Mit dem recyclingArt-Auto durch die Weiten der Sahara - Stiftung zsge
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November 2020 I n f o r m a t i o n e n f ü r S p e n d e r i n n e n u n d S p e n d e r, B e h ö rd e n u n d w e i t e re I n t e re s s i e r t e report zsge Zürcher Stiftung Mit dem recyclingArt-Auto für Gefangenen- und Entlassenenfürsorge durch die Weiten der Sahara
«Die Menschen in Afrika sin Weltmeister» Eine Reise nach Afrika stand schon immer auf der Wunschliste von Urs der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Gambia, gefahren und dort ver- Lussmann, der als Arbeitsagoge im Arbeitsbetrieb der zsge arbeitet. Letztes steigert werden. Mit dem Erlös werden Jahr hat er diesen Wunsch verwirklicht: Er fuhr sein in die Jahre gekommenes dann gemeinnützige Projekte wie der Bau von Schulen oder ganz aktuell einer und für seine Bedürfnisse als Paraplegiker umgebautes Auto nach Gambia, Kompostieranlage finanziert. Der ideale damit es dort weiter genutzt werden kann. Von der Reise kehrte er mit vielen Partner, um die Idee von Urs Lussmann zu verwirklichen, die Anmeldung war wunderbaren Eindrücken zurück. schnell erledigt. Am Anfang stand ein ganz praktisches fahrer nützlich sein. Mit der Zeit reifte Aufwendige Reisevorbereitungen Problem: Nach fast 20 Jahren war es für eine Idee heran: «Ich wollte schon immer Die Vorbereitungen auf die Reise waren Urs Lussmann Zeit, seinen alten VW mal nach Afrika reisen. Weshalb also das aufwendig und mit viel Arbeit verbun- Passat durch ein neues Fahrzeug zu erset- Auto nicht dort verschenken?» den. Zum einen mussten diverse Vorga- zen. Doch das alte Auto wollte er nicht Bei seinen Recherchen im Internet stiess ben der Organisatoren eingehalten wer- einfach verschrotten lassen. Dieses hatte Urs Lussmann auf ein gemeinnütziges den, etwa was das Mitführen von zusätz- Lussmann, der als Arbeitsagoge im zsge- Projekt aus Deutschland, die «Dresden- lichen Ersatzreifen oder der ausreichen- Arbeitsbetrieb an der Kanonengasse ar- Dakar-Banjul-Rallye». Die organisierende den Menge Wasser angeht. Auch musste beitet, für seine Bedürfnisse als Paraple- NGO veranstaltet zweimal im Jahr eine der Unterboden des Autos verstärkt wer- giker umbauen lassen und könnte so «Charity-Rallye» mit der in Europa nicht den, damit es die Fahrt über die holpri- auch weiterhin einem anderen Rollstuhl- mehr benötigte Fahrzeuge nach Banjul, gen Strassen und Pisten übersteht. Zum Durch die Weiten der Sahara: Das recyclingArt-Auto unterwegs auf dem Weg nach Banjul. 2
nd die wahren Recycling- anderen war Urs Lussmann als Paraple- fliktreiche Region fahren», erklärt Urs giker mit zusätzlichen Herausforderungen Lussmann. «In der Westsahara wurden konfrontiert, wie etwa breitere Reifen für wir sehr oft von marokkanischen Sicher- seinen Rollstuhl, damit dieser nicht im heitskräften kontrolliert, in Mauretanien Sand versinkt; oder er baute aus einem vom Militär begleitet. Und ganz am alten Holzhocker seine eigene Toilette. Schluss in Senegal mussten wir das Land Weiter wollte er zwei zusätzliche Rollstüh- von Grenze zu Grenze innert 24 Stunden le mitnehmen und in Banjul verschenken. durchquert haben.» Die Fahrt war durch- «Das Packen war sehr anspruchsvoll, mit- aus anstrengend: «Wir fuhren jeden Tag nehmen konnten wir nur das absolut bis zu zehn Stunden, frassen Kilometer Auf der Reise gab es für Urs Nötigste.» um Kilometer. Und insbesondere nach Lussmann immer wieder spannende Um die Reise zu finanzieren, suchte Urs Marokko waren die Strassen und Pisten Begegnungen und interessante Lussmann zudem Sponsoren, die als Ge- auch in einem sehr schlechten Zustand, Gespräche. genleistung einen Werbeaufkleber auf teilweise gar nicht mehr als solche er- dem Auto erhielten. Die zsge kaufte eine kennbar.» Werbefläche, so dass der VW Passat die Reise unter dem Namen «recyclingArt» Beeindruckendes Afrika an den Start ging. «Mit der Werbung auf Und was Urs Lussmann auch aufgefallen dem Fahrzeug packten wir eine tolle ist: «Wir sagen in der Schweiz ja immer, Gelegenheit, um unser Label recyclingArt wir seien Weltmeister im Recyclen. Doch in die weite Welt hinauszutragen», erklärt das stimmt nicht: Die wahren Recycling- zsge-Geschäftsführer Edgar Rutishauser. Weltmeister sind die Menschen in Afrika.» Praktisch alles wird wiederverwendet und Karawane mit 47 Autos zu Werkzeugen, Möbeln, Schuhen, Spiel- Im November 2019 ging es los: Gemein- sachen oder Instrumenten verarbeitet. sam mit seinem Begleiter Jörg Henze, Ein Thema, dass Urs Lussmann aus seiner einem befreundeten Fotografen (von ihm täglichen Arbeit kennt, dreht sich doch Bis zu zehn Stunden Fahrt am Tag: stammen die Bilder in diesem Beitrag), im zsge-Arbeitsbetrieb ebenfalls ganz viel Entspannung nach Abschluss einer fuhr Urs Lussmann nach Algeciras in um das Thema Re- und Upcycling. Hier Etappe ist da mehr als willkommen. Andalusien, wo sich die Teilnehmenden werden in Handarbeit unter anderem aus der Rallye einfanden. «Unsere Karawane Kartenfehldrucken Mapbags fabriziert, bestand aus 47 Fahrzeugen.» Von Alge- aus alten Vinyl-Schallplatten Notizbücher keinen Fahrausweis erwerben, womit ciras ging es mit der Fähre nach Marokko, oder aus Computerzubehör recyclingArt- natürlich auch kein Bedarf nach entspre- wo die Reise ihren eigentlichen Anfang Gebrauchsgegenstände. «Vielleicht kann chend umgerüsteten Autos besteht. Der nahm. Dabei konnten die TeilnehmerIn- ich ja die eine oder andere Recycling- VW Passat wird nun von den Rallye- nen die Route teilweise frei wählen, es Idee, die ich in Afrika gesehen habe, auch Organisatoren vor Ort selber eingesetzt. waren aber Etappenorte und -zeiten defi- auf unsere Arbeit übertragen», sagt Die mitgeführten Rollstühle gingen hin- niert, wo sich der Tross wieder sammelte, Lussmann. gegen wie gewünscht an die erste integra- bevor die nächste Etappe in Angriff ge- Anfang Dezember erreichte die Rallye tive Schule in Banjul. nommen wurde. Urs Lussmann und sein schliesslich ihr Ziel in Banjul. Am Sonn- «Die Reise war ein Wahnsinns-Erlebnis. Begleiter fuhren dabei in Marokko ge- tag nach der Ankunft wurden die Autos Mein Traum, Afrika zu sehen, ging in meinsam mit zwei anderen Autos aus in einem Fussballstadion versteigert. To- Erfüllung», so Lussmanns Bilanz. Aber Deutschland, mit deren Fahrern man tal kamen 120'000 Euro zusammen, die bei dieser einen Reise soll es nicht blei- sich angefreundet hatte. nun in soziale Projekte fliessen. Kleiner ben: «Afrika hat mich nun erst recht Die Reise führte durch Marokko, die Wermutstropfen: Lussmanns Wunsch, gepackt.» Und so plant er bereits eine Westsahara, Mauretanien und Senegal sein Auto einem Paraplegiker in Gambia nächste Reise, wieder nach Gambia, mit nach Gambia. «Auf der Reise merkte schenken zu können, ging nicht Erfül- dem Ziel, das Land nun auch noch in man schnell, dass wir durch eine kon- lung. Rollstuhlfahrer in Gambia können aller Ruhe besser kennenzulernen. 3
«Anfangs haben wir noch selber für die KlientInnen gekocht» Mit 32 Jahren ist Thomas Erb das dienstälteste Mitglied im Stiftungsrat der zsge. Nun verlässt Erb, der beruflich bis vor kurzem die Vollzugskoordination und das Sozialwesen in der JVA Pöschwies leitete, die Welt des Strafvollzugs und damit auch den zsge-Stiftungsrat. Ein Blick zurück. Und nach vorn. Thomas Erb, im Jahr 1988 sind Sie Ja, aus den Betriebsleiterinnen und -leitern und vor allem auch unseres Stiftungsrats- Mitglied im Stiftungsrat der zsge wurde eine Geschäftsleitung gebildet, spä- präsidenten Peter Aisslinger, die die Kon- geworden. Was war damals ihre ter eine Geschäftsführung installiert. Der takte pflegen und viel Herzblut und Zeit Motivation sich in der zsge zu enga- Stiftungsrat konnte sich so seiner eigentli- investieren, konnten wir uns aber immer gieren? chen Aufgabe widmen, der strategischen behaupten. Sie alle haben meine grösste Arbeit. Es wurden aber nicht nur die Hochachtung! Die Motivation war damals wie heute die Strukturen professionalisiert, auch die Be- gleiche: Es ist enorm wichtig, dass Insas- treuung wurde intensiviert, das Arbeiten Wenn Sie nach vorne blicken, was sen nach ihrer Zeit im Strafvollzug eine an den individuellen Problemstellungen wünschen Sie der zsge für die Zu- Anschlusslösung finden. Der überwiegen- der KlientInnen. Hierzu brauchte es auch kunft? de Teil der Insassen von Strafanstalten mehr Personal, insbesondere ausgebildete wird ja früher oder später entlassen. Und Sozialarbeitende. Die zsge war ab da nicht Ich denke, die zsge ist grundsätzlich gut deshalb ist es wichtig, dass sie auf das mehr nur eine nachgelagerte, soziale Ein- aufgestellt. Und so wünsche ich ihr, dass Leben in der Freiheit richtig vorbereitet richtung, sondern sie wurde ab Mitte der sie auf dem aktuellen Weg weiter erfolg- werden, in einer Anfangszeit bei Bedarf 1990er Jahre als Halbfreiheitsinstitution reich weitergehen kann. Wie gesagt, die auch noch eine Begleitung finden, die es Teil der Vollzugsplanung. Mit dieser pro- zsge ist einer wichtigen Sache verpflichtet: ihnen ermöglicht, ihr Leben inskünftig fessionellen Arbeit hat sich die zsge in der Menschen ein deliktfreies Leben zu er- deliktfrei zu gestalten. Das ist nicht nur Fachwelt einen sehr guten Ruf erworben. möglichen und damit unsere Gesellschaft für sie wichtig, sondern für die ganze Ge- sicherer zu machen. Unsere Mitarbeiten- sellschaft. Vor allem sie profitiert letztlich Welches sind die Stärken einer Stif- den sind mit ihrer tollen Arbeit die besten von dieser Arbeit. tung, wie es die zsge ist, im Vergleich BotschafterInnen für diese Überzeugung. zu staatlichen Angeboten im gleichen Das wird auch in Zukunft so sein, zumal 32 Jahre sind eine enorm lange Zeit, Bereich? wir mit unserem Angebot im Zentrum in der sich die Welt und natürlich der aktuell von Regierungsrätin Jacqueline auch die zsge sehr verändert hat. Die grosse Stärke ist, dass wir sehr viel Fehr zu Recht geforderten und geförder- Wie war die Situation damals beim schneller auf neue Entwicklungen reagie- ten Wiedereingliederung tätig sind. Start 1988? ren können. Wenn das Arbeitsangebot für Strafentlassene knapp war, haben wir in Wir Stiftungsratsmitglieder waren damals diesem Bereich investiert, etwa mit unse- sehr viel operativer tätig. Das Wohnheim rem Arbeitsbetrieb. Wenn ein Mangel an Neugut wurde von einer Betriebskommis- Wohnraum besteht, dann können wir den sion geführt, in der ich Mitglied war. Schwerpunkt in diesen Bereich verlagern. Und das bedeutete anfangs auch, dass wir Später profilierte sich die zsge auf Wunsch Stiftungsratsmitglieder zum Beispiel an des Kantons Zürich auch mit einem hoch Wochenenden wie andere Teammitglieder professionellen therapeutischen Angebot im Notfall auch mal für und mit unseren für Insassen mit einer Massnahme nach KlientInnen gekocht haben. Damals stand Art. 59 StGB. vor allem die Fürsorge – also ein Dach über dem Kopf, etwas Warmes auf dem Und gibt es auch Schwächen? Tisch und schauen, dass sich die KlientIn- nen nicht in Schwierigkeiten bringen – Sicher, zum Beispiel sind wir finanziell im Vordergrund. stark von staatlichen Geldern und von Spenden abhängig. Bei staatlichen Einrich- Später fand dann eine Professionali- tungen gibt es zwar je nach Finanzlage Kann auf 32 Jahre im zsge-Stiftungs- sierung statt. auch Schwankungen, aber sie sind doch rat zurückblicken: Thomas Erb. irgendwie «gesetzt». Dank der tollen Arbeit unserer Mitarbeitenden, des Stiftungsrates 4
«Sofort spürbar war, wie gut das Team harmoniert» Mitte September 2019 hat David Franciello die Nachfolge von Daniel Roth als Leiter des zsge-Wohnangebots Waffenplatz angetreten. Dem zsge-Report erklärt er, was ihn an seiner neuen Aufgabe reizt, wie die Corona-Pandemie das Wohnangebot verändert hat und welche Herausforderungen sich für den zsge-Wohnbetrieb in Zukunft stellen David Franciello, seit einem Jahr sind ner Stellvertreterin Natalia Golubic, aber Frage von Triage-Plätzen stellt sich, also Sie der neue Leiter des zsge-Waffen- auch vom ganzen Team profitieren. So- Plätze für Menschen, bei denen zuerst platz. Was hat Sie motiviert diese fort spürbar war, wie professionell das abgeklärt werden muss, was der eigentli- Aufgabe zu übernehmen? Team arbeitet, wie gut es auch persönlich che Betreuungsauftrag und was das richti- harmoniert. ge Setting für sie ist. All diese Themen Es war die Lust auf Veränderung, etwas können wir aber in aller Ruhe diskutieren, was mich schon mein ganzes Berufsleben Das erste Jahr war sicher auch aus da der zsge-Waffenplatz grundsätzlich sehr begleitet hat. Ich habe zuletzt 15 Jahre einem anderen Grund herausfordernd, gut aufgestellt ist. mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Stichwort: Corona-Pandemie. Eine anstehende Umstrukturierung mei- nes Arbeitgebers war dann für mich der Ja, wir mussten im Lockdown viele Ab- Anlass, mich selber zu überprüfen. Ich läufe und Gewohnheiten hinterfragen, merkte dabei, dass ich nochmals mit einer mussten etwa auf das Skilager oder das anderen Klientel, mit Erwachsenen arbei- Dachterrassenfest verzichten. Auch das ten wollte. Da kam das Inserat der zsge gemeinsame Abendessen und die Haus- gerade zum richtigen Zeitpunkt. sitzung am Dienstag, ein wichtiger Be- standteil unserer Hausgemeinschaft, wa- Die zsge hat ja unter speziellen Um- ren nicht mehr möglich. Hier mussten wir ständen einen neuen Betriebsleiter nach neuen Wegen suchen. Zum Teil gesucht, ist doch Ihr Vorgänger Daniel haben wir sie gefunden: So kochen wir Roth letztes Jahr völlig überraschend am Dienstag immer noch für alle Bewoh- gestorben. War das für Sie spürbar? nenden. Es sind aber jeweils nur die KlientInnen eines Stockwerkes im Ess- Ich wusste aufgrund der Gespräche im raum, die übrigen erhalten das Essen als Anstellungsprozess, dass Daniel Roth eine Take-away aufs Zimmer. Bei anderen sehr prägende Figur war, eine charismati- Themen sind wir aber auch noch auf der sche Person. Auch heute noch spürt man Suche, wie wir in dieser «neuen Realität» Der neue Leiter des Waffenplatzes seine Präsenz. In seine Fussstapfen zu tre- das Gemeinschaftsgefühl erhalten und David Franciello (*1967) ist gelernter ten, das hat mir vor Stellenantritt Respekt stärken können. Hochbauzeichner/Architekt und hat eingeflösst, hat auch etwas Druck aufge- 16 Jahre in verschiedenen Architek- baut. Aber das Team hat es mir sehr ein- Schauen wir zum Schluss noch nach turbüros gearbeitet. Später war er in fach gemacht, weil es mir klar aufzeigte, vorne: Gibt es irgendwelche Pläne einem Fachlabor tätig, dass sich der dass ich nicht versuchen muss, auch nicht oder Änderungen, die im Wohnange- hybriden Sicherung von Kulturgütern versuchen soll, Daniel Roth zu ersetzen, bot Waffenplatz anstehen? widmete. Mit 38 Jahren orientierte sondern dass ich mit meiner Art und mei- er sich nochmals neu, liess sich zum nen Ideen willkommen bin. Aktuell beschäftigen wir uns mit dem Sozialpädagogen FH ausbilden und Thema Älterwerden am Waffenplatz. arbeitete viele Jahre in einem Sonder- Und wie haben Sie nun das erste Jahr Auch weil einige unserer Bewohnenden schulheim für Kinder und Jugend- bei der zsge erlebt? sich langsam der Altersgrenze von 55 liche, zuletzt als Wohngruppenleiter. Jahren nähern, sich aber bei uns wohlfüh- David Franciello wohnt mit seiner Sehr positiv. Obwohl ich ja der Betriebs- len und weiterhin ein stabiles Umfeld Familie – zwei eigene Kinder und leiter bin, war ich gewissermassen auch der brauchen. Zudem bekommen wir immer zwei Kinder seiner Partnerin – im Neuling, da das Klientel mit seinen spezi- wieder Anfragen für Menschen unter 25 Thurgau. Haus, Garten und Tiere, fischen Problemstellungen für mich neu ist. Jahren, die wir bislang nur zurückhaltend neben Hasen und Hühnern auch 16 Auch mit dem Straf- und Massnahmen- und nach individueller Prüfung aufge- Lamas, helfen ihm, «sich zu erden». vollzug hatte ich bislang nur am Rande zu nommen haben. Beide Alterskategorien Darüber hinaus ist er passionierter tun. Hier durfte ich enorm viel von mei- stehen somit zur Diskussion. Auch die Harleyfahrer und Hobbykoch. 5
Neu im Sortiment zsge – in Zeiten von Corona Wer hätte Anfang Jahr gedacht, dass «Co- dann ausgeprägte Restriktionen wie rona» das dominierende Thema fast des Masken-Tragpflicht, separierte Arbeits- ganzen Jahres 2020 werden würde. Doch plätze oder vorgegebene Laufwege inner- es wurde zu einem der lebensbestimmen- halb des Betriebes. Es bedurfte einer ge- den Themen, das unseren privaten und wissen Anlaufphase, bis alle diese neuen beruflichen Alltag ganz plötzlich in erheb- Hygiene-Massnahmen verinnerlicht hatten. lichem Umfang zu dominieren begann. Doch mittlerweile ist dies alles irgendwie Und wir alle sind davon betroffen, unab- Bestandteil des courant normal geworden. hängig von Alter, Geschlecht oder Haut- farbe. Wir alle hatten ab Mitte März 2020 Im Wohnbetrieb zsge-Waffenplatz ging das mit staatlich angeordneten Restriktionen Leben in einer etwas angepassten Form zu leben in einem Ausmass, wie es die weiter. Die Bewohnerinnen und Bewohner meisten von uns noch nie erlebt haben. hatten sich an die angeordneten Hygiene- Das neue Maskentäschli Plötzlich wurde das uns so gewohnte «or- Vorschriften zu halten, wohnten aber wei- von Lerski ist ein echter Hingucker mit dentliche» Leben lahmgelegt und zu einer terhin bei uns. Es wurde ein Dispositiv auf- diskretem Touch. Es darf nicht fehlen, aussergewöhnlichen Herausforderung; mit gestellt für den Fall, dass jemand positiv wann oder wo immer auch das Tragen ungewisser Perspektive. auf Covid-19 getestet würde. Glücklicher- einer Gesichtsmaske empfohlen oder weise trat dieser Fall bislang nicht ein. erforderlich ist. Darüber hinaus kann es Im zsge-Arbeitsbetrieb mussten die Tore Während dem Lockdown war es den auch gefüllt werden mit Papier-Taschen- ab Mitte März bis Anfang Mai ganz ge- Klientinnen und Klienten des zsge-Waffen- tüchern für Gelegenheiten, wo kein Auge schlossen werden. Es konnten keine platz aber nicht möglich, ihren Beschäf- oder keine Nase trocken bleiben. Klienten zur Beschäftigung aufgenommen tigungen nachzugehen, da diese Betriebe Natürlich lässt es sich auch anderweitig werden. Sämtliche Mitarbeiterinnen und geschlossen waren. So kam es zur grossen nutzen, so z.B. als Mini-Necessaire oder Mitarbeiter waren in Kurzarbeit; oder bes- Herausforderung, die Tage anderweitig als Karten-Portemonnaie. Das Täschli- ser gesagt konnten ihrer Arbeit gar nicht konstruktiv zu gestalten. Dies gelang dank format beträgt 13x9 cm. Bestellung über mehr nachgehen und mussten zuhause moralischer Unterstützung des Teams info@lerski.ch oder im Lerski-Shop, bleiben. Nach der Wiedereröffnung galten Waffenplatz sehr gut. Stauffacherstrasse 180, 8004 Zürich. Die Corona-Pandemie machen klare Verhaltensregeln nötig, so auch im zsge- Arbeitsbetrieb. Jubilare Barbara Kissling, Arbeitsagogin und stv. Betriebsleiterin im zsge-Arbeitsbetrieb: am 1. Juni 2020 15-jähriges Dienst- jubiläum Oliver Penz, Arbeitsagoge im zsge-Ar- beitsbetrieb: am 1. Juni 2020 10-jähriges Dienstjubiläum Hape Ottlik, Betriebsleiter im zsge- Arbeitsbetrieb: am 1. November 2020 5-jähriges Dienstjubiläum Wir danken unseren Jubilaren herzlich für ihr Engagement und ihre Loyalität und freuen uns weiterhin auf die gemein- same Zusammenarbeit. Austritt Rahel Haldimann, Sozialarbeiterin BIAS, per 31. Mai 2020. Wir wünschen ihr viel Erfolg auf ihrem weiteren Lebensweg. 6
Neu bei der zsge Aisslinger hat mich dann davon über- einfachen Abverdienen von Bussen, zeugt, dass das eine interessante Auf- müssen sie sich immer wieder auf neue gabe ist. Und als Controller bringe ich Menschen und neue Konstellationen sicherlich auch einen anderen, zusätzli- einstellen. Und der Wohnbetrieb, so ist chen Hintergrund, den ökonomischen mein Eindruck, ist für die Bewohnenden Blick, mit in den Stiftungsrat ein. ein wichtiger Ankerpunkt für ihren Später hatte ich auch die Chance, die Neustart in ein deliktfreies Leben. Arbeit und die Arbeitsweise der zsge Ich finde es enorm wichtig, dass unsere auf einem Rundgang kennenzulernen. Gesellschaft sich dem Gedanken der Michael Reimann Dieser bot mir ein wirklich interessan- «zweiten Chance» verpflichtet fühlt. Mitglied des Stiftungsrates ter Einblick in die Tätigkeit. Wir kön- Wer einen Fehler gemacht hat und Im Herbst 2019 wurde ich von zsge- nen uns glücklich schätzen, über sehr seine Strafe verbüsst hat, der soll auch Stiftungsrat Milan Schmed, den ich vom gut geschultes und engagiertes Perso- eine faire Chance erhalten, sich wieder gemeinsamen Engagement in einem nal zu verfügen. Gerade im Arbeitsbe- in die Gesellschaft integrieren zu kön- Sportverein her kenne, angefragt, ob trieb, wo ein täglich wechselndes nen. Und wenn wir ihm oder ihr hel- ich mir eine Mitarbeit im Stiftungsrat Klientel mit unterschiedlichen Zielen fen, dass dies gelingt, ganz pragma- der zsge vorstellen könne. Ein Gespräch tätig ist, sei es bei der Wiedereinglie- tisch und nüchtern, so profitieren letzt- mit dem Stiftungsratspräsidenten Peter derung in die Arbeitswelt oder dem lich wir alle davon. stellen. Zudem bin ich Mutter von zwei KlientInnen begegnet wird, ist aufbau- Teenagern. Zwar habe ich die Welt des end und schön: Es wird ihnen etwas Straf- und Massnahmenvollzugs vorher zugetraut, gleichzeitig werden Regeln nicht gekannt, aber das Thema, wie des Zusammenlebens und der Arbeits- wir als Gesellschaft zusammenhalten welt eingefordert. und Menschen nach dem Verbüssen Die Design-Produkte, die im Arbeitsbe- einer Strafe unterstützen, wieder ihren trieb hergestellt werden, von den Lerski- Platz zu finden, interessiert mich. Taschen über die recyclingArt-Produkte Ich durfte in der Folge die zsge und bis zu den Mapbags, gefallen mir sehr. Kristina Wagner ihre Arbeit näher kennenlernen und Die KlientInnen können stolz darauf Mitglied des Stiftungsrates finde es toll, was sie leistet: Ganz kon- sein und mit dem Verkauf fliesst etwas Ich bin seit November 2019 Mitglied im kret und «down to earth» zeigt sie, in die Kasse der zsge. Stiftungsrat der zsge. Der Kontakt kam dass Resozialisierung funktioniert, Ich freue mich, im Stiftungsrat der zsge über eine Freundin zustande, die in wenn man es richtig macht, und damit mitzuarbeiten und dabei meine Erfah- der JVA Pöschwies arbeitet und dort einen Beitrag zur Sicherheit leisten rungen als Juristin und Mediatorin ein- vernommen hatte, dass ein neues Stif- kann. Die Mischung des Angebots mit zubringen. Und so hoffentlich einen tungsratsmitglied gesucht wird. Ich bin einem Wohnhaus und einem Arbeits- Beitrag für eine erfolgreiche Zukunft Juristin und Mediatorin und arbeite in betrieb ist sehr spannend. Die wohl- der zsge leisten zu können. zwei arbeitsrechtlichen Schlichtungs- wollende Haltung, mit welcher den Im Jahre 2007 habe ich mein Studium stellung mit einem kleineren Arbeits- in Sozialer Arbeit in Zürich abge- pensum. schlossen und sammelte erste Arbeits- Bei der zsge bin ich nun fündig gewor- erfahrungen in der Begleitung von den und in einem engagierten und Asylsuchenden. Nach einer längeren offenen Team sowie einem spannen- Reise erhielt ich die Möglichkeit, von den und für mich neuen Fachbereich der Sozialpädagogik in die Sozial- «gelandet». Die direkten Klientenkon- arbeit zu wechseln: Im Intake eines takte, die Vielseitigkeit der Fragestel- Sozialzentrums konnte ich mir viel lungen und das Unvorhersehbare an Sarah Fuchs Wissen über Sozialhilferecht und So- dieser Stelle gefallen mir gut. Busseninformations- und Anlaufstelle zialversicherungen aneignen. Danach Zurück zu Hause erwarten mich zwei Mitten in der Coronazeit bin ich zu führte mich mein Weg für drei Jahre aufgeweckte Kinder. Und dann sind da einer neuen Anstellung bei der zsge in den Sozialdienst einer psychiatri- noch ein Gemüsegarten, einige Bücher, gekommen: Seit Juli 2020 arbeite ich in schen Klinik. Zu dieser Zeit wurde ich die gelesen werden möchten und viele der Busseninformations- und Anlauf- zweifache Mutter. Deshalb machte ich weitere Vorhaben, die in die Tat um- stelle (BIAS). mich auf die Suche nach einer An- gesetzt werden wollen. 7
Zürcher Stiftung für Gefangenen- und Entlassenenfürsorge Neugutstrasse 8 8002 Zürich Tel. 044 240 25 51 info@zsge.ch www.zsge.ch www.recyclingart.ch www.lerski.ch PAT R O N AT Prof. Dr. med. Felix Gutzwiller Präventivmediziner, alt Ständerat, Zürich Monika Weber, lic. phil. alt Stadträtin und alt Ständerätin, Zürich STIFTUNGSRAT Peter Aisslinger Präsident des Stiftungsrates, alt Kantonsrat, Zürich Thomas Erb Leiter Vollzugskoordination & Sozialwesen stv. Direktor JVA Pöschwies Milan Schmed Lehrer und Dozent, Dübendorf Zeno Cavigelli Dr. theol., Theologe, Synodalrat, Zürich Theo Eugster Direktor Vollzugseinrichtungen Zürich, Zürich Claudia Müller Partnerschaft mit UHC Uster Psychologin, Volketswil Rosmarie Quadranti Kauffrau, alt Nationalrätin, Illnau Michael Reimann Der Unihockey Club Uster (www.uhcus- Banner- und Bandenwerbung in der Controller, Wallisellen ter.ch) hat sich entschieden, die Stiftung Sporthalle Buchholz in Uster präsent sein. Esther Straub Pfarrerin, Kirchenrätin, Zürich zsge mit ihren beiden Produktemarken Der Preis «Best Player» wird jeweils am Daniel Tewlin ehem. Staatsanwalt, Thalwil recyclingArt und lerski zum offiziellen Ende jedes NLA-Heimspiels an den wert- Kristina Wagner Partner für die Best-Player-Auszeichnung vollsten Spieler beider Mannschaften ver- Juristin/Mediatorin, Zürich der Nationalliga-A-Mannschaft zu ma- geben und umfasst einen Mapbag gefüllt chen. Während der Spielsaison 2020/21 mit mehreren handgefertigten Produkten SPENDENKONTO werden recyclingArt und lerski mit aus dem Sortiment unserer beiden Labels. IBAN CH89 0680 8050 0081 6830 8 zsge – Zürcher Stiftung für Gefangenen- und Entlassenenfürsorge, 8002 Zürich IMPRESSUM Internationaler E-Waste-Days zsge-report, November 2020 Herausgegeben von der Zürcher Stiftung für Vor einigen Monaten fand der Internatio- Gefangenen- und Entlassenenfürsorge zsge Konzept und Texte: Stefan Feldmann, Uster nale E-Waste-Day zum Thema Elektro- Gestaltung: Raymond Naef, Zürich schrott-Recycling statt. Bei diesem Anlass Druck: Buchmann AG, Zürich ging es darum, die Öffentlichkeit für das Recycling von Elektroschrott zu sensibi- lisieren. Sämtliche Sammelstellen der Schweiz – so auch unsere Recyclingwerk- statt im zsge-Arbeitsbetrieb – waren ein- geladen, an dieser nationalen Aktion teil- zunehmen und die Bürgerinnen und Bürger mit einer originellen Idee zum Recyclieren von Elektroschrott zu animie- ren. Klienten von uns bastelten aus die- sem Anlass einen Recycling-Motivator, mit dem sie vor unserem Betrieb an der Kanonengasse 20 in Zürich warben. Das ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige Institutionen. Es steht für uneigennützigen und zweckbe- stimmten Umgang mit Spenden. 8
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