Möglichkeit, mich intensiv auf das Leben in der eigenen Wohnung vorzubereiten. Es wird ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit gefordert, gleichzeitig kann ich bei Bedarf immer auf die Betreue- rinnen und Betreuer zukommen. Sie können sich viel Zeit für mich und meine Anliegen nehmen. Im Gegensatz zu einer klassischen Wohngruppe, sind wir eine kleine Wohn- gemeinschaft mit vier jungen Erwachsenen. Es ist ein guter Zwischenschritt von der Wohngruppe bis hin zur eigenen Wohnung. Ich habe zwar mehr Freiheiten, muss aber auch gleichzeitig mehr Eigenverantwor- tung übernehmen. Jule, wenn du auf die letzten drei Jahre zurückblickst, wie würdest du die Zeit in drei Worten beschreiben? Aufregend, interessant, lehrreich. Wie sieht dein Alltag in der Scharn- horststraße aus? Wenn ich Frühschicht habe, stehe ich um 6 Uhr morgens auf, trinke meinen heiß ge- liebten Kaffee und mache mich fertig. Um etwa 7 Uhr fahre ich mit dem Rad los zur Arbeit. Jennifer Julia Endler, Spitzname Jule, wohnt in der WG Scharnhorststraße der Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH. 42 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Ich komme gegen 14:45 Uhr von der Arbeit nach Hause. jederzeit an die Rufbereitschaft wenden. Die hilft Meistens geselle ich mich dann zu meinen Betreuerinnen, uns, wenn wir einmal nicht weiter wissen. trinke einen Kaffee und quatsche mit ihnen. Wir planen den weiteren Tag, kochen häufig gemeinsam oder ich Wie gestaltest du deine Freizeit? begleite die Betreuerinnen bei Besorgungen und Erledigun- Ich gehe ins Fitnessstudio. Manchmal gehe ich auch gen. Das macht mir besonders viel Spaß. schwimmen. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Mitbewoh- nerinnen und Mitbewohnern. Wir chillen und schauen Wenn ich in der Woche mal einen freien Tag habe, gehe zusammen Netflix. Meine Lieblingsserie ist Riverdale. ich zum Sport mit einer Mitbewohnerin. Außerdem lese ich gerne. In der Woche habe ich die Verantwortung für eine Auf- In welcher Fantasiewelt würdest du am liebsten gabe im Haushalt. Diese wechselt der Reihe nach zwischen leben, wenn du könntest? den Bewohnerinnen und Bewohnern, sodass alle mal dran In der Welt von Harry Potter. sind. Was wünschst du dir für die Zukunft? An zwei Abenden in der Woche kochen und essen wir ge- Ich wünsche mir, gesund zu bleiben, einen sicheren Job meinsam in der Gruppe. Wir haben eine Wunschliste für zu haben, irgendwann in eine eigene Wohnung zu unsere Lieblingsgerichte. Ansonsten kocht jeder für sich ziehen und weiterhin einen guten Kontakt zu Familie selbst, da wir uns in der Verselbstständigung befinden. und Freunden zu haben. Am Abend schaue ich oft noch meine Lieblingsserie auf Netflix und gehe danach schlafen. © pixabay In der Nacht und am Wochenende haben wir keine Betreu- ung und sind alleine. Das ist auch ganz bewusst so gere- gelt, da wir uns auf ein Leben in einer eigenen Wohnung vorbereiten wollen. In Notfällen können wir uns WIR GEDENKEN Christel Robbe † 16.05.2019 WH Darme, Gruppe 2a Florian Jörling † 21.09.2019 WfbM Hermann Weichers † 30.10.2019 WfbM Ursula Kribber † 08.12.2019 WH Darme, Gruppe 2a Jessica Berning † 28.12.2019 WfbM Christa Jansen † 06.01.2020 WfbM Michael Ernsting † 09.01.2020 WH Lingen, Gruppe 4/1 Lars Sunder † 01.03.2020 Mosaik-Schule BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 43
MENSCHEN Geblitzt! erends Margot Tieben-Berends ist Bilanzbuch- halterin. Seit dem 1. Mai 2009 ist sie in der a r g o t Tieben-B M Kinder- und Jugendhilfe tätig und hat den gesamten Übergang der ehemaligen Werk- statt für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe GmbH zur heutigen „Christophorus- Ich versuche, Werte wie Glaube, Liebe, Nächs- Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH“ bis tenliebe zu leben – das gelingt mir mal besser, in die Gegenwart begleitet. 2019 feierte sie mal schlechter. ihr zehnjähriges Dienstjubiläum. Am 30. Juni dieses Jahres wird sie in den verdien- Was wünschen Sie sich von der Sozialpolitik? ten Ruhestand gehen. Ich wünsche mir mehr Gerechtigkeit und mehr Rücksicht auf Menschen, die es im Leben schwer Wie lange arbeiten Sie schon im haben. Kinderarmut in einem reichen Land Christophorus-Werk Lingen? wie Deutschland ist für mich ein „No-Go“. Und Ich arbeite seit der Übernahme der Werkstatt Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe GmbH im dürfen im Alter nicht auf das Sozialamt ange- Jahr 2011 für das Christophorus-Werk. wiesen sein. In welchem Bereich arbeiten Sie? Was bedeutet für Sie Glück? In der Finanzbuchhaltung und Verwaltung. Gesund und in Freiheit zu leben. Eine Familie mit Zusammenhalt und ein Zuhause zu haben. Was macht Ihre Arbeit interessant? Erreichtes mit anderen teilen zu können. Die gelebte Vielfalt, die stetigen Herausforde- rungen, Neues zu erlernen und der Kontakt zu Was ist ihr größtes Talent? Kolleginnen und Kollegen. Getreu nach dem Motto; „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter“ zu leben. Und ich Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen? glaube, ein Organisationstalent zu sein. Primär möchte ich erreichen, dass alle Leistun- gen komplett und korrekt in Rechnung gestellt Welche Fähigkeiten möchten Sie besitzen? werden. Und, die Kinder- und Jugendhilfe – zum Gelassenheit. Einen gegenüber den Kostenträgern, die unsere Auftraggeber sind, zum Anderen in Richtung Haben Sie ein Lebensmotto? derer, die wir mit Lieferungen und Leistungen „Auch links und rechts vom Weg gucken und beauftragen – gut zu vertreten. immer optimistisch bleiben.“ Ich freue mich jedes Mal, wenn im Rahmen der jährlichen Wirtschaftsprüfung keine Nachfragen Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten? kommen. Ich denke, dann habe ich meine Sache Ich gehe gerne spazieren, ich walke und ich lese gut gemacht! gerne. Was bedeuten für Sie christliche Werte? Viel. Ich bin erzkonservativ katholisch erzogen worden. Ich habe aufgrund von Lebenskrisen zwischenzeitlich den Kontakt zur Kirche verloren, ihn aber schon nach kurzer Zeit wie- dergefunden. Gott ist Teil meines Alltags. 44 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Melanie Meiners (Öffentlichkeitsarbeit) 20 Jahre Gartenpflege in Thuine Seit 20 Jahren pflegen die Landschaftspflege-Gruppen der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) des Christophorus-Werkes die Gartenanlagen des Elisabeth-Krankenhauses Thuine der Niels-Stensen-Kliniken. Um dies zu würdigen, kamen alle Beteiligten zu einem Jubiläums-Frühstück zusammen. © pixa bay Zu einem gemeinsamen Jubiläums-Frühstück kamen alle Beteiligten in den Räumen des Elisabeth-Krankenhauses zusammen. I n einem festlich gestalteten Raum im Hause des Katharina. Im Jahr 2012 haben sie den neuen Innenhof Elisabeth-Krankenhauses begrüßten Udo Nospickel, des Elisabeth-Krankenhauses gestaltet und seitdem pfle- Leiter der WfbM, sowie Maria Elisabeth Straten-Barlag, gen sie diesen. Verwaltungsdirektorin des Elisabeth-Krankenhauses, die In regem Austausch erzählten die Beschäftigten von rund 25 Gäste – darunter die Beschäftigten und der Arbeit ihrer Gruppen. Sie freuen sich über durchweg Gruppenleitungen der WfbM sowie weitere Anwesen- positive Rückmeldungen von Mitarbeitenden, Patienten de aus Leitungsebene, Ärzteteam, Mitarbeiterschaft des und Besuchern. Krankenhauses und als Vertreterin des Ordens der Thuiner Zum Frühstück kamen weitere Besucherinnen und Franziskanerinnen Schwester Maria Manuela. Besucher vorbei, um ihre Wertschätzung und Grüße von Während des gemeinsamen Frühstücks blickte man auf Ärzten und Mitarbeitenden zu überbringen. die vergangenen 20 Jahre zurück. „Die Landschaftspflege Die Arbeit in den Niels-Stensen-Kliniken sei eine gute der WfbM hat im Jahr 1999 die erste Dienstleistung auf Vorbereitung für die Beschäftigten, wieder außerhalb dem Areal des Elisabeth-Krankenhauses erbracht. Das war des geschützten Rahmens der Werkstattgruppen arbeiten zu Zeiten, als Inklusion in der Gesellschaft noch gar nicht zu können, so Nospickel. „Die Arbeit hier leistet einen benannt wurde“, berichtete Udo Nospickel. erheblichen Beitrag dazu, dass Begegnung im sozialen „Ganz am Anfang wurden Beete und Rasenflächen in Alltag stattfindet. Denn die Beschäftigten begegnen hier der Größe eines Fußballfeldes bearbeitet“, erinnerten Mitarbeitenden, Patienten und Besuchern. So ist schon sich alle Beteiligten. Seither wurden die Dienstleistungen vielen der Sprung auf einen sogenannten Außenarbeits- nach und nach ausgebaut: Seit 2007 betreuen die platz gelungen.“ Gruppen auch das Gelände der Fachpflegeeinrichtung St. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 45
MENSCHEN Melanie Meiners (Öffentlichkeitsarbeit) Verabschiedung aus dem Berufsbildungswerk Das Berufsbildungswerk (BBW) des Christophorus-Werkes verabschiedete im letzten Sommer 70 junge Menschen. Alle Auszubildenden des Berufsbildungswerkes haben im letzten Schuljahr ihre Ausbildung erfolg- reich beendet. Die 70 jungen Frauen und Männer wurden im feierlichen Rahmen ins Berufsleben entlassen. D ie Absolventinnen und Absolventen seien nun zweig Landwirtschaft: Alle acht Werker in der Landwirt- keine Auszubildenden mehr, stattdessen ausgebil- schaft und ein Landwirt konnten nach ihrer Ausbildung in dete Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt so drin- Arbeit vermittelt werden. gend benötigt würden. Die Ausbildung sei der Grundstein Einer der Schwerpunkte des BBW ist die Begleitung für ihren weiteren Lebensweg, gab Ausbildungsleiterin und Unterstützung von Menschen mit einer Autismus- Svenja Schniedergers ihnen mit auf den Weg. Spektrum-Störung (ASS). Von 20 Betroffenen konnten elf In letzten Jahr haben alle Auszubildenden des BBW die in den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt werden. Diese Abschlussprüfungen vor den Prüfungsausschüssen der Vermittlungsquote liegt weit über dem Bundesdurch- Kammern bestanden und somit ihre Ausbildung erfolg- schnitt. reich beendet. Insgesamt sind von den 70 Absolventinnen und Absolventen 34 in Beschäftigung übergegangen. Einige Wie geht es nach der Ausbildung weiter? andere haben eine weitere Ausbildung im BBW begonnen oder holen ihr Abitur nach. Das BBW erweitert ständig Ziel des BBW ist es, möglichst allen Maßnahmeteilnehmen- sein Netzwerk mit Unternehmen, Gemeinden und den den Weg in den Arbeitsmarkt zu bereiten. Erfolg- Wirtschaftsverbänden, um auch die verbleibenden 25 reichster Fachbereich war im letzten Jahr der Ausbildungs- Teilnehmenden zu vermitteln. 46 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Wie fahre ich sicher mit dem Fahrrad? Viele Menschen fahren gerne mit dem Fahrrad. Besonders im Frühling und im Sommer. Dirk Storm arbeitet in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Er hat Probleme beim Gehen. Denn: Seine Beine sind unterschiedlich lang. Er möchte Tipps geben für andere Menschen mit Behinderung. Zum Beispiel: Wie fahre ich sicher mit dem Fahrrad? Warum möchte Dirk Storm Tipps geben? Er sagt: Fahrrad fahren macht mir Spaß. Aber er sagt auch: Fahrrad-Fahren kann gefährlich sein. Viele Fahrrad-Fahrer schützen sich nicht gegen die Gefahr. Denn: • Sie tragen keinen Helm. • Oder sie fahren zu schnell. Dadurch können Unfälle passieren. Und Menschen können sich verletzen. Dirk Storm sagt: Fahrrad-Fahrer sollen einen Helm tragen. Und sie sollen auf die Straße schauen. Damit sich niemand verletzt. Manche Fahrrad-Fahrer haben auch Kopfhörer in den Ohren. Sie hören dann viele Sachen nicht mehr. Zum Beispiel: • Fußgänger und andere Fahrrad-Fahrer • Autos • Sirenen von Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 47
MENSCHEN Dirk Storm erzählt von Problemen beim Fahrrad-Fahren: Sein Fahrrad hat drei Räder. Es ist also ein Dreirad. Ein Rad ist vorne und zwei Räder sind hinten. Das Fahrrad von Dirk Storm ist also breiter als andere Fahrräder. Andere Fahrrad-Fahrer kommen nicht gut an ihm vorbei. Weil der Fahrrad-Weg oft sehr schmal ist. Deshalb hält er manchmal an und lässt andere vorbeifahren. Andere Menschen mit einem Dreirad müssen das auch oft machen. Alle sollen genug Platz zum Fahren haben. Langsam fahren und den Straßen-Verkehr beobachten Das Fahrrad von Dirk Storm ist ein E-Dreirad. Das heißt: Es hat einen Elektro-Motor. Der Motor funktioniert mit Strom. Damit kann Dirk Storm schneller fahren. Aber: Er fährt lieber langsam und sehr vorsichtig. Er beobachtet den Straßen-Verkehr sehr genau. Das heißt: Er guckt, wo die Autos und die anderen Fahrräder hinfahren. Dann weiß er: Muss ich warten? Oder kann ich fahren? Er fährt nur, wenn die Autos weit genug weg sind. Denn: Er braucht viel Zeit, um über die Straße zu kommen. Dirk Storm sagt: Manchmal ist es besser, langsam zu fahren. Auch wenn die Auto-Fahrer das nicht mögen. Dirk Storm wünscht sich: Niemand soll in Gefahr kommen. Alle im Straßen-Verkehr sollen aufeinander achten. Dann kann jeder sicher unterwegs sein. 48 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Melanie Meiners (Öffentlichkeitsarbeit) KiTa, Quartiersbüro und Wohngruppe in Spelle Im Sommer 2018 legten Vertreter des Christophorus-Werkes und der Samtgemeinde Spelle gemeinsam Hand an die Spaten. Bereits ein Jahr später wurde die neue KiTa „An der Bahn“ eingeweiht. Direkt nebenan ist nun ein weiteres Gebäude fertiggestellt worden: Die neue Außenstelle des Christophorus- Werkes in Spelle. Seit Kurzem wohnt hier eine Wohngruppe der Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe, und auch ein sogenanntes „Quartiersbüro“ ist bereits eingezogen. N ach langjähriger Kooperation mit dem Johannes- Leiterin der KiTa, Andrea Wilmer, und ihrem Team, aber kindergarten in Trägerschaft der Kirchengemeinde auch mit den handelnden Personen der Gemeinde Spelle Spelle, zogen am 1. August 2019 die zwei gute und langjährige Partner an seiner Seite, die diesen Gruppen des Sprachheilkindergartens in den KiTa-Neubau Weg aktiv mitgehen. „An der Bahn“ um. Zusammen mit zwei Krippen- und Mit diesem kooperativen Modell machen das Christo- einer Kindergartengruppe in Trägerschaft der Gemeinde phorus-Werk und die Gemeinde Spelle einen weiteren Spelle, spielen und lernen Kinder mit und ohne sprach- Schritt in Richtung Inklusion für Vorschulkinder im südli- lichen Förderbedarf hier gemeinsam in einer Einrichtung. chen Landkreis Emsland. Für die fachliche Sicherstellung der individuellen Unterstüt- zungsbedarfe sorgen die jeweiligen Fachkräfte im KiTa- Gute Kooperation mit der Samtgemeinde Spelle Alltag. So arbeitet zukünftig eine Vielfalt von Mitarbeiten- den verschiedener Professionen vor Ort zusammen. Das Christophorus-Werk konnte die gute Kooperation mit Neben Erziehern und Heilpädagogen arbeiten dort auch der Samtgemeinde Spelle auch nutzen, um am selben Heilerziehungspfleger, Logopäden, Motopäden und Standort ein weiteres Projekt auf den Weg zu bringen: Psychologen. Der Erfolg einer solchen „Verschmelzung“ Auf dem Grundstück neben der KiTa ist ein weiteres neues ist dabei zuallererst abhängig von der Haltung und Gebäude entstanden. Hier lebt nun die ehemalige Wohn- der Bereitschaft der Mitarbeitenden und aller Verantwort- gruppe Gauerbach der Christophorus-Werk•Kinder- und lichen. Hier hat das Christophorus-Werk mit der Jugendhilfe. Rohbauabnahme des neuen Quar- tiersbüros: (v.l.n.r.:) Stefan Kerk (stellv. Geschäftsführer Christophorus-Werk), Georg Kruse (Geschäftsführer Christo- phorus-Werk), Bernhard Hummeldorf (ehem. Samtgemeindebürgermeister Spelle), Stefan Sändker (Samtgemein- de Spelle), Dr. Walter Höltermann (Vorsitzender Christophorus-Werk), Daniel Thien (Samtgemeinde Spelle), Günter Liedtke (Architekturbüro Liedtke + Lorenz) BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 49
NEUES Feierliche Einweihung der neuen „KiTa An der Bahn“ mit Vertretern der Kommune, des Christophorus-Werkes, des Gemeinderates, des Landkreises, der Architekten und der Kirchengemeinden. In der neuen sogenannten familienanalogen Wohngruppe Spelle leben zukünftig zehn Kinder und Jugendliche. Sie werden von einem Paar betreut, das mit seinen beiden leiblichen Kindern in den eigenen Räumlichkeiten mit im Gebäudekomplex wohnt. Das Zusammenleben in einer familienähnlichen Lebensgemeinschaft stellt durch das hohe Maß an Präsenz eine konstante und verlässliche Be- treuung sicher. In der pädagogischen Arbeit werden sie von weiteren vier Mitarbeitenden unterstützt. Die Kinder und Jugendlichen erhalten hier einen lang- fristigen Lebensort, an dem sie vertrauensvolle Beziehun- gen aufbauen können und sich sicher und geborgen fühlen dürfen. Dieses familienanaloge Konzept wird durch ein Appartement abgerundet, in dem junge Heranwach- sende ihren Weg in die Selbstständigkeit erproben können. Beratung und Angebote vor Ort Ebenfalls einen Platz findet hier das neue sogenannte „Quartiersbüro“. Hier haben alle Interessierten die Mög- lichkeit, sich über die Angebote des Christophorus-Werkes zu informieren, eine umfassende Beratung zu den Leistun- gen zu erhalten oder einige Angebote direkt in Anspruch zu nehmen, beispielsweise Frühförderung, ambulante Angebote oder Freizeitangebote. Die ehemalige Wohngruppe Gauerbach zieht nach Spelle. 50 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Neues und Interessantes von der Mosaik-Schule Die Mosaik-Schule hat ein neues Gebäude bekommen. Die Leute von der Prüfgruppe von BES•SER verstehen wollten einiges über die Mosaik-Schule erfahren. Und auch über das neue Gebäude und über den Schul-Leiter. Deshalb haben sie sich mit dem Schul-Leiter Hermann Kiepe getroffen. Rita Wickinghoff war früher selbst in der Mosaik-Schule. Sie und die anderen haben viele Fragen gestellt. Und Hermann Kiepe erzählt: Ich bin 59 Jahre alt und wohne in Meppen. Ich habe drei erwachsene Söhne und ich bin auch schon Opa. Die Prüfgruppe möchte noch viel mehr über die Familie wissen. Aber wir wollen ja über die Mosaik-Schule sprechen. Dirk Storm fragt: Wie lange sind Sie schon Schul-Leiter? Hermann Kiepe antwortet: Ich bin seit 29 Jahren Schul-Leiter. Ein paar Jahre muss ich noch arbeiten, bis ich in Rente gehe. Ute Schüring fragt: Ist der Unterricht an der Mosaik-Schule eigentlich leicht oder schwer? Hermann Kiepe antwortet: Der Unterricht an der Mosaik-Schule ist nicht leicht. Aber: Der Unterricht ist auch nicht schwer. Jeder lernt anders. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 51
NEUES Jeder lernt so, wie es für ihn am besten ist. Die Schüler bekommen keine Noten. Auf dem Zeugnis steht nur: Wie gut hat der Schüler gelernt? Damit er im Leben gut zurecht-kommt. Ute Schüring fragt: Wie viele Klassen hat die Mosaik-Schule? Hermann Kiepe antwortet: Die Mosaik-Schule hat 23 Klassen. Die Klassen sind aufgeteilt in 4 Klassen-Stufen. Jede Klassen-Stufe hat einen Leiter oder eine Leiterin. In den Klassen sind insgesamt 176 Schüler und Schülerinnen. Und es werden immer mehr. Nicht alle Schüler lernen in den Gebäuden von der Mosaik-Schule. Denn: Die Schüler von den Klassen 1 bis 4 lernen an anderen Schulen in Lingen. Sie haben dort Unterricht in eigenen Räumen. Manchmal lernen sie auch gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen von der Grundschule. Auch in den Pausen sind alle zusammen. Aber: Warum werden es immer mehr Schüler in der Mosaik-Schule? Hermann Kiepe nennt 3 Gründe: 1. In den letzten Jahren wurden im Emsland viele Kinder geboren. Das bedeutet: Es gibt insgesamt mehr Schüler und Schülerinnen. Im ganzen Emsland und auch in Lingen. ie Politiker wollen die Förderschulen Lernen abschaffen. 2. D Die Pestalozzi-Schule in Lingen ist eine Förderschule Lernen. 52 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Die Schüler und Schülerinnen von der Pestalozzi-Schule brauchen einen Platz an einer anderen Schule. Einige von ihnen sind jetzt in der Mosaik-Schule. 3. In den Grundschulen klappt Inklusion noch nicht gut. Damit meine ich: Kinder mit Behinderung bekommen in anderen Schulen nicht genug Hilfe. Denn die Schulen haben zu wenig Geld. Zum Beispiel: Für genug Lehrer und Lehrerinnen. Und für Betreuungskräfte, die den Schülern helfen. Für so viele Schüler und Schülerinnen braucht man viel Platz. Deswegen hat das Christophorus-Werk ein neues Gebäude gebaut. Hermann Kiepe erzählt: Das Gebäude ist direkt neben der Mosaik-Schule. Es ist aus fertigen Bau-Teilen gebaut worden. Deshalb war das Gebäude schon in einem halben Jahr fertig. Das ist sehr schnell. Ute Schüring fragt: Wann wurde das neue Gebäude eröffnet? Hermann Kiepe antwortet: Das neue Gebäude wurde am 6. September eröffnet. Die Schüler und Schülerinnen waren dabei. Die Lehrer und Lehrerinnen und die Chefs vom Christophorus-Werk. Auch der 1. Bürgermeister der Stadt Lingen: Heinz Tellmann. Und die Chefs von der Bau-Firma waren auch dabei. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 53
NEUES Pastor Thomas Burke und Pastor Gernot Wilke-Ewert segnen das neue Haus 6 der Mosaik-Schule Claudia Bahns (pädagogische Mitarbeiterin der Mosaik-Schule) In sechs Monaten zum schlüsselfertigen Neubau Zum Schuljahr 2019/20 konnte die Mosaik-Schule vier neue Klassenräume auf dem Gelände an der Hohenfeldstraße eröffnen. Diese wurden in kürzester Zeit in Modulbauweise fertig gestellt. A ls klar wurde, dass die Klassenräume für die Klassen 5 bis 12 der Mosaik-Schule auf dem Gelände des Christophorus-Werkes Lingen e.V. für das Schuljahr 2019 / 20 nicht ausreichen würden, musste schnell eine Lösung her. Die Geschäftsführung des Christophorus-Werkes und die Schulleitung der Mosaik-Schule entschieden sich für die Modulbauweise. So konnte gewährleistet werden, dass die neuen Räumlichkeiten zum Start des Schuljahres bezugsfertig sein würden. 54 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Die Bauphase war für alle ein großes Abenteuer: 01 Bagger, Baukräne und viele Handwerker gehörten zum täglichen Bild. Vom „Platz schaffen“ für das neue Gebäude über das Erstellen der Grundfläche bis hin zum Aufstellen der Hauswände konnte die Schülerschaft der Mosaik-Schule dem Haus beim Wachsen zusehen. © pixabay Im Februar wurde mit dem Roden der Fläche der 02 erste Schritt in Richtung Neubau gelegt. Hier war die Arbeitsgruppe von „BES•SER in Schuss“ aktiv. Im Anschluss kam der Bagger angefahren. Die Fläche, auf der das Haus stehen sollte, wurde vor- bereitet. Anschließend wurde auch schon die Bodenplatte angefertigt. 03 Nachdem die Fläche für den Hausaufbau bereit war, kam das Haus in einzelnen, bereits fertig erstellten Hauswänden angeliefert und wurde mit einem riesi- gen Kran zusammengesetzt. Und schon stand ein Haus, in das vier Klassen der Mosaik-Schule direkt nach den Sommerferien einziehen sollten. Die Handwerker begannen mit den Innenarbeiten. Kabel und Boden wurden verlegt und die Wände bekamen einen Anstrich. In Rekordzeit konnten so noch in den 04 Sommerferien die Möbel eingeräumt werden und die neuen Räume waren für das Eintreffen der Schülerinnen und Schüler fertig. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 55
PROJEKTE Hanna Schleper (Berufsbildungswerk) Projekt AUT-1A Die Abkürzung AUT steht für Autismus, 1A für Exzellenz. Das Projekt betrachtet „die zweite Schwelle – von der Qualifizierung zur nachhaltigen Beschäftigung junger Menschen mit hoch- funktionalem Autismus auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung der Unternehmensperspektive“. Das Forschungsprojekt ist eine Kooperation aus den drei Berufsbildungswerken Abensberg, Timmendorfer Strand und Lingen. Es startete am 1. Juli 2019 mit einem Kick-Off-Meeting in Abensberg und läuft bis Ende September 2020. D ie Ausbildungssituation Ziele des Forschungsprojektes Ablauf des Forschungsprojektes von Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung Ziel des Projektes ist es, die Risiko- Der erste Schritt ist, die Vorbehalte hat sich, insbesondere durch die und Förderfaktoren der bestehenden und Widerstände der Betriebe, erfolgreiche Qualifizierung und Beschäftigungsverhältnisse zu identifi- Menschen mit Autismus einzustellen Berufsausbildung in Berufsbildungs- zieren. Das Projektteam entwickelt und längerfristig zu beschäftigen, werken, im Verlauf der letzten 15 praxisnahe Empfehlungen und Leitfä- zu ergründen – und bestenfalls abzu- Jahren stark verbessert. Doch trotz den zur Verbesserung von Vermittlungs- bauen: Das Projekt untersucht in der Regel guter Schul- und Aus- und Begleitungsaktivitäten und gibt wirksame Wege der Vermittlung und bildungsabschlüsse der Betroffenen, diese zum Beispiel in Form von Infor- Begleitung bereits ausgebildeter ist die Beschäftigungsquote nach wie mationsveranstaltungen oder Fachta- junger Menschen mit Autismus und vor nicht zufriedenstellend. gungen an Betriebe und die interes- erarbeitet Anreizmöglichkeiten für Es wird deutlich, dass die bisher sierte Öffentlichkeit weiter. Unternehmen. Als nächstes werden angebotenen Maßnahmen und Instru- Das Projektteam arbeitet mit der effiziente Maßnahmen zur Unter- mente zur Unterstützung des Über- Studie daraufhin, auf dem realen stützung des Übergangs und des gangs von Menschen mit Autismus in Arbeitsmarkt Verständnis für Arbeit- langfristigen Erhalts von Arbeits- das Arbeitsleben noch nicht ausreichen. nehmerinnen und Arbeitnehmer plätzen entwickelt. Diese Instrumente Daher wurde das Forschungsprojekt mit Autismus zu schaffen und das werden dann in der Praxis erprobt. AUT-1A ins Leben gerufen. deutlich mehr Unternehmen sich Das Projekt richtet sich an Das Forschungsprojekt ist eine diesem Personenkreis mit seinen verschiedene Zielgruppen: Kooperation aus den drei Berufsbil- Stärken und Facetten öffnen. dungswerken Abensberg, Timmen- dorfer Strand und Lingen. © BBW Abensberg Das Projekt-Team: Die wissenschaftliche Leiterin Dr. phil. Katrin Reich (3. v. l.) und Projektkoordinatorin Tanja Ederer (4. v. l., beide vom BBW Abensberg); die Projektleitungen der Berufsbildungswerke, Walter Krug (BBW Abensberg, 2. v. r.), Inka Kielhorn (BBW Timmendorfer Strand, nicht im Bild) und Frank Surmann (BBW Lingen, ganz rechts); die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Berufsbildungswerke, Hannelore Kastorff (BBW Timmendorfer Strand, 2. v. l.) und Hanna Schleper (BBW Lingen, 3 .v. r.), sowie als Wissenschaftliche Begleitung, Prof. Dr. phil. Mat- thias Dalferth (OTH Regensburg, 4. v. r). 56 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Zum einen sind dies Unternehmen mit Schwerbehinderung eingestuft Menschen mit Autismus unterstützen des allgemeinen Arbeitsmarktes sowie oder ihnen gleichgestellt sind, und interessierte Politikerinnen und Inklusionsfirmen, die bereits und eine Berufsausbildung oder ein Politiker, die das Projekt unterstützen Menschen mit Autismus beschäftigt Studium abgeschlossen haben. können, gehören zu den Zielgruppen. haben, aktuell beschäftigen oder Weiterhin gehören Berufsbildungs- es zukünftig planen. werke und Berufsförderungswerke, Die zweite Zielgruppe sind Men- die Menschen mit Autismus ausgebil- schen mit hochfunktionalem det haben dazu. Auch Arbeitsagen- Autismus. Hier insbesondere diejeni- turen und Integrationsfachdienste, die gen Personen, die als Menschen eine Vermittlung der ausgebildeten Clemens Passe (Integrationsbegleiter „Arbeit nach Maß“) Integrationsbegleitung für Menschen mit Autismus C lemens Passe begleitet Menschen mit Autismus-Spektrums-Störungen beim Fachdienst "Arbeit nach Maß". Er unterstützt Menschen mit Autismus auf ihren Wegen in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Ziel ist die Stabilisierung und langfristige Sicherung ihrer Arbeitsverhältnisse. Vor dem Start der Integrationsbegleitung werden mit dem Teilnehmenden und dem Betrieb die entsprechenden Rahmenbedingungen (Dauer, Ablauf, Intensität, Inhalte, Chancen, Risiken) besprochen. Die Integrationsbegleitung kann je nach Einzelfall sehr unterschiedliche Leistungen beinhalten. So wird u. a. der Betrieb – in der Regel die unmittelbaren Kollegen über das Erscheinungs- bild einer Autismus-Spektrum-Störung informiert. Je nach Bedarf werden Angehörige, Vertrauenspersonen, Betriebs- und Personalräte einbezogen. Die Fähigkeiten und Anforderungen der Klientin oder des Klienten werden ermittelt, Arbeitsabläufe und Tätigkeiten in Abstimmung mit dem Betrieb gesichtet und analysiert. Daraufhin findet eine Qualifizierung direkt am Arbeits- platz statt. Zum Angebot gehört bei Bedarf auch die Beantragung von zusätzli- chen finanziellen Eingliederungshilfen und Hilfsmitteln. Clemens Passe begleitet Menschen mit Autismus in zahlreichen Betrieben in Clemens Passe begleitet Menschen den Kreisen Emsland, Vechta, Cloppenburg und Ammerland bis hoch zur mit Autismus beim Fachdienst Wesermarsch. „Arbeit nach Maß“. „Arbeit nach Maß“ vermittelt Menschen mit Behinderung ihren Wünschen und Fähigkeiten entsprechend passgenau in den Arbeitsmarkt und begleitet sie im beruflichen Alltag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen bei der Berufsorientierung an, begleiten während der Ausbildung und gestalten Über- gänge von Werkstatt oder Berufsbildungswerk ins Unternehmen. Das Team berät und unterstützt ebenso Betriebe, die inklusive Beschäftigungsverhältnisse anbieten möchten. Langfristig sollen so mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeits- markt entstehen und bestehende Arbeitsverhältnisse gesichert werden. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 57
PROJEKTE Melanie Meiners (Öffentlichkeitsarbeit) Gelingende Kommunikation – Verstehen und verstanden werden Wer trotz kommunikativer Einschränkungen nicht nur dabei, sondern mittendrin sein möch- te, benötigt konkrete Hilfen. Hier setzen die sogenannten 5 Standards der Gelingenden Kommunikation an. Die BBS Lingen geben Auftakt für die aktive Umsetzung im Sozialraum. S tandards für Gelingende Kommunikation Berührungsängste werden abgebaut in den Alltag integrieren – daran arbeitet im Rahmen des Projekts „Gelingende Lehrerin Daniela Lakemeier hat gemeinsam Kommunikation – Verstehen und verstanden mit Schülerinnen und Schülern der Berufsfach- werden“ eine Gruppe der Berufsbildenden schule Sozialpädagogische Assistenz eine Schulen (BBS) Lingen für Agrarwirtschaft, Ernäh- Projektgruppe gegründet. Als erster Schritt wird rung, Hauswirtschaft und Soziales. Unterstützt am zentralen Info-Point der Schule über große wird die dabei von Helge Sonnenberg, Bildschirme die „Gebärde der Woche“ angezeigt. Projektleiter für Gelingende Kommunikation Zudem besucht die Projekt-Gruppe die anderen des Christophorus-Werkes Lingen e.V. Fachbereiche und stellt in Gesprächen und kleinen Demonstrationen einzelne Gebärden vor. ay ab pix © Schulleiterin Petra Niewiera (re.), Lehrerin Daniela Lakemeier (2. v. re.) und Projektbeauftragter Helge Sonnenberg (hinten) mit Schülern der Projekt-Gruppe der BBS Lingen Agrar und Soziales. 58 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
© pix aba y „Berührungsängste werden abgebaut“, das Sozialraum – das ist überall dort, wo sich das haben Schulleitung, Kollegium und die Schüle- Leben abspielt: Vereine, Verwaltungen oder rinnen und Schüler der BBS erkannt. „Denn Kirchengemeinden, Arztpraxen und Geschäfte, wenn ich Gebärden schon einmal gelernt und das eigene Kollegium – und eben auch die angewandt habe, dann reagiere ich auch ruhiger eigene Schule. und gelassener, wenn mir ein mit den Händen kommunizierender Mensch begegnet.“ „Das Projekt lebt vom Mitmachen“ Als nächstes möchte die Projektgruppe das aktuelle Raumbeschilderungs-System der Schule Alle Menschen profitieren von Gelingender optimieren, indem sie die Türschilder um ein Kommunikation: Sie hilft Menschen, die nicht jeweiliges beschreibendes Bild/Piktogramm gut lesen oder verbal kommunizieren können ergänzt. Denn die Schülerinnen und Schüler genauso wie Menschen mit Migrationshinter- haben erkannt, wie schwierig es sein kann, sich grund. In Behörden beispielsweise könnten sie zu orientieren, ohne lesen zu können, was auf die Raum-Beschilderungen besser verstehen, den Schildern geschrieben steht. wenn sie auf einem Bild erkennen könnten, hinter welcher Tür sie ihren richtigen Ansprech- Fünf Standards der Gelingenden Kommuni- partner finden. kation Die 5 Standards für Gelingende Kommuni- kation sind im gesamten Sozialraum „Südliches Bei den 5 Standards der Gelingenden Kommuni- Emsland“ bereits sehr verbreitet. Ziel ist es, kation geht es um Gebärdensprache, leicht durch Vernetzung und Weiterentwicklung bald verständliche Sprache, die Nutzung von Bildern auch in der ganzen Region Süd-West-Nieder- und Symbolen, die Nutzung elektronischer Kom- sachsen einen noch höheren Verbreitungsgrad munikationshilfen (z. B. Sprachcomputer) sowie und Wiedererkennungswert zu erzielen. einheitliche Regeln der Informationsweitergabe. „Die Projektgruppe ist ein wichtiger Multipli- Das 2019 gestartete und von der Aktion kator, der die Gelingende Kommunikation im Mensch geförderte Projekt „Gelingende Kom- Sozialraum Lingen zu implementieren hilft“, munikation – Verstehen und verstanden wer- freut sich Projektbeauftragter Helge Sonnenberg den“ wird vom Christophorus-Werk gemeinsam vom Christophorus-Werk Lingen. „Und wir mit der Gütegemeinschaft „Die Vielfalter – wünschen uns, dass noch viele weitere Schulen, Experten für Teilhabe“ durchgeführt und hat Behörden und Verwaltungen nachziehen, denn dabei die Erschließung des Sozialraums im dieses Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn Fokus. viele mitmachen!“ BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 59
PROJEKTE Frank Eichholt (Leiter der Initiative LinaS des Christophorus-Werkes Lingen e.V.) Lingen ist Vorbild für „Mehr Inklusion für Alle" Nach dem Vorbild von LinaS (Lingen integriert natürlich alle Sportler), einer Initiative des Christophorus- Werkes, hat der Deutsche Behindertensportverband einen Leitfaden zum Thema „Inklusion im und durch Sport“ entwickelt. Mit der Umsetzung in zehn Modellregionen und vielen weiteren interessierten Kommunen wirken die Expertise und das Konzept LinaS inzwischen bundesweit. E s begann vor vielen Jahren mit engagierten Eltern und einer Vision von Christophorus-Werk- Geschäftsführer Georg Kruse. Seine klare Aussage: „Wir werden keinen neuen Behinderten-Sportverein gründen“. Das war der Startschuss der Initiative „LinaS“ des Christophorus- Werkes Lingen e. V. und für das Enga- gement einer ganzen Region. Das Konzept von „LinaS – Lingen integriert natürlich alle Sportler“ © Goolkids Bamberg e.V wurde von 2010 bis 2013 erfolgreich im Altkreis Lingen durchgeführt und seit 2013 mit dem Projekt „InduS – Inklusion durch Sport im Emsland“ bereits auf das ganze Emsland über- tragen. Viele Menschen haben seither den Weg in Vereine und Initiativen Von links: Robert Bartsch, Projektleiter Goolkids Bamberg; Felix Streng, Paralympic Sieger und Frank Eichholt, Christophorus-Werk Lingen e.V. gefunden und leben Inklusion. Das Konzept von LinaS setzt auf Partizipa- tion von Menschen mit Behinde- und verbindet den praxisorientierten Unterschiede erfolgreich im Themen- rungen und wirkt unmittelbar in den Konzeptansatz von LinaS mit dem feld Inklusion weiterentwickelt. Frank Strukturen des organisierten Sports. „Index für Inklusion im und durch Eichholt vom Christophorus-Werk LinaS denkt und handelt in kom- Sport“. Dieser Index ist ein Leitfaden des gehört neben Projektkoordinator plexen gesellschaftlichen Netzwerken DBS, der für die Thematik Inklusion im Manuel Beck und Projektleiter Kai und Kooperationen, gestaltet und und durch Sport sensibilisieren und dar- Labinski zum dreiköpfigen MIA- entwickelt den Bereich der Bildung über informieren soll. Beide Ansätze Projektteam, welches gemeinsam mit und steht für Nachhaltigkeit. werden im Projekt MIA miteinander den Hauptansprechpersonen der Nun ist das Konzept des Christo- kombiniert und konnten durch die Modellregionen nachhaltige Entwick- phorus-Werkes mit dem Projekt „MIA Unterstützung der Stiftung „Aktion lungsprozesse ableitet. So wurden – Mehr Inklusion für alle“ und der Mensch“ bundesweit erprobt werden. in den Modellregionen Runde Tische Kooperation mit dem Deutschen ins Leben gerufen, tausende Behindertensportverband (DBS) in Zehn Modellregionen zeigen: Inklu- Menschen befragt, inklusive Sport- zehn Modellregionen in der ganzen sion im Sport gelingt bundesweit feste veranstaltet, Fachtagungen Bundesrepublik angekommen. Denn und Informationsveranstaltungen Frank Eichholt – Projektverantwortli- Am Beispiel von LinaS im Altkreis oder sogar ganze inklusive Sport- cher bei LinaS, Koordinator bei InduS Lingen, haben sich die zehn Modell- wochen durchgeführt. – berät seit Februar 2017 den DBS regionen trotz ihrer regionalen 60 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Weiterhin wurde ein bundesweites partner für das Thema Inklusion im Viele Anfragen nach dieser Expertise Online-Forum unter dem Motto und durch Sport zu gewinnen“, verrät kommen aus anderen Regionen, von „Sie fragen, wir finden gemeinsam Projektleiter Kai Labinski einen der Fachverbänden und Institutionen. Sie Lösungen“ entwickelt und veröffent- wesentlichen Gelingensfaktoren. Am bestätigen den Erfolg des Konzepts. licht. Ebenso wurde der „Index für 8. November 2019 wurde das Projekt Derzeit laufen die Planungen für eine Inklusion im und durch Sport“ an- MIA mit einer bunten Abschlussveran- bundesweite Fachtagung, und zwar in hand der gemachten Erfahrungen im staltung in Hannover als das bisher Kooperation mit der Bamberger Initia- Projekt überarbeitet. „Insbesondere größte Projekt des DBS offiziell beendet. tive „Goolkids Bamberg e.V.“ und durch die Zusammenarbeit mit Frank Die Initiative LinaS des Christophorus- deren Projektleiter Robert Bartsch. Die Eichholt als Projektberater haben wir Werkes mit ihren vielen Mitwirkenden Veranstaltung soll noch in diesem Jahr im Projekt MIA erkannt, dass der ist so zum Vorbild für die Schaffung in Lingen stattfinden. Aufbau von inklusiven Sportland- inklusiver Sportstrukturen in der gan- schaften in Städten und Kommunen zen Bundesrepublik geworden. Und, über einen sehr praxisorientierten sie ist in Lingen weiterhin aktiv. Sie Ansatz funktioniert, bei dem es vor unterstützt die inklusive Weiterent- allem gelingen muss, einzelne Perso- wicklung Lingener Sportvereine und nen, Netzwerke und Kooperations- bietet ihnen Fördermöglichkeiten an. © Goolkids Bamberg e.V Beim feierlichen Abschluss des Projekts MIA – Mehr Inklusion für Alle – freuen sich die Akteure über das Gelungene. Weitere Informationen unter: www.mehr-inklusion-fuer-alle.de BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 61
PROJEKTE y ba xa pi © Melanie Meiners (Öffentlichkeitsarbeit) Kinder- und Jugendhilfe gewinnt KinderHabenRechtePreis Welche Rechte habe ich? An wen kann ich mich wenden, wenn meine Rechte missachtet werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie Fachkräfte der Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe in einem Workshop im April vergangenen Jahres (wir berichteten in der letzten Ausgabe). Die Einrichtung hat dafür den Niedersächsischen KinderHabenRechtePreis 2019 erhalten. U nter dem Motto „Überall sicher sein!“ wurden Christophorus-Werk•Kinder- und Jugendhilfe, in der pädagogische Einrichtungen, Organisationen und Bewerbung an den Deutschen Kinderschutzbund Nieder- Vereine gesucht, die Kinder und Jugendliche in sachsen. ihrem Bildungs- und Betreuungsalltag sowie in ihrer Frei- Die Kinder- und Jugendhilfe hat sich unter 33 zeit begleiten und konzeptionelle Maßnahmen zur Bewerbern durchgesetzt: Im September machte sich die Prävention von Gewalt und Missbrauch treffen, damit sie ganze Projektgruppe auf den Weg nach Hannover. Im GOP ein möglichst „sicherer Ort“ sind. Theater durfte sie den Preis von Sozialministerin und „Unsere Zielgruppe hat meistens im Laufe ihrer Biogra- Schirmherrin des KinderHabenRechtePreises, Carola Rei- fie die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene ihre Grenzen mann, und dem Landesvorsitzenden des Kinderschutzbun- missachten; oft haben sie Vernachlässigung und Gewalt des, Johannes Schmidt, entgegennehmen – eine Urkunde, erlebt. Zusammen mit Kindern und Jugendlichen möchten eine Siegerstatue und einen Scheck über 4000 Euro. wir ein Beschwerdeverfahren entwickeln. Die jungen Men- „Das Preisgeld möchten wir für die Umsetzung von schen sollen wissen, was sie tun können, wenn gegen ihre Konzeptideen nutzen. Wir arbeiten weiter an dem Thema Rechte verstoßen wird“, erklärte Ina Hartholt, Leiterin der und möchten das Konzept verfeinern. Denn das Projekt © Tom Figiel/Niedersächsisches Sozialministerium Die Projektgruppe bei der Preisverleihung im GOP Hannover. 62 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Die Christophorus- Werk•Kinder- und Jugendhilfe GmbH ist ein freier Träger der Jugendhilfe und ein Tochterunternehmen des Chris- tophorus-Werkes. Die Mitarbeiten- den bieten Kindern und Jugendli- chen Hilfen in schwierigen Lebens- situationen. Sie begleiten junge Erwachsene in die Selbstständig- Insgesamt 17 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie 11 Fachkräfte der Wohngruppen nahmen im keit und beraten Eltern in Bezug vergangenen Jahr am Workshop „Kinderrechte und Beschwerdeverfahren“ im Christophorus-Werk teil. auf ihre Erziehungsaufgaben. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für ein eigenverantwortliches Leben trägt bereits Früchte“, berichtet Hartholt. „Im Rahmen unseres entwi- zu befähigen sowie das jeweilige ckelten Beschwerdeverfahrens haben sich in den vergangenen Monaten Familiensystem zu stabilisieren. bereits einige Kinder und Jugendliche an unsere Vertrauensperson Die Kinder- und Jugendhilfe stellt gewandt. Im nächsten Schritt geht es darum, den Umgang mit heran- ambulante und stationäre Hilfen getragenen Anliegen zu regeln. Die Projektgruppe, bestehend aus vier zur Erziehung bereit. Dazu gehö- Kindern und drei Betreuungskräften, hat bereits Ideen dazu“, erklärt ren im Wesentlichen die Betreuung Hartholt. in Wohngruppen und in Wohnun- Landesvorsitzender Schmidt hob hervor: „Die Beteiligung von gen und ambulante Hilfen wie Kindern und Beschwerdemöglichkeiten ohne Hürden, gerade in der Erziehungsbeistand, Intensive Jugendhilfe und im Verein, beugen Gewalt vor, denn wer seine Rechte sozialpädagoische Einzel-betreu- kennt, kann sie auch einfordern. Wir haben hier super Beispiele für ung, Sozialpädagogische Familien- einen aktiven Kinderschutz.“ hilfe und Betreutes Wohnen. Diese Neben der Kinder- und Jugendhilfe ist das Kinder-Pflegeheim Angebote richten sich an sechs- bis Mellendorf bei Hannover der zweite Preisträger. Einen Sonderpreis 18-Jährige und deren Eltern sowie bekam der Sportverein MTV Ramelsloh im Landkreis Harburg. an junge Erwachsene auf dem Weg in die Eigenständigkeit. Seit dem 5. April 1992 gilt in Deutschland die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nati- onen. 193 Länder haben diese Übereinkunft über die Rechte der Kinder mittlerweile unterzeichnet. Sie gilt damit für nahezu zwei Milliarden Kinder der Erde! Die Kinderrechtskonvention enthält eigenständige Grundrechte der Kinder und signalisiert so, dass nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern mit Respekt zu begegnen ist. Für das tägliche Leben heißt dies, dass alle Kinder in ihren Belan- gen, mit ihren Interessen und Bedürfnissen wahrgenommen werden sollen. Kinder brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem sie willkommen sind und sich anerkannt fühlen können. Seit 2008 loben das Land Niedersachsen und der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Niedersachsen den Niedersächsischen KinderHabenRechtePreis aus. Damit sollen die Kinderrechte, die das Land Niedersachsen 2009 in seine Landesverfassung aufgenommen hat, bekannt gemacht werden, sowie Initiativen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen, als Best-Practice-Beispiele verbreitet werden. BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 63
PROJEKTE Christiane Pöttker (pädagogische Mitarbeiterin im Wohnheim Schapen) Einfach sprechen und schreiben leicht gemacht In der letzten Blitzlicht-Ausgabe berichteten wir zum Thema „Einfache und Leichte Sprache“. Seither haben im Hause des Christophorus-Werkes Schulungen für das Texten in Leichter und einfacher Sprache stattgefunden. Christiane Pöttker, pädagogische Mitarbeiterin im Wohnheim Schapen, hat an einer der Fortbildungen teilgenommen und erzählt. E ine freundliche Runde, dachte ich mir, als und Bewohner im Wohnheim Schapen in Leichte ich den Raum zur Fortbildung betrat. und einfache Sprache zu übersetzen, sodass alle Wir waren etwa zehn Personen. Eine kurze sie lesen und verstehen können. Vorstellungsrunde zeigte, dass Teilnehmerinnen Dozentin Angela Neumann erklärte zunächst und Teilnehmer aus den verschiedensten Bereichen an Beispieltexten die Herangehensweise und die des Christophorus-Werkes dabei sind. Die Dozentin wichtigsten Regeln für Leichte Sprache. Einfache Angela Neumann, Leiterin des Büros für Leichte Begriffe, kurze Sätze, klare Textstrukturen und Sprache BES•SER verstehen, führte uns in das konkrete Erläuterungen – darauf kommt es an. Thema ein. Sie fragte uns nach unseren Zielen und Und damit waren wir auch schon bei den Unter- Erwartungen an die Fortbildung und zu welchen schieden angekommen. Leichte Sprache ist ein Zwecken wir Leichte und einfache Sprache einsetzen feststehender Begriff – deshalb schreibt man möchten. den Begriff mit großem Anfangsbuchstaben – Alle möchten sich den Anforderungen ihrer Kli- und Schreibende halten sich an ein Regelwerk entinnen und Klienten entsprechend ausdrücken. für Leichte Sprache. Das heißt, bestimmte Vor- Das heißt, einfach und verständlich sprechen, Texte gaben müssen eingehalten werden. Zum in Leichter Sprache schreiben und die wichtigsten Beispiel für Schriftgröße, Zeilenabstände und Inhalte auf den Punkt bringen. Ob Angebote im Farbkontraste, aber auch für Satzbau und Freizeitheft für die Klientinnen und Klienten oder Satzlänge. Für das Formulieren in einfacher komplexe Sachverhalte im Schreiben der KiTa an die Sprache gibt es hingegen kein solches Regel- Elternschaft – mit einfacher und Leichter Sprache werk. Vielmehr geht es darum, Sachverhalte so erreicht man eine breite Zielgruppe, denn sie ist für einfach wie möglich darzustellen und ent- jeden verständlich. Mein konkretes Ziel war es, sprechend einfache Formulierungen zu wählen – Regeln und Wochenpläne für die Bewohnerinnen sei es beim Sprechen oder beim Schreiben. Dabei orientiert man sich am besten an den vier Verständlichkeitsmerkmalen, die wir während der Schulung kennengelernt haben. Ob Leichte oder einfache Sprache, das Wichtigste ist, beim Schreiben die Perspektive der Leserinnen und Leser einzunehmen und sich zum Beispiel zu fragen: Welches Vorwissen ist vorhanden? Wie sollten die Inhalte geordnet werden? Welche Fachbegriffe müssen erklärt werden? Je nach Verständnisniveau der Leserinnen und Leser wird entschieden, ob die ab ay Leichte Sprache zum Einsatz kommt oder die pix © einfache Sprache. Durch erste Übungsaufgaben konnten wir uns in das Thema einarbeiten. 64 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
Von der Theorie bis zur praktischen Umsetzung. Angela Neumann vom Büro für Leichte Sprache leitet die Seminarreihe „Texten in Leichter und einfacher Sprache“ im Christophorus-Werk Lingen e. V. Eine Woche später fand der zweite Teil der Fortbildung statt. Zunächst sprachen wir darüber, ob wir das Erlernte „Ich achte insgesamt darauf, dass ich im Gespräch aus dem ersten Teil der Schulung schon anwenden mit meinen Klienten keine schwierigen Wörter konnten. In einer kurzen Runde berichteten alle von ihren mehr verwende und in einfacher Sprache spreche. Erfahrungen seit dem letzten Schulungstag. Und so Ich konnte sehen, dass sie sich im Gespräch lauteten einige der Zitate: sichtlich wohler fühlen. Sie fühlen sich besser verstanden und reagieren auch anders als sonst.“ „Ich habe schon Terminabsprachen in einfacher Sprache gemacht. Das hat auch gut funktioniert. Meine Klientin aus dem Ambulant betreuten Woh- „Für meine Klientinnen und Klienten habe ich nen hat mich besser verstanden. Sie konnte das schon ein ganzes Dokument in einfache Sprache Besprochene wiedergeben, ohne noch einmal übersetzt. Es kam gut an und sie konnten es sinn- nachfragen zu müssen. Das möchte ich jetzt natür- verstehend wiedergeben.“ lich noch weiter ausbauen.“ Das Fazit am Ende der Schulung: Eine mehr als gelungene Fortbildung! Alle Ziele und „Ich habe eine Infoveranstaltung in einfache Erwartungen wurden erfüllt. Die Teilnehmenden Sprache übersetzt; das Feedback war sehr positiv.“ nehmen sehr viel mit und können mithilfe des Erlernten einfache und Leichte Sprache im Alltag ein- und um- setzen. Ich selbst erarbeite im Wohnheim Schapen Texte für die Bewohnerinnen und Bewohner, die wir An diesem zweiten Fortbildungstag brachte im Alltag nutzen können. jeder einen Text mit – ob Pläne, Briefe oder Flyer. Wir machten uns daran, unsere konkreten Anliegen zu erfüllen und unsere eigenen Texte zu übersetzen. Angela Termine für weitere 2-tägige Neumann unterstützte tatkräftig und Schulungen: half bei Fragen und Unklarheiten. 24.09. und 01.10.2020 27.10. und 03.11.2020 Anmeldung und Kontakt: Claudia Schmidt, Fortbildungsbeauftragte Tel. 0591 9142-300, E-Mail: claudia.schmidt@christophorus-werk.de BL ITZLICHT 0 4.2 02 0 © 65 pi xa ba y
PROJEKTE Sandra Düthmann (stellvertretende Leitung KiTa Regenbogen) & Sophia Horstmann (Erzieherin in der KiTa Regenbogen) „Keine Angst vor Zecke Zilli“ In der Kindertagesstätte Regenbogen setzen wir Erzieherinnen uns gemeinsam mit den Kindern täglich mit dem Schwerpunkt „Natur und Lebenswelt“ auseinander. Die Kinder erforschen die Natur und experimentieren mit all der Vielfalt, die die Umwelt zu bieten hat. Damit sie weiterhin mit Spaß und Sicherheit im Freien spielen und lernen können, setzen wir uns insbesondere mit dem Thema „Zecken“ auseinander. Z wei Mal im Jahr – im Frühling und im Spät- sommer – zeigt sie sich am häufigsten: Die Zecke. Seit Februar 2019 ist das Emsland als Frühsommer-Meningoenzphalitis-Risikogebiet vom Robert Koch Institut ausgewiesen. Diese Erkrankung, kurz FSME, wird durch Zeckenbisse ausgelöst. Seit 2016 wurden im Emsland acht FSME- Fälle registriert. Mit der Einstufung als Risikogebiet ist eine FSME-Impfempfehlung für Personen aus dem Landkreis ausgesprochen worden. Diese Empfehlung richtet sich an alle Personen, die sich viel in der Natur aufhalten und somit ein höheres Risiko für Zecken- stiche aufweisen*. Einige Mitarbeitende der KiTa Regenbogen haben zusammen mit der Leitung des Bereiches Entwicklung und Bildung das Projekt „Keine Angst vor Zecke Zilli“ ins Leben gerufen. Ziel ist die Aufklärung von Kindern, Eltern und Mitarbeitenden über den Schutz vor Z Zeckenstichen als auch über die Gefahren – wie zum Beispiel der übertragbaren Erkrankung FSME. Die BINGO Umweltstiftung unterstützt die KiTa bei diesem Vorhaben und ermöglicht die Umsetzung der Ideen. Z Zecke Zilli in der KiTa Im Vordergrund des Projekts steht der achtsame, geschützte Umgang in der Natur. Damit die kleinen Forscher weiterhin angstfrei, mit viel Freude und allen Sinnen die Natur erkunden und erleben können, klären wir sie kindgerecht auf. Lernboxen, Naturschilder, Bilderbücher oder Handpuppen bieten verschie- denste Möglichkeiten, das Leben der Zecke zu erforschen: Das Aussehen und den Lebensraum der Zecke oder wie ich mich mit entsprechender Kleidung richtig vor ihr schützen kann. Ein weiteres wichtiges Thema ist: Was tun, wenn wir eine Zecke an unserem Körper finden? Zecke Zilli in der Elternarbeit Auch außerhalb der Einrichtung sind die Kinder gern im Freien und entdecken die Natur, zum Beispiel im Garten oder bei einem Spaziergang. Daher ist ein weiterer wichtiger Aspekt die Aufklärung der Eltern: Sie lernen, wie sie ihr Kind * https://www.emsland.de/buerger-behoerde/aktuell/fsme-fruehsommer-meningoenzephalitis.html 66 B LI T Z LI C HT 0 4 .2 0 2 0
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