Mit Geld die Welt verändern - Pfarrei Forum
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05/2022 Pfarrblatt Bistum St. Gallen www.pfarreiforum.ch Mit Geld die Welt verändern Wo und wie investiere ich mein Was sagt die Kirche zur Geld? Welches Wirtschafts Organspende? Seite 9 system und welche Zukunft unterstütze ich damit? Wenn ich Bischof wäre, dann … Seiten 3 – 7 Seiten 10 – 11
Editorial Inhalt Der Krieg in der Ukraine zeigt schonungslos auf, dass THEMA wir durch unseren Konsum fossiler Rohstoffe auch Waffen und staatliche Repression mitfinanzieren. Nachhaltigkeit im In der Debatte um russisches Gas und Öl rückt auch Sparschwein? Seiten 3 – 4 die Frage in den Fokus, wie wir unser Geld anlegen: Investiere ich im schwer durchschaubaren Finanz- Über den Sinn, markt beispielsweise unbewusst in schmutzige Geld zu verdienen Seite 5 Energiequellen oder sogar in Rüstungsfirmen? Oder setze ich bewusst auf nachhaltige Anlagen? Die Macht des Letztere wachsen seit einigen Jahren stark. Geldes So zeigt eine aktuelle Studie der Hochschule Luzern Seite 6 etwa auf, dass sich die Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds in der Schweiz 2021 mehr als Die Labels unter verdoppelt haben. Und immer mehr Fonds, so die Lupe nehmen Seite 7 schreiben die HSLU-Forschenden, orientieren sich an den Zielen des P ariser Klimaabkommens. «Es gibt kein Gleichzeitig nimmt das Angebot von Anlage Zurück» Seite 8 produkten zu, die zwar mit dem Trendbegriff Nachhaltigkeit kommunizieren, deren Handeln Was die Kirche zur aber nicht nach ökologischen oder sozialen Werten Organspende sagt ausgerichtet ist. Man man spricht dabei vom Seite 9 «Greenwashing». Das zeigt: Wir alle sind mehr denn je gefordert, genau hinzuschauen, was mit unserem «Was wäre, wenn Geld passiert. Das betrifft nicht nur Investitionen, ich Bischof wär» Seiten 10 – 11 sondern auch unsere täglichen Kaufentscheidungen. Leserfrage Seite 11 Kinderseite Seite 12 Nachrichten Seite 13 Medientipps & Agenda Seiten 14 – 15 Titelbild: © Benjamin Manser Nina Rudnicki Meine Sicht Redaktorin Seite 15 rudnicki@pfarreiforum.ch Zu Besuch in … Seite 16 2 P FA R R E I F O RUM
ETHISCHE GELDANLAGE Nachhaltigkeit im Sparschwein? Schon kleine → Kinder lernen, Geld zu sparen. Doch bei der Eröffnung eines Sparkontos s tellen sich viele Fragen – etwa jene der Nach haltigkeit. Text: Nina Rudnicki Bild: Benjamin Manser Nachhaltige Anlagen boomen. Nur logisch, dass man auch beim Sparkonto für die eigenen Kinder, die Enkelkinder oder das Gottikind an ökologische, soziale und ethische Aspekte denkt. Doch in der Vielfalt der Angebote und Möglichkeiten können sich Eltern schnell verlieren. Z u meinem ersten Sparkonto kam ich durch dritten Platz sowie ein Sparkonto mit 150 Fran- Sinn. Und ich frage mich, wie typisch schweize- einen Ballonwettbewerb in meiner Kind- ken bei der örtlichen Bank ein. Einige Wochen risch Sparen und Anlegen sein mag. Bei einer On- heit. Als in unserem Dorf der Minigolf- später besass ich auch noch ein buntes, grosses linerecherche dazu führt mich eines der ersten platz neu eröffnete, durften wir Schulkinder ei- Sparschwein. Der passende Schlüssel war in der Suchresultate auf die Homepage der Thurgauer nen Luftballon mit einem Namenszettel daran Bank an einer Schnur befestigt. Fortan schloss Kantonalbank. Dort heisst es, die Schweiz sei in fliegen lassen. Einige Tage später erhielt ich ei- ich dort alle paar Monate mein Sparschwein auf der Disziplin Sparen Europameisterin. Im welt- nen Anruf von den Organisatoren des Wettbe- und bezahlte eifrig mein Erspartes ein. weiten Vergleich seien nur noch die Chinesinnen werbs: Mein Ballon sei geflogen und geflogen, am und Chinesen sparsamer als wir Schweizerinnen drittweitesten von allen Ballonen. Zudem hätte Im Sparen Weltmeister und Schweizer. Weitere Zahlen finden sich in der ich das Glück gehabt, dass ein Finder den Zettel Wenn ich über das Thema Sparen nachdenke, aktuellen Haushaltsbudgeterhebung des Bundes- eingeschickt habe. Das Ganze brachte mir den kommt mir oft dieses Kindheitserlebnis in den amtes für Statistik aus dem Jahr 2019. So kann 3
ETHISCHE GELDANLAGE Windenergie oder Ölindustrie: Worin wir unser Geld investieren entscheidet mit, welche Energiequellen gefördert werden. (Bilder: pixabay.com) → ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt pro in der Schweiz seit 2015 mehr als verzehnfacht. dürfen. Sich als Laie einen Überblick zu verschaf- Monat 1232 Franken sparen. Allerdings heisst es Dabei ist der Klimawandel bei den nachhaltigen fen, ist angesichts der zahlreichen verschiedenen in der Studie auch, dass die Haushalte der unters- Anlagen das dominierende Thema. Aktivitäten Angebote und der Informationsflut eine Heraus- ten Einkommensklasse (mit weniger als 4500 in der Kohleindustrie sind etwa das häufigste forderung. Franken Bruttoeinkommen pro Monat) keine Ausschlusskriterium bei dieser Art von Anlage. Sparbeiträge zur Seite legen konnten, sondern im Zeitgleich mit dieser Entwicklung hat aber auch Ökologische und soziale Gegenteil sogar oft noch mehr Geld ausgaben als das Thema Greenwashing an Bedeutung gewon- Projekte fördern einnahmen. Wie sehr das Thema Geld immer nen. Dabei versuchen Unternehmen, sich durch Persönlich führt mich die Suche nach einer sozi- auch mit Ungerechtigkeit verbunden ist, lässt sich geschickte Öffentlichkeitsarbeit nachhaltiger er- al und ökologisch vertretbaren Möglichkeit, Geld im Alltag nicht ausblenden. Man braucht nur eine scheinen zu lassen, als sie es in Wirklichkeit sind. für ein Kind anzulegen, zu einigen Kundenbera- Zeitung durchzublättern und findet Berichte, terinnen und -beratern verschiedener Banken. etwa darüber wie die Corona-Pandemie die Un- Informationsflut überfordert Darunter sind auch alternative Banken, die als gleichheit verschärft hat. So hat etwa die Umweltschutzorganisation Ziel nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Greenpeace Schweiz im vergangenen Jahr die Förderung von ökologischen und sozialen Projek- In welche Welt investieren? Studie «Greenwashing am Finanzplatz Schweiz» ten nennen. Noch bin ich nicht sicher, wie meine Welche Welt wünschen wir uns und wie können veröffentlicht. Untersucht wurde, ob es als nach- Entscheidung ausfallen und welches Produkt wir Geld anlegen, damit sie eine bessere wird? haltig bezeichneten Anlagefonds tatsächlich ge- mich überzeugen wird. Geld anzulegen und da- Vor dieser Frage steht womöglich, mit für einen guten Start eines Kin- wer Gotte oder Götti, Eltern oder des in die Volljährigkeit zu sorgen, Grosseltern wird. Denn genauso ty- «Mit der Zunahme nach dazu fühle ich mich aber irgendwie pisch schweizerisch wie für sich haltiger Finanzanlagen hat verpflichtet. selbst zu sparen und Geld anzulegen ist es, für ein Kind finanziell vorzu- auch das Thema Green Alternativen zum Geld sorgen. Doch wie lässt sich verhin- washing an Bedeutung anlegen dern, dass das angelegte Geld in die Daneben überzeugt mich aber auch Waffen-, Tabak- oder Ölindustrie gewonnen.» eine andere Idee immer mehr: Wie- fliesst? Die Finanzbranche hat den so nicht nebst einem Fondskonto Trend zur Nachhaltigkeit erkannt und bietet auf lingt, mehr Kapital in eine nachhaltige und in eine Patenschaft für gefährdete Nutztiere etwa diese Fragen viele Antworten. So sind nachhalti- eine klimafreundliche Wirtschaft zu lenken als von Pro Specia Rara übernehmen? Gemeinsam ge Anlagen wie Aktien, Obligationen oder Fonds konventionellen Fonds. Das Resultat sei ernüch- mit dem Kind kann man die Tiere teilweise vor der am schnellsten wachsende Anlagenbereich. ternd, schreibt Greenpeace Schweiz. Viele der Ort besuchen. Auch der Erhalt seltener Tiere und Produkte seien weder nachhaltiger noch trügen Pflanzen ist eine Investition in die Zukunft der Nachhaltigkeit oder sie zur Lösung der Klimakrise bei. Die Umwelt- Kinder. Und zumindest im Moment macht das ge- Greenwashing schutzorganisation fordert daher, dass sich nach- meinsame Zeit verbringen glücklicher als das Gemäss dem Verband Swiss Sustainable Finan- haltige Anlagefonds mindestens an den Pariser Streben nach möglichst viel Geld. ce, zu dem viele grosse Finanzdienstleister gehö- Klimazielen und dem Ziel einer maximalen glo- ren, hat sich das Volumen nachhaltiger Anlagen balen Erderwärmung von 1,5 Grad ausrichten 4 P FA R R E I F O RUM
ETHISCHE GELDANLAGE «Geld verdienen ist nur bis zu einem gewissen Grad sinnvoll» Der Rorschacher Journalist Urs Fitze widmet sich Themen, die zu wenig Beachtung finden: Unangenehme Wahrheiten über die finanzielle Ausbeutung von Menschen und Umwelt. Die Fakten sind teilweise schwer zu ertragen – doch es gibt auch soziale Erfolgsgeschichten. Langlebige Unterstützung Als Paradebeispiel für nachhaltiges Engagement von Oikocredit nennt er eine Kaffee-Kooperati- ve in Guatemala. Der Verband mit über 1300 kleinbäuerlichen Kaffeebetrieben verbes- sere die Lebensbedingungen der lokalen Land- wirte, die hochwertigen Bio-Kaffee verarbeiten und exportieren sowie Öko-Tourismus anbieten. Besonders sinnvoll ist seiner Meinung nach, dass Oikocredit langfristig und nachhaltig investiert und somit Unternehmen eine Zukunftsperspek- tive über mehrere Generationen ermöglicht. «Das bedeutet, dass die Unterstützung weiter- läuft, auch wenn es zu einem Misserfolg oder gar zum Konkurs kommt.» Fitze hat die Kaffeebau- ern selbst zwei Mal vor Ort besucht. Solche Er- folgsgeschichten mitzuerleben seien erfüllende Momente. Er untermalt dieses gute Gefühl mit folgendem Fazit: «Obwohl die weltweite Inves- Urs Fitze engagiert sich für eine Alternative zum Gewinnmaximierungs-Denken. → titionssumme* von Oikocredit nur ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein ist, kann ein ein- zelner Kredit für eine Familie, ein Dorf oder gar F ür seine Reportagen und Buchprojekte sich die Genossenschaft als Geschäftsform an eine ganze Region eine neue Existenz bedeuten.» reist Urs Fitze rund um den Globus. Als nachhaltigen Zielen orientiert und nicht auf kurz- freier Journalist und Autor befasst er sich fristige Gewinne abzielt. In einem Kapitel port- Augen öffnen nebst Umweltschutzthemen vertieft mit der so- rätiert er die genossenschaftlich organisierte In- In seinem neuen Buch «Entmenschlicht», das zialen Gerechtigkeit in Bezug auf den Kapitalis- stitution Oikocredit, eine Pionierin des ethischen Ende Mai erscheint, beschreiben Urs Fitze und mus. Firmen, die sich ausschliesslich an der Ge- Investments. Sie wurde 1975 im Umfeld des Welt- Martin Arnold die Sklaverei des 21. Jahrhun- winn-Maximierung orientieren, steht Fitze genau kirchenrats gegründet. Fitze war derts. Es handelt von geraubter so kritisch gegenüber wie grossen Finanzinstitu- von ihrer ursprünglichen Geschäfts- Würde und Ausbeutung von Ar- tionen. Seiner Meinung nach sind klassische Ka- idee beeindruckt: «Spenden ist zwar beitskräften. Die Autoren zeigen pitalanlagen praktisch unkontrollierbar, auch schön, aber letztlich sollte man mit auf, wie die moderne Sklaverei un- wenn sie als ethische Investitionen angepriesen diesem Geld einen Kreislauf zu Stan- seren Alltag durchdringt und in die werden. Er bezeichnet seine Haltung diesbezüg- de bringen». Die internationale Ge- globalen Wertschöpfungsketten lich als radikal: «Geld zu verdienen, finde ich nur nossenschaft Oikocredit wurde in verstrickt ist. Geschätzt 40 Millio- bis zu einem gewissen Grad okay. Ab einem be- diesem Sinne in Holland gegründet. nen Menschen, darunter meist stimmten Punkt ist es nur noch fragwürdig. Ein Sie vergab Kredite – primär in Dritt- Frauen und Kinder, verdingen sich Gewinnüberschuss sollte prinzipiell in die Wei- weltländer – die zurückbezahlt wer- als Sklavinnen und Sklaven. Fitze terentwicklung der eigenen Firma, deren Mitar- den mussten. Gleichzeitig ermöglicht weiss, die Sklaverei ist ein rentab- beiter und in die Gesellschaft investiert werden». Oikocredit Privatpersonen, ihr Geld in les Geschäft: «Sie verursacht un- Auf die Frage nach seinen ethischen Grundsätzen Form von Genossenschaftsanteilen an- endlich viel Leid und aus diesem seines privaten Portfolios erwidert er: «Ich habe zulegen. «Ähnlich wie der Grundgedanke der Leid wird ein enormer Gewinn erzielt, der jegli- keine nennenswerten Kapitalanlagen, mein Inte- Raiffeisenbanken baute Oikocredit eine Geldin- che Vorstellungskraft sprengt.» resse für ethische Investitionen ist hauptsächlich frastruktur für mittellose Bauern auf dem Land beruflicher Natur.» auf.» Später wurde Fitze von Oikocredit ange- * Anmerkung Redaktion: Die Entwicklungsfinan- fragt, ob er sich im Vorstand von Oikocredit zierungen entsprechen 875,8 Millionen Euro Sinnvoller Geldkreislauf Deutschschweiz engagieren würde. Da ihm die (Stand 30. September 2021) Vor rund zehn Jahren ist das Buch «Genossen- Organisation durch seine journalistische Arbeit schaften: Gemeinsam erfolgreich» entstanden, vertraut war, hat er sich dazu bereit erklärt und Text: Katja Hongler das Fitze als Co-Autor schrieb. Es zeigt auf, dass dieses Ehrenamt von 2012 bis 2019 ausgeübt. Bild: zVg. 5
ETHISCHE GELDANLAGE Mit der Macht des Geldes etwas bewirken 2020 entschied die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, ihre Gelder künftig nachhaltig anzulegen. «Dieser Entscheid hat im kirchlichen Umfeld ein grosses Echo ausgelöst», sagt Heiner Graf, Kirchenrat und Finanzverantwortlicher der Kantonalkirche. Auf Nachhaltigkeit setzt auch der Katholische Konfessionsteil. D ie Frage ethischer und nachhaltiger Geld- anlage ist in der Synode spontan zum Thema geworden», erzählt Heiner Graf im Gespräch mit dem Pfarreiforum. «Als es dar- um ging, sich für eine neue Geldanlage zu ent- scheiden und das Geld neu auch in Aktien anzu- legen, kam von mehreren Synodalen die Frage nach ethischen und nachhaltigen Kriterien auf.» Es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich auf die Suche nach Anbietern von nachhaltigen Geldanlagen machte. In einem Pitch-Verfahren präsentierten zwei Banken und zwei auf nachhal- tige Vermögensverwaltungen spezialisierte Fir- men sich und ihre Produkte. «Wir haben uns für zwei professionelle und erfahrene Firmen ent- schieden, die zeigen, dass nachhaltiges Anlegen Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen entschied, → genauso rentabel sein kann wie konventionelles», ihre Gelder künftig nachhaltig anzulegen. sagt Graf. «Mitentscheidend war für uns: Die Fir- ma, für die wir uns entschieden haben, analysiert nicht nur finanzstrategisch. Sie untersucht mit anderen Experten, etwa Biologen und Physikern der Geldanlage eine Vorbildfunktion», sagt er ge- terien entsprechen, sind oft auch innovative Fir- die Einhaltung von Umweltkriterien, Menschen- genüber dem Pfarreiforum. Ziel einer nachhalti- men. Deshalb ist die Chance gross, dass sie auch rechten usw.» gen Geldanlage sei kein schneller Kursgewinn, langfristig Erfolg haben.» sondern ein konstanter Dividendenertrag. «Da- ESG-Kriterien mit dies gelingt, muss ein langer Anlagezeitraum Interesse nimmt zu Im Kollegium des Katholischen Konfessionsteils gewählt werden, mindestens zehn Jahre», so Auf oeku.ch, dem Portal der Fachstelle Kirche des Kantons St. Gallen gab es laut Thomas Franck, Graf. Die reformierte Kantonalkirche hat vor und Ökologie, sind im Bereich «Finanzen» Verwaltungsdirektor des Konfessi- schweizweit erst drei Institutionen onsteils, schon 2008 eine Interpel- gelistet, die sich für eine ethische lation zur nachhaltigen Geldanlage. «Wir können einen Beitrag und nachhaltige Finanzanlage ent- «Der Administrationsrat ist sich die- leisten, dass das Thema mehr schieden haben. Laut Heiner Graf ser Thematik bewusst. Geht es dar- wurde der Entscheid der St. Galler um, sich für eine neue Anlage zu ins Bewusstsein g erät.» Synode im kirchlichen Umfeld auf- entscheiden, wird zum Beispiel auf merksam verfolgt. «Man kann da ESG-Kriterien geachtet.» ESG steht für Umwelt- knapp einem Jahr mit der nachhaltigen Geldan- schon von einem zunehmenden Interesse spre- schutz (E – environment), soziale Verantwortung lage gestartet – bisher sehr erfolgreich: 2021 chen.» Inzwischen werden auch Veranstaltungen (S – social) und verantwortungsvolle Unterneh- konnte laut Heiner Graf eine Rendite von 12 bis speziell für kirchliche Finanzverantwortliche an- mensführung (G – governance). Dies sei auch im 18 Prozent erwirtschaftet werden. Doch das ver- geboten. Heiner Graf hält fest: «Doch bei der gan- Anlagereglement festgehalten. So habe man sich gangene Jahr ging auch als ausserordentlich er- zen Diskussion dürfen wir nicht vergessen: Das damals auch von einigen Aktien getrennt, hinter folgreiches Börsenjahr in die Geschichte ein – das Thema Finanzen macht nur etwa ein Prozent der deren Werte die Kirche nicht stehen könne. kann sich jederzeit ändern: «Durch Ereignisse kirchlichen Arbeit aus, es geht vergleichsweise wie der Ukraine-Krieg ist plötzlich die Rüstungs- um kleine Beträge. Mit unseren Anlagen können Innovative Firmen industrie wieder mehr gefragt. Bei diesen Firmen wir die Welt nicht verändern. Aber wir können Für Martin Schmidt, reformierter Pfarrer und sind unsere Gelder nicht mehr investiert. Nach- einen Beitrag leisten, dass das Thema mehr ins Ratspräsident der Evangelisch-reformierten Kan- haltige Anlagen sind nicht immer rentabler als Bewusstsein gerät.» tonalkirche St. Gallen, gehört zu einem verant- traditionelle», so Heiner Graf. «Aber wir können wortungsvollen Umgang mit Ressourcen auch mit der Macht des Geldes zeigen, welche Welt uns Text: Stephan Sigg eine umsichtige Geldpolitik. «Die Kirche hat bei wichtig ist. Firmen, die den Nachhaltigkeitskri- Bild: zVg. 6 P FA R R E I F O RUM
ETHISCHE GELDANLAGE Die Labels genau unter die Lupe nehmen Kaum eine Bank ohne nachhaltige Anlageprodukte. Doch auf den zweiten Blick sind diese manchmal doch nicht so ethisch oder nachhaltig wie sie beworben werden. Worauf ist zu achten? 1 Was macht Ihr Geld genau jetzt? Wo und gen im Falschen», schreibt Public Eye auf ihrer niert und sich für Anliegen wie Ökologie, wie hat es Ihre Bank investiert? Welche Website. Das ist kein Grund, um den Kopf in den Ressourcenverantwortung oder Engagement ge- Zukunft fördern Sie damit? Gerade jetzt Sand zu stecken: Wenn Sie sich für Produkte ent- gen die weltweite Armut stark gemacht. Auf ih- angesichts des Ukraine-Krieges ist es ein guter scheiden, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne ren Websites bieten sie zahlreiche Orientierungs- Zeitpunkt, aktiv zu werden. Sprechen Sie mit Ih- schreiben, unterstützen Sie den Wandel – die Fir- hilfen. Auch diese Anbieterinnen können das rer Bank über Nachhaltigkeit: Fragen Sie kritisch men und Geschäftsmodelle mögen momentan Nachhaltigkeitsversprechen nicht zu hundert nach und fordern Sie Antworten im Detail. Je noch nicht perfekt sein, aber Sie helfen mit Ihrer Prozent einlösen, doch machen sie auch noch auf mehr Kunden nachfragen, umso mehr gerät das Investition, sich in diese Richtung zu entwickeln. eine andere Möglichkeit aufmerksam: Mit einem Thema in das Bewusstsein – und die Banken er- Genauso falsch wie nachhaltigen Anlagen blind Teil der Gewinne der Bank und Anlegerinnen und kennen, dass immer mehr Menschen Wert dar- zu vertrauen, wäre es, sie als sinnloses Green- Anleger werden Projekte in Entwicklungsländern auf legen. Falls Ihre Bank aus Ihrer Sicht das The- washing abzutun. unterstützt. ma zu wenig ernst nimmt, wechseln Sie zu einer 5 6 anderen Anbieterin und teilen Sie Ihrer bisheri- Im Unterschied zur Schweiz gibt es in Eine grosse Rolle bei der Geldanlage spie- gen Bank die Gründe für den Wechsel mit. Deutschland einige kirchliche Banken – len in der Schweiz die Pensionskassen: Institute, die von katholischen Ordens Wissen Sie, wie Ihre Pensionskasse ihre 2 Lassen Sie sich nicht von Labels blenden: gemeinschaften (z. B. Steyler-Bank oder die Bank Gelder investiert? Informieren Sie sich auf den Auf den Werbeprospekten und Websites für Orden und Mission) gegründet wurden: Websites oder fragen Sie nach. schmeissen Finanz-Institute mit Labels Diese Banken haben sich 7 um sich. Auch hier gilt: Fragen Sie kritisch nach schon früh als Alter- Machen Sie es ganz an- und nehmen Sie die Label kritisch unter die Lupe. nativen zu den gros- ders: Wer sich an einem Eines der bekanntesten ist das ESG-Label. Es sen Playern positio- Crowdinvesting betei- setzt sich zusammen aus Umwelt (Environment), ligt, kann zusammen mit ande- Soziales (Social) und verantwortungsvolle Un- ren Anlegerinnen und Anlegern ternehmensführung (Governance). Anlagen mit in ein konkretes Projekt investie- diesem Label schliessen z. B. die Produktion und ren. Solche Anlagen sind riskant, den Handel von Waffen, Menschenrechts- und Ar- doch lässt sich so gezielt ein beitsrechtsverletzungen, Glücksspiel, Korrupti- Herzensanliegen fördern. on und Bestechung, Tabak, Alkohol, Kernenergie 8 und Umweltzerstörung aus. Kritische Stimmen Informieren Sie sich in werfen vor, dass auch Firmen ESG-tauglich sind, Broschüren von NGOs die nur im geringen Mass die Kriterien erfüllen. wie Greenpeace oder Public Eye. Links finden Sie 3 Viele denken bei ihren Geldanlagen an auf www.pfarreiforum.ch/ schnelle Profite. Doch oft setzen Anlage- geldanlage-orientierung produkte, die Nachhaltigkeit und eine ge- rechtere Welt im Blick haben, auf Langfristig- Text: Stephan Sigg keit – und liefern auf kurze Sicht nicht so grosse Bild: pixabay.com Gewinne. Investieren Sie langfristig und nehmen Sie Durststrecken in Kauf. 4 Weniger ist mehr: Seien Sie kritisch, wenn ein Anlageprodukt in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie und Gerech- tigkeit zu viel verspricht. Wie Public Eye und andere NGOs aufzeigen, gibt es gegen- wärtig kaum eine Anlagemöglichkeit, die komplett «anders» ist. «Die → Wer das Geld konsequent Suche nach nachhaltigen Geld- ethisch korrekt und nachhaltig investieren will, sollte nicht anlagen ist also immer die nur schnelle Rendite im Blick Suche nach dem Richti- haben. 7
AKTUELL «Es gibt kein Zurück» Was macht das Bistum St. Gallen mit den Ergebnissen der synodalen Umfrage? Nachgefragt bei Dominik Michel-Loher (39), dem neuen Leiter der Abteilung Pastorale Entwicklung und Beratung. nommene Berufsbezeichnung Pastoralassistent zu verzichten und stattdessen konsequent von Seelsorgerin, Seelsorger zu sprechen. Aus seiner Sicht brauche es viel mehr Bewusstsein, was vor Ort alles möglich sei: «Viele jammern, dass die Reformen in Rom ausbleiben. Dabei geht verges- sen, wie gross der Spielraum vor Ort ist. Seelsor- gerinnen und Seelsorger und Freiwillige haben vor Ort so viele Möglichkeiten. Das ist noch lan- ge nicht ausgeschöpft.» Von Zukunft überzeugt Trotz Reformbedarf ist Dominik Michel über- zeugt, dass die Kirche Zukunft hat. Sehr deutlich bewusst geworden sei ihm das im Zürcher Kreis 5 – einem Zürcher Stadtteil, wo Kirche so gut wie keine Rolle spielt. Dort leitete Dominik Michel das «Jenseits im Viadukt» – ein urbanes Projekt, mit dem die Katholische Kirche im Kan- ton Zürich kirchenferne Menschen erreichen Dominik Michel-Loher will sich für eine Kirche einsetzen, die nah bei den Menschen ist. möchte. «Dort habe ich neu erlebt, wie viele su- → chende Menschen es gibt. Dass diese nichts mit Kirche zu tun haben, liegt oft nicht an negativen Erfahrungen – sie haben noch gar keine Erfah- D rungen mit Kirche gemacht.» ie Gläubigen, die sich an der Umfrage be- Sprachregionale Lösungen teiligt haben, erwarten, dass es nicht Zusätzlich zu den Ergebnissen die im Februar prä- Text: Stephan Sigg beim Fragen bleibt, sondern Antworten sentiert wurden (siehe Kasten) hat das Bistum Bild: Ana Kontoulis und Entscheidungen folgen», sagt Dominik Mi- von gfs.Bern vierzig Seiten mit Antworten be- chel-Loher beim Gespräch mit dem Pfarreiforum. kommen: Zahlreiche Gläubige nutzten in der Um- Das sei auch seine persönliche Haltung. «Der frage die Möglichkeit, am Schluss des Fragebo- Papst hat die Gläubigen aufgerufen, sich einzu- gens eigene Anliegen kundzutun. «Wirkliche SYNODE 2023 bringen. Wenn man so einen Prozess startet, Überraschungen waren nicht dabei», berichtet dann gibt es kein Zurück mehr. Auch ich habe Dominik Michel. «Die Anliegen sind mehrheitlich Im Februar präsentierte das Befragungs- jetzt klare Erwartungen.» Die Ergebnissen zei- sehr konstruktiv, Themen und Tenor sind mehr institut gfs.Bern in Wil die St. Galler Um- gen laut Dominik Michel sehr deutlich die Ent- oder weniger deckungsgleich mit den veröffent- frageergebnisse. Rund 1100 Gläubige ha- wicklung der Gesellschaft in den letzten lichten Ergebnissen.» Wie viel dürfen sich ben sich im Bistum St. Gallen an der Jahrzehnten: «Scheidung, Umgang mit Wieder- Schweizer Katholikinnen und Katholiken von Umfrage beteiligt. Die Projektgruppe be- verheirateten, die Akzeptanz von LGTBIQ- Rom für ihre Anliegen erhoffen – sie sind nur ein stehend aus Franz Kreissl (Pastoralamt), Personen … die Kirche muss sich dieser Realität kleiner Teil der Weltkirche? «Manche Themen Dominik Michel-Loher und Sabine Rüthe- stellen.» könnten sprachregional angegangen werden. mann (Infobeauftragte des Bistums) er- Eine Stossrichtung könnte sein, sprachregionale stellte einen neunseitigen Bericht für die Kultur der Mitarbeit Lösungen zu finden», so Dominik Michel. Schweizer Bischofskonferenz. Dieser Be- Das Bistum St. Gallen will mit den Umfrage richt – er ist online einsehbar (siehe Link ergebnissen arbeiten. «Papst Franziskus hat zur Die Möglichkeiten nutzen unten) – enthält zahlreiche Aufgaben, die aktiven Umsetzung der Synodalität aufgerufen. Der gebürtige St. Galler Dominik Michel war als aus den Ergebnissen abgeleitet wurden. Im Bistum St. Gallen ist eine Kultur und Praxis Religionspädagoge im Sarganserland und Wer- Der Bericht wird zusammen mit den Be- der synodalen Gremienarbeit schon seit vielen denberg tätig, ehe es ihn für mehrere Jahre in die richten der anderen Schweizer Diözesen Jahren etabliert.» Die Gläubigen vor Ort sollen Bistümer Basel und Chur verschlug. «Da habe ich an den Vatikan geschickt. Sie dienen der erfahren, dass sie ernst genommen werden. «Wir mitbekommen, dass man anderswo oft ein biss- Vorbereitung der Bischofssynode, die wollen zum einen mit den Ergebnissen in den ver- chen neidisch auf das Bistum St. Gallen schaut. 2023 in Rom stattfindet. schiedenen Räten und Gremien arbeiten. Zum an- Bei uns ist in der pastoralen Praxis vieles selbst- → Der Bericht zu den Ergebnissen deren wollen wir den Seelsorgeeinheiten einen verständlich, das an anderen Orten erst ange- sowie Umfrage-Ergebnisse: monatlichen Impuls zu einer konkreten Frage dacht wird.» Als Beispiel nennt er den Entscheid www.pfarreiforum.ch/synode geben.» des Bistums, auf die als despektierlich wahrge- 8 P FA R R E I F O RUM
AKTUELL Was die Kirche zur Organspende sagt In der Schweiz fehlen jährlich hunderte lebensrettende Spenderorgane. Am 15. Mai stimmt das Schweizer Volk darüber ab, ob grundsätzlich alle zu Organspendern werden. In der politischen Diskussion haben sich auch kirchliche Kreise geäussert. führt. Heute müssten oft stellvertretend die → Ende vergange nen Jahres Angehörigen entscheiden, da die Ansicht der warteten in der Schweiz über Sterbenden nicht bekannt ist. Die Angehörigen 1400 Personen seien meist nicht in der Lage, die Angelegenheit auf eine Organ klar zu beurteilen. Viele Angehörige, die Nein sa- spende. Nur 450 Personen gen, würden später ihre Haltung ändern. In der erhielten eine Schweiz würden jede Woche zwei Personen ster- Spende. ben, die auf ein Organ warten. Über den Tod sprechen Weitere Hintergründe und Infos liefert das aktu- elle Magazin zur Organspende von ethik22.ch, dem katholischen Zürcher Institut für Sozialethik. In diesem werden unter anderem Spendenmodel- le vorgestellt, der Ablauf einer Transplantation er- klärt und eine Spitalseelsorgerin interviewt. Im Heft gehe es um die Organspende als Ganzes und weniger um ein Pro oder Contra zur Abstimmung, sagt Institutsleiter, Theologe und Sozialethiker U numstritten in der Diskussion um die Organspenden ab», «Ich äussere mich nicht» und Thomas Wallimann. In seinem Editorial denkt er Organspende ist: In der Schweiz gibt es «Ich delegiere meine Entscheidung an eine Per- darüber nach, wieso die Schweiz eine der niedrigs- zu wenig Spendeorgane. Durch die Ein- son meines Vertrauens». ten Spenderaten Europas hat, obwohl die Öffent- führung der Widerspruchslösung (siehe Kasten) lichkeit die Organspende für gut befindet. «Spre- soll die Chance für kranke Personen erhöht wer- Zahlreiche Debatten chen Sie gern über das Sterben, über den Tod und den, ein gesundes Organ zu erhalten. Gemäss Die Art, wie die Zahl der Organspenden erhöht dann Organspende?», fragt er. «Oder verdrängen dem Bundesamt für Gesundheit warteten Ende werden soll, ist derzeit auch Thema zahlreicher Sie dieses Thema erfolgreich aus I hrem Alltag?» vergangenen Jahres über 1400 Personen auf eine Podien und Tagungen. «Organspende ohne oder Organspende. Nur 450 Personen erhielten ein Or- mit ausdrücklicher Zustimmung» hiess es etwa Text: Nina Rudnicki gan. Die Schweiz hat eine der niedrigsten Spen- am vierten «Ethik-Talk in der Stadt» in St. Gallen, Bild: zVg. / swisstransplant.org derquoten Europas. über den das katholische Medienzentrum kath. ch berichtete. Als Referenten eingeladen waren Kritik am «Automatismus» Daniel Gregorowius, Leiter Forschung bei der ABSTIMMUNG ZUR Die Kritik an der Vorlage – etwa aus kirchlichen Stiftung Dialog-Ethik Zürich, sowie Franz Im- Kreisen – richtet sich nicht gegen das Organspen- mer, CEO Swisstransplant. Gregorowius wies da- O RGANSPENDE den an und für sich, sondern gegen den «Automa- rauf hin, dass bei der Organspende der Schutz Bundesrat und Parlament wollen bei der tismus in der Organspende» und die «Bevormun- der Menschenwürde, der Persönlichkeit, der Ge- Organspende die Widerspruchslösung dung», die dadurch entstehe. So hat auch die sundheit und der Wille des Verstorbenen auch einführen. Das bedeutet: Wer nach sei- Schweizer Bischofskonferenz (SBK) die vom Bun- über den Hirntod hinaus gelten müsse. Eine ethi- nem Tod keine Organe spenden möchte, desrat vorgeschlagene Widerspruchslösung zur sche Frage sei vor allem die der Würde und Au- soll dies neu festhalten müssen. Geregelt Ablehnung empfohlen und bereits zu einem frü- tonomie des Spenders. Um die Menschenwürde werden mit der Vorlage auch die Rechte heren Zeitpunkt eine Alternativlösung vorge- über den Tod hinaus zu achten, bedürfe es der der Angehörigen. Sie können eine Organ- schlagen. Gemäss dieser sollen die Patientinnen Willensäusserung zur Organentnahme. Das Ei- spende ablehnen, wenn sie wissen oder und Patienten volle Freiheit haben und die Mei- gentumsrecht am eigenen Körper könne als Frei- vermuten, dass die betroffene Person sich nung der Familie solle berücksichtigt werden. Die heitsrecht angesehen werden. dagegen entschieden hätte. Am 15. Mai vorgeschlagene «Erklärungsregelung» sieht vor, 2022 stimmt das Volk über diesen Vor- dass jede und jeder regelmässig nach der eigenen Die Rolle der Angehörigen schlag ab. Bisher gilt das Umgekehrte: Meinung gefragt wird, zum Beispiel bei einem Franz Immer von Swisstransplant sprach über Eine Spende ist nur möglich, wenn eine Arzttermin oder bei der Erneuerung der Kran- Organspende ohne oder mit ausdrücklicher Zu- Zustimmung vorliegt. kenversicherung. Vier Optionen stehen dabei zur stimmung. Er hat 14 Jahre als Herzchirurg gear- Verfügung: «Ich bin Organspender», «Ich lehne beitet und viele Herztransplantationen durchge- 9
AKTUELL «Was wäre, wenn ich der Bischof wär …» Zum Jubiläum 175 Jahre Bistum St. Gallen will die Seelsorgeeinheit Blattenberg im Oberen Rheintal die Menschen zum Mitmachen animieren und sammelt Statements: Was wäre, wenn du Bischöfin / Bischof wärst? F ür viele spielt die Bistumszugehörigkeit, Das Projekt soll zeigen, was unter den Nägeln Ceric. Dieses Projekt soll das Kirchenverständnis oft auch die Pfarreiangehörigkeit keine brennt, was den Katholikinnen und Katholiken des Zweiten Vatikanischen Konzils bewusst ma- Rolle mehr», sagt Gabi Ceric, Pfarreibeauf- wichtig ist und wo sie Handlungsbedarf sehen. chen: «Wir sind miteinander Kirche und tragen tragte von Oberriet und Patin dieses Projekts. «Auch wenn Weltkirchliches nicht von St. Gallen auch miteinander Verantwortung dafür, wie die Man freue sich oder ärgere sich über den Bischof aus geändert werden kann, ist das Projekt eine Botschaft Jesu heute in Kirche und Welt gelebt oder dessen Äusserungen, weil er die Leit- und Möglichkeit, den vielleicht vorhandenen Unmut wird.» Es sei aber zugleich auch eine kreative Zu- Identifikationsfigur für das Bistum ist. «Deshalb kundzutun oder aber auch jenen, die derzeit für kunftswerkstatt, die zeigen kann, wie etwas ent- möchten wir zu einer Art Rollentausch einladen.» die Kirche stehen, Mut zuzusprechen», so Gabi stehen könnte. Gabi Ceric, Pfarreibeauftragte von Oberriet, und Pius Calzaferri, → P farreiratspräsident von Kriessern, mit der lebensgrossen Fototafel. Pius Calzaferri, Thomas Ammann, Rüthi Pfarreiratspräsident, … dann würde ich mich auf allen Kriessern Ebenen entschlossen dafür ein- … dann stünde bei mir die bringen, dass die Pfarreibeauftragte erkündigung des Evangeliums V Gabi Ceric und andere Frauen mit Wort und Tat an erster Stelle, Pfarrerinnen werden könnten. Das ist denn die Menschen und die Kirche die Zukunft unserer Kirche und diese brauchen Jesus und Vorbilder, soll in der Gemeinschaft aller und die ihm wirklich nachfolgen. mit allen dienen. Brigitte Hutter, Armin Scheuter, Präsidentin Pastoralrat, Seelsorger, Kobelwald Kobelwald … dann würde ich mich dafür … dann wäre ich wohl überfordert. einsetzen, dass in unserer Kirche Auf alle Fälle wäre ich auf gute Barbara Ballmer, Rüthi niemand ausgegrenzt wird oder sich Mitarbeitende, die mich u nterstützen so fühlen muss – sei es in der und auf die ich mich verlassen kann, … dann wäre ich froh um Seelsorgende, die offen und verständnis- voll gegenüber den Gläubigen sind und ihnen die vielen Möglich- Ortskirche oder in der Weltkirche, ob angewiesen. Mann oder Frau. keiten der Teilnahme in den Seelsorge-Einheiten näherbringen und die Gleichberechtigung in der Kirche fördern. Ich würde denselben Wahlspruch wie Bischof Markus wählen «in Freude und Hoffnung». Es gilt aber auch die Trauer und Angst der Menschen von heute mit ihnen zu teilen und sie im Glauben zu bestärken. 10 P FA R R E I F O RUM
LESERFRAGE Weshalb werden die Schweizer gardisten immer am 6. Mai vereidigt? Viele Statements Die päpstliche Schweizergarde kann auf eine über Der St. Galler Bischof Markus Büchel stammt aus 500-jährige Vergangenheit zurückblicken. Seit 1506 ist sie Rüthi – und deshalb hat die Seelsorgeeinheit ei- für den Schutz des Papstes und seiner Residenz verant nen besonderen Bezug zum Bischof und zum Bis- wortlich. Das ist eine ehrenvolle und eine unspektakuläre tumsjubiläum. Und der Blick in die Geschichte Aufgabe – abgesehen von der imposanten Kulisse, den des Bistums zeigt, dass sogar aus einem Land- Heerscharen von Touristen und Pilgern sowie den pfarrer ein Bischof werden kann. Bereits 1882 namhaften Persönlichkeiten aus aller Welt, die beim wurde der ehemalige Pfarrer von Oberriet, Au- Heiligen Vater zu Gast sind. gustin Egger, zum Bischof von St. Gallen gewählt. Um möglichst viele Meinungen zu hören, startet Im Jahr 1527 war alles anders. Nachdem deutsche, spanische und italienische Söldner von im April in allen Pfarrkirchen der Seelsorgeein- Kaiser Karl V. in Norditalien die Verbündeten des Papstes geschlagen hatten, zogen sie ge- heit eine Wanderausstellung mit einer lebens- gen Süden. Ausbleibende Soldzahlungen und ungenügende Nahrungsmittelversorgung grossen Fototafel mit einem Guckloch, durch das machten die Truppen zügellos, die Stadt Rom bot ihnen Aussicht auf fette Beute. man den Kopf durchstecken kann. Natürlich ent- spricht das Bild darauf dem eines Bischofs, ge- Der «Sacco di Roma» kleidet mit einer Soutane, einer Mitra und dem Komplett versammelten sich die 189 Schweizergardisten am Morgen des 6. Mai 1527 zur Bischofsstab in der Hand. Die Kirchenbesucher Verteidigung. Trotz aussichtsloser Lage leisteten sie erbitterten Widerstand. 42 Gardisten können sich hinter die Fototafel stellen und so gelang es, den Papst über einen geheimen Mauergang in die Engelsburg zu retten. ein ganz persönliches Foto machen. Das Ziel ist 147 Schweizergardisten haben an jenem Tag ihren Treueeid auf den Papst mit dem Leben aber, möglichst viele Statements zu erhalten und bezahlt. Zu ihren Ehren findet noch heute die jährliche Vereidigung der neuen Rekruten die Frage «Was wäre, wenn ich Bischöfin/Bischof am 6. Mai statt. von St. Gallen wäre…?» zu beantworten. Den Zet- tel kann man dann an die Pinwand stecken, wo Der Höhepunkt in meinem Gardeleben er für alle sichtbar ist, oder in eine Urne, um an- Am Morgen des 6. Mai 2008 ertönen Trommelwirbel vor der Zimmertür. Auf die Heilige onym zu bleiben. Messe im Petersdom folgt die Kranzniederlegung im Ehrenhof. Nach dem Mittag stehen letzte Vorbereitungen und das Anziehen der «Gran-Gala-Uniform» mit Brustpanzer und Auch im Religionsunterricht Helm an. Schlag 17 Uhr marschiere ich im Vereidigungspikett in den Damasushof, wo die Nach der Sammelphase werden die Pfarreiräte Vereidigung stattfindet. Die Eidesformel selbst wird vom Kaplan verlesen und feierlich der einzelnen Seelsorgegemeinden die Aussagen ertönen jene Worte, die unweigerlich an die Ereignisse vor bald 500 Jahren erinnern: auswerten und darüber diskutieren. Zu Pfings- «… bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben.» ten wird das Projekt zudem Thema in vielen Got- tesdiensten sein. Den Abschluss des Projekts bil- Gelebte Tradition und ein faszinierender Dienst det der gemeinsame Sonntagsgottesdienst der Die Vereidigung erfüllte mich damals und noch heute mit Stolz. Doch ist dieser Stolz nicht Seelsorgeeinheit am 21. August um 10 Uhr in einfach im «Sacco di Roma» begründet. Denn seither hat die Schweizergarde während bald Montlingen. Dort wird das Ergebnis präsentiert 500 Jahren ihren Auftrag befolgt, ohne dass Krieg und Brandschatzung drohten. Und ich und dem Pastoralamtsleiter des Bistums, Franz hatte, als ich an der Fahne die drei Schwurfinger emporhob, nicht Kampf und Heldentod Kreissl, überreicht. Ausserdem soll das Thema vor Augen, sondern den loyalen Dienst für Papst und Kirche heute. Dessen Faszination auch im Religionsunterricht aufgegriffen wer- geht von der gelebten Tradition aus und vom alltäglichen Dienst inmitten einer imposan- den. «Natürlich hoffen wir auch auf ganz viele ten Kulisse, im Kontakt mit Heerscharen von Touristen und Pilgern sowie im Empfang von Statements unserer jüngsten Gläubigen», sagt namhaften Persönlichkeiten aus aller Welt. Gabi Ceric. Das Projekt, initiiert von Gabi Ceric, wurde von allen Pfarreien und Kirchenräten der Seelsorge- Clemens Fässler einheit Blattenberg getragen. Insgesamt 30 Per- Schweizergardist 2007–2010 sonen waren bis zur Realisierung insgesamt neun Monate involviert. Text und Bilder: Susi Miara Illustration: art of line / Shutterstock.com 11
Den Menschen aus der Ukraine helfen Ronja, 1. Klasse, St . Gallen In viele Wir haben an unse und Pfa n Schulen Kinder rreien starten rer Schule einen Sp um Geflüchteten endenlauf gemacht aus der Ukraine zu , A ukraini ktionen, um d Flüchtlingslagern he lfen. Sie leben in an der Grenze zu Ungarn und Rumän Wir sind vor unse s zu helfe chen Bevölker er rer Schule Runden ien. für jede Runde Ge gerannt und habe n ld bekommen. Ich n. un gegen d Sie wollen etw g weil mir die Mensc bin mitgerannt, hen im Krieg leid tu n. Auch meine Freundinnen und en K as damit v rieg und das meine beiden Brüd das fand ich beso er haben mitgemacht nders schön. Fünf , e Leid de rbundene rennen, aber ich ha Runden wollte ich be sogar zehn Rund Ich habe 510 Fran en geschafft. rM untern enschen ken gesammelt. Da rauf bin ich stolz. ehmen. Nik, 11 Jahre, 4. Klasse, Steinegg AI sjährige Wir haben uns für die die sondere Schul-Lesenacht eine be edac ht. Spende-Aktion ausg n wir zehn Pro gelesene Seite habe kasse an Rappen aus der Klassen die Ukraine eine Hilfsorganisation für gesamt Natascha, 6. Klass gespendet. Wir haben ins e, Gossau SG ha be das 7340 Seiten gelesen. Ich Text: Nina Rudnicki, Katja Hongler, Bilder: zVg. der Schule Wir haben uns viel sehr gerne gemacht. In mit der Kriegssitu ation für die Krieg Kinder befasst. Im haben wir viel über den Religionsunterric ht haben wir be n wir auch ein Friedenskraniche gesprochen. Nun ha gebastelt und ansc hliessend im Es ist ein Friedensgebet in Zeichen setzen können. der Kirche an die r mit unserer Besucher verteilt. Besucherinnen un schönes Gefühl, dass wi Ich habe mit zwei Freundinnen Anin d Menschen und Frederica beim Aktion den notleidenden Friedensgebet mitg a nnen. es schlimm finden, emacht, weil wir in der Ukraine helfen kö dass Krieg in der Ukraine ist. Uns hat die schlichte Fe ier gefallen, weil es hatte und das schö so viele Kraniche n aussah. Die Gott haben sich auch üb es dienstbesucher er die vielen Kran sagten, das sei ein iche gefreut und wunderbares Hof fnungszeichen.
NACHRICHTEN Luterbacher leitet neu Amt für S oziales St. Gallen. Die St. Galler Regierung hat Claudius Luterbacher zum neuen Leiter des Amtes für Soziales (AfSO) im Departement des Innern gewählt. Der 42-Jährige ist derzeit Kanzler des Bistums St. Gal- len und Präsident von Caritas Schweiz. Er tritt voraussichtlich im September die Nachfolge von Chris- tina Manser an, die in Pension geht. Luterbacher hat in Fribourg Theologie und an der Universität St. Gallen Betriebswirtschafts studiert. Nach einer Dissertation in Sozial- und Wirtschaftsethik folg- ten ein Zusatzstudium und diverse Weiterbildungen in mehreren Rechtsgebieten. Luterbacher zeich- net sich gemäss Medienmitteilung der Staatskanzlei durch vielfältige Kenntnisse gesellschaftlicher Fragestellungen aus, die im AfSO wichtig sind. Dazu gehören etwa die Themen Armut, Alter, Familie und interkultureller Dialog. (red./nar) BISTUM ST. GALLEN St.Gallen Appenzell Wattwil B-Treff in Wattwil eröffnet Wattwil. Der B-Treff Wattwil hat im ehemaligen Café Brugger an der Alten Bahnhofstrasse 10 seinen Betrieb aufgenommen. Dieser schafft gemäss Medi- Neues Tool für enmitteilung für sozial benachteiligte Menschen ei- Kirchensteuer nen Ort der Begegnung, Teilhabe und der Akzep- tanz. Er steht allen Menschen, unabhängig von Region. Ob in die Bildung, soziale Projekte, loka- kulturellem und religiösem Hintergrund offen. Der le Vereine oder in die Seelsorge: Dank einem neu- B-Treff-Betrieb startet mit Dienstleistungen wie der en Tool auf der Webseite www.kirchensteuern- Lebensmittelabgabe «Tischlein deck dich», Deutsch- sei-dank.ch können alle Steuerzahlenden unterricht und einer Strickgruppe. Zudem wird ein nachschauen, wofür ihre Gelder eingesetzt wer- «Schreibservice“ aufgebaut, in dem Menschen Un- den. Das funktioniert wie folgt: Wird auf der terstützung bei der Kommunikation insbesondere Webseite der persönliche Gesamtsteuerbeitrag mit Ämtern bekommen. Für den Start des B-Treff und die Postleitzahl des Wohnorts eingegeben, Wattwil sei eine anderthalbjährige Vorarbeit im zeigt eine Grafik an, wie sich die Kirchensteuern Konzept- und Finanzbereich notwendig gewesen, auf die einzelnen Bereiche aufteilen und was mit heisst es weiter. Diese habe die reformierte Kirch- den Steuern unterstützt wird. Das Berechnungs- gemeinde Mittleres Toggenburg, die katholischen instrument ist Teil der Informationskampagne Pfarreien Lichtensteig und Wattwil sowie die Cari- «kirchensteuern-sei-dank.ch». Mit dieser zeigt tas geleistet. B-Treffs gibt es an verschiedenen Or- der Katholische Konfessionsteil des Kantons ten, alle sind ein Unterstützungsort für sozial be- St. Gallen seit 2019 auf, wie die Kirchensteuern nachteiligte Menschen. (red./nar) verwendet werden. (red./nar) Was ESC-Teilnehmer Marius Bear mit Religion verbindet Appenzell. Marius Bear vertritt die Schweiz beim Eurovision Song Contest am 10. Mai in Turin. Der 28-jährige Musiker aus Enggenhütten geht mit dem Lied «Boys Do Cry» ins Rennen. 2019 wurde er bei den Swiss Music Awards als «Best Talent» ausgezeichnet. Mit Religion verbindet ihn eine Art Hassliebe, wie er gegenüber reformiert.info sagte. Er habe die Messebesuche als Kind nicht gemocht. Da sei aber auch die Erinnerung an die Pilgerfahrt nach Lourdes, wo er eine wunderbare Gemein- schaft erlebte. «Der Deal mit meiner Mutter damals war, dass ich sie begleiten würde, wenn ich mei- ne Gitarre mitnehmen dürfte. Eines Tages kam dort der Vater eines schwer behinderten Jungen zu mir. Er bat mich, für seinen Sohn ein Stück von dessen Lieblingsgruppe AC/DC zu spielen», sagt er. «Nie ver- gesse ich die leuchtenden Augen des Jungen, als ich vor ihm «TNT» in Lourdes rockte.» (red./nar) Bilder: Luterbacher, Kirchensteuer, zVg.; B-Treff: zVg./ Tischlein deck dich/ Fabio Baranzini; Marius Bear: zVg./ srf.ch 13
MEDIENTIPPS & AGENDA TV-Tipp Zuversicht Was hilft, die Zuversicht nicht zu verlieren? Warum gelingt es Menschen, nach schweren Schicksals schlägen nicht zu verzweifeln? Wie bewahren Men- schen in schwierigen Zeiten, in denen man vielleicht nur noch Gründe zur Hoffnungslosigkeit wahrnehmen kann, ihren Glauben an Lebensmut und Zuversicht? Verschiedene Menschen aus dem persönlichen Umfeld des Regisseurs Thomas Lüchinger in der Region St. Gallen und Appenzellerland erzählen während des Corona-bedingten zweiten Shutdowns, was für sie Zuversicht bedeutet und wie sie auch in aussichtslos scheinenden Momenten ihren Lebensmut bewahren. Sonntag, 8. Mai, SRF1, 23.45 Uhr Fernsehen Radio Christine Hug: Wenn Mann Frau ist Jüdische und muslimische Christine Hug wurde vor 41 Jahren als Knabe geboren Militär-Seelsorger und erzogen. Doch weder die wohlbehütete Kindheit, die Im April 2022 werden die ersten jüdischen und Karriere im Militär noch eine eigene Familie vermochten muslimischen Seelsorger der Schweizer Armee ausgebildet. das Leben zu erfüllen. Vor vier Jahren entschied sie sich, Bisher waren alle christlich. Was erhoffen sich die neuen als Frau zu leben. Seelsorger? Was müssen sie mitbringen? Und welche → Donnerstag, 5. Mai, SRF1, 20.05 Uhr Werte will die Armeeseelsorge künftig vermitteln? Ein Besuch beim Ausbildungslehrgang. Entdeckungen im Bibelgarten Gossau → Sonntag, 15. Mai, SRF2Kultur, 8.30 Uhr Über 100 Pflanzen im Bibelgarten Gossau SG lassen die biblische Welt mit allen Sinnen erfahren. Sie veranschau Willkommenskultur für ukrainische lichen Gottes Botschaft, wie sie in der Bibel nieder Geflüchtete geschrieben ist und laden zum besinnlichen Verweilen ein. Die Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen aus der Norbert Bischofberger besucht mit Pater Andy Givel den U kraine ist riesig. Neben Privatpersonen öffnen auch Bibelgarten – die Sendung folgt auf den TV-Gottesdienst, K löster und Pfarrhäuser ihre Türen für Frauen, Kinder und der ab 10 Uhr auch aus Gossau übertragen wird. ältere Menschen auf der Flucht. Die jüdischen Fürsorge → Sonntag, 8. Mai, SRF1, 10.50 Uhr einrichtungen der Schweiz arbeiten auf Hochtouren. I nterreligiösen Gebets- und Spendenaufrufen wird rege Parasite gefolgt. Wie geht es den Geflüchteten jetzt, nach den Familie Kim lebt in einer Kellerwohnung in der schillernden ersten Monaten in der Schweiz? Metropole Seoul. Als der Sohn Ki Woo einen Job als → Sonntag, 22. Mai, SRF2Kultur, 8.30 Uhr Nachhilfelehrer bei der wohlhabenden Unternehmerfamilie Park antritt, beginnt er, dort seine Angehörigen einzu- schleusen: die Schwester als Kunstpädagogin, den Vater als Chauffeur und die Mutter als Haushälterin. Herr Park und seine Frau ahnen nicht, dass sich ihr neues Personal in ihrer Villa einnisten möchte. Das raffiniert aufgebaute Meister- werk verbindet Elemente aus Drama, Horror, Thriller, Ganovenfilm und Tragikomödie zu einer bitterbösen Gesellschaftssatire. → Sonntag, 15. Mai, Arte, 22.30 Uhr Bilder: Roses for you productions (oben), SRF, Kath Gossau, Arte 14 P FA R R E I F O RUM
MEINE SICHT Agenda Das Richtige im Falschen Angekommen! Und jetzt? Mittwoch, 11. Mai 2022, 13.30 bis 17.00 Uhr suchen «Interkulturelle Kompetenzen kennen lernen» nennt sich das Weiterbil- Auch wenn die Bombeneinschläge dungsangebot der Ökumenischen Kommission für Asyl- und Flüchtlings- weiterhin weit weg sind. Das kriegerische fragen. Welche interkulturellen/transkulturellen Kompetenzen sind Grundrauschen kann auch im Alltag gefragt, damit ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher kaum ignoriert werden. Gar Kinderzimmer kultureller Herkunft möglichst gut funktioniert? Wie kann man diese rätseln inzwischen über die Stimmigkeit Kompetenzen trainieren? Es werden konkrete Ideen besprochen, wie wir der atomaren Abschreckungsstrategie. diesen Herausforderungen begegnen und Menschen darin unterstützen können. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Erwachsene streiten derweil über den sinnvollsten Weg, wie Anmeldung: www.caritas-stgallen.ch (Rubrik «Agenda») Flüchtende in der Schweiz integriert werden sollen, andere über → Katholisches Pfarreiheim, Kirchstrasse 7 in Heerbrugg SG den richtigen Weg der Hilfe: Kleider sammeln oder Geld spen- den? Eigenhändig Rettungsaktionen fahren oder doch abwarten? Waffen liefern oder «Neutralität» wahren? Klangfestival Toggenburg Donnerstag, 2. Juni bis Montag, 6. Juni 2022 Engagieren bis zum Umfallen Dies alles weckt die Faszination am Heldentum, an einem David, der sich dem Goliath entschlossen entgegenstellt, komme was Das Klangfestival lebt wieder auf, zusammen mit dem ersten internatio- wolle. Aber nicht nur das Politische, auch solidarisches Handeln nalen Naturton und Oberton Symposium. Zusätzlich zum klassischen macht sich seine Helden. Die Märtyrererzählung zieht auch in Konzertraum der Propstei steht ein grosses Zirkuszelt und einer zusätzli- kirchenfernen Kreisen: Engagier dich bis zum Umfallen, lautet chen Bühne bereit. Ausgesuchte Gratiskonzerte werden hier Jung und das erste Gebot. Eine Aktivistin kommentierte hierzu sinnge- Alt begeistern und ein k ulinarisches Angebot machen das Klangfestival mäss: Der Sache helfen beide nicht, weder der Märtyrer noch Da- Toggenburg zu einem w irklichen Fest. Infos: www.klangwelt.swiss vid. Probleme lösen nicht selbstgewisse Helden, sondern soziale → Propstei, Alt St. Johann, Toggenburg Bewegungen und Koalitionen. Vermeintliche Helden Kriminell: Gefängnisse in Und tatsächlich erscheinen weder das gewaltlose Opfer noch die St. Gallen heroische Gewalttat wünschenswert. Bei näherem Hinsehen zei- gen sich die vermeintlichen Helden ohnehin als ziemlich mensch- Dienstag, 3. Mai 2022, 17.30 Uhr lich, keineswegs nur tugendhaft und selbstgewiss. Eher äussern sie auch Zweifel, zeigen ihre Verletzlichkeit und führen sich die Bei der Stadtführung geht es um Schuld und Sühne, Strafe und Vergel- unbeabsichtigten Folgen ihres Tuns immer wieder vor Augen. So tung in St. Gallen im Laufe der Geschichte. Wer hat wen wofür bestraft? lassen sie sich von der komplexen Lage nicht abhalten und ver- Von der Selbstjustiz über die Justiz der Mächtigen bis zur Justiz der suchen, das Richtige im Falschen zu tun. Gemeinschaft. Wie viele Menschen wurden hingerichtet? Warum und wann wurde die Todesstrafe abgeschafft? Wo waren und sind die Gefängnisse damals und heute? Und wie stehe ich zur Frage von Sühne und Versöhnung – Strafe und Vergeltung? Infos und Anmeldung: Kerstin Stahlberger, kerstin.stahlberger@tablat.ch, Telefon 071 244 93 83 → Start bei der Talstation Mühleggbähnli, St. Gallen Leben mit Demenz – Seminar für An- und Zugehörige Samstag, 14. Mai 2022, 13.30 bis 18.30 Uhr Dieses Halbtagesseminar unterstützt An- und Zugehörige im Umgang mit von Demenz betroffenen Menschen. Wie geht Kommunikation (mit allen Sinnen) und Interaktion bei Demenz? Wie gelingt es wertfrei Gregor Scherzinger Caritas St. Gallen-Appenzell zu reagieren? Sie besprechen notwendige Rahmenbedingungen für Menschen mit Demenz selbst sowie für die An- und Zugehörigen. Mit dem Demenz-Balance-Model lernen sie Ressourcen sowie Verluste der Menschen mit Demenz kennen. Referentin: Rosmarie Fink, Wien, VTI Validation-Lehrerin und Coach für Pflegepersonal, Leitung: Sr. Monja Schnider. Infos und Anmeldung: www.neuschoenstatt.ch → Zentrum Neu-Schönstatt, Quarten Bild: zVg. 15
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