Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
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r i n modern. mitt e n d menschlich. tal 13 / 2021 al Emmen Personalmagazin Spit Seitenwechsel: «Nebenberufe» im Spital 4 – 13 Bild: Irene Aebersold IT: Threema statt WhatsApp 20 Corona: Erfahrungen in Langnau 22 – 25
Start. Anything goes (by). Liebe Leserinnen und Leser Anything goes: Alles ist möglich. Und anything goes by: Alles vergeht. In diesem Spannungsfeld bewe- gen sich die Beiträge im vorliegenden Heft, meinem letzten. Am «Tag der Arbeit» (1. Mai) wechsle ich in den ordentlichen Ruhestand. Für den Humor, das Engagement, das Pflichtbewusstsein und die Pro- fessionalität meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter aller Fachgebiete in den letzten fünf Jahren danke ich an dieser Stelle herzlich. Euch allen und dem Spital alles Gute! Anything goes: Das ist kein Plädoyer für uneingeschränktes Lustprinzip, hemmungslosen Egoismus oder wilde Anarchie. Sondern der Aufruf, gedankliche und methodische Scheuklappen abzulegen und auch schein- bar Unmögliches in Betracht zu ziehen. Geprägt hat das Motto der österreichisch-amerikanische Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend, der die letzten zehn Jahre seiner Laufbahn auch an der ETH Zürich lehrte. Gegen dogmatische Lehrmeinungen, die nützlichen Wissenstransfer und Innovationen verhindern können, trat er mit viel Witz und Ironie an, was ihm den Ruf eines philosophischen «Enfant terrible» eintrug. Am besten funktioniert der undogmatische Wissenstransfer, wenn er mit persönlicher Erfahrung verbunden ist. Deshalb kommen in diesem Heft unter dem Generalthema «Seitenwechsel» Kolleginnen und Kollegen zu Wort, die beruflich und arbeitstechnisch mehr als einen Hut anhaben und davon auf verschiedene Weise profitieren, was auch dem Betrieb zugute- kommt. Speziell freut mich dabei, dass dieser Mut zu Unkonventionellem bei uns auf diversen Hierarchie- und Altersstufen und in den verschiedensten Fachgebieten vertreten ist. Ich wünsche allen eine vergnügliche und bereichernde Lektüre! Markus Hächler, Leiter Kommunikation Inhalt Editorial: CEO Tony Schmid 3 Das Ding: Der Pfannenhalter 21 Seitenwechsel: Katja Schmid und der Blick über den Corona: Zwei Assistenzärzte berichten über das Tellerrand 4 Ausnahmejahr 2020 22 Seitenwechsel: PD Dr. med. Roman Hari – der Hausarzt Corona: Ruth Schneiders Endspurt im Impfzentrum Langnau 23 als Lehrer 5 Corona: Viel Dankbarkeit im Impfzentrum Langnau 24 / 25 Seitenwechsel: Einblicke in die Arbeit des Care-Teams 6/7 Personelles: Pensionierungen, Jubiläen, Seitenwechsel: Wie Alex Stupnicki und Beat Jost neue Mitarbeitende, Nachrufe 26 / 27 auf Umwegen ins Spital kamen 8/9 Mein Name ist Melanie Leu 28 Seitenwechsel: Christine Schütz und Irène Schüpbach über ihre Dreifach-Jobs 10 / 11 Seitenwechsel: Maria Fiedler und Erika Lüscher im Doppeljob 12 Impressum Seitenwechsel: Was FaGe in der Hotellerie lernen 13 Herausgeber: Regionalspital Emmental AG, 3400 Burgdorf Archiv: Peter Schär über Seitenwechsel in (gar nicht so) Redaktion: alter Zeit 14 / 15 Spital Emmental, Kommunikation, 034 421 21 95, kommunikation@spital-emmental.ch Geschäftsjahr 2020: Der CEO zieht Bilanz 16 Layout: Andreas Schöni, 3326 Krauchthal, 034 411 16 26, info@atelier-schoeni.ch Betrieb: Warum eine Potenzialanalyse? 17 Auflage: 2000 Exemplare Kommunikation / IT: Erfahrungen mit Publikumsvorträgen Druck: via Video 18 / 19 Haller + Jenzer AG, 3401 Burgdorf, www.haller-jenzer.ch Frontseite: IT: Threema Work ist besser als WhatsApp 20 Im Spital wird auch geschweisst. Mehr dazu auf Seite 21. 2
Editorial. i d Anton Schm CEO Liebe aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wir sind ein grosses Team! Rund 1500 fache Herausforderung auch besonders gebiete kann Synergien erzeugen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grosses Engagement und eine klare, gute sich positiv auf Qualität, Wachstums- widmen sich tagtäglich an unseren strukturierte Arbeitsweise. möglichkeiten oder Wirtschaftlichkeit Standorten Burgdorf und Langnau mit auswirken. llen grossem Engagement der Gesundheit «Ohne diese Doppelro t wäre unser Spital nich unserer Patientinnen und Patienten. Und Und dieser Trend nimmt zu. Unsere dies mit Erfolg! Dies zeigt der Beitrag Gesellschaft ist im Wandel. Das Indi- «Geschäftsjahr 2020». da, wo es heute ist.» viduum will sich heute entsprechend seinen Vorstellungen entwickeln kön- Aktuell verfügen wir über rund 900 Und davon profitiert auch unser Spital. nen und nicht nur einem traditionellen Stellen. Aber die Auswertungen des HR Ohne diese Mitarbeiterinnen und Mit- Rollenbild entsprechen. Die einzelnen zeigen: Eine Person hat nicht nur eine arbeiter mit Doppel- oder gar Dreifach- Menschen wollen Selbstverwirklichung, Stelle und eine Funktion inne. Nein, im rollen wäre unser Unternehmen nicht da, sprich: Abwechslung, Gestaltungsspiel- Gegenteil: Als Gesellschaft, als Arbeitneh- wo es heute ist. Von der Kombination von raum und gleichzeitig Verantwortung mer oder als Funktionsträger gehen wir verschiedenen Arbeiten und Arbeitsge- – privat und beruflich. Sei dies bei der nicht eindimensional durchs Leben. Viele bieten durch eine Person profitieren alle. Kinderbetreuung, welche sich immer von uns können von einem interessan- Für die betroffene Person wird das Ar- mehr Eltern hälftig teilen, oder hier bei ten Werdegang erzählen oder beweisen beitsleben attraktiver oder es bietet sich uns im Arbeitsleben. hier bei uns, dass sie verschiedene Jobs die Möglichkeit, verschiedene Interessen täglich erfolgreich managen können. ausleben zu können. Das Unternehmen Im vorliegenden «mittendrin» ermögli- Das Tragen von verschiedenen «Hüten» profitiert von Mitarbeitenden, welche chen uns einige Kolleginnen und Kolle- scheint das Arbeitsleben spannender über vertieftes Verständnis mehrerer gen einen Einblick in ihr tägliches «Dop- und abwechslungsreicher machen zu Fach- oder Aufgabengebiete verfügen. pelleben». Spannend! Ich wünsche Ihnen können. Natürlich erfordert diese mehr- Das Verständnis für andere Aufgaben- viel Freude beim Lesen! 3
Seitenwechsel. Blick über den Tellerrand lohnt sich Diversität bringt Erfolg. Davon ist Punkto Diversität bringen wir im Ver- Verwaltungsrätin Katja Schmid über- waltungsrat gute Voraussetzungen mit: zeugt. Aus guten Gründen. Wir sind Frauen und Männer, reprä- sentieren verschiedene Generationen Katja Schmid * indem wir eine Altersspanne von über 20 Jahren abdecken. Und eben: Wir sind Bild: Nina Dick, Atelier Spring Eigentlich sind wir Ärzte, Steuerprüfer Ärzte, Steuerprüfer und Geschäftsfrau- und Geschäftsfrauen. Doch bereichs- en – unter anderem. übergreifende Themen interessieren Ich wünsche uns allen, nicht wie ein uns. Und wir finden viel Sinnhaftigkeit Frosch im Brunnen zu sitzen. Hüpfen darin, unsere Kenntnisse nebenamt- wir ab und zu in neue Gefilde und wa- lich in den Verwaltungsrat des Spitals gen einen Blick über den Tellerrand. Emmental einzubringen. Damit sind Es lohnt sich. wir keine Einzelerscheinungen: Immer mehr Personen engagieren sich aus- Katja Schmid: «Punkto Diversität bringen * Katja Schmid ist seit Juni 2020 Mitglied serhalb ihres angestammten Gebietes, wir im Verwaltungsrat gute Vorausset- des Verwaltungsrats der Regionalspital häufig in Nebentätigkeiten. zungen mit.» Emmental AG. Vor allem in der um die Jahrtausend- wende geborene Generation Z, gerne re. Schon von Ester Ledecka gehört? Die auch als Generation «side hustle» be- junge Athletin fährt an der Weltspitze zeichnet, finden sich viele solcher Bei- mit – sowohl auf dem Snowboard als Zur Person spiele. «Side hustles» sind Projekte, in auch Ski-Alpin. Ledecka war auf dem die viel Leidenschaft und Herzblut ge- Brett bereits Seriensiegerin, als sie im Katja Schmid (39) aus Burgdorf ist steckt wird, die aber mehr als ein Hob- Skiweltcup auftauchte. Sie wurde als Bereichsleiterin Marketing und Ver- by sind. Das könnte die Pflegefachfrau Quereinsteigerin dargestellt, was Blöd- kauf der international tätigen Werk- sein, die nebenbei Fotoshootings von sinn war. Skirennen war sie immer zeug- und Medizinproduktherstel- Neugeborenen macht. Oder der Finanz- schon gefahren, halt einfach nebenbei. lerin PB Swiss Tools in Wasen. Die Fachmann, der in der Freizeit seiner Auch sie dürfte sich durch ihre zwei Ste- ETH-Diplomingenieurin in Betriebs- Frau beim Aufbau des eigenen Web- ckenpferde ausgefüllter fühlen. und Produktionswissenschaften be- shops hilft. fasste sich im Laufe ihrer umfangrei- Auf zwei Beinen stehen chen Aus- und Weiterbildung auch Know-how und Spass Unterschiedliche Tätigkeiten befruch- mit Innovation durch branchenüber- Manchmal ergibt sich daraus ein finan- ten und ergänzen sich gegenseitig greifenden Technologie-Transfer. zieller Zustupf zum Haupterwerb. In und bereichern das Leben in jeglicher An der renommierten Harvard Me- jeden Fall machen diese Projekte Spass Hinsicht. Und für uns Individuen wird dical School verfasste sie eine Se- und ermöglichen es einem, sich neue Fä- nicht falsch sein, was für Teams längst mesterarbeit in biomedizinischer higkeiten anzueignen, sich weiterzuent- bewiesen ist: Diversität bringt Erfolg. Technik. Ihre beruflichen Stationen wickeln und Wertschätzung zu erfahren: Deshalb gehen Zukunftsforscher da- waren unter anderem das Medizin- Die Pflegefachfrau weiss nun besser mit von aus, dass flexible Nebentätigkeiten technik-Unternehmen Medela und Angehörigen von Patienten umzugehen. den einen Haupterwerb immer mehr der Zahnimplantat-Hersteller Strau- Der Finanz-Fachmann kann bei der jähr- ergänzen oder gar ersetzen werden. mann. Dem Verwaltungsrat der Re- lichen Budgetierung mit der IT auch in- Und nicht zuletzt steht stabiler, wer gionalspital Emmental AG und dem haltlich auf Augenhöhe mitdiskutieren. mehr als ein Standbein hat – das zeigt VR-Strategieausschuss gehört sie seit Manchmal reichen Talent und Ehrgeiz sich beispielsweise in der momentanen Juni 2020 an. (hac) auch einfach für mehr als eine Karrie- Arbeitsmarktsituation. 4
Seitenwechsel. Arzt und Lehrer PD Dr. med. Roman Hari hat sich mit Was ändert sich denn mit dem Titel Leib und Seele dem Hausarztberuf «PD» konkret für dich? verschrieben – in der Praxis, im Spital Es ist sicher eine schöne Anerkennung und im Hörsaal. unserer Arbeit, gerade auch der Be- mühungen in der Lehre. Konkret kann Interview: Markus Hächler ich jetzt selbstständig Masterarbeiten Bild: Nina Dick, Atelier Spring und Dissertationen meiner Studieren- Roman Hari, am 23. Februar 2021 hat den betreuen. Das habe ich zwar bis- dir die Leitung der Universität Bern auf her auch schon gemacht, musste aber Antrag der Medizinischen Fakultät die am Schluss jeweils noch einen formell venia docendi – die Lehrberechtigung Lehrberechtigten beiziehen. – für das Fach Hausarztmedizin erteilt und den akademischen Titel eines Pri- Wie bringst du Praxis und Lehre unter vatdozenten verliehen. Herzliche Gra- einen Hut? tulation zur steilen Karriere! Ich arbeite je zur Hälfte an der Uni und Roman Hari (grinst): Zu viel der Ehre – Bildet angehende Hausärzte aus: in der Hausarztpraxis HAP unseres Spi- als «steile Karriere» würde ich eher den PD Dr. med. Roman Hari. tals. Ohne das Entgegenkommen unse- Aufbau der Hausarztpraxis im Spital rer Medizinischen Klinik wäre mein En- Burgdorf bezeichnen! gagement im BIHAM nicht möglich. Das Spital und insbesondere PD Dr. med. Immerhin ist der PD die höchste aka- ckelt. Darunter auch ein Programm in Robert Escher, Chefarzt Medizin, haben demische Auszeichnung in der Schweiz der Ultraschallausbildung, das mittler- mich von Anfang an gefördert, wofür und berechtigt zu akademischer Lehre weile an allen Schweizer Universitäten ich sehr dankbar bin! und Forschung. angewendet wird. Stimmt, vor allem in der Lehre habe ich tatsächlich schon viel gemacht. Ich Welche Voraussetzung brachtest du für leite seit viereinhalb Jahren das Res- deine Lehrtätigkeit mit? sort Lehre im Berner Institut für Haus- Ich habe während der Assistenzarztzeit arztmedizin der Universität Bern, dem berufsbegleitend den Master of Medical Zur Person BIHAM. Mit meinem Team an der Uni Education absolviert – ein Nachdiplom- habe ich insgesamt neun obligatori- studium in Curriculumentwicklung, PD Dr. med. Roman Hari (34) ist Lei- sche und acht fakultative Lehrformate Lerntheorie, Assessment, Evaluatio- ter der Hausarztpraxis (HAP) in Burg- für das Berner Medizinstudium entwi- nen, Leadership und Lehrforschung. dorf und Leitender Arzt Medizin im Spital Burgdorf. Im Rahmen seiner Ausbildung zum Facharzt für All- gemeine Innere Medizin arbeitete Der Weg zum Privatdozenten Roman Hari unter anderem als As- sistenzarzt Infektiologie im St. Fran- Der Privatdozent (PD) verfügt über eine nen oder eine eigenständige grössere cis Hospital in Ifakara, Tansania, in venia docendi, eine Lehrberechtigung wissenschaftliche Arbeit. Die Prüfung einem Projekt des Schweizerischen an der Universität. Diese erfordert eine selber erfolgt über ein Expertengre- Tropen- und Public-Health-Instituts. Habilitation, eine Fähigkeitsprüfung. mium mit internen und externen Fach- In der Freizeit ist Roman Hari Berg- Geprüft wird, ob jemand fähig ist, gutachten sowie mündlich mit einem steiger. 2016 hat er die Expedition den Studierenden Unterricht in Form Fachvortrag vor der Fakultät und an- des SAC-Nachwuchsteams ins Tien- von Vorlesungen zu erteilen. Voraus- schliessender wissenschaftlicher Dis- Shan-Gebirge medizinisch begleitet. setzungen für die Zulassung sind die kussion, dem Kolloquium. Das Schluss- Seit der Geburt der beiden Töchter Promotion, also der akademische Titel bouquet ist eine öffentliche Vorlesung. 2018 und 2020 sind die Touren et- eines Dr., und zehn wissenschaftliche, was kürzer und die Rucksäcke etwas von Fachleuten geprüfte Publikatio- (hac) schwerer geworden. (hac) 5
Seitenwechsel. «Ich weiss nicht, was mich erwartet» Bild: iae Das hausinterne Care-Team (von links nach rechts): Verena Christen, Daniel Bielinski, Roland Wenger, Christine Morger, Carmen Aebi, Mirjam Buchser, Monika Mathys, Piroska Schwarb, Liliane Perrucci, Gabi Baumgartner (heute nicht mehr dabei), Jens Schweizer. Auf dem Archivbild von Mitte Januar 2020 (daher maskenlos) fehlen Susanne Bürki und Elsbeth Saner. Das Care-Team des Spitals besteht aus die Frage nach dem Wieso. Für mich gilt gen. Einfache Abläufe und die nächs- hausinternen Freiwilligen. Es betreut es vor allem auszuhalten, zuzuhören. ten Schritte in dieser Phase stehen wie Patienten, Angehörige und Mitarbei- tende in Krisensituationen. Der Leiter Unterschiedliche Reaktionen und Mitglieder des Care-Teams geben Angehörige können in dieser Situation Care-Team, Einblick in ihre Zusatzaufgabe. sehr unterschiedlich reagieren. Ich habe erlebt, dass Menschen stoisch ge- bitte kommen! Christine Morger, Gabi Baumgartner fasst und sehr in sich gekehrt sind in Das Care-Team kann von allen Be- und Daniel Bielinski * solchen Momenten. Auch lautes Trau- troffenen persönlich, via Fallführung ern und massive Schuldzuweisungen oder vorgesetzte Stelle angefordert Christine Morger: «Es ist ein düsterer an Personen oder Institutionen sind oft werden. Der Kontakt ist rund um die regnerischer Abend im Spätherbst. anzutreffen. Es ist wichtig, den Men- Uhr über Tel. 034 421 27 27 (Psy- Während ich das Nachtessen vorberei- schen zu signalisieren, dass dies nor- chiatrische Notfälle / Kriseninterven- te, klingelt das Natel. Die angezeigte mal ist und sie sich ob ihrer Gefühlslage tion) möglich. Die Triage leitet den Nummer lässt nichts Gutes erahnen. nicht schämen müssen, denn oft haben Alarm an das Care-Team weiter oder Auf dem Band wird mir folgende Mittei- sie ein schlechtes Gewissen und ent- kümmert sich selber um das Prob- lung übermittelt: Care-Einsatz – uner- schuldigen sich für ihre emotionalen lem. warteter Todesfall. Für mich gilt es nun Ausbrüche. Bei nicht akuten Fällen können die in einer kurzen Bedenkzeit abzuschät- Ein wichtiges Element eines Care-Ein- Mitglieder des Care-Teams auch di- zen, ob ich diesen Einsatz übernehmen satzes ist es auch, den Betroffenen Zu- rekt kontaktiert werden. Ihre Namen kann. sammenhänge zu erklären. Oft sind sie sind im Intranet zu finden – in der 30 Minuten später stehe ich neben der so überwältigt von der Situation, dass linken Spalte unter «med. Dienstleis- Liege mit der Verstorbenen. Sie wurde sie Erklärungen von Ärzten nicht verste- tungen» oder in den alphabetischen Opfer eines Verkehrsunfalls. Ihr Ehe- hen oder nachvollziehen können oder Links-Verzeichnissen. (dbi) mann stellt immer wieder verzweifelt diese gar nicht zu ihnen durchdrin- 6
Seitenwechsel. unüberwindbare Hürden im Raum. Zu schon des öfteren sagen: Itz hani Glück den Herausforderungen eines Care-Ein- gha, dass nüt passiert isch? satzes gehört auch, die Betroffenen zu Eine Unaufmerksamkeit, ein schicksals- Warum ich befähigen, dass sie Angehörige anru- hafter Moment. Ein Mensch hat einen im Care-Team fen können. Oder wir suchen mit ihnen Unfall verursacht. Für ihn und sein Um- nach Lösungen, wo sie nach dem Verlas- feld ändert das Leben schlagartig, es mitwirke sen des Spitals hingehen können. wird nie mehr so sein, wie es war. Die «Ich wirke mit, Unterscheidung Opfer oder Täter muss weil ich ange- Mulmiges Gefühl im Moment des Einsatzes zweitrangig fragt wurde und Nachhaltig geprägt hat mich folgendes bleiben. Die Betreuung des Unfallverur- ich mich vor Jah- Erlebnis: Bei einer Angehörigen eines sachers gehört ebenso zu unseren Auf- ren in diese Rich- verstorbenen Patienten konnte auch gaben wie diejenige des Opfers. Es gilt, tung weiterbilden nach langem Gespräch keine Bezugs- die Situation zusammen auszuhalten, wollte. Es ist be- person eruiert werden. Dieser trauern- miteinander zu sprechen, die nächsten friedigend, wenn wir mit unserer de Mensch neben mir schien tatsächlich Schritte zu organisieren, Angehörige Betreuung grossen Schaden abwen- ausser dem Verstorbenen niemanden gemeinsam zu informieren, bei Befra- den können. Auch persönlich hat zu haben, der ihm nahestand. Es war gungen der Polizei zu begleiten, Schutz mir die Mitarbeit im Care-Team viel ein mulmiges Gefühl, als wir uns am zu geben, bei Bedarf weitere Dienste gebracht. Die erlernten Techniken späten Abend voneinander verabschie- hinzuzuziehen.» kann ich auch im Alltag, privat und deten. Dies im Wissen, dass diese trau- bei der Arbeit häufig einsetzen.» ernde Hinterbliebene nun alleine in die Sinnstiftend und bereichernd Carmen Aebi, dipl. Pflegefachfrau gemeinsame Wohnung zurückkehren Daniel Bielinski: Care (englisch «Be- Notfall Burgdorf wird. treuung, Pflege, Sorge, Fürsorge») und Menschen in Ausnahmesituationen zu ein multidisziplinäres Team sind not- «Mir ist es wich- unterstützen, erfordert eine rasche wendig, um psychosoziale erste Hilfe bei tig, dass jede Mit- Situationseinschätzung. Dies fordert Menschen nach belastenden Ereignissen arbeiterin und mich immer wieder aufs Neue heraus. zu leisten, ohne Ansehen von Person, jeder Mitarbeiter Es ist sehr befriedigend, den Menschen Religion oder Konfession. Neben der in- bei herausfor- in dieser oft chaotischen Situation Un- dividuellen Begleitung nach Einsätzen dernden Ereig- terstützung zu bieten. Oft gelingt es mit treffen wir uns zweimal jährlich zu einer nissen direkt und einfachen Interventionen, etwas Struk- Intervision (fallbezogener Austausch unkompliziert eine Ansprechperson tur und sichere Anker zu platzieren. Es untereinander) respektive zu einem In- hat, um gehört zu werden und sich ist eine Arbeit, die von einer grossen putreferat von anderen Beteiligten wie damit nicht alleine zu fühlen.» Sinnhaftigkeit geprägt ist.» zum Beispiel der Polizei, RoadCross usw. Raphael Geiser, Zentral sind dabei der kollegiale Aus- dipl. Pflegefachmann Schicksalshafte Momente tausch und das Wissen darum, dass wir Psychiatrie Burgdorf Gabi Baumgartner: «Wenn das Telefon in schwierigen Situationen aufeinander läutet und das Display den Notruf des zählen können. Die Mitarbeit im Care- Care-Teams anzeigt, gehen mir jeweils Team ist für viele von uns eine sinn- «Wird der Ret- einige Gedanken durch den Kopf. Ist stiftende und bereichernde Tätigkeit. tungsdienst ge- es mir möglich, diesen Einsatz anzu- Natürlich freuen wir uns auf weitere rufen, ist dies für nehmen? Kann ich meinen Tagesablauf Teammitglieder. Patienten, Be- so kurzfristig umkrempeln? Fühle ich Unserem Care-Team danke ich an dieser teiligte und An- mich aktuell in der Lage, Menschen in Stelle auch im Namen der Geschäftslei- gehörige oft eine einer Extremsituation gegenüber zu tung für das grosse Engagement, die aussergewöhnli- treten? Entscheidende Fragen, die ich Freude und Bereitschaft, uns allen, den che Situation. Nicht immer ist das in den wenigen Minuten beantworten Patienten und Angehörigen, Zeit und Leben bedroht, aber eine völlig nor- male und alltägliche Situation ist es muss, bevor ich zum Einsatz gehe. Ich Wissen zur Verfügung zu stellen.» eben auch nicht. Und so kommen weiss nicht, was mich erwartet, wie lan- viele unterschiedliche Emotionen ge der Einsatz dauern wird, wie viele * Christine Morger ist Stv. Bereichsleite- und Empfindungen ins Spiel. Genau Personen involviert sind, wie ich reagie- rin Bildung. Gabi Baumgartner ist seit deshalb bin ich Teil des Care-Teams. ren werde. Anfang Dezember 2020 nationale Trans- Wenn ich im Alltag die Care-Arbeit Die Einsätze sind sehr unterschiedlich, plantationskoordinatorin bei Swisstrans- einfliessen lassen kann, macht das aber immer eine grosse Herausforde- plant und Mitglied des kantonalen Care- für mich unsere Arbeit noch wert- rung. Nicht jeder Einsatz ist leicht zu Teams. Zuvor war sie über 20 Jahre im voller.» verarbeiten. So treffe ich auch auf Situ- Spital Burgdorf und im Care-Team des Mirjam Buchser, dipl. Pflegefachfrau ationen, die mir genauso hätten passie- Spitals Emmental im Einsatz. Dr. med. und dipl. Rettungssanitäterin, ren können. Sind wir nicht alle im Stras- Daniel Bielinski ist Chefarzt Psychiatrie Langnau senverkehr unterwegs und mussten und Leiter Care-Team. 7
Seitenwechsel. Alex Stupnicki: ein Faible für «Mechanisches» Bild: zvg Alex Stupnicki am «Familienfahrzeug»: Der Jaguar XJS V12 gehört seiner Frau und kommt unter anderem bei längeren Reisen zum Einsatz. Der Chefarzt Chirurgie in Langnau als Chauffeur beim Transportunter- MG und Jaguar lenkte einst schwere Motorfahrzeu- nehmen und Kieswerk Sollberger in Meinen ersten MG kaufte ich 1993 und ge. Trotzdem zog es ihn in den Ope- Wynigen. Danach begann ich mein Me- bin der robusten Marke treu geblieben. rationssaal. dizinstudium, sass aber in den Semes- Mittlerweile sind fünf weitere MGs dazu- terferien bis 1986 weiterhin am LKW- gekommen, plus ein Jaguar MK2 1961 Alex Stupnicki * Steuerrad. und ein Jaguar XJS V12 Jahrgang 1989. Parallel habe ich mich Ende 70er-/ An- Der Zwölfzylinder ist der Nachfolger des Nach dem Maturitätsabschluss 1978 fang 80er-Jahre bei der Garage Studer berühmten «Jaguar E». absolvierte ich bis Frühling 1979 die in Niederösch zum Automechaniker Jedes Jahr fahre ich nach England, um Rekrutenschule und danach die Aus- ausbilden lassen, ohne Lehrabschluss. mich mit anderen Mitgliedern des Jaguar- bildung zum Lastwagenchauffeur. Von Mein Lehrmeister, der Studer Mäxu, Clubs zu treffen. Meine Grossmutter war 1979 bis 1982 arbeitete ich vollamtlich hat meine Liebe zu Oldtimern geweckt. Engländerin, mein Grossvater HNO-Arzt. 8
Seitenwechsel. Der Arztberuf und die Liebe zu engli- niesse das als Ausgleich. Im OP arbeitest Platz. Es kam mir im OP immer zugute, schen Motoren sind also gewissermassen du immer unter Zeitdruck. dass ich die Ruhe behielt. ein familiäres Erbstück. Die Liebe zum alten Blech und Eisen konnte ich wei- Eins nach dem andern * Dr. med. Alexander Stupnicki ist Chefarzt tergeben: Meine Tochter fährt ebenfalls Das Berufsziel Chirurg stand für mich Chirurgie in Langnau. einen MG, während meine Söhne ame- seit Beginn des Studiums fest. Ich woll- rikanische Strassenkreuzer bevorzugen. te etwas «Mechanisches» machen. Als Chirurg bist du der Pragmatiker. Man Pikettdienst mit Schraubenschlüssel löst ein Problem nach dem andern. Das Seit acht Jahren Meinen ersten MG und den grössten Teil habe ich auch im Militär gelernt, wo ich des Studiums habe ich mir als Werkstu- es bis zum Major des Emmentaler Infan- in Langnau dent selber finanziert. Das Leben war terieregiments 15 brachte und dabei ein Nach dem Staatsexamen 1988 war damals wesentlich günstiger als heute. nützliches Netzwerk aufbauen konnte. Alex Stupnicki Assistenzarzt im da- Nach dem «Staats» habe ich gleich ge- Mit Jahrgang 1958 war ich 1982 älter als maligen Spital Huttwil, im Spital- arbeitet. Das war damals viel schwieriger; meine Kommilitonen. Das war zuerst zentrum Biel, am Universitätsspital die Assistenzarztstellen flogen einem ein Nachteil, denn in den ersten zwei Zürich und am Johns Hopkins Hos- nicht zu. Studienjahren musste ich viel nachholen pital in Baltimore USA. 1995 folgte Als Oberarzt im Inselspital war ich als und mehr «bügeln» als die anderen. In die Facharztprüfung. Die weiteren Rotationsoberarzt am damaligen Spital der klinischen Ausbildung war ich jedoch Stationen: Oberarzt im Inselspi- Grosshöchstetten im Einsatz. Während im Vorteil: Der praktische Ansatz und die tal, Leitender Arzt Notfallchirurgie des Pikettdienstes hatte ich oft Zeit, am Lebenserfahrung erleichterten mir den im Insel-Notfallzentrum, Co-Chef- Auto «umezgrüble». Der Tierarzt von Zugang zu den Patienten. arzt im Spital Münsingen und seit Biglen vermietete mir eine Scheune nahe Von der Autoschlosserei habe ich als 2013 Chefarzt Chirurgie im Spital beim Spital. Heute verfüge ich über eine Chirurg profitiert. Nicht handwerklich Langnau. Ende Oktober geht Alex Halle mit Autolift. Dort kann ich dann in – der Mensch ist keine Maschine. Aber die Stupnicki mit 63 in den vorzeitigen aller Ruhe meine Oldtimer warten und Arbeit an einem mechanischen Problem Ruhestand. (hac) dazu eine feine Zigarre rauchen. Ich ge- erfordert viel Zeit. Hektik ist fehl am Beat Jost: Vom Gefängnis- zum Spitalwesen Auch COO Beat Jost kam auf Umwegen nahme des Regionalgefängnisses Burg- ner Leitung wurde im Kanton Bern fer- ins Spital. Nach dem KV (Typ R) 1983 dorf – des ersten Gefängnisses in der ner der Spezialdienst «Sicherheitsma- arbeitete er in einer Treuhandunter- Schweiz, das im Modell «Public Private nagement an gefährlichen und erhöht nehmung und einer Bank und erarbei- Partnership» erstellt wurde. Unter sei- gefährlichen Delinquenten» aufgebaut. tete sich im Fernstudium und in der «Nebenbei» bildete sich Beat Jost an Tagesschule mit Nacht- und Wochenend- der FH Nordwestschweiz zum Executive arbeit die eidgenössische Wirtschafts- Master Business Administration (eMBA) maturität (Typ E). 1992 begann er an weiter. der Uni Bern ein Medizinstudium und Seit 2013 ist Beat Jost Chief Operating arbeitete während der Wochenenden Officer sowie Stellvertretender CEO un- und Ferien als Nachtwache in einem seres Spitals und unter anderem für die Berner Pflegeheim. Nach der Geburt des Human Resources, den Rechtsdienst, Sohnes wechselte er 1994 zur rechts- die Führungsunterstützung des CEO, wissenschaftlichen Fakultät, arbeitete das Vertrags- und Risikomanagement parallel bis zu 50 Prozent als kaufmän- und Projekte auf Stufe Gesamtunter- nischer Angestellter und schloss 2000 nehmen (z. B. den Neubau Burgdorf) das Jus-Studium mit dem Lizenziat ab. zuständig und wirkt im Strategieaus- Von 2001 bis 2004 leitete Beat Jost den schuss des Verwaltungsrates mit. Die Rechtsdienst des Amts für Freiheitsent- früheren Aufgaben verhalfen ihm ne- zug und Betreuung des Kantons Bern. Als ben der Führungserfahrung zu guten Bild: Atelier Spring stellvertretender Amtsvorsteher reorga- Kenntnissen der politischen Prozesse, nisierte er anschliessend das kantonale der kantonalen Verwaltungsstruktur Gefängniswesen inklusive Bewachungs- sowie der Verfahrensabläufe im Kanton station und Gefangenentransporte und Bern. verantwortete Planung und Inbetrieb- (hac) 9
Seitenwechsel. «Es braucht viel Flexibilität» Sie arbeitet als Pflegefachfrau auf der Intensivstation, erledigt Büroarbeiten und ist auch in der Neurologie tätig: Christine Schütz gibt Auskunft über ihre drei Tätigkeiten. Interview: Andreas Tschopp * Seit 1988 arbeitet Christine Schütz als gelernte Krankenpflegefachfrau AKP im Spital Emmental. Das ist ihre Haupt- beschäftigung. Dazu kommen je 20 Pro- zent im Büro (Leistungserfassung) und in der Neurologie (Assistentin Neuro- logie). Vom Arbeitgeber hat sie drei Arbeitsverträge ausgestellt erhalten. Zu Beginn hat Christine Schütz ab 2000 mitgeholfen, das erste Intranet für die Bild: iae Pflege, das Pflege-Help, im Spital auf- zubauen. Später wurde sie für die Ein- führung des Tarmed eingespannt, «weil Christine Schütz: 60-20-20-Prozent-Job. man auch jemanden aus der Pflege da- beihaben wollte». Nach der Weiterbil- dung zur Office-Supporterin 2003 ar- als Sachbearbeiterin für Leistungser- zent bei der Neurologie hinzu, «weil ich beitete sie während dem Büropensum fassung in der Abteilung Fakturierung. mit 53 Jahren nochmals etwas Neues für den Pflegedienst und nun seit 2015 Seit August 2019 kommen noch 20 Pro- kennenlernen wollte». Christine Schütz: Drei Aufgaben Intensivpflege: Als Pflegefachfrau auf Schütz die Software, die es dem Leis- Neurologie: Als Fachperson im 20-Pro- der Intensivstation im 60-Prozent-Pen- tungserbringer ermöglicht, seine Leis- zent-Pensum misst Christine Schütz sum betreut Christine Schütz Patientin- tungen elektronisch zu erfassen. Dazu zum Beispiel via Elektroenzephalogra- nen und Patienten, deren Gesundheits- gehört auch das Erfassen von Mate- fie (EEG) die Aktivitäten des Gehirns, zustand durch schnell wechselnde, rialien und Honoraren, Erteilen von etwa bei Epilepsie, Kopfverletzungen, unvorhergesehene Veränderungen ge- Auskünften zu Fragen der Leistungs- Bewusstseinsstörungen oder bei einem prägt ist. Dabei muss sie Situationen erfassung sowie diverse administrati- Koma. Seit letztem Herbst kommen differenziert analysieren und kann auf ve Aufgaben am Computersystem und auch Messungen der Nervenleitfähig- der Basis der Kompetenzen und Richt- der Software. In diesen Bereich gehör- keiten, sogenannte evozierte Potenzia- linien angemessen und selbstständig te bis Februar 2021 auch die Schulung le, dazu. Sie führt die Untersuchungen handeln und entscheiden. des neueintretenden Pflegepersonals nach den ärztlichen Anweisungen mit Fakturierung: Als Sachbearbeiterin mit sowie der Auszubildenden. medizintechnischen Geräten selbst- 20-Prozent-Pensum betreut Christine ständig durch. (atp) 10
Seitenwechsel. Wie kam es dazu, dass Sie drei verschie- Einsätze im Mai wurden also bereits im Freizeit am Stück. Die Arbeit im Büro dene Funktionen ausüben im Spital, März festgelegt. ist jedoch ein guter Ausgleich dazu. und wie bringen Sie das unter einen Bei der Fakturierung wird mir auch Hut? Und wie sieht es bei der Ferienplanung bewusst, weshalb wir unsere Leistun- Christine Schütz: Ich bin langsam in die aus? gen so genau erfassen müssen, und verschiedenen Funktionen reingewach- Da orientiere ich mich an den Einsätzen ich sehe, was danach damit passiert. sen und arbeite seit über einem Jahr zu auf der IS, wo das Team am grössten ist Bei neuen Projekten sehe ich zudem 100 Prozent im Spital. Das ist nur mög- und die Betreuung der Patienten rund die wechselseitigen Abhängigkeiten. lich dank meinem Mann, der mir den um die Uhr sichergestellt sein muss. Das hilft mir, über das eigene Gärtchen Rücken freihält, indem er zu Hause in Das heisst, meine Ferienpläne müssen hinaus zu denken. Zudem wird mir be- Hasle-Rüegsau für Haus und Garten in erster Linie dort hineinpassen. Da wusst, wie alles miteinander vernetzt sorgt. Das alles zusammen bewältige kann ich auf die Neurologie oder die ist, und was es braucht, damit das kom- ich nur, weil ich alles gern mache. Dazu Bürotätigkeit weniger Rücksicht neh- plexe System Spital funktioniert. In der kommt der Ausgleich mit der Musik, men, sodass Überschneidungen nicht Neurologie ist es für mich eine neue dem Garten, Wandern und Biken. ganz zu verhindern sind. Aber es klappt Erfahrung, wenn die Leute zur neuro- immer irgendwie, und ich kann meine logischen Untersuchung kommen und Wie koordinieren Sie die drei Tätigkei- Ferien beziehen. nach einer Stunde wieder gehen, im ten miteinander? Gegensatz zur IS, wo der Aufenthalt Auf der Neurologie und in der Faktu- Wie sind Ihre Erfahrungen und was länger dauert. Schön sind auch die ge- rierung habe ich fixe Arbeitstage. An- schätzen Sie an den drei Tätigkeiten? regelten Arbeitszeiten in der Neurolo- schliessend plant die Teamleitung IS Ich schätze die Abwechslung sehr bei gie, tagsüber zwischen 07.30 und 16.30 meinen Arbeitseinsatz auf der Intensiv- meinen verschiedenen Tätigkeiten. Uhr ohne Spätschicht und Nachtwache. station. Es braucht viel Flexibilität, um Aber es ist alles zusammen doch ziem- so zu arbeiten. Der Planungshorizont lich viel. Wenn ich allein auf der IS voll * Andreas Tschopp ist freischaffender auf der IS beträgt etwa drei Monate. Die arbeiten würde, hätte ich wohl mehr Journalist. Sandwich weg Irène Schüpbach: «Ich komme gelassen nach Hause» Christine Schütz schätzt auch die Auch Irène Schüpbach, Radiologie- Abwechslung findet sie «toll, denn kurzen Wege bei ihren Tätigkeiten fachfrau in Burgdorf, trägt beruflich wenn ich weg von zu Hause bin, gehe im Spital Burgdorf. In einem Fall war mehrere Hüte: «Ich arbeite im Neben- ich voller Motivation an die Arbeit und der Weg aber doch etwas zu lang, job mit meinem Mann zusammen als komme gelassen wieder nach Hause. wie folgende Anekdote beweist: Als Hauswartin an unserer Schule, wo wir Andererseits ist es mit Kindern prak- junge, frisch diplomierte Pflegefach- auch wohnen. Er ist 100 Prozent an- tisch, die Spital-Arbeit direkt vor der frau musste Christine Schütz in einer gestellt und ich teile mir mit einer Kol- Wohnungstüre zu verrichten und mei- Nacht über drei Stationen wachen. legin noch einen 60-Prozent-Putzjob, ne Tätigkeit selbstständig einzuteilen.» Eine der Patientinnen wollte etwas damit die Schule und die Mehrzweck- (hac) essen. «Nachdem ich ihr erklärt hat- räume immer tipptopp aussehen. Dazu te, dass ich ihr um diese Zeit nichts kommt in den Schulferien immer wie- anbieten könne ausser Zwieback, der die Grundreinigung, für die wir ging ich auf meine übliche Runde», noch zusätzliches Personal engagieren erzählt Christine Schütz. Als sie von können.» Ausserdem betreut Irene der Runde zurückkehrte, sah sie, Schüpbach als ausgebildete Tagesmut- wie die Hungrige im Büro das mit- ter einmal pro Woche zwei Tageskin- gebrachte Sandwich von Christine der. «Zwei Engagements, die ich neben Schütz ass. «Da habe ich die Patien- dem Hauptberuf sehr gut bewältigen tin sofort ins Zimmer geschickt und und in den Alltag integrieren kann. Der bis am nächsten Morgen um Ruhe Job als Mutter und Hausfrau wäre auch gebeten», sagt die Pflegefachfrau noch zu erwähnen, aber der ist ja nicht in Erinnerung an die Zeit, als es im als Arbeit anerkannt.» Spital noch keine Verpflegungsauto- In der Schule arbeitet Irène Schüpbach Bild: iae maten gab. meistens im Hintergrund und in der (atp) Radiologie direkt am Patienten. Die 11
Seitenwechsel. Tolle Nebenjobs Make-up-Beratung und Schmuckver- kauf: Zwei Kolleginnen berichten über ihre bereichernde Nebentätigkeit. Erika Lüscher und Maria Fiedler * Erika Lüscher: «Seit 32 Jahren arbeite ich einen Tag pro Woche im Schmuck- und Nähatelier Carré. Die ersten zehn Bilder: iae / kw Jahre konnte ich in Burgdorf nebst dem Verkauf kleinere Näharbeiten nach An- leitung machen. Seit 20 Jahren bin ich in Bern ausschliesslich für Schmuck- und Accessoire-Verkäufe zuständig. Neu Erika Lüscher: «Der Kontakt mit Menschen Maria Fiedler: «Als Selbstständige muss verkaufen wir in allen drei Geschäften in und die Beratung für schöne, meist hand- ich mich gut organisieren können und Bern, Burgdorf und Thun beschichtete gefertigte Gegenstände haben von jeher davon profitiere ich auch im Spital.» Stoffe und nähen auch diverse Artikel. meinen Berufsalltag geprägt.» Der Kontakt mit Menschen und die Be- ratung für schöne, meist handgefertigte (www.lombagine.com/maria-fiedler). gesund sein, um ihre Aufgaben vollum- Gegenstände haben von jeher meinen Das heisst, ich gebe kostenlose fänglich erfüllen zu können. Berufsalltag geprägt. Als Mitarbeiterin Schminkworkshops in kleinen Frauen- Als Selbstständige muss ich mich sehr in der Patientenadministration ist guter runden, in denen jede Frau lernt, sich gut organisieren können und davon Umgang mit Patientinnen und Kunden typgerecht, alltagstauglich und dezent profitiere ich auch im Spital. Bei der eine wichtige Voraussetzung. Wenn ich zu schminken, und dies dann auch im Pflege der Patienten achte ich noch durch meine manchmal ausgefallenen Alltag in wenigen Minuten umzuset- mehr auf eine gute Hautpflege und Schmuckstücke ein Kind zum Staunen zen. Zu Hause in meiner Hautfachbe- freue mich immer, wenn sie zum Bei- bringen kann, ist dies eine Bereiche- ratung betreue ich Männer und Frau- spiel Gesichtsreiniger oder Tages- und rung in meinem Alltag. en jeden Alters. Dort erhalten sie nach Nachtcreme dabeihaben. Für die Pa- Regina Hofer, Geschäftsführerin aller einer Hautanalyse auf ihre Haut abge- tienten ist es auch positiv, wenn die drei Carrés, offeriert dieses Jahr übri- stimmte Lombagine-Pflegeprodukte Pflegefachfrau einen gesunden, strah- gens allen Spital-Mitarbeitenden gegen von Kopf bis Fuss. lenden Teint hat.» Vorweisen des Personalausweises einen Die Ausbildung zur Haut- und Make- Rabatt von 10 Prozent.» up-Fachberaterin fiel mir aufgrund * Erika Lüscher ist Mitarbeiterin der Pati- meiner Vorkenntnisse aus dem Spital entenadministration und des Empfangs- Strahlender Teint nicht schwer. Auch in meiner Neben- teams in Langnau. Maria Fiedler ist dipl. Maria Fiedler: «Ich bin selbstständi- tätigkeit geht es um die Gesundheit. Pflegefachfrau auf der Abteilung A2 in ge Haut- und Make-up-Fachberaterin Auch die Haut ist ein Organ und muss Burgdorf. Nebenjob: Das gilt rechtlich Laut Gesamtarbeitsvertrag ist jede beeinträchtigen. Das Bewilligungs-For- Nebenbeschäftigungen bei Konkur- beim Stellenantritt bestehende Er- mular ist im Intranet unter Human Re- renzunternehmen oder solche, welche werbstätigkeit bei einem anderen sources zu finden. die Erholung in der Freizeit und den Fe- Arbeitgeber zu melden. Jeder neue Die wöchentliche Höchstarbeitszeit bei rien gefährden oder das Einhalten von Zusatzerwerb ist zudem bewilligungs- einer Mehrfachbeschäftigung darf zu- gesetzlichen Bestimmungen wie der pflichtig und darf weder die betriebli- sammengezählt 45 bzw. 50 Stunden Höchstarbeitszeiten gemäss Arbeitsge- chen Abläufe noch die Arbeitsleistung nicht überschreiten. Nicht erlaubt sind setz verunmöglichen. (hac) 12
Seitenwechsel. FaGe auf «Abwegen» Angehende Fachfrauen und -männer Gesundheit bekommen im 1. Lehr- jahr auch praktische Einblicke in die Hotellerie. Andrea Loosli und Sinja Berger * Andrea Loosli: «Schon als kleines Mäd- chen hatte ich stets Freude, die Kinder- ärztin zu besuchen. Auch beim Blut- spenden meiner Mutter war ich jedes Mal mit dabei und erhielt jeweils die übriggebliebenen farbigen Bandagen, um damit zu Hause meine Plüschtiere zu verarzten. Es war für mich früh klar, dass Bild: iae ich im Spital arbeiten und den Menschen helfen möchte. Die Schnupper-Einsätze in Küche, Trans- Sinja Berger: «Die Leute sind sehr freundlich und offen.» portdienst, Bettenzentrale und Wäsche- pool haben mir sehr gut gefallen. Ich rade ein solcher Spezialtag ist, ist es im war es eine gute Abwechslung zum nor- habe Sachen gesehen, die man sonst nie Wäschepool bestimmt noch cool.» malen Arbeitsalltag. sehen würde. Auch habe ich wieder viele Ich habe Betten geputzt und frisch be- neue Mitarbeiterinnen kennengelernt. «Gute Abwechslung» zogen, saubere Waschtücher zurück in Von all diesen Arbeiten komme ich auf Sinja Berger: «Ich habe mich für die die Schränke der Abteilungen gebracht, der Abteilung wenig mit. Jetzt habe ich FaGe-Ausbildung entschieden, weil ich Garnituren gemacht, Müll entsorgt und einen Bezug zu diesen Abläufen und gerne mit Menschen zusammenarbeite. noch vieles mehr. Am besten gefiel mir Tätigkeiten. Ausserdem finde ich das Gesundheits- die Arbeiten in der Küche. Gestunken hat In der Küche durfte ich viel machen, wesen sehr interessant und abwechs- mir nichts wirklich, beim Transportdienst zum Beispiel Fleischteller dekorieren, lungsreich. taten mir einfach nur am Abend die Beine am Mittag am Essband stehen und mit- Der Einsatz in den «fremden» Fachgebie- etwas weh vom vielen Herumlaufen.» helfen, die Tablare zu füllen. Ich habe ten hat mir sehr gut gefallen. Die Leute für die Suppe Gemüse geschnitten. Es sind sehr freundlich und offen. Es war * Andrea Loosli und Sinja Berger sind FaGe- war ein toller Tag. auch sehr interessant, in andere Bereiche Lernende im 2. Lehrjahr. Das Hotellerie- Im Transportdienst durfte ich Briefe zu- des Spitals hineinzublicken. Ausserdem Praktikum fand im 1. Lehrjahr statt. stellen und viel Material auf die einzel- nen Stationen bringen und verteilen. In der Bettenzentrale musste ich nur Betten reinigen, mit der Zeit wurde das ein bisschen eintönig. Mir fehlte die Ab- wechslung. Zum Glück war das nur ein halber Tag. Aber ich weiss jetzt, dass das eine anstrengende Arbeit ist. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag Betten zu reinigen und zu beziehen. Im Wäschepool war es für mich ebenfalls etwas langweilig, weil an diesem Tag eine neue Mitarbeiterin eingearbeitet wurde. Bild: iae So konnte ich nur danebenstehen und nicht viel tun. Ich habe es lieber, wenn ich etwas tun kann. Wenn es nicht ge- Andrea Loosli: «Jetzt habe ich einen Bezug zu diesen Tätigkeiten.» 13
Archiv. Mehrfachjobs schon immer «gang und gäbe» Bis Mitte des letzten Jahrhunderts ba- sierte in bernischen Spitälern vieles auf nebenamtlicher Tätigkeit. Auch danach hatte festangestelltes Perso- nal mehrere Funktionen zu erfüllen. Peter Schär * In Burgdorf wirkten Notare als Sekre- täre der Behörden und Verantwortliche für die Administration. In Langnau wa- ren dies die Pfarrer der Gemeinde. Erst 1919 haben mit Carl Hess in Burgdorf und 1952 mit Walter Rickli in Langnau vollamtliche Verwalter ihre Arbeit auf- genommen. Bild: zvg Multifunktionale Oberschwestern Vor dem Amtsantritt der Spitalverwal- ter waren die Oberschwestern, in der Oberschwester Bertha Lehmann (links) und ihre Stellvertreterin, Schwester Hedwig Regel Diakonissen, die einzigen fest Capol, im Ruhestand im Diakonissen-Mutterhaus in Riehen. angestellten höheren Kadermitarbei- tenden. Die Ärzte haben im Hauptbe- ruf ihre Praxen als Dorfärzte geführt me und die Patientendisposition sowie und holte sich Diakonisse Hedwig Capol und im Nebenamt Patienten am Spital Sozialarbeiterin. als Stellvertreterin. Fortan bewältigten behandelt. Mehrfachanforderungen Bei ihr gingen auch nachts alle Telefon- die beiden Ordensschwestern zu zweit waren selbstverständlich. Das zeigen anrufe wegen Notfällen oder bevorste- das Arbeitspensum an sieben Wochen- die Beispiele von Oberschwester Ber- henden Geburten ein. Sie alarmierte tagen. tha Lehmann und ihrer Stellvertreterin den Ambulanzdienst, die Nachtwachen, Schwester Hedwig kam aber nicht von Schwester Hedwig Capol. Beide waren Ärzte und Hebammen. Wenn nötig leg- auswärts. Sie war bereits am Spital als in Langnau bis 1971 im Einsatz. te sie selber im Notfall Hand an. Zudem Operations- und Narkoseschwester tä- Schwester Bertha war als Leiterin Pfle- verfügte sie über einen Schlüssel zu tig. Diese Funktionen hat sie bei Perso- gedienst für die Anstellung und Füh- den Vorratskammern und bereitete den nalengpässen weiterhin wahrgenom- rung des gesamten Pflegepersonals Mitarbeitenden im Nachteinsatz jeweils men. und des OP-Personals, das Erstellen eine Zwischenverpflegung zu. der Dienstpläne und auch für die Or- Narkose und Gips ganisation der Aus- und Weiterbildung 7-Tage-Woche Die Anästhesie war Mitte des letzten zuständig. In Personalunion war sie Mit dem grösser werdenden Spital Jahrhunderts noch weit vom heutigen zugleich Telefonistin, Verantwortliche konnte Oberschwester Bertha nicht Stand der Kenntnisse entfernt. Verant- für den Empfang, die Patientenaufnah- mehr alle Arbeiten alleine bewältigen wortlich für die Narkose waren damals 14
Archiv. noch die jeweiligen Operateure. Unter- Die Einführung war mehr als dornen- und weitergebildet und konnte so si- stützt wurden sie dabei von einer ange- voll. Unsere Mitarbeitenden der Patien- cherstellen, dass die Leistungserfas- lernten Pflegefachfrau. tenadministration verfügten über gute sung überall im Haus begriffen wurde. 1944 hat in Langnau Max Graf seine Ar- Kenntnisse in ihrem Fachgebiet, jedoch Der Rest der Geschichte ist bekannt: beit als Pfleger im Operationssaal auf- nicht über das medizinische Wissen, Paul Moser hat von der Pflege zur IT ge- genommen und wurde ebenfalls sofort um Ärzte, Pflegende und medizintech- wechselt und dort am Spital Emmental in die Grundzüge der Anästhesie einge- nisches Personal auszubilden. eine beeindruckende Karriere hinge- weiht. Er hat sich in den vierzig Jahren Eines Tages stand Paul Moser, Leiter legt, die auch heute noch andauert. Ich am Spital Langnau kontinuierlich in der Intermediate Care und ausgebilde- selber habe am Beispiel von Paul be- der Anästhesie weitergebildet und sich ter Intensivpflegefachmann bei mir im griffen, dass für das Durchsetzen von umfassende Kenntnisse angeeignet. Büro und hat seine Mithilfe angeboten, IT-Anwendungen nicht primär Büro- Um die neuen Arbeitszeitvorschriften um als Gesprächspartner mit den me- fachqualitäten zählen, sondern spezi- einhalten zu können, kam ein weiterer, dizinischen Fachpersonen auf Augen- fisches Fachwissen der Branche. bereits ausgebildeter Pfleger dazu. Die höhe diskutieren und so unsere Ad- * Peter Schär arbeitete von 1982 bis 2013 beiden Anästhesiepfleger waren aber ministration zu unterstützen. Jetzt war in leitender Funktion für das Spital Em- nicht ständig in ihrem Fachgebiet aus- der gordische Knoten durchschlagen! mental und ist ein versierter Kenner der gelastet, weshalb sie zusätzlich im An- Paul Moser wurde IT-mässig geschult bernischen Spitalgeschichte. legen von Gipsverbänden ausgebildet wurden. Streit um Stellen Bei meinem Arbeitsantritt 1982 ver- fügte das Spital Langnau über drei An- ästhesiepfleger / «Gipser». Für die Ge- sundheitsdirektion ging das zu weit. Bezirksspitäler hatten im Maximum Anrecht auf zwei Anästhesiepfleger. Es begann ein langes Tauziehen um die dritte Stelle. Nach fast zwei Jahren hat dann der Kanton eingelenkt. Aber nur deshalb, weil wir ihm die Multi- funktionalität unserer Pfleger bewei- sen konnten. Wir haben aufgelistet, wie viele Narkosen, Einsätze mit der Ambu- Bild: zvg lanz sowie Gipsverbände in einem Jahr angefallen sind und konnten so den Nachweis erbringen, dass wir für all Intensivpfleger Paul Moser in seiner ursprünglichen Funktion auf der Intermediate Care diese Arbeiten im Vergleich zu anderen in Langnau. Spitälern nicht mehr Stellen besetzt hatten. Beratung in allen Lebenslagen IMC-Leiter löst IT-Knoten In den 1990er-Jahren musste der Auf- Als ein Patient vom Spital Langnau ins stände müsse er zurück ins Asyl. Er als wand für eine korrekte und vollständi- Asyl Gottesgnad (das heutige dahlia) charakterfester und gottesfürchtiger ge Leistungserfassung gewaltig gestei- verlegt wurde, stand er kurze Zeit spä- Mann habe dort eine wichtige Mission gert werden. Um vom Kanton sowie den ter bei Oberschwester Bertha im Büro: zu erfüllen, müsse er doch im Haus Kassen und Versicherern das uns zuste- «Ich möchte wieder ins Spital, ins Asyl einem neuen Geist zum Durchbruch hende Geld zu erhalten, mussten wir gehe ich auf keinen Fall mehr zurück. verhelfen. Der Eindruck war offenbar Betriebsbuchhaltungen mit elektroni- Dort sind alle gottlos und es wird ge- nachhaltig. Der Mann ist dann wieder scher Leistungserfassung aufbauen. flucht.» Schwester Bertha hörte dem ins Asyl zurückgekehrt und dort bis zu Wir haben alle Belege für die Abteilun- Mann lange und gut zu und sagte seinem Lebensende geblieben! gen umgestaltet und für Erfassungsge- ihm dann, gerade wegen dieser Miss- (ps) räte lesbar gemacht. 15
Geschäftsjahr 2020. Wir sind auf Kurs Trotz Corona schrieb die Regional- spital Emmental AG im Geschäftsjahr 2020 fast eine schwarze Null und konnte ihr Angebot erneut erwei- tern. Anton Schmid, CEO Ich bin sehr zufrieden mit dem Geschäfts- jahr 2020. Mit vereinten Kräften konnten wir den «normalen» Spitalbetrieb mit Bild: zvg einem Minimum an Einschränkungen aufrechterhalten, die zeitgerechte Be- handlung aller Patienten so weit wie Anfang April 2020 wurde der Aufwachraum in Burgdorf zur erweiterten IPS möglich sicherstellen und das Angebot umfunktioniert. Wir waren parat, doch die Corona-Patienten blieben aus – weiter ausbauen – trotz Corona, trotz bis im November. erster und vor allem zweiter Welle, trotz «Aufholjagd» in der zweiten Jahreshälfte. des Vorjahrs solide etablieren konnten. Per 1. April 2021 wurden 0,3 Prozent Zwar nahmen die Fallzahlen im akut- Mit der Einführung der geriatrischen der Bruttolohnsumme individuell ver- somatischen stationären Bereich um fast frührehabilitativen Komplexbehand- teilt. drei Prozent ab – eine Folge des sechs- lung in Langnau, der Erweiterung der wöchigen Lockdowns im März / April. ärztlichen Versorgung in Langzeit-Pfle- Corona wirkt nach Dafür erlebten die ambulanten somati- geinstitutionen, der Etablierung des Was bringt uns die Zukunft? Leider schen Behandlungen und die stationäre Palliativangebots und der neuen Psych- keine Verschnaufpause, im Gegenteil. Psychiatrie ein markantes Wachstum. iatriestationen sowie der Verstärkung Die wirtschaftlichen Langzeitfolgen Gegenüber dem Vorjahr verzeichneten der interdisziplinären Schmerzthera- der Pandemie werden den politischen wir 2020 insgesamt fast 9000 Patienten pie decken wir die Bedürfnisse im Em- Verteilkampf um öffentliche Ausgaben mehr. mental noch besser ab als bisher. verschärfen. Der bereits jetzt hohe Kos- Der betriebliche Mehraufwand durch tendruck wird nochmals zunehmen. n «Unsere Trümpfe werde Corona konnte dank der Corona-Ver- Unsere Trümpfe – Wohnortsnähe, En- gütungen des Kantons weitgehend auf- gagement mit Herzblut, hohe Flexibili- n.» gefangen werden, sodass wir 2020 bei- auch in Zukunft steche tät, um nur die wichtigsten zu nennen nahe eine schwarze Null geschrieben – werden aber auch in Zukunft stechen. haben. Damit blieben wir zwar unter den In der Radiologie wurde die Compu- Schauen wir nach vorn, packen wir’s an! Budgeterwartungen, aber insgesamt auf tertomografie an beiden Standorten Kurs. Dies vor allem dank «Langstrecken- komplett erneuert und in Burgdorf ein Engagement» und Flexibilität unserer zusätzliches Magnetresonanztomogra- 2020 in Zahlen Mitarbeitenden, der Solidarität und Hilfs- fiesystem eingerichtet. Wir können bereitschaft in der Bevölkerung und der nun bei geringerer Strahlenbelastung Der Geschäftsbericht 2020 wird ge- Unterstützung unserer Netzwerkpartner die komplette Palette an radiologischen mäss Finanzkalender am 28. April auf in den Hausarztpraxen, Langzeiteinrich- Untersuchungen in allen Bereichen des https://www.spital-emmental.ch/ tungen und Spitex-Organisationen sowie menschlichen Körpers anbieten. Geschaeftsberichte veröffentlicht. von Hilfskräften aus der Bevölkerung. Dafür bin ich allen sehr dankbar! Attraktive Arbeitsplätze Good news auch im Bereich Sozial- Angebot ausgebaut partnerschaft: Im Rahmen des Gesamt- Es erfüllt mich mit besonderer Befriedi- arbeitsvertrags der Berner Spitäler und gung, dass wir das wohnortsnahe me- Kliniken wurde per 1. Januar 2021 der dizinische Angebot trotz Pandemie er- Vaterschaftsurlaub um eine Woche er- neut erweitern und die neuen Angebote höht auf drei Wochen bei vollem Lohn. 16
Betrieb. Betrieb lässt seine Abläufe analysieren Steckt in den Betriebsabläufen von Hauswirtschaft, Gastronomie, Patien- tendisposition, Technik und Logistik Verbesserungspotenzial? Eine ISS- Bild: Dawid Cedler, Pixabay Potenzialanalyse soll diese Frage be- antworten. Markus Hächler 15 bis 20 Prozent des Aufwands. Die- ses theoretische Sparpotenzial vermu- tet die Firma ISS – Weltmarktführer in Sachen Reinigung – in den Support- Hinschauen, messen, vergleichen: Die Potenzialanalyse soll zeigen, ob und allenfalls prozessen Hauswirtschaft, Gastrono- wo Betriebsabläufe verbessert werden können. mie, Technischer Dienst und Logistik unseres Spitals, wie sie vorletztes Jahr reichen. Mit seinem Kader wird er das nizierter Themenlisten Betriebsrund- vor Vertretern der Geschäftsleitung er- Ergebnis und das weitere Vorgehen gänge in Burgdorf und Langnau durch- klärte. beraten. Reto Flück: «Wir schlagen sel- geführt und Bereichsverantwortliche Reto Flück, Leiter Betrieb und Markt, ber vor, was nach der Analyse zu tun und weitere Direktbetroffene befragt. nimmt den externen Dienstleister beim sei, und werden unsere Mitarbeiten- Es folgten die Berechnung und Darstel- Wort: «Ich will das behauptete Einspar- den miteinbeziehen. Sich ab und zu lung der IST-Kosten, die Ermittlung der potenzial und die Möglichkeiten zur zu hinterfragen, ist normal. Sich dabei Marktwerte (Benchmarks), die Analyse Verbesserung betrieblicher Abläufe durch eine Aussensicht unterstützen von Abweichungen sowie das Aufzei- vorurteilslos prüfen. Das bedeutet kei- zu lassen, ist eine einmalige Chance.» gen des Optimierungspotenzials mit neswegs, dass bisher nicht gute Arbeit Diese Botschaft ging auch an besorgte konkreten Massnahmen. geleistet worden wäre, im Gegenteil. Mitarbeitende der Abteilung Hotelle- Der Entwurf des Berichts wurde mit Aber eine solche Behauptung kann rie-Hauswirtschaft, die dem CEO am 4. Auftraggeber Reto Flück besprochen nicht einfach schubladisiert werden.» Februar einen Brief geschrieben haben. und wird momentan überarbeitet. Der Schlussbericht soll im Mai vorliegen. Analyse ist «gratis» So läuft die Analyse ab Je nach Ergebnis werden der Leiter Das Ziel der Potenzialanalyse: Auf- ISS hat im März und April die IST- Betrieb und Markt und sein Kader im zeigen, ob in den Bereichen Hotel- Daten mittels geeigneter Dokumente Herbst der Geschäftsleitung einen Um- lerie-Gastronomie, Hotellerie-Haus- analysiert, anhand vorgängig kommu- setzungsplan beantragen. wirtschaft, Technik und Sicherheit, Empfang und Patientendisposition sowie Einkauf und Materialwirtschaft Das Analysemandat tatsächlich Verbesserungspotenzial schlummert und wenn ja, wo und wie Das ISS-Analysemandat umfasst folgende Punkte: viel. Die Analyse wird durch die Firma • Überprüfung des heutigen Betriebs- und Organisationsmodells der Bereiche ISS «gratis» durchgeführt. Hauswirtschaft, Empfang / Disposition, technische Dienste, Gastronomie / Neben der Aussensicht ist auch die In- Hotellerie und Einkauf / Logistik aufgrund quantitativer Kriterien nensicht gefragt: Reto Flück hat seine • Kostenvergleich mit den marktüblichen Kennzahlen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf- • Beurteilung des Optimierungspotenzials gefordert, während der Analyse eige- • Präsentation und Besprechung des Berichts mit der Auftraggeberin. (hac) ne Verbesserungsvorschläge einzu- 17
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