Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental

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Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
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                                  modern.

mitt e n d
                                    menschlich.

                                                                       tal    13 / 2021
                                                            al Emmen
                                       Personalmagazin Spit

                        Seitenwechsel: «Nebenberufe» im Spital 4 – 13
Bild: Irene Aebersold

                        IT: Threema statt WhatsApp                                 20

                        Corona: Erfahrungen in Langnau                       22 – 25
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Start.

                     Anything goes (by).

                          Liebe Leserinnen und Leser

                      Anything goes: Alles ist möglich. Und anything goes by: Alles vergeht. In diesem Spannungsfeld bewe-
                      gen sich die Beiträge im vorliegenden Heft, meinem letzten. Am «Tag der Arbeit» (1. Mai) wechsle ich
                      in den ordentlichen Ruhestand. Für den Humor, das Engagement, das Pflichtbewusstsein und die Pro-
                     fessionalität meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter aller Fachgebiete in den letzten fünf Jahren danke
                   ich an dieser Stelle herzlich. Euch allen und dem Spital alles Gute!
                 Anything goes: Das ist kein Plädoyer für uneingeschränktes Lustprinzip, hemmungslosen Egoismus oder
             wilde Anarchie. Sondern der Aufruf, gedankliche und methodische Scheuklappen abzulegen und auch schein-
bar Unmögliches in Betracht zu ziehen. Geprägt hat das Motto der österreichisch-amerikanische Wissenschaftsphilosoph Paul
Feyerabend, der die letzten zehn Jahre seiner Laufbahn auch an der ETH Zürich lehrte. Gegen dogmatische Lehrmeinungen,
die nützlichen Wissenstransfer und Innovationen verhindern können, trat er mit viel Witz und Ironie an, was ihm den Ruf
eines philosophischen «Enfant terrible» eintrug.
Am besten funktioniert der undogmatische Wissenstransfer, wenn er mit persönlicher Erfahrung verbunden ist. Deshalb
kommen in diesem Heft unter dem Generalthema «Seitenwechsel» Kolleginnen und Kollegen zu Wort, die beruflich und
arbeitstechnisch mehr als einen Hut anhaben und davon auf verschiedene Weise profitieren, was auch dem Betrieb zugute-
kommt. Speziell freut mich dabei, dass dieser Mut zu Unkonventionellem bei uns auf diversen Hierarchie- und Altersstufen
und in den verschiedensten Fachgebieten vertreten ist.

Ich wünsche allen eine vergnügliche und bereichernde Lektüre!

Markus Hächler, Leiter Kommunikation

    Inhalt

    Editorial: CEO Tony Schmid                                     3    Das Ding: Der Pfannenhalter                                             21

    Seitenwechsel: Katja Schmid und der Blick über den                   Corona: Zwei Assistenzärzte berichten über das
    Tellerrand                                                     4    Ausnahmejahr 2020                                                       22

    Seitenwechsel: PD Dr. med. Roman Hari – der Hausarzt                 Corona: Ruth Schneiders Endspurt im Impfzentrum Langnau 23
    als Lehrer                                                     5
                                                                         Corona: Viel Dankbarkeit im Impfzentrum Langnau                    24 / 25
    Seitenwechsel: Einblicke in die Arbeit des Care-Teams       6/7
                                                                         Personelles: Pensionierungen, Jubiläen,
    Seitenwechsel: Wie Alex Stupnicki und Beat Jost                      neue Mitarbeitende, Nachrufe                                       26 / 27
    auf Umwegen ins Spital kamen                                8/9
                                                                         Mein Name ist Melanie Leu                                               28
    Seitenwechsel: Christine Schütz und Irène Schüpbach über
    ihre Dreifach-Jobs                                  10 / 11

    Seitenwechsel: Maria Fiedler und Erika Lüscher im Doppeljob 12
                                                                                              Impressum
    Seitenwechsel: Was FaGe in der Hotellerie lernen              13                         Herausgeber:
                                                                                              Regionalspital Emmental AG, 3400 Burgdorf
    Archiv: Peter Schär über Seitenwechsel in (gar nicht so)                                  Redaktion:
    alter Zeit                                                14 / 15                        Spital Emmental, Kommunikation,
                                                                                              034 421 21 95, kommunikation@spital-emmental.ch

    Geschäftsjahr 2020: Der CEO zieht Bilanz                      16                         Layout:
                                                                                              Andreas Schöni, 3326 Krauchthal,
                                                                                              034 411 16 26, info@atelier-schoeni.ch
    Betrieb: Warum eine Potenzialanalyse?                         17
                                                                                              Auflage:
                                                                                              2000 Exemplare
    Kommunikation / IT: Erfahrungen mit Publikumsvorträgen
                                                                                              Druck:
    via Video                                             18 / 19
                                                                                              Haller + Jenzer AG, 3401 Burgdorf, www.haller-jenzer.ch

                                                                                              Frontseite:
    IT: Threema Work ist besser als WhatsApp                      20                         Im Spital wird auch geschweisst. Mehr dazu auf Seite 21.

2
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Editorial.

                                               i               d
                                    Anton Schm
                                    CEO

Liebe aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Wir sind ein grosses Team! Rund 1500          fache Herausforderung auch besonders         gebiete kann Synergien erzeugen und
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter              grosses Engagement und eine klare, gute      sich positiv auf Qualität, Wachstums-
widmen sich tagtäglich an unseren             strukturierte Arbeitsweise.                  möglichkeiten oder Wirtschaftlichkeit
Standorten Burgdorf und Langnau mit                                                        auswirken.
                                                                     llen
grossem Engagement der Gesundheit
                                              «Ohne diese Doppelro
                                                                     t
                                              wäre unser Spital nich
unserer Patientinnen und Patienten. Und                                                    Und dieser Trend nimmt zu. Unsere
dies mit Erfolg! Dies zeigt der Beitrag                                                    Gesellschaft ist im Wandel. Das Indi-
«Geschäftsjahr 2020».                         da, wo es heute ist.»                        viduum will sich heute entsprechend
                                                                                           seinen Vorstellungen entwickeln kön-
Aktuell verfügen wir über rund 900            Und davon profitiert auch unser Spital.      nen und nicht nur einem traditionellen
Stellen. Aber die Auswertungen des HR         Ohne diese Mitarbeiterinnen und Mit-         Rollenbild entsprechen. Die einzelnen
zeigen: Eine Person hat nicht nur eine        arbeiter mit Doppel- oder gar Dreifach-      Menschen wollen Selbstverwirklichung,
Stelle und eine Funktion inne. Nein, im       rollen wäre unser Unternehmen nicht da,      sprich: Abwechslung, Gestaltungsspiel-
Gegenteil: Als Gesellschaft, als Arbeitneh-   wo es heute ist. Von der Kombination von     raum und gleichzeitig Verantwortung
mer oder als Funktionsträger gehen wir        verschiedenen Arbeiten und Arbeitsge-        – privat und beruflich. Sei dies bei der
nicht eindimensional durchs Leben. Viele      bieten durch eine Person profitieren alle.   Kinderbetreuung, welche sich immer
von uns können von einem interessan-          Für die betroffene Person wird das Ar-       mehr Eltern hälftig teilen, oder hier bei
ten Werdegang erzählen oder beweisen          beitsleben attraktiver oder es bietet sich   uns im Arbeitsleben.
hier bei uns, dass sie verschiedene Jobs      die Möglichkeit, verschiedene Interessen
täglich erfolgreich managen können.           ausleben zu können. Das Unternehmen          Im vorliegenden «mittendrin» ermögli-
Das Tragen von verschiedenen «Hüten»          profitiert von Mitarbeitenden, welche        chen uns einige Kolleginnen und Kolle-
scheint das Arbeitsleben spannender           über vertieftes Verständnis mehrerer         gen einen Einblick in ihr tägliches «Dop-
und abwechslungsreicher machen zu             Fach- oder Aufgabengebiete verfügen.         pelleben». Spannend! Ich wünsche Ihnen
können. Natürlich erfordert diese mehr-       Das Verständnis für andere Aufgaben-         viel Freude beim Lesen!

                                                                                                                                  3
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

                                  Blick über den
                                  Tellerrand lohnt sich
                                  Diversität bringt Erfolg. Davon ist                                                    Punkto Diversität bringen wir im Ver-
                                  Verwaltungsrätin Katja Schmid über-                                                    waltungsrat gute Voraussetzungen mit:
                                  zeugt. Aus guten Gründen.                                                              Wir sind Frauen und Männer, reprä-
                                                                                                                         sentieren verschiedene Generationen
                                  Katja Schmid *                                                                         indem wir eine Altersspanne von über
                                                                                                                         20 Jahren abdecken. Und eben: Wir sind
Bild: Nina Dick, Atelier Spring

                                  Eigentlich sind wir Ärzte, Steuerprüfer                                                Ärzte, Steuerprüfer und Geschäftsfrau-
                                  und Geschäftsfrauen. Doch bereichs-                                                    en – unter anderem.
                                  übergreifende Themen interessieren                                                     Ich wünsche uns allen, nicht wie ein
                                  uns. Und wir finden viel Sinnhaftigkeit                                                Frosch im Brunnen zu sitzen. Hüpfen
                                  darin, unsere Kenntnisse nebenamt-                                                     wir ab und zu in neue Gefilde und wa-
                                  lich in den Verwaltungsrat des Spitals                                                 gen einen Blick über den Tellerrand.
                                  Emmental einzubringen. Damit sind                                                      Es lohnt sich.
                                  wir keine Einzelerscheinungen: Immer
                                  mehr Personen engagieren sich aus-         Katja Schmid: «Punkto Diversität bringen    * Katja Schmid ist seit Juni 2020 Mitglied
                                  serhalb ihres angestammten Gebietes,       wir im Verwaltungsrat gute Vorausset-       des Verwaltungsrats der Regionalspital
                                  häufig in Nebentätigkeiten.                zungen mit.»                                Emmental AG.
                                  Vor allem in der um die Jahrtausend-
                                  wende geborene Generation Z, gerne         re. Schon von Ester Ledecka gehört? Die
                                  auch als Generation «side hustle» be-      junge Athletin fährt an der Weltspitze
                                  zeichnet, finden sich viele solcher Bei-   mit – sowohl auf dem Snowboard als              Zur Person
                                  spiele. «Side hustles» sind Projekte, in   auch Ski-Alpin. Ledecka war auf dem
                                  die viel Leidenschaft und Herzblut ge-     Brett bereits Seriensiegerin, als sie im      Katja Schmid (39) aus Burgdorf ist
                                  steckt wird, die aber mehr als ein Hob-    Skiweltcup auftauchte. Sie wurde als          Bereichsleiterin Marketing und Ver-
                                  by sind. Das könnte die Pflegefachfrau     Quereinsteigerin dargestellt, was Blöd-       kauf der international tätigen Werk-
                                  sein, die nebenbei Fotoshootings von       sinn war. Skirennen war sie immer             zeug- und Medizinproduktherstel-
                                  Neugeborenen macht. Oder der Finanz-       schon gefahren, halt einfach nebenbei.        lerin PB Swiss Tools in Wasen. Die
                                  Fachmann, der in der Freizeit seiner       Auch sie dürfte sich durch ihre zwei Ste-     ETH-Diplomingenieurin in Betriebs-
                                  Frau beim Aufbau des eigenen Web-          ckenpferde ausgefüllter fühlen.               und Produktionswissenschaften be-
                                  shops hilft.                                                                             fasste sich im Laufe ihrer umfangrei-
                                                                             Auf zwei Beinen stehen                        chen Aus- und Weiterbildung auch
                                  Know-how und Spass                         Unterschiedliche Tätigkeiten befruch-         mit Innovation durch branchenüber-
                                  Manchmal ergibt sich daraus ein finan-     ten und ergänzen sich gegenseitig             greifenden Technologie-Transfer.
                                  zieller Zustupf zum Haupterwerb. In        und bereichern das Leben in jeglicher         An der renommierten Harvard Me-
                                  jeden Fall machen diese Projekte Spass     Hinsicht. Und für uns Individuen wird         dical School verfasste sie eine Se-
                                  und ermöglichen es einem, sich neue Fä-    nicht falsch sein, was für Teams längst       mesterarbeit in biomedizinischer
                                  higkeiten anzueignen, sich weiterzuent-    bewiesen ist: Diversität bringt Erfolg.       Technik. Ihre beruflichen Stationen
                                  wickeln und Wertschätzung zu erfahren:     Deshalb gehen Zukunftsforscher da-            waren unter anderem das Medizin-
                                  Die Pflegefachfrau weiss nun besser mit    von aus, dass flexible Nebentätigkeiten       technik-Unternehmen Medela und
                                  Angehörigen von Patienten umzugehen.       den einen Haupterwerb immer mehr              der Zahnimplantat-Hersteller Strau-
                                  Der Finanz-Fachmann kann bei der jähr-     ergänzen oder gar ersetzen werden.            mann. Dem Verwaltungsrat der Re-
                                  lichen Budgetierung mit der IT auch in-    Und nicht zuletzt steht stabiler, wer         gionalspital Emmental AG und dem
                                  haltlich auf Augenhöhe mitdiskutieren.     mehr als ein Standbein hat – das zeigt        VR-Strategieausschuss gehört sie seit
                                  Manchmal reichen Talent und Ehrgeiz        sich beispielsweise in der momentanen         Juni 2020 an.                 (hac)
                                  auch einfach für mehr als eine Karrie-     Arbeitsmarktsituation.

                                  4
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

Arzt und Lehrer
PD Dr. med. Roman Hari hat sich mit                                                    Was ändert sich denn mit dem Titel
Leib und Seele dem Hausarztberuf                                                       «PD» konkret für dich?
verschrieben – in der Praxis, im Spital                                                Es ist sicher eine schöne Anerkennung
und im Hörsaal.                                                                        unserer Arbeit, gerade auch der Be-
                                                                                       mühungen in der Lehre. Konkret kann
Interview: Markus Hächler                                                              ich jetzt selbstständig Masterarbeiten

                                                                                                                                      Bild: Nina Dick, Atelier Spring
                                                                                       und Dissertationen meiner Studieren-
Roman Hari, am 23. Februar 2021 hat                                                    den betreuen. Das habe ich zwar bis-
dir die Leitung der Universität Bern auf                                               her auch schon gemacht, musste aber
Antrag der Medizinischen Fakultät die                                                  am Schluss jeweils noch einen formell
venia docendi – die Lehrberechtigung                                                   Lehrberechtigten beiziehen.
– für das Fach Hausarztmedizin erteilt
und den akademischen Titel eines Pri-                                                  Wie bringst du Praxis und Lehre unter
vatdozenten verliehen. Herzliche Gra-                                                  einen Hut?
tulation zur steilen Karriere!                                                         Ich arbeite je zur Hälfte an der Uni und
Roman Hari (grinst): Zu viel der Ehre –      Bildet angehende Hausärzte aus:           in der Hausarztpraxis HAP unseres Spi-
als «steile Karriere» würde ich eher den     PD Dr. med. Roman Hari.                   tals. Ohne das Entgegenkommen unse-
Aufbau der Hausarztpraxis im Spital                                                    rer Medizinischen Klinik wäre mein En-
Burgdorf bezeichnen!                                                                   gagement im BIHAM nicht möglich. Das
                                                                                       Spital und insbesondere PD Dr. med.
Immerhin ist der PD die höchste aka-         ckelt. Darunter auch ein Programm in      Robert Escher, Chefarzt Medizin, haben
demische Auszeichnung in der Schweiz         der Ultraschallausbildung, das mittler-   mich von Anfang an gefördert, wofür
und berechtigt zu akademischer Lehre         weile an allen Schweizer Universitäten    ich sehr dankbar bin!
und Forschung.                               angewendet wird.
Stimmt, vor allem in der Lehre habe
ich tatsächlich schon viel gemacht. Ich      Welche Voraussetzung brachtest du für
leite seit viereinhalb Jahren das Res-       deine Lehrtätigkeit mit?
sort Lehre im Berner Institut für Haus-      Ich habe während der Assistenzarztzeit
arztmedizin der Universität Bern, dem        berufsbegleitend den Master of Medical       Zur Person
BIHAM. Mit meinem Team an der Uni            Education absolviert – ein Nachdiplom-
habe ich insgesamt neun obligatori-          studium in Curriculumentwicklung,           PD Dr. med. Roman Hari (34) ist Lei-
sche und acht fakultative Lehrformate        Lerntheorie, Assessment, Evaluatio-         ter der Hausarztpraxis (HAP) in Burg-
für das Berner Medizinstudium entwi-         nen, Leadership und Lehrforschung.          dorf und Leitender Arzt Medizin im
                                                                                         Spital Burgdorf. Im Rahmen seiner
                                                                                         Ausbildung zum Facharzt für All-
                                                                                         gemeine Innere Medizin arbeitete
    Der Weg zum Privatdozenten                                                           Roman Hari unter anderem als As-
                                                                                         sistenzarzt Infektiologie im St. Fran-
  Der Privatdozent (PD) verfügt über eine    nen oder eine eigenständige grössere        cis Hospital in Ifakara, Tansania, in
  venia docendi, eine Lehrberechtigung       wissenschaftliche Arbeit. Die Prüfung       einem Projekt des Schweizerischen
  an der Universität. Diese erfordert eine   selber erfolgt über ein Expertengre-        Tropen- und Public-Health-Instituts.
  Habilitation, eine Fähigkeitsprüfung.      mium mit internen und externen Fach-        In der Freizeit ist Roman Hari Berg-
  Geprüft wird, ob jemand fähig ist,         gutachten sowie mündlich mit einem          steiger. 2016 hat er die Expedition
  den Studierenden Unterricht in Form        Fachvortrag vor der Fakultät und an-        des SAC-Nachwuchsteams ins Tien-
  von Vorlesungen zu erteilen. Voraus-       schliessender wissenschaftlicher Dis-       Shan-Gebirge medizinisch begleitet.
  setzungen für die Zulassung sind die       kussion, dem Kolloquium. Das Schluss-       Seit der Geburt der beiden Töchter
  Promotion, also der akademische Titel      bouquet ist eine öffentliche Vorlesung.     2018 und 2020 sind die Touren et-
  eines Dr., und zehn wissenschaftliche,                                                 was kürzer und die Rucksäcke etwas
  von Fachleuten geprüfte Publikatio-                                         (hac)     schwerer geworden.              (hac)

                                                                                                                                  5
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

            «Ich weiss nicht,
            was mich erwartet»
Bild: iae

            Das hausinterne Care-Team (von links nach rechts): Verena Christen, Daniel Bielinski, Roland Wenger, Christine Morger, Carmen
            Aebi, Mirjam Buchser, Monika Mathys, Piroska Schwarb, Liliane Perrucci, Gabi Baumgartner (heute nicht mehr dabei), Jens
            Schweizer. Auf dem Archivbild von Mitte Januar 2020 (daher maskenlos) fehlen Susanne Bürki und Elsbeth Saner.

            Das Care-Team des Spitals besteht aus      die Frage nach dem Wieso. Für mich gilt     gen. Einfache Abläufe und die nächs-
            hausinternen Freiwilligen. Es betreut      es vor allem auszuhalten, zuzuhören.        ten Schritte in dieser Phase stehen wie
            Patienten, Angehörige und Mitarbei-
            tende in Krisensituationen. Der Leiter     Unterschiedliche Reaktionen
            und Mitglieder des Care-Teams geben        Angehörige können in dieser Situation            Care-Team,
            Einblick in ihre Zusatzaufgabe.            sehr unterschiedlich reagieren. Ich
                                                       habe erlebt, dass Menschen stoisch ge-
                                                                                                        bitte kommen!
            Christine Morger, Gabi Baumgartner         fasst und sehr in sich gekehrt sind in
                                                                                                     Das Care-Team kann von allen Be-
            und Daniel Bielinski *                     solchen Momenten. Auch lautes Trau-
                                                                                                     troffenen persönlich, via Fallführung
                                                       ern und massive Schuldzuweisungen
                                                                                                     oder vorgesetzte Stelle angefordert
            Christine Morger: «Es ist ein düsterer     an Personen oder Institutionen sind oft
                                                                                                     werden. Der Kontakt ist rund um die
            regnerischer Abend im Spätherbst.          anzutreffen. Es ist wichtig, den Men-
                                                                                                     Uhr über Tel. 034 421 27 27 (Psy-
            Während ich das Nachtessen vorberei-       schen zu signalisieren, dass dies nor-
                                                                                                     chiatrische Notfälle / Kriseninterven-
            te, klingelt das Natel. Die angezeigte     mal ist und sie sich ob ihrer Gefühlslage
                                                                                                     tion) möglich. Die Triage leitet den
            Nummer lässt nichts Gutes erahnen.         nicht schämen müssen, denn oft haben
                                                                                                     Alarm an das Care-Team weiter oder
            Auf dem Band wird mir folgende Mittei-     sie ein schlechtes Gewissen und ent-
                                                                                                     kümmert sich selber um das Prob-
            lung übermittelt: Care-Einsatz – uner-     schuldigen sich für ihre emotionalen
                                                                                                     lem.
            warteter Todesfall. Für mich gilt es nun   Ausbrüche.
                                                                                                     Bei nicht akuten Fällen können die
            in einer kurzen Bedenkzeit abzuschät-      Ein wichtiges Element eines Care-Ein-
                                                                                                     Mitglieder des Care-Teams auch di-
            zen, ob ich diesen Einsatz übernehmen      satzes ist es auch, den Betroffenen Zu-
                                                                                                     rekt kontaktiert werden. Ihre Namen
            kann.                                      sammenhänge zu erklären. Oft sind sie
                                                                                                     sind im Intranet zu finden – in der
            30 Minuten später stehe ich neben der      so überwältigt von der Situation, dass
                                                                                                     linken Spalte unter «med. Dienstleis-
            Liege mit der Verstorbenen. Sie wurde      sie Erklärungen von Ärzten nicht verste-
                                                                                                     tungen» oder in den alphabetischen
            Opfer eines Verkehrsunfalls. Ihr Ehe-      hen oder nachvollziehen können oder
                                                                                                     Links-Verzeichnissen.            (dbi)
            mann stellt immer wieder verzweifelt       diese gar nicht zu ihnen durchdrin-

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Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.
unüberwindbare Hürden im Raum. Zu           schon des öfteren sagen: Itz hani Glück
den Herausforderungen eines Care-Ein-       gha, dass nüt passiert isch?
satzes gehört auch, die Betroffenen zu      Eine Unaufmerksamkeit, ein schicksals-          Warum ich
befähigen, dass sie Angehörige anru-        hafter Moment. Ein Mensch hat einen             im Care-Team
fen können. Oder wir suchen mit ihnen       Unfall verursacht. Für ihn und sein Um-
nach Lösungen, wo sie nach dem Verlas-      feld ändert das Leben schlagartig, es
                                                                                            mitwirke
sen des Spitals hingehen können.            wird nie mehr so sein, wie es war. Die
                                                                                                            «Ich wirke mit,
                                            Unterscheidung Opfer oder Täter muss
                                                                                                            weil ich ange-
Mulmiges Gefühl                             im Moment des Einsatzes zweitrangig
                                                                                                            fragt wurde und
Nachhaltig geprägt hat mich folgendes       bleiben. Die Betreuung des Unfallverur-                         ich mich vor Jah-
Erlebnis: Bei einer Angehörigen eines       sachers gehört ebenso zu unseren Auf-                           ren in diese Rich-
verstorbenen Patienten konnte auch          gaben wie diejenige des Opfers. Es gilt,                        tung weiterbilden
nach langem Gespräch keine Bezugs-          die Situation zusammen auszuhalten,                             wollte. Es ist be-
person eruiert werden. Dieser trauern-      miteinander zu sprechen, die nächsten        friedigend, wenn wir mit unserer
de Mensch neben mir schien tatsächlich      Schritte zu organisieren, Angehörige         Betreuung grossen Schaden abwen-
ausser dem Verstorbenen niemanden           gemeinsam zu informieren, bei Befra-         den können. Auch persönlich hat
zu haben, der ihm nahestand. Es war         gungen der Polizei zu begleiten, Schutz      mir die Mitarbeit im Care-Team viel
ein mulmiges Gefühl, als wir uns am         zu geben, bei Bedarf weitere Dienste         gebracht. Die erlernten Techniken
späten Abend voneinander verabschie-        hinzuzuziehen.»                              kann ich auch im Alltag, privat und
deten. Dies im Wissen, dass diese trau-                                                  bei der Arbeit häufig einsetzen.»
ernde Hinterbliebene nun alleine in die     Sinnstiftend und bereichernd                 Carmen Aebi, dipl. Pflegefachfrau
gemeinsame Wohnung zurückkehren             Daniel Bielinski: Care (englisch «Be-        Notfall Burgdorf
wird.                                       treuung, Pflege, Sorge, Fürsorge») und
Menschen in Ausnahmesituationen zu          ein multidisziplinäres Team sind not-
                                                                                                            «Mir ist es wich-
unterstützen, erfordert eine rasche         wendig, um psychosoziale erste Hilfe bei
                                                                                                            tig, dass jede Mit-
Situationseinschätzung. Dies fordert        Menschen nach belastenden Ereignissen
                                                                                                            arbeiterin     und
mich immer wieder aufs Neue heraus.         zu leisten, ohne Ansehen von Person,
                                                                                                            jeder Mitarbeiter
Es ist sehr befriedigend, den Menschen      Religion oder Konfession. Neben der in-
                                                                                                            bei     herausfor-
in dieser oft chaotischen Situation Un-     dividuellen Begleitung nach Einsätzen
                                                                                                            dernden      Ereig-
terstützung zu bieten. Oft gelingt es mit   treffen wir uns zweimal jährlich zu einer
                                                                                                            nissen direkt und
einfachen Interventionen, etwas Struk-      Intervision (fallbezogener Austausch
                                                                                         unkompliziert eine Ansprechperson
tur und sichere Anker zu platzieren. Es     untereinander) respektive zu einem In-       hat, um gehört zu werden und sich
ist eine Arbeit, die von einer grossen      putreferat von anderen Beteiligten wie       damit nicht alleine zu fühlen.»
Sinnhaftigkeit geprägt ist.»                zum Beispiel der Polizei, RoadCross usw.     Raphael Geiser,
                                            Zentral sind dabei der kollegiale Aus-       dipl. Pflegefachmann
Schicksalshafte Momente                     tausch und das Wissen darum, dass wir        Psychiatrie Burgdorf
Gabi Baumgartner: «Wenn das Telefon         in schwierigen Situationen aufeinander
läutet und das Display den Notruf des       zählen können. Die Mitarbeit im Care-
Care-Teams anzeigt, gehen mir jeweils       Team ist für viele von uns eine sinn-                           «Wird der Ret-
einige Gedanken durch den Kopf. Ist         stiftende und bereichernde Tätigkeit.                           tungsdienst ge-
es mir möglich, diesen Einsatz anzu-        Natürlich freuen wir uns auf weitere                            rufen, ist dies für
nehmen? Kann ich meinen Tagesablauf         Teammitglieder.                                                 Patienten,      Be-
so kurzfristig umkrempeln? Fühle ich        Unserem Care-Team danke ich an dieser                           teiligte und An-
mich aktuell in der Lage, Menschen in       Stelle auch im Namen der Geschäftslei-                          gehörige oft eine
einer Extremsituation gegenüber zu          tung für das grosse Engagement, die                             aussergewöhnli-
treten? Entscheidende Fragen, die ich       Freude und Bereitschaft, uns allen, den      che Situation. Nicht immer ist das
in den wenigen Minuten beantworten          Patienten und Angehörigen, Zeit und          Leben bedroht, aber eine völlig nor-
                                                                                         male und alltägliche Situation ist es
muss, bevor ich zum Einsatz gehe. Ich       Wissen zur Verfügung zu stellen.»
                                                                                         eben auch nicht. Und so kommen
weiss nicht, was mich erwartet, wie lan-
                                                                                         viele unterschiedliche Emotionen
ge der Einsatz dauern wird, wie viele       * Christine Morger ist Stv. Bereichsleite-
                                                                                         und Empfindungen ins Spiel. Genau
Personen involviert sind, wie ich reagie-   rin Bildung. Gabi Baumgartner ist seit
                                                                                         deshalb bin ich Teil des Care-Teams.
ren werde.                                  Anfang Dezember 2020 nationale Trans-
                                                                                         Wenn ich im Alltag die Care-Arbeit
Die Einsätze sind sehr unterschiedlich,     plantationskoordinatorin bei Swisstrans-
                                                                                         einfliessen lassen kann, macht das
aber immer eine grosse Herausforde-         plant und Mitglied des kantonalen Care-
                                                                                         für mich unsere Arbeit noch wert-
rung. Nicht jeder Einsatz ist leicht zu     Teams. Zuvor war sie über 20 Jahre im        voller.»
verarbeiten. So treffe ich auch auf Situ-   Spital Burgdorf und im Care-Team des         Mirjam Buchser, dipl. Pflegefachfrau
ationen, die mir genauso hätten passie-     Spitals Emmental im Einsatz. Dr. med.        und dipl. Rettungssanitäterin,
ren können. Sind wir nicht alle im Stras-   Daniel Bielinski ist Chefarzt Psychiatrie    Langnau
senverkehr unterwegs und mussten            und Leiter Care-Team.

                                                                                                                                  7
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

            Alex Stupnicki:
            ein Faible für
            «Mechanisches»
Bild: zvg

            Alex Stupnicki am «Familienfahrzeug»: Der Jaguar XJS V12 gehört seiner Frau und kommt unter anderem bei längeren Reisen zum
            Einsatz.

            Der Chefarzt Chirurgie in Langnau         als Chauffeur beim Transportunter-       MG und Jaguar
            lenkte einst schwere Motorfahrzeu-        nehmen und Kieswerk Sollberger in        Meinen ersten MG kaufte ich 1993 und
            ge. Trotzdem zog es ihn in den Ope-       Wynigen. Danach begann ich mein Me-      bin der robusten Marke treu geblieben.
            rationssaal.                              dizinstudium, sass aber in den Semes-    Mittlerweile sind fünf weitere MGs dazu-
                                                      terferien bis 1986 weiterhin am LKW-     gekommen, plus ein Jaguar MK2 1961
            Alex Stupnicki *                          Steuerrad.                               und ein Jaguar XJS V12 Jahrgang 1989.
                                                      Parallel habe ich mich Ende 70er-/ An-   Der Zwölfzylinder ist der Nachfolger des
            Nach dem Maturitätsabschluss 1978         fang 80er-Jahre bei der Garage Studer    berühmten «Jaguar E».
            absolvierte ich bis Frühling 1979 die     in Niederösch zum Automechaniker         Jedes Jahr fahre ich nach England, um
            Rekrutenschule und danach die Aus-        ausbilden lassen, ohne Lehrabschluss.    mich mit anderen Mitgliedern des Jaguar-
            bildung zum Lastwagenchauffeur. Von       Mein Lehrmeister, der Studer Mäxu,       Clubs zu treffen. Meine Grossmutter war
            1979 bis 1982 arbeitete ich vollamtlich   hat meine Liebe zu Oldtimern geweckt.    Engländerin, mein Grossvater HNO-Arzt.

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Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

Der Arztberuf und die Liebe zu engli-        niesse das als Ausgleich. Im OP arbeitest   Platz. Es kam mir im OP immer zugute,
schen Motoren sind also gewissermassen       du immer unter Zeitdruck.                   dass ich die Ruhe behielt.
ein familiäres Erbstück. Die Liebe zum
alten Blech und Eisen konnte ich wei-        Eins nach dem andern                        * Dr. med. Alexander Stupnicki ist Chefarzt
tergeben: Meine Tochter fährt ebenfalls      Das Berufsziel Chirurg stand für mich       Chirurgie in Langnau.
einen MG, während meine Söhne ame-           seit Beginn des Studiums fest. Ich woll-
rikanische Strassenkreuzer bevorzugen.       te etwas «Mechanisches» machen. Als
                                             Chirurg bist du der Pragmatiker. Man
Pikettdienst mit Schraubenschlüssel          löst ein Problem nach dem andern. Das             Seit acht Jahren
Meinen ersten MG und den grössten Teil       habe ich auch im Militär gelernt, wo ich
des Studiums habe ich mir als Werkstu-       es bis zum Major des Emmentaler Infan-
                                                                                               in Langnau
dent selber finanziert. Das Leben war        terieregiments 15 brachte und dabei ein
                                                                                            Nach dem Staatsexamen 1988 war
damals wesentlich günstiger als heute.       nützliches Netzwerk aufbauen konnte.
                                                                                            Alex Stupnicki Assistenzarzt im da-
Nach dem «Staats» habe ich gleich ge-        Mit Jahrgang 1958 war ich 1982 älter als
                                                                                            maligen Spital Huttwil, im Spital-
arbeitet. Das war damals viel schwieriger;   meine Kommilitonen. Das war zuerst
                                                                                            zentrum Biel, am Universitätsspital
die Assistenzarztstellen flogen einem        ein Nachteil, denn in den ersten zwei
                                                                                            Zürich und am Johns Hopkins Hos-
nicht zu.                                    Studienjahren musste ich viel nachholen
                                                                                            pital in Baltimore USA. 1995 folgte
Als Oberarzt im Inselspital war ich als      und mehr «bügeln» als die anderen. In
                                                                                            die Facharztprüfung. Die weiteren
Rotationsoberarzt am damaligen Spital        der klinischen Ausbildung war ich jedoch
                                                                                            Stationen: Oberarzt im Inselspi-
Grosshöchstetten im Einsatz. Während         im Vorteil: Der praktische Ansatz und die
                                                                                            tal, Leitender Arzt Notfallchirurgie
des Pikettdienstes hatte ich oft Zeit, am    Lebenserfahrung erleichterten mir den
                                                                                            im Insel-Notfallzentrum, Co-Chef-
Auto «umezgrüble». Der Tierarzt von          Zugang zu den Patienten.
                                                                                            arzt im Spital Münsingen und seit
Biglen vermietete mir eine Scheune nahe      Von der Autoschlosserei habe ich als
                                                                                            2013 Chefarzt Chirurgie im Spital
beim Spital. Heute verfüge ich über eine     Chirurg profitiert. Nicht handwerklich
                                                                                            Langnau. Ende Oktober geht Alex
Halle mit Autolift. Dort kann ich dann in    – der Mensch ist keine Maschine. Aber die
                                                                                            Stupnicki mit 63 in den vorzeitigen
aller Ruhe meine Oldtimer warten und         Arbeit an einem mechanischen Problem
                                                                                            Ruhestand.                    (hac)
dazu eine feine Zigarre rauchen. Ich ge-     erfordert viel Zeit. Hektik ist fehl am

    Beat Jost: Vom Gefängnis- zum Spitalwesen
  Auch COO Beat Jost kam auf Umwegen         nahme des Regionalgefängnisses Burg-        ner Leitung wurde im Kanton Bern fer-
  ins Spital. Nach dem KV (Typ R) 1983       dorf – des ersten Gefängnisses in der       ner der Spezialdienst «Sicherheitsma-
  arbeitete er in einer Treuhandunter-       Schweiz, das im Modell «Public Private      nagement an gefährlichen und erhöht
  nehmung und einer Bank und erarbei-        Partnership» erstellt wurde. Unter sei-     gefährlichen Delinquenten» aufgebaut.
  tete sich im Fernstudium und in der                                                    «Nebenbei» bildete sich Beat Jost an
  Tagesschule mit Nacht- und Wochenend-                                                  der FH Nordwestschweiz zum Executive
  arbeit die eidgenössische Wirtschafts-                                                 Master Business Administration (eMBA)
  maturität (Typ E). 1992 begann er an                                                   weiter.
  der Uni Bern ein Medizinstudium und                                                    Seit 2013 ist Beat Jost Chief Operating
  arbeitete während der Wochenenden                                                      Officer sowie Stellvertretender CEO un-
  und Ferien als Nachtwache in einem                                                     seres Spitals und unter anderem für die
  Berner Pflegeheim. Nach der Geburt des                                                 Human Resources, den Rechtsdienst,
  Sohnes wechselte er 1994 zur rechts-                                                   die Führungsunterstützung des CEO,
  wissenschaftlichen Fakultät, arbeitete                                                 das Vertrags- und Risikomanagement
  parallel bis zu 50 Prozent als kaufmän-                                                und Projekte auf Stufe Gesamtunter-
  nischer Angestellter und schloss 2000                                                  nehmen (z. B. den Neubau Burgdorf)
  das Jus-Studium mit dem Lizenziat ab.                                                  zuständig und wirkt im Strategieaus-
  Von 2001 bis 2004 leitete Beat Jost den                                                schuss des Verwaltungsrates mit. Die
  Rechtsdienst des Amts für Freiheitsent-                                                früheren Aufgaben verhalfen ihm ne-
  zug und Betreuung des Kantons Bern. Als                                                ben der Führungserfahrung zu guten
                                                                                                                                       Bild: Atelier Spring

  stellvertretender Amtsvorsteher reorga-                                                Kenntnissen der politischen Prozesse,
  nisierte er anschliessend das kantonale                                                der kantonalen Verwaltungsstruktur
  Gefängniswesen inklusive Bewachungs-                                                   sowie der Verfahrensabläufe im Kanton
  station und Gefangenentransporte und                                                   Bern.
  verantwortete Planung und Inbetrieb-                                                                                    (hac)

                                                                                                                                   9
Mittendrin modern. menschlich - Seitenwechsel: "Nebenberufe" im Spital 4 - 13 IT: Threema statt WhatsApp - Spital Emmental
Seitenwechsel.

«Es braucht
viel Flexibilität»
Sie arbeitet als Pflegefachfrau auf der
Intensivstation, erledigt Büroarbeiten
und ist auch in der Neurologie tätig:
Christine Schütz gibt Auskunft über
ihre drei Tätigkeiten.

Interview: Andreas Tschopp *

Seit 1988 arbeitet Christine Schütz als
gelernte Krankenpflegefachfrau AKP
im Spital Emmental. Das ist ihre Haupt-
beschäftigung. Dazu kommen je 20 Pro-
zent im Büro (Leistungserfassung) und
in der Neurologie (Assistentin Neuro-
logie). Vom Arbeitgeber hat sie drei
Arbeitsverträge ausgestellt erhalten.
Zu Beginn hat Christine Schütz ab 2000
mitgeholfen, das erste Intranet für die

                                                                                                                                    Bild: iae
Pflege, das Pflege-Help, im Spital auf-
zubauen. Später wurde sie für die Ein-
führung des Tarmed eingespannt, «weil          Christine Schütz: 60-20-20-Prozent-Job.
man auch jemanden aus der Pflege da-
beihaben wollte». Nach der Weiterbil-
dung zur Office-Supporterin 2003 ar-           als Sachbearbeiterin für Leistungser-     zent bei der Neurologie hinzu, «weil ich
beitete sie während dem Büropensum             fassung in der Abteilung Fakturierung.    mit 53 Jahren nochmals etwas Neues
für den Pflegedienst und nun seit 2015         Seit August 2019 kommen noch 20 Pro-      kennenlernen wollte».

       Christine Schütz: Drei Aufgaben
     Intensivpflege: Als Pflegefachfrau auf    Schütz die Software, die es dem Leis-     Neurologie: Als Fachperson im 20-Pro-
     der Intensivstation im 60-Prozent-Pen-    tungserbringer ermöglicht, seine Leis-    zent-Pensum misst Christine Schütz
     sum betreut Christine Schütz Patientin-   tungen elektronisch zu erfassen. Dazu     zum Beispiel via Elektroenzephalogra-
     nen und Patienten, deren Gesundheits-     gehört auch das Erfassen von Mate-        fie (EEG) die Aktivitäten des Gehirns,
     zustand durch schnell wechselnde,         rialien und Honoraren, Erteilen von       etwa bei Epilepsie, Kopfverletzungen,
     unvorhergesehene Veränderungen ge-        Auskünften zu Fragen der Leistungs-       Bewusstseinsstörungen oder bei einem
     prägt ist. Dabei muss sie Situationen     erfassung sowie diverse administrati-     Koma. Seit letztem Herbst kommen
     differenziert analysieren und kann auf    ve Aufgaben am Computersystem und         auch Messungen der Nervenleitfähig-
     der Basis der Kompetenzen und Richt-      der Software. In diesen Bereich gehör-    keiten, sogenannte evozierte Potenzia-
     linien angemessen und selbstständig       te bis Februar 2021 auch die Schulung     le, dazu. Sie führt die Untersuchungen
     handeln und entscheiden.                  des neueintretenden Pflegepersonals       nach den ärztlichen Anweisungen mit
     Fakturierung: Als Sachbearbeiterin mit    sowie der Auszubildenden.                 medizintechnischen Geräten selbst-
     20-Prozent-Pensum betreut Christine                                                 ständig durch.                   (atp)

10
Seitenwechsel.

Wie kam es dazu, dass Sie drei verschie-    Einsätze im Mai wurden also bereits im        Freizeit am Stück. Die Arbeit im Büro
dene Funktionen ausüben im Spital,          März festgelegt.                              ist jedoch ein guter Ausgleich dazu.
und wie bringen Sie das unter einen                                                       Bei der Fakturierung wird mir auch
Hut?                                        Und wie sieht es bei der Ferienplanung        bewusst, weshalb wir unsere Leistun-
Christine Schütz: Ich bin langsam in die    aus?                                          gen so genau erfassen müssen, und
verschiedenen Funktionen reingewach-        Da orientiere ich mich an den Einsätzen       ich sehe, was danach damit passiert.
sen und arbeite seit über einem Jahr zu     auf der IS, wo das Team am grössten ist       Bei neuen Projekten sehe ich zudem
100 Prozent im Spital. Das ist nur mög-     und die Betreuung der Patienten rund          die wechselseitigen Abhängigkeiten.
lich dank meinem Mann, der mir den          um die Uhr sichergestellt sein muss.          Das hilft mir, über das eigene Gärtchen
Rücken freihält, indem er zu Hause in       Das heisst, meine Ferienpläne müssen          hinaus zu denken. Zudem wird mir be-
Hasle-Rüegsau für Haus und Garten           in erster Linie dort hineinpassen. Da         wusst, wie alles miteinander vernetzt
sorgt. Das alles zusammen bewältige         kann ich auf die Neurologie oder die          ist, und was es braucht, damit das kom-
ich nur, weil ich alles gern mache. Dazu    Bürotätigkeit weniger Rücksicht neh-          plexe System Spital funktioniert. In der
kommt der Ausgleich mit der Musik,          men, sodass Überschneidungen nicht            Neurologie ist es für mich eine neue
dem Garten, Wandern und Biken.              ganz zu verhindern sind. Aber es klappt       Erfahrung, wenn die Leute zur neuro-
                                            immer irgendwie, und ich kann meine           logischen Untersuchung kommen und
Wie koordinieren Sie die drei Tätigkei-     Ferien beziehen.                              nach einer Stunde wieder gehen, im
ten miteinander?                                                                          Gegensatz zur IS, wo der Aufenthalt
Auf der Neurologie und in der Faktu-        Wie sind Ihre Erfahrungen und was             länger dauert. Schön sind auch die ge-
rierung habe ich fixe Arbeitstage. An-      schätzen Sie an den drei Tätigkeiten?         regelten Arbeitszeiten in der Neurolo-
schliessend plant die Teamleitung IS        Ich schätze die Abwechslung sehr bei          gie, tagsüber zwischen 07.30 und 16.30
meinen Arbeitseinsatz auf der Intensiv-     meinen verschiedenen Tätigkeiten.             Uhr ohne Spätschicht und Nachtwache.
station. Es braucht viel Flexibilität, um   Aber es ist alles zusammen doch ziem-
so zu arbeiten. Der Planungshorizont        lich viel. Wenn ich allein auf der IS voll    * Andreas Tschopp ist freischaffender
auf der IS beträgt etwa drei Monate. Die    arbeiten würde, hätte ich wohl mehr           Journalist.

    Sandwich weg                                Irène Schüpbach: «Ich komme gelassen nach Hause»
  Christine Schütz schätzt auch die           Auch Irène Schüpbach, Radiologie-           Abwechslung findet sie «toll, denn
  kurzen Wege bei ihren Tätigkeiten           fachfrau in Burgdorf, trägt beruflich       wenn ich weg von zu Hause bin, gehe
  im Spital Burgdorf. In einem Fall war       mehrere Hüte: «Ich arbeite im Neben-        ich voller Motivation an die Arbeit und
  der Weg aber doch etwas zu lang,            job mit meinem Mann zusammen als            komme gelassen wieder nach Hause.
  wie folgende Anekdote beweist: Als          Hauswartin an unserer Schule, wo wir        Andererseits ist es mit Kindern prak-
  junge, frisch diplomierte Pflegefach-       auch wohnen. Er ist 100 Prozent an-         tisch, die Spital-Arbeit direkt vor der
  frau musste Christine Schütz in einer       gestellt und ich teile mir mit einer Kol-   Wohnungstüre zu verrichten und mei-
  Nacht über drei Stationen wachen.           legin noch einen 60-Prozent-Putzjob,        ne Tätigkeit selbstständig einzuteilen.»
  Eine der Patientinnen wollte etwas          damit die Schule und die Mehrzweck-                                          (hac)
  essen. «Nachdem ich ihr erklärt hat-        räume immer tipptopp aussehen. Dazu
  te, dass ich ihr um diese Zeit nichts       kommt in den Schulferien immer wie-
  anbieten könne ausser Zwieback,             der die Grundreinigung, für die wir
  ging ich auf meine übliche Runde»,          noch zusätzliches Personal engagieren
  erzählt Christine Schütz. Als sie von       können.» Ausserdem betreut Irene
  der Runde zurückkehrte, sah sie,            Schüpbach als ausgebildete Tagesmut-
  wie die Hungrige im Büro das mit-           ter einmal pro Woche zwei Tageskin-
  gebrachte Sandwich von Christine            der. «Zwei Engagements, die ich neben
  Schütz ass. «Da habe ich die Patien-        dem Hauptberuf sehr gut bewältigen
  tin sofort ins Zimmer geschickt und         und in den Alltag integrieren kann. Der
  bis am nächsten Morgen um Ruhe              Job als Mutter und Hausfrau wäre auch
  gebeten», sagt die Pflegefachfrau           noch zu erwähnen, aber der ist ja nicht
  in Erinnerung an die Zeit, als es im        als Arbeit anerkannt.»
  Spital noch keine Verpflegungsauto-         In der Schule arbeitet Irène Schüpbach
                                                                                                                                          Bild: iae

  maten gab.                                  meistens im Hintergrund und in der
                                  (atp)      Radiologie direkt am Patienten. Die

                                                                                                                                     11
Seitenwechsel.

Tolle Nebenjobs
Make-up-Beratung und Schmuckver-
kauf: Zwei Kolleginnen berichten über
ihre bereichernde Nebentätigkeit.

Erika Lüscher und Maria Fiedler *

Erika Lüscher: «Seit 32 Jahren arbeite
ich einen Tag pro Woche im Schmuck-
und Nähatelier Carré. Die ersten zehn

                                                                                                                                        Bilder: iae / kw
Jahre konnte ich in Burgdorf nebst dem
Verkauf kleinere Näharbeiten nach An-
leitung machen. Seit 20 Jahren bin ich
in Bern ausschliesslich für Schmuck-
und Accessoire-Verkäufe zuständig. Neu         Erika Lüscher: «Der Kontakt mit Menschen   Maria Fiedler: «Als Selbstständige muss
verkaufen wir in allen drei Geschäften in      und die Beratung für schöne, meist hand-   ich mich gut organisieren können und
Bern, Burgdorf und Thun beschichtete           gefertigte Gegenstände haben von jeher     davon profitiere ich auch im Spital.»
Stoffe und nähen auch diverse Artikel.         meinen Berufsalltag geprägt.»
Der Kontakt mit Menschen und die Be-
ratung für schöne, meist handgefertigte        (www.lombagine.com/maria-fiedler).         gesund sein, um ihre Aufgaben vollum-
Gegenstände haben von jeher meinen             Das heisst, ich gebe kostenlose            fänglich erfüllen zu können.
Berufsalltag geprägt. Als Mitarbeiterin        Schminkworkshops in kleinen Frauen-        Als Selbstständige muss ich mich sehr
in der Patientenadministration ist guter       runden, in denen jede Frau lernt, sich     gut organisieren können und davon
Umgang mit Patientinnen und Kunden             typgerecht, alltagstauglich und dezent     profitiere ich auch im Spital. Bei der
eine wichtige Voraussetzung. Wenn ich          zu schminken, und dies dann auch im        Pflege der Patienten achte ich noch
durch meine manchmal ausgefallenen             Alltag in wenigen Minuten umzuset-         mehr auf eine gute Hautpflege und
Schmuckstücke ein Kind zum Staunen             zen. Zu Hause in meiner Hautfachbe-        freue mich immer, wenn sie zum Bei-
bringen kann, ist dies eine Bereiche-          ratung betreue ich Männer und Frau-        spiel Gesichtsreiniger oder Tages- und
rung in meinem Alltag.                         en jeden Alters. Dort erhalten sie nach    Nachtcreme dabeihaben. Für die Pa-
Regina Hofer, Geschäftsführerin aller          einer Hautanalyse auf ihre Haut abge-      tienten ist es auch positiv, wenn die
drei Carrés, offeriert dieses Jahr übri-       stimmte     Lombagine-Pflegeprodukte       Pflegefachfrau einen gesunden, strah-
gens allen Spital-Mitarbeitenden gegen         von Kopf bis Fuss.                         lenden Teint hat.»
Vorweisen des Personalausweises einen          Die Ausbildung zur Haut- und Make-
Rabatt von 10 Prozent.»                        up-Fachberaterin fiel mir aufgrund         * Erika Lüscher ist Mitarbeiterin der Pati-
                                               meiner Vorkenntnisse aus dem Spital        entenadministration und des Empfangs-
Strahlender Teint                              nicht schwer. Auch in meiner Neben-        teams in Langnau. Maria Fiedler ist dipl.
Maria Fiedler: «Ich bin selbstständi-          tätigkeit geht es um die Gesundheit.       Pflegefachfrau auf der Abteilung A2 in
ge Haut- und Make-up-Fachberaterin             Auch die Haut ist ein Organ und muss       Burgdorf.

      Nebenjob: Das gilt rechtlich
     Laut Gesamtarbeitsvertrag ist jede        beeinträchtigen. Das Bewilligungs-For-     Nebenbeschäftigungen bei Konkur-
     beim Stellenantritt bestehende Er-        mular ist im Intranet unter Human Re-      renzunternehmen oder solche, welche
     werbstätigkeit bei einem anderen          sources zu finden.                         die Erholung in der Freizeit und den Fe-
     Arbeitgeber zu melden. Jeder neue         Die wöchentliche Höchstarbeitszeit bei     rien gefährden oder das Einhalten von
     Zusatzerwerb ist zudem bewilligungs-      einer Mehrfachbeschäftigung darf zu-       gesetzlichen Bestimmungen wie der
     pflichtig und darf weder die betriebli-   sammengezählt 45 bzw. 50 Stunden           Höchstarbeitszeiten gemäss Arbeitsge-
     chen Abläufe noch die Arbeitsleistung     nicht überschreiten. Nicht erlaubt sind    setz verunmöglichen.              (hac)

12
Seitenwechsel.

FaGe auf «Abwegen»
Angehende Fachfrauen und -männer
Gesundheit bekommen im 1. Lehr-
jahr auch praktische Einblicke in die
Hotellerie.

Andrea Loosli und Sinja Berger *

Andrea Loosli: «Schon als kleines Mäd-
chen hatte ich stets Freude, die Kinder-
ärztin zu besuchen. Auch beim Blut-
spenden meiner Mutter war ich jedes
Mal mit dabei und erhielt jeweils die
übriggebliebenen farbigen Bandagen,
um damit zu Hause meine Plüschtiere zu
verarzten. Es war für mich früh klar, dass

                                                                                                                                        Bild: iae
ich im Spital arbeiten und den Menschen
helfen möchte.
Die Schnupper-Einsätze in Küche, Trans-      Sinja Berger: «Die Leute sind sehr freundlich und offen.»
portdienst, Bettenzentrale und Wäsche-
pool haben mir sehr gut gefallen. Ich        rade ein solcher Spezialtag ist, ist es im   war es eine gute Abwechslung zum nor-
habe Sachen gesehen, die man sonst nie       Wäschepool bestimmt noch cool.»              malen Arbeitsalltag.
sehen würde. Auch habe ich wieder viele                                                   Ich habe Betten geputzt und frisch be-
neue Mitarbeiterinnen kennengelernt.         «Gute Abwechslung»                           zogen, saubere Waschtücher zurück in
Von all diesen Arbeiten komme ich auf        Sinja Berger: «Ich habe mich für die         die Schränke der Abteilungen gebracht,
der Abteilung wenig mit. Jetzt habe ich      FaGe-Ausbildung entschieden, weil ich        Garnituren gemacht, Müll entsorgt und
einen Bezug zu diesen Abläufen und           gerne mit Menschen zusammenarbeite.          noch vieles mehr. Am besten gefiel mir
Tätigkeiten.                                 Ausserdem finde ich das Gesundheits-         die Arbeiten in der Küche. Gestunken hat
In der Küche durfte ich viel machen,         wesen sehr interessant und abwechs-          mir nichts wirklich, beim Transportdienst
zum Beispiel Fleischteller dekorieren,       lungsreich.                                  taten mir einfach nur am Abend die Beine
am Mittag am Essband stehen und mit-         Der Einsatz in den «fremden» Fachgebie-      etwas weh vom vielen Herumlaufen.»
helfen, die Tablare zu füllen. Ich habe      ten hat mir sehr gut gefallen. Die Leute
für die Suppe Gemüse geschnitten. Es         sind sehr freundlich und offen. Es war       * Andrea Loosli und Sinja Berger sind FaGe-
war ein toller Tag.                          auch sehr interessant, in andere Bereiche    Lernende im 2. Lehrjahr. Das Hotellerie-
Im Transportdienst durfte ich Briefe zu-     des Spitals hineinzublicken. Ausserdem       Praktikum fand im 1. Lehrjahr statt.
stellen und viel Material auf die einzel-
nen Stationen bringen und verteilen.
In der Bettenzentrale musste ich nur
Betten reinigen, mit der Zeit wurde das
ein bisschen eintönig. Mir fehlte die Ab-
wechslung. Zum Glück war das nur ein
halber Tag. Aber ich weiss jetzt, dass das
eine anstrengende Arbeit ist. Aber ich
könnte mir nicht vorstellen, den ganzen
Tag Betten zu reinigen und zu beziehen.
Im Wäschepool war es für mich ebenfalls
etwas langweilig, weil an diesem Tag eine
neue Mitarbeiterin eingearbeitet wurde.
                                                                                                                                        Bild: iae

So konnte ich nur danebenstehen und
nicht viel tun. Ich habe es lieber, wenn
ich etwas tun kann. Wenn es nicht ge-        Andrea Loosli: «Jetzt habe ich einen Bezug zu diesen Tätigkeiten.»

                                                                                                                                  13
Archiv.

Mehrfachjobs
schon immer
«gang und gäbe»
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts ba-
sierte in bernischen Spitälern vieles
auf nebenamtlicher Tätigkeit. Auch
danach hatte festangestelltes Perso-
nal mehrere Funktionen zu erfüllen.

Peter Schär *

In Burgdorf wirkten Notare als Sekre-
täre der Behörden und Verantwortliche
für die Administration. In Langnau wa-
ren dies die Pfarrer der Gemeinde. Erst
1919 haben mit Carl Hess in Burgdorf
und 1952 mit Walter Rickli in Langnau
vollamtliche Verwalter ihre Arbeit auf-
genommen.

                                                                                                                                Bild: zvg
Multifunktionale Oberschwestern
Vor dem Amtsantritt der Spitalverwal-
ter waren die Oberschwestern, in der      Oberschwester Bertha Lehmann (links) und ihre Stellvertreterin, Schwester Hedwig
Regel Diakonissen, die einzigen fest      Capol, im Ruhestand im Diakonissen-Mutterhaus in Riehen.
angestellten höheren Kadermitarbei-
tenden. Die Ärzte haben im Hauptbe-
ruf ihre Praxen als Dorfärzte geführt     me und die Patientendisposition sowie      und holte sich Diakonisse Hedwig Capol
und im Nebenamt Patienten am Spital       Sozialarbeiterin.                          als Stellvertreterin. Fortan bewältigten
behandelt.    Mehrfachanforderungen       Bei ihr gingen auch nachts alle Telefon-   die beiden Ordensschwestern zu zweit
waren selbstverständlich. Das zeigen      anrufe wegen Notfällen oder bevorste-      das Arbeitspensum an sieben Wochen-
die Beispiele von Oberschwester Ber-      henden Geburten ein. Sie alarmierte        tagen.
tha Lehmann und ihrer Stellvertreterin    den Ambulanzdienst, die Nachtwachen,       Schwester Hedwig kam aber nicht von
Schwester Hedwig Capol. Beide waren       Ärzte und Hebammen. Wenn nötig leg-        auswärts. Sie war bereits am Spital als
in Langnau bis 1971 im Einsatz.           te sie selber im Notfall Hand an. Zudem    Operations- und Narkoseschwester tä-
Schwester Bertha war als Leiterin Pfle-   verfügte sie über einen Schlüssel zu       tig. Diese Funktionen hat sie bei Perso-
gedienst für die Anstellung und Füh-      den Vorratskammern und bereitete den       nalengpässen weiterhin wahrgenom-
rung des gesamten Pflegepersonals         Mitarbeitenden im Nachteinsatz jeweils     men.
und des OP-Personals, das Erstellen       eine Zwischenverpflegung zu.
der Dienstpläne und auch für die Or-                                                 Narkose und Gips
ganisation der Aus- und Weiterbildung     7-Tage-Woche                               Die Anästhesie war Mitte des letzten
zuständig. In Personalunion war sie       Mit dem grösser werdenden Spital           Jahrhunderts noch weit vom heutigen
zugleich Telefonistin, Verantwortliche    konnte Oberschwester Bertha nicht          Stand der Kenntnisse entfernt. Verant-
für den Empfang, die Patientenaufnah-     mehr alle Arbeiten alleine bewältigen      wortlich für die Narkose waren damals

14
Archiv.

noch die jeweiligen Operateure. Unter-     Die Einführung war mehr als dornen-         und weitergebildet und konnte so si-
stützt wurden sie dabei von einer ange-    voll. Unsere Mitarbeitenden der Patien-     cherstellen, dass die Leistungserfas-
lernten Pflegefachfrau.                    tenadministration verfügten über gute       sung überall im Haus begriffen wurde.
1944 hat in Langnau Max Graf seine Ar-     Kenntnisse in ihrem Fachgebiet, jedoch      Der Rest der Geschichte ist bekannt:
beit als Pfleger im Operationssaal auf-    nicht über das medizinische Wissen,         Paul Moser hat von der Pflege zur IT ge-
genommen und wurde ebenfalls sofort        um Ärzte, Pflegende und medizintech-        wechselt und dort am Spital Emmental
in die Grundzüge der Anästhesie einge-     nisches Personal auszubilden.               eine beeindruckende Karriere hinge-
weiht. Er hat sich in den vierzig Jahren   Eines Tages stand Paul Moser, Leiter        legt, die auch heute noch andauert. Ich
am Spital Langnau kontinuierlich in        der Intermediate Care und ausgebilde-       selber habe am Beispiel von Paul be-
der Anästhesie weitergebildet und sich     ter Intensivpflegefachmann bei mir im       griffen, dass für das Durchsetzen von
umfassende Kenntnisse angeeignet.          Büro und hat seine Mithilfe angeboten,      IT-Anwendungen nicht primär Büro-
Um die neuen Arbeitszeitvorschriften       um als Gesprächspartner mit den me-         fachqualitäten zählen, sondern spezi-
einhalten zu können, kam ein weiterer,     dizinischen Fachpersonen auf Augen-         fisches Fachwissen der Branche.
bereits ausgebildeter Pfleger dazu. Die    höhe diskutieren und so unsere Ad-          * Peter Schär arbeitete von 1982 bis 2013
beiden Anästhesiepfleger waren aber        ministration zu unterstützen. Jetzt war     in leitender Funktion für das Spital Em-
nicht ständig in ihrem Fachgebiet aus-     der gordische Knoten durchschlagen!         mental und ist ein versierter Kenner der
gelastet, weshalb sie zusätzlich im An-    Paul Moser wurde IT-mässig geschult         bernischen Spitalgeschichte.
legen von Gipsverbänden ausgebildet
wurden.

Streit um Stellen
Bei meinem Arbeitsantritt 1982 ver-
fügte das Spital Langnau über drei An-
ästhesiepfleger / «Gipser». Für die Ge-
sundheitsdirektion ging das zu weit.
Bezirksspitäler hatten im Maximum
Anrecht auf zwei Anästhesiepfleger.
Es begann ein langes Tauziehen um
die dritte Stelle. Nach fast zwei Jahren
hat dann der Kanton eingelenkt. Aber
nur deshalb, weil wir ihm die Multi-
funktionalität unserer Pfleger bewei-
sen konnten. Wir haben aufgelistet, wie
viele Narkosen, Einsätze mit der Ambu-

                                                                                                                                      Bild: zvg
lanz sowie Gipsverbände in einem Jahr
angefallen sind und konnten so den
Nachweis erbringen, dass wir für all       Intensivpfleger Paul Moser in seiner ursprünglichen Funktion auf der Intermediate Care
diese Arbeiten im Vergleich zu anderen     in Langnau.
Spitälern nicht mehr Stellen besetzt
hatten.
                                               Beratung in allen Lebenslagen
IMC-Leiter löst IT-Knoten
In den 1990er-Jahren musste der Auf-         Als ein Patient vom Spital Langnau ins    stände müsse er zurück ins Asyl. Er als
wand für eine korrekte und vollständi-       Asyl Gottesgnad (das heutige dahlia)      charakterfester und gottesfürchtiger
ge Leistungserfassung gewaltig gestei-       verlegt wurde, stand er kurze Zeit spä-   Mann habe dort eine wichtige Mission
gert werden. Um vom Kanton sowie den         ter bei Oberschwester Bertha im Büro:     zu erfüllen, müsse er doch im Haus
Kassen und Versicherern das uns zuste-       «Ich möchte wieder ins Spital, ins Asyl   einem neuen Geist zum Durchbruch
hende Geld zu erhalten, mussten wir          gehe ich auf keinen Fall mehr zurück.     verhelfen. Der Eindruck war offenbar
Betriebsbuchhaltungen mit elektroni-         Dort sind alle gottlos und es wird ge-    nachhaltig. Der Mann ist dann wieder
scher Leistungserfassung aufbauen.           flucht.» Schwester Bertha hörte dem       ins Asyl zurückgekehrt und dort bis zu
Wir haben alle Belege für die Abteilun-      Mann lange und gut zu und sagte           seinem Lebensende geblieben!
gen umgestaltet und für Erfassungsge-        ihm dann, gerade wegen dieser Miss-                                        (ps)
räte lesbar gemacht.

                                                                                                                                 15
Geschäftsjahr 2020.

Wir sind auf Kurs
Trotz Corona schrieb die Regional-
spital Emmental AG im Geschäftsjahr
2020 fast eine schwarze Null und
konnte ihr Angebot erneut erwei-
tern.

Anton Schmid, CEO

Ich bin sehr zufrieden mit dem Geschäfts-
jahr 2020. Mit vereinten Kräften konnten
wir den «normalen» Spitalbetrieb mit

                                                                                                                                   Bild: zvg
einem Minimum an Einschränkungen
aufrechterhalten, die zeitgerechte Be-
handlung aller Patienten so weit wie         Anfang April 2020 wurde der Aufwachraum in Burgdorf zur erweiterten IPS
möglich sicherstellen und das Angebot        umfunktioniert. Wir waren parat, doch die Corona-Patienten blieben aus –
weiter ausbauen – trotz Corona, trotz        bis im November.
erster und vor allem zweiter Welle, trotz
«Aufholjagd» in der zweiten Jahreshälfte.    des Vorjahrs solide etablieren konnten.    Per 1. April 2021 wurden 0,3 Prozent
Zwar nahmen die Fallzahlen im akut-          Mit der Einführung der geriatrischen       der Bruttolohnsumme individuell ver-
somatischen stationären Bereich um fast      frührehabilitativen Komplexbehand-         teilt.
drei Prozent ab – eine Folge des sechs-      lung in Langnau, der Erweiterung der
wöchigen Lockdowns im März / April.          ärztlichen Versorgung in Langzeit-Pfle-    Corona wirkt nach
Dafür erlebten die ambulanten somati-        geinstitutionen, der Etablierung des       Was bringt uns die Zukunft? Leider
schen Behandlungen und die stationäre        Palliativangebots und der neuen Psych-     keine Verschnaufpause, im Gegenteil.
Psychiatrie ein markantes Wachstum.          iatriestationen sowie der Verstärkung      Die wirtschaftlichen Langzeitfolgen
Gegenüber dem Vorjahr verzeichneten          der interdisziplinären Schmerzthera-       der Pandemie werden den politischen
wir 2020 insgesamt fast 9000 Patienten       pie decken wir die Bedürfnisse im Em-      Verteilkampf um öffentliche Ausgaben
mehr.                                        mental noch besser ab als bisher.          verschärfen. Der bereits jetzt hohe Kos-
Der betriebliche Mehraufwand durch                                                      tendruck wird nochmals zunehmen.
                                                                     n
                                             «Unsere Trümpfe werde
Corona konnte dank der Corona-Ver-                                                      Unsere Trümpfe – Wohnortsnähe, En-
gütungen des Kantons weitgehend auf-                                                    gagement mit Herzblut, hohe Flexibili-
                                                                    n.»
gefangen werden, sodass wir 2020 bei-        auch in Zukunft steche                     tät, um nur die wichtigsten zu nennen
nahe eine schwarze Null geschrieben                                                     – werden aber auch in Zukunft stechen.
haben. Damit blieben wir zwar unter den      In der Radiologie wurde die Compu-         Schauen wir nach vorn, packen wir’s an!
Budgeterwartungen, aber insgesamt auf        tertomografie an beiden Standorten
Kurs. Dies vor allem dank «Langstrecken-     komplett erneuert und in Burgdorf ein
Engagement» und Flexibilität unserer         zusätzliches Magnetresonanztomogra-            2020 in Zahlen
Mitarbeitenden, der Solidarität und Hilfs-   fiesystem eingerichtet. Wir können
bereitschaft in der Bevölkerung und der      nun bei geringerer Strahlenbelastung         Der Geschäftsbericht 2020 wird ge-
Unterstützung unserer Netzwerkpartner        die komplette Palette an radiologischen      mäss Finanzkalender am 28. April auf
in den Hausarztpraxen, Langzeiteinrich-      Untersuchungen in allen Bereichen des        https://www.spital-emmental.ch/
tungen und Spitex-Organisationen sowie       menschlichen Körpers anbieten.               Geschaeftsberichte veröffentlicht.
von Hilfskräften aus der Bevölkerung.
Dafür bin ich allen sehr dankbar!            Attraktive Arbeitsplätze
                                             Good news auch im Bereich Sozial-
Angebot ausgebaut                            partnerschaft: Im Rahmen des Gesamt-
Es erfüllt mich mit besonderer Befriedi-     arbeitsvertrags der Berner Spitäler und
gung, dass wir das wohnortsnahe me-          Kliniken wurde per 1. Januar 2021 der
dizinische Angebot trotz Pandemie er-        Vaterschaftsurlaub um eine Woche er-
neut erweitern und die neuen Angebote        höht auf drei Wochen bei vollem Lohn.

16
Betrieb.

Betrieb lässt seine
Abläufe analysieren
Steckt in den Betriebsabläufen von
Hauswirtschaft, Gastronomie, Patien-
tendisposition, Technik und Logistik
Verbesserungspotenzial? Eine ISS-

                                                                                                                                   Bild: Dawid Cedler, Pixabay
Potenzialanalyse soll diese Frage be-
antworten.

Markus Hächler

15 bis 20 Prozent des Aufwands. Die-
ses theoretische Sparpotenzial vermu-
tet die Firma ISS – Weltmarktführer in
Sachen Reinigung – in den Support-         Hinschauen, messen, vergleichen: Die Potenzialanalyse soll zeigen, ob und allenfalls
prozessen Hauswirtschaft, Gastrono-        wo Betriebsabläufe verbessert werden können.
mie, Technischer Dienst und Logistik
unseres Spitals, wie sie vorletztes Jahr   reichen. Mit seinem Kader wird er das       nizierter Themenlisten Betriebsrund-
vor Vertretern der Geschäftsleitung er-    Ergebnis und das weitere Vorgehen           gänge in Burgdorf und Langnau durch-
klärte.                                    beraten. Reto Flück: «Wir schlagen sel-     geführt und Bereichsverantwortliche
Reto Flück, Leiter Betrieb und Markt,      ber vor, was nach der Analyse zu tun        und weitere Direktbetroffene befragt.
nimmt den externen Dienstleister beim      sei, und werden unsere Mitarbeiten-         Es folgten die Berechnung und Darstel-
Wort: «Ich will das behauptete Einspar-    den miteinbeziehen. Sich ab und zu          lung der IST-Kosten, die Ermittlung der
potenzial und die Möglichkeiten zur        zu hinterfragen, ist normal. Sich dabei     Marktwerte (Benchmarks), die Analyse
Verbesserung betrieblicher Abläufe         durch eine Aussensicht unterstützen         von Abweichungen sowie das Aufzei-
vorurteilslos prüfen. Das bedeutet kei-    zu lassen, ist eine einmalige Chance.»      gen des Optimierungspotenzials mit
neswegs, dass bisher nicht gute Arbeit     Diese Botschaft ging auch an besorgte       konkreten Massnahmen.
geleistet worden wäre, im Gegenteil.       Mitarbeitende der Abteilung Hotelle-        Der Entwurf des Berichts wurde mit
Aber eine solche Behauptung kann           rie-Hauswirtschaft, die dem CEO am 4.       Auftraggeber Reto Flück besprochen
nicht einfach schubladisiert werden.»      Februar einen Brief geschrieben haben.      und wird momentan überarbeitet. Der
                                                                                       Schlussbericht soll im Mai vorliegen.
Analyse ist «gratis»                       So läuft die Analyse ab                     Je nach Ergebnis werden der Leiter
Das Ziel der Potenzialanalyse: Auf-        ISS hat im März und April die IST-          Betrieb und Markt und sein Kader im
zeigen, ob in den Bereichen Hotel-         Daten mittels geeigneter Dokumente          Herbst der Geschäftsleitung einen Um-
lerie-Gastronomie,     Hotellerie-Haus-    analysiert, anhand vorgängig kommu-         setzungsplan beantragen.
wirtschaft, Technik und Sicherheit,
Empfang und Patientendisposition
sowie Einkauf und Materialwirtschaft           Das Analysemandat
tatsächlich     Verbesserungspotenzial
schlummert und wenn ja, wo und wie           Das ISS-Analysemandat umfasst folgende Punkte:
viel. Die Analyse wird durch die Firma       • Überprüfung des heutigen Betriebs- und Organisationsmodells der Bereiche
ISS «gratis» durchgeführt.                     Hauswirtschaft, Empfang / Disposition, technische Dienste, Gastronomie /
Neben der Aussensicht ist auch die In-         Hotellerie und Einkauf / Logistik aufgrund quantitativer Kriterien
nensicht gefragt: Reto Flück hat seine       • Kostenvergleich mit den marktüblichen Kennzahlen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf-        • Beurteilung des Optimierungspotenzials
gefordert, während der Analyse eige-         • Präsentation und Besprechung des Berichts mit der Auftraggeberin. (hac)
ne Verbesserungsvorschläge einzu-

                                                                                                                              17
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