Mein4 - Wirtschaftsförderung Pankow
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E X T R A M ode in und aus Mitte & P ankow Kurze Geschichte der Berliner Modebranche S. 04 www.pankow-wirtschaft.de Buy less, choose well … Mode und Nachhaltigkeit S. 13 mein JULI/AUGUST/2017 Die grosse Freiheit – Modisch geht in Berlin alles S. 20 DAS BERLINER STADTMAGAZIN 4 STADTTEILMAGAZIN ∕ PRENZLAUER BERG Trends & Tipps von René Koch S. 26
ed : rlin e k hal ow an .be ein ge ank ail .de urz ten -M ow tte en P nk t bi end g in eE -pa eib uf un ito ba hr La ckl s @ , s c em t w i ma hte f d En ho öc au die e.t n m itte er din rde M üb na we und Wer rial Themen ihrer Zeit hin. Denken wir zum Bei- spiel an die Mode der 50er Jahre, die mit enganliegenden Kleidern oder Bleistiftrö- cken ein Sinnbild des neuen Wohlstands war. Oder nehmen wir die Mode der 70er Jahre, die ganz im Zeichen der Hippie-Kultur stand, wohingegen die Musik einen beson- deren Einfluss auf die Mode der 90er Jahre hatte. Und das ist nur ein kurzer Blick auf Liebe Berlinerinnen, die letzten Jahrzehnte in Deutschland. Auch liebe Berliner, Modetrends durch die Jahrhunderte symbolisierten ge- sellschaftliche Veränderungen, wie beispielsweise das Bestreben nach Repräsentanz oder Freiheit. unsere Stadt gilt als Zen- trum der Kreativität. Ob Doch Mode ist noch mehr: Sie ist ebenso eine Kunstform. Kunst, Musik, Film oder Kunst ist auch geprägt durch politische Hintergründe und Mode – hier brodeln die wird häufig dazu genutzt, gesellschaftliche Entwicklun- Ideen, und hier werden die gen zu kritisieren. Der Einfluss der Kunst auf die Mode Trends von morgen kreiert. zeigt sich deutlich bei einem Streifzug durch die letzten Aktuell durchleben wir alle Jahrzehnte: Mit Pop Art verzierte Kleider in den 60er herausfordernde Zeiten, die Jahren seien nur als ein Beispiel genannt. Spätestens Zusammenhalt, Flexibilität, Verant- Ende der 80er Jahre wurde Mode selbst zum Kunstwerk, wortung und Verständnis erfordern. Co- sie brach Tabus und zeigte sich einzigartig. Mit Blick auf rona hat die Kreativwirtschaft, zu der auch all die schöp- die Laufstege dieser Welt lässt sich feststellen: Es sind ferisch-kreativen Designerinnen und Designer gehören, Kunstausstellungen auf hohem Niveau! hart getroffen. Umso mehr freue ich mich, dass ich das Mode ist wandelbar und passt sich an ihre jeweilige Zeit Sonderheft Mode im Stadtmagazin mein/4 mit ein paar an. Wertschätzung rutscht heute immer weiter nach oben: Gedanken einleiten darf. Nachhaltiges Design und faire Produktionsbedingungen Über 3.000 Unternehmen mit mehr als 25.000 Beschäf- gewinnen an Bedeutung. Viele Designerinnen und De- tigten sind in der Hauptstadt im Modebereich tätig – das signer der Hauptstadt entwerfen und produzieren in- ist die höchste Dichte in Deutschland. Dabei reicht das zwischen fair und nachhaltig. Diese Tendenz wird unter Spektrum von hochpreisiger Couture und Schneider- anderem anhand der vorgestellten Läden und Labels in kunst über Eco Fashion bis zu Streetwear und von Einzel- der Sonderbeilage Mode deutlich. stücken bis hin zu Kollektionen. Und Berlin steht für Ta- Auch wenn wir eine Weile nicht zusammenrücken dürfen, lente: Viele Auszeichnungen und Preise gehen Jahr für so können wir zusammenhalten. Die Sonderbeilage Mode Jahr an Modelabels aus Berlin. Green Fashion und Up- macht es vor. Dafür danke ich der Wirtschaftsförderung cycling gewinnen zusehends an Bedeutung: Immer mehr der Bezirke Mitte und Pankow sowie dem Stadtmagazin Modelabels berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien. An mein/4, ohne deren Initiative und Engagement das nicht neun Hoch- und Fachschulen gibt es modespezifische möglich wäre. Studiengänge – auch das ist spitze. Das Internationale Lassen Sie sich inspirieren und unterstützen Sie tatkräftig Design Zentrum Berlin oder das Netzwerk NEMONA die Start-ups und Modelabels vor Ort. Ich wünsche Ihnen bietet Service für Designerinnen und Designer. Und nicht viel Freude beim Stöbern. zuletzt zeugt die Berlin Fashion Week von der interna- Bleiben Sie gesund! tionalen Bedeutung der Modestadt Berlin. Mode spiegelt ein Lebensgefühl wider und ist ein Aus- Ihr druck menschlicher Identität: Mit ihr ordnen wir uns ge- Dr. Klaus Lederer sellschaftlichen Gruppen zu oder unterstreichen unsere eigene Individualität. Gleichzeitig ist Mode ein Kultur- Bürgermeister von Berlin und symbol, denn sie weist immer auch auf gesellschaftliche Senator für Kultur und Europa 2
Die Zukunft der Berliner Modebranche Liebe Leserinnen, liebe Leser, gemacht würden? Wäre es nicht sinn- voll, gemeinschaftlich einzukaufen, das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde. zu verkaufen oder gemeinsame Pro- Auch die Welt der Mode ist hier nicht ausgenommen. Im jekte zu starten? Viele Designerinnen Café, auf der Vernissage oder beim Treffen mit Freunden und Designer haben das Problem, dass wird darüber diskutiert und gestritten, wie sie aussehen sie nicht alles alleine schaffen können. Sie kann: die neue, nachhaltige Modewelt. Eine Welt, in der brauchen ein Netzwerk, Kooperationspartner Menschen gesunde Arbeitsbedingungen haben und ge- und Brancheninformationen, um ihr Geschäft breiter recht bezahlt werden. Eine Welt, die klimafreundlich, ge- aufzustellen. Sie brauchen häufig auch Spezialmaschinen, sund und besonders ist. die sie mieten können, oder Know-how vom Modeprofi. Dabei vergessen wir allzu oft, wie schwer es die kleinen Genau aus diesen Gründen arbeiten die Bezirksämter in lokalen Modedesignerinnen und Modedesigner haben, Pankow und Mitte in Kooperation mit dem Modenetzwerk in einer Stadt wie Berlin zu überleben. Das Geschäft mit NEMONA daran, ein Modehaus aufzubauen – um die Zu- der Mode ist aufwendig. Die Designerinnen und Designer kunft der Berliner Textil- und Modebranche zu gestalten. investieren viel Herzblut und Geld, bis die wunderbaren Neben Vernetzungs- und Professionalisierungsangeboten Stücke im Laden präsentiert werden können. Ist das Design soll es einen Makerspace, ein Forschungslabor und Ate- entwickelt, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Nachhaltige liers geben. Außerdem ist eine Boutique geplant, in der Stoffe müssen gefunden werden und ein lokaler Produk- man die nachhaltige Mode der lokalen Designerinnen und tionsbetrieb, der auch kleine Stückzahlen realisieren kann. Designer kaufen kann. Dabei ist Transparenz in der gesamten Lieferkette eine Im angeschlossenen Café können wir uns dann wieder ver- wichtige Voraussetzung, um den nachhaltigen Ansprüchen abreden und über die Zukunft philosophieren und danach gerecht zu werden. Marketing- und Vertriebsstrategien gemeinsam in die Boutique schlendern. Damit die Berliner verschlingen eine Menge Zeit und Geld. Das gilt vor allem, Modewelt ein bisschen besser wird. wenn auf Kommission verkauft werden muss. Daher muss auch hier sorgfältig ausgewählt werden, welche Strategien Mit besten Grüßen zum Einsatz kommen. Oftmals bleibt am Ende der Saison Rona Tietje, Bezirksamt Pankow kaum etwas für die Designerinnen und Designer übrig. Aber wie würde es laufen, wenn mehr Dinge gemeinsam Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales Liebe Leserinnen und Leser, Berlin in der modernen Modeszene etabliert. Die „berlin- typische“ Mode ist so bunt wie die Berlinerinnen und Ber- unsere Haupt s tadt gleicht liner, sie ist geprägt von all den kulturellen Einflüssen, und einem riesigen, bunten Mo- sie versinnbildlicht die Berliner Lebenseinstellung: frei- deschaufenster – ob lässig- heitsliebend und aufgeschlossen, vielfältig und hip. Nicht cool, schnittig-schick oder zuletzt die Offenheit Berlins hat die Kreativwirtschaft in elegant-gewagt, es sind alle den letzten Jahren angekurbelt und viele kleine Unter- Stile ver treten. Gerade in nehmerinnen und Unternehmer angelockt. Doch gerade Sachen Nachhaltigkeit mit kämpfen diese Unternehmen, wie so viele Branchen, um Slow Fashion und in Sachen ihr Überleben. Technologie mit Fashion Tech In der jetzigen Zeit und in der bevorstehenden Weihnachts- zeigt sich die Hauptstadt von ihrer zeit liegt die Chance darin, Entschleunigung und Besinn- innovativen, zukunftsweisenden Seite. lichkeit tatsächlich zu leben. Mit ihren Kiez-Geschäften, Berlin zeichnet sich durch eine pulsieren- ihrer persönlichen Beratung und vertrauensvollen Atmo- de, dynamische und breit aufgestellte Modeszene mit sphäre können Händlerinnen und Händler sowie Mode- internationaler Strahlkraft aus. Die Stadt steht für die enge schaffende punkten und dieses Lebensgefühl verstärken. Verbindung von coolem, experimentellem Lifestyle, Kunst, Umgekehrt sind die Unternehmerinnen und Unternehmer Designinnovation und Nachhaltigkeit. auf Ihre Initiative und Unterstützung angewiesen! Die Entwicklung Berlins zum europäischen Modestandort An dieser Stelle möchte ich all den kreativen Unternehmen hat sich seit der Jahrtausendwende vollzogen. Neben einer meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Denn Vielzahl lokaler Designerinnen und Designer siedelten sich nur Ihretwegen ist Berlin zu der kreativen, lebendigen zunehmend Flagship-Stores internationaler Marken an. und facettenreichen Metropole mit internationaler An- In den letzten Jahren hat gerade grüne und nachhaltige erkennung geworden. Möge sie das trotz aller aktuellen Mode aus Berlin für Aufmerksamkeit gesorgt, und einige Herausforderungen bleiben. derzeit international „gehypte“ Brands kommen aus der Hauptstadt. Ich wünsche Ihnen in dieser schwierigen Zeit Kraft und Durchhaltevermögen. Nachhaltigkeit nimmt in Berlin bei den Modeschaffenden und ambitionierten Newcomern einen sehr hohen Stellen- Ihr Bezirksbürgermeister in Mitte, wert ein. Mit der höchsten Dichte an Modeunternehmen und den meisten nachhaltigen Labels Deutschlands, hat sich Stephan von Dassel 3
Kurze Geschichte der Berliner Modebranche von Marc Lippuner Denkzeichen am Hausvogteiplatz Görß‘ Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz V erlässt man den U-Bahnhof Hausvogteiplatz über den östlichen Ausgang, übersieht man sie leicht, die beschrifteten, in die Treppenstufen an das Ende einer einhundertjährigen Erfolgsge- schichte, die 1837 begann. Die Erfindung der Konfektion eingelassenen Metallstreifen, auf denen jüdische Firmennamen, Adressen am Platz und teilweise auch Jahreszahlen zu lesen sind, von denen die jüngsten „bis 1939“ beziffern. Erst an der obersten I n jenem Jahr eröffneten die Brüder David und Valentin Manheimer, mutmaßlich nach einem Lottogewinn, in der Jerusalemer Straße 17 das tex- Stufe erfährt man, dass es sich um Auszüge aus tilverarbeitende Unternehmen Gebr. Manheimer. dem „Adreßbuch der Berliner Konfektionsfirmen“ Möglich machte diese Firmengründung die Locke- handelt. Hebt man den Blick, schaut man auf drei rung der Gewerbeordnung wenige Jahre zuvor, die hohe, schmale, einander zugeneigte Spiegelflächen, Juden, denen bis dato nur der ambulante Handel die an Ankleidespiegel erinnern, wie man sie aus mit alten Kleidern und Kurzwaren erlaubt war, die der Modebranche kennt. Tritt man zwischen die Gelegenheit bot, im vertrauten Geschäftsbereich zu einem offenen Dreieck arrangierten Elemente, Fuß zu fassen, nun aber auch neue Kleidung an- sieht man sich selbst vielfach, während die Um- zufertigen. Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung gebung, der ebenfalls dreieckige Hausvogteiplatz, schied Valentin Manheimer aus dem Unternehmen, nur bruchstückhaft eingefangen wird. Im Kopf- steinpflaster verankert sind drei Metalltafeln, die über das Schicksal der hier ansässigen jüdischen Unternehmer erzählen, die nach 1933 systematisch und mit zunehmender Gewalt aus der Konfekti- onsbranche verdrängt wurden, in die Emigration mussten oder den Tod in den Konzentrationslagern fanden. Seit nunmehr 20 Jahren erinnert Rainer 4 mein/4
KURZE GESCHICHTE DER BERLINER MODE das Herrenmäntel und -schlafröcke anfertigte, aus. Keine 200 Meter entfernt eröffnete er in der Oberwall- straße 6 mit V. Manheimer eine Fabrik, in der Damen- mäntel aus dickem Wollstoff seriell und standardisiert gefertigt wurden, um sie zu erschwinglichen Preisen Das „Harrods von Berlin“ einer neuen Klientel – der Mittelschicht – anbieten zu Den Titel als erstes Kaufhaus Berlins dürfte Gersons Konfektionspa- können. Das Konzept ging auf, das Sortiment wurde last das Kaufhaus Nathan Israel streitig machen, das bereits 1843 im Nikolaiviertel entstand. Bis in die 1920er-Jahre hinein wurde es sukzessive erweitert. Kundinnen, denen auf Maß ge- sukzessive erweitert, indem die Gebäude der Nachbargrundstücke fertigte Kleidung zu teuer war, hatten fortan die Mög- erworben und integriert wurden, zum Teil, ohne sie architektonisch lichkeit, ihre Kleidungsstücke aus fertigen Kollektionen anzugleichen. 1928 beschäftigte das „Harrods von Berlin“, das und in verschiedenen Konfektionsgrößen auszuwählen: neben Kleidung und Konfektionswaren auch Haushaltsgeräte, Spielzeug, Parfüm, Uhren und Möbel verkaufte, knapp 2.000 An- prêt à porter (deutsch: bereit zu tragen) – von der Stange gestellte, für die die Firma auch soziale Verantwortung übernahm, zwar, aber en vogue. indem sie Weiterbildungen ermöglichte und Pensionsregelungen Nur ein Jahr später bot auch der als Hirsch Gerson schuf. Der letzte Inhaber des Kaufhauses, Nathan Israels Urenkel Wilfrid, musste sich 1939 dem politischen Druck der Nationalsozia- Levin geborene Hermann Gerson in Serie gefertigte listen beugen und den Familienbetrieb verkaufen. Damen- und Herrenmäntel an, die vielleicht eine Spur Zu dieser Zeit und auch nach seiner Emigration in seine Geburts- exklusiver waren. Bereits 1836 hatte er ein Ladenlokal stadt London beteiligte Wilfrid Israel sich aktiv an der Rettung von eröffnet, das „weiße Stickerei, Blonden, Tüll, Kanten, Juden aus Deutschland. So spielte er eine wichtige Rolle bei der Organisation der Kindertransporte nach den Novemberpogromen Gardinenstoff und weiße Waaren“ offerierte. Das Ge- 1938. Am 1. Juni 1943 kam Israel bei einem Flugzeugabsturz in- schäft befand sich in der Königlichen Bauakademie, folge eines Geschosstreffers der deutschen Wehrmacht ums Leben. die seinerzeit nicht nur Lehr- und Verwaltungsgebäude Im selben Jahr fiel der Kaufhauskomplex im Bombenhagel in war, sondern im Erdgeschoss auch zwölf Läden mit Schutt und Asche. Heute erinnern zwei Stolpersteine in der Span- dauer Straße an das Kaufhaus und an Wilfrid Israel. hochwertigen Angeboten beherbergte. Wie Manhei- mer war auch Gerson schnell erfolgreich, er avancierte zum Hoflieferanten und expandierte, indem er in un- Mailand und Wien entsandt, um modische Impulse mittelbarer Nachbarschaft, am Werderschen Markt 5, der Haute Couture aufzunehmen, die für die Stange gegenüber der Friedrichwerderschen Kirche, ein adaptiert wurden. Während in den Konfektionshäu- prachtvoll ausgestattetes Konfektionshaus bauen ließ. sern die Kleidung in zunehmend glamouröseren Vor- Der 1849 eröffnete Modebazar Gerson galt als „das führsalons präsentiert, angepasst und verkauft wurde, geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Ma- war die eigentliche Herstellung frühzeitig ausgelagert nufakturwaarengeschäft in Deutschland“, dem vielfach worden und verteilte sich auf mehr als 600 selbst- auch zugesprochen wird, das erste Berliner Kaufhaus ständige Schneider, sog. Zwischenmeister, die anhand gewesen zu sein. vorgezeichneter Schnittmuster die aus den Konfek- tionshäusern gelieferten Stoffballen zuschnitten. Mit Hohe Preise und niedrige Löhne dem Nähen beauftragten diese wiederum Frauen, die D er Erfolg lockte Mitbewerber an: 1860 hatten sich um den Hausvogteiplatz bereits 20 Kon- fektionsfirmen angesiedelt, als Berlin elf Jahre später mit ihren Kindern in den Mietskasernen der Berli- ner Außenbezirke zu erbärmlichen Niedriglöhnen in Heimarbeit beschäftigt waren. Bis zu 100.000 Reichshauptstadt wurde, waren es doppelt so viele, Näherinnen sollen auf diese Weise saisonal für die spätestens zur Jahrhundertwende lebte das ganze Konfektionsbranche tätig gewesen sein – anfangs Viertel von der Textilbranche: Kontorhäuser entstan- noch händisch, später mithilfe der Nähmaschine, der den und Zulieferfirmen wurden ansässig, sodass Pro- eine elementare Bedeutung in der Erfolgsgeschichte duktion, Handel, Marketing und Verkauf eng mitein- der seriellen Fertigung von Kleidung zukommt. 1856 ander verzahnt waren. In jenen Jahren etablierte sich brachte der Amerikaner Isaac M. Singer eine erste auch die Berliner Durchreise, die älteste Modemesse haushaltstaugliche Nähmaschine auf den Markt, sie- der Welt. Zweimal im Jahr erschienen die wichtigsten ben Jahre später wurde bei Frankfurt/Main die erste Reiseeinkäufer aus Europa und Übersee, um die neu- deutsche Nähmaschinenfabrik eröffnet, womit das esten Trends der Berliner Modewelt zu begutachten „Schnellnähdings“ auch hierzulande seinen Siegeszug und zum Exportschlager zu machen. Zugleich wurden antrat: Arbeitserleichterung versprechend, zugleich Einkäufer in die Trendsettermetropolen Paris, London, eine enorme Produktionssteigerung garantierend. mein/4 5
fa shion - e x tr a M O D E A U S M I T T E & PA N KO W TINKA BELL WOLLMEISTER.BERLIN: BELAPLUME: Ein Wort. NÄHWERKSTATT feinste Bekleidung aus Eine Schrift. Ein Gefühl. Die Tinka Bell Nähwerkstatt näht Merinowolle für jeden Tag Bei Belaplume werden Geschichten seit 2005 für verschiedene Designe- Bei Jonas Sanders bist du willkommen, und Emotionen durch die Kunst der rinnen und Designer in Berlin und auch wenn du nur in Stöber- und Plauder- Buchstaben hervorgebracht. Gestaltet deutschlandweit überwiegend DOB, laune bist. Ist aber dein Interesse für ein und handbedruckt mit Liebe in Berlin. aber auch Produkte wie Mützen und Kleidungsstück geweckt, erwartet dich 100 Prozent organisch & fair. Accessoires. Das Unternehmen be- eine freundschaftliche und kompeten- In unserem Alltag sind wir umgebend schäftigt ausschließ-lich feste Mit- te Beratung. Denn mit Merinowolle, die von Buchstaben – von Büchern, arbeitende, die über dem Mindest- kühlt und wärmt, geruchsabweisend Zeitung und iPhone-App über Bus- lohn bezahlt werden. und schmeichelnd ist, hat Jonas Sanders haltestelle und Schaufenster bis zu Aufträge werden nicht an Subunter- Erfahrung: Auf seinen Reisen, beim Mode und zur Bierflasche. Jede Schrift- nehmer weitergegeben, alles wird in Paragliding, Skifahren und Bergsteigen art erzeugt ein einzigartiges Gefühl. Berlin produziert. Die Nähwerkstatt hat er alle Vorzüge des Materials kennen- Sie repräsentiert meist eine bestimmte verfügt über einen modernen Maschi- gelernt. Und neuerdings überzeugt er Epoche, eine besondere Stilrichtung nenpark und hat viel Erfahrung in sich auch als Vater von den Eigenschaften oder ein bekanntes Image. der Verarbeitung von elastischen Mate- der Merinowolle. Kleidungstechnisch Ziel von Belaplume ist es, Schriften zu rialien und von leichter bis mittlerer gibt es nicht nur Funktionswäsche, son- finden oder zu konzipieren, die dem Webware. dern vor allem Lieblingsstücke für jeden Inhalt entsprechen. Die T-Shirts sind Bei Tinka Bell wird Zuverlässigkeit Tag und jede Gelegenheit. aus 100 Prozent Biobaumwolle. Jedes großgeschrieben – sowohl was die Dabei kennt Jonas meistens die Hersteller einzelne Teil wird von Hand bedruckt Qualität angeht als auch was die Ein- der kleinen Labels persönlich und auch in der eigenen Siebdruckwerkstatt in haltung vereinbarter Termine betrifft. die nachhaltigen Produktionswege. Wer Wedding. Deine Produktion ist hier in guten also Lust auf Qualität und Schnitt hat, Händen! sollte unbedingt vorbeischauen. Belaplume Kopernikusstraße 21 Tinka Bell Nähwerkstatt Wollmeister.Berlin 10245 Berlin Jacobsohnstraße 10 Jonas Sanders Ab November auch im 13086 Berlin Dunckerstraße 11 Concept Store NOW and THEN 10437 Berlin Werkstattzeiten belaplume.com Mo – Do: 8 – 17 Öffnungszeiten Fr: bis 14.30 Uhr Di – Sa: 11 – 19 Uhr tinkabell.info wollmeister.berlin 6 mein/4
KURZE GESCHICHTE DER BERLINER MODEBR ANCHE fa shion - e x tr a ten vereitelte jedoch die angelaufene Sanierung. In den Folgejahren wurden jüdische Betriebe „arisiert“ oder stillgelegt. Die einhundertjährige Tradition fand ein brachiales Ende, die wirtschaftliche Bedeutung des bis dahin zweitgrößten Berliner Industriezweigs wurde vorsätzlich zerstört. Von 2.700 rund um den Hausvogteiplatz ansässigen Unternehmen blieben im Jahr 1939 noch 98 nicht-jüdische übrig. Eines davon war das Kaufhaus Rudolph Hertzog, das, da die Besitzer christlich waren, als einziges aus der Gründerzeit der Konfektion die Zeit des National- sozialismus überstand. Im selben Jahr wie Gerson hatte Rudolph Hertzog 1839 ein Manufakturwaren- geschäft eröffnet. In der Breiten Straße 13 verkauf- te er Meterware, aber auch Teppiche und Möbel zu Stilikone Louise Festpreisen. Die Geschäfte liefen dank regelmäßig Brooks (1925) gedruckter Reklameanzeigen und ausgefallener Marke- tingideen so gut, dass das kleine Ladenlokal in den nächsten Jahrzehnten mehrfach umgebaut und er- Selbst in den 1920er-Jahren konnte der Bedarf an weitert werden konnte und schlussendlich das 102-fa- Bekleidung in Deutschland noch komplett im Inland che seiner ursprünglichen Nutzfläche hatte. Während hergestellt werden. das Lebenswerk der jüdischen Mitbewerber von den politischen Machthabern zerstört wurde, verkaufte Berliner Chic Rudolph Hertzog als Deutsches Fachgeschäft für Textil- I n den Jahren der Weimarer Republik erlebte die Berliner Modebranche ihren Höhepunkt. Die kriegsbedingten wirtschaftlichen Probleme steckte waren neben eleganter Damen- und Herrenmode zwi- schen 1936 und 1945 auch „parteiamtliche Bekleidung die Konfektionsindustrie gut weg. Mit der Entstehung von Groß-Berlin wurde die Stadt zur Weltmetropole, Berlins ältestes Hutgeschäft die neuen Freiheiten der fragilen Demokratie wurden ausgetestet. In der Damenmode der „Goldenen Zwan- ziger“ dominierte der „Berliner Chic“: figurbetont, androgyn, elegant und frech – die „Neue Frau“ war en vogue. Frauen emanzipierten sich, junge Designe- rinnen eröffneten Modeateliers und Hutsalons. Film- stars wurden zu Stilikonen, Modejournalistinnen zu Meinungsmacherinnen. Illustrierte Modezeitschriften berichteten von neuesten Trends, einige enthielten Schnittmusterbögen für die Hausschneiderei, um Modeaffinen aller Schichten zu ermöglichen, sich Das traditionsreiche Geschäft Kleemann Hüte wurde 1905 am trendbewusst zu kleiden, was den guten Geschäften heutigen Standort in der Schönhauser Allee 131 eröffnet. Es ist der Konfektionshäuser keinen Abbruch tat. das älteste noch existierende Hutgeschäft Berlins. Im Hinterzimmer befindet sich eine kleine Werkstatt, in der Hüte maßgefertigt, Untergang eines Wirtschaftszweigs angepasst, repariert oder aufgepeppt werden. Mit seiner Original- einrichtung aus den 1930er-Jahren verbindet das Ladenlokal E rst die Weltwirtschaftskrise dämpfte 1929 die Euphorie – die Berliner Konfektion geriet unter Druck. Die Firma Manheimer gab 1931 die Geschäf- nostalgische Gemütlichkeit mit zeitgemäßem Sortiment. Die Modistin Doreen Persche, die das Geschäft 1998 übernommen hat, möchte sich nicht auf Trends festlegen, bemerkt jedoch – dank der Fernsehserie Babylon Berlin – ein grundsätzliches Revival der te auf, das Unternehmen Hermann Gerson durchlief Hutmode der 1920er-Jahre: Topfhüte für die Damen und Ballon- im Jahr darauf erfolgversprechend ein Insolvenzver- mützen für die Herren. fahren, die Machtübernahme der Nationalsozialis- mein/4 7
1849 eröffnete der Modebazar Gerson 1901 1871 1847 1877 1906 1899 1849 1889 1848 1884 1883 1904 1882 1900 1900 1858 1868 1860 1890 1898 [Uniformen, Mützen etc.] und Ausrüstung“, ob dies ben praktische Upcycling-Tipps: wie aus einem Filz- bereitwillig geschah, muss hier unbeantwortet bleiben. vorhang ein Herbstmantel wird oder Seidenreste zu Der Enkel des Firmengründers betonte im Entnazi- einem eleganten Turban. Flickenkleider waren in der fizierungsverfahren seine „parteipolitische Zurückhal- Mode des ersten Nachkriegsjahres der letzte Schrei. tung“ – erfolglos. 1949 erfolgte die Enteignung des Zahlreiche Mode- und Mannequinschulen wurden durch Luftbombardements stark beschädigten Gebäu- wieder- oder neueröffnet. Fotoshootings und Moden- des, von dem heute nur eine Fassade an der Scharren- schauen zwischen Berliner Ruinen verkündeten eine straße erhalten ist. Nach der Sanierung 1970 befanden allmählich zurückkehrende Normalität. Die Mode sich bis zum Ende der DDR ein Jugendmode-Kaufhaus der Nachkriegszeit bestimmte ab 1947 der elegante, und ein Hochzeitsausstatter in den Räumlichkeiten. taillenbetonte „New Look“ des französischen Desig- ners Christian Dior, der auch die Berliner Modewelt Mode im Nachkriegsberlin inspirierte. E rstaunlicherweise begann der Wiederaufschwung der traditionsreichen Modeindustrie in Berlin direkt in den ersten Nachkriegsmonaten. Modejour- 662 Kleidungsbetriebe, die etwa 50.000 Menschen be- schäftigten, zählte der Berliner Magistrat bereits 1946. Das Konzept von Zwischenmeistern und Heimarbeit nale und Frauenzeitschriften, denen alsbald wieder erlebte eine Renaissance. Der Großteil der Firmen Schnittmuster beilagen, entstanden unter alliierter siedelte sich jedoch nicht am ausgebombten Haus- Lizenz mit dem Argument, dass „ein wichtiges Ge- vogteiplatz an, sondern nahm im Westen, rund um biet weiblichen Lebens“ nicht verdrängt werden soll, Kurfürstendamm und Tauentzienstraße, aber auch in „nur weil die materielle Erfüllung beschränkter ist Wilmersdorf und Grunewald Quartier. Die Kreationen als früher“. Modesegmente in Wochenschauen ga- entstanden in Westberlin, die Stoffe kamen aus West- REINBERGER COUTURE: handwerklicher Luxus für Frauen REINBERGER Couture ist Als permanente Kollektion bietet der Showroom die meisten Stücke handwerklicher Luxus für das ganze Jahr über an. Eventuell kommen dabei alternative Materi- Frauen von Designer Stefan alien zum Einsatz, da nur limitierte Mengen von einem Stoff benutzt Reinberger. werden, um den Unikatcharakter zu wahren. Sobald du orderst, Alle Modelle der Musterkollek- fertigt REINBERGER Couture dein gewähltes Modell speziell für tion sind so eigenständig wie dich an. Das braucht ein wenig Zeit, man nennt es Slow Fashion. die Frauen, die sie tragen. Jedes Die Musterkollektion dient als Basis, um eigene Wünsche einfließen Kleid, jeder Mantel, jeder An- zu lassen. Das Wunschmodell kann in regulären Konfektionsgrößen zug und jede Abendrobe wer- oder auf Maß gefertigt werden. den vor Ort im Showroom in privater Atmosphäre entworfen. Alle Stücke sind handgemacht in Berlin und komplett maßgefertigt. Reinberger Couture Qualität geht bei Stefan Reinberger immer vor Quantität. Kaufe Am Friedrichshain 10, 10407 Berlin weniger und liebe es für immer: Kombiniert mit besten Materialien Termine nach Vereinbarung ist das wahre Nachhaltigkeit in der Mode. Deshalb hält sich das Tel.: 030 - 42 800 816 Label auch nicht an modische Zyklen – der Designer setzt lieber auf zeitlose Relevanz des Designs. reinberger-couture.com 8 mein/4
Institut für Bekleidungskultur (1955) 1936 1945 1939 1911 1943 1956 1922 1933 1955 1938 1949 1954 1948 1969 1953 1953 1968 1952 1970 1913 1914 1918 Kaufhaus Rudolph Hertzog (1900) © Bundesarchiv, Bild 183-32476-0019 / Klein deutschland. Alsbald erschwerte die Berlin-Blockade und Zulieferer verließen die Stadt, die in den Messe- das Geschäft: Stoffe wurden während der Luftbrücke hallen am Funkturm gebündelte Modemesse interchic von dort nach Berlin geflogen, hier verarbeitet, um konnte sich als Nachfolgerin der dezentral veranstal- dann wieder ausgeflogen zu werden. Für die Berli- teten Durchreise nicht etablieren. Einzelne Designer nerinnen blieb die neue Mode ein Traum, denn ein wie Uli Richter hielten die Fahne hoch, Berlin wurde Großteil der Waren war für den Export bestimmt. Tummelplatz des Nachwuchses und der Avantgarde. Als Wirtschaftsstandort spielte Westberlin jedoch in Mode im geteilten Berlin der Modewelt keine Rolle mehr. B edingt durch den zunehmenden Inselstatus der westlichen Halbstadt wurden Düsseldorf und München ab den 1950er-Jahren zu Modezentren aus- Im Ostteil der Stadt wurde Betriebe der Konfektions- industrie zunehmend verstaatlicht, 1952 zog das Institut für Bekleidungsindustrie, das als nachgeordnete Einrich- gebaut und stellten schnell eine ernsthafte Konkurrenz tung des Ministeriums für Leichtindustrie gegründet dar. Wenngleich auch Westberlin vom Wirtschafts- wurde, ins Haus der Mode, das vom Krieg verschont ge- wunder dieser Jahre profitierte, mit der Durchreise die bliebene Kaufhaus Jandorf an der Brunnenstraße. 1957 älteste Modemesse der Welt wiederbelebte, mit dem wurde es in Deutsches Modeinstitut, 1972 in Modeinstitut Bikini-Haus am Zoo 1957 einen neuen Produktions- der DDR umbenannt. Seine Aufgabe bestand in der und Präsentationsstandort für Berliner Designerinnen „Erarbeitung der theoretischen Grundlage für die Ent- und Modemacher schuf, und obgleich jedes dritte in wicklung der Mode, die Gestaltung der Erzeugnisse der Westdeutschland verkaufte Kleid hier produziert wur- Textil-, Leder- und Bekleidungsindustrie und der Pub- de, begann der schleichende Niedergang, der mit dem lizierung und Präsentation der Modelinien“. In den bis Mauerbau 1961 unaufhaltsam voranschritt. Kreative unters Dach eingerichteten Werkstätten für Schmuck, EISDIELER: hochwertiges Styling von Kopf bis Fuss 1995 gründeten vier Mode- bis Fuß gibt. Die eigenen Entwürfe werden immer noch zu fairen designer eine Ateliergemein- Bedingungen in Deutschland, Polen und der Türkei in kleinen schaft mit Verkaufsraum in Serien hergestellt. Dabei verwenden die Designer hochwertige einer ehemaligen Eisdiele in Stoffe und legen großen Wert auf die Verarbeitung. Berlin-Mitte. Ganz im Stil der Es ist immer noch eine der Adresse für jene, die keine Fast Fashion Neunzigerjahre wählten sie suchen und ihren Einkauf gerne mit gutem Gewissen ein paar Jahre den Namen nach dem, was der tragen möchten. Seit letztem Jahr gibt es zudem einen Onlineshop. Laden früher mal war. Statt Der stationäre Laden bleibt weiterhin das Aushängeschild von Eis- kaltem Eis gab es nun kalte dieler und freut sich seit 25 Jahren auf treue Stammkunden und Winter und eine spärliche Ofenheizung. Trotzdem nähten sie mit neugierige Kunden von morgen. viel Elan hinten und verkauften vorne. 1999 zog der Laden in die Kastanienallee 12 nach Prenzlauer Berg. Eisdieler Nebst der eigenen Mode fanden nun auch andere Marken für Kastanienallee 12, 10435 Berlin Schuhe und Accessoires den Weg ins Sortiment von Eisdieler, so- eisdieler.org dass es heute eine umfangreiche Auswahl für ein Styling von Kopf mein/4 9
fashion-extra KURZE GESCHICHTE DER BERLINER MODEBRANCHE Hüte, Schuhe und Bekleidung wurden Musterkollektionen auf internationa- Berlins letzter lem Niveau entworfen, die angesichts Pantoffelmacher von Rohstoffengpässen nur ansatzweise 1908 begann Bernhard Jünemann in seiner umgesetzt werden konnten. Trotz ma- Magdeburger Wohnung mit der Herstellung terieller Beschränkungen wurden die von Pantoffeln. 1927 zog sein Sohn Otto nach Berlin und eröffnete ein Ladengeschäft Ergebnisse zweimal jährlich vorgestellt, mit Werkstatt in der Lottumstraße. Seit 1981 ebenso wurden internationale Mode- ist der Betrieb in der Torstraße 39 (damals wettbewerbe mit Fachleuten aus ganz Wilhelm-Pieck-Straße) beheimatet. Gab es JULIYA KROS: exklusive zur Wendezeit noch sieben Pantoffelherstel- Osteuropa abgehalten. Darüber hinaus Damen-Designermode, ler in Berlin, ist Jünemanns Pantoffeleck seit versuchte das Institut modische Richt- 1992 das einzig verbliebene Unternehmen. deren Ästhetik zeitlos ist linien vorzugeben, selbst solch kleinen, JULIYA KROS ist eine Marke für inhabergeführten Manufakturen, wie Damenbekleidung, die 2015 von der dem Berliner Pantoffelhersteller Jüne- Designerin Julia Perekrestova kreiert wurde. Seit der Debütshow der SS2016- mann. Kollektion nimmt die Marke regelmä- Um die vorgeschlagenen Trends be- ßig an der Ukrainian Fashion Week teil. kannt zu machen, gab das Modeinsti- In ihren Kollektionen offenbart die tut auch die größte Modezeitschrift der Designerin ein neues Gefühl weiblicher DDR heraus: Sibylle, die 1956 erstmals Sexualität – verborgen und unausge- erschien, durch anspruchsvolle Ästhe- Seit 2007 führt Reno Jünemann das Geschäft sprochen.Auf der Suche nach neuen in vierter Generation. Da Mode vergänglich Silhouetten, experimentiert die Desig- tik bestach, wenngleich die gezeigte ist, möchte er seine Hausschuhe gar nicht als nerin mit dem Schnitt und verwendet Mode nur wenig mit der realsozialisti- Mode bezeichnen. Dass sie zunehmend auch die Technik der japanischen Modellie- schen Wirklichkeit gemein hatte. Die von jungen Leuten wiederentdeckt werden rung, die sich von Formen in der Skulp- und langsam Kultstatus erreichen, mag Jüne- Bekleidungsherstellung war über die mann selbst manchmal kaum glauben. tur und Architektur inspirieren lässt. Die Verwendung von Schwarz und ganze Republik verteilt, Berlin wurde Weiß ist Teil der Markenphilosophie, da mit dem im Lichtenberg ansässigen diese nicht von der Hauptidee ablenken VEB Bekleidungswerke Fortschritt zum Markt und die Auguststraße. Hier er- und ein klares Bild schaffen. Durch Fal- größten Produzenten von Herrenmo- öffneten beispielsweise Stefan Dietzelt ten, Verdrehen, Schneiden und Stecken wird der Stoff neu erfunden, und somit de. Wie im Westteil der Stadt etablierte und Martin Ruppert direkt nach der entsteht schließlich eine dreidimensio- sich in den 1980er-Jahren auch in Ost- Modeschule in einer ehemaligen Eis- nale Form. Die Besonderheit ist, dass berlin eine Nische für avantgardistische diele ihr erstes Geschäft. 1999 zogen die verschiedenen Teile im Schnitt die junge Modermacherinnen und -macher: die Eisdieler in die Kastanienallee. Sie vielfältige Wandelbarkeit des Modells So sollen Modegruppen wie chic, char- waren die ersten Modemacher in der ermöglichen. mant & dauerhaft oder Allerleirauh mit gänzlich unterentwickelten Straße, für „Mon gothique“ (französisch: meine Gotik) ist der Name der Juliya-Kros- bizarren Inszenierungen den VEB-De- die Gentrifizierung noch ein Fremd- Kollektion der Saison Herbst/Winter signern den Schneid gestohlen haben. wort war. Schnell folgten weitere Berli- 20/21. Als Inspiration hierfür diente die ner Label, Boutiquen, Showrooms und Gotik der mittelalterlichen Kunst, die Aufbruchstimmung Vintageläden, von denen viele, aber ihren Ursprung in Frankreich hat. Die Designerin betrachtet diesen Stil durch das Prisma der Moderne und vermittelt durch seine Entwürfe die eigene Wahr- B ei Null musste die Modeszene in Berlin nach dem Mauerfall also nicht anfangen, jedoch war die Stadt längst nicht alle, wieder verschwun- den sind: Die Kastanienallee wurde zur Castingallee, ein Ruf, der ihr bis nehmung der historischen weit davon entfernt, eine Modemetro- heute anhaftet. Auch den Bremer Ste- Periode. pole zu sein. Während die Beklei- fan Reinberger zog es nach Prenzlauer NK-Line. Design Atelier Berlin dungsbetriebe der DDR abgewickelt Berg, obwohl die Kundinnen seiner Trarbacher Straße 8 oder durch die Treuhand privatisiert maßgeschneiderten Couture-Kollek- 13088 Berlin wurden, etablierten sich Mitte und tionen in den 1990er-Jahren eher am fashion-nkline.de Prenzlauer Berg in den 1990er-Jah- Ku‘damm flanierten. Wenngleich die ren zu angesagten Modespots: Ateli- Grenze heute nicht mehr so scharf ers, Manufakturen und Designerläden gezogen werden kann, steht der gut- entstanden rund um den Hackeschen bürgerliche Westen der Stadt jedoch 10 mein/4
KURZE GESCHICHTE DER BERLINER MODEBRANCHE fashion-extra nach wie vor für hochwertige Couture, Aufmerksamkeit erregte. Im Sommer während in Berlins Mitte eher Street- 2020 verkündeten die Premium und die style geschneidert und verkauft wird. Nachhaltigkeitsmesse Neonyt, bis da- hin elementare Bestandteile der Berli- Modemetropole ner Modewochen, ihren Umzug nach A nfang des neuen Jahrtausends machte Berlin einen wichtigen Schritt in Richtung Modemetropole: Frankfurt/Main ab dem Sommer 2021. Durch den Weggang manifestiert sich der Ruf Berlins als Partystadt, in der 2003 wurde die erste Premium-Messe in viel und Aufregendes passiert, in der einem U-Bahn-Tunnel am Potsdamer aber nicht unbedingt Geschäfte ge- 1 9 7 9 SWIMWEAR: Platz als Businessplattform für zeitge- macht werden. Ganz Lady, ganz zeitlos nössische Mode ausgerichtet, im sel- Nichtsdestotrotz soll die Berlin Fashion Ladylike und zeitlos elegant. Im Bikini ben Jahr fand auch die Bread & Butter Week auch ohne die Messen weiterhin oder Badeanzug gut aussehen und sich dabei wohlfühlen. Die Bademode von als Leitmesse für Streetwear und All- stattfinden. Stefan Reinberger sieht hier 1979 wird in über sechs verschiedenen tagsmode erstmals in Berlin statt. Sie gerade für kleinere Label eine Chance, Größen gefertigt. Hier findet jede Figur machten Berlin zum international be- wieder sichtbarer zu werden. Es sei ih- ein passendes Modell, denn es wird achteten Modestandort, der etablier- nen zu wünschen. Ob die Berliner Mo- größter Wert auf exzellent sitzende Schnitte gelegt. ten Modehäusern, vor allem aber auch deszene Modewochen wirklich braucht, Die Linie umfasst Klassiker wie den jungen Berliner Labeln die Möglich- ist eine gute Frage, wenn man sieht, hochtaillierten Bikini, aber auch sport- keit bot, überregional wahrgenommen was die vielen Designerinnen und De- liche Modelle. Drei verschiedene und anerkannt zu werden. Seit 2007 signer in dieser Stadt täglich auf die Höschenformen lassen sich mit zwei waren diese und weitere Modemessen Beine stellen. Einige von ihnen werden Topvarianten in einer großen Farb- auswahl kombinieren. Bei den Eintei- Teil der von der Senatsverwaltung für auf diesen Sonderseiten vorgestellt, vie- lern kannst du zwischen hohen oder Wirtschaft ins Leben gerufenen Berlin le andere kann man entdecken, wenn tiefen Beinausschnitten wählen und Fashion Week, die vor allem durch ihre man mit offenen Augen durch die Stadt ob du zusätzliche Badeschalen (Cups) zahlreichen Modenschauen mediale flaniert. ■ wünschst oder nicht. Die hochwertige Verarbeitung steht im Vordergrund, ebenso die Nachhaltigkeit bei Materia- lien und Arbeitsprozessen. Lektüreempfehlungen Alle Zutaten bis zum kleinsten Häkchen sind von höchster Qualität und zertifi- Berliner Geschichte – Zeitschrift für Geschichte und Kultur: Modestadt Berlin. Elsengold Verlag 2020 ziert. 1979 Swimwear ist Teil eines Jörg Buntenbach: Modemetropole Berlin. L&H Verlag 2014 Berliner Designerinnen-Kollektivs, das Uwe Westphal: Modemetropole Berlin 1836–1939: Entstehung und Zerstörung der jüdischen unter dem Dach des Concept Stores Konfektionshäuser. Henschel Verlag 2019 NOW & THEN zu Hause ist. Profitiere als Leserin des mein/4- Magazins vom Weihnachtsrabatt in Höhe von 15 Prozent beim Einkauf von 1979-SWIMWEAR-Teilen oder Geschenkgutscheinen. Verwende einfach den Code MEINVIERTEL (auch online gültig bis zum 15.01.2021). NOW & THEN Kopernikusstraße 21 10245 Berlin 1-9-7-9.com Stadtführungen zur Geschichte der Mode in Berlin bietet die Kunsthistorikerin Karen Pastofski an. Die nächsten Termine für den Rundgang Konfektion und Kaufpaläste – Modegeschichte made in Berlin, der vom Hausvogteiplatz zum Nikolaiviertel führt, finden am Sonntag, den 7. Februar 2021 (14:00 Uhr), sowie am Samstag, den 14. März 2021 (15:00 Uhr) statt. Um Anmeldung wird gebeten: info@berlinganznah.de mein/4 11
fa shion - e x tr a M O D E A U S M I T T E & PA N KO W AURELIA PAUMELLE: DAS ROTE KLEID: feminine CDS DESIGN & SOFTWARE: nachhaltig französisch Modelle für pure Lebensfreude Programme für Mode- und Aurelia Paumelle ist eine geschlechts- Das Berliner Label DAS ROTE KLEID Textildesign neutrale, nachhaltige französische steht für Lebensfreude pur. Dabei gibt Als Diplom-Modedesignerin hat Ulrike Modemarke. es in der Boutique natürlich nicht nur Strenge über 15 Jahre festangestellt und Mit echtem Modebewusstsein und rote Kleider! Die Designerin Petra freiberuflich für die Textil- und Beklei- „savoir-faire“ entwirft die Designerin Gittel entwirft in ihrem Musteratelier dungsindustrie gearbeitet. Heute ist in ihrer Berliner Atelierboutique in Prenzlauer Berg feminine Kleider, sie Geschäftsführerin der CDS Design limitierte Kleidungseditionen. Die in Röcke und Oberteile, die durch ihre & Software Vertriebs GmbH und bie- Prenzlauer Berg ansässige Boutique ist hervorragende Passform überzeugen. tet dort eine Auswahl an spezifischen nicht nur ein einfacher Laden: Alles Die hochwertigen Stoffe werden oft mit Softwareprogrammen für Mode- und wird von Grund auf neu gemacht, von hauseigenen Mustern bedruckt. Für Textildesign, Textile Kunst und Hand- der Konzeption bis zum Endprodukt. jeden Typ gibt es hier ein neues Lieb- arbeiten an. Absolute Highlights sind lingskleid, das garantiert der Figur die kostengünstige Schnittkonstrukti- Ihr nachhaltiger Ansatz bei der Her- schmeichelt. ons-Software für Grund- und Modell- stellung hat sie dazu veranlasst, jahres- zeitlose Kleidung neu zu erfinden und DAS ROTE KLEID befindet sich auf der schnitte FITTINGLY SEW und für den Modeprozesse zu überdenken, indem Oderberger Straße 18. Auf zwei Etagen leidenschaftlichen Stricker die Strick- sie fair gehandelte Textilien und Pariser kannst du hier nach Lust und Laune design-Software DESIGNAKNIT. Damit Dead-Stock-Stoffe verwendet. die vielfältigen, limitierten Modelle kannst du Hand- und Strickmaschinen- anprobieren. Eine umfassende Bera- Modelle schnell und mit viel Spaß ent- Aurelia Paumelle und ihr Team glauben tung und der hauseigene Änderungs- werfen und sogar in eine Handstrick- an eine modische Revolution und einen service gehören selbstverständlich dazu. maschine übertragen. bewussten Konsumenten. Aus diesem Schmuck von Silberstein aus Berlin, Seit vielen Jahren führt Ulrike Strenge Grund sind ihre Kollektionen saisonun- Ledertaschen aus Italien sowie Schals auch individuelle Schulungen und abhängig: Sie sind zeitlose und damit und Tücher aus aller Welt runden das Seminare zum Thema digitale Anwen- perfekte Basics für jede Alltagssituation. individuelle Sortiment ab. Ob im Büro dungen in diesem Bereich durch. Von lässig bis schick – die Kleidung von oder beim Tanzen, mit dieser Kollektion Diese Schulungen sind speziell auf die Aurelia Paumelle kannst du sowohl bei machst du immer eine gute Figur. Bedürfnisse der Mode- und Textilde- der Arbeit als auch nach Feierabend tragen und damit deine eigene Persön- Neben den regulären Öffnungszeiten ist signer zugeschnitten und beinhalten lichkeit und Individualität ausdrücken. es möglich, einen Wunschtermin zum u. a. folgende Themen: professionelle Die Kleidung ist flexibel, leicht zu tragen privaten Shoppen zu vereinbaren. So Modellzeichnungen erstellen, Naht- und sehr bequem! erhältst du die volle Aufmerksamkeit Bibliotheken anlegen, Modellzeich- und ein exklusives Einkaufserlebnis! Die nungen mit Saisonfarben und Drucken Um ihren Kunden in Westeuropa näher Modelle von DAS ROTE KLEID gibt es darstellen, Kolorierungen erstellen und zu sein, begann die Marke eine Partner- außerdem im praktischen Onlineshop. Rapporte anlegen. Unterrichtet werden schaft mit dem Designstudio NK-Line in Berlin, einer Stadt, die immer offen die Anwendungen CorelDRAW Graphics DAS ROTE KLEID für neue, kreative Ideen ist. Das Design- Suite sowie Adobe Photoshop und Oderberger Straße 18 Illustrator. studio freut sich sehr über die verschie- 10435 Berlin denen Kollaborationen von Design, CDS Design & Software Kunst und Mode in Deutschland. Tel.: 030–702 462 94 Vertriebs GmbH Fashion designer Öffnungszeiten: Prenzlauer Allee 34 Mo + Di: Kreativtage Schliemannstraße 14a 10405 Berlin Mi: 14 – 18 Uhr Do: 12 – 18 Uhr 10437 Berlin E-Mail: info@cds-designsoftware.de Fr: 12 – 19Uhr Sa: 12 – 18 Uhr Tel.: 0176–773 722 32 cds-designsoftware.de dasrotekleid.berlin aureliapaumelle.com 12 mein/4
fa shion - e x tr a „ BUY LESS, CHOOSE WELL, MAKE IT LAST“ LAST “ Vivienne Westwood ivienne Westwood bringt es auf den Punkt. Leider sieht die Realität anders aus. Wir kaufen heute 60 Prozent mehr Kleidung, als wir es noch vor 15 Jahren getan haben, behalten diese jedoch nur halb so lang. Dazu wird, laut Greenpeace, jedes fünfte Kleidungsstück nur einmal oder sogar gar nicht getragen. Hat uns der Besitz von unzähligen Kleidungsstücken erfüllter oder glücklicher gemacht? Eher nicht. Aber Mode soll ja Spaß machen, und zum Glück geht es auch anders. Allein in Deutschland werden jährlich 391.752 Tonnen die Sortieranlagen und somit auch der Export stillge- Textilabfall produziert. Laut dem Deutschen Roten legt wurden, war der Absatzmarkt völlig weggebrochen. Kreuz sind nur zwei bis vier Prozent der gespendeten Deshalb stand die Altkleiderbranche kurz vor dem Altkleider in einem so guten Zustand, dass sie an Se- Kollaps. Daraufhin mussten sogar die Altkleidercon- condhandläden in Deutschland oder Westeuropa wei- tainer in einigen deutschen Städten abgebaut werden. terverkauft werden können. Etwa die Hälfte der Klei- Es ist also höchste Zeit, unseren blinden Überkonsum dung geht als Secondhandware nach Osteuropa, in den infrage zu stellen. Was brauchen wir wirklich? Und für Mittleren Osten, nach Mittelasien und vor allem nach welche Werte wollen wir stehen? Auch die Modeindus- Afrika. Der Anteil, der nicht mehr als Secondhandware trie beginnt umzudenken: Nachhaltigkeit und Style weiterverwertet werden kann, wird nach Angaben des schließen sich schon lange nicht mehr aus. Trotzdem Fachverbandes für Textilrecycling zu etwa 40 Prozent werden die meisten Einkaufsstraßen und Einkaufs- als Putzlappen und Sekundärrohstoff (Ersatzbrenn- häuser noch von typischen Fast-Fashion-Brands wie stoff) weitergenutzt. Das Hauptproblem stellt jedoch Zara, H&M und Co. dominiert. die große Menge an Altkleidern dar, die stetig wächst Fast-Fashion-Brands produzieren bis zu 24 Kollek- und Altkleiderverwerter zunehmend überfordert. Dazu tionen pro Jahr und imitieren die Modetrends vom sind während des Corona-Shutdowns viele auf die Idee Laufsteg in geringerer Qualität und zu einem nied- gekommen, ihren Kleiderschrank auszumisten. Weil rigeren Preis. Dabei haben sich die Modezyklen in mein/4 13
fa shion - e x tr a N A C H H A LT I G K E I T I N D E R M O D E schließen sich schon lange Nachhaltigkeit und Style nicht mehr aus. © Foto: Scott Elliot WIDDA & CO.: junges Design – fair, lokal, nachhaltig Das Label WiDDA steht für lässige Mode mit Zeitgeist. Es werden aus- schließlich nachhaltige Stoffe wie Tencel, Modal und Biobaumwolle verwendet. Einige Modelle eignen den letzten Jahren extrem beschleunigt den Einsatz schädlicher Chemikalien sich auch als Still- bzw. Umstands- und zu einer Wegwerfkultur geführt. in den verschiedenen Phasen der Wert- mode. Produziert wird absolut fair Mit Langlebigkeit oder Qualität hat schöpfungskette. Laut der UN Alliance in Deutschland und der EU. dieses schnelllebige Businessmodell of Sustainable Fashion ist die Mode- Neben der eigenen Marke gibt es hier wenig zu tun. branche für acht bis zehn Prozent der junges Design, das nicht überall zu haben ist. Nichts kommt von der weltweiten Treibhausgas-Emissionen Die ungeschminkte Wahrheit Stange, der Fokus liegt auf fair, lokal, nachhaltig: Mode, Accessoires und „Sustainability first!“ – Der renommier- Papeterie – in Kleinserien hergestellt te State of Fashion Report (2020), der Fakten und teils vor Ort von Hand gefertigt. Ob witzige Unterhosen, Socken aus einmal im Jahr von The Business of • Der wirtschaftliche Wert der Biobaumwolle oder vegane Kosmetik – Fashion and McKinsey & Compa- Modeindustrie beträgt stolze für jeden Typ und Geschmack findest ny veröffentlicht wird und die wich- 2.4 Trillionen US-Dollar. du hier ein passendes Geschenk. tigsten Trends für die Modebranche • Weltweit sind ca. 60 Millionen Besondere Schmuckstücke und hand- prophezeit, trifft den Nagel auf den Menschen in diesem Wirt- gefertigte Keramik kommen direkt aus schaftszweig beschäftigt. Rech- Kopf. Inzwischen haben sowohl Mo- Berlin. Herrlich illustrierte Kalender, net man die illegal beschäftig- Bücher, Poster sowie kuschelige Winter- deunternehmen als auch die meisten ten Arbeitskräfte dazu, sind es accessoires sind selbstverständlich Konsumenten erkannt, welchen weit- schätzungsweise 300 Millionen made in Germany. reichenden Schaden die Modebranche Menschen. WiDDA & CO ist ein Laden für Frauen unserer Umwelt zufügt. Wegschauen • Enormer Wasser- und Energie- und Männer, die Wert auf Individualität verbrauch: die Modebranche wird zunehmend schwierig. Und wer und Nachhaltigkeit legen. ist für ca. 20 Prozent der Was- will sich schon für sein Fünf-Euro-T- serverschmutzung und WiDDA berlin Shirt rechtfertigen müssen? 8 bis 10 Prozent der weltweiten slow & fair fashion Hier nochmal die wichtigsten Fakten Treibhausgas-Emissionen ver- Inhaberin: Sabine Kelle zusammengefasst: Der wirtschaftliche antwortlich. Gärtnerstraße 24 Wert der Modeindustrie beträgt stolze • Unwürdige Arbeitsbe- 10245 Berlin 2.4 Trillionen US-Dollar. Weltweit sind dingungen und Ausbeutung Öffnungszeiten ca. 60 Millionen Menschen in diesem sind für Millionen Menschen Mo + Di: 11 – 19:30 Uhr an der Tagesordnung. Wirtschaftszweig beschäftigt. Rechnet Mi: 11 – 18:30 Uhr • Kinderarbeit ist weit verbreitet. Do + Fr: 11 – 19:30 Uhr man die illegal beschäftigten Arbeits- Sa: 11 – 18 Uhr kräfte dazu, sind es nach der Ellen Ma- cArthur Foundation schätzungsweise shop.widda-berlin.de 300 Millionen Menschen, die in der Bekleidungsindustrie arbeiten. In den letzten Jahrzehnten wurde die Branche heftig für ihren enormen Wasser- und Energieverbrauch kritisiert wie auch für 14 mein/4
N A C H H A LT I G K E I T I N D E R M O D E fa shion - e x tr a Wer in Berlins nachhaltiger Modeszene nach neuen Lieb- lingsteilen Ausschau hält, findet ein breites und stilistisch sehr unterschiedliches Angebot – von künstlerischen Ansätzen über Upcycling und Recyclingmode bis zu Streetwear und Eleganz. Aber auch für den Alltag gibt es bürotaugliche Kollektionen, funktionale Casualwear oder futuristische Activewear. Übrigens können nicht nur Frauen Neues entdecken, auch auf Männer warten viele Entdeckungen, darunter sogar ein Desig- nerwear-Verleihservice. Vielleicht ist gerade jetzt der perfekte Zeitpunkt für einen Neuanfang? Mit mehr Zeit für den Genuss von Qualität! und für 20 Prozent der Wasserverschmutzung durch unteren Stufen der Produktionsketten sind jedoch Industrieabwässer verantwortlich. junge Frauen ohne Ausbildung, Rechtsschutz oder Ein weiteres Problem ist Mikroplastik. Durch die Perspektive. Zudem trägt die Modebranche in vielen Textilproduktion und das zu häufige Waschen von syn- Formen zur Geschlechterungleichheit bei. Eine von thetischen Stoffen wie Polyester, Nylon oder Elastan drei weiblichen Fabrikarbeiterinnen wurde bereits gelangt schädliches Mikroplastik in die Weltmeere. Opfer sexueller Belästigung. Unwürdige Arbeitsbe- Die Mikroplastikpartikel werden von Fischen und dingungen, Ausbeutung und Unsicherheit stehen für anderen Meereslebewesen aufgenommen, die die Millionen Menschen an der Tagesordnung. winzigen Partikel nicht von ihrer eigentlichen Nah- Was hat Qualität mit Nachhaltigkeit zu tun? rung unterscheiden können. Belastete Fischarten und Meeresfrüchte landen wiederrum auf unseren Wer kennt es nicht: Wir sind zu einem Event einge- Tellern und dann in unseren Mägen. Wissenschaft- laden, aber es scheint nichts Passendes im Kleider- liche Studien haben bereits Mikroplastik in unseren schrank zu hängen. Häufig laufen wir in so einem Körpern nachweisen können. Durch unseren Konsum Fall doch schnell noch mal los, um ein neues Teil bei schaden wir also letztendlich uns selbst. einer der bekannten Modeketten zu kaufen. Ist ja Hinzu kommt der soziale Aspekt: Laut dem Glo- nichts dabei, oder? bal Slavery Index ist die Bekleidungsindustrie der Leider doch. Aber keine Sorge, dies soll keine Auffor- zweitgrößte Sektor, der moderne Sklaverei betreibt, derung werden, sich nie wieder ein schönes neues Top darunter sind auch viele Kinder. Die meisten in den zu kaufen. Es geht eben auch smarter, und es lohnt NATASCHA VON HIRSCHHAUSEN: entspannte Eleganz und nachhaltige Mode Das Berliner Label Natascha und Sneakern oder zum eleganten Abendlook: Nataschas Designs von Hirschhausen steht für verfeinern jeden Look. Als Winterspecial steht die minimalistische entspannte Eleganz und radi- Schmuckkollektion im Mittelpunkt. Neben schlichten Silberringen, kal nachhaltige Mode, die die fairtrade aus recyceltem Silber produziert werden, gibt es Zero- abfallfrei und lokal produziert waste-Statement-Ohrringe. Schau auf der Webseite vorbei und wird. Alle Komponenten der finde ein besonderes Geschenk. Dort gibt es auch mehr Details, Kollektion sind entlang der die gesamte Kollektion sowie die Winterspecials. gesamten Wertschöpfungskette auf ökologische und soziale Studio Natascha von Hirschhausen Nachhaltigkeit überprüft. Außerdem sind alle Kleidungsstücke Kiautschoustraße 14, 13353 Berlin plastikfrei, werden im Berliner Studio entwickelt und in einer lokalen Manufaktur handgefertigt. Öffnungszeiten nach Vereinbarung Die schlichten – in der Stille extravaganten – Designs sind viel- seitig kombinierbar und passen zu jeder Gelegenheit. Ob zu Jeans nataschavonhirschhausen.com mein/4 15
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