MENSCHEN MACHEN MEDIEN - Aus- und Weiterbildung Fordern und fördern - Funke Mediengruppe Hunderte Entlassungen - Menschen machen ...
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mmm.verdi.de E 2814 Jahrgang 68 MENSCHEN MACHEN Funke Mediengruppe MEDIEN Hunderte Entlassungen Keine Wertschätzung Medienpolitisches ver.di-Magazin März 2019 Nr. 1 Frauen verdienen weniger Aus- und Weiterbildung Fordern und fördern
INHALT IM FOKUS AUS- UND WEITERBILDUNG MEDIENWIRTSCHAFT BERUF 6 FORDERN UND FÖRDERN 13 ZUNEHMENDER TREND ZU 16 FILMSTAB UNTER DRUCK 22 THEMIS ANGENOMMEN Von Silke Hoock INHOUSE-SEMINAREN Arbeitsbelastung Vertrauensstelle gegen treibt Beschäftigte sexuelle Belästigung: 8 ALLES GRÜN MACHT DER 14 ONLINE-SCHULE in andere Jobs Schritt in Richtung AUFNAHMELEITER FÜR JOURNALISTEN Kulturwandel Volontariat beim SWR GESTARTET 18 MASSIVE STREICHUNGEN und Weiterbildung zum Low-Cost-Weiterbildung IM FUNKE-KONZERN 23 SCHON ENTDECKT? Green Consultant in der „Reporterfabrik“ Hunderte Entlassungen NORDSTADTBLOGGER von Correct!v mitten in der Pilotphase 10 FÜR EINE WACHSENDE von „User First“ 24 JE PREKÄRER DER JOB LEIDENSCHAFT DESTO MEHR FRAUEN Vermittlung von Handwerk PORTRÄT 19 BITTERES AUS FÜR Journalistinnen verdienen und Verantwortungs M-DRUCKEREI APM weniger und bekleiden sel- bewusstsein gegenüber tener Führungspositionen der Öffentlichkeit 4 BERUF 20 DUMONT MEDIENGRUPPE VISUAL RESEARCHER: Offenbarungseid aus Köln 12 DAS IPHONE ALLEIN STEPHEN MAIER MEDIENPOLITIK TUT ES NICHT Schulungsfahrplan für TARIFE UND HONORARE mobile Reporter bei der MEINUNG 25 BUCHTIPP: Märkischen Allgemeinen PLATTFORM EUROPA 21 KINO 5 OHNE HALTUNG Existenzsichernde 26 EUROPÄISCHE GEHT ES NICHT Löhne gefordert WEICHENSTELLUNGEN Kommentar von Medienpolitik betrachtet Georg Restle / Monitor 21 PAPIER, PAPPE, vor dem Hintergrund KUNSTSTOFFE der Europawahl im Mai Gutes Tarifergebnis erzielt 21 THOMSON REUTERS VER.DI UNTERWEGS Erste Runde erfolgreich 28 DIE CHANCEN IM BLICK dju und Fachgruppe Medien M mit neuen Vorständen und jeder Menge Vorhaben Titelbild ONLINE Volontär Patrick Schwemling 30 GUT AUFGESTELLT FÜR (.l.) mit seinem Ausbildungs NEUE AUFGABEN Immer aktuell informiert. redakteur Jan Henning Rogge Alle 14 Tage per Newsletter die Konferenzen im Fach beim Mindener Tageblatt (S.6) neuesten Beiträge im Überblick. bereich Medien, Kunst und >> mmm.verdi.de Foto: Alex Lehn Industrie 31 IMPRESSUM 2 M 1.2019
XXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXX Karikatur: Toonpool / mandzel Verantwortung übernehmen „Jeder ist seines Glückes Schmied“ – ein Ausspruch der alten Römer. Das gilt bis heute, meint auch n v. Polentz Ausbildungsredakteur Jan Henning Rogge vom Mindener Tageblatt. Er fordert seinen Volontären alles ab, aber er fördert sie auch, sorgt für gute Bedingungen beim Schmieden von Ideen und deren Um- setzung in crossmedialen journalistischen Content für die Lokalzeitung (S. 6 / 7). Foto: Christia Auch wenn das Lern-Engagement des Einzelnen ein entscheidender Faktor ist, es enthebt den Arbeitgeber nicht seiner Verantwortung für eine qualitativ hohe Aus- und Weiterbildung. Eigent- lich eine Binse, denn schließlich profitieren letztlich die Unternehmen von guten Fachkräften. Erstaunlich ist jedoch, dass uns die Realität immer wieder eines besseres belehrt. Oft muss um Freiräume fürs Lernen gerungen werden. Selbstständige werden häufig ausgeschlossen oder müssen Seminar und Workshop aus eigener Tasche bezahlen. Und das, obwohl sie in Print- und Rundfunkredaktionen einen Großteil der Arbeit leisten. M Menschen Machen Medien fragt im aktuellen Magazin 1/2019, wie die Pra- xis aussieht. Positive Beispiele – sei es in Verlagen wie in Minden, aber auch im Rundfunk wie im SWR beim Volontariat für Aufnahmeleitung (S. 8/9) – bis hin zu Schwachstellen (S. 12 / 13) und umstrittene Trends in der Weiterbildung ergeben einen ersten Problemaufriss. Wer hätte jemals gedacht, dass die Zahl der Bewerbungen für Medienausbildungen so eklatant zurückgehen, wie es derzeit der Fall ist. Aber offenbar hat das auch damit zu tun, dass es um die Zukunftschancen von Absolvent*innen, Volontär*innen und Praktikant*innen im Journalismus, aber auch von Druckfachkräften, nicht zum Besten bestellt ist, angesichts der aktuellen massiven Stellenstreichungen bei den Mediengruppen Funke und DuMont. M ist zudem von der Schließung der Druckerei apm betroffen und wird mit dieser Ausgabe erstmals in Gütersloh gedruckt. 130 apm-Kolleg*innen verloren ihren Job. (S. 18 – 20) Diese Umbrüche in der Branche einhergehend mit Entlassungen, Tarifflucht und Arbeitsverdichtung wa- ren dieser Tage Thema in den Delegiertenkonferenzen der Fachgruppen des Bereiches Medien, Kunst und Industrie (S. 28 – 31). Der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft in ganz Europa stand ebenfalls auf der Agenda. Vor dem Hinter- grund der Wahlen des europäischen Parlaments im Mai hat M die aktuellen medienpolitischen Weichenstellungen aus Brüssel kurz zusammengefasst (S. 26 / 27). Ausführliche Berichte über die Konferenzen der Fachgruppen so- wie über den im Januar gestarteten „M Medienpodcast“ sind zu finden in M Online (mmm.verdi.de) und in Kunst und Kultur Online (kuk.verdi.de). Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin 1.2019 M 3
PORTRÄT Beruf Visual Researcher: Stephen Maier Fähig, um die Ecke ristin-Wolff zu denken Foto: Marie-K A ls Visual Researcher gehört Ein persönlicher Meilenstein war für ihn die erklärt Maier. Mit den Rechtegebern verein- Stephen Maier zu einer Hand- Mitarbeit an der preisgekrönten ARD/ARTE- bart er einen Preis pro Minute oder Sekunde voll Spezialist*innen bundes- Dokumentation „Der Vietnamkrieg – Gesicht bzw. pro Bild oder Dokument. Der Aufwand weit, die für Film- und Fern- einer Tragödie“. „Wir mussten ein Potpourri wird deutlich, wenn man weiß, dass in einer sehproduktionen alle Arten von Blickwinkeln recherchieren“, erinnert historischen Dokumentation Materialien aus von Fremdmaterialien besorgen. „Viele Pro- sich Maier. Sowohl die Perspektiven der trau- bis zu 30 verschiedenen Quellen verarbeitet duktionen machen immer noch den Fehler, matisierten GIs, als auch die der nordviet werden. Liegt der Film dann grob vor, muss Clips einfach aus YouTube zu ziehen und erst namesischen Kämpfer, der Südvietnamesen, der Researcher in den Schnitt und möglichst im Nachhinein darüber nachzudenken, wer der westdeutschen Regierung und die der schnell anhand der Timeline ausrechnen, was denn eigentlich die Rechte daran hält“, be- DDR-Regierung sollten im Film thematisiert das Archiv letztlich kosten wird. Dann muss schreibt Maier die Problemlage. Sein Job als werden. Maier lieferte Pro-Nordvietnam- vielleicht gekürzt oder aufgesattelt werden, Visual Researcher ist es, sich – möglichst früh Beiträge des DDR Fernsehens und Clips aus um das Material ins Budget zu bekommen. – darum zu kümmern, welche Materialien zu Bändern von Gert Ruge und Peter Scholl- „Das erfordert viel Erfahrung und ein persön- welchem Preis zu haben sind, deren Rechte Latour aus dem WDR-Archiv. liches System, um die Kosten möglichst zu klären und sie für die Produktion zu besor- schnell zu eruieren“, so Maier. gen. Kommt die Rechtefrage erst am Ende des Grundsätzlich kümmern sich Visual Resear- Produktionsprozesses auf den Tisch, gibt es cher um alle Arten von Fremdmaterial: Fotos, Als wichtige Voraussetzungen für seinen Be- unter Umständen Probleme und ungeplante Filmclips, Zeitungsausschnitte, Akten. Zurzeit ruf nennt er „Neugierde, Mut und die Bereit- Mehrkosten. sichtet Maier Akten in der Stasiunterlagen-Be- schaft und Fähigkeit, um die Ecke zu denken.“ hörde. Die werden dann gescannt und ein Wenn er bei einem Auftrag nicht auf sein Maier hat an der FU Berlin Geschichte und Grafiker fährt sie mit der virtuellen Kamera Netzwerk zurückgreifen kann, muss er impro- Publizistik studiert und ist dann bei der Köl- ab und highlightet die Ausschnitte, die spä- visieren. Sein Geschichtsstudium hilft ihm ner ZDF-Tochter „Gruppe 5 Filmproduktion“ ter übers Filmbild laufen sollen. Aus von dabei, historische Quellen einzuordnen und eingestiegen. Die zeichnet für bekannte Ge- Maier gelieferten Fotos entsteht ein virtuelles zu bewerten. In den USA, Kanada und Frank- schichtsdokumentationen für das ZDF, etwa Fotoalbum, das im fertigen Film durchge reich sind Visual Researcher inzwischen fes- die Guido Knopp-Reihe „Die Deutschen“ ver- blättert wird. ter Teil einer Doku-Produktion. In Deutsch- antwortlich. Gut für den Researcher – das land fehlt noch eine formale Ausbildung und Handwerk konnte er in der firmeneigenen Manchmal führen ihn Rechercheaufträge das Berufsbild ist bisher wenig professionali- Abteilung für Archivrecherche und Rechteklä- auch ins Ausland. Für die oben genannte Viet siert. Auch deshalb möchte Maier, zusammen rung von der Pike auf lernen. Dem Thema nam-Dokumentation war er persönlich im Ar- mit anderen Kolleginnen und Kollegen, eine zeitgeschichtliche Dokumentationen ist er chiv des französischen Militärs. Material aus Berufsorganisation für Visual Research auf- treu geblieben, heute in der „Februar Film dem Washingtoner National Archive (NARA) bauen. „In Deutschland gibt es bisher ledig- GmbH“ in Berlin. „Obwohl ich 50 Prozent dagegen gibt er bei Rechercheuren vor Ort in lich den PICTAday, bei dem sich aber vorwie- meiner Zeit als Producer unterwegs bin, blei- Auftrag. Die Rechteklärung ist ein wichtiger gend Journalist*innen mit Fotoarchiven tref- ben die Recherche im Archiv und die Klärung Teil seines Jobs. Die betrifft örtliche, zeitliche fen. Die Filmemacher*innen und Filmarchive der Rechte meine Steckenpferde,“ schwärmt und sachliche Rechte. „Je umfangreicher das fehlen dort noch”, bedauert Stephen Maier. Maier von seinem Job. Rechtepaket sein soll, desto teurer wird es“, Gunter Becker ‹‹ 4 M 1.2019
MEINUNG Ohne Haltung geht es nicht E s ist ein vergifteter Begriff, ewegen habe, hat die Welt nicht verstanden, b Haltung garantiert Unabhängigkeit. Wer über den im medialen Kuppel über die wir berichten. nur abbildet, was andere uns in den Notiz- zelt gerade so ausgiebig und block diktieren, macht sich zum verlängerten aufgeregt diskutiert wird: Haltungsloser Journalismus ist eine Chi Arm von Kampagnenführern. Das ist das Haltung! Vergiftet, weil von märe. Wer glaubt, Journalismus käme ohne große Missverständnis, dass sich hinter dem durchaus interessierter Seite boshaft miss Haltung aus, hat noch nie einen Skandal auf- Dogma verbirgt, dass wir nur abbilden soll- verstanden wird, dass Haltung eben kein Sur- gedeckt. Woran messen wir politisches Ver ten, was sei. Ohne Einordnung, ohne Hinter- rogat für Wahrhaftigkeit ist und auch kein sagen oder Fehlverhalten einer Regierung? An fragung, ohne Kontext und Kritik läuft ein militärischer Oberbefehl, dem sich alle jour- Maßstäben, die eben nicht voraussetzungslos ausschließlich abbildender Journalismus im- nalistischen Tugenden unterzuordnen haben. sind, sondern an einen gemeinsamen Werte- mer Gefahr zum Propaganda-Instrument zu Die Diffamierung des Begriffs folgt dabei kanon appellieren, der nicht zuletzt in den verkommen. Dass wir uns als Journalisten einem leicht durchschaubaren Kalkül: Jour- Grundrechten unserer Verfassung, ihrem und Journalistinnen ein eigenes Bild machen nalistinnen und Journalisten mögen das Feld Rechtsstaats- und Demokratieverständnis und nicht nur wiederkäuen, kolportieren oder doch besser denen überlassen, die sich auf umrissen wird. Wir halten die Vermögensver- weiterverbreiten, muss gerade in Zeiten der den digitalen Kanälen zu neuen Meinungs- teilung in Deutschland für ungerecht oder großen digitalen Verwirrung wieder ins Zen- führern in eigener Sache erklärt haben und Pflegeheime für menschenunwürdig. Deshalb trum unseres journalistischen Selbstverständ- ihre schlecht kaschierte Propaganda mög- berichten wir darüber, deshalb wählen wir nisses rücken. Das vor allem ist mit journalis- lichst störungsfrei unters Volk bringen wollen. solche Themen aus. tischer Haltung gemeint, die Unabhängigkeit Schon deshalb ist Trennschärfe ein Gebot der für sich beansprucht. Stunde, um Journalismus von Propaganda, Haltung erfordert Transparenz. Ohne Berichterstattung von Kampagne zu unter- Transparenz wird Haltung zur Manipulation. All dies mögen Selbstverständlichkeiten sein. scheiden. Deshalb ist es wichtig, unseren Erkenntnis- Und doch schleicht sich das Gift einer Kam- weg und unsere Recherchen nachvollziehbar pagne in die Hinterköpfe ein, die den „Hal- Haltung setzt Wahrhaftigkeit voraus. Wer zu machen. Unseren Auswahlkriterien liegen tungsjournalisten“ zum neuen Feindbild aus- meint, Haltung erlaube es, fünfe gerade sein Wertungen zugrunde, unseren Erzählperspek- erkoren hat. Dem gilt es entgegenzutreten – zu lassen, erhebt die Lüge zum journalisti- tiven, unseren Schlussfolgerungen – ob wir es mit journalistischem Selbstbewusstsein und schen Prinzip. Nein, Haltung erlaubt nicht, wollen oder nicht. Diese müssen wir transpa- Haltung. Womit denn Unerwünschtes wegzulassen oder Erwünsch- rent machen, um glaubwürdig zu bleiben. Na- sonst? tes zu verklären. Es gibt kein Recht eines Jour- türlich gehört dazu auch, persönliche Mei- Georg Restle
IM FOKUS Eine gute Ausbildung und das ständige Dazulernen im Umgang mit neuen digita- len Formaten und modernsten Techniken ist auch in Medienbetrieben ein dring- liches Erfordernis. Dieser These wird öffentlich gern zugestimmt. Aber wie sieht die Realität aus in einer Branche, in der es nicht mehr uneingeschränkt hip ist, „irgendwas mit Medien zu machen“? Fordern und fördern Von Silke Hoock E r ist immer erreichbar für sie. Wenn der Schuh drückt, vier Monaten in der Ausbildung und hält sich noch wenn sie sich übergangen fühlen. Er achtet darauf, bedeckt. Der dritte Volo hat Spätdienst. Die Runde dass sie eine inhaltlich gute Ausbildung erhalten und geht auseinander, die Arbeit ruft. Volo Dittmann geht nicht an der Kaffeemaschine verheizt werden. Er tritt ins Lokale, Volo Schwemling arbeitet in der Online-Re- ihnen auf die Füße, um sie zu fordern und zu för- daktion. Hier lernt er, Themen zu werten, interessant dern. Sein Ziel ist es, sie fit zu machen für einen Job, zu teasern. Für das Mindener Tageblatt ist er auch als der bedroht ist. Jan Henning Rogge ist Ausbildungs- Video-Redakteur und auf Facebook unterwegs. „Wir redakteur beim Mindener Tageblatt. „Ich mag Men- dürfen und sollen alles“, berichtet der studierte schen“, sagt der 43-Jährige und das ist wohl die Grund- Sprachwissenschaftler. „Volos dürfen alles, ihre Texte voraussetzung für einen guten Volo-Vater. und ihre Videos werden aber von Redakteuren auto- risiert“, ergänzt Rogge, der auch in diesem Jahr drei „Ausbildungsredakteur ist mein Hobby“, sagt der Volontäre betreut. Dass diesmal keine Frau dabei ist, Mann, der den Volontären mit Respekt begegnet. sei Zufall, bestimmt keine Absicht. Auch an diesem Morgen wird seine Haltung deutlich. Jan Henning Rogge, der Online-Redakteur, der cross- In der Regel werden die Volontäre beim Mindener medial arbeitet und denkt, bittet die Volos, ihre Vor- Tageblatt aus den Praktikanten rekrutiert, die nach ih- schläge für das Jahresthema „Leben im ländlichen rem Studium zum Praktikum in die Tageszeitung kom- Jeder ist seines Raum“ vorzutragen. Dabei sollen sie das große Ganze men. „Da sehen wir, wer sich eignet und wer nicht“, Glückes Schmied. im Auge behalten: gutes Thema, gut aufbereitet, cross- sagt Rogge, der zusammen mit dem Chefredakteur in medial gedacht. „Da habt ihr Gelegenheit zu zeigen, der Auswahljury sitzt. „Das Handwerkszeug für unse- Aus diesem was ihr könnt. Video, Foto, Text“, sagt er ihnen. ren Job kannst du dir aneignen. Das Brennen für den Volontariat kannst Job und auch das Talent kannst du aber niemandem du wirklich was Volontäre dürfen in Minden alles beibringen“, spricht der Redakteur aus Erfahrung. machen, wenn du Hans-Georg Gottfried Dittmann, der sein Volontariat Jan Henning Rogge hat „Bock“ auf seine Leute und willst. bald beenden wird, schlägt eine lokale Bürgersprech- manchmal geht er mit ihnen ein Bier trinken und er- stunde als Event vor: „Ein Get-Together mit Musik- fährt im Gespräch, was gut läuft und was nicht – programm, bei dem die Leute Fragen, Sorgen, Anre- manchmal auch den privaten Grund für das eine oder gungen loswerden können. Ich gehe von Tisch zu andere, scheinbar nicht nachvollziehbare Verhalten. Tisch und höre zu.“ Er selbst möchte das Event mo- „Wir sind Menschen und es gibt für alles eine Erklä- derieren. Rogge findet die Idee gut, lässt sich den Vor- rung.“ Dennoch zieht er Grenzen zwischen Privatem schlag erläutern, bittet noch darum, ihn abzustimmen und Beruf, er muss. Denn spätestens, wenn ein Volon- mit dem Lokalen und auch die Band zu checken, tariat beendet ist und der Journalismus dem Brot „nachher will die keiner hören“. Mehr bekommt erwerb dienen soll, zählen allein Leistung, Können, Rogge an diesem Morgen nicht vorgelegt. Grund: Der Engagement. Für alles andere gibt es dann meistens zweite Volontär Patrick Schwemling (30) ist erst seit kein offenes Ohr mehr. 6 M 1.2019
Foto: Alex Lehn Immer weniger junge Menschen bewerben sich um Zu dem Zeitpunkt war er bereits fünf Jahre Redakteur Die Volontäre ein Volontariat. „Früher standen die Leute Schlange und hatte den ehemaligen Chefredakteur Christoph Patrick Schwemling (l.) und und mussten abgewiesen werden. Heute bist du froh, Pepper an seiner Seite. „Pepper war ein Pionier im Di- Hans-Georg Gottfried Ditt- wenn sich jemand bewirbt“, sagt der Ausbildungsre- gitalen. Er hat die Notwendigkeit nie in Frage gestellt, mann (r.) mit ihrem Ausbil- dakteur. Das alles liege an der mangelnden Perspek- eher im Gegenteil“, sagt Rogge, der auch mit seinem dungsredakteur Jan Henning tive. Medienhäuser fusionierten, Redaktionen würden Hintergrund zu überzeugen wusste. Der studierte Kul- Rogge (m.) im Mindener geschlossen und Redakteur*innen entlassen. Doch ob- turwissenschaftler und Kunstgeschichtler hatte neben Tageblatt bei der Zeitungs- wohl man auch beim Mindener Tageblatt mit sinken- seinem Studium für deutsche und italienische Film- analyse. der Auflage zu tun hat, scheint die Lokalzeitung ein und Fernsehproduktionen als Regieassistent gearbei- Fels in der Brandung zu sein. Das Verlagshaus wurde tet. Kamera-, Videotechnik waren ihm bestens ver- modernisiert. Eine neue Druckerei wurde angeschafft. traut, auch weil er dort bei jeder möglichen Gelegen- Die Zahl der Beschäftigten ist seit Jahren konstant und heit von den professionellen Cuttern gelernt hat. Die die Volontär*innen haben nach der zweijährigen Aus- ab 1997 beim MT implantierten Online-Aktivitäten bildung gute Chancen übernommen zu werden. baute Rogge schon in der Volontärszeit crossmedial aus und entwickelte sie als Jungredakteur weiter. 2013 Recht auf Fortbildung wurde er Ausbildungsredakteur. „Dennoch hat die Branche einen Ruf, der zurzeit keine In Zeiten, in denen Medien unter Generalverdacht ge- In Zeiten, in Zukunft verspricht“, kennt auch Rogge die Ängste jün- stellt werden und der verächtliche Vorwurf Fake News denen Medien unter gerer Menschen. Daher setzt er bei der Ausbildung zu produzieren, salonfähig geworden ist, sei eine gute ganz klar auf crossmedial. Der Online-Redakteur him- fundierte Ausbildung wichtiger denn je, betont der Generalverdacht self macht den Nachwuchs fit in Video, Schnitt, Ka- neue Chefredakteur des Blattes Benjamin Piel (33). gestellt werden, ist mera, Ton etc. „Das müssen die alles draufhaben und „Sie ist die Zukunft, in die wir investieren. Nur so hat eine gute fundierte das Schreiben sowieso“. Das Recht auf Fortbildung ein- der Journalismus eine Chance“, sagt das Mitglied der mal im Monat wird beim Mindener Tageblatt hochge- Theodor-Wolff-Preis-Jury. Ausbildung wichti- halten. Auch der Besuch von externen Fortbildungen ger denn je. ist eine Selbstverständlichkeit. Die Hospitanz in einem Rogges Engagement für das Cross-Mediale schlägt sich Medium ihrer Wahl wird den Volontär*innen ermög- im täglichen Online-Produkt des MT nieder. Aktuelle licht. Allerdings beruht diese auf der Eigeninitiative Videos sind inzwischen selbstverständlich. Jüngst der Volontär*innen: „Auch hier zeigt sich: Jeder ist sei- wurde das neue Videoformat „Fahrstuhlmusik“ einge- nes Glückes Schmied. Aus diesem Volontariat kannst führt. Bis zu vier Künstler*innen, die in den Fahrstuhl du wirklich was machen, wenn du willst.“ Rogge des Verlagshauses passen, haben für die Dauer einer wünscht sich, dass es auch Fortbildungen für Ausbil- Fahrt nach oben 30 Sekunden Zeit, um zu musizieren dungsredakteure gibt. „Gibt es aber nicht. Das ist kein und einen kreativen Minden-Bezug in ihren Texten Scherz.“ Er selbst wurde es, weil er sich auf die frei ge- zu liefern. Die Volontäre filmen das Ganze. „Diese Idee wordene Position während seiner Elternzeit bewarb. stammt von einem Volo“, freut sich Rogge. ‹‹ 1.2019 M 7
XXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXX IM FOKUS Alles grün macht der Aufnahmeleiter Volontariat beim SWR und Weiterbildung zum Green Consultant Amadeus Fischer ist bisher der einzige Volontär im SWR, der die Weiterbildung über Foto: SWR zwei Jahre zum Green Consultant absolviert hat. D ie Hotels für die Crew buchen, Fahr- den normalen Weg eines Aufnahmeleiters durchlau- ten disponieren, Drehgenehmigun- fen.“ Weil Kimmig Entertainment in naher Zukunft gen einholen, am Set darauf achten, sogar ein duales Studium in Medien- und Kommuni- dass die Zeiten eingehalten werden kationswissenschaft anbieten wollte, beschloss er, sich und das Team zusammenbleibt, dafür zu bewerben und bis dahin erst einmal ein kurzum alles koordinieren: Darum kümmert sich bei BWL-Studium anzufangen. Doch dann hat Fischer Film- und Fernsehproduktionen die Aufnahmeleitung. während des Studiums von einer Freundin erfahren, Amadeus Fischer hat im vergangenen September ein dass der SWR ein Volontariat in Aufnahmeleitung aus- Aufnahmeleiter-Volontariat beim SWR abgeschlossen schreibt. Sie selbst hatte beim Sender ein Requisite-Vo- und sich außerdem noch währenddessen zum Green lontariat absolviert. Denn neben den klassischen Vo- Consultant, also Grünen Berater, weiterbilden lassen. lontariaten in Journalismus und Dokumentation bie- Deshalb sorgt er nun zusätzlich dafür, dass der ökolo- tet der SWR außerdem drei technisch-handwerkliche gische Fußabdruck der Produktionen möglichst klein Volontariate an: Aufnahmeleitung, Requisite und bleibt. So aktuell etwa beim Ludwigshafener Tatort, Technik/Produktion, sowie ein Kommunikationsvo- dessen Vorbereitungen er noch bis Ende April als lontariat. Mit seiner abgeschlossenen Ausbildung und Green Consultant begleitet, bevor er dann bei den den zahlreichen Praktika und Jobs bei einer Produkti- Dreharbeiten zum Stuttgarter Tatort wieder als Auf- onsfirma brachte Fischer genau die gesuchten Voraus- nahmeleiter am Set steht. setzungen mit. Er bewarb sich – und bekam nur we- nige Tage nach dem Vorstellungsgespräch die Zusage. Am Anfang Praktikant und Set-Runner Sein BWL-Studium hat er daraufhin im dritten Semes- ter abgebrochen. Das war 2016. Dass er Aufnahmeleiter werden will, war für den 29jährigen schon ziemlich lange klar. Nach seiner Aus- Die Ausbildung zum Aufnahmeleiter beim SWR dau- bildung zum Fachinformatiker hat er immer mal wie- erte zwei Jahre, verdient hat Fischer während dieser der bei der Produktionsfirma Kimmig Entertainment Zeit ungefähr 1.200 Euro Netto. „In den ersten zwei, gejobbt, die hauptsächlich Shows und Unterhaltungs- drei Monaten durchläuft man wirklich jede Abteilung sendungen herstellt. „Am Anfang, als Praktikant, war im Sender, von der Malerei über die Schreinerei bis ins ich Set-Runner und Produktionsrunner, Jahre später Büro, wo man jeweils immer ein paar Tage bis zu ei- habe ich dann für den gleichen Produzenten mal als ner Woche bleibt. Nach den drei Monaten geht es Kabelhilfe, mal als Fahrer gearbeitet. Ich habe quasi dann richtig los, da macht man die ganzen Studiosen- 8 M 1.2019
AUS- UND WEITERBILDUNG dungen mit oder den Sport oder man ist bei der terbildung zum Green Consultant absolviert hat. ARD-Chefredaktion in Stuttgart.“ Im zweiten Jahr hät- „Mittlerweile hat der SWR insgesamt schon acht oder ten die Volontär*innen dann ein bisschen mehr Wahl- neun grüne Berater, weitere Aufnahmeleiter, Produk- freiheit und die Möglichkeit, sich auf bestimmte In- tionsleiter und -assistenten haben die Fortbildung bei halte oder Formate wie etwa Sportsendungen zu spe- der MFG ebenfalls gemacht.“ Als Green Consultant, zialisieren, erzählt Fischer. etwa beim Tatort, analysiert Fischer nun während der Vorbereitungen zum Dreh, wo es ökologisches Spar- Umdenken für nachhaltige Produktion potenzial gibt: „Sind die Hotels grün, müssen immer alle Autos mitfahren oder kann man Fahrgemeinschaf- Und in eben diesem zweiten Jahr seines Volontariats ten bilden? Welche Technik hat das Haus zur Verfü- wurde der junge Aufnahmeleiter von Michael Becker gung und kann auch eingesetzt werden, zum Beispiel gefragt, wie es denn bei ihm mit dem Thema Nach- LED-Technik. Um Plastik zu vermeiden, müssen Was- haltigkeit aussehe. Becker ist Herstellungsleiter und serstationen besorgt werden. Und man versucht, das treibt im Sender die Bemühungen voran, künftig res- Catering zumindest grün anzuhauchen, etwa durch sourcenschonender zu produzieren. Dafür arbeitet der einen Veggie-Tag.“ Letzteres gestalte sich dabei übri- SWR eng mit der baden-württembergischen Filmför- gens am schwierigsten, verrät Fischer. Denn: „Das derung MFG zusammen, die nicht nur einen Hand- muss man natürlich auch beim Team abfragen, ob sie lungsleitfaden für nachhaltige Produktionsweise ent- denn überhaupt einen vegetarischen Tag wollen. Und Graphic wickelt hat, sondern auch Workshops zu Green Pro- aus meiner Erfahrung finden die das eher nicht so Recording duction Basics anbietet. Diese Seminare hat dann auch toll.“ Und letztlich sei natürlich alles auch immer eine Amadeus Fischer besucht, denn das Thema Nachhal- Frage des Budgets, das man vom SWR für grüne Me- tigkeit habe ihn schon länger beschäftigt. „In der Film- thoden zugestanden bekomme. Während des 32. Journalisten- branche sollte unbedingt ein Umdenken hin zu einer tages zur Aus- und Weiterbil- nachhaltigen Produktion stattfinden“, findet er. Tat- Wenn sein aktueller Jahresvertrag ausläuft, plant Fi- dung protokollierte Franziska sächlich kann ein einzelner Film unter Umständen scher übrigens, als freier Filmschaffender erst einmal Ruflair die Debatte mit dem fast so viel CO2-Ausstoß erzeugen wie der gesamte andere Unternehmen kennenzulernen, „aber man Filzstift und hinterließ ein deutsche Autoverkehr in einer Stunde. Fischer ist da- weiß ja nie, was sich bis zum Herbst noch so ergibt.“ Kunstwerk, 3 x 2 Meter groß. mit bisher der einzige Volontär im Sender, der die Wei- Monique Hofmann ‹‹ (Foto unten: Jan-Timo Schaube) 1.2019 M 9
IM FOKUS Für eine wachsende Leidenschaft Vermittlung von Handwerk und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Öffentlichkeit I ch glaube, es gab noch nie eine Zeit, Journalistenschule in München in der angesichts von Fake News und (DJS). Onlinejournalismus-Profes Schlechtmacherei Journalismus so sor Lorenz Lorenz-Meyer von der wichtig war.“ Leidenschaftlich warb Hochschule Darmstadt nannte eine Journalismusprofessor Thomas Hes- „zweite Qualifikationsschiene“, die termann, für diesen Beruf „voller Faszination, voller „wirklich auch eine große Nachfrage Herausforderungen, auch voller Risiken“. Er war einer hat“: Strategie- und Format-Entwicklung. von vier Ausbilder*innen, die während des jüngsten Das Thema „Research und Development im ver.di-Journalistentags über Qualifizierung und Berufs- Journalismus“ sei aber „ein bisschen unterreprä- chancen des Nachwuchses diskutierten. sentiert in den Ausbildungsgängen“, meinte er selbst- kritisch. Hestermann, der an der privaten Macromedia-Hoch- Henriette Löwisch, Leiterin schule in Hamburg lehrt, sagte: „Wenn Wie wichtig es ist, neben dem prakti- der Deutschen Journalisten- Fotos (4): Jan-Timo Schaube ich jetzt Anfang zwanzig wäre, schen Handwerk auch Verantwor- schule in München (DJS). würde ich diesen digitalen Zau- tungsbewusstsein gegenüber ber ausleben.“ Er schwärmte der Öffentlichkeit zu vermit- Onlinejournalismus-Profes- von der Stuttgarter Zeitung, teln, zeigte sich am Um- sor Lorenz Lorenz-Meyer von die von Umweltschüt- gang der Ausbildungsin- der Hochschule Darmstadt zern gemessene Schad- stitutionen mit dem stoffwerte erfasst und Fall Claas Relotius, Roboterjournalismus dem einstigen Story- nutzt, um daraus täg- telling-Star beim lich für alle Stadtteile Spiegel, der seine Re- Info-Texte zu gene- portagen durch Aus- rieren. Damit habe lassungen und Ver- sie einen Lokaljourna- fälschungen schönte. listenpreis gewonnen. Leonard Ottinger, Ge- „Wenn junge Leute die schäftsführer der RTL- digitale Welt entdecken Journalistenschule sagte: und intelligent mit Daten „Bei uns wird Herr Relotius arbeiten, wenn jemand mit sol- jetzt Michael Born ablösen.“ Im chen Projekten und Ideen um die nächsten Seminar Ethik und Quali- Ecke kommt, hat das nach wie vor den tät werde anhand der Fälle über Verfeh- Heiligenschein des Neuen“, so Hestermann: „Da lungen im Journalismus diskutiert und welche Schluss- öffnen sich viele, viele Türen“. folgerungen Redaktionen daraus gezogen haben. Ot- tinger: „Das Thema Recherche haben wir schon lange Gute Berufschancen und umfänglich auf unseren Lehrplänen, Verifizierung und Factchecking ist dazugekommen.“ Einig waren sich alle, dass sich die Berufschancen für Journalist*innen insgesamt verbessert haben, weil Lorenz-Meyer befürchtete: „Wir werden irgendwann auch die Medien wegen des demografischen Wandels den nächsten Relotius haben und dann werden wir Fachkräfte suchen. Verlage und Rundfunkanstalten uns wieder furchtbar aufregen. Aber diese Skepsis, ge- merkten inzwischen, dass es nicht so viele Nach- genüber dem Storytelling und der Mode des Storytel- wuchsjournalist*innen gibt, „die mehrere Plattformen ling ist angebracht, denn mit Storys kann man eigent- und Erzählweisen beherrschen, die sehr gut recher- lich jede journalistische These belegen. Man muss sich chieren können, flexibel sind, die Dinge entwickeln nur das richtige Beispiel aussuchen.“ Auch Hester- und gut prüfen, die in Teams zusammenarbeiten kön- mann warnte vor dem „Fluch des Narrativen“: „Ich nen“, so Henriette Löwisch, Leiterin der Deutschen glaube, da ist es wichtig, neugierig zu bleiben, viel- 10 M 1.2019
AUS- UND WEITERBILDUNG leicht auch mal zu sagen, ich muss die Geschichte be- Praktika, die vor dem Volontariat oder vor der Jour- erdigen, so dramatisch ist es nicht. Oder der Alarm nalistenschule gemacht werden. „Sie sind nicht so liegt woanders, aber nicht in der ersten Annahme.“ wertig. Die Leute dürfen da gar nicht viel machen.“ DJS-Leiterin Löwisch schätzt die Diskussionen, die der Außerdem würden Praktika meist nicht bezahlt: „Wie Fall Relotius auch bei ihren Schüler*innen ausgelöst viele Jahre sollen eigentlich junge Journalistinnen und hat, dass dem „Primat des schönen Erzählens jetzt wie- Journalisten kostenlose Arbeitskräfte sein, ehe sie dann der stärker das Primat des Prüfens und der Fakten ent- tatsächlich entlohnt werden für ihre gute Arbeit?“ gegengesetzt wird“. Ausbildung als Luxusgut Keine klare Zielvorstellung, nur „irgendwas mit Medien“ Während an der Hochschule Semestergebühren be- zahlt werden müssen, die DJS vollen Einsatz, aber kein Angehende Journalist*innen bringen recht unter- Geld verlangt und RTL unter Volontärstarif 1.000 Euro schiedliche Motivationen und Voraussetzungen mit, monatlich zahlt, verlangt die private Macromedia 890 wenn sie eine Ausbildung beginnen. Der Darmstädter Euro pro Monat von den Studierenden. Wer könne Professor Lorenz-Meyer meinte, anders als an den sich das leisten, fragten sich viele im Publikum. Und Journalistenschulen, wo sehr viele für den Beruf bren- wie solle Vielfalt in den bürgerlich-homogenen Re- nen, gebe es an Hochschulen manchmal Leute, die daktionen verwirklicht werden, wenn junge Men- keine klare Zielvorstellung hätten und „irgendwas mit schen aus ärmeren Familien keine Chance haben, weil Medien studieren“ wollten. Seiner Erfahrung nach sei ihnen das Geld fehlt und ihre Eltern Bild statt Die Zeit es deshalb wichtig, „diese Leute sehr früh darauf zu lesen? Stereotype Geschichten, mediale Einfalt, die bringen, in sich hinein zu horchen, dass sie ihr Thema Unterrepräsentation der Arbeitswelt in den Medien – finden und auch die Plattform finden, die ihre ist. all das werde durch die journalistische Ausbildung re- Dann entsteht tatsächlich so etwas wie eine wach- produziert, denn “die Volontäre kommen eher aus sende Leidenschaft.“ Im ersten Semester gebe es in dem Bürgertum.“ Darmstadt deshalb eine Veranstaltung, in der Ehema- lige über ihre Karrierewege berichten. Eine von ihnen war „Dunja Sadaqi, die jetzt das Studio Rabat der ARD übernimmt und erzählte, sie habe sich immer Einjah- resziele gesetzt.“ Thomas Hestermann hatte drei Ziele, als er in den Journalismus ging: Spaß, Ruhm und Geld. Tatsächlich hatte er alles unter einen Hut bekom- Thomas Hestermann (rechts) men, als er bei Phoenix eine Talksendung entwi- lehrt an der privaten ckelte: „Die hat Spaß gemacht, es war gut fürs Re- Macromedia-Hochschule in nommee und auch noch gut bezahlt.“ Hamburg Manchmal sind die Ausbilder*innen verwundert, Leonard Ottinger (unten), wer Journalist*in werden will. So berichtete Leo- Geschäftsführer der nard Ottinger von RTL-Bewerbungsgesprächen, in RTL-Journalistenschule denen sich „ein gewisser Grad der Uninformiertheit“ bei Kandidat*innen zeige. Auf die Frage nach The- men, die sie gerne bearbeiten wollen, komme „bei vie- len eine tolle Idee, aber bei einigen gar nichts. Da sind wir ein bisschen erstaunt, dass man sich da nicht vorbereitet hat.“ Auch Henriette Das Geld, Löwisch machte diese Erfahrung: “Das das für die Ausbil- Witzige ist, die Leute bereiten sich vor dung aufgewendet werden muss, sei auf die Frage „Warum willst du Jour- „natürlich auch schon ein Filter. Da müssen wir uns nalistin werden“. Aber auf genau die nichts vormachen“, so Leonard Ottinger von RTL. „Bei Frage: „Wenn du jetzt eine Ge- uns gibt es tatsächlich auch ein paar Studenten, die schichte machen könntest, worü- aus reichen Familien kommen“, gestand Macrome- ber würdest du sie machen“, haben dia-Professor Hestermann. Viele würden aber auch sie sich komischerweise nicht vor- Kredite aufnehmen. Man könne sich angesichts von bereitet.“ Alternativen ja auch überlegen, ob man in eine pri- vate Hochschule investieren wolle und verglich das Auch viele Praktika im Vorfeld der Be- mit einer selbst finanzierten Reise: „Ich weiß zwar werbung können sich als kontrapro- nicht genau, ob mir jemand eine Reportage abkauft, duktiv erweisen. Ottinger schätzt zwar aber ich bin von der Geschichte überzeugt. Ich mache längere Praxiserfahrungen, aber viele kurze das jetzt einfach.“ Er glaube, zu einer journalistischen Praktika gelten bei ihm als verdächtige „Le- Ausbildung und Karriere gehöre „Anstrengung und benslaufkosmetik“. Auch Löwisch kritisiert viele Investition“. Bärbel Röben ‹‹ 1.2019 M 11
IM FOKUS Das iPhone allein tut es nicht Schulungsfahrplan für mobile Reporter bei der Märkischen Allgemeinen Z uerst kamen mal die Laptops. Das niemand anderes. Die Schulungsinhalte seien aber Prinzip „online first“ soll in den praxisnah und sinnvoll gewesen: „Was macht einen Redaktionen der Mediengruppe Mad- Digital-Text lesenswert?“ Wie unterscheidet er sich sack auch durchgesetzt werden, in- von Print-Beiträgen? wurde debattiert und geübt. Es dem alle Redakteur*innen, die Außen gab Informationen über das Online-Nutzungsverhal- termine wahrnehmen und Geschichten recherchie- ten der Leserschaft oder rechtliche Hintergründe zur ren, mit Hard- und Software zum mobilen Arbeiten Datensicherheit. Im Mittelpunkt stand allerdings ausgerüstet werden. Seit dem vergangenen Frühjahr Fachlich-Praktisches: Wie entwickelt sich eine Ge- sind diese Veränderungen bei der Märkischen Allge- schichte? Es wurde simuliert, wie auf den verschiede- meine Zeitung (MAZ) in Potsdam und dem Umland im nen Kanälen angemessen über den „Waldbrand in Gange. Ziel: Die Reporter*innen sollen Artikel, Fotos Treuenbrietzen“ zu berichten sei. Das Reporter-Tool und Videos für Online und Print auch von unterwegs dafür zu handhaben und mit unterschiedlichen Da- zuarbeiten und selbst veröffentlichen. Neben Arbeits- teiformaten umzugehen war Übungsziel. Für die On- zeitregelungen, Klärung von Rechts- und Versiche- line-Bearbeitung von Fotos und Videosequenzen rungsfragen sowie geeignetem Gesundheitsschutz brauchte es noch eine Extra-Schulung, in der man Re- waren es vor allem Schulungen, die Betriebsrat und geln lernte, aber auch probieren konnte, sagt Treichel. Beschäftigte forderten, als die MAZ derart „mobil“ Er wisse jetzt zwar, wie er mit dem Handy Filmsequen- machte. zen aufnehmen und zu einem Video zusammen- schneiden könne. Die Kehrseite jedoch: „Das ordent- Längst nicht alles ist seither geklärt. Doch wurden alle lich zu machen, fordert zusätzlich Zeit und Aufwand. festangestellten Reporter*innen mit eben jenen Lap- Wenn wir außerdem täglich die Online-Berichterstat- tops und iPhone 8 ausgerüstet. „Endlich muss nie- tung betreuen und mehrere Facebook-Gruppen im mand mehr private elektronische Geräte nutzen. Und Blick behalten, dort Links zu unseren Beiträgen pos- alle haben dennoch einen festen Arbeitsplatz mit gro- ten, dann schrumpft die Zeit, in der wir unsere klassi- ßem Bildschirm in den Büros“, erklärt Betriebsratsvor- sche Arbeit als Zeitungs-Berichterstatter machen, im- sitzende Karin Wagner. Wermutstropfen: Pauschalist* mer mehr zusammen.“ Gegenseitige Hilfe hinsicht- innen und Freie brauchen weiter ihre eigene Technik. lich mancher technischen Einrichtungen und Tricks sei unumgänglich. Online frisst zusätzlich Zeit Nach dem, was bei ihr an Respons ankomme, stelle Einen offiziellen „Schulungsfahrplan“ gab es schließ- die rein handwerklich-technische Schulung ein „ge- lich auch, zu den Schulungsterminen waren die Freien wisses Manko“ dar, ist Karin Wagner überzeugt. „Man vor Ort sehr wohl eingeladen, quasi in ihrer Freizeit. verlässt sich darauf, dass jeder ein Smartphone bedie- Zu bislang zwei Terminen unter der Überschrift „Tex- nen kann. Doch längst nicht alle sind Digital Natives, ten fürs Web“ reiste speziell ein Trainer vom Madsack Nutzerverhalten und Interessen variieren.“ Sie bewun- Medien Campus an, der an fünf Standorten die Repor- dere jedoch viele gestandene Reporterkolleg*innen, ter*innen schulte. In Potsdam und in den Regional- „was sie trotz zunehmender Belastung auch im Digi- büros in Brandenburg/Havel, Neuruppin, Oranienburg talen leisten“. In der monatlichen Auswertung der On- und KönigsWusterhausen wurden über 100 Festange- line-Aktivitäten kann die Chefredaktion beispielweise stellte, einige Volontäre und darüber hinaus zahlrei- über großes Publikumsinteresse für den Liveticker von che Freie Inhouse-qualifiziert – erstmals im Herbst ver- einer Bombenentschärfung in Potsdam, von Blaulicht- gangen Jahres, ein halbes Jahr, nachdem die Laptops meldungen und Top-Fotostrecken berichten. Das kamen. Im Januar/Februar folgte jetzt die nächste müsse ja alles geliefert werden – wohlgemerkt mit stets Runde, an zwei Arbeitstagen jeweils vier Stunden knappem Personal, sagt Wagner. Der Dienstplanung Schulung. komme deshalb weiter zunehmende Bedeutung zu. Die Betriebsratsvorsitzende hat ein Auge darauf, dass Ein „ganz schöner Kraftakt, aber wichtig und wert- für die Journalist*innen das Arbeitszeitgesetz einge- voll“ sei das gewesen, sagt Lokalreporter Helge Trei- halten und Mehrarbeit möglichst zeitnah mit Freizeit chel aus Oranienburg. Denn die Zeitungsseiten füllen ausgeglichen oder vergütet wird. Doch über eine und online berichten, das übernahm an diesen Tagen schon lange verhandelte Betriebsvereinbarung zur Ar- 12 M 1.2019
AUS- UND WEITERBILDUNG beitszeit debattiere man inzwischen in der Einigungs- Belegschaftsbefragung und ihrer Auswertung 2018 ste- stelle. Verpflichtende und verbindliche Dokumenta- hen nun Interviews und Workshops an. „Das möchte tion von Arbeitszeiten ist der bisher ungelöste Streit- unsere Geschäftsführung gern komplett intern ma- punkt. chen.“ Die Betriebsräte wollen aber den Sachverstand des Beratungsinstituts „innsicht“ einbeziehen, das bis- Mobiles Arbeiten werfe weitere Fragen auf: Was bedeu- lang schon beteiligt war. „Belastung und Kommuni- tet es, zeitweise – etwa abends nach Terminen – von kation in den redaktionellen Bereichen werden ein zu Hause aus zu arbeiten, sowohl versicherungstech- Schwerpunkt sein, das ist ganz klar“, so die Betriebsrats nisch als auch mit Blick auf den Arbeitsschutz? Und chefin. Mit Einführung neuer Software seit 2015/16 dann seien da noch Datenschutzprobleme, die bei manifestierte sich die Funktionsaufteilung zwischen künftigem Arbeiten in der Cloud noch dringlicher eher technischen Desk-Redakteur*innen und den zu- werden. Dafür bereite, so Wagner, der Konzern nehmend mobilen Reporter*innen. Dass war auch mit betriebsrat gerade eine Vereinbarung für die gesamte unterschiedlichen Zugriffsrechten verbunden. So hät- Mediengruppe vor. ten sich ungewollt Hierarchien etabliert – „obwohl alle am gleichen Produkt arbeiten“. Da sei Handlungsbe- Externen Sachverstand nutzen darf. Im paritätisch besetzen Steuerungskreis des Pro- jekts wollen die Arbeitnehmervertreter*innen nun Den Blick über den Tellerrand hält sie auch in der ver- durchsetzen, „dass wissenschaftliche Expertise und tiefenden Phase der bei der Märkischen laufenden psy- Außensicht eingebracht werden“. chischen Gefährdungsanalyse für wichtig. Nach einer Helma Nehrlich ‹‹ www.akademie-fuer-publizistik.de www.abp.de Zunehmender Trend zu Inhouse-Seminaren Z um Thema Weiterbildung in Redakteur*innen systematisch weitergebildet tet, „dass der Wille zur Weiterbildung in den den Redaktionen lassen sich würden. „Wir sehen diese umfassende Weiter- einzelnen Medienhäusern unterschiedlich große Verlagshäuser nach bildung unserer Journalistinnen und Journalisten stark ausgeprägt sei und mitunter bei den Ver- den Erfahrungen einer M- als zentralen Baustein inmitten der digitalen lagsleitungen mehr als in den Redaktionen“. Umfrage ungern in die Karten Transformation unserer regionalen Tageszei- „Explosionsartig“ sieht er die Nachfrage nach schauen. „Zahlen stellen wir nicht zur Verfü- tungsmarken und als Investition in die erfolg- Inhouse-Seminaren gestiegen, was vorrangig gung“, erklärte etwa Cornelia Seinsche von der reiche Zukunft der Madsack Mediengruppe“, so mit den Kosten zu tun haben dürfte. Auch Sta- DuMont-Unternehmenskommunikation – eine Unternehmenssprecher Markus Hauke. venhagen betont die Möglichkeit, Seminarin- der wenigen, die überhaupt antwortete. Sie halte für ganze Redaktionen oder Abteilungen beschrieb die Weiterbildungsprogramme in der Maßgeschneiderte Angebote auf den konkreten Bedarf zuzuschneiden. Doch DuMont Lernlandschaft mit den Säulen: Mana führen die Hamburger den größten Teil ihrer gement Akademie, Career-Center und Wissens- Zu Ausrichtung und inhaltlichen Schwerpunk- Seminare noch in der Akademie durch. Das er- Netzwerk. Innerhalb dieser Bereiche stünden ten erkundigten wir uns bei Weiterbildungs- mögliche den Austausch und gemeinsames vom individuellen Trainingsangebot mit inter- akademien. So meint Dr. Robert Arsenschek, Lernen von Teilnehmer*innen aus verschiede- nen und externen Spezialisten, individuellen Direktor der Akademie der Bayerischen Presse nen Arbeitsbereichen oder Redaktionen. Den Programmen beispielsweise für Talente bis hin (ABP), dass nun auch „die Medienbranche die Blick über den Tellerrand und Vernetzung zu hochwertigen Führungskräfteprogrammen Bedeutung von Weiterbildung zunehmend er- schätzen auch Teilnehmer*innen verlagsüber- und Studytours völlig unterschiedliche Ange- kennt“. Nachfrage sieht er bei allem „was mit greifender Seminare in München. bote bereit – allerdings ausschließlich für „un- Digitalen zu tun hat, bei Mobile Reporting“ sere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. und ähnlichen Themen. Medienübergreifendes Die Hanseaten bieten dank einer Kooperation Handwerk, etwa „crossmediales Arbeiten, Pro- mit der Stiftung der Hamburger Presse die Ak- Die Madsack Mediengruppe erklärt, dass das duzieren für verschiedene Kanäle, Videoschu- tion «Halbe Miete» als Sonderkondition für Unternehmen mit der Gründung des Madsack lungen und Schreibseminare“ nennt Direkto- Freie. Die Seminarteilnahme freier Journa- Medien Campus (MMC) im März 2017 einen „ein- rin Nadja Stavenhagen von der Akademie für list*innen kann dadurch mit bis zu 250 Euro zigartigen Weg in der Aus- und Weiterbildung Publizistik in Hamburg als besonders begehrt. gefördert werden. So etwas gibt es in Bayern eingeschlagen“ habe. Dafür sei eines der um- Der überwiegende Teil der Festangestellten be- nicht. Lediglich spezielle Freienseminare, etwa fangreichsten Digital-Publishing-Programme suche die Seminare im Auftrag ihrer Arbeitge- zur Existenzgründung, sind hier 25 Prozent bundesweit initiiert worden, mit dem fast 800 ber, sagen beide, wobei Arsenschek beobach- preiswerter buchbar. neh / sus ‹‹ 1.2019 M 13
IM FOKUS Online-Schule für Journalisten gestartet Low-Cost-Weiterbildung in der „Reporterfabrik“ von Correct!v A nwohner protestieren gegen den kom- und journalistisches Handwerk vermitteln. Unter- menden Baulärm und den Abriss ei- stützt werden sie dabei nicht nur von einem dreizehn- „ nes schönen Altbaus; gleichzeitig köpfigen Mitarbeiter*innen-Team, sondern auch von würde der Neubau mehr Wohnraum einem Kuratorium aus prominenten Vertreter*innen schaffen für viele Leute, die in die Ge- der Öffentlichkeit wie Bernhard Pörksen von der Uni gend ziehen wollen. Stellen Sie sich vor, Sie sollen für Tübingen oder Mathias Müller von Blumencron aus eine Lokalzeitung eine Reportage über diesen Konflikt der Chefredaktion des Tagesspiegels. schreiben. Wie könnte ein guter Texteinstieg ausse- hen?“ Vor diese Aufgabe stellt mich der Workshop Außerdem helfe ein Fachbeirat aus 17 Expert*innen ver- „Wie man schlechte Texte rettet“ der Ende Januar ge- schiedener Bereiche, darunter Stephan Weichert von starteten „Reporterfabrik“ des Recherchebüros Cor- der Hamburg Media School und Medienpädagogin Ka- rect!v in Berlin. Die Web-Akademie für Journalismus thrin Joswig, bei der Entwicklung der Lehrstoffe und „richtet sich an alle interessierten Bürgerinnen und der Auswahl der Dozent*innen, erklärt Schnibben. Bürger, besonders an Schüler, Blogger, Autoren und Das Workshop-Angebot ist in vier Lehrstufen unter- an Journalisten“, so Correct!v-Gründer David Schra- teilt. Los geht es mit den Basics im ersten Level „Was ven, der die „Reporterfabrik“ zusammen mit dem ehe- ist Journalismus“. Hier kann ich zum Beispiel lernen, maligen Spiegel-Redakteur Cordt Schnibben entwickelt wie man Bloggerin wird, was mein Smartphone alles hat. Getragen wird die Lernplattform von Correct!v kann oder mich mit den Grundlagen des Presserechts in Kooperation mit der Journalistenplattform „Repor- vertraut machen. Lehrstufe zwei will vermitteln, was terforum“. ein Journalist alles können muss, etwa gute Titel und Vorspänne schreiben, Nachricht und Kommentar aus- In rund 100 Workshops mit über 1.200 Tutorials, mehr einanderhalten, gute Interviews führen oder richtig als 120 Podcasts, dem Schulangebot Reporter4You recherchieren. Was Journalist*innen können sollten, sowie einer Schulbörse wollen „Reporterfabrik“- kann sich, wer es nicht kann, in der Lehrstufe drei an- Geschäftsführer Schraven und Akademie-Leiter eignen. Dazu gehören zum Beispiel die politische Repor- Schnibben mit dem Online-Angebot Medienwissen tage, der mobile Videoschnitt, gute TV-Reportagen ›› 14 M 1.2019
AUS- UND WEITERBILDUNG oder aus Daten Stories zu generieren. Und wer es ganz geschrieben, sagt Friederike Hoppe aus dem Team der genau wissen will, kann sich im vierten Level in soge- „Reporterfabrik“. Zwar werden bei der Anmeldung auf nannten Masterclasses zu verschiedenen Textgattun- der Website Informationen wie der Bildungsgrad oder gen wie Reportage, Interview oder Essay sowie zu Tech- die Motivation optional abgefragt, wie viele der Kurs- niken und Formaten den letzten Feinschliff holen. teilnehmer*innen über einen journalistischen Back- ground verfügen, könne man jedoch zum jetzigen Die einzelnen Workshops bestehen aus Video-Tuto Zeitpunkt noch nicht sagen, so Hoppe. Eine Evalua- rials, dazugehörigen Aufgaben, einem Diskussions tion sei aber auf jeden Fall geplant. forum und zusätzlichem Material als Download. So er- klären mir im Kurs „Wie man schlechte Texte rettet“ Finanziert wird die „Reporterfabrik“ größtenteils über die Welt-Redakteur*innen Jennifer Wilton und Marc Spenden. Zu den Förderern gehören die Telekom, Face- Neller in einem Video, mit welchen Methoden man book, die Bosch-Stiftung, die LfM-Stiftung „Vor Ort einen guten Einstieg hinbekommt und welche Stol- NRW“ und die Stadt Hamburg. Weitere Spender*in- persteine es dabei zu vermeiden gilt. In mehreren Auf- nen und Förder*innen sind willkommen. Eine Bun- gaben kann ich testen, ob ich das Wichtigste auch er- desförderung habe man bisher nicht beantragt, erklärt fasst habe und mich im Forum mit anderen Kursteil- Schraven auf Nachfrage, schließt aber nicht aus, dass nehmer*innen über meinen selbst geschriebenen Text- man das in Zukunft noch tun werde. Immerhin hat einstieg austauschen. Handouts zu den einzelnen es sich die „Reporterfabrik“ mit dem Angebot „Repor- Kapiteln ergänzen die in den Tutorials besprochenen ter4You“ ja auch zur Aufgabe gemacht, Schüler*innen Themen. Manche der Kurse sind kostenlos, andere und Lehrer*innen die Grundlagen des Journalismus kosten fünf, fünfzehn oder maximal 25 Euro. Zu den und mehr Medienwissen zu vermitteln. Dozent*innen gehören Doris Dörrie, Moritz von Us- lar, Stefan Aust, Sandra Maischberger oder Carolin Em- In vierzehn Modulen wird dort erklärt, wie man Fake cke. Eine Vergütung erhalten diese in der Regel nicht, News erkennt, wie man richtig recherchiert, was ei- sagt Schraven, denn dann wäre das Projekt nicht gentlich Urheberrecht ist und wie man auf digitalen finanzierbar. „Nur in wenigen, begründeten Ausnah- Plattformen wie Facebook seine Privatsphäre schützen mefällen haben wir ein bescheidenes Honorar ge- kann. Zu Reporter4You gehört aber auch die Schul- zahlt“. börse, eine Datenbank, für die sich Journalistinnen und Journalisten registrieren können, die an Schulen Wer sich auf der Lernplattform registriert hat, kann über ihre Arbeit sprechen wollen. „Zwei Dutzend praktisch sofort loslegen. Doch nur, wer einen Work- Schulbesuche sind bereits organisiert“, sagt Hoppe. shop kauft, hat auch Zugang zum Angebot von „Re- Um das Angebot bekannter zu machen und an die porter2Go“, in dem Journalist*innen in mehr als 120 Schulen zu bringen, sei für den Tag der Pressefreiheit Podcasts über ihre Arbeit in Print-, Online- und TV-Re- am 3. Mai außerdem eine Aktion geplant, bei der in Beispiele der Webakademie daktionen berichten und Tipps etwa für freie Repor- Zusammenarbeit mit der Deutschen Journalisten- reporterfabrik.org ter*innen, zu Themensuche und Recherche oder zu schule (DJS) in München, vielen weiteren Journalis- Genres und Formaten geben. In den ersten drei Wo- tenschulen sowie Organisationen viele Journalist*in- chen nach Start der der Web-Akademie hätten sich nen ihre ehemaligen Schulen besuchen. über 4.000 Teilnehmer*innen in die Workshops ein Monique Hofmann ‹‹ Anzeige H H HERBERT VON HALEM VERLAG http://www.halem-verlag.de Hektor Haarkötter Egbert van Wyngaarden Marion Steinbach Journalismus.online Digitale Formatentwicklung. Crashkurs Public Relations. Das Handbuch zum Online-Journalismus Nutzerorientierte Medien für die vernetzte Welt In 9 Schritten zum Kommunikationsprofi Praktischer Journalismus, 104 Praxis Film, 95 pr Praxis, 30 2019, 424 S., 165 Abb., Broschur, 240 x 170 mm, dt. 2018, 400 S., 130 Abb., 7 Tab., 240 x 170 mm, dt. 2019, 2., leicht überarbeitete Auflage, 288 S., Broschur, 185 x 120 mm, dt. isbn (Print) 978-3-7445-1108-7 isbn (Print) 978-3-7445-1118-6 isbn (Print) 978-3-7445-1955-7 isbn (pdf) 978-3-7445-1110-0 isbn (pdf) 978-3-7445-1951-9 isbn (pdf) 978-3-7445-1956-4
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