Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
November 2020

                       I n f o r m a t i o n e n f ü r S p e n d e r i n n e n u n d S p e n d e r, B e h ö rd e n
                       u n d w e i t e re I n t e re s s i e r t e
report

 zsge
 Zürcher Stiftung      Mit dem recyclingArt-Auto
 für Gefangenen- und
 Entlassenenfürsorge   durch die Weiten der Sahara
Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
«Die Menschen in Afrika sin
Weltmeister»
Eine Reise nach Afrika stand schon immer auf der Wunschliste von Urs                     der Hauptstadt des westafrikanischen
                                                                                         Staates Gambia, gefahren und dort ver-
Lussmann, der als Arbeitsagoge im Arbeitsbetrieb der zsge arbeitet. Letztes
                                                                                         steigert werden. Mit dem Erlös werden
Jahr hat er diesen Wunsch verwirklicht: Er fuhr sein in die Jahre gekommenes             dann gemeinnützige Projekte wie der
                                                                                         Bau von Schulen oder ganz aktuell einer
und für seine Bedürfnisse als Paraplegiker umgebautes Auto nach Gambia,
                                                                                         Kompostieranlage finanziert. Der ideale
damit es dort weiter genutzt werden kann. Von der Reise kehrte er mit vielen             Partner, um die Idee von Urs Lussmann
                                                                                         zu verwirklichen, die Anmeldung war
wunderbaren Eindrücken zurück.
                                                                                         schnell erledigt.

Am Anfang stand ein ganz praktisches         fahrer nützlich sein. Mit der Zeit reifte   Aufwendige Reisevorbereitungen
Problem: Nach fast 20 Jahren war es für      eine Idee heran: «Ich wollte schon immer    Die Vorbereitungen auf die Reise waren
Urs Lussmann Zeit, seinen alten VW           mal nach Afrika reisen. Weshalb also das    aufwendig und mit viel Arbeit verbun-
Passat durch ein neues Fahrzeug zu erset-    Auto nicht dort verschenken?»               den. Zum einen mussten diverse Vorga-
zen. Doch das alte Auto wollte er nicht      Bei seinen Recherchen im Internet stiess    ben der Organisatoren eingehalten wer-
einfach verschrotten lassen. Dieses hatte    Urs Lussmann auf ein gemeinnütziges         den, etwa was das Mitführen von zusätz-
Lussmann, der als Arbeitsagoge im zsge-      Projekt aus Deutschland, die «Dresden-      lichen Ersatzreifen oder der ausreichen-
Arbeitsbetrieb an der Kanonengasse ar-       Dakar-Banjul-Rallye». Die organisierende    den Menge Wasser angeht. Auch musste
beitet, für seine Bedürfnisse als Paraple-   NGO veranstaltet zweimal im Jahr eine       der Unterboden des Autos verstärkt wer-
giker umbauen lassen und könnte so           «Charity-Rallye» mit der in Europa nicht    den, damit es die Fahrt über die holpri-
auch weiterhin einem anderen Rollstuhl-      mehr benötigte Fahrzeuge nach Banjul,       gen Strassen und Pisten übersteht. Zum

Durch die Weiten der Sahara: Das recyclingArt-Auto unterwegs auf dem Weg nach Banjul.

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
nd die wahren Recycling-

 anderen war Urs Lussmann als Paraple-         fliktreiche Region fahren», erklärt Urs
 giker mit zusätzlichen Herausforderungen      Lussmann. «In der Westsahara wurden
 konfrontiert, wie etwa breitere Reifen für    wir sehr oft von marokkanischen Sicher-
 seinen Rollstuhl, damit dieser nicht im       heitskräften kontrolliert, in Mauretanien
 Sand versinkt; oder er baute aus einem        vom Militär begleitet. Und ganz am
 alten Holzhocker seine eigene Toilette.       Schluss in Senegal mussten wir das Land
 Weiter wollte er zwei zusätzliche Rollstüh-   von Grenze zu Grenze innert 24 Stunden
 le mitnehmen und in Banjul verschenken.       durchquert haben.» Die Fahrt war durch-
 «Das Packen war sehr anspruchsvoll, mit-      aus anstrengend: «Wir fuhren jeden Tag
 nehmen konnten wir nur das absolut            bis zu zehn Stunden, frassen Kilometer       Auf der Reise gab es für Urs
 Nötigste.»                                    um Kilometer. Und insbesondere nach          Lussmann immer wieder spannende
 Um die Reise zu finanzieren, suchte Urs       Marokko waren die Strassen und Pisten        Begegnungen und interessante
 Lussmann zudem Sponsoren, die als Ge-         auch in einem sehr schlechten Zustand,       Gespräche.
 genleistung einen Werbeaufkleber auf          teilweise gar nicht mehr als solche er-
 dem Auto erhielten. Die zsge kaufte eine      kennbar.»
 Werbefläche, so dass der VW Passat die
 Reise unter dem Namen «recyclingArt»          Beeindruckendes Afrika
 an den Start ging. «Mit der Werbung auf       Und was Urs Lussmann auch aufgefallen
 dem Fahrzeug packten wir eine tolle           ist: «Wir sagen in der Schweiz ja immer,
 Gelegenheit, um unser Label recyclingArt      wir seien Weltmeister im Recyclen. Doch
 in die weite Welt hinauszutragen», erklärt    das stimmt nicht: Die wahren Recycling-
 zsge-Geschäftsführer Edgar Rutishauser.       Weltmeister sind die Menschen in Afrika.»
                                               Praktisch alles wird wiederverwendet und
 Karawane mit 47 Autos                         zu Werkzeugen, Möbeln, Schuhen, Spiel-
 Im November 2019 ging es los: Gemein-         sachen oder Instrumenten verarbeitet.
 sam mit seinem Begleiter Jörg Henze,          Ein Thema, dass Urs Lussmann aus seiner
 einem befreundeten Fotografen (von ihm        täglichen Arbeit kennt, dreht sich doch      Bis zu zehn Stunden Fahrt am Tag:
 stammen die Bilder in diesem Beitrag),        im zsge-Arbeitsbetrieb ebenfalls ganz viel   Entspannung nach Abschluss einer
 fuhr Urs Lussmann nach Algeciras in           um das Thema Re- und Upcycling. Hier         Etappe ist da mehr als willkommen.
 Andalusien, wo sich die Teilnehmenden         werden in Handarbeit unter anderem aus
 der Rallye einfanden. «Unsere Karawane        Kartenfehldrucken Mapbags fabriziert,
 bestand aus 47 Fahrzeugen.» Von Alge-         aus alten Vinyl-Schallplatten Notizbücher    keinen Fahrausweis erwerben, womit
 ciras ging es mit der Fähre nach Marokko,     oder aus Computerzubehör recyclingArt-       natürlich auch kein Bedarf nach entspre-
 wo die Reise ihren eigentlichen Anfang        Gebrauchsgegenstände. «Vielleicht kann       chend umgerüsteten Autos besteht. Der
 nahm. Dabei konnten die TeilnehmerIn-         ich ja die eine oder andere Recycling-       VW Passat wird nun von den Rallye-
 nen die Route teilweise frei wählen, es       Idee, die ich in Afrika gesehen habe, auch   Organisatoren vor Ort selber eingesetzt.
 waren aber Etappenorte und -zeiten defi-      auf unsere Arbeit übertragen», sagt          Die mitgeführten Rollstühle gingen hin-
 niert, wo sich der Tross wieder sammelte,     Lussmann.                                    gegen wie gewünscht an die erste integra-
 bevor die nächste Etappe in Angriff ge-       Anfang Dezember erreichte die Rallye         tive Schule in Banjul.
 nommen wurde. Urs Lussmann und sein           schliesslich ihr Ziel in Banjul. Am Sonn-    «Die Reise war ein Wahnsinns-Erlebnis.
 Begleiter fuhren dabei in Marokko ge-         tag nach der Ankunft wurden die Autos        Mein Traum, Afrika zu sehen, ging in
 meinsam mit zwei anderen Autos aus            in einem Fussballstadion versteigert. To-    Erfüllung», so Lussmanns Bilanz. Aber
 Deutschland, mit deren Fahrern man            tal kamen 120'000 Euro zusammen, die         bei dieser einen Reise soll es nicht blei-
 sich angefreundet hatte.                      nun in soziale Projekte fliessen. Kleiner    ben: «Afrika hat mich nun erst recht
 Die Reise führte durch Marokko, die           Wermutstropfen: Lussmanns Wunsch,            gepackt.» Und so plant er bereits eine
 Westsahara, Mauretanien und Senegal           sein Auto einem Paraplegiker in Gambia       nächste Reise, wieder nach Gambia, mit
 nach Gambia. «Auf der Reise merkte            schenken zu können, ging nicht Erfül-        dem Ziel, das Land nun auch noch in
 man schnell, dass wir durch eine kon-         lung. Rollstuhlfahrer in Gambia können       aller Ruhe besser kennenzulernen.

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
«Anfangs haben wir noch selber für die KlientInnen gekocht»

Mit 32 Jahren ist Thomas Erb das dienstälteste Mitglied im Stiftungsrat der zsge. Nun verlässt Erb, der beruflich bis vor

kurzem die Vollzugskoordination und das Sozialwesen in der JVA Pöschwies leitete, die Welt des Strafvollzugs und

damit auch den zsge-Stiftungsrat. Ein Blick zurück. Und nach vorn.

Thomas Erb, im Jahr 1988 sind Sie                Ja, aus den Betriebsleiterinnen und -leitern   und vor allem auch unseres Stiftungsrats-
Mitglied im Stiftungsrat der zsge                wurde eine Geschäftsleitung gebildet, spä-     präsidenten Peter Aisslinger, die die Kon-
geworden. Was war damals ihre                    ter eine Geschäftsführung installiert. Der     takte pflegen und viel Herzblut und Zeit
Motivation sich in der zsge zu enga-             Stiftungsrat konnte sich so seiner eigentli-   investieren, konnten wir uns aber immer
gieren?                                          chen Aufgabe widmen, der strategischen         behaupten. Sie alle haben meine grösste
                                                 Arbeit. Es wurden aber nicht nur die           Hochachtung!
Die Motivation war damals wie heute die          Strukturen professionalisiert, auch die Be-
gleiche: Es ist enorm wichtig, dass Insas-       treuung wurde intensiviert, das Arbeiten       Wenn Sie nach vorne blicken, was
sen nach ihrer Zeit im Strafvollzug eine         an den individuellen Problemstellungen         wünschen Sie der zsge für die Zu-
Anschlusslösung finden. Der überwiegen-          der KlientInnen. Hierzu brauchte es auch       kunft?
de Teil der Insassen von Strafanstalten          mehr Personal, insbesondere ausgebildete
wird ja früher oder später entlassen. Und        Sozialarbeitende. Die zsge war ab da nicht     Ich denke, die zsge ist grundsätzlich gut
deshalb ist es wichtig, dass sie auf das         mehr nur eine nachgelagerte, soziale Ein-      aufgestellt. Und so wünsche ich ihr, dass
Leben in der Freiheit richtig vorbereitet        richtung, sondern sie wurde ab Mitte der       sie auf dem aktuellen Weg weiter erfolg-
werden, in einer Anfangszeit bei Bedarf          1990er Jahre als Halbfreiheitsinstitution      reich weitergehen kann. Wie gesagt, die
auch noch eine Begleitung finden, die es         Teil der Vollzugsplanung. Mit dieser pro-      zsge ist einer wichtigen Sache verpflichtet:
ihnen ermöglicht, ihr Leben inskünftig           fessionellen Arbeit hat sich die zsge in der   Menschen ein deliktfreies Leben zu er-
deliktfrei zu gestalten. Das ist nicht nur       Fachwelt einen sehr guten Ruf erworben.        möglichen und damit unsere Gesellschaft
für sie wichtig, sondern für die ganze Ge-                                                      sicherer zu machen. Unsere Mitarbeiten-
sellschaft. Vor allem sie profitiert letztlich   Welches sind die Stärken einer Stif-           den sind mit ihrer tollen Arbeit die besten
von dieser Arbeit.                               tung, wie es die zsge ist, im Vergleich        BotschafterInnen für diese Überzeugung.
                                                 zu staatlichen Angeboten im gleichen           Das wird auch in Zukunft so sein, zumal
32 Jahre sind eine enorm lange Zeit,             Bereich?                                       wir mit unserem Angebot im Zentrum
in der sich die Welt und natürlich                                                              der aktuell von Regierungsrätin Jacqueline
auch die zsge sehr verändert hat.                Die grosse Stärke ist, dass wir sehr viel      Fehr zu Recht geforderten und geförder-
Wie war die Situation damals beim                schneller auf neue Entwicklungen reagie-       ten Wiedereingliederung tätig sind.
Start 1988?                                      ren können. Wenn das Arbeitsangebot für
                                                 Strafentlassene knapp war, haben wir in
Wir Stiftungsratsmitglieder waren damals         diesem Bereich investiert, etwa mit unse-
sehr viel operativer tätig. Das Wohnheim         rem Arbeitsbetrieb. Wenn ein Mangel an
Neugut wurde von einer Betriebskommis-           Wohnraum besteht, dann können wir den
sion geführt, in der ich Mitglied war.           Schwerpunkt in diesen Bereich verlagern.
Und das bedeutete anfangs auch, dass wir         Später profilierte sich die zsge auf Wunsch
Stiftungsratsmitglieder zum Beispiel an          des Kantons Zürich auch mit einem hoch
Wochenenden wie andere Teammitglieder            professionellen therapeutischen Angebot
im Notfall auch mal für und mit unseren          für Insassen mit einer Massnahme nach
KlientInnen gekocht haben. Damals stand          Art. 59 StGB.
vor allem die Fürsorge – also ein Dach
über dem Kopf, etwas Warmes auf dem              Und gibt es auch Schwächen?
Tisch und schauen, dass sich die KlientIn-
nen nicht in Schwierigkeiten bringen –           Sicher, zum Beispiel sind wir finanziell
im Vordergrund.                                  stark von staatlichen Geldern und von
                                                 Spenden abhängig. Bei staatlichen Einrich-
Später fand dann eine Professionali-             tungen gibt es zwar je nach Finanzlage         Kann auf 32 Jahre im zsge-Stiftungs-
sierung statt.                                   auch Schwankungen, aber sie sind doch          rat zurückblicken: Thomas Erb.
                                                 irgendwie «gesetzt». Dank der tollen Arbeit
                                                 unserer Mitarbeitenden, des Stiftungsrates

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
«Sofort spürbar war, wie gut das Team harmoniert»

Mitte September 2019 hat David Franciello die Nachfolge von Daniel Roth als Leiter des zsge-Wohnangebots

Waffenplatz angetreten. Dem zsge-Report erklärt er, was ihn an seiner neuen Aufgabe reizt, wie die Corona-Pandemie

das Wohnangebot verändert hat und welche Herausforderungen sich für den zsge-Wohnbetrieb in Zukunft stellen

David Franciello, seit einem Jahr sind        ner Stellvertreterin Natalia Golubic, aber   Frage von Triage-Plätzen stellt sich, also
Sie der neue Leiter des zsge-Waffen-          auch vom ganzen Team profitieren. So-        Plätze für Menschen, bei denen zuerst
platz. Was hat Sie motiviert diese            fort spürbar war, wie professionell das      abgeklärt werden muss, was der eigentli-
Aufgabe zu übernehmen?                        Team arbeitet, wie gut es auch persönlich    che Betreuungsauftrag und was das richti-
                                              harmoniert.                                  ge Setting für sie ist. All diese Themen
Es war die Lust auf Veränderung, etwas                                                     können wir aber in aller Ruhe diskutieren,
was mich schon mein ganzes Berufsleben        Das erste Jahr war sicher auch aus           da der zsge-Waffenplatz grundsätzlich sehr
begleitet hat. Ich habe zuletzt 15 Jahre      einem anderen Grund herausfordernd,          gut aufgestellt ist.
mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet.      Stichwort: Corona-Pandemie.
Eine anstehende Umstrukturierung mei-
nes Arbeitgebers war dann für mich der        Ja, wir mussten im Lockdown viele Ab-
Anlass, mich selber zu überprüfen. Ich        läufe und Gewohnheiten hinterfragen,
merkte dabei, dass ich nochmals mit einer     mussten etwa auf das Skilager oder das
anderen Klientel, mit Erwachsenen arbei-      Dachterrassenfest verzichten. Auch das
ten wollte. Da kam das Inserat der zsge       gemeinsame Abendessen und die Haus-
gerade zum richtigen Zeitpunkt.               sitzung am Dienstag, ein wichtiger Be-
                                              standteil unserer Hausgemeinschaft, wa-
Die zsge hat ja unter speziellen Um-          ren nicht mehr möglich. Hier mussten wir
ständen einen neuen Betriebsleiter            nach neuen Wegen suchen. Zum Teil
gesucht, ist doch Ihr Vorgänger Daniel        haben wir sie gefunden: So kochen wir
Roth letztes Jahr völlig überraschend         am Dienstag immer noch für alle Bewoh-
gestorben. War das für Sie spürbar?           nenden. Es sind aber jeweils nur die
                                              KlientInnen eines Stockwerkes im Ess-
Ich wusste aufgrund der Gespräche im          raum, die übrigen erhalten das Essen als
Anstellungsprozess, dass Daniel Roth eine     Take-away aufs Zimmer. Bei anderen
sehr prägende Figur war, eine charismati-     Themen sind wir aber auch noch auf der
sche Person. Auch heute noch spürt man        Suche, wie wir in dieser «neuen Realität»    Der neue Leiter des Waffenplatzes
seine Präsenz. In seine Fussstapfen zu tre-   das Gemeinschaftsgefühl erhalten und         David Franciello (*1967) ist gelernter
ten, das hat mir vor Stellenantritt Respekt   stärken können.                              Hochbauzeichner/Architekt und hat
eingeflösst, hat auch etwas Druck aufge-                                                   16 Jahre in verschiedenen Architek-
baut. Aber das Team hat es mir sehr ein-      Schauen wir zum Schluss noch nach            turbüros gearbeitet. Später war er in
fach gemacht, weil es mir klar aufzeigte,     vorne: Gibt es irgendwelche Pläne            einem Fachlabor tätig, dass sich der
dass ich nicht versuchen muss, auch nicht     oder Änderungen, die im Wohnange-            hybriden Sicherung von Kulturgütern
versuchen soll, Daniel Roth zu ersetzen,      bot Waffenplatz anstehen?                    widmete. Mit 38 Jahren orientierte
sondern dass ich mit meiner Art und mei-                                                   er sich nochmals neu, liess sich zum
nen Ideen willkommen bin.                     Aktuell beschäftigen wir uns mit dem         Sozialpädagogen FH ausbilden und
                                              Thema Älterwerden am Waffenplatz.            arbeitete viele Jahre in einem Sonder-
Und wie haben Sie nun das erste Jahr          Auch weil einige unserer Bewohnenden         schulheim für Kinder und Jugend-
bei der zsge erlebt?                          sich langsam der Altersgrenze von 55         liche, zuletzt als Wohngruppenleiter.
                                              Jahren nähern, sich aber bei uns wohlfüh-    David Franciello wohnt mit seiner
Sehr positiv. Obwohl ich ja der Betriebs-     len und weiterhin ein stabiles Umfeld        Familie – zwei eigene Kinder und
leiter bin, war ich gewissermassen auch der   brauchen. Zudem bekommen wir immer           zwei Kinder seiner Partnerin – im
Neuling, da das Klientel mit seinen spezi-    wieder Anfragen für Menschen unter 25        Thurgau. Haus, Garten und Tiere,
fischen Problemstellungen für mich neu ist.   Jahren, die wir bislang nur zurückhaltend    neben Hasen und Hühnern auch 16
Auch mit dem Straf- und Massnahmen-           und nach individueller Prüfung aufge-        Lamas, helfen ihm, «sich zu erden».
vollzug hatte ich bislang nur am Rande zu     nommen haben. Beide Alterskategorien         Darüber hinaus ist er passionierter
tun. Hier durfte ich enorm viel von mei-      stehen somit zur Diskussion. Auch die        Harleyfahrer und Hobbykoch.

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
Neu im Sortiment

zsge – in Zeiten von Corona
Wer hätte Anfang Jahr gedacht, dass «Co-      dann ausgeprägte Restriktionen wie
rona» das dominierende Thema fast des         Masken-Tragpflicht, separierte Arbeits-
ganzen Jahres 2020 werden würde. Doch         plätze oder vorgegebene Laufwege inner-
es wurde zu einem der lebensbestimmen-        halb des Betriebes. Es bedurfte einer ge-
den Themen, das unseren privaten und          wissen Anlaufphase, bis alle diese neuen
beruflichen Alltag ganz plötzlich in erheb-   Hygiene-Massnahmen verinnerlicht hatten.
lichem Umfang zu dominieren begann.           Doch mittlerweile ist dies alles irgendwie
Und wir alle sind davon betroffen, unab-      Bestandteil des courant normal geworden.
hängig von Alter, Geschlecht oder Haut-
farbe. Wir alle hatten ab Mitte März 2020     Im Wohnbetrieb zsge-Waffenplatz ging das
mit staatlich angeordneten Restriktionen      Leben in einer etwas angepassten Form
zu leben in einem Ausmass, wie es die         weiter. Die Bewohnerinnen und Bewohner
meisten von uns noch nie erlebt haben.        hatten sich an die angeordneten Hygiene-       Das neue Maskentäschli
Plötzlich wurde das uns so gewohnte «or-      Vorschriften zu halten, wohnten aber wei-      von Lerski ist ein echter Hingucker mit
dentliche» Leben lahmgelegt und zu einer      terhin bei uns. Es wurde ein Dispositiv auf-   diskretem Touch. Es darf nicht fehlen,
aussergewöhnlichen Herausforderung; mit       gestellt für den Fall, dass jemand positiv     wann oder wo immer auch das Tragen
ungewisser Perspektive.                       auf Covid-19 getestet würde. Glücklicher-      einer Gesichtsmaske empfohlen oder
                                              weise trat dieser Fall bislang nicht ein.      erforderlich ist. Darüber hinaus kann es
Im zsge-Arbeitsbetrieb mussten die Tore       Während dem Lockdown war es den                auch gefüllt werden mit Papier-Taschen-
ab Mitte März bis Anfang Mai ganz ge-         Klientinnen und Klienten des zsge-Waffen-      tüchern für Gelegenheiten, wo kein Auge
schlossen werden. Es konnten keine            platz aber nicht möglich, ihren Beschäf-       oder keine Nase trocken bleiben.
Klienten zur Beschäftigung aufgenommen        tigungen nachzugehen, da diese Betriebe        Natürlich lässt es sich auch anderweitig
werden. Sämtliche Mitarbeiterinnen und        geschlossen waren. So kam es zur grossen       nutzen, so z.B. als Mini-Necessaire oder
Mitarbeiter waren in Kurzarbeit; oder bes-    Herausforderung, die Tage anderweitig          als Karten-Portemonnaie. Das Täschli-
ser gesagt konnten ihrer Arbeit gar nicht     konstruktiv zu gestalten. Dies gelang dank     format beträgt 13x9 cm. Bestellung über
mehr nachgehen und mussten zuhause            moralischer Unterstützung des Teams            info@lerski.ch oder im Lerski-Shop,
bleiben. Nach der Wiedereröffnung galten      Waffenplatz sehr gut.                          Stauffacherstrasse 180, 8004 Zürich.

Die Corona-Pandemie machen klare Verhaltensregeln nötig, so auch im zsge-
Arbeitsbetrieb.
                                                                                             Jubilare
                                                                                             Barbara Kissling, Arbeitsagogin und
                                                                                             stv. Betriebsleiterin im zsge-Arbeitsbetrieb:
                                                                                             am 1. Juni 2020 15-jähriges Dienst-
                                                                                             jubiläum
                                                                                             Oliver Penz, Arbeitsagoge im zsge-Ar-
                                                                                             beitsbetrieb: am 1. Juni 2020 10-jähriges
                                                                                             Dienstjubiläum
                                                                                             Hape Ottlik, Betriebsleiter im zsge-
                                                                                             Arbeitsbetrieb: am 1. November 2020
                                                                                             5-jähriges Dienstjubiläum
                                                                                             Wir danken unseren Jubilaren herzlich
                                                                                             für ihr Engagement und ihre Loyalität
                                                                                             und freuen uns weiterhin auf die gemein-
                                                                                             same Zusammenarbeit.

                                                                                             Austritt
                                                                                             Rahel Haldimann, Sozialarbeiterin
                                                                                             BIAS, per 31. Mai 2020.
                                                                                             Wir wünschen ihr viel Erfolg auf ihrem
                                                                                             weiteren Lebensweg.

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Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
Neu bei der zsge

                                          Aisslinger hat mich dann davon über-        einfachen Abverdienen von Bussen,
                                          zeugt, dass das eine interessante Auf-      müssen sie sich immer wieder auf neue
                                          gabe ist. Und als Controller bringe ich     Menschen und neue Konstellationen
                                          sicherlich auch einen anderen, zusätzli-    einstellen. Und der Wohnbetrieb, so ist
                                          chen Hintergrund, den ökonomischen          mein Eindruck, ist für die Bewohnenden
                                          Blick, mit in den Stiftungsrat ein.         ein wichtiger Ankerpunkt für ihren
                                          Später hatte ich auch die Chance, die       Neustart in ein deliktfreies Leben.
                                          Arbeit und die Arbeitsweise der zsge        Ich finde es enorm wichtig, dass unsere
                                          auf einem Rundgang kennenzulernen.          Gesellschaft sich dem Gedanken der
Michael Reimann                           Dieser bot mir ein wirklich interessan-     «zweiten Chance» verpflichtet fühlt.
Mitglied des Stiftungsrates
                                          ter Einblick in die Tätigkeit. Wir kön-     Wer einen Fehler gemacht hat und
Im Herbst 2019 wurde ich von zsge-        nen uns glücklich schätzen, über sehr       seine Strafe verbüsst hat, der soll auch
Stiftungsrat Milan Schmed, den ich vom    gut geschultes und engagiertes Perso-       eine faire Chance erhalten, sich wieder
gemeinsamen Engagement in einem           nal zu verfügen. Gerade im Arbeitsbe-       in die Gesellschaft integrieren zu kön-
Sportverein her kenne, angefragt, ob      trieb, wo ein täglich wechselndes           nen. Und wenn wir ihm oder ihr hel-
ich mir eine Mitarbeit im Stiftungsrat    Klientel mit unterschiedlichen Zielen       fen, dass dies gelingt, ganz pragma-
der zsge vorstellen könne. Ein Gespräch   tätig ist, sei es bei der Wiedereinglie-    tisch und nüchtern, so profitieren letzt-
mit dem Stiftungsratspräsidenten Peter    derung in die Arbeitswelt oder dem          lich wir alle davon.

                                        stellen. Zudem bin ich Mutter von zwei       KlientInnen begegnet wird, ist aufbau-
                                        Teenagern. Zwar habe ich die Welt des        end und schön: Es wird ihnen etwas
                                        Straf- und Massnahmenvollzugs vorher         zugetraut, gleichzeitig werden Regeln
                                        nicht gekannt, aber das Thema, wie           des Zusammenlebens und der Arbeits-
                                        wir als Gesellschaft zusammenhalten          welt eingefordert.
                                        und Menschen nach dem Verbüssen              Die Design-Produkte, die im Arbeitsbe-
                                        einer Strafe unterstützen, wieder ihren      trieb hergestellt werden, von den Lerski-
                                        Platz zu finden, interessiert mich.          Taschen über die recyclingArt-Produkte
                                        Ich durfte in der Folge die zsge und         bis zu den Mapbags, gefallen mir sehr.
Kristina Wagner                         ihre Arbeit näher kennenlernen und           Die KlientInnen können stolz darauf
Mitglied des Stiftungsrates             finde es toll, was sie leistet: Ganz kon-    sein und mit dem Verkauf fliesst etwas
Ich bin seit November 2019 Mitglied im kret und «down to earth» zeigt sie,           in die Kasse der zsge.
Stiftungsrat der zsge. Der Kontakt kam dass Resozialisierung funktioniert,           Ich freue mich, im Stiftungsrat der zsge
über eine Freundin zustande, die in     wenn man es richtig macht, und damit         mitzuarbeiten und dabei meine Erfah-
der JVA Pöschwies arbeitet und dort     einen Beitrag zur Sicherheit leisten         rungen als Juristin und Mediatorin ein-
vernommen hatte, dass ein neues Stif-   kann. Die Mischung des Angebots mit          zubringen. Und so hoffentlich einen
tungsratsmitglied gesucht wird. Ich bin einem Wohnhaus und einem Arbeits-            Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft
Juristin und Mediatorin und arbeite in betrieb ist sehr spannend. Die wohl-          der zsge leisten zu können.
zwei arbeitsrechtlichen Schlichtungs-   wollende Haltung, mit welcher den

                                          Im Jahre 2007 habe ich mein Studium         stellung mit einem kleineren Arbeits-
                                          in Sozialer Arbeit in Zürich abge-          pensum.
                                          schlossen und sammelte erste Arbeits-       Bei der zsge bin ich nun fündig gewor-
                                          erfahrungen in der Begleitung von           den und in einem engagierten und
                                          Asylsuchenden. Nach einer längeren          offenen Team sowie einem spannen-
                                          Reise erhielt ich die Möglichkeit, von      den und für mich neuen Fachbereich
                                          der Sozialpädagogik in die Sozial-          «gelandet». Die direkten Klientenkon-
                                          arbeit zu wechseln: Im Intake eines         takte, die Vielseitigkeit der Fragestel-
                                          Sozialzentrums konnte ich mir viel          lungen und das Unvorhersehbare an
Sarah Fuchs                               Wissen über Sozialhilferecht und So-        dieser Stelle gefallen mir gut.
Busseninformations- und Anlaufstelle      zialversicherungen aneignen. Danach         Zurück zu Hause erwarten mich zwei
Mitten in der Coronazeit bin ich zu       führte mich mein Weg für drei Jahre         aufgeweckte Kinder. Und dann sind da
einer neuen Anstellung bei der zsge       in den Sozialdienst einer psychiatri-       noch ein Gemüsegarten, einige Bücher,
gekommen: Seit Juli 2020 arbeite ich in   schen Klinik. Zu dieser Zeit wurde ich      die gelesen werden möchten und viele
der Busseninformations- und Anlauf-       zweifache Mutter. Deshalb machte ich        weitere Vorhaben, die in die Tat um-
stelle (BIAS).                            mich auf die Suche nach einer An-           gesetzt werden wollen.

                                                                                                                    7
Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
Zürcher Stiftung für Gefangenen-
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                                                                                           Neugutstrasse 8
                                                                                           8002 Zürich
                                                                                           Tel. 044 240 25 51
                                                                                           info@zsge.ch
                                                                                           www.zsge.ch
                                                                                           www.recyclingart.ch
                                                                                           www.lerski.ch

                                                                                           PAT R O N AT

                                                                                           Prof. Dr. med. Felix Gutzwiller
                                                                                           Präventivmediziner, alt Ständerat, Zürich
                                                                                           Monika Weber, lic. phil.
                                                                                           alt Stadträtin und alt Ständerätin, Zürich

                                                                                           STIFTUNGSRAT

                                                                                           Peter Aisslinger
                                                                                           Präsident des Stiftungsrates, alt Kantonsrat, Zürich
                                                                                           Thomas Erb
                                                                                           Leiter Vollzugskoordination & Sozialwesen
                                                                                           stv. Direktor JVA Pöschwies
                                                                                           Milan Schmed
                                                                                           Lehrer und Dozent, Dübendorf
                                                                                           Zeno Cavigelli
                                                                                           Dr. theol., Theologe, Synodalrat, Zürich
                                                                                           Theo Eugster
                                                                                           Direktor Vollzugseinrichtungen Zürich, Zürich
                                                                                           Claudia Müller

Partnerschaft mit UHC Uster                                                                Psychologin, Volketswil
                                                                                           Rosmarie Quadranti
                                                                                           Kauffrau, alt Nationalrätin, Illnau
                                                                                           Michael Reimann
Der Unihockey Club Uster (www.uhcus-          Banner- und Bandenwerbung in der             Controller, Wallisellen
ter.ch) hat sich entschieden, die Stiftung    Sporthalle Buchholz in Uster präsent sein.   Esther Straub
                                                                                           Pfarrerin, Kirchenrätin, Zürich
zsge mit ihren beiden Produktemarken          Der Preis «Best Player» wird jeweils am      Daniel Tewlin
                                                                                           ehem. Staatsanwalt, Thalwil
recyclingArt und lerski zum offiziellen       Ende jedes NLA-Heimspiels an den wert-       Kristina Wagner
Partner für die Best-Player-Auszeichnung      vollsten Spieler beider Mannschaften ver-    Juristin/Mediatorin, Zürich

der Nationalliga-A-Mannschaft zu ma-          geben und umfasst einen Mapbag gefüllt
chen. Während der Spielsaison 2020/21         mit mehreren handgefertigten Produkten
                                                                                           SPENDENKONTO
werden recyclingArt und lerski mit            aus dem Sortiment unserer beiden Labels.
                                                                                           IBAN CH89 0680 8050 0081 6830 8
                                                                                           zsge – Zürcher Stiftung für Gefangenen- und
                                                                                           Entlassenenfürsorge, 8002 Zürich

                                                                                           IMPRESSUM
Internationaler E-Waste-Days                                                               zsge-report, November 2020
                                                                                           Herausgegeben von der Zürcher Stiftung für
 Vor einigen Monaten fand der Internatio-                                                  Gefangenen- und Entlassenenfürsorge zsge
                                                                                           Konzept und Texte: Stefan Feldmann, Uster
 nale E-Waste-Day zum Thema Elektro-                                                       Gestaltung: Raymond Naef, Zürich
 schrott-Recycling statt. Bei diesem Anlass                                                Druck: Buchmann AG, Zürich

 ging es darum, die Öffentlichkeit für das
 Recycling von Elektroschrott zu sensibi-
 lisieren. Sämtliche Sammelstellen der
 Schweiz – so auch unsere Recyclingwerk-
 statt im zsge-Arbeitsbetrieb – waren ein-
 geladen, an dieser nationalen Aktion teil-
 zunehmen und die Bürgerinnen und
 Bürger mit einer originellen Idee zum
 Recyclieren von Elektroschrott zu animie-
 ren. Klienten von uns bastelten aus die-
 sem Anlass einen Recycling-Motivator,
 mit dem sie vor unserem Betrieb an der
 Kanonengasse 20 in Zürich warben.

                                                                                           Das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige
                                                                                           Institutionen.
                                                                                           Es steht für uneigennützigen und zweckbe-
                                                                                           stimmten Umgang mit Spenden.
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